Das lange Schweigen der Politik

Weil Johannes Möllers als Grundschulkind inkontinent war, habe seine Lehrerin den Eltern zu einem Kinderkuraufenthalt geraten. Dort würde man Johannes das Einnässen abgewöhnen. Mit acht Jahren wurde er 1972 neun Wochen in ein Kinderkurheim nach Bad Sassendorf bei Soest verschickt.

„Ich kann mich daran erinnern, dass ich eigentlich in den neun Wochen nur klebrigen, stacheligen trockenen Reis bekommen hab. Man konnte ihn eigentlich auch überhaupt nicht essen. Wenn man den halt ausgebrochen hatte, dann musste man ihn halt nochmal essen. Dann kam auch die Schwester und man kriegte das dann regelrecht eingeflößt. Das Weinen der Kinder habe ich also heute noch in den Ohren. Vergisst man eigentlich nicht. Ja und als Bettnässer war man natürlich auch das Allerletzte, sage ich mal so, wurde wohl irgendwie erniedrigt, immer wieder. Und ich weiß auch, dass ich immer auf der Seite schlafen musste, also mit dem Gesicht zur Wand. Wahrscheinlich um psychischen Druck aufzubauen. Man hat immer Angst gehabt. Tag und Nacht. Ich war eigentlich immer der Meinung, dass meine Eltern mich einfach abgegeben haben und wollten mich nicht mehr haben. Für den Rest deines Lebens bleibst du halt hier.“
Auszug von Deutschlandfunk als mp3 zum vorlesen..

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