Zeugnis ablegen

ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung.

Wir bauen außerdem ein öffentlich zugängliches digitales Dokumentationszentrum auf, dort ist es möglich seinen Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild zu versehen und zusammen mit der Redaktion einen Beitrag zu erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einzustellen, der für zukünftige Ausstellungen und Dokumentationen benutzt werden kann. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr drei Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei der Buko Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selber einer.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der “Initiative Verschickungskinder” (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2651 Einträge
Brunhild Stephan aus Usedom schrieb am 14.02.2024
Ich wurde 1959,1960 nach Wieck auf Rügen verschickt, zusammen mit meinem kleinen Bruder. Ich muß 5 Jahre gewesen sein und mein Bruder 4 Jahre, es war keine gute Zeit für uns. Wir wurden auseinander gerissen und ich durfte meinen Bruder nicht sehen. Ich habe viel geweint und wurde dort auch gedemütigt. An den großen Schlafsal kann ich mich erinnern und an die weißen Eisenbetten. Bei Tisch durften wir nicht auf die Toilette gehen und wenn Kinder in die Hosen machten wurden sie bestraft. Wir mussten Mittags aufessen, es durfte nichts auf dem Teller bleiben, es war grausam. Auch an die kalten Duschen in Steinwaschbottigen kann ich mich erinnern . Ist hier jemand mit dem ich mich austauschen könnte?
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Ulrike Leuten aus Kempen schrieb am 13.02.2024
Ich bin von 1961 und war somit mit 5,6 Jahren in diesem grausamen Heim. Ins detail möchte ich nicht gehen, aber ich erinner mich so deutlich an ein blondes Zwillingspaar, 2 Jungens, die beim Essen mir gegenüber saßen. Es gab wieder diesen widerlichen Kakao. Einer von den Zwillingen hatte den Mut, ihr leergetrunkenes Kakaoglas mit meinem vollen Glas zu tauschen, so dass ich es nicht trinken mußte.
Bis heute fühle ich die Erleichterung über diese Heldentat. Vll liest einer von euch ja diesen Beitrag, wenn ja, dann nochmal danke 😊
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Mandy Eidtner aus Blankenfelde-Mahlow schrieb am 11.02.2024
Hallo zusammen,

ich habe durch Zufall eine Dokumentation auf Youtube zum Thema "Verschickungskinder" gesehen und würde mich gern mit anderen Betroffenen austauschen.
Ich bin Jahrgang 1985 und wurde als 5-jährige zu einer Bronchitskur ins Volkssolbad 4732 Bad Frankenhausen Kindersanatorium "Helmut Just" geschickt (Kurbeginn: 29.03.1990, Kurende:08.05.1990).
Auch wenn ich aus dieser Zeit nur noch wenige Erinnerungen habe

- ohne Eltern zur Kur geschickt
- meine Eltern wussten zunächst nicht, wo ich war, bis Post aus dem Sanatorium kam
- keine Besuchserlaubnis; Telefon hatten wir damals nicht
- überwiegender Aufenthalt auf Krankenstation
wünsche ich mir für alle Betroffenen eine Aufarbeitung und Anerkennung seitens der Regierung, so wie es durch den Fonds Heimerziehung von 2012 bis 2018 für ehemalige Heimkinder in der BRD und DDR geschah.
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Marga aus Hessen - Büdingen schrieb am 11.02.2024
@ Sabine Elender, ich war ebenfalls im Sommer 1965 in einem dieser sog. Kindererholungsheime in St. Peter-Ording und bitte um Kontaktaufnahme. Danke.
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Rolf Kiemes aus Köln schrieb am 10.02.2024
Ich beziehe mich auf folgenden Eintrag:
[Ulrich Breitbach schrieb am 02.02.2022
Verschickungsheim: Bad Kreuznach, Knabenheilstätte „St. Marienwörth“
Zeitraum (Jahr): 1961 oder 1962
Ich suche Kontakt zu Personen, die wie ich Anfang der 60er Jahre ins Heim "Knabenheilstätte St. Marienwörth“ verschickt worden sind.

Ich denke ich war im Mai-Juni 1961 in diesem Heim, bin aber nicht sicher.
Das Heim wurde von Mönchen (ich denke Franziskaner) betreut. Ich war insgesamt sehr unglücklich in dieser Zeit, obwohl wir auch schöne Ausflüge gemacht haben und die Betreuung nicht so schlimm war.
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Volker aus Baden Würrtemberg schrieb am 10.02.2024
Ich war 1972 in Bad Salzuflen im Heim Roseneck (Name des Heims habe hab ich hier heute
erfahren).

Ich wurde hingeschickt weil ich anscheinend so "zappelig" war. Der Hausarzt hatte das empfohlen.
Ich war erst 5 1/4 Jahre alt und komplett überfordert.

Ich kann mich an folgendes erinnern:

Ich fuhr mit einer "TANTE" von Stuttgart HBF nach
Bad Salzuflen. Am Bahnhof hat mir meine Mama damals noch einen Teddy Bären gekauft. (Den gibt es noch😉)

An was ich mich erinnere:

* Moorbäder mit Wecker an der Badewanne.
* Abends wurde im Schlafsaal "Das kleine Gespenst" vorgelesen. Die junge Frau war nett.
*Wir waren in einem Zoo mit dem Bus und ein grosses Tier hat zum Fenster hereingespukt. (Giraffe ?) ...
Keine Ahnung ob es in Bad Salzuflen einen Zoo gibt bei dem man mit dem Bus durchfahren kann.

Ich war dann irgendwie krank.. Vermute Erkältung.
Wollte immer nach Hause....
Mehr weiss ich leider nicht (mehr)....

Die 6 Wochen waren wohl einschneidend.
Bis zum 16ten Lebensjahr konnte ich nicht alleine sein.
Wollte nicht auf Schullandheime fahren und wenn doch ging es mir sehr schlecht und ich wollte wieder nach Hause...
Hatte Angst alleine zuhause zu sein....
wollte nirgends alleine wegfahren....

Fazit und Gedanken:

Was für eine psychologische Ausbildung hatten die damals, Kinder mit 5 Jahren 6 Wochen von zuhause wegzuschicken ? 😤
Geld wurde sicher auch mit den ganzen Kindern verdient......
Die Eltern hatten es sicher gut gemeint und wussten es wohl nicht besser.

Meine eigenen Kinder mussten nirgends hin. Auch wenn es im Kindergarten eine Nacht war und es ging nicht, dann wurden die Kinder wieder abgeholt. Da gab es keine Diskussion...
Heute sind meine beiden Kinder junge selbstständige Erwachsene, die gerne verreisen und selbstständig leben und entscheiden können.
Niemand muss als Kindergartenkind wochenlang irgendwohin. Niemand........
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Dagmar schrieb am 10.02.2024
Hallo
Ich war ende 1979 in Bad Soden Allendorf. Erzieherinnen waren Nonnen. Zucht und Ordnung, Bestrafung ganz normal dort. Ich war dort wegen Inkontinenz, was nach der Kur noch schlimmer wurde.
Ich habe daran keine einzige gute Erinnerung. Ich war 9 Jahre alt.
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Eckart Meese aus 31632 Husum schrieb am 09.02.2024
Zeitzeugenbericht zum Eisenbahn-Kindererholungsheim 1960 in Bad Pyrmont Parkstraße:


Im Jahre 1960 wurde ich (Eckart) als viereinhalbjähriger Junge zusammen mit meinem 21 Monate älteren Bruder per Bahn ins Kindererholungsheim der Eisenbahn nach Bad Pyrmont verschickt.
Dort wurden wir einige Wochen lang gedrillt und gequält.
Es war größtenteils grauenhaft und angstbesetzt.
Unser Speisesaal befand sich in einem historischen Wintergartenanbau einer großen Stadtvilla aus der Gründerzeit. Die Kinder saßen zum Essen an einem langen Tisch, der von einer "Aufseherin" mit Stock zur Züchtigung ständig umrundet wurde, die darauf achtete, dass jeder seinen Teller leerte.
Wer das übermäßige / Ekel erregende Fett nicht essen wollte und sich auf den Teller erbrochen hatte, der wurde mit Stockhieben auf den Nacken gezwungen, das Erbrochene aufzuessen. Verweigerte man trotzdem, musste man am folgenden Tag insgesamt im Bett bleiben.
So erging es nicht nur mir.

Die Strafen, die Lieblosigkeit, die Angst und das Heimweh haben uns gebrochen.
Der Schlafsaal war ein mit Betten vollgestellter Raum, in dem man sich kaum bewegen konnte (teilweise Bett an Bett).
Das Verlassen des Bettes während der Nacht war bei Strafe untersagt. Wurde man mit offenen Augen im Bett liegend erwischt, gab es eine Ermahnung - "Augen zu - jetzt wird geschlafen".
Während der "Erholungszeit" kam einmal ein ambulanter Zahnarzt vorbei, der mir einen lockeren Milchzahn ohne Betäubung gezogen hatte. Ich verlor fast das Bewusstsein.

Im Jahre 2018 habe ich im Rahmen eines Kururlaubs auch Bad Pyrmont in der Parkstraße aufgesucht, um mich nach 58 Jahren an das noch immer nicht vergessene Grauen zu erinnern. Mein Bruder, der damals nur wenige Monate kurz vor seiner Einschulung stand, hat das Erlebte wohl besser verarbeiten, bzw. wegstecken - um nicht zu sagen - verdrängen können.
Bis heute erlebe ich bei fettigen Speisen einen Ekel.
Das Kinder-Erholungsheim der Eisenbahn steht dort nicht mehr.
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Franz aus Saarland schrieb am 08.02.2024
Ich war im September 1979 zusammen mit meiner kleinen Schwester aus dem Saarland im KKH Marienhof in Wyk auf Föhr. Ich habe noch eine original handgeschriebene Einladung der Mädchengruppe 4 für uns Jungs zu einer Discoveranstaltung 19.10.79.Unterschrieben haben damals " Regina Adam, Angelika Kohnke, Anja Rausch, Maren Kalkowski, Meike Franzen, Bettina Nissen, Nicole Portz, Simone Zim. ?,Sabine Stegermann, Susanne Sch. Gabi Höll, Ute Pormann, Petra Berger, Susanne Bolling. Vielleicht erkennen sich einige wieder und haben Lust mir zu schreiben um sich auszutauschen über die damaligen Verhältnisse. Ich bin entsetzt über die vielen Misshandlugen, von denen hier berichtet wird. Bei uns ging es einigermaßen moderat zu. Allerdings hat man als Kind auch nicht alles mitbekommen. Unsere Betreuerinnen waren soweit okay, manchmal sehr streng und manchmal auch genervt von uns. Allerdings waren wir Jungs auch richtige Rabauken und haben uns natürlich im kindlichen Sinne ausgetobt. An Misshandlungen oder Schläge kann ich mich nicht erinnern. Ich habe noch ein Original Gruppenfoto mit unserer Betreuerin Rosi. Ich selbst bin teilweise im Kinderheim und in einer Pflegefamilie aufgewachsen. Misshandlungen aller Art waren damals an der Tagesordnung. Von daher wundert es mich nicht, was hier viele schreiben. Vielleicht haben wir damals einfach nur Glück gehabt, vielleicht habe ich als Kind aber auch nicht alles mitbekommen. Von daher wäre es schön, wenn sich Ehemalige zum Austausch melden würden > September 1979. Die Kinderdisco wurde damals brutal von den Betreuerinnen abgebrochen, weil wir Kidds alle schüchtern waren und keine richtige Stimmung aufkam. Der Betreuerin Rosi habe ich damals erzählt, das ich im Heim war und in einer Pflegefamilie lebte. Ich erinnere mich, das sie tagelang nachbohrte um mehr zu erfahren. Ich erinnere mich, das sie danach anders war zu mir > seltsam, abweisend und strenger. Insgesamt muss ich aber sagen, hatten wir wohl viel Glück gehabt, nachdem was ich hier so gelesen habe.
Ich grüße alle ganz herzlich, Lg. Franz
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Nicole aus Wittenberg schrieb am 08.02.2024
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich es überaus wichtig und großartig finde, dass durch diese Aufklärungsarbeit, dieses „ans Licht bringen“, den geschundenen, misshandelten Kindern von damals eine Stimme verliehen wird. Das sie so die Möglichkeit bekommen, endlich gehört zu werden... und somit evtl. anfangen können, all diese schrecklichen Geschehnisse zumindest ein Stück weit zu verarbeiten. Es bewegt mich zutiefst, wenn ich diese furchtbaren Berichte hier lese und dabei an die hilflosen Kinder denke, die sie einst waren. Ich wünsche jedem einzelnen von ihnen alles erdenklich Gute...
Nun zu mir. Ich weiß nicht inwieweit meine eigenen „Kuraufenthalte“ / bzw. Verschickungen hier relevant sind, da sie in der damaligen DDR stattgefunden haben und wohl vieles etwas anders ablief. Ich kann dennoch sagen, dass auch an mir nicht alles spurlos vorübergegangen ist. Allein die Verschickung an sich... die Trennung von der Familie, von allem was einem vertraut ist... ohne einordnen zu können, wohin man gebracht wurde, wie weit weg von zuhause und ob bzw. wie man wieder zurückkommt. 6 Wochen sind lang und als Kind kommt man da auf die merkwürdigsten Gedanken. Dazu fremde Menschen, die prinzipiell jede nur erdenkliche Macht über einen haben. Weiterhin medizinische Anwendungen, die nie kindgerecht kommuniziert wurden... stattdessen wurde alles einfach mit einem gemacht. Egal ob es für das Kind beängstigend war oder nicht. Das interessierte niemanden. Diese Praxis war damals generell üblich. Auch bei Krankenhausaufenthalten habe ich dadurch schlimme Erfahrungen gemacht, z.B. als mir unter Anwendung von Gewalt der Magen ausgepumpt wurde. Ich war 8 Jahre alt und hatte die ganze Zeit das Gefühl zu ersticken. Die ganze Prozedur ohne Beisein eines Elternteils. Doch das ist eine andere Geschichte... Fakt ist, man fühlte sich in diesen sogenannten „Kuren“ irgendwie ausgeliefert, hilflos... man passt sich so weit es geht an, lässt alles über sich ergehen, fügt sich und schluckt die Ängste zusammen mit dem enormen Heimweh herunter.
Als ich das erste Mal verschickt wurde, war ich 4 oder 5 Jahre alt. Es war Ende der 70er Jahre und es ging nach Bad Frankenhausen in das Heim „Helmut Just“. Ich kann mich an fast nichts mehr davon erinnern.. Außer an einen großen Schlafsaal mit diesen typischen weißen Metallbetten (Lazarett-Betten, wie ich sie nenne) und daran, dass es gefühlt jeden Morgen Brote mit Erdbeermarmelade zu essen gab (die ich aber durchaus recht lecker fand). Auch weiß ich noch, dass mir oft Karten von meiner Oma vorgelesen wurden. Sie fand es schrecklich für mich, als Kind solange von zuhause weg sein zu müssen und wollte mir auf diese Weise Halt und Unterstützung zukommen lassen. Ich bin ihr dafür bis heute sehr dankbar... Zur Anreise erzählte mir meine Mutter (auf Nachfrage), dass sie mich zum Hauptbahnhof in Halle/Saale bringen mussten. Dort war so eine Art Sammelplatz, wo (laut ihrer Aussage) schon viele andere weinende Kinder warteten. Von dort ging es dann, ohne Eltern, mit dem Bus weiter. Ich habe keinerlei Erinnerung mehr daran. Meine Therapeutin meint, dass ich mich normalerweise daran erinnern müsste, da dies in diesem Alter prinzipiell möglich ist und die Verschickung ein intensives Erlebnis, abseits des Alltags war. Meine Kindergartenerlebnisse aus der selben Zeit sind merkwürdigerweise nach wie vor erinnerungstechnisch präsent. Sie denkt, dass damals eine Art Selbstschutz meiner Psyche einiges praktisch „ausgeblendet“ hat.
Auch von meiner zweiten „Kur“ (1983, in Graal Müritz, wahrscheinlich Heim „Richard Aßmann“) fehlen mir große Teile meiner Erinnerung, obwohl ich da bereits 9 Jahre alt war. Ich sehe das Zimmer vor mir, wo ich mit vier anderen Mädchen untergebracht worden bin. An einigen Tagen gab es in einem Nebengebäude etwas Schulunterricht, in kleinen Gruppen. Zu dem gab es Strandläufe und Wasserwaten am Meer, wo wir im Anschluss daran noch ein wenig Zeit bekamen, um Muscheln zu sammeln. Ein- oder zweimal wurde ein Waldspaziergang gemacht. Früh morgens Atemübungen (im Zimmer) vor dem offenen Fenster, mit freiem Oberkörper (es ging wohl hierbei auch um Abhärtung, denn es war mitunter recht frisch). Des Weiteren wurden in einem großen Gemeinschaftswaschraum kalte Güsse zelebriert. Auch an Bürstenmassagen kann ich mich erinnern. Unsere Betten mussten wir jeden Morgen selbst machen, auf eine uns vorgeschriebene Weise. Decke und Kissen hatten so zu liegen, wie es uns vorher gezeigt worden war, und das Bettlaken durfte keine Falten mehr zeigen. Zu Zeiten ohne Spannbettlaken keine einfache Aufgabe für ein Kind, eine schwere Matratze anzuheben und die Ecken des Lakens entsprechend der Vorgaben so zu falten, dass es am Ende komplett glatt aufliegt. Alles wurde anschließend vom Personal kontrolliert. Gab es Beanstandungen (welche durchaus in schroffem Ton geäußert wurden), musste man es noch einmal machen. Ich weiß noch, dass ich sogar später zuhause darauf achtete, dass mein Bettlaken faltenfrei war.
Vage kann ich mich an ein Mädchen erinnern, das einmal auf dem Flur stand, was wohl als Strafe gedacht war. Wofür, weiß ich nicht mehr.
Meine schlimmste Erinnerung aus dieser Zeit sind jedoch die Saunagänge. Ich konnte bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Begriff „Sauna“ gar nichts anfangen. Ich kannte so etwas schlichtweg nicht. Man brachte uns in einen kleinen sehr dunklen Raum (In meiner Erinnerung sind die Wände fast schwarz, z.T. wie verkohlt. Dies kann sich aber auch mit Albträumen vermischen, welche ich danach selbst nach Jahren immer wieder hatte). Die Hitze darin, schien mir unmenschlich und es roch merkwürdig. Dann wurde abgeschlossen. Ich hatte das Gefühl, in eine Art Backofen gesteckt worden zu sein und wusste ich kann nicht raus. Es war eine sehr beängstigende Situation. Ab und an schaute eine Schwester durch das kleine Sichtfenster oben in der Tür. Ich hoffte jedes Mal, dass sie uns rauslässt. Doch dann ging sie wieder. Irgendwann hörte ich das erlösende Geräusch des Schlüssels im Schloss. Danach wurden wir in einen anderen Raum gebracht. Dort mussten wir uns auf Pritschen legen und wurden mit angelegten Armen straff in Wolldecken gewickelt, damit die Hitze in unserem Körper nachwirken konnte. Es war beklemmend. Man kam von selbst nicht wieder aus dieser Decke heraus, man schwitzte und die Wolldecke kratzte auf der Haut. Doch fürs Erste war ich froh, aus der Sauna herausgekommen zu sein. Natürlich wiederholte sich das Ganze noch so einige Male in den sechs Wochen. Für mich hieß es jedes Mal: „nur irgendwie duchstehen“. Ich habe in meinem Leben nie wieder eine Sauna aufgesucht. 17 Jahre später hat mein Körper einmal mit einer starken Panikattacke auf einen Geruch reagiert (mir war plötzlich heiß und kalt geworden, ich fing an zu zittern, hatte Kreislaufprobleme und wollte nur noch dort weg) > später erfuhr ich, dass der Geruch, welchen ich kurz zuvor wahrgenommen hatte, aus einer Sauna kam, die sich unmittelbar in der Nähe befand. Es hat mich sehr überrascht, dass die besagte frühere Erfahrung aus der „Kur“ selbst nach so langer Zeit noch immer nachwirkte. Nicht auszurechnen, wie es denen ergehen muss, die während ihrer Verschickungen massivste Gewalt erlebt haben und diese als Erinnerung mit sich tragen. In einer der beiden „Kuren“ gab es einen Raum, in dem wir Soledampf einatmen/inhalieren mussten. Da ich aber Inhalationen in anderer Form aus der Praxis meines behandelnden Kinderarztes kannte, war dies für mich nicht schlimm. Ich konnte es als harmlos einordnen und somit war das okay. An weitere Dinge wie z.B. weitere Freizeitbeschäftigungen, Behandlungen, jegliche Mahlzeiten, weitere Räumlichkeiten, genaueres zum Personal etc., sowie An-und Abreise kann ich mich nicht erinnern. Auch frage ich mich immer wieder, wo unsere Sachen eigentlich verstaut waren. Das ist mir bei allen drei Verschickungen ein Rätsel.
2 Jahre später (1985-86), ich war 11 und wurde während der „Kur“ 12 Jahre alt, ging es in die dritte Verschickung. Es geschah jedes Mal auf Veranlassung durch meinen Kinderarzt , wegen angeblich chronischer Bronchitis. Dieses Mal schickte man mich sogar ins Ausland, in die damalige CSSR, nach Strbské Pleso (Hohe Tatra), ins Sanatorium „Helios“. Ich wollte keineswegs so weit von zu Hause weg und schon gar nicht wieder zu so einer „Kur“. Was würde mich dort nun wieder erwarten? Ich hatte Angst und doch keine Wahl. Am Flughafen Berlin-Schönefeld wurden wir „eingesammelt“. Mir liefen die Tränen und mein Vater sagte nur vorwurfsvoll: „Reiß dich mal zusammen! Wie alt bist du denn?!“ Es wurde meine erste Flugerfahrung und abgesehen vom späteren Rückflug auch meine letzte. Die alte Interflugmaschine war nicht gerade Vertrauen erweckend. Diesmal sind einige Erinnerungen an die Reise vorhanden. Es ging nach der Landung mit dem Bus weiter... eine sehr lange Fahrt. Ich wusste, dass ich nun definitiv so weit weg von zuhause war, wie noch nie zuvor. Ich befand mich in einem fremden Land, wusste nicht was mir dort bevorstand... allein das war schon beängstigend, selbst in diesem Alter noch.
Das Sanatorium war riesig. Es gab Mehrbettzimmer, wo wir ca. zu viert untergebracht waren. Die Altersstruktur ging etwas weiter auseinander, als ich es bisher kannte. Ich war eine der jüngsten in unserer Gruppe. Es war Hochwinter dort im Gebirge. Unsere Sachen, unser Schuhwerk (typisch für durchschnittliche Stadtkinder in der damaligen DDR) waren den stark winterlichen Verhältnissen nicht gewachsen. Alles wurde immer wieder innerhalb kurzer Zeit durchnässt und es war ziemlich kalt. Das Essen war soweit in Ordnung, wenn auch mitunter etwas fremd anmutend. In der Freizeit wurde viel draußen unternommen, meist Spaziergänge und Wanderungen, 1 oder 2mal ging es zum Rodeln am Hang hinter dem Sanatorium. In der Stadt durften wir manchmal von unserem Taschengeld einige Süßigkeiten kaufen, das war ein Highlight. Es gab auch 1 oder 2mal einen Kinonachmittag (das Kino befand sich in einer der unteren Etagen im Sanatorium, soweit ich weiß). Leider waren die Filme eher etwas für kleinere Kinder und ausschließlich in der Landessprache, aber Zeichentrickfilme versteht man ja dennoch irgendwie. Auch durften wir öfter nachmittags in einer Art Gemeinschaftsraum Karten spielen, Zeichnen etc. und dabei mit einem Plattenspieler Musik hören.
Früh wurde regelmäßig die Körper-Temperatur gemessen (unter dem Arm oder im Mund) und es wurde hin und wieder mit Salzwasser gegurgelt. Geduscht wurde gemeinsam, nach Gechlecht aber nicht nach Alter getrennt … manchmal etwas eigenartig vom Gefühl her. Das Personal war sehr nett. Bis auf eine Schwester, die sehr rigoros war. Sie sah es nicht gern, wenn wir zur Schlafenszeit zur Toilette gingen, also taten wir es irgendwie heimlich, wenn sie Aufsicht hatte. Alle anderen Schwestern waren freundlich und fürsorglich. Ich kann mich sogar noch an ihre Namen erinnern, sowie auch an einige der anderen Kinder bzw. Jugendlichen. Insgesamt habe ich an diese Verschickung die meisten Erinnerungen und durchaus einige gute. Dennoch war ich auch dort von beständigem Heimweh geplagt, zumal ich den Jahreswechsel und meinen Geburtstag dort verbrachte. Wie es sich mit den Weihnachtstagen verhielt weiß ich nicht mehr. Sechs Wochen sind jedenfalls lang, dazu die große Entfernung von der Heimat, in einem fremden Land. Man ist darauf angewiesen, dass Menschen, die man nicht kennt, einen wieder nach Hause bringen. Da man selbst nicht in der Lage dazu ist. Das ist und bleibt beängstigend.
Ich weiß noch wie erleichtert ich war, als das Flugzeug bei meiner Rückreise endlich wieder in Berlin-Schönefeld landete.
1987 sollte ich noch einmal ins Ausland verschickt werden (wahlweise nach Zypern oder Jugoslawien). Dagegen habe ich mich jedoch erfolgreich gewehrt. Meine Eltern haben mir das jahrelang immer wieder vorgehalten, wie „dumm“ ich doch war, so etwas tolles abzulehnen.
Noch lange nach meiner Verweigerung habe ich befürchtet, man würde mich irgendwann (praktisch über meinen Kopf hinweg) doch noch wieder wegschicken. Das passierte aber, Gott sei Dank, nicht. Gesprochen habe ich über all meine Ängste und Belastungen nie. Man hatte sich anzupassen und zu funktionieren, wie es von einem erwartet wurde.
Bis zur heutigen Zeit, bin ich ein Mensch, der zutiefst verunsichert ist und für den Reisen purer Stress sind. Weswegen sie soweit als irgendwie möglich vermieden werden. Ich brauche meine gewohnte Umgebung, meine alltägliche Routine und vertraute Menschen und Abläufe, um mich wohlzufühlen. Es muss quasi alles irgendwie kontrollierbar für mich sein. Ich muss die Gegebenheiten um mich herum einordnen können. Alles darüber hinaus bedeutet für mich Stress in höchstem Maße.
Vor einigen Jahren sollte ich zu einer medizinischen Rehamaßnahme, angedacht von einer größeren Behörde. Es kam mir vor, als hätte ich keine Wahl... ich fing an zu zittern, brachte kaum noch ein Wort heraus, hatte Panik. Die Sachbearbeiterin war sehr erschrocken über meine Reaktion und so nahm man letztendlich davon Abstand, was für mich eine große Erleichterung war.
Bei mir ist einiges in meiner Kindheit und Jugend, aber auch später, nicht so gelaufen wie es besser hätte sein sollen. Derzeit bin ich erwerbsunfähig verrentet. Nach diversen Diagnosen (wie Angststörung, Agoraphobie, Bindungsstörung u.s.w.) ergab sich im Laufe jahrelanger Therapie, dass ich unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung leide. Die Verschickungen haben ihren Teil dazu beigetragen, selbst wenn ich nicht so massive Gewalterfahrungen machen musste, wie so viele andere hier.
In meiner Familie wird dieses Thema eher abgetan, nach dem Motto: „Das war halt damals so.“ Ich sollte es doch endlich ruhen lassen.
Für mich sind es einige der Erfahrungen meines Lebens, die mir schon früh das Empfinden von Sicherheit genommen haben. Was blieb war ein permanentes Gefühl von Unsicherheit, Ausgeliefertsein, Machtlosigkeit und latenter Bedrohung... bis heute.
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Ursula Geißelmeier aus Fürth schrieb am 08.02.2024
Liebe ehemalige Verschickungskinder,
auch ich wurde mit 3 1/4 oder 3 1/2 Jahren 1962 vom Gesundheitsamt nach Tutzing geschickt, um die Nachwirkungen einer Lungenentzündung auszukurieren. Eines Tages wurde ich von der jüngeren Schwester meiner Mutter, die damals schwanger war, zum Bahnhof gebracht. Dort waren viele Kinder und einige Betreuer. Wir wurden in einen Zug gesetzt. Als Reisebegleiter hatte mir meine Mutter einen Teddybären gekauft. Ich war völlig ahnungslos, was vor sich ging und begann sehr schnell nach meiner Mutter zu fragen. Als Antwort bekam ich zu hören, dass sie beim nächsten Bahnhof auf mich warten würde. Als der Zug stoppte, hielt ich natürlich Ausschau nach meiner Mutter, aber sie war nirgends zu sehen und der Zug setzte sich rasch wieder in Bewegung. So ging es immer weiter, meine Frage nach meiner Mutter und die gleiche Antwort. Schließlich hieß es, dass wir zu einem großen Haus fahren würden, wo meine Mutter mich erwartete. Natürlich Pustekuchen. Ich kann mich noch an das Haus erinnern, aber viel weiß ich nicht mehr. So gab es wohl zum Frühstück Marmeladenbrote und mittags Grießbrei. An das Abendessen kann ich mich nicht erinnern. Es wurde aber Wert darauf gelegt, dass aufgegessen wurde. Die Kinder wurden alle regelmäßig gewogen, wobei ich im Arztzimmer immer Angst verspürte. An Grausamkeiten kann ich mich nicht erinnern. Gut im Gedächtnis sind mir noch der große Schlafraum, das Bad und der Sandkasten im Garten geblieben. Der Speiseraum wurde auch als Spielzimmer genutzt und es gibt auch Fotos mit mir darin. Aus den geplanten 4 Wochen wurden 6, da ich an Masern erkrankte. Man verlegte mich in das Krankenzimmer, ein kleiner Raum, in dem noch 2 oder 3 weitere Kinder waren. Dort ging es uns ganz gut. Es gab im Heim auch eine Betreuerin, wohl im Alter meiner Mutter, die mich öfter hinter der Tür versteckte, wenn die anderen Kinder raus gingen. Sie nahm mich dann auf Besorgungen in die Stadt mit. Ich glaube, dass sie Mitleid mit mir hatte, weil ich damals die Jüngste war. Sie schrieb auch Briefe an meine Mutter. Am Ende der Kur bekam ich zum Abschied ein kleines Geschenk. Zuhause musste ich nach 3 Tagen in die Klinik wegen des Verdachts auf Blinddarmentzündung. Die starken Bauchschmerzen kamen aber wohl durch die Umstellung auf das Essen meiner Mutter. Durch den Aufenthalt und das ganze Drumherum habe ich jedoch ein Trauma behalten. Jahrelang litt ich unter starken Trennungsängsten, so hatte ich riesige Angst, dass meine Eltern sterben würden und ich sie nie mehr wiedersehen könnte. Ein Versuch, mich in den Kindergarten zu bringen, scheiterte kläglich. Am Beginn der 1. Klasse musste ich zur Schule gebracht werden, wobei ich mich auf dem Schulweg an mehreren Hausecken übergab. Später waren Klassenfahrten für mich auch nicht einfach. Ich litt einfach immer unter der Angst, dass ich meine Eltern nie mehr wiedersehen würde, wenn ich fortging. Mein Auszug von zu Hause wegen der Aufnahme meines Studiums in einer weiter entfernten Stadt belastete mich anfangs auch sehr. Meiner Mutter habe ich nie verzeihen können, dass sie mich so ahnungslos weggeben hat. Ich habe als Erwachsene mehrfach versucht mit ihr darüber zu reden, aber sie blockte immer mit den Worten ab, dass das sein musste, weil ich mich damals ja erholen musste. Das letzte Mal versuchte ich es 2009, aber sie wiederholte ihre Begründung. Danach bekam sie einen schweren Schlaganfall und wurde zum Pflegefall. Ich habe mir immer gewünscht, dass sie wenigstens ein einziges Mal zu mir sagen würde, dass es ihr leid tut und sie das niemals wieder machen würde. Dann hätte ich mit der Geschichte vielleicht abschließen können. Das Schlimmste für mich war das erlittene Heimweh und ich habe bei meinen 3 Kindern alles vermieden, dass sie dieses Gefühl kennen lernen.
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Göldner Claudia aus 92715 Püchersreuth schrieb am 08.02.2024
Ich bin erst heute von meiner Ergotherapeutin auf die Verschickungskinder aufmerksam gemacht worden. Bis dahin konnte ich mich an kaum etwas aus dieser Zeit erinnern, außer an ein paar fürchterliche, prägende Erlebnisse und dass es auf Sylt war. Was ich noch wie heute weiß, ist wie schlimm es für mich war. Viele Erlebnisse habe ich wahrscheinlich verdrängt. Auch ich kann mich an eine Situation erinnern, in der ich nicht auf die Toilette konnte, in meiner Verzweiflung bin ich damals in eine der Duschen gegangen, um mich zu Erleichtern. Nicole, als ich deinen Bericht gelesen habe, kam dies alles auf einmal in mir hoch. Leider sind meine Eltern schon verstorben und ich kann sie nicht mehr fragen, wann und wo es genau war. Endlich erklären sich mir auch viele Probleme, die ich seit dieser Zeit habe und seit ein paar Jahren versuche aufzuarbeiten.
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Barbara Knechtel schrieb am 08.02.2024
[Gabi hat einen Eintrag über dieses Heim geschrieben,dem ich voll zustimmen kann
Ich würde gerne Kontakt mit Ihr aufnehmen oder auch anderen Kindern
die BEK war auch unsere Krankenkasse,ich wurde krank und bekam Medikamente,Tabletten.die so groß waren,dass ich sie nicht schlucken konnte
Deshalb habe ich heimlich Brot mitgenommen in mein Bett,die Tabletten darin eingewickelt und das Päckchen unter meiner Bettmatratze versteckt
Ich hatte fuerchterliche Angst erwischt zu
werden und die Hoffnung,dass meine Eltern mich abholen,wenn sie erfahren,dass ich krank bin
Sie haben es nie erfahren,Gottseidank waren meine Selbstheilungskraefte so gut,dass ich auch so gesund wurde und auch ich wie
wurde (wie Gabi) nach diesem Aufenthalt
als aufmüpfig empfunden,welch ein Missbrauch an uns Kindern in seelischer und körperlicher Hinsicht,die uns unser Leben sicher erschwert haben
Mich würde interessieren,ob Dr.Ewald an Medikamentenversuchen beteiligt war
Es gibt noch sehr viel mehr zu berichten,aber für jetzt hoffe ich,auf einen Kontakt zu Gabi
Barbara
Ich habe übrigens vor ca 4 Jahren Wuestensachsen besucht, zu meiner persönlichen Recherche,habe zufällig mit einem Mann gesprochen,dessen Frau damals in der Heimkueche gearbeitet hat,er sagte mir,dass seine Frau gekündigt hat,weil sie die Zustände dort nicht mehr Mitertragen und-ansehen konnte.Auch bei Anfrage in der Gemeinde keine Hilfe,genauso wenig wie bei der BEK.



