Zeugnis ablegen

ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung.

Wir bauen außerdem ein öffentlich zugängliches digitales Dokumentationszentrum auf, dort ist es möglich seinen Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild zu versehen und zusammen mit der Redaktion einen Beitrag zu erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einzustellen, der für zukünftige Ausstellungen und Dokumentationen benutzt werden kann. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr drei Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei der Buko Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selber einer.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der “Initiative Verschickungskinder” (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2669 Einträge
Anke Kittelmann schrieb am 11.08.2020
Hallo alle zusammen. Da werden Erinnerungen wach. Sofern ich mich erinnere war ich als Kind in Trautenstein im Harz. An die ärztlichen Untersuchungen kann ich mich erinnern, da ich wegen Fingernägel knabbern dahin musste. Mir wurde angedroht, dass man jeden Nagel einzeln aus dem Finger zieht. Schon ganz zeitig früh mussten wir Kinder wie in einer Armee halb nackt an den Türen stehen und mit Pferdebürsten unseren Körper systematisch abbürsten. Danach gings unter die kalte Dusche, wo wir auch anstehen mussten für zwei Durchgänge. Ich finde es toll, dass das Thema bearbeitet wird, denn irgendwie hinterlässt es doch intensive Spuren im Leben.
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Jens Kähsner schrieb am 11.08.2020
Hallo nochmal
Habe die Doku gestern im Ersten gesehen und möchte mich bei allen Beteiligten bedanken das sie ermöglichten dieses Thema öffentlich zu machen. Das Ausmaß und die sich über ganz Deutschland wiederholenden Grausamkeiten gegenüber den Kindern hat mich geschockt. Aber endlich kann ich meinem Privaten Umfeld beweisen das es sich bei meinen Erlebnissen nicht um kindliche Phantasien und Übertreibungen handelt.
Danke
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Robert Boecker schrieb am 11.08.2020
Jahrzehntelang hatte ich nur einen sehnlichen Wunsch: Ich wollte wie John Rambo sein: die dicke Wumme in der Hand, Zwei Gürtel mit Handgranaten umgeschnallt und ein riesiges Messer zwischen den Zähnen. So wollte ich in Borkum von der Fähre steigen und das elende Haus Concordia in die Luft jagen.
Im Sommer 1970 war ich sechs Wochen in dieser Einrichtung, die von Cläre Meibert geleitet wurde. Ich hatte mich sogar gefreut an die See zu kommen. Doch was dann folgte war der Horror. Ich war der zweitgrößte in unserer Gruppe und hatte die Nr. 24 in dem weißblau-gestreiften Strickkäppchen, das wir tragen mussten sobald wir die "Anstalt" verließen. Wir schliefen mit 25 jungen in einem großen Raum unter dem Dach. Sprechen war natürlich verboten. Unsere Aufseherin schlief in einem Vorraum. Durch diesen mussten wir, wenn wir nachts auf einen der beiden Eimer mussten, die uns als Toliletten dienten. Die Aufseherin war dan immer sauer, wenn sie im Schlaf gestört wurde. Also hat man sich zehnmal überlegt, ob man auf den Eimer ging.
Wegen chronischer Bronchitis war ich über das Gesundheitsamt nach Borkum geschickt worden., Die meiste Zeit haben wir in einer Art Kellerverschlag die Zeit verbracht. Es gab dort Spielzeug nach Art von Lego. Wenn wir uns als Gruppe benommen hatten, rückte die Aufseherin Räder heraus, damit wir aus den Klötzchen Fahrzeuge bauen konnten.
Schlimm fand ich die gemeinsamen Gänge der 25köpfigen Gruppe zur Toilette. Abspülen durften wir nicht. Die Aufseherin kontrollierte die "Qualität" unseres "großen Geschäftes". Es gab drei Kategorien: Je nach Größe wurde in einer Liste ein Kreuz, ein Strich oder ein Punkt eingetragen. Je nachdem gab es anschließend Salzwasser zur Verdauungsförderung zu trinken. Von Zensur in den Briefen ist schon oft berichtet worden. ICh fühle noch wie heute meine Verzweiflung, dass ich unter den Blicken der Aufseherin schreiben musste "Wir dürfen nicht an den STrand weil wir nicht lieb waren". Wie gerne hätte ich meinen ELtern die Wahrheit geschrieben.
Es war erlaubt, zwei Pakete in den sechs WOchen geschickt zu bekommen. Irgendwann mussten wir aber schreiben, dass wir nur ein Paket bekommen durften. Warum? Niemand weiß es.
Die Sache mit den Paketen war auch ein Besondere. Die ankommenden Pakete wurden von der Aufseherin einkassiert. Je nach Lust und Laune entschied sich die Aufseherin ein "Zuckerfest" zu veranstalten. Dann wurden die Pakete geöffnet und er Inhalt an alle verteilt. Das war der wahre Kommunismus...
Ich könnte noch viel über diese Zeit erzählen, die sich in meinem Gehirn eingebrannt hat als wäre es gestern gewesen. Nur eines noch: Von Borkum bis Köln war es auch 1970 eine lange Zugfahrt. Ich muss den Leserinnen und Lesern dieses Forum nicht erklären, was ein Sunkist-Tütchen ist: Davon bekamen wir im HOchsommer genau ein einziges für die lange Zugfahrt.
Vielleicht kann der/die ein oder andere jetzt verstehen, warum ich gerne einmal John Rambo gewesen wäre.
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Claudia Preissler schrieb am 11.08.2020
Allen einen schönen guten Tag,
 
schon vor Jahren war ich auf der Suche nach einem Forum, um mich mit anderen ehemaligen Kurkindern auszutauschen. Und jetzt hab ich es gefunden.
Ich wurde im Jahr 84/85 ins Kinderkurheim Pestalozzi nach Sornßig geschickt, weil ich "zu dünn" war und ständig unter Hartleibigkeit litt. Ich muss gestehen, dass ich mit zittrigen Fingern tippe. Meine Erinnerungen, welche bruchstückhaft, aber sehr deutlich sind, lassen mein Herz heftig schlagen. War keine schöne Zeit!
Mit 9 Jahren wurde ich morgens in einen Bus gesetzt, allein und verängstigt. Der brachte mich nach Leipzig zum Hauptbahnhof, wo mich eine Erzieherin abholte. Dann ging es weiter im Zug. Ich glaube, dass noch andere Mädchen dabei waren, bin mir aber nicht sicher.
 
Ja, und dann begann eine schlimme Zeit. Das morgendliche Wassertreten vergess ich wohl nie. Egal bei welchem Wetter. Wir mussten Hosen bzw. Röcke ablegen und in Unterhosen durch ein Wasserbecken staksen. Ich war klein und so stand mir das einkalte Wasser bis zu den Schenkeln. Nicht selten wurde meine Unterhose nass, die durfte ich danach nicht tauschen.
Diese Erinnerung ist eine der lebhaftesten.
Zudem gab es den täglichen Ausflug in den Wald. Dort wurden Spiele gespielt, ob man wollte oder nicht. Länderklau und Räuber und Gendarm (oder ähnlich). Briefe nach Hause wurden akriebisch kontrolliert. Wenn etwas drin stand, was die Eltern nicht wissen durften, wurde er zerrissen und man musste einen neuen schreiben. Ich erinnere mich an Tränenflecken auf dem Papier.
Die Mahlzeiten wurden in einem längliche Raum eingenommen. Auf Fotos, die ich im Netz gefunden habe, ist sogar der Tisch zu sehen, an dem ich gesessen hatte. Damals wurde mir beim Anblick schlecht. Jeder von uns bekam zum Abendbrot einen Teller mit der Menge an Brot hingestellt, das man essen musste. Ich bekam immer 3 große Scheiben. Butter, Wurst, Käse, ... stand mittig für alle auf dem Tisch. Ich habe viele Tränen geweint, wenn ich gezwungen wurde, alles zu essen. Aber jemand hat mir geholfen. Zumindest eine Zeitlang. Ein Mädchen, sie war älter als ich, kam auf die tolle Idee, wenigstens ein Brot fett mit Butter zu beschmieren und das unter die Tischplatte zu kleben. Gott, ging mir das Herz. Wir wurden ja strengstens beobachtet. Aber es klappte. Auch eine sehr klare Erinnerung.
Leider weiß ich ihren Namen nicht mehr, aber sie war mir eine Weile die allerbeste Freundin. Bis zu der einen Nacht.
Ich hatte wohl den schlimmsten Albtraum, den ein kleines Mädchen haben kann und bin mitten in der Nacht schreiend aufgewacht. Meine Freundin schlief neben mir, kam in mein Bett und tröstete mich. Leider hat mein schreien nicht nur den ganzen Schlafsaal geweckt, auch die Erzieher/innen. Ich glaube, es war ein Mann, der meine Freundin wegzog und sie aus dem Saal "entfernte". Ab da musste sie in einem Einzelzimmer schlafen, welches nachts verschlossen wurde. Einmal war ich drin, aber ich weiß nicht wie und warum. Ich kann auch nicht sagen, ob meine Freundin noch lange da war. Sie ist wie ausgelöscht.

Ich weiß auch noch von diversen Untersuchungen in einem Ambulanzzimmer. Wir Kinder standen in Reih und Glied vor der Tür und wurden nacheinander gewogen, vermessen und die Temperatur kontrolliert. Das Wiegen war schlimm für mich, weil ich dann zu hören bekam, dass ich eine sehr schlechte Esserin bin. Sie haben uns schikaniert, wo es nur ging.
Von den Erzieherinnen und Erziehern habe ich nur verschwommene Bilder im Kopf. Die meisten waren harsch, bösartig und unfreundlich. Eine aber, ich erinner mich an dunkle Locken und ein nettes Lächeln, war wirklich lieb. Wenn sie auf den Ausflügen dabei war, wurde kein Kind zu irgendetwas gezwungen. Leider war diese Erzieherin nicht lange bei uns. Auf Nachfragen bekamen wir keine Antworten. Wurde wahrscheinlich auch "entfernt", weil zu lieb.
Die große Treppe im Haus werde ich auch nie vergessen. Es war verboten zu rennen, geschweige denn laut zu reden oder gar Spaß zu haben.
 
Das war im Großen und Ganzen meine tolle Kur. Hab ich zugenommen? Ich denke nicht. Hat es mir was gebracht? Ängste, Zweifel und Misstrauen.
 
LG Claudia
 
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Gisela schrieb am 11.08.2020
Auch ich war als 9 jährige 1967 im Kindererholungsheim in Berchtesgaden. Ich litt schrecklich an Heimweh. Die Erzieherinnen waren kaltherzig. Ich wurde damals über die Barmer Ersatzkasse zur 6 wöchigen Kur dort hin geschickt
Ein Paket, welches meine Mutter mir schickte -ich habe das Paket auch gesehen und mich im Vorhinein sehr gefreut- wurde mir nie ausgehändigt. Ich kann mich an Foroaufnahmen mit Ponys erinnern. Diese Bilder wurden wohl an die Eltern versendet. Auch gab es dort Kollektivstrafen. Ich habe nur vage Erinnerungen an diese für mich schreckliche Zeit.
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Sabine Elender schrieb am 11.08.2020
Ich war vom 6. August bis zum 17. September 1965 in der Nordsee-Kuranstalt des deutschen roten Kreuzes GOLDENE SCHLÜSSEL.
Die Heimleiterin war Liesi Gebhardt, genannt "Gebchen". Meine "Tanten" waren Tante Helga und Tante Annelene (Glashoff).
Am Ankunfstabend wurde ich im Essensraum einer öffentlichen Befragung unterzogen.
Ich konnte nicht antworten vor Angst und wurde dann von den Betreuerinnen und den anderen Kindern als "stummes Eselchen" verhöhnt. So ging das tagelang.
Mir wurden meine "Tröstetiere" weggenommen.
Ein Päckchen für mich wurde geöffnet und auf den Inhalt geprüft. Die Süßigkeiten wurden entnommen und an die anderen Kinder verteilt. Das sollte als Exempel dienen, dass man keine Süßigkeiten geschickt bekommen darf.
Einige Karten, die ich mit Bleistift an meine Eltern geschrieben hatte, wurden ausradiert und von den Obrigkeiten neu und "hübscher" geschrieben, ich habe sie noch alle.
Für Wanderungen hatte ich ein weißes Hütchen gegen die Sonne mitbekommen, das von den Schwestern sofort einkassiert wurde, außerdem meine ganze Wäsche.
Ich wurde von den anderen Kindern verhöhnt, beklaut und geschlagen, auch nachts. Und die Aufseherinnen schlugen, höhnten und straften ebenfalls.
Es gab niemanden, dem ich das erzählen konnte, denn es wurde mir nicht geglaubt.
Worüber ich niemals hinweggekommen bin, ist die Tatsache, dass auch meine Eltern mir das nicht geglaubt haben, als ich ihnen das bei ihrem einzigen Besuch erzählte.
Ich lag zu der Zeit auf der Krankenstation, wo ich von den anderen Patientinnen gequält wurde, meine Mutter saß auf meinem Bett und ermunterte mich, ihr alles zu erzählen. Das tat ich im Glauben, sie würden mich dann mitnehmen, aber sie ließen mich einfach dort. Mein Vater hat mich, heulend am Fenster stehend, auf Super 8 gefilmt.
Danach kam von Seiten der anderen Kindern erst recht die Hölle an Verprügelungen, weil ich sie verraten hatte.
Ich entwickelte Stottern und fing an, meine Finger zwanghaft zu verknoten (heute habe ich dort Arthrose), und mir den Kopf blutig zu kratzen. Erst heute, mit 63 Jahren, konnte ich diesen Sucht/Zwang lösen.
Meine Eltern hatten mich im Stich gelassen, als ich sie am meisten gebraucht hatte.
Ich habe nie mehr wirklich Vertrauen fassen können oder eine Beziehung aufbauen zu anderen Menschen, leide an Ängsten und Depressionen.
Seit 1990 bin ich in Therapie, aber Freude am Leben habe ich nicht finden können, das Leben an sich ist für mich einfach beschwerlich (geblieben).
Ich habe nahezu alles aufgearbeitet, aber eine Art von Schuld kann ich bei meinen Eltern trotzdem nicht erkennen, denn auch sie konnten mir nur das geben, was sie von ihren Eltern bekommen hatten, nicht mehr. Beide waren vom Krieg traumatisiert, jeder auf seine Art.
Nach meiner Rückkehr war ich verschlossen und in mich gekehrt geworden - meine Eltern nannten es verstockt - und habe kein Vertrauen mehr ernsthaft aufbauen können. Meine Eltern haben das nicht gemerkt oder merken wollen. Ich wäre sonst fortgegeben worden. Auch mein Ankommen auf dem Kieler Bahnhof hat mein Vater auf Super 8 gefilmt.
Ich sitze da wie betäubt oder weggetreten statt mich zu freuen wieder zuhause zu sein. Ich habe mich, als ich den Film nach Jahrzehnten angeschaut habe, fast nicht erkannt. Zuhause im Wohnzimmer habe ich ins Nichts gestarrt und wurde ermahnt, meinen Eltern nicht "so ein böses Gesicht" zu zeigen.
Das Stottern ging weg, aber das Fingerkneten und die Selbstverletzungen sind geblieben.
Ich hatte danach eine grauenhafte Angst vor fremden Menschen entwickelt, die ich in abgeschwächter Form noch heute erlebe, wenn es darum geht, dass fremde Menschen meine Wohnung betreten (müssen).
In der Zeit danach habe ich eine Kunstfigur (Conny) erfunden, die die schöne und starke Seite des Lebens erleben durfte. Zu ihr konnte ich mich jederzeit hinbeamen (Dissoziation) und keiner hat etwas gemerkt. Ich hatte mich aufgespalten.
Mich begleiteten damals Konzentrationsprobleme in der Schule und ich bekam keinen Kontakt mehr zu anderen Schülerinnen. Ängste begleiten mich seit damals.
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Lina-Maria schrieb am 11.08.2020
Hallo Barbara,
mit meinen Erfahrungen kann ich Isolde N in „Wer glaubt schon Kindern und Zucht und Ordnung“ betätigen.
Da ich in den Augen meiner Familie ein ungehorsames und widerspenstiges Kind war, geschahen mir Prügel zu Recht. Die gab es in meiner Familie fast täglich und ausgiebig. Und wer glaubt schon einem ungehorsamen Kind, dass sich sowieso zu viel einbildet. Hätte ich meinen Eltern etwas erzählt, hätte ich Prügel für meine Lügen bekommen plus eine Extratracht für das schlechte Reden über andere.
Meine Mutter wunderte sich nur über die vielen unbenutzten Kleidungsstücke. Gefragt hat sie mich nie. Bei „Uns“ wurde eben nicht gesprochen, bei „Uns“ wurden handfeste Befehle erteilt und Tatsachen geschaffen.

