2003 löste der irische Film: „Die unbarmherzigen Schwestern“ über die Praxis der Bestrafung lediger Mütter und junger Mädchen in Irland, die in christlich geführte Heime weggesperrt und Grausamkeiten ausgesetzt wurden, eine Flut von Briefen auch in Deutschland aus. Diese Briefe veranlasste den Berliner Spiegelautor Peter Wensierski, auch den  Betroffenen in Deutschland eine Stimme zu geben. Er schrieb 2006 das Buch: „Schläge im Namen des Herrn“ und es zeigte sich, dass dieselben Verhältnisse wie in Irland auch in deutschen Kinderheimen herrschten. In Folge des Film-Echos formierte sich in Deutschland die Heimkinder-Bewegung und setzte in den 2000er Jahren durch, dass ein Runder Tisch, eine Aufarbeitung erfolgte, in dessen Verlauf ein Entschädigungsfonds gegründet wurde.  

In Irland: 9000 Säuglingsleichen verscharrt

18 Jahre später (Deuschlandfunk), am 13.1.21 erfahren wir nun aus Irland, dass auf den Grundstücken solcher Heime 9000 Säuglingsleichen verscharrt wurden. , Das hat eine irische Untersuchungskommission bekannt gegeben. Auf 3.000 Seiten war zuvor die Behandlung von ledigen Müttern und ihren Kindern unter die Lupe genommen worden:  56.000 junge Frauen wurden damals in von der Katholischen Kirche geführten Heimen eingekerkert. Ihre Kinder wurden ihnen (angeblich in Adoption oder Pflegschaft gegeben) weggenommen, die Mütter endeten in den Wäschereien katholischer Institutionen, wo sie ohne Bezahlungen unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden. Nun haben sich durch Grabungen auf diesen Grundstücken Säuglinge in Massengräbern gefunden. 9000 davon sind nachgewiesen, sie stammen von 56.000 Insassinnen. 

Bei Verschickungskindern: In acht Akten fünf Todesfälle

Wir, die wir im letzten Jahr erstmalig das niemals vorher thematisierte Verschickungskinderelend von 8-12 Millionen Kindern in den öffentlichen Diskurs gebracht haben, fanden in weniger als zehn von uns studierten Akten schon fünf zu Tode gekommene Kinder. Diese toten Kinder sind ausnahmslos gewaltsam zu Tode gekommen: Durch Verprügeln, durch gewaltsames Esseneinflößen, durch traumatisch bedingte Vernachlässigung, nachgewiesen durch Beanstandungsschreiben.  Es gab bei uns aber nicht nur acht, sondern 1143 Kindererholungsheime und –heilstätten, es gab auch keine 56.000, sondern Millionen von Verschickungskindern. Unsere Frage aktuell wäre dazu: Wie viele zu Tode gekommene Kinder werden wir, wenn die Forschung zu unserem Thema erst einmal anläuft, im Zusammenhang mit der Verschickung auch in Deutschland noch entdecken? 

Daran wird deutlich: Aufarbeitung tut dringend Not auch in Deutschland! Die Verschickungskinder hat man bisher dabei vergessen. Es sollten bei uns keine 18 Jahre verstreichen, bevor wir die Chance bekommen, dieses dunkle Kapitel aufzudecken.