ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN
Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel
Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:
- Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
- Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
- Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen
Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!
Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.
Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.
Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der „Initiative Verschickungskinder“ (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen
Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.: IBAN: DE704306 09671042049800 Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de
Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen
Obwohl ich auf keinen Fall so lang von zu Haus weg wollte, redete ich mir ein, dass es schön werden wird, zumindest wurde mir das im Vorfeld immer weißgemacht, was ich für ein Glück hätte auf Kur fahren zu dürfen. Doch schon die insgesamt 9-stündige Anreise war eine Qual. Noch halb in der Nacht wurde ich von meinen Eltern zur Bushaltestelle gebracht. Der Bus fuhr mehrere Orte an und es dauerte fast zwei Stunden ehe alle Kinder abgeholt waren und wir uns dann auf den Weg nach Schöneck machten. Eine "Tante" stellte sich kurz vor, ich glaube Kühnert oder Kuhnert hieß sie. Wir durften im Bus nicht sprechen, Getränke und Süßigkeiten sammelte sie ein.
Wir sollten die Augen schließen und schlafen, was bei dem Geschaukel unmöglich war. Weil ich eine der ersten war, die eingestiegen war und schon knapp wir Stunden im Bus saß, musste ich nötig auf die Toilette. Als es immer dringender wurde stand ich auf, ging zur "Tante" und sagte es ihr. Sie schrie mich an, was mir einfällt einfach aufzustehen und obendrein hätte ich gegen das Sprechverbot verstoßen. Ich wurde vorher noch nie so angebrüllt und war derart eingeschüchtert das ich weinte. Ich musste mich wieder hinsetzen und die Tante verkündete das in einer Stunde eine Pause sei. Diese Stunde war die Hölle. Mein Harndrang war so schlimm dass ich nicht aufhören konnte zu weinen. Mir tat alles weh und ich war heilfroh als der Bus endlich an einer Raststätte hielt. Doch meine Erleichterung währte nur kurz. Alle Kinder durften aussteigen, außer ich. "Du nicht!", sagte sie zu mir. Die hat mich ernsthaft nicht auf die Toilette gelassen und ich musste in die Hose machen, weil ich es keine Minute länger aushielt.
Ich kam also schon total verstört im "Kurheim" an und diese "Tante" hatte mich vom ersten Tag an auf dem Kicker. Unsere Taschen und Koffer wurden uns weggenommen und für die gesamte Zeit weggeschlossen. Auch Kuscheltiere und Puppen mussten wir abgeben.
Das Essen war eine Qual. Weil ich zu dünn und schmächtig war, bekam ich jeden Tag abwechselnd Milchreis und Grießbrei. Von dem Lebertran den ich jeden Tag früh und abends bekam, musste ich mich regelmäßig übergeben und musste es danach selbst aufwischen. Oft saß ich noch ein oder zwei Stunden am Tisch, bis ich den Milchreis hintergewürgt hatte, während alle anderen Kinder draußen waren.
Noch heute bekomm ich Würgereiz wenn ich nur an Milchreis denke. Erzählen war im Speiseraum strengstens verboten. Man durfte nicht mit dem Besteck klappern.
Mittwoch war Badetag, jeweils zwei Kinder gingen nacheinander für 5 Minuten in eine Wanne mit einer lauwarmen graubraunen Brühe.
Das Schlimmste war, das wir nur drei mal am Tag, jeweils nach den Mahlzeiten, auf die Toilette durften. Außerhalb dieser Zeiten waren die Toiletten abgeschlossen, auch nachts. Für mich war das doppelt schlimm, da ich eine schlechte Esserin war. Weil ich regelmäßig sitzen bleiben musste, war die "Toilettenzeit" meistens schon vorbei ehe ich alles aufgegessen hatte und aufstehen durfte. Dann waren die Toiletten bereits wieder abgeschlossen. Es kam auch einmal vor, dass eine Toilettenzeit für die gesamte Gruppe gestrichen wurde, weil zwei Kinder während des Mittagsessens laut gelacht hatten. Wie es nach dem Mittagsschlaf im Zimmer gestunken hat, kann sich jeder vorstellen.
Das ständige Einnässen und Einkoten hatte mich für viele Jahre traumatisiert. Dabei waren die Strafen und Ohrfeigen noch das geringere Übel gewesen, die Scham und das Bloßstellen waren schlimmer, obwohl ich nicht die einzige war. Viele Kinder haben in die Hose oder ins Bett gemacht.
Nach der "Kur" war ich ein Nervenbündel und habe mindestens ein halbes Jahr lang ins Bett gemacht.
Es war damals eine lange Zeit, meine Eltern haben aber ab und zu mich dort angerufen. Dadurch wurde das Heimweh natürlich größer, und ich hab dann geweint. Wurde dann aber liebevoll getröstet, dann ging es wieder. In großem und ganzem war es dort eine schöne Zeit. Tagsüber wurde immer viel unternommen. Im angrenzenden Wald war es immer abenteuerlich zu spielen. Kann mich natürlich nicht mehr an alles erinnern, dafür ist es zu lange her. Aber ich habe absolut nichts schlechtes zu berichten!!
Für diejenigen die schlechtes erfahren haben, tut es mir wirklich aufrichtig leid!!
meinen ersten Eintrag möchte ich noch ergänzen.
Nachdem ich am 20.12.1961 wieder nach Hause durfte bin ich wenige Wochen später an Gelbsucht erkrankt- aus der Gelbsucht folgte eine Hepatitis A mit hohem Leberwert, starken Gelenkschmerzen die bis heute andauern.
Ich bin überzeugt
ich hatte während der Erholung starkes Heimweh, habe viel geweint- das durfte nicht sein, musste abgestellt werden weil es die ganze Gruppe beeinträchtigt hätte- Heimweh abstellen ging nur mit Medikamenten- also muss ich Medikamente erhalten haben-- ich konnte schlecht schlafen, auch dies wurde oft mit Medikamenten abgestellt.
Ins Solebad mussten wir nackt, das hätte in der Pubertät Probleme geben können- also erhielten wir, davon gehe ich aus,. triebhemmende Mittel.
Ob diese Mittel nun zur Gelbsucht geführt haben kann ich nur vermuten.
Der Träger war damals und heute die kfj München Erzbistum München-Freising. Lt.kfj gebe es keine Akten mehr woraus eine Medikamentengabe ersichtlich werden könnte.
Ich habe der kfj nun mitgeteilt dass ich der Auffassung bin dass Medikamente damals meine Gesundheit auf Dauer geschädigt haben.
Ich hoffe auf die Hilfe der kjf bzw.des Erzbistums München-Freising.
Werner Glasmacher
Kinder haben sich vor Heimweh die Haare ausgerissen. Die wöchentliche Untersuchung, zu dem man sich ohne Geschlechtertrennung nackt in einem dunklen, kalten Flur aufstellen musste war das schlimmste, was ich bis dahin erlebt habe. In Haus würden die Jüngeren von den Älteren Kindern drangsaliert. Es gab Schlägereien und ich würde beinahe mit einem Kissen erstickt.
Aber endlich wird das alles aufgearbeitet. Ich denke, dass niemand von den Verantwortlichen mehr am Leben ist. Sollen Sie in der Hölle schmoren!
Wir Kinder, an der Zahl 4-5 um die 10 Jahre alt, mussten uns als Strafe, weil wir in der Nacht unruhig waren, bei offenen Fenster auf das Bett legen und 15 Min. oder länger ohne uns zu bewegen still liegen bleiben.
Das war wirklich Folter, denn es kamen Fliegen durchs offenen Fenster von der Alm und kitzelte uns auf der Haut. Natürlich konnten wir nicht ruhig liegen bleiben.
Für jede Bewegung bekamen wir 5 Min. länger liegen bleiben. Ich bin jetzt 62 Jahre alt und trage dies nicht gute Erfahrung schon ewig mit mir rum.
Nachdem ich nun doch ein paar Kontakte bekommen habe. Will ich ganz gezielt nochmalig an meine Zeit anknüpfen in der ich in Rechtis-Weitnau gewesen bin. Die Kontakte die sich nun in dem vergangen Jahr mit mir in Verbindung gesetzt haben, sind alle Jünger gewesen.
Deshalb nochmalig mein Aufruf, wer war noch in dem Zeitrahmen von 1959 - 1961 für diese "Erholzeit" in Rechtis.
