ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der „Initiative Verschickungskinder“ (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2773 Einträge
Benjamin aus Kön schrieb am 24.01.2024
Mit vier Jahren mußte ich vier Wochen im Kinderkurheim Irmgard Remé und Herzland Riese” in Wyk auf Föhr verbringen. Ich war ein dünner und blasser Junge mit Asthma. Statt meinen Eltern zu empfehlen, mit dem Rauchen im Haus aufzuhören, empfahl der Kinderarzt die "Kur" in Wyk. Meine Mutter war ein glückliches "BDM-Mädel" gewesen und ich meine, dass sowohl der Kinderarzt als auch Leute, die ich mit meiner Mutter in Wyk besuchte, irgendwie eine Nazivergangenheit hatten - vielleicht kann jemand diesen Zusammenhang nachvollziehen?
Ich kann mich an die Reihe der Kinder erinnern, bei der die Jungen einen Diener, die Mädchen einen Knicks vor den Tanten Irmgard und Herzland machen mussten. Statt Säften gab es Zuckerwasser zu trinken. Ich habe ins Bett gemacht, musste im Badezimmer die Laken auswaschen, wurde ausgeschimpft und auf den Po gehauen. Das Heimweh dauerte ewig und ließ mich resignieren, weil ich mit vier einfach nicht wusste, wann diese Zeit zu Ende gehen würde. Ich habe bis heute ein problematisches Verhältnis zum Alleinsein und mit Selbstfürsorge.
Anfang zwanzig habe ich Psychotherapie gemacht und dann versucht, mit meinen Eltern den seltsamen Umstand zu besprechen, dass ein vierjähriges Kind vier Wochen allein in ein Kinderheim geschickt wird, sie konnten es sich auch nicht mehr so richtig erklären, nur das es das beste und teuerste Heim in Wyk gewesen sei.
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Ursula aus Hamilton - Neuseeland schrieb am 23.01.2024
Ich wurde 1958 in Deutschland geboren und lebe seit über 30 Jahren in Neuseeland. Vor ein paar Tagen bin ich durch Zufall auf einen Bericht und Video über Verschickungsheime im Internet gestolpert. Ich war lediglich erstaunt von so vielen Geschichten zu hören, weil mir ein ähnliches Schicksal widerfahren ist.
Ich musste als Kind dreimal zur Kinderkur fahren, weil ich zu dünn war.
Bei der ersten Kur in Marl-Hüls in NRW war ich ca. 5 Jahre alt und habe leider nur wenige Erinnerungen an die 6 Wochen. Aber ich muss sehr gelitten haben, weil ich viel Heimweh hatte. Dadurch das wir nachts nicht auf die Toilette durften, habe ich sehr oft ins Bett gepinkelt und am nächsten morgen gab es Schimpferei und mir wurde der Hintern versohlt. Ich musste des öfteren in der Ecke stehen, aber warum weiss ich leider nicht mehr. Für die Kur wurden all meine Kleidungsstücke mit einem Namensschild versehen. Einmal wurde ein Kleid mit dem eines anderen Mädchens vertauscht. Es war dasselbe Kleid, nur war mein Kleid noch neu und sah hübscher aus. Trotz der Namenschilder habe ich mein Kleid nie wieder zurückbekommen, was mich sehr traurig gemacht hat. Ich war eher ein schüchternes Kind und habe es nie wieder erwähnt.
Viele Jahre später habe ich gelegentlich gewünscht dass diese Kurleiterinnen in Marl-Hüls für ihre Untaten bestraft werden müssten.

Mein zweiter Kuraufenthalt war im Kurort Laaspe und ich war 10 Jahe alt. Wir mussten immer unsere Teller leer essen, womit ich kein Probleme hatte. Aber es gab jüngere Kinder die den ganzen Vormittag im Speisesaal verbringen mussten, bis der Teller leer war. Wir mussten Mittags schlafen und wer nicht schlafen konnte, durfte auch nur ruhen. Es wurde viel gespielt und ausgiebig gewandert. Wir mochten unsere Leiterinnen sehr und hatten viel Spass in unserer Gruppe. Das war für mich eine schöne Kur mit schönen Erinnerungen.

Mein dritter Kuraufenthalt war im Schwarzwald und ich war 11 Jahr alt. Eine Freundin fuhr mit und auch hier kann ich mich nur an einen schönen Kuraufenthalt erinnern. Die Leiterinnen waren wesentlich jünger und morderner. Es wurde viel Gitarre gespielt und gesungen.

Liebe Grüsse.
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Annett M. schrieb am 23.01.2024
Erschütternde Berichte, die hier zu lesen sind. Ich kann mich noch dunkel an meinen Kur-Aufenthalt erinnern. Wegen mehrerer schwerer Darmoperationen wurde ich, damals 7, für 6 Wochen nach Schmalkalden geschickt. Essen bis zum Platzen, dafür nur einen halben Becher pro Mahlzeit trinken. Schlafen in einem Großraum mit vielen anderen Kindern. Zeitung als Toilettenpapier, Toiletten ohne Abtrennung. Aber: ich habe genauso gute Erinnerungen. Das Müsli war göttlich 😀 Die Betreuerinnen (bis auf wenige Ausnahmen) liebevoll und gerecht. Traumhafte Waldspaziergänge mit Singen und Lachen. Mir wurde keine körperliche Gewalt angetan. Am Ende der Kur wurden wir alle sogar gefragt, wie es uns gefallen hat. Ich fühle mich nicht als Opfer, wünsche aber all denen, die so unsagbar schlechte Erfahrungen gemacht haben, viel Erfolg beim Verarbeiten ihrer Traumata.
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Manfred Lang aus Bühl/Baden schrieb am 23.01.2024
Hallo
Ich war 9 Monate in Schloss Friedenweiler
Habe sogar meine Erstkommunion dort mit noch einem anderen Jungen gefeiert
Aber irgendwie fehlen mir ganze Erinnerungen
Es waren einige aus der Mannheimer Gegend dabei
Ich habe nie genau erfahren warum ich dort war
Nach dem Tod meiner Mutter fiel mir ein Abschlussbericht in die Hände
Dort stehen solche Dinge wie Lungenkrank und dass ich eine Chemotherapie bekommen hätte
Mutter hst immer erzählt ich hätte einen Schatten auf der Lunge gehabt
Bin auch jahrelang danach regelmäßig beim Gesundheitsamt gecheckt worden
Allerdings kann ich mich an dunkle Kellerräume in Friedenweiler erinnern dort musste ich Sonden die angeblich bis in den Magen führen sollten schlucken
Was hat das mit der Lunge zu tun
Kennt das jemand auch
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Petra Webersik schrieb am 23.01.2024
Ein Horrortrip und eine rauhe Menge Eisbein

Damals war ich 6 Jahre alt. Meine Schwester 5. Einige Monate zuvor war unser Vater bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt und meine Mutter sollte sich bei einer Kur von den Strapazen der letzten Monate erholen. Dies waren die traurigen Voraussetzungen für eine Kinderkur, verbunden mit einer langen Anreise nach Muggendorf in die Fränkischen Schweiz.

Von den Vorbereitungen bekamen wir als Kinder nicht viel mit. Auch wurden wir nur wenig auf diese Reise vorbereitet. Uns wurde aber eine schöne Zeit versprochen.
Woran ich mich erinnern kann, war, dass es eine Liste mit Vorgaben gab, welche Kleidungsstücke wir mitzunehmen hatten. Unsere Mutter schrieb in unsere Kleidung unseren Namen oder nähte kleine Namensetiketten ein. Nur „bei Bedarf“ wurde in dem Kinderkurheim für uns Kinder gewaschen. Das wurde auch auf der Liste so vermerkt.
Laut Liste sollten sich für sechs Wochen Kuraufenthalt 6 bis 8 Schlüpfer und
6 Unterhemden pro Kind in dem Koffer befinden. Wenn etwas dreckig war, musste es weiter getragen werden, bis wieder der Kleidungswechsel anstand.
Das war einmal in der Woche!

Am Tag der Abfahrt nach Muggendorf, bekamen wir ein Band mit einem Anhänger um den Hals, auf dem unser Name und Anschrift stand. Wie bei einem Gepäckstück, dass man aufgibt.
Unsere Mutter verabschiedete sich morgens in Hannover am Bahnhof von meiner Schwester und mir, übergab uns ein kleines Glücksschwein aus Marzipan und richtete die Worten an mich „Pass gut auf Deine kleine Schwester auf“.
Den Adressanhänger durften wir auf der gesamten langen Fahrt von Niedersachsen in die
Fränkische Schweiz nicht abnehmen. Es war dunkel als wir in Muggendorf um 18:23 Uhr ankamen.

Wir hatten damals den Tod von unserem Vater noch nicht richtig verarbeitet.
Traten eine lange Reise ohne unsere Mutter an und als Geschwisterkinder wurden wir sofort nach der Ankunft in Muggendorf getrennt. Es war so grausam.
Es fühlte sich so schlimm an. Es muss doch alles in unserer Akte gestanden haben. Warum hat man uns das nur angetan? Wir waren Kinder, hilflos, wehrlos und hatten doch nichts verbrochen…….

Ich saß nach der Ankunft in Muggendorf und der Trennung von meiner Schwester ganz allein in einem leeren Speisesaal und bekam einen Teller mit ein paar geschmierten Brotscheiben hingestellt. Es gab roten Tee. Ich glaube es war Hagebutte. Meine Schwester – so hieß es - saß in einem anderen Raum. Ich bekam keinen Bissen hinunter. Musste aber eine halbe Ewigkeit sitzen bleiben und durfte nicht aufstehen.
An diesem ersten Abend kam ich mir so allein und verloren vor. So weit weg von Zuhause, saß ich in einem großen kalten Raum, mit vielen nackten Tischen und leeren Wänden.
Nachdem ich mehrmals nach meiner Schwester fragte, sagte mir eine Frau, dass meine Schwester alles aufgegessen hat und schon im Bett lag.

Auch nach einigen Tagen aß ich schlecht, man ließ mich ewig allein im Speisesaal zurück, bis ich die Speisen auf meinem gefüllten Teller aufgegessen hatte. Ich weinte viel. Immer wieder fragte ich nach meiner Schwester. Ich vermisste sie so sehr. Meine Schwester und ich „wohnten“ in diesem Muggendorf unter einem Dach, doch wir sahen uns nicht.
Wie konnte es nur möglich sein, dass wir uns nicht über den Weg liefen?
Lebte meine Schwester noch? Ich sollte doch gut auf sie aufpassen….
Ich kann mich noch genau erinnern, wie groß mein Kummer damals war und erinnere mich, wie ich nach etlichen Tagen unter Tränen einer Frau (ich habe sie inzwischen als Heimleiterin identifiziert) auf ihre Fragen im schroffen Ton „warum weinst Du denn so viel und isst nichts?“ von dem Tod meines Vaters, von dem Heimweh nach meiner Mutter und Schwester erzählte und denke, dass sie dafür sorgte, dass ich ein paar Tage darauf in die Gruppe zu meiner Schwester „verlegt“ wurde.
Die Kinder in dieser Gruppe waren alle viel jünger und kleiner als ich. Das war egal.
Das was zählte, war, dass ich ab sofort wieder mit meiner Schwester zusammen sein konnte und so ließ tatsächlich auch ein wenig das Heimweh nach.

Alle meine Erinnerungen an diese Kur sind entweder sehr dunkel oder mit dunklen Schatten durchzogen. Ich frage mich heute, lag es wirklich nur an der Jahreszeit?

Es gab sehr oft Redeverbot in diesem Muggendorf. So durften wir auch nicht während der Mahlzeiten reden. Es musste muckmäuschenstill sein. Reden oder auch flüstern war nicht erlaubt. Wehe, man hielt sich nicht daran. Eine Betreuerin war sehr grausam. Ich fürchtete mich sehr vor ihr. Sie war gewalttätig. Beachtete man dieses Redeverbot nicht, kam sie blitzschnell um den Tisch herum und schlug uns von hinten mit einem Löffel auf den Kopf.
Ich weiß noch, dass ich damals sehr erleichtert war, als sie sich beim Sitzen am Basteltisch ein Rückenleiden zuzog, sich nicht mehr bewegen und uns für ein paar Tage nicht betreuen konnte.

In Muggendorf bekamen wir das Essen zugeteilt und mussten alles aufessen.
Die Portionen bzw. das Essen oder auch die Beilagen durften wir nicht frei wählen.
Das Essen war weder kindgerecht, noch liebevoll angerichtet. Es roch merkwürdig und schmeckte scheußlich. Oft schaffte ich diese großen Portionen nicht aufzuessen und musste lange alleine vor meinem gefüllten Teller im leeren Speisesaal (oder fast leeren Speisesaal – manchmal saßen wir auch zu zweit oder dritt) sitzen bleiben.
Teilweise sogar bis zur nächsten Mahlzeit.
Es gab auch oft heiße Milch, auf der sich „Flott“ absetzte. Ich brachte sie nicht hinunter….es war so scheußlich und immer wieder wurde ich gezwungen, die Tasse auszutrinken.

Hatte ich aufgegessen, wurde Mittagsschlaf abgehalten. Auch hier bestand das absolute Redeverbot. So wie wir uns hinlegten, mussten wir über die gesamte Zeit der Mittagsruhe liegen bleiben. Keiner durfte sich bewegen. Das war für mich kaum auszuhalten.
Das Gefühl das ich damals empfand, war, als würden tausende Armeisen über meinen gesamten Körper laufen und ich kam nicht weg. Rührte man sich, wurde man bestraft und musste die zwei Stunden Mittagsruhe mit dem Gesicht zur Wand im Flur stehen.

Um 19 Uhr galt für alle Kinder Bettruhe. Wir durften nach 19 Uhr nicht mehr aufstehen. Auch nicht, wenn wir noch einmal dringend zur Toilette mussten. Als Kinder waren wir, meine Schwester und ich, sehr früh „sauber“ und benötigten keine Windel oder machten auch nachts nicht ins Bett. Darauf war unsere Mutter sehr stolz gewesen.
Aber in Muggendorf war alles anders. Wenn ich nicht mehr aufhalten konnte, machte ich zwangsläufig ins Bett. Ich schämte mich sehr, zumal andere Kinder das auch mitbekamen und auch einige spotteten.
Wer ins Bett machte, wurde mit Flüssigkeitsentzug bestraft.

Auch ab 19 Uhr galt ein absolutes Redeverbot. Manchmal flüsterten meine Schwester und ich im Bett. Wenn wir erwischt wurden, wurde ich von der Aufsicht aus dem Bett gezerrt und musste mit nackten Füßen im kalten Flur stehen. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie kalt meine Füße waren und wie oft ich dort fror. Es war Winter und die Schlafsäle waren nicht sonderlich warm oder beheizt.

Kinder verspüren im Dunkeln oft Angst. Das war in Muggendorf nicht anders. Warum man uns dann noch mit einer Taschenlampe ins Gesicht leuchten musste, um lange zu überprüfen, ob wir wirklich schlafen, ist mir heute unbegreiflich. Ich weiß noch, dass das jedes mal wahnsinnige Angst in mir auslöste. Zumal man auch im schlaflosen Zustand bestraft wurde. Immer und überall wurden wir Kinder kontrolliert und standen unter Beobachtung. Es gab keine Privatsphäre.

Meine Mutter nahm mich als sehr sensibles Kind wahr. Auch nahm ich mir vieles sehr
„zu Herzen“. So wurden mir die ganzen sechs Wochen in Muggendorf immer wieder angedroht, dass wenn ich nicht lieb bin, wir auch nicht nach Hause fahren dürfen.
Da man ja mit mir so viel geschimpft, mich gezerrt und geschlagen hatte, war ich damals fest davon überzeugt gewesen, dass wir unsere Mutter nie wieder sehen würden.
Ich weiß noch, dass ich sehr überrascht war, als mein Koffer plötzlich auf meinem Bett lag und es hieß, alles muss eingepackt werden, es geht nach Hause. Ich konnte mein Glück überhaupt nicht fassen.

Lange konnte ich nicht über diese Kuraufenthalte reden, da ich als Kind immer dachte, dass ich die angeordneten Aufgaben falsch umgesetzt hätte und deshalb bestraft wurde.
Hatte an mir gezweifelt und mich fürchterlich dafür geschämt. Die Betreuerinnen hatten uns auch eingeschüchtert und ich wollte meiner Mutter keinen zusätzlichen Kummer bereiten. Und so kam es, dass ich noch vier weitere Male zur Kur entsendet wurde.

Meine Aufenthalte waren:

3. 11. - 14. 12.1972
BRK-Heim „Muggendorf“, Wiesenttal /Fränkische Schweiz

23.09. - 29.10.1976
DAK-Kinderkurheim „Schuppenhörnle“, Feldberg / Schwarzwald

13.09. - 26.10.1978
Kinderkurheim „Rumpelstilzchen“, Insel Borkum / Ostfriesland

02.05. - 07.06.1979
Kinderheim Haus Goltermann, Insel Föhr / Nordfriesland

13.03. - 10.04.1981
DAK-Jugendkurheim „Bergerhof“, Dietramszell / Oberbayern


Ich wurde also fünfmal über die DAK verschickt. Zugenommen – das war das Ziel dieser
Kuren - hatte ich selten, meistens sogar abgenommen. Dafür nahm ich nicht nur einen Koffer mit meiner eingestaubten Kleidung mit zurück nach Peine, ich nahm einen Koffer mit Erinnerungen und Erfahrungen mit, die mich mein ganze Leben begleiten sollten.
Oft hinderten mich diese Erinnerungen und Erfahrungen daran, ein unbesorgtes Leben zu führen, hielten mich nachts wach, ließen mich in Unruhe zurück. Auch konnte ich nie jemanden vertrauen, hatte Bindungsängste und vieles, vieles mehr……

Als ich in die Schule kam, bekam ich schlechte Noten, weil ich nichts sagte. Ich war so stark von der Kur in Muggendorf traumatisiert, dass ich mich nicht mehr traute, etwas außerhalb meiner vertrauten Umgebung zu sagen. Ich war still, lebte zurückgezogen in meiner eigenen (Traum)Welt und verhielt mich angepasst. Dieses System hat mich gelehrt zu einer stillen Beobachterin zu werden…..

Im Kinderkurheim Schuppenhörnle wurde ich während des Kuraufenthalts krank.
Ich bekam hohes Fieber und man brachte mich in ein Isolierzimmer. Keiner durfte mich besuchen. Auch meine Schwester nicht. Ich lag allein in diesem Zimmer. Alles war weiß. Das Bett, die Bettwäsche, die Wände, die Decke. Morgens, mittags und abends sah jemand nach mir, brachte mir Essen, es wurde Fieber gemessen, ich bekam Wadenwickel und Medikamente. Es gab nichts zu lesen und auch nichts zu spielen. Fernsehen sowieso nicht. Wenn ich nicht schlief, starrte ich an die Decke. Eine komplette Woche. Es war zum verrückt werden…..

Wie oft wurde ich nur in diesen Kurheimen von Kopf bis Fuß mit kaltem Wasser abgespritzt? Angeblich soll die Therapie gut für den Kreislauf sein. Bei mir verursachte das kalte Wasser am ganzen Körper Schmerzen. Das ist heute noch so.

Die Kuren in den zwei großen Heimen waren unmenschlich und grausam.
Die Aufenthalte in den kleineren Heimen waren - aus meiner Sicht heute – ok bis sehr gut.
Mit der Jugendkur hadere ich noch sehr. Warum mussten wir Mädels und jungen Frauen, alle zwischen 14 und 17 Jahre, so oft in die Sauna? In einem Alter, wo sich der Körper stark verändert und ein größeres Schamgefühl entsteht. Und warum wurde der Saunaaufguss immer von einem Mann vollzogen? Es gab doch genügend Frauen.
Abschließend haben wir Mädels ein Gedicht verfasst. Die Betreuer kamen dabei nicht gut weg. Wertschätzend war das nicht. Spiegelte sich da etwas?

Im Mai 2023 war ich ziemlich überrascht, als ich auf die Internetseite des
Vereins “Initiative Verschickungskinder e.V.” (zu finden unter Verschickungsheime.de) aufmerksam wurde. Ich las dort die Erfahrungsberichte von anderen ehemaligen Verschickungskindern, die sich mit meinen Erinnerungen deckten.
Ich erkannte endlich, so verkehrt war mein kindliches Verhalten gar nicht, sondern eher dieses Verschickungssystem, mit dem Milliarden Geld verdient wurde.

Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und ungeschehen machen, aber ich kann dazu beitragen, dass das, was wir in diesen Kinderkurheimen erlebten, sich nie wiederholt.
Und dazu will ich meinen Beitrag leisten.


Petra Webersik
früher: aus Peine / Niedersachsen
heute: Insel Rügen / Mecklenburg-Vorpommern
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Birgit schrieb am 23.01.2024
Verschickungsheim Feldberg im Schwarzwald (1966)
St. Peter Ording Kindererholungsheim "Goldener Schlüssel"(1971)

Während meiner Kindheit wurde ich zweimal in "Kindererholungsheime" verschickt. Das erste Mal fand mit sechs Jahren statt, in den Schwarzwald zum Feldberg, das zweite Mal mit elf Jahren nach St. Peter Ording.

Die Ärzte hatten diese Maßnahmen vorgeschlagen wegen meines Asthmas, das während meiner Kindheit teilweise sehr ausgeprägt war.

Ich erinnere mich an die Zeit am Feldberg bruchstückhaft, weiß jedoch noch genau, wie stark mein Heimweh war, wie einsam und unglücklich ich mich gefühlt habe. Sehr lebendig habe ich die Essenseinnahme in Erinnerung, bei der die Kinder gezwungen wurden, aufzuessen. Ich meine mich an eine Situation zu erinnern, bei der ein Kind sich erbrach und es trotzdem alles essen musste.
Auch habe ich sehr lange Spaziergänge in Erinnerung. Es war Winter und der Schnee lag sehr hoch. Mit meinen sechs Jahren versank ich knietief im Schnee und musste mich folglich den gesamten Weg über durch den hohen Schnee kämpfen, war sehr erschöpft. Ich habe in Erinnerung, dass ich die ganze Zeit über hoffte, dass dieser Weg irgendwann endlich ein Ende nehmen würde.
Die Betreuerinnen schrieben Karten für uns, die an die Eltern versendet wurden und auf denen stand, dass es uns sehr gut ging, wir uns hier erholen würden. Auf der Karte befand sich ein Schwarz-Weiß-Photo des Kurhauses. Wenn die Eltern zurück geschrieben hatten, lasen die Betreuerinnen uns den Text vor. Ich erinnere mich, dass ich dann sehr starkes Heimweh bekam, aber versuchte, es zu verbergen.

Regelmäßig wurden wir gewogen und untersucht.
Das Schlafen im Schlafraum habe ich als unruhig in Erinnerung, da mehrere Kinder in einem Raum schliefen. Es wurde Bettruhe verordnet, aber ich konnte nachts das Atmen hören und ich meine, nachts manchmal Schluchzen gehört zu haben, könnte das heute aber nicht mehr mit Sicherheit sagen.
Ich habe diese ganze Zeit als emotional bedrückend in Erinnerung, geprägt von Strenge und keiner Zuwendung.

Mit elf Jahren wurde ich nach St. Peter Ording verschickt. Diese Zeit habe ich als weniger belastend in Erinnerung, vermutlich auch, da ich bereits älter war.
Um schulisch nicht zu viel zu versäumen, wurden mir regelmäßig Schulaufgaben geschickt, die ich nacharbeiten musste.

Auch aus dieser Zeit erinnere ich mich an lange Spaziergänge, einmal auf einem Deich bei sehr starkem Wind, gegen den ich ziemlich ankämpfen musste.
Als willkommene Abwechslung habe ich den Besuch im Wellenbad erlebt, da ich so etwas zuvor noch nie kennengelernt hatte.
Es fanden regelmäßige ärztliche Untersuchungen statt und wir mussten zu bestimmten Zeiten inhalieren. Dabei saß man vor einem Inhalationsgerät und musste das Inhalat einatmen. Die Nase wurde dabei verschlossen, so dass man keine Wahl hatte, als nur durch den Mund zu atmen. Ich erinnere mich, dass ich diese medizinische Maßnahme als sehr unangenehm empfand und jedesmal froh war, wenn das Inhalieren beendet war.

Rückblickend kann ich sagen, dass mir der erste Aufenthalt im Alter von sechs Jahren am Feldberg keine wirklich messbaren gesundheitlichen Vorteile gebracht hat - meine Mutter musste mich anschließend dennoch öfter morgens von der Schule abmelden, da ich die ganze Nacht über gehustet hatte. In Bezug auf die emotionalen Erlebnisse jedoch, hinterließ diese Zeit einen Gesamteindruck von Düsterkeit.

Der zweite Aufenthalt in St. Peter Ording war positiver, aber dennoch emotional geprägt von Heimweh und einem Gefühl von innerer Einsamkeit.
Gesundheitlich war diese Zeit für mich von Vorteil - mein Asthma war danach nicht mehr so ausgeprägt.

