ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der „Initiative Verschickungskinder“ (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2776 Einträge
Carla Weber schrieb am 01.09.2020
Ich war im Mai/Juni 1965 als Zehnjährige für 6 Wochen auf Juist im Haus Eckart zur "Erholung" zusammen mit vielen Mädchen aus dem Landkreis Osterode/Harz.Das dort Erlebte hat mich all die Jahrzehnte verunsichert, belastet usw. Wenn ich jemanden darüber berichtet habe (auch bei meinen Eltern), gab es nur Unverständnis, als ob die dort herrschenden Methoden normal gewesen wären. Zum Essen zwingen, Ecke stehen und vieles mehr. Möchten Sie mir darüber erfahren, schreibe ich auch gern ausführlich. Es ist entlastend zu wissen, dass sich jemand dieser Horrorgeschichten annimmt. Ich bin Ihnen sehr, sehr dankbar.
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Inga Jenkel schrieb am 01.09.2020
Hallo ich war 1972 in Nebel auf Amrum im Kinderkurheim Satteldüne.In Lübeck war damals die Sammelstelle von wo aus wir mit dem Bus weitergefahren sind.Ich bin dort auf Grund meiner Stärken Neurodermitis gewesen.Gleich in den ersten Tagen kam als ich gerade eingecremt wurde eine Ärztin ins Behandlungszimmer,die als sie mich gesehen hat gefragt hst"Welches Schwein von Mutter hat dich denn auf Die Welt gebracht"Ich werde diesen Satz nie vergessen.Als nächstes hat sie Angeordnet das sie sich jetzt um mich kümmert und damit ging es los.Ich musste aus meinem Zimmer raus in ein 2Bett Zimmer meine ganze Kleidung wurde mir weggenommen.Ich musste alte Männershorts und Männerhemden tragen.Ich durfte nicht mit meiner Gruppe mit und war die meiste Zeit alleine.Oft musste ich raus und saß hinter dem Haus Stundenlang alleine auf einer Bank.Ich bekam von ihr jeden Tag Spritzen und wenn sie die Vene nicht gleich getroffen hat gabs Ohrfeigen.Einmal habe ich ohne Duschhaube geduscht als sie das gesehen hat gabs wieder Ohrfeigen.Briefe wurden kontrolliert und umgeschrieben.ich kann gar nicht alles aufschreiben.Nach 4Wochen war sie auf einmal verschwunden und ich habe sie nicht mehr gesehen.Es hieß damals ein älteres Mädchen hat es geschafft einen Brief nach Hause zu schicken.Es kam ein Arzt und ich bekam meine Sachen wieder und durfte auch mit den anderen Kindern mit zum Strand und Ausflüge mitmachen.Ich hatte alles tief in mir vergraben..bis ich von der Sendung gehört habe und jetzt ist alles wieder da.
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Renate Metje schrieb am 31.08.2020
Renate
es muss 1967 gewesen sein im Sommer ich war 6 und sollte bevor ich eingeschult werde zur Kur. Ich hatte Neurodermitis und Asthma. Ich war 6 Wochen im Kinderheim Köhlbrand, Strandweg 32, St. Peter Ording.
ich habe Briefe die an meine Eltern geschrieben wurden da ich selbst noch nicht schreiben konnte.
Darin wird nur gutes über meinen Aufenthalt geschildert.
Dies entspricht überhaupt nicht meinen Erinnerungen.
ich erinnere mich an einen Schlafsaal wo Bett an Bett stand wenn wir nachts zur Toilette mussten stand mitten im Raum eine leere Wachpulvertrommel so eine in der eine Menge Waschmittel war. Die war nur für den Notfall zu benutzen.
nach unserer Ankunft wurden alle Sachen weggenommen ich habe eine ganz kleine Puppe verstecken können und sie nachts unter meinem Kopfkissen hervorgeholt und geweint .
Einmal muss ich krank geworden sein ich erinnere mich an eine leere Dachkammer mit einem Bett an der verputzten Wand . Dort pröckelte Putz ab und man behauptete ich würde das extra machen und drohte mir mich in den Keller zu sperren. In dieser Zeit bekam ich nur Zwieback und Tee.
Im Meer war ich nie da sie meinen Badeanzug nicht gefunden haben der aber in meinem Koffer ganz unten lag (hat mir meine Mutter erzählt)
ich habe ein Foto mit anderen Kindern wo ich lächle ich kann das gar nicht fassen weil dies nicht zu meiner eigentlichen Erinnerung passt.
Vor einigen Jahren erst habe ich meiner Mutter erzählt wie groß mein Heimweh war aber keine Details. Sie hätte sich große Vorwürfe gemacht .
jetzt sind meine Eltern verstorben und ich weiß nicht warum aber ich muss immer wieder an diese Kur denken und werde vielleicht sehr bald dort hinfahren.
ich habe so oft das Gefühl ich habe manche tiefsitzenden Probleme durch diese Erlebnisse. Jedoch leider sehr vieles vergessen.
 
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Inga Jenkel schrieb am 31.08.2020
Hallo Zusammen mein Name ist Inga Jenkel und ich war 1972 im Kinderkurheim Satteldüne auf Amrum.Es war ganz schrecklich .Es war im Juli 1972.Vielleicht ist hier jemand der zum selben Zeitpunkt dort war?
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Lena schrieb am 31.08.2020
Ich war im 1. Schuljahr, als ich nach Rengsdorf kam, in ein Kinderheim der Stadt Essen. Das war 1952. Ich war noch nie von zu Hause weg gewesen und habe großes Heimweh gehabt. Das war wohl die Ursache dafür, dass ich 2x ins Bett genässt habe. Zur Strafe musste ich das ganze Bettzeug in einer Badewanne auswaschen, dabei war ich so klein, dass ich kaum über den Rand greifen konnte. Vor den anderen Kindern wurde ich bloßgestellt.
Desweiteren erinnere ich mich gut, das es für jedes Kind nur ein Stück Toilettenpapier gab pro Tag. Wer 2x Verdauung hatte, musste sich irgendwie sonst behelfen. Die Toiletten waren nicht verschließbar. Ständig rissen die "Tanten" die Tür auf und herrschten einen an, wieso man noch nicht fertig sei.
Wir mussten essen, was auf dem Teller war. Wenn jemand erbrach, mussten alle weiteressen, es wurde auch nicht gereinigt zwischendurch. Wir mussten so lange am Tisch sitzen, bis der Teller leer war.
4 Jahre später wurde ich noch einmal verschickt, diesmal in ein Heim der Privaten Krankenkassen nach Bad Tölz (mein Vater war Beamter). Dort war es wunderschön, ich habe mich sehr wohlgefühlt und den Aufenthalt genossen.
Aus meinen Erfahrungen in Rengsdorf habe ich gelernt: für meinen späteren Umgang mit Kindern in der Jugendarbeit und dann als Lehrerin.
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Sabine schrieb am 30.08.2020
Mein Zeugnis habe ich bereits abgelegt, jedoch lässt mich seit ein paar Tagen ein ganz neuer Gedanke zu den Verschickungen nicht los: Ich lese immer wieder, dass man oft das einzige Kind in seinem heimatlichen Umfeld war, das - manchmal gemeinsam mit Geschwisterkindern - verschickt wurde, jedoch eben nicht, dass es im jeweiligen Dorf oder Stadtteil "normal" oder bekannt war. Lässt sich daraus etwas ableiten? Es ist die Rede davon, dass einige Heime von ehemaligen hochrangigen NS-Funktionären geleitet wurden - könnte es Verbindungen zu den konkreten Familien der Kinder geben, die verschickt wurden? Bei uns zuhause wurde nie darüber geredet, doch erfuhr ich vor kurzem, dass wohl mein Opa "der Nazi" war, über den am Dorf gesprochen wurde. Er selbst wurde nach meiner Mutter noch Vater eines geistig behinderten Jungen, der jedoch erst kurz nach dem Krieg zur Welt kam - und ich, seine Enkelin, war vor dieser Kur ein richtig robustes und aufmüpfiges kleines Kind. Meine Mutter erzählte mir einmal, dass Opa mich nicht mochte - und ich fragte mich lange, warum sie mir so etwas überhaupt erzählte - was das damals mit mir gemacht hat und was das vielleicht sogar mit meiner Verschickung zu tun hatte.
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susanne schrieb am 30.08.2020
Ich heisse Susanne und war 1968 als 6-jährige zur "Erholung"
Weil ich zu klein und zu dünn war, wurde ich mit 6 Jahren nicht eingeschult. Also kam eine Frau vom Gesundhetsamt zu meinen Eltern nach Hause und meinten , dass diese Kur für mich das beste sei.
Meine Eltern und 5 Geschwister brachten mich zum Bahnhof (HN). Dort waren viele andere Kinder die alle in denselben Zug mit gleichem Ziel stiegen.(Eine meiner Schwestern sagte, ich wollte da nicht hin). Dann habe ich mich erinnert, wie meine Mutter zu mir sagte, ich dürfe doch verreisen.Ich habe meine Schwestern nachdem ich die Sendung gesehen hatte gefragt, ob sie noch wüssten wo ich war. Meine Mutter wusste es nicht mehr.
Eine meinte , es wäre St. Goarshausen gewesen.
Die Betreuerin im Zug gab mir ständig etwas zu trinken. Sie hatte mir wohl angesehen, dass ich gleich anfangen würde zu weinen.
Dann hieß es wir seien in Stuttgart. Das war für mich schon ziemlich weit. Dann habe ich nichts mehr mitbekommen. Vermutlich vor Erschöpfung und Weinen eingeschlafen.
Ich war dann im Eingangsbereich eines großen Hauses mitten in einem Wald. Dort musste ich meine Schuhe ausziehen; weil ich sie ja so schmutzig gemacht habe.
Zum Frühstück gab es eine eklige Milchsuppe, die ich essen musste.Ständig gab es was zu Essen.
An Spiele kann ich mich nicht erinnern. Ich musste ja ständig länger schlafen, weil ich "Nachessen" musste.Bin einfach nicht fertiggeworden.
Saß auch regelmäßig am "Katzentisch". Da kamen die Kinder hin, die zu langsam gegessen haben. Das war für mich die einzige Abwechslung, war doch dieser Tisch direkt neben dem Jungentisch. Die haben mich immer aufgemunter und ermutigt, das Essen runterzuschlucken und nicht zu Erbrechen. Einmal habe ich dann doch in den Teller gespuckt. Es kam eine Erzieherin, die dann sagte, ich solle es essen. Dann hat sie gelacht und den Teller mitgenommen.
Wenn ich "nachschlafen " musste, waren die anderen Kinder ja schon beim nächsten Essen. Die "Nachschläfer" mussten sich in die Mitte des Saals stellen und die anderen Kinder mussten uns Kräftig auslachen.
Kurz vor Weihnachten durfte ich nach Hause, der erste Morgen an dem mein Kopfkissen nicht nassgeweint war.
Ich dachte ich müsste da für immer bleiben.
Und ich wusste die ganze Zeit nicht, dass ich Eltern geschweige den Geschwister habe.
Als ich die ganzen Berichte der anderen gelesen und die Fernsehbeiträge gesehen habe, wusste ich ich bin nicht alleine.
 
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Ulrich schrieb am 29.08.2020
Hallo Elisabeth,
ich war so um das Jahr 1975 in dem gleichen Heim Sancta Maria, Borkum. Auch bei mir hies es, das ich zu "schmächtig" bin, aussderm hatte ich Heuschnupfen. In dem Heim waren viele Kinder mit Asthma-Beschwerden, die jeden morgen und Nachmittag inhalieren mussten.
Während dieser Inhalationszeit hat sich niemand um mich gekümmert, ich musste entweder im Haus oder direkt vor dem Haus die Zeit absitzen.
Was Du über den Tagesablauf, das schlechte Essen, die Pflicht alles aufzuessen, dass dauernde Eingesperrtsein, die kurze Ausflüge, die Pflicht im Bett zu bleiben, besonders zur Mittagsruhe, der grosse Schlafsaal, das Zurückbehalten der Post, schreibst, kann ich alles bestätigen.
Nach dem Aufenthalt (ca. 6 Wochen) war ich von einem frechen, aufgeweckten, unbeschwerten zu einem schüchternen, in sich zurückgezogen Jungen mutiert.
Heute leide ich unter Depresssionen und Angstzuständen ....
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Petra schrieb am 28.08.2020
Hallo Ariane,
habe mit Betroffenheit deinen Bericht gelesen.
Ich war schon 1957 im Alter von 5 Jahren für 6 Wochen in St. Peter Ording wegen eines Keuchhustens im Haus Quisiana untergebracht worden. Ich schreibe dir, weil mir ebenfalls eine sehr ungerecht wirkende Betreuerin mit amputiertem Arm aufgefallen ist. Am Ende meiner "Kur" hat sie mir aufgetragen,Niemandem meine Erlebnisse zu erzählen.
Zwischen 1957 und 1981 liegen ja so viel Jahre, irgendwie unglaublich,
dass die Betreffende noch am gleichen Ort gearbeitet hat.
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Annemarie Erdmann schrieb am 28.08.2020
Ich heiße Annemarie und bin 1949 geboren .
Nach der 3. Lungenentzündung kam ich im Winter 1954 ins Kinderheim Hagen-Selbecke .
Den Aufenthalt habe ich als traumatisierend erlebt. Ich hab eine ziemlich umfangreiche Erinnerung an meine Kindheit bis vor meinem 3.Geburtstag. Das weiß ich genau , weil wir danach erst nach Hagen gezogen sind.
 Ich war in diesem Heim zum Glück nur tagsüber untergebracht. Morgens um 6 musste ich mit der Mutter schon los zur Straßenbahn Linie 7 und am Bahnhof umsteigen - Wir Kinder hatten Erkennungskarten um den Hals hängen .
Ich kann mich kaum an Spiele erinnern aber wir mussten viel durch den Wald laufen und wenn die ganz Kleinen nicht schnell genug waren oder weinten , wurden sie zur Seite genommen und bekamen einen " Klaps". Das hatte ich beobachtet und hütete mich aufzufallen. Damals lag hoher Schnee und es war entsprechend eisig. Klar , dass wir schnell erschöpft waren. Die Tränen flossen leise! Wir haben auch heimlich Schnee gegessen , weil wir großen Durst hatten.
Überhaupt habe ich die Tage dort sehr still in Erinnerung und wir Kinder sprachen auch nicht groß miteinander, weil keine Gemeinsamkeit gefördert wurde . Die "Pflegerinnen" redeten aber viel auf uns ein und beschworen uns ständig still und geduldig zu sein!
Die Gemeinsamkeiten bestanden darin, in großer Gruppe auf die Kinderklos zu gehen und dort auf Befehl das kleine und große Geschäft zu verrichten. Machte ein Kind ein großes Geschäft , dann wurde über den Geruch gelästert . Ich fand das furchtbar mich vor anderen Kindern entblößen zu müssen und kannte das auch nicht aus dem Kindergarten. Viele Kinder schämten sich und wurden dann ausgeschimpft :"Dumme Zimperliese " war das Mildeste .
Dann ging es zum Mittagessen und da gab es wieder Störungen der verordneten Ruhe , wenn Kinder etwas nicht essen wollten. Eine "Tante X" stand drohend mit dem Rohrstock neben dem Kind bis es aufgegessen hatte. Ich sah , wie ein Junge sein Erbrochenes wieder essen musste und bald danach musste auch ich den ausgewürgten Grünkohl wieder in mich rein löffeln. Weil der nicht drinblieb, musste ich das mehrfach wiederholen und dann zur Strafe allein im Essraum sitzen während die andern zum Mittagsschlaf gebracht wurden. Wer dabei flüsterte  bekam Ärger . einen Schlag auf die Hand oder man musste in die Ecke!
Ich bin nicht sicher ob vor oder nach dem Essen der Löffel Saft verabreicht wurde. Ich glaube danach so als Belohnung, denn das zähflüssige rosa Zeug schmeckte sehr süß! Meine Mutter hat nie nachgefragt , was wir da immer bekamen. Wir hatten ja dankbar zu sein ! Aber ich glaube es war die Ursache dafür dass wir Kinder so ruhig und hinnehmend waren.
Nach der Kur bekam ich die 4.Lungenentzündung und meine Seele war verwundet. Ich hatte vorher nie grobe und so lieblose Menschen erlebt.
Vielleicht rundet mein Bericht ihre Eindrücke ab?
mit freundlichen Grüßen
Annemarie
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van Kampen schrieb am 28.08.2020
1973/1974 muss es gewesen sein, als ich aus gesundheitlichen Gründen, wegen eines Schattens auf der Lunge zur Kur In Wyk auf Föhr musste. Ich war 4 Jahre alt. Meine Erinnerungen sind ziemlich mau. Leider weiß ich weder in welchem Haus ich war, geschweige denn wie es hieß? Meine Mutter bekam damals Ein Telegramm, angeblich hatte ich so starkes Heimweh, dass ich in ein Krankenhaus eingewiesen werden musste. Meine Mutter wollte mich nach Hause holen, aber davon wurde ihr abgeraten, weil ich auf dem Heimweg hätte versterben können. Sie sah also davon ab.

Meine Erinnerung ist, dass ich ein Einzelzimmer hatte. Ich kann mich an einen Spielmannszug, wie es zum Laternenumzug üblich ist erinnern, der auf einem Hof? Am Krankenhaus vorbeizog? Eventuell haben wir eine Kutschfahrt durch ein Waldstück unternommen (mit Nonnen). Gab es sowas? Es könnte möglich sein, dass das eine Erinnerung aus einer Verschickung war?!