Liebe Grüße, Lina-Marie
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Cordula Jürgs schrieb am 11.08.2020
Habe gerade die Reportage über die Kurkinder gesehen. Auch ich, geb 1958, war 1964 für sechs Wochen von Münster aus nach Wangerooge zur Kur geschickt worden, weil ich öfter krank und zu dünn war. Die Versicherung war die KKH Münster. Ich habe sogar zwei Fotos von der Kindergruppe, aber leider keines vom Kurhaus. Mir wurde angedroht, als ich ins Bett gemacht hatte, dass man mir beim nächsten Mal mein Laken solange um die Ohren haut, bis es trocken sei. Meine Hosen habe ich auch am Waschbecken ausgewaschen. Mittags hatte ich panische Angst bei der "Mittagsstunde", weil ich heimlich mit meiner Bettnachbarin gesprochen habe, dass ich erwischt werde. Ja, und es sollte immer der Teller leergegessen werden. Das war eklig, wenn es Hering gab. Besonders Schlaue hatten diese unter dem Tisch in eine Tüte o.ä. verschwinden lassen. Es wurde mir auch gesagt, man habe meinen Eltern geschrieben, dass ich so ungezogen sei. Dies stimmte garnicht, meine Eltern haben mir gesagt, ihnen wurde berichtet, dass ich etwas lebhafter geworden sei im Gegensatz zum Anfang der Kur, wo ich sehr still gewesen sei. Es würde mich schon interessieren, wer mit mir damals dort war.
Es gab aber auch schöne Erinnerungen, und das war das Singen, z.B. Wenn die bunten Fahnen wehen...und andere Lieder aus der Mundorgel. Aber ich hatte sehr viel Heimweh. Bin dann dort auch noch krank geworden und durfte mit meinen Eltern telefonieren. Da war das Heimweh anschließend noch größer.
Leider muss ich sagen, dass ich auch von zuhause sehr schlechte Erziehungsmethoden kannte, sowie auch aus der sehr katholischen Grundschule. Mir ist schon lange klar, dass das Überbleibsel aus der Hitlerzeit und der Zeit davor waren, die aus Schlägen und sonstigen Methoden aus einer sehr schwarzen Pädagogik stammen. Ja, was ist aus diesen Kindern wohl geworden? Das wäre mal Stoff für eine wissenschaftliche Arbeit. Mir hat es viele Jahre Therapie zukommen lassen, wofür ich unendlich dankbar bin, dass ich diese Möglichkeit hatte, und nicht zerbrochen bin.
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Gabriele Zimmer schrieb am 11.08.2020
Hallo Manu.... das Du erleichtert bist das es noch andere gibt, glaube ich Dir aufs Wort. Geht mir nämlich genauso. Ich dachte immer es sei alles legitim und normal gewesen und ich alleine hätte ein ganzes Leben lang diese Antipathie gegenüber Kuren
LG Gabi
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Susanne Zachert schrieb am 11.08.2020
Ich bin 1953 geboren. War im Winter 59/60 zur Verschickung nach Westerland. Kann mich nur noch an den Speisesaal und den riesigen Schlafsaal erinnern. Ansonsten erinnere ich mich bis heute, daß ich an irgendeinen Nachmittag meine warme Milch nicht trinken wollte (es war Haut drauf) und ich deswegen allein in diesem Saal sitzen bleiben sollte, bis ich die Milch getrunken habe, vorher durfte ich nicht zum spielen nach draußen. Ich habe mich so geekelt vor dieser Haut, daß ich die Milch nicht runterbekam. Irgendwann ergab sich, daß die Aufsicht kurz weg ging. Da bin ich schnell in die Küche gelaufen und hab die Milch weggegossen. Danach durfte ich dann endlich nach draußen. Aber mit Spielen war nichts mehr, alle anderen Kinder waren schon anderweitig beschäftigt. Auch im Schlafsaal war immer eine Aufsicht, um uns zu kontrollieren. Wir lagen stumm in unseren Betten. Milch kann ich bis heute nicht trinken, geschweige den riechen. Mit wird dann übel. Heute habe ich (mit Hilfe der Recherchetipps) endlich rausbekommen, daß ich im Kurt-Pohle-Heim in Westerland war.
Mehr Erinnerungen habe ich nicht an diese Zeit, nur daß ich mit der Bahn dorthin gebracht wurde.
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Gabriele Zimmer schrieb am 11.08.2020
Ich war auch in Bad Kreuznach. Ich denke 1966 muss es gewesen sein. Erinnerst Du Dich an die Betreuerin die immer das Wort Fratzen benutzte und die Holzbottiche die immer so schlimm stanken ?
LG Gabi
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Hans Klotz schrieb am 11.08.2020
Hallo Barbara, ich kenne das, unser Kaplan hat uns mit einem Rohstock auf die Innenseite der Hände geschlagen wenn was nicht so war wie er es wollte. Meine Beziehung zur Kirsch ist alles andere als normal. Es wird alles unter dem Deckmantel der Fürsorge gemacht.
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Stefan Schäfer schrieb am 11.08.2020
Auch ich habe die Reportage in der ARD gesehen. In meiner Kindheit in den 70ern war ich zweimal in Kindererholungsheimen. Das erste war der Bichlhof in Marktschellenberg bei Berchtesgaden. Daran habe ich, das anfängliche Heimweh mal außen vor gelassen, nur gute Erinnerungen. Beim zweiten Mal ging es ins Heim "Quisisana" nach St. Peter Ording.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine guten Erfahrungen in Marktschellenberg, helfen sollten meinen damals eher ängstlichen Bruder davon zu überzeugen, dass so etwas ein schöner Urlaub sein kann.
 
Was dann folgte war allerdings eher die Hölle. Das ganze glich einem Kindermastbetrieb mit Zwangsessen. ...und das Essen war schrecklich. Es wurde uns aus Waschwannen mit Schöpfkellen auf die Teller geklatscht. Einmal hab ich es danach großzügig auf der Toilette verteilt. Zum Zielen war keine Zeit mehr. Aufputzen musste ich natürlich selbst.
Die damalige Leiterin (?) des Hauses habe ich als bösartige (aus Sicht eines 9 Jährigen) "alte" Frau in Erinnerung. Sie trug immer eine Kette mit einem stilisierten Fischskelett als Anhänger um den Hals. Das hatte für uns etwas hexenhaftes.
 
Unser Taschengeld wurde direkt bei Anreise eingezogen. Nur einmal durften wir davon, an einem im Heim aufgebauten Souvenirstand, etwas ausgeben. Ich denke da wurde in die eigene Tasche gewirtschaftet.
 
Wir mussten Karten nach Hause schreiben, deren Inhalt vorgegeben wurde. Etwas über die Zustände dort konnten wir also auf diesem Weg nicht mitteilen.
 
Während ich zwei Jahre vorher meinen achten Geburtstag in Marktschellenberg in schöner Erinnerung habe, hatte mein Bruder im Quisisana seinen achten Geburtstag. Ich war an diesem Tag mit Fieber im Bett und er kam mit einem Berg Krümel auf einem Teller, die einen Geburtstagskuchen darstellen sollten, heulend ins Zimmer. Dürfte einer der übelsten Tage seines Lebens gewesen sein.
 
Beim kleinsten Bisschen ... und vor allem als die Windpocken im Heim umgingen, wurde uns natürlich damit gedroht, dass wir nicht nach Hause dürfen. Das erzeugte bei uns permanente Angst.
 
Für eine kleine Rache haben wir damals aber kurz vor der Abreise unseren Mut zusammen genommen. Wir haben mit Koffern das Treppenhaus zu unserer Etage verbarrikadiert, dann gemeinschaftlich einige Verwüstungen auf der Etage angerichtet und uns brav in Bett gelegt bevor die "Tanten" die Barrikade überwunden hatten. Außer wüster Beschimpfungen hatte das, von unserer Befriedigung abgesehen, keine Folgen.
 
Ich denke, dass ich das ohne Trauma hinter mich gebracht habe, gleiches gilt für meinen Bruder. Beim Anschauen der ARD-Doku überkam mich allerdings doch der eine oder andere Schauer.
 
St. Peter-Ording ist für mich allerdings bis heute ein Tabu.
 
Hat noch jemand "Quisisana" Erfahrungen gemacht?
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Gabriele Zimmer schrieb am 11.08.2020
Auch ich war ein Verschickungskind. Nach ein wenig Recherche und Erinnerungen die der Verdrängung nicht stand hielten weiß ich das ich vor der Einschulung ( 1966) nach Bad Kreuznach verschickt wurde. Ich sehe mich noch im Zug. Die nächste Erinnerung ist der große helle Saal wo wir gegessen haben ( oder stundenlang vor unserem Teller saßen weil wir nichts essen konnten ) und der Saal mit den vielen Betten. Nachts sah man das Licht auf dem Flur. Der Toilettengang war untersagt. Ich hatte schreckliches Heimweh und mit 5 Jahren auch noch viel zu klein um dort zu sein. Eine "Tante" war ziemlich böse und nannte uns immer "Ihr Fratzen" . Sie war auch nicht grade zimperlich mit uns. Wir wurden regelmäßig in Holzbottiche gesteckt, das Wasser stank furchtbar und war eher lauwarm. Ich hatte ganz große Angst vor ihr. Auch wenn Sie mit Ihrer Nagelschere kam, das tat immer weh. Ich habe immer noch kein komisches Gefühl an diese Zeit. Deshalb war ich auch nie bereit in eine Reha zu gehen oder dergleichen. Weil es mir immer wieder hoch kam. Ich war mit 9 Jahren ( 1970 ) nochmal in "Kur" allerdings muss es mir da etwas besser ergangen sein. Dorthin ist die Erinnerung nicht so dunkel. Es gab dort viel Moor war und es gab eine Schloßkapelle, die sehr schön war. Ich denke das mein späteres Leben von der Kur sehr beeinflusst wurde. Auch gesundheitlich.
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Betti schrieb am 11.08.2020
Hallo,
ich war 2x in so einem Kinderheim, in Niedersachsen (?) und Wyk auf Föhr, jeweils ca. 5 Wochen, immer wenn ich ein Geschwisterchen bekam zur Schonung meiner Mutter, also 1963 und 1965 von Hamburg aus, ich bin Jahrgang 1959. Die grässlichen Geschichten kann ich bestätigen, schreckliche Pampsuppen, die man aufessen musste, sonst musste man noch Stunden davor sitzen. Rundgänge durch den Schlafsaal mit Taschenlampe, wer nicht schlief und blinzelte, musste unter einer schweren miefigen kratzigen Wolldecke auf dem Flur stehen. Und wehe, jemand hatte ins Bett gemacht. Postkarten wurden zensiert und man musste sie neu schreiben unter Aufsicht. Man durfte nur an bestimmten Zeiten 3x am Tag auf Toilette gehen (auf Föhr), die Büsche um das Haus herum stanken und wehe jemand wurde erwischt. Eine dunkle Zeit in meiner Kindheit. Gut, dass das aufgearbeitet wird, danke für das Engagement!
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Monika Fürst schrieb am 11.08.2020
Auch ich habe gestern die Report Sendung gesehen und war wieder erschüttert.Ich war im Alter von 9 Jahren 6 Wochen lang im Kindererholungsheim in Hafenpreppach. Ängste, zwanghaftes Essen fünfmal am Tag. Zensierte Briefe.Man durfte nicht weinen und nur zu geregelten Zeiten auf´s Klo.Ich kann mich nicht mehr so gut erinnern, bekomme aber totale Beklemmungen, wenn ich nur dran denke
Kennt noch jemand das Kindererholungsheim Schloß Hafenpreppach?
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Hans Klotz schrieb am 11.08.2020
Hallo zusammen beim lesen der berichte sind mir wieder Erinnerungen gekommen. Bei uns gab es auch Haferschleim, man durfe erst aufstehen wenn der Teller geleert war.
ich bin mal gespannt ob es hier Menschen gibt die das Kinderheim in Bad Nauheim kennen.
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tinaberlina schrieb am 11.08.2020
Ich kann mich auch noch sehr gut und positiv an Hindelang erinnern. Muss so ca. mit 4 Jahren (Baujahr 1962) dort gewesen sein. Wir haben zum Abschied ein kleines Fotobuch mit unseren Zeichnungen erhalten.
Liebe Grüße aus Berlin von Christina Kasten
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Timarti schrieb am 11.08.2020
Hallo Carmen, ich denke ich bin fündig geworden.
Kann es das Kurheim Sonnhalde in Lenzkirch gewesen sein?
Ich habe es unter Gruppenunterkünfte gefunden und der Speisesaal mit angrenzender Küche war mir sofort bekannt. Auch ein Bild/Postkarte mit Großaufnahme und der Umgebung kam mir sehr bekannt vor.
Schau mal bei google Haus-Sonnhalde.de
Ich war wohl im Winter 65/66 irgendwann wg. Dauererkältung 6 Wochen da.
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Brigitte Fellner schrieb am 11.08.2020
Ich war 1957 auf Norderney. Seehospiz Kaiserin Friedrich.
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Brigitte Fellner schrieb am 11.08.2020
Hallo an alle,
der gestrige Bericht über Verschickungskinder hat mich angerührt. Bin selbst Betroffene. Ich war 1957 als 6-jährige für 16 (!!) Wochen im Seehospiz Kaiserin Friedrich auf Norderney. Geleitet wurde das Haus von einer Diakonisse namens Schwester Gertrud. Der Aufenthalt dort war die Hölle!! Es ging schlimmer zu als in einer Kaserne. Nach einer harmlosen Kissenschlacht im Schlafsaal wurde ich erwischt und für den Rest der Nacht in einem eiskalten Waschraum mit offenem Oberlicht (konnte ich nicht schließen, da zu klein!) eingesperrt. Und das mit meiner diagnostizierten chronischen Bronchitis! Ich bekam eine Mitttelohrentzündung und musste auf die Krankenstation. Dort entfernte man mir meine echt goldenen Ohrringe, die ich niemals zurückbekam. Meinen Eltern schrieb man, ich sei auf einem Ausflug zum Leuchtturm dabei gewesen! Alles Lüge! Auch mussten wir ständig die Kleidung von anderen Kindern tragen. Ich habe lange gebraucht, um diese Erfahrung zu verarbeiten.
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Lina-Marie schrieb am 11.08.2020
Hallo Michael,
es gab mehrere Heime in Bad Sachsa. Im Heimatmuseum oder im Stadtarchiv ist vielleicht mehr zu erfahren...
Ich versuche gleich mal jemanden im Stadtarchiv zu erreichen, da ich auch in Bad Sachsa war, Ostern 1972.