Ich habe ärztlicherseits über zehn Jahre Cortison Tabletten bekommen, bei zweimal täglicher Einnahme. Diese Einnahmen gingen nach dem zweiten Kuraufenthalt weiter, was deutlich macht, dass der gewünschte Erfolg noch nicht erreicht wurde. Die Cortisoneinnahme wurde dann drei Jahre später, mit vierzehn Jahren, endlich beendet.

Abschließend betrachtet, war insbesondere der Kuraufenthalt mit sechs Jahren eine Zeit, die ich als emotional belastend, düster, von Einsamkeit und Strenge geprägt, in Erinnerung habe. Es ist in mir abgespeichert wie eine Lebensphase, die in einen tiefen Schatten getaucht erscheint.

Der zweite Aufenthalt war ebenfalls nicht erfreulich, aber nicht so düster und belastend wie der erste. Ich war bereits elf Jahre alt und konnte entsprechend mehr verstehen, warum ich da war und wofür gewisse Maßnahmen notwendig erschienen. Auch diese Zeit habe ich als streng organisiert und mit vielen Vorschriften in Erinnerung.

An dieser Stelle möchte ich bedanken bei den Initiatorinnen und Initiatoren dieses Projektes. Es war für mich sehr aufschlussreich, auch die anderen Berichte lesen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Birgit
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Kerstin aus Göttingen schrieb am 22.01.2024
Erstaunlich, was die Psyche in so vielen Jahrzehnten eingräbt und was beim Lesen dieser entsetzlichen Dinge wieder zum Vorschein kommt.
All das habe ich auch erlebt, vom Zwangsessen bis ich mich übergeben musste, liebevollen Päckchen von der Patentante, welche geöffnet und unvollständig ankamen, Zwangsmittagsschlaf,mein tränenüberströmtes Gesicht beim Diktat der Post .Wovon ich noch nichts gelesen habe war, gab es noch andere Kinder, die wie ich beim Zahnarzt in der Einrichtung fest gehalten wurden (von vier Personen) damit er mit seinem alten Tretbohrer vermeintliche Karies damit entfernte.?
Unbegreiflich wie kleine Menschenkinder behandelt wurden, für mich auch unbegreiflich wie Eltern ihre Kinder somit zur Seite schoben.Kann sich jemand an mich erinnern, hat jemand Fotos aus dieser Zeit..?
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Simone schrieb am 22.01.2024
Ich bin 56 Jahre alt. Im Sommer 1977 wurde ich mit neun Jahren von meinen Eltern für 4 Wochen zur Kur nach Österreich in die Pension Ernani geschickt. Der Aufenthalt dort war eigentlich für Kinder vorgesehen, die krank waren oder aus sozial schlechten Verhältnissen kamen. Auf mich traf weder das eine noch das andere zu, aber mein Vater arbeitete beim Deutschen Roten Kreuz und konnte so erreichen, dass ich an dieser kostengünstigen Maßnahme teilnehmen konnte. Meinen Eltern ging es zu dieser Zeit schlecht, sie waren beide voll berufstätig, hatten wenige Jahre zuvor eigenhändig ein Haus gebaut und meine Mutter hatte gerade zwei Fehlgeburten hinter sich. Sie waren wohl einfach froh, dass ich während der langen Sommerferien irgendwo gut untergebracht war. Ich hatte nicht die geringste Lust darauf, ganz alleine auf Reisen zu gehen, begriff aber irgendwie, dass das meinen Eltern wichtig war. Und so setzten sie mich in den Zug, in dem auch ein paar fremde andere Kinder mit gleichem Ziel saßen. Ich erinnere mich daran, dass mir die vier Wochen endlos vorkamen und ich ständig Heimweh hatte. Die Kinder der Gruppe waren zwischen 9 und 13 Jahren alt, ich war die jüngste und konnte mit den anderen Kindern nicht viel anfangen. Viele spielten regelmäßig seltsame Rollenspiele, in denen es um Unterwerfung, Verprügeln und sexuellen Missbrauch ging. Heute denke ich, dass sicher viele der anderen Kinder aus sehr problematischen Verhältnissen kamen. Ich frage mich oft, ob den Betreuern in dem Heim nicht auffiel, welche fragwürdigen Spiele die Kinder spielten und warum sie darauf nicht reagierten. Ich selbst versuchte, möglichst unsichtbar zu bleiben, hielt mich aus allem raus und wartete, bis der Aufenthalt endlich vorbei war. Meine Eltern erzählten noch Jahre später, dass sich mein Wortschatz nach der Rückkehr aus Pension Ernani katastrophal verändert hatte und ich Schimpfwörter verwendete, die bei uns zu Hause vollkommen inakzeptabel waren. Hätten meine Eltern geahnt, in welcher Gesellschaft ich mich während der Kurmaßnahme befand, so hätten sie mich sicher nicht dorthin geschickt. Ich erinnere mich noch gut daran, dass die Kinder einmal in der Woche Taschengeld ausgeteilt bekamen. Dieses Geld war von den Eltern dafür zur Verfügung gestellt worden. Ich wollte gleich in der ersten Woche für meine Eltern als Mitbringsel einen Tonkrug mit Likör kaufen, der ungefähr genauso viel kostete, wie mein gesamtes Taschengeld für die 4 Wochen Aufenthalt. Als ich den Betrag von der Betreuerin ausgezahlt haben wollte, lehnte sie mit der Begründung ab, ich erhielte jede Woche nur eine begrenzte Summe. Und so ließ ich mir wöchentlich diese Summe auszahlen und sparte vier Wochen lang, bis ich kurz vor der Abreise den Likör kaufen konnte... Den Aufsichtspersonen, die uns damals betreuten, kann ich eigentlich keinen Vorwurf machen - ich habe nicht beobachtet, dass es Strafen oder Misshandlungen in dem Haus gab. Allerdings herrschte ein strenges Regiment und die Tage waren fest getaktet. Vor allem der verordnete Mittagsschlaf, im Bett liegen zu müssen ohne schlafen zu können war lästig.
Zum Glück musste ich später nicht noch einmal zur Kur verreisen!
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P. G. aus Saale-Holzland-Kreis schrieb am 22.01.2024
1984 war ich von vor Silvester bis Mitte Februar im Heim in Graal-Müritz. Den Platz hatte mein Vater aufgrund vieler Bronchitiden ohne Einverständnis meiner Mutter organisiert. Familienkontakt gab es in der Zeit nicht und ich kann mich kaum erinnern.
Allerdings weiß ich, daß ich zum Silvester Angst hatte, aus dem Gitterbett kletterte und auf den Flur lief. Daraufhin wurde ich (m.E. mit einer Spritze) ruhig gestellt. Danach entwickelte ich für über 20 Jahre eine Spritzen-Phobie mit Hyperventilation und Ohnmacht. Den Inhalationsbereich erinnere ich als lange dunkle Betonröhre, in der wir saßen und Dämpfe einatmeten.
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Nikola Dietrich aus Blankenburg schrieb am 22.01.2024
Hallo an alle, die in Sinnershausen im selben Zeitraum waren, wie ich. (ich war im Februar 1978 und im Februar 1979 dort). Ich würde mich gerne mit Euch austauschen. Meldet Euch bitte.
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Christian aus Lüdenscheid schrieb am 22.01.2024
1970 - ich wurde bald fünf und meine Eltern bereiteten den Umzug in das neue Haus vor, wurde ich für 6 Wochen nach Föhr verschickt.Wyk@Verschickungsheime. Meine beiden älteren Geschwister waren auch zuvor verschickt worden (Bad Sassendorf), aber nach 1 Woche wieder nach Hause gekommen, weil das Heimweh und die Windpocken dazwischen kamen.

Angeblich, nach Aussage meiner Mutter, wollte ich unbedingt auch so eine tolle Kinderkur erleben... mit 4-5 Jahren ...

EIn Zug mit Begleitern ("Schau mal das sind Onkel und Tante Soundso, die sind nett") brachte mich aus dem Sauerland nach Föhr. Die Fahrt war endlos lang und ich erinnere mich noch an meine Angst vor der Fährüberfahrt, denn ich hatte auch das Meer noch nie gesehen. Alles war fremd und schon f dem Hinweg hatte ich fürchterliches Heimweh.
in Schlafsaal mit ca. 20 hellblauen Betten, einem Tisch für die Mittagsaufsicht und kalte Duschen sind mir in Erinnerung. Das Rosinenbrötchen nach dem Mittagsschlaf, was bei jeder Kleinigkeit von frechem Betragen gestrichen wurde ebenso. Ich hatte so großes Heimweh, dass ich abends im Bett weinte und auch zweimal ins Bett machte - was mir sonst nie passierte. Dafür wurde man heftig ausgeschimpft und unter die kalte Dusche im kalten Duschraum gestellt.
Ich hatte einen "Freund" in meiner Gruppe, dessen großer Bruder auch dort war. Mit diesem tauschte ich mein Heimweh aus und wir weinten häufig zusammen ... und wurden dafür wieder ausgeschimpft oder von den wenigen Aktionen ausgeschlossen (Strandspaziergänge, Schwimmbad).
Briefe/Karten wurden für mich geschrieben- natürlich war immer alles toll!
Die Mittagspausen war mir ein Grauen. Man musste in seinem Bett still liegen und die Augen geschlossen halten, wenn nicht, so musste man sich in die Ecke stellen. Kinder die weinten ebenso und man wurde geschimpft, wie undankbar man sei und dass die Eltern darüber informiert würden. Geschimpft wurde ohnehin sehr viel und bei jeden geringsten Anlass. Ich erinnere mich auch daran, dass ich immer Hunger hatte. Bis heute sind Heimweh, ein z.T. übersteigertes Harmoniebedürfnis, oder die Angst es nicht Rechtzu machen (auch ohne Anlass) geblieben.
Warum ich ein solches Heimweh hatte, kann ich mir kaum erklären, da meine Eltern mir dafür eigentlich keinen Anlass gaben. Sicher meinten sie es irgendwie gut, aber für ein Kind mit 4-5 Jahren ist dies nur schwer nachzuvollziehen.
Die spätere Aufarbeitung mit meinen Eltern scheiterte übrigens kläglich, sie konnten mein Leiden nicht nachvollziehen. Auch mir selbst konnte ich jahrelang diese traumatischen Erlebnisse eestehen. Von daher bin ich froh, dass es ein solches Forum gibt und ich nicht allein mit meinem Erleben bin!
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Friedel schrieb am 22.01.2024
Hallo, ich bin durch eine Doku vom y-kollektiv auf Eure Seite gestoßen und schreibe nun im Namen meiner Großmutter, die Mitte der 50er Jahre in das Kinderkurheim Pomßen kam, wo sie mehrere Wochen (ich meine es waren vier) untergebracht war. Ich sprach meine Oma am Wochenende direkt auf die Kinderverschickung an und sofort konnte sie mir den Ort nennen, wo sie untergebracht war. "Pomßen - wo auch immer das ist. Wir wurden von zuhause abgeholt. Ich habe noch brav gewunken," hat sie mir erzählt. Wir haben uns Bilder vom damaligen Kurheim angeschaut und sofort hat sie den Ort wiedererkannt. "Das war so ein Schloss und die Frauen dort waren streng." Meine Oma kam dorthin, weil sie nicht (viel oder genug) gegessen hat. Sie war damals ein schlankes, sportliches Kind. "Ich sollte in der Zeit dort zunehmen, habe aber noch mehr Gewicht verloren und kam dünner zurück nachhause, als ich von daheim losgefahren bin." Sie hat mir ebenso erzählt, dass sie mit vielen anderen Kindern in einem großen Schlafsaal untergebracht war und immer ganz eng in eine Decke eng eingewickelt wurde, damit sie sich nicht bewegen konnte. Dies ließ bei ihr ein Beklemmungsgefühl zurück, was bis heute anhält. "Weinen durften wir nicht. Wenn wir geweint haben, dann haben wir Ärger bekommen." Auf Nachfrage, ob ihr auch körperliche Gewalt angetan wurde, sagte sie: "Nein. Höchstens geschüttelt haben sie mich, als ich nicht wollte, wie sie." (Was ja schon übergriffig ist und meiner Meinung nach an körperliche Gewalt grenzt) Meine Oma kommt aus einem wohlbehüteten Elternhaus. Meinen Urgroßeltern, so sagte sie mir, hat sie niemals etwas davon erzählt, aber mein Urgroßvater, also ihr Papa, habe es ihr wohl angemerkt. Ich kannte meine Urgroßeltern. Auch die haben selten von der Vergangenheit gesprochen. Ich finde es erschreckend, solche Dinge über die Vergangenheit meiner Oma zu erfahren, die mir ohne Nachfrage niemals davon erzählt hätte. "An sowas denkt man nicht mehr. Das war so schlimm und hat die Kindheit verändert. Erst die Ferienausflüge an die Ostsee haben mir als Kind wieder ein gutes Gefühl gegeben," sagt meine Oma, die im Vorschulalter nach Pomßen kam. Ich danke denjenigen, die diese Webseite aufgebaut haben, damit andere/ ihre Angehörigen das Leid teilen können. Dieses Leid gehört ausgesprochen, verarbeitet und eingeordnet, damit Generationen Ruhe finden und sich gehört und verstanden fühlen.
Meine Oma musste zweimal insgesamt, in kürzerem Abstand "zur Kur". Einmal nach Sachsen, einmal in Thüringen.
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Judith Schmitt aus Köln schrieb am 22.01.2024
Hallo zusammen,