Allen anderen alles Gute weiterhin bei der Aufarbeitung.
meine email: DetzelMona-@t-online.de
Viele Grüße Mona
Mittagsruhe. Wir durften nicht aufstehen um auf die Toilette zu gehen. Im Treppenhaus saß eine Betreuerin
und passte auf. Wir sind auf dem Bauch zur Toilette gerobbt und hofften nicht erwischt zu werden Meine
Bettnachbarin saß auf der Bettkante und wippte auf der Bettkante um den Drang zu unterdrücken. Für mich war das Verbot auf die Toilette zu gehen traumatisch. Ich hatte später immer Angst, ich darf nicht gehen wenn ich muss. Ich habe ein Gruppenfoto von diesem Aufenthalt und stelle es gerne zur Verfügung.
Sehnsucht hatte ich und habe ich, dieses Gefühl habe ich heute noch nicht ablegen können und ich bin bereits 76 Jahre. Ich wurde dann ein Jahr später eingeschult, der 2. Versuch. Hat einigermaßen geklappt.
Ca. 1 Jahr nach Aprath, wurde ich dann in den Schwarzwald am Titisee verschickt. Sehnsucht hatte ich immer. Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung. Dort waren viele Kinder und ich habe keine negativen Erinnerungen. Ich war sogar in einem Theaterstück, zum Abschluss der Kur, ein kleiner Seppel.
Ein Kind war in den ersten Jahren nach dem Krieg, nicht so ein wertvolles Gut, wie ein Kind es heute ist. Unsere Eltern hatte viele Existenzängste.
Viele Grüße Gerlinde
Besonders in Erinnerung ist mir geblieben, das ich den Schokoladenpudding aufessen musste, bis zu 3 Std. durfte ich im Schwesternzimmer unter Aufsicht aufessen.
Während die anderen Kinder nach 6 Wochen heim durften musste ich dort weitere 6 verbringen.
Beim Besuch von Mami und Papi durfte ich nicht weinen, sonst würden sie nie wiederkommen um mich abzuholen. Geweint habe ich anschließend im Bett.
Ich habe Gott sei Dank keine weitere Erinnerungen an diese Zeit.
Das einzige positive, meine Bronchitis was geheilt und ist nie wieder aufgetreten.
Auslöser war immer das Thema, warum fühle ich mich so unwohl bei fremden Menschen und warum kann ich mich keinen Gruppen oder Vereinen anschließen. Musste ich es dann doch einmal, fühlte ich mich immer sehr unwohl, sogar mitunter ängstlich.Ich habe diese Gefühle aber gut überspielen können.
Meine Erinnerungen an damals:
Ich liege in einem großen Schlafraum. Wir sollten schlafen, wir machten aber Witze und llachten. Ich fühlte mich gut. Wie aus dem dunklen Nichts heraus bekam ich eine schallende Ohrfeige. Ich fühle diese noch heute wenn ich davon erzähle.
Meine Mutter erzählte mir, dass sie für mich ein großes Osterei mit etwas Süßem und 20,- DM für Ostern mitgibt. Ich bekam aber nur das Süße!
Ich sitze alleine an einem Eßtisch. Vor mir ein Teller Milchsuppe mit " grünen Punkten ", ich ekelte mich davor.
Eine Gruppe Kinder sprachen Drohungen gegen mich aus, sie wollten mich verprügeln. Ich hatte immer Angst!
Ein älterer Junge stand mir bei, er nannte mich Sportsfreund. Ich fühlte mich beschützt.
Damals habe ich niemandem von dem Erlebten erzählt. Schamgefühl!
In den 2000er Jahren bin ich mit meiner Frau dann nach Boffzen gefahren. Ich wollte sehen ob es dieses Haus noch gab. Ich erkannte in diesem Ort nichts mehr, zu vieles hatte sich verändert. Wir wollten nun heimfahren, da sah ich eine Turmspitze mit einer Wetterfahne. Das war es, das Gebäude. Wir fuhren dann dort hin. Mit einem ängstlichen Gefühl fuhr ich nun auf das Gelände. Nun wurde es als ein Altenpflegeheim geführt.
Ja, fast wie in meiner Erinnerung. Aussteigen, nein! Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl!
Danke, das es diese Initiative gibt.
Liebe Grüße
Ralf Burow
Ich war wohl 6 oder 7als ich zum Ponyhof nach Schönau
verschickt wurde. Damals wurde ich bereits von meinem Cousin sexuell mißbraucht, was bis heute niemand meiner Familie weiß. Durch die seelischen Schäden habe ich nicht gegessen und war auch sonst auffällig.
Aus diesem Grund wurde ich verschickt. 6Wochen zum Ponyhof nach Schönau.
Bereits seelisch zerstört musste ich dann noch meine Familie für so eine lange Zeit verlassen. Eine wunderschöne Zeit wurde mir versprochen. Jeden Tag reiten und viel Zeit mit den Ponys verbringen.
Es war eine grauenhafte Zeit. Kind sein war in diesen Heimen wohl verboten. Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern aber was ich nicht vergessen werde ist, das verzweifelte Kinder in Lego Eimer pinkelten weil man nachts nicht zur Toilette durfte. Ich selbst habe auch einmal vor lauter Heimweh ins Bett gemacht. Ich habe versucht die Bettwäsche abzuziehen und im Bad zu reinigen weil ich so eine große Angst vor der Strafe hatte.
Ich musste dann den ganzen nächsten Tag im dunklen Zimmer im Bett verbringen. Kontakt zu den Eltern war verboten.
Ich habe erst jetzt durch einen Artikel in einer Frauenzeitschrift von den Verschickungsheimen erfahren. Mir war nicht bewusst das es so vielen Kindern auch so ergangen ist. So nach und nach kommen die Erinnerungen zurück.
Ich hatte lange Albträume war immer sehr auffällig und irgendwie hab ich in Erinnerung das ich mal Contergan bekommen habe.
Werde gerne meine Geschichte erzählen.
Ich bin gebürtig aus Essen, wurde von der Zeche verschickt. Mein Vater hatte damals offene TB und meine Mutter hatte sehr wenig Geld.
Meine Nachbarskinder wurden auch mit mir in den Zug gesetzt. Wir wurden sofort getrennt. Somit war ich ganz alleine.
Einmal wurde mir abends ein nasser Waschlappen in mein Bett gelegt. Ich erschrak und habe wohl ein Laut von mir gegeben. Sofort würde ich mit anderen Kindern , mit dem Gesicht zur Wand mit Bettdecke über mich, stundenlang in dem achteckigen Flur stehen.
Wenn ich keinen Hunger hatte, wurde ich in den Keller transportiert mit Gewalt und einer korpulenten Frau mit Pferdeschwanz auf den Schoss gesetzt. Sie hat mich festgehalten und das Essen in den Mund geschoben und den Mund zugehalten bis ich geschluckt habe. Das mehrmals.
Seitdem esse ich keine Tomatensuppe und gewürfelte Möhren mehr.
Beim spazieren gehen , kamen wir täglich an eine Brücke. Dort wurde uns gesagt....wer gelogen hat fällt gleich in die Tiefe. Wir hatten grosse Angst.
Meine Mutter hatte mir einen kleinen Tiger von Steif gekauft zum trösten. Auch Der wurde mir weggenommen....Ich habe Ihn nie mehr wieder bekommen.
Eine Nachbarin konnte schreiben. Sie hat für mich eine Karte an meine Eltern geschrieben. Die Karte wurde vor meinen Augen vernichtet und ich musste ständig in der Ecke im Flur stehen.
Ich weiss bis heute noch wie die Frau aussah...der Flur und das ekelige Essen.
Zudem habe ich danach eine immer stärker werdende Panikstörung entwickelt.
Leider lebt niemand mehr, der mir sagen kann, wo das war. Für mich als damals 5-6 Jähriges Kind war es ein purer Albtraum.
Habe heute noch psychisch mit den erinnerungen zj kämpfen wenn ich an diese zeit denke..von physischen und psychischen terroraktionen wollte sich ein mitbewohner(auch aus nürnberg)sogar das leben nehmen,ich konnte ihn als freund dann aber davon abbringen..
Wenn ich heute jemand verantwortlichen ìn die finger bekommen würde könnte ich wahrscheinlich meinen hass gegen solche charakteren nicht mehr unter kontrolle bringen..
Schade dass niemand mehr greifbar ist...
Wollte diese einrichtung 2019 mal besuchen,habe aber von einem anwohner erfahren dass das gebäude abgerissen wurde....