Liebe Grüße, Lina-Marie
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Eleonore Soballa schrieb am 11.08.2020
Hallo Alexandra,mir erging genauso wie Dir und um die gleiche Zeit.Bin immer noch auf der Suche nach dem Heim.Bei Dir hört sich das so identisch an.Ich habe vieles verdrängt oder war noch zu klein.Es war aber die Hölle.Ich meine,bei mir waren es Nonnen.Ich musste nachts auf einer Bank schlafen,weil ich geweint habe. Eine andere Nacht im Rollstuhl.Musste abends ins Bett,weil ich mein Lätzchen nicht abnehmen konnte.Sie sperren mich ins dunkle Zimmer.Dann eines Morgens musste ich 2 Betten fertigmachen,da ich in ein anderes Bett geschlafen habe.Mehr weiss ich leider nicht Mein Bruder wurde von mir getrennt,da er 4 Jahre älter war.
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H.Müller schrieb am 11.08.2020
Guten Tag Ihr Leidensgefährten/innen!
Ich sah gestern,10.August, im FS-Programm der ARD die Sendung über die Verschickungskinder.Ich war erschüttert, berührt und WÜTEND! Endlich wird dieses Thema einer breiten Öffentlichkeit nahe gebracht!
Warum war ich wütend?
Ich wurde als Vorschulkind (würde man heute sagen) im Alter von 6 Jahren in das Kindererholungsheim "Stranddistel" auf Spiekeroog (?) verschickt und erinnere mich bis heute an die Busfahrt an die Küste. Der Bus war vollbesetzt,es war eng,stickig und es gab nichts zu trinken.Als eines der jüngsten Kinder wurde man bereits im Bus von älteren Kindern nicht gerade sanft behandelt.Ich hatte Angst und fühlte mich allein unter Fremden und isoliert. Die einzige Fahrtunterbrechnung gab es in Syke (wie ich später recherchiert habe) und ich erinnere mich bis heute an die frische Luft nach dem Mief im Bus.Die weitere Fahrt habe ich nicht in Erinnerung nur noch den Marsch vom Anleger/Bahnhof zum Kinderheim, mit Marschgepäck!
Weiter erinnere ich mich an den "Kommandoton" in dieser Anstalt.Nicht nur der Kommißton,auch der gesamte Tagesablauf war "soldatisch" organisiert.
Für feste Essenszeiten mag man ja noch Verständnis haben,aber Zeitvorgaben für´s Essen selbst waren dabei auch üblich und der Teller musste blank sein! Und danach der verordnete Mittagsschlaf,bei dem kein Auge geöffnet sein durfte!
Fehlverhalten,gleich welcher Art auch immer wurden hart geahndet. Wer das Essen nicht mochte und trotz wiederholter Aufforderung immer noch etwas auf dem Teller übrig war musste aufstehen und wurde vor der Kinderversammlung bloßgestellt. Weil ich es wagte,einmal das Essen zu verweigern und den Teller umkippte, wurde ich sofort auf´s Zimmer geschickt und musste dort mein Schlafzeug aufnehmen und mit dem gesamten Zeug im Essenssaal an allen Kindern vorbei in das "Turmzimmer" umziehen.Im Turmzimmer waren die unartigen bösen Jungens untergebracht und ich war nun einer von Ihnen,klein,verängstigt unter den Großen.Doch die "Leidensgemeinschaft" mit diesen bösen Jungens entpuppte sich für mich eher als Wohltat.Wir hatten zwar Stubenarrest (vielleicht 3 Tage und Nächte von diesen 3 oder 4 Wochen Aufenthalt) aber wir waren eher eine verschworene Gemeinschaft und hatten unsere Ruhe. Für Ruhe sollten auch die abendlichen Tabletten sorgen, die jedoch von einem der "Großen" eingesammelt und unterm Bett gehortet wurden.....
Das Erzählte gibt nur einige Augenblicke wieder, die mir nach inzwischen 66 Jahren in Erinnerung geblieben sind,doch die eingangs erwähnte Wut kehrt oft wieder.Wütend war und bin ich bis heute,weil man so ausgeliefert und keine Gegenwehr möglich war und weil, endlich wieder zu hause, die Eltern den Erzählungen der "erholten" Kinder oftmals keinen Glauben schenkten!
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Lina-Marie schrieb am 11.08.2020
Hallo Rüdiger,
ich war 1972 über die Ostertage in Bad Sachsa, vermutlich auch im Haus Wartenberg. An das Essen kann ich mich nur in Bruchteilen erinnern, z.B. an die großen Scheiben Zuckerbrot, die auf Tellern getürmt auf den Tischen standen. Vielleicht an den SonntagEn? Wenn der Pädagoginnen Brötchen mit Marmelade, Honig oder Käse bekamen. An Haferschleim erinnere ich mich nicht... kann gut sein, dass es ihn gab, ich die Erinnerung verdrängt habe.
Ich erinnere mich auch an den Mittagsschlaf und Spaziergänge mit Gesang durch den Wald. Der Duschraum war in einem dunklen Keller.
Zugesandte Päckchen wurden konfisziert.
Der Speisesaal war hell mit vielen Fenstern.

Das Ärzteehepaar hieß wohl Köbrich, weiß ich durch Recherchen.
Ich wurde über die BKK VW dort hingeschickt.
An Namen habe ich keine Erinnerung. Mir fehlen sehr viele Erinnerungen aus dieser Zeit.
Vielleicht lässt sich einiges gemeinsam zusammen tragen...

Liebe Grüße, Lina-Marie
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jutta k. schrieb am 11.08.2020
liebe carmen, auch ich war im alter von 10 0der 11 jahren, also 1962/63? im schwarzwald, weil ich sehr dünn war, das heim hiess glaube ich lindenhof und war in schluchsee. eine klassenkameradin wurde zeitgleich mit mir von der barmer ersatzkasse dorthin verschickt.
erinnern kann ich mich an mein grosses heimweh, wir schliefen in einem grossen saal, wurden nachts gegen 22 uhr geweckt, um zum klo zu gehen, ob wir wollten oder nicht, zu anderen zeiten durften wir nicht, meine freundin doris setzte sich einmal voller verzweiflung vors bett um zu pischern, sie wurde erniedrigt, musste es selbst aufwischen und ich durfte mit ihr keinen kontakt mehr haben.
ebenso in erinnerung ist mir der kleiderbügel ( ähnlich den im schwimmhallen), über den wir ordentlich unsere kleidung legen mussten und ebenso wie fürs bettenmachen punkte bekamen.
das frühstück ist mir in grauenvoller erinnerung, es gab milchsuppe, die oft dunkelbraun war und in der altes brot schwamm, wir mussten unsere löffel über den teller halten und die "tante" kippte ekelhaften fischlebertran darauf, ich sass angewidert davor und mir kam alles wieder hoch, erbrach man sich aber, musste man das erbrochene aufessen, ein kleines mädchen erinne ich, die noch mittags vor diesem napf sass, mittlerweile mit dem kopf auf dem tisch eingeschlafen war.
unsere seife und haarshampoo wurde uns sofort weggenommen, wir mussten uns mit glaube ich kernseife waschen und wurden dann kalt abgeduscht. die haare wurden uns nur ein einziges mal in den 6 wochen einen tag vor der abreise gewaschen.
sonntags wurde im grossen saal gesungen, dort sass die oberin, eine mürrische frau mit knoten im nacken und wir mussten bewegungslos mit gefalteten händen dort sitzen.
die post wurde geöffnet, mein vater schrieb mir tolle lustige briefe, die laut vorgelesen wurden, damit hatte ich einen punkt extra, meine karten wurden aber ebenfalls zensiert, ich schrieb einmal: "jetzt brauche ich nur noch 3 wochen hier zu sein", dass wurde nicht abgeschickt und ich war sofort wieder im ansehen gesunken. ein osterpaket meiner eltern wurde sofort eingezogen, ich sah nie ein einziges ei davon. in der zeit brachen die windpocken aus und die kinder, die blasen hatten, durften nicht nach hause, ich betete, keine zu bekommen, erst im zug zurück, fühlte ich die ersten blasen hinterm ohr. warum meine eltern nie etwas unternommen haben im