ich wurde 1972 "verschickt" für sechs Wochen nach Hindelang, ich war damals sechs Jahre alt. Was habe ich für Erinnerungen daran?
Dass ich zunächst rebellierte, denn alle Kinder sollten Lätzchen anziehen, das war ich von zu Hause nicht gewöhnt. Ich wurde dann aufs Zimmer geschickt und mir wurde dort erklärt, dass ich nur mitessen dürfe, wenn ich mich an diese Regel halte. Na ja, es gibt Schlimmeres. Zum Beispiel das Heimweh abends im Schlafsaal, über das wir untereinander flüsterten und die Tränen, die wir deswegen vergossen.
Ich kann mich ansonsten an die schöne, offene Architektur des Hauses erinnern, wollte dort im letzten Jahr vorbeifahren, aber das Gebäude wurde zwischenzeitlich leider abgerissen. Ich kann mich an Kinder erinnern, die dort durchaus länger waren als ich, ich meine sogar über Jahre, wie sie mir erzählten. Ich würde diese gerne Kinder wiedertreffen oder über sie erfahren, sie waren mir ein großer Trost dort.
Ich erinnere mich an die Spaziergänge und die gute Luft, an eine Prüfung, bei der ich mich geschmeichelt gefühlt habe, dass ich mit zu den Probanten gehören durfte, offenbar, weil ich dann mittlerweile gelernt hatte, mich anzupassen.
Ich kann mich an die vielen Briefe erinnern, die meine Eltern und meine Oma mir schrieben und an das Paket, dass ich dort zugeschickt bekam, als ich am 30. Mai Geburtstag hatte. Telefoniert werden durfte nicht, ein Besuchsverbot gab es auch.
Meine Mutter erzählt mir heute noch unter Tränen, dass ich bei der Abholung nur auf meine kleine Schwester (damals 2) zu lief und die Eltern ignorierte. Sie bereut sehr, mich damals in die Kur gegeben zu haben.
Wie konnte eine solche "Therapie" nur durchgeführt werden? Ganz schlimm!
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Elvira schrieb am 21.01.2024
1970 war ich 6 Jahre alt. Warum ich zur Kur musste, weiß ich nicht. Ich erinnere mich, dass meine Eltern oder nur meine Mutter, das weiß ich nicht mehr, mich in, ich glaube Bremerhaven, es könnte auch Wilhelmshaven gewesen sein, absetzten. Ich hatte ein Schild mit meinem Namen an mir. Meine Mutter drückte mich nochmal, dann wurde ich auf ein, für mich damals, riesiges Schiff gebracht. Wir wurden nach Borkum gebracht, den Namen des "Kurhauses" weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich fürchterliches Heimweh hatte. Die Nächte musste ich oft auf dem Flur in so einem komischen Stuhl verbringen, weil ich wegen dem Heimweh so viel geweint hatte. Mir wurde gesagt, dass ich da auf dem Stuhl schlafen müsse, damit ich die anderen Kinder nicht wecke. An meinem Geburtstag bekam ich ein Paket mit vielen Süßigkeiten und einem Stofftier. Die Süßigkeiten wurden mir abgenommen, wie sie verteilt wurden, weiß ich nicht mehr. Ich kann mich erinnern, dass da zwei Mädchen waren, die sagten, dass sie nichts davon bekommen dürften, weil sie zu dick seien. Ich erinnere mich, dass wir manchmal am Strand spazieren gegangen sind. Das ist das einzig Schöne, an das ich mich erinnere. Es gab Bettensääle, Reihen von Waschbecken, die an Tröge mit vielen Wasserhähnen erinnerten. Im Speisesaal kann ich mich nur daran erinnern, dass die "Aufseherinnen" an einem Extratisch unter uns Kindern saßen, Kuchen und leckeres Essen hatten, während wir etwas anderes nicht schmeckendes bekamen.
Ich war nach der Kur viele Jahre nicht mehr in der Lage, irgendwo zu übernachten. Selbst dann nicht, als meine Cousine mich fragte, ob ich bei ihnen schlafen wollte. Ich hatte freudig eine Tasche gepackt und bin bis an die Tür mitgegangen. Dann drehte ich mich um und sagte, dass ich heimweh habe. Ich war noch garnicht aus dem Haus.
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Marga aus Hessen - Büdingen schrieb am 17.01.2024
@ Petra, ich war ebenfalls im Jahr 1965 in St. Peter Ording als dreijähriges Kind und habe ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich würde mich sehr gerne austauschen!
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Ramona aus Dresden schrieb am 16.01.2024
Liebe Verschickungsheim - Leser, mein Name ist Ramona, ich wohne in Dresden bin 60 Jahre alt und war in den 1969 oder 70er Jahren an der Ostsee zur Kinderkur. Im Alter von 6 oder 7 Jahren wurde ich auf Grund einer chronischen Bronchial - Erkrankung an die Ostsee mit der Bahn, natürlich alleine in einer organisierten Kinder-Gruppe geschickt. Die Dauer des Aufenthaltes war 6 Wochen. Ich kann mich sehr gut erinnern, habe die Zeit immer verdrängt und eigentlich darüber nicht gesprochen. Ich war ein sehr zartes Kind, schlechter Esser und hatte ständig Heimweh. Ich lebte mit meiner Mutter in Grünberg bei Pasewalk alleine. Ich vermisste sie sehr, so sehr das es Schmerzen verursachte. Ich hatte zum festhalten eine kleine Handpuppe von zu Hause mitgebracht. Als man merkte, dass ich mich nachts daran festhielt, um besser einzuschlafen, nahm mir eine Schwester die Puppe weg und legte sie auf einen hohen Schrank. Ich war darüber entsetzt, ich konnte sie sehen aber kam nicht an sie heran. Am Morgen mussten wir splitternackt, was ich aus Scham nie freiwillig gemacht hätte, Frühsport absolvieren. Wir waren ein riesiges gemischtes, also Jungs und Mädchen-Zimmer/Saal. Eine Übung beinhaltete das Trommeln auf die Brust solange bis die Luft aus der Lunge war. Ich hatte Probleme bei der Übung und erhielt regelmäßig Schläge ins Gesicht, so sehr, dass mein Gesicht rot anlief. In der Nacht herrschte ein sehr strenges Toilettenverbot. Auch bei dem Versuch auf die Toilette zu gehen, wurde man direkt zurück geschickt. Ich habe heute den Verdacht, wir sollten nicht merken, dass die Nachtwache schläft! Es war eine Folter für mich. Einige der Kinder nässten ein und wurden dann vorgeführt. Das Essen war eine Qual, es gab ständig Sagosuppe mit Milch, mir ist heute noch schlecht davon. Ich wurde ständig gefüttert, Knorpelfleisch wurde mir in den Mund gesteckt. Ich sammelte das Essen im Mund, lies es dann in meinen Schürzentaschen verschwinden. Das Highlight war, wenn jemand aus der Küche fragte, "wer möchte Quark?" und kam mit einer großen Schüssel davon. Man musste sich melden und wenn man Glück hatte, bekam man die wirklich leckere Nachspeise. Die Behandlung an der Ostsee beinhaltete Strandspaziergänge, Inhalationen in einem großen Raum sowie Solebäder in Holzwannen. Die Behandlung war relativ erfolgreich, meine Luftprobleme waren sehr viel besser. Ich erinnere mich an eine große breite Feuerleiter, diese war direkt vor meinem Bett durch das Fenster sichtbar. Ich überlegte, wie ich aus der Kuranstalt über diese Leiter fliehen könnte. Wir hatten ab und zu Schule, dabei mussten wir Briefe an unsere Eltern schreiben. Der Text wurde an die Tafel geschrieben. Er musste 1 zu 1 abgeschrieben werden, die Briefe durften nicht zugeklebt werden. Damit meine Mutter merkt, dass der Text nicht von mir ist (Text wie: mir gefällt es hier so gut usw), schrieb ich nicht "Liebe Mutti" sondern "Liebe Eltern". Ich hätte am liebsten geschrieben: Hol mich hier raus! Ich denke so ein Heim- Leben war immer von denjenigen geprägt, die das Heim führten, also die Menschen dahinter - mit ihren Neigungen, Charakter und sexuellen Vorlieben wie SM usw. Leider können Menschen mit negativen Neigungen sich gezielt Berufe aussuchen, in denen sie Macht über andere Kreaturen ausüben können. Das ist heute nicht anders! Kontrolle ist daher wichtig, Nachfrage durch Institutionen usw.!! Ich muss auch sagen, diese geschilderte Situation zog sich wie ein roter Faden durch meine Kindheit. Mit 12 mein erstes Ferienlager von Bad Frankenhausen aus, ähnliche Situationen wo Erwachsene ihre Macht ausnutzen, meist Menschen mit geringer Persönlichkeitsentwicklung und eher ohne Erfolg im Leben. Ich sollte ein Jahr später nochmals zur Kur fahren. Natürlich konnte ich mich erfolgreich dagegen wehren und trat nie wieder eine Kur in meiner Kindheit und Jugend an. Ramona aus Dresden
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Bernd Rosenkranz aus Magdeburg schrieb am 15.01.2024
Hallo, ich wurde 1956 oder 1957 von meiner Mutter oder meinen Eltern für 6 Wochen zur „Erholung“ geschickt, wahrscheinlich weil ich sehr dünn war, bin Jahrgang 1950, war also 6 oder 7 Jahre alt. Ich habe keinerlei Erinnerung daran, was da passiert ist, ich weiss nur, dass ich danach jahrelang keine Wurst und kein Fleisch mehr essen konnte. Vielleicht gibt es andere Betroffene die darüber etwas berichten können.
Bernd aus Magdeburg
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Heike Böhm aus Bendorf/Rhein schrieb am 14.01.2024
Hallo zusammen, bin Heike, 60 Jahre alt und komme aus Bendorf am Rhein. Ich war in zwei verschiedenen Kinderkurheime. Im Oktober 1969 im Kloster Wessobrunn und entweder davor oder danach (bin dann mit 7 Jahren 1970 eingeschult worden, Jahrgang 1963) in Kinderkurheim „St. Antonius“ in Bad Münster am Stein.
Ich kann mich an ein paar Dinge erinnern, kann aber nicht sagen ob das in Bad Münster am Stein oder Kloster Wessobrunn war. - Ich hatte mein Essen ausgebrochen und musste das Erbrochene essen bzw. den Teller leer essen. - Ich kann mich an eine Kabine erinnern in die man gehen musste und da bekam man dieses eklige Sole-Wasser zum Trinken. Ich habe den Geruch der Sole noch in der Nase, alles stank danach. - Ich kann mich erinnern, dass ich so eine komische, dunkle Brille anziehen musste und dann wohl
in diese Höhensonne. - Wir wurden nach Läusen untersucht, kann mich erinnern, dass die Tanten usw. im Kopf herumgesucht haben ob wir Läuse haben. Es kommen ab und zu noch andere Momente hoch die ich
nicht richtig zuordnen kann.
Habe von Bad Münster am Stein eine alte Postkarte und zwei Briefe aus Wessobrunn an meine Familie aus der „Kur“, sogar ein selbst gemaltes Bild von mir lag bei einem Brief. Der Brief war vorgedruckt und nur die Namen mit der Hand dazu geschrieben. Das zweite war eine selbst ausgemalte Postkarte. Die Schwester hieß Schwester Frumentia und das Fräulein Gaby.
Gibt es Leute die in der gleichen Zeit in einem der Kinderheime war, gibt es ähnlicher Erinnerungen oder sogar Fotos? Würde mich sehr freuen, wenn sich jemand melden würde, gerne auch per PN oder mail: h.boehm@yahoo.de
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Julian aus Lörrach schrieb am 14.01.2024
Kam im Jahr 1977 für 6 Wochen nach Sankt Peter Ording in ein Verschickungsheim. Ich vermute, es war das Seeschlösschen. Denke, auf einem Bild, den Speisesaal auf Bildern im Internet zu erkennen. Mein Zimmer oder Gruppe, hiess die "Strandläufer", daran kann ich mich absolut sicher erinnern.
1976 verstarb mein Opa, was mich in eine tiefe Krise brachte, Schule klappte es auch nicht, bei der Einschulung, darum kam das wohl, die Verschickung.
IMeine Vermutung, Ich wurde mit Medikamenten, gegeben auf Lõffel mit Zuckerwürfel, wohl täglich ruhiggestellt, weil Mittagsschlaf, wäre für mich, eigentlich nicht möglich gewesen. Aus meiner Kindheit, kann ich eigentlich mich weit zurück erinnern, aber komischerweise, diese Zeit, ist wie eine "Black Box",sehr schwer, mich an Konkretes zu erinnern, nur kleine Bruchstücke. An tägliche Gewichtskontrolle, hatte immer unter 25 kg, kann ich mich auch erinnern. Persönlich, kann ich mich nicht an Schläge erinnern, aber kann mich erinnern, bei Anderen, die Probleme mit dem Mittagsschlaf hatten, gab es Schläge. Das es bei mir nicht dazu kam, wobei Mittagsschlaf eigentlich für mich unmöglich war, denke ich, das wurde mit Medikamenten erzwungen, anders kann ich mir das heutzutage nicht vorstellen, wie Die mich dazu bringen hätten können. Andere wurden diszipliniert, die nicht schlafen konnten.
Damit ich aber kein falsches Verschickungsheim beschuldigen mõchte, vermute aber wegen dem Speisesaal, es war das Seeschlõsschen.
Das Schlafzimmer hatte 3-4 Doppeletagenbetten, also mit 6-8 Kindern belegt.
Würde mich freuen, jemand hätte aus dieser Zeit Bilder aus dem Seeschlõsschen, die Zimmer um 1977, das ich mich besser erinnern kann.
Ich bin seit Jahren in Behandlung, bei meinem Psychiater und bei meiner Psychotherapeutin.
Sie meinte, wegen meinen "Verdrängungskünsten", hält Sie sehr für wahrscheinlich, da war mehr, darum die Verdrängung.
Für jegliche Informationen, aus 1977, wäre ich sehr dankbar, auch wenn jemand ein anderes Verschickungsheim erkennen würde. Thema, Name der Gruppe/Zimmer, war "Strandläufer".
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Werner Glasmacher aus Stolberg schrieb am 09.01.2024
Hallo,
ich war laut mir vorliegendem Ärztlichen Schlussbericht des Chefarztes Dr.Franz Braun vom 10.11.1961 bis 20.12.1961 in der Asthma-Kinderheilstätte Bad Reichenhall, Kurfürstenstr.26.
Ich kann mich an das schlechte Essen, an die Solebäder, an die Druckkammer erinnern.
Ich suche Betroffene die zu diesem Zeitpunkt auch in der Heilstätte waren- insbesondere frage ich Euch, kann sich jemand an Verabreichung von Medikamenten erinnern?
Lt.Arztbericht wurden keine Medikamente gegeben.
Vielen Dank.
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Alexandra Sophie Kadner aus Troy, NY 12180, USA schrieb am 08.01.2024
Mein Name ist Alexandra, ich bin heute 58 Jahre alt und lebe seit 24 Jahren in den USA. Deswegen hätte ich die Diskussion um Verschickungskinder in Deutschland auch beinahe verpasst, bis ich zufällig auf einen Bericht von BR24 stieß:
(https://www.pnp.de/print/lokales/landkreis-berchtesgadener-land/piding/sexueller-missbrauch-in-asthma-kinderheilstaette-14865582)
Wie dem auch sei, ich wurde als Kind zweimal verschickt. Meine Diagnose damals war chronische Bronchitis. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich eine Transfrau bin, und meine Erlebnisse bei der Verschickung waren also die eines kleinen Jungen. Das erste Mal war im Sommer 1971. Ich war damals 6 Jahre alt. Ich bin mir heute nicht ganz sicher, wohin ich verschickt wurde. Zum einen erinnere ich mich, dass ich in der Fränkischen Schweiz gewesen sein soll, andererseits aber war der Name des Ortes Bonndorf. Es gibt ein Bonndorf im Schwarzwald, aber keines in der Fränkischen Schweiz. Ich weiss heute, dass Bonndorf im Schwarzwald ein Verschickungsheim hatte, und dass es auf alten Bildern so ähnlich aussieht wie das Gebäude, an das ich mich erinnere. Außerdem kann ich mich gut an den fragwürdigen Schokoladenpudding erinnern, den andere vor mir beschrieben haben. Also bin ich wahrscheinlich in Bonndorf im Schwarzwald gewesen.
Meine Erinnerungen an diesen ersten Aufenthalt sind eher spärlich. Ich kann mich an die Abreise und die Zugfahrt erinnern, an das Haus selbst, den Schlafsaal, den Speisesaal, den Spielplatz, aber nicht allzu viel mehr. Ich weiß aber noch genau, dass ich da nicht hin wollte und dass ich, als ich da war, alles nur richtig Scheisse fand.
Ich kann mich an die Tanten nicht deutlich erinnern, jedenfalls nicht als Einzelpersonen. Kollektiv waren sie alle so um die 50 oder vielleicht auch älter, streng, kalt und unfreundlich. Andererseits kann ich mich aber auch erinnern daß ich mit anderen Kindern gespielt habe und auf den Spielplatz herum geklettert bin.
Insgesamt war die erste Verschickung viel zu lang und sie war richtig Scheisse. Wenn’s bei einer Verschickung geblieben wäre, dann wäre es ja gerade nochmal gut gegangen. Es war halt richtig Scheisse aber eben auch nicht schlimmer als richtig Scheisse.
Aber bei einer Verschickung ist es ja nicht geblieben. Im Sommer 1972, im Alter von 7 Jahren, war ich in Bad Reichenhall, und das war um einiges schlimmer als Bonndorf. Anhand des Berichtes von BR24 und den alten Fotos in diesem Bericht kann ich rekonstruieren, dass ich in der Asthma-Kinderheilstätte an der Kurfürstenstraße war. Ich erkenne das Haus und das Nebengebäude wieder, und ich kann sogar das Fenster identifizieren, an dem mein Bett damals stand. Ein Vergleich mit Google Maps zeigt, dass das Haus da gestanden hat, wo ich es erinnere. Meine Erinnerungen an Ereignisse während des Aufenthalts sind gemischt. Ich erinnere mich an ein paar Dinge, die mir Spass gemacht haben. Ich erinnere mich beispielsweise an einen Ausflug nach Salzburg. Wir besuchten das Schloss und die Wasserspiele und ich war fasziniert. Den Predigtstuhl möchte ich auch, besonders die Bergdohlen hatten es mir angetan. Ich erinnere mich, dass wir mehrmals auf dem Predigtstuhl waren, vielleicht wöchentlich. Einmal waren wir mit einer jungen Pflegerin oben. Wir waren eine kleine Gruppe von Kindern, vielleicht vier oder fünf. Als wir von der Seilbahn vom Predigtstuhl zurückkamen, nahm sie uns in ihre Wohnung mit. Es gab Saft und wir haben irgendwas gespielt, und erst dann ging’s wieder ins Heim. Wie das alles ins Bild passt, kann ich heute nicht sagen, aber mir ist es als einer der angenehmen Momente in Erinnerung.
Aber die angenehmen Momente in Bad Reichenhall waren selten. Der Rest meiner Erinnerungen ist bruchstückhaft. Ich erinnere mich an den ersten Tag. Wir kamen morgens an und verbrachten den ganzen tag in den Tagesräumen. Ich weiss dass ich den ganzen Tag geweint habe und alles nur verschwommen gesehen habe wegen der Tränen. Ich weiss auch dass ich deshalb ein paar mal geschimpft worden bin aber einfach nicht zu beruhigen war. Am naechsten Tag Hatte ich keine Tränen mehr, aber die Verzweiflung war immer noch da und sie blieb während der ganzen sechs Wochen. Mir kam das wie eine Ewigkeit vor, aber mit sieben Jahren verstand ich, dass sechs Wochen 42 Tage waren und zählte rückwärts. Jeden
Abend lag ich mit meinem Stofftier, einem schwarzen Kater von dem ich mich auch heute noch nicht trenne, im Bett und erzählte ihm wie lange wir schon da waren wie lange es noch war bis wir wieder nach Hause dürfen, was am Tag passiert war und wie ich es anstelle um da bloß heil wieder rauszukommen. Das alles erzählte ich ihm im leisesten Flüsterton, mit dem Gesicht zum Fenster, damit ja niemand sieht, dass ich die Augen noch offen habe und damit niemand hört, dass ich mit meinem Kater flüstere und was ich sage.
Das mit dem heil da rausgekommen war nicht so einfach, auch wenn mir da sicher wichtige Erinnerungen fehlen. Ich erinnere mich an folgendes: Die ganz normale und ständig wiederholte Drohung der Pflegerinnen war, dass ich nochmal 6 Wochen bleiben müsste, wenn ich mich nicht anständig benehme. Ein einziger Anruf würde genügen und dann wäre alles klar. Davor hatte ich unglaubliche Angst. Sechs Wochen weg von zuhause hatte ich ja schonmal überstanden, aber 12? Unmöglich. Diese Angst saß mir ständig im Nacken.
Dann waren da die Schlägereien. Ich habe nie vorher in nie nachher solche Kämpfe zwischen Kindern erlebt. Da wurde geschlagen, getreten, gebissen und Haare wurden gleich büschelweise ausgerissen, auch meine. Ich weiß das ich einmal mit dem Kopf zuerst in einen Heizkörper geworfen wurde und eine Platzwunde hatte, die versorgt werden musste. Natürlich bin ich da erstmal angebrüllt worden, bevor sich jemand um die Wunde gekümmert hat. Bei einem dieser Kämpfe hat einer der anderen Jungs meinem Kater den Schwanz abgerissen. Meine Welt brach zusammen, denn mein Kater war ja alles, was ich hatte, um mich einigermaßen bei mir selbst zu halten. Als ich ihn den Pflegerinnen zeigte, gab's natürlich erstmal wieder eine Tirade, aber eine von den jüngeren Pflegerinnen hat mir den Kater dann abgenommen, mich dann Frühstück geschickt und ihm den Schwanz wieder angenäht. Nach dem Frühstück hatte ich meinen Kater wieder. Glück gehabt!
Ich erinnere mich, dass es nachts immer wieder Geschrei gab. Ich wurde mitten in der Nacht davon geweckt, aber ich glaube nicht, dass ich damals wusste, worum es ging und heute weiß ich es erst recht nicht. Was ich aber sehr wohl weiss is dass ich mir in einer dieser Nächte die Hosen und das Bett vollgeschissen habe. Mein Schlafanzug war bis zu den Knien hinunter voll, und alles musste im Bad ausgewaschen werden. Ich erinnere mich, dass die Nachtwache mich bei voller Lautstärke angebrüllt hat, scheinbar ohne Luft zu holen. Wieso und warum das passiert ist, kann ich heute nicht mehr sagen. Vielleicht hatte ich einfach Durchfall, oder vielleicht war irgendwas vorgefallen dass mich dermaßen verängstigt hat? Ich weiß es nicht mehr. Das jedenfalls war mein Beitrag zu dem nächtlichen Geplärre.
Andere Impressionen: “Wer ins Solebad pinkelt, läuft schwarz an und bleibt schwarz. Das geht wochenlang nicht ab.” Das Solebad war also jedesmal eine Zitterpartie. Dann gabs da diese Höhenluft Kammer mit Unterdruck und UV Strahlung. Das Ding war winzig, man musste sich bis auf die Unterhose ausziehen und eine rote Taucherbrille tragen. Außer stillsitzen war alles verboten und es war endlos langweilig. Geduscht wurde alle paar Tage, immer mit vier oder fünf Kindern in einer offenen Duschkabine. Ich finde das heute eher befremdlich, aber damals war das eine der weniger bedrohlichen Situationen.
Die Briefe, die wir nach nach Hause schreiben mussten, haben mich damals geärgert und tun das heute noch. Wir wurden in einen Raum mit einer Tafel gesetzt. Auf der Tafel stand der Text unseres Briefes. Den hatten wir abzuschreiben und sonst garnichts. Der Inhalt wurde kontrolliert. Ich habe gerade schreiben gelernt und war mir sicher, dass ich meinen eigenen Brief schreiben konnte. Und meine Eltern würden doch sofort merken, dass das nicht meine Worte sind! Es half aber alles nichts. Es mußte wortwörtlich der Brief of der Tafel geschrieben werden und mir das passte oder nicht war egal. Ausser natürlich, wenn ich vielleicht noch sechs Wochen länger bleiben wollte.
Diese wenigen Erinnerungen stimmen aber nicht mit meiner emotionalen Reaktion überein, weder damals noch heute. Ich hatte damals den Eindruck, dass ich wirklich in Gefahr war, nicht wieder nach Hause zu kommen oder dass mir sonst irgendwas furchtbares passieren könnte. Mein Eindruck war, dass die Leute in diesem Heim mit uns machen könnten, was sie wollten. Ich was ständig in Angst und ständig auf der Hut. Jedenfalls hab’ ich mir geschworen daß ich wenn ich die Kur überstanden habe nie wieder in diese Scheißstadt zurückkommen würde. Gehalten hab’ ich das nicht, aber davon später.
Nach einer von meinem Kater und mir genau bemessenen Ewigkeit kam schließlich der Abreisetag. Wenn ich vorher die Tage gezählt hatte, dann zählte ich jetzt die Stunden bis zur Abreise. Ich kann mich erinnern, wie wir uns zwei und zwei auf dem Bahnhofsvorplatz aufstellen mussten und warten, bis unser Name aufgerufen wurde. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber auch das ging irgendwann vorbei. Der Zug fuhr über nacht. Am nächsten Morgen wachte ich auf, als der Zug gerade ankam. Geschafft!
Meine Mutter erzählte gerne, dass meine ersten Worte zuhause “Endlich kann ich in Ruhe scheißen!" waren. Ich soll mich dann auf die Toilette verzogen haben und eine lange Zeit nicht wieder rausgekommen sein. Kann gut sein, aber das sind nicht meine Erinnerungen. Trotzdem ist diese Anekdote ist vielleicht charakteristisch für andere wichtige Dinge, an die mir die Erinnerung entweder ganz fehlt oder nur so undeutlich ist, dass ich mir nicht sicher bin.
Mir fehlen beispielsweise Erinnerungen an die Dinge, die immer wieder als die traumatischen Ereignisse bei diesen Kinderkuren beschrieben werden: Essen, Toilettengang, und Prügel.
Ich kann mich erinnern, wo der Speisesaal war, aber ich habe nicht die geringste Erinnerung an irgendwelche Mahlzeiten, abgesehen von riesigen Tellern voll Marmelade, die zum Frühstück auf den Tischen standen. Toiletten? Aus den Berichten von anderen weiss ich dass die Toiletten in Bad Reichenhall keine Türen hatten and das man nur unter genauer Beobachtung zur Toilette durfte. Erinnern kann ich das nicht, aber es würde meinen Kommentar zu hause erklären. In Bad Reichenhall scheint es ja nicht möglich gewesen zu sein, in Ruhe zu scheissen. Prügelstrafe? Keine Ahnung. Ich hab’ als Kind reichlich Prügel bezogen. Möglich, dass das auch in Bad Reichenhall passiert ist, aber Erinnerungen daran habe ich nicht.
Ich weiss durch den oben erwähnten Report von BR24 auch, dass in Bad Reichenhall sexueller Missbrauch stattgefunden hat. Ich war 1972 da und die Berichte von BR24 beziehen sich auf Ereignisse zwischen 1967 und 1974. Es ist also wahrscheinlich, dass Kindesmißbrauch auch während meines Aufenthaltes stattgefunden hat. Nun scheinen die Täter alle Männer gewesen zu sein, aber ich kann mich an keinen einzigen Mann erinnern. Ich weiss das Abspalten von Erinnerungen ein Schutzmechanismus ist. Und das bringt mich jetzt zu den Folgen meines Aufenthaltes in Bad Reichenhall.
Vorher fühlte ich mich geborgen in meiner Familie und mein Zuhause war mein liebster Ort überhaupt. Aber ich habe mich seither eben nicht mehr sicher gefühlt. Ich hatte Schwierigkeiten mich zu konzentrieren, oder meine Schulsachen (oder sonst irgendwas) in Ordnung zu halten. Ich fühlte mich einfach kaputt, aber ich wußte und weiß bis heute nicht warum. In meiner Erinnerung gibt es kein Trauma, oder wenigstens kein klar definiertes traumatisches Ereignis. Trotzdem habe ich Bad Reichenhall als Hölle in Erinnerung.
Spätere Folgen: Mit 20 Jahren trat ich meinen Zivildienst in einer psychiatrischen Klinik an. Ich habe damals Medikamente ausgegeben, halt alles, was in einer psychiatrischen Klinik so verschrieben wurde: Haldol, Truxal, Neurocil, Melleril, Dipiperon, Rohypnol, Glianimon, um nur einige zu nennen. Viele dieser Medikamente wurden in Tropfenform verschrieben, damit es leichter zu kontrollieren war, ob die Patienten sie auch nehmen. Ich habe also jede Menge dieser Tropfen ausgegeben. Und dabei machte ich eine Entdeckung: Haldol und Dipiperontrophen haben charakteristische Gerüche, die mir sofort bekannt waren. Meine allererste Reaktion war: “Ich hab’ das als Kind genommen!". Das machte aber keinen Sinn, denn ich hatte ja nie eine psychiatrische Diagnose, die diese Medikamente gerechtfertigt hätte. Wann und wo, also hätte ich diese Medikamente nehmen können? Das einzige Szenario, das Sinn ergab, war, dass mir diese Medikamente während meiner Verschickung verabreicht wurden. Aber das schien mir damals unmöglich, denn wie gesagt eine medizinische Begründung gab’s ja nicht. Dass einem ein Heimarzt einfach so Psychopharmaka verschreibt, schien mir weit hergeholt. Schließlich stehen die ja unter behördlicher Aufsicht und haben ihre Approbation zu verlieren, oder?
Ich konnte diesen Widerspruch nie wirklich auflösen, aber ich habe während meines Studiums in der Psychiatrie als Krankenpflegehelfer weitergearbeitet. In meinen zehn Jahren in der Krankenpflege habe ich an allen Tropfen gerochen, die ich in die Finger bekam, um möglicherweise eine andere Erklärung für meine Erinnerungen zu finden. Fazit: Haldol Tropfen riechen wie nichts anderes und nichts anderes riecht wie Haldol. Dasselbe für Dipiperon. Ich bin den Verdacht nie losgeworden dass ich während meiner Verschickung Psychopharmaka bekam. Aber dieser Widerspruch zwischen meiner Überzeugung einerseits dass mir niemand Psychopharmaka verabreicht hat und dass ich meine Erinnerungen an meine Verschickung nach Bad Reichenhall einfach maßlos übertreibe, und meinen halb verschütteten und sehr bedrohlichen Erinnerungen andererseits war schwer zu ertragen.
Im Frühjahr 1987, ich war damals 22 Jahre alt, machte ich von einem Kurzurlaub in München aus deshalb einen Abstecher nach Bad Reichenhall. Ich wollte das Kinderheim finden und mir das genau ansehen. Ich hoffte daß ich zu der Überzeugung gelangen würde dass das einfach nur ein Haus ist, und das da weiter nichts bedrohliches ist. Das hat aber nicht funktioniert, ganz einfach weil ich's nicht gefunden habe. Ich dachte, ich weiß noch ungefähr, wo das war, wie der Weg zum Bahnhof und zur Seilbahnstation geht, und Bad Reichenhall ist ja nicht groß….. Aber das blöde Kinderheim war wie vom Erdboden verschluckt. Heute wiess ich, dass das Kinderheim im Jahr vorher geschlossen wurde. Das Gebäude war zu der Zeit als ich da war möglicherweise schon abgerissen.
Ich habe seitdem es das Internet gibt, alle paar Jahre nach “Kinderkurheim Bad Reichenhall” gesucht, aber nie irgendwas gefunden. Genauer gesagt, bis Dezember 2023. Da fand ich dann die Reportage von BR24 und nach noch ein paar Internetrecherchen ist mir klar, dass meine Erinnerungen wahrscheinlich weder vollständig noch korrekt sind. Aber sie sind zumindest plausibel.
Der Eindruck den ich als Kind hatte scheint richtig zu sein: Die hätten mich damals in dem Heim behalten können solange sie wollen und Gottweiswas mit mir anstellen können. Und die Medikamente waren vermutlich auch kein Hirngespinst. Zumindest bin ich mir heute darüber klar, dass die Gefahr in Bad Reichenhall real war. Deshalb kann ich mir heute aber auch glaubhaft versichern, dass ich da nicht mehr bin, und dass die meisten dieser Dreckschweine schon lange tot sind. Die Frage ist vielmehr, was ich jetzt mache. Wahrscheinlich Traumatherapie, denn die ist wohl ein paar Jahrzehnte überfällig.
Und bevor ich’s vergesse: Das Prädikat “Richtig Scheiße” ist das größte Kompliment das ich fuer Verschickungsheime habe.
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Kerstin Winter aus Herold schrieb am 07.01.2024
Ich, fast 10 jahre alt, war zusammen mit meiner Schwester 7Jahre alt wegen Bronchitis in der Adventszeit 1975 im Ponyhof Schönau zur Kinderkur. Die Berichte, die ich gelesen habe berühren mich und gleichzeitig glaube ich, dass ich auch Glück hatte. In Kulmbach (mit Schild um den Hals) wurden wir in einen Kurswagen Richtung Berchtesgaden gesetzt, ohne das wir wussten wo wir hinfahren. Ich hoffe meine Eltern wusste den Ort. Da wir das mit dem KurswagenZugfahren schon gewohnt waren, war das der einfache Teil. In Berchtesgaden angekommen wurde uns eröffnet, dass wir in zwei verschiedene Einrichtungen sollen. Ich zu den Großen, meine Schwester zu den Kleinen in den Ponyhof. Wir sind in Tränen ausgebrochen und wurden irgendwann auch gefragt warum und zum Glück "Meinen Mutter hatte unsere Sachen in EINEN Koffer gepackt. Das hieß wir durften gemeinsam auf den Ponyhof. Die erste Nacht haben wir aneinandergeklammert in einem Bett geschlafen. Die Erzieherin/Betreuerin hat uns erklärt, dass das nicht erlaubt sei, aber wir ausnahmsweise dürfen. Wir hatten Betten nebeneinander und das war auch die einzige Nacht, die wir in einem Bett verbracht haben, soweit ich mich erinner. Wir haben, wie andere PonyhofKinder in der Adventszeit auch, den Ausflug auf den Königssee mit Echotrompeter gemacht, die Krampusse waren da und ich habe jahrelang davon geträumt auf der Strasse verfolgt zu werden bei Spaziergängen, weil uns gruselige Sachen über die Krampusse erzählt wurden. Trotzdem habe ich dem Nikolaus bei dem Besuch ein Gedicht vorgesagt und wurde für meinen Mut gelobt. Der Junge, der vorher gesagt hat er schmeisst die Krampusse aus dem Haus lag unter der Bank nd durfte da auch sein! Ich erinner mich, das ich ein Vorzeigekind war, die Älteste im Haus immer nett und freundlich und ich habe entweder nichts wirklich Schlechtes erlebt oder es verdrängt. Ich erinner mich auch, dass wir beim Mittagsschlaf Angst hatten, wenn der Freund der Erzieherin in Uniform während der Schlafwache im Flur sass, mehr Angst, als wenn er nicht da war oder die dickere Erzieherin (ich glaube Leni, aber sicher bin ich nicht) Wache hatte. Die war auf jeden Fall entspannter. Das beste war eine Prakitkantin, die ein Zimmer im Haus hatte und uns zu einem Angebot für die Schule gebeten hat. Diese Praktikantin/Auszubildende war für uns ein Engel. Die mochte uns wirklich. Ich habe einen auch etwas älteren Jungen mit schwarzen Haaren sehr gemocht und wir haben viel zusammen gespielt. An das Ponyfoto erinner ich mich und das wir sonst nichts mit den Ponys zu tun hatten, zu meinem Leidwesen. Ich bin schon immer sehr Tier-afin. Sie haben mir damals erklärt, dass die Hufe der Ponys krank sind wegen dem Füttern. Heute weiss ich, dass die Ponys Reheschübe hatten. Die Ponys haben in einem an eine Kapelle erinernden Stall gelebt. Ich hoffe es ging ihnen nicht so schlecht, wie ich vermute. Ich erinner aber auch, dass es einen kleinen Jungen gab der ohne Unterbrechung weinte und in einer Einzelkammer schlafen musste. Ich glaube gedacht nicht als Strafe, aber keiner konnte schlafen mit ihm im Zimmer. Nach spätestens sieben Tagen wurde dieser Junge von seinen Eltern abgeholt. Die Eltern durften das Haus aber nicht betreten, daran erinner ich mich genau. Der Junge hatte einen großen hellen Teddy, den er immer im Arm hielt. Die große Diele, der große Raum mit Kamin und die Stiege nach oben haben mir gefallen, das weiss ich auch noch. Wie das mit dem Essen war erinner ich gar nicht. Ich weiss aber, dass sich die Köchin gefreut hat, dass wir ihre rote Beete geliebt haben. Seitdem mag ich rote Beete, vorher habe ich sie nicht gegessen.
Wir haben auch einen Theaterbesuch gemacht. Ich erinnere einen hohen Schrank mit lauter viereckigen Fächern mit unseren Klamotten. Da mussten wir unsere schicken Sachen abholen und anziehen, bevor wir ins Theater gefahren sind.
Es sind also nicht wirklich beglückende Erinnerungen, aber mein Gefühl erinnert auch keine traumatischen Erlebnisse, bis auf die Ankunft und die Krampusse. Ich meine zu erinnern, ich war anschließend ganz fröhlich. Nach der Kur war ich in der Schule genausogut wie vorher, obwohl es das Übergangsjahr war und wir im Januar Prüfungen geschrieben haben, für die Aufnahme im Gymnasium. Vielleicht habe ich mit dem Ponyhof auch Glück gehabt, wer weis wo ich ohne gemeinsamen Koffer mit meiner Schwester gelandet wäre. Vielleicht habe ich aber auch Sachen verdrängt. Allerdings kam ich an meinem 7.Geburtstag mit Scharlach auf die Isolierstation im Krankenhaus und durfte meine Eltern 10 Tage lang nur durch eine Glasscheiben sehen. Ein Arzt hat dann sehr richtig festgestellt, dass ich im Krankenhaus nicht gesund werde und hat mich, trotz immer noch Fieber, wieder heimgelassen. Das war mein Trauma. Vielleicht erkennt sich der Junge mit dem Teddy oder der Junge mit den schwarzen Haaren, den ich sehr mochte?
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Thomas aus Plochingen schrieb am 07.01.2024
Hallo, ich bin 1965 geboren und kam 1970 in das "Erholungsheim" in Ratzenried, einem Schloss-ähnlichen Gebäude, geführt von Nonnen. Meine Erfahrungen in diesem Heim, haben mich bis heute prägt und dies, obwohl ich "nur" für 4 Wochen dort hin musste. Außer, dass ich an Heuschnupfen litt, wusste ich nicht, wovon ich mich eigentlich erholen sollte. Ab dem ersten Tag war mir klar: Hier geht es um Bestrafung und Züchtigung. Allerdings war mir auch nicht klar, wegen was ich bestraft werde.
Einiges hat sich in mir besonders eingebrannt, das ich hier erzählen möchte. Da war die Situation, dass ich Pipi machen musste. Unter Beobachtung wurde mir vorgeschrieben, nicht die Kloschüssel sondern das Pissoir zu benutzen, welches für mich jedoch zu hoch hing. Dennoch wurde mir befohlen, dort Wasser zu lassen. Als ich erklärte, dass ich da nicht wirklich hochkomme, wurde mir, mit runtergelassenen Hosen, vor dem Pissoir stehend, mit einem Rohrstock der Hintern versohlt. Besonders im Ohr habe ich noch das hämische Lachen, weil es die Dame belustigte, wie ich verzweifelt versuchte auf Zehenspitzen Wasser zu lassen. Auch in Erinnerung blieb mir, dass wir selbst in der Nacht nicht in Ruhe gelassen wurden. In einem sehr großen Schlafsaal, Bett an Bett in Zweierreihen, durch große Tücher, ähnlich einem Lazarett, getrennt von den den nächsten Zweier-Bettreihen, waren wir doch viele Kinder in einem Raum. Selbstverständlich hatten immer mehrere Kinder Heimweh und begannen nachts zu weinen. Die Nonnen die Nachtdienst hatten, wurden sofort wütend, in ihrer Nachtruhe gestört zu werden. Bereits auf dem Gang draußen fluchend, kam immer eine in den Saal, schnappte sich das nächstbeste Kind, manchmal der Reihe nach mehrere, und versohlte ihnen den Hintern mit der Hand oder dem Rohrstock. Wir kamen irgendwie alle dran. Mit der Zeit getraute sich kein Kind mehr, wegen Heimweh zu weinen. Das veranlasste die Nonnen, ab und an durch den Saal zu gehen und uns Angst zu machen. Rührte sich ein Kind falsch, gab es wieder den Rohrstock. Die Nächte waren furchtbar und unterschieden sich daher nicht von den Tagen. Einmal standen wir vor dem Gebäude um eine kleine Wanderung zu machen. Plötzlich öffnete sich ein Fenster aus einem oberen Stockwerk und eine Nonne schüttete eine großen Eimer voller kaltem Wasser über mich. Ich war klatsch nass. Die Nonnen lachten. Ich wollte mich umziehen gehen. Es wurde mir verboten. Ich musste an der Wanderung bei kalten Temperaturen zwei Stunden mitwandern. Ich habe mich damals getraut zu fragen, weshalb sie das denn gemacht hat. Die Antwort war, weil ich dumm sei. Besonders war auch die Schreibstunde, wenn ich mich recht erinnere, jeden Dienstag. Da ich noch nicht zur Schule ging, musste ich die Texte für die Postkarten diktieren. Ich traute mich nicht, zu sagen, was ich tatsächlich meinen Eltern mitteilen möchte. Es wurde mir jedoch immer glaubhaft versichert, ich könne diktieren, was ich möchte, keiner sei böse und sie würden auch genau das schreiben. So bat ich immer, zu schreiben, dass es mir hier nicht gefällt, dass ich täglich geschlagen werde und dass mich meine Eltern doch bitte abholen sollen. Wie ich später von meinen Eltern erfahren habe, stand auf den Postkarten, wie gut es mir gefällt und dass mir das Essen so gut schmeckt etc. In Erinnerung habe ich auch noch, den "Pool". Auf einer großen Wiese mit Hecken drumherum, war ein Becken. Ich schätze, in meiner Erinnerung 4 m auf 3 m maximal. Das Wasser war sehr dreckig, eisigkalt und voller Laub. Wir mussten alle rein, auch wenn wir gar keinen Platz hatten. Es war viel zu kalt dafür und selbstredend wollte keiner in diesem schmutzige Wasser stehen. Es war sehr schlimm für uns. Ich weiß noch, dass ich einen Jungen, ca. in meinem Alter mit seiner Schwester, als Freunde oder eher "Verbündete" hatte, mit denen ich mich immer dort unterhalten habe, ob wir uns getrauen, unbemerkt in der Menge der Kinder, nach dem Baden abzuhauen. Wir taten es natürlich nicht, weil wir nicht wussten wohin. Vieles dieser Zeit, ist verschleiert, an vieles kann ich mich nicht mehr erinnern. Als ich nach den 4 Wochen am Bahnhof meiner Heimatstadt von meinen Eltern abgeholt wurde, sagte ich zu ihnen noch auf dem Bahnsteig, dass ich da nicht mehr hinmöchte weil ich so oft geschlagen wurde. Meine Eltern waren der Meinung, dass ich das nur erfinde, weil ich Heimweh hatte und deshalb nicht mehr nach Ratzenried möchte. Ich habe es bis heute nicht geschafft, meiner Mutter (mein Vater lebt nicht mehr) glaubhaft zu vermitteln, was dort eigentlich mit mir gemacht wurde. Für sie ist es Übertreibung und vor allem ja schon rund 54 Jahre her. ich weiß nicht, was mich mehr beschäftigt. Das was geschehen ist oder, dass einem die eigenen Eltern nie geglaubt haben. Heute als Erwachsener ist mir natürlich längst bewusst, wie groß die Misshandlungen und das Verbrechen an uns Kindern war. Es waren sadistische Züge, die an uns ausgelebt wurden. Ich denke, dass dies folgende Auswirkungen auf mich hatte und hat: Wenn ich mich selbst reflektiere, habe ich ein gesteigertes Schutzbedürfnis für Kinder, insbesondere natürlich für meine eigenen (drei Söhne) Gleichzeitig wurde ich in meinem Verhalten sicher dahin gehend geprägt, dass es mich besonders wütend macht,. ausgelacht zu werden. Ich habe das Lachen der Nonnen heute noch in den Ohren. Ungerechtigkeit macht mich sehr wütend. Ich denke äußerst objektiv, verurteile aber Ungerechtigkeit so streng, dass andere meine heftige Diskussionsweise nicht nachvollziehen können. Es ist oftmals so, als kehre ich in das Heim zurück und sehe heute, was dort betrieben wurde, als geschehe es gerade noch einmal. Schade ist, dass diese Nonnen nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Natürlich bin ich aus der Kirche ausgetreten und habe damit auch nichts am Hut. Nicht auszudenken, was mit Kindern geschehen ist, die meine Erlebnisse nicht "nur" 4 Wochen, sondern viel länger mitmachen mussten.
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Martin schrieb am 07.01.2024
Schlechte Erinnerungen an dieses Heim begleiten mich schon seit Jahren: Strafestehen in Unterwäsche im kalten Treppenhaus. Schläge mit der flachen Hand eines männlichen Erziehers. Nackt abbürsten der Haut, eine Wanderung auf die Lausche und wir waren mal in der Ortschaft einkaufen. Hatte mir von meinem Geld einen Feuerroten Plastik Barkas (Spielzeugauto) gekauft, der mir von den Erziehern bei der Heimfahrt gestohlen wurde!
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Anja aus Boizenburg, damals Hamburg schrieb am 06.01.2024
Hallo,
mein Name ich Anja und ich bin jetzt 53 Jahre alt.
Ich war im Juni 1975 für 6 Wochen in Bad Sachsa und im Juni 1977 in Königsfeld.
Ich erinnere mich nur schemenhaft an diese Zeit und weiss nicht genau, was mir widerfahren ist.
Gibt es jemanden, der auch zu dieser Zeit dort war? Jemanden, der Foto von dieser Zeit hat ( ich habe jeweils 2 Fotos, auch mit anderen Kindern drauf)?
Ich wünsche mir Kontakt zu anderen von damals.
LG Anja
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Nora aus FDS schrieb am 06.01.2024
Meine Geschwister und ich waren nach unserer Erinnerung 1992 in Pelzerhaken in meinen ersten Sommerferien mehrere Wochen auf Kinderkur. Ich selbst kann mich an Spiele und viel Beschäftigung erinnern.
In Kassel haben unsere Eltern uns (ich 7, meine Schwester 6 und mein Bruder 4 Jahre) den Betreuern übergeben, mit denen wir in Kleingruppen mit dem Zug gereist sind (mein 4-jähriger Bruder hatte eine fremde Einzelzugbegleitung, die ihn im Zielort übergeben hat).
Erinnern kann ich mich daran, dass wir als Geschwister in getrennten Gruppen untergebracht waren, mein Bruder bei den Jungen.
Weil ich die einzige war, die schon schreiben konnte (1. Klasse), habe ich die Verwandtschaft angeschrieben und um Telefonkarten gebeten, um gemeinsam anrufen zu können.
Meine Geschwister habe ich tagsüber nicht immer, aber zum Essen gesehen. Beim Essen taten uns überhaupt die Kinder leid, die zum Abnehmen dort waren, während wir zunehmen sollten. Meine Schwester und ich wurden sehr oft zu unserem Bruder gerufen, weil er immer geweint und schreckliches Heimweh hatte, das war aber weg, sobald er uns gesehen hatte.
Meine Schwester empfand die Zeit als schlimm, ich habe auch einige schöne Erinnerungen, mein Bruder gar keine. Ob ein Urvertrauen zu unseren Eltern beeinträchtigt wurde, kann ich nicht sagen, vielleicht. Wir kamen nach dem Aufenthalt alle mit Läusen nach Hause zurück und das führte dann nach den Sommerferien auch zu Mobbing in der Grundschule.
Im Nachhinein vermute ich, dass wir dort waren, damit unsere Eltern den Hausumbau abschließen konnten.
In eine Kur ging es danach für uns nicht mehr - zum Glück.
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Petra schrieb am 05.01.2024
Ich habe zufällig in einer Mediathek die Sendungen gesehen und hatte die eine oder andere Erinnerung plötzlich. Ich weiß, dass ich mit 3 Jahren das erste Mal verschickt wurde. Mein Bruder war 1 Jahr älter als ich und war auch dabei. Meine Mutter tat das, damit sie Zeit für sich hatte. Sie hat mit 17 meinen Vater geheiratet (und mit knapp 18 meinen Bruder bekommen), der ebenfalls ein emotionaler Tiefflieger war und hat glaube ich auch ihre Scheidung zeitig vorbereitet. Wie gesagt, wurde ich mit meinem Bruder dann, ich denke 1965, nach Sankt Peter Ording verschickt. Ich hing an ihm wie eine Klette und ihm war es eher lästig. Als wir angekommen sind, wurden wir sofort getrennt. Ich habe die ganze Zeit nur geweint. Das war die einsamste Zeit in meinem Leben. Es gibt ein Foto, da hat man mich kurzzeitig zu meinem Bruder aufs Bett gesetzt weil ich so fürchterlich geweint habe die ganze Zeit. Die Freude sieht man in meinem Gesicht ganz deutlich, mein Bruder guckt nicht ganz so fröhlich. Ich glaube er hatte es auch sehr schwer, er musste immer den starken spielen, er war ja der “große” Bruder dabei war er ja selbst erst 4 Jahre alt.
Wir wurden öfter verschickt, irgendwie einmal im Jahr mindestens, damit meine Mutter “Urlaub” hatte. Ich glaube, sie musste nichts zahlen für diese Verschickungen.
Ich kann mich erinnern, dass wir Mittags immer schlafen mussten in diesen Heimen. Es gab eine Aufsicht (auch abends) die aufgepasst hat, dass keiner das Bett verlässt und das alle ruhig sind.
Ich durfte auch nicht zur Toilette und ich kann mich erinnern, dass ich einmal das Laken zur Seite geschoben habe, mich ganz an den Rand des Bettes gelegt habe und dann gepullert habe. Ich wollte nicht im Nassen liegen.
Immer alles aufessen, daran kann ich mich auch erinnern.
Mich würde interessieren ob man vielleicht jemanden finden kann, der auch 1965 (1966?)in Sankt Peter Ording war. Sehr gerne würde ich Kontakt aufnehmen. Ich bekomme sonst nirgendwo Informationen, meine Mutter weigert sich über Dinge zu sprechen die mich belasten und an denen sie evt. ihren Anteil beigetragen hat und mein Bruder ist mit 46 Jahren an Krebs verstorben. Das macht mich noch immer sehr traurig, wenn ich daran denke.
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Milo Meisenbach aus Lindlar schrieb am 05.01.2024
Ich würde 1969 nach Winterberg geschickt, im Alter von 5 Jahren. Ich erinnere mich nur an blanken Horror. Ich hatte in der Zeit Masern, es ging mir sehr schlecht, und ich wurde tagsüber ganz allein gelassen in dem großen Schlafsaal, der höllisch kalt war. Ich erinnere mich heute noch an ganz furchtbare Fieberträume. Die Nonnen, die mich "betreut" haben, waren alles andere als liebenswert. Mich hat niemand getröstet oder mal gehalten. Das war eine ganz gruselige Zeit. Die restliche Zeit war auch nicht viel besser. Ich erinnere mich eigentlich am meisten daran, daß wir immer gefroren haben. Nur schlechte Erinnerungen. Ich will nicht behaupten, daß es keine positiven Erlebnisse gab, nur habe ich daran überhaupt gar keine Erinnerung.
Milo aus Overath
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Marc schrieb am 04.01.2024
Hallo,auch ich war 1985 im März/April zur "Kur" imnHaus am Schmalensee.Allerdings war es dort(ich war schon 12)einigermaßen okay,im Gegensatz zu meinen früheren Aufenthalte Ende der 70er und Anfang der 80er,denn in dieser Zeit hab ich keine guten Erinnerungen daran,ich sags ganz offen und ehrlich:der Leiter Dr Häußler war ein Sadist und wir hatten alle Angst vor ihm,mehr möcht und kann ich jetzt nicht dazu sagen.
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Sylvia schrieb am 04.01.2024
In den Jahren 1987 bis 1989 war ich für jeweils 3 Wochen im Mai/Juni im Kinderkurheim Rübezahlbaude in Waltersdorf. Mit mir eine bunte Gruppe weiterer Kinder mit Diabetes. Die Krankheit setzt beim Patienten einige Disziplin voraus, so dass auch der Aufenthalt in Bezug auf das Leben nach der Uhr, die Bewegung an der frischen Luft und die erlaubten Kohlenhydrate strenger geregelt war. Aber aus meiner Sicht kam das Kindsein nie zu kurz und ich kann mich überwiegend nur an gute Erzieher (es gibt ja immer den einen "Lehrer", der nicht so gut mit Kindern umgehen kann) und einen sehr empathischen Arzt erinnern. Der Morgensport war sicher kein Spaßtermin, aber die Ausflüge nach Zittau oder in die Schwimmhalle in Hirschfelde, die Wanderungen auf die Berge des Zittauer Gebirge, die Lagerfeuer zur Johannisnacht und die Rhabarber Bowle "Lausche Zische" haben sich bei mir als schöne Erinnerungen eingebrannt. Briefe und Karten an meine Eltern hab ich selbstständig geschrieben. Beim Abschlussfest haben wir Kinder uns ein Unterhaltungsprogramm ausgedacht und vorgeführt. Von Zwang in irgendeiner Weise, Strafen, schlechter Behandlung und Heimweh kann ich gottseidank nicht berichten und hab das auch bei anderen nicht wahrgenommen. Dadurch, dass wir rund um die Uhr zusammen waren und in einem Schlafsaal untergebracht waren, wäre das mit Sicherheit aufgefallen. Ich meine mich aber zu erinnern, dass für unsere Belegschaft teilweise spezielle Betreuer vor Ort waren. Die Erzieherin Frau Petra Goldberg, die aus der Gegend stammte, hat sich jedenfalls gut um uns gekümmert.
Ich schließe nicht aus, dass in dem Heim auch andere Erfahrungen gemacht wurden. Aber ich für meine Person bin immer gerne dort gewesen und meine Wahrnehmung wurde durch keine negativen Erlebnisse überschattet.
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Jürgen schrieb am 04.01.2024
Verschickungsheim: Haus „Waldfriede“ Bonndorf (Schwarzwald) des Caritasverbandes Bonn
Zeitraum-Jahr: Januar bis Februar 1970
Ich war zusammen mit meinem Zwillingsbruder für 6 Wochen in Bonndorf (Schwarzwald) im Haus „Waldfriede“ des Caritasverbandes Bonn. Wir war en gerade erst 4 Jahre alt geworden.
Leider kann ich mich nur an sehr wenige konkrete Bilder und Ereignisse erinnern.
zB
- Angst
- es war immer kalt
- Fenster wurden nachts nicht zugemacht
- Geräusche von irgendwelchen Tieren nachts am Fenster
Vielleicht gibt es ja noch andere, die in der Zeit (Januar/Februar 1970) auch dort waren und sich an die kleinen Zwillinge erinnern können.
Mich würde interessieren was damals dort abgelaufen ist.
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Annette aus Rochlitz schrieb am 04.01.2024
Mein Name ist Annette, mittlerweile 60 Jahre alt, ich war in Rottleberode Dr. Arndts Kurheim für Kinder Anfang der 70-er Jahre zur Kur. Ich muss damals ca. 8 Jahre alt gewesen sein und kann mich kaum an irgendwas erinnern. Nur an den Schlafsaal. Mir geht es da seltsamerweise wie Kerstin, die auch keine Erinnerungen hat. Ich wei� nicht, ob wir gut oder schelcht behandelt worden sind, nur, dass ich gro�es Heimweh hatte und auch später nie mehr in ein Ferienlager wollte...
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Jörg Kausler aus Bodenheim schrieb am 03.01.2024
Im Jahre 1972 wurde ich von Dortmund aus, für 6 Wochen ins Kindererholungsheim nach Mittelberg / Oy mit der Bahn, einem Sammeltransport nach Kempten geschickt. Gerade mal 10 Jahre geworden, meinte man meines Asthmas Herr zu werden, indem man mich ins Allgäu schickt. Sehr wohl weiß ich noch, wie ich zu den Essenszeiten auch beten und bekreuzigen musste, obwohl die katholischen Nonnen wussten, dass ich evangelisch erzogen wurde und war. Widerspruch fúhrte dazu, das die Nonnen direkt an meiner Seite standen und auf meine Bekreuzigung bestanden. Oft durfte ich im Speisesaal in der Ecke stehen und hatte reichlich Zeit mir Gedanken über meine Verweigerung zu machen. Schnell gab ich auf und führte aus was man mir auferlegte. Der Teller musste leer sein, auch wenn’s mal nicht schmeckte.
Es herrschte ein strenger Ton. Gespräche beim Essen, im Schlafsaal, waren nicht geduldet und wurden unterbunden. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass wir unter Aufsicht einmal, vielleicht auch zwei Mal Postkarten an die Eltern schreiben durften. Nur Gutes!
Im Verlauf von 6 Wochen, durfte ich 1 Mal mit meiner Mutter telefonieren. Kann aber auch sein, dass meine Mutter Druck machte, ein Lebenszeichen von mir zu hören. Ein äußerst kurzes Telefonat fand unter Aufsicht einer der Nonnen im Flur des Langhauses statt und dauerte wohl nur wenige Augenblicke.
Früh, ich meine um 6 Uhr, mussten wir alltäglich aus den Betten. Kalt war es in den Schlafsälen, in den Waschräumen, trotz des Frühlings. Es war schon ein wenig so, wie später in der Grundausbildung bei der Bundeswehr.
Erinnern kann ich mich daran, dass meine negativen Erlebnisse die mich plagten, zuhause kein Gehör fanden. Mir glaubte niemand. Nicht mal meine eigenen Eltern. Darauf baute man auch wohl, wenn der Rohrstock gezückt wunde, in der Ecke stehen angesagt war.