Die zweite schlimme Zeit erlebte ich bei meiner Rückkehr im Lager. Meine tief gläubige, katholische Familie glaubte meinen Schilderungen nicht und ich musste Hohn und Spott von ihnen ertragen. Besonders von meinen älteren Brüdern über Jahrzehnte. Auch daheim konnte ich bis in das Erwachsenenalter keinen Bissen Fleisch herunterbringen. Erst im Alter von etwa 18 Jahren gab es zaghafte Versuche Fleisch zu konsumieren. Ab etwa dem 10. Lebensjahr hatte ich mich an Wurst herangetraut. Von nun an hieß ich in der Familie "Würstchen Fred" was mir sehr weh tat. Noch schlimmer war für mich, dass mir niemand in der Familie geglaubt hat. ich leide auch heute noch darunter und es kommen die Erinerungen wieder hoch. Als die ersten Fälle von Kindesmissbrauch in den Medien erschienen war es leider zu spät. Meine Eltern und meine geliebte Großmutter leben seit Ende der 1970ger Jahre nicht mehr. Wenn ich heute die Fotos meiner Kindheit betrachte, kann ich kaum glauben, dass ich das einmal war. Spindeldürr, nur Haut und Knochen. Ich weiß leider nichts von Anmerkungen über meinen körperlichen Zustand von Kinder-, bzw., Schulärzten.
Als immer mehr Mißbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt wurden, trat ich aus der Kirche aus. Leider existiert keine Hölle, wie uns die katholische Kirche aus ihren Märchenbücher vorgelesen hat, sonst würde ich heute den damaligen Verantwortliche einen dauerhaften Aufenthalt dort gönnen.
Es wäre schön, wenn ich von anderen Mißbrauchsopfern, die vielleicht auch in der Zeit in Loccum lebten und vielleicht auch in diesem Heim untergebracht waren, mir berichten könnten.
Ich habe auch jetzt erst von der Möglichkeit erfahren, mal los zu werden, was mir alles angetan wurde.
Ich war mit 6 Jahren wegen Untergewicht über das Bezirksamt Spandau von Berlin verschickt worden.
Ich versuche hier mal aufzuzählen, was alles war:
Man durfte den Eltern nichts erzählen/ es wurde behauptet , dann müsste man bleiben.
Ich wurde mit Gewalt gezwungen ein großes Brot abends zu essen, sie pressten mir es rein und ich erbrach.
Nach 19.00 Uhr musste ich auf die Toulette und wurde dafür in einen dunklen Raum eingesperrt und sah dem Mond durch das Fenster.
Ich musste Zuckerrüben Sirup essen und Rosinen.
Es war Ekel. Deshalb kann ich es bis heute nicht essen.
Ich trinke keinen Kaffee und hasse Bitterstoffe, da ich dort gezwungen wurde Karo Kaffee zu trinken.
Ich hatte viele lange Jahre als Kind Alpträume.
Mittlerer Weile habe ich sie nicht mehr.
Die Älteren puschten abends in Taschentücher und schmissen sie aus Angst unters Bett
Postkarten etc wurden uns nicht gezeigt, wenn die Eltern welche schickten
Durch die verstärkte TV-Präsens in den letzten Tagen zum Thema „Kinderverschickung“ sind auch bei mir wieder die alten Erinnerungen geweckt worden. Daher habe ich mich entschlossen auch meine Geschichte zu erzählen. Außer mit meinem Mann habe ich noch nie über meine schlimmen Erlebnisse gesprochen.
Mein Name ist Inge Königshoven geb. Gawrisch und bin Jahrgang 1946. In den 1950er Jahren habe ich wegen Unterernährung dreimal an diesen Kinderverschickungen teilgenommen.
Zuerst war ich im Kinderheim in Waldbröhl, danach in Schloss Herdringen im Sauerland, sowie in Bad Rippoldsau im Schwarzwald (durch notwendige Verlängerung insgesamt 12 Wochen).
Die von unterschiedlichen Personen geschilderten schlimme Dinge in der Rubrik „Zeugnis ablegen…“ habe auch ich erlebt und habe damals sehr darunter gelitten. Ich kann alles bestätigen, was in den vielen Veröffentlichungen geschrieben wurde.
In den drei unterschiedlichen Heimen habe ich immer wieder das gleiche erlebt. Es waren durchweg Bestrafungen, Gewaltanwendungen und Zwang.
Hier einige Beispiele:
Essen, es musste alles aufgegessen werden, solange mussten wir am Tisch sitzen bleiben. Hat sich ein Kind erbrochen mussten sie das Erbrochene essen und alle Kinder mussten zuschauen.
Schlafenzeit, die Mittagsruhe und die Nachtruhe mussten streng eingehalten werden, alle Kinder mussten ruhig in Ihren Betten liegen. Toilettengang war verboten und wurde bestraft. Wenn wir dringend mussten, haben wir heimlich ins Waschbecken gemacht.
Lebertran, jedem Kind wurde zwangsweise der eklige und ölige Fisch Lebertran eingeflößt.
Morgendliches Waschen, wir mussten uns täglich und nackt vor die Waschrinne stellen und dann wurden wir mit dem Schlauch und eiskalten Wasser von unten abgespritzt (ich hatte von dem kalten Wasser teilweise blaue Lippen).
Post nach Hause, wurde zensiert und vorgesagt, nur schöne Worte. Es wurde mit Strafe gedroht, wenn man etwas anderes schreiben wollte.
Heimweh, ich hatte fürchterliches Heimweh. Am schlimmsten war es bei meinem letzten Heimaufenthalt. Alle Kinder fuhren nach 6 Wochen heim, nur ich nicht. Da ich während der 6 Wochen nur 30 Gramm zugenommen hatte, kontaktierte der Arzt meine Eltern für eine Zustimmung die Kur zu wiederholen. Keiner hat mit mir darüber gesprochen. Für mich brach eine Welt zusammen und habe gedacht meine Eltern wollten mich nicht mehr. Meine Augen waren vom vielen Weinen entzündet und voller Krusten.
Heute fehlen einem die Worte, wenn man darüber nachdenkt. Statt einer Erholung war nur das Gefühl des Zwanges und der Verlassenheit präsent. Man hat kleine Kinderseelen systematisch zerbrochen und das auch unter religiöser Leitung. Ich habe mir als junge Frau geschworen das ich mein Kind NIE an einer Kinderverschickung teilnehmen lasse!
Danke das Sie das Thema aufgegriffen und öffentlich gemacht haben und es auch weiter tun. Es ist wichtig lesen zu können was mit uns Kindern der Nachkriegszeit passiert ist und nicht vergessen wird!
Liebe Grüße
Inge Königshoven
Nachdem wir unsere Karten geschrieben hatten, wurden sie streng kontrolliert und korrigiert. Die Schwestern überprüften jede Zeile sorgfältig, und wir spürten die Anspannung in der Luft. Es stellte sich heraus, dass nicht die Schreibweise wichtig war, sondern der Inhalt.
Das nächste Ereignis war unerwartet und belastend, wir wurden gezwungen, alles aufzuessen, was auf unseren Tellern lag.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mit Abscheu auf meine Milchsuppe starrte. Ich mochte sie überhaupt nicht, aber es gab keine Gnade. Die Regeln waren klar: Niemand durfte den Raum verlassen, bis sein Teller leer war. Der Druck war enorm, und ich saß da, kämpfend gegen die widerliche Milchsuppe.
Die Situation nahm jedoch eine grausame Wendung, als der Junge neben mir plötzlich krank wurde. Er konnte die Milchsuppe nicht mehr halten, und sie landete auf seinem Teller und dem Boden. Die Schwestern waren unerbittlich, er wurde gezwungen, nicht nur sein eigenes Erbrochenes zu essen, sondern auch den Rest seiner Mahlzeit.
Mein Widerstand gegen die Milchsuppe wurde ignoriert, und ich musste sitzen bleiben, bis auch mein Teller leer war. Diese Erfahrung prägte sich tief in meine Erinnerungen ein und ließ mich nachdenklich zurück.
Die Tortur setzte sich fort, als wir zu einem Spaziergang aufgebrochen sind. Auf dem Weg entwickelte ich eine schmerzhafte Blase an meinem Fuß. Anstatt Mitgefühl zu zeigen, wurde ich isoliert. Man setzte mich alleine auf eine Bank und ließ mich dort für ungefähr zwei Stunden allein zurück. In diesem Moment fühlte ich mich verlassen und hilflos, nur sechs Jahre alt und mit einer schmerzenden Blase.
Dies ist nur ein teil, von dem was uns dort widerfahren ist.
Diese Erlebnisse haben mich geprägt und mir eine Perspektive aufgezeigt, die weit über die normalen Ferienerfahrungen hinausging. Sie haben mich gelehrt, wie wichtig Empathie und Mitgefühl sind und wie belastend autoritäre Regeln sein können, besonders für Kinder.
Geschwister wurden grundsätzlich getrennt untergebracht. Das Personal war sehr streng, ich kann mich an niemanden erinnern, bei dem ich mich wohl gefühlt habe.
