Kunstwerke der Hamburger Künstlerin Heike Fischer-Nagel, die das Verschickungselend abbilden, wurden für vier Tage auf dem bundesweiten KONGRESS: „Das Elend der Verschickungskinder“ von der Landesgruppe/dem Landesverein AKV-NRW e.V. schon einmal vorab präsentiert. Eine große Ausstellungstour durch NRW soll folgen. Auch in Berlin und Hamburg ist man interessiert an ihren Bildern. Sie begleiteten die Kongressteilnehmenden auf sensible und aufrüttelnde Weise durch den Kongress. Auch Nicht-Betroffenen von Kinderverschickungen wurden so emotional ins Thema eingestimmt. Danke an Heike Fischer-Nagel! Diese Bilder machen neugierig auf weitere! Sie müssen in großem Rahmen gezeigt werden! Wir wünschen Ihr für Ihre zukünftige Ausstellungstour durch NRW und Deutschland ganz viel Glück und Erfolg!
Hier der Kontakt zur Künstlerin: www.famfisch.de

Hier ein Gang durch die Vorab-Präsentation:

Aus der Laudatio:

Die Kunstwerke der Hamburger Künstlerin Heike Fischer-Nagel zielen darauf, „bewusste als auch diffuse Erinnerungen von Betroffenen anzusprechen sowie das seelisch-emotionale Erleben der Betrachter:innen zu wecken. Die Malereien, Skulpturen und angedeuteten Installationen möchten dazu beitragen, das Selbstverständnis und die Glaubwürdigkeit von Verschickung betroffener Menschen zu stärken.“ So beschreibt die Künstlerin ihren Ansatz.

Es sind Momentaufnahmen – Erinnerungsbruchstücke – angedeutete Handlungen und Erlebnisse, die Heike Fischer-Nagel in ihren Arbeiten zeigt. Erinnerungsbruchstücke der Verschickung ringen miteinander, suchen, fragen nach dem „Was war wirklich?“ „Was ist damals passiert?“  „Wie sahen Orte, Personen und Räume aus?“. Oder waren es doch nur Illusionen, kindliche Phantasien, verstörende Alpträume, Trugschlüsse… ? Diffuse seelische Befindlichkeiten, Unaussprechliches und Kindlich-Naives prägen die Werke der Künstlerin:

Einzelne, meist für sich stehende Kinder prägen die bühnenhafte Szenerie der Gemälde. Die Betrachter:innen werden konfrontiert mit „intimen“ Einblicken in die Gefühlswelt der kindlichen Protagonisten. Sie zeugen von Leid, Elend und Traumata in den Verschickungsheimen, zeigen die kindliche Innenwelt und lassen die belastenden und verstörenden Erinnerungen erahnen.  Es sind angedeutete Szenen des Ausgeliefertseins, der Angst vor dem Unvorhersehbaren, Einsamkeit sowie des „Verlorenseins“. Für die Künstlerin wird so der Zustand von „Verlust“ und „Abgetrenntsein“, der abrupte Bindungsverlust von Zuhause und Familie am dichtesten sichtbar. 

„Es ist der kleinste gemeinsame Nenner, der die Verschickungskinder heute in ihrem Leid von damals miteinander verbindet“, sagt Heike Fischer-Nagel. Wichtig ist ihr, dass die  Kinder den Betrachtern trotz der dunklen Erlebniswelt mit liebevoll, farbig-ansprechend gestalteter Kleidung entgegen treten. So lässt sie ihnen die Würde oder gibt sie ihnen zurück. In einigen Arbeiten stellt sie den Kindern Symbole wie  Falter, Pflanzen, Koffer an die Seite. Sie versinnbildlichen ihr Leid, aber auch Resilienz und Lebenswillen. Immer aber zeugen sie auch von Hoffnung und zarter Zuversicht, an diesen Erfahrungen wachsen zu wollen, Wandlung möglich zu machen.

Die Täter:innen werden meist gesichtslos dargestellt oder sind nicht anwesend. Gewalttätige Szenerien und Übergriffe lassen sich nur vermuten. 

Heike Fischer-Nagel ist selbst Betroffene. Die lebenslangen Auswirkungen und Folgen der Kinderverschickung prägen nicht nur ihre künstlerische Auseinandersetzung, sondern auch die Auswahl der Themen: Seelische Nöte, emotionale Befindlichkeiten, Entwurzelung, innere Heimatsuche und das „auf sich selbst Zurückgeworfensein“ in menschlichen Grenzsituationen, haben auch einen deutlichen autobiografischen Bezug. 

Die Vorab-Präsentation der Bilder zum Thema: „Wunde Würde – bedrängte Erinnerung“ wurde erstmalig auf dem Kongress der bundesweiten ‚Initiative Verschickungskinder‘ für vier Tage im Tagungs- und Kongresszentrum Bad Sassendorf gezeigt. Sie möchte Impulse geben für Galerien und Museen in ganz Deutschland.