Mich würde n
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Thomas aus Garbsen schrieb am 08.02.2024
Auch ich war damals von Essen aus nach Oberstdorf zur Kur. Kann mich an zurückgehaltene Briefe, erzwungene Korrekturen in diesen Briefen, Kaltwasserduschen, Gartenarbeiten u.a.m. erinnern. Lange ist es her, positive Erinnerungen gab es aber auch. Wanderungen und Sommer in den Bergen sind unvergessen.
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Gerd Eyssele aus Stuttgart schrieb am 08.02.2024
Ich war etwa 7 Jahre alt, als ich wegen Untergewicht nach Storzeln verschickt wurde. (20 Jahre später Operation wegen Hyperthyreose) Eigentlich habe ich keine schlechten Erinnerungen daran. Ich erinnere mich an eine sehr nette Betreuerin, die mit uns gesungen hat, mit mir Klavier spielte und mir half, meinen Eltern zu schreiben. Mein Bett war in einem großen Schlafsaal hinten, rechts an der Wand. Auch erinnere ich mich an einen Ausflug auf den Hohentwiel, an Ausflüge in den nahe gelegenen Wald und an ein Abspritzen mit dem Wasserschlauch, wo wir allerdings freiwillig in den Wasserstrahl treten konnten; ich habe mich 2x hinein gewagt. Auch erinnere ich mich an die Hinfahrt mit dem Zug, die ich als aufregende Erwartung empfand. Bestrafungen und Medikamente sind mir nicht in Erinnerung.
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Stefan schrieb am 08.02.2024
Hallo,
obwohl ich heute viel geweint habe, nach der Wut, vielen Dank an diese Seite und alle Berichte. Ich werde recherchieren und hoffentlich das Jahr und das Heim raus finden. Dann werde ich auch Zeugnis ablegen.
Mir hat nie jemand geglaubt, es ist so gut und wichtig darüber zu reden!
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Ulrike Hampel aus 71394 Kernen schrieb am 07.02.2024
Im November/Dezember 1957 wurde ich als 6-Jährige, sechs Wochen lang, vom Gesundheitsamt Kassel in das Kinderheim in Karlshafen zur "Kur" geschickt. Es wurden die schlimmsten 6 Wochen in meinem Leben und ich hasse diese Stadt, die ich bis heute nie wieder betreten habe.

Wir Kinder wurden in Kassel alleine in den Zug gesetzt und nach Karlshafen gebracht. Im Zug habe ich mich mit einem gleichaltrigen Jungen befreundet und wir haben uns geschworen, die ganze Heimzeit zusammen zu bleiben.
Der erste Schock kam, als wir am Heim ankamen: Schon vor der Tür, wurden Jungen und Mädchen getrennt! Ich habe ihn nie wieder gesehen.

Jeden Mittag, wir bekamen das Essen in einer tiefen Schale, die wie ein Hundenapf aussah, habe ich mich in diese Schale übergeben, weil wir nicht aufstehen durften. Ich war eh ein "Spuckkind" und es war daher nicht verwunderlich.
Ich musste das Übergebene 3x aufessen, ehe ich mir einen neuen Schlag holen durfte. Den habe ich auch 3x übergeben, bis ich schließlich das Erbrochene wegbringen durfte. Sechs Wochen lang, jeden Mittag das gleich Prozedere...
Mir wird heute noch übel, wenn ich an die Konsistenz der "bearbeiteten Mahlzeit" denke.
Alle Kinder, die gespuckt hatten, durften bei den Spaziergängen keinen Schnee anfassen und auch beim Kaspertheater nicht zuschauen.

Jeden Mittag mussten wir Mittagsschlaf machen. Ich war schon immer ein sehr temperamentvolles Kind, das sehr sehr wenig Schlaf brauchte. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es dort geschafft habe soviel zu schlafen.
Aber einmal konnte ich mittags nicht einschlafen und als die Schwester zur Kontrolle kam, habe ich schnell die Augen geschlossen, aber sie hat trotzdem bemerkt, dass ich noch wach war. Sie hat mir die Bettdecke über den Kopf gezogen, und mich solange geschüttelt, bis ich nichts mehr mitbekommen habe.

Wir mussten auch unsere Waschbecken putzen und wehe, es war nicht gut genug. Mich hat die Schwester regelmäßig angeschrien. Dabei wusste ich gar nicht was ich besser machen sollte.

Es war eine schreckliche Zeit dort, ich bin drei Jahre lang nicht mehr alleine verreist, womit ich vorher kein Problem hatte.

Als meine Mutter mich nach sechs Wochen in Kassel vom Zug abgeholt hat, bekam sie einen Schreck: sie hatte gedacht, sie holt den lebenden Tod ab. Aber trotzdem hat sie beim Gesundheitsamt keine Beschwerde eingelegt. Ich hätte denen die Hölle heiß gemacht, wenn es mein Kind gewesen wäre!!!
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Jasmin Rosenberger aus Lingenfeld schrieb am 07.02.2024
Ich wurde 1974 geboren, leider erkrankte ich mit nur 3 Monaten an
Keuchhusten. Was Anfang der 70er bedeutete, dass die Mutter ihr Kind im Krankenhaus auf der
Station abgeben musste und von da an es nur noch über eine Trennscheibe sehen
konnte.
Keine Berührung, keine Nähe nichts, wir Babys hatten nur Kontakt zu den Schwestern, was hieß, sie fütterten einen, wechselten die
Windeln, das war es. Wenn man schrie, dann schrie man eben, da kam niemand und mit der Zeit wurden die Babys immer er stiller
und stiller. Heute weiß man wie schädlich so eine Isolation sein kann für ein Baby.
Ich musste ganze 3 Monate dort bleiben, was ich erst vor ein paar Jahren
herausfand war die Tatsache, das ich durch diese Behandlung schon
frühkindliche Störungen erlitten haben, Diagnose "Hospitalismus".
Menschen mit dieser Störung fällt es schwer vertrauen aufzubauen zur Mutter, Vater, Familie, man kann schon als Baby, Kleinkind unter
Depressionen leiden. Mir wurde das Urvertrauen genommen, das da wer
ist wo einen beschützt, liebt, sich um einen kümmert.

Meine Mutter sagte mal etwas zu mir, was ich seither nicht mehr
vergessen kann.
"Als ich dich aus dem Krankenhaus damals aus dem Krankenhaus holte und dich im Arm hielt, sagte ich zu deinem Onkel, das ist nicht mein Kind, sie ist so ganz
anders!!!
Und so war es auch, ich schrie einfach nicht mehr wenn ich Hunger oder
die Windel voll hatte. Ich schlief nur, schlief immer und überall...
Meine Mutter musste mich immer immer aufwecken damit ich überhaupt aß und da
war noch etwas, sobald sie mich ins Bett legte, fing ich an meinem Kopf hin und her zu drehen, monoton bis ich einschlief.
Kein guter Start ins Leben oder?

Seit ich denken kann habe ich von kleinst auf schon immer das Gefühl
gehabt, dass ich nicht in diese Familie passe, gehöre, nicht mal auf diese Welt.
Das ist etwas, was ich heute noch in mir trage.
Mein Leben stand einfach unter keinem guten Stern.

Mit nur 2,5 Jahren also 1976/77 schickte meine Mutter ( die zu dieser Zeit alleinerziehend war) mein Bruder 2,5 Jahre älter als ich) und mich in
ein sog. Kindererholungsheim!

Eine Freundin von ihr, die auch 2 Kinder hatte schwärmte ihr vor wie toll das doch wäre für Kinder und das es über die Arbeiterwohlfahrt AWO
finanziert werden würde.

So kam es, dass sie eines morgens zu uns sagte, dass wir mit dem Zug in
Urlaub fahren würden.
Sie begleitete uns in den Schwarzwald nach Schonungen. Sie ging mit uns
in das große graue mehrstöckige Haus.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass dort viele Kinder mit ihren Müttern waren.
Seit ich in dem Krankenhaus war, als Baby, war ich eine Mama-Klette, niemand durfte mich hochheben, da
verfiel ich sofort in Panik, fing an mich völlig zu versteifen bis hin,
dass ich aufhörte zu atmen. Von daher wich ich meiner Mutter nicht von
der Seite. Alle Mütter und Kinder waren im großen Speisesaal, dort gab
es für alle warme Schokolade und ein Nutellabrot.

Dann sagte meine Mutter zu meinem Bruder er solle kurz auf mich aufpassen, sie käme gleich wieder...
Sie verließ den Saal und kam nicht mehr zurück.
Für mich brach eine Welt zusammen, warum ließ sie mich/uns schon wieder
alleine???
Zu allem Übel wurden Geschwister sofort getrennt. Mein Bruder musste mit
den anderen Jungs in den 2 Stock und mich brachte eine sog. Tante in den1 Stock.
Ich war so unter Schock, dass ich nicht mehr sprach an diesem Abend, Nacht und auch sonst nur selten was von mir gab.

Ich war mit ein paar ebenfalls sehr kleinen Mädchen die jüngsten dort,
doch für uns galten alle Regeln und Bestrafungen genauso wie für die
älteren Kinder dort.
Mein Bruder sah ich nur noch bei den Mahlzeiten im großen Speisesaal,
doch unterhalten, mit einander spielen, uns in den Arm nehmen war absolut verboten.

Die Tanten und Onkels so wie die Heimmutter und Vater waren ganz furchtbar streng, sie schrien ständig herum.

* Prügel , Schläge mit allem was sie in die Hände bekamen waren an der Tagesordnung, egal wie alt du warst.

* wer nicht tat was man ihm sagte, nicht schnell genug war bekam Schläge, mit dem wurde herum gebrüllt, musste Strafarbeiten erledigen.
Den sog. Erzieher/innen machte es regelrecht Spaß uns Kinder mit Worten zu erniedrigen, beschimpfen, dieses ständige angebrüllt werden war
einfach nur furchtbar.

* wer nicht essen wollte oder nicht aß was auf dem Teller war, auf den wartete eine besonders harte Strafe.
Dazu muss man sagen, dass das Essen dort furchtbar war, oft roch es schlecht, Brot gab es auch schon mal angeschimmelt
Teils roch es übelst, war zu hart, zu trocken, versalzen und ich glaube
auch oft überhaupt nicht mehr essbar denn viele von uns erbrochen sich
oft oder hatten ständig Durchfall und Magenkrämpfe.

So erging es mir eines Nachmittags, das es Hähnchen gab, es roch seltsam
und es war mit Paprikapulver über und über bestreut, dass mir schier alles hoch kam.
Doch die Tante war gnadenlos, sie schrie mich die ganze Zeit an ich solle essen, drohte mir mit Prügel, versuchte mir das Essen mit Gewalt in den Mund zu schieben, packte mich grob an, bis ich mich irgendwann
über dem Teller übergeben musste.
Sie riss mich an den Haaren hoch und prügelte auf mich ein.
Mein Bruder schrie los und rannte zu mir herüber aber da waren die
Onkels schneller, hielten ihn fest, während sie mich aus dem Saal
schleiften in die Küche.

In die Küche wollte niemand kommen, jeder wusste was nun passieren würde.
Ich hörte mein Bruder schreien, wie er rief, sie sollen mich raus
lassen, dass sie das nicht tun dürften und er schlug und trat gegen die Tür, bis es auf einmal ganz ruhig wurde.
Ich saß auf der Eckbank, bekam mein Teller mit dem erbrochenem und dem
Hähnchen vor mich gestellt und den Befehl "iss"!!!
Ich war 2,5 Jahre alt, war völlig verstört, hatte Todesangst, ich bekam nichts runter.
Dann rief sie die Schäferhunde rein, einer nahm rechts, der andere links
von mir Platz und dann hieß es wieder " iss" oder die Hunde beißen dich.
Ich kann mich noch an die ersten Bisse erinnern, es waren schlimme
Schmerzen, ich stand so unter Schock, dass ich nicht mal mehr weinen konnte.
Irgendwann wachte ich auf, ich lag im Krankenzimmer meine Finger, Arme waren eingewickelt in Verbände und ich musste einige Tage dort bleiben.

* Ich kann jetzt nur für mich sprechen, ich wurde in dieser Zeit;
geschlagen, bestraft, auf mich wurde mit Gegenstände eingeschlagen von
Ästen, Ruten über Kochlöffel, Lineal, der Hand, mal auch die Faust...
* mir wurden Medikamente, Säfte gegeben wovon einem oft furchtbar übel
wurde, man Fieber bekam, bis hin zur völliger Müdigkeit.
Das man einschlief war gewollt, sobald man aufwachte war man in Kellerräume oder auf dem Dachboden, oft irgendwo angebunden und die
Onkels und Tanten so wie die Nonnen und Brüder, die ab und an da waren,
missbrauchten uns, mit Vorliebe besonders gerne uns ganz kleine Mädchen.
Ob Jungs das ebenfalls erleben mussten, weiß ich nicht, ich war ja immer nur mit
Mädchen zusammen.
Von Berührungen über Folter, Schläge, eindringen in einen, einzeln oder zu mehreren, sie waren brutal und je mehr man schrie oder weinte desto
mehr Freude zeigten sie, sie lachten.
Es war die Hölle auch wenn ich erst viel später verstand was mir da tatsächlich angetan wurde.

* Mein Bruder und ich mussten 8 Wochen dort bleiben, was mein Bruder
alles erlebt hat weiß ich nicht, er sprach eigentlich nie mehr über das Heim und heute haben wir keinen Kontakt mehr miteinander.
Ich weiß noch, dass ich am Anfang meiner Mutter versucht hatte zu
erklären, wie schrecklich es dort war, doch sie glaubte mir einfach nicht.
Niemand glaubte mir in der Familie.
Mein Bruder schwieg und ich machte es ihm nach.

Erst im Alter von 9-10 Jahren kamen die ersten Träume hoch, manchmal auch nur
Wortfetzen, einzelne Bilder...
Mein Pech war als ich 4 Jahre alt war brachte meine Mutter einen Mann mit in
die Familie, der mein Stiefvater wurde.

Er war wie zwei Personen in einer. Er war großzügig zu uns, war aber
andererseits ein furchtbarer Workerholiker, der total cholerisch,
unberechenbar war von seinen Wutausbrüchen her.
Eigentlich war es ein...vom Regen in die Traufe zu kommen für mich.
Die Schläge, Erniedrigungen, Bestrafungen, jeden Tag Streit, Wut, Zorn,
endlos Diskussionen nahmen ab da, nie mehr ein Ende in meiner Familie .
Da wo es im Heim aufgehört hatte ging es zu Hause gerade so weiter.

Was kommt dabei heraus?

Ein Kind, Mädchen, Teenager wo verschlossen, oft schwer depressiv war,
ein Kind das Schwierigkeiten im lesen und schreiben hatte, ich wurde von
meinem Stiefvater immer als dumm bezeichnet, nutzlos, ich wurde ein Kind
das mit 9 Jahren von einer Brücke gesprungen ist weil der Tod besser
war, wie die ewigen Beschimpfungen, Erniedrigungen tagtäglich ertragen
zu müssen und mit all diesen Alpträumen vom Heim und deren Bewohnern .
Ich hatte mit Autoritäten von je her meine Schwierigkeiten, auch heute teils noch.
Meine Familie verstand einfach nicht, dass ich psychologische Hilfe benötigt hätte.

Ich war in ihren Augen immer nur die Aufmüpfige, die wo sich nicht
anpassen wollte, ein Störenfried, zu nicht's nutze, die sich komisch
verhaltet und mein Bruder, der wurde immer bevorzugt, alles was er
machte war mega toll und erfolgreich, ich war der Dauer-Loser, das ewige
schwarze Schaf der Familie.

In der Teenagerzeit fing ich an mich zu ritzen, schluckte Tabletten, ich
war sehr oft schwerst depressiv, wollte nicht mehr leben, ich kam mir so unnütz und alleine auf der Welt vor.

Mit 18 Jahren ging ich freiwillig in eine psychosomatische Klinik, diese baute mich in soweit auf, dass ich nach Hause kam und verkündete, dass
ich von Zuhause ausziehen werde, was ich dann auch machte!
Zwar wurde ich nun nicht mehr jeden Tag beschimpft, geschlagen etc. doch
die tiefen Narben blieben, sie sind heute noch da!
Ich hatte mit vielen Dämonen zu kämpfen und es kamen immer neue dazu.
Mit 19 Jahren tat sich dann eine andere Hölle auf namens "Krebs".

Als ich von "Verschickungsheime/Kinder hörte, schrieb ich das Jugendamt
an und fragte nach meiner Akte. Doch ich erhielt nur ein "die wurde
schon vernichtet" von der zuständigen Dame.
Auch die AWO will von Verschickungsheime nichts wissen!
Egal wo man sich hinwendet winken alle ab aber so viele ehemalige Kinder
können nicht lügen.

Ich wünsche mir etwas dazu beitragen zu können damit die
Verantwortlichen ENDLICH zur Rechenschaft gezogen werden! Das die
Menschen, Instituten von damals und heute zugeben was sie uns allen damals angetan haben!

Ich wünsche mir eine richtige Aufarbeitung, ich wünsche mir, dass die Länder,
Behörden, Ärzteschaft, Pharmaindustrie, Behörden dazu stehen was sie
Jahrzehnte lang gedeckt und mit- verschuldet haben.

Ich wünsche mir eine finanzielle Wiedergutmachung, denn so viele von uns
ehemaligen Kindern kämpfen heute noch mit schweren seelischen,
körperlichen, psychischen Erkrankungen herum. Sind heute so wie ich
schon frühverrentet, leben in Altersarmut etc..

Wir sollten zumindestens in soweit finanziell entschädigt werden, dass
wir den Rest unseres Lebens wenigstens einigermaßen sorgenfrei leben
können.

Von dem was ich dort an Medikamenten schlucken musste, Infusionen,
Spritzen, Bestrahlung bekam, wer weiß da schon, ob nicht mein Krebs,
meine Allergien, Unverträglichkeiten, schwerste Erkrankungen nicht von
den damaligen Medikamenten kommen?
Und es ist für mich heute mit 49 Jahren eine große finanzielle Belastung nur
mit einer Minirente klar kommen zu müssen.

Medikamente die nicht verschrieben werden, gesonderte Untersuchungen,
spezielle Cremes, Pflegemittel wo nicht bezahlt werden, ich würde mich
gerne vegan ernähren aber wovon soll man das denn alles bezahlen?

Mit Haftstrafen ist keinem geholfen, sind wir ehrlich Millionen Kinder
die ein Schicksal teilen, teilweise ihr Leben lang schwerst
traumatisiert wurden und es bis heute sind wovon sich wahrscheinlich
unzählige Kinder, Jugendliche, Erwachsene sich das Leben genommen haben weil
deren Dämonen einfach zu stark waren.

Was will man da "Gut" machen mit Haftstrafen?

Wo fängt man heute denn da an?

Wenn man genau weiß, dass ein ganzes Land mit Ihren ehemaligen
Politikern, Ärzten, Schwestern der Pharmaindustrie, die Kirchen,
Krankenkassen, Behörden, Erziehern, die oft ehemalige Narzis waren, alle
unter einer Decke steckten und sehr wohl von dem ganzen Leid wussten wo
Millionen Kindern seit 1944/45 angetan wurden ist und das über
unglaubliche 50 Jahre lang.

Ein Fass ohne Boden.
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Roswitha Weber schrieb am 07.02.2024
Hallo, mein Name ist Roswitha. Ich habe heute eine Doku über die Kinderverschickung gesehen und bin erschrocken. Ich kann diese schlimmen Erfahrungen zum Glück nicht teilen.
Im Januar/ Februar 1977 bin ich, im Alter von 9 Jahren, in Wiesbaden im Kinderkurheim Taunusfreude gewesen.
Ich hatte das Glück, dass wir nicht viele Kinder waren. Auch wurde es dort so gehalten, dass es ein Kurgang mit Mädchen und abwechselnd mit Jungen, also keine gemischten Kurgänge gab.
Wir hatten eine sehr junge Gruppenleitung, Christine Göllner, die mir immer noch positiv in Erinnerung ist.
Uns wurden am Abend, im Bett, Geschichten vorgelesen. Wir haben gesungen, gebastelt, gemalt und Fasching gefeiert.
Das was mir als negativ in Erinnerung geblieben ist, ist das wir zum Mittagessen Medikamente nehmen mussten, und dazu nichts trinken durften.
Zu der Zeit wurde es auch in den Elternhäusern praktiziert, beim Essen nichts zu trinken:"Dann ist der Bauch schon voll" 🙁
Mich haben diese schönen Erinnerungen an die 6 Wochen mein Leben lang begleitet.
Im Nachhinein empfinde ich es so, dass ich dort Strucktur und Freude erfahren habe. Ich hatte im Anschluss viele Jahre Brieffreundinen aus der Kur.
Ach heute habe ich immer noch Kontakt zu einer Kurfreundin.
Die Zeit hat mein Leben positiv geprägt.
Anscheinend hatte ich Glück!
Es ist mir wichtig, dass auch diese positiven Berichte in die Öffentlichkeit gelangen. Als Dank an die damaligen Mitarbeiter!
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Andreas Boenig aus 41462 Neuss schrieb am 04.02.2024
Auch ich melde mich als Betroffener.
Ich war mit meiner Schwester in den 70er Jahren, so ca. 1974 und 1975, zweimal je in den Sommerferien zur Kinderverschickung in dem Heim in Bad Kreuznach, dem Viktoriastift .

Ich kann mich nur anschließen: hier gab es Gewalt, Zwangsernährung, Erniedrigung und Bedrohung.

Unsere Familie wohnte seinerzeit in Dormagen, mein Vater war bei den Bayer-Werken in Dormagen angestellt.

Ich war wohl laut Hausarzt auch zu dünn, sollte aufgepäppelt werden. Warum meine Schwester dorthin sollte, weiß ich nicht. Sie hat das auch nicht als so schlimm empfunden. Wir wurden bei Ankunft eh sofort getrennt, da unterschiedliche Geschlechter.

Es war für mich das reinste Martyrium, schlimmer als im Gefängnis. Es grenzte an Folter.

Das ekelhafte Essen musste nach Erbrechen gegessen werden. Auch wenn das Stunden dauerte. Die anderen Kinder machten „Freizeitprogramm“, ich musste weiter sitzen, bis ich aufgegessen hatte.

Auch ich habe nur lückenhafte Erinnerungen. Wahrscheinlich vieles wegen Traumatisierung verdrängt.

Körperliche Gewalt war Tagesordnung. Ein Junge mochte keinen Käse, wollte ein angebotenes Käsebrot nicht essen. Er wurde von zwei „Tanten“ rausgeführt. Als sie wieder mit ihm in den Raum kamen, hatte er ein rot verheultes Gesicht und würgte sich in Aufsicht der Tanten das Käsebrot rein.

