Kinderkuren in der DDR – Infos

Die Geschichte der Kinderverschickung in der BRD und der DDR ist im Allgemeinen eine gesamtdeutsche. In Deutschland wird die 1876 entstandene “Evangelische Diakonissenanstalt zur Pflege skrofulöser Kinder zu Norderney” (ab 1897 “Marienheim”) als erste Kinderheilstätte gehandelt. Dem voraus gingen vergleichbare Einrichtungen bereits ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (1750-1800) in England. Die Entstehung von Heilkuren am Meer ist auf die medizinische Forschung des englischen Arztes Dr. Richard Russel (1687-1759), die er im Jahr 1750 in seiner Dissertation veröffentlichte, zurückzuführen.
[Skrofulose = eine Art Tuberkulose]

Mit der Gründung der DDR im Jahr 1949 und dem Beginn der Trennung Deutschlands nahm die Erholungsverschickung von Kindern auf dem Gebiet der DDR in einigen wenigen Details einen etwas anderen Verlauf als auf dem Gebiet der BRD und West-Berlin. Wesentlich dabei ist, dass die Verschickung von Kindern auch in der DDR bis zu deren Auflösung im Jahr 1990 fortbestand.

Der Begriff »Verschickung« im Bezug von Menschen wurde in der Vergangenheit sehr vielfältig verwendet. Er war unter anderem in der Form »Kurverschickung« bei Erwachsenen in Gebrauch. In der DDR wurde die Kurverschickung sowohl für Erwachsene als auch für Kinder vom FDGB (Ost-Pendant zum DGB) gemeinsam organisiert. Aus dieser Handhabung gingen die Begriffe »Kinderkuren« und »Kurkinder« hervor. Der Begriff »Kurverschickung« rückte in der DDR in den Hintergrund und war nur noch umgangssprachlich (Zeitungsartikel) für erwachsene Kurpatienten in Gebrauch. In (nachweislich) West-Berlin wurde hingegen weiter der Terminus “Verschickte Kinder und Jugendliche” (Statistisches Jahrbuch) verwendet.

Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern gab es in der DDR die Unterscheidung in Heilkuren und Prophylaktische Kuren. Die im Ersten Weltkrieg (1914-1918) ab dem Jahr 1917 in Deutschland eingeführte Kinderlandverschickung (Einzelverschickung) zu Pflegeeltern oder Verwandten und Bekannten wurde in der DDR aufgegeben. Sie bestand insbesondere ab 1961 (Berliner Mauerbau) in West-Berlin weiter.

Die meisten Namen der Kinderkurheime und Kindersanatorien in der DDR sind bekannt, jedoch scheinbar nicht alle. Es gab – wie überall – auch bei den Kinderkuren und deren Einrichtungen Veränderungen. Ein Bestreben nach immer besserer gesundheitlicher Versorgung bestand auch in der DDR und so wurden auch neue Kinderkurheime errichtet oder bestehende aufgegeben.

Die Kurkinder wurden vorwiegend bei Reihenuntersuchungen durch Schulärzte (m/w/d) ausgewählt. Danach gab es einen Termin bei einem Arzt (m/w/d) im Gesundheitsamt, der die Kur verschrieb. Die Kurdauer war 3-6 Wochen. In Ausnahmefällen – insbesondere in Kindersanatorien – auch länger. Die Regeln während des Kuraufenthaltes waren die gleichen wie in der BRD. Dazu gehörten hauptsächlich Besuchsverbot, Paketverbot, Telefonatverbot und Briefkontrolle.

Die bisherigen Erkenntnisse aus den Berichten der DDR-Kurkinder zeigen auf, dass in den Kinderkurheimen, aus denen negative Berichte vorliegen, eine ähnliche Situation wie in den Kinderverschickungsheimen in der BRD bestand. Diese zeichnet sich aus durch eine in den Kinderkurheimen vorherrschende Emotionslosigkeit und Gefühlskälte. Jedoch sind – wie auch in der damaligen BRD – scheinbar nicht alle Einrichtungen betroffen. Allen Anschein gab es auch Kinderkur-Einrichtungen, die gut geführt wurden. Berichte über solche Kinderkurheime sind der DDR-Koordination ebenfalls willkommen, damit ein Gesamteindruck über die Gesamtsituation entstehen kann.

Die Unterscheidung in BRD und DDR muss ab dem Jahr 1949 (Gründung der DDR) bis zum Jahr 1990 (Deutsche Wiedervereinigung) vorgenommen werden, weil da die Kinderkuren unterschiedlichen Systemen unterlagen. Es wäre super, wenn sich DDR-Kurkinder und auch ihre Angehörigen melden würden. Unter anderem sind Fotos, Unterlagen, beschriebene Ansichtskarten sowie Briefe und auch sogenannte “Merkblätter” zur Aufarbeitung und Erforschung der Kinderverschickung in der DDR sehr hilfreich. Du kannst zur DDR-Koordination Kontakt aufnehmen per Email.
Desweiteren kannst du ein öffentliches “Zeugnis” ablegen. In deinem “Zeugnis” bitte den Begriff “DDR” und den Namen des Kinderkurheimes sowie den Ortsnamen vom Standort des Kinderkurheimes erwähnen.

Jedes DDR-Kurkind ist dazu eingeladen an der Vernetzung aktiv teilzunehmen. Dazu finden unter anderem Videokonferenzen statt, zu denen sich DDR-Kurkinder anmelden können (Aktuelles » Terminkalender). Desweiteren bitten wir darum das Forum auf dieser Webseite zur Vernetzung mit anderen Kurkindern zu nutzen. Im Forum haben sich bereits DDR-Kurkinder gemeldet, die unter anderem nach Kurkindern suchen, die im gleichen Kinderkurheim waren wie sie. Community » Forum

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