Seit Wochen versuche ich Mich zu erinnern, aber alles ist weg! Was mich sehr umtreibt, ist, dass ich körperlich erkrankt bin und dies mit meinem 4ten Lebensjahr begann, außerdem bin ich stark depressiv. Es war meiner Mutter nie möglich mich in den Kindergarten zu bringen, ich währte mich mit Händen und Füßen, haute über den Zaun ab und ging nach Hause, wir wohnten gleich nebenan. Ich glaube 1 Woche, dann meldete sie mich wieder ab.

Schule war für mich der absolute Horror, ich fühlte mich eingesperrt! Ein sehr bedrückendes Gefühl, musste die erste Klasse wiederholen. Aber auch, weil die Lehrerin ein Mistvieh war!

Ich weiß nicht, was mir in dem Kurheim passiert ist!

Ich habe 2 Fotos, die würde ich gerne hier hochladen, vielleicht erkennt sich da jemand wieder, oder vielleicht an die Räumlichkeit? Ich weiß nicht, ob ich das aus Datenschutzrechtlichen Gründen darf und wenn ja, wo mache ich das?

Kann mir jemand Tipps geben?

Übrigens war ich ein Hamburger Kind, vermutlich über die Ballin Stiftung, bin mit meinen Recherchen aber bis jetzt gescheiter.

Sabrina
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Manuela schrieb am 27.08.2020
Nun habe ich anhand meines Kinderarztbuchs festgestellt dass ich im darauffolgenden Jahr 1984 noch einmal für 6 Woche da war. Beide Male musste ich meinen Geburtstag dort verbringen. Beide Male 6Wochen. Vom 1984 gibt es keine Fotos. Nach Aussage meiner Mutter war ich nur einmal dort, nachdem ich traumatisiert wieder zurück kam 1983!
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Judith schrieb am 27.08.2020
Zu dünn...das war wohl die Standard Diagnose... schlimm
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Judith schrieb am 27.08.2020
Das schlimmste ist, dass keiner aus der Familie darüber sprechen will.

Ich habe immer wieder Flashbacks.
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Hedwig schrieb am 27.08.2020
1968 war ich 12 Wochen lang in Bad Dürkheim ("Pfälzische Kinderheilstätte"). Ich kam Anfang Januar als Siebenjährige dorthin, nicht weil ich krank oder untergewichtig gewesen wäre, sondern aufgrund von orthopädischen Problemen. Ich erinnere mich an das Gefühl des Verlassenseins und an schreckliches Heimweh im großen Schlafsaal, auch an für mich anstrengende Spaziergänge in Zweierreihen. Zuwendung? Anregung? Spiel und Spaß? - Fehlanzeige! Glücklicherweise erlebte ich keine körperliche Gewalt (die seelische Grausamkeit war schlimm genug). Sicher war ich ein sehr angepasstes Kind (ich habe wohl immer aufgegessen, denn am Ende der "Kur" wog ich 10 Pfund mehr!), vielleicht machten aber auch die vielen Briefe und gelegentlichen Päckchen Eindruck, die ich von der Familie, den Verwandten, von Schulkameradinnen und sogar von unserem Pastor erhielt (und die ich bezeichnenderweise heute noch besitze). Ein einziges Mal in diesen drei Monaten, an einem Sonntagnachmittag, durften mich meine Eltern in Bad Dürkheim besuchen. Grund für diese Ausnahme war die "Verlängerung" nach 6 Wochen. Ich musste dann noch einmal die genauso lange Zeit allein zurückzubleiben... "Bad Dürkheim" wurde zu einem der Schreckensorte meiner Kindheit
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Ralph schrieb am 26.08.2020
Liebe Cornelia,
 
es freut mich, dass offenbar doch noch jemand "mein" Heim kennt.Ich habe soeben ein zweites Mal diese Heimadresse an verschickungsheime-bayern@gmx.de gesendet, doch seit dem 13.08. keine Antowrt erhalten. Vielleicht kommt noch was, es ist ja auch Urlaubszeit.
 
So wie du das schriebst mit den vom Krieg traumatisierten (vielleicht auch abgestumpften) Eltern habe ich das ja auch erwähnt und v.a. dass sich in den über 50 Jahren viel in der generellen Kindererziehung gewandelt hat. Auch ohne Heimverschickung hatten wir so unsere Probleme. Warum gab es denn früher z.B. keine Linkshänder (obwohl es ja etliche gab)? Weil man jedes Mal eine gehörige Ohrfeige verpasst bekam, wenn man instiktiv die linke Hand benutzte! Damit war das Problem scheinbar gelöst.
 
Meine Eltern waren leider nicht gerade feinfühlig und ihr Hintergedanke - da bin ich mir sehr sicher - war doch dieser: "Das schadet ihm gar nichts, wenn er mal vier Wochen im Haifischbecken schwimmen muss, dann sieht er wenigstens hinterhier, wie schön er es doch zuhause hat". Dass die vier Wochen Haifischbecken oft lebenslang diese Kinder zerstört hat, soweit dachte kaum einer.
 
Da ich nun im Forum die Schicksale vieler anderer mitlesen kann, weiß ich, wie ich mich da in etwa einordnen kann: Es war zwar eine furchtbare Zeit für mich, aber wenn ich das mit anderen Schicksalen vergleiche (z.B. Marion Kösling mit drei Jahren für drei Monate verschickt), da lag ich eher so im Mittelfeld der "Härteskala". Mich hat deren Beitrag so geschockt, wie können um Himmels Willen Eltern so sein und das Kind später noch zweimal verschicken? Ich nahm meine Fotoalben her und sah meine beiden Kinder an, wie sie damals drei Jahre alt waren und dachte mir: Wie wären die jetzt ruiniert, wenn ich sie in diesem Alter damals einfach drei Monate fort geschickt hätte?
 
LG, Ralph
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Andreas Weber schrieb am 26.08.2020
Liebe Anja
ich habe die Doku im Tv gesehen und bin schwer berührt.
Ich danke Dir von ganzem Herzen dafür, was Du tust.

Alles kam wieder hoch insbesondere die Essensgeschichten.

Und die Bloßstellungen vor anderen.

Danke.

Lieben Gruß
Andy Weber, Frankfurt
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Anja Röhl schrieb am 26.08.2020
Liebe Cornelia
Ich muss mich mal, auch öffentlich, zu Wort melden, ich lese hier alle Kommentare. Ich bin die Initiatorin der Bewegung der „Verschickungskinder“. Was du da denkst, dass 6 Wochen vielleicht nichts sind, gegen Krieg und Nachkriegszeit, was deine Eltern, oder unsere Eltern uns oft suggerieren, das habe ich auch lange geglaubt, aber das stimmt nicht. Schon drei Tage Gefängnishaft als Erwachsener hat Hans Fallada, den Schriftsteller, der darüber sein Gefängnistagebuch schrieb, fast in den Irrsinn getrieben, ein einziger Tag ist für ein Kind von 2-6 Jahren, gefühlt so lang wie für einen Erwachsenen ein halbes Jahr. Was sind unter den Umständen sechs Wochen??? Und die kleineren Kinder wurden oft auf 18 Wochen verlängert, und die Kranken mussten Monate bleiben. Das alles allein, oft ohne ein freundliches Wort. Das ist nicht wenig gegen das Schwere, das die Eltern erleben mussten. Das ist etwas anderes. Und durch keinen Krieg der Welt zu rechtfertigen! Abgesehen davon, dass die Erwachsenen den Krieg angezettelt hatten, nicht die Kinder. Die Kinder wussten aber, im Gegensatz zu erwachsenen Gefängnisinsassen, in diesen sechs endlos langen Wochen, in diesen vorgeblichen „Heilstätten“ nicht, wofür sie bestraft wurden, sie hatten keinen Richter, keinen Urteilsspruch, keinen Verteidiger, nicht einmal eine verlässliche Zeitangabe, da vielen immer wieder mit der Verlängerung gedroht wurde. Man hatte ihnen gesagt, sie kämen zu einer Erholung, sie landeten in Kindergefängnissen. Sie fanden, als sie zurück kamen, in den meisten Fällen keine Worte, darüber zu sprechen. Da man sie gezwungen hatte, in den ihnen diktierten oder aufoktroyierten Briefen und Karten zu lügen, konnten sie nun nicht das Gegenteil behaupten, ohne sich selbst zu beschämen und nachträglich der Lüge zu bezichtigen. Sie konnten selbst nicht fassen, was ihnen geschehen war. Sie wollten es so schnell wie möglich vergessen. Aber sie konnten es nicht. Es verfolgt die meisten von uns bis heute in unseren Alpträumen. Es hat wohl in gewisser Weise etwas mit dem Krieg zu tun, nämlich dem Krieg, der in den Herzen, den Köpfen und den Seelen zurückgeblieben war, wie ein ätzendes Gift des Hasses. Konfrontiert eure Eltern mit dem, was ihr jetzt erfahren habt, dass es Millionen widerfuhr, lasst euch kein Kleinreden gefallen. Das was euch und uns allen geschehen ist, ist himmelschreiendes Unrecht!!! Ist Gewalt, ist Grausamkeit! Dafür muss es eine Wiedergutmachung geben, von den Heimbetreibern, die sich seit Jahrzehnten als Wohltäter feiern lassen, von den Entsendestellen, letztendlich vom Staat. Diese Wiedergutmachung muss als allererstes ermöglichen, dass wir alle eine lückenlose Aufklärung erhalten, dass wir unsere Schicksale aufarbeiten, den Ursachen nachgehen, die Verwaltungs-Heimakten einsehen, dass wir darüber forschen können, was uns geschehen ist und in dieser Forschung tatkräftig unterstützt werden. Kein Kleinreden dürfen wir uns gefallen lassen oder gar mitmachen. Es ist einer der größten Skandale der Nachkriegszeit, dem wir auf der Spur sind. Wir haben das Recht, auch diese vergleichsweise „kurze“ Zeit, die für ein Kind aber eine Ewigkeit ist, schlimm zu finden. Und wir haben die Pflicht, den Hintergründen dieses Skandals auf den Grund zu gehen. Auf den tiefsten Grund. Das sind wir unseren kleinen Kindern, die wir seinerzeit allein in diesen „Folterheimen“ zurückgelassen haben, wo sie über Jahrzehnte angstschlotternd verbracht haben, weil wir sie vergessen und verdrängt hatten und uns niemand glauben wollte, das sind wir ihnen schuldig: Gerechtigkeit! Aufarbeitung! Das soll keinem Kind mehr geschehen dürfen. Keinem Kind der Welt!
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Ulli Kubetzek schrieb am 26.08.2020
Es muss wohl 1964 gewesen sein, ich und mein Zwillingsbruder, damals 7,5 Jahre alt, wurden verschickt nach Donaueschingen. Unsere Eltern brachten uns zum Zug und wir fuhren los. Jeder hatte einen Koffer, die Fahrkarte und für 6 Wochen, 5 DM Taschengeld! Wir fanden uns steinreich.
Die Fahrt machten wir, wie zu dieser Zeit üblich, natürlich in einer Dampflok. Die Fahrt dauert vielen Stunden, Loks mussten gewechselt, mit Wasser und Kohlen aufgefüllt und für Steigungen im Schwarzwald zusammengekoppelt werden.
In Donaueschingen wurden wir abgeholt und zusammen mit anderen Kindern in einem Bus in das Heim gefahren.
Dieses war wohl in Kriegszeiten ein Lazarett gewesen, ich erinnere mich noch an das rote Kreuz auf beiden Dachgiebelseiten, welches wir bei Wanderungen von höher gelegenen Hügeln, gut sehen konnten.
Untergebracht waren wir in großen Schlafsälen. Damit man sich nicht miteinander unterhielt, mussten alle den Kopf in die gleiche Richtung drehen. Dumm für mich, denn ich war die andere Seite gewöhnt. Natürlich redeten wir heimlich miteinander. Was zur Folge hatte, dass man, wurde man von einer der "Kindertanten" (so hießen die für uns) erwischt, mal eben zumindest eine Ohrfeige bekam. Oder aber, man musste draußen im Gang, neben den Spinden, in denen unsere Sachen untergebracht wurde, mit dem Gesicht zur Wand stehen, bis man wieder ins Bett durfte.
Einmal hatte ich das "Vergnügen". Dabei musste ich so dringend auf die Toilette, traute mich aber nicht dort hin zu gehen, denn es war mir verboten wurden. Da kam dann in der Not der kleine Anarchist durch und ich pinkelte einfach hinter die Spinde. Zum Glück wurde das nicht bemerkt und ich hatte meine "kleine Rache".
Mittags musste 2 - 3 Stunden Mittagsschlaf gehalten werden. Ob man nun müde war oder nicht. Ich war das von zuhause nicht gewöhnt und tat mich extrem schwer damit.
Morgens gab es zu Frühstück immer eine Art von Schokoladensuppe, die aber irgendwie komisch schmeckte. Auf jeden Fall nicht nach Schokolade. Pflicht war es, 2 Teller zu essen. Erst wenn man sich die zweite Portion holte, bekam man ein Brötchen. Die kamen mir schon in meinen kleinen Kinderhänden winzig vor, wahrscheinlich so groß wie eine Tomate. Trotzdem waren sie begehrt und wir aßen unsere Suppe. Und zwar möglichst schnell, damit sich darauf keine Haut bildete, die ich ekelig fand. War aber egal, es musste aufgegessen werden.
Mittags gab es meist Suppen, mit Fleisch, das einen ordentlichen Fettrand hatte. Was ich verabscheute, wonach jedoch nicht gefragt wurde. Deshalb hatte ich mich mindestens ein oder zweimal in meinen Teller übergeben. Da war kein Verständnis oder Rücksichtnahme, sondern ich durfte mein Erbrochenes aufessen.
Mehrfach sollten wir auch nach Hause schreiben. Da ich damals, weil zu schmächtig, ein Jahr zurückgestellt worden war und das Schuljahr damals zu Ostern begann, hatte ich gerade einige Monate in der ersten Klasse hinter mir. Konnte weder lesen, geschweige denn schreiben. Als sollte ich ein Bild malen und die "Kindertanten" übernahmen das Schreiben für uns. Was in dem Brief stand, keine Ahnung.
Ich kann mich daneben auch an die vielen Wanderungen erinnern, an das winzige Badebassin, wo unsere Gruppe genau 10 Minuten rein durfte, aber zum Toben reichte es aus und anschließen haben wir uns klappernd in unserem Essensraum (für jede Gruppe gab es einen eigenen) umgezogend. Abends gab es Brote mit Aufschnitt und natürlich, wen wundert es, Hagebuttentee.
Einmal machten wir einen Ausflug zur Donauquelle und zu einer Glasbläserei. Davor durften wir uns ein Eis kaufen und vom Rest erwarben wir Glasbläserkunst. Mein Bruder erwarb ein schwarze Katzenmutter und ein Katzenkind, was ich kaufte, ist mir entfallen.
Bei den Wanderungen durften wir an zwei, in den Boden gerammten, geschälten Fichtenstämmen nach oben klettern. Bei dem dünnen war es einfach, beim dicken rutschte ich immer ab. Also Schuhe aus und dann gings. Wer bis oben kam, die Stämme waren wohl 3m - 4m hoch, war stolz und wurde von den anderen Kindern ordentlich bewundert.
An andere Kinder und Begegnungen kann ich mich nicht erinnern. Da ich mit meinem Zwilligsbruder ja immer zusammen war und wir somit unsere gewohnte Bezugsperson hatten.
Im Nachhinein kann man sich kaum vorstellen, wie Kinderbetreuung so überhaupt möglich war. Glücklicherweise hatte und habe ich nicht das Gefühl, traumatisiert worden zu sein. Glück gehabt.
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Marion Kösling schrieb am 26.08.2020
Hallo Sylvia,
Ja ich war in Haffkrug auch von der Pro Genossenschaft verschickt worden. Meine Eltern waren dort sowas wie Mitglied. Heute ist diese Einrichtung ein Erholungsheim für Senioren. Ich hab mir
Alle 3 Heime später angesehen. Das hat mir geholfen , das ganze nochmal zu verarbeiten. Die andere Heimunterkunft ist nun eine Antisuchtklinik (Hansenbarg) in Hanstedt und die andere wurde abgerissen.
Hab mich gefreut, von Dir n Kommentar zu lesen.
L G Marion
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Gine schrieb am 26.08.2020
Hallo, auch ich war in "Kinderkur" einmal in Bad Nauheim (da war ich wohl 3 oder 4 Jahre alt?), die einzige Erinnerung die ich daran habe ist das wir immer "Heilwasser" aus einer Quelle trinken mussten. Später war ich dann in Mittelbergc(Oberallgäu) Sonnleiten. Es müsste 1975 oder 76 gewesen sein, ich war 7 Jahre alt. Dort war für mich keine gute Zeit, mit "Mobbing" der Tanten welches dann auch Mobbig der anderen Kinder folgte. GLG
 