Auch ich erbrach mich Abends im Bett ob des ekelhaften Essens.

Auch bei uns gab es eine eine gute Tante, die auch selten zugegen war. Die anderen waren sadistische Monster. Allen voran die rothaarige Tante Marlies, welche mich zu ihrem „Liebling“ erkoren hatte.

Nun zur Demütigung: ein Junge hatte glatte lange blonde Haare und war von schlanker Statur und trug eine Brille. Er hieß Kai-Uwe. Wir sollten Hänsel und Gretel aufführen. Obwohl es genug blonde langhaarige Mädchen - inkl. Inklusive meiner Schwester - gab, Musste Kai-Uwe die Gretel im Kleidchen spielen. Gegen seinen Willen.

Dann gab es noch diese entwürdigende Solebäder und wenn man mittags zur allgemeinen Mittagsruhe auf den Pritschen nicht schlafen konnte und sich ganz leise unterhielt, wurden wir an den Ohren gezogen und mit den Köpfen zusammen geknallt mit dem Verweis auf absolute Stille.

Androhung vor Heimfahrt von bösen Briefen an die Eltern wegen vermeintlichen Fehlverhalten schürten die Angst.

Und prompt kam ein Brief kurz vor Weihnachten. Ich hatte Todesangst, als der Brief ankam. Er entpuppte sich letztendlich als heuchlerische Weihnachtskarte.

Da meine Kindheit eh schon alles andere als schön war, trugen diese „Kuren“ einen großen Teil dazu bei, dass ich mich als wertloser Mensch sah, es beeinträchtigt mich noch heute.

Den Eltern haben sich aus bekannten Gründen die wenigsten anvertraut, ich auch nicht.

Zum Glück können solche Grausamkeiten heute nicht mehr ungestraft zelebriert werden.

Also wer in dem Zeitraum auch dort war, kann sich gerne zwecks Aufarbeitung / Austausch bei mir melden: 01735185384

Viele Grüße
Andreas
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Sylvia Gorski aus Wittingen schrieb am 02.02.2024
Hallo,
ich war wegen meines Asthmas in dieser Kurklinik.
Gott sei Dank wurde ich gut behandelt und habe nur schreckliche Erinnerungen an die Trennung meiner Mutter. Auch das Heimweh war sehr schlimm. Ich war bestimmt drei Wochen auf der Krankenstation. Ich hatte eine Nierenbeckenentzündung. Auf dem Foto was von mir im Krankenbett gemacht wurde , sah ich sehr schlecht aus. Ansonsten kann ich mich an leckeres Müsli zum Frühstück erinnern. Ich war auch immer froh, wenn wir uns dick beschmierte Marmeladenbrote machen konnten. Die aß ich am liebsten.
Im Schlafraum standen 3 Doppelstockbetten und ein Doppelbett. Die Räume waren sehr hoch. Als das Licht ausgeschaltet wurde, war es stockfinster. Ich hatte immer große Angst vor der Dunkelheit und das ich die Toilette nicht finde. Es gab auch nette Erzieher die das Licht im Flur anließen.
Ich erinnere mich auch noch an Rotlichtsitzungen und kalte Stirngüsse. Das sollte bestimmt den festsitzenden Schleim lösen.
Es wurde auch mal ein Ausflug ich meine nach Eisenach gemacht.
Wir sind oft in das Gradierwerk gegangen. Dort trugen wir weiße Überhänge und sangen Lieder.
Was auch überhaupt nicht schön war, das man nur eine bestimmte Anzahl an Wäsche mitnehmen durfte. Das hieß drei Tage den gleichen Schlüpfer.
Ich habe noch meine Kurfibel. Deshalb weiß ich, das ich in Gruppe 4 war mit Grit Fabisch, Peggy Troitsch, Britta Zarling, Doreen Werner, Anja Köwing, Sandra Fulsche, Jeanette Marx, Diana Strauß, Reina Wagner, Jana Volbach, Alexandra Wilke, Sylke Schirmer, Sandra Tausch, Yvonne Friedrichs, Simone Wittig, Katja Heinrich, Anja Liebscher
Vielleicht meldet sich ja mal ein Mädel was mit mir in der Gruppe war.
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Sylvia Gorski aus Wittingen schrieb am 02.02.2024
Hallo,
ich war wegen Neurodermitis zur Kur.
Ich habe Gott sei Dank keine Erinnerungen daran, das wir schlecht behandelt wurden. Am schlimmsten war die Trennung von meiner Mutter. Wir sind mit dem Bus von Potsdam gefahren. Das war schrecklich das meine Mutter mich nicht wieder mit nach Hause genommen hat. Auch das Heimweh war furchtbar.
Ich habe noch meine Kurfibel. Deshalb weiß ich das ich in Gruppe 4 war.
Der Chefarzt hieß Dr. Rosenhahn. Die Schwestern hießen Elke, Petra, Gudi,Madeleine, Renate, Christine, Ute, Inge,Jutta und Gisela.
Die Erzieherinnen hießen Frau Schrade, Frau Kraul,Frau Felber, Frau Hengstler und Frl. Glatzer.
Wir waren 16 Mädchen in einer Gruppe.
Die Kinder hießen Katrin Birkholz, Nicole Busse, Andrea Gerlach, Brit und Silke Gochmann, Doreen Görg,Jacqueline Guleiof, Manuela Kind,Daniela Konrad, Sylvia Krüger, Katja Lohmann, Heike Matzkat, Simone Mohr, Doreen Palm, Ellen Ruß, Sylvia Schild
Ich war in den Sommerferien da und wir sind viel am Strand gewesen. Ich erinnere mich auch noch, das wir jeden morgen in den Keller gingen zum eincremen. Wir waren alle nackt. Die Schwestern haben aus großen Gläsern mit Holzspatel Salben auf unserem Körper verteilt. Verschmiert hat es dann jeder bei sich selbst. Auch an Molkebäder kann ich mich erinnern. Ich musste auch ein paar Tage auf die Krankenstation. Dort war ich ganz allein.
Wir waren zu viert in einem Zimmer.
Ich war 2010 noch einmal auf Usedom. Ich habe das Gebäude erst nicht gefunden. Es ist auf der Postkarte von hinten abgebildet. Ich erinnere mich auch noch an einen Spielplatz im Wald vor dem Strand. Wir haben im Wald immer heimlich Blaubeeren genascht.
Bin gespannt ob sich irgendwann mal Jemand aus meiner Gruppe meldet.
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Günther aus Brrlin schrieb am 01.02.2024
Hallo, ich suche weitere Betroffene aus dem Kurheim Freudenholm im Kreis Plön. Bisher gibt es nur 1 Zeugnis von Brigitta, deren Erfahrungen ich z.T. Auch machen musste. Leider kann ich eigene Erlebnisse und Erzählungen dortiger Kinder damals oft nicht gut auseinanderhalten. Jedoch habe ich und haben andere Kinder dort einiges mitgemacht: Zwang, bestimmte Dinge gegen eigenen Willen (auf)zuessen, Heimweh zu verdrängen, ängstliche Kinder, die im Bett einmachten, wurden fürchterlich ausgeschimpft usw. Die Versuche, mich zu mästen, haben bewirkt, dass ich immer noch recht mager bin (Reaktanz).
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Katrin Kikillus-Schroedter aus Löbnitz schrieb am 01.02.2024
Ich war ca. 1975 im Kinderkurheim Haindorf bei Schmalkalden. Ich habe hier einen Beitrag gelesen, von einer Claudia, welche erwähnt hat, dass Sie noch das Kundi Heft hat. Sofort kam die Erinnerung wieder hoch, welche doch sehr tief in mir verborgen war. Die Erfahrungen in diesem Kinderkurheim waren traumatisch. Ich habe Jahrelang die Karten aufgehoben, welche meine Eltern mir ins Kurheim geschickt haben. Darauf waren Puppen abgebildet. Irgendwann habe ich diese weggeworfen. Vielleicht um zu vergessen, vielleicht um nicht mehr daran erinnert zu werden. Genauso machte ich es mit dem Kuscheltier, welches ich dort hatte. Es war Pittiplatsch.
Ich würde mich gerne mit ehemaligen,,Kurkindern" austauschen. Leider finde ich nicht wirklich Fotos von diesem Heim.
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Renate aus damals Osteel schrieb am 31.01.2024
Erst einmal Hallo an alle die mal in einer sogenannten Erholungskur waren . Ich bin geboren 1964 und ich kann leider nur Bruchstücke erzählen . Meine Mutter starb 1974 was für mich sehr schlimm war .Im selben Jahr schickte mein Vater mich zur Kur . Später hieß es weil ich viel zu dünn war und den verlust meiner Mutter so besser verkraften könnte . Ich fühlte mich so unglaublich schuldig. Ich dachte ich wäre schuld das meine Mutter nicht mehr da sei und ich deswegen weg geschickt wurde. Ich weiß den Ort nicht mehr aber vieles habe ich wohl nicht vergessen . Es war ein fürchterliches Haus, ich erinnere mich daran das ich zum Bahnhof gebracht wurde und eine Frau in einem komischen langen Kleid brachte mich weit weg . An die Bahnfahrt erinnere ich mich nicht weiter . Als ich in diesem Haus war , waren dort ganz viele Kinder. Viele weinten und ich hatte so unglaublich viel angst. Ich weiß nicht mehr warum, aber ich weiß das wir in zwei Reihen gestanden haben . Wir hatten nichts an und es war kalt . Irgend etwas passierte in dem Raum mit dem Arzt und die komische Frau. Ich weiß nur noch das der Arzt überall angefasst hatte und mir sehr weh getan hat . Ein Mädchen hatte sehr lange Haare und versuchte ihre Brust damit abzudecken , ich glaube sie war schon etwas älter, aber irgend jemand zog an ihren Haaren und sie weinte . Es gab dort einen riesen Saal wo wir irgend wie aufgeteilt wurden . das essen war scheußlich , man musste alles aufessen am schlimmsten fand ich Schmalzbrot war das glaube ich . das gab es am Nachmittag für die, die zu dünn waren . Ich weiß das ich einmal versucht habe den Schmalz unterm Tisch abzustreifen . Es war so schlimm weil ich das ab machen musste und auf essen musste. Wenn man es erbrochen hatte musste man auch das essen . Ich erinnere mich an einem großen Raum dort waren zwei Sonnen . Man musste sich ausziehen und man bekam so komische schwarze Brillen und man musste im Kreis laufen . Ich wurde dort zum Bettnässer und man hat mich vor allen anderen Kindern ausgelacht , ich wollte immer zur Toilette aber das durfte man nicht . Wenn man es trotzdem tat, und ich tat es , musste man die ganze Nacht auf eine kalte große Treppe sitzen . Ich weiß noch das die Jungens oben waren und die Treppe glaube ich etwas rund verlief . Einmal in der Woche saßen wir alle im Flur und vor uns waren ganz große Schränke , ich glaube unsere Namen waren da drauf und wir bekamen dann neue anziehsachen . Ich kann mich nur an einmal erinnern das wir raus gegangen sind und ganz komische Lieder mussten wir singen . Mein Vater war ein wandersmann und irgend etwas mit Stock und Hut . Als ich die 6 Wochen rum hatte weiß ich nur noch das ich am Bahnhhof meinen Vater sah und weinend auf ihn zugerannt bin . Ich wollte ihm erzählen was passiert ist , aber geglaubt hat er mir nicht . Mein Leben ist komisch verlaufen . Ich bin heute fast 60 Jahre bin geschieden lebe noch immer alleine , habe schwierigkeiten Kontakte zu knüpfen , nin schon seit ein paar Jahren auf Rente und in einer immer wieder folgende Therapie die mir auch nicht sagt was mit mir los ist . Ich habe (wie soll ich das schreiben ) angst vor umarmungen, Ehen sind zerbrochen weil ich das sexuelle einfach nicht ertragen kann, weiß nicht was mit mir los ist, warum ich irgendwie anders bin . Komisch war... als ich diese Seite gefunden hatte und anfing zu lesen bin ich in Tränen ausgebrochen . Wo war das all die Jahre ? warum hab ich das vergessen ? das schlimme ist . Ich muss 2 mal in Kur gewesen sein aber das würde heißen das ich vor dem tot meiner Mutter schon mal in Kur gewesen sein muss . Irgendwie denke ich an Lüneburg Lünerburgeheide ? ich glaube wir waren an dem Tag wo wir endlich mal raus waren auf einem Kalt oder Kalkberg . ich frage mich ..ist das denn normal das ich keine erinnerungen an einmal habe und an dem zweiten mal nur noch Bruchstücke . Es gab da eine Susanne und ihr Bruder hieß Frank oder Franz . Ein Mädchen war sehr dick und sie weinte sehr viel weil sie hunger hatte , war das Susanne ? woher kommen auf einmal diese Bilder . Ich kann nur sagen . Es war schrecklich , ich blieb Bettnässer bis zum 16 . Geburtstag , ich habe heute noch angststörungen , fürchte mich im dunkeln , glaube immer zu versagen und habe sehr große angst Menschen zu verlieren was natürlich auch geschah . Heute lebe ich alleine denn vertrauen ? habe ich zu keinem . Vielleicht versteht mich hier irgend jemand wenn ich sage : anfassen tut mir weh . Vielleicht erinnert sich jemand an Hand von dem was ich geschrieben habe . Ich kann versuchen ein paar Stichwörter zu nennen . Kalt oder Kalkberg , schwarze Brillen wie taucherbrillen , in zweier Reihe aufstellen immer , am schlimmsten bei dem komischen Arzt. Die große Treppe , oben die Jungen und eine tiefer die Mädchen . Es gab ein Spielzimmer , ganz hinten links waren Puppen , wenn man nicht lieb war musste man vorne stehen bleiben . Elefanten mit Rosa schleifchen suchen mit Bleistifte wurde auf dem Kopf gekratzt , der blöde Wasserschlauch mit dem eisigem Wasser nach dem Baden in den Holzdingern . Ich hoffe alle die auch dort waren , das euer Leben besser verlaufen ist und ihr keine so großen ängste zurück behalten habt .
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Sabine Wendtland aus Heidelberg schrieb am 30.01.2024
Verschickung wg. chronischer Bronchitis

Bad Dürrheim, Luisenheim
*knapp 6 Jahre alt
*Frühjahr 77
*habe 3 Fotos: Im Kurpark, mit Sommertagsstecken, Gruppenfoto im Park
Erzieherinnen darauf zu sehen
*In meiner Erinnerung meine ich, dass die Erzieherinnen "Lieblingskinder" hatten
*Diakonissen überwachten Mittagsschlaf
*Mittagsschlaf in Gruppenräumen mit Metall-Gitterbetten
*Habe mir mit Bettnachbarin durch die Gitter hindurch die Hände und Arme zugestreckt, haben uns Arme zerkratzt
*Teller/Essen musste leer gegessen werden
*Machte mir mal "beim Essen" in die Hose/
wurde aus dem Raum geführt, andere Kinder lachten
*Ich musste einmal Schwarzwurzelgemüse essen.
Ich habe es "holzig" in Erinnerung. Noch heute bekomme ich Würgereiz beim Gedanken daran.
*Meine Mutter erzählte, meine Eltern wollten mich besuchen, fuhren hin, durften mich aber nicht sehen.
*Bei uns zu Hause wurde Dialekt gesprochen. Als ich abgeholt wurde, muss ich in wohl in astreinem Hochdeutsch gesagt haben:" Wenn ich in die Ferne schaue, denke ich da ist meine Heimat."

Meine Gedanken heute dazu:
*Wie konnte man Kinder so früh, so lange alleine "wegschicken"?
*Schüchterne Kinder haben die unguten Gefühle, genau wie das unbekömmliche Essen runtergeschluckt!?
*Viele Diakonissen waren schon während der Nazizeit tätig. Die Tante meiner Mutter war Diakonisse. Diese berichtete in der Familie von ehemaligen "braunen" Diakonissen. Wer hat die eigentlich entnazifiziert?
*Ich hoffe aus meiner Verschickungszeit nichts verdrängt zu haben...!
*Ich habe diese wenigen Erinnerungen nicht als schön oder unbefangen abgespeichert.


Sankt Peter Ording/Heim kann ich leider nicht mehr erinnern
*8 oder 9 Jahre alt
*79 oder 80
*meine Mutter brachte mich mit dem Zug von Süddeutschland/Heidelberg hin
*sie sagt, sie musste mich an der Tür "abgeben"
Erinnerung:
*Straße vor Heim, auf der wir als Gruppe standen, bevor wir mit BetreuerInnen zu Aktivitäten aufbrachen
*Heim (Haus aus Backstein?)
*Strandspaziergänge
*Souvenirkaufen für zu Hause in einem Laden (Fischaschenbecher, Robbenschlüsselanhänger)
*Wir schauten mal in einem Gruppenraum zusammen Winnetou im Fernsehen.
*Meine Oma und eine Tante holten mich mit dem Zug wieder ab.

Meine Gedanken/Erinnerungen an S.P. Ording:
*Ich habe das Wetter dort grau abgespeichert.
*Meine Gefühlslosigkeit beim Bringen und Abholen (funktionieren als Kind)

In den 80er musste ich noch 2× oder 3× nach Davos. Das war zu meiner beginnenden Tenniezeit. Einige Erlebnisse dort sind mir lebhaft und positiv in Erinnerung geblieben. Trotzdem musste man dort wohl auch die Mahlzeiten essen. Ich weiß, dass ich Leberkäse in das Waschbecken in unserem 2er Zimmer erbrochen habe.

Allgemeine Erinnerungen zu den Aufenthalten: Packlisten, beschriftete Kleidung, weg von Zuhause: aus Alltag mit Freunden gerissen, zurück wieder Anschluss (im Schulstoff) bekommen, Klassenfoto auf dem ich fehle,
Sehnsucht nach Post, Angst vor Verlängerung

Fazit:
Ich hoffe aus der Verschickungszeit nichts "verdrängt" zu haben, da meine Erinnerungen nicht sehr reichhaltig sind.
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Doris Janssen aus Schweiz schrieb am 29.01.2024
Guten Tag an alle Betroffenen

Ich schreibe Euch über eine Erfahrung von Mike Bossard, welcher mir seine Geschichte nach dem Tod seines Adoptivvaters erzählt hat. Es hat mich sehr erschüttert. Nach mehr als 50 Jahren hat er die Ereignisse nie vergessen und über seine Religion schließlich Frieden "schließen können. Da er es nicht gewagt hat, seinem Adoptivvater zu erzählen, was er in den vielen Monaten im Kinderheim erlebt hatte, gehe ich aber davon aus, dass auch die Religion nicht über alles hinweg helfen kann. Er hat es nie dem Bistum Chur mitgeteilt, obwohl dort eine Anlaufstelle für sexueller Missbrauch geschaffen wurde. Was ich wiederum auch verstehen kann...
Ich stehe nun alleine mit dieser Erzählung, weil meine Mutter, die letzte Partnerin dieses Adoptivvaters, behauptet, jeder könne so eine Geschichte erzählen. Und Schläge hätten diese Kinder sicher nicht umsonst bekommen. Ich war ehrlich gesagt schockiert über diese ( immernoch) Haltung. Er selbst und sein Bruder wurden offenbar über Monate sexuell fast täglich missbraucht im Toilettenhäusschen außerhalb des Gebäudes, irgendwo im Park. Er und sein Bruder wurden auch psychisch misshandelt und nach langem Kampf ( mit Hilfe eines Anwalts) dann endlich wieder dem Adoptivvater übergeben. Diese beiden Söhne waren noch im Kindesalter und Kleinkindalter. Dem Adoptivvater wurden die Söhne aus der Stadt Zürich während einer bösen Scheidungsschlacht von der KESB entrissen und in ein Kinderheim auf Lenzerheide geschickt. Bei der Abholung der Adoptivsöhne am Schluss dieses Aufenthaltes wurden die beiden Kinder fast nackt übergeben. Schläge und andere Demütigungen waren an der Tagesordnung. Könnte rgendjemand von Euch diese Schilderungen bestätigen? Hat jemand von Euch das in Lenzerheide auch so erlebt? Es müssen Ordensleute gewesen sein, die das Kinderheim geführt haben. Leider wurden die Söhne dann von der 2. Ehefrau weiter geschlagen und das im Gesetz verankerte Wort " Züchtigung" dauerhaft umgesetzt. Es war ein langer Leidensweg. Ich danke Euch jetzt schon für Eure Antworten dazu. Lieben Dank.
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Merz Petra aus Saint-Malo (Frankreich) schrieb am 28.01.2024
Ich wurde zweimal für 6 Wochen an die Nordsee verschickt.

Das erste Mal, 1973, mit sieben Jahren nach Langeoog ins Dünenheim. Es war eine lange Zeit für mich, aber ich habe trotzdem viele gute Erinnerungen an diesen Aufenthalt.

Es gab aber doch ein traumatisches Erlebnis. Ich habe aus Versehen beim Essen mein Glas umgeworfen. Leider ist es auf den Boden gefallen und zerbrochen. Eine der Serviererinnen hat daraus ein wahres Drama gemacht. Sie hat mich heftig angeschrien, alles geheißen und gesagt, die Heimleiterin würde jetzt meine Mutter anrufen, ihr sagen wie ungezogen ich sei und sie hat mir damit gedroht, daß meine Mutter das Glas bezahlen muß. Ich wußte aber damals, daß das Geld in meiner Familie nach der Scheidung meiner Eltern knapp war und deshalb hat mich diese Bedrohung wie der Blitz getroffen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und nichts mehr essen. Ich hatte plötzlich schreckliche Angst, was da für Kosten, wegen mir, auf meine Mutter zukommen, Angst auch vor ihrer Schelte und daß Sie wegen mir Geld verliert. Meine Gruppenleiterin wurde gerufen, weil ich nichts mehr essen konnte. Sie hat versucht, mich mit Worten zum Lachen zu bringen, aber das hat nichts genützt. Schließlich ist Sie vor mir auf die Knie gegangen und hat mich auf lustige Weise gebeten, ich soll doch wieder lachen und essen. Mir kommen heute noch beim Gedanken an diese Szene die Tränen und ich bin dieser Frau sehr dankbar, denn dank ihr war der Aufenthalt für mich dort gerettet.





Das zweite Mal, 1975, mit neun Jahren, gings nach Sylt, entweder ins Haus Nordmark oder ins Kurt-Pohle Heim, ich weiß es nicht sicher. Ich weiß noch, dass das Kinderkurheim nicht so nah am Strand lag, wie es für das Kurt-Pohle Heim den Anschein hat, obwohl ich den Speisesaal (auf der davon existierenden Postkarte) dieses Heims zu erkennen glaube. Ich glaube aber auch mich an den Eingang des Hauses Nordmark zu erinnern. Wir kamen rein und dann war da so eine Art Gang mit unseren Jacken und Schuhen. Aber ich kann mich nicht an den Affen erinnern, den viele Verschickungskinder erwähnen.

Mein Aufenthalt dort hat schon, bevor ich dort ankam, schlecht begonnen. Auf dem Bahnsteig vor der Insel Sylt wurden wir von einer Betreuerin oder Erzieherin? abgeholt. Ich habe Sie angesprochen und wollte ihr einen Gruß von meinen Brüdern ausrichten, die im Vorjahr dort waren. Daß ich es gewagt habe sie anzusprechen, hat ihr aber gar nicht gefallen. Sie sagte mir ich sei frech, schlecht erzogen, und daß sie mir deswegen das Leben in den nächsten Wochen schwer machen würde, und so kams dann auch. Ich weiß noch wie geschockt ich war, denn ich habe nicht verstanden, was ich falsch gemacht habe. Mir war als Kind plötzlich klar, daß ich dieser aggressiven Frau hilflos ausgesetzt war und hatte große Angst, dabei war ich noch nicht einmal dort angekommen. Diese Hilflosigkeit und Angst, sowie auch das Gefühl der Ungerechtigkeit, Verlorenheit und des Ausgeliefertseins, verfolgen mich noch heute. Sie sagte uns später, sie möge keine Mädchen, sondern nur Jungs.

Ich erinnere mich daran, daß wir ständig von den Erzieherinnen angeschrien und zur Eile aufgerufen wurden. Alles ging nur mit Androhen von Strafen. Vor dem Essen mußten wir uns immer zum Tischgebet die Hände reichen. Der Junge, der neben mir saß, hat mir dabei ständig die Hand zerquetscht. Ich konnte aber nichts sagen, denn ich wurde von den katholischen Schwestern, die das Essen austeilten, sofort angeschrien und als Lügnerin bezeichnet. Ich erinnere mich auch an das schlechte Essen, an den Geruch der Kartoffeln, und vor allem an das Sauerkraut, das ich auch heute noch nicht essen kann und auch daran, daß ich immer riesigen Hunger hatte. Ich habe damals meine Mutter, bei einem der wenigen erlaubten Anrufe, angefleht mir ein Esspaket zu schicken. Ich konnte ihr am Telefon nicht erklären daß ich Hunger hatte, denn die Betreuerinnen waren hinter mir und haben zugehört. Ich erinnere mich noch daran, wie meine Mutter mich mehrmals danach gefragt hat, ob ich genug zum Essen bekomme. Ich habe sehnsüchtig auf das Paket gewartet. Es kam dann auch, aber ich durfte nur eine Keksschachtel (Eine Prinzenrolle) behalten, den Rest mußte ich abgeben.

Ich kann mich auch an die Gummibärchen erinnern, die vor dem Schlafengehen ausgeteilt wurden, ich weiß aber nicht mehr, ob ich selbst auch welche bekommen habe.

Ich erinnere mich auch noch besonders an meine Bettnachbarin, die immer hart fürs Bettnässen bestraft wurde und wie sehr ich mit ihr gelitten habe. Ich habe dort auch wieder ins Bett gemacht. Ich weiß noch, wie sehr mich das schockiert hat, denn ich verstand lange nicht wie sowas möglich war.

Als ich nach Haus kam, war ich total traurig und mußte ständig weinen. Ich konnte aber meiner Mutter nicht erklären was vorgefallen war. Ich konnte nur immer wieder sagen, daß die von meinen Brüdern geschätzte Erzieherin so schrecklich zu mir war. Meine Brüder haben mir dann gesagt, daß das sicher meine eigene Schuld sei, denn zu ihnen waren Sie ja nett.

Wenn man mir nicht glaubt, dann habe ich heute noch dieses Gefühl der Ohnmacht und ich werde wieder genauso traurig in meiner Seele wie damals. Sobald ich mich heute noch von jemandem schlecht behandelt fühle, kommt sofort dieses Gefühl der radikalen Hilflosigkeit wieder und auch die Angst und Verzweiflung, die damit verbunden sind. Ich habe heute ständig das Gefühl, daß egal was ich tue, es nie dafür ausreicht, daß der Andere mir glaubt, mich schätzt oder sogar liebt.

Ich habe ein Gruppenfoto von dieser schrecklichen Zeit.
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Claudia aus Leipzig schrieb am 28.01.2024
Hallo liebe Haindorf Kurkinder,
ich bis Jg. 71 aus Leipzig, und war mit 5 1/2 Jahren, 6 Wochen, (ab März 1977) in Haindorf zur Kur zum zunehmen. Auch für mich war es eine traumatische Zeit.
Ich möchte mich gerne mit anderen austauschen, ich habe auch noch Fotos vom Fasching, das Kundi-Heft und andere Dokumente. Habt ihr auch noch Fotos oder anderes?
Liebe Grüße von Claudia
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Esther Kupka aus Waldbröl schrieb am 27.01.2024
Ich bin wirklich ein glückspilz! Schon immer gewesen und auch hier zeigt es sich wieder: Ich habe immer geglaubt, mir ist es in Bad Wildungen sehr schlecht gegangen - aber wenn ich die berichte hier lese, habe ich es wirklich gut getroffen.
1958 war ich für 6 wochen zur kur (nierenbeckenentzündung). Ja, auch wir wurden gemästet, auch bei uns haben sich immer wieder kinder erbrochen, aber die meisten haben es bis zur toilette geschafft, die ständig verstopft war und deren boden häufig mit urin, kot und erbrochenem bedeckt war. Nur einmal hat sich ein mädchen auf ihren teller erbrochen, musste aber nur den teil aufessen, der frei von erbrochenem war.
Ein junge hat zu viel frühstückssuppe gegessen und sich erbrochen, das musste er dann aufessen. Von dieser schrecklichen milchsuppe mussten wir immer mindestens 2 teller essen, einmal war die milch sauer, da wurde uns 1 teller erlassen!
An strafen kann ich mich nicht erinnern, allerdings wurden manchmal kinder ins büro zitiert, ob da was passiert ist, weiß ich nicht.
Briefe wurden gelesen, „damit wir die eltern nicht unnötig beunruhigen“.
Was ich nachträglich am schlimmsten finde, war, dass mir als 12jähriger aufgefallen war, dass es drei klassen von kindern gab. Am besten ging es den kurkindern (wir waren 6, für die wurde wahrscheinlich besser bezahlt); dann kamen die DRK-Kinder, die für jeweils 3 wochen mit dem bus ankamen; am schlimmsten ging es den kindern (an 2 kann ich mich erinnern, ich glaube, es waren 3 bis 5), die anscheinend dauerhaft da lebten: Die mussten beim putzen helfen, der umgangston war sehr viel unfreundlicher als bei den kurkindern und sie wurden auch geschlagen. (Und für die erzieherinnen gab es fleisch zum mittagessen.)
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Nadine aus Würzburg schrieb am 26.01.2024
Ich war im Mai 1980 im Viktoriastfit, Bad Kreuznach für 6 Wochen, und zwar in der Schwalbengruppe (oder im "Schwalbenhaus")

Warum ich dort war:
Damals war ich 10 Jahre alt und als "zu dick" eingestuft. Davon gab es 1980 glaube ich nur wenige in der Gruppe. Die meisten anderen Kinder waren wegen Untergewicht dort.