nachhinein weiss ich nicht, sie waren wohl selbst zu schwach. das heim war der horror. ich habe das nie vergessen.
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Beate Noack schrieb am 11.08.2020
Habe die gestrige Reportage über Verschickungskinder in der ARD gesehen und möchte als „ Beteiligte“ dazu einen Kommentar hinzufügen!!! Ich war von 1967-bis 1968 im Kinderheim Bergfrieden in Bad Sachsa, Steinaer Str. geführt von Frau Lieselotte Wilhelm, Ehefrau des Kinderarztes Wilhem, Borntalkinderkrankenhaus , als Praktikantin(17Jahre) beschäftigt! Dieses knappe Jahr war eines meiner schlimmsten Erlebnisse meiner Ausbildung zur Kinderkrankenschwester!! Diese Bilder sind mir als Personal so schlimm in Erinnerung!! Das „Fachpersonal der 2Häuser( 1Mädchen-und Kleinkinderhaus und ein Jungenhaus) war inkompetent, höchst agressiv den Kindern gegenüber, es gab von der“ Tante„ im Jungenhaus abends vor dem Fernseher in ihrem Zimmer sexuelle Übergriffe! Sie suchte sich im Laufe des Tages Ihren „Lover“ für den Abend aus-unter dem Deckmantel des Fernsehschauens! So hatte sie reichlich Gelegenheit sich zu amüsieren, denn ihre Strafen bei Widerspruch waren hart, keine Nahrung, abstrafen für Nichtigkeiten in der Gruppe, Prügel vor den anderen Jungen!! Im Mädchenhaus residierten 2andere „Tanten“ ,eine davon bekannte Alkoholikerin! Sie trank sogar vor den Kinder!! Die Kinder wurden mit Kleiderbügeln geschlagen, wenn sie nicht essen mochten! Erbrochenes wurde erneut gefüttert, und wehe es klappte nicht!! Die Kinder schliefen 6 Wochen im eingenässten Bett, es gab keinen Wäschewechsel!! Eingekotet Unterwäsche kam in einen Beutel und wurde später im Koffer des Kindes mit nachhause geschickt!! Ich verstand die Eltern nicht, keine Anzeigen, Proteste oder Aussprachen wurden daraufhin wahrgenommen!! Alles so akzeptiert!! Die Kinder wurden regelrecht misshandelt, ohne Konsequenzen!! 4Praktikantinnen sind bei Frau Wilhem vorstellug geworden, wir haben die Verhältnisse geschildert, sie wurden belächelt mit dem Satz: Mädels, ihr spinnt, werdet erstmal erwachsen und kompetent wie unsere Fachkräfte!! Wir sind weitergegangen zum Jugendamt in Bad Sachsa!! Auch hier kein Gehör! Die angekündigten Besuche des Amtes zeigten ein gut organisiertes und kinderfreundliches Heim!!! Ich habe nach dieserMisere mein Praktikum beendet, meine Vorstellung von Kur, Verschickung und Menschenliebe wurden dort nicht geteilt, selbst eine Institution wie das Jugendamt duckte sich weg!! Ich habe meine Ausbildung in Braunschweig fortgesetzt in einem Kinderheim und später im Stadtischen Kinderkrankenhaus. Meine Maxime für meinen weiteren Berufsweg blieb immer sehr human, Eltern-und Kindern zugewandt und ich habe nach 40 Jahre in diesem Beruf immer noch Abscheu vor diesem Kinderheim Bergfrieden und seinen Angestellten!! So etwas müsste geahndet werden und richtig aufgearbeitet und entschädigt werden! Beate, 69 Jahre!!
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Sabine Meier schrieb am 11.08.2020
Die Sendung gestern hat mir klar gemacht das ich mir das alles nicht ein bilde da es noch viele genauso erlebt haben wie ich. Das ist sehr beruhigend denn ich kann mich sehr gut an die traumatischen Umstände in einem Erholungsheim an der Nordsee erinnern.
Da gab es immer diese Breie die man essen musste und ich habe es erbrochen. Musste sitzen und mein Erbrochenes noch einmal essen bis der Teller leer war durfte ich nicht aufstehen.
Mein Bruder war zu dick und ich zu mager so wurden wir getrennt in zwei Stockwerken. Wir durften nicht im Hof miteinander sprechen.
Meine eigenen Anziehsachen hatten alle an nur nicht ich.
Briefe und Karten schreiben wurde kontrolliert und Pakete der Eltern an uns kamen nie bei uns an.
Es waren Nonnen dort die echt alle sehr böse zu uns kindern waren.
WC durften wir nur zu geregelten Zeiten und mussten in eine lange Schlange stehen. Hat man in die Hose gemacht weil man noch nicht dran war wurde man bestraft und mit dem Gürtel geschlagen.
Ich kann mich erinnern das ich nicht aufgegessen habe immer wieder und so wurde mir der Badetag gestrichen und ich musste ins Gitterbett. Ich habe geweint und dann bekam ich eine Spritze weil ich so geweint habe und Heimweh hatte.
Alle Kinder weinten vor allem Nachts. Das war aber ein grosses Verbrechen und wurde bestraft. Wir sassen die ganze Nacht auf dem kalten Boden im Gang wenn wir geflüstert haben.
Beim Essen war eine Angststimmung die mir noch heute im Gedächtnis ist. Dieses grüne Dessert mit der weissen Sauce..Horror immer noch heute.
Jeden Tag gabs Brei, Griess, Milchbrei, Hafer und weis der Teufel.
Ich kann mich an sehr vieles von dort erinnern. Alles schlimm.
Zu Hause wars auch Horror..aber gewohnter Horror und so war ich froh als die Wochen endlich zu Ende waren. Das war keine Erholung. Hab 6 Kilo abgenommen und war noch viel magerer wie vorher.Ich wurde dort noch mehr gequält als daheim vom Vater.
Mit ihm habe ich heute keinen Kontakt mehr und mit der Mutter happerts dauernd weil sie sagt immer zu mir. Ach Sabine du bildest dir so Zeug ein.
Das muss ungefähr so im 1973/74/75 gewesen sein. Ich bin im 1968 geboren und mein Bruder 1967.
Es ist schrecklich das so was dort geduldet und als gute Kur angepriesen wurde. Ich glaube viel der Eltern wussten gar nicht was sie ihren Kindern an tun mit dieser Kur und ich kann mich erinnern meinen Eltern haben uns kein Wort geglaubt.
Ich glaube meine Mutter sagte wir waren in Bad Reichenhall.
Grüsse an Euch Alle
Sabine
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Sabine Rothhaupt schrieb am 11.08.2020
Du kannst direkt unter dem jeweiligen Text beantworten.Gehe auf Antworten, dann kannst du direkt losschreiben.
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Stephanie schrieb am 11.08.2020
Hallo Zusammen,
ich bin mit 6 Jahren nach Borkum geschickt worden, weil ich sehr dünn war. Das lief über die Barmer Ersatzkasse. Leider wissen auch meine Eltern nicht mehr, welches Haus es war. Ich erinnere mich an ein längliches Gebäude, nicht weit vom Strand entfernt. Meine Eltern sagten, ich ging als fröhliches Kind hin und kam völig verstört zurück. Leider erinnere ich mich nur noch an Kleinigkeiten. Das bisschen Taschengeld und Bonbons wurden mir genommen. Die kalten Hände sollten wir mit eiskaltem Wasser waschen. Irgendetwas war auch mit Gummistiefeln. Vor dem Aufenthalt trank ich gerne Milch, danach wurde mir schlecht, wenn ich sie nur roch. Ich weiß, dass irgendetwas beim Essen passiert ist. Ich weiß, dass nachts auch irgendetwas passiert ist, ich erinnere mich nur nicht mehr genau an was. Ich möchte das gerne ausarbeiten. Erinnert sich jemand an die Zeit Borkum 1975?
3 Jahre später wurde ich wieder verschickt, diesmal mit meinem kleinen Bruder (5 Jahre alt). Ich weiß, ich schrie, ich will dort nicht wieder hin. Ich schrie noch am Bahnhof. Meine Eltern sagten, im Glauben, dass es sich nur um Heimweh handelt, dass es doch diesmal nicht schlimm sei, diesmal sei ja mein Bruder dabei. Im Heim wurde ich von vielem isoliert, weil ich die einzig 9-jährige war. Wie komme ich an weitere Informationen, um die Lücken mehr aufzufüllen?
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Hans Peter Sauber schrieb am 11.08.2020
Ich war 1969 als 9-jähriger in einer Kinderkureinrichtung in Bad Münster am Stein/Ebernburg (6 Wochen). Der Grund: zu dünn. Extremes Heimweh, zensierte Hilferufe (Briefe) an meine Eltern. Nur gute Nachrichten durften raus. Sendungen meiner Eltern mit Geschenken wurden an alle verteilt. Stundenlang/tagelang geweint. Essen zwangsweise (gefüttert mit Gewalt) täglich erbrochen. Kann heute bestimmte Speisen noch nicht riechen. Nach heißem Solebad in Ohnmacht gefallen und "vergessen" worden. Alleine aufgewacht..... Hat jemand Berichte aus Bad Münster am Stein?
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Isolde N schrieb am 11.08.2020
Also nach meiner persönlichen Erfahrung hatte das niemanden interessiert bzw. war es eben so, "ein bisschen Zucht und Ordnung" hat doch noch nie jemandem geschadet? (Ironie !)
Ich wurde noch bis 1972 von Lehrern in der Grundschule körperlich gezüchtigt, obwohl es -glaube ich- damals eigentlich bereits verboten war, aber auf nem Dorf hatte das niemanden interessiert, am wenigsten die Eltern...
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Hans Klotz schrieb am 11.08.2020
Hallo zusammen ich bin 1953 geboren ,mit einem angeborenen Herzfehler(Fentricel Septum defekt). 1960 wurde ich eingeschult . im gleichen Jahr bekam ich eine Hüftgelenk Nervenentzündung, man hat erst angenommen das es Kinderlähmung sei….zum Glück nicht. Dann bin ich für 6 Wochen in Kindererholung vom Hausarzt Dr. Hatzmann aus Koblenz nach Bad Nauheim geschickt worden. An den Namen des Heims weiß ich nicht mehr. Ich kann mich nur noch daran erinnern ,wir haben mit sehr viel Kinder in einem riesen Saal geschlafen . Alles wurde genaustens kontrolliert, morgen das Zähneputzen …alles wage Erinnerungen. Einzelheit habe ich vergessen oder verdrängt. Was ich noch genau weiß , als ich wieder Zuhause war war meine Mutter total erschrocken über meine schlechten allgemeinzustand. Meine Eltern sind beide schon lange verstorben . Ich hoffe das man mir weiter helfen kann . Eventuell gibt es ja noch andere Menschen die auch in Bad Nauheim waren.
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Renate schrieb am 11.08.2020
Hallo Ute,
ich war 1962 oder 1963 in Bad Kreuznach. Dieser Aufenthalt war prägend. Die Prügel war Tag und Nacht zu spüren. Die Mahlzeiten erfolgten unter Zwang, und wie im Beitrag erwähnt,dass Erbrochene mußte vom Teller........entsetzlich. Ich kann bis heute noch nicht Erbrochenes beseitigen. EKEL,EKEL. Das Schlimmste, ich bekam die Windpocken wurde Nachts aus dem Schlafsaal gezerrt und in einen anderen kleinen Raum geworfen und eingesperrt. Die med. Versorgung war garnicht vorhanden. Die Narben tragen ich mein Leben lang als Erinnerung an Bad Kreuznach. Kein Mensch hatte meinen Schilderungen glauben geschenkt, somit war man auch noch als Lügnerin oder sehr fantasievolles Kind verschrieen. Durch einen Zufall (vor ca. 30 Jahren) bekam ich bei meinen Schwager eine Anschtskarte von Bad Kreuznach in die Hände. Ich schilderte ihm meine Verachtung über diese Stadt........und siehe da, er war auch ein geschundenes Kind..............Ich fühlte mich erstmal geborgen .......und wir tauschten uns über diese schreckliche Zeit aus.

Wenn du Lust kannst du mich anrufen. 02205- 910 100

Liebe Grüße
Renate
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Lucy schrieb am 11.08.2020
Ich bin 1974 zu einer 6-wöchigen Kur nach Norderney geschickt worden. Ich war damals kanpp 7 Jahre alt und bin noch nicht zur Schule gegangen, konnte also auch noch nicht Lesen und Schreiben. Ich weiß den Namen von dem Heim nicht mehr, nur noch, dass es ein rotes, großes recht rechteckiges Gebäude gewesen ist, drum herum gab es keine anderen Häuser. Kann mir jemand helfen?? Hingefahren bin ich mit einem Bus, der alle Kinder aus der Region an verschiedenen Bushaltestellen einsammelte und zur Insel brachte. Der Bericht gestern hat mich vollends verstört, es wird brauchen, bis ich das für mich verarbeitet habe, denn bisher dachte ich wirklich immer, dass das was mir passiert ist, halt normal gewesen ist. Ich freue mich, wenn sich über diese Plattform andere melden, die auch auf Norderney waren. Ich komme aus dem Kreis Lippe.
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heide simm schrieb am 11.08.2020
Ich war im Jahr 1955 in einem Heim in Niendorf an der Ostsee und habe keine guten Erinnerungen an die diensttuenden Nonnen,6 Wochen durchlebte ich dort eine beängstigende Zeit ohne Mitgefühl und herzliche Zuwendung.
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Alexandra Rauchhaus schrieb am 11.08.2020
Hallo Biene,wir waren auch in dem Haus Staeckel, 1971 muss es gewesen sein und es war im Sommer.Ich weiß nur das wir im Sommer die warem kratzigen Strickhosen anziehen mussten die unsere Mutter mit eingepackt hatte und auch das was Du geschrieben hat und noch mehr, kommt mir sehr bekannt vor 🙁
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Margret Gröll schrieb am 11.08.2020
Hallo zusammen,
ich war 1965 als 8jährige 6 Wochen über Ostern im Haus Waldfriede in Bonndorf (Schwarzwald). Ich war ein blasses und dünnes Kind, so dass man meinen Eltern empfahl, mich in "Kur" zu schicken.
An vieles kann ich mich nicht mehr erinnern. An das, woran ich mich erinnern kann, ist nicht positiv.
Gleich nach meiner Ankunft wurde mir mein Kuscheltier weggenommen, was für mich schmerzlich war.
Das Essen war äußert unappetitlich und wurde den Kindern regelrecht reingezwängt. Ich erinnere mich noch an ein kleines Mädchen, das in den Teller erbrach. Der Teller wurde nur teilweise gesäubert, neu gefüllt, und es wurde gezwungen, solange sitzenzubleiben, bis es aufgegessen hatte.
Zu Ostern hatte mir meine Mutter ein Päckchen mit Süssigkeiten geschickt, welches ich nur aus der Ferne gesehen hatte, es wurde unter den Kindern aufgeteilt.
Während meines Aufenthaltes erkrankte ich an einer doppelseitigen Mittelohrentzündung und kam somit auf die Krankenstation. Ich hatte keinen Appetit, und auch hier unterließ man es nicht, mich zwangszufüttern. Ich weiß noch, dass ich meine Frühstücksbrote versteckte und anschließend die Toilette herunterspülte. Zum Glück hat man es nicht bemerkt.
Die gemeinschaftliche Gewichtskontrolle blieb ebenso in meinem Gedächtnis. Das Ergebnis wurde jedesmal in die Gruppe hinausposaunt. Nach 5 Wochen hatte ich insgesamt 1 Pfund (!!!) zugenommen, und man war sichtlich enttäuscht.
Als mein Vater mich nach 6 Wochen am Köln-Deutzer Bahnhof in Empfang nahm, war er sichtlich erschrocken. Nach wie vor dünn, blass und die Haare ungepflegt.
Ich konnte mit 8 Jahren begreifen, dass man so mit Kindern nicht umgeht.
Ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich nie wieder in eine derartige "Kur" geschickt werden möchte, was sie auch nicht mehr taten. Meinen Eltern habe ich jedoch später nie einen Vorwurf gemacht; sie waren ahnungslos über diese Zustände. Glücklichweise haben sich die Zeiten geändert.
Ich habe mir geschworen, meinen eigenen Kindern so etwas zu ersparen. 1993 habe ich zusammen mit meinem 5jährigen Sohn 4 Wochen eine Mutter-und-Kind-Kur auf Borkum verbracht. Diese Kur war insgesamt erfolgreich. Während dieser Zeit mußte ich oft an meine eigene Kur denken.
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Tanja E. schrieb am 11.08.2020
Durch HR Info gestern im Radio und abends die Sendung habe ich mit meiner Zwillingsschwester darüber geredet.
Wir waren über Ostern 1978 (oder 1979?) in einem Verschickungsheim in Dießen am Ammersee, das Haus war streng katholisch geführt. Wir beide wurden nicht auseinander genommen, und deshalb war es für uns nicht ganz so schlimm. Und daheim bei einer überforderten alleinerziehenden psychisch kranken Mutter war es auch nicht immer besser. Immerhin gab es im Heim klare Strukturen.
Was aber mir an Eindruck blieb:
Im Speiseraum herrschte eine ängstliche Atmosphäre. Man musste alles aufessen. Die Kinder, die abnehmen mussten, sassen weiter hinten. Wir vorne und wir wurden öffentlich gewogen mit netten Kommentaren. Auch das Thema "Erbrochenes" essen, haben wir mitbekommen. Dieses Mädchen tat uns leid, aber Mitgefühl zeigen konnte und durfte man nicht. Postkarten, die wir schreiben durften, wurden begutachtet...also man konnte nicht alles schreiben. Umgekehrt, wurden die Inhalte der Pakete an uns konfisziert. Ebenso die Zahnpaste und die Seife, die jeder mitbringen sollte. Da wir in einer katholischen Einrichtung waren, durften wir täglich zum Gottesdienst gehen. Und sollten uns brav benehmen. Meiner Schwester wurde vom Weihrauch regelmäßig schlecht, aber das war kein Grund vom Fernbleiben.
Nachmittags wurde gebastelt, allerdings musste alles bezahlt werden.
Mein Fazit: Der Aufenthalt zählt nicht zu meinen schönen Erinnerungen. ich habe es ertragen und erfolgreich verdrängt.
 
