Millionen Menschen sind miteinander verbunden – Hella Kemper in der ZEIT über das Elend der Verschickungskinder

In einer ausführlichen Reportage: „Ihre Eltern dachten, es geht ihnen gut!“ widmet sich am 10.9.25, die Autorin Hella Kemper in der ZEIT dem Thema des Leids der Verschickungskinder. Auf eine ganz besonders reflektierte Weise fragt die Redakteurin Hella Kemper nach den gesellschaftlichen Auswirkungen dieses vollkommen unentdeckten Skandals von Millionen Menschen, einer ganzen Kindergeneration.

Sie schreibt:

„Auf unsichtbare Weise sind in Deutschland Millionen Menschen miteinander verbunden. Sie teilen etwas, über das die meisten von ihnen jahrzehntelang nicht gesprochen haben. Sie haben es verdrängt, vergessen, verschwiegen. Weil niemand sie gefragt hat. Weil ihnen oft nicht geglaubt wurde. Weil es niemand so genau wissen wollte. Doch jetzt belegen Sozialhistoriker der Humboldt-Universität in einer groß angelegten Untersuchung: Es sind zwischen 9,8 und 13,2 Millionen, und was sie behaupten, erlebt zu haben, hat sich tatsächlich ereignet – als kleinere oder größere Kinder, als Jugendliche, wurden sie verschickt. Die Forschung validiert nun ihre Erinnerungen. Was diese Millionen Menschen erlebt haben, hat ihr Leben verändert. Und weil es so viele sind, hat das, was ihnen widerfahren ist, auch die deutsche Gesellschaft beeinflusst. Sie wäre ebenfalls eine andere; denn was ein Mensch erinnert, so der Soziologe Maurice Halbwachs, erinnert er nicht nur für sich, sondern auch für andere. Jede kollektive Erfahrung hat Rückwirkungen auf die soziale Ordnung.

Dazu hat Hella Kemper auch noch die amerikanische Wissenschaftlerin, Prof. Dr. Ilona Yim interviewt: „Warum habt ihr mich geschickt?“. Diese hat die individualpsychologischen Folgen von Verschickungen wissenschaftlich untersucht und war selbst einst Verschickungskind in Deutschland.

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