Das Essen wurde einem aufgefüllt und musste aufgegessen werden. Wer das nicht schaffte, bekam das Mittagessen kalt zum Abend wieder serviert. Etwas anderes durfte nicht genommen werden, wenn es nicht gegessen wurde, gab es dieses zum Frühstück....
Mittags war 2 Stunden Mittagsschlaf, es durfte nicht geredet werden in dieser Zeit. Wer beim Reden erwischt wurde, musste nachts im Duschraum schlafen.
Die Briefe meiner Mutter wurden nur 1x pro Woche ausgehändigt und waren geöffnet. Zu Ostern schickte meine Mutter ein Päckchen mit Süßigkeiten. Auch dieses wurde geöffnet und der Inhalt an alle Kinder verteilt. Telefonieren durften wir nicht mit unseren Eltern. Wenn wir an die Eltern schreiben wollten, mussten wir die Briefe offen bei der Heimleitung abgeben.
Auf unser großes Heimweh ging niemand ein.
Friedrich ziegenmeyer
Ich erinnere mich daran das wir in der Gruppe ein Mädchen hatten das eine geistige Behinderung hatte und ganz alleine an einem Tisch sitzen musste
Das Essen war ekelhaft so das man es kaum runter bekommen hat. Habe oft bis abends vor meinem Teller gesessen. Jeden Tag mussten wir Meerwasser trinken das in riesigen Lenor Flaschen gelagert wurde.
Toilettengänge waren die reinste demütig, denn wir mussten rufen was es für ein Geschäft es war. Die Schwester kam dann und wischte sehr grob den po ab.
Jeden Abend mussten wir stramm vor unseren Betten stehen, wir wurden zu gedeckt und bestraft wenn wir uns zu oft bewegt haben.
Mein starkes Heimweh wurde ignoriert.
Uns wurde damit gedroht wenn wir zuhause was erzählen würden dann würden alle persönlich kommen und das aufklären.
Es war die schlimmste Erfahrung die ich in Menschen gemacht habe und tief in mir sitzt es noch sehr sehr fest.
Es war einfach nur die Hölle...Angst...Schrecken..Pein..Schläge..Hänselei..Ecke stellen..Zwang zum.Essen..Bis zum übergeben..Mit einem Feuerwehrschlauch abgestritten nach dem Solebad..dass man an die Wand flog...usw.usw...wer hat ähnliche Erfahrungen dort gemacht..
Mfg Udo aus Leverkusen
.Irgendwann hatte der Zug, mit mir im Gepäck den Zielbahnhof erreicht. Mit dem Bus ging es weiter zum Heim. Dort wo das Haus stand sah es ganz wunderbar aus! Das Kurhaus schien aus zwei Haupthäusern zu bestehen, wo im linken Haus die Mädchen untergebracht waren und im rechten die Jungen.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie die älteren Mädchen vom Flurfenster aus den Jungen im gegenüberliegenden Haus, die ebenfalls an ihren Flurfenstern standen, zuwinkten oder Grimassen schnitten. Eine grosse Wiese hinter den Häusern lud zum spielen und rennen ein, umgeben von riesigen Tannen, wo man sicherlich gut hätte verstecken spielen können, doch dazu kam es in den 6 Wochen nur ein mal! Man durfte einfach nicht raus gehen. Ich hatte darum gebettelt an schönen und auch unschönen Sommertagen einfach nur über die Wiese zu rennen, doch es war nicht erlaubt! Ich fühlte mich wie eine Gefangene, darauf wartend endlich frei gelassen zu werden. Es war so traurig und es zerriss mir mein Herz diese wundervolle Natur nur mit den Augen vom Flurfenster betrachten zu dürfen. Manchmal durften andere Kinder, anderer Gruppen nach draußen gehen - und das zu sehen, verschlimmerte mein Herzgefühl um ein Vielfaches. Ich wäre am liebsten zu meiner Mutter gerannt und hätte ihr all diese Ungerechtigkeit berichtet, doch sie war für 6 Wochen einfach nicht für mich da. Anrufen war nicht erlaubt, Schreiben schon, doch wie, wenn man es noch gar nicht konnte?! Also durfte ich meinen Unmut einer Betreuerin erzählen, damit sie es auf eine Postkarte oder einen Brief schrieb. Da ihr der Inhalt aber nicht gefiel, blieb es nur bei „Liebe Grüße aus Braunlage.“
Da nun bekannt war, dass ich von dem ganzen Laden nichts hielt und ich alles nur doof fand, wurde ich dementsprechend auch mit viel Ignoranz behandelt. Wenn ich Heimweh hatte sollte ich mich nicht so anstellen, wenn ich Bauchweh hatte, sollte ich mich auf den Bauch legen (was ein Schwachsinn), man hatte einfach keine adäquate Hilfe oder Unterstützung in den Situation bekommen, mit denen man sich konfrontiert sah. Es war auch schwierig mit den anderen Kindern Kontakte zu knüpfen, denn sobald man Spaß hatte, spielte, lachte, wurde man von den Betreuern wieder auseinander getrieben, weil man zu laut war, dass scheinbar kranke Kinder unter diesen Umständen nicht genesen konnten. Man durfte in den Essensraum gehen und sich dort mit basteln und malen leise in der Gruppe beschäftigen, doch das war für mich viel zu langweilig!
Soweit ich mich daran erinnern kann, gab es an einem Tag ein „Straßenfest“ mit Wettkämpfen im Sackhüpfen, Eierlaufen, Dosenlaufen und Apfelfischen aus einer Wasserschüssel mit dem Mund. Der Tag war wirklich schön, mal nicht langweilig wie alle anderen.
An einem anderen Tag machten wir eine Bustour. Ich weiß nicht mehr wohin, doch am Ende konnte man sich einen überdimensionalen langen, dicken Bleistift als Souvenir kaufen. Wenn man es mochte auch diese hässlichen Porzelanfiguren, die je nach Wetterlage blau oder rosa glitzerten.
Der Busfahrer schien mir in dieser unendlich langen Zeit der netteste Mensch zu sein, denn während wir fuhren erklärte er uns die Welt, die wir da draußen sahen. Er bemühte sich um unsere Aufmerksamkeit und ich nahm es dankend an. Endlich jemand, der sich für uns zu interessieren schien.
In den Nächten wenn die Gedanken besonders laut wurden, wenn man nicht reden durfte und das Gefühl von Heimweh sich wie eine Decke um das Herz legte, machten die Betreuer netter Weise „Das kleine Nachtgespenst“ an und ließen die Geschichte über den Flur laufen. So schlief man leichter ein, mit der Hoffnung am nächsten Tag endlich wieder in den Zug gesetzt zu werden, Richtung Heimat, Richtung Freiheit!
Handgreiflich ist mir gegenüber niemand geworden, doch die emotionale Kälte, das Gefühl von Einsamkeit, ohne Freunde und Familie zu sein, das Gefühl gefangen zu sein, keine Entscheidungen treffen zu dürfen hat gereicht, dass ich seit dem für 2 weitere Jahre nach stressigen Situationen immer schön eingenässt hatte. Dieser Urlaub schien mir richtig gut getan zu haben
Verrückt, wie present die Emotionen sind, wenn man sich mit diesem Teil der Vergangenheit bewusst beschäftigt und dachte, das ist vergangen und vergessen.
Ich war 1969 von September bis Oktober 6 Wochen in diesem " Erholungsheim". Ich weiß es nur deswegen so genau, weil ich damals im Heim Geburtstag hatte und 6 Jahre alt geworden bin. Ich bin die mittlere von 5 Kindern und mein damals 1 Jahr älterer Bruder war auch dabei.
Wir wurden schon gleich beim Ankommen im Heim voneinander getrennt und sahen uns nur zufällig wenn wir beim Aufstellen in Zweierreihen zum Spazierengehen direkt im Haus oder vor dem Haus aneinander vorbeiliefen.
Sonst sah ich meinen Bruder erst wieder richtig zu Hause.
Ich komme aus dem Baden-Württemberg und uns wurde sofort untersagt "Schwäbisch" zu reden.
Als ich dann nach Hause kam, redete ich auf jeden Fall Hochdeutsch, was sich aber schnell wieder legte.
Wir mussten auch immer alles essen was auf den Tisch kam. Meistens gab es zum Nachtisch irgendwas mit Apfel. Wenn es Äpfel gab, stand ein Bottich auf dem Tisch, wie wir meinten für die Apfelbutzen. Das war dann wohl der Trick der Ordensschwestern für die erste Quälerei.