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Alexandra Rauchhaus schrieb am 11.08.2020
Hallo,auch meine Zwilligsschwester und wir sind Verschickungskinder. Wir wurden mit 6 Jahren 1971 in ein Erholungsheim in St.Goarshausen an den Rhein geschickt. Auch für uns war es die Hölle ,leider haben es unsere Eltern überhaupt nicht verstanden wie schlecht es uns dort ging. Auch wir durften erst aufstehen, wenn wir die Teller leer gegessen waren und wenn wir ins Bett geschickt wurden mussten wir ruhig liegen und die Augen geschlossen halten,unterhalten durfte man sich auch nicht, sonst wurden wir mit der Taschenlampe angeleuchtet und bestraft.Auch nachts auf Toilette gehen war auch nicht erlaubt.Vielleicht melden sich ja noch andere Betroffene die auch dort waren.
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Isolde Nies schrieb am 11.08.2020
Das habe ich gerade gefunden; leider weiss ich nicht mehr, welches dieser Heime anno 1967 mein Haus des Schreckens war, ich vermute das „Mövennest“
 
https://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Zum-Aufpaeppeln-auf-die-Insel
hier: Insel LANGEOOG
 
Zitat
„Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Freien Wohlfahrtsverbände
.
.
.
Das Hilfswerk, das vom Land und einer Funklotterie unterstützt wurde, hatte einen eigenen Kutscher, der das Gepäck der Kinder vom Hafen zu den Häusern fuhr:
 
dem evangelischen „Flinthörnhaus“,
dem „Mövennest“ der Arbeiterwohlfahrt,
dem „Haus Sonnenschein“ der Caritas und
dem „Dünenheim“ des DRK.“
Zitat-Ende
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Uta W. schrieb am 11.08.2020
Guten Tag. Durch die gestrige Reportage über Verschickungskinder in der ARD bin ich auch wieder daran erinnert worden, dass da was war in meiner frühen Kindheit. Ich bin Jahrgang 1955 und wurde ca. Ende der Fünfziger nach Bad Rothenfelde verschickt. Ich kann mich allerdings kaum noch daran erinnern. Aber die Bilder die ich habe sind sehr düster. Das Gefühl von Angst taucht auf. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern.
Aber einige Jahre später, ich war 7 Jahre alt, musste ich für ca. 10 Monate in eine orthopädische Klinik nach Sendenhorst (Epiphysenlösung). Die Station auf der ich lag (in großen Schlafsälen mit Beschulung) wurde von Schwester Maria beherrscht. Ich schreibe ganz bewußt "beherrscht", denn sie war eine herrschsüchtige und sadistische Person. Sie hat uns Kinder wirklich gequält, ausser ihre Lieblinge. Ein Beispiel: jeden Tag gab es Mittagsruhe, d.h. wir mussten stramm im Bett liegen und durften uns nicht bewegen. Es musste absolute Stille herrschen. Schwester Maria saß in einer Ecke des Saals und beobachtete uns mit Argusaugen. Da die Nachttische sehr an an unseren Betten standen, mit dem ausziehbaren Tablett zum Bett gerichtet, kam es vor, dass man versehentlich dagegen stieß. Das hatte einen lauten Klapperton zur Folge, was eine sofortige Bestrafung nach sich zog. Die Bestrafungen unter Schwester Maria waren vor allem die Isolation und die Erniedrigung vor allen anderen. Die in meiner Erinnerung schlimmste und am häufigsten angewandte Strafe war "unters Tuch" zu müssen. Dazu mußten wir uns die Stoffserviette, die immer unter unserem Kopfkissen lag, über das Gesicht legen. So mussten wir über einen, in meiner Erinnerung, längeren Zeitraum verharren. Auch Zwangsessen gab es. Ich erinnere mich sehr gut, dass ich mal ein faules Ei essen musste. Auf meinen Hinweis, dass es schrecklich schmecken wüde, wurde nicht eingegangen. Also musste ich es auf essen. Später konnte ich jahrelang keine Eier mehr essen.
Es war die schlimmste Zeit meines Lebens, an die ich mich erinnern kann. Bei meiner Entlassung war ich ein anderes Kind. Aus einem quirligen und lebensfrohen Kind wurde ein eingeschüchtertes und ängstliches Kind. Mein Selbstbewußtsein war kaum noch vorhanden. Sicher haben meine Eltern diese Veränderungen bemerkt, aber solange ich unter der Fuchtel von Schwester Maria stand, habe ich mich nicht getraut mich meinen Eltern anzuvertrauen. Es hätte unweigerlich Strafen nach sich gezogen. Erst sehr viele Jahre später habe ich meiner Mutter davon erzählt. Sie war schockiert, aber gemacht wurde von meinen Eltern nichts.
10 Jahre später habe in derselben Klinik ein Praktikum als Kinderpflegerin gemacht. Wieder habe ich schlechte Erfahrungen dort gemacht. Ich war zwar auf einer anderen Station (Kleinkinder), aber auch dort gab es noch Strafen und Zwangsessen. Hier wurde die Isolationsstrafe angewandt, indem das betroffene Kind samt Bett auf den Flur geschoben wurde und dort isoliert von den anderen eine zeitlang verbleiben musste. Ganz furchtbar war für mich, dass ich doch tatsächlich besagter Schwester Maria auf einem Flur der Klinik begegnete. Sie hatte sich in den 10 Jahren überhaupt nicht geändert. Diese Begegnung holte alle schrecklichen Erlebnisse wieder hoch.
Mittlerweile habe ich mit dieser schlimmen Zeit meinen Frieden gefunden. Aber es war mir wichtig, hier mal darüber zu berichten.
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stefan schrieb am 11.08.2020
.... ich war wohl 1959 genau auch mit der Barmer in diesem Kinderheim - und meine Erinnerungen sind tatsächlich positiv. Ich habe die Wanderungen zum alten Schiefer-Bergwerk gemocht und auch wenn wir auf der Terrasse eingewickelt bei jedem Wetter lagen. Was ich allerdings auch heute komisch finde ist die Tatsache, dass ich kein Trennungsschmerz bei der Abfahrt hatte. Ich wurde da auch in den Zug gesetzt und weil ich brav war habe ich das mit mir einfach machen lassen.
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Thomas Mölders schrieb am 11.08.2020
Hallo, ich heiße Thomas Mölders, ich wurde damals 66/67 zu diesem Kinderheim am Titisee im Schwarzwald Sonnental über Mannesmann, wo mein Vater gearbeit hat für 6 Woche geschickt. Was ich da erlebt habe war fürchterlich, es sollte z.b. immer bei Mittag alles gegessen und aufgegessen werden, einmal war das Essen so ekelig das ich am Tisch erbrochen habe und meine Tischnachbarn ihre Teller zu mir schoben mit der Bitte auch darauf zu erbrechen. Ich war in der Zeit auch Krank mit 41 Fieber und der Arzt meinte ich würde da wohl sterben, habe aber überlebt, durfte das aber nicht meinen Eltern schreiben. Von dem Taschengeld was ich mithatte musste ich in dem Heim unten links war so ein Andenkenladen , dort was kaufen. Wasser und Brot bekam ich auch mal weil ich mit dem Essen gehadert hatte. Die Schwestern und ich denke es war ein katholisch geführtes Haus waren strenk und aus meiner heutigen Sicht einfach nur zum kotzen. Strafen hatten die immer parat. Gelacht habe ich da glaube ich nie. Als ich wieder zurück kam mit dem Zug nach Duisburg und meinen Eltern das erzählte sorgte mein Vater dafür das sowas über Mannesmann nicht noch mal zu diesem Heim passierte. Ich könnte noch weiter schreiben aber im Umgang hiermit ist die katholische Kirche genauso wie mit den Missbrauchfällen, ändern lässt sich das geschehene leider nicht, aber das da mal jemand die Verantwortung übernimmt ist lange überfällig. MFG Thomas Mölders
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A Wegner schrieb am 11.08.2020
Ich war 1977 als 10Jährige in den Sommerferien im "Kinderheim Marianne" in Obermaiselstein bei Oberstdorf im Allgäu. Im Forum habe ich ausführlicher berichtet. Psychische und körperliche Gewalt war an der Tagesordnung. Toilettengang nur nach dem Essen erlaubt, Zwang, aufzuessen (zum Teil mit erheblicher körperlicher Gewalt), Wanderungen im Hochsommer im Alpinen Gebirge ohne Sonnencreme, Entzug des kompletten Gepäcks, 1xwöchentlicher Wäschewechsel (auch Unterwäsche!) Trotz Organisation durch die Barmer in diesem "nicht kirchlichen Haus" sonntagliche ellenlange Kirchenbesuche. Sprechen beim Wandern oder Spazieren verboten, Briefe, die nur Montags geschrieben werden durften, wurden von der Heimleiterin Marianne Schleich gelesen. Ich habe diese Briefe noch! Falls etwas Negatives darinstand, musste er neu geschreiben werden...Ich wollte nie wieder ins Allgäu fahren! Letzten Sommer habe ich mir die Einrichtung mal von aussen angesehen. Es ist jetzt ein Mutter-Kind-Kurheim.
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Margit Hoppe schrieb am 11.08.2020
Ich war mit meiner Schwester Februar /März 1974 für 6 Wochen in Bad Salzuflen. Es war die Hölle. Obwohl wir daheim von den Horrowochen erzählten, passierte nichts. Nahm man uns nicht ernst? Ich war damals 10 Jahre alt, meine Schwester 5.
Bis Gestern dachte ich, dass Bad Salzuflen bei uns ein Einzelfall war, aber als ich gestern die Sendung sah, liefen mir die Tränen, alles kam hoch - Millionen von Kinderseelen wurden zerstört.
In den sechs Wochen sah ich meine kleine Schwester nicht.
Wir durften nachts nicht auf die Toilette, würde man erwischt, gab es Schläge. Aus lauter Angst machte man dann ins Bett, dann gab es vor allen Kindern im Schlafsaal Schläge auf den nackten Po.
Wir bekamen Medikamente, die den Appetit anregen sollte. Man musste immer seinen Teller leer essen, schaffte man es nicht und musste brechen, dann saß man alleine vor seinem Erbrochenen auf dem Teller im Speisesaal. Man musste es wieder runterschlucken.
Zwei Geschwisterkinder hatten damals Läuse und die beiden Mädchen bekamen den Kopf kurz rasiert.
Ich konnte heute Nacht nicht schlafen, soviel Bruchstücke kommen nun nacheinander hoch. Man hatte sie Jahrzehnte lang verdrängt.
Warum hat man jahrelang nicht auf die Kinder gehört, die völlig verstört nach Hause kamen?
Ich war bis fast 13 Jahre Bettnässerin
Wie das Kurheim in Bad Salzuflen hieß, weiß ich nicht mehr. Die Mädchen in einem Altbau untergebracht mit hohen Decken. Der Speisesaal hatte dunkle Holzwände.
Die Jungs waren in einem moderneren Gebäude nebenan untergebracht.
Ich hoffe so, dass jetzt alles aufgearbeitet wird und wir nicht noch einmal verraten werden.
Diese Horrorzeit kann man nicht rückgängig machen, aber die Schuldigen sollten zu ihren Taten stehen

Grüße Margit Hoppe ( früher Bögler)
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Isolde Nies schrieb am 11.08.2020
Ich habe mich registriert und würde gerne das ein oder andere Zeugnis direkt kommentieren, aber wie geht das? Betrifft zB metoo, da wie ich auf Langeoog misshandelt wurde...?
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Sabine Rothhaupt schrieb am 11.08.2020
Mit 5 Jahren war ich im Staufferhof in Bad Reichenhall. Vom Einstieg in den Zug in Schweinfurt und entgegennahme durch eine Begleitperson für den Zug habe ich keine Erinnerung.Ob ich sediert wurde? Dann erinnere ich das die Klinik mitten in Bad Reichenhall lag. Die Behandlungen waren u.a.folgende .Wir mußten uns nackt in einen vollkommen nebligen Raum begeben um salzige Luft zu inhalieren. Es war sehr beängstigend da man auch die anderen Kinder fast nicht sehen konnte.Es mußte zu den Essenszeiten immer alles aufgegessen werden, wenn nicht mußte man solange sitzenbleiben , bis man fertig war.Manchmal gab es Süßigkeiten. Ich hatte sehr großes Heimweh und schleppte den Kummer über die Trennung von meinen Eltern die ganze Zeit mit mir herum. Es war zu dieser Zeit Fasching und wir waren verkleidet und ich saß an einem Tisch und es gab Krapfen und es wurde ein Lied gespielt. " Oh mein Papa , er war ein wunderbarer Clown...Oh mein Papa....Der Raum hatte dunkelbraune Wände .Anrufe gab es nicht. Es war schrecklich. Als Getränk gab es immer HagebuttenTee, den ich bis heute verabscheue. Sehr selten Kakao. Manchmal sind wir zu einer Saline gelaufen . Der Schlafsaal war groß und wir mußten still sein , es wurde kontrolliert. Trotzdem erzählten größere Kinder unheimliche Geschichten so das wir kleineren sehr viel Angst bekamen.Als Folge dieses Aufenthaltes kam ich sehr verstört und innerlich erschüttert zurück nach Hause. Meine Widerstandsfähigkeit gegen Stress oder herausfordernden emotionalen Situation ist seither massiv herabgesetzt.Bei Überforderung durch Probleme, Stress im Leben ,kann ich beobachten das ich innerlich verstumme. Es tritt eine ungreifbare Leere auf in der erstmal keine Gefühle mehr existieren.Als Resümee kann ich für mich sagen, das massive Traumatisierungen stattgefunden haben und der Start in ein emotional gesundes Leben massiv beschnitten wurde . Dies sind nun meine ersten Erinnerungen ohne größere Recherchen.Ich bin sehr an einem Austausch mit anderen Betroffenen aus dem Staufferhof interessiert.
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Andreas Rau schrieb am 11.08.2020
Bitte entschuldigen SIe meine grausame Rechtschreibung hier. Ich habe an meinem Smartphone echte Probleme, was ich schreibe, selbst zu lesen. 🙂 Vielleicht brauchen meine Augen eine Kur *lach*
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Andreas Rau schrieb am 11.08.2020
Erst mal liebe Grüße von Andreas Rau. Ich freue mich über Ihre Initiative, denn ich merke, dass die Demütigungen und auch körperliche Gewalt keine Einzelfälle waren.
Ich war insgesamt 11 mal zur Kinderkur. In den Jahren 1970-1981.
Es gibt zum Teil schöne Erinnerungen an zwei Kinderheime. EInes auf Norderney, dass von der Awo betrieben wurde und mit deren Erzieherinnen mich heute noch freundschaftliche Kontakte verbinden. Das andere war in Hindelang/Oberjoch und hieß Santa Maria. Ich habe von Dingen gelesen, die ich dort so nicht erlebt habe. Die "Fräuleins" , an die ich mich erinnere, hatten wirklich was drauf und wir konnten neben sehr guten Kuranwendungen eine breite Pallette an freizeitpädagogischen Angeboten wahrnehmen. Das einzige, was überall wirklich gleich war, war die frühe Zeit, zu Bet zu gehen und ab dann nicht mehr sprechen zu dürfen. Das gleiche galt immer auch nach dem Mittagessen von 13- 15 Uhr.
 