Ganz kurz etwas zu meinem Hintergrund:
Meine Eltern hatten extreme Probleme in ihren Leben und ein Grund warum ich dorthin geschickt wurde war, weil im Jahr vorher mein Vater eine mehr-monatige Alkohol-Entzugs-Reha machen musste und meine Mutter meinte dass ich "wahrscheinlich das mit der Sucht von ihm erben werde" Sie meinte bei mir fing das mit dem Zu-viel-essen an und würde über kurz oder lang auch beim Alkoholismus enden. Ich sehe die Dinge heute anders, aber damals war das schon gruselig, also dieser Gedanke dass man “jetzt schon sehen kann wie es auch bei mir alles schief laufen wird.”

Erinnerungen an das Viktoriastift in Bad Kreuznach:
Zu den schlimmen Erinnerungen zählt das schreckliche Heimweh - vor allem nachts im Schlafsaal - das morgendliche Fiebermessen (Auf dem Bauch liegend, halb nackt, Thermometer in den Po gesteckt bekommen, echt jeden Morgen!) diese Sole-Bäder in den Holzbottichen im Keller, ganz dunkel an eine Untersuchung (Warum? Was musste untersucht warden? Ich weiss es nicht mehr) und auch das 6-wöchige Gefühl des komplett ausgeliefert sein.

Ich habe dort angefangen, an einer Stelle am Arm so heftig zu kratzen dass es blutete. Immer und immer wieder kratzte ich die Wunde auf. Das habe ich natürlich versucht zu verheimlichen, wollte dass es keine der Betreuerinnen sieht, hielt die andere Hand über die blutende Wunde. Das dauerte mehrere Tage lang bis es dann nicht mehr so offensichtlich war. Ich erinnere mich daran, dass der Schmerz irgendetwas beruhigendes in sich hatte. Ich hatte die Kontrolle über etwas was ich ganz akut spüren konnte. Heute verstehen ich selbstverletzendes Verhalten, habe es recherchiert, weiss dass es anderen ähnlich ging und geht:
Der innere Schmerz kann so gross warden dass er sich ein Ventil sucht. Ich musste diese Gefühle der Einsamkeit und des Sich-selbst-nicht-mögen-weil-man-zu-dick-ist unterdrücken, denn sie waren überwältigend. Aber die Gefühle und Schmerzen suchten sich ihren ganz eigenen Weg, einen heimlichen, von dem niemand etwas sehen konnte. Diesen Modus kenne ich bis heute. Ich halte sehr viel tief in mir versteckt. Von aussen sieht man NICHTS! Ich will oder kann keinen reinlassen. Ich will alles selber bewältigen. Eine tiefe Einsamkeit und ein Sich-selbst-nicht-mögen-weil-man-zu-dick-ist begleiten mich bis heute.

Ich versuche mich auch, um es objektiv zu halten, an andere neutrale oder sogar positive Momente zu erinnern: Ausflüge fand ich immer super. Also, da war einmal ein Spaziergang durchs Freiluftinhalatorium “Salinental” , eine Wanderung im Hunsrück, ein Spaziergang runter in die Stadtmitte, und ein einziges mal waren wir in dem grossen Spielraum. Also insgesamt nur 4 Erinnerungen an Momente ausserhalb des Gebäudes. Ganz fragmentiert auch die Erinnerungen an einige Freundschaften und vertraulichen Gespräche mit einigen anderen Mädchen. Da ging es darum warum sie hier sind, wie man wohl ausbrechen und wegrennen könnte (also an welchem Zeitpunkt: nachts wäre am besten oder? Aber es ist ja alles abgeschlossen, lassen wir’s wohl besser)

Jetzt, wo ich die Erinnerungen so lese, frage ich mich was ich an all den anderen Tagen gemacht habe? Keine Ahnung. Haben wir denn nie was gebastelt oder gemalt? Was haben wir in den 6 Wochen gemacht? Keine einzige weitere Erinnerung blieb.

Ich konnte Bad Kreuznach als Erwachsene nochmal besuchen. Auf eigene Faust war ich dort, wollte auch schaun wie das Viktoristift heute so aussieht und ob noch andere Erinnerungen wach werden. Ich glaube das war ein erste therapeutischer Schritt, dorthin zu fahren. Ich glaube das hat mir ein Stück weit geholfen.
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Wolfgang Terjung aus Gelsenkirchen schrieb am 25.01.2024
Ich habe nicht mehr viele Erinnerungen an meinen Aufenthalt in diesem Heim, aber es sind keine positiven.
Angefangen von aufessen müssen egal was es gibt, über Schläge, wenn die Mitagsruhe nicht eingehalten wurde, oder einen Zwangs"Spaziergang" über eine gaaaanz lange Straße als Strafe für Fehlverhalten bis hin zur Zensur von ausgehender Post, die ich im Alter von 5 Jahren natürlich nur diktieren konnte und Aufteilen des gesamten Inhaltes eines erhaltenes Pakets. Ich kann mich noch an mein stilles unterdrücktes Weinen im Schlafsaal erinnern wenn irgendetwas mit einer Nonne? vorgefallen war
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Michael Neumayer aus Bad Reichenhall schrieb am 25.01.2024
Zu dem Beitrag sex. Missbrauch in den 60ern bis 80ern in der damaligen Asthma -Heilanstalt in der Kurfürstenstraße 26 in Bad Reichenhall wird am Sonntag den 28.01.24 in der Sendung Radiowelt im Bayrischen Rundfunk ein Radiofeature zum aktuellen Stand stattfinden. Ein viertes Opfer wird dazu berichten wollen. Ehemalige Beschäftigte dieser Klinik widersprechen den Vorwürfen und behaupten der Klinikleiter Dr. Franz Braun sei nett gewesen. Ebenso hätte es keinen männlichen Bediensteten/ Pfleger oder ähnlich gegeben, sowie Missbrauch und Gewalt auch nicht.
Die ehemaligen Beschäftigten werden auch zu Wort kommen können.
Die Aussage: Es habe männliche Bedienstete gegeben, haben mittlerweile 6 Personen - ehemalige Verschickungskinder - geäußert und damit die Aussagen der Opfer bekräftigt.
Wir hoffen auf weiter Zeitzeugen zum Austauschen.
Viele Grüße Michael
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Michael aus Oestrich-winkel schrieb am 25.01.2024
Ich wurde entweder 1969 oder 1970 über die Barmer Ersatzkasse in dieses "Kurheim geschickt. Ich habe leider nicht eine einzige schöne Erinnerung an diese
grausamen 6 Wochen. Ich war ein kleines Kind und konnte weder lesen noch schreiben. An die Zugfahrt dorthin habe ich keinerlei Erinnerung. Wohl aber trotz meines kleinen Alters an das Heim und die Gegebenheiten dort. Es war wie in einer Kaserne. Die Schwestern waren hart und herzlos. Besonders eine, Edith, war eine schlimme Person. Ich gehörte ja zu den Kleinsten dort. Ich erinnere mich, daß wir wenn wir im Bett waren, nicht mehr auf die Toilette durften. Folglich habe ich ins Bett gemacht, was ich zuhause nie tat. Ich wurde laut vor allen Kindern ausgeschimpft. Komischerweise erinnere ich mich nicht, daß ich jemals geweint hätte.......Jeden Morgen und Abend gab es Milchsuppe und die musste gegessen werden. Diesen Geschmack schmecke ich noch heute. Ich trinke bis heute keine Milch und esse keinen Käse.
Ich musste essen bis der Teller leer, auch wenn ich es nicht wollte. Daß ich gebrochen habe, erinnere ich mich jedoch nicht. Meine Eltern haben mir zu Nikolaus kein Paket geschickt. Sie sagten immer, daß man es im Heim nicht wollte. Andere Kinder bekamen ein Paket. Als der Nikolaus kam, sassen wir im Stuhlkreis und als ich an der Reihe war, hielt im meine Händchen auf. Ich bekam ein paar Walnüsse und einen kleinen Nikolaus. Später zwangen mich die Schwestern den Nikolaus in der Milchsuppe aufzulösen. Grausam, vergesse ich nie.
Wir waren mal im Schnee spazieren, da haben mich die älteren Kinder eingeseift. Meine Mütze war nass, genau wie mein Schal und die Handschuhe. Ob ich geweint habe, weiß ich wieder nicht. Wohl aber, daß Edith mich ausgelacht hat.

Wir mussten singen, unter anderem "Es ist für uns eine Zeit angekommen" Höre ich dieses Lied heute, kommt sofort wieder alles bei mir hoch.

Daß ich dort Freunde oder Kontakt mit anderen Kindern hatte, weiß ich komischerweise nicht.
Wohl aber, daß der Griesbrei in hellbaluen Plastikschüsseln auf den Tisch kam. Ich musste ihn essen, fand ihn ekelhaft und essse heute noch keinen Grießbrei........
Manchmal gab es etwas ganz Hartes mit Apfelkompott, auch das musste gegessen werden.Ebenso wie das Brot mit dem Schmierkäse.
Ich meine, daß es eine Schwester gab, welche sich um mich bisschen gekümmert hat. Aber leider weiß ich da keinen Namen. Schade.......

Da ich weder Lesen noch Schreiben konnte, hatte ich keinerlei Zeitgefühl und wusste nicht wie lange ich noch bleiben musste und wo überhaupt meine Eltern sind. Ich frage mich heute, wie man das einem Kind antun kann. Meine damalige Kinderärztin aus unserem Nachbarort hat mich wegen ständigen Erkältungen dorthin geschickt.
DER JUNGE MUSS ABGEHÄRTET WERDEN, sagte sie gerne. Jeder kann sich selbst Gedanken machen, welche Ideologie hinter diesem Satz stecken mag.

Vor Jahren gab mir meine Mutter Postkarten von dort, welche irgendeine Schwester geschrieben hat, immer der gleiche Wortlaut: Wie gut es mir geht und wie schön alles ist.......
Ich habe das alles vernichtet, war vielleicht ein Fehler.

Ich gehe davon aus, daß meine Eltern es gut gemeint haben, aber das war es nicht. Es war die Hölle und bestimmt mein Leben zum Teil bis heute.
Ängste VOR ALLEM NEUEN - VOR FEHLERN -
VOR LEHRER (Früher) UND ICH BIN AM LIEBSTEN DAHEIM UND FAHRE NICHT GERN WEG

Vor vielen Jahren war ich nochmals im Kinderheim Marianne. Ich mache den heutigen Betreibern keinen Vorwurf, sie können nichts dafür. Es ist heute ein Mutter/Vater-Kurheim.

Mich jedoch werden diese grausamen 6 Woche bis zum Lebensende begleiten und zum Teil prägen.
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Hennrich Norbert schrieb am 25.01.2024
IZweimal erlebte ich herrliche Tage im Kinderheim Hus Sünnschien inn Nieblum auf Föhr. Geboren 1946, ein Strich in der Landschaft kam ich 1954 erstmals im NovemberDezember nach Nieblum. Ich träume heute noch vom täglichen Haferflockenbrei mit frischem im Heim gebackenen Vollkornbrot. Sonntags nachmittags gab’s frisch gebackene Rosinenbrötchen. Nach kurzer Zeit habe ich zugenommen. Es war herrlich im Schnee barfuß und Oberkörperfrei durch den Garten rennen zu müssen und dann eine Schneeballschlacht zu machen. Und dann wurde gewogen. Ich kann im Nachhinein dieses als eine gesunde körperkräftigende Sache ansehen. Das einzige Negative war mein damaliger Regenumhang aus einem Wehrmachtszelt von meiner Mutter, einer Kriegerwitwe geschneidert. Da fühlte ich mich schon von anderen ausgegrenzt. Die Verschickung im Winter 1954 hat mir gesundheitlich sehr gut getan und so wurde ich vom Hausarzt nochmals im Winter 1958 wiederum ins Hus Sünnschien nach Nieblum auf Föhr verschickt. Ich kann mich nicht an irgendwelche schlechten Erfahrungen erinnern. Die Betreuerinnen waren sehr nett und besorgt. Gerne denke ich an eine Tante Ragenhild zurück. Angst hatte ich bei einem Sturm im Dezember 1958 als die Fenstervorhänge waagrecht ins Zimmer wehten, doch das Reetdach hielt. Schön war auch das Burgenbauen am Strand, oder das Zusehen der Aquarienfische. Diese Tage haben mein späteres Leben gestärkt.
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Job-Busche, Ursula aus 92637 Weiden schrieb am 25.01.2024
Es gibt sehr viele Berichte über schreckliche Zustände in Erholungsheimen. Deshalb möchte ich berichten, dass ich ganz andere Erfahrungen gemacht habe. Weil ich dünn und schüchtern war und wenig gegessen habe, wurde ich 1961 zur Erholung geschickt. Damals war ich 10 Jahre alt. Ich war in Schloss Sandizell bei Schrobenhausen in Oberbayern. Der Träger des Heimes war damals das Rote Kreuz. Es war eine wunderbare Zeit für mich. Die ersten Tage hatte ich Heimweh, aber die Betreuerinnen haben sich nett um mich gekümmert und das Heimweh war bald weg. Es war spannend in einem echten Schloss zu wohnen. Wir haben viel im Schlosspark gespielt, haben Ausflüge unternommen z.B. zu einer nahen Porzellanfabrik. An einem Tag sind wir sogar ins Schwimmbad gegangen. Im Schlossgraben gab es einen Schwan, den wir Jakob nannten. Wir haben Lieder gelernt und uns wurde vorgelesen. Über das Essen kann ich auch nichts Negatives sagen. Das Einzige, woran ich mich erinnere, was ich nicht mochte, waren Kartoffeln mit Quark. Mir hat sogar der Grießbrei geschmeckt. Die Betreuerinnen waren junge Frauen und alle sehr nett. Die Heimleiterin war etwas älter, aber ein warmherziger, mütterlicher Typ. Am Ende des Aufenthaltes haben wir ein Theaterstück aufgeführt. Es hieß: „Die zertanzten Schuhe“. Eine der Betreuerinnen hat mir ihr Nachthemd geliehen, weil ich eine Prinzessin spielte und kein langes Gewand hatte. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Ich habe Freundinnen gefunden, mit denen ich noch einige Zeit Briefe schrieb und ich hatte auch nach meinem Aufenthalt noch Kontakt zu einer Betreuerin. Wir haben gegenseitig Fotos ausgetauscht, die ich heute noch besitze. Es ist zwar schon lange her, aber ich habe mich immer gerne an die Zeit in Sandizell erinnert und tue es auch heute noch.
Deshalb finde ich, bei all den negativen Berichten, sollte man auch erwähnen, dass es durchaus auch Heime gab, in denen die Kinder Spaß hatten und wirklich gut betreut wurden.
P.S. Ich habe die Briefe, die mir damals nach Sandizell geschickt wurden, von der Familie und meinen Klassenkameradinnen, noch einmal gelesen. Ich hatte alle aufgehoben. Aus den Briefen geht auch hervor, dass es uns in Sandizell gut gefallen hat.
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Karin aus Hessen schrieb am 24.01.2024
Dieses Heim war für mich als sieben jährige der Horror. Ich war untergewichtig und sollte während dieser Kur zunehmen, das Gegenteil war der Fall. Es ging damit los, dass es morgens entweder heiße Milch (der Geruch der angebrannten zog durchs ganze Haus) oder Haferschleim mit dicken Brocken gab und natürlich durfte man nicht vom Tisch aufstehen wenn nicht alles aufgegessen war. Der einzige Lichtblick in Bezug auf Essen war das süße Teilchen nach dem Besuch des Hallenbades. Wir mussten außerhalb es Heims immer Hand in Hand gehen, das mir zugteilte Mädchen hatte beide Hände voller Warzen, ich hatte mich so geekelt, es gab keine entkommen. Das waren Viruswarzen und natürlich bekam ich sie auch. Auch musste ich während der Mittagsruhe einmal im Nachthemd im Treppenhaus in der Ecke stehen. Jegliche Post unterlag der Zensur und an mich gehende Päckchen wurden unter allen Kindern verteilt. Geschlagen wurde ich nicht, aber Liebe oder Zuneigung durfte man nicht erwarten, es war ein strengens Regiment. Das Ganze ist jetzt 67 Jahre her, aber die Erinnerung an diese sechs Wochen sind immer noch frisch. Ich habe seitdem nie wieder Milch pur getrunken noch war ich jemals wieder an der Nordsee.
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Ingrid Freise aus Tostedt schrieb am 24.01.2024
Ich bin 1948 geboren und wurde mit etwa 5 Jahren nach St. Peter Ording verschickt. Meine Erinnerungen sind verblasst, aber eine Scene ist mir noch heute deutlich vor Augen: Ich stand vor einem Doppelstockbett, um mich herum einige Kinder und über mich gebeugt eine Betreuerin, die mich beschuldigte, Schokolade geklaut zu haben. Ich weinte verzweifelt, denn ich hatte keine Schokolade genommen, aber mir wurde nicht geglaubt. Diese Erfahrung der Ungerechtigkeit hilflos ausgeliefert zu sein, hat mich mein Leben lang begleitet und dafür gesorgt, dass mich Misstrauen oder Ungerechtigkeit mir gegenüber, immer sehr verletzt hat und ich andere davor schützen wollte... Meine damalige Erfahrung war zwar nicht mit der Schwere und den traumatisierten Erfahrungen anderer vergleichbar, trotzdem hat sie mein Leben, wenn auch in diesem Fall positiv, geprägt. Ich habe tiefes Mitgefühl für alle Geschädigten! Mit herzlichem Gruß - Ingrid
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Benjamin aus Kön schrieb am 24.01.2024
Mit vier Jahren mußte ich vier Wochen im Kinderkurheim Irmgard Remé und Herzland Riese” in Wyk auf Föhr verbringen. Ich war ein dünner und blasser Junge mit Asthma. Statt meinen Eltern zu empfehlen, mit dem Rauchen im Haus aufzuhören, empfahl der Kinderarzt die "Kur" in Wyk. Meine Mutter war ein glückliches "BDM-Mädel" gewesen und ich meine, dass sowohl der Kinderarzt als auch Leute, die ich mit meiner Mutter in Wyk besuchte, irgendwie eine Nazivergangenheit hatten - vielleicht kann jemand diesen Zusammenhang nachvollziehen?
Ich kann mich an die Reihe der Kinder erinnern, bei der die Jungen einen Diener, die Mädchen einen Knicks vor den Tanten Irmgard und Herzland machen mussten. Statt Säften gab es Zuckerwasser zu trinken. Ich habe ins Bett gemacht, musste im Badezimmer die Laken auswaschen, wurde ausgeschimpft und auf den Po gehauen. Das Heimweh dauerte ewig und ließ mich resignieren, weil ich mit vier einfach nicht wusste, wann diese Zeit zu Ende gehen würde. Ich habe bis heute ein problematisches Verhältnis zum Alleinsein und mit Selbstfürsorge.
Anfang zwanzig habe ich Psychotherapie gemacht und dann versucht, mit meinen Eltern den seltsamen Umstand zu besprechen, dass ein vierjähriges Kind vier Wochen allein in ein Kinderheim geschickt wird, sie konnten es sich auch nicht mehr so richtig erklären, nur das es das beste und teuerste Heim in Wyk gewesen sei.
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Ursula aus Hamilton - Neuseeland schrieb am 23.01.2024
Ich wurde 1958 in Deutschland geboren und lebe seit über 30 Jahren in Neuseeland. Vor ein paar Tagen bin ich durch Zufall auf einen Bericht und Video über Verschickungsheime im Internet gestolpert. Ich war lediglich erstaunt von so vielen Geschichten zu hören, weil mir ein ähnliches Schicksal widerfahren ist.
Ich musste als Kind dreimal zur Kinderkur fahren, weil ich zu dünn war.
Bei der ersten Kur in Marl-Hüls in NRW war ich ca. 5 Jahre alt und habe leider nur wenige Erinnerungen an die 6 Wochen. Aber ich muss sehr gelitten haben, weil ich viel Heimweh hatte. Dadurch das wir nachts nicht auf die Toilette durften, habe ich sehr oft ins Bett gepinkelt und am nächsten morgen gab es Schimpferei und mir wurde der Hintern versohlt. Ich musste des öfteren in der Ecke stehen, aber warum weiss ich leider nicht mehr. Für die Kur wurden all meine Kleidungsstücke mit einem Namensschild versehen. Einmal wurde ein Kleid mit dem eines anderen Mädchens vertauscht. Es war dasselbe Kleid, nur war mein Kleid noch neu und sah hübscher aus. Trotz der Namenschilder habe ich mein Kleid nie wieder zurückbekommen, was mich sehr traurig gemacht hat. Ich war eher ein schüchternes Kind und habe es nie wieder erwähnt.
Viele Jahre später habe ich gelegentlich gewünscht dass diese Kurleiterinnen in Marl-Hüls für ihre Untaten bestraft werden müssten.

Mein zweiter Kuraufenthalt war im Kurort Laaspe und ich war 10 Jahe alt. Wir mussten immer unsere Teller leer essen, womit ich kein Probleme hatte. Aber es gab jüngere Kinder die den ganzen Vormittag im Speisesaal verbringen mussten, bis der Teller leer war. Wir mussten Mittags schlafen und wer nicht schlafen konnte, durfte auch nur ruhen. Es wurde viel gespielt und ausgiebig gewandert. Wir mochten unsere Leiterinnen sehr und hatten viel Spass in unserer Gruppe. Das war für mich eine schöne Kur mit schönen Erinnerungen.

Mein dritter Kuraufenthalt war im Schwarzwald und ich war 11 Jahr alt. Eine Freundin fuhr mit und auch hier kann ich mich nur an einen schönen Kuraufenthalt erinnern. Die Leiterinnen waren wesentlich jünger und morderner. Es wurde viel Gitarre gespielt und gesungen.

Liebe Grüsse.
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Annett M. schrieb am 23.01.2024
Erschütternde Berichte, die hier zu lesen sind. Ich kann mich noch dunkel an meinen Kur-Aufenthalt erinnern. Wegen mehrerer schwerer Darmoperationen wurde ich, damals 7, für 6 Wochen nach Schmalkalden geschickt. Essen bis zum Platzen, dafür nur einen halben Becher pro Mahlzeit trinken. Schlafen in einem Großraum mit vielen anderen Kindern. Zeitung als Toilettenpapier, Toiletten ohne Abtrennung. Aber: ich habe genauso gute Erinnerungen. Das Müsli war göttlich 😀 Die Betreuerinnen (bis auf wenige Ausnahmen) liebevoll und gerecht. Traumhafte Waldspaziergänge mit Singen und Lachen. Mir wurde keine körperliche Gewalt angetan. Am Ende der Kur wurden wir alle sogar gefragt, wie es uns gefallen hat. Ich fühle mich nicht als Opfer, wünsche aber all denen, die so unsagbar schlechte Erfahrungen gemacht haben, viel Erfolg beim Verarbeiten ihrer Traumata.
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Manfred Lang aus Bühl/Baden schrieb am 23.01.2024
Hallo
Ich war 9 Monate in Schloss Friedenweiler
Habe sogar meine Erstkommunion dort mit noch einem anderen Jungen gefeiert
Aber irgendwie fehlen mir ganze Erinnerungen
Es waren einige aus der Mannheimer Gegend dabei
Ich habe nie genau erfahren warum ich dort war
Nach dem Tod meiner Mutter fiel mir ein Abschlussbericht in die Hände
Dort stehen solche Dinge wie Lungenkrank und dass ich eine Chemotherapie bekommen hätte
Mutter hst immer erzählt ich hätte einen Schatten auf der Lunge gehabt
Bin auch jahrelang danach regelmäßig beim Gesundheitsamt gecheckt worden
Allerdings kann ich mich an dunkle Kellerräume in Friedenweiler erinnern dort musste ich Sonden die angeblich bis in den Magen führen sollten schlucken
Was hat das mit der Lunge zu tun
Kennt das jemand auch
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Petra Webersik schrieb am 23.01.2024
Ein Horrortrip und eine rauhe Menge Eisbein

Damals war ich 6 Jahre alt. Meine Schwester 5. Einige Monate zuvor war unser Vater bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt und meine Mutter sollte sich bei einer Kur von den Strapazen der letzten Monate erholen. Dies waren die traurigen Voraussetzungen für eine Kinderkur, verbunden mit einer langen Anreise nach Muggendorf in die Fränkischen Schweiz.

Von den Vorbereitungen bekamen wir als Kinder nicht viel mit. Auch wurden wir nur wenig auf diese Reise vorbereitet. Uns wurde aber eine schöne Zeit versprochen.
Woran ich mich erinnern kann, war, dass es eine Liste mit Vorgaben gab, welche Kleidungsstücke wir mitzunehmen hatten. Unsere Mutter schrieb in unsere Kleidung unseren Namen oder nähte kleine Namensetiketten ein. Nur „bei Bedarf“ wurde in dem Kinderkurheim für uns Kinder gewaschen. Das wurde auch auf der Liste so vermerkt.
Laut Liste sollten sich für sechs Wochen Kuraufenthalt 6 bis 8 Schlüpfer und
6 Unterhemden pro Kind in dem Koffer befinden. Wenn etwas dreckig war, musste es weiter getragen werden, bis wieder der Kleidungswechsel anstand.
Das war einmal in der Woche!

Am Tag der Abfahrt nach Muggendorf, bekamen wir ein Band mit einem Anhänger um den Hals, auf dem unser Name und Anschrift stand. Wie bei einem Gepäckstück, dass man aufgibt.
Unsere Mutter verabschiedete sich morgens in Hannover am Bahnhof von meiner Schwester und mir, übergab uns ein kleines Glücksschwein aus Marzipan und richtete die Worten an mich „Pass gut auf Deine kleine Schwester auf“.
Den Adressanhänger durften wir auf der gesamten langen Fahrt von Niedersachsen in die
Fränkische Schweiz nicht abnehmen. Es war dunkel als wir in Muggendorf um 18:23 Uhr ankamen.

Wir hatten damals den Tod von unserem Vater noch nicht richtig verarbeitet.
Traten eine lange Reise ohne unsere Mutter an und als Geschwisterkinder wurden wir sofort nach der Ankunft in Muggendorf getrennt. Es war so grausam.
Es fühlte sich so schlimm an. Es muss doch alles in unserer Akte gestanden haben. Warum hat man uns das nur angetan? Wir waren Kinder, hilflos, wehrlos und hatten doch nichts verbrochen…….

Ich saß nach der Ankunft in Muggendorf und der Trennung von meiner Schwester ganz allein in einem leeren Speisesaal und bekam einen Teller mit ein paar geschmierten Brotscheiben hingestellt. Es gab roten Tee. Ich glaube es war Hagebutte. Meine Schwester – so hieß es - saß in einem anderen Raum. Ich bekam keinen Bissen hinunter. Musste aber eine halbe Ewigkeit sitzen bleiben und durfte nicht aufstehen.
An diesem ersten Abend kam ich mir so allein und verloren vor. So weit weg von Zuhause, saß ich in einem großen kalten Raum, mit vielen nackten Tischen und leeren Wänden.
Nachdem ich mehrmals nach meiner Schwester fragte, sagte mir eine Frau, dass meine Schwester alles aufgegessen hat und schon im Bett lag.

Auch nach einigen Tagen aß ich schlecht, man ließ mich ewig allein im Speisesaal zurück, bis ich die Speisen auf meinem gefüllten Teller aufgegessen hatte. Ich weinte viel. Immer wieder fragte ich nach meiner Schwester. Ich vermisste sie so sehr. Meine Schwester und ich „wohnten“ in diesem Muggendorf unter einem Dach, doch wir sahen uns nicht.
Wie konnte es nur möglich sein, dass wir uns nicht über den Weg liefen?
Lebte meine Schwester noch? Ich sollte doch gut auf sie aufpassen….
Ich kann mich noch genau erinnern, wie groß mein Kummer damals war und erinnere mich, wie ich nach etlichen Tagen unter Tränen einer Frau (ich habe sie inzwischen als Heimleiterin identifiziert) auf ihre Fragen im schroffen Ton „warum weinst Du denn so viel und isst nichts?“ von dem Tod meines Vaters, von dem Heimweh nach meiner Mutter und Schwester erzählte und denke, dass sie dafür sorgte, dass ich ein paar Tage darauf in die Gruppe zu meiner Schwester „verlegt“ wurde.
Die Kinder in dieser Gruppe waren alle viel jünger und kleiner als ich. Das war egal.
Das was zählte, war, dass ich ab sofort wieder mit meiner Schwester zusammen sein konnte und so ließ tatsächlich auch ein wenig das Heimweh nach.

