NRW-Studie zum Thema Verschickungskinder

Das Sozialministerium in NRW gab auf Initiative mehrerer engagierter Verschickungskinder in NRW (Detlef Lichtrauter und Maria Dickmas, damals Landeskoordinatoren der “Initiative verschickungskinder”, heute im dann gegründeten eigenen Landesverein AKV-NRW e.V., eine wissenschaftliche Studie in Auftrag. Das Landesministeriums fühlt sich als Bundesland verantwortlich für die damaligen Verschickungsheime in NRW, für die das Bundesland die Aufsicht hatte. Montag, den 17.1.22 wurde diese Studie zum Thema „Verschickungskinder“ der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wir danken dem verantwortungsvollen Handeln der ehemals politisch Verantwortlichen, der Träger von Heimen in der Verschickungsindustrie von NRW

Die Studie gibt einen ersten, sehr umfassend belegten geschichtlichen Blick auf die Verwaltungsstrukturen und das System der Verschickungen, wie es in der Weimarer Republik aus und aufgebaut wurde und dann in den 60er Jahren eine neue Blüte erfuhr. Eine der wichtigsten Forderungen der Studie: Es braucht nicht nur Länderbefassungen, auch im BUND muss etwas passieren. Unterstützung der jetzt schon von Betroffenen aufgebauten Recherche-Strukturen zur gesellschaftlichen Aufarbeitung, zusammen mit den Betroffenen.

Aus der Pressemitteilung:

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) hat heute (17.1.2022) eine Studie zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kinderverschickung vorgelegt. Bis in die 1990er-Jahre hinein sind Hunderttausende Heranwachsende aus Nordrhein- Westfalen von staatlichen Stellen zu mehrwöchigen Aufenthalten in Kurheimen, insbesondere an Nord- und Ostsee, verschickt worden. Ziel sollte dabei eigentlich sein, ihnen Erholung zu verschaffen und ihre Gesundheit zu stabilisieren. Viele dieser ehemaligen “Verschickungskinder” berichten jedoch von Leiderfahrungen, Misshandlung, menschlicher Kälte und Traumatisierung. Der nordrhein-westfälische Landtag hat in einem einstimmigen Beschluss am 26. November 2021 die Einrichtung eines Runden Tisches zum Thema Kinderverschickung angeregt. „Unser Land muss und wird sich auch mit den dunklen Kapiteln unserer Landesgeschichte auseinandersetzen. Das sind wir allen voran denen schuldig, denen Unrecht widerfahren ist. Die Studie ist eine gute Grundlage für die weitere wissenschaftliche Aufarbeitung. Wir werden in enger Abstimmung mit dem Verein der nordrhein-westfälischen Verschickungskinder den Runden Tisch einrichten, um ein Stück weit Licht ins Dunkel zu bringen”, erklärt Minister Karl-Josef Laumann. „Nach vielen Jahrzehnten des Schweigens ist die Studie ein wichtiger Schritt in Richtung Wahrheitsfindung für alle Betroffenen“ meint Detlef Lichtrauter vom Verein „Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW e.V.. Im Sozialministerium wurde im Oktober 2020 eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die die Aufarbeitung der Kinderverschickung vorantreibt. Hier die Studie zum Download.

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