Die Dimensionen von Verschickungen überstiegen jedes Ausmaß. Die Einrichtungen lagen meist dicht gedrängt in Kurorten. Erste Zahlen fanden sich im Bericht der Bundesregierung 1965: Für das Jahr 1963 gab es „839 Kur-, Heil-, Genesungs- und Erholungsheime für Minderjährige“, mit einer Bettenkapazität von zusammen: 56.608 Betten. 43% davon in privater Trägerschaft.
Der Rest verteilte sich auf zahllose soziale und kirchliche, auch heute noch bekannte Trägerinstitutionen. In den Heimen kam es zu sieben bis acht Kinderkuren pro Jahr (u.a. detaillierter Beleg im Pfarrarchiv Borkum über Heimzeiten von 1934 -1994), das summiert sich auf  396.256 Kinderverschickungen im Jahr 1963.

Aus unseren jetzigen Daten haben wir einen Boom von über 30 Jahre ermittelt (1950-1980), schon allein für 10 Jahre, kommt man so schon auf 3.962.560 Plätze. Davon ausgehend hochgerechnet ergibt sich die bisherige Schätzzahl von mindestens 8 Millionen.

Während der siebziger Jahre kam es zu einem langsamen Rückgang der Massenverschickungen, desto mehr bemühten sich Kinder-Heilstätten und -Erholungsheime ihren Einnahmelevel durch Einsparungen, Werbung und Aquise zu erhalten. In den 80er Jahren verschärften sich die Diagnose-Vorschriften. Es war nun nicht mehr möglich gesunde Kinder nur zur Erholung zu verschicken, es finden sich unter den verschickten Kindern vermehrt schwere Diagnosen und “soziale” Indikationen. Viele Kindererholungsheime bemühten sich um den Krankenhausstatus und erreichten ihn auch. Damit entfiel die Heimaufsicht durch das Jugendheim und viele Vorschriften zugunsten der Kinder.

Bis Ende der 80er Jahre verringerten sich aber trotzdem stetig die Entsendezahlen, auch die Sonderzug-Verschickungen endeten und bis zur Mitte der 90er Jahre erstarb die typische Kinderverschickung.

Die großen Heilstätten boten ab Ende 80er Jahre sukzessive Mutter-Kind-Verschickungen an, das konnte aber nicht verhindern, dass Hunderte von Verschickungsheimen schließen mussten. Heute gibt es noch etwa 50 Kinderheilkur-Einrichtungen, sie werden aber überwiegend in der Kinder-Rehabilitationsmedizin, also im Nachklang von Krankenhausaufenthalten genutzt.

Einzig im Bereich der sozialen Indikation, im Bereich der VERHALTENSSTÖRUNGEN und TRAUMATA-Behandlung ist auch heute noch Einzelverschickung vor dem 12. Lebensjahr üblich, manche der Einrichtungen, wie zb das Hamburger Kinderheim in Wyk auf Föhr sind in dieser Richtung heute noch aktiv. Das hat aber mit dem System der Massenverschickung von Kindern in den 50/60/70er Jahren mit ihrem System der Entsendestellen und Sonderzügen, nichts mehr zu tun.

Schon in den 70er Jahren verließ die Generation der unter der NS-Zeit beruflich geprägten Menschen langsam die Einrichtungenund und auch die Generation der in der NS-Zeit sozialisierten Menschen ging 1987/88/89 in Rente. Neue junge Mitarbeiterinnen füllten die Reihen auf und kindgerechtere Einstellungen setzten sich langsam durch. Heute arbeiten in diesen Heimen und Heilstätten Multifunktionsteams von Psychotherapeuten, Sozialarbeitern, Sonderpädagogen, Erzieher:innen, Heilpädagog:innen und Ärzteteams. Eltern sind einbezogen. Die Einrichtungen sind i.d.R. keine geschlossenen, totalen Institutionen mehr.

Diese Zahlen stellen erst den Ausgangspunkt einer Forschung da, sie müssen durch vertiefende Recherchen noch verifiziert werden. 

Nach Auszählung in einem historischen Fachbuch (Sepp Follberth, 1964) ergaben sich 1143 Einrichtungen.
Neueste Recherchen in Heimort- und Landesgruppen haben noch höhere Zahlen ermittelt. Unsere bisherigen Schätzungen gehen von den niedrigsten Zahlen aus, die im Bericht der Bundesrepublik 1965 genannt werden.
Das Buch mit allen Heimadressen nach Bundesländern wird ihnen gern unter: erstinfo@verschickungsheime.de im Original zugesandt.