Gewalt statt Erholung – Bernd Giezek erlebte als Kind die Hölle

Artikel im Gießener Anzeiger

Der Watzenborner Bernd Giezcek war sechs Jahre alt, als er ins Heim St. Ansgar kam. Was als Kur galt, wurde zum Albtraum mit Zwang und Misshandlung.

„Ich erinnere mich“, sagt Bernd Giezek ganz am Ende des Gesprächs, „an dieses Haus nur in Schwarz-Weiß-Bildern.“ Keine Farbe, nichts Fröhliches. Viel Dunkelheit und das Weiß kommt vermutlich eher einem Grau gleich. Dieses Haus, an das sich der Watzenborner nur ungern erinnert, hieß St. Ansgar. Dieses düstere Haus lag in Glücksburg. „Gewiss nicht die Burg meines Glücks“, ist Giezek der Zynismus des Städtenamens in diesem Fall bewusst.“Die schlimmste Erfahrung im Leben des inzwischen 60-Jährigen. Denn, wie er später erfuhr, zählte er damit zu den sogenannten „Verschickungskindern“. Zu Kindern, die teils mit falschen ärztlichen Diagnosen in zahlreiche vermeintliche Erholungsheime in Deutschland gebracht wurden. Was die zumeist Sechs- bis Zwölfjährigen dort allerdings erwartete, lässt sich nur als ein einziger Schrecken bezeichnen. Eine kindliche Hölle aus Gewalt und teils sogar sexuellem Missbrauch. Ausgeübt von Pflegepersonal und medizinischen Betreuern, deren pädagogisches Verhalten noch auf den Grundsätzen der Kaiser-Zeit und der NS-Zeit basierte. Teils wie in Glücksburg sogar mit der Duldung oder Hilfe von kirchlichen Vertretern….“

Vom 27. bis zum 30.11.25 läuft ein Bundes-Fachkongress der Verschickungskinder in Bad Wildungen, Nordhessen. 120 Betroffene besuchen Fachvorträgen, treffen sich in Workshops, schauen sich zwei Ausstellungen an und haben ein 100-seitiges Dokumentationsbuch heraus gegeben, dass es danach im örtlichen Museum zu kaufen gibt.

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