I
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Oswald Kappel aus Rüsselsheim schrieb am 03.01.2024
Ich war 1967 für 6 Wochen in dem Heim weil ich etwas dünn war. Ich war 7 Jahre alt. Ich kann mich an das schlechte Essen erinnern und wenn man darin rumstocherte wurde man sofort ins Bett geschickt, egal ob Mittag oder Abendessen. Wenn man bei dem täglich angeordneten Mittagsschlaf sprach und erwischt wurde (die "Kindertanten" standen oft neben den geöffneten Türen und lauschten) musste man aufstehen und barfuß sich in die Ecke auf den kalten Steinboden im Flur mit dem damals schweren Federbett auf dem Kopf 1 Stunde stellen. Bei der angeordneten Schreibstunde durfte nur positiv geschrieben werden. Die Tanten patrouillierten permanent und schaute den Kindern über die Schulter. Schrieb man was falsches, wurde der Brief zerrissen. Wenn Kinder nach Hause durften behielten sie teilweise Sachen wie Schwimmhilfen oder Spielsachen und stapelten es in einem Raum.
Als ich meinen Schwimmreif erkannte und danach fragte, wurde ich weggezogen und gesagt es wäre nicht meiner.
Es ist jetzt 56 Jahre her, aber das bleibt bis heute im Gedächtnis
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Dirk Schröter aus Ruppichteroth schrieb am 02.01.2024
Hallo, alle miteinander.
Ich heiße Dirk und bin seit etwa 1972 regelmäßig jedes Jahr um die Osterzeit für 6 Wochen auf Borkum in verschiedenen Heimen gewesen.
Ganz am Anfang im Möwennest.
Dann irgendwann so mit etwa 7 oder 8 Jahren einmal im Adolfinenheim und danach noch einige Male im Dünenhaus.
Ich weiß nicht, ob ihr mich nun in der Luft zerreißen werdet, aber ich habe keinerlei (allzu) negative Erfahrungen gemacht. - Nirgendwo!
Beim ersten Mal im Möwennest hatte ich furchtbares Heimweh, das weiß ich noch.
Da war aber eine tolle "Tante" (Betreuerin), die sich Abends mit mir (alle anderen schliefen schon) ins Treppenhaus gesetzt hat und Briefe an meine Eltern schrieb. (Ich konnte ja noch nicht schreiben.)
Gut - da gab es einen garstigen Jungen auf meinem Zimmer, der mich (und die anderen auch) mit seinem Ledergürtel geschlagen hat.
(Wahrscheinlich kannte er das von zuhause.)
Irgendwann war er dann weg.
Danach war alles gut.
Im Adolfinenheim kann ich mich daran erinnern, dass manche zum zunehmen, andere zum abnehmen dort waren.
Die zum zunehmen dort waren, waren echt zu beneiden!
Ich war allerdings zum abnehmen da... 😩
Im Nachhinein muss ich zugeben, dass mir das wirklich für mein weiteres Leben etwas gebracht hat!
Die Pfunde purzelten und ich habe mich super gefühlt!
Ja, nach jedem Abendessen wurde gewogen und alle sind vorher noch schnell aufs Klo geflitzt, damit die Waage bloß nichts falsches anzeigte!
Es waren trotzdem schöne 6 Wochen!
Wir hatten Essen und Trinken genug und es fehlte uns an nichts!
Und, dass die dünnen Kinder Limonade bekamen und wir nur Tee, fanden wir zwar doof, aber nie ungerecht!
Und: Ja, die Osterpäckchen wurden immer unter allen Kindern verteilt.
Allerdings habe ich als Kind schon gemerkt, dass manche Kinder KEIN Päckchen bekamen!
Und da fand ich es nur gerecht, dass die Süßigkeiten verteilt wurden!
Am wohlsten jedoch fühlte ich mich im Dünenhaus!
Ich glaube, Frau Mühe hätte mich am liebsten adoptiert! 😂
Aber diese Funktion hatte ja schon Trixie, ihre Tochter! 😄
Sie war ein Herz von einer Frau und ich mochte sie sehr!
Natürlich konnte sie auch anders - aber da musste es schon bunt und komisch zugehen!
Da waren außerdem sehr tolle Betreuerinnen.
Glaube eine hieß Ute oder Uta und eine Danuta.
Wir haben unglaublich viele schöne Stunden am Strand oder im Wald verbracht.
Haben Sandburgen und Asthütten gebaut und sind sogar ins Kino gegangen!
Einmal in der Woche natürlich auch immer ins Wellenbad!
Es machte übrigens auch keinen Unterschied, ob es draußen regnete, hagelte oder schneite!
Wir waren fast immer draußen!
Kann mich wirklich noch an verschneite Dünen zu Ostern erinnern!
Und wenn ihr fragt, ob mir irgendetwas dort geschadet hätte, müsste ich ehrlich antworten: ich glaube nicht...!