Alle warfen ihren Apfelrest in den Eimer. Als alle fertig waren, wurde mitgeteilt dass der Apfel bis auf den Stiel gegessen werden müsste. Also mit Haus und allem. Sodann wurden willkürlich alle Apfelreste ausgeteilt, egal wem sie gehörten und man musste den Apfelrest essen. Ich fand das wirklich widerlich.
Wenn es Apfelmus nach dem Essen gab wurde mir oft schlecht. Ich habe einmal am Tisch erbrechen müssen. Erstens musste ich alles selbst aufputzen und dann das restliche Apfelmus mit Erbrochenem Inhalt leer essen. Ich weiß nicht genau, wie lange ich gebraucht habe. Aber auf jeden Fall war es eine schreckliche Quälerei für mich.
Man fühlte sich ganz klein und allein auf der Welt wie noch nie.
Irgendwie konnte man in dieser Zeit keine Freundschaften schließen. Ich glaube das war auch nicht gewollt.
Wegen irgendwelchen Vergehen z.B. ungefragtes reden oder so musste ich stundenlang in einer Ecke stehen. Der Raum war sehr groß und alle hielten sich da auf.
Ich weiß von einem kleineren Mädchen, dem wurde immer der Keller angedroht. Ich weiß aber nicht, ob sie da auch hinein musste.
Zumindest war es eine Abschreckung für uns.
Zu meinem Geburtstag bekam ich einen Kuchen von meiner Mutter geschickt und einen Filzclown mit Glöckchen zum Basteln. Der Kuchen wurde an alle verteilt und ich bekam nur 1 Stück.
Der Filzclown wurde mir von einer der netteren Ordensschwestern zusammengestellt. Das war eigentlich was zum aufhängen, denke ich. Es war ein dünner Faden zwischen den Filzteilen. Natürlich habe ich damit gespielt. Da ist mir der Faden zwischen den Gliedern gerissen. Als alle einen Film anschauen durften, sollte ich ohne Nadel nur mit den Fingern im halbdunkeln den Clown reparieren. Ich glaube ich war noch nie so verzweifelt.
Irgendwann hatte eine von den Schwestern ein Einsehen. Sie nahmen mir den Clown weg und schickten mich ins Bett. Ich war völlig fertig.
Jeden Abend mussten wir um ein Fusswanne herumsitzen die im Bad im Boden eingelassen war.
Das Wasser war immens heiß, aber wir wurden gezwungen unsere Füße hinein zu strecken bis die Schwestern sagten, es sei genug.
Unsere Waschutensilien rochen nach einiger Zeit ganz süßlich. Wenn ich den Geruch heute wahrnehme bin ich gleich wieder in Ratzenried.
In der Nacht saß eine von den Schwestern vor der Toilette und hielt Wache. Denn obwohl viele noch Bettnässer waren, durfte man nicht zur Toilette. Dafür gab es mächtig Ärger falls das Bett nass war.
Einmal habe ich mich vor meinem Bett erbrechen müssen, Hausschuhe und Boden musste von mir selbst unter Beschimpfungen gereinigt werden und ich war mit der Situation mehr als überfordert.
Wir mussten viele Briefe und Postkarten schreiben.Alles wurde zensiert und wenn es nicht gut geschrieben war, musste man nochmal anfangen.
Bei den Jungs bekamen wir mit, dass einmal ein Spielzeugauto fehlte. Alle Buben bekamen Schläge, bis der Schuldige gefunden wurde.
Einmal durften die Eltern zu Besuch kommen. Natürlich wurden wir vorher gebrieft. Im Garten wurden ganz viele Spielsachen wie Hüpfbälle, Bälle, Federball und vieles andere ausgeteilt. Wir durften fröhlich sein. Obwohl unseren Eltern wohl klar sein musste, dass wir total verändert waren.
Als die Eltern fort waren, wurde sofort alles an Spielsachen wieder weggeräumt.
Auf jeden Fall war es eine schreckliche Zeit. Noch heute, wenn ich vom Düngen der Felder Landwirtschaftlichen Geruch wahrnehme, bekomme ich sofort Kopfschmerzen und bin in eine andere Zeit versetzt. Wir mussten dort viel Spazierengehen.
Als mein Bruder und ich heim kamen und jeder so seine Geschichten erzählte wurde uns nicht geglaubt. Nicht einmal später als wir bei unseren Geschichten blieben
Das war auch so ein Ding, dass einem nicht geglaubt wird.
Bis heute fühle ich die Erleichterung über diese Heldentat. Vll liest einer von euch ja diesen Beitrag, wenn ja, dann nochmal danke
ich habe durch Zufall eine Dokumentation auf Youtube zum Thema "Verschickungskinder" gesehen und würde mich gern mit anderen Betroffenen austauschen.
Ich bin Jahrgang 1985 und wurde als 5-jährige zu einer Bronchitskur ins Volkssolbad 4732 Bad Frankenhausen Kindersanatorium "Helmut Just" geschickt (Kurbeginn: 29.03.1990, Kurende:08.05.1990).
Auch wenn ich aus dieser Zeit nur noch wenige Erinnerungen habe
- ohne Eltern zur Kur geschickt
- meine Eltern wussten zunächst nicht, wo ich war, bis Post aus dem Sanatorium kam
- keine Besuchserlaubnis; Telefon hatten wir damals nicht
- überwiegender Aufenthalt auf Krankenstation
wünsche ich mir für alle Betroffenen eine Aufarbeitung und Anerkennung seitens der Regierung, so wie es durch den Fonds Heimerziehung von 2012 bis 2018 für ehemalige Heimkinder in der BRD und DDR geschah.
[Ulrich Breitbach schrieb am 02.02.2022
Verschickungsheim: Bad Kreuznach, Knabenheilstätte „St. Marienwörth“
Zeitraum (Jahr): 1961 oder 1962
Ich suche Kontakt zu Personen, die wie ich Anfang der 60er Jahre ins Heim "Knabenheilstätte St. Marienwörth“ verschickt worden sind.
Ich denke ich war im Mai-Juni 1961 in diesem Heim, bin aber nicht sicher.
Das Heim wurde von Mönchen (ich denke Franziskaner) betreut. Ich war insgesamt sehr unglücklich in dieser Zeit, obwohl wir auch schöne Ausflüge gemacht haben und die Betreuung nicht so schlimm war.
erfahren).
Ich wurde hingeschickt weil ich anscheinend so "zappelig" war. Der Hausarzt hatte das empfohlen.
Ich war erst 5 1/4 Jahre alt und komplett überfordert.
Ich kann mich an folgendes erinnern:
Ich fuhr mit einer "TANTE" von Stuttgart HBF nach
Bad Salzuflen. Am Bahnhof hat mir meine Mama damals noch einen Teddy Bären gekauft. (Den gibt es noch
An was ich mich erinnere:
* Moorbäder mit Wecker an der Badewanne.
* Abends wurde im Schlafsaal "Das kleine Gespenst" vorgelesen. Die junge Frau war nett.
*Wir waren in einem Zoo mit dem Bus und ein grosses Tier hat zum Fenster hereingespukt. (Giraffe ?) ...
Keine Ahnung ob es in Bad Salzuflen einen Zoo gibt bei dem man mit dem Bus durchfahren kann.
Ich war dann irgendwie krank.. Vermute Erkältung.
Wollte immer nach Hause....
Mehr weiss ich leider nicht (mehr)....
Die 6 Wochen waren wohl einschneidend.
Bis zum 16ten Lebensjahr konnte ich nicht alleine sein.
Wollte nicht auf Schullandheime fahren und wenn doch ging es mir sehr schlecht und ich wollte wieder nach Hause...
Hatte Angst alleine zuhause zu sein....
wollte nirgends alleine wegfahren....
Fazit und Gedanken:
Was für eine psychologische Ausbildung hatten die damals, Kinder mit 5 Jahren 6 Wochen von zuhause wegzuschicken ?
Geld wurde sicher auch mit den ganzen Kindern verdient......
Die Eltern hatten es sicher gut gemeint und wussten es wohl nicht besser.
Meine eigenen Kinder mussten nirgends hin. Auch wenn es im Kindergarten eine Nacht war und es ging nicht, dann wurden die Kinder wieder abgeholt. Da gab es keine Diskussion...
Heute sind meine beiden Kinder junge selbstständige Erwachsene, die gerne verreisen und selbstständig leben und entscheiden können.
Niemand muss als Kindergartenkind wochenlang irgendwohin. Niemand........
Ich war ende 1979 in Bad Soden Allendorf. Erzieherinnen waren Nonnen. Zucht und Ordnung, Bestrafung ganz normal dort. Ich war dort wegen Inkontinenz, was nach der Kur noch schlimmer wurde.
Ich habe daran keine einzige gute Erinnerung. Ich war 9 Jahre alt.