Am meisten ist mir der Begriff "Wache" in Erinnerung, denn so nannte man tatsächlich die Erzieherinnen, die in diesen Zeiten Dienst hatte, während die anderen Pause machten - oder, wie ich irgendwann erfuhr - für Putzdienste abkommandiert wurden.
Meine Kurerfahrung begann im Herbst/Winter 1970 in Scheidegg. Es war eine "Lungenheilanstalt" mit Ordenschwestern aber auch "weltlichen" Schwestern. Die Ordensfrauen habe ich in guter Erinnerung. Geschlagen, weil ich ins Bett machte, wurden wir von einer Nachtschwester und in der Ecke stehen war für viele Kinder eine typische Strafe. Mit drei (!) Jahren.
Es gab dort kein Obst zu essen. Ein Gummibärchen bekamen wir zue Belohnung, wenn wir nicht ins Bett gemacht hatten. Wer es doch tat, bekam einen "Klaps" auf den nackten Po und musste sein schweres Bettzeug selbst wegtragen. Einmal nahm ich einen Apfel vom Teewagen, der aber nicht für uns Kinderwar, sondern Schwester Maria (eine Kinderkranenschwester) gehörte. Ich biss hinein und legte ihn wieder weg. DIe ganze Gruppe wurde dafür bestraft und bekam kein Abendessen.
 
Am Feldberg, in einem Kinderheim der Caritas mussten wir zur Strafe fürs Quatschen in den "Wachen" meistens auf dem Flur stehen. In Unterwäsche oder nackt, und die Hände dabei ausstrecken. Wir durften nur mit dem Gesicht zur Wand schlafen und durften eigentlich so gut wie nie sprechen. Dafür war das Essen dort klasse, Aber, wenn man es mal nicht mochte, konnte es passieren, dass zwei Erzieherinnen einen festhielten und die Nase zuhielten, während eine einem das Esen, wie bei einer Gans in den Hals stopfte. Wer erbrechen musste, schluckte es lieber gleich runter, damit man es nicht nachher vom Teller aufessen musste. Toilettengänge wurden in fast allen Heimen strengstens reglementiert. Meistens mussten wir als Gruppe gemeinsam gehen. Zeit, um den Popo abzuputzen, sofern man das überhaupt konnte, gab es nie ausreichend. So hatten wir alle immer schmutzige Unterwäsche, die nur einmal in der WOche gewchselt werden durfte - meistens, wenn man zum Arzt zur Untersuchung vorgeführt wurde.
Am Feldberg wurde uns immer angedroht, wenn wir nicht "horchen wollten", dass wir Verlängerung bekamen. In meinem Fall, wurde das - aus anderen Gründen - zwei mal wahr gemacht. 12 lange WOchen ohne meine Familiie und meine Freunde. Ich kam vom Bauernhof und war diese Art der "Gfangenschaft" nicht gewöhnt.
Ein JUnge, der recht "hyperaktiv" war, wurde regelmäßig mit Tropfen zum einschlafen gebracht.
Die größte Abwechslung war ein sonntäglicher Besuch zum Frühschoppen, wo der Freund einer der Erzieherinnen arbeitete. Während sie schmuste, durften wir Cola trinken oder Spezi. Hauptsache war halt, dass wir ruhih waren.
Ausgelacht wurden wir eigentlich ast immer. Nicht etwa von den anderen Kindern, klar, das gab es auch, nein von den Erziherinnen. Beim Duschen wurde nwir beschämt, beim Zu Bett gehen, wenn wir schmutzig waren... .eigentlich immer. Damit ich nicht am Daumen lutschte, wurde mir Senf auf den Daumen geschmiert und ein dickes Pflaster um jeden Daumen gebunden. Damit ich nicht quatschte, bekam ich ein dickes Leukoplat um den Mund.
Bei einer Kurverlängerung kam ich in eine andere Gruppe und stellte erstaunt fest, dass es auch wirklich freundliche Erzieherinnen gab, an die ich mich gerne erinnere und die niemals so grausam waren. Selbst die nicht, die als streng galten.
Auf Norderney musste ich 6 Wochen das Kinderkurheim des märkischen Kreises, " Haus Ierlohn" ertragen, dass von einer Frau Müller geleitet wurde, die dort mit ihrer Lebensgefährtin lebte und arbeitete. Zwei Biester ohne jede Empathie für Kinder. . Unsere Gruppenerzieherin war soweit ok, wie sie eben konnte, aber auch hier gab es herrische und streitsüchtige Erzieherinnen, die ihre Wut oft an uns Kindern ausließen. Und auch hier standen viele Kinder oft stundenlang in der Ecke oder mussten die Nacht iauf dem Fußboden des Ankleidezimmers verbrignen, weil sie gequatscht hatten.
Die letzten beiden Kuren fanden auf Norderney im AWO-Kinderkurheim statt. Und in Santa Maria in Oberjoch. Hier war alles lockerer, wahrscheinlich, weil wir auch älter waren und die Erzieherinnen einer anderen Generation anghörten. Das war die Zeit vor dem Wechsel in die 80ger Jahre.
1987 war ich dann in der Erzieherausbildung und arbeitete selbst während unserer Schulferien in einem Kinderkurheim der Stadt WUppertal. Auch hier: von den demütigenden Methoden oder Gewalt keine Spur..
 
Meine Erfahrungen mit Kinderkuren waren so unsäglich, dass ich die Ankündigung meines Hausarztes, ich solle zur Kur fahren, immer als Drohung empfand und große Angst davor hatte. Das letzte Mal sollte ich mit 15 Jahren noch einmal nach Oberjoch fahren. Dieses mal setzte ich mich aber durch, indem ich mich weigerte.
 
Ich habe mich oft gefragt, warum ich das nie meinen Eltern erzählt habe, die mich ja shcließlich jahrelang dort hin schickten. Nun, ich habe immer nur das Gute erzählt, weil ich immer noch den Klang von Fräulein Ingrid im Ohr hatte, die uns immer eintrichterte, dass meine Eltern sich etwas antun würden oder schlimm traurig würden, wenn sie ihnen erzählen würde, wie böse und verschlagen wir Kinder doch waren. Es bräche ihnen das Herz.
Ja. Und sowas glaubt man als Kind und verinnerlicht das.
Irgendwie gelang mir, meine Traumata zu überwinden, aber ich erkenne noch heute an mir einige Macken, die ich aus dieser Zeit zurückbehalten hatte. Heute kann ich meistens drüber schmunzeln. Über die Macken, nicht über die Demütigungen und Schmerzen.
Danke Ihnen für Ihren Einsatz, Frau Röhl, und wenn Sie Unterstützung brauchen, bitte melden Sie sich gerne bei mir.
 
Andreas Rau
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Andreas Rüdiger schrieb am 11.08.2020
Ich war Ostern 1964 (6 Jahre alt) mit meiner kleinen Schwester (4 Jahre) ein paar Wochen im Schloss Ditterswind in Unterfranken, etwas nordöstlich von Würzburg. Ich sollte nach den Osterferien eingeschult werden, war aber wohl zu schmächtig dafür.
Im Heim wurden wir ausnahmslos von Schwestern in Ordenstracht betreut. An einen Arzt oder männliche Mitarbeiter kann ich mich nicht erinnern.
Es gab einige Erlebnisse, die mich heute noch beschäftigen, aber ich habe durchaus auch positive Erinnerungen.
Schlimm war dieser Essenszwang, egal was es gab. Ich erinnere mich hauptsächlich an Camembert abends, den ich nicht essen wollte, aber musste. Jahrzehntelang konnte ich keinen mehr essen. Außerdem durfte kein Wort geredet werden beim Essen, sonst musste man zur Strafe in einem Nebenraum alleine am Tisch sitzen und trotzdem fertig essen. Das ist mir kleinem Steppke auch passiert.
Körperlich "ertüchtigt" wurden wir Jungs, indem wir uns im Kreis Rücken zum Hintermann aufstellten, dann bekam jeder eine Schrubberbürste in die Hand und musste den Rücken des Vordermanns kräftig abbürsten. Wenn man da einen großen, kräftigen Jungen hinter sich hatte, dann war man danach ordentlich durchblutet (es hat nicht geblutet!). Und zum Schluss kaltes Wasser drauf. Diese Therapie habe ich nie mehr angewendet, obwohl ich meine Schrubberbürste mit nach Hause nehmen durfte.
Aber ich habe auch gute Erinnerungen. Als Stadtkind, das in einer kalten, dunklen Mietswohnung wohnte, bleibt mir der herrliche Park, in dem wir durchaus spielen durften, gut in Erinnerung. Ich bekam Päckchen von meinem Opa mit Schokolade, die ich essen durfte und mit lustigen Briefen, die mir eine Schwester vorlas. Und abends durfte meine kleine Schwester, die sehr unter Heimweh litt, zu mir in den Schlafsaal und saß auf dem Schoß einer Schwester, die uns eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas.
Auch die Fahrt dorthin mit einem Zug (das kannte ich nicht so) fand ich spannend und ich amüsierte mich köstlich über die Namen Pforzheim und Schweinfurt. Die Schwestern hatten uns in Karlsruhe abgeholt und dorthin gebracht.
Heimweh hatte ich bestimmt ab und zu.
War jemand auch in Ditterswind und kann sich noch erinnern? Daran wäre ich sehr interessiert.
Das Schloss war danach noch lange in der Hand dieser Rummelsbacher Schwestern, wurde aber nur noch glaube ich bis 1965 als Kinderheim genutzt. Danach wohl für (geistig) behinderte Menschen, bis vor wenigen Jahren, als sich die Rummelsbacher m.W. von dem Schloss trennten.
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Gabi schrieb am 11.08.2020
Hallo,
durch Zufall habe ich gestern den Beitrag im ARD über die Verschickungsheime gesehen. Dieser Begriff war mir bislang nicht bekannt. Und ich wusste auch nichts von dem Ausmaß, vor allem wie viele Kinder davon betroffen waren.
Ich war wegen Neurodermitis vom 22.02.73-04.04.73 (ich wurde in der Kur 6 Jahre alt) in St. Peter Ording in der Kuranstalt Goldener Schlüssel. Die Heilbehandlung wurde gemäß § 1305 der Reichsversicherungsordnung bewilligt. Ich habe noch Unterlagen, deswegen weiß ich das noch so genau. Allerdings haben mich meine Eltern nicht "verschickt". Obwohl sie nicht viel Geld hatten, haben sie mich hingebracht und auch wieder abgeholt. Zunächst hatte ich meinen Eltern nichts von meinem Erlebten erzählt, erst viel später. Sie haben mir geglaubt und sich sehr darüber aufgeregt, vor allem meine Mutter, da sie zum Dank der Frau dort noch Kaffee mitgebracht hatte. Das hatte ich gesehen.
Ich erzähle immer schon meinen Bekannten und Freunden, dass es dort jeden Tag Milchspeisen gab und ich heute noch diesen süßlichen Milchgeruch mit etwas Unangenehmen verbinde. Ich erinnere mich daran, dass ich an einem Tag den Schokoladenpudding nicht essen wollte (ich hatte ja auch eine Milchallergie), ich wurde gezwungen ihn zu essen. Ich hatte mich so geekelt davor. Eigentlich wundert mich das fast, da Kinder ja gerne Pudding essen. Jedenfalls habe ich in der Nacht das ganze Bett vollgekotzt. Es wundert mich im Nachhinein, dass ich mich an ein großes Bett mit dunkelblauem/grünen Bezug erinnere. Als die Nachtschwester kam, schimpfte sie mit mir, was ich da gemacht habe und zur Strafe kam ich in den Aufenthaltsraum im EG wo ein kleines Kinderbett mit Stäben aus Holz stand. Ich durfte meine Puppe mitnehmen, das war auch gut so, denn ich hatte Angst, der Mond schien in den großen Raum, es waren große Glasscheiben dort und ich konnte draußen Kaninchen sehen, das hat mich auch etwas getröstet. Ich weinte und hatte Angst, ich kann mich daran noch genau erinnern, ich sehe es vor meinem geistigen Auge. Das Päckchen von meinen Eltern zu meinem Geburtstag wurde geöffnet und an alle Kinder verteilt, ich bekam eine Orange. Und an meine Eltern wurde eine Postkarte geschickt, wo drin stand, dass alles in Ordnung war. Ich kann mich aber an nichts Schönes erinnern. Jedenfalls bekam ich dort Asthma.
Später vom 31.10.79-19.12.1979, da war ich 12 Jahre alt, war ich in der Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang. Auch dort wurde ich persönlich von meinem Vater hingebracht. Da ist mir etwas in Erinnerung, das mir heute noch ein Rätsel aufgibt. Ich wüsste gerne was das für eine Behandlung war, vielleicht war es ja auch nichts schlimmes. Also es gab einen Raum, man ging die Treppe runter. Der Raum war karg, es waren nur ganz oben Fenster, es waren nur an der Wand Sitzgelegenheiten. Dann wurde oben eine kleine Schüssel mit einem Lappen hingestellt. Wir wurden dann alleine gelassen und es fing dann sehr stark an nach Essig zu riechen. Wir waren nicht sehr lange in dem Raum, es war auch unangehm. Ich wüsste eigentlich nur gerne, für was diese Behandlung war. Keine Ahnung, ich musste auch nur einmal in den Raum. Ansonsten erinnere ich mich an nichts.
Ich finde es gut, dass meine Erlebnisse hier bestätigt werden. Ich habe noch nie davon gehört und dachte immer, es wäre nur mir so gegangen.
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Michael Häckel schrieb am 11.08.2020
Hallo,
ich war in den bayerischen Sommerferien 1972 sechs Wochen zur sog. Kur auf Amrum im Lenzheim. Damals war ich acht Jahre alt. Wir wurden von Nürnberg aus in einer großen Gruppe
dorthin gebracht. Schon die Verabschiedung in Nürnberg und die Fahrt nach Amrum habe ich als traumatisch in Erinnerung. Vom Lenzheim sind bei mir nur einzelne Bilderfetzen vorhanden. Ich schlief in einem Zimmer im ersten Stockwerk. Nachts durften wir nicht zur Toilette, eine Betreuerin passte im Treppenhaus auf, dass niemand sein Zimmer verließ. So passierte es, dass ich nachts oft in meinem Kot lag. Zu jener Zeit dort fing ich an mir nachts im Bett die Haare büschelweise rauszureißen, bis ich eine kahle Stelle von 3-4 cm Durchmesser am Hinterkopf hatte. Ich litt enorm darunter und schämte mich, dass ich das tat. Dieser Drang des Haarereißens verfolgte mich mein halbes Leben.
Am Strand vor dem Haus beobachtete ich beim Spielen immer die Fähren, die in Wittdün anlegten oder wegfuhren. Ich hatte dabei schreckliches Heimweh.
Es gibt aber auch gute Erinnerungen: Uns wurde auf der Terrasse "Mio, mein Mio" von Astrid Lindgren vorgelesen, dazu gab es Milchbrötchen mit
Carokaffee. Wir besuchten Gottesdienste in der Kirche in Nebel. Mehr weiß ich nicht.
Hier jemanden zu finden, der oder die auch zu der Zeit im Lenzheim war und sich erinnert, wäre wunderbar.

