Suchen Sie in den Erinnerungen anderer Verschickungskinder nach ihrem Heim

7 Ergebnisse für: Bergfrieden

Torsten - 2023-11-25
Verschickungsheim: Haus Bergfrieden, Bad Sachsa
Zeitraum-Jahr: 1964
Kontakt: Keine Angaben

Ich wurde aufgrund meines Gesundheitszustandes im Alter von 7 Jahren für 6 Wochen nach Bad Sachsa in das Haus 'Bergfrieden' verschickt. Die Dinge, die eine andere Betroffene geschildert hat, kann ich nur bestätigen weil ich sie selbst genau so erlebt habe. Das Essen musste aufgegessen werden. Kam es aufgrund dessen zum Erbrechen, musste das Erbrochene wieder gegessen werden. Einem Jungen kam das Erbrochene aus der Nase und auch er musste alles nochmal essen.
Postkarten wurden erst in Kladde auf einem Zettel geschrieben und nach Korrektur durch die Aufseher (ich weiß nicht wie man die Leute sonst nennen kann) kontrolliert, korrigiert und dann mussten wir die Postkarten mit dem genehmigten Text ausfüllen.
Vor dem Schlafengehen mussten immer alle aufs Klo gehen und als ich das mal nicht konnte, dafür aber eine Stunde später musste, hat mich eine der Aufseherinnen dabei erwischt. In meiner Angst bin ich vor ihr weggelaufen und habe mich in meinem 8-Betten-Zimmer im Schrank versteckt. Dort hatte sie mich schnell aufgespürt und mit einem Kleiderbügel verdroschen. Zur Strafe musste ich danach draußen vor der Zimmertür hocken. Erst nach mehreren Stunden durfte ich völlig durchgefroren wieder ins Bett.
Ich erinnere mich auch mal an einen Ausflug in den Wald aber die meisten Erinnerungen habe ich immer noch an die Brutalität der Erwachsenen. Es war schrecklich.

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Roland Handschuh - 2023-04-13
Verschickungsheim: Bergfrieden, Bad Sachsa
Zeitraum-Jahr: 1958
Kontakt: Kontakt: Erwünscht

Roland Handschuh
12. April 2023 20:18
Hallo, und Gruss an all die damaligen “Verschickungskinder”.
(Allein das Wort Verschickung erzeugt bei mir Unbehagen.)
Ich wurde im August 1958 für vier Wochen nach Bad Sachsa in das Heim “Bergfrieden” geschickt. Bis heute hab ich noch viele Erinnerungen an einzelne Begebenheiten in diesem Heim (Die meisten davon nicht gerade erfreulich!). Nach 65 (!) Jahren hatte ich heute die Gelegenheit, nach Bad Sachsa zu fahren. Was ein wundervolles idyllisches Städtchen in dieser traumhaften Umgebung im Harz. Da meine Mutter die Postkarte, welche ich damals nach Hause geschrieben hatte, all die Jahre aufbewahrt hat, konnte ich das alte (leider heruntergekommene und überwucherte Heim) ohne Mühe wiederfinden. Welche Erinnerungen bei dem Anblick kamen heute wieder in’s Gedächtnis. Es war damals sicherlich nicht alles schön, aber ich hab heute keine Bitterheit, sondern eher Wehmut und nostalgische Gefühle empfunden. Jedenfalls bin ich dankbar, dass ich heute diese kleine Zeitreise unternehmen konnte.
Mich würden natürlich die Kommentare und Erinnerungen anderer “Verschickungsopfer” von damals – besonders derer, die zu der Zeit auch in Bad Sachsa waren, brennend interessieren. Meine E-mail Adresse: Roland.zuhause@hotmail.com.
Vielen Dank für Eure Antworten im voraus.
Roland Handschuh, USA

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Hannelore Speer - 2021-02-14
Verschickungsheim: Bad Sachsa -Harz- Haus "Bergfrieden"
Zeitraum-Jahr: 22.2. - 5.4.1961

Auch ich war 3mal Verschickungskind in den 1960er Jahren. Es war eine schmerzliche, angsterregende und qualvolle Tortur. Diese Kuren waren immer 6 Wochen und ich kam traumatisiert, eingeschüchtert, verstummt und ängstlich zurück. - Bad Sachsa -Harz- "Bergfrieden" 1961
- Langeoog -Nordsee- 1964/65
- Niendorf -Ostsee, Timmendorf- 1966

Ich habe schmerzliche Erinnerungen an diese Zeit, ein Kuraufenthalt mit vielen Zwängen, Bestrafungen und Verboten. Ich war mit 8 Jahren in Bad Sachsa und habe dort eine grauseme Tortur durchlebt. Festgebunden am Stuhl wurde ich gezwungen mein Mittagessen (Spinat) ganz aufzuessen. Danach erbrach ich alles und ich mußte dann mein Erbrochenes wieder und wieder essen bis der Teller leer war, das zog sich bis in den Nachmittag. Die Milch wurde mir eingeflöst. Ich bekomme heute noch Würgereiz bei Spinat und Milch.