Im Jahre 1960 wurde ich (Eckart) als viereinhalbjähriger Junge zusammen mit meinem 21 Monate älteren Bruder per Bahn ins Kindererholungsheim der Eisenbahn nach Bad Pyrmont verschickt.
Dort wurden wir einige Wochen lang gedrillt und gequält.
Es war größtenteils grauenhaft und angstbesetzt.
Unser Speisesaal befand sich in einem historischen Wintergartenanbau einer großen Stadtvilla aus der Gründerzeit. Die Kinder saßen zum Essen an einem langen Tisch, der von einer "Aufseherin" mit Stock zur Züchtigung ständig umrundet wurde, die darauf achtete, dass jeder seinen Teller leerte.
Wer das übermäßige / Ekel erregende Fett nicht essen wollte und sich auf den Teller erbrochen hatte, der wurde mit Stockhieben auf den Nacken gezwungen, das Erbrochene aufzuessen. Verweigerte man trotzdem, musste man am folgenden Tag insgesamt im Bett bleiben.
So erging es nicht nur mir.
Die Strafen, die Lieblosigkeit, die Angst und das Heimweh haben uns gebrochen.
Der Schlafsaal war ein mit Betten vollgestellter Raum, in dem man sich kaum bewegen konnte (teilweise Bett an Bett).
Das Verlassen des Bettes während der Nacht war bei Strafe untersagt. Wurde man mit offenen Augen im Bett liegend erwischt, gab es eine Ermahnung - "Augen zu - jetzt wird geschlafen".
Während der "Erholungszeit" kam einmal ein ambulanter Zahnarzt vorbei, der mir einen lockeren Milchzahn ohne Betäubung gezogen hatte. Ich verlor fast das Bewusstsein.
Im Jahre 2018 habe ich im Rahmen eines Kururlaubs auch Bad Pyrmont in der Parkstraße aufgesucht, um mich nach 58 Jahren an das noch immer nicht vergessene Grauen zu erinnern. Mein Bruder, der damals nur wenige Monate kurz vor seiner Einschulung stand, hat das Erlebte wohl besser verarbeiten, bzw. wegstecken - um nicht zu sagen - verdrängen können.
Bis heute erlebe ich bei fettigen Speisen einen Ekel.
Das Kinder-Erholungsheim der Eisenbahn steht dort nicht mehr.
Ich grüße alle ganz herzlich, Lg. Franz
Nun zu mir. Ich weiß nicht inwieweit meine eigenen „Kuraufenthalte“ / bzw. Verschickungen hier relevant sind, da sie in der damaligen DDR stattgefunden haben und wohl vieles etwas anders ablief. Ich kann dennoch sagen, dass auch an mir nicht alles spurlos vorübergegangen ist. Allein die Verschickung an sich... die Trennung von der Familie, von allem was einem vertraut ist... ohne einordnen zu können, wohin man gebracht wurde, wie weit weg von zuhause und ob bzw. wie man wieder zurückkommt. 6 Wochen sind lang und als Kind kommt man da auf die merkwürdigsten Gedanken. Dazu fremde Menschen, die prinzipiell jede nur erdenkliche Macht über einen haben. Weiterhin medizinische Anwendungen, die nie kindgerecht kommuniziert wurden... stattdessen wurde alles einfach mit einem gemacht. Egal ob es für das Kind beängstigend war oder nicht. Das interessierte niemanden. Diese Praxis war damals generell üblich. Auch bei Krankenhausaufenthalten habe ich dadurch schlimme Erfahrungen gemacht, z.B. als mir unter Anwendung von Gewalt der Magen ausgepumpt wurde. Ich war 8 Jahre alt und hatte die ganze Zeit das Gefühl zu ersticken. Die ganze Prozedur ohne Beisein eines Elternteils. Doch das ist eine andere Geschichte... Fakt ist, man fühlte sich in diesen sogenannten „Kuren“ irgendwie ausgeliefert, hilflos... man passt sich so weit es geht an, lässt alles über sich ergehen, fügt sich und schluckt die Ängste zusammen mit dem enormen Heimweh herunter.
Als ich das erste Mal verschickt wurde, war ich 4 oder 5 Jahre alt. Es war Ende der 70er Jahre und es ging nach Bad Frankenhausen in das Heim „Helmut Just“. Ich kann mich an fast nichts mehr davon erinnern.. Außer an einen großen Schlafsaal mit diesen typischen weißen Metallbetten (Lazarett-Betten, wie ich sie nenne) und daran, dass es gefühlt jeden Morgen Brote mit Erdbeermarmelade zu essen gab (die ich aber durchaus recht lecker fand). Auch weiß ich noch, dass mir oft Karten von meiner Oma vorgelesen wurden. Sie fand es schrecklich für mich, als Kind solange von zuhause weg sein zu müssen und wollte mir auf diese Weise Halt und Unterstützung zukommen lassen. Ich bin ihr dafür bis heute sehr dankbar... Zur Anreise erzählte mir meine Mutter (auf Nachfrage), dass sie mich zum Hauptbahnhof in Halle/Saale bringen mussten. Dort war so eine Art Sammelplatz, wo (laut ihrer Aussage) schon viele andere weinende Kinder warteten. Von dort ging es dann, ohne Eltern, mit dem Bus weiter. Ich habe keinerlei Erinnerung mehr daran. Meine Therapeutin meint, dass ich mich normalerweise daran erinnern müsste, da dies in diesem Alter prinzipiell möglich ist und die Verschickung ein intensives Erlebnis, abseits des Alltags war. Meine Kindergartenerlebnisse aus der selben Zeit sind merkwürdigerweise nach wie vor erinnerungstechnisch präsent. Sie denkt, dass damals eine Art Selbstschutz meiner Psyche einiges praktisch „ausgeblendet“ hat.
Auch von meiner zweiten „Kur“ (1983, in Graal Müritz, wahrscheinlich Heim „Richard Aßmann“) fehlen mir große Teile meiner Erinnerung, obwohl ich da bereits 9 Jahre alt war. Ich sehe das Zimmer vor mir, wo ich mit vier anderen Mädchen untergebracht worden bin. An einigen Tagen gab es in einem Nebengebäude etwas Schulunterricht, in kleinen Gruppen. Zu dem gab es Strandläufe und Wasserwaten am Meer, wo wir im Anschluss daran noch ein wenig Zeit bekamen, um Muscheln zu sammeln. Ein- oder zweimal wurde ein Waldspaziergang gemacht. Früh morgens Atemübungen (im Zimmer) vor dem offenen Fenster, mit freiem Oberkörper (es ging wohl hierbei auch um Abhärtung, denn es war mitunter recht frisch). Des Weiteren wurden in einem großen Gemeinschaftswaschraum kalte Güsse zelebriert. Auch an Bürstenmassagen kann ich mich erinnern. Unsere Betten mussten wir jeden Morgen selbst machen, auf eine uns vorgeschriebene Weise. Decke und Kissen hatten so zu liegen, wie es uns vorher gezeigt worden war, und das Bettlaken durfte keine Falten mehr zeigen. Zu Zeiten ohne Spannbettlaken keine einfache Aufgabe für ein Kind, eine schwere Matratze anzuheben und die Ecken des Lakens entsprechend der Vorgaben so zu falten, dass es am Ende komplett glatt aufliegt. Alles wurde anschließend vom Personal kontrolliert. Gab es Beanstandungen (welche durchaus in schroffem Ton geäußert wurden), musste man es noch einmal machen. Ich weiß noch, dass ich sogar später zuhause darauf achtete, dass mein Bettlaken faltenfrei war.
Vage kann ich mich an ein Mädchen erinnern, das einmal auf dem Flur stand, was wohl als Strafe gedacht war. Wofür, weiß ich nicht mehr.