Liebe Grüße. 😉
Administrator-Antwort von: Redaktion
Lieber Dirk
Keiner wird dich in der Luft zerreißen, wofür denn? Wir freuen uns über jeden und jede, die es besser getroffen hat. Auch interessieren uns die Kriterien für positive Erlebnisse in den Verschickungsheimen sehr, daraus können wir viel sehen und lernen. Häufig genannt werden: Sommer, Kontakt mit jungen Betreuerinnen, positive Beziehungsqualität zu einer Ersatzbindungsperson, freies Draußenspiel ohne strenges Reglement, ab 1970, eigenes Alter über 8, uvm. Insofern danke, dass du uns über deine positiven Erfahrungen etwas geschrieben hast! Anja Röhl
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manne aus Hannover schrieb am 31.12.2023
Hallo in die Runde ...

ich bin zufällig über eine Dokumentation der ARD über Verschickungskinder gestolpert und hatte sofort ein Deja Vu zu meiner Kindheit. Ich bin das erste Mal auch für 8 Wochen (also ca. 1965, im Alter von ca. 4 Jahren) nach Baltrum verschickt worden.
https://www.baltrumdirekt.de/Baltrum/Naturhotel-Baltrum/264:235/zimmer.html

Hört sich alles schön an, war aber für mich die HÖLLE. Es gab immer widerlich freche, kalte Betreuerinnen mit einen rauen, schreienden Ton. Völlig unschuldig, bekam ich Schläge, meist auf den Rücken mit einem Teppichklopfer, oder Kleiderbügel, alles wie zu Hause.
Auch jede Menge Backpfeifen gab es zwischendurch.
Das Essen (ich konnte kein fettiges Fleisch, Fisch oder Spinat runterschlucken) wurde in mich regelrecht reingeprügelt. Wenn ich dann erbrochen habe, musste ich den Teller trotzdem mit dem Erbrochenen aufessen, sonst wurde ich in die Ecke gestellt, isoliert oder weggesperrt.
Es gab Spritzen und Medikamente gratis. Wofür die waren, weiß ich leider bis heute nicht.
Ein (oder mehrere) psychisch gestörter Junge ca. 12 J. alt, hatte mich jeden Tag im gefühlten 12-Bett-Zimmer gequält, geschlagen, gedemütigt und u.a. meinen Teddy (meine einzige Bezugsperson von Zuhause) zerrissen. Als ich mich zur Wehr gesetzt habe, wurde ich auch von den Nonnen (oder was auch immer das für Monster waren) wieder mit einem Teppichklopfer bearbeitet.
Es war die Hölle, hatte trotzdem Heimweh, auch wenn ich zu Hause auch oft geprügelt wurde. Sie sagten mir, dass ich niemals mehr nach Hause komme, wenn ich weiterhin so störrisch bin.
Nach 8 Wochen zuhause angekommen, schien meine Mutter das Prügelkonzept mit dem Teppichklopfer direkt wieder übernommen zu haben.
Außerdem hatte ich leider in diesen unendlich langen 8 Wochen das Stottern für mich entdeckt. Es war mir so dermaßen peinlich und brachte mir zu Hause nur weitere Prügel ein. Ich würde mich toll damit finden, habe meine Eltern zu anderen Eltern gesagt.
Nur mit ganz viel Peinlichkeit ob des Stotterns, habe ich es meistens unterdrücken können. Auch heute stottere ich manchmal, was ich aber mit meiner eigenen Technik zu umgehen weiß. Wer mich kennt, weiß aber was das für eine Last für mich ist.
Ich hatte (so wie ich mich jetzt wieder erinnern kann) nach der Kinderverschickung JEDE Woche 1x bis 3x starke Kopfschmerzen, die mich zum Weinen (vielleicht auch zum Schreien) brachten. Die Antwort dazu war ein einsperren in unser Gemeinschaftszimmer, oder oft der Teppichbesen oder Kleiderbügel, um mich ruhig zu stellen. Unzählige Kleiderbügel sind auf meinem Rücken zerschellt.
Woher meine Kopfschmerzen die immer so um die 24 Std. anhielten, kamen (ich hatte diese von ca. 4 Jahren bis 40 Jahren, min. 1-3x pro Woche) ist bis heute ungeklärt. Diese Kopfschmerzen waren immer so heftig, dass ich nur ruhig liegen konnte, teilweise so schlimm, dass ich mich übergeben musste und mehrfach im jugendlichen Alter an Suizid dachte. Seit ich mit 40 Jahren eine Chemotherapie bekam, gingen die Kopfschmerzen komischerweise weg.
Meine Wirbelsäule und meine Knie sehen mit ca. 45 Jahren nachweislich aus, wie bei einem 90 jährigen. Meine Wirbelsäule musste schon bei 7 Wirbel (mit 62 Jahren) versteift werden und meine beiden Knie stehen kurz vor einer Vollprothese. Hier frage ich mich einmal mehr, was wir in diesen Heimen für Medikamente bekommen haben. Ich habe was von Versuchen mit Contergan gehört, um die Kinder ruhig zu stellen, kann es aber (noch) nicht belegen. Mit Contergan wurde damals aber definitiv geforscht und auch an Kindern ausprobiert. Contergan greift stark die Knochen an, was meine schlechte Wirbelsäule & Knie erklären würden.
Außerdem kann ich mich an häufigen eitrigen Ausfluss aus der Hahnröhre erinnern, der mein Glied ständig an der Unterhose festkleben lies. Da es mir peinlich war, hatte ich da nie drüber gesprochen. Ebenso wie über die ganzen anderen Demütigungen.

Ich will keinem etwas unterstellen, aber es ist schon komisch und ich werde recherchieren, was für einen Medikamentencocktail samt dem Fraß, ich damals bekommen habe. Ich habe nun schon von mehreren Fällen mit teilweise noch schlimmeren Verläufen auch mit Kopfschmerzen gehört.

Viele Grüße aus dem Raum Hannover,

manne
man.dorn@web.de
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Beate schrieb am 28.12.2023
Hallo an alle! Heute habe ich durch Zufall im TV ein Interview mit Frau Anja Röhl gesehen, wobei es um die Verschickungskinder und ihr Leid geht. Nun, ich bin auch eins von ihnen.
ganz besonders berührt hat mich der Bericht von Tamara, die als bisher einzige im gleichen Erholungsheim war wie ich, und zwar im "HAUS BATTENFELD" in Bad Rothenfelde.
Ich war 6 Jahre jung, und der Arzt vom Gesundheitsamt befand mich für die Schule als zu dünn. Ich lebte damals mit meinen Eltern in Essen.
Es ging dann imHerbst/ Winter 1964/65 in den Teutoburger Wald, nach Bad Rothenfelde ins "Haus Battenfeld" - ganz alleine, für 6 lange Wochen.
Was soll ich sagen, meine (noch sehr lebhaften) Erinnerungen decken sich in vielem mit denen meiner Schicksalsgenossinnen und Genossen. Mein Zimmer hatte, wie bei Tamara, den Namen "Schneewittchen". Das war aber auch das einzig Märchenhafte an dieser Zeit. Die "Tanten" waren teils Nonnen (jedenfalls in Tracht), teils zivil gekleidet. Als ich mich mal auf einem der langen Gänge verlief, kam eine dieser "Nonnen", fragte mich, was ich da zu suchen hätte, und bekam, noch bevor ich etwas sagen konnte, eine Ohrfeige. Das war die einzige Ohrfeige, die ich in meinem Leben je bekam. das Essen war fürchterlich, aber Gott sei Dank behielt ich es drin. Schlimm waren die festgesetzten Toilettenzeiten. Genau dann "musste" man nicht, aber später dafür um so mehr, wobei es dann unweigerlich in die Hose bzw. ins Bett ging. Ich erinnere mich lebhaft an einen Jungen, der im Waschraum nackt vorgeführt wurde, mit Kot beschmiert, und wir mussten ihn auf Geheiß der "Tanten" auslachen, währenddessen er mit den Wasserschlauch abgespritzt wurde. Als ich eine Angina bekam, weil ich für die Jahreszeit zu dünn gekleidet war (wir bekamen die Kleidung vorgeschrieben), kam ich auf die Krankenstation. Dort war ich im Zimmer mit 4 anderen, zum Teil älteren Mädchen, für die es ein Spaß war, mich schüchternes Ding zu demütigen. ich war wie ein Sklave für die. Eine hieß Pia, ich weiß es noch genau. Die machten sich einen Spaß daraus, mich abends auf die Fensterbank zum Garten hinaus zu stellen, wo sich Jungs aus dem Ort versammelt hatten. Dort stand ich dann mit hochgehobenem Nachthemd und den Schlüpfer an den Knöcheln. Und ich schämte mich entsetzlich. Die Jungs unten johlten. Als ich mich einmal umdrehte, sah ich, wie eine der Mädchen auf mein Kopfkissen urinierte. Ich durfte nichts verraten. Natürlich war ich selber die "Sau". Jeder kann sicherlich nachvollziehen, was solche Dinge bei einem kleinen Mädchen anrichten. Und dann war da noch mein Zeichentalent....weil ich für mein Alter bemerkenswert gut zeichnen konnte, kam die Heimleitung, damals die Frauen Battenfeld, Mutter und Tochter, auf die Idee, ich könnte doch die Illustrationen für ein Kinderbuch erstellen. Es ging dabei um die Geschichte eines Steinzeitjungen und seinem zahmen Stier. Als folgsames Kind machte ich tatsächlich, was man mir auftrug. Die Battenfelds wollten das Buch wohl drucken lassen, aber ich weiß nicht, ob es wirklich dazu gekommen ist. Die hatten doch tatsächlich die Dreistigkeit besessen, Jahre später noch Kontakt zu meinen Eltern aufzunehmen und sie zu bitten, die Zeichnungen von zu Hause aus noch einmal (mit Filzstiften) anzufertigen, da ich mit damals 9, 10 Jahren besser zeichnen konnte als mit 6 Jahren.
Als Belohnung konnte ich die Filzstifte behalten und man schickte mir ein kleines Päckchen mit ein paar Emaillearbeiten, Schale, Anhänger usw. Na toll.
Von den beschämenden Vorgängen im Heim erzählte ich meinen Eltern natürlich kein Wort. Nach den 6 Wochen kam ich übrigens dünner zurück als ich hingekommen bin - obendrein mit einer verschleppten Angina und einer Salmonelleninfektion.
Als ich nach der Heimreise in Essen am Bahnhof endlich von meinen Eltern in Empfang genommen wurde, kam doch tatsächlich diese Pia, das Mädchen, dass mich am meisten gequält hatte, zu mir und bot mir ein Bonbon an. Und ich nahm es, dankend. Wie konnte ich nur so demütig werden. Diese Angst und Demut und der Wunsch, bloß nicht unangenehm aufzufallen, ist bis heute geblieben. Daran hat auch eine Therapie nichts ändern können.
Vielleich liest Tamara dies, da sie ja auch im Haus Battenfeld war ... eventuell auch in diesem Zeitraum?
Das Haus gibt es auch hier im Internet als Postkarte zu kaufen, aber ich trau mich nicht wegen Copyright, da etwas zu posten. man findet es bei Google.
Ob dieses Kinderbuch jemals gedruckt wurde? Ich werde es wohl nie erfahren. Danke, das ich mir das alles mal von der Seele schreiben konnte - und danke fürs Lesen.
Eines möchte ich noch nachtragen: In meinem Fall ging es um sexuelle Gewalt - nicht von Erwachsenen an Kindern, sondern von Kindern an Kinder - aber ich meine, dieses ist nicht weniger schlimm und verurteilenswert.
Beate
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Karsten Timm aus Herdecke schrieb am 27.12.2023
Ich bin Anfang/Mitte der 70er Jahre mehrfach im Seehospitz Norderney gewesen und meine Erinnerungen sind nur negativ an diese Zeit ….alles was ich hier in den Foren gelesen habe lässt mich erinnern und meine negativen Gedanken an diese Zeit hochkommen….ich bin sehr dran interessiert das diese schlimme Zeit die zigtausende von Kindern geprägt hat aufgeklärt wird …..
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Michaela aus Bayern schrieb am 20.12.2023
Meine Erinnerungen an die verschiedenen Heime und meine Erlebnisse sind sehr bruchstückhaft, weder die Namen noch die genauen Ortschaften konnte ich in den letzten Jahren herausfinden. Ich selbst erinnere mich nur an zwei Aufenthalte, einmal mit 4 Jahren, einmal mit 9 Jahren. Meine Mutter hat mir aber glaubhaft versichert, dass ich ein drittes mal irgendwann dazwischen verschickt wurde (Leider hat auch sie keinerlei Unterlagen, einziger Zeuge ist eine Schwarzwaldpuppe mit roten Bommeln auf dem Kopf, die ich bei einer Zwangs-Mitbringsel-Veranstaltung gekauft habe und die noch heute ihre Vitrine ziert. Wie bereits angedeutet, kann ich die einzelnen Erlebnisse auch nur bedingt den Heimen zuordnen, vieles ist in meinen Erinnerungen vermischt. Mit vier Jahren war ich in einem Heim, dass von Schwestern geführt wurde (kann aber auch das zweite gewesen sein), einzig der Oberarzt war ein Mann. Heute kommt mir alles sehr altertümlich vor, der große Schlafsaal mit den Metallbetten, die Angst, Nachts mal zu müssen, die Einsamkeit, Kälte, aber auch das "Gruppenduschen" mit einer Sprenkelanlage von oben, die Höhensonne und die komischen Säftchen und Pillen, die wir zu unserer Gesundheit schlucken mussten. Kontakt zu den Eltern gab es nicht. Einmal ging meine neue rote Brille kaputt, weil sie vom Nachtkästchen fiel, ich wurde heftig geschimpft und durfte einen Tag lang nur zusehen. Einmal wollte ich meinen Kaba nicht mit der "Pelle darauf" trinken, weil ich mich so geekelt habe, ich musste den ganzen Tag vor meiner Tasse sitzen bleiben, bis ich ihn endlich heruntergewürgt hatte. Leider blieb er nicht drin, weshalb mich eine Schwester im Essensaufzug mit nach unten in den Keller nahm, auch der Oberarzt fuhr mit, hier endet die Erinnerung, aber mir wird heut noch schlecht wenn ich das Typische "Kantinenessen" rieche.
An das dritte Heim habe ich die angenehmsten Erinnerungen. Ich war dort zu meinem 9. Geburtstag und durfte "ausnahmsweise" sogar mit meinen Eltern telefonieren, weil ich die Wochen vorher so folgsam und tapfer war. Ein kleiner Junge hatte in dieser Zeit Mumps und wurde mindestens eine Woche von den anderen isoliert. Nachdem ich die Erzieherinnen davon überzeugt hatte, dass ich Mumps bereits hatte und mich somit nicht mehr anstecken könne, durfte ich ihn jeden Tag besuchen und eine Weile mit ihm spielen. Schemenhaft habe ich auch dort vieles mitbekommen, unter dem die anderen Kinder litten. Ich selbst wusste bereits, wie mann sich "vorbildlich benehmen" musste, wenn man keinen Ärger bekommen wollte. Leider begleitet mich diese Eigenschaft nun mein ganzes Leben. Immer noch habe ich eine Solche Angst davor, Fehler zu machen und zu versagen, dass ich bereits vorher für alle Katastrophenszenarien einen Fluchtplan haben muss und niemals den Überblick/ die Kontrolle verlieren darf. Am schlimmsten war für mich jedoch, dass mir niemand meine Erlebnisse glaubte und ich oft als "Märchenerzähler" betitelt wurde, der "immer maßlos übertreibt", bis ich mir selbst nicht mehr sicher war (und heute noch bin), welche Erlebnisse echt und welche erfunden waren. Auf solch einer Grundlage ist es mir bis heute unmöglich, innige und dauerhafte Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Gottseidank ist meine Tochter vor einiger Zeit durch Zufall auf das Thema mit den Verschickungskindern gestossen und hat sich daran erinnert, was ich ihr über meine "Post-Verschickungen" erzählt habe. So konnte ich mich vor mir selbst (teilweise) rehabilitieren, und fange gerade an die Bruchstücke, die nun immer wieder in meinem Gedächtnis auftauchen zusammenzusetzen und zu sortieren. Ich bin im Herzen und in Gedanken bei all denen, die es schlimmer erwischt hat als mich und danke für all den Mut und die Kraft diese Geschehnisse ans Licht zu bringen und aufzuarbeiten.
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Anja aus Freudenstadt schrieb am 20.12.2023
Ich war sicher in Freudenstadt, in welchem Heim weiß ich nicht, abends wurde "Der Mond ist aufgegangen" gesungen

Ich war 4 oder 5, das heißt, es muss 1972 oder 1973 gewesen sein.

Ich erinner mich an die Schlafsäle. Ich lag an der Wand und am Kopfende rechts kam irgendwie ein Heizungsrohr aus der Wand.

Ich hatte ganz furchtbares Heimweh, habe gebetet, dass ich aufwache und alles nur ein Traum ist. Ich habe dann immer mit geschlossenen Augen nach der Wand getastet und wenn ich das "Rohr" gefühlt habe, wusste ich, es ist noch nicht vorbei.

Ich erinner mich an riesige, weißgekachelte Waschsäle und daran, dass ich nackt mit den anderen Kindern in einer riesigen Dusche stand und wir alle mit einem Gartenschlauch eiskalt abgespritzt wurden, Das Geschrei der Verzweiflung höre ich heute noch, ich weiß, dass wir alle immer versucht haben, dem Wasserstrahl auszuweichen und dann erst richtig draufgehalten wurde.

Ich erinnere mich an Holztische in einem Raum, der aussah wie in einer gutbürgerlichen Gastronomie. Es gab eine Eckbank mit roten Sitzkissen, ich weiß, dass ich da mal mit einer "Betreuerin" saß und einen Brief nach Hause diktiert habe. Ich habe geweint und gesagt, sie soll schreiben, dass ich nach Hause will. Später habe ich erfahren, dass in dem Brief stand, wie gut es mir geht und wie sehr es mir gefällt.

Ich habe nachts geweint, habe nicht getraut mich zu bewegen und versucht ganz still zu sein. Trotzdem wurde ich jede Nacht barfuß und nur mit Unterhose in den eiskalten Flur in eine Ecke gestellt, damit ich lerne mich zu benehmen und die anderen Kinder mit meiner Weinerei nicht aufwecke.

Es gab auf dem Flur irgendwie so ein "Glashäuschen" in dem jemand saß.

Es gab Wanderungen im Schnee, wir sind durch einen Wald gegangen, es ging ziemlich steil runter und haben gesungen. Was wir gesungen haben weiß ich nicht mehr.

Ich erinner mich, dass ich mit anderen Mädchen in Unterhose in einer Reihe stand. Wir hatten alle sehr lange Haare, diese wurden uns raspelkurz abgeschnitten, warum weiß ich nicht mehr.

Die andern Mädchen und ich haben geschrieen und wir wurden festegehalten. Ich weiß, dass ich dann immer mit meiner Hand über meinen Kopf gestrichen habe und es sich ganz hart und komisch angefühlt hat.

Es gab komisches Essen, was genau, weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich an irgendeinen weißen Brei und an sowas wie Stollen. Es musste alles aufgegessen werden, auch wenn einem schon schlecht war.

Ich schleppe das seit Jahren mit mir herumg, habe zig Therapien gemacht wegen Panikattacken und Herzangst. Ich bin heute noch bemüht, nur nicht aufzufallen und es jedem Recht zu machen, auch über meine eigene Grenze hinaus.