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Cornelia Greszer schrieb am 26.08.2020
Liebe Amrei,
auch dieses Kinderheim kenne ich.
Lies mal, was ich als Kommentar bei Ralph schrieb. Für Bonndorf gilt das gleiche.
Ich habe vor circa 17 Jahren eine Reise geschenkt bekommen in ein sehr gutes Bonndorfer Hotel. Ich musste noch am Anreisetag wieder abreisen, weil es mir dort förmlich die Kehle zuschnürte.
So wirkt das noch Jahrzehnte nach, was man dort erlebt hat.
Liebe Grüße
Conny
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Cornelia Greszer schrieb am 26.08.2020
Hallo Ralph,
der link auf die Postkarte hat bei mir die Erinnerung ausgelöst, dass ich da auch schon war. Ich war seit meinem 3. Lebensjahr als uneheliches Kind jedes Jahr für 6 Wochen in verschiedene Heime verschickt, weil meine Mutter ja auch mal ihre Ruhe brauchte.
Auch das mit dem Bloßstellen der Bettnässer war da genau so, wie von Dir geschildert. Ich meine, dass es in einem anderen Heim war, in dem wurde als Strafe ein Kind zu dem Bettnässer ins Bett gesteckt, kann aber auch da gewesen sein. Laut einem alten Foto von meiner Abreise in die "Berge" muss es bei mir (Jahrgang 1956) circa 1960 gewesen sein.
Auch die Klumpensuppe und andere Leckereien sind mir aus nahezu allen Heimen bekannt. Ebenso die Strafen für Nichtaufessen. Bei mir war es Gries-,Reis- oder Haferbrei mit Zucker, den ich wiederholt erbrochen habe und wieder essen musste. Ich kann noch heute weder warme Süßspeisen essen noch riechen, gleiches gilt für süße, warme Getränke (jeder Weihnachtsmarkt mit Glühweinduft wird von mir gemieden).
Auch ich kam immer total verstört zurück, habe wochenlang überhaupt nichts geredet. Dennoch wurde ich im Jahr darauf wieder verschickt. Ich hatte schon mal geschrieben, dass ich meine Mutter darauf ansprach. Ihr einziger Kommentar war: Hab Dich nicht so, das waren ja nur sechs Wochen im Jahr!
Viele meiner Verhaltensweisen sehe ich in diesen Aufenthalten begründet, wie z.B. der Hang zur Überanpassung, bloß nicht auffallen, immer lieb und ruhig sein und dass ich mir oft die Schuld gebe für Dinge, die ich überhaupt nicht zu verantworten habe, dass ich in Beziehungen in einer Art Nibelungentreue festhing, weil man sonst ja ganz alleine auf der Welt ist.
Ich will nicht sagen, dass die Verschickung mein Leben zerstört hätte, dafür haben liebe Großeltern (die sich gegen meine Mutter nicht durchzusetzen wagten), eine tolle Tochter und ein verständnisvoller Therapeut gesorgt, aber ich kann auch sagen, dass ich schon sehr lange gelitten habe.
Ich konnte auch lange meiner Mutter nicht verzeihen, das kann ich mittlerweile, vergessen kann ich es jedoch nicht.
Ich glaube, dass die Generation unserer Eltern einfach traumatisiert war durch den Krieg und deshalb das Leid bei einem Kind gar nicht so sehen konnte oder wollte. Insofern hatte meine Mutter in ihrer Gedankenwelt Recht, was sind schon sechs Wochen gegen den Krieg und die Nachkriegszeit.
Lieben Gruß
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Isolde Cleven-Scholz schrieb am 26.08.2020
guten Tag... ich habe heute von Ihren Recherchen erfahren und mich auf Ihrer Webseite ein wenig umgeschaut.
Ich bin Baujahr 1955 und war mit 6 Jahren im Winter vor der Einschulung in einem Heim an der Loreley... es waren 6 lange Wochen.... Ich habe leider keine Namen in Erinnerung und auch nichts gefunden. Es war eine schlossähnliche Einrichtung mit einem riesigen Saal und grossen Freitreppen. Ich erinnere mich an endlose Tischreihen in einer riesigen Halle, wo die Mahlzeiten stattfanden und an grosse Schlafsäle und grosse Bade/Waschräume mit langen Reihen von Becken.
Dazu ein grosser Innenhof mit Kopfsteinpflaster, wo wir manchmal draussen spielten.
Beim Lesen ist mir aufgefallen, wie viel von den "Vorkommnissen" ich verdrängt habe. Essen unter Zwang, Zwang zum Mittagsschlaf. Wer nachts auf die Toilette musste wurde abgefangen und bestraft. Ich musste mehrmals die Nächte auf einer Holzpritsche im Waschraum verbringen, weil ich aufstand und zur Toilette wollte. Ich erinnere mich auch daran gezwungen worden zu sein, irgendwelche Pillen zu schlucken. Nach dem Abendbrot gab es nichts mehr zu trinken bis zum Frühstück. Wer in der Nacht ins Bett gemacht hatte, der wurde vor versammelter Mannschaft, wie bei einem Tribunal aufgerufen und niedergemacht.
Wir wurden gepiekt und gekniffen... an Haaren und Ohren gezogen, aber nie so misshandelt, dass etwas zu sehen war.
Wenn wir uns schmutzig gemacht hatten, gab es Donnerwetter.
Wir mussten immer anstehen, wie auf einem Kasernenhof... eigener Wille musste zu Hause gelassen werden.
Ich habe mehrmals der "Briefetante" gesagt, sie solle schreiben, dass es mir nicht gutgeht und ich nach Hause möchte... das ist nie angekommen.
Meine Eltern haben mir nichts geglaubt... ich war 6 Jahre alt. Es hiess, ich habe eine "blühende Phantasie".
Da ist sicher noch mehr in meinem Kopf, aber die Erinnerungen kommen nur langsam wieder.
Vielleicht findet sich jemand, der sich an den Namen des "Heimes" erinnert.
Liebe Grüsse an alle, Isi
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Mittendorfer Ferdinand schrieb am 26.08.2020
ich war 1956 für ca.1 Jahr wegen einer Tuberkuloseerkrankung im Kinderheim Elisabethenberg bei Waldhausen/Lorch (PLZ 73547).
Das dort Erlebte (medizinische Behandlung sowie erzieherische Maßnahmen) beschäftigt mich bis heute. Mittlerweile habe ich diesen
Ort der heute in ein Behindertenheim umfunktioniert wurde 2 mal besucht.
Dabei war es mir möglich einmal die Räumlichkeiten zu besichtigen
(was mir sehr wichtig war). Ich lebe nun seit vielen Jahren in Asien
und es war mir seit meiner Jugend ein großes Anliegen dieses
Land zu verlassen. Die nunmehr geführte Diskussion finde ich wichtig,
denke aber dass die Aufarbeitung im Sande verlaufen wird.
 
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Sylvia Rehlich schrieb am 25.08.2020
Liebe Marion Koesling,
ich war auch 1959 im Alter von 6 Jahren von Hamburg aus in Haffkrug verschickt im Kinderheim der PRO. Und es war schrecklich. Ich habe sogar noch Fotos. 3 Jahre später war ich nochmals verschickt, diesmal nach Westerland auf Sylt. Meine Eltern leben seit 3 Jahren nicht mehr, sodass ich dieses Trauma im Zusammenhang mit der Aufarbeitung in dieser Initiative nicht mehr mit ihnen besprechen kann. Aber ich bin froh über die vielen Schilderungen hier und das Wissen, dass es Massen von ähnlichen Schicksalen gibt, sodass ich mich nicht allein damit fühle. Es war eine Jahrzehnte lange Katastrophe, die sich niemals wiederholen darf. Warst Du auch im Heim der PRO? Liebe Grüße Sylvia Rehlich (Ich habe schon kurz nach Start der Initiative Zeugnis abgelegt)
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Marion Kösling schrieb am 25.08.2020
Sehr geehrte Frau Röhl,

Von Ihren Recherchen zu Verschickungskindern habe ich erst letzte Woche erfahren und möchte Ihnen mein Trauma was ich mit 3 Jahren erlebt habe,
Kurz schildern.
Meine Eltern haben mich 1957 - da war ich 3 Jahre alt - nach 21271 Hanstedt Haus Uhlenbusch, welches inzwischen abgerissen
ist , für 3 Monate verschickt. Meine Mutter
War zu diesem Zeitpunkt mit meiner Schwester Karin Schwanger und wollte wohl für die letzten Schwangerschaftsmonate ihre Ruhe haben. Meine Eltern und ich lebten zu diesem Zeitpunkt in einer 1 Zimmer Wohnung im ausgebombten Hamburg.
Wie ich nach Hanstedt gekommen bin, weiß ich nicht mehr. Was ich aber weiß, dass ich fürchterliches Heimweh bekam und mein
Opa mich da deswegen abholen wollte,
welches nicht gestattet wurde. Mein Heimweh war so groß, dass ich später
meine Eltern nicht mehr wieder erkannt hatte. Dieses Trauma hat mich bis zu meinem 31. Lebensjahr mit diversen Psychosomatischen körperlichen Störungen begleitet, zumal ich bis dahin auch nicht wusste, ob ich wirklich körperlich krank bin.
Das Beste was ich dann in meinem Leben gemacht habe , war 1986 eine Stationäre und später ambulante Psychotherapie .
Danach ging es mir in Allem wesentlich besser. Mein Trauma mit den Eltern habe ich endlich aufarbeiten können. Ich hatte bis dahin Verlustängste sondergleichen. Bin noch bis zu meinem 13. Lebensjahr nachts zu den Eltern ins Bett gekrochen um meine Ängste irgendwie nachts in Griff zu kriegen.
Auch hatte ich massive Schulprobleme und später dann Beziehungsschwierigkeiten.
Nach 1957 würde ich dann noch 2 weitere
Male verschickt. Einmal nach Haffkrug und dann mit ca 12 oder 13 wieder nach Hanstedt aber diesmal Haus Hansenbarg.
Beides war gruselig. Es gab nichts zu trinken oder bei irgendwelchen Nichtigkeiten würde man (ich) weggesperrt. Ganz gruselig war dann das alltägliche Ritual, Lebertran in den Rachen zu gießen.
Während ich diese Erlebnisse aufschreibe,
Kommen mir wiederholt die Tränen, und das obwohl ich damals vor mehr als 30 Jahrend die Therapie gemacht habe.
Heute geht's mir psychisch gut, hab aber ein distanziertes Verhältnis zu den Eltern, die übrigens beide noch mit 88 Jahren leben.Es besteht nur so eine Art Verantwortung weil sie alt sind und es früher nicht besser wussten, was sie bei mir damit angerichtet haben.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Ich werde weiterhin Ihre wichtige Arbeit verfolgen
MFG
Marion
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Garfield schrieb am 25.08.2020
Habe noch nachgeforscht, es war das Heim "Sonnenschein" und es war tatsächlich das Jahr 1976.
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Gudrun schrieb am 25.08.2020
Liebe Elisabeth,
ich war 1967 auf Borkum zur Kur. Ich wusste den Namen des Hauses auch nicht mehr. Dank alter Postkarten und meiner Erinnerungen habe ich es gefunden. Es existiert heute noch als Teil einer anderen Einrichtungen. Die Bilder des Speisesaals haben bei mir sofort Erinnerungen ausgelöst. Gib die Suche nicht auf. Vielleicht war es das Adolfinenheim oder das Haus Santa Maria auf Borkum. Suche alte Fotos dazu. Es ist schlimm, was Dir passiert ist. Ich weiss heute nach den vielen Berichten, ich hatte noch viel Glück. Auch bei uns war es nicht schön, aber nicht so schlimm. Was ich aber tröstend finde, ich war nicht die Einzige der es so ging. Das gibt Kraft. Ich habe auch die gesamte Kinderheimzeit verdrängt. Ich habe weder Gutes noch Schlechtes damit in Verbindung gebracht. Es war wie weg. Langsam lüftet sich der Nebel. Auch die schönen Sachen kommen hoch. Meine Liebe zum Meer, das mir in schwierigen Situationen Kraft gibt und meine Fähigkeit mit Liedtexte zu merken bzw. mich mit Liedern zu trösten. Vor allem die Lieder aus dem Kinderheim kann ich immer noch. Sie haben mir wohl wie Dir auch geholfen. Die Einsamkeit, der Vertrauensverlust vieles hat mich geprägt. Ich wusste nie woher es kam. Je mehr ich mich damit auseinandersetze, je mehr verstehe ich mich jetzt.
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Isabel schrieb am 24.08.2020
#comment 2438
 
Liebe Annemone Brodbeck,
 
ja, an den Turm kann ich mich auch erinnern. Ich konnte auch noch nicht schreiben und so habe ich viel gemalt, immer wieder das Schloss. In der Mitte der Turm mit seinen Turmzinken und dem runden Fenster auf halber Höhe und dann die zwei Haushälften, die rechts und links davon abgingen. Ich kann diese Zeichnung heute noch. Unten im Turm eine bogenförmige Tür. Ich war auch insgesamt 6 Wochen dort. Ja, manche Erinnerungen schlummern irgendwo und werden durch einen kleinen Anstoß wieder lebendig. Mir tat es auch gut zu lesen, dass du dich an die Schaukel erinnerst. Mit 5 Jahren ist man echt noch verdammt jung und manchmal tut es gut, wenn Wahrnehmungen und Erinnerungen bestätigt werden. Alles Gute dir auch. Isabel
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Claudia Preissler schrieb am 24.08.2020
Hallo Jana, ist es möglicherweise das Kinderkurheim Pestalozzi in Sornßig/Bautzen? Im Netz findet man einige Fotos des Hauses. Ich war 1984/85 dort und als ich die Bilder sah, wurde mir regelrecht schlecht. Du findest hier unter all den Kommentaren auch meinen. Vielleicht erinnerst du dich dann an das Haus.
LG Claudia
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Rai schrieb am 24.08.2020
Gibt es jemanden, der auch im Hochwaldsanatorium Birkenfeld im Hunsrück ( Elisabeth-Stiftung) für tuberkulose-kranke Kinder etwa Mitte der 50er Jahre war?
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HorstKonrad schrieb am 24.08.2020
Als ich in die dritte Klasse kam, 1972/73 war das wohl, war klar, dass ich zur Erholung nach Bad Dürrheim gehen würde. Mein Bruder war zwei Jahre vorher schon dagewesen. Ich sollte auf die Aufforderung des Kinderarztes auch hin für sechs Wochen. Ich war ja so dünn. Je näher der Zeitpunkt kam, desto mehr Angst bekam ich. Abgegeben wurde ich 8n Ludwigshafen, von dort fuhr der Sammeltransport in den Schwarzwald. Ich hatte meinen Kinderrucksack dabei, Kuscheltier war nicht erlaubt. Die Zugfahrt gefiel mir, die drei „Tanten“ waren nett. Ankunft in VillingenSchwenningen und dann per Bus zum Heim. 42 Tage Hölle begannen. Zuweisung in Stationen, ich wurde zur Nummer 3, es ging in den großen Saal zum Abendessen. Die geschmierten Brote wurden ausgeteilt, ich hatte Hunger und biss hinein und sofort wurde ich angeblafft und separat gesetzt, denn man hatte zu warten, bis jeder was hatte. Wurde bloß nicht gesagt. Von da an war mir klar, hüte dich, mach keine Fehler. Ohne Schlafanzug und Zähneputzen ab ins Bett, denn die Koffer wurden erst am zweiten Tag ausgepackt. Es folgte ein Tag der Langeweile, denn 33 Koffer auspacken, naja. Mittags dann der Zwang, zwei Teller zu essen. Die meisten sollten ja zunehmen. Nur zwei oder drei durften nur einen Teller, die sollten abnehmen. Wer’s nicht schaffte, musste zur Strafe dort sitzen bleiben. Dann Klogang und Mittagsschlaf. abends Zählappell, wie oft man auf dem Klo war. Ich erinnere mich an Spaziergänge, jüngere Erzieherinnen machten auch mal was Verbotenes, was ein bisschen fröhlicher war. Geländespiele, Wanderungen, Baden im Thermalbad oder in der Thermalwanne in einem Riesensaal. Abends Gesellschaftsspiele oder Lesen. Nur ein Buch dabei, keiner lieh sein Buch aus, der letzte Rest von etwas Persönlichem. Und zu Spielen hatte eh kaum jemand Lust. Ich weiß von keinem mehr den Namen, Freundschaften gab es kaum, jeder versuchte nicht aufzufallen und irgendwie ohne Strafen durchzuhalten. Freitags Kochfisch, den kriegte ich nicht durch den Hals und saß dann endlos bis ich mir den Mund vollstopft und den Fraß in den Backentaschen flachquetschte und im Klo ausspuckte. Nachtische waren Obst oder Kochpudding mit Haut welcher mich ekelte. Samstags wurden alle gewogen. Wehe, wenn der Übergewichtige nicht abgenommen und wir andern nicht zugenommen hatten. Briefeschreiber am Sonntag mit Zensur. Es wurde verboten, von Heimweh zu schreiben, weil sonst vielleicht die Eltern einen besucht hätten und das war strikt verboten. Also habe ich gelogen. Ich habe mich bei einem Jungen, der neben mir saß, mit einer Hautkrankheit angesteckt. Wir wurden beide aus dem selben Salbentopf behandelt. Es juckte schrecklich und weil wir kratzten mussten wir beide Hände in Baumwollhandschuhen ohne Daumen reinfinden lassen, bis es vorbei war. Auch nachts. Ich habe es überlebt.
Vor 12 Jahren hatte ich eine Dienstreise per Zug nach Villingen Schwenningen und wurde bei der Bahnfahrt krank, bis ich merkte, was los ist. am Bahnhof der Wegweiser nach Bad Dürrheim klärte mich auf. Ich fand im Hotel mental mein inneres Gleichgewicht wieder. Ich habe da gemerkt, wie tief diese 42 Tage in meiner Seele und im Körper sitzen.
Tief erschüttert haben mich Anzahl der Heime und viele Beiträge, die jetzt publik werden.
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Marcel schrieb am 24.08.2020
Ich war im März/April 1971 im Alter von 11 Jahren in der DRK Kurklinik Bad Dürrheim/Schwarzwald. Die Diagnose chronische Bronchitis wurde nicht bestätigt, die Kur wurde aber trotzdem durchgezogen. Beim Beginn der Kur wurden mir persönliche Gegenstände abgenommen. Pakete und Briefe von zu Hause wurden nicht an mich ausgehändigt. Briefe oder Telefonate nach Hause wurden zensiert und mitgehört oder nicht abgeschickt. Beim täglichen 2-maligen rektalen Fiebermessen ist ein Thermometer bei mir im Halbschlaf abgebrochen. Das darin enthaltene Quecksilber verteilte sich im Bett und im Zimmer. Anschließend 4 wöchiges Einsperren auf der Isolierstation wegen einer Mandelentzündung. Auch dann kein weiterer Kontakt nach Hause möglich. Ansonsten Nötigung das Essen auf dem Tisch einzunehmen und Gewaltmärsche im Wald bis zur Erschöpfung. Nach der Kur als Konsequenz Entfremdung zum Elternhaus und Schwierigkeiten in der Schule.
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Doris Menke schrieb am 24.08.2020
Hallo,
mein Name ist Doris Menke, ich muss ca. 1970 auf Amrum gewesen sein, in einem Verschickungsheim.
Es war schlimm, auch weil niemand meine Erfahrungen glauben wollte.
Es berührt mich sehr, nun von anderen zu hören, die solche Dinge schildern, die auch ich erlebt habe.
Ich habe noch ein Gruppenbild von meinem Aufenthalt dort.
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Regine schrieb am 24.08.2020
Ich war von November bis Dezember 1970 für 5 Wochen in Nußdorf, ich war damals 5 Jahre alt, wäre im Januar 6 Jahre alt geworden. Über die wenigen Erinnerungen, die ich habe, kann nicht viel Gutes berichten. Ich hatte drei Monate zuvor meinen jüngeren Bruder nach langer Krankheit verloren, ich kam also schon traumatisiert dort hin. Es hat dort aber wohl niemanden interessiert. Als meine Eltern mich nach 5 Wochen abholten, war ich laut deren Erzählungen völlig verstört.

