Madagaskar – Hörspiel über das Leid der Verschickungskinder
Diese Liedzeile wählte die Autorin Sabine Ludwig als Titel für ihr Hörspiel über Verschickungskinder. Manchmal reicht schon ein Lied aus der “Mundorgel”, um Albträume wiederzuerwecken. Nachdem die Betroffenen jahrzehntelang darüber geschwiegen haben, was ihnen als Kind in den Verschickungsheimen widerfahren ist, berichten sie es nun. Sabine Ludwig hat aus ihren Stimmen ein Kunstwerk gemacht.
“Wir lagen vor Madagaskar…und täglich ging einer über Bord…” Ein Lied, was wir ewig singen sollten, es gruselte uns, es lief uns kalt über den Rücken herab, wir sangen es mit Schaudern und Angst, aber es erschien uns wie ein Spiegel unserer augenblicklichen Situation!” (so eine Betroffene über ihre Erlebnisse in einem Verschickungsheim, www.verschickungsheime.de)
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Madagaskar – Trauma Kinder-Erholungsheim
WDR Hörspiel – Madagaskar. vom 30.10.2022. 47:18 Min.. Verfügbar bis 30.12.2099. WDR Online. Von Sabine Ludwig.
Zwischen den 1950er und 1990er Jahren wurden in Westdeutschland bis zu acht Millionen Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren “verschickt”. Damit gemeint waren Kur- bzw. Erholungsaufenthalte am Meer oder in den Bergen. Die Gründe, warum ein Kind sechs Wochen lang getrennt von den Eltern in einem Kinderheim verbringen musste, waren unterschiedlich. Gleichen tun sich jedoch die Berichte der ehemaligen Verschickungskinder, die in diesen Heimen Traumatisches erleben mussten. Fast alle waren physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt, die bis heute nachwirkt.
Autorin Sabine Ludwig, die selbst zweimal “verschickt” wurde, nähert sich dem Thema in Form einer Collage aus einem mehrstimmigen Chor der Betroffenen, einem märchenhaften Erzählstrang und nicht zuletzt dem Liedgut, das in diesen Heimen zelebriert wurde und das Geschehen sowohl illustriert als auch ad Absurdum führt.