Verschickungskinder brechen ihr Schweigen SWR-Doku
Foto: Screen aus der Doku im SWR, Zeitzeugin Viktoria Selbert
Eine sehr eindrucksvolle Dokumentation kam am 15.6.25 im SWR:
Unter dem Titel: „Verschickungskinder brechen ihr Schweigen“ der Redakteurin Maja Hattesen beschreiben zwei ehemalige Verschickungskinder in einem TV-Film ihre damaligen Bestrafungen, ihre Leiden und ihre Angst, und wie sie schließlich aus dem Singen Heilungskraft bezogen. Gleichzeitig zeigt sie aber auch die noch immer starken Widerstände gegen die Aufarbeitung, die sich noch bei heutigen Heimbetreibern manchmal zeigen. Manche erlauben bereits journalistische Aufarbeitungsrecherche und Heimbesuche von Betroffenen, andere leider nicht. Bis heute verweigert z.B. der Leiter der Kurklinik Hochried in Murnau, Herr Auer (in Trägerschaft der katholischen Jugendsozialfürsorge) gleichzeitig Vorsitzender des Bündnis Kinderrehabilitation, Besuche von Betroffenen und recherchierenden Filmteams in seinem Haus. Er schreibt in seinem Antwortschreiben an die Heimortkoordinatorin für Murnau Renée Morloc, er müsse seine kindlichen Schützlinge vor den ehemaligen Verschickungskindern „schützen“, was die Betroffenen schwer verletzt, denn sie wünschen sich nicht, dass man sie als solche bezeichnet, von denen eine Gefahr ausgeht. Sie wünschen sich echte und ehrliche Verantwortungsübernahme der ehemaligen Träger, wozu ein herzliches Willkommen in den ehemaligen Häusern und Anerkennung ihrer Leiden gehört. Sie wünschen sich „Stille Erinnerungsbesuche“ und dass man ihnen glaubt, sie wünschen sich lückenlose Aufklärung der Hintergründe und eine echte Unterstützung auch der gesellschaftlichen Erinnerungsarbeit, wozu auch Filmteams und Journalistenbegleitung von Erinnerungsbesuchen gehören. In dieser Dokmentation wird dazu eine Szene von sexuellem Missbrauch während eines Arztbesuches geschildert, die offenbar vom Personal ganz normal empfinden wurde, bei der Zeitzeugin aber entsetzliche Scham und Angst, allein vom Zusehenmüssen, hinterließ.

Betroffene, die während ihrer Verschickung in einer katholischen Einrichtung Gewalt in Verbindung mit sexuellen Übergriffigkeiten erlebt hat, können sich an die Stiftung Anerkennung der katholischen Kirche wenden, und dort einen Antrag auf persönliche Entschädigung stellen.