Ich war zusammen mit einer Kindergartenfreundin dorthin gefahren, bei der Ankunft wurden wir allerdings sofort getrennt, da sie 1964 und ich 1965 geboren war. Sie kam in die "Schneewittchengruppe", ich zu den "Zwergen". Wir haben uns dann quasi kaum noch gesehen. Für mich war diese Trennung furchtbar, ich war völlig allein, habe mich schrecklich einsam gefühlt. Ich war im Untergeschoss untergebracht, sie im oberen Geschoss. Ich war in der Zwergengruppe die Älteste (unfassbar, dass man damals sogar 3 und 4 Jährige schon verschickte) und hatte dementsprechend keinen vernünftigen Anschluss, ich hätte von meiner Entwicklung auf jeden Fall in die "Schneewittchengruppe" gehört.

An folgende Dinge kann ich mich erinnern:

Ich musste jeden Tag Mittagsschlaf mit den Kleinen halten, obwohl ich altersmäßig nicht mehr dazu bereit war und dementsprechend wach da lag und gewartet habe, bis die Zeit vorbei war
Wir durften nachts nicht zur Toilette gehen
Ich habe mich gefühlt jede Nacht vor Heimweh in den Schlaf geweint
Als ich einen Brei aus Hefeklösschen mit Zwetschgen nicht essen wollte, wurde ich zwangsgefüttert
Ich musste mich einmal nach einem ekligen Leberwurstbrot übergeben, danach konnte ich jahrelang keine Leberwurst mehr essen
Es gab eine Nikolausfeier, die mich völlig verängstigt hat. Der Nikolaus kam mit dem Krampus, einer mir völlig fremden Figur, die es wohl nur in Bayern gibt. Dieser hatte eine furchterregende Maske auf und warf eine Kette über den Boden hin- und her. Der Nikolaus las aus einem goldenen und einem schwarzen Buch vor. Im schwarzen Buch standen die "bösen" Kinder. Ein etwas älteres, lebhaftes Mädchen wurde vorgelesen und musste nach vorne kommen. Ihr wurde irgendetwas "Böses" vorgeworfen, danach schlug der Nikolaus ihr mit einem Stock oder Rute auf das Gesäss, sie schlug die Hände vor das Gesicht und fing bitterlich an zu weinen. Ich hatte wahnsinnige Angst, auch in dem schwarzen Buch zu stehen und auch Schläge zu bekommen, zum Glück war es nicht so.

Wenn ich an diese Zeit denke, kommt mir immer ein Lied von Daliah Lavi "Oh, wann kommst Du" in den Sinn. Eine junge, sehr nette "Tante" wohnte bei uns im Untergeschoss, sie hörte immer dieses Lied. Eines Abends hörte ich sie aufschreien und weinen. Andere "Tanten" kamen dazu und fragten, was passiert sei. Ich hörte nur, wie sie sagte "er hat mich geschlagen".
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Michael Peck schrieb am 23.08.2020
Guten tag,
ich heiße Michael peck, Jhg. 1958 und bin durch den kürzlich in der ARD
gesendeten Beitrag zur Kinderverschickung ins Erinnern gekommen.
Vermutlich 1963 oder 1964 war ich zur Kur in Niendorf im Kinderkurheim St. Johann.
Meine Erinnerungen sind bruchstückhaft; meine Ahnung sagt mir : da ist Ungutes geschehen mit mir.
Während meines Aufenthaltes bekam ich einen Brief meines Onkels, in welchem er mir vom Tod meiner Oma erzählte; dieser brief wurde mir vorgelesen. Was dann war, erinnere ich nicht.
Eine andere Erinnerung : lauthals bin ich einmal in den Aufenthaltsraum hineingegangen, und wurde daraufhin isoliert. Auch hierzu keine konkreten Erinnerungen.
Dann war da noch ein Praktikant mit einem roten Fiat 500. Diesen liess er einmal allein im Kreis fahren, nachdem er das Lenkrad festgebunden und einen Stein auf das Gaspedal gelegt, und er selbst über das Faltschiebedach ausgestiegen war.
Diffuse Erinnerungen von Einsamkeit und Verlassenheit.
Kann Jemand etwas mit dem Praktikanten anfangen ?
Soweit für heute Michael
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Bernd Sch. schrieb am 23.08.2020
Ich war 1971 als 5-jähriger in Bad Dürkheim - gefühlt viele Wochen - in einem "Erholungsheim". Irgendetwas haben die mit mir gemacht, denn allein der Gedanke an diese Zeit treibt mir immernoch die Tränen in die Augen. Mein Vater berichtet mir, dass ich bei der Abholung und Wochen später noch völlig apathisch und lustlos gewesen sei und es Monate der Liebe meiner Eltern bedurfte, bis das wieder in Ordnung kam. Ich erinnere, dass mein Bett ein Stockbett in einem großen Saal mit vielen Kindern war. Ich hatte das Bett oben. Es gab keine Veräumungsmöglichkeiten persönlicher Sachen. Es gab keine Privatsphäre. Kontakt zu meiner Familie war verboten. Wir mussten täglich Hand in Hand Zweierreihe in Schlange an der Saline spazieren. Die "Betreuerin" (Nonnen?) vorne weg. Zu Essen gab es hauptsächlich Schwarzbrot mit Pflaumenmuß. An das, was diese Ungeheuer genau mit mir veranstalteten, kann ich mich nicht erinnern. Jedenfalls habe ich heute noch starke Angst vor Dunkelheit und Enge.Ich würde das gerne etwas aufarbeiten. Gibt es Leidensgenossinnen oder Genossen, die etwas über das Heim in Bad Dürkheim wissen?
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Ariane schrieb am 23.08.2020
Ich war im Herbst 1981 für sechs Wochen in St. Peter Ording. Ich vermute, dass ich im Haus Ehlers war. Ich erlebte dort meinen fünften Geburtstag. Meine Erinnerungen sind nur bruckstückhaft, aber keine davon ist gut. Sie reichen von Schlägen, allein gelassen werden über nacht in einem kalten dunklen Raum, Essenszwang, schlimmen Demütigungen und Beschimpfungen bis hin zu Fehlinformationen an meine Eltern, die ich um Hilfe bitten wollte. Ein Telefonat zum Geburtstag wurde durch das Beisein einer Betreuerin kontrolliert, Karten gefälscht und und und. Die prägnanteste Erinnerung habe ich an eine Frau namens Ute, die nur einen Arm hatte und die mich regelmäßig bestrafte, z.B. für nächtliches Husten oder Erbrechen. Vielleicht war jemand auch zu der Zeit in St. Peter Ording? Ich bin mit dem Haus nicht ganz sicher, aber die einarmige Frau ist so prägnant, dass wahrscheinlich jeder/jede, die dort war, sich an diese Person erinnern kann.

Mir war nicht klar, wie viele Kinder und heute Erwachsene neben mir von diesem systematischen Missbrauch betroffen waren - die Bezüge zur NS-Zeit und die Zahlen hinter denen so viele menschlichen Schicksale stehen machen mich sprachlos. Ich bin dankbar, dass es diesen Zusammenschluss hier gibt - mit so vielen engagierten Menschen. Danke dafür.
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Sandra schrieb am 23.08.2020
Hallo
ich möchte erstmal sagen das ich schockiert bin wie vielen das gleiche Schicksal ergangen ist.
Ich war ca.4 Jahre in Bad Orb Spessart verschickt worden .Weil ich Abends mit den anderen Kindern im Zimmer redete wurde ich am Kragen aus dem Zimmer auf eine Art Dachboden geschliffen und mußte dort die ganze Nacht auf einen Stuhl sitzen und durfte mich nicht bewegen.
Ich wurde später Tagelang in einen Zimmer mit zwei Krankenbetten sonst nichts eingesperrt ich durfte nicht auf Toilette und mußte einpullern dafür wurde ich auch bestraft .Nachts war an der Zimmerdecke leicht blaues Licht an. Weil ich viel weinte wurden mir Medikamente zwangseingeflößt danach saß ich unter dem Bett habe mich nichts mehr getraut ich wollte nur endlich nach Hause.
Ich hatte alles verdrängt aber jetzt kann ich mich an so viel erinnern .
 
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Jana schrieb am 23.08.2020
Als ich als 5-jaehrige zurueck kam sagte ich meiner Mutter dass ich nie wieder zur Kur fahre. Ich habe alles so weit es geht verdraengt und weiss deshalb auch nicht mehr wie das Heim heisst, nur dass es in Bautzen war und ich 1970 oder 71 da gewesen sein muss. Allerdings erinnere ich mich noch wie ich nachts neben dem Bett stehen musste aus Strafe weil ich geweint habe oder das stundenlange sitzen vor dem Abendbrotteller weil ich die Blutwurst mit den dicken Fettaugen nicht runterbekommen habe. Vor lauter Verzweifelung habe ich die dann unter meinem Kopfkissen "versteckt", wo sie die Reiningungskraft am naechsten Morgen gefunden hat. Darauf wurde mir gesagt dass ich nicht nach Hause darf und nochmal 3 Wochen im Kurhaus bleiben muss. Ich erinnere mich auch noch an den Aerger den es gab weil ein Kind in unserem Schlafsaal in's Bett gemacht hat.
 
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Rainer schrieb am 22.08.2020
Hallo Zusammen,
 
habe gerade ein längeres Brainstorming mit einer bekannten Suchmaschine und vielen Fotos hinter mich gebracht und glaube jetzt, zumindest einen Namen für den anderen Ort zu haben, an dem ich abgesehen vom Stoffer/Stauffer Hof (?) war.
 
Es war ein Bichlhof, aber der Name macht Probleme, weil es erst mal nur einen Bichlhof in Marktschellenberg (gegründet 1948/49) zu finden gibt, der in den 1970-gern von einem Kindererholungsheim zu einem heilpädagogisch orientierten Kinderheim umstrukturiert wurde.
 
Die erste Betreiberin ist 2017 gestorben und es gibt nur rührende Kondolenzbezeugungen in der Süddeutschen von ehemaligen "Postkindern" die da anscheinend hin verschickt wurden und damit wahnsinnig glücklich waren...
 
Es gibt eine Homepage mit alten Fotos vom Gebäude und ich war mir erst ganz sicher, die von außen wieder zu erkennen, aber die Dankbarkeitsbezeugungen haben mich dann zweifeln lassen, weil ich es da nicht so wirklich schön fand....
 
Die alten Fotos der Zimmer sagen mir auch gar nichts, aber die sind ja vielleicht erst nach dem Umbau entstanden...
 
Ich habe Erinnerungen an schlanke Stockbetten aus Stahl in dunkelgrün oder dunkelgrau, die auf der Unterseite einen quietschenden Boden aus Eisengeflecht hatten und im Zimmer nur schmale Gänge frei ließen, um zu seinem Bett zu kommen.
 
Was mich so beschäftigt ist der kleine runde klare Bergsee mit den Krebsen, weil ich den definitiv erinnere.
Da finde ich einfach nichts in Marschweite zum Bichlhof in Marktschellenberg...
 
 
 
 
Es gab aber in Unterwössen in der Nazi-Zeit ein Kindererholungsheim des NSV, das dann 1946 von der KJF übernommen wurde (das schreiben die selbst auf ihrer HP in ihrer Chronik für das Jahr 1946).
 
In der Chronik taucht das Heim danach aber einfach nicht mehr auf.
Wenn eine Einrichtung aufgegeben wurde, war das in der Chronik auch erwähnt.
 
Das Kindererholungsheim Unterwössen der KJF müsste also noch bestehen, aber es gibt keine Adresse, kein Garnichts, was sich recherchieren ließe...
 
Aber es gab in Unterwössen auch einen Bichelhof (ein Ortsteil von Unterwössen heißt Bichl), der nach meiner Recherche aber von den Barmherzigen Schwestern zur Erholung eben jener Schwestern betrieben wurde.
 
Die Straße "Am Bichlhof" in Unterwössen führt zu einem kleinen runden Bergsee, der vom Kaltenbach gespeist wird und mir in der Draufsicht ziemlich bekannt vorkommt...
 
Wenn jemand hier etwas Erhellendes erinnert, wäre es mir eine Freude/Hilfe, davon lesen zu dürfen!
 
Ich werde mich wohl nie mehr ganz von den Wohltaten der Kinderlandverschickung erholen können, aber es erleichtert mich doch sehr, damit nicht mehr so alleine zu sein, wie bisher.
 
Meine Güte, es wird wohl dauern, bis ich das alles in meinem Kopf sortiert bekomme.
Als hätte man eine Tür geöffnet, von der man nicht wusste, dass sie die ganze Zeit da war...
 
Aber egal, was ich noch heraus finde, es wird mir trotzdem immer ein Rätsel bleiben, wie Erwachsene sich so unmenschlich gegenüber Kindern versündigen konnten.
 
Ich glaube Kinder wurden damals pädagogisch einfach nicht als Menschen eingestuft.
Sie wurden imO als Humanknete angesehen, die man beliebig formen kann/darf.
 
Meine Töchter sind mittlerweile 17 und 20 Jahre alt und beide hatten schon praktisch alles vom Start weg dabei, was ihre Charaktere ausmachte, als sie auf die Welt kamen.
 
Das habe ich sehr deutlich gespürt.
 
Nur nicht, was sie damit machen und dabei durften wir Eltern dann noch ein wenig assistieren. 😉
 