Viele Grüße Michael
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Carmen A. schrieb am 11.08.2020
Hallo, ich habe gerade auch meinen Schicksalsbericht als Erholungskind geschrieben unter dem Namen Carmen. Ich war im Schwarzwald am Tittisee im Jahre 1959 mit meiner Zwillingsschwester zur Erholung im einem Kurheim. Vielleicht waren wir im gleichen Heim. Ich war damals 6 Jahre alt.
 
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Carmen A. schrieb am 11.08.2020
Hallo! Meine Zwillingsschwester und ich sind auch Opfer als Verschickungskinder. Wir sind 67 Jahre alt und waren zur Erholung in einem Erholungsheim am Tittisee im Schwarzwald als wir 6 Jahre alt waren. Die Erholung (im Jahre1959) sollte unsere Erkältungsneigung verbessern, damit wir in die Schule gehen könnten. Wir waren gelegentlich auch noch Bettnässer. Das sollte sich durch die Kur verbessern. Es war die Hölle im Heim unter der Aufsicht von Ordensschwestern. Kinder wurden bestraft, wenn sie nicht zugenommen haben. Ich machte nachts ins Bett und musste auf dem Boden schlafen und man wurde stundenlang in die Ecke gestellt oder musste im Bett bleiben. Andere Kinder müssten Erbrochenes essen. Meine Schwester und ich waren ständig in Angst, einer Strafe ausgesetzt zu werden. Toiletten waren zeitweise verstopft und man durfte die Toiletten nicht benutzen. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie andere Kinder Erbrochenes essen mussten. Die Heimleitung hat nette Briefe an die Eltern verschickt, wie gut es uns ginge. Als wir nach 6 Wochen wieder nach Hause durften, erzählten wir alles unserer Mutter. Sie war bestürzt und sagte, sie hätte das nicht gewusst. Die Kinderärztin hatte die Kur empfohlen.
Die Sendung von Report Mainz gestern 10.August 2020 über die Schikanen, die Erholungskinder erdulden mussten, zeigte genau das was auch ich erlebt habe. Der Bericht an die Kinderärztin besagte, dass ich während der gesamten Kur leichtes Fieber hatte.
Es war Heimweh und Stress , was das Fieber auslöste. Unser Erholungsheim war am Tittisee im Schwarzwald. Ich weiß nicht wie das Heim genau hieß.
Gruß Carmen
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Isolde N schrieb am 11.08.2020
Als ich gestern einen Trailer für die Sendung „Exklusiv im Ersten“ sah, fiel ich fast vom Hocker....Denn zuletzt habe ich mir selbst schon eingeredet, daß meine Erinnerung einfach nicht wahr sein könne, es ist immerhin schon mehr als 50 Jahre her...
In den 60ern, ich schätze so 1967 herum, ich war noch nicht eingeschult und höchstens 5 Jahre alt, wurde ich mit meinem kleinen Bruder (max. 4 Jahre) nach LANGEOOG verschickt; habe bis heute nicht herausfinden können, wie das Heim hiess, halte als Träger aber die AWO für Wahrscheinlich, da meine (alleinerziehende) Mutter Kontakte zu dieser hattte...
Den mir eeeeendlos lang erscheinende Aufenthalt dort habe ich als einzien Horrortrip in Erinnerung; die „Highlights“:
- Erbrochenes essen müssen, wenn man seinen ekligen Teller morgendlichen Haferschleims nicht runterbekam bzw. erbrach
- Massen-Abduschen mit dem Schlauch mit kaltem Wasser in einem weiss-gekachelten Raum voller nackter Kinder, wie beim Schlachter fühlte ich mich
- Schläge mit einem Holzschuh (Klepper nannte man die früher), wenn man nicht kerzengerade auf dem Rücken im Bett lag
-Päckchen von daheim wurden nicht ausgegeben, sondern eingesackt
-Toiletten ohne Türen
uswusf.
Ich weine, während ich schreibe.
Mein Bruder wurde erst in Langeoog wieder zum Bettnässer; ich weiss nicht mehr, ob wir je versuchten, der Mutter davon zu erzählen, hätte aber auch keinen Unterschied gemacht, weil es ihr eh egal gewesen wäre...
Kann und will meine 80-Mutter hierzu heute auch nicht mehr befragen, habe seit sehr vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu meiner „Familie“...
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Michael Marsani schrieb am 11.08.2020
Hallo Rüdiger,
dort muss ich ebenfalls gewesen sein.Ich mochte ein Essen nicht, worauf ich es tagelang vorgestellt bekam, bis ich es vor Hunger dann doch aufass.
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Michael Marsani schrieb am 11.08.2020
Hallo, ich muss Mitte bis Ende der 60er in einem Heim in Bad Sachsa oder Bad Lauterberg im Harz gewesen sein.Es war Winter und wir mussten mit nackten Füßen durch den Schnee laufen und wir wurden nackt mit eiskaltem Wasser abgespritzt. Leider sind meine Erinnerungen daran nur sehr schwach und durchweg negativ. Das meiste habe ich wohl verdrängt.
Hat jemand Infos von solch einem Heim?
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werner schrieb am 11.08.2020
Hallo Olly, ich teile größtenteils deine positiven Eindrücke. Ich war im alter von fünf Jahren mit meinem Bruder für 6 Wochen in Berchtesgaden zur Kinderkur. In dem Alter war das nicht schön und ich hatte anfangs furchtbares Heimweh. Zum Glück war mein fünf Jahre ällterer Bruder ein Fixpunkt. Unterm Strich gefiel es mir dort alles in allem dann doch ganz gut.
Mit Acht war ich dann noch einmal für sechs Wochen in Bad Karlshafen. Das war insgesamt recht unspektakulär. Weder besonders positiv noch negativ. Muss wohl recht langweilig gewesen sein. Das einzige an das ich mich sehr gut erinnern kann, war eine Zahncreme mit Erdbeergeschmack.
Als ich Zwölf war, kam ich 1970 für sechs Wochen nach Bairawies bei Bad Tölz. Das war richtig klasse. Wir waren 12 Jungen in unserer Gruppe, lebten uns schnell ein und fühlten uns so wohl, dass wir alle Rotz und Wasser heulten, als wir von dort wieder heimfuhren. Da hat einfach alles gestimmt, vom Essen, über eine moderne und noch sehr junge Betreuerin bis hin zu spannenden Ausflügen wie eine Nachtwanderung mit Fackeln und eigentlich immer jeder Menge Spaß. Es gab ein Punktesystem. Für Ordnung konnte bekam man Punkte. Fehlverhalten bedeutete Abzug. Die Punkte konnte man gegen eine halbe Stunde Fernsehen im Vorabendprogramm eintauschen. Ich habe es nur einmal geschafft und meine Punkte für eine Folge der Serie: "Der Mann mit dem Koffer" verschleudert. Mag sein, dass wir mit unseren Kuren einfach nur Glück hatten.
 
LG Werner
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Andreas Schneider schrieb am 11.08.2020
Hallo! Ich war mit 6 Jahren 6 Wochen über Ostern 1969 im Staufenhof in Bad Reichenhall wegen einer Bronchitis zur Kur. Außerdem soll ich "zu dünn" gewesen sein und vor der Einschulung "aufgepäppelt" werden. Schon bei Abfahrt des Zuges im Hauptbahnhof Frankfurt bekam ich fürchterliches Heimweh und bekam von einer Betreuerin etwas eingeflößt, so dass ich die ganze Zugfahrt über schlief. Ich wurde erst wieder in Bad Reichenhall auf dem Bahnhof wach, weil ich geweckt wurde. Ich fühlte mich aber benommen und mir war übel. Dann gab es Kartoffelsuppe und ich musste mich erbrechen. Daraufhin wurde ich geohrfeigt, rüde beschimpft und bedroht und gezwungen die Kartoffelsuppe und das Erbrochene vollständig aufzuessen. Nachts wollte ich auf Toilette, weil ich dringend Wasserlassen musste. Da wurde ich wieder geohrfeigt und beschimpft. Am nächsten Morgen musste ich neben der Oberin am Tischende sitzen. Ich wurde vor allen als Kotzbude betitelt und durfte während des ganzen Frühstücks nicht reden. Jeden Morgen gab es einen großen Teller heißen Vanillepudding im Wechsel mit heißem Schokoladenpudding. Dazu gab es mehrere Scheiben Brot jeweils dick mit Butter geschmiert. Es musste alles aufgegessen werden, sonst gab es Beschimpfungen und Ohrfeigen. Einmal habe ich nachts ins Bett gemacht, weil ich ja nicht zur Toilette durfte. Da haben mich die "Tanten" mitsamt meinem eingenässten Bett hinaus ins Treppenhaus gestellt. Morgens haben sie mich dann nicht geweckt und ich wurde erst wach, als alle Kinder an mir vorbeiliefen und an mir herumgezupft haben und sich über mich lustig gemacht haben. Morgens (ich weiß nicht mehr wie oft... 1 x /Woche) mussten wir in Unterwäsche für den Arzt Schlange stehen. Das war immer sehr schlimm, weil der Arzt ein gewalttätiger Choleriker war. Einmal hat er einen Jungen mit Fußtritten, Schlägen und Beschimpfungen an der Schlange entlang vor sich hergetrieben, weil er sich in die Hose gemacht hatte. An Ostern bekam ich als einziger keine Post und kein Päckchen von meinen Eltern, weil man ihnen gesagt hatte, das würde mein Heimweh nur verstärken. Ich wusste damals nichts davon und dachte, meine Eltern hätten mich abgeschrieben, denn sie haben sich die ganze Zeit über nicht gemeldet. Ich habe damals nicht eine nette Geste oder ein liebes Wort erfahren. Nach dem Mittagessen mussten wir immer auf der Terrasse in Liegestühlen in der prallen Sonne "schlafen". Ich war aber nicht müde und es war für mich unerträglich, mich nicht bewegen und nicht herumschauen zu dürfen, denn die Augen mussten geschlossen bleiben. Wenn nicht, gab es es wieder "Schimpfe" und Ohrfeigen. Die "Aufsicht" hat ganz genau aufgepasst, ob man die Augen auch wirklich geschlossen oder geblinzelt hat. Es war alles nur furchtbar. Ich kann mich an überhaupt nichts Schönes erinnern.
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caro schrieb am 11.08.2020
hallo zusammen, auch ich wurde mit ca. 8 jahren in ein solches heim verschickt. es müsste etwa 1975 gewesen sein und war in st. peter ording. dort sollte ich aufgepäppelt werden, da ich sehr klein und zierlich war. im grunde kann ich mich hier nur anschließen: zwang zum essen (widerliche morgendliche haferschleimpampe), die ich auch regelmäßig erbrach und dann durfte ich nicht aufstehen .. auch ans briefeschreiben erinnere ich mich, unsere briefe wurden ebenfalls zensiert und man musste neu schreiben, wenn man etwas negatives geschrieben hatte. ich war dort 6 wochen und wollte die ganze zeit nur nach hause. jeder tag war der gleich: in 2er-reihe (mit an den händen anfassen) durch die stadt rennen und sonst nichts. keinerlei schöne aktivitäten für kinder wurden unternommen. wir haben ein einziges mal (in st. peter ording!) das meer sehen dürfen. und wir durften nur ein einziges mal in der badewanne baden - das war am tag vor der abreise!! und ein einziges mal fernsehen (auch vor der abreise). anonsten war dort drill an der tagesordnung - so stellte ich mir eigentlich einen gefängnisaufenthalt vor. einziger lichtblick waren ein paar nette bekanntschaften, die ich auf meinem zimmer gemacht hatte und wir haben uns zusammen immer während des erzwungenen mittagsschlafes schlafend gestellt, damit die aufseherin nicht ausflippte. danach haben wir immer heimlich gekichert .. meist donnerte sie dann mit fürchtlerlichem getöse den gang entlang und drohte allen. falls jemand zur gleichen zeit ebenfalls in st. peter ording war und weiss wo das war würde ich mich über einen kontakt sehr freuen. ich glaube die anstalt hieß "dittmarsen" oder so, konnte aber bisher nichts finden. viele grüße caro .. ps ich erinnere mich an den namen einer leidensgenossin, den ich aber hier nicht veröffentlichen möchte. vielleicht gibt es hier einen anderen weg personen zu finden, die man von dort kannte?
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Nicole Christine schrieb am 11.08.2020
Pfeifferhütte in Schwarzenbruck, Mittelfranken 1976
Ich kam im Sommer 1976 als Sechsjährige für ca. 4 Wochen gegen meinen Willen in das Schullandheim, das auch als Erholungsheim für Kinder firmierte. Es war ein Ort der Gewalt. Das Haus, das ehemalige Jagdhaus von Nazi H. Göring, hatte 30 Betten. Seit 2012 steht es leer.
Ein Foto findet sich hier:
https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/Nazi-Jagdhaus-koennte-Unterkunft-fuer-Fluechtlingskinder-werden-id31877532.html
Viele Gruesse und gute Gedanken für alle, NK
 