Meine schlimmste Erinnerung aus dieser Zeit sind jedoch die Saunagänge. Ich konnte bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Begriff „Sauna“ gar nichts anfangen. Ich kannte so etwas schlichtweg nicht. Man brachte uns in einen kleinen sehr dunklen Raum (In meiner Erinnerung sind die Wände fast schwarz, z.T. wie verkohlt. Dies kann sich aber auch mit Albträumen vermischen, welche ich danach selbst nach Jahren immer wieder hatte). Die Hitze darin, schien mir unmenschlich und es roch merkwürdig. Dann wurde abgeschlossen. Ich hatte das Gefühl, in eine Art Backofen gesteckt worden zu sein und wusste ich kann nicht raus. Es war eine sehr beängstigende Situation. Ab und an schaute eine Schwester durch das kleine Sichtfenster oben in der Tür. Ich hoffte jedes Mal, dass sie uns rauslässt. Doch dann ging sie wieder. Irgendwann hörte ich das erlösende Geräusch des Schlüssels im Schloss. Danach wurden wir in einen anderen Raum gebracht. Dort mussten wir uns auf Pritschen legen und wurden mit angelegten Armen straff in Wolldecken gewickelt, damit die Hitze in unserem Körper nachwirken konnte. Es war beklemmend. Man kam von selbst nicht wieder aus dieser Decke heraus, man schwitzte und die Wolldecke kratzte auf der Haut. Doch fürs Erste war ich froh, aus der Sauna herausgekommen zu sein. Natürlich wiederholte sich das Ganze noch so einige Male in den sechs Wochen. Für mich hieß es jedes Mal: „nur irgendwie duchstehen“. Ich habe in meinem Leben nie wieder eine Sauna aufgesucht. 17 Jahre später hat mein Körper einmal mit einer starken Panikattacke auf einen Geruch reagiert (mir war plötzlich heiß und kalt geworden, ich fing an zu zittern, hatte Kreislaufprobleme und wollte nur noch dort weg) > später erfuhr ich, dass der Geruch, welchen ich kurz zuvor wahrgenommen hatte, aus einer Sauna kam, die sich unmittelbar in der Nähe befand. Es hat mich sehr überrascht, dass die besagte frühere Erfahrung aus der „Kur“ selbst nach so langer Zeit noch immer nachwirkte. Nicht auszurechnen, wie es denen ergehen muss, die während ihrer Verschickungen massivste Gewalt erlebt haben und diese als Erinnerung mit sich tragen. In einer der beiden „Kuren“ gab es einen Raum, in dem wir Soledampf einatmen/inhalieren mussten. Da ich aber Inhalationen in anderer Form aus der Praxis meines behandelnden Kinderarztes kannte, war dies für mich nicht schlimm. Ich konnte es als harmlos einordnen und somit war das okay. An weitere Dinge wie z.B. weitere Freizeitbeschäftigungen, Behandlungen, jegliche Mahlzeiten, weitere Räumlichkeiten, genaueres zum Personal etc., sowie An-und Abreise kann ich mich nicht erinnern. Auch frage ich mich immer wieder, wo unsere Sachen eigentlich verstaut waren. Das ist mir bei allen drei Verschickungen ein Rätsel.
2 Jahre später (1985-86), ich war 11 und wurde während der „Kur“ 12 Jahre alt, ging es in die dritte Verschickung. Es geschah jedes Mal auf Veranlassung durch meinen Kinderarzt , wegen angeblich chronischer Bronchitis. Dieses Mal schickte man mich sogar ins Ausland, in die damalige CSSR, nach Strbské Pleso (Hohe Tatra), ins Sanatorium „Helios“. Ich wollte keineswegs so weit von zu Hause weg und schon gar nicht wieder zu so einer „Kur“. Was würde mich dort nun wieder erwarten? Ich hatte Angst und doch keine Wahl. Am Flughafen Berlin-Schönefeld wurden wir „eingesammelt“. Mir liefen die Tränen und mein Vater sagte nur vorwurfsvoll: „Reiß dich mal zusammen! Wie alt bist du denn?!“ Es wurde meine erste Flugerfahrung und abgesehen vom späteren Rückflug auch meine letzte. Die alte Interflugmaschine war nicht gerade Vertrauen erweckend. Diesmal sind einige Erinnerungen an die Reise vorhanden. Es ging nach der Landung mit dem Bus weiter... eine sehr lange Fahrt. Ich wusste, dass ich nun definitiv so weit weg von zuhause war, wie noch nie zuvor. Ich befand mich in einem fremden Land, wusste nicht was mir dort bevorstand... allein das war schon beängstigend, selbst in diesem Alter noch.
Das Sanatorium war riesig. Es gab Mehrbettzimmer, wo wir ca. zu viert untergebracht waren. Die Altersstruktur ging etwas weiter auseinander, als ich es bisher kannte. Ich war eine der jüngsten in unserer Gruppe. Es war Hochwinter dort im Gebirge. Unsere Sachen, unser Schuhwerk (typisch für durchschnittliche Stadtkinder in der damaligen DDR) waren den stark winterlichen Verhältnissen nicht gewachsen. Alles wurde immer wieder innerhalb kurzer Zeit durchnässt und es war ziemlich kalt. Das Essen war soweit in Ordnung, wenn auch mitunter etwas fremd anmutend. In der Freizeit wurde viel draußen unternommen, meist Spaziergänge und Wanderungen, 1 oder 2mal ging es zum Rodeln am Hang hinter dem Sanatorium. In der Stadt durften wir manchmal von unserem Taschengeld einige Süßigkeiten kaufen, das war ein Highlight. Es gab auch 1 oder 2mal einen Kinonachmittag (das Kino befand sich in einer der unteren Etagen im Sanatorium, soweit ich weiß). Leider waren die Filme eher etwas für kleinere Kinder und ausschließlich in der Landessprache, aber Zeichentrickfilme versteht man ja dennoch irgendwie. Auch durften wir öfter nachmittags in einer Art Gemeinschaftsraum Karten spielen, Zeichnen etc. und dabei mit einem Plattenspieler Musik hören.
Früh wurde regelmäßig die Körper-Temperatur gemessen (unter dem Arm oder im Mund) und es wurde hin und wieder mit Salzwasser gegurgelt. Geduscht wurde gemeinsam, nach Gechlecht aber nicht nach Alter getrennt … manchmal etwas eigenartig vom Gefühl her. Das Personal war sehr nett. Bis auf eine Schwester, die sehr rigoros war. Sie sah es nicht gern, wenn wir zur Schlafenszeit zur Toilette gingen, also taten wir es irgendwie heimlich, wenn sie Aufsicht hatte. Alle anderen Schwestern waren freundlich und fürsorglich. Ich kann mich sogar noch an ihre Namen erinnern, sowie auch an einige der anderen Kinder bzw. Jugendlichen. Insgesamt habe ich an diese Verschickung die meisten Erinnerungen und durchaus einige gute. Dennoch war ich auch dort von beständigem Heimweh geplagt, zumal ich den Jahreswechsel und meinen Geburtstag dort verbrachte. Wie es sich mit den Weihnachtstagen verhielt weiß ich nicht mehr. Sechs Wochen sind jedenfalls lang, dazu die große Entfernung von der Heimat, in einem fremden Land. Man ist darauf angewiesen, dass Menschen, die man nicht kennt, einen wieder nach Hause bringen. Da man selbst nicht in der Lage dazu ist. Das ist und bleibt beängstigend.
Ich weiß noch wie erleichtert ich war, als das Flugzeug bei meiner Rückreise endlich wieder in Berlin-Schönefeld landete.
1987 sollte ich noch einmal ins Ausland verschickt werden (wahlweise nach Zypern oder Jugoslawien). Dagegen habe ich mich jedoch erfolgreich gewehrt. Meine Eltern haben mir das jahrelang immer wieder vorgehalten, wie „dumm“ ich doch war, so etwas tolles abzulehnen.
Noch lange nach meiner Verweigerung habe ich befürchtet, man würde mich irgendwann (praktisch über meinen Kopf hinweg) doch noch wieder wegschicken. Das passierte aber, Gott sei Dank, nicht. Gesprochen habe ich über all meine Ängste und Belastungen nie. Man hatte sich anzupassen und zu funktionieren, wie es von einem erwartet wurde.
Bis zur heutigen Zeit, bin ich ein Mensch, der zutiefst verunsichert ist und für den Reisen purer Stress sind. Weswegen sie soweit als irgendwie möglich vermieden werden. Ich brauche meine gewohnte Umgebung, meine alltägliche Routine und vertraute Menschen und Abläufe, um mich wohlzufühlen. Es muss quasi alles irgendwie kontrollierbar für mich sein. Ich muss die Gegebenheiten um mich herum einordnen können. Alles darüber hinaus bedeutet für mich Stress in höchstem Maße.
Vor einigen Jahren sollte ich zu einer medizinischen Rehamaßnahme, angedacht von einer größeren Behörde. Es kam mir vor, als hätte ich keine Wahl... ich fing an zu zittern, brachte kaum noch ein Wort heraus, hatte Panik. Die Sachbearbeiterin war sehr erschrocken über meine Reaktion und so nahm man letztendlich davon Abstand, was für mich eine große Erleichterung war.
Bei mir ist einiges in meiner Kindheit und Jugend, aber auch später, nicht so gelaufen wie es besser hätte sein sollen. Derzeit bin ich erwerbsunfähig verrentet. Nach diversen Diagnosen (wie Angststörung, Agoraphobie, Bindungsstörung u.s.w.) ergab sich im Laufe jahrelanger Therapie, dass ich unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung leide. Die Verschickungen haben ihren Teil dazu beigetragen, selbst wenn ich nicht so massive Gewalterfahrungen machen musste, wie so viele andere hier.