Alle meine Erinnerungen an diese Kur sind entweder sehr dunkel oder mit dunklen Schatten durchzogen. Ich frage mich heute, lag es wirklich nur an der Jahreszeit?

Es gab sehr oft Redeverbot in diesem Muggendorf. So durften wir auch nicht während der Mahlzeiten reden. Es musste muckmäuschenstill sein. Reden oder auch flüstern war nicht erlaubt. Wehe, man hielt sich nicht daran. Eine Betreuerin war sehr grausam. Ich fürchtete mich sehr vor ihr. Sie war gewalttätig. Beachtete man dieses Redeverbot nicht, kam sie blitzschnell um den Tisch herum und schlug uns von hinten mit einem Löffel auf den Kopf.
Ich weiß noch, dass ich damals sehr erleichtert war, als sie sich beim Sitzen am Basteltisch ein Rückenleiden zuzog, sich nicht mehr bewegen und uns für ein paar Tage nicht betreuen konnte.

In Muggendorf bekamen wir das Essen zugeteilt und mussten alles aufessen.
Die Portionen bzw. das Essen oder auch die Beilagen durften wir nicht frei wählen.
Das Essen war weder kindgerecht, noch liebevoll angerichtet. Es roch merkwürdig und schmeckte scheußlich. Oft schaffte ich diese großen Portionen nicht aufzuessen und musste lange alleine vor meinem gefüllten Teller im leeren Speisesaal (oder fast leeren Speisesaal – manchmal saßen wir auch zu zweit oder dritt) sitzen bleiben.
Teilweise sogar bis zur nächsten Mahlzeit.
Es gab auch oft heiße Milch, auf der sich „Flott“ absetzte. Ich brachte sie nicht hinunter….es war so scheußlich und immer wieder wurde ich gezwungen, die Tasse auszutrinken.

Hatte ich aufgegessen, wurde Mittagsschlaf abgehalten. Auch hier bestand das absolute Redeverbot. So wie wir uns hinlegten, mussten wir über die gesamte Zeit der Mittagsruhe liegen bleiben. Keiner durfte sich bewegen. Das war für mich kaum auszuhalten.
Das Gefühl das ich damals empfand, war, als würden tausende Armeisen über meinen gesamten Körper laufen und ich kam nicht weg. Rührte man sich, wurde man bestraft und musste die zwei Stunden Mittagsruhe mit dem Gesicht zur Wand im Flur stehen.

Um 19 Uhr galt für alle Kinder Bettruhe. Wir durften nach 19 Uhr nicht mehr aufstehen. Auch nicht, wenn wir noch einmal dringend zur Toilette mussten. Als Kinder waren wir, meine Schwester und ich, sehr früh „sauber“ und benötigten keine Windel oder machten auch nachts nicht ins Bett. Darauf war unsere Mutter sehr stolz gewesen.
Aber in Muggendorf war alles anders. Wenn ich nicht mehr aufhalten konnte, machte ich zwangsläufig ins Bett. Ich schämte mich sehr, zumal andere Kinder das auch mitbekamen und auch einige spotteten.
Wer ins Bett machte, wurde mit Flüssigkeitsentzug bestraft.

Auch ab 19 Uhr galt ein absolutes Redeverbot. Manchmal flüsterten meine Schwester und ich im Bett. Wenn wir erwischt wurden, wurde ich von der Aufsicht aus dem Bett gezerrt und musste mit nackten Füßen im kalten Flur stehen. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie kalt meine Füße waren und wie oft ich dort fror. Es war Winter und die Schlafsäle waren nicht sonderlich warm oder beheizt.

Kinder verspüren im Dunkeln oft Angst. Das war in Muggendorf nicht anders. Warum man uns dann noch mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchten musste, um lange zu überprüfen, ob wir wirklich schlafen, ist mir heute unbegreiflich. Ich weiß noch, dass das jedes mal wahnsinnige Angst in mir auslöste. Zumal man auch im schlaflosen Zustand bestraft wurde. Immer und überall wurden wir Kinder kontrolliert und standen unter Beobachtung. Es gab keine Privatsphäre.

Meine Mutter nahm mich als sehr sensibles Kind wahr. Auch nahm ich mir vieles sehr
„zu Herzen“. So wurden mir die ganzen sechs Wochen in Muggendorf immer wieder angedroht, dass wenn ich nicht lieb bin, wir auch nicht nach Hause fahren dürfen.
Da man ja mit mir so viel geschimpft, mich gezerrt und geschlagen hatte, war ich damals fest davon überzeugt gewesen, dass wir unsere Mutter nie wieder sehen würden.
Ich weiß noch, dass ich sehr überrascht war, als mein Koffer plötzlich auf meinem Bett lag und es hieß, alles muss eingepackt werden, es geht nach Hause. Ich konnte mein Glück überhaupt nicht fassen.

Lange konnte ich nicht über diese Kuraufenthalte reden, da ich als Kind immer dachte, dass ich die angeordneten Aufgaben falsch umgesetzt hätte und deshalb bestraft wurde.
Hatte an mir gezweifelt und mich fürchterlich dafür geschämt. Die Betreuerinnen hatten uns auch eingeschüchtert und ich wollte meiner Mutter keinen zusätzlichen Kummer bereiten. Und so kam es, dass ich noch vier weitere Male zur Kur entsendet wurde.

Meine Aufenthalte waren:

3. 11. - 14. 12.1972
BRK-Heim „Muggendorf“, Wiesenttal /Fränkische Schweiz

23.09. - 29.10.1976
DAK-Kinderkurheim „Schuppenhörnle“, Feldberg / Schwarzwald

13.09. - 26.10.1978
Kinderkurheim „Rumpelstilzchen“, Insel Borkum / Ostfriesland

02.05. - 07.06.1979
Kinderheim Haus Goltermann, Insel Föhr / Nordfriesland

13.03. - 10.04.1981
DAK-Jugendkurheim „Bergerhof“, Dietramszell / Oberbayern


Ich wurde also fünfmal über die DAK verschickt. Zugenommen – das war das Ziel dieser
Kuren - hatte ich selten, meistens sogar abgenommen. Dafür nahm ich nicht nur einen Koffer mit meiner eingestaubten Kleidung mit zurück nach Peine, ich nahm einen Koffer mit Erinnerungen und Erfahrungen mit, die mich mein ganze Leben begleiten sollten.
Oft hinderten mich diese Erinnerungen und Erfahrungen daran, ein unbesorgtes Leben zu führen, hielten mich nachts wach, ließen mich in Unruhe zurück. Auch konnte ich nie jemanden vertrauen, hatte Bindungsängste und vieles, vieles mehr……

Als ich in die Schule kam, bekam ich schlechte Noten, weil ich nichts sagte. Ich war so stark von der Kur in Muggendorf traumatisiert, dass ich mich nicht mehr traute, etwas außerhalb meiner vertrauten Umgebung zu sagen. Ich war still, lebte zurückgezogen in meiner eigenen (Traum)Welt und verhielt mich angepasst. Dieses System hat mich gelehrt zu einer stillen Beobachterin zu werden…..

Im Kinderkurheim Schuppenhörnle wurde ich während des Kuraufenthalts krank.
Ich bekam hohes Fieber und man brachte mich in ein Isolierzimmer. Keiner durfte mich besuchen. Auch meine Schwester nicht. Ich lag allein in diesem Zimmer. Alles war weiß. Das Bett, die Bettwäsche, die Wände, die Decke. Morgens, mittags und abends sah jemand nach mir, brachte mir Essen, es wurde Fieber gemessen, ich bekam Wadenwickel und Medikamente. Es gab nichts zu lesen und auch nichts zu spielen. Fernsehen sowieso nicht. Wenn ich nicht schlief, starrte ich an die Decke. Eine komplette Woche. Es war zum verrückt werden…..

Wie oft wurde ich nur in diesen Kurheimen von Kopf bis Fuß mit kaltem Wasser abgespritzt? Angeblich soll die Therapie gut für den Kreislauf sein. Bei mir verursachte das kalte Wasser am ganzen Körper Schmerzen. Das ist heute noch so.

Die Kuren in den zwei großen Heimen waren unmenschlich und grausam.
Die Aufenthalte in den kleineren Heimen waren - aus meiner Sicht heute – ok bis sehr gut.
Mit der Jugendkur hadere ich noch sehr. Warum mussten wir Mädels und jungen Frauen, alle zwischen 14 und 17 Jahre, so oft in die Sauna? In einem Alter, wo sich der Körper stark verändert und ein größeres Schamgefühl entsteht. Und warum wurde der Saunaaufguss immer von einem Mann vollzogen? Es gab doch genügend Frauen.
Abschließend haben wir Mädels ein Gedicht verfasst. Die Betreuer kamen dabei nicht gut weg. Wertschätzend war das nicht. Spiegelte sich da etwas?

Im Mai 2023 war ich ziemlich überrascht, als ich auf die Internetseite des
Vereins “Initiative Verschickungskinder e.V.” (zu finden unter Verschickungsheime.de) aufmerksam wurde. Ich las dort die Erfahrungsberichte von anderen ehemaligen Verschickungskindern, die sich mit meinen Erinnerungen deckten.
Ich erkannte endlich, so verkehrt war mein kindliches Verhalten gar nicht, sondern eher dieses Verschickungssystem, mit dem Milliarden Geld verdient wurde.

Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und ungeschehen machen, aber ich kann dazu beitragen, dass das, was wir in diesen Kinderkurheimen erlebten, sich nie wiederholt.
Und dazu will ich meinen Beitrag leisten.


Petra Webersik
früher: aus Peine / Niedersachsen
heute: Insel Rügen / Mecklenburg-Vorpommern
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Birgit schrieb am 23.01.2024
Verschickungsheim Feldberg im Schwarzwald (1966)
St. Peter Ording Kindererholungsheim "Goldener Schlüssel"(1971)

Während meiner Kindheit wurde ich zweimal in "Kindererholungsheime" verschickt. Das erste Mal fand mit sechs Jahren statt, in den Schwarzwald zum Feldberg, das zweite Mal mit elf Jahren nach St. Peter Ording.

Die Ärzte hatten diese Maßnahmen vorgeschlagen wegen meines Asthmas, das während meiner Kindheit teilweise sehr ausgeprägt war.

Ich erinnere mich an die Zeit am Feldberg bruchstückhaft, weiß jedoch noch genau, wie stark mein Heimweh war, wie einsam und unglücklich ich mich gefühlt habe. Sehr lebendig habe ich die Essenseinnahme in Erinnerung, bei der die Kinder gezwungen wurden, aufzuessen. Ich meine mich an eine Situation zu erinnern, bei der ein Kind sich erbrach und es trotzdem alles essen musste.
Auch habe ich sehr lange Spaziergänge in Erinnerung. Es war Winter und der Schnee lag sehr hoch. Mit meinen sechs Jahren versank ich knietief im Schnee und musste mich folglich den gesamten Weg über durch den hohen Schnee kämpfen, war sehr erschöpft. Ich habe in Erinnerung, dass ich die ganze Zeit über hoffte, dass dieser Weg irgendwann endlich ein Ende nehmen würde.
Die Betreuerinnen schrieben Karten für uns, die an die Eltern versendet wurden und auf denen stand, dass es uns sehr gut ging, wir uns hier erholen würden. Auf der Karte befand sich ein Schwarz-Weiß-Photo des Kurhauses. Wenn die Eltern zurück geschrieben hatten, lasen die Betreuerinnen uns den Text vor. Ich erinnere mich, dass ich dann sehr starkes Heimweh bekam, aber versuchte, es zu verbergen.

Regelmäßig wurden wir gewogen und untersucht.
Das Schlafen im Schlafraum habe ich als unruhig in Erinnerung, da mehrere Kinder in einem Raum schliefen. Es wurde Bettruhe verordnet, aber ich konnte nachts das Atmen hören und ich meine, nachts manchmal Schluchzen gehört zu haben, könnte das heute aber nicht mehr mit Sicherheit sagen.
Ich habe diese ganze Zeit als emotional bedrückend in Erinnerung, geprägt von Strenge und keiner Zuwendung.

Mit elf Jahren wurde ich nach St. Peter Ording verschickt. Diese Zeit habe ich als weniger belastend in Erinnerung, vermutlich auch, da ich bereits älter war.
Um schulisch nicht zu viel zu versäumen, wurden mir regelmäßig Schulaufgaben geschickt, die ich nacharbeiten musste.

Auch aus dieser Zeit erinnere ich mich an lange Spaziergänge, einmal auf einem Deich bei sehr starkem Wind, gegen den ich ziemlich ankämpfen musste.
Als willkommene Abwechslung habe ich den Besuch im Wellenbad erlebt, da ich so etwas zuvor noch nie kennengelernt hatte.
Es fanden regelmäßige ärztliche Untersuchungen statt und wir mussten zu bestimmten Zeiten inhalieren. Dabei saß man vor einem Inhalationsgerät und musste das Inhalat einatmen. Die Nase wurde dabei verschlossen, so dass man keine Wahl hatte, als nur durch den Mund zu atmen. Ich erinnere mich, dass ich diese medizinische Maßnahme als sehr unangenehm empfand und jedesmal froh war, wenn das Inhalieren beendet war.

Rückblickend kann ich sagen, dass mir der erste Aufenthalt im Alter von sechs Jahren am Feldberg keine wirklich messbaren gesundheitlichen Vorteile gebracht hat - meine Mutter musste mich anschließend dennoch öfter morgens von der Schule abmelden, da ich die ganze Nacht über gehustet hatte. In Bezug auf die emotionalen Erlebnisse jedoch, hinterließ diese Zeit einen Gesamteindruck von Düsterkeit.

Der zweite Aufenthalt in St. Peter Ording war positiver, aber dennoch emotional geprägt von Heimweh und einem Gefühl von innerer Einsamkeit.
Gesundheitlich war diese Zeit für mich von Vorteil - mein Asthma war danach nicht mehr so ausgeprägt.

Ich habe ärztlicherseits über zehn Jahre Cortison Tabletten bekommen, bei zweimal täglicher Einnahme. Diese Einnahmen gingen nach dem zweiten Kuraufenthalt weiter, was deutlich macht, dass der gewünschte Erfolg noch nicht erreicht wurde. Die Cortisoneinnahme wurde dann drei Jahre später, mit vierzehn Jahren, endlich beendet.

Abschließend betrachtet, war insbesondere der Kuraufenthalt mit sechs Jahren eine Zeit, die ich als emotional belastend, düster, von Einsamkeit und Strenge geprägt, in Erinnerung habe. Es ist in mir abgespeichert wie eine Lebensphase, die in einen tiefen Schatten getaucht erscheint.

Der zweite Aufenthalt war ebenfalls nicht erfreulich, aber nicht so düster und belastend wie der erste. Ich war bereits elf Jahre alt und konnte entsprechend mehr verstehen, warum ich da war und wofür gewisse Maßnahmen notwendig erschienen. Auch diese Zeit habe ich als streng organisiert und mit vielen Vorschriften in Erinnerung.

An dieser Stelle möchte ich bedanken bei den Initiatorinnen und Initiatoren dieses Projektes. Es war für mich sehr aufschlussreich, auch die anderen Berichte lesen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Birgit
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Kerstin aus Göttingen schrieb am 22.01.2024
Erstaunlich, was die Psyche in so vielen Jahrzehnten eingräbt und was beim Lesen dieser entsetzlichen Dinge wieder zum Vorschein kommt.
All das habe ich auch erlebt, vom Zwangsessen bis ich mich übergeben musste, liebevollen Päckchen von der Patentante, welche geöffnet und unvollständig ankamen, Zwangsmittagsschlaf,mein tränenüberströmtes Gesicht beim Diktat der Post .Wovon ich noch nichts gelesen habe war, gab es noch andere Kinder, die wie ich beim Zahnarzt in der Einrichtung fest gehalten wurden (von vier Personen) damit er mit seinem alten Tretbohrer vermeintliche Karies damit entfernte.?
Unbegreiflich wie kleine Menschenkinder behandelt wurden, für mich auch unbegreiflich wie Eltern ihre Kinder somit zur Seite schoben.Kann sich jemand an mich erinnern, hat jemand Fotos aus dieser Zeit..?
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Simone schrieb am 22.01.2024
Ich bin 56 Jahre alt. Im Sommer 1977 wurde ich mit neun Jahren von meinen Eltern für 4 Wochen zur Kur nach Österreich in die Pension Ernani geschickt. Der Aufenthalt dort war eigentlich für Kinder vorgesehen, die krank waren oder aus sozial schlechten Verhältnissen kamen. Auf mich traf weder das eine noch das andere zu, aber mein Vater arbeitete beim Deutschen Roten Kreuz und konnte so erreichen, dass ich an dieser kostengünstigen Maßnahme teilnehmen konnte. Meinen Eltern ging es zu dieser Zeit schlecht, sie waren beide voll berufstätig, hatten wenige Jahre zuvor eigenhändig ein Haus gebaut und meine Mutter hatte gerade zwei Fehlgeburten hinter sich. Sie waren wohl einfach froh, dass ich während der langen Sommerferien irgendwo gut untergebracht war. Ich hatte nicht die geringste Lust darauf, ganz alleine auf Reisen zu gehen, begriff aber irgendwie, dass das meinen Eltern wichtig war. Und so setzten sie mich in den Zug, in dem auch ein paar fremde andere Kinder mit gleichem Ziel saßen. Ich erinnere mich daran, dass mir die vier Wochen endlos vorkamen und ich ständig Heimweh hatte. Die Kinder der Gruppe waren zwischen 9 und 13 Jahren alt, ich war die jüngste und konnte mit den anderen Kindern nicht viel anfangen. Viele spielten regelmäßig seltsame Rollenspiele, in denen es um Unterwerfung, Verprügeln und sexuellen Missbrauch ging. Heute denke ich, dass sicher viele der anderen Kinder aus sehr problematischen Verhältnissen kamen. Ich frage mich oft, ob den Betreuern in dem Heim nicht auffiel, welche fragwürdigen Spiele die Kinder spielten und warum sie darauf nicht reagierten. Ich selbst versuchte, möglichst unsichtbar zu bleiben, hielt mich aus allem raus und wartete, bis der Aufenthalt endlich vorbei war. Meine Eltern erzählten noch Jahre später, dass sich mein Wortschatz nach der Rückkehr aus Pension Ernani katastrophal verändert hatte und ich Schimpfwörter verwendete, die bei uns zu Hause vollkommen inakzeptabel waren. Hätten meine Eltern geahnt, in welcher Gesellschaft ich mich während der Kurmaßnahme befand, so hätten sie mich sicher nicht dorthin geschickt. Ich erinnere mich noch gut daran, dass die Kinder einmal in der Woche Taschengeld ausgeteilt bekamen. Dieses Geld war von den Eltern dafür zur Verfügung gestellt worden. Ich wollte gleich in der ersten Woche für meine Eltern als Mitbringsel einen Tonkrug mit Likör kaufen, der ungefähr genauso viel kostete, wie mein gesamtes Taschengeld für die 4 Wochen Aufenthalt. Als ich den Betrag von der Betreuerin ausgezahlt haben wollte, lehnte sie mit der Begründung ab, ich erhielte jede Woche nur eine begrenzte Summe. Und so ließ ich mir wöchentlich diese Summe auszahlen und sparte vier Wochen lang, bis ich kurz vor der Abreise den Likör kaufen konnte... Den Aufsichtspersonen, die uns damals betreuten, kann ich eigentlich keinen Vorwurf machen - ich habe nicht beobachtet, dass es Strafen oder Misshandlungen in dem Haus gab. Allerdings herrschte ein strenges Regiment und die Tage waren fest getaktet. Vor allem der verordnete Mittagsschlaf, im Bett liegen zu müssen ohne schlafen zu können war lästig.
Zum Glück musste ich später nicht noch einmal zur Kur verreisen!
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P. G. aus Saale-Holzland-Kreis schrieb am 22.01.2024
1984 war ich von vor Silvester bis Mitte Februar im Heim in Graal-Müritz. Den Platz hatte mein Vater aufgrund vieler Bronchitiden ohne Einverständnis meiner Mutter organisiert. Familienkontakt gab es in der Zeit nicht und ich kann mich kaum erinnern.
Allerdings weiß ich, daß ich zum Silvester Angst hatte, aus dem Gitterbett kletterte und auf den Flur lief. Daraufhin wurde ich (m.E. mit einer Spritze) ruhig gestellt. Danach entwickelte ich für über 20 Jahre eine Spritzen-Phobie mit Hyperventilation und Ohnmacht. Den Inhalationsbereich erinnere ich als lange dunkle Betonröhre, in der wir saßen und Dämpfe einatmeten.
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Nikola Dietrich aus Blankenburg schrieb am 22.01.2024
Hallo an alle, die in Sinnershausen im selben Zeitraum waren, wie ich. (ich war im Februar 1978 und im Februar 1979 dort). Ich würde mich gerne mit Euch austauschen. Meldet Euch bitte.
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Christian aus Lüdenscheid schrieb am 22.01.2024
1970 - ich wurde bald fünf und meine Eltern bereiteten den Umzug in das neue Haus vor, wurde ich für 6 Wochen nach Föhr verschickt.Wyk@Verschickungsheime. Meine beiden älteren Geschwister waren auch zuvor verschickt worden (Bad Sassendorf), aber nach 1 Woche wieder nach Hause gekommen, weil das Heimweh und die Windpocken dazwischen kamen.

Angeblich, nach Aussage meiner Mutter, wollte ich unbedingt auch so eine tolle Kinderkur erleben... mit 4-5 Jahren ...

EIn Zug mit Begleitern ("Schau mal das sind Onkel und Tante Soundso, die sind nett") brachte mich aus dem Sauerland nach Föhr. Die Fahrt war endlos lang und ich erinnere mich noch an meine Angst vor der Fährüberfahrt, denn ich hatte auch das Meer noch nie gesehen. Alles war fremd und schon f dem Hinweg hatte ich fürchterliches Heimweh.
in Schlafsaal mit ca. 20 hellblauen Betten, einem Tisch für die Mittagsaufsicht und kalte Duschen sind mir in Erinnerung. Das Rosinenbrötchen nach dem Mittagsschlaf, was bei jeder Kleinigkeit von frechem Betragen gestrichen wurde ebenso. Ich hatte so großes Heimweh, dass ich abends im Bett weinte und auch zweimal ins Bett machte - was mir sonst nie passierte. Dafür wurde man heftig ausgeschimpft und unter die kalte Dusche im kalten Duschraum gestellt.
Ich hatte einen "Freund" in meiner Gruppe, dessen großer Bruder auch dort war. Mit diesem tauschte ich mein Heimweh aus und wir weinten häufig zusammen ... und wurden dafür wieder ausgeschimpft oder von den wenigen Aktionen ausgeschlossen (Strandspaziergänge, Schwimmbad).
Briefe/Karten wurden für mich geschrieben- natürlich war immer alles toll!
Die Mittagspausen war mir ein Grauen. Man musste in seinem Bett still liegen und die Augen geschlossen halten, wenn nicht, so musste man sich in die Ecke stellen. Kinder die weinten ebenso und man wurde geschimpft, wie undankbar man sei und dass die Eltern darüber informiert würden. Geschimpft wurde ohnehin sehr viel und bei jeden geringsten Anlass. Ich erinnere mich auch daran, dass ich immer Hunger hatte. Bis heute sind Heimweh, ein z.T. übersteigertes Harmoniebedürfnis, oder die Angst es nicht Rechtzu machen (auch ohne Anlass) geblieben.
Warum ich ein solches Heimweh hatte, kann ich mir kaum erklären, da meine Eltern mir dafür eigentlich keinen Anlass gaben. Sicher meinten sie es irgendwie gut, aber für ein Kind mit 4-5 Jahren ist dies nur schwer nachzuvollziehen.
Die spätere Aufarbeitung mit meinen Eltern scheiterte übrigens kläglich, sie konnten mein Leiden nicht nachvollziehen. Auch mir selbst konnte ich jahrelang diese traumatischen Erlebnisse eestehen. Von daher bin ich froh, dass es ein solches Forum gibt und ich nicht allein mit meinem Erleben bin!
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Friedel schrieb am 22.01.2024
Hallo, ich bin durch eine Doku vom y-kollektiv auf Eure Seite gestoßen und schreibe nun im Namen meiner Großmutter, die Mitte der 50er Jahre in das Kinderkurheim Pomßen kam, wo sie mehrere Wochen (ich meine es waren vier) untergebracht war. Ich sprach meine Oma am Wochenende direkt auf die Kinderverschickung an und sofort konnte sie mir den Ort nennen, wo sie untergebracht war. "Pomßen - wo auch immer das ist. Wir wurden von zuhause abgeholt. Ich habe noch brav gewunken," hat sie mir erzählt. Wir haben uns Bilder vom damaligen Kurheim angeschaut und sofort hat sie den Ort wiedererkannt. "Das war so ein Schloss und die Frauen dort waren streng." Meine Oma kam dorthin, weil sie nicht (viel oder genug) gegessen hat. Sie war damals ein schlankes, sportliches Kind. "Ich sollte in der Zeit dort zunehmen, habe aber noch mehr Gewicht verloren und kam dünner zurück nachhause, als ich von daheim losgefahren bin." Sie hat mir ebenso erzählt, dass sie mit vielen anderen Kindern in einem großen Schlafsaal untergebracht war und immer ganz eng in eine Decke eng eingewickelt wurde, damit sie sich nicht bewegen konnte. Dies ließ bei ihr ein Beklemmungsgefühl zurück, was bis heute anhält. "Weinen durften wir nicht. Wenn wir geweint haben, dann haben wir Ärger bekommen." Auf Nachfrage, ob ihr auch körperliche Gewalt angetan wurde, sagte sie: "Nein. Höchstens geschüttelt haben sie mich, als ich nicht wollte, wie sie." (Was ja schon übergriffig ist und meiner Meinung nach an körperliche Gewalt grenzt) Meine Oma kommt aus einem wohlbehüteten Elternhaus. Meinen Urgroßeltern, so sagte sie mir, hat sie niemals etwas davon erzählt, aber mein Urgroßvater, also ihr Papa, habe es ihr wohl angemerkt. Ich kannte meine Urgroßeltern. Auch die haben selten von der Vergangenheit gesprochen. Ich finde es erschreckend, solche Dinge über die Vergangenheit meiner Oma zu erfahren, die mir ohne Nachfrage niemals davon erzählt hätte. "An sowas denkt man nicht mehr. Das war so schlimm und hat die Kindheit verändert. Erst die Ferienausflüge an die Ostsee haben mir als Kind wieder ein gutes Gefühl gegeben," sagt meine Oma, die im Vorschulalter nach Pomßen kam. Ich danke denjenigen, die diese Webseite aufgebaut haben, damit andere/ ihre Angehörigen das Leid teilen können. Dieses Leid gehört ausgesprochen, verarbeitet und eingeordnet, damit Generationen Ruhe finden und sich gehört und verstanden fühlen.
Meine Oma musste zweimal insgesamt, in kürzerem Abstand "zur Kur". Einmal nach Sachsen, einmal in Thüringen.
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Judith Schmitt aus Köln schrieb am 22.01.2024
Hallo zusammen,