Einmal bin ich nachts unerlaubt auf die Toilette und konnte im Dunkel mein Zimmer nicht finden, zur Strafe mußte ich im dunklen kalten Treppenhaus die Nacht auf der Treppe sitzend Barfuß und ohne Decke verbringen, es war Winter.

Ein anderes mal wurde ich für mehrere Stunden in eine dunkle Kammer ohne Fenster eingeschlossen. Das löst bei mir heute noch Panik in geschlosseen Räumen aus. Eine Strafe war auch, ich mußte stundenlang knieend in der Ecke im Speisesaal verbringen. Stubenarrest für zwei Tage im Bett liegend gab es auch.

Post an die Eltern wurde kontrolliert geschrieben.

Diese Geschehnisse sind ein Alptraum, quälend und traumatisch, sie belasten mich heute noch.

Hannelore

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Habe die gestrige Reportage über Verschickungskinder in der ARD gesehen und möchte als „ Beteiligte“ dazu einen Kommentar hinzufügen!!! Ich war von 1967-bis 1968 im Kinderheim Bergfrieden in Bad Sachsa, Steinaer Str. geführt von Frau Lieselotte Wilhelm, Ehefrau des Kinderarztes Wilhem, Borntalkinderkrankenhaus , als Praktikantin(17Jahre) beschäftigt! Dieses knappe Jahr war eines meiner schlimmsten Erlebnisse meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester!! Diese Bilder sind mir als Personal so schlimm in Erinnerung!! Das „Fachpersonal der 2Häuser( 1Mädchen-und Kleinkinderhaus und ein Jungenhaus) war inkompetent, höchst agressiv den Kindern gegenüber, es gab von der“ Tante„ im Jungenhaus abends vor dem Fernseher in ihrem Zimmer sexuelle Übergriffe! Sie suchte sich im Laufe des Tages Ihren „Lover“ für den Abend aus-unter dem Deckmantel des Fernsehschauens! So hatte sie reichlich Gelegenheit sich zu amüsieren, denn ihre Strafen bei Widerspruch waren hart, keine Nahrung, abstrafen für Nichtigkeiten in der Gruppe, Prügel vor den anderen Jungen!! Im Mädchenhaus residierten 2andere „Tanten“ ,eine davon bekannte Alkoholikerin! Sie trank sogar vor den Kinder!! Die Kinder wurden mit Kleiderbügeln geschlagen, wenn sie nicht essen mochten! Erbrochenes wurde erneut gefüttert, und wehe es klappte nicht!! Die Kinder schliefen 6 Wochen im eingenässten Bett, es gab keinen Wäschewechsel!! Eingekotet Unterwäsche kam in einen Beutel und wurde später im Koffer des Kindes mit nachhause geschickt!! Ich verstand die Eltern nicht, keine Anzeigen, Proteste oder Aussprachen wurden daraufhin wahrgenommen!! Alles so akzeptiert!! Die Kinder wurden regelrecht misshandelt, ohne Konsequenzen!! 4Praktikantinnen sind bei Frau Wilhem vorstellug geworden, wir haben die Verhältnisse geschildert, sie wurden belächelt mit dem Satz: Mädels, ihr spinnt, werdet erstmal erwachsen und kompetent wie unsere Fachkräfte!! Wir sind weitergegangen zum Jugendamt in Bad Sachsa!! Auch hier kein Gehör! Die angekündigten Besuche des Amtes zeigten ein gut organisiertes und kinderfreundliches Heim!!! Ich habe nach dieserMisere mein Praktikum beendet, meine Vorstellung von Kur, Verschickung und Menschenliebe wurden dort nicht geteilt, selbst eine Institution wie das Jugendamt duckte sich weg!! Ich habe meine Ausbildung in Braunschweig fortgesetzt in einem Kinderheim und später im Stadtischen Kinderkrankenhaus. Meine Maxime für meinen weiteren Berufsweg blieb immer sehr human, Eltern-und Kindern zugewandt und ich habe nach 40 Jahre in diesem Beruf immer noch Abscheu vor diesem Kinderheim Bergfrieden und seinen Angestellten!! So etwas müsste geahndet werden und richtig aufgearbeitet und entschädigt werden! Beate, 69 Jahre!!

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Petra Sch. - 2024-11-06
Verschickungsheim: Kinderkurheim Bergfrieden Greiz (Thüringen)
Zeitraum-Jahr: 1967
Kontakt:

Hallo, ich bin durch Zufall auf die Reportage "Verschickungskinder" im TV gestoßen und habe mich dadurch näher mit dem Thema befasst.
Ich (jetzt 63 Jahre alt) war auch ein Verschickungskind. Ich war 5 Jahre alt (bin im Heim 6 geworden), als bei einer Schuluntersuchung festgestellt wurde, dass ich zu dünn bin.
Im März/April 1967 wurde ich für 6 Wochen ins Kinderkurheim nach Greiz geschickt, um zuzunehmen.
Sehr viele Erinnerungen habe ich nicht mehr an diese Zeit. Vielleicht spielt da auch Verdrängung eine große Rolle.
Ich kann mich aber erinnern, dass wir gezwungen wurden aufzuessen, was für uns Kinder eine Qual war.
Schnelle Bewegungen, wie rennen und toben waren verboten, weil es für die Gewichtszunahme hinderlich war. Wer gegen irgendwelche Vorgaben verstoßen hatte, musste im Waschraum bleiben, wogegen die anderen zum Essen gehen durften.
Erinnern kann ich mich auch, dass es jeden Tag zum Frühstück Mehlsuppe gab. Und dann weiß ich noch, dass es dort einen Raum mit einer Art Höhensonne gab, um die wir nackt herumlaufen mussten.
An Misshandlungen, wie Schläge oder andere Repressalien, kann ich mich nicht erinnern. Das Schlimmste war der Esszwang und die wochenlange Trennung von der Familie ohne jeglichen Kontakt.
Wahrscheinlich habe ich auch vieles verdrängt. Aber wenn ich die Erfahrungen und die daraus erfolgten Ängste und Zwänge vieler anderer Verschickungskinder lese, denke ich, dass einige Verhaltenszüge von mir auf diese schlimme Zeit zurückzuführen sind, worüber ich mir bis jetzt noch keine Gedanken gemacht habe.
z.B. reise ich ungern, brauche meine vertraute Umgebung, ich lass mich nur ungern von Fremden berühren und ganz ausgeprägt, ich würde nie jemanden zwingen zu essen bzw. aufzuessen.
Ich weiß nicht, ob der Kuraufenthalt dafür verantwortlich ist. Aber eine Erklärung wäre das.
Vielen Dank für die Aufarbeitung!

Katja - 2021-12-17
Verschickungsheim: Bergfrieden Greiz
Zeitraum-Jahr: 27.9.-23.10.1991
Kontakt: Kontakt: Erwünscht

Ich war, zusammen mit meiner Zwillingsschwester in Greiz, 1991, da wir zu dünn waren für die Schule. Uns kam es beiden vor, als wären wir nur 1 Tag dort gewesen. Unsere gemeinsame Erinnerung ist nur, dass wir eingenäßt haben und dann vor Heimweh geweint haben und wieder nach Hause durften. Meine Erinnerung ist schwarzweiß, obwohl ich andere Erinnerungen aus diesem Alter alle in bunt habe, wir waren 6 Jahre alt und ich erinnere mich an viele lange Szenen sogar von Jahren davor ... also wieso denken wir, dass es nur 1 Tag war und warum ist es nur ein schwarzweiß Bild in unserer Erinnerung. Meine Mutter weiß nur, dass wir nicht -wie geplant- zugenommen, sondern abgenommen haben und mit vielen uringetränkten Strumpfhosen wieder zurück kamen. Außerdem las ich nun schon in einigen Berichten von Milchreis, den man zu Hauf essen musste und ich habe einen ganz schlimmen Ekel vor diesem Gericht und mag auch sonst nichts mit Milch, am schlimmsten warme Milchspeisen. Ich habe noch den Geruch in der Nase, manchmal erinnere ich mich an das gruselige Gefühl dort, wenn ich ihn in alten Krankenhäusern rieche zum Beispiel. Vielleicht war es in dieser Zeit nicht mehr so heftig, wie in den Jahren davor, traumatisiert hat es aber sicher. Ich bin ein Mensch mit gravierenden Angststörungen und war auch schon in Therapie deswegen. Bisher hatte ich es eher auf meine frühkindlichen Operationen mit Krankenhausaufenthalten 1990 und 1992 geschoben. Doch nach den vielen Berichten glaube ich, dass es auch mit diesem Erlebnis zusammen hängen könnte. Mit Verlustängsten habe ich auch stark zu kämpfen, als Partnerin uns Mutter. Ich erinnere mich fast immer an meine Träume und habe mindestens 1 mal die Woche Albträume mit Gewalt oder Verlust als zentrales Thema. Vielleicht findet sich jemand mit mehr Erinnerungen an diese Zeit an diesem Ort...

Andreas D.61 - 2021-03-16
Verschickungsheim: Kinderkurheim Bergfrieden / Bad Sachsa
Zeitraum-Jahr: ca 1970 / 1971

[img]https://www.picclickimg.com/d/l400/pict/401828130057_/10213784-3423-Bad-Sachsa-Haus-Berg-Frieden.jpg[/img]

Essen "Oliver Twist":
" Stil in Charles Dickens " , unter dem Saal war eine Töpferei
und ein Brandofen mein zimmer war glaube ich Unter dem Dach habe zur Nittagspause aus dem Fenster runter nach unten zum Tor geschaut und wurde erwischt von den sndern gehänselt dann kamm eine Frau (Erzieherin) dazu und mit Hand und Gürtel geschagen hat sogar Gelacht-
Zur Töpferei .... Da Musten wir Wasen
und anderes klein kram herstellen
das wurde warscheinlig verkauft

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