Ich hoffe, dass die Erinnerung, die jetzt in meiner neuen Therapie langsam hochkommt, mir hilft, das Trauma aktiv zu bewältigen
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Vanessa aus Marburg schrieb am 18.12.2023
Ich bin hier im Forum noch eine junge Frau (*1979) Es wird u.a. mit meiner Geschichte hier deutlich, wie lange diese Verschickungen in ihrer Brutalität noch vollzogen worden. Ich selbst habe meine letzte Erfahrungen dort 1991 gemacht. Zu dieser Zeit hatte der Ort nichts an seinem Grauen eingebüsst.
Wegen schwerem Asthmas wurde ich mit drei Jahren zum ersten Mal für drei Monate nach Norderney geschickt. Dort schrie und weinte ich wegen Heimweh praktisch drei Monate durch. Ich verstand überhaupt nicht, was los war, dachte meine Eltern hätten mich abgegeben. Dort wurde ich nicht aufgefangen, sondern beschimpft und bestraft. Bis ich 12 Jahre alt war, kam ich ca 6 Mal dorthin, dann immer für 6 Wochen.
Wir wurden herzlos und streng behandelt. Die Kinder in meinem Heim waren tatsächlich sehr krank, die meisten Asthamtiker*innen, Neurodermitis oder beides, niemand nahm sich emotional unser an, obwohl wir diverse Leiden und Probleme hatten. Zum Beipiel wurden Kinder mit Neurodermitis nachts an Bet festegebunden, damit sie sich nicht kratzen konnten. Auf ihr Weinen und Rufen reagierte niemand.
Es gab einen strengen Drill, sehr frühes Aufstehn, dann Gymnastk, dann Sauna, dann Fürhstück, dann Abhärten und so weiter.
Wir wurden zur Abhärtung im Winter in die eisige Nordsee geschickt, wenn Schnee lag, mussten wir uns im Badeanzug im Schnee aufhalten und abreiben. Es war eine Tortur. Einmal bekam ich eine schwere Lungenentzündung davon. Die Symptome wurden zunächst trotz meiner Klage abgetan. Dann bekam ich schweres Fieber, ich wurde ins Bett gesteckt, aber immer, wenn das Fieber sank, musste ich wieder aufstehen und am Alltag teilnehmen, so kam es immer wieder und ich blieb wochenlang krank. Irgendwann kam ich endlich an den Tropf. Ich wurde auch während der Krankheit, halb im Delirium zum Essen gezwungen.
Kontakt zu meinen Eltern gab es kaum bis gar nicht, als ich wieder nach Hause kam, habe ich mit meinem Vater nicht mehr gesprochen.
Die schwere pädagosche Folter, die ich erfuhr, durch lieblosen, verachtenden, fast schon militärischen Umgang habe ich auch Anfang der 90er Jahre dort noch erlebt. Zudem erlebet ich vieles, was hier von anderen geschildert wird: Demütigung, Strafen, Essenszwang, emotionale Verwahrlosung, Verneinung und Abwertung meines Wesens, Trennung von Eltern, von andren Kindern. Zudem körperliche Folter durch die Abhärtungen, Falschbehandlung von ernstzunehmenden Erkrankungen. Lange dachte ich, ich wäre quasi alleine mit der Ehrfahrung, bis Anja Röhl bei uns in Marburg eine Lesung gab und mir bewusst machte, was neben dem Alleinsein mein größter Schmerz ist: Das Gefühl. das meine Eltern mich nicht davor beschützt haben. Meine Mutter leidet selbst darunter. Ärtzte drohten ihr, daß ich sterben würde, wenn sie mich nicht zur Kur gäbe. Jetzt darf die Aufarbeitung dank diese Initative hier endlich beginnen. Danke
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Manuela aus Wuppertal schrieb am 15.12.2023
Hallo zusammen!
Ich war im Alter von 4 bzw. 5 Jahren (ich hatte während des Aufenthalts Geburtstag) in Berchtesgaden, „Haus Schönau“, über die Barmer EK aufgrund von Bronchialasthma. Nach dem Aufenthalt ging es mir gesundheitlich schlechter als zuvor. Ich erinnere mich noch gut an den großen Saal zum Essen und die „Spieleecke“ für Kinder, die erkrankt waren. Wir mussten am Tisch sitzen, bis alles aufgegessen war und es gab ganz oft Milchbrei oder ganz süße Suppen. Ich mag davon gar nichts mehr heute essen. Wenn das Wetter schlecht war, gingen wir wandern und der Regen peitschte uns ins Gesicht, sodass wir Husten und Fieber bekamen. Nachts herrschte strenge Nachtruhe und wer sich nicht daran hielt, musste mit nackten Füßen im Schlafanzug auf einem Stuhl im Flur sitzen. Auch mittags wurde geschlafen. Ich hatte unendliches Heimweh und, da im Heim Mumps grassierte, verlängerte sich der Aufenthalt auf 3 1/2 Monate. Für Untersuchungen mussten wir uns nackt ausziehen und das Fieberthermometer wurde uns in den Po gesteckt. Ich erinnere mich außerdem noch an einen ledernen grünen Rücksack, den wir für die „Reise“ erhalten hatten, und an Lieder, die wir auf dem Hin- und Rückweg in der Bahn sangen. In allen Kleidungsstücken und Handtüchern stand mein Name. Vor Ort wurden meine Dinge auch schonmal an andere abgegeben.
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Elke aus Köln schrieb am 05.12.2023
Ich erinnere mich nur an ein paar wenige Dinge: Mit 5 wurde ich für 5-6 Wochen nach Borkum geschickt, da ich nicht gut gegessen habe und öfter Infekte hatte. An schlechten Erinnerungen ist bei mir hängen geblieben, dass man im Schlafsaal, wenn einem vom Nachbarn die Decke runtergezogen wurde und man beim wieder hochheben erwischt wurde von den Nonnen beschimpft wurde. Man droht mir auch, mich ins Nebengebäude zu den Jungen zu schicken. Beim Essen musste man sitzen bleiben, bis alles aufgegessen war, Päckcheninhalte wurde an alle im Zimmer verteilt, Postkarten wurden geschönt, da ich noch nicht schreiben konnte…Was ich als schlimm empfunden habe waren die Wechselduschen, denn wenn man bei kaltem Wasser an den Rand sprang, haben die Nonnen einen wieder unter das kalte Wasser geschoben. Mir sind nur diese Dinge hängen geblieben, alle vielleicht schönen Dinge leider nicht.
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Elisabeth schrieb am 05.12.2023
Ich war im Alter von 7 Jahren aufgrund ständiger Infekte auf einer "Kur" in Pelzerhaken in "Gruppe 4". In Mannheim wurde ich am Bahnhof mit einer netten alten Dame als Begleitung per Zug auf die lange Reise geschickt. Es war schrecklich weit. Ich erinnere mich, dass die Gruppenleitung gleich unser Briefpapier in ihrem Büro eingeschlossen hat und dann ging sie in Urlaub. Dass ich nicht nachhause schreiben konnte (mit meiner Erstklässlerschrift), war für mich eine Katastrophe. Meine Mutter schrieb mir Briefe und fragte, warum ich nicht antworte. Mein Hauptproblem war schreckliches Heimweh. Die Spaziergänge am Strand, das Inhalieren, die Turnhalle, das Tanzen in einem runden Gebäude habe ich als ganz schön bzw. interessant in Erinnerung. Wir haben bei einer Art Atemtherapie mit Bewegung mit einer netten Therapeutin Lieder gesungen, die ich heute noch kann. Aber wenn wir in der Gruppe waren, dann gab es keine Spielsachen und es war sehr langweilig. Ein Lichtblick war eine Praktikantin aus Schweden (Annalena?). Sie hat mit uns schwedische Kinderlieder gesungen und ich liebte sie sehr. Ihre Eltern waren mit dem Wohnwagen auf dem Campingplatz und die haben wir mal mit Ihr besucht. Die waren so freudlich und winkten uns aus dem Wohnwagen, das war das Highlight in den so langen 6 Wochen. Ich habe das mit der Wäsche auch nicht hingekriegt. Ich glaube, ich hatte 6 Wochen die gleichen Socken an. In meinem Schlafzimmer waren auch Kinder mit körperlichen Behinderungen. Ein Mädchen konnte nicht sprechen und wir Sprechenden haben uns laut über sie unterhalten. Kein Erwachsener hat uns mal erklärt, was das Mädchen hat und was wir mit ihr spielen könnten, dass wir respektvoll mit ihr sein sollen. Das tut mir heute noch leid. Dann wurde ich krank. Ich habe versucht, es geheim zu halten aus Angst, nicht heim zu dürfen. Als ich die Halsschmerzen nicht mehr ausgehalten habe, habe ich mich geoutet. Mir wurde gesagt, ich solle zur Krankenstation laufen und vor der Tür nach "Schwester Heidi" rufen. Das habe ich auch ganz leise getan und gehofft, dass keiner kommt. Durch meine Krankengeschichte hatte ich große Angst vor Ärzten und allem Medizinischen. Unverrichteter Dinge bin ich zurück gekommen. Ich bekam keine Hilfe oder Medikamente. Ich habe durchgehalten und war auch auf der Rückfahrt hoch fiebrig und schlapp. Wir mussten damals in Kassel Hbf umsteigen und ich konnte kaum laufen. Zuhause habe ich dann mit meinen Eltern gefremdelt. Ich war so am Ende, dass ich 2 Wochen krank im Bett lag. Meine Mutter hat sich danach bei der Krankenkasse über das Heim beschwert. Meinen letzten Albtraum von der Kur hatte ich mit 16. Meiner Meinung nach, kann ein Kind nicht gesund werden, wenn es mit 7 alleine irgendwo hin geschickt wird. Das ist so eine Überforderung und traumatisierend! Und dabei hatte ich es noch vergleichsweise gut. Ich habe glücklicherweise keine Gewalt erlebt und gute Menschen getroffen. Als ich selbst Kinder hatte und ich gesehen habe, wie bedürftig und verletztlich die sind, wurde ich wieder an die "Kur" erinnert und ich war entsetzt, was man uns Kindern da zugemutet hat. Ich hätte alternativ mit meiner Mutter in eine Kur fahren können. Wir hätte eine gute Zeit gehabt und ich hätte gesundheitlich profitiert.
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Barbara aus Raum Bremen schrieb am 04.12.2023
Schön, dass ich mich mit meiner Wahrnehmung meiner sogenannten Erholungszeit nicht alleine fühle und mir als Zehnjähriger nichts eingebildet habe hier einige Stichworte meiner Leidenszeit Erbrochenes musste gegessen werden
-- eine Unterdrückungstechnik war, dass ist es viel zu wenig zu trinken gab während der ganzen sechs Wochen.
Beim Zähneputzen versuchte man dann so viel Wasser zu trinken wie möglich aber man wurde oft von dem beobachtenden Schwestern gestoppt.

Es fanden eigentlich gar keine Ausflüge statt
Auf diesen ganz seltenen Ausflügen aßen wir heimlich Sauerampfer gegen den Durst.

Abends und nachts mussten wir auf der rechten Seite schlafen sonst würde man entsprechend hin geschubst und beim zweiten Mal dann ohne Deckel in einem Abstellraum geschoben.

Ich habe natürlich die andere öfter eingenässt und musste morgens beschämt vor den anderen das Laken wechseln.

Das Osterpaket meiner Mutter mit Süßigkeiten wurde zwischen den Schwestern aufgeteilt ich bekam nur ihre Postkarte.

Übrigens werde ich den Namen der beiden Schwestern wohl nie vergessen ..
Schwester Elvira und Schwester Jutta
Wieder zu Hause glaubt mir keiner..

--
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sandra aus Söhrewald schrieb am 03.12.2023
Im Alter von 5 Jahren wegen Asthmas dort für 6 Wochen gewesen. Erinnere mich bis heute an den Essiggeruch; die Schlange anstehen mit dem Löffel in der Hand bis hin zum großen Honigtopf. Nackt im Garten herumspringen, mit eiskaltem Wasser aus dem Schlauch abgespritzt werden. Einen Waldweg entlangrennen bis ich den Geschmack von Blut in meinem Mund verspürte. Kein Wunder, dass es nicht lang dauerte bis auch ich unterm Dach in einem Einzelzimmer verschwunden war. Ich meine mich allerdings daran zu erinnern, dass man mich mit fruchtigen Kaubonbons von Suchard offenbar versuchte, aufzumuntern. Vielleicht drückte auch das schlechte Gewissen? Wer über Nacht ins Bett gemacht hatte, dessen Betttuch wurde morgens beim Frühstück hochgehalten und namentlich genannt (ich selbst war auch einmal dabei, jedoch war das vorher niemals der Fall gewesen). Ich erinnere mich an das Brief schreiben nach Hause, da ich ja nur malen konnte.. die Sätze wurden quasi vordiktiert. Einen Brief sowie die Packliste und Endabrechnung habe ich noch. Auch erinnere ich mich an eine merkwürdige "Verkaufveranstaltung", bei der man Souvenirs für zuhause kaufen konnte. Ein braunes Tonhühnchen, das ich damals für meine Mutter kaufte, nenne ich noch heute mein Eigentum. Ist 4 cm groß und hat meine Mutter damals schon stolze 2,60 DM gekostet...nun lebt sie seit 18 Jahren nicht mehr und ich hab es als "Mahnmal" aufgehoben.
Hier kommt mir so viel Gelesenes erschreckend bekannt vor. Inwieweit dieser Aufenthalt und ein weiterer ein Jahr später (glücklicherweise in einem anderen Kurheim) zu meinen Bindungsstörungen beigetragen hat, weiß der....ich weiß nur, dass ich mit diesen 6 Wochen meines Lebens nur Trauer, Angst und Schrecken verbinde, ein einziger Lichtblick waren die Karl-May- Festspiele, zu denen wir gefahren sind. Ich bin kränker nach Hause, als ich hingekommen bin.
Mein Mitgefühl mit allen Betroffenen.
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Helke aus Hamburg schrieb am 29.11.2023
Guten Tag,
im Herbst 1979, im Alter von 10 Jahren, war ich für vier Wochen im Kinderheim Berghalde in Fischen im Allgäu und kann nur Gutes berichten. Ich war untergewichtig und hatte Probleme mit den Atemwegen.
Die Heimleiterin und die Betreuerinnen waren sehr kinderlieb und nett zu uns Kindern und wir gingen jeden Tag raus in die Umgebung, machten Geländespiele, spielten am Bach usw.
Das Essen war in Ordnung und wenn jemand Heimweh hatte, wurde sich um ihn gekümmert. Jeden Abend wurde eine Geschichte vorgelesen und wir durften aus unserem "Schleckerkasten", das waren Süßigkeiten, die unsere Eltern uns geschickt hatten, etwas naschen. Tagsüber wurden die Süßigkeiten verwahrt.
Als unerwartet 30 cm Schnee gefallen waren, schwebten wir Kinder aus Hamburg im siebten Himmel und es wurden dreißig Schlitten aus einem Schuppen herbeigezaubert und wir hatten riesigen Spaß. Außerdem wurde für den Abend eine gigantische Schneeballschlacht gegen einige Kinder aus dem Ort organisiert.
Es tut mir sehr leid für alle, die als Verschickungskinder schlimme Erfahrungen gemacht haben! Gleichzeitig ist es mir wichtig zu sagen, dass im Kinderheim Berghalde, damals aber sehr gut und liebevoll mit uns umgegangen wurde und meine Probleme mit den Atemwegen waren anschließend auch weg.
Liebe Grüße Helke
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Britta aus Löhne schrieb am 26.11.2023
Ich bin im Jahr 1969 im Alter von 4 Jahren über die Post für 6 Wochen nach Ratzenried verschickt worden. Ich war ein schmächtiger Kind und sollte dort zur Erholung hin.
Ich habe nur wenige Erinnerungen daran, aber das, woran ich mich erinnere, sorgt bei mir heute für große Probleme.
Ich würde in meinem Heimatort von meinen Eltern zu einer mir völlig fremden Frau gesetzt, die uns nach Ratzenried begleitet hat.
Ich weiß noch, dass wir in einem "riesigen" Schlafsaal geschlafen haben. Ich war alleine verschickt worden, kannte niemanden dort. Im Schlafsaal durfte man keinen Laut von sich geben, sonst kamen die Schwestern, nahmen einen mit. Teilweise musste man alleine in einem Raum bleiben. Ob es Schläge gab, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich glaube aber, ja. Wenn man Heimweh hatte und geweint hat, hat man versucht ins Kissen zu weinen, damit es ja niemand hört.
Beim Essen musste immer alles aufgegessen werden, egal ob man es möchte oder vertrug. Wenn man sich erbrach, musste auch das gegessen werden. Ich weiß, dass ich einmal meinem Tischnachbarn mein Käsebrot gegeben habe. Wir würden erwischt, es gab Schläge und ich kam alleine in ein Zimmer. Keine Ahnung, wie lange. In meiner Erinnerung war es eine Ewigkeit.
Auch mussten wir "Briefe" nach Hause schreiben oder malen. Es dürfte nichts schlechtes über das Heim oder die Schwestern drin stehen oder dass man Heimweh hatte. Dann gab es Sanktionen und der Brief würde zerrissen.
Ich weiß noch, dass ich mich einmal auf dem Spielplatz mit einem Jungen geschlagen habe. Dafür wurde ich dann auch wieder "weggesperrt".
Der Aufenthalt dort hat bei mir ein tiefes Trauma hinterlassen.

Trotzdem hatte ich dann 2 Jahre später wieder das Vergnügen verschickt zu werden. Diesmal an die Nordsee nach Cuxhaven.
Die Erinnerung daran ist zum Glück nicht ganz so negativ belegt.
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Hubertus Pütz aus Bovenden schrieb am 26.11.2023
Heim Nußdorf Inn, mit Unterernährung angereist, weiterer Gewichtsverlust in Folge, Blasenschwäche entwickelt bei Heimweh und fehlenden Kontakt..
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Hans aus Lunden schrieb am 26.11.2023
Hallo Community,
ich war 4 x in verschiedenen Heimen.
Auf Föhr wurden wir im Roten Kreuz Heim anständig behandelt. Muss auch mal gesagt werden.
In Neustadt and Ostsee habe ich mich an Weltkrieg 2 Munition ziemlich verletzt weil die "Tante" uns an einem Strandabschnitt spazieren lies, der bekanntermaßen von alter Munition verseucht war.
In Muggendorf war es eigentlich auch ok bis auf den Essenszwang. Ach so: Bettnässen wurde mit Flüssigkeitsentzug bestraft.
Der Aufenthalt in Schorndorf war schlimm.
Es war ein von Nonnen geführtes Heim, eine absolute Tyrannei . Seitdem, ich muss es so hart sagen: hasse ich Nonnen.
Als einzelnes Kind wurde ich im Gewölbekeller eingeschlossen, weil ich nicht schnell genug meine Schuhe zubinden konnte. Dort wurde ich stundenlang bei absoluter Dunkelheit weggesperrt.
Das nennt man heute Folter.
Da ist es ja schon harmlos, dass unser Pfarrer mich regelmäßig verprügelte. ...
War wohl damals so der Umgang mit Besatzungskindern.
Habs überstanden, alles ganz tief vergraben,
meine Sandkastenliebe geheiratet und bis heute ein ganz tolles Leben
Liebe Grüsse Hans
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Gudrun aus Langenhagen schrieb am 26.11.2023
Ich wurde mit 10 Jahren in ein Erholungsheim der Caritas nach Bad Orb im Spessart geschickt, für 6 Wochen. Den Angaben nach war ich anämisch und leicht untergewichtig. Die Kinder waren, nach Geschlecht getrennt, in Zweibettzimmern untergebracht. Die Leitung des Heims hatten Nonnen. Es herrschte insgesamt ein autoritärer, strenger Drill. Regelmäßige Untersuchungen und sogenannte Leibeserziehung waren Pflicht. Ich hatte im Jahr zuvor einen komplizierten Schienbeinbruch und war immer noch etwas gehandicapt in der Bewegung, dennoch wurde ich zu den Sportübungen gezwungen, etwaige Verletzungen wurden in Kauf genommen. Es gab Schlaf- und Esszwang, auch Kinder in meinem Alter wurden zum Mittagsschlaf gezwungen. Während der Schlafenszeiten durften die Toiletten nicht aufgesucht werden, unter den Betten stand jeweils ein Nachttopf. Ging etwas daneben, gab es Schläge und Strafen. Wir durften Briefe nach Hause schreiben, die allerdings, wie wir später erfuhren, nie dort ankamen. Meine Eltern wähnten mich in guter Obhut und glaubten mir auch später nicht wirklich, was dort geschehen war. Es gab durchaus auch nette Aktivitäten, die allerdings das Negative nicht wettmachten. Das, was ich dort erlebt habe, war auch mit verantwortlich für spätere Probleme, die mein Leben beeinflusst haben. Das ist mir aber erst sehr viel später klar geworden. Nach meiner Rückkehr hatte ich immer wieder Panikattacken, meistens in der Nacht, die ich als Kind nicht einordnen konnte und auch verheimlicht habe. Angstzustände traten über Jahrzehnte immer wieder mal auf, ich konnte aber gut damit umgehen und habe im späteren Leben durch eine Therapie viel aufarbeiten können. Ich schreibe diesen Bericht in der Hoffnung, dass zu diesem Thema noch viel mehr aufgearbeitet und erforscht wird und Kinder so etwas nie wieder erleben müssen.
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Möchte ich nicht mitteilen schrieb am 25.11.2023
Ich war 1976 in dem Seehospiz auf Norderney. Zufällig bin ich durch einen Bericht auf NTV auf Ihren Verein aufmerksam geworden. Ich hätte diesen Artikel nicht lesen dürfen. Er hat alte Wunden geöffnet. Sie waren nie verheilt und haben mein Leben im Unterbewusstsein gesteuert. Ich kann meine Tränen nicht zurückhalten. Es war so schlimm was den Kindern damals angetan wurde. So schlimm.
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Torsten aus Geestland schrieb am 25.11.2023
Ich wurde aufgrund meines Gesundheitszustandes im Alter von 7 Jahren für 6 Wochen nach Bad Sachsa in das Haus 'Bergfrieden' verschickt. Die Dinge, die eine andere Betroffene geschildert hat, kann ich nur bestätigen weil ich sie selbst genau so erlebt habe. Das Essen musste aufgegessen werden. Kam es aufgrund dessen zum Erbrechen, musste das Erbrochene wieder gegessen werden. Einem Jungen kam das Erbrochene aus der Nase und auch er musste alles nochmal essen.
Postkarten wurden erst in Kladde auf einem Zettel geschrieben und nach Korrektur durch die Aufseher (ich weiß nicht wie man die Leute sonst nennen kann) kontrolliert, korrigiert und dann mussten wir die Postkarten mit dem genehmigten Text ausfüllen.
Vor dem Schlafengehen mussten immer alle aufs Klo gehen und als ich das mal nicht konnte, dafür aber eine Stunde später musste, hat mich eine der Aufseherinnen dabei erwischt. In meiner Angst bin ich vor ihr weggelaufen und habe mich in meinem 8-Betten-Zimmer im Schrank versteckt. Dort hatte sie mich schnell aufgespürt und mit einem Kleiderbügel verdroschen. Zur Strafe musste ich danach draußen vor der Zimmertür hocken. Erst nach mehreren Stunden durfte ich völlig durchgefroren wieder ins Bett.
Ich erinnere mich auch mal an einen Ausflug in den Wald aber die meisten Erinnerungen habe ich immer noch an die Brutalität der Erwachsenen. Es war schrecklich.
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Annett Schoppnies aus Vechelde schrieb am 24.11.2023
Kam kurz vor meinem 9. Geburtstag 1980 für mehrere Wochen ins Kindererholungsheim Bad Brambach. Ich war insofern traumatisiert, weil meine Mutter mich wegen ihrer eigenen Überforderung dahin geschickt hatte. Ohne Gründe oder vorherige Ansagen. Ich fühlte mich in diesen Wochen dort sehr einsam und verlassen. Es kam nur einmal ein Paket zu meinem Geburtstag. Mehr nicht. Negativ in Erinnerung war das Essen. Ich wurde mit Bestrafung und Zwang genötigt, Dinge zu essen, die ich nicht mochte. Zum Beispiel Fettstücke in der Suppe, wovon mir immer schlecht wurde. Ich musste stundenlang allein am Tisch sitzen, bis ich dieses Fett gegessen hatte Willen berechen. Das war schlimm. Alles war sehr streng und disziplinär. Nur ein Betreuer war wirklich toll. Er ging mit uns stundenlang auf Bergkristallsuche bei den Steinminen in der Umgebung. Das hatte was von Freiheit und Leichtigkeit. Zur Erinnerung an diesen Menschen habe ich heute noch diese Bergkristalle.
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Iris Stübiger aus 86972 Altenstadt schrieb am 20.11.2023
Mein Name ist Iris ich war im Alter von 8 Jahren im Mai/Juni für 6 Wochen im Kindererhohlungsheim Haus Marion in Haffkrug Scharbeuz. Ich kann mich erinnern das ich in München mit anderen Kindern in den Zug gesetzt wurde. Vom ersten Moment an hatte ich unheimliches Heimweh ich wollte nicht aber der Zug fuhr los. Ein paar ältere Mädchen haben mich getröstet. Im Heim angekommen erinnere ich mich an den Speisesaal, wir wurden gleich in kleine Mädchen, große Mädchen, kleine Buben, große Buben sortiert und so mussten wir auch sitzen. Da ich zum zunehmen dort war habe ich viel Zeit im Speisesaal verbracht, weil man gezwungen wurde alles auf zu essen. Ich kann mich nicht daran erinnern was es gab, aber ich mochte es scheinbar nicht. Wir waren zu viert im Zimmer Esther, Claudia, Marita und ich. Mit Esther war ich befreundet. Am Gang gegenüber war der ein großer Waschsaal dort mussten wir jeden Morgen nur in Unterhosen uns anstellen und waschen. Nachmittags mussten wir einen Mittagschlaf machen. Nachts war es nicht erlaubt auf Toilette zu gehen, ich erinnere mich daran das wir es gewagt hatten zur Toilette zu gehen und wurden prompt von der Nachtwache erwischt, zur Strafe sagte sie müsst ihr die ganze Nacht dort bleiben. Wir waren sehr viel draußen, spazieren, am Spielplatz und ab und zu auch am Strand. Alle Erinnerungen im Haus waren nicht schön, aber mir fehlt einiges an Erinnerung es waren 6 lange Wochen und mein Heimweh war unerträglich als ich wieder zu Hause war wollte ich die erste Zeit nie wieder weg.
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Viktoria schrieb am 20.11.2023
Ich habe nach dem Abitur als Betreuerin im Haus am Schmalensee mit 2 weiteren jungen Frauen einige Wochen gearbeitet. Dort wurden Kinder mit Adipositas und Haut und Atemwegserkrankungen behandelt. Ich habe keine Gewalt erlebt, aber die Zustände als wenig liebevoll und das Essen als sehr minderwertig empfunden. Das feste Personal war wenig fachkundig. Ein "Koch" war immer betrunken und lies Zigarettenasche und -Stummel in das Essen fallen.
Die übergewichtigen Kinder erhielten kaum und wenig gesundes Essen und wurden als einziger ärztlicher Eingriff täglich gewogen. Dazu wurden täglich auch in praller Mittagshitze sehr lange Wanderungen, die ich teils recht unsicher alleine mit großer altersgemischter Gruppe begleiten musste, unternommen. ICh hatte wirklich Angst, dass mir ein Kind wegklappt, da viele diese Strecken kaum schafften, litten und weinten. Auch hatten die meisten Kinder keine geeigneten Schuhe für die Berge und machten öfter einen verwahrlosten und bedürftigen, gelegentlich zurückgebliebenen Eindruck.
Zu trinken gab es prinzipiell wenig und immer nur sehr dünnen lauwarmen Tee.
Die hautkranken Kinder sollten nach dem Schwimmen gecremt werden, aber es war dafür nur sehr zähe preiswerte Allzweckcreme vorhanden. Keine medizinische Pflege.
Verstörend wirkten auf mich sehr junge (15, 16 Jahre) in der Ausbildung befindliche Erzieherinnen, die kaum älter als die Patienten waren und sich allabendlich mit wechselnden pubertären Jungs und auch dem alkoholiserten Koch aus der Kur herumknutschen und befummelten. Wir hatten auch damit zu tun Berge von sehr verdreckter Wäsche (Fäkalien) zu waschen, da es keine Hauswirtschaftkräfte gab.
Der Ton und die Behandlung der Kinder, war nur gegenüber einzelnen Lieblingen nett und respektvoll, ansonsten eher genervt und gleichgültig. Seitens der Leitung Herrn H. wurde uns vermittelt, dass es sich um größtenteils "assoziale" Kinder handele, für die sich unsere pädagogischen und psychologischen Bemühungen nicht rentieren würden.
Insgesamt fand ich die Umgebung schön, das Haus war aber nicht zur Erholung und Gesundung geeignet und es herrschte eine gruselige und geringschätzende, übergriffige Atmosphäre.
Ich habe vor den dortigen Menschen oft Abscheu empfunden.
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Petra aus Volkhardinghausen schrieb am 20.11.2023
Hallo ich habe diese Kindererholung die es eigentlich sein sollte ,ich wurde zum Zug gebracht und dort von einer Frau bis zum Heim gebracht .Da war mir dann bewusst das ich von zu Hause weg bin für lange Zeit.Dann kam die Untersuchung vom Arzt zu Blass und Unterernährung.
Dann wurden wir alle in einem Zimmer zum schlafen gelegt und gezwungen und wehe dem nicht . Musste man die ganze Nacht vor der Zimmertür im dunklen stehen und weinen durfte man garnicht .
Am morgengab es warme Milch mit Eigelb ich musste das Trinken und mir wird beim Schreiben schon schlecht ,ich habe das nicht getrunken was zur Folge hatte das alle darauf aufmerksam gemacht wurden was passiert wenn ich das nicht trinke ich wurde festgehalten und man Flöte mir das Trinken ein dann erbrach ich es was zur folge hatte das ich das auflecken musste .Und das jeden Morgen. Beim Mittagsschlaf hab ich einmal in ein Muckey Mäuse Heft reingeguckt unter der Decke wurde erwischt hatte zur Folge Hegt wurde vor den Augen aller zerrisen und ich musste in den Schrank im Flur für 2 Stunden .Karten nach Hause schreiben durften wir der Text stand an der Tafel .
Mir geht es gut .Liebe grüsse eure Tochter Petra und diese ansichtskarten wurden kontrolliert wehe dem da stand was anderes .
Also alles in allem gab es viele schlimme Sachen und ich durfte auch noch 4 Wochen länger bleiben weil ich die Röteln bekam .
Es war grauenvoll und ich wollte nurnoch nachhause. Ich muss heute noch weinen wenn ich daran denke .Als ich dann im Zug nachhause gebracht wurde ,wusste ich nicht wie ich meine Eltern ansprechen sollte und meine Schwester war mir fremd .So etwas darf nie mehr passieren ich habe Panikattaken Angst in engen Räumen Allergien Herzschmerzen ect.davon getragen nach der Erholungskur war ich ein anderes Kind .
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Anja aus Marburg schrieb am 20.11.2023
Ich war elf Jahre alt und wurde zusammen mit meiner jüngeren Schwester verschickt. Ich erinnere mich an starre Strukturen, Essen- und Schlaf-Zwang, Gottesdienstbesuche und Kopfnüsse. Da ich in der auferlegten 2stündigen Mittagsruhe im Bett auf dem Nachttisch Heimweh-Briefe nach Hause schrieb, musste ich zur Strafe zwei Stunden stehend im Flur mit dem Gesicht zur Wand verbringen, die Aufsichtsperson saß währenddessen strickend, sitzend im Flur. Im Anschluss wurde ich gefragt, ob ich nun wieder lieb sein werde. Ein Mädchen hat sich während der ganzen Zeit vor Kummer die Haut von den Füßen gezogen, erst am Tag vor der Abreise wurden ihre Eltern gerufen, um sie abzuholen.
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Karla Brand aus Breuna schrieb am 20.11.2023
Damals, ich kann nicht mehr sagen, wie alt ich genau war, wurde ich ,damals,,Karla Kell" und mein Bruder ,,Karl-Heinz Kell " nach Sylt verschickt.
Ich selber hatte nichts zu ertragen aber andere Kinder, einen Namen weiß ich noch,,Monika Piontek" und eine Betreuerin ,, Frau Hochhut" sie war in meiner Gegenwart immer nett.
An die bösen kann ich mich nicht erinnern.
Sie haben die Kinder gezwungen zu essen und erbrochenes wieder zu essen ,ein Mädchen wurde den ganzen Tag eingesperrt und durfte nicht zur Toilette.
Ich war einfach erzogen alles zu essen und zu tun was gesagt wurde, daher bin ich wohl an allen Sanktionen vorbei gekommen und mein Bruder hat nie etwas gesagt. Eventuell ist noch wer am leben und erinnert sich ,ich wohnte in Kassel und die Fahrt ging vom Hauptbahnhof aus.
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Ursula aus Nürnberg schrieb am 19.11.2023
Nach einer Routine Untersuchung in der Schule, wurden meine Eltern vom Gesundheitsamt/Jugendamt? einbestellt und ich musste kurzfristig sechs Wochen zum Abnehmen weg.
Sechs Wochen Drill, wie bei der Armee und Hungern waren angesagt.
Laufen durch den kalten Wald vor dem Frühstück.
Bis auf Postkarten kein Kontakt mit den Eltern. Ich weiß nicht mehr viel, ich war 6-8 Jahre alt.
Es wurde auch gebastelt, getanzt und auch mal etwas Gesundes gemeinsam zum Essen gemacht.
Diese angeblich schönen (?) Pflicht Veranstaltungen haben aber über das kalte Klima, dass man einfach irgendwo hin weggebracht wurde, nicht hinweg getröstet.
In dem alten Nazigebäude war eine gruselig kalte Stimmung. Ich kann mich an keine Interaktion zwischen den Kindern erinnern. Wir hatten alle ein unterschiedliches Alter und wurden auch jahrgangsübergreifend in einer Klasse unterrichtet.