ich wurde 1972 "verschickt" für sechs Wochen nach Hindelang, ich war damals sechs Jahre alt. Was habe ich für Erinnerungen daran?
Dass ich zunächst rebellierte, denn alle Kinder sollten Lätzchen anziehen, das war ich von zu Hause nicht gewöhnt. Ich wurde dann aufs Zimmer geschickt und mir wurde dort erklärt, dass ich nur mitessen dürfe, wenn ich mich an diese Regel halte. Na ja, es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel das Heimweh abends im Schlafsaal, über das wir untereinander flüsterten und die Tränen, die wir deswegen vergossen.
Ich kann mich ansonsten an die schöne, offene Architektur des Hauses erinnern, wollte dort im letzten Jahr vorbeifahren, aber das Gebäude wurde zwischenzeitlich leider abgerissen. Ich kann mich an Kinder erinnern, die dort durchaus länger waren als ich, ich meine sogar über Jahre, wie sie mir erzählten. Ich würde diese gerne Kinder wiedertreffen oder über sie erfahren, sie waren mir ein großer Trost dort.
Ich erinnere mich an die Spaziergänge und die gute Luft, an eine Prüfung, bei der ich mich geschmeichelt gefühlt habe, dass ich mit zu den Probanten gehören durfte, offenbar, weil ich dann mittlerweile gelernt hatte, mich anzupassen.
Ich kann mich an die vielen Briefe erinnern, die meine Eltern und meine Oma mir schrieben und an das Paket, dass ich dort zugeschickt bekam, als ich am 30. Mai Geburtstag hatte. Telefoniert werden durfte nicht, ein Besuchsverbot gab es auch.
Meine Mutter erzählt mir heute noch unter Tränen, dass ich bei der Abholung nur auf meine kleine Schwester (damals 2) zu lief und die Eltern ignorierte. Sie bereut sehr, mich damals in die Kur gegeben zu haben.
Wie konnte eine solche "Therapie" nur durchgeführt werden? Ganz schlimm!
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Elvira schrieb am 21.01.2024
1970 war ich 6 Jahre alt. Warum ich zur Kur musste, weiß ich nicht. Ich erinnere mich, dass meine Eltern oder nur meine Mutter, das weiß ich nicht mehr, mich in, ich glaube Bremerhaven, es könnte auch Wilhelmshaven gewesen sein, absetzten. Ich hatte ein Schild mit meinem Namen an mir. Meine Mutter drückte mich nochmal, dann wurde ich auf ein, für mich damals, riesiges Schiff gebracht. Wir wurden nach Borkum gebracht, den Namen des "Kurhauses" weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich fürchterliches Heimweh hatte. Die Nächte musste ich oft auf dem Flur in so einem komischen Stuhl verbringen, weil ich wegen dem Heimweh so viel geweint hatte. Mir wurde gesagt, dass ich da auf dem Stuhl schlafen müsse, damit ich die anderen Kinder nicht wecke. An meinem Geburtstag bekam ich ein Paket mit vielen Süßigkeiten und einem Stofftier. Die Süßigkeiten wurden mir abgenommen, wie sie verteilt wurden, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich erinnern, dass da zwei Mädchen waren, die sagten, dass sie nichts davon bekommen dürften, weil sie zu dick seien. Ich erinnere mich, dass wir manchmal am Strand spazieren gegangen sind. Das ist das einzig Schöne, an das ich mich erinnere. Es gab Bettensääle, Reihen von Waschbecken, die an Tröge mit vielen Wasserhähnen erinnerten. Im Speisesaal kann ich mich nur daran erinnern, dass die "Aufseherinnen" an einem Extratisch unter uns Kindern saßen, Kuchen und leckeres Essen hatten, während wir etwas anderes nicht schmeckendes bekamen.
Ich war nach der Kur viele Jahre nicht mehr in der Lage, irgendwo zu übernachten. Selbst dann nicht, als meine Cousine mich fragte, ob ich bei ihnen schlafen wollte. Ich hatte freudig eine Tasche gepackt und bin bis an die Tür mitgegangen. Dann drehte ich mich um und sagte, dass ich heimweh habe. Ich war noch garnicht aus dem Haus.
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Marga aus Hessen - Büdingen schrieb am 17.01.2024
@ Petra, ich war ebenfalls im Jahr 1965 in St. Peter Ording als dreijähriges Kind und habe ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich würde mich sehr gerne austauschen!
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Ramona aus Dresden schrieb am 16.01.2024
Liebe Verschickungsheim - Leser, mein Name ist Ramona, ich wohne in Dresden bin 60 Jahre alt und war in den 1969 oder 70er Jahren an der Ostsee zur Kinderkur. Im Alter von 6 oder 7 Jahren wurde ich auf Grund einer chronischen Bronchial - Erkrankung an die Ostsee mit der Bahn, natürlich alleine in einer organisierten Kinder-Gruppe geschickt. Die Dauer des Aufenthaltes war 6 Wochen. Ich kann mich sehr gut erinnern, habe die Zeit immer verdrängt und eigentlich darüber nicht gesprochen. Ich war ein sehr zartes Kind, schlechter Esser und hatte ständig Heimweh. Ich lebte mit meiner Mutter in Grünberg bei Pasewalk alleine. Ich vermisste sie sehr, so sehr das es Schmerzen verursachte. Ich hatte zum festhalten eine kleine Handpuppe von zu Hause mitgebracht. Als man merkte, dass ich mich nachts daran festhielt, um besser einzuschlafen, nahm mir eine Schwester die Puppe weg und legte sie auf einen hohen Schrank. Ich war darüber entsetzt, ich konnte sie sehen aber kam nicht an sie heran. Am Morgen mussten wir splitternackt, was ich aus Scham nie freiwillig gemacht hätte, Frühsport absolvieren. Wir waren ein riesiges gemischtes, also Jungs und Mädchen-Zimmer/Saal. Eine Übung beinhaltete das Trommeln auf die Brust solange bis die Luft aus der Lunge war. Ich hatte Probleme bei der Übung und erhielt regelmäßig Schläge ins Gesicht, so sehr, dass mein Gesicht rot anlief. In der Nacht herrschte ein sehr strenges Toilettenverbot. Auch bei dem Versuch auf die Toilette zu gehen, wurde man direkt zurück geschickt. Ich habe heute den Verdacht, wir sollten nicht merken, dass die Nachtwache schläft! Es war eine Folter für mich. Einige der Kinder nässten ein und wurden dann vorgeführt. Das Essen war eine Qual, es gab ständig Sagosuppe mit Milch, mir ist heute noch schlecht davon. Ich wurde ständig gefüttert, Knorpelfleisch wurde mir in den Mund gesteckt. Ich sammelte das Essen im Mund, lies es dann in meinen Schürzentaschen verschwinden. Das Highlight war, wenn jemand aus der Küche fragte, "wer möchte Quark?" und kam mit einer großen Schüssel davon. Man musste sich melden und wenn man Glück hatte, bekam man die wirklich leckere Nachspeise. Die Behandlung an der Ostsee beinhaltete Strandspaziergänge, Inhalationen in einem großen Raum sowie Solebäder in Holzwannen. Die Behandlung war relativ erfolgreich, meine Luftprobleme waren sehr viel besser. Ich erinnere mich an eine große breite Feuerleiter, diese war direkt vor meinem Bett durch das Fenster sichtbar. Ich überlegte, wie ich aus der Kuranstalt über diese Leiter fliehen könnte. Wir hatten ab und zu Schule, dabei mussten wir Briefe an unsere Eltern schreiben. Der Text wurde an die Tafel geschrieben. Er musste 1 zu 1 abgeschrieben werden, die Briefe durften nicht zugeklebt werden. Damit meine Mutter merkt, dass der Text nicht von mir ist (Text wie: mir gefällt es hier so gut usw), schrieb ich nicht "Liebe Mutti" sondern "Liebe Eltern". Ich hätte am liebsten geschrieben: Hol mich hier raus! Ich denke so ein Heim- Leben war immer von denjenigen geprägt, die das Heim führten, also die Menschen dahinter - mit ihren Neigungen, Charakter und sexuellen Vorlieben wie SM usw. Leider können Menschen mit negativen Neigungen sich gezielt Berufe aussuchen, in denen sie Macht über andere Kreaturen ausüben können. Das ist heute nicht anders! Kontrolle ist daher wichtig, Nachfrage durch Institutionen usw.!! Ich muss auch sagen, diese geschilderte Situation zog sich wie ein roter Faden durch meine Kindheit. Mit 12 mein erstes Ferienlager von Bad Frankenhausen aus, ähnliche Situationen wo Erwachsene ihre Macht ausnutzen, meist Menschen mit geringer Persönlichkeitsentwicklung und eher ohne Erfolg im Leben. Ich sollte ein Jahr später nochmals zur Kur fahren. Natürlich konnte ich mich erfolgreich dagegen wehren und trat nie wieder eine Kur in meiner Kindheit und Jugend an. Ramona aus Dresden
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Bernd Rosenkranz aus Magdeburg schrieb am 15.01.2024
Hallo, ich wurde 1956 oder 1957 von meiner Mutter oder meinen Eltern für 6 Wochen zur „Erholung“ geschickt, wahrscheinlich weil ich sehr dünn war, bin Jahrgang 1950, war also 6 oder 7 Jahre alt. Ich habe keinerlei Erinnerung daran, was da passiert ist, ich weiss nur, dass ich danach jahrelang keine Wurst und kein Fleisch mehr essen konnte. Vielleicht gibt es andere Betroffene die darüber etwas berichten können.
Bernd aus Magdeburg
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Heike Böhm aus Bendorf/Rhein schrieb am 14.01.2024
Hallo zusammen, bin Heike, 60 Jahre alt und komme aus Bendorf am Rhein. Ich war in zwei verschiedenen Kinderkurheime. Im Oktober 1969 im Kloster Wessobrunn und entweder davor oder danach (bin dann mit 7 Jahren 1970 eingeschult worden, Jahrgang 1963) in Kinderkurheim „St. Antonius“ in Bad Münster am Stein.
Ich kann mich an ein paar Dinge erinnern, kann aber nicht sagen ob das in Bad Münster am Stein oder Kloster Wessobrunn war. - Ich hatte mein Essen ausgebrochen und musste das Erbrochene essen bzw. den Teller leer essen. - Ich kann mich an eine Kabine erinnern in die man gehen musste und da bekam man dieses eklige Sole-Wasser zum Trinken. Ich habe den Geruch der Sole noch in der Nase, alles stank danach. - Ich kann mich erinnern, dass ich so eine komische, dunkle Brille anziehen musste und dann wohl
in diese Höhensonne. - Wir wurden nach Läusen untersucht, kann mich erinnern, dass die Tanten usw. im Kopf herumgesucht haben ob wir Läuse haben. Es kommen ab und zu noch andere Momente hoch die ich
nicht richtig zuordnen kann.
Habe von Bad Münster am Stein eine alte Postkarte und zwei Briefe aus Wessobrunn an meine Familie aus der „Kur“, sogar ein selbst gemaltes Bild von mir lag bei einem Brief. Der Brief war vorgedruckt und nur die Namen mit der Hand dazu geschrieben. Das zweite war eine selbst ausgemalte Postkarte. Die Schwester hieß Schwester Frumentia und das Fräulein Gaby.
Gibt es Leute die in der gleichen Zeit in einem der Kinderheime war, gibt es ähnlicher Erinnerungen oder sogar Fotos? Würde mich sehr freuen, wenn sich jemand melden würde, gerne auch per PN oder mail: h.boehm@yahoo.de
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Julian aus Lörrach schrieb am 14.01.2024
Kam im Jahr 1977 für 6 Wochen nach Sankt Peter Ording in ein Verschickungsheim. Ich vermute, es war das Seeschlösschen. Denke, auf einem Bild, den Speisesaal auf Bildern im Internet zu erkennen. Mein Zimmer oder Gruppe, hiess die "Strandläufer", daran kann ich mich absolut sicher erinnern.
1976 verstarb mein Opa, was mich in eine tiefe Krise brachte, Schule klappte es auch nicht, bei der Einschulung, darum kam das wohl, die Verschickung.
IMeine Vermutung, Ich wurde mit Medikamenten, gegeben auf Lõffel mit Zuckerwürfel, wohl täglich ruhiggestellt, weil Mittagsschlaf, wäre für mich, eigentlich nicht möglich gewesen. Aus meiner Kindheit, kann ich eigentlich mich weit zurück erinnern, aber komischerweise, diese Zeit, ist wie eine "Black Box",sehr schwer, mich an Konkretes zu erinnern, nur kleine Bruchstücke. An tägliche Gewichtskontrolle, hatte immer unter 25 kg, kann ich mich auch erinnern. Persönlich, kann ich mich nicht an Schläge erinnern, aber kann mich erinnern, bei Anderen, die Probleme mit dem Mittagsschlaf hatten, gab es Schläge. Das es bei mir nicht dazu kam, wobei Mittagsschlaf eigentlich für mich unmöglich war, denke ich, das wurde mit Medikamenten erzwungen, anders kann ich mir das heutzutage nicht vorstellen, wie Die mich dazu bringen hätten können. Andere wurden diszipliniert, die nicht schlafen konnten.
Damit ich aber kein falsches Verschickungsheim beschuldigen mõchte, vermute aber wegen dem Speisesaal, es war das Seeschlõsschen.
Das Schlafzimmer hatte 3-4 Doppeletagenbetten, also mit 6-8 Kindern belegt.
Würde mich freuen, jemand hätte aus dieser Zeit Bilder aus dem Seeschlõsschen, die Zimmer um 1977, das ich mich besser erinnern kann.
Ich bin seit Jahren in Behandlung, bei meinem Psychiater und bei meiner Psychotherapeutin.
Sie meinte, wegen meinen "Verdrängungskünsten", hält Sie sehr für wahrscheinlich, da war mehr, darum die Verdrängung.
Für jegliche Informationen, aus 1977, wäre ich sehr dankbar, auch wenn jemand ein anderes Verschickungsheim erkennen würde. Thema, Name der Gruppe/Zimmer, war "Strandläufer".
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Werner Glasmacher aus Stolberg schrieb am 09.01.2024
Hallo,
ich war laut mir vorliegendem Ärztlichen Schlussbericht des Chefarztes Dr.Franz Braun vom 10.11.1961 bis 20.12.1961 in der Asthma-Kinderheilstätte Bad Reichenhall, Kurfürstenstr.26.
Ich kann mich an das schlechte Essen, an die Solebäder, an die Druckkammer erinnern.
Ich suche Betroffene die zu diesem Zeitpunkt auch in der Heilstätte waren- insbesondere frage ich Euch, kann sich jemand an Verabreichung von Medikamenten erinnern?
Lt.Arztbericht wurden keine Medikamente gegeben.
Vielen Dank.
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Alexandra Sophie Kadner aus Troy, NY 12180, USA schrieb am 08.01.2024
Mein Name ist Alexandra, ich bin heute 58 Jahre alt und lebe seit 24 Jahren in den USA. Deswegen hätte ich die Diskussion um Verschickungskinder in Deutschland auch beinahe verpasst, bis ich zufällig auf einen Bericht von BR24 stieß:
(https://www.pnp.de/print/lokales/landkreis-berchtesgadener-land/piding/sexueller-missbrauch-in-asthma-kinderheilstaette-14865582)
Wie dem auch sei, ich wurde als Kind zweimal verschickt. Meine Diagnose damals war chronische Bronchitis. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich eine Transfrau bin, und meine Erlebnisse bei der Verschickung waren also die eines kleinen Jungen. Das erste Mal war im Sommer 1971. Ich war damals 6 Jahre alt. Ich bin mir heute nicht ganz sicher, wohin ich verschickt wurde. Zum einen erinnere ich mich, dass ich in der Fränkischen Schweiz gewesen sein soll, andererseits aber war der Name des Ortes Bonndorf. Es gibt ein Bonndorf im Schwarzwald, aber keines in der Fränkischen Schweiz. Ich weiss heute, dass Bonndorf im Schwarzwald ein Verschickungsheim hatte, und dass es auf alten Bildern so ähnlich aussieht wie das Gebäude, an das ich mich erinnere. Außerdem kann ich mich gut an den fragwürdigen Schokoladenpudding erinnern, den andere vor mir beschrieben haben. Also bin ich wahrscheinlich in Bonndorf im Schwarzwald gewesen.
Meine Erinnerungen an diesen ersten Aufenthalt sind eher spärlich. Ich kann mich an die Abreise und die Zugfahrt erinnern, an das Haus selbst, den Schlafsaal, den Speisesaal, den Spielplatz, aber nicht allzu viel mehr. Ich weiß aber noch genau, dass ich da nicht hin wollte und dass ich, als ich da war, alles nur richtig Scheisse fand.
Ich kann mich an die Tanten nicht deutlich erinnern, jedenfalls nicht als Einzelpersonen. Kollektiv waren sie alle so um die 50 oder vielleicht auch älter, streng, kalt und unfreundlich. Andererseits kann ich mich aber auch erinnern daß ich mit anderen Kindern gespielt habe und auf den Spielplatz herum geklettert bin.
Insgesamt war die erste Verschickung viel zu lang und sie war richtig Scheisse. Wenn’s bei einer Verschickung geblieben wäre, dann wäre es ja gerade nochmal gut gegangen. Es war halt richtig Scheisse aber eben auch nicht schlimmer als richtig Scheisse.
Aber bei einer Verschickung ist es ja nicht geblieben. Im Sommer 1972, im Alter von 7 Jahren, war ich in Bad Reichenhall, und das war um einiges schlimmer als Bonndorf. Anhand des Berichtes von BR24 und den alten Fotos in diesem Bericht kann ich rekonstruieren, dass ich in der Asthma-Kinderheilstätte an der Kurfürstenstraße war. Ich erkenne das Haus und das Nebengebäude wieder, und ich kann sogar das Fenster identifizieren, an dem mein Bett damals stand. Ein Vergleich mit Google Maps zeigt, dass das Haus da gestanden hat, wo ich es erinnere. Meine Erinnerungen an Ereignisse während des Aufenthalts sind gemischt. Ich erinnere mich an ein paar Dinge, die mir Spass gemacht haben. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Ausflug nach Salzburg. Wir besuchten das Schloss und die Wasserspiele und ich war fasziniert. Den Predigtstuhl möchte ich auch, besonders die Bergdohlen hatten es mir angetan. Ich erinnere mich, dass wir mehrmals auf dem Predigtstuhl waren, vielleicht wöchentlich. Einmal waren wir mit einer jungen Pflegerin oben. Wir waren eine kleine Gruppe von Kindern, vielleicht vier oder fünf. Als wir von der Seilbahn vom Predigtstuhl zurückkamen, nahm sie uns in ihre Wohnung mit. Es gab Saft und wir haben irgendwas gespielt, und erst dann ging’s wieder ins Heim. Wie das alles ins Bild passt, kann ich heute nicht sagen, aber mir ist es als einer der angenehmen Momente in Erinnerung.
Aber die angenehmen Momente in Bad Reichenhall waren selten. Der Rest meiner Erinnerungen ist bruchstückhaft. Ich erinnere mich an den ersten Tag. Wir kamen morgens an und verbrachten den ganzen tag in den Tagesräumen. Ich weiss dass ich den ganzen Tag geweint habe und alles nur verschwommen gesehen habe wegen der Tränen. Ich weiss auch dass ich deshalb ein paar mal geschimpft worden bin aber einfach nicht zu beruhigen war. Am naechsten Tag Hatte ich keine Tränen mehr, aber die Verzweiflung war immer noch da und sie blieb während der ganzen sechs Wochen. Mir kam das wie eine Ewigkeit vor, aber mit sieben Jahren verstand ich, dass sechs Wochen 42 Tage waren und zählte rückwärts. Jeden
Abend lag ich mit meinem Stofftier, einem schwarzen Kater von dem ich mich auch heute noch nicht trenne, im Bett und erzählte ihm wie lange wir schon da waren wie lange es noch war bis wir wieder nach Hause dürfen, was am Tag passiert war und wie ich es anstelle um da bloß heil wieder rauszukommen. Das alles erzählte ich ihm im leisesten Flüsterton, mit dem Gesicht zum Fenster, damit ja niemand sieht, dass ich die Augen noch offen habe und damit niemand hört, dass ich mit meinem Kater flüstere und was ich sage.
Das mit dem heil da rausgekommen war nicht so einfach, auch wenn mir da sicher wichtige Erinnerungen fehlen. Ich erinnere mich an folgendes: Die ganz normale und ständig wiederholte Drohung der Pflegerinnen war, dass ich nochmal 6 Wochen bleiben müsste, wenn ich mich nicht anständig benehme. Ein einziger Anruf würde genügen und dann wäre alles klar. Davor hatte ich unglaubliche Angst. Sechs Wochen weg von zuhause hatte ich ja schonmal überstanden, aber 12? Unmöglich. Diese Angst saß mir ständig im Nacken.
Dann waren da die Schlägereien. Ich habe nie vorher in nie nachher solche Kämpfe zwischen Kindern erlebt. Da wurde geschlagen, getreten, gebissen und Haare wurden gleich büschelweise ausgerissen, auch meine. Ich weiß das ich einmal mit dem Kopf zuerst in einen Heizkörper geworfen wurde und eine Platzwunde hatte, die versorgt werden musste. Natürlich bin ich da erstmal angebrüllt worden, bevor sich jemand um die Wunde gekümmert hat. Bei einem dieser Kämpfe hat einer der anderen Jungs meinem Kater den Schwanz abgerissen. Meine Welt brach zusammen, denn mein Kater war ja alles, was ich hatte, um mich einigermaßen bei mir selbst zu halten. Als ich ihn den Pflegerinnen zeigte, gab's natürlich erstmal wieder eine Tirade, aber eine von den jüngeren Pflegerinnen hat mir den Kater dann abgenommen, mich dann Frühstück geschickt und ihm den Schwanz wieder angenäht. Nach dem Frühstück hatte ich meinen Kater wieder. Glück gehabt!
Ich erinnere mich, dass es nachts immer wieder Geschrei gab. Ich wurde mitten in der Nacht davon geweckt, aber ich glaube nicht, dass ich damals wusste, worum es ging und heute weiß ich es erst recht nicht. Was ich aber sehr wohl weiss is dass ich mir in einer dieser Nächte die Hosen und das Bett vollgeschissen habe. Mein Schlafanzug war bis zu den Knien hinunter voll, und alles musste im Bad ausgewaschen werden. Ich erinnere mich, dass die Nachtwache mich bei voller Lautstärke angebrüllt hat, scheinbar ohne Luft zu holen. Wieso und warum das passiert ist, kann ich heute nicht mehr sagen. Vielleicht hatte ich einfach Durchfall, oder vielleicht war irgendwas vorgefallen dass mich dermaßen verängstigt hat? Ich weiß es nicht mehr. Das jedenfalls war mein Beitrag zu dem nächtlichen Geplärre.
Andere Impressionen: “Wer ins Solebad pinkelt, läuft schwarz an und bleibt schwarz. Das geht wochenlang nicht ab.” Das Solebad war also jedesmal eine Zitterpartie. Dann gabs da diese Höhenluft Kammer mit Unterdruck und UV Strahlung. Das Ding war winzig, man musste sich bis auf die Unterhose ausziehen und eine rote Taucherbrille tragen. Außer stillsitzen war alles verboten und es war endlos langweilig. Geduscht wurde alle paar Tage, immer mit vier oder fünf Kindern in einer offenen Duschkabine. Ich finde das heute eher befremdlich, aber damals war das eine der weniger bedrohlichen Situationen.
Die Briefe, die wir nach nach Hause schreiben mussten, haben mich damals geärgert und tun das heute noch. Wir wurden in einen Raum mit einer Tafel gesetzt. Auf der Tafel stand der Text unseres Briefes. Den hatten wir abzuschreiben und sonst garnichts. Der Inhalt wurde kontrolliert. Ich habe gerade schreiben gelernt und war mir sicher, dass ich meinen eigenen Brief schreiben konnte. Und meine Eltern würden doch sofort merken, dass das nicht meine Worte sind! Es half aber alles nichts. Es mußte wortwörtlich der Brief of der Tafel geschrieben werden und mir das passte oder nicht war egal. Ausser natürlich, wenn ich vielleicht noch sechs Wochen länger bleiben wollte.
Diese wenigen Erinnerungen stimmen aber nicht mit meiner emotionalen Reaktion überein, weder damals noch heute. Ich hatte damals den Eindruck, dass ich wirklich in Gefahr war, nicht wieder nach Hause zu kommen oder dass mir sonst irgendwas furchtbares passieren könnte. Mein Eindruck war, dass die Leute in diesem Heim mit uns machen könnten, was sie wollten. Ich was ständig in Angst und ständig auf der Hut. Jedenfalls hab’ ich mir geschworen daß ich wenn ich die Kur überstanden habe nie wieder in diese Scheißstadt zurückkommen würde. Gehalten hab’ ich das nicht, aber davon später.
Nach einer von meinem Kater und mir genau bemessenen Ewigkeit kam schließlich der Abreisetag. Wenn ich vorher die Tage gezählt hatte, dann zählte ich jetzt die Stunden bis zur Abreise. Ich kann mich erinnern, wie wir uns zwei und zwei auf dem Bahnhofsvorplatz aufstellen mussten und warten, bis unser Name aufgerufen wurde. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber auch das ging irgendwann vorbei. Der Zug fuhr über nacht. Am nächsten Morgen wachte ich auf, als der Zug gerade ankam. Geschafft!
Meine Mutter erzählte gerne, dass meine ersten Worte zuhause “Endlich kann ich in Ruhe scheißen!" waren. Ich soll mich dann auf die Toilette verzogen haben und eine lange Zeit nicht wieder rausgekommen sein. Kann gut sein, aber das sind nicht meine Erinnerungen. Trotzdem ist diese Anekdote ist vielleicht charakteristisch für andere wichtige Dinge, an die mir die Erinnerung entweder ganz fehlt oder nur so undeutlich ist, dass ich mir nicht sicher bin.
Mir fehlen beispielsweise Erinnerungen an die Dinge, die immer wieder als die traumatischen Ereignisse bei diesen Kinderkuren beschrieben werden: Essen, Toilettengang, und Prügel.
Ich kann mich erinnern, wo der Speisesaal war, aber ich habe nicht die geringste Erinnerung an irgendwelche Mahlzeiten, abgesehen von riesigen Tellern voll Marmelade, die zum Frühstück auf den Tischen standen. Toiletten? Aus den Berichten von anderen weiss ich dass die Toiletten in Bad Reichenhall keine Türen hatten and das man nur unter genauer Beobachtung zur Toilette durfte. Erinnern kann ich das nicht, aber es würde meinen Kommentar zu hause erklären. In Bad Reichenhall scheint es ja nicht möglich gewesen zu sein, in Ruhe zu scheissen. Prügelstrafe? Keine Ahnung. Ich hab’ als Kind reichlich Prügel bezogen. Möglich, dass das auch in Bad Reichenhall passiert ist, aber Erinnerungen daran habe ich nicht.
Ich weiss durch den oben erwähnten Report von BR24 auch, dass in Bad Reichenhall sexueller Missbrauch stattgefunden hat. Ich war 1972 da und die Berichte von BR24 beziehen sich auf Ereignisse zwischen 1967 und 1974. Es ist also wahrscheinlich, dass Kindesmißbrauch auch während meines Aufenthaltes stattgefunden hat. Nun scheinen die Täter alle Männer gewesen zu sein, aber ich kann mich an keinen einzigen Mann erinnern. Ich weiss das Abspalten von Erinnerungen ein Schutzmechanismus ist. Und das bringt mich jetzt zu den Folgen meines Aufenthaltes in Bad Reichenhall.
Vorher fühlte ich mich geborgen in meiner Familie und mein Zuhause war mein liebster Ort überhaupt. Aber ich habe mich seither eben nicht mehr sicher gefühlt. Ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren, oder meine Schulsachen (oder sonst irgendwas) in Ordnung zu halten. Ich fühlte mich einfach kaputt, aber ich wußte und weiß bis heute nicht warum. In meiner Erinnerung gibt es kein Trauma, oder wenigstens kein klar definiertes traumatisches Ereignis. Trotzdem habe ich Bad Reichenhall als Hölle in Erinnerung.
Spätere Folgen: Mit 20 Jahren trat ich meinen Zivildienst in einer psychiatrischen Klinik an. Ich habe damals Medikamente ausgegeben, halt alles, was in einer psychiatrischen Klinik so verschrieben wurde: Haldol, Truxal, Neurocil, Melleril, Dipiperon, Rohypnol, Glianimon, um nur einige zu nennen. Viele dieser Medikamente wurden in Tropfenform verschrieben, damit es leichter zu kontrollieren war, ob die Patienten sie auch nehmen. Ich habe also jede Menge dieser Tropfen ausgegeben. Und dabei machte ich eine Entdeckung: Haldol und Dipiperontrophen haben charakteristische Gerüche, die mir sofort bekannt waren. Meine allererste Reaktion war: “Ich hab’ das als Kind genommen!". Das machte aber keinen Sinn, denn ich hatte ja nie eine psychiatrische Diagnose, die diese Medikamente gerechtfertigt hätte. Wann und wo, also hätte ich diese Medikamente nehmen können? Das einzige Szenario, das Sinn ergab, war, dass mir diese Medikamente während meiner Verschickung verabreicht wurden. Aber das schien mir damals unmöglich, denn wie gesagt eine medizinische Begründung gab’s ja nicht. Dass einem ein Heimarzt einfach so Psychopharmaka verschreibt, schien mir weit hergeholt. Schließlich stehen die ja unter behördlicher Aufsicht und haben ihre Approbation zu verlieren, oder?
Ich konnte diesen Widerspruch nie wirklich auflösen, aber ich habe während meines Studiums in der Psychiatrie als Krankenpflegehelfer weitergearbeitet. In meinen zehn Jahren in der Krankenpflege habe ich an allen Tropfen gerochen, die ich in die Finger bekam, um möglicherweise eine andere Erklärung für meine Erinnerungen zu finden. Fazit: Haldol Tropfen riechen wie nichts anderes und nichts anderes riecht wie Haldol. Dasselbe für Dipiperon. Ich bin den Verdacht nie losgeworden dass ich während meiner Verschickung Psychopharmaka bekam. Aber dieser Widerspruch zwischen meiner Überzeugung einerseits dass mir niemand Psychopharmaka verabreicht hat und dass ich meine Erinnerungen an meine Verschickung nach Bad Reichenhall einfach maßlos übertreibe, und meinen halb verschütteten und sehr bedrohlichen Erinnerungen andererseits war schwer zu ertragen.
Im Frühjahr 1987, ich war damals 22 Jahre alt, machte ich von einem Kurzurlaub in München aus deshalb einen Abstecher nach Bad Reichenhall. Ich wollte das Kinderheim finden und mir das genau ansehen. Ich hoffte daß ich zu der Überzeugung gelangen würde dass das einfach nur ein Haus ist, und das da weiter nichts bedrohliches ist. Das hat aber nicht funktioniert, ganz einfach weil ich's nicht gefunden habe. Ich dachte, ich weiß noch ungefähr, wo das war, wie der Weg zum Bahnhof und zur Seilbahnstation geht, und Bad Reichenhall ist ja nicht groß….. Aber das blöde Kinderheim war wie vom Erdboden verschluckt. Heute wiess ich, dass das Kinderheim im Jahr vorher geschlossen wurde. Das Gebäude war zu der Zeit als ich da war möglicherweise schon abgerissen.
Ich habe seitdem es das Internet gibt, alle paar Jahre nach “Kinderkurheim Bad Reichenhall” gesucht, aber nie irgendwas gefunden. Genauer gesagt, bis Dezember 2023. Da fand ich dann die Reportage von BR24 und nach noch ein paar Internetrecherchen ist mir klar, dass meine Erinnerungen wahrscheinlich weder vollständig noch korrekt sind. Aber sie sind zumindest plausibel.
Der Eindruck den ich als Kind hatte scheint richtig zu sein: Die hätten mich damals in dem Heim behalten können solange sie wollen und Gottweiswas mit mir anstellen können. Und die Medikamente waren vermutlich auch kein Hirngespinst. Zumindest bin ich mir heute darüber klar, dass die Gefahr in Bad Reichenhall real war. Deshalb kann ich mir heute aber auch glaubhaft versichern, dass ich da nicht mehr bin, und dass die meisten dieser Dreckschweine schon lange tot sind. Die Frage ist vielmehr, was ich jetzt mache. Wahrscheinlich Traumatherapie, denn die ist wohl ein paar Jahrzehnte überfällig.
Und bevor ich’s vergesse: Das Prädikat “Richtig Scheiße” ist das größte Kompliment das ich fuer Verschickungsheime habe.
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Kerstin Winter aus Herold schrieb am 07.01.2024
Ich, fast 10 jahre alt, war zusammen mit meiner Schwester 7Jahre alt wegen Bronchitis in der Adventszeit 1975 im Ponyhof Schönau zur Kinderkur. Die Berichte, die ich gelesen habe berühren mich und gleichzeitig glaube ich, dass ich auch Glück hatte. In Kulmbach (mit Schild um den Hals) wurden wir in einen Kurswagen Richtung Berchtesgaden gesetzt, ohne das wir wussten wo wir hinfahren. Ich hoffe meine Eltern wusste den Ort. Da wir das mit dem KurswagenZugfahren schon gewohnt waren, war das der einfache Teil. In Berchtesgaden angekommen wurde uns eröffnet, dass wir in zwei verschiedene Einrichtungen sollen. Ich zu den Großen, meine Schwester zu den Kleinen in den Ponyhof. Wir sind in Tränen ausgebrochen und wurden irgendwann auch gefragt warum und zum Glück "Meinen Mutter hatte unsere Sachen in EINEN Koffer gepackt. Das hieß wir durften gemeinsam auf den Ponyhof. Die erste Nacht haben wir aneinandergeklammert in einem Bett geschlafen. Die Erzieherin/Betreuerin hat uns erklärt, dass das nicht erlaubt sei, aber wir ausnahmsweise dürfen. Wir hatten Betten nebeneinander und das war auch die einzige Nacht, die wir in einem Bett verbracht haben, soweit ich mich erinner. Wir haben, wie andere PonyhofKinder in der Adventszeit auch, den Ausflug auf den Königssee mit Echotrompeter gemacht, die Krampusse waren da und ich habe jahrelang davon geträumt auf der Strasse verfolgt zu werden bei Spaziergängen, weil uns gruselige Sachen über die Krampusse erzählt wurden. Trotzdem habe ich dem Nikolaus bei dem Besuch ein Gedicht vorgesagt und wurde für meinen Mut gelobt. Der Junge, der vorher gesagt hat er schmeisst die Krampusse aus dem Haus lag unter der Bank nd durfte da auch sein! Ich erinner mich, das ich ein Vorzeigekind war, die Älteste im Haus immer nett und freundlich und ich habe entweder nichts wirklich Schlechtes erlebt oder es verdrängt. Ich erinner mich auch, dass wir beim Mittagsschlaf Angst hatten, wenn der Freund der Erzieherin in Uniform während der Schlafwache im Flur sass, mehr Angst, als wenn er nicht da war oder die dickere Erzieherin (ich glaube Leni, aber sicher bin ich nicht) Wache hatte. Die war auf jeden Fall entspannter. Das beste war eine Prakitkantin, die ein Zimmer im Haus hatte und uns zu einem Angebot für die Schule gebeten hat. Diese Praktikantin/Auszubildende war für uns ein Engel. Die mochte uns wirklich. Ich habe einen auch etwas älteren Jungen mit schwarzen Haaren sehr gemocht und wir haben viel zusammen gespielt. An das Ponyfoto erinner ich mich und das wir sonst nichts mit den Ponys zu tun hatten, zu meinem Leidwesen. Ich bin schon immer sehr Tier-afin. Sie haben mir damals erklärt, dass die Hufe der Ponys krank sind wegen dem Füttern. Heute weiss ich, dass die Ponys Reheschübe hatten. Die Ponys haben in einem an eine Kapelle erinernden Stall gelebt. Ich hoffe es ging ihnen nicht so schlecht, wie ich vermute. Ich erinner aber auch, dass es einen kleinen Jungen gab der ohne Unterbrechung weinte und in einer Einzelkammer schlafen musste. Ich glaube gedacht nicht als Strafe, aber keiner konnte schlafen mit ihm im Zimmer. Nach spätestens sieben Tagen wurde dieser Junge von seinen Eltern abgeholt. Die Eltern durften das Haus aber nicht betreten, daran erinner ich mich genau. Der Junge hatte einen großen hellen Teddy, den er immer im Arm hielt. Die große Diele, der große Raum mit Kamin und die Stiege nach oben haben mir gefallen, das weiss ich auch noch. Wie das mit dem Essen war erinner ich gar nicht. Ich weiss aber, dass sich die Köchin gefreut hat, dass wir ihre rote Beete geliebt haben. Seitdem mag ich rote Beete, vorher habe ich sie nicht gegessen.
Wir haben auch einen Theaterbesuch gemacht. Ich erinnere einen hohen Schrank mit lauter viereckigen Fächern mit unseren Klamotten. Da mussten wir unsere schicken Sachen abholen und anziehen, bevor wir ins Theater gefahren sind.
Es sind also nicht wirklich beglückende Erinnerungen, aber mein Gefühl erinnert auch keine traumatischen Erlebnisse, bis auf die Ankunft und die Krampusse. Ich meine zu erinnern, ich war anschließend ganz fröhlich. Nach der Kur war ich in der Schule genausogut wie vorher, obwohl es das Übergangsjahr war und wir im Januar Prüfungen geschrieben haben, für die Aufnahme im Gymnasium. Vielleicht habe ich mit dem Ponyhof auch Glück gehabt, wer weis wo ich ohne gemeinsamen Koffer mit meiner Schwester gelandet wäre. Vielleicht habe ich aber auch Sachen verdrängt. Allerdings kam ich an meinem 7.Geburtstag mit Scharlach auf die Isolierstation im Krankenhaus und durfte meine Eltern 10 Tage lang nur durch eine Glasscheiben sehen. Ein Arzt hat dann sehr richtig festgestellt, dass ich im Krankenhaus nicht gesund werde und hat mich, trotz immer noch Fieber, wieder heimgelassen. Das war mein Trauma. Vielleicht erkennt sich der Junge mit dem Teddy oder der Junge mit den schwarzen Haaren, den ich sehr mochte?
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Thomas aus Plochingen schrieb am 07.01.2024
Hallo, ich bin 1965 geboren und kam 1970 in das "Erholungsheim" in Ratzenried, einem Schloss-ähnlichen Gebäude, geführt von Nonnen. Meine Erfahrungen in diesem Heim, haben mich bis heute prägt und dies, obwohl ich "nur" für 4 Wochen dort hin musste. Außer, dass ich an Heuschnupfen litt, wusste ich nicht, wovon ich mich eigentlich erholen sollte. Ab dem ersten Tag war mir klar: Hier geht es um Bestrafung und Züchtigung. Allerdings war mir auch nicht klar, wegen was ich bestraft werde.
Einiges hat sich in mir besonders eingebrannt, das ich hier erzählen möchte. Da war die Situation, dass ich Pipi machen musste. Unter Beobachtung wurde mir vorgeschrieben, nicht die Kloschüssel sondern das Pissoir zu benutzen, welches für mich jedoch zu hoch hing. Dennoch wurde mir befohlen, dort Wasser zu lassen. Als ich erklärte, dass ich da nicht wirklich hochkomme, wurde mir, mit runtergelassenen Hosen, vor dem Pissoir stehend, mit einem Rohrstock der Hintern versohlt. Besonders im Ohr habe ich noch das hämische Lachen, weil es die Dame belustigte, wie ich verzweifelt versuchte auf Zehenspitzen Wasser zu lassen. Auch in Erinnerung blieb mir, dass wir selbst in der Nacht nicht in Ruhe gelassen wurden. In einem sehr großen Schlafsaal, Bett an Bett in Zweierreihen, durch große Tücher, ähnlich einem Lazarett, getrennt von den den nächsten Zweier-Bettreihen, waren wir doch viele Kinder in einem Raum. Selbstverständlich hatten immer mehrere Kinder Heimweh und begannen nachts zu weinen. Die Nonnen die Nachtdienst hatten, wurden sofort wütend, in ihrer Nachtruhe gestört zu werden. Bereits auf dem Gang draußen fluchend, kam immer eine in den Saal, schnappte sich das nächstbeste Kind, manchmal der Reihe nach mehrere, und versohlte ihnen den Hintern mit der Hand oder dem Rohrstock. Wir kamen irgendwie alle dran. Mit der Zeit getraute sich kein Kind mehr, wegen Heimweh zu weinen. Das veranlasste die Nonnen, ab und an durch den Saal zu gehen und uns Angst zu machen. Rührte sich ein Kind falsch, gab es wieder den Rohrstock. Die Nächte waren furchtbar und unterschieden sich daher nicht von den Tagen. Einmal standen wir vor dem Gebäude um eine kleine Wanderung zu machen. Plötzlich öffnete sich ein Fenster aus einem oberen Stockwerk und eine Nonne schüttete eine großen Eimer voller kaltem Wasser über mich. Ich war klatsch nass. Die Nonnen lachten. Ich wollte mich umziehen gehen. Es wurde mir verboten. Ich musste an der Wanderung bei kalten Temperaturen zwei Stunden mitwandern. Ich habe mich damals getraut zu fragen, weshalb sie das denn gemacht hat. Die Antwort war, weil ich dumm sei. Besonders war auch die Schreibstunde, wenn ich mich recht erinnere, jeden Dienstag. Da ich noch nicht zur Schule ging, musste ich die Texte für die Postkarten diktieren. Ich traute mich nicht, zu sagen, was ich tatsächlich meinen Eltern mitteilen möchte. Es wurde mir jedoch immer glaubhaft versichert, ich könne diktieren, was ich möchte, keiner sei böse und sie würden auch genau das schreiben. So bat ich immer, zu schreiben, dass es mir hier nicht gefällt, dass ich täglich geschlagen werde und dass mich meine Eltern doch bitte abholen sollen. Wie ich später von meinen Eltern erfahren habe, stand auf den Postkarten, wie gut es mir gefällt und dass mir das Essen so gut schmeckt etc. In Erinnerung habe ich auch noch, den "Pool". Auf einer großen Wiese mit Hecken drumherum, war ein Becken. Ich schätze, in meiner Erinnerung 4 m auf 3 m maximal. Das Wasser war sehr dreckig, eisigkalt und voller Laub. Wir mussten alle rein, auch wenn wir gar keinen Platz hatten. Es war viel zu kalt dafür und selbstredend wollte keiner in diesem schmutzige Wasser stehen. Es war sehr schlimm für uns. Ich weiß noch, dass ich einen Jungen, ca. in meinem Alter mit seiner Schwester, als Freunde oder eher "Verbündete" hatte, mit denen ich mich immer dort unterhalten habe, ob wir uns getrauen, unbemerkt in der Menge der Kinder, nach dem Baden abzuhauen. Wir taten es natürlich nicht, weil wir nicht wussten wohin. Vieles dieser Zeit, ist verschleiert, an vieles kann ich mich nicht mehr erinnern. Als ich nach den 4 Wochen am Bahnhof meiner Heimatstadt von meinen Eltern abgeholt wurde, sagte ich zu ihnen noch auf dem Bahnsteig, dass ich da nicht mehr hinmöchte weil ich so oft geschlagen wurde. Meine Eltern waren der Meinung, dass ich das nur erfinde, weil ich Heimweh hatte und deshalb nicht mehr nach Ratzenried möchte. Ich habe es bis heute nicht geschafft, meiner Mutter (mein Vater lebt nicht mehr) glaubhaft zu vermitteln, was dort eigentlich mit mir gemacht wurde. Für sie ist es Übertreibung und vor allem ja schon rund 54 Jahre her. ich weiß nicht, was mich mehr beschäftigt. Das was geschehen ist oder, dass einem die eigenen Eltern nie geglaubt haben. Heute als Erwachsener ist mir natürlich längst bewusst, wie groß die Misshandlungen und das Verbrechen an uns Kindern war. Es waren sadistische Züge, die an uns ausgelebt wurden. Ich denke, dass dies folgende Auswirkungen auf mich hatte und hat: Wenn ich mich selbst reflektiere, habe ich ein gesteigertes Schutzbedürfnis für Kinder, insbesondere natürlich für meine eigenen (drei Söhne) Gleichzeitig wurde ich in meinem Verhalten sicher dahin gehend geprägt, dass es mich besonders wütend macht,. ausgelacht zu werden. Ich habe das Lachen der Nonnen heute noch in den Ohren. Ungerechtigkeit macht mich sehr wütend. Ich denke äußerst objektiv, verurteile aber Ungerechtigkeit so streng, dass andere meine heftige Diskussionsweise nicht nachvollziehen können. Es ist oftmals so, als kehre ich in das Heim zurück und sehe heute, was dort betrieben wurde, als geschehe es gerade noch einmal. Schade ist, dass diese Nonnen nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Natürlich bin ich aus der Kirche ausgetreten und habe damit auch nichts am Hut. Nicht auszudenken, was mit Kindern geschehen ist, die meine Erlebnisse nicht "nur" 4 Wochen, sondern viel länger mitmachen mussten.
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Martin schrieb am 07.01.2024
Schlechte Erinnerungen an dieses Heim begleiten mich schon seit Jahren: Strafestehen in Unterwäsche im kalten Treppenhaus. Schläge mit der flachen Hand eines männlichen Erziehers. Nackt abbürsten der Haut, eine Wanderung auf die Lausche und wir waren mal in der Ortschaft einkaufen. Hatte mir von meinem Geld einen Feuerroten Plastik Barkas (Spielzeugauto) gekauft, der mir von den Erziehern bei der Heimfahrt gestohlen wurde!
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Anja aus Boizenburg, damals Hamburg schrieb am 06.01.2024
Hallo,
mein Name ich Anja und ich bin jetzt 53 Jahre alt.
Ich war im Juni 1975 für 6 Wochen in Bad Sachsa und im Juni 1977 in Königsfeld.
Ich erinnere mich nur schemenhaft an diese Zeit und weiss nicht genau, was mir widerfahren ist.
Gibt es jemanden, der auch zu dieser Zeit dort war? Jemanden, der Foto von dieser Zeit hat ( ich habe jeweils 2 Fotos, auch mit anderen Kindern drauf)?
Ich wünsche mir Kontakt zu anderen von damals.
LG Anja
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Nora aus FDS schrieb am 06.01.2024
Meine Geschwister und ich waren nach unserer Erinnerung 1992 in Pelzerhaken in meinen ersten Sommerferien mehrere Wochen auf Kinderkur. Ich selbst kann mich an Spiele und viel Beschäftigung erinnern.
In Kassel haben unsere Eltern uns (ich 7, meine Schwester 6 und mein Bruder 4 Jahre) den Betreuern übergeben, mit denen wir in Kleingruppen mit dem Zug gereist sind (mein 4-jähriger Bruder hatte eine fremde Einzelzugbegleitung, die ihn im Zielort übergeben hat).
Erinnern kann ich mich daran, dass wir als Geschwister in getrennten Gruppen untergebracht waren, mein Bruder bei den Jungen.
Weil ich die einzige war, die schon schreiben konnte (1. Klasse), habe ich die Verwandtschaft angeschrieben und um Telefonkarten gebeten, um gemeinsam anrufen zu können.
Meine Geschwister habe ich tagsüber nicht immer, aber zum Essen gesehen. Beim Essen taten uns überhaupt die Kinder leid, die zum Abnehmen dort waren, während wir zunehmen sollten. Meine Schwester und ich wurden sehr oft zu unserem Bruder gerufen, weil er immer geweint und schreckliches Heimweh hatte, das war aber weg, sobald er uns gesehen hatte.
Meine Schwester empfand die Zeit als schlimm, ich habe auch einige schöne Erinnerungen, mein Bruder gar keine. Ob ein Urvertrauen zu unseren Eltern beeinträchtigt wurde, kann ich nicht sagen, vielleicht. Wir kamen nach dem Aufenthalt alle mit Läusen nach Hause zurück und das führte dann nach den Sommerferien auch zu Mobbing in der Grundschule.
Im Nachhinein vermute ich, dass wir dort waren, damit unsere Eltern den Hausumbau abschließen konnten.
In eine Kur ging es danach für uns nicht mehr - zum Glück.
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Petra schrieb am 05.01.2024
Ich habe zufällig in einer Mediathek die Sendungen gesehen und hatte die eine oder andere Erinnerung plötzlich. Ich weiß, dass ich mit 3 Jahren das erste Mal verschickt wurde. Mein Bruder war 1 Jahr älter als ich und war auch dabei. Meine Mutter tat das, damit sie Zeit für sich hatte. Sie hat mit 17 meinen Vater geheiratet (und mit knapp 18 meinen Bruder bekommen), der ebenfalls ein emotionaler Tiefflieger war und hat glaube ich auch ihre Scheidung zeitig vorbereitet. Wie gesagt, wurde ich mit meinem Bruder dann, ich denke 1965, nach Sankt Peter Ording verschickt. Ich hing an ihm wie eine Klette und ihm war es eher lästig. Als wir angekommen sind, wurden wir sofort getrennt. Ich habe die ganze Zeit nur geweint. Das war die einsamste Zeit in meinem Leben. Es gibt ein Foto, da hat man mich kurzzeitig zu meinem Bruder aufs Bett gesetzt weil ich so fürchterlich geweint habe die ganze Zeit. Die Freude sieht man in meinem Gesicht ganz deutlich, mein Bruder guckt nicht ganz so fröhlich. Ich glaube er hatte es auch sehr schwer, er musste immer den starken spielen, er war ja der “große” Bruder dabei war er ja selbst erst 4 Jahre alt.
Wir wurden öfter verschickt, irgendwie einmal im Jahr mindestens, damit meine Mutter “Urlaub” hatte. Ich glaube, sie musste nichts zahlen für diese Verschickungen.
Ich kann mich erinnern, dass wir Mittags immer schlafen mussten in diesen Heimen. Es gab eine Aufsicht (auch abends) die aufgepasst hat, dass keiner das Bett verlässt und das alle ruhig sind.
Ich durfte auch nicht zur Toilette und ich kann mich erinnern, dass ich einmal das Laken zur Seite geschoben habe, mich ganz an den Rand des Bettes gelegt habe und dann gepullert habe. Ich wollte nicht im Nassen liegen.
Immer alles aufessen, daran kann ich mich auch erinnern.
Mich würde interessieren ob man vielleicht jemanden finden kann, der auch 1965 (1966?)in Sankt Peter Ording war. Sehr gerne würde ich Kontakt aufnehmen. Ich bekomme sonst nirgendwo Informationen, meine Mutter weigert sich über Dinge zu sprechen die mich belasten und an denen sie evt. ihren Anteil beigetragen hat und mein Bruder ist mit 46 Jahren an Krebs verstorben. Das macht mich noch immer sehr traurig, wenn ich daran denke.
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Milo Meisenbach aus Lindlar schrieb am 05.01.2024
Ich würde 1969 nach Winterberg geschickt, im Alter von 5 Jahren. Ich erinnere mich nur an blanken Horror. Ich hatte in der Zeit Masern, es ging mir sehr schlecht, und ich wurde tagsüber ganz allein gelassen in dem großen Schlafsaal, der höllisch kalt war. Ich erinnere mich heute noch an ganz furchtbare Fieberträume. Die Nonnen, die mich "betreut" haben, waren alles andere als liebenswert. Mich hat niemand getröstet oder mal gehalten. Das war eine ganz gruselige Zeit. Die restliche Zeit war auch nicht viel besser. Ich erinnere mich eigentlich am meisten daran, daß wir immer gefroren haben. Nur schlechte Erinnerungen. Ich will nicht behaupten, daß es keine positiven Erlebnisse gab, nur habe ich daran überhaupt gar keine Erinnerung.
Milo aus Overath
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Marc schrieb am 04.01.2024
Hallo,auch ich war 1985 im März/April zur "Kur" imnHaus am Schmalensee.Allerdings war es dort(ich war schon 12)einigermaßen okay,im Gegensatz zu meinen früheren Aufenthalte Ende der 70er und Anfang der 80er,denn in dieser Zeit hab ich keine guten Erinnerungen daran,ich sags ganz offen und ehrlich:der Leiter Dr Häußler war ein Sadist und wir hatten alle Angst vor ihm,mehr möcht und kann ich jetzt nicht dazu sagen.
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Sylvia schrieb am 04.01.2024
In den Jahren 1987 bis 1989 war ich für jeweils 3 Wochen im Mai/Juni im Kinderkurheim Rübezahlbaude in Waltersdorf. Mit mir eine bunte Gruppe weiterer Kinder mit Diabetes. Die Krankheit setzt beim Patienten einige Disziplin voraus, so dass auch der Aufenthalt in Bezug auf das Leben nach der Uhr, die Bewegung an der frischen Luft und die erlaubten Kohlenhydrate strenger geregelt war. Aber aus meiner Sicht kam das Kindsein nie zu kurz und ich kann mich überwiegend nur an gute Erzieher (es gibt ja immer den einen "Lehrer", der nicht so gut mit Kindern umgehen kann) und einen sehr empathischen Arzt erinnern. Der Morgensport war sicher kein Spaßtermin, aber die Ausflüge nach Zittau oder in die Schwimmhalle in Hirschfelde, die Wanderungen auf die Berge des Zittauer Gebirge, die Lagerfeuer zur Johannisnacht und die Rhabarber Bowle "Lausche Zische" haben sich bei mir als schöne Erinnerungen eingebrannt. Briefe und Karten an meine Eltern hab ich selbstständig geschrieben. Beim Abschlussfest haben wir Kinder uns ein Unterhaltungsprogramm ausgedacht und vorgeführt. Von Zwang in irgendeiner Weise, Strafen, schlechter Behandlung und Heimweh kann ich gottseidank nicht berichten und hab das auch bei anderen nicht wahrgenommen. Dadurch, dass wir rund um die Uhr zusammen waren und in einem Schlafsaal untergebracht waren, wäre das mit Sicherheit aufgefallen. Ich meine mich aber zu erinnern, dass für unsere Belegschaft teilweise spezielle Betreuer vor Ort waren. Die Erzieherin Frau Petra Goldberg, die aus der Gegend stammte, hat sich jedenfalls gut um uns gekümmert.
Ich schließe nicht aus, dass in dem Heim auch andere Erfahrungen gemacht wurden. Aber ich für meine Person bin immer gerne dort gewesen und meine Wahrnehmung wurde durch keine negativen Erlebnisse überschattet.
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Jürgen schrieb am 04.01.2024
Verschickungsheim: Haus „Waldfriede“ Bonndorf (Schwarzwald) des Caritasverbandes Bonn
Zeitraum-Jahr: Januar bis Februar 1970
Ich war zusammen mit meinem Zwillingsbruder für 6 Wochen in Bonndorf (Schwarzwald) im Haus „Waldfriede“ des Caritasverbandes Bonn. Wir war en gerade erst 4 Jahre alt geworden.
Leider kann ich mich nur an sehr wenige konkrete Bilder und Ereignisse erinnern.
zB
- Angst
- es war immer kalt
- Fenster wurden nachts nicht zugemacht
- Geräusche von irgendwelchen Tieren nachts am Fenster
Vielleicht gibt es ja noch andere, die in der Zeit (Januar/Februar 1970) auch dort waren und sich an die kleinen Zwillinge erinnern können.
Mich würde interessieren was damals dort abgelaufen ist.
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Annette aus Rochlitz schrieb am 04.01.2024
Mein Name ist Annette, mittlerweile 60 Jahre alt, ich war in Rottleberode Dr. Arndts Kurheim für Kinder Anfang der 70-er Jahre zur Kur. Ich muss damals ca. 8 Jahre alt gewesen sein und kann mich kaum an irgendwas erinnern. Nur an den Schlafsaal. Mir geht es da seltsamerweise wie Kerstin, die auch keine Erinnerungen hat. Ich wei� nicht, ob wir gut oder schelcht behandelt worden sind, nur, dass ich gro�es Heimweh hatte und auch später nie mehr in ein Ferienlager wollte...
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Jörg Kausler aus Bodenheim schrieb am 03.01.2024
Im Jahre 1972 wurde ich von Dortmund aus, für 6 Wochen ins Kindererholungsheim nach Mittelberg / Oy mit der Bahn, einem Sammeltransport nach Kempten geschickt. Gerade mal 10 Jahre geworden, meinte man meines Asthmas Herr zu werden, indem man mich ins Allgäu schickt. Sehr wohl weiß ich noch, wie ich zu den Essenszeiten auch beten und bekreuzigen musste, obwohl die katholischen Nonnen wussten, dass ich evangelisch erzogen wurde und war. Widerspruch fúhrte dazu, das die Nonnen direkt an meiner Seite standen und auf meine Bekreuzigung bestanden. Oft durfte ich im Speisesaal in der Ecke stehen und hatte reichlich Zeit mir Gedanken über meine Verweigerung zu machen. Schnell gab ich auf und führte aus was man mir auferlegte. Der Teller musste leer sein, auch wenn’s mal nicht schmeckte.
Es herrschte ein strenger Ton. Gespräche beim Essen, im Schlafsaal, waren nicht geduldet und wurden unterbunden. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass wir unter Aufsicht einmal, vielleicht auch zwei Mal Postkarten an die Eltern schreiben durften. Nur Gutes!
Im Verlauf von 6 Wochen, durfte ich 1 Mal mit meiner Mutter telefonieren. Kann aber auch sein, dass meine Mutter Druck machte, ein Lebenszeichen von mir zu hören. Ein äußerst kurzes Telefonat fand unter Aufsicht einer der Nonnen im Flur des Langhauses statt und dauerte wohl nur wenige Augenblicke.
Früh, ich meine um 6 Uhr, mussten wir alltäglich aus den Betten. Kalt war es in den Schlafsälen, in den Waschräumen, trotz des Frühlings. Es war schon ein wenig so, wie später in der Grundausbildung bei der Bundeswehr.
Erinnern kann ich mich daran, dass meine negativen Erlebnisse die mich plagten, zuhause kein Gehör fanden. Mir glaubte niemand. Nicht mal meine eigenen Eltern. Darauf baute man auch wohl, wenn der Rohrstock gezückt wunde, in der Ecke stehen angesagt war.