Viele Grüße
Rainer
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Ralph schrieb am 22.08.2020
Auch ich wurde 1962 kurz nach meinem 7. Geburtstag per Sammeltransport im Zug in das über 350 km weit entfernte „Kinderkurheim Sonnenwinkel“, Bad Reichenhall, Weißstr. 5 für vier unendlich lange Wochen verschickt. Die Bahnfahrt dauert heute ca. 6 – 7,5 Stunden, damals waren das bestimmt mindestens 9 – 10 Stunden – so lange also still sitzen auf einem Platz. Allein die Entfernung ist für ein Kind so, wie wenn man als Erwachsener nach Australien deportiert werden würde: Eine Rückkehr auf eigene Faust völlig unmöglich, die Verbindung nach zuhause total abgerissen. Von wegen telefonieren, es gab ja nicht mal Festnetztelefon zuhause). Einmal pro Woche durfte man eine Ansichtskarte, die man in dem Heim inklusive Briefmarke kaufen musste, was natürlich den Eltern separat in Rechnung gestellt wurde. So eine Karte durfte nur unter Aufsicht geschrieben werden, die „Heimtante“ war Seite an Seite gesessen bis das letzte Wort geschrieben war und diktierte mehr oder weniger, was man zu schreiben hatte. Eine meiner vier Karten tauchte noch nach den mittlerweile 57 Jahren bei mit zuhause auf - mit Poststempel „823 Bad Reichenhall 2, 8.10.62“. Das deckt sich auch mit meinen Erinnerungen: Gerade begann das neue Schuljahr, dann kam irgend so ein Amtsarzt in die Schule und sortierte angeblich kranke Kinder aus (ich hätte wohl Asthma gehabt, was nicht unbedingt zutraf) und die wurden dann gleich zu Beginn des Schuljahres verschickt. Allein das Datum 8. Okt. verrät, dass wir zusätzlich zu dem Verschickungshorror noch vier Wochen Schulunterricht versäumten – doch wen interessierte das damals?
Ohne die Schandtaten in vielen solcher Heime herunterzuspielen wollen, möchte ich doch voraus schicken, dass damals mit Kindern in der Regel anders, d.h. viel grober, umgegangen wurde. Es gab einfach (zu) viele von uns, wirklich funktionierende Verhütung gab es nicht, viele der Kinder (so auch ich) waren einfach „Unfälle“ und infolgedessen nicht unbedingt so sehr erwünscht. Noch heute höre ich meine Mutter später sagen (da war ich schon erwachsen): „Ach die Nachbarin hatte es schön, die bekam keine Kinder“. Sie können sich vorstellen, wie toll man sich da - selbst als Erwachsener - fühlt. Körperliche Züchtigung war nicht nur in den Elternhäusern sondern auch in den Schulen Gang und Gäbe (egal wie die Gesetzeslage war), in den dunklen Keller einsperren praktizierten viele Eltern, z.B. auch meine und die vieler meiner Freunde von damals. Auf spitzen Holzscheiten knien müssen, einen Tag kein Essen und Trinken usw. – das kennen sicher viele noch der jetzt ins Rentenalter eintretenden Leute. Und wenn das schon zuhause so war, wieso sollte man da bei einem Heim noch was hinterfragen? „Die sollen euch mal Manieren beibringen!“ – so in etwa lautete oftmals die elterliche Devise. Das erklärt auch zum Teil, warum diese millionenfach begangenen Grausamkeiten einfach so lange im Dunkeln blieben. Seelische Schäden bei Kindern? Was ist denn das? Der Beruf „Psychologe“ war so gut wie unbekannt, da aus Sicht der Erwachsenen nicht nötig. Vielleicht litt diese Elterngeneration ja selbst noch unter den Spätfolgen des Kriegs. Sicher gab es auch damals verständnisvolle, einfühlsame Eltern, nur leider hatte ich und viele andere das Glück nicht: Ich bekam die vollen vier Wochen kein Lebenszeichen meiner Eltern, keine Karte, keinen Brief.
Der Horror begann schon bei der Abreise im Zug. Da waren überall Verschickungskinder drin verteilt aber auch normale Reisende. Und es gab eine „Tante“, die im Zug auf und ab durch die Waggons lief, um wie ein Schäferhund nach der Herde zu sehen. Neben mir wildfremde Personen (normal Reisende), die je nach Station auch wechselten. Einzige Bezugsperson war diese „Tante“, die ab und zu mal auftauchte aber im Prinzip genauso wildfremd war. Ich hatte ständig Angst verloren zu gehen. Doch offenbar hat man uns in der Endstation Bad Reichenhall alle aus dem Zug gebracht.
Vieles aus dem Heim habe ich vergessen und verdrängt. Doch die eine Postkarte, die ich bei mir zuhause leider nicht mehr finde aber die im Internet zu finden ist http://www.ansichtskarten-center.de/bad-reichenhall/8230-bad-reichenhall-kinderheim-sonnenwinkel-weissstrasse-5-charlotte-heynek-preissenkung zeigt mir u.a. den Waschraum. Der war immer düster, vermutlich wurde Strom gespart. Und dann wurden wir Kinder wie das Vieh in die Duschabteilung getrieben (hinten im Eck auf der Karte rechts unten). Wir waren sozusagen nackter Körper an nacktem Körper gepfercht und dann wurden die Wasserhähne aufgedreht. Es kam entweder eiskaltes oder sauheißes Wasser raus, wir schrien, doch wer über die Duschbrüstung aussteigen wollte wurde sofort wieder in das Becken getrieben. Zum Glück war das nur etwa einmal die Woche.
Bei dem Essen im Speisesaal wurde uns immer eine Nachspeise versprochen, wenn wir alle schön den Teller aufgegessen haben. Leider gab es nie eine. Außer einmal. „Es gibt Buttermilch“ hieß es, ich wusste ja noch gar nicht was das ist, aber freute mich darauf. Doch die war offenbar so stocksauer und klumpig, dass sie in einem Suppenteller mit Esslöffel serviert wurde. Die vergorene Milch löste bei mir den Würgereflex aus, ich erbrach das meiste zurück in den Teller. Doch es hieß „Der Teller wird leergegessen!“. Da wurde mir klar, dass das eine Endlosschleife werden wird, denn das eigene Erbrochene wieder essen müssen wird wieder den Würgereflex auslösen. So hatte ich unter Aufsicht ein paar kleine Löffel irgendwie unter Tränen hinunter gebracht. Zum Glück war die Aufseherin irgendwann mal kurz weg. Das war meine Chance: ich schaufelte alles schnell in meine Hamsterbacken, kotzte das ins Klo, spülte alles schnell runter um Beweise zu vernichten und begab mich schnellst möglich zurück auf meinen Platz. Gottlob, keiner hatte was gemerkt. Doch andere Kinder hatten Pech: Sie erbrachen immer und immer wieder. Diese wurden dann in einen separaten Raum gesperrt. „Bis der Teller leer ist!“ ließ man uns restlichen Kindern wissen. Mir taten die so leid, ich weiß bis heute nicht, wie die Geschichte für diese Kinder ausgegangen ist. Später wurden auch die Kinder dort eingesperrt, die aus irgendwelchen Gründen etwas nicht essen konnten/wollten.
Der Schlafsaal wie auf der Karte rechts oben zu sehen, war keineswegs so schön geordnet. Irgendwie standen die Betten viel enger und meines mitten im Gang. Vermutlich waren viel mehr Kinder untergebracht als normal vorgesehen. Ich wusste, dass es bei mir manchmal nachts „ins Bett geht“, v.a. bei psychischem Stress und prompt wurde wieder Bettnässen ausgelöst. Wenn ich wieder einmal früh aufwachte und merkte, dass mein Bett nass war, wusste ich, wie das Szenario abläuft. Die „Tante“ hat mir eine für jedes Kind vernehmbare gehörige Standpauke verpasst. Dann musste ich mich nackt ausziehen und neben dem Bett warten. Die Tante zeigte dann reihum den anderen Kindern den gelben Fleck in meinem Bettlaken. Wie es genau weiter ging, weiß ich nicht mehr, nur dass ich mich verzweifelt am Bettgestell fest hielt und weinte während mich alle anderen Kinder lauthals auslachten. Mein Bett war ja auch genau mitten im Schlafsaal – das war für so eine Aktion der optimale Standort.
Gerne hätte ich die Wanderausflüge z.B. in den Zauberwald genossen, die Hochgebirgslandschaft war ja völlig neu und total interessant für mich als Kind. Doch ich litt damals sehr unter Seitenstechen, das muss wohl irgendwie durch falsche Atmung o.ä. ausgelöst werden. Ich hatte solche Schmerzen und konnte fast nicht mehr laufen. Doch die „Führerin“ reagierte nicht auf mich sondern setzte ungebremst mit den anderen Kindern das Tempo fort. Ich hatte solche panische Angst, den Anschluss an die Gruppe zu verlieren. Oft hinkte ich verzweifelt hinterher und holte die Gruppe erst wieder bei ihrem nächsten Zwischenhalt ein. Der Gedanke, als Kind völlig allein in so einer fremden Umgebung zu sein, war für mich furchtbar. Man konnte ja nicht damit rechnen, wenn man so als heulendes Elend irgendwo gestrandet wäre, dass sich ein Erwachsener um einen angenommen hätte.
So wurde ich mit der Zeit krank und bekam Fieber – vielleicht von der eiskalten Dusche, vielleicht von dem langen Warten nackt neben dem Bett im kaum beheizten Schlafsaal (es war ja schon Oktober). Ich wusste, dass man als krankes Kind nicht heim darf sondern zwei Wochen länger bleiben muss. So wollte ich unbedingt vermeiden, dass das jemand bemerkte. Und siehe da: Es gelang mir! Selbst der Amtsarzt, der vor der Abreise abschließend die Kinder untersuchte merkte nicht, dass ich Fieber hatte. Allein daran sieht man, wie „gewissenhaft“ man uns untersuchte. Offenbar ging es nur um irgendeinen Stempel o.ä. auf irgendeinem Formular, wo man wieder was abrechnen konnte, der Rest hat nicht interessiert.
Die letzte Erinnerung war noch, wie ich dann in meinem Heimatbahnhof von meinen Eltern abgeholt wurde. Sie merkten wohl, dass ich (sogar relativ hohes) Fieber hatte, aber dass man da mal was hinterfragt und sich beschwert hätte? Das Fieber war nach wenigen Tagen verschwunden, der Stress war ja auch vorbei. Doch über die ganzen Demütigungen hatte ich jahrelang nichts berichtet, weil ich mich so sehr geschämt und immer noch Angst hatte. Es wäre ohnehin äußerst fraglich gewesen, ob meine Eltern da irgendwie jemanden zur Rechenschaft gezogen hätten. Da war ja schließlich der „Arzt“ im Spiel und sich gegen einen Arzt aufzulehnen traute sich damals keiner, genauso wenig, wie den Dorfpfarrer in die Schranken zu weisen.
Man fragt sich doch wirklich: Wie konnte in den hunderten von Heimen millionenfache Kindesmisshandlung geschehen, ohne dass über die Jahrzehnte der längst fällige Skandal an die Öffentlichkeit kam? Die Versager waren nicht wir Kinder, wir waren die Opfer. Die Versager waren neben den eigentlichen Tätern auch eindeutig die Millionen von Eltern, die keinen Mut hatten, die „Obrigkeit“ zur Rede zu stellen. Offenbar leisteten viel zu viele noch den von der Hitlerzeit erlernten blinden Gehorsam. Vielleicht hat sich gerade deshalb diese Tragödie auch nur im Nachkriegsdeutschland abspielen können? Freilich ist es jetzt zu spät, die Verantwortlichen von damals konkret zur Rechenschaft stellen, die meisten werden längst verstorben sein. Aber diese Aktion von Frau Anja Röhl (der ich sehr dankbar dafür bin) sollte wenigstens noch eines bewirken: Dass sich so etwas in unserem Land nie, nie, nie wiederholt!!
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Monika schrieb am 22.08.2020
Waldbrö(h)l Dezember 1968 - da habe ich meinen 6. Geburtstag verbracht. Ich sollte für die Schule aufgebaut werden, weil ich zu klein war. Ich glaube es ging über das Bezirksamt Berlin Steglitz.Meine Eltern brachten mich zum Reisebus und ein Onkel kam mit einer Tafel Schokolade zum Verabschieden. Ich denke meine Familie glaubte wirklich, dass ich viel Spaß mit den anderen Kindern haben würde.Ich selbst war teils freudig,teils ängstlich gespannt und neugierig auf das Abenteuer. Und vorallem ahnungslos. Die Reisevorbereitungen hatte ich mit meiner Mutter in freudiger Erwartung gemacht. Von dem Moment an als der Bus los fuhr bis zu dem Moment (sechs Wochen später) als ich aus dem Bus ausstieg und schockiert war wie fremd mir meine Mutter vorkam und was für eine komische Stimme sie hatte, erinnere ich mich an fast nichts. Es gibt ein paar Situationen, die eindrucksvoll hängen geblieben sind: Ich fange an zu frieren, so mutterseelenallein im dunklen Flur, stramm mit dem Rücken an der Wand stehend. Bis die Aufseherin wiederkommt, mir mit ihrer Taschenlampe ins Gesicht leuchtet und Anweisung gibt wieder ins Bett gehen zu dürfen. Eines morgens macht mir eine Aufseherin klar, dass ich es nie wieder wagen sollte, die Unterwäsche unter dem Schlafanzug anzubehalten.Ich habe nicht verstanden, was daran so schlimm war. Nach einem Mittagschlaf wurde uns während des Aufziehens der Gardinen( Zeichen auf zu stehen)gesagt, dass das fehlende Mädchen in der Mittagspause von ihren Eltern abgholt wurde, weil sie krank geworden ist.Der Klang duldete keine weiteren Nachfragen. An meinem Geburtstag habe ich ein Päcken von zu Hause bekommen. Ich erinnere mich ganz genau daran, wie ich mich gefreut habe und dass ich es aufgemacht habe. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, was darin war und was damit passiert ist.
Ich frage mich seit dem, ob ich zu jung und einfach überfordert war mich zu erinnern, oder ob es sich(taktisch klug) um reinen Selbstschutz handelt. Ich würde zu gerne etwas über das Heim erfahren. Oder mich mit jemanden austauschen, der auch dort war.
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Amrei Dettmar schrieb am 22.08.2020
Hallo. Mein Name ist Amrei Dettmar, geb. Michels. Ich habe erst jetzt von dieser Initiative "Kinderheimverschickung" erfahren und bin darüber sehr froh, denn beim Lesen der allgemeinen Informationen und der persönlichen Kommentare ist mir klar geworden, dass meine Kinderlandverschickung 1963 mit verantwortlich war für ein Trauma, das mich in jahrelange Therapie geschickt hat..
Ich wurde im Alter von 9 Jahren für 6 Wochen ins Kinderheim Luginsland Bonndorf im Schwarzwald verschickt, weil ich angeblich zu dünn war. Es war das erste Mal ohne Eltern - allein - ohne Freunde. ..Von dort kam ich eingeschüchtert, depressiv und traumatisiert zurück, obwohl ich erst jetzt einen Begriff dafür habe. Aus einem zuvor fröhlichen spielfreudigen Kind wurde ein stilles, in sich gekehrtes ängstliches...
Meine Erinnerungen an die damalige Zeit haben mir gestern Abend wieder die Tränen in die Augen getrieben und sie würden viele Seiten füllen - nur kurz - das, was so vielen anderen widerfahren ist, ist auch mein Erleben seinerzeit gewesen und ich bin sehr dankbar, dass ich mir das heute nach so langer Zeit von der Seele schreiben darf.. .
Heute kann ich das Kind Amrei in die Arme nehmen und trösten. Damals gab es nur Drangsal, Erniedrigung, Angst und Einsamkeit.
Ich bin zur Zeit das erste Mal seit über 50 Jahren wieder im Schwarzwald. Ich bin dabei abzuschließen mit diesem Kapitel und es in meinen Lebenslauf zu integrieren.
Liebe Anja Röhl vielen Dank.
Liebe Mitleidende seinerzeit - viel Verzeihen und positive Verarbeitung des Erlebten...
Ganz lG Amrei
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Rainer schrieb am 21.08.2020
Guten Abend,
 
bis gestern wusste ich nicht mehr, dass ich auch mindestens zweimal vielleicht auch dreimal "verschickt" wurde.
Ganz sicher aber mehr als einmal.
 
Meine Frau erzählte von einer TV-Doku über Kinderlandverschickung und da fiel es mir plötzlich wieder ein.
Ich bin Mitte 50 und hatte wirklich alles vergessen...
 
Gestern bin ich erst um 3:30 Uhr ins Bett gekommen, weil mich das alles so aufgewühlt hat. 🙁
 
Es muss so zwischen 1971 und 1974 gewesen sein und ich war zwischen 5 und 8 Jahre alt.
 
Was mir fast als erstes wieder einfiel war mein völliges Unverständnis.
Meine Eltern ließen mich (am Sammelpunkt) aus dem Auto aussteigen und fuhren dann einfach ohne ein Abschiedswort weg.
 
In erster Linie kann ich mich an das schreckliche Heimweh erinnern und an meine Verwirrung, weil meine Eltern mich einfach allein gelassen hatten.
 
Das Essen war grauenvoll aber man musste (!) aufessen und nachdem ich den grüne Bohnen Eintopf (weiß ich komischerweise noch) ohne zu kauen einfach herunter geschluckt hatte (weil ich Bohnen hasste), habe ich schon die erste Nacht damit verbracht, mich zu übergeben.
 
Was ich auch noch weiß ist, dass wir wie in einem Ritual immer wieder ein Lied über Spatzen singen mussten und darüber, dass wir so fröhlich sind wie sie... 😉
 
Wir waren in Vielbettzimmern untergebracht und ich meine, es waren drei bis vier Stockbetten, also zwischen sechs bis acht Leute pro Raum.
Was das Heimpersonal angeht, waren die in meiner Erinnerung zwar sehr streng und irgendwie eiskalt, aber auch keine ausgewiesenen Sadisten.
 
Schwierig waren die Nächte und dass in einem Zimmer 6 Jährige mit deutlich älteren Kindern zusammen "schliefen"............
 
Meine Eltern kann ich leider nicht mehr fragen, aber es war ein großes Haus fast im Gebirge.
"Stafferhof", Stofferhof"... irgend so etwas.
 
Ach ja, es gab einen sehr klaren kalten See, der einen längeren Fußmarsch entfernt lag und in dem ich Krebse gesehen habe.
 
Da wurden dann Spiele veranstaltet, bei denen zB. eine Kette gebildet wurde, jedes Kind die Arme des Nebenmanns im Kriegergriff (Unterarm in Unterarm) greifen musste und diese Kette musste dann durchbrochen/durchsprungen werden.
Dabei hat sich dann einer den Arm gebrochen und schrecklich geschrien.
 
Einmal wurde ich auch an einen anderen Ort verschickt, das war vorher, aber das ist einfach nur ein großer dunkler Nebel in meinem Kopf. Da war ich wohl einfach noch zu klein.
 