Schlafen in engen 4 Bett Zimmern - 2 Doppelbetten, das Bett war mein Zufluchtsort - bis das nächste Kommando kam.
Stimmung: Jeder kämpft für sich allein.

Erst jetzt, als ich mir Fotos von der Pfeifferhütte angesehen habe und von den Verschickungs-Kindern lese, wird mir klar, woher das gestörte Verhältnis zu meinem Körper und zu meinen Eltern kam.
Warum haben sie mir das angetan?

Ich weiß, sie waren jung, die Sachen, die ich dorthin mitbringen musste lt. Liste waren teuer für uns. Gut erzogen, war ich auch dankbar, dass ich dorthin durfte. Weil ich war ja zu dick?!

Wirklich?

Meine Eltern hatten kein Auto, als mich nach 6 endlos langen Wochen eine Tante abgeholt hat, habe ich ganz gleichgültig gezeigt, dass ich mir die Haare strähnenweise rausziehen konnte.
Auf Nachfrage haben wir ein paar Vitaminkapseln mitbekommen.

Überhaupt hab ich erstmal keine Emotionen mehr gezeigt.
Wie kann man das einem kleinen Mädchen antun- auch die Rückkehr in die Klasse… eine Grausamkeit - JEDER wusste ich war zu dick und verkehrt.

Aus der Gemeinschaft gerissen … zur PFEIFFERHÜTTE geschickt…

Ab da ging es nur noch um Abnehmen/ Essen/ Abnehmen…

Ich bin ja jetzt noch sehr jung. Die Welt hat sich verändert. Ich habe mich meiner Themen angenommen und bin im Hier und Jetzt glücklich.

Gesundheitsangelegenheiten und Intoleranzen haben dort ihren Anfang genommen, das ist mir jetzt klar!

Leute passt auf eure Kinder auf und lasst euch von niemandem reinreden! Vielleicht erinnern sich Kinder später nicht an Details- weil ihnen absurde Dinge als Normalität verkauft werden.
Die Gefühle und Stimmungen bleiben für immer im Gedächtnis.

Meine Eltern haben es gut gemeint und viel dafür gegeben mir so etwas Wichtiges ( was sich für mich als Höllentour erwiesen hat) zu ermöglichen.

Ich hab den Weg zu meinem Körper, guter Ernährung und Bewegung noch gefunden.

Die Pfeifferhütte ist jetzt ein Kulturtreff 😁

Solche Kinderverschickungen darf es niemals mehr geben!

Danke für diese Plattform
und ALLES LIEBE
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Kein Name aus Merseburg schrieb am 19.11.2023
Ich war mit 9 Jahren zur Kur. Es war vom ersten bis zum letzten Tag die Hölle. Es fing schon beim Essen an. Es musste aufgegessen werden. Wer nicht essen wollte musste solange sitzen bleiben bis er aufgegessen hat. Jeden Morgen nach dem Wecken war Fieber messen angesagt. Dabei mussten wir uns nackig aufs Bett legen und das Thermometer wurde mitunter schmerzhaft in den Po gesteckt. Dabei ist es immer wieder vorgekommen das man auch zwischen den Beinen berührt wurde. Danach war Bürstenmassage. Dazu musste man nackig in den Aufenthaltsraum laufen. Einmal in der Woche war Untersuchung. Und da begann der Albtraum. Wir mussten dazu in einem kleinen Raum uns alle bis auf den Schlüpfer ausziehen und dann in Zweierreihe in das Arzt Zimmer. Es war ein grosser Raum mit grelllem Licht. Dort wurden wir gemessen und gewogen. Danach mussten wir wieder in den Vorraum und noch unseren Schlüpfer ausziehen und dann in Zweierreihe in das Arzt Zimmer gehen. Dort mussten wir uns nacheinander nackig auf so eine Metallliege legen. Es war kalt und eklig. Dort wurden wir abgehört und abgetastet. Dann hieß es wieder in Zweierreihe aufstellen. Eine Reihe Mädchen und eine Reihe Jungen. Und dann wurden wir unten Untersucht. Die Jungs wurden von der Ärztin untersucht und die Mädels von dem Arzt. Ich fand es so demütigend und widerlich. Weil alle anderen zugucken mussten wie man "Untersucht " wurde. Die Jungs wurden an ihren Geschlechtsteilen angefasst. Und sie mussten sich bücken und der Finger wurde in den Po gesteckt und bei den Mädels war es genauso. Sie mussten sich auch bücken und da wurde auch der Finger in den Po gesteckt und zwischen den Beinen auch. Wenn man sich geweigert hat wurde man gezwungen und festgehalten. Wir hatten auch schon reifere Kinder dabei wo sich der Körper schon entwickelte. Da haben sich die Ärzte und Betreuer lustig gemacht. Weil bei den Untersuchungen dann schon Gefühle da waren. Wer nicht das gemacht hat was die wollten musste zur Strafe in den Keller zum eiskalt abduschen. Auch nackig. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens und ich habe heute noch die Bilder vor mir. Und bin nicht fähig eine Beziehung einzugehen.
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Michael Neumayer aus Bad Reichenhall schrieb am 18.11.2023
Kontrovers: Misshandelt und missbraucht: Ehemalige Verschickungskinder klagen an! Am 15.11.23 im BR oder auf YouTube ein Film (19 Minuten) über die Asthma-Heilanstalt Bad Reichenhall.
Wir suchen weitere Zeitzeugen, die den Pfleger oder weitere Personen beschreiben können. Vielleicht willst du auch deine Erlebnisse beitragen.
Melde dich! Auch anonym über die Initiative möglich!
Viele Grüße Michael Neumayer
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Gabriele aus Berlin schrieb am 17.11.2023
Ich war 4 Jahre alt als ich Kinder TBC bekam und nach Wyk auf Föhr verschickt wurde.Ich erinnere mich heute noch nach all den Jahren an die furchtbare Zeit.Pakete die mir meine Eltern schickten erhielt ich nie.Briefe die ich an meine Eltern schickte wurde mir vorgesagt was ich zu malen hatte,schreiben konnte ich ja noch nicht.Beim Mittagsschlaf den ich gar nicht mehr gewohnt war wurden alle Kinder im Schlafsaal ans Bett fest gebunden.Wenn man sich aufrichtete und nicht still lag wurde man geschlagen.Essen wurde einen notfalle mit Gewalt in den Mund gestopft auch wenn man sich erbrach !!!.Ich erinnere mich noch das auf dem Weg zur Toilette ein Zimmer mit einen behinderten Mädchen lag das nur Laute von sich geben konnte und auf alle vieren rum kroch auch diese wurde oft geschlagen.Ich blieb ein ganzes Jahr dort,meinen Eltern wurde gesagt das sie mich nicht besuchen dürfen,als Kind habe ich überhaupt nicht verstanden warum meine Eltern mich so plötzlich abgegeben haben.Bis heute kann ich mich nicht überwinden an die Nordsee zu fahren weil sofort der Name Wyk in meine Kopf rum spuckt.
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Sabine aus Marburg schrieb am 17.11.2023
Sabine (54) aus Marburg, ich wurde mit 5 Jahren (1974) zur Kur für 6 Wochen als
„verwöhntes“ einzel- Kind nach Norderney geschickt.

Meine spastische Bronchitis sollte geheilt werden.

Ich bin wohl auch ein " Verschickungskind" und habe aus dem Fernsehen davon
gehört und war erstaunt, dass viele anderen Kinder auch negative Erlebnisse durch
ein angebliches Gesund werden erlebt haben!
Ich kann mich ein Glück kaum noch daran erinnern.
Es war für mich, wenn ich versuche mich darin zu erinnern > keine schöne Zeit!
Ich weiß nur noch, dass ich das Essen komplett auf essen musste, egal ob es
geschmeckt hat oder nicht, oder wie ich durch die Luft durch die bekannten Allergien. Ich habe nach meinem „Albtraum“ Butter, Käse und Milch essen bzw. trinken müssen erst mit ca. 40ig überwunden. Ich ekelte mich Jahre lang diese Dinge zu mir zu nehmen. Mittlerweile trinke ich Mandelmilch und essen pflanzliche Margarine sowie ein wenig Käse auf der Pizza.
Ich kam nach 6 Wochen völlig dick nach Haus, meine Hose ging nicht mehr zu und konnte nur noch durch den Gürtel gehalten werden. Meine Eltern hatten sich zwar gewundert, aber für meine Eltern war nur wichtig, dass meine spastische Bronchitis
besser war! Ich kann mich auch noch an total große Schlafsäle und Speise Säle erinnern wo ein Drill wie in der „Armee“ herrschte was mich als Kind durchaus eingeschüchtert hatte! Auch wie andere Kinder die in die Hose gemacht hatten > behandelt wurden.
Ich wollte nie wieder dahin zurück, aber ich sollte eigentlich noch einmal zur Kur…
ein Glück hatten meine Eltern ein Einsehen und fuhren mit mir zweimal im Jahr ans
Meer > nämlich in den warmen Süden…. dies hat mir auch sehr geholfen.
Was auch noch ganz schlimm für mich war > mir wurde mein Schnuller und mein Schnuffeltuch abgenommen, was zur Folge hatte, ich konnte kaum einschlafen….

Naja… ich habe es überlebt.. und erinnere mich ein Glück kaum noch an andere Dinge
die dort passiert sind und Postkarten oder Briefe habe ich zu dieser Zeit noch nicht
geschrieben, ich bin erst später nach der Rückkehr in die Schule gekommen….
Grüße
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bittekeinname aus Niendorf/Timmendorfer Strand St. Johann schrieb am 16.11.2023
Ich bin damals über die BEK verschickt worden. Wie viele andere fehlen mir "richtige" Erinnerungen an diese Zeit. Es sind Streiflichter, einzelne Szenen, die hängen geblieben sind.
Ich bin damals wohl aus zwei Gründen dorthin geschickt worden: ein Todesfall in der Familie, den ich mitangesehen hatte, und meine Mutter erwartete ein weiteres Kind. Damals war es üblich, dass die Mutter vor der Geburt entlastet wurde und ihre anderen Kinder für ein, zwei Monate z. B. zu Verwandten geschickt wurden. Für mich war es die Kinderkur.
Ich kann mich an die erste Nacht erinnern, man hatte mich mit Vierjährigen zusammen in ein Zimmer gesteckt, wohl, weil ich so klein war - dabei war ich bereits 5.5 Jahre alt, was ich auch empört erklärt habe. Ich hatte selbst unglaubliches Heimweh in dieser Nacht, aber ich gab mir alle Mühe, den kleineren Mädchen Trost zuzusprechen. Am nächsten Tag wurde ich dann in ein Zimmer mit Gleichaltrigen verlegt.
Ich erinnere mich an den grossen Schrank, in den man seine Schuhe stellen musste.
An den Katzentisch im Speisesaal, an den man verwiesen wurde, wenn man etwas angestellt hatte (was immer es war...) - und vor dem alle große Angst hatten, weil dort "die alte Nonne" sass.
Ich erinnere mich, wie ich vor einem Stück Bienenstichkuchen im völlig leeren Speisesaal sitze. Ich mag keinen Bienenstich, bis heute nicht.
Das Schlangestehen im Flur, bis man in das Gemeinschaftsbadezimmer eintreten durfte. Zahnbürste und Waschlappen in der Hand, und nur mit Unterhose und Hausschlappen bekleidet.
Die Mittagsruhe, bei der ich im Bett zumindest lesen durfte, und die daher zur zweiten Kur gehören muss, denn bei der ersten konnte ich nicht einmal schreiben.
Entsprechend das Kartenschreiben, das ja nur ging, wenn jemand für mich aufschrieb - und dunkel erinnere ich mich an Diskussionen darüber, wieso ich es dort nicht schön fand, wo ich war.
Ich erinnere mich daran, dass ich keine Post bekam. Und dass ich versuchte, das vereinbarte Zeichen auf meine Briefe und Karten zu malen, das bedeutete, dass man mich abholen solle. Nicht, dass meine Eltern gekommen wären...
Ich erinnere mich daran, dass ich es geschafft hatte, Süssigkeiten für mich zu behalten: diese mussten eigentlich mit allen anderen Kindern geteilt werden.
Ich weiss, dass ich bei der zweiten Kur mit einer Schulfreundin zusammen fuhr; aber wir wurden getrennt und ich habe sie während der gesamten Kur nicht wieder gesehen.
Ich erinnere mich, wie ich einmal nachts aufwachte - ich hatte einen Alptraum gehabt und glaubte, in meinem Bett, auf meiner Decke, sässe eine fette Spinne. Ich hatte solche Angst vor dieser Spinne, aber genauso viel Angst hatte ich davor, aus dem Zimmer in den erleuchteten Flur zu gehen und zu den Nachtschwestern, denn wir durften nachts nicht aufstehen. Ich glaube, irgendwie bin ich dann doch zu ihnen gegangen und bekam zur Antwort, man würde sich gleich kümmern, ich solle schon mal zurück ins Zimmer gehen. Ich weiss nicht mehr, wie lange ich gewartet habe, aber mir wurde kalt, und schließlich traute ich mich doch, mich auf die äußerste Ecke meines Bettes zu setzen, und wieder wartete ich, bis ich schließlich kapitulierte und versuchte, so klein wie möglich auf dem Bett zu liegen, mit dem winzigsten Zipfel der spinnenverseuchten Decke zugedeckt. Auch diese Erinnerung ist aus der zweiten Kur.
Ich erinnere mich, dass ich im Speisesaal stand und von der Küchenkraft (Roswitha?) im Fenster der Essensausgabe vor allen Kindern angeschrieen wurde, was ich für ein widerliches Kind sei - ich weiss nicht mehr, wofür.
Ich weiss, dass meine erste Kur endete, weil mein Geschwisterchen geboren worden war und mein Vater mich umgehend abholte.
Meine zweite Kur endete, weil ich auf einem Spielplatz von einem Klettergerüst aus ca. 2m Höhe auf den Rücken gestürzt war. Nachdem man mich zurück zum Heim laufen liess, obwohl ich über schlimme Schmerzen klagte, lag ich dort im Bett und weigerte mich, wieder aufzustehen. Irgendwie muss ich dann ins Krankenhaus gebracht worden sein, wo mich auch diesmal mein Vater abholte und so die Kur beendete. Aber es muss ein paar Tage gedauert haben - ich war dort allein, und es war mir versprochen worden, dass die ganze Gruppe mich besuchen würde, aber niemand kam.
Ich bin mir auch sicher, dass meine Eltern mich in einer dieser Kuren besuchten, obwohl die Leitung eigentlich strikt gegen solche Besuche war - weil sie bei den Kindern das Heimweh schüren würde. Nun, ich kann mich erinnern, wie sehr ich gebettelt habe, dass man mich doch mitnehmen solle, aber ich musste bleiben. Ich kann nicht beschreiben, was ich nach der Abfahrt meiner Eltern gefühlt habe, aber es war sicherlich nicht Heimweh.
Es wird sicherlich niemanden überraschen, dass ich unter einer PTBS leide, seit zehn Jahren immer wieder in psychosomatischen Kliniken bin und das Gefühl habe, dass andere Menschen vor allem GEFÄHRLICH sind. Gefährlich und fremd, und dass ich niemandem vertrauen kann. Ich will das nicht allein auf diese Kuren schieben - meine Mutter hat mich jahrelang geschlagen, gedemütigt und unterdrückt. Geholfen hat es sicherlich nicht.
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M. Weber schrieb am 15.11.2023
Ich war 5 als man meinen Eltern eröffnete ich bin zu klein und dürr und müsse zur Kur ohne wenn und aber. Meine Mutter versuchte es abzuwenden.

Ich habe nur fleckenhafte Erinnerungen. Riesen Schlafsäle. Wir mussten uns alle im Gang stehend morgens mit Bürsten schrubben. Nackt. Das essen wurde uns Reingezwungen. Wassertreten durften wir dürren. Sonst nichts. Keine Bewegung.
Ich machte einmal ein und wurde ins Bad geschickt, musste unter der dusche stehen und mich und das Nachthemd säubern.

Ich habe gar nicht verstanden was ich angestellt hatte um dort zu sein. 6 Wochen als 5 jähriges Kind.

Ich kämpfe bis heute mit Verlustängsten, habe immer Alpträume meine Familie lässt mich zurück Depressionen und Angstattacken und extremes Bedürfniss es allen recht zu machen aus angst man verlässt mich. Der schlimmste Moment war als eine Karte meiner Familie aus dem Urlaub kam. Sie hätten viel Spass und hoffen ich auch.
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Anja Eitzenberger aus Flöha schrieb am 12.11.2023
Kurheim Strausberg/Brandenburg
10.5.1982 - 17.6.1982

Ich war im Alter von knapp 7 Jahren dort und habe ausschließlich negative Erinnerungen an diese für mich damals knapp 6 langen Wochen.
Da ich laut Kinderarzt zu dünn und schwach war, im Kindergarten sogar Heimweh hatte und von dort regelmäßig abgeholt werden musste, wurde meinen Eltern diese "Erholungskur" für mich empfohlen. Gelebt habe ich damals wie heute in der Chemnitzer Gegend.

Ich erinnere mich daran, wie ich viele Nächte auf einer Bodentreppe hinter verschlossener Tür im Nachthemd verbringen musste. Weil ich im Bett lag und fürchterlich Heimweh hatte und geweint habe. Am Arm wurde ich gepackt und zu dieser Treppe gezerrt.
Ich hatte durchweg Angst, dass ich nie wieder nachhause komme.

An irgendeine Mahlzeit kann ich mich absolut nicht erinnern.

Dann erinnere ich mich daran, dass wir unbekleidet auf so einem Flur stehen mussten und unseren ganzen Körper mit einer Bürste abbürsten mussten. Danach ging es zum sogenannten Wassertreten ins eiskalte Wasser.

Als ich mal ganz tapfer war und nicht im Bett geweint habe, hat ein Mädchen, was mit im Zimmer war, in die Hände geklatscht und "aua, aua" gerufen. Die "Tante" kam rein, das Mädchen sagte, ich hätte es geschlagen und schon saß ich wieder auf der Bodentreppe hinter verschlossener Tür.

Draußen im Garten schlug mir ein Mädchen mit dem Ellenbogen einen Zahn aus. Natürlich hab ich geweint und wurde auch da gleich weggesperrt.

Das einzige Schöne, an was ich mich erinnern kann, war ein Teich in der Nähe, wo wir manchmal hingelaufen sind, und die Frösche ihr Konzert gaben.

Meine Mutti sagt, dass ich danach ziemlich "moppelig" war, bitterlich geweint habe und verstört war.

Gibt es denn hier jemanden, der auch in Strausberg war?

Ich habe mittlerweile Kontakt zur Stadtverwaltung Strausberg aufgenommen und eine sehr nette Antwort erhalten, es wird versucht, Kontakt zu einer Historikerin der Stadt herzustellen. Im Stadtarchiv gibt es leider keine Infos zu dem ehemaligen Kurheim.
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Michael schrieb am 12.11.2023
Wegen Bronchitis wurde ich mit 7 und 10 Jahren im Juli jeweils für 6 Wochen nach St. Peter-Ording verschickt.

Mich beschäftigt am meisten, dass ich bis auf den Geruch von Milchsuppe und Inhalationsdampf keine konkreten Erinnerungen an die Aufenthalte habe. Mein Leben aber immer wieder Widrigkeiten aufweist, die ich mir nicht erklären kann.

2 Ansichtskarten sowie einen Brief, die ich an meine Eltern und Großeltern geschrieben habe, habe ich noch, die lesen sich so, als ob es mir gut gegangen ist.

Von meiner Mutter weiß ich, dass ich mit 7 Jahren ausschließlich schwarzwälder Dialekt sprechend an die Nordsee gefahren bin und total hochdeutsch sprechend zurückgekommen bin. Dazu bin ich wohl sehr schmutzig zurückgekommen, meine Mutter spricht davon, dass sie sich an eine schwarze Badewanne, nach einem ersten Bad zuhause, erinnert.
Auch erinnert sie sich, dass ich bei der Abfahrt am Karlsruher Bahnhof im Zug sitzend, meine Eltern nicht mehr angeschaut habe.

Seit gut 30 Jahren beschäftige ich mich bewusst mit dem Thema Verschickung, etwas in mir will wissen, was ich in den 2 x 6 Wochen erlebt habe.
Berichte über Verschickungen von anderen lösen oft Frösteln in mir aus. Ich fühle mich auf eine eigenartige Weise verbunden.