I
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Oswald Kappel aus Rüsselsheim schrieb am 03.01.2024
Ich war 1967 für 6 Wochen in dem Heim weil ich etwas dünn war. Ich war 7 Jahre alt. Ich kann mich an das schlechte Essen erinnern und wenn man darin rumstocherte wurde man sofort ins Bett geschickt, egal ob Mittag oder Abendessen. Wenn man bei dem täglich angeordneten Mittagsschlaf sprach und erwischt wurde (die "Kindertanten" standen oft neben den geöffneten Türen und lauschten) musste man aufstehen und barfuß sich in die Ecke auf den kalten Steinboden im Flur mit dem damals schweren Federbett auf dem Kopf 1 Stunde stellen. Bei der angeordneten Schreibstunde durfte nur positiv geschrieben werden. Die Tanten patrouillierten permanent und schaute den Kindern über die Schulter. Schrieb man was falsches, wurde der Brief zerrissen. Wenn Kinder nach Hause durften behielten sie teilweise Sachen wie Schwimmhilfen oder Spielsachen und stapelten es in einem Raum.
Als ich meinen Schwimmreif erkannte und danach fragte, wurde ich weggezogen und gesagt es wäre nicht meiner.
Es ist jetzt 56 Jahre her, aber das bleibt bis heute im Gedächtnis
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Dirk Schröter aus Ruppichteroth schrieb am 02.01.2024
Hallo, alle miteinander.
Ich heiße Dirk und bin seit etwa 1972 regelmäßig jedes Jahr um die Osterzeit für 6 Wochen auf Borkum in verschiedenen Heimen gewesen.
Ganz am Anfang im Möwennest.
Dann irgendwann so mit etwa 7 oder 8 Jahren einmal im Adolfinenheim und danach noch einige Male im Dünenhaus.
Ich weiß nicht, ob ihr mich nun in der Luft zerreißen werdet, aber ich habe keinerlei (allzu) negative Erfahrungen gemacht. - Nirgendwo!
Beim ersten Mal im Möwennest hatte ich furchtbares Heimweh, das weiß ich noch.
Da war aber eine tolle "Tante" (Betreuerin), die sich Abends mit mir (alle anderen schliefen schon) ins Treppenhaus gesetzt hat und Briefe an meine Eltern schrieb. (Ich konnte ja noch nicht schreiben.)
Gut - da gab es einen garstigen Jungen auf meinem Zimmer, der mich (und die anderen auch) mit seinem Ledergürtel geschlagen hat.
(Wahrscheinlich kannte er das von zuhause.)
Irgendwann war er dann weg.
Danach war alles gut.
Im Adolfinenheim kann ich mich daran erinnern, dass manche zum zunehmen, andere zum abnehmen dort waren.
Die zum zunehmen dort waren, waren echt zu beneiden!
Ich war allerdings zum abnehmen da... 😩
Im Nachhinein muss ich zugeben, dass mir das wirklich für mein weiteres Leben etwas gebracht hat!
Die Pfunde purzelten und ich habe mich super gefühlt!
Ja, nach jedem Abendessen wurde gewogen und alle sind vorher noch schnell aufs Klo geflitzt, damit die Waage bloß nichts falsches anzeigte!
Es waren trotzdem schöne 6 Wochen!
Wir hatten Essen und Trinken genug und es fehlte uns an nichts!
Und, dass die dünnen Kinder Limonade bekamen und wir nur Tee, fanden wir zwar doof, aber nie ungerecht!
Und: Ja, die Osterpäckchen wurden immer unter allen Kindern verteilt.
Allerdings habe ich als Kind schon gemerkt, dass manche Kinder KEIN Päckchen bekamen!
Und da fand ich es nur gerecht, dass die Süßigkeiten verteilt wurden!
Am wohlsten jedoch fühlte ich mich im Dünenhaus!
Ich glaube, Frau Mühe hätte mich am liebsten adoptiert! 😂
Aber diese Funktion hatte ja schon Trixie, ihre Tochter! 😄
Sie war ein Herz von einer Frau und ich mochte sie sehr!
Natürlich konnte sie auch anders - aber da musste es schon bunt und komisch zugehen!
Da waren außerdem sehr tolle Betreuerinnen.
Glaube eine hieß Ute oder Uta und eine Danuta.
Wir haben unglaublich viele schöne Stunden am Strand oder im Wald verbracht.
Haben Sandburgen und Asthütten gebaut und sind sogar ins Kino gegangen!
Einmal in der Woche natürlich auch immer ins Wellenbad!
Es machte übrigens auch keinen Unterschied, ob es draußen regnete, hagelte oder schneite!
Wir waren fast immer draußen!
Kann mich wirklich noch an verschneite Dünen zu Ostern erinnern!
Und wenn ihr fragt, ob mir irgendetwas dort geschadet hätte, müsste ich ehrlich antworten: ich glaube nicht...!

