vor Kurzem erhielten wir folgenden, sehr bewegenden Brief:


Guten Tag,

seit das Thema “Verschickungskinder” ins öffentliche Interesse gerücktist – und das ist gut so – kommen bei mir Erinnerungen hoch.

Nicht als Opfer – eher Täterin.

Im Rahmen meiner Erzieherinnen Ausbildung habe ich im Sommer 1973 oder 1974 ein 6-wö. Praktikum in einem Heim in Pelzerhaken bei Neustadt/Ostsee gemacht.

Da ich damals bereits eine abgeschlossene Ausbildung als Kinderpflegerin hatte und 20 J. alt war, wurde ich auch zu Nachtdiensten eingeteilt. Als Vorgabe hatte ich von den Hauptamtlichen Erzieherinnen, die Kinder nachts nicht zur Toilette gehen zu lassen. Die Folge war, das der/die ins Bett gemacht haben.

Ich habe mit Strenge reagiert.

An Situationen beim Mittagessen, wenn es so bei manchem Kind nicht “runter rutschen” wollte, saß ich auch lange bei ihnen bis der Teller leer war.

Beim Schreiben dieser Zeilen empfinde ich viel Scham (auch ich habe nie mit jemanden darüber gesprochen) und Schuld. Ich bekenne mich zu meinem Vergehen, trage die Verantwortung und bitte um Verzeihung.

Mit freundlichen Grüßen

Gisela O.