Erstes grundlegendes Werk zum Thema „Verschickungen“: Das Elend der Verschickungskinder – Kindererholungsheime als Orte der Gewalt

ENDLICH! Anja Röhl hat ein erstes Grundlagenbuch über die gigantische Verdrängung einer kollektiven Traumatisierung von Millionen von Kindern durch Verschickungen geschrieben! Dank ihrer Beharrlichkeit und dem Mut zahlloser Betroffener beginnt nun die so notwendige Aufarbeitung!

Prof. Dr. med. K.H. Brisch / Bindungsforscher

Zwischen den 1950er und 1990er Jahren wurden in Westdeutschland zwischen acht und 12 Millionen Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren auf Anraten von Kinderärzten und auf Kosten der Krankenkassen ohne Eltern zur »Erholung« verschickt. Während der meist sechswöchigen Aufenthalte an der See, im Mittelgebirgsraum und im Hochgebirge sollten die Kinder »aufgepäppelt« werden. Tatsächlich erlebten sie dort jedoch oft Unfassbares: Die institutionelle Gewalt, die sich hinter verschlossenen Türen ereignete, reichte von Demütigungen über physische Gewalt bis hin zu sexuellem Missbrauch. Betroffene leiden noch heute an den Folgen der erlittenen Traumata.

Anja Röhl gibt den Verschickungskindern eine Stimme und möchte die Träger ehemaliger Verschickungsheime in die Verantwortung nehmen. Sie zeigt, welches System hinter den Kinderkuren stand, und geht möglichen Ursachen für die dort herrschende Gewalt nach.

Das Buch ist ein erster Schritt zur Aufarbeitung eines bisher unerforschten Bereichs westdeutscher Nachkriegsgeschichte und zur Anerkennung des Leids Betroffener.

Zu meiner Person:

Ich bin Sonderpädagogin und freie Autorin, seit 2019 die Initiatorin der Bewegung der Verschickungskinder. Seit Jahren beschäftige ich mich nebenberuflich und autobiografisch mit dem Thema traumatische Kurverschickungen.  Schon 2004 schrieb ich unter dem Titel: „Tante Anneliese“ in der Literaturzeitschrift „Risse“ (Heft 13, S.47/2004) einen literarischen Beitrag dazu. Im Sommer 2009 habe ich einen weiteren literarisch-autobiografischen Text zu diesem Thema in der Zeitung junge welt veröffentlicht (9.9.2009, S.13). Daraufhin bekam ich Hunderte von Zuschriften. Seitdem haben sich Berichte von Betroffenen auf meiner Autorinnen-Seite als öffentliche Kommentare gesammelt. So beschloss ich die Mit-Betroffenen einmal anzuschreiben und mit Heimexperten Kontakt aufzunehmen. Bald kam heraus, dass es Tausende solcher Kindererholungsheime und -heilstätten gab. Ich habe dann mit einigen Wissenschaftlern und Experten einen Aufarbeitungsverein gegründet und 2019 auf Sylt einen ersten Kongress zum Thema organisiert. Mit 80 Betroffenen haben wir die  „Initiative Verschickungskinder“ gegründet. Weitere Betroffene und viele WissenschaftlerInnen haben sich uns angeschlossen. Auch ein historisches Buch haben wir gefunden, in dem deutlich wurde, dass die angewandten pädagogischen Methoden Grausamkeit und Kälte sogar propagierten.  Politiker aller Bundesländer haben inzwischen das Leid der Verschickungskinder anerkannt. Dieser Erfolg ist der unermüdlichen Arbeit vieler Ehrenamtlicher zu verdanken. Es wurden inzwischen vier Fachkongresse mit Wissenschaftlern und Betroffenen erfolgreich durchgeführt. Es haben sich inzwischen zahlreiche öffentlich eingestellte Berichte und Tausende vollständig ausgefüllte Fragebogen nach internationalem Standard mit traumatischen Erinnerungen angesammelt, deren Anzahl ständig zunimmt. Dem von mir verfassten Buch habe ich inzwischen ein weiteres beigesellt: Heimweh-Verschickungskinder erzählen, hier habe ich sensible Porträts von Verschickungskindern verfasst.  

Autorin: AnjaRöhl
Titel: Das Elend der Verschickungskinder – Kindererholungsheime als Orte der Gewalt
ISBN: 978-3-8379-3053-5,
Verlag: im Psychosozial-Verlag ca. Preis: 29,90.-Euro: info@psychosozial-verlag.de

Peter Wensierski:
“Eigentlich sollte Millionen Kindern mit einer Kur, zu der sie „verschickt“ wurden, geholfen werden. Doch sie wurden einer Maschinerie ausgeliefert – gequält, erniedrigt, gedemütigt. „Verschickungskinder“ waren späte Opfer des Nazigeistes im Nachkriegsdeutschland. Unbedingt lesen!“

Peter Wensierski, Buchautor und Dokumentarfilmer,
langjähriger SPIEGEL-Autor

Rezensionen:

Alexandra Senfft schreibt im FREITAG:
„Anja Röhls grundlegendes Buch geht mitunter an die Schmerzgrenze, doch wer begreifen will, wie die NS-Hinterlassenschaften bis heute auch auf diese Weise in den Menschen weiterwirken, sollte es sich zur Pflichtlektüre machen.“

Christoph Gunkel schreibt im Spiegel:

„Mit ihrem Buch möchte sie Historiker und Betroffene motivieren, die Aufarbeitung voranzutreiben. Die Rechtsnachfolger der Heime müssten ihre Akten öffnen. Selbst das Basiswissen ist noch zu dünn: Niemand weiß präzise, wie viele Heime und verschickte Kinder es gab.“

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