Liebe Grüße. 😉
Administrator-Antwort von: Redaktion
Lieber Dirk
Keiner wird dich in der Luft zerreißen, wofür denn? Wir freuen uns über jeden und jede, die es besser getroffen hat. Auch interessieren uns die Kriterien für positive Erlebnisse in den Verschickungsheimen sehr, daraus können wir viel sehen und lernen. Häufig genannt werden: Sommer, Kontakt mit jungen Betreuerinnen, positive Beziehungsqualität zu einer Ersatzbindungsperson, freies Draußenspiel ohne strenges Reglement, ab 1970, eigenes Alter über 8, uvm. Insofern danke, dass du uns über deine positiven Erfahrungen etwas geschrieben hast! Anja Röhl
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manne aus Hannover schrieb am 31.12.2023
Hallo in die Runde ...

ich bin zufällig über eine Dokumentation der ARD über Verschickungskinder gestolpert und hatte sofort ein Deja Vu zu meiner Kindheit. Ich bin das erste Mal auch für 8 Wochen (also ca. 1965, im Alter von ca. 4 Jahren) nach Baltrum verschickt worden.
https://www.baltrumdirekt.de/Baltrum/Naturhotel-Baltrum/264:235/zimmer.html

Hört sich alles schön an, war aber für mich die HÖLLE. Es gab immer widerlich freche, kalte Betreuerinnen mit einen rauen, schreienden Ton. Völlig unschuldig, bekam ich Schläge, meist auf den Rücken mit einem Teppichklopfer, oder Kleiderbügel, alles wie zu Hause.
Auch jede Menge Backpfeifen gab es zwischendurch.
Das Essen (ich konnte kein fettiges Fleisch, Fisch oder Spinat runterschlucken) wurde in mich regelrecht reingeprügelt. Wenn ich dann erbrochen habe, musste ich den Teller trotzdem mit dem Erbrochenen aufessen, sonst wurde ich in die Ecke gestellt, isoliert oder weggesperrt.
Es gab Spritzen und Medikamente gratis. Wofür die waren, weiß ich leider bis heute nicht.
Ein (oder mehrere) psychisch gestörter Junge ca. 12 J. alt, hatte mich jeden Tag im gefühlten 12-Bett-Zimmer gequält, geschlagen, gedemütigt und u.a. meinen Teddy (meine einzige Bezugsperson von Zuhause) zerrissen. Als ich mich zur Wehr gesetzt habe, wurde ich auch von den Nonnen (oder was auch immer das für Monster waren) wieder mit einem Teppichklopfer bearbeitet.
Es war die Hölle, hatte trotzdem Heimweh, auch wenn ich zu Hause auch oft geprügelt wurde. Sie sagten mir, dass ich niemals mehr nach Hause komme, wenn ich weiterhin so störrisch bin.
Nach 8 Wochen zuhause angekommen, schien meine Mutter das Prügelkonzept mit dem Teppichklopfer direkt wieder übernommen zu haben.
Außerdem hatte ich leider in diesen unendlich langen 8 Wochen das Stottern für mich entdeckt. Es war mir so dermaßen peinlich und brachte mir zu Hause nur weitere Prügel ein. Ich würde mich toll damit finden, habe meine Eltern zu anderen Eltern gesagt.
Nur mit ganz viel Peinlichkeit ob des Stotterns, habe ich es meistens unterdrücken können. Auch heute stottere ich manchmal, was ich aber mit meiner eigenen Technik zu umgehen weiß. Wer mich kennt, weiß aber was das für eine Last für mich ist.
Ich hatte (so wie ich mich jetzt wieder erinnern kann) nach der Kinderverschickung JEDE Woche 1x bis 3x starke Kopfschmerzen, die mich zum Weinen (vielleicht auch zum Schreien) brachten. Die Antwort dazu war ein einsperren in unser Gemeinschaftszimmer, oder oft der Teppichbesen oder Kleiderbügel, um mich ruhig zu stellen. Unzählige Kleiderbügel sind auf meinem Rücken zerschellt.
Woher meine Kopfschmerzen die immer so um die 24 Std. anhielten, kamen (ich hatte diese von ca. 4 Jahren bis 40 Jahren, min. 1-3x pro Woche) ist bis heute ungeklärt. Diese Kopfschmerzen waren immer so heftig, dass ich nur ruhig liegen konnte, teilweise so schlimm, dass ich mich übergeben musste und mehrfach im jugendlichen Alter an Suizid dachte. Seit ich mit 40 Jahren eine Chemotherapie bekam, gingen die Kopfschmerzen komischerweise weg.
Meine Wirbelsäule und meine Knie sehen mit ca. 45 Jahren nachweislich aus, wie bei einem 90 jährigen. Meine Wirbelsäule musste schon bei 7 Wirbel (mit 62 Jahren) versteift werden und meine beiden Knie stehen kurz vor einer Vollprothese. Hier frage ich mich einmal mehr, was wir in diesen Heimen für Medikamente bekommen haben. Ich habe was von Versuchen mit Contergan gehört, um die Kinder ruhig zu stellen, kann es aber (noch) nicht belegen. Mit Contergan wurde damals aber definitiv geforscht und auch an Kindern ausprobiert. Contergan greift stark die Knochen an, was meine schlechte Wirbelsäule & Knie erklären würden.
Außerdem kann ich mich an häufigen eitrigen Ausfluss aus der Hahnröhre erinnern, der mein Glied ständig an der Unterhose festkleben lies. Da es mir peinlich war, hatte ich da nie drüber gesprochen. Ebenso wie über die ganzen anderen Demütigungen.

Ich will keinem etwas unterstellen, aber es ist schon komisch und ich werde recherchieren, was für einen Medikamentencocktail samt dem Fraß, ich damals bekommen habe. Ich habe nun schon von mehreren Fällen mit teilweise noch schlimmeren Verläufen auch mit Kopfschmerzen gehört.

Viele Grüße aus dem Raum Hannover,

manne
man.dorn@web.de
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Beate schrieb am 28.12.2023
Hallo an alle! Heute habe ich durch Zufall im TV ein Interview mit Frau Anja Röhl gesehen, wobei es um die Verschickungskinder und ihr Leid geht. Nun, ich bin auch eins von ihnen.
ganz besonders berührt hat mich der Bericht von Tamara, die als bisher einzige im gleichen Erholungsheim war wie ich, und zwar im "HAUS BATTENFELD" in Bad Rothenfelde.
Ich war 6 Jahre jung, und der Arzt vom Gesundheitsamt befand mich für die Schule als zu dünn. Ich lebte damals mit meinen Eltern in Essen.
Es ging dann imHerbst/ Winter 1964/65 in den Teutoburger Wald, nach Bad Rothenfelde ins "Haus Battenfeld" - ganz alleine, für 6 lange Wochen.
Was soll ich sagen, meine (noch sehr lebhaften) Erinnerungen decken sich in vielem mit denen meiner Schicksalsgenossinnen und Genossen. Mein Zimmer hatte, wie bei Tamara, den Namen "Schneewittchen". Das war aber auch das einzig Märchenhafte an dieser Zeit. Die "Tanten" waren teils Nonnen (jedenfalls in Tracht), teils zivil gekleidet. Als ich mich mal auf einem der langen Gänge verlief, kam eine dieser "Nonnen", fragte mich, was ich da zu suchen hätte, und bekam, noch bevor ich etwas sagen konnte, eine Ohrfeige. Das war die einzige Ohrfeige, die ich in meinem Leben je bekam. das Essen war fürchterlich, aber Gott sei Dank behielt ich es drin. Schlimm waren die festgesetzten Toilettenzeiten. Genau dann "musste" man nicht, aber später dafür um so mehr, wobei es dann unweigerlich in die Hose bzw. ins Bett ging. Ich erinnere mich lebhaft an einen Jungen, der im Waschraum nackt vorgeführt wurde, mit Kot beschmiert, und wir mussten ihn auf Geheiß der "Tanten" auslachen, währenddessen er mit den Wasserschlauch abgespritzt wurde. Als ich eine Angina bekam, weil ich für die Jahreszeit zu dünn gekleidet war (wir bekamen die Kleidung vorgeschrieben), kam ich auf die Krankenstation. Dort war ich im Zimmer mit 4 anderen, zum Teil älteren Mädchen, für die es ein Spaß war, mich schüchternes Ding zu demütigen. ich war wie ein Sklave für die. Eine hieß Pia, ich weiß es noch genau. Die machten sich einen Spaß daraus, mich abends auf die Fensterbank zum Garten hinaus zu stellen, wo sich Jungs aus dem Ort versammelt hatten. Dort stand ich dann mit hochgehobenem Nachthemd und den Schlüpfer an den Knöcheln. Und ich schämte mich entsetzlich. Die Jungs unten johlten. Als ich mich einmal umdrehte, sah ich, wie eine der Mädchen auf mein Kopfkissen urinierte. Ich durfte nichts verraten. Natürlich war ich selber die "Sau". Jeder kann sicherlich nachvollziehen, was solche Dinge bei einem kleinen Mädchen anrichten. Und dann war da noch mein Zeichentalent....weil ich für mein Alter bemerkenswert gut zeichnen konnte, kam die Heimleitung, damals die Frauen Battenfeld, Mutter und Tochter, auf die Idee, ich könnte doch die Illustrationen für ein Kinderbuch erstellen. Es ging dabei um die Geschichte eines Steinzeitjungen und seinem zahmen Stier. Als folgsames Kind machte ich tatsächlich, was man mir auftrug. Die Battenfelds wollten das Buch wohl drucken lassen, aber ich weiß nicht, ob es wirklich dazu gekommen ist. Die hatten doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, Jahre später noch Kontakt zu meinen Eltern aufzunehmen und sie zu bitten, die Zeichnungen von zu Hause aus noch einmal (mit Filzstiften) anzufertigen, da ich mit damals 9, 10 Jahren besser zeichnen konnte als mit 6 Jahren.
Als Belohnung konnte ich die Filzstifte behalten und man schickte mir ein kleines Päckchen mit ein paar Emaillearbeiten, Schale, Anhänger usw. Na toll.
Von den beschämenden Vorgängen im Heim erzählte ich meinen Eltern natürlich kein Wort. Nach den 6 Wochen kam ich übrigens dünner zurück als ich hingekommen bin - obendrein mit einer verschleppten Angina und einer Salmonelleninfektion.
Als ich nach der Heimreise in Essen am Bahnhof endlich von meinen Eltern in Empfang genommen wurde, kam doch tatsächlich diese Pia, das Mädchen, dass mich am meisten gequält hatte, zu mir und bot mir ein Bonbon an. Und ich nahm es, dankend. Wie konnte ich nur so demütig werden. Diese Angst und Demut und der Wunsch, bloß nicht unangenehm aufzufallen, ist bis heute geblieben. Daran hat auch eine Therapie nichts ändern können.
Vielleich liest Tamara dies, da sie ja auch im Haus Battenfeld war ... eventuell auch in diesem Zeitraum?
Das Haus gibt es auch hier im Internet als Postkarte zu kaufen, aber ich trau mich nicht wegen Copyright, da etwas zu posten. man findet es bei Google.
Ob dieses Kinderbuch jemals gedruckt wurde? Ich werde es wohl nie erfahren. Danke, das ich mir das alles mal von der Seele schreiben konnte - und danke fürs Lesen.
Eines möchte ich noch nachtragen: In meinem Fall ging es um sexuelle Gewalt - nicht von Erwachsenen an Kindern, sondern von Kindern an Kinder - aber ich meine, dieses ist nicht weniger schlimm und verurteilenswert.
Beate
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Karsten Timm aus Herdecke schrieb am 27.12.2023
Ich bin Anfang/Mitte der 70er Jahre mehrfach im Seehospitz Norderney gewesen und meine Erinnerungen sind nur negativ an diese Zeit ….alles was ich hier in den Foren gelesen habe lässt mich erinnern und meine negativen Gedanken an diese Zeit hochkommen….ich bin sehr dran interessiert das diese schlimme Zeit die zigtausende von Kindern geprägt hat aufgeklärt wird …..
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Michaela aus Bayern schrieb am 20.12.2023
Meine Erinnerungen an die verschiedenen Heime und meine Erlebnisse sind sehr bruchstückhaft, weder die Namen noch die genauen Ortschaften konnte ich in den letzten Jahren herausfinden. Ich selbst erinnere mich nur an zwei Aufenthalte, einmal mit 4 Jahren, einmal mit 9 Jahren. Meine Mutter hat mir aber glaubhaft versichert, dass ich ein drittes mal irgendwann dazwischen verschickt wurde (Leider hat auch sie keinerlei Unterlagen, einziger Zeuge ist eine Schwarzwaldpuppe mit roten Bommeln auf dem Kopf, die ich bei einer Zwangs-Mitbringsel-Veranstaltung gekauft habe und die noch heute ihre Vitrine ziert. Wie bereits angedeutet, kann ich die einzelnen Erlebnisse auch nur bedingt den Heimen zuordnen, vieles ist in meinen Erinnerungen vermischt. Mit vier Jahren war ich in einem Heim, dass von Schwestern geführt wurde (kann aber auch das zweite gewesen sein), einzig der Oberarzt war ein Mann. Heute kommt mir alles sehr altertümlich vor, der große Schlafsaal mit den Metallbetten, die Angst, Nachts mal zu müssen, die Einsamkeit, Kälte, aber auch das "Gruppenduschen" mit einer Sprenkelanlage von oben, die Höhensonne und die komischen Säftchen und Pillen, die wir zu unserer Gesundheit schlucken mussten. Kontakt zu den Eltern gab es nicht. Einmal ging meine neue rote Brille kaputt, weil sie vom Nachtkästchen fiel, ich wurde heftig geschimpft und durfte einen Tag lang nur zusehen. Einmal wollte ich meinen Kaba nicht mit der "Pelle darauf" trinken, weil ich mich so geekelt habe, ich musste den ganzen Tag vor meiner Tasse sitzen bleiben, bis ich ihn endlich heruntergewürgt hatte. Leider blieb er nicht drin, weshalb mich eine Schwester im Essensaufzug mit nach unten in den Keller nahm, auch der Oberarzt fuhr mit, hier endet die Erinnerung, aber mir wird heut noch schlecht wenn ich das Typische "Kantinenessen" rieche.
An das dritte Heim habe ich die angenehmsten Erinnerungen. Ich war dort zu meinem 9. Geburtstag und durfte "ausnahmsweise" sogar mit meinen Eltern telefonieren, weil ich die Wochen vorher so folgsam und tapfer war. Ein kleiner Junge hatte in dieser Zeit Mumps und wurde mindestens eine Woche von den anderen isoliert. Nachdem ich die Erzieherinnen davon überzeugt hatte, dass ich Mumps bereits hatte und mich somit nicht mehr anstecken könne, durfte ich ihn jeden Tag besuchen und eine Weile mit ihm spielen. Schemenhaft habe ich auch dort vieles mitbekommen, unter dem die anderen Kinder litten. Ich selbst wusste bereits, wie mann sich "vorbildlich benehmen" musste, wenn man keinen Ärger bekommen wollte. Leider begleitet mich diese Eigenschaft nun mein ganzes Leben. Immer noch habe ich eine Solche Angst davor, Fehler zu machen und zu versagen, dass ich bereits vorher für alle Katastrophenszenarien einen Fluchtplan haben muss und niemals den Überblick/ die Kontrolle verlieren darf. Am schlimmsten war für mich jedoch, dass mir niemand meine Erlebnisse glaubte und ich oft als "Märchenerzähler" betitelt wurde, der "immer maßlos übertreibt", bis ich mir selbst nicht mehr sicher war (und heute noch bin), welche Erlebnisse echt und welche erfunden waren. Auf solch einer Grundlage ist es mir bis heute unmöglich, innige und dauerhafte Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Gottseidank ist meine Tochter vor einiger Zeit durch Zufall auf das Thema mit den Verschickungskindern gestossen und hat sich daran erinnert, was ich ihr über meine "Post-Verschickungen" erzählt habe. So konnte ich mich vor mir selbst (teilweise) rehabilitieren, und fange gerade an die Bruchstücke, die nun immer wieder in meinem Gedächtnis auftauchen zusammenzusetzen und zu sortieren. Ich bin im Herzen und in Gedanken bei all denen, die es schlimmer erwischt hat als mich und danke für all den Mut und die Kraft diese Geschehnisse ans Licht zu bringen und aufzuarbeiten.
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Anja aus Freudenstadt schrieb am 20.12.2023
Ich war sicher in Freudenstadt, in welchem Heim weiß ich nicht, abends wurde "Der Mond ist aufgegangen" gesungen

Ich war 4 oder 5, das heißt, es muss 1972 oder 1973 gewesen sein.

Ich erinner mich an die Schlafsäle. Ich lag an der Wand und am Kopfende rechts kam irgendwie ein Heizungsrohr aus der Wand.

Ich hatte ganz furchtbares Heimweh, habe gebetet, dass ich aufwache und alles nur ein Traum ist. Ich habe dann immer mit geschlossenen Augen nach der Wand getastet und wenn ich das "Rohr" gefühlt habe, wusste ich, es ist noch nicht vorbei.

Ich erinner mich an riesige, weißgekachelte Waschsäle und daran, dass ich nackt mit den anderen Kindern in einer riesigen Dusche stand und wir alle mit einem Gartenschlauch eiskalt abgespritzt wurden, Das Geschrei der Verzweiflung höre ich heute noch, ich weiß, dass wir alle immer versucht haben, dem Wasserstrahl auszuweichen und dann erst richtig draufgehalten wurde.

Ich erinnere mich an Holztische in einem Raum, der aussah wie in einer gutbürgerlichen Gastronomie. Es gab eine Eckbank mit roten Sitzkissen, ich weiß, dass ich da mal mit einer "Betreuerin" saß und einen Brief nach Hause diktiert habe. Ich habe geweint und gesagt, sie soll schreiben, dass ich nach Hause will. Später habe ich erfahren, dass in dem Brief stand, wie gut es mir geht und wie sehr es mir gefällt.

Ich habe nachts geweint, habe nicht getraut mich zu bewegen und versucht ganz still zu sein. Trotzdem wurde ich jede Nacht barfuß und nur mit Unterhose in den eiskalten Flur in eine Ecke gestellt, damit ich lerne mich zu benehmen und die anderen Kinder mit meiner Weinerei nicht aufwecke.

Es gab auf dem Flur irgendwie so ein "Glashäuschen" in dem jemand saß.

Es gab Wanderungen im Schnee, wir sind durch einen Wald gegangen, es ging ziemlich steil runter und haben gesungen. Was wir gesungen haben weiß ich nicht mehr.

Ich erinner mich, dass ich mit anderen Mädchen in Unterhose in einer Reihe stand. Wir hatten alle sehr lange Haare, diese wurden uns raspelkurz abgeschnitten, warum weiß ich nicht mehr.

Die andern Mädchen und ich haben geschrieen und wir wurden festegehalten. Ich weiß, dass ich dann immer mit meiner Hand über meinen Kopf gestrichen habe und es sich ganz hart und komisch angefühlt hat.

Es gab komisches Essen, was genau, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich an irgendeinen weißen Brei und an sowas wie Stollen. Es musste alles aufgegessen werden, auch wenn einem schon schlecht war.

Ich schleppe das seit Jahren mit mir herumg, habe zig Therapien gemacht wegen Panikattacken und Herzangst. Ich bin heute noch bemüht, nur nicht aufzufallen und es jedem Recht zu machen, auch über meine eigene Grenze hinaus.

Ich hoffe, dass die Erinnerung, die jetzt in meiner neuen Therapie langsam hochkommt, mir hilft, das Trauma aktiv zu bewältigen
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Vanessa aus Marburg schrieb am 18.12.2023
Ich bin hier im Forum noch eine junge Frau (*1979) Es wird u.a. mit meiner Geschichte hier deutlich, wie lange diese Verschickungen in ihrer Brutalität noch vollzogen worden. Ich selbst habe meine letzte Erfahrungen dort 1991 gemacht. Zu dieser Zeit hatte der Ort nichts an seinem Grauen eingebüsst.
Wegen schwerem Asthmas wurde ich mit drei Jahren zum ersten Mal für drei Monate nach Norderney geschickt. Dort schrie und weinte ich wegen Heimweh praktisch drei Monate durch. Ich verstand überhaupt nicht, was los war, dachte meine Eltern hätten mich abgegeben. Dort wurde ich nicht aufgefangen, sondern beschimpft und bestraft. Bis ich 12 Jahre alt war, kam ich ca 6 Mal dorthin, dann immer für 6 Wochen.
Wir wurden herzlos und streng behandelt. Die Kinder in meinem Heim waren tatsächlich sehr krank, die meisten Asthamtiker*innen, Neurodermitis oder beides, niemand nahm sich emotional unser an, obwohl wir diverse Leiden und Probleme hatten. Zum Beipiel wurden Kinder mit Neurodermitis nachts an Bet festegebunden, damit sie sich nicht kratzen konnten. Auf ihr Weinen und Rufen reagierte niemand.
Es gab einen strengen Drill, sehr frühes Aufstehn, dann Gymnastk, dann Sauna, dann Fürhstück, dann Abhärten und so weiter.
Wir wurden zur Abhärtung im Winter in die eisige Nordsee geschickt, wenn Schnee lag, mussten wir uns im Badeanzug im Schnee aufhalten und abreiben. Es war eine Tortur. Einmal bekam ich eine schwere Lungenentzündung davon. Die Symptome wurden zunächst trotz meiner Klage abgetan. Dann bekam ich schweres Fieber, ich wurde ins Bett gesteckt, aber immer, wenn das Fieber sank, musste ich wieder aufstehen und am Alltag teilnehmen, so kam es immer wieder und ich blieb wochenlang krank. Irgendwann kam ich endlich an den Tropf. Ich wurde auch während der Krankheit, halb im Delirium zum Essen gezwungen.
Kontakt zu meinen Eltern gab es kaum bis gar nicht, als ich wieder nach Hause kam, habe ich mit meinem Vater nicht mehr gesprochen.
Die schwere pädagosche Folter, die ich erfuhr, durch lieblosen, verachtenden, fast schon militärischen Umgang habe ich auch Anfang der 90er Jahre dort noch erlebt. Zudem erlebet ich vieles, was hier von anderen geschildert wird: Demütigung, Strafen, Essenszwang, emotionale Verwahrlosung, Verneinung und Abwertung meines Wesens, Trennung von Eltern, von andren Kindern. Zudem körperliche Folter durch die Abhärtungen, Falschbehandlung von ernstzunehmenden Erkrankungen. Lange dachte ich, ich wäre quasi alleine mit der Ehrfahrung, bis Anja Röhl bei uns in Marburg eine Lesung gab und mir bewusst machte, was neben dem Alleinsein mein größter Schmerz ist: Das Gefühl. das meine Eltern mich nicht davor beschützt haben. Meine Mutter leidet selbst darunter. Ärtzte drohten ihr, daß ich sterben würde, wenn sie mich nicht zur Kur gäbe. Jetzt darf die Aufarbeitung dank diese Initative hier endlich beginnen. Danke
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Manuela aus Wuppertal schrieb am 15.12.2023
Hallo zusammen!
Ich war im Alter von 4 bzw. 5 Jahren (ich hatte während des Aufenthalts Geburtstag) in Berchtesgaden, „Haus Schönau“, über die Barmer EK aufgrund von Bronchialasthma. Nach dem Aufenthalt ging es mir gesundheitlich schlechter als zuvor. Ich erinnere mich noch gut an den großen Saal zum Essen und die „Spieleecke“ für Kinder, die erkrankt waren. Wir mussten am Tisch sitzen, bis alles aufgegessen war und es gab ganz oft Milchbrei oder ganz süße Suppen. Ich mag davon gar nichts mehr heute essen. Wenn das Wetter schlecht war, gingen wir wandern und der Regen peitschte uns ins Gesicht, sodass wir Husten und Fieber bekamen. Nachts herrschte strenge Nachtruhe und wer sich nicht daran hielt, musste mit nackten Füßen im Schlafanzug auf einem Stuhl im Flur sitzen. Auch mittags wurde geschlafen. Ich hatte unendliches Heimweh und, da im Heim Mumps grassierte, verlängerte sich der Aufenthalt auf 3 1/2 Monate. Für Untersuchungen mussten wir uns nackt ausziehen und das Fieberthermometer wurde uns in den Po gesteckt. Ich erinnere mich außerdem noch an einen ledernen grünen Rücksack, den wir für die „Reise“ erhalten hatten, und an Lieder, die wir auf dem Hin- und Rückweg in der Bahn sangen. In allen Kleidungsstücken und Handtüchern stand mein Name. Vor Ort wurden meine Dinge auch schonmal an andere abgegeben.
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