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Ute Mogl schrieb am 10.08.2020
Hallo, mein Name ist Ute. Ich bin in den 60igerJahren in Bad Kreuznach im Viktoriastift gewesen. Was soll ich schreiben, es war wie in einem Horrorfilm, wo ich ungewollt, die Hauptrolle gespielt habe. So hat sich mein Leben verändert, meine Kindheit, wurde mir dort hinaus geprügelt........ Wer war ca. 63 mit 6Jahren dort und hat dieses Matyrium miterlebt!?!?
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Rüdiger schrieb am 10.08.2020
Hallo!
Ich war mit meinem Bruder in Bad Sachsa im HAUS WARTEBERG(.?) Mitte Anfang 70er.
Unsere Finger wurden mit Gewalt auseinander gedrückt, um zu zeigen, dass wir noch so und so viele Brote essen wollen. Am Schlimmsten war der Haferschleim. Wer nicht auf aß bekam von köberich(?) mit einem Teelöffel auf den Kopf geschlagen.
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Stephan Franke schrieb am 10.08.2020
Ich war 1969 als 10 jähriger Junge 6 Wochen von der Barmer Ersatzkasse in einem Heim in Berchtesgaden am Fusse des Jenner. Es kann auch sein das es bei Berchtesgadener evtl Ramsau war, da wir oft am und um den Königssee unterwegs lange Spaziergang machten. Zu derzeit war ich starker Bettnaesser und hatte eine hartnäckige Neurodermitis. Ich kann mich gut an ständigen Hunger, schlagende, erniedriegende Erzieherinnen und sehr uebele Vorführungen am Morgen, wo dem gesamten Schlafsaal meine durchnaessten Bettlaken gezeigt wurden. Damit hätten ich natürlich auch den Spott aller Kinder an mir. Pakete meiner Eltern wurden einfach geöffnet und der Inhalt unter allen Kindern verteilt und meine Heimweh Briefe wurden zensiert bzw nicht abgeschickt. Das war eine schlimme sehr unglückliche Zeit mit vielen Tränen, die mein weiteres Leben stark beeinträchtigt hat mit fehlenden Selbstbewusstsein, Angsterkrankungen, Asthma, Neurodermitis und spaeter sogar Multipler Sklerose.
Meine Seele hat sich dort einen bleibenden Schaden abgeholt. Danke Barmer Ersatzkasse........
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Ursula schrieb am 10.08.2020
Das Heim auf Borkum war sicher das Adolfinenheim. Auch da konnte man ein Traumata erwerben. Strafen, weil man nicht zur vorgeschriebenen Zeit zum WC gegangen war, weil man ein Essen nicht aufgegessen hatte musste man stundenlang vor dem Teller sitzen. Weil man beim Schlafen nicht in die vorgeschriebene Richtung geschaut hatte, wurde man ohne Bettzeug auf einem Brett im Waschraum "deponiert" und so weiter ...... Schlimme Zeit.
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Biene schrieb am 10.08.2020
Guten Abend an alle Betroffenen, ich war im Alter von 7 Jahren für 6 Wochen in der Vorweihnachtszeit im Jagdhaus Dr. Staeckel in Weisel. Die Kinderärztin verordnete mir die Kur, da ich sehr häufig grippale Infekte hatte. Die Barmer Ersatzkasse suchte dann scheinbar für mich dieses Kurheim in der Nähe der Loreley aus. Auch für mich war das Erlebte traumatisch. Einfach in Düsseldorf von der Mutter in den Zug gesetzt und trotz flehen und weinen musste ich einsteigen und mich auf den Weg in das Kinderkurheim begeben. Vieles habe ich verdrängt oder vergessen, aber die Zeit war Horror. Ich habe dort begonnen wieder einzunässen und wurde dafür morgens vor den Kindern in meinem Schlafsaal beschimpft und man machte sich lustig über mich. Ich wurde damit bestraft, dass ich erstmal kein neues Bettzeug bekam. Der Umgang mit uns Kindern war hart und unfreundlich. Ich hatte so großes Heimweh, das ich jede Nacht geweint habe. Die Postkarten an meine Oma (existiert noch) und an meine Eltern, in denen ich mein Herz ausschütten wollte, wurde zerrissen und ich musste neue Karten schreiben und behaupten, dass es mir gut geht. 2 Pakete die ich bekam wurden unter den Kindern verteilt. Vielleicht kann ich hier die schlimme Zeit aufarbeiten und die Erinnerungen zurückholen. Ich würde gerne Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen, die auch in diesem Kinderkurheim gewesen sind.
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Karin schrieb am 10.08.2020
ich war 1966 im Kindererholungsheim der deutschen Bundesbahn Marienstift in Marwang. Der Aufenthalt war der blanke Horror. Ich habe mehrere Tage immer das nicht aufgegessene Essen wieder auf den Tisch bekommen und es wurde auch immer von den Schwestern mit entsprechenden Kommentaren auf meinen Platz gestellt. Es durfte kein Kind mit mir sprechen, da ich böse war, weil ich das Essen nicht aufessen wollte. Ich wurde auch beim Spielen isoliert und mußte mich dann auch alleine waschen. nachts bekam ich die Arme in Röhren gesteckt, damit ich meine Fingernägel nicht abbeissen konnte. Wenn ich geweint habe, hat mich die Klosterschwester in den Schlafsaal gesteckt ich mußte dann in Unterwäsche dort bleiben bis sie mich wieder rausgelassen hat. Nachts haben die Schwestern kontrolliert, ob man schläft, wenn sie der Meinung waren, dass man nicht richtig im Bett liegt gab es eine Ohrfeige und man mußte dann zum Frühgottesdienst und für die Vergebung der Sünden bitten. Es gab für alles Strafen. Ich habe während der 6 Woche Kur 4 Kilo abgenommen. Meinen Eltern hat man erzählt, dass es an mir gelegen hat und ich ständig das Essen verweigert hätte. Wer mag schon altes Essen essen, dass tagelang vorgesetzt wurde. Es hat mir keiner geglaubt, wie grausam diese Klosterschwestern mit uns Kindern umgegangen sind.
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Winke, Klaus-Helmut schrieb am 10.08.2020
Wurde im Jahr 1960 und 1963 verschickt nach Wyk auf För im Marienhof gruselig was ich alles ertragen musste
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Hartmut Schatzer schrieb am 10.08.2020
Heute habe ich das erste mal von diesem Thema in der Öffentlichkeit (Radio) gehört und ich habe dabei Feuchte Augen bekommen.
Ich war glaube ich 1975 im Alter von 9 Jahren 6 Wochen im Weserbergland, wurde jeden Tag in der Mittagsruhe in einem ganz alten Badezimmer/Raum 2 Stunden eingesperrt und Verbal zu tiefst erniedrigt nur weil ich nicht schlafen wollte.
Ich fange gerade an mir Erinnerungen nach dieser sehr langen Zeit ins Gedächtnis zu rufen.
Ich habe das bis heute verdrängt, konnte auch in jungen Jahren nie mit jemanden darüber Reden. ( habe immer noch sehr feuchte Augen in diesem Moment )
Wenn ich die Berichte hier Lese war alles wie andere hier Berichten Parallel auch bei mir, Gott sei Dank aber keine Sexuellen Übergriffe.
LG Hartmut
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Sven Gögel schrieb am 10.08.2020
Hallo, ich war Zu DDR Zeiten mehrfach an der Ostsee ich leide heute immer noch an den Folgen bin jetzt 42 mehr kann ich nicht sagen weil ich sonst wieder agressiv werde .
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Alexandra schrieb am 10.08.2020
Hallo Zusammen,
durch Zufall habe ich heute die Dokumentation "Gequält, erniedrigt, drangsaliert" gesehen und mich dabei (leider) an meinen eigenen Kuraufenthalt erinnert. Ich war 5 Jahre alt und bin 1972 alleine nach Norderney für mindestens 4 Wochen verschickt worden, wohl weil ich so blass war. Zum Glück kann ich mich nur an Bruchstücke der Kur erinnern, doch die sind allesamt negativ. So wurde ich beispielsweise von älteren Kindern extrem drangsaliert. Vom Frühstück (es gab nur Suppen-artiges Frühstück, wie Haferschleim mit Brocken oder manchmal, an guten Tagen, auch Cornflakes) wurde ich rasch ausgeschlossen, da ich den Löffel zu voll nahm und somit plörrte. Als Strafe musste ich dann abseits mit einem anderen Mädchen Brot essen. Das wäre eigentlich gut gewesen, wenn da nicht dieses "Du kannst nicht essen, deshalb bestrafen wir Dich jetzt und stellen Dich für alle gut sichtbar an den Pranger" gewesen wäre. Die Eltern durften nicht anrufen, da die Kinder sonst Heimweh bekommen hätten. Irgendwie hat es meine Mutter dann doch geschafft, mich an meinem Geburtstag dort anzurufen. Das Gespräch war natürlich sehr kurz und fand unter Aufsicht statt. Der ganze Aufenthalt war einfach nur furchtbar und ich habe lange Zeit danach auch als Erwachsener ab und zu einen wiederkehrenden Albtraum gehabt, nämlich, dass ich in einem Reisebus mit vielen anderen Kindern zur Kur fahre und dass ich verzweifelt versuche, den Busfahrer zu stoppen, weil ich umkehren und nach Hause will. Tatsächlich vermischt sich hier Erinnerung und Vorstellung und ich bin mir nicht sicher, ob ich damals nicht genau das versucht habe zu tun.
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Sofia Jeltsch schrieb am 10.08.2020
Hallo zusammen,
Meine Schwester und ich,waren in den 80ern in einer sogenannten Kur auf Borkum. Wir waren kurz zuvor mit unseren Eltern aus der DDR vertrieben worden, ich litt lange an einer Boruliose. Dort sollten wir uns erholen. Wir beide leiden heute noch unter den traumatischen Erlebnissen dort. Es ist unfassbar, wie Erwachsene Menschen, kranke und belastete Kinder absichtlich erniedrigt, verängstigt und alleine gelassen haben. Ich muss heute mit fast 40 immer noch weinen, wenn ich daran denke. Ich wünsche euch allen, alles liebe,
SOFIA
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Kerstin Kolb schrieb am 10.08.2020
Leider weiss ich nicht mehr in welchem Heim ich war. Ich weiss nur, dass es auch im Schwarzwald war und auch viele Nonnen um uns herum waren. Die restliche Beschreibung kommt mir auch sehr bekannt/vertraut vor. Ich kam 1966 wegen Chronischer Bronchitis in so ein Verschickungsheim. Ich war 4 oder 5 (auf jeden Fall noch unter 6) deswegen fehlen mir die klaren Erinnerungen - nur dass ich nie nie wieder in ein solches Heim wollte und meine Eltern mir auch nicht geglaubt haben - und ich bis heute auch mit Angst- und Panikattacken, Depressionen usw zu leiden habe..
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Kerstin Kolb schrieb am 10.08.2020
ich war einmal in einem Verschickungsheim im Schwarzwald (ich war ca. 5-6 Jahre alt). Ich erinnere mich nicht mehr an viel. Aber an die Kälte, Lieblosigkeit und die weinenden Kinder im Schlafsaal und dass wir gezwungen wurden, Sachen zu essen, die wir nicht mochten. Auch wenn wir uns dann übergeben hatten. Und ich fing wieder an einzunässen und habe seitdem starke Konzentrationsprobleme, Depressionen uvm.. Vielleicht helfen mir die Beiträge und Reportagen, mich an noch mehr zu erinnern und in meiner Therapie aufzuarbeiten und somit - hoffentlich! - heilen zu können oder zumindest gut damit leben zu können...
PS: Leider kann ich mich auch weder an Ort noch den Namen des Heimes erinnern - aber vielleicht, wenn ich Bilder sehe oder über Recherche..
Woran ich mich aber noch genau erinnere: es gab regelmässig einen schwarzen Brei, der nach "Kacke" schmeckte - und so nannten die Kinder den Brei auch. Wir wurden gezwungen ihn zu essen was regelmässig zu Tränen usw führte, weil er uns reingezwungen wurde. Vielleicht errinnert sich ja noch Jemand daran...
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Sabine schrieb am 10.08.2020
War hier jemand auch im Kindersanatorium Schönblick in Berchtesgaden? Ich wurde 1977 mit fast 6 Jahren wegen Keuchhusten dort hingeschickt. Die Behandlungen (Inhalieren etc) blieben in angenehmer Erinnerung. In schlechter Erinnerung blieb die Zwangsfütterung mit von mir verhasstem Salat und nächtliches ans Bett gerufen werden, warum, weiß ich nicht mehr. Wir wurden erwischt und mussten zur Strafe im Flur stehen.
Auch an das anfängliche Heimweh kann ich mich erinnern. Nach über 40 Jahren erfahre ich, dass dieses Verschicken ohne Eltern damals wohl normal war.
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Petra schrieb am 10.08.2020
Hallo, ich war 1977 als 8 jährige im AWO-Kinderheim Albstadt-Onstmettingen. Auch hier gab es Essenszwang, Toilettenverbot und Bestrafungen, z.B. stundenlanges Sitzen in dunklem kalten Flur. An Namen von "Erziehern" kann ich mich nicht mehr erinnern. Es waren schlimme 6 Wochen.
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Ute Langenbein schrieb am 10.08.2020
Hallo, ihr Lieben, ich war im Jahr 1959, mit 9 Jahren, 6 Wochen im Kinderheim "Hans im Glück" auf Sylt. An diese Zeit habe ich nur schlechte Erinnerungen. Der Zwang zum Essen, damit die Kur "erfolgreich" ist, dabei handelte es sich meist um pampigen Brei. Die "Tanten" saßen auf erhobenen Plätzen und erhielten andere Speisen. Dann das Verbot, in der Nacht auf Toilette zu gehen. Auch ich habe mehr als einmal ins Bett gemacht und wurde dafür ausgeschimpft. Um dies zu vermeiden, habe ich versucht den abendlichen Tee nicht zu trinken, was natürlich nicht erlaubt war. Meine Mutter schickte mir ein Paket. Das wurde sofort konfisziert mit der Begründung, ich solle meiner Mutter schreiben, dies sei nicht erlaubt. Sie solle erst ihre Rechnungen bezahlen. Briefe nach Hause wurden zensiert. Bei schönem Wetter durften wir nur bis an die Knöchel ins Wasser, da das Salzwasser zehrt. Nur eine übergewichtige Heiminsassin durfte baden. Sie wurde von uns natürlich beneidet. Als Kind dachte, ich dass ich nie wieder nach Hause dürfte. Das Heimweh spüre ich heute noch.
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Sonja schrieb am 10.08.2020
Ich habe schon ein paar mal die Berichte von betroffenen "Kurkindern" gelesen und war mir nicht sicher, ob ich mich da einreihen kann. Leider habe auch ich nur sehr schwache Erinnerungen an meine "Kur" in Reinhardshausen bei Bad Wildungen, wo ich als ca. 6Jährige wegen Bettnässens hingeschickt wurde. Nur bruchstückhaft ist hängengeblieben:
- der große Schlafsaal, in dem sehr unbequeme Betten standen,
- jeden Tag MUSSTEN alle Kinder (!) Mittagsschlaf machen
- zum Frühstück gab es immer so eine komische Graupensuppe, die gegessen werden musste, ob man wollte oder nicht
- und im Nachhinein betrachtet kam man sich vor wie in einer Kaserne.
Am schlimmsten empfinde ich jedoch immer noch, dass ich über sechs Wochen keinen Kontakt zu meinen Eltern hatte und wir Kinder auch keinen Besuch von den Eltern empfangen durften.
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Manu schrieb am 10.08.2020
Hallo an alle
ich war auch mit meinem Bruder in einem Heim.Wir wurden getrennt,leider sah ich ihn nur selten.Ich kann mich noch an Haus erinnern..hatte einen Hof es hatte runde Ercker,Einen langen Gang der Essenssaal war mit langen Holzbänken und Tischen,links am Eingang zum Essenraum waren Regale mit Holzkisten.Ich weis noch das ich manchmal zu einer sehr lieben Frau im zweiten Stock gehen durfte mit ihr basteln.Die Schwestern waren sehr streng.Wachten Nachts ..mann musste schnell aufToilette und in Schlafsaal.Eins ist mi in Erinnerung ..hatte mal gelesen ...Schwester hats zufällig gesehen ..wurde dann verprügelt..zum Schluss gabs dann noch eine Backpfeiffe.Bin erleichtert,das es auch andere gibt. Ein weis auch noch..ich durfte morgens auch mal mit in die kahtolische Kirche.Ichglaube das ich auch im Allgäu war
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