Gedenkstein vor Mutter-Kind-Klinik in Niendorf – am Timmendorfer Strand – errichtet

Am 25.4.2023 wurde in Niendorf/ Ostsee, am Timmendorfer Strand, ein Mahnmal für Kinder in der Verschickung errichtet, zur Erinnerung an die Gewalt, die Verschickungskinder in dem dortigen Kindererholungsheim während vieler Jahrzehnte, bis 1997 und 1984 erleiden mussten.
Die Kinder waren meist erst zwischen 2 und 11 Jahren alt, sie wurden allein über Wochen und Monate, getrennt von ihren Eltern, dort untergebracht, sie erlitten Zwangsfüttern, strenge Strafen und sexuellen Missbrauch, sie konnten sich nicht wehren, da ein strenges Besuchsverbot galt, heutige Betroffene schildern ihre Aufenthalte als schwer traumatisierend. Dieses Heim ist nur eines von ca: 2000 Kindererholungsheimen, in denen Gewalt an Verschickungskindern nachweislich stattgefunden hat. Die Information über den mahnenden Gedenkstein findet sich auf der Webseite der Mutter-Kind-Klinik Meeresstern im Geschichtsrückblick, unter der leider nicht ganz passenden Überschrift: IM EINSATZ FÜR MENSCHEN SEIT ÜBER 100 JAHREN.

Zum Hintergrund ist die Dokumentation von Lena Gilhaus äußerst hilfreich, dadurch erfährt man, dass es im Wesentlichen ihrer akribischen Recherche und ihrem unaufhörlichen Nachhaken zu verdanken ist, dass es nun diesen Gedenkstein gibt. Nun muss es weitergehen: Auch die Suche in den eigenen Archiven nach Beschwerden und Mängeln, die mglw. nie beachtet wurden, muss nun die ganze Aufmerksamkeit weiterer Aufarbeitungsarbeit gewidmet werden.

Aus der Presseerklärung der Franziskanerinnen, 25. April 2023:

Die Kongregation der Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg zu Thuine hat einen Gedenkstein vor dem ehemaligen Kinderkurheim St. Antonius in Timmendorfer Strand – Niendorf, der heutigen Mutter-Kind-Klinik aufgestellt. Der Gedenkstein erinnert an die Kinder, die in Niendorf zur Kinderkur waren und hier durch Schwestern oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gewalt erfahren haben. „Wir wissen, dass der Gedenkstein nur eine Geste sein kann und das Leid, das Kinder erfahren haben, nicht ungeschehen macht“, erklärt die Generaloberin des Ordens, Schwester Maria Cordis Reiker. „Nachdem wir im vergangenen Jahr den Bericht über die Kinderkuren veröffentlicht hatten, habe ich viele Stunden mit ehemaligen Kurkindern gesprochen, die sich bei mir gemeldet haben. Der Stein soll auch nach außen ein deutliches Zeichen sein, dass unsere Ordensgemeinschaft ihr Leid anerkennt. Und er ist allen unseren Schwestern sowie denjenigen, die mit uns und für uns arbeiten eine Mahnung, dass von unseren Händen und aus unseren Herzen niemals Gewalt ausgehen darf.“

Die Kongregation der Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg zu Thuine hat im vergangenen Jahr einen Zwischenbericht zur Aufklärung von Vorfällen sexueller Gewalt und körperlichen Misshandlungen in den Kinderkurheimen St. Antonius und St. Johann in Timmendorfer Strand-Niendorf und Sancta Maria auf Borkum veröffentlicht (www.franziskanerinnen-thuine.de). Die Dokumentation gibt vor allem den Berichten der Opfer Raum, kommentiert die Schilderungen nicht und ordnet sie nicht ein. Der Zwischenbericht ist der Beginn eines Dialogs zwischen den ehemaligen Kurkindern und dem Orden, der auch in Zukunft fortgesetzt werden soll.

Wir danken im Namen der Verschickungskinder der heutigen Mutter-Kind-Klinik Maria Meeresstern und dem Franziskannerinnenorden für die Errichtung des Mahnmals vor der Mutter-Kind-Klinik „Maria Meeresstern“ in Niendorf/Ostsee, am Timmendorfer Strand, die heutige Adresse, wo der Gedenkstein zu finden ist, falls Sie ihn besuchen wollen:

Mutter-Kind-Klinik Maria Meeresstern
Steiluferallee 1- 4
23669 Timmendorfer Strand

Anja Röhl

Kontakt zum Orden, die weitere Zeitzeugenberichte für ihre Aufarbeitungsarbeit sammeln:

Kongregation der Franziskanerinnen vom hl. Martyrer Georg zu Thuine
Schwester Maria Cordis Reiker
Generaloberin
Klosterstr. 14
49832 Thuine

Tel.Nr.: 05902 / 501103
E-Mail: generalsekretariat@franziskanerinnen-thuine.de

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