Leitlinien
Mitglieder der INITIATIVE VERSCHICKUNGSKINDER können alle jene werden, die von Verschickung betroffen waren und diese Leitlinien anerkennen und mit durchsetzen helfen wollen:
Leitlinien der INITIATIVE VERSCHICKUNGSKINDER
- Wir Verschickungskinder wollen einen gesellschaftlichen Diskurs über das massenhafte Leid, das uns Kindern in den Kinderkureinrichtungen widerfahren ist, führen. Voraussetzung für die Anerkennung unseres Leids ist die Aufarbeitung und sorgfältige Erforschung der Geschehnisse in den Heimen, der Anzahl der betroffenen Kinder und der gesellschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen.
- Alle Betroffenen sollen erfahren können, dass ihre erinnerten Erlebnisse Realität waren, dass ihnen Unrecht widerfahren ist und dass sie mit ihren Erfahrungen nicht allein sind.
- Bundesregierung, Landesregierungen und die Träger der Kinderkurheime sollen sich zu ihrer Verantwortung für das Elend der Verschickungskinder bekennen und dazu aktive Schritte der Unterstützung unternehmen. Wir erwarten, dass sie ihre Archive für die Bürger*innenrecherche zur Verfügung stellen und alle Menschen, die das Schicksal der Verschickungskinder aufarbeiten wollen, bei der Nutzung der Archive und weiteren Forschung logistisch unterstützen.
- Wir widmen uns dem Aufbau einer selbstverwalteten Anlaufstelle für Betroffene im Bund (Berlin) und in den Ländern, in denen Betroffene schon Eriunnerungsaustausch-, Selbsthilfe-, und Recherchegruppen gegründet haben.
- Die von uns angestrebten Anlaufstellen koordinieren die Vernetzung der Betroffenen und geben Orientierung bei persönlichem Hilfebedarf. Sie haben die Aufgabe, Orts- und Regionalgruppen zu initiieren und durch fachliche Begleitung in Recherche und Aufarbeitung zu unterstützen.
- Die Erforschung der Kinderkuren soll partizipativ als „citizen science“ / bürger*innenorientierte Forschung erfolgen.
- Wir, die Betroffenen, bestimmen über die Zielsetzungen und Fragestellungen der Forschung. Durch unsere eigene Recherche sowie durch unsere Erlebnisberichte sind wir als Subjekte Teil der Forschung und werden nicht zu Objekten, nicht zum Forschungsgegenstand. Folgerichtig bevorzugen wir wissenschaftliche Forschung durch Menschen mit Doppelexpertise (Verschickungskind und einschlägige Forschungserfahrung).
- Bund, Länder und ehemalige Trägerinstitutionen sollen Finanzmittel zur Verfügung stellen. Aus diesen Mitteln sollen finanziert werden:
- Selbstverwaltete Anlaufstellen zur Beratung und Vernetzung Betroffener in Bund und Ländern
- Partizipativ ausgerichtete Forschungsprojekte, die zahlreichen Erlebnisberichte auswertet und vor Ort Gruppen von Betroffenen bei ihren eigenen Recherchen begleitet.
- Die Aufsicht über die Mittelverwendung soll durch einen Beirat aus Betroffenen und Vertretungen von Bund, Ländern und Trägern erfolgen, in dem die Betroffenen die Mehrheit haben.
- Die Initiative Verschickungskinder hat sich mit dem Verein „Initiative Verschickungskinder e.V.“ eine juristische Person geschaffen, der interessierte Einzelpersonen und Vereine bundesweit beitreten können. Mitgliedsbeitrag: 30.-, hier kann man Mitglied werden.
- Betroffene Wissenschaftler mit Doppelexpertise haben 2019 den gemeinnützigen Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinder-Verschickungen (AEKV e.V.) gegründet, der als Basis für die Organisation einer betroffenenorientierten, partizipativen Forschung dient und sich für unser Thema um Spenden-, Projekt- und Forschungsgelder bemüht. Der Verein AEKV e.V. betreibt die Webseite: www.verschickungsheime.de, die als freie Plattform der INITIATIVE VERSCHICKUNGSKINDER fungiert, die als Beleg für die erfahrenen Gewalthandlungen dient. Der AEKV e.V. ist integrativer Teil der INITIATIVE VERSCHICKUNGSKINDER.
Wir, die ehemaligen Verschickungskinder, sind überzeugt davon, dass die Aufarbeitung der Misshandlungen und des Elends der Verschickungskinder dazu beitragen kann, auch für die Zukunft die Wachsamkeit gegenüber institutioneller Gewalt zu erhöhen und Kindern sowie andere schutzbedürftigen Personen stärker in den Blick zu nehmen.