Beste Grüße und viele stärkende Gedanken an alle Mitbetroffene
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Elisabeth Kallenbach schrieb am 21.08.2020
Ich wurde zusammen mit meiner Cousine 1970 mit 4 Jahren für 6 Wochen nach Borkum zur Kur geschickt. Ärztlicher Rat, weil wir angeblich zu dünn wären. An den Namen des Hauses kann ich mich leider nicht mehr erinnern, es war eine kirchliche Einrichtung, das Heim lag direkt am Meer, ein Leuchtturm in der Nähe, Großes weißes Haus ist in meiner Erinnerung.
Meine Mutter hatte mir versprochen, dass es ganz wunderschön wäre dort, und sie mir ganz viele Briefe schreiben würde und auch ich ihr doch schreiben sollte.
Tatsächlich war der Ort schön, direkt am Meer, Leuchtturm, viele Kinder. Aber dann zeigte sich sehr schnell, dass wir in einem Heim/ Gefängnis waren und unsere Wärterinnen Sadistinnen.
Ich erinnere mich vor allem an die Angst und die Wut über die Ungerechtigkeiten. Zuerst wurden ich und meine gleichaltrige Cousine getrennt, ich habe sie 6 Wochen nicht einmal sehen oder sprechen können, dann wurden wir im großen Massen- Schlafsaal einem Bett zugewiesen. Meines stand so, dass ich vor der "Wickelkommode" stand. Jeden morgen mussten dort, die Kinder, die eingenässt hatten ihr Bettzeug abgeben, wurden beschimpft, gedemütigt und bestraft. Ich hatte Angst, dass es mir auch passieren könnte, so schlief ich in der Nacht nur schlecht. Jede Nacht wurde das Neonlicht 2 x eingeschaltet und alle Kinder, die einen Strumpf an ihr Bett gebunden hatten (das war das Zeichen) wurden geweckt und mussten auf die Toilette gehen. Die Wärterinnen standen vor der offenen Toilette und beobachteten die Kinder, ob sie auch wirklich Pipi machen.
Es gab immer mal wieder Spitzen in den Po, es gab sehr schlechtes fettes breiartiges Essen, man musste aufessen, sonst musste man sitzen bleiben. Ich habe mich manchmal übergeben, dann musste ich dennoch weiter essen. Da ich nicht gut aß, durfte ich auch nicht spielen. Der Spielzeugschrank war einmal am Tag für die "lieben" Kinder zugänglich. Die anderen mussten ins Bett. Wir konnten den Schrank und die spielenden Kinder sehen. Ich habe nicht einmal spielen dürfen. Ich schrieb meiner Mutter jeden Tag einen Brief (ich konnte bereits schreiben und lesen), dass sie mich bitte abhole. Jeden Tag kam Post, aber es gab für mich keine Briefe, meine Mutter hat auch keinen meiner Briefe erhalten. Ich habe gedacht, dass sie mich vergessen hat und nie wieder abholt. Dabei wurden unsere Briefe einfach nicht weitergegeben, Sie hatte immer geschrieben. Mein Vertrauen zu ihr war zerstört.
Einmal am Tag durften wir spazieren gehen, an einem Seil, auf dem Steg, im Sand sah ich Muscheln, sah das Meer und durfte nichts aufheben oder mal die Füße ins Wasser stecken. Nur in Reih und Glied marschieren auf einem Holzsteg. Danach wieder schlafen. Das schönste war die Singstunde. Ich erinnere mich an die Lieder, die wir lernten bis heute, die gaben mir Halt und Mut.
Zum Abschied bekamen wir einen Plastikleuchtturm und buntbemalte Muscheln in einem Säckchen. Ich habe das Geschenk sofort weggeschmissen. Als ich wieder zuhause war, war ich fett, aufgedunsen, Still und traurig, aß aber nun gar nicht mehr und die kindliche Lebensfreude war weg.
Die Angst, die Einsamkeit, die Demütigung aber bleiben für immer und tauchen auch heute nach 50 Jahren immer wieder in den Gedanken auf. Essen ist mir nie wieder richtig lieb geworden. Meine Cousine hat es nicht verkraftet, sie starb in der Psychiatrie mit 40 Jahren,
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Estella schrieb am 21.08.2020
Hallo,
ich war als 7-jährige 1962 für 6 Wochen in einem Kinder"erholungs"heim in Tutzing am Starnberger See. An den Namen des Heims kann ich mich nicht erinnern, es wurde von Nonnen geführt, die man nur als hart und streng, teilweise sogar als sadistisch bezeichnen kann. Essenszwang bis zum Erbrechen und Zensur der Post an die Eltern, Wegnehmen des Taschengelds sowie ewiger Durst (es gab nur Früchtetee zum Frühstück und Abendessen, mittags nichts zu trinken und es war sehr heiß draußen) sind die schlimmsten Erinnerungen. Dazu kam ein Gefühl des Gefangenseins in kinderfeindlicher Lieblosigkeit, von schutzlosem Alleinsein und der Depression. Viele Kinder wurden regelrecht krank vor Heimweh - ich hab es irgendwie durchgestanden, aber meine Mutter meinte, ich sei völlig verändert und verängstigt wieder nach Hause gekommen. Kennt jemand den Namen des Heims?
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Markus Bensch schrieb am 21.08.2020
Haus Sonnenschein SPO , Strandweg 8 , Sommer 1978, ich war 11 Jahre alt.
 
Ich erinnere mich daran , dass alle Kinder einmal in einem Gemeinschaftsraum zusammengerufen wurden, weil ein Kotgeruch in der Luft lag und nicht herauszubekommen war woher dieser stammte. Alle Kinder mussten sich in einer Reihe aufstellen und sich Eines nach dem Anderen auf einen Stuhl steigen. Die Erzieher rochen dann in Gegenwart des Heimleiters und Hobbypiloten Herrn Lorenzen am auf dem Stuhl stehenden Kind. Dies ging einige Dutzend Male so. Kurz bevor ich an der Reihe war war der Verursacher dran. Ein in meiner Erinnerung etwa 8 jähriger Junge. Ihm wurde von den Erziehern vor versammelter Mannschaft die Hose heruntergezogen , sodass alle Kinder sehen konnten , dass er es war , der sich eingekotet hatte. Schon damals wusste ich , dass solch eine Erziehungsmassnahme und Erniedrung nicht richtig sein kann. Das Kind tut mir heute noch leid.
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Sandra schrieb am 21.08.2020
Moin moin, vor ein paar Tagen hörte ich zum ersten Mal von der Initiative von Anja Röhl in den Nachrichten im Deutschlandfunk. Plötzlich war alles präsent, 45 Jahre verdrängt. 1975 kam ich mit 5 Jahren nach Wyk auf Föhr, verschickt von der Hamburger Schulbehörde wegen häufiger Erkältungen. An die Untersuchung in der Behörde über dem EKZ Hamburger Straße erinnere ich mich noch gut. Es klang zunächst nach Abenteuer, soweit man mit 5 Jahren sich ein Verschickung vorstellen kann. Zum ersten Mal ging es weg von den Eltern, ein Bus brachte uns, mit Karten um den Hals, Richtung Dagebühl. Teddies und andere Dinge, die uns an zu Hause erinnern sollten, wurden konfisziert. Wir mussten stundenlang stramm marschieren am Strand, von Spielen keine Spurt. Zum Abendessen gab es jeweils ein Wurst- und ein Käsebrot. Ich aß schon damals eigentlich alles, nur Käse löste erbrechen aus. Also tauschte ein lieber Sitznachbar mit mir sein Wurst- gegen mein Käsebrot. Als die Aufseherin dies sah gab es eine Ohrfeige und das Käsebrot wurde mir wie bei einer Stopfgans in den Hals gedrückt. Die Methode hatte Erfolg, klar dass ich von nun an brav mein Käsebrot aß und mich später erbrach.
Schlief man um 19:30 Uhr nicht, wurde man mal im Nachthemd, mal nackt mit einer Wolldecke aber immer Barfuß in den kalten, dunklen Flur an die Wand gestellt, wo man kerzengerade bis Mitternacht ausharren musste. Bettnässerei wurde laut verkündet und Hausarrest bestraft. Ich bekam hohes Fieber und musste auf die Krankenstation. Dort war es toll, eine einzige barmherzige Kinderschwester kümmerte sich rührend um uns. Nach ein paar Tagen wurde es besser und ich musste zurück auf die Station, wo man mich lächerlich machte, für meine "Krank-Simulation". Ich bekam wieder Fieber, musste aber stundenlang im strammen Nordseewind marschieren. Schliesslich 40 Fieber, wieder Krankenstation. An einen Arzt oder eine Ärztin kann ich mich nicht erinnern. Meine Eltern wussten davon nichts. Schliesslich wurde meine "Kur" um 6 Wochen verlängert, da ich mich einfach nicht erholen wollte. Ich bekam Päckchen von zuhause mit Süßigkeiten, die wurden natürlich konfizissiert, ein Brief an die Eltern, den ich einmal diktieren durfte, wurden "angepasst". Ich kam nach wie ich meine 10 Wochen glühend mit hohem Fieber und Geschlechtskrankeiten (sogenannten Trichomonaden) zurück nach Hamburg. Mein Vater musste eine Zuzahlung von ich meine 3000 DM leisten. Wenn es ein Wort gibt, dass die Handlungen bestmöglich beschreibt, ist es die Erniedrigung.
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Stefan schrieb am 21.08.2020
Hallo! Ich war Mitte der 80ziger im Alter von vielleicht 10-11 Jahren in Tambach-Dietharz zur Kur weil ich ein schlechter Esser und zu dünn war. Ich kann mich an nichts schlechtes erinnern. Wir mussten immer Mittagsschlaf machen wo wir schlafen mussten,aufstehen verboten aber soweit ok. Vor dem Zimmer wo ich war sahs die Erzieherin und passte auf. Die Tür war dabei auf. Eines Tages musste ich dringend austreten. Ich weis noch genau das ich mich lange nicht getraut hatte zu fragen, weil sie immer so streng war. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und hab gefragt. Sie sagte gut geh und ich ging den Gang vor zur Toilette. Ich habe mich vor das Becken gestellt und wollte urinieren ,da habe ich nach links geschaut und sah das die Erzieherin im Türrahmen lehnte und mir zuschaute. Da ging bei mir nichts mehr. Ich bekam einen Roten Kopf. Dann kam sie noch näher und stellte sich direkt neben mich und guckte direkt auf meinen ... den ich in der Hand hielt. Ich bekam vor Scham kein Wort raus und sie guckte und guckte es kam mir ewig vor. Irgendwann sagte sie streng in etwa "was mir einfallen würde pinkel zu wollen wenn ich doch gar nicht müsste? und ich das ja nicht nochmal machen sollte!" Dann kam das erniedrigenste überhaupt: "Zur Strafe reibst du mit zwei Fingern Deinen Pullermann...!" Ich dachte ich versinke im Boden... Das urinieren war mir gründlich vergangen. Ich habe das vor Scham nie jemanden erzählt und auch Jahre verdrängt. Erst später als ich mir bewußt wurde das meine Sexuallität unnormal ist, kam mir das wieder ins Bewußtsein. Das hat meine ganze sexuelle Entwicklung beeinflusst und verändert.
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Heike Ross schrieb am 20.08.2020
hallo, ich war von Oster bis Pfingsten 1974 auf Amrum im Haus Wittdün. Da war ich 7 Jahre alt. Ich dachte immer, ich fand das nur ganz schrecklich und habe oft in lustiger Runde von meinen Bestrafungen erzählt.
Das das im Inneren ganz anders aussah, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht zu erwähnen... Meine Tochter erzählte mir von dem Fernsehbericht und legte mir nahe, diesen nicht alleine zu schauen. mit meinem Partner zusammen starrte ich auf diesen Fernseher und konnte kaum glauben was ich da sah. Als wenn mir einer die Kehle zudrückte...( Mein Freund hat übrigens das gleiche Schicksal erleben müssen, nur in Soest)
Danach habe ich mit meiner Mutter gesprochen, sie gab mir die Briefe, die ich geschrieben hatte. Es waren nicht meine Worte und teilweise unfertig. Meine Mutter sagte, das ich glücklich zurückgekommen bin und erst paar Jahre später erzählt habe, das ich als Strafe in der prallen Sonne 1kg Krabben puhlen musste ( neben mir saß eine Aufpasserin die mich ständig maßregelte) Im Jugendalter konnte ich erzählen, das ich eingenässt habe und Angst vor Strafe hatte ( Die Strafe ist komplett ausgeblendet. weiß nur das ich aus dem Bett gezogen wurde) Bei einem Ausflug musste ich mal hinter einen Busch, Papier gab´s keins... Im Heim musste ich meine Unterhose waschen. Ich sehe wie ich vor der Kloschlüssel stehe und hinter mir eine Aufpasserin. Was dann passierte, keine Ahnung. Wenn wir keinen Mittagsschlaf gemacht haben, bzw. die Augen nicht zu hatten, wurden wir aus dem Bett geholt und mussten im Nebenzimmer auf einem Stuhl "schlafen". Daneben eine Aufpasserin mit einem Kleiderbügel.
An das Thema Essen kann ich mich überhaupt nicht erinnern!
Es gibt immer wieder kleine Erinnerungsfetzen, wenn ich eure Berichte lese, sind dann aber sofort wieder raus. War es wirklich so schlimm, das der Kopf das bis heute nicht nach vorne holt? Habe ich deshalb bis heute auf der Überholspur gelebt? Immer die taffe Frau gegeben und doch eigentlich nur um Anerkennung gekämpft? in späteren Jahren sind ja auch noch andere Erfahrungen dazu gekommen die einen geprägt haben.
Beruflich bin ich unter anderem gewerkschaftlich unterwegs. Das ist mir auch seit Berufsbeginn sehr wichtig gewesen. Etwas für andere zu tun.
Und was ist mit mir? Möchte ich eigentlich wissen, was damals passiert ist? Es bleibt ein mulmiges Gefühl. Was, wenn auf einmal alles hoch kommt und meine "heile" Welt zerstört?
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Monika von Ramin schrieb am 20.08.2020
Das erste Mal war ich mit 4 Jahren im Haus Lahr oder Laer?. Die älteren Kinder haben uns Kleine gefangen und in die Brennnesseln geschubst. Ich hatte so eine Angst, dass ich nachts eingemacht habe. Dann musste ich aufstehen und meine Unterhosen und das Bettlaken im Waschbecken am Ende des Ganges waschen und alle Kinder durften mich auslachen. Später dann, ich war 9 Jahre alt, wurde ich nach Kirchberg in der Nähe von Kempten zu den Franziskanerinnen geschickt. Ich musste in der Kapelle nachts Leichenwache halten und Zigeunerkindern (so hießen die damals) den Katechismus beibringen. Was sie mir beibrachten waren Schimpfworte. Wir wurden zum Essen gezwungen. Einmal habe ich mein Essen nicht runterbekommen und bin aufs Klo gelaufen, habe es in ein Taschentuch gespuckt und aus dem Fenster geworfen. Dafür wurde ich mit einer Woche Dunkelhaft in einem fensterlosen Raum bestraft. Wer nachts redete, musste aufstehen und am offenen Fenster die Nacht verbringen, draußen lag hoher Schnee. Wenn man nicht zugenommen hatte, musste man das Bett hüten. Wir wurden jede Woche gewogen. Ich habe irgendwann die Schwester Oberin "Ausgeflickte Hure" genannt, keine Ahnung, was das hieß, hörte sich böse an, gelernt von dem Zigeunermädchen. Daraufhin bekam ich wieder Dunkelhaft. Ich habe meinen Eltern geschrieben, sie sollen mich holen. Die Post wurde kontrolliert, ich wurde mit einer Flasche Eierlikör (!) bestochen, damit ich einen anderen Brief schreibe. Und so schrieb ich an meine Eltern: Liebe Eltern, es ist sehr schön hier. Jeden Morgen nach dem Morgengebet gehen wir uns waschen. Danach Anziehen, Beten, Frühstück, in die Schule gehen, vor dem Unterricht Beten, nach dem Unterricht beten, danach in die Kirche gehen .... Meine Eltern haben mich sofort abgeholt.
 
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Elke schrieb am 20.08.2020
1963/1964 Insel Borkum (ich war 5 J.) in unserem Schlafsaal konnte man nachts die Lichter des sich drehenden Leuchtturmes sehen. Grauenhafte Erinnerungen, Spritzen in den Po - Vitamine - du musst dicker werden, dabei war ich ganz normal, Bestrafungen stundenlang im dunklen, kalten Treppenhaus stehen, Essenszwang, Gemeinschaftsduschen Zwang - Panik und schreckliche Ängste, Demütigungen, schlafen, schlafen, schlafen. Geschenke die zum Geburtstag gesandt wurden - wurden verschenkt an andere weil man dies oder das - Taschengeld Null - Eselreiten versprochen - aber am nächsten Tag abgesagt - wegen ... du warst nicht artig Tomate nicht gegessen. Es war ein Alptraum - bis Heute - die Duschen auf dem Boden schmale Holzleisten und Eisendüsen oben an der Decke - vorher Panik und Angstmache - da in der Familie Menschen das KZ überlebt und nicht überlebt hatten - assozierte ich diese riesige Dusche mit dem Tod. Ich hatte Todesangst. Tagsüber allein im Riesenschlafsaal - nicht raus - ich sollte schlafen - Stubenarrest wegen der Tomate die nicht gegessen wurde - nachts lag ich wach - ich lag vorn rechts an der Tür und sah auf ein großes Fenster - Licht Leuchtturm - 1 x in den Dünen in 6 Wochen - NRW
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Claudia Preissler schrieb am 20.08.2020
Verdammt traurig. Ich habe Tränen in den Augen. Wenigsten hast du mit den Eltern darüber sprechen können und sie haben dir geglaubt.
LG Claudia
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Claudia Preissler schrieb am 20.08.2020
Liebe Gudrun,
ich war zwar in einem anderen Heim und zu einem viel späteren Zeitpunkt, aber seit ich hier im Forum unterwegs bin und mich intensiv mit der Aufarbeitung beschäftige, tauchen Erinnerungen auf, die tief verborgen waren. Manches dauert länger, manches blitzt urplötzlich auf. Ich versuche nun alles einzuordnen.
Das diese Zeit, die wir alle hier erlebt haben, uns geprägt hat und zu dem gemacht hat, was und wie wir heute sind, steht außer Frage. Auch ich suche nach "Kindern" von damals und hoffe.
LG Claudia
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Range, Peter schrieb am 20.08.2020
Hallo, ich war als Kind in Wyk auf Föhr. Es muss etwa 1959 gewesen sein. Die Erinnerung ist etwas verblasst. Es war ein Kinderkurheim und ich war ca. 3 Monate über Weihnachten dort. Habe noch Bilder von der Weihnachtsfeier und vom Strand. Nach meiner Kenntnis hatte ich ein Lungenproblem, ( Hilusdrüsen ). Jeden Montag wurde Blut entnommen, hatte jedesmal Angst.
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Soffia Weber schrieb am 19.08.2020
Guten Abend, war jemand von Ihnen/von Euch 1970 um Ostern in einem Kinderkurheim in Wyk auf Föhr?

Und weiß jemand, ob das Haus Tanneck (Wyk auf Föhr) ein Kinderkurheim für Kinder von Angestellten/Arbeitern der Bundesbahn war? War dort jemand 1970 um Ostern?

