Fürs Leben gezeichnet – erfolgreiche Buchvorstellung der etwa 100 Zeichnungen des Künstlers Jari Banas in Krefeld
Bilder über Verschickung, Zeichnungen über Verschickung, Comic über Verschickung – Darf das sein? Der Comic-Zeichner Jari Banas schuf 100 hochwertige Zeichnungen, in denen er zu 200 Betroffenenberichten der ersten Stunde kleine Stegreifgeschichten schuf. Von den historischen Zusammenhängen über die Vorkommnisse in den Heimen und deren kindlich-angstvollen Erinnerungen schlug er den Boden bis zur heutigen Refelxion der erwachsenen verschickungskinder, die sich organisieren und ihre Selbstachtung wiederfinden. Trotz all der erlebten Demütigungen, Beschimpfungen, Bestrafungen haben sich die Verschickungskinder zusammengetan und fordern, dass die Gesellschaft den Skandal aufarbeitet. Das alles hat er in Comiczeichnungen verarbeitet. Großer Erfolg bei der Buchpremiere in Krefeld.
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Jari Banas ist seit 2019 in unserer Initiative aktiv, als Künstler und Grafiker hat er das Logo für unsere Initiative gezeichnet, er war beim Fachkongress auf Sylt mit einer ersten kleinen Ausstellung zum Thema dabei, daraus ist jetzt ein BUCH geworden. Sein Buch enthält in Hundert Zeichnungen jeweils kleine Episoden aus verschiedenen öffentlich eingestellten Betroffenenberichten, immer in drei kleinen Bildern fest. Nichts ist beschönigt, nichts ausgedacht, alles ist nur zeichnerisch aufs Papier gebracht, was in den schmerzhaften Erinnerungen der Betroffenen in Worte gefasst wurde.
Das Buch erschien im Unrast Verlag, Der Autor lebt und arbeitet in Krefeld. Ausführliche Pressemappe.
Kurzinhalt
Bis in die 1970er-Jahre hinein war die Kinderverschickung für manche Kurorte eine Haupteinnahmequelle. Es gab 1200 solcher Heime in Deutschland, bis zu 50 Stück pro Kurort. Was die Tausenden Kinder, die dort seit den 1950er-Jahren in wochenlangen ›Kuren‹ untergebracht waren, erlitten, erfahren wir diesem Buch. Das Elend, die Verzweiflung und die Trauer, die Lähmung und Angststarre der Kinder, die diese unter den Demütigungen und der Gewalt in den Heimen erlebten, hatten nur selten Wut und Gegenwehr zur Folge, die Kinder kamen gebrochen und still aus den Verschickungen zurück. In Jaris Bildern werden die Tanten zu Drachen und die in Angst und Schrecken versetzten Kinder gelangen in den öffentlichen Blick, sodass ihnen endlich Solidarität und Mitgefühl zuteil wird. Es geht um ein lange vergessenes Unrecht, wenn nicht systematisches Verbrechen. Denn in vielen dieser Einrichtungen waren sogar NS-Verbrecher untergekommen, der Umgang mit Kindern wurde geprägt durch NS-Berufslaufbahnen und NS-Sozialisation in Kindheit und Jugend, die Einrichtungen glichen daher Gefängnissen und NS-Anstalten. Eugenische Ideen vom Abhärten, Gehorsam und schwere Strafen beherrschten den Umgang mit Kindern. Die Sichtbarmachung dieser Geschichte stärkt die Betroffenen und so wird ihr Aufstehen, 50 Jahre später, zu einem Akt des späten Sichwehrens, zu einem Zeichen, dass Menschen, gleich welchen Alters, eine ureigene Würde besitzen. Aus jedem hilflosen Kind, wird eines Tages ein*e Erwachsene*r, der*die anklagt. Die Wunden der Verschickungskinder werden in Jaris Zeichnungen zum Zeugnis späten Widerstands gegen eine seelenbrechende Erziehung von kleinen Menschen, die niemandem etwas getan hatten.
Portrait
JARI Banas, in Finnland geboren, am Niederrhein aufgewachsen. Nach Volksschule, Schlosserlehre und Werkkunstschule in Krefeld malte er 50 Jahre lang Bildergeschichten: Umwelt- und Politik-Comics & JARIkaturen, z. B. den ersten deutschen Öko-Comic “Die Wyhlmaus” (1978) und 20 Jahre lang den “Umweltkalender”. Zum “Kapital” von Karl Marx zeichnete Jari einen vielfach neu aufgelegten und wunderbaren Comic: Dieser erspart auf amüsante Weise 800 Seiten Sachtext und zeigt stattdessen einen undogmatischen Marx in 500 Bildern.