Ich war vor gut 15 Jahren am Karlsruher Bahnhof, habe mich als Erwachsener in einen Zug nach Norden gesetzt, war 2 Mal in St. Peter-Ording und habe mir das Heim Goldener Schlüssel von außen angeschaut und bin am Strand gelaufen.

Manchmal kommen in letzter Zeit einzelne Bilder hoch, wie zum Beispiel ein asphaltierter Damm.
Aber konkrete Erinnerungen gibt es bis jetzt keine. Nur Vermutungen, was die Hintergründe für das Erleben eines Teiles meines Lebens, sein könnten.

Gerne würde ich mich mit Menschen austauschen, die 1968 und 1971 in St. Peter-Ording im Goldenen Schlüssel waren. In meinen Brief von 1971 schreibe ich von einem Roland aus Heidelberg, den ich schon 1968 dort getroffen habe.
Des Weiteren schreibe ich, dass es mir hier sehr gefällt, dass das Essen nicht schlecht sei, dass wir 20 Jungen im Zimmer, Unterkunft Zwergenland, sind, ich schon viele Freunde habe, die Tanten heißen Tante Brigitte und Fräulein Bresau und dass es ein Uhr ist und wir jetzt 2 Stunden ausruhen.

Verbindende Grüße
Michael
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zeuge schrieb am 08.11.2023
das Kindersanatorium in 2337 Binz/Rügen hatte den Name "Frohe Jugend" statt "Frohe Zukunft".
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Heike Diederich aus Ebergötzen schrieb am 08.11.2023
Ich bin 67 Jahre alt.
Weil ich als Kind eine „schlechte Esserin“ war, wurde ich auf die Initiative meiner Mutter mit 9 Jahren im Winter 1965 für 6 Wochen „zur Erholung“ nach Freudenstadt geschickt. Mit dem Zug, mit einer Gruppe Kindern und einer weiblichen Aufsichtsperson. Ich habe nur einige wenige Erinnerungen daran, aber trotzdem hat dieser Aufenthalt einen Teil meines Lebens bestimmt, und das bis heute. Es war ein kalter Winter mit viel Schnee und ich habe oft gefroren. Am deutlichsten erinnere ich mich an das heftige Heimweh in der ganzen Zeit. Alles war streng reglementiert und die Schwestern/Tanten waren sehr autoritär. Es gab z. B. Linsen mit Nudeln zu essen, was ich sehr ekelig fand, jeden Tag Milch mit Haut, Erdbeerquark und Arme Ritter, bestehend aus uraltem widerlich schmeckenden Gersterbrot und obendrauf Vanillepudding. Ich esse bis heute weder Erdbeerquark noch Erdbeerjoghurt noch Erdbeermarmelade Ich erinnere mich an ein Mädchen, das sich nach dem Essen ins Waschbecken erbrochen hatte. Sie musste das dann allein sauber machen. Wir durften auch Briefe nach Hause schreiben, diese wurden aber zensiert und wenn etwas negatives über das Heim und die Zustände darin stand, nicht abgeschickt bzw. es musste geändert werden. Kurz vor Ende der Kur hieß es, das nur diejenigen nach Hause dürften, die zugenommen hatten. Die anderen sollten 2 Wochen länger bleiben. Ich erinnere mich an die furchtbare Angst, die ich davor hatte. Letzten Endes traf das dann nicht zu, aber ich bin nach der Zeit krank und abgemagert nach Hause gekommen. Ich reise bis heute nicht gern, weil ich mich manchmal innerlich noch wie ein Kleinkind fühle, mutterseelenallein und verlassen.
Auch Ängste und depressive Verstimmungen begleiten mich immer mal wieder seit vielen Jahren.
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Kathi aus Dormagen schrieb am 07.11.2023
Ich war im Sommer 1964 für sechs lange Wochen (die ganzen Schulferien über) im Haus Hamburg in Bad Sassendorf.
Jetzt habe ich ein kleines Fotomäppchen von der großen Mädchengruppe gefunden, leider ohne die dazugehörigen Fotos.
Auf der letzten Seite haben drei Betreuerinnen unterschrieben: Marianne Eberl aus München, Arnhild Sievers aus Laboe und Gertrud Kemke (ohne Ortsangabe). Wenn ich mich recht erinnere, war Frau Kemke für meine Gruppe zuständig.
Ich erinnere mich weder positiv noch negativ an diese Frauen. Es ging streng geregelt zu, aber gequält oder missbraucht haben sie uns nicht. Massiv gestört hat mich allerdings, dass man keine Privatsphäre hatte: immer unter Kontrolle, Tag und Nacht.
Genau weiß ich noch, dass wir diese Frauen mit Frau …… angesprochen und gesiezt haben.
Vielleicht erinnert sich jemand an die Namen.
Alles Gute
Kathi
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Axel Lichtenstein aus Gelsenkirchen schrieb am 06.11.2023
Da ich als Kind ein sehr schlechter Esser war, haben mich meine Eltern zur „ Kur“ während der Sommerferien in den Schwarzwald geschickt. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie lange ich dort war. Vielleicht 4 Wochen, aber die kamen mir endlos vor. Ich erinnere mich, dass ich wohl auf Grund meines Alters in einer Gruppe von jüngeren Kindern war. Die Mehrheit der dortigen Kinder hielten sich in anderen Räumen auf. Ich wurde dort nicht körperlich misshandelt. Allerdings gab es Zwang auf eine elegantere Art. Zum Frühstück gab es Schwarzbrot mit roter Marmelade und roten Tee aus großen Alukannen. Mittags gab es Grießbrei, auf Wunsch mit einem Löffel voll roter Marmelade.
Und das, gab es jeden Tag, und es musste aufgegessen werden. Der Mittagsschlaf fand auf Sonnenliegen am Waldrand statt. Ich habe in meinem Leben noch nie einen Mittagsschlaf gemacht. Bis heute noch nicht. Also musste ich mich schlafend stellen, die Pinguine ( Ordensschwestern) haben sehr aufgepasst. Es waren die Sommerferien zwischen meinem ersten und zweiten Schuljahr, ich wollte meinen Eltern eine Postkarte schreiben, die Ordensschwestern waren mir dabei sehr behilflich und haben mir den Text vorgegeben. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mich meine Mutter vom Bahnhof abgeholt hat und ich an dem Abend zwei Teller mit Linseneintopf gegessen habe. Das hätte ich vorher niemals gemacht. Bis heute verabscheue ich roten Tee, Grießprodukte in jeder Form und bei dem Gedanken an Schwarzbrot mit Marmelade wird mir schlecht. Später als älterer Schüler bereitete mir der Geruch von Jugendherbergstoiletten und auch Waschräumen Angstzustände, die ich mir bis heute nicht erklären kann.
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Rapunzel aus Kronau schrieb am 05.11.2023
Hallo meine Name ist Petra
ich bin nun fast 64 Jahre alt und zur Zeit bei der Aufarbeitung meiner Vergangenheit( Trauma)
ich wurde im Sommer da war ich 4 1/2 für 6 oder 8 Wochen wegen Untergewicht mit meiner größeren
Schwester am Bahnhof abgeliefert dort wurde uns gesagt das wir zur Kindererholung fahren. Alleine! Das war damals ein richtiger Schock. Dort angekommen wurde ich sofort von meiner Schwester getrennt, in einem Schlafsaal untergebracht, die Koffer wurden aussortiert und die Kleidung wurde zum Teil weggeschloßen, warum habe ich damals nicht verstanden. Im Speisesaal gab es schrecklich ecklige Sachen zu essen, ich war sehr empfindlich und konnte unter Zwang nicht essen ich ekelte mich vor vielen Sachen und erbrach mich in den Teller. Ich musste solange sitzen und das Essen mit dem Erbrochenen essen, machmal bin ich vor Erschöpfung am Tisch eingeschlafen, ich wurde wach gerüttelt und wurde gezwungen den Teller leer zu essen, wenn das Essen wieder hoch kam bekam man den Mund und die Nase zugehalten bis man alles wieder schluckte, nur um wieder Luft zu bekommen. Im anderen Speisesaal saßen die Nonnen und speisten leckere Sachen wir konnte es bei uns im Speisesaal riechen freuten uns machmal - endlich was leckeres- aber nein nicht für uns Kinder
An machen Tagen war es so schlimm das wir gegearte Kartoffelschalen essen mussten. Einmal wurde ich sehr krank und wurde in ein Zimmer unter das Dach gebracht hier wurden mir alle Kleider und die Unterwäsche weggenommen, nur der Schlafanzug blieb mir, den trug ich Tag und Nacht ich war alleine, wurde eingeschloßen auch meinen liebsten Teddy nahmen sie mir weg. 3 mal am Tag für einige Minuten kam einer der Nonnen und brachte mir Essen und Tee, kein liebes Wort nur geschnautze wenn der Teller nicht leer war.Nach gefühlten Wochen durfte ich dann wieder in den Schlafsaal, aber alles war anderst für mich ich konnte mit den Kinder nicht mehr reden es war als hätte ich meine Sprache verloren, ich war verängstigt und mutlos. Ich dachte ich sehe meine Eltern und die Oma nicht mehr.Irgend wann hatte einer der Nonnen erbarmen und gab mir den Teddy zurück, das war der schönste Tag. Im Speisesaal zurück wurde ich nun öffendlich vor den Kinder gehänselt und ich bekam noch schlimmer Sachen zu essen, da die Nonnen dachten ich bin ausgehungert und ich müsste nun unbedingt zunehmen, das war ja der eigenliche Sinn dieser Kur
Leider wurde ich immer schwächer und dünner so das die Nonnen sich immer grausamere Strafen ausdachten haare ziehen, kalt abduschen, Haare schneiden, keine frische Unterwäsche ausgeben, stundenlang in der Ecke stehen, und Beten, nachts wurde ich aufgeweckt, einfach nur piesaken, Die Nonnen haben nicht alle Kinder gequält, sie suchten sich nur die schwachen Kinder aus, da ich sehr großes Heimweh hatte und immer weinte war ich offenbar das perfekte Opfer für die sardistischen Spiele. Ich habe heute noch das Gefühl das man mir Beruhgungsmedikamente oder ähnliches gegeben hat, da ich in meinen Träume noch einiges im Nebel sehe, es aber nicht zuordnen kann. In der Hoffnung alles ein bischen besser zuverarbeiten schreibe ich in das Forum.
Ich danke euch falls sich zu meinem erlebten jemand meldet.
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Gabriele Bornschein aus Schkopau Ot Ermlitz schrieb am 05.11.2023
Du meine Güte, als ich diese "Erinnerungen" gelesen hatte, war ich entsetzt und fühlte mich zurückversetzt. Kann diese Erfahrungen keineswegs teilen. Ich bin Jahrgang 1950, kam im Jan./Febr. 1965 ins Kindersanatorium "Charlottenhall", wegen starker Atemwegserkrankung. Sicher ging es vielen Kindern so, die aus dem ehemaligen Chemiebezirk Halle stammten und wissen was ich meine. Die Behandlungen waren überaus hilfreich, die Erzieherinnen und medizinischen Kräfte waren freundlich und kompetent. Am Essen und kulturellen Ablenkungen finde ich auch keine negativen Erinnerungen. Im Gegenteil, es war Winter und bei der Faschingsfeier war ich die Prinzessin, das machte viel Spaß. Schade nur, dass mein Prinz einen ganzen Kopf kleiner war als ich. Jeden Morgen wurden im Treppenhaus abwechselnd Kinder eingeteilt, die ein Lied sangen, um alle Kinder zu wecken und auf den Tag einzustimmen. Den Text und Melodie kenne ich immer noch und sang es meiner Enkelin heute noch vor. Sicher war es für die Kleinsten schwerer, hatten Heimweh und wurden von uns Größeren in Art Patenschaft mit betreut. Möglicherweise sieht es inzwischen räumlich ganz anders aus. Zu meiner Zeit gab es 4 Schlafsäle, je 2 auf einer Etage, die mit gemeinsamem Bad verbunden waren. Aufregend war es, als die Erzieher außerhalb des Hauses zu einer Feier waren und durch uns Größere auf unserer Etage Einbrecher gestellt wurden und die Polizei kam. An Strichlisten für gutes oder schlechtes Benehmen kann ich mich absolut nicht erinnern, auch nicht über derartige Bestrafungen, wie sie hier geschildert worden sind. Eines allerdings kann ich auch bis heute nicht, mir irgendwas in die Nase stecken lassen, denn diese Spülungen mit Solewasser waren tatsächlich ekelig, aber wohl als medizinische Maßnahme erforderlich. Mein Ziel ist es, das Heim irgendwann nochmal aufzusuchen. Ich hoffe, es klappt auch, denn dort hatte ich mich sehr wohl gefühlt und wollte das hier als meine Erinnerung beitragen.
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Stefanie aus Berlin schrieb am 31.10.2023
Ich war als 6-jährige für 8 Wochen im Herbst 1965 im Heim “Kinderkurheim Irmgard Remé und Herzland Riese” in Wyk auf Föhr.

Wir durften nur drei mal am Tag zu bestimmten Zeiten zur Toilette gehen. Da ich aber während des erzwungenen Mittagsschlafes mal musste schlich ich mich raus, um auf Klo zu gehen. Als ich sah, dass eine der Tanten vor den Toiletten Wache stand, lief ich schnell zurück, sprang ins Bett und stellte mich schlafend. Da die Tür hinter mir ins Schloss fiel, stand die Tante sofort im Zimmer und fragte, wer denn eben aufgestanden war. Darauf waren plötzlich alle Kinder hellwach und zeigten auf mich. Ich wurde aus dem Bett geholt, wurde auf den nackten Po geschlagen und in das Bett der Tante gesteckt, dass ich dann voll pinkelte, da ich nicht mehr anhalten konnte. Daraufhin gab es wieder Schläge. Ein anderes Mal, während einer Wanderung, musste ich auch so dringend, dass ich mich auf den Wanderweg gelegt hatte und verzweifelt auf meiner Blase rumgedrückt habe um nicht in die Hose zu pinkeln. Das war sehr schmerzhaft. Letztlich hab ich dann doch in die Hose pinkeln müssen und bekam wieder Schläge.

Ein höchstens 3-jähriger Junge wurde vor uns allen im Waschraum ganz heftig geschlagen, nachdem er in die Hose gekackt hatte.

Nachdem ich viele der Berichte hier, anderer "Kinder" gelesen habe kam die Erinnerung hoch, dass wir ständig ruhig sein mussten, nicht reden durften, egal wo und wann.

Ich kann mich auch nicht daran erinnern, je gelacht zu haben. Ganz im Gegenteil weiss ich noch, dass ich ganz viel geweint habe und damit ständig geärgert wurde, von wegen "Heulsuse". Auch kann ich mich nicht daran erinnern mit anderen Kindern Kontakt gehabt, oder gespielt zu haben.

Morgens gab es immer ganz ekligen Haferschleim, den ich zuerst nicht essen wollte. Da ich aber jedes Mal, wenn ich weinte und aufhörte zu essen nicht nur diesen Teller aufessen musste, sondern dann noch einen weiteren (ob es sich dabei um Erbrochenes handelte, kann und möchte ich nicht erinnern), egal wie lange ich dafür brauchte, hab ich dann lieber gleich den einen Teller mir reingezwungen.

Auch erinnere ich mich daran, dass wir einmal die Woche zum Nägelschneiden in langen Reihen in Unterwäsche vor unserem Schlafsaal stehen mussten. Es war schrecklich kalt und nicht selten wurde einem sehr schmerzhaft ins Nagelbett geschnitten, da die Nägel immer extrem kurz geschnitten wurden.

Irgendwie kam ich in den Besitz einer Postkarte (ich glaube, ich habe sie im Vorbeigehen auf einem Ständer geklaut) um meinen Eltern zu schreiben, dass sie mich bitte sofort abholen müssen. Da ich aber noch nicht schreiben konnte, ich ging noch nicht zur Schule, hab ich sie an "Mami und Papi" adressiert und den Text jeweils mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt. Also etwa: h. i. e. s. h. m. b. a. i. w. n .h. Dann hab ich sie in einen Briefkasten geschmissen.

Zum Ende hin war ich so verzweifelt, dass ich ernsthaft lange und immer wieder über einem Plan grübelte, wie ich abhauen konnte. Ich wollte Feuer legen und das ganze Heim abfackeln. Ich dachte, so würde es nicht auffallen, wenn ich verschwinden würde um mich auf einem Boot oder Schiff zu verstecken. Hauptsache weg, egal wohin.

Ich war auch eine ganze Weile sehr krank, hatte hohes Fieber, lag in meinem Bett, bekam einmal am Tag irgend einen Saft und war ansonsten völlig allein.

Von meinen Eltern weiss ich, dass sie mich wiederholt versuchten zu sprechen, was aber mit irgendwelchen Ausreden, von wegen "ich sei nicht da, grade auf einem Ausflug etc. verhindert wurde. Auch schrieben mir meine Eltern jeden Tag eine Karte, von denen ich höchstens ein Bruchteil vorgelesen und ausgehändigt bekam.

Ursprünglich sollte ich "nur" 6 Wochen bleiben, aber die Heimleiterinnen überredeten meine Eltern noch 2 Wochen zu verlängern, weil mir der Aufenthalt so gut täte.

Als mich dann meine Eltern abholten waren sie geschockt, wie dick ich geworden war. Ich stürzte mich in ihre Arme und konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen.

Nach ca. 2 Wochen bekamen meine Eltern von dem Heim einen Brief, dass ich jederzeit wieder gern willkommen sei. Mein Vater machte daraufhin einen "Scherz", dass sie mich ja nächstes Jahr wieder dorthin schicken könnten, woraufhin ich schreiend ins Badezimmer stürzte, mich einschloss und erst nach sehr langer Zeit mich überreden ließ die Tür wieder aufzuschließen und rauszukommen. Ich glaube, dass war der Moment, wo meine Eltern erst verstanden, wie schrecklich der Aufenthalt für mich war. Erzählt habe ich, glaube ich, so gut wie nichts.

Inwieweit dieses frühkindliche Trauma Ursache für meine bis heute andauernde Depression, mein Minderwertigkeitsgefühl und meine Angststörungen verantwortlich ist, kann ich nicht sagen. Da sich aber diese Symptome bei ganz vielen von uns äußern, gehe ich mal davon aus, dass es enorme Einflüsse auf mein weiteres Leben hatte.
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Sabine Homann aus Lippstadt schrieb am 30.10.2023
Ich habe dort furchtbare Misshandlung und Gewalt erfahren! Wurde über TK dorthin verschickt! Erbrochenes musste gegessen werden, man hat mehrere Stunden beim Essen gesessen bis der Teller leer war! Schlafen mit Gesicht zur Wand sonst gab es Schläge! Elternbriefe, ich konnte nicht mit 5 Jahren nicht schreiben, waren Fake News! Päckchen, auch zum Geburtstag wurden an alle Kinder verteilt! Ich habe einige Jahre später eine Kollegin getroffen, die dieses Martyrium ebenfalls erlebt hat, leider hat uns ja nie jemand geglaubt!
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Jana Uhlmann aus Obersulm schrieb am 30.10.2023
Ja, was ist zu schreiben, es ist ein wenig wie etwas öffnen, was lieber verschlossen bleiben sollte. Da ich aber nun eh an der professionellen Aufarbeitung der Ursprünge von meiner Angststörung bin, ist es an der Zeit. Ich kann mich bewusst nicht an sehr viel erinnern, schlechtes wird halt eher 'überschrieben'. An einiges aber umso mehr. Täglicher Essenszwang. Nicht nur der Zwang etwas zu essen, sondern aufzuessen, kein Rest durfte auf dem Teller bleiben. Und die Menge des Essens durfte natürlich nicht selbst bestimmt werden. Bei mir ist dir Erinnerung ein Brot mit Blutwurst. Ich habe mich geweigert, das zu essen. Ich weiß nicht, wie lange ich alleine mit den Aufsehern (Erzieher kann man es nicht nennen) im Speisesaal sitzen musste. Es gab verbale Drohungen, dass die Eltern dafür bestraft werden, bis dass ich länger dort bleiben muss. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob mir das Brot in den Mund geschoben wurde, nur dass ich mich danach mehrmals übergeben musste. Bestrafungen wie, keine Filme am Wochende(war das einzige Highlight), keine Briefe von den Eltern usw..Ich habe bisher noch nie mit jemanden darüber geredet.
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Uwe aus Düsseldorf schrieb am 29.10.2023
Meine Eltern verschickten mich 1957 im Alter von 12 Jahren nach Murnau am Staffelsee um den anstehenden Umzug innerhalb von Düsseldorf in eine neue Wohnung ungestört organisieren zu können. Ich kann mich - wie Gabriele aus Lüdenscheid - an großes Heimweh erinnern. Im Gegensatz zu einer Verschickung 4 Jahre zuvor mit meinem 4 Jahre älteren Bruder nach Bad Kreuznach habe ich den Aufenthalt in Murnau, abgesehen vom Heimweh, nicht in schlimmer Erinnerung. Ich weiß noch, dass ich im dem katholisch geprägten Heim bei einem Gottesdienst morgens auf nüchternen Magen umgekippt bin. Eine junge Betreuerin kümmerte sich um mich. Sie hatte sich bemüht, uns den Aufenthalt abwechslungsreich zu gestalten. Im Nachhinein glaube ich, dass ich dort mich zum ersten mal verliebt habe.
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Sylvia aus Karlsruhe schrieb am 29.10.2023
Ich wurde kurz vor meiner Einschlung vom Kinderarzt für 6 Wochen nach Bad Dürrheim geschickt (Kindersolebad oder Luisenklinik) wegen meiner anhaltenden bronchialen Infekte (1979). Es existiert noch ein Gruppenfoto aus dieser Zeit, auf der mehrere Kinder zu sehen sind. Es zeigt den Eingang der Luisenklinik. Ich weiß noch, dass meine Eltern (meine Mutter ging zur gleichen Zeit in Kur, aber woanders hin) mich laut Aussage einer der Schwestern (alles Nonnen) mich ohne Verabschiedung verlassen sollten. Das sei besser so. Ich durfte aus einem Fenster ganz oben im Gebäude schauen und habe mir gewünscht, dass sie sich umdrehen würden, was natürlich nicht geschah. Zwei Erinnerungen prägen mich bis heute (vielleicht erinnert sich ebenfalls jemand daran):
Ich wurde im Anschluss in eine Art "Aufenthaltsraum" geführt. Eine steile Treppe führte in diesen Raum. Die Fenster dort gingen bis zum Boden und wenn man raus sah, gab es eine Wiese und einen großen Baum. An einem Abend saß ich dort auf dem Boden, ein schweres Gewitter zog auf und ein Blitz traf diesen Baum.
Eine weitere Erinnerung ist, dass ein Mädchen seine langen braunen Haare abrasiert bekam, weil sie angeblich Läuse hatte. Wir saßen alle beim Essen. Das Mädchen wurde als letztes reingeschickt und musste den Raum alleine komplett durchqueren, so dass jeder sie so sehen konnte. Ich fand das sehr demütigend.
Wir gingen zweimal pro Woche in einen weiß gekachelten Raum zur Inhalation. Fast jeden Tag im Wald spazieren. Ich freundete mich mit einem der anderen Mädchen dort an. Sie hieß Claudia.
Ich erinnere mich noch, dass wir oft in Richtung Waschraum gingen, um Quatsch zu machen. Die Schwestern zogen uns an den Ohren und drohten, dass wir die Seife essen müssten, wenn das so weiter ginge. Ich war in der Zeit krank und musste einige Tage im Bett verbringen. Warum weiß ich allerdings nicht mehr. Ich hatte viel Heimweh, was allerdings keinen interessierte. Dass ich lange Zeit danach noch massive Trennungsängste hatte führe ich heute auf diesen Aufenthalt zurück. Das sind alles nur Bruchstücke, aber vielleicht war jemand zur gleichen Zeit dort.
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petra sunner aus St. John's schrieb am 28.10.2023
ich wuchs auf in einem 2000 einwohner ort an der Mosel, geboren 1956. zweimal bin ich in einem kinderheim gewesen: in freudenstadt und borkum. leider weiss ich sonst keine weiteren Details. Ich erinnere mich negativ nur an das Heimweh. Von Borkum erinnere ich etwas was ich als fies empfand, und da ich es erinnere vermute ich es traf mich im 'innersten'...warum jedoch weiss ich nicht: meine Mutter schickte mir ein paket mit meinen liebsten suessikeiten, dabei war auch eine (wie mir ershien, oder im nachhinein so erscheint) grosse tuete lakritz. Diese(aber vielleicht alles im paket, ich weiss es nicht mehr), wurde mir weggenommen, und es hiess: wird geteilt. (was ja auch irgendwie richtig waere). An Gutem erinnere ich das fuer mich damals neue leckere fruehstueck: haferflocken mit milch und banana. Und auch an ein klein wenig Schabernack den wir betrieben, wie zb. nachts in ein anderes schlafzimmer schleichen, ....Ich hatte also auch spass.
Wenn es leute gibt die auch auf borkum waren, dann koennten die mir vielleicht sagen....habe ich etwas absolut verdraengt was dort geschah? oder habt ihr auch eher positive erinnerungen? Fuer freudenstadt erinnere ich ausser dem heimweh gar nichts.
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