Herzliche Grüße!
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Hildegard Roos schrieb am 19.08.2020
Hallo, ich bin Hildegard und habe erst heute morgen das 1. Mal hiervon gehört. Ich war 2 x auf Sylt , vermutlich 1963/1962/1961. Ich kann es nicht mehr recherchieren und meine Eltern sind schon verstorben.Ich habe keinerlei erinnerungen an diese Zeit, obwohl das unmöglich ist. Denn eigentlich müsste man sich an die Zeit noch erinnern können. Ich fühle nur, dass es ganz es ganz schrecklich war und will dieses Thema jetzt dringend aufarbeiten.
Vielleicht war ja noch jemand um diese zeit zufällig da.
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Martina Schröder schrieb am 19.08.2020
Liebe Birgit,
 
 
in unserer Heimübersicht ist zwar das Heim aufgeführt, aber leider ohne Adresse. Vielleicht kann man die Adresse in der Stadtverwaltung erhalten, dort gibt es bestimmt Daten dazu im Archiv.
 
Viele Grüße Martina
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Gudrun schrieb am 19.08.2020
Moin, ich war mit 7 Jahren von Mitte August bis Mitte September 1967 auf Borkum im Haus Oberhausen. Diese Zeit war für mich völlig aus dem Gedächtnis verschwunden. Nach dem Bericht im Fernsehen und dem Lesen der Berichte hier im Forum kommen die Erinnerungen wieder. Ich bin damals nach 6 Wochen schwerem Keuchhusten über die BEK zur Kur gekommen. Ich war zu dünn. Später hatte ich ein Leben lang mit Übergewicht zu kämpfen. Das Lebensmotto meiner Mutter war immer "nur nicht auffallen." Vielleicht hat mich das in der Zeit gerettet. Ich habe keine wirklich schlimmen Erinnerungen an diese Zeit. Prügeleien unter uns Kindern gab es glaub ich nicht. Alles, was nicht schön war, die großen Schlafsäle, das pappige Essen, dass aufgegessen werden musste, die Wegnahme der eignenen Sachen, vorgeschriebene Postkarten, das alles sind Dinge, die alle erlebt haben. Ich habe sie damals auch klaglos hingenommen. Nicht auffallen und durchhalten.Irgendwann war ich zwischendurch krank in Borkum, aber was , weiss ich nicht mehr. Ich hab auch nach der Rückkehr nichts erzählt. Wozu? Es war vorbei. Jetzt fange ich langsam an zu begreifen, wie sehr mich das dennoch geprägt hat und welche Spuren es inmeinem Leben hinterlassen hat. Genau dieses damals eingeübte Verhalten hat mich immer begleitet. Ich habe eine hohe Leidensfähigkeit entwickelt. Vielleicht ist dies auch das Trauma der Kindheit, was zu meiner schweren Fibromyalgie geführt hat, wie mir Ärzte immer sagen. Ich habe es bisher abgestritten, denn da war ja nichts. Aber vielleicht kann ich mit den langsam zurückkommenden Erinnerungen jetzt arbeiten. Ich würde mich freuen, wenn es hier noch mehr gäbe, die Erinnerungen an dieses Haus auf Borkum haben. Ich habe noch zwei Namen im Kopf (ohne Anspruch auf Genauigkeit), die mit mir dort waren: eine Helga Kobbe aus Celle ud eine Almuth Engel aus Gifhorn.
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Martina Saal schrieb am 18.08.2020
Hallo Manuela.
Ich hab gelesen, dass Du im Ferienlager in Lauscha warst. Bist Du dir sicher, dass es ein Ferienlager war? In Ernstthal ( gehört ja zu Lauscha) gab es ein Kinderkurheim. Dort war ich. Trauma meines Lebens. Ich bin dringend auf der Suche nach Kurkindern, die dort auch waren. Das Haus war nicht besonders groß und direkt am Waldesrand. Aber eher höher gelegen. Die Zimmer waren 3 Bettzimmer. Wir hatten kein Doppelstockbett, aber die Jungs im Nebenzimmer. Der Keller hatte smaragdgrüne Fliesen, es gab ein kleines Nebengebäude- dort machten wir glaube Sport. Wir hatten ewige Spaziergänge durch den Wald gemacht. Im Erdgeschoss war ein großer Speisesaal- 6 Kinder an einem Tisch. Bitte melde Dich doch bei mir gerne per E-Mail. Bin HOV von Ernstthal und im Menü zu finden. Danke, LG
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Lina-Marie schrieb am 18.08.2020
Liebe Ina,
ich bin entsetzt über das, was dir angetan wurde und was Du aushalten musstest. Danke, für deinen Mut darüber zu schreiben.
Dass Du nicht frei leben kannst, glaube ich dir sofort. Mir geht es ähnlich und täglich sehne ich mich nach dem Gefühl frei und leicht zu sein.
Wenn mir Wildtiere nahe kommen, z. B. eine Schar Entenküken um mich herum schwimmt, wenn ich in meinem Lieblingssee schwimme, bekomme ich eine Ahnung davon.

Liebe Grüße, Lina-Marie
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Birgit schrieb am 18.08.2020
Hallo, ich war vom 16.06.1964 - 21.07.1964 im "Haus zur grünen Wiese" in Dettlingen, heute Horb am Neckar, Ortsteil Dettlingen, untergebracht. Geleitet wurde das Haus von 2 alleinstehenden Frauen (Mutter und Tochter). Gezahlt wurde der Aufenthalt von der LVA, der AOK und meinen Eltern. Ich kann mich noch an Folgendes erinnern:
1.) Mit knapp 6 Jahren wurde ich ohne Familie in Nürtingen in den Zug gesetzt und fuhr in den Schwarzwald.
2.) Im Garten gab es mittags eine Vorlesestunde. Danach musste von einem Kind die Geschichte nacherzählt werden. Wer dazu nicht in der Lage war, bekam Schläge mit den Pantoffeln der jüngeren Betreuerin. Ich selbst war davon nicht betroffen, doch das Leiden der anderen Kinder tat mir weh.
3.) Nach dem Abendessen gab es ein Trinkverbot. Da es Sommer war und wir auch noch anschließend durstig waren, haben wir bei der Abendtoilette unsere Waschlappen nass aufgehängt, damit wir nachts daran saugen konnten.
4.) Ich kann mich noch an 2 Namen der anderen Kinder erinnern: eine Monika und Hans. Hans war wohl nach Ansicht der Betreuerinnen etwas vorlaut und wurde dann in den Kohlekeller gesperrt, dessen Zugang vom Garten aus mit einer Falltür möglich war. Bzw. wurde er im Haus in einen Raum ohne Fenster gesperrt, in dem nur das Bett Platz hatte. Die Dunkelheit des Raums hat mich damals schon zutiefst erschüttert. Wenn ich es noch richtig weiß, hatte Hans zuvor erbrochen.
Ich würde mich freuen, die Adresse des Heims zu erfahren, sowie von den übrigen Heimkindern, insbesondere von Hans und Monika. Auch die Namen der Betreuerinnen würden mich interessieren. Diese Erlebnisse habe ich bis zur TV-Sendung über Verschickungskinder als Einzelfall betrachtet. Über eine Rückmeldung würde ich mich freuen. Einzelne Fotos von damals sind noch vorhanden.
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Martina Schröder schrieb am 18.08.2020
Hallo Dorothee,
 
trage dich bitte mit deinem Heim und dem Verschickungsjahr im Forum ein. Hier gibt es mehr Chancen jemand zu finden.
Es gibt auch einen Heimortkoordinator für die Insel, melde dich auch bei ihm, er kann dir vielleicht auch weiterhelfen.
 
Liebe Grüße Martina
 
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Heidi schrieb am 18.08.2020
1965 in den Sommerferien war ich 12 Jahre alt. Meine Eltern fragten mich, ob ich zur Erholung ans Meer fahren wolle. Als "Wasserratte" sagte ich voller Freude ja zu Borkum. Ein Nachbarsjunge fuhr ebenfalls mit. Ich glaube, das Heim hieß Concordia.
Als wir ankamen, wurden wir in feste Jungen- und Mädchengruppen eingeteilt und erhielten eine Nummer, ich war 6 Wochen lang die 22.
Unsere Uhren wurden uns abgenommen - es gab im ganzen Kinderheim keine Uhren - sodass wir nie wussten, wie spät es war. Die eigene Kleidung wurde durch Heimkleidung ersetzt.
Wir gingen von da an überall hin in 2er-Reihen, immer mit der entsprechenden "Nummer" an seiner Seite. Auch auf die Toilette, ca. 5x am Tag; dazwischen durfte man nicht. Während die Schlange vor der Tür wartete, musste man zusehen, dass man einmal am Tag "groß" machte, was man abends in der Runde berichten musste, bzw. was von den "Fräuleins" vor dem Spülen kontrolliert wurde. Wer 3x nicht "groß" gemacht hatte, musste ein Glas Seewasser trinken.
Die Abendrunden waren sehr unangenehm. Die Tageskleidung kam in einen Beutel, die Unterhosen mussten wir umgedreht vor allen in die Mitte legen. Wer sie "schmutzig gemacht " hatte, wurde getadelt. Besonders schockiert war ich, als ein Mädchen dort zum ersten Mal ihre Regel bekam und man das natürlich auch sah. Auch sie wurde von unserm Fräulein als schmutzig beschimpft.
Mein Nachbarsjunge, ca. 8 Jahre alt, bekam eine Kinderkrankheit (Windpocken oder Masern...). Ihm wurden wiederholt Vorwürfe gemacht, die Krankheit eingeschleppt zu haben.
Gegessen wurde immer in den festen Gruppen. Es gab sehr oft Milchreis. Man musste alles aufessen, ggf. stundenlang vor dem Teller sitzen bleiben, sonst wurde man mit Bettzeit bestraft. Einmal bekam ich mit, wie ein Kind sein Erbrochenes aufessen musste.
Schlafen mussten wir in Schlafsälen, immer mit dem Gesicht zur Wand. Reden war streng verboten. Die Schlafzeiten erschienen mir endlos, auch nachmittags. Dabei war ich mittags gar nicht müde. Manchmal hatte ich den Eindruck, sie lassen uns zum Abendessen gar nicht mehr aufstehen. Aber wir konnten ja nirgends auf die Uhr sehen.
Unseren Eltern durften wir ca. 2-3 mal schreiben. Die Inhalte wurden zensiert, d.h. bei negativen Aussagen mussten wir die Karte neu schreiben mit "Textvorschlägen" der Fräuleins. Wer nicht gehorchte, dem drohte man, ihn/sie auf Kosten der Eltern nach Hause zu schicken.
Die Eltern schickten Päckchen mit Süßigkeiten. Wir durften sie lange nicht aufmachen; aber 2-3 mal durften wir das. Dann mussten wir uns alles, was wir mochten, auf einen Teller laden und auf einmal aufessen. Uns war kotzübel!
Meine Sehnsucht nach Baden im Meer konnte ich mir abschminken. Wir waren 2, höchstens 3 mal am Strand. Wir gingen in der Gruppe ins Wasser und mussten im Kreis angefasst bleiben. Eigene Schwimmbewegungen waren nicht erlaubt.
Als wir nach Hause kamen, glaubten uns die Eltern, da wir unabhängig voneinander das Gleiche berichteten. Sie bedauerten uns wegen der enttäuschenden Ferien. Leider hatten sie nicht den Mut, sich zu beschweren oder zumindest die AOK, die den Aufenthalt bezahlt hat, zu informieren.
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Andrea Telle Wiryawan schrieb am 18.08.2020
Hallo an Alle ?
Kennt jemand vielleicht auch das Kinderkurheim „Hilde Coppi“ in Schleusingen ehem. DDR und das Heim in Kartzow Stadtteil Potzdam bei Berlin?
LG Andi
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Gerald Thomsen schrieb am 18.08.2020
Moin Gerd,
ich war 1964 im Marienhof in Wyk auf Föhr. An einem Eingangstor waren dort Walknochen aufgestellt. Vielleicht hast du die in Erinnerung. Im Forum habe ich unter "Kinderheim in Wyk auf Föhr" meine Erlebnisse niedergeschrieben:

