PRESSEMITTEILUNG Oktober 2019 (Berlin 10.10.19) Kongress „Verschickungskinder“ Vom 21. bis 24. November 2019 findet in Westerland auf der Insel Sylt der erste bundesweite Kongress zum Thema Verschickungsheime statt. Unter dem Titel: „Das Elend der Verschickungskinder“  nehmen erstmalig Experten zu diesem Phänomen Stellung, Betroffene vernetzen sich, tauschen Erinnerungen aus und entwickeln Forderungen an die Bundesregierung. Ein Pionierprojekt will ein verdrängtes Kapitel der Nachkriegsgeschichte aufarbeiten: Das versteckte Leid von Millionen Kindern in Kurheimen. Sie sollten aufgepäppelt werden, an der frischen Luft zu Kräften kommen: Das war das Ziel der Verschickung von Millionen Kindern in Kurheime. Dort begegneten ihnen menschliche Kälte und schwarze Pädagogik. „Das waren die schlimmsten Wochen meines Lebens“, erklären viele Ehemalige. Aufgearbeitet wurden die Zustände dieser Einrichtungen noch nie. Mit dem Projekt „Verschickungskinder“ wollen Betroffene das jetzt ändern. Die Berliner Autorin und Künstlerin Anja Röhl hat inzwischen an die 500 Betroffenenberichte gesammelt: Viele berichten davon, wie sie verstört, abmagert und verängstigt aus den Heimen zurückkehrten, von Folgeschäden wie Stottern, Verstummen, Essstörungen, Ängsten, Erkrankungen und Leistungsabfall in der Schule. „Weil das Echo derart überwältigend war“, so Röhl, „habe ich die Initiative ´Verschickungskinder´ ins Leben gerufen. Es geht hier um Pionierarbeit, der Bedarf nach Austausch ist riesig.“ Einem Expertenbericht zufolge existierten 1963 in der Bundesrepublik rund 839 Kinderkurkliniken mit einer Kapazität von 56.608 Betten. Sie wurden ganzjährig im 6-Wochenrhythmus belegt.  Mindestens vier, eventuell bis zu acht Millionen Kinder waren betroffen. Die meisten der Heime lagen an Nordsee und Ostsee, im Schwarzwald oder im Harz. Oft wurden schon Kleinkinder allein, über 6-8 Wochen, bis zu mehreren Monaten, ohne ihre Eltern verschickt. Das Projekt „Verschickungskinder“ ist nach einer ersten Sendung in REPORT Mainz (10.9.19) inzwischen auf 700 Betroffene angewachsen. Vom 21. bis 24. November 2019 findet in Westerland auf der Insel Sylt der erste bundesweite Kongress zum Thema. Die Initiative möchte Betroffene aus dem ganzen Bundesgebiet  einladen zu kommen. Unterstützung erfährt das Projekt von der Kirchengemeinde Westerland-Sylt und der Gemeinde Sylt, dem Bürgermeister. Anmeldungen zum Kongress sind noch möglich! Für Betroffene kostenfrei, alle anderen: Unterstützungsspende nach Selbsteinschätzung. Die „Initiative Verschickungskinder“ fordert ehemalige Kurkinder auf, ihre Erfahrungen zu teilen. Unter dem link: http://verschickungsheime.org/zeugnis-ablegen/. Die „Initiative Verschickungskinder“ organisiert Selbsthilfe in  Regionalgruppen, in Berlin trifft sie sich regelmäßig im Berliner Sekis e.V. an jedem ersten Samstag im Monat ab 10 Uhr in der Bismarckstraße 101, 10625 Berlin. Nächstes Treffen am 2.11.19 um 10 Uhr. Das Treffen ist offen für alle Interessierten und Betroffenen von Kinderverschickung in Kindererholungsheimen und Kinderkurkliniken. …………………… Ansprechpartner für die Presse: A. Röhl, presse@verschickungsheime.org, Website: www.verschickungsheime.org