https://verschickungsheime.org/forum/topic/kinderheim-wyk-auf-foehr/
Gruß
Gerald Thomsen
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Dorothee schrieb am 18.08.2020
Hallo, gibt es jemanden, der ins Haus Dünenrose auf Norderney verschickt wurde. Ich war dort mit knapp drei Jahren 1965 auf "Kur".
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Christian schrieb am 18.08.2020
Hallo Satha,
Deine Erfahrungen decken sich 100% mit meinen. Die "Tante mit grauem Dutt" war Elfriede Selter, die Leiterin bzw. Eigentümerin der Einrichtung. Im Forum unter "NRW" gibt es bereits einen lebhaften Austausch zu Brilon
Grüße
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Gerd schrieb am 18.08.2020
Liebe Frau Röhl,
vielen Dank für Ihre Arbeit und die Möglichkeit, sich hier neben vielen anderen mitteilen zu können.
Ich lebe in SH und wurde im Sommer 1967 im Alter von 7 Jahren nach Wyk auf Föhr "verschickt".
Als ich jetzt den Frnsehbericht sah, kam das große Deja Vu: Bestrafungen durch andere Kinder, im Bett fixiert, starkes Heimweh, dass durch rauhe Handlungen der Betreuerinnen unterdrückt wurde. Der Geruch von dünnem Hagebutten-Tee liegt mir noch heute in der Nase.
Ich habe mit immer wieder gefragt, woher meine Depressionen und meine Ängste vor dem Leben stammen. Ich denke, mir wird es immer klarer.
Den Namen der Unterkunft weiß ich nicht mehr, erinnere mich aber an tägliche Spaziergänge, bei denen wir immer an dem Museum mit den Wal-Kieferknochen vorbeikamen. Vielleicht war es das Haus der Barmer...meine Eltern waren damals schon dort Mitglied.
Vielleicht findet sich hier jemand, der auch zu dem Zeitpunkt dort war.
Grüße von Gerd
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Rolf Schuh schrieb am 18.08.2020
Hatte ja bereits erwähnt das ich 1969 auf Norderney war. Nun las ich gerade, das es insgesamt 25 dieser Heime auf Norderney gab. Ich selbst war im Marienheim untergebracht. Wie auch von anderen geschildert klar durchgetackterer Tagesablauf, mit wenig Bewegung und viel Schlaf. Der Horror für mich als gerade 10 jähriger. Die Zeit geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Die Gerüche des fast immer gleichen Tees und des schrecklichen Mukefucks, den wir in Resten auch noch nachmittags nach dem Mittagsschlaf bekamen. Jeder bekam eine Portion auf den Teller und alles musste aufgegessen werden, sonst mußte man vor seinem Teller sitzen bleiben bis er leer war. War der kleinste im Schlafsaal der Großen, weil schon zu groß für die kleinen. Eine harte Schule für mich mit teilweise skurilen Erinnerungen. Einer hatte mich nachts geärgert bis ich mich mit ihm richtig angelegt habe. da kam die Aufsicht und ich musste nur mit Schlafanzug bekleidet auf einer Bank sitzend 2 Stunden ausharren, bis ich wieder ins Bett durfte. Was ich nie vergessen werde ich der grauenvolle Gestank auf der Toilette nach abgestandenen Urin. Dort habe ich mich oft heimlich zurückgezogen, wenn ich nachts nicht schlafen konnte und habe mir Gedanken gemacht, wie ich von dort weg komme. Schreiben wie es mir ging und das ich Heimweh hatte ging nicht. Unsere Post unterlag einer Zensur. Das kannst du nicht schreiben! Willst du das sich deine Eltern Sorgen machen und traurig sind weil es dir hier nicht gefällt?
Einziger Lichtblick der 6 Wochen waren die 2 Besuche des damals neuen Wellenbades. Ansonsten Tristes hinter Glas und kaum Ausgang. Gewichtszunahme war ja auch das Ziel der Kur. Darum war ich ja auch dort, weil von dem damaligen Hausarzt als zu leicht befunden.
Lese manchmal noch die Briefe die ich aus dieser Zeit geschrieben habe die noch vorhanden sind und es läuft mir kalt den Rücken runter.
Was für eine Zeit - Viel ist verschüttet und nicht mehr da - Einiges noch recht gut in meiner Erinnerung.
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Jürgen schrieb am 18.08.2020
Kinderklinik Mittelberg/Oy 1955:
Eine Erinnerung: Als Fünfjährige Schläge mit der Eisennagel-Bürste auf den nackten Hintern, da nachts der bereits übergelaufene Nachthafen mit Kot und Urin für Ca.6 Kurkinder auf der Stube umgestoßen wurde.
Wer weiß von dieser Kinderklinik als Kurkind aus dieser Zeit zu berichten?
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Ute Wagner schrieb am 18.08.2020
Liebe Frau Röhl, als ich die Reportage über Kinderverschickungen von Report Mainz gesehen habe, sind mir viele unschöne Erlebnisse in Erinnerung gekommen, die mir und meiner Schwester in Schönwald widerfahren sind.
Herr Brennecke hat mich mit seinen Schilderungen an das schlimmste Erlebnis erinnert, in dem ein Junge vor unseren Augen sein Erbrochenes aufessen musste! Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte dachte ich, dass ich etwas Falsches in meinem Kopf gespeichert habe, weil diese Situation damals so ungeheuerlich für mich war, dass man es nicht glauben wollte.
Wir sind verschickt worden, weil ich zu- und meine Schwester abnehmen sollte. Ich nahm aber nicht zu, weil das Essen für mich ekelig war, und dachte, dass ich dort nie wieder wegkomme. Ich bekam offene Stellen an meiner Wirbelsäule, die mit heißen Kamillenteebeuteln „therapiert“ wurden. Die Schmerzen waren kaum auszuhalten. Nachts mussten wir mit dem Kopf zur Wand einschlafen. Wir durften weder sprechen noch auf Toilette gehen. In vielen Nächten habe ich mich eingekotet. Ich versuchte es zu verheimlichen. aber das gelang nicht immer. Ich erinnere mich an Duschen in Form von eiskaltes druckvolles Abspritzen am ganzen Körper, weiß aber nicht mehr, warum mir das angetan wurde.
Meine Schwester und ich haben viel geweint und wollten nur nach Hause. Aber wir hatten keine Chance, Kontakt mit den Eltern aufzunehmen. Aber irgendwie ist es uns gelungen, bei einer Wanderung fremden Menschen heimlich einen Zettel zu geben mit einen Hilferuf an Zuhause, der dort auch angekommen ist. Unsere Mutter hat uns dann Gottseidank abgeholt.
Es war uns gar nicht bewusst, dass so viele Kinder in den 50-60er Jahren verschickt wurden und viel Leid ertragen mussten. Deshalb danken wir Ihnen für Ihre unermüdliche Arbeit und die Veröffentlichungen unserer Schicksale. Für mich persönlich war das eine große Hilfe, da ich meine schlimmen Erlebnisse als wirkliche Ereignisse in meinem Kopf ablegen kann und nicht mehr die Zweifel habe, ob ich das überhaupt erlebt habe.
Vielen, vielen Dank!
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Ina schrieb am 17.08.2020
Heuberg Heimname unbekannt. Vermutlich war ich der Heilstätte in Stetten. Das war das einzige was ich im www zu Heuberg finden konnte. Ich war dort ca 1960 zur Erholung wegen Lungenproblemen.
Mit dem Fernsehbericht hat mich etwas Dunkles eingeholt.
Ich muss so 5Jahre alt gewesen sein, da wurde ich einfach zu anderen Kindern in den Zug gesetzt und hatte keine Ahnung wo es hingeht und warum. Irgendwann wurden wir in einem Auto auf unsere Koffer gesetzt und weiter transportiert. Und dann war ich eben irgendwo, mit einigen anderen Kindern. Auch in diesem Heim musste Erbrochenes wieder abgeschluckt werden. Ich erinnere mich an eiskaltes Abduschen. Die Vereinsamung war schrecklich und schwer zu ertragen. Ich erinnere mich nachts isoliert worden zu sein. Mit Bonbons am Kopfende in meinem Kinderbettchen wurde ich in ein Erwachsenenzimmer gebracht. Es war dunkel und fremd. Die Bonbons konnte ich nicht anrühren, vor Angst. Ich soll an Windpocken erkrankt gewesen sein, erklärte mir später meine Mutter. Eigentlich hatte ich die vor der Kur bereits schon hinter mir, wunderte sich meine Mutter. Nach der Erholungszeit, ich weiß nicht wie lange ich dort war, brachte sie mich in eine Klinik. Dort wurde ich untersucht und in der Augenklinik von allen Seiten fotografiert. Dann wurden mir die Filzläuse mit samt meinen Wimpern von den Augen geschnitten. Ich empfand Ekel vor mir selbst. Man hatte mich im Heim sexuell missbraucht. Mein Kopf erinnert sich noch nicht richtig, nur mein Körper. Er kann nicht vergessen. Bis heute kann ich nicht frei leben. Zu viel hat man mir genommen. Aber ich tat mein Bestes meinem weiteren Leben, trotz allem, auch Gutes abgewinnen zu können.
Danke für die Reportage und Danke für diesen Raum.
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Michael und Eva Lingner schrieb am 17.08.2020
Sehr geehrte Frau Röhl,
ihre Doku „Kinderverschickungsheime“ habe ich mit Erschütterung und Zorn angeschaut. Auch ich war Ende der 50ziger Jahre von einer derartigen „schwarzen Pädagogik“ betroffen.
 Im Rahmen einer von der Barmer Ersatzkasse organisierten Verschickung Berliner Kinder in den Allgäu, Immenstadt Kleiner Alpsee, landete ich, als 10jähriger Junge in einem Kinderheim, direkt am See gelegen und von einer gestrengen Frau in Schwesterntracht geführt. Ihr völlig unterqualifiziertes Personal begrüßte uns schon am Bahnhof mit folgenden Worten. Man kenne ja schon Berliner Kinder und wisse wie man mit ihnen umzugehen habe. Dieser rüde Ton herrschte 6Wochen lang vor und schlug bisweilen in tätliche Übergriffe um.
Der allmorgendliche meist angebrannte Haferbrei musste heruntergewürgt werden egal, ob einem schlecht wurde oder nicht. Jede Verweigerung bzw. jeder Kommentar, der sich auf die angebrannte und ungenießbare Milch bezog, wurde mit Ohrfeigen beantwortet. Das Resultat dieser 6 wöchigen sogenannten „Erholung“ war, dass robustere Kinder den erlebten Druck an schwächeren und ängstlicheren Kindern ausließen.
Meine Frau, die Ende der 60ziger Jahre nach Sylt verschickt wurde, wollte ihre 5 jährige Schwester nachts auf die Toilette begleiten, wurde von dem Heimleiter, Herrn Schaumlöffel, entdeckt, als erstes kommentarlos geohrfeigt und anschließend zur Strafe für lange Zeit mit verschränkten Armen hinter dem Kopf in die Ecke gestellt. Ältere Mädchen machten sich einen Spaß daraus Aufseherin zu spielen, indem sie meine Frau und ihre kleine Schwester obendrein verhöhnten.   
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Kerstin Palatz schrieb am 17.08.2020
Ich habe kürzlich den Bericht im Fernsehen gesehen und mein Vater gab mir einen Bericht aus dem Hamburger Abendblatt vom 8./9.August 2020, der sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt hat "Das Leid der Kinder in den Kurheimen".
Ich war als 5 1/2-Jährige in Berlebeck bei Detmold, m. E. im heutigen Schullandheim Haus Berlebeck im Jahr 1965 (?) für gefühlt 6 Wochen (lt. meiner Eltern waren es aber lediglich 3...) zur Kur, da ich unter Bronchitis litt.
Ich habe nur noch rudimentäre Erinnerungen, aber die Bilder, die auf der Internetseite des heutigen Schullandheimes zu sehen sind, kommen wir sehr vertraut vor.
Es gab:
zum Frühstück Graubrot mit ?? gelber Marmelade ??, dünnen Hagebutten-Tee (auch abends??)einen Ausflug zum Hermannsdenkmal und zur Adlerwarte Berlebecknachts Patrouillengänge der Schwestern; sie leuchteten einem mit Taschenlampen ins Gesicht, ob man schläft. Wenn nicht, musste man am nächsten Tag in den Keller auf einer Pritsche liegen (eine Glühbirne an der Decke) und dort bleiben, während die anderen Kinder die Freizeitstunde(n) haben durften...morgens oder abends kalte Güsse aus dem Wasserschlauch (zur Abhärtung gegen Bronchitis???)Kontrolle der Pakete, die die Eltern zugeschickt hatten (keine Ahnung, was tatsächlich bei mir ankam und was konfisziert wurde)eine begonnene Nachtwanderung, auf der ich beim Laufen zu Fall kam und mich vielleicht verletzt hatte (ich weiß es nicht mehr); die Nachtwanderung wurde dann mit der Begründung "Ihr könnte euch bei Kerstin bedanken, dass die Nachwanderung nun ausfällt" abgesagt.Es gab nicht:
das Gefühl, dass ich dort nochmals "Kur" machen wollteWeitere Dinge sind mir nicht in Erinnerung, oder mein Gehirn hat sie erfolgreich verdrängt. Ob mein Leben anders verlaufen wäre, wenn ich nicht dorthin verschickt worden wäre, weiß ich nicht.
Viele Jahr litt ich unter enormer Verlustangst...ein Folgeschaden???
Ich weiß es nicht und will auch nicht tiefer in die Erinnerungen meines Hirns eindringen...
Eines noch sagte mir mein Vater kürzlich "du kamst verändert zurück"...angeblich habe meine Mutter auch wissen wollen, was dort im Heim abgelaufen sei, aber ich vermute, dass ihre Recherche im Sande verlaufen ist...
Mit mir hat damals m.E. keiner gesprochen und ich habe meinen Eltern erst Jahre später von den vorbeschriebenen Ereignissen berichtet..."...warum hast du uns das nicht früher erzählt...?"
...ja, warum nicht...
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Claudia Preissler schrieb am 17.08.2020
Verdammt traurig. Ich habe überall eine Gänsehaut. Wir konnten diese Menschen kleinen Kindern nur so etwas sagen? Konnten deine Eltern dir erklären, dass dem nicht so war? Dass sie dich ganz doll lieb haben?
Ich musste in meinem Kinderkurheim Wassertreten. Dabei stakste ich durch ein Becken mit eiskaltem Wasser, jeden Morgen. Nur in Unterhose, obenherum blieben die Sachen an. Weil ich recht klein war mit 9 Jahren, ging mir das Wasser bis zu den Schenkeln und ich bekam eine nasse Unterhose. Die durfte ich danach nicht wechseln und so musste ich Hose oder Rock drüber ziehen und sie anbehalten. Grausam!
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Lucy schrieb am 17.08.2020
Ich bin im Sommer 1974 auf Norderney im Haus Detmold, Lippestraße 12 - 15, 6 Wochen zur Kur gewesen. Träger des Hauses war damals der Kreis Detmold, jetzt der Kreis Lippe. Heute ist es ein Jugend- u. Gästehaus. In der Chronik der Insel ist nachzulesen, dass es 1977 insgesamt 25 (!) Kinderkurheime auf der Insel Norderney gab. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wieviele Kinder in diese 25 Heime verschickt worden sind.
 
Ich war mit meinen 6 Jahren (am Ende des Sommers wurde ich 7) das jüngste, kleinste Kind in der Gruppe. Alle anderen Kinder waren älter, gingen schon zur Schule und konnten schon Lesen und Schreiben. Sie erhielten viel Post von Ihren Eltern , Großeltern, Tanten etc. Ich bekam natürlich nie Post, denn ich konnte ja sowieso noch nicht Lesen, warum sollte man mir auch schreiben. Ich habe mich unendlich allein, abgeschoben und überfordert gefühlt. Schließlich war ich erst 6 Jahre alt. Irgendwann habe ich die Erzieherin gefragt, ob sie für mich einen Brief an meine Eltern schreiben könnte. Ich habe flehentlich in dem Brief gebeten, dass man mir doch bitte auch schreiben kann, denn alle anderen Kinder würden Post von zuhause bekommen, nur ich nicht. Tatsächlich hat meine Mutter mir dann geschrieben. Ich kann mich noch genau an diesen Moment erinnern. Wie glücklich ich gewesen bin, einen Brief von zuhause in Händen zu halten. Ich weiß nicht mehr, was sie geschrieben hat. Den Brief hat mir die Betreuerin auch nur ein Mal vorgelesen. Da war ich aber bestimmt auch schon gut 2 Wochen in Kur, und alle anderen Kinder hatten zu diesem Zeitpunkt schon mindestens 3 oder 4 oder mehrBriefe von zuhause bekommen. Die anderen Kinder erhielten auch Pakete von zuhause. Von dem Inhalt der Pakete, meistens Süßigkeiten, durften sie sich 3 Teile aussuchen und behalten, den Rest mussten sie abgeben. Die größeren Kinder schrieben diese Regelung dann nach Hause und erhielten dann Pakete nur mit drei ganz "großen" Sachen. Ich bekam kein einziges Paket, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, denn meine Eltern waren der Meinung, die verschickten Kinder sollten möglichst durch nichts an zuhause erinnert werden, das wäre besser, dann würden sie kein Heimweh bekommen. Überhaupt wurde mir im Vorfeld von meinen Eltern eingetrichtert, dass ich auf keinen Fall Heimweh haben dürfte, es müsste alles gut gehen mit diesem Aufenthalt, ich wäre ja schließlich schon groß, und alles würde nur zu meinem Besten sein. Außerdem ginge es auch nicht anders, denn ich würde mich ja immer kratzen (ich hatte Neurodermitis), wäre also schließlich selber Schuld an dieser Maßnahme. Der Hauptgrund war, dass meine Eltern mich loswerden wollten, denn sie hatten selber die letzten 3 Wochen meines Kuraufenthaltes ihren Sommerurlaub auf Norderney gebucht. Man muss sich das mal vorstellen: sie erholten sich auf der gleichen Insel zur gleichen Zeit, während man mich alleine verschickt hatte! Welche Mutter, welcher Vater bringt das übers Herz?? Gut, dass ich verschickt werden konnte, denn so konnte man sich die 3 Wochen Familienurlaub leisten. Wieder und wieder musste ich mir das in den Wochen vor der Kur mitanhören, wenn meine Mutter es stolz in der Nachbarschaft oder Verwandtschaft oder beim Einkaufen anderen erzählte und ich dabei war. Hätte ich auch nur irgendwie aufgemuckt, hätte das bedeutet, dass ich meinen Eltern den Sommerurlaub nicht hätte ermöglicht, denn so mussten meine Eltern nur den Urlaub für sich und meine noch sehr kleine Schwester bezahlen. Es wurde von mir erwartet, dass ich das so mache, man gab sich auch überhaupt keine Mühe, mir den Aufenthalt im Vorfeld irgendwie als schön zu beschreiben. Ganz im Gegenteil, auch das war wohl nur zu meinem Besten.
Für diesen Sachverhalt konnte die Verschickung an sich und das Heim auf Norderney nichts. Vielleicht ist in diesem Heim wirklich alles richtig und gut gewesen - ich kann mich ja leider nicht daran erinnern - und ich bin nur durch diesen Hintergrund schon vollends traumatisiert in diesem Aufenthalt angekommen. Die Tatsache, dass ich mich überhaupt nicht erinnern kann, sagt aber auch schon vieles. Ich war einfach viel zu klein um schon auf mich alleine aufpassen zu können. Ich erinnere mich noch, dass die ganze große Gruppe von Kindern nach unserer Ankunft in dem Heim sich in einem großen Raum versammeln musste. Dann wurden die Namen aufgerufen und die Kinder mussten vortreten. Da mein Nachname am Anfang des ABC s stand, wurde ich als erste aufgerufen. Ich konnte überhaupt nicht realisieren, was jetzt von mir erwartet werden würde.Irgendjemand hat mich dann nach vorne geschubst und mir gesagt, dass ich jetzt dorthin gehen müsste. Alle anderen Kinder haben leise gelacht als ich dann nach vorne ging. Die ganzen 6 Wochen habe ich wie im Trance über mich ergehen lassen. In Erinnerung geblieben sind mir ständige, lange Spaziergänge, auf denen ich immer Angst hatte, zu müde zu werden und es nicht mehr mit der Gruppe zurück zu schaffen. Sehr genau weiß ich auch noch, dass mittags von 13.00 bis 15.00 Uhr immer Mittagsruhe war. Auf den Zimmern hatte es komplett ruhig zu sein, wer störte, bekam eine Strafe, musste in der Ecke stehen. In dieser Zeit durfte auch niemand auf Toilette, denn dann hätte er ja über den Flur gemusst. Wer wirklich auf Toilette musste, - die absolute Ausnahme - musste vorher ganz leise zum Zimmer der Betreuer gehen und fragen, ob er ausnahmsweise zur Toilette gehen durfte. Wir haben mit 5 oder 6 Mädchen auf einem Zimmer gelegen. Als wir schon ein paar Wochen hinter uns hatten, kam in der Mittagszeit immer die kleine Tochter von einer Mitarbeiterin (Putzfrau oder Köchin??) mit auf unser Zimmer und musste reihum bei einer von uns im Bett mit liegend ihren Mittagsschlaf machen, denn in der Einrichtung konnte wohl sonst niemand auf dieses Kind in der Zeit aufpassen und es musste irgendwie abgestellt werden. Das Kind war natürlich bei uns allen total verhasst, denn wir mussten unser Bett damit teilen und konnten das Kind auch nicht weiter kennenlernen, denn Reden war ja in der Mittagszeit verboten.
Ich hoffe, dass ich mich über dieses Forum nach und nach wieder an mehr erinnern kann, was in dieser Zeit passiert ist. Denn diese 6 Wochen haben tiefe Wunden bei mir hinterlassen, dass weiß ich schon sehr genau. Es tut unheimlich gut, hier alles niederschreiben zu können, nicht alleine damit zu sein. In der Chronik des Hauses Detmold ist übrigens auch der Name des Heimleiters zu dieser Zeit damals genannt zusammen mit einem Foto. Die Kinderkuren wurden Anfang 1989 in diesem Haus eingestellt.
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Hild Günter schrieb am 17.08.2020
Ich war mit fast 10 oder 11 Jahren auf Norderney es muss 1965/6 gewesen sein und wir wurden einer genauen Tagesordnung unterstellt, Bewegungsfreiheit war wenig. Einmal gab es so eine Glibbersuppe und ich setzte das mit den Quallen gleich und hab sie wieder ausgewürgt.
Die Tante wollte das ich die Suppe aß wogegen meine Tischgenossen aber protestierten. Daraufhin wurde auf Vollzug verzichtet. Wegen schlechter Körperhaltung musste ich auch zur Gymnastik und so war wieder eine Zeitspanne unter allgemeiner Kontrolle. Zwei Tanten, ich glaube eine war die Gymnastiktante diskutierten auch ob ich abartig sei.
In die See kamen wir nur in Begleitung, Händchenhalten der Tanten – aber im Wellenbad ging es freier zu. Wie gesagt Tagesablauf genau vorbestimmt mit Anstehen zum Toilettengang ( 1 funktionierende für 25 Jungs ) und zum Beispiel Mittagsschlaf reichlich lange. Zum Duschen mit circa 10 Jungs in einem Zug durchgeführt von einer der Tanten. Von direkten Misshandlungen wüsste ich nicht.
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