In meiner Familie wird dieses Thema eher abgetan, nach dem Motto: „Das war halt damals so.“ Ich sollte es doch endlich ruhen lassen.
Für mich sind es einige der Erfahrungen meines Lebens, die mir schon früh das Empfinden von Sicherheit genommen haben. Was blieb war ein permanentes Gefühl von Unsicherheit, Ausgeliefertsein, Machtlosigkeit und latenter Bedrohung... bis heute.
auch ich wurde mit 3 1/4 oder 3 1/2 Jahren 1962 vom Gesundheitsamt nach Tutzing geschickt, um die Nachwirkungen einer Lungenentzündung auszukurieren. Eines Tages wurde ich von der jüngeren Schwester meiner Mutter, die damals schwanger war, zum Bahnhof gebracht. Dort waren viele Kinder und einige Betreuer. Wir wurden in einen Zug gesetzt. Als Reisebegleiter hatte mir meine Mutter einen Teddybären gekauft. Ich war völlig ahnungslos, was vor sich ging und begann sehr schnell nach meiner Mutter zu fragen. Als Antwort bekam ich zu hören, dass sie beim nächsten Bahnhof auf mich warten würde. Als der Zug stoppte, hielt ich natürlich Ausschau nach meiner Mutter, aber sie war nirgends zu sehen und der Zug setzte sich rasch wieder in Bewegung. So ging es immer weiter, meine Frage nach meiner Mutter und die gleiche Antwort. Schließlich hieß es, dass wir zu einem großen Haus fahren würden, wo meine Mutter mich erwartete. Natürlich Pustekuchen. Ich kann mich noch an das Haus erinnern, aber viel weiß ich nicht mehr. So gab es wohl zum Frühstück Marmeladenbrote und mittags Grießbrei. An das Abendessen kann ich mich nicht erinnern. Es wurde aber Wert darauf gelegt, dass aufgegessen wurde. Die Kinder wurden alle regelmäßig gewogen, wobei ich im Arztzimmer immer Angst verspürte. An Grausamkeiten kann ich mich nicht erinnern. Gut im Gedächtnis sind mir noch der große Schlafraum, das Bad und der Sandkasten im Garten geblieben. Der Speiseraum wurde auch als Spielzimmer genutzt und es gibt auch Fotos mit mir darin. Aus den geplanten 4 Wochen wurden 6, da ich an Masern erkrankte. Man verlegte mich in das Krankenzimmer, ein kleiner Raum, in dem noch 2 oder 3 weitere Kinder waren. Dort ging es uns ganz gut. Es gab im Heim auch eine Betreuerin, wohl im Alter meiner Mutter, die mich öfter hinter der Tür versteckte, wenn die anderen Kinder raus gingen. Sie nahm mich dann auf Besorgungen in die Stadt mit. Ich glaube, dass sie Mitleid mit mir hatte, weil ich damals die Jüngste war. Sie schrieb auch Briefe an meine Mutter. Am Ende der Kur bekam ich zum Abschied ein kleines Geschenk. Zuhause musste ich nach 3 Tagen in die Klinik wegen des Verdachts auf Blinddarmentzündung. Die starken Bauchschmerzen kamen aber wohl durch die Umstellung auf das Essen meiner Mutter. Durch den Aufenthalt und das ganze Drumherum habe ich jedoch ein Trauma behalten. Jahrelang litt ich unter starken Trennungsängsten, so hatte ich riesige Angst, dass meine Eltern sterben würden und ich sie nie mehr wiedersehen könnte. Ein Versuch, mich in den Kindergarten zu bringen, scheiterte kläglich. Am Beginn der 1. Klasse musste ich zur Schule gebracht werden, wobei ich mich auf dem Schulweg an mehreren Hausecken übergab. Später waren Klassenfahrten für mich auch nicht einfach. Ich litt einfach immer unter der Angst, dass ich meine Eltern nie mehr wiedersehen würde, wenn ich fortging. Mein Auszug von zu Hause wegen der Aufnahme meines Studiums in einer weiter entfernten Stadt belastete mich anfangs auch sehr. Meiner Mutter habe ich nie verzeihen können, dass sie mich so ahnungslos weggeben hat. Ich habe als Erwachsene mehrfach versucht mit ihr darüber zu reden, aber sie blockte immer mit den Worten ab, dass das sein musste, weil ich mich damals ja erholen musste. Das letzte Mal versuchte ich es 2009, aber sie wiederholte ihre Begründung. Danach bekam sie einen schweren Schlaganfall und wurde zum Pflegefall. Ich habe mir immer gewünscht, dass sie wenigstens ein einziges Mal zu mir sagen würde, dass es ihr leid tut und sie das niemals wieder machen würde. Dann hätte ich mit der Geschichte vielleicht abschließen können. Das Schlimmste für mich war das erlittene Heimweh und ich habe bei meinen 3 Kindern alles vermieden, dass sie dieses Gefühl kennen lernen.
Ich würde gerne Kontakt mit Ihr aufnehmen oder auch anderen Kindern
die BEK war auch unsere Krankenkasse,ich wurde krank und bekam Medikamente,Tabletten.die so groß waren,dass ich sie nicht schlucken konnte
Deshalb habe ich heimlich Brot mitgenommen in mein Bett,die Tabletten darin eingewickelt und das Päckchen unter meiner Bettmatratze versteckt
Ich hatte fuerchterliche Angst erwischt zu
werden und die Hoffnung,dass meine Eltern mich abholen,wenn sie erfahren,dass ich krank bin
Sie haben es nie erfahren,Gottseidank waren meine Selbstheilungskraefte so gut,dass ich auch so gesund wurde und auch ich wie
wurde (wie Gabi) nach diesem Aufenthalt
als aufmüpfig empfunden,welch ein Missbrauch an uns Kindern in seelischer und körperlicher Hinsicht,die uns unser Leben sicher erschwert haben
Mich würde interessieren,ob Dr.Ewald an Medikamentenversuchen beteiligt war
Es gibt noch sehr viel mehr zu berichten,aber für jetzt hoffe ich,auf einen Kontakt zu Gabi
Barbara
Ich habe übrigens vor ca 4 Jahren Wuestensachsen besucht, zu meiner persönlichen Recherche,habe zufällig mit einem Mann gesprochen,dessen Frau damals in der Heimkueche gearbeitet hat,er sagte mir,dass seine Frau gekündigt hat,weil sie die Zustände dort nicht mehr Mitertragen und-ansehen konnte.Auch bei Anfrage in der Gemeinde keine Hilfe,genauso wenig wie bei der BEK.
Mich würde n
obwohl ich heute viel geweint habe, nach der Wut, vielen Dank an diese Seite und alle Berichte. Ich werde recherchieren und hoffentlich das Jahr und das Heim raus finden. Dann werde ich auch Zeugnis ablegen.
Mir hat nie jemand geglaubt, es ist so gut und wichtig darüber zu reden!
Wir Kinder wurden in Kassel alleine in den Zug gesetzt und nach Karlshafen gebracht. Im Zug habe ich mich mit einem gleichaltrigen Jungen befreundet und wir haben uns geschworen, die ganze Heimzeit zusammen zu bleiben.
Der erste Schock kam, als wir am Heim ankamen: Schon vor der Tür, wurden Jungen und Mädchen getrennt! Ich habe ihn nie wieder gesehen.
Jeden Mittag, wir bekamen das Essen in einer tiefen Schale, die wie ein Hundenapf aussah, habe ich mich in diese Schale übergeben, weil wir nicht aufstehen durften. Ich war eh ein "Spuckkind" und es war daher nicht verwunderlich.
Ich musste das Übergebene 3x aufessen, ehe ich mir einen neuen Schlag holen durfte. Den habe ich auch 3x übergeben, bis ich schließlich das Erbrochene wegbringen durfte. Sechs Wochen lang, jeden Mittag das gleich Prozedere...
Mir wird heute noch übel, wenn ich an die Konsistenz der "bearbeiteten Mahlzeit" denke.
Alle Kinder, die gespuckt hatten, durften bei den Spaziergängen keinen Schnee anfassen und auch beim Kaspertheater nicht zuschauen.
Jeden Mittag mussten wir Mittagsschlaf machen. Ich war schon immer ein sehr temperamentvolles Kind, das sehr sehr wenig Schlaf brauchte. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es dort geschafft habe soviel zu schlafen.
Aber einmal konnte ich mittags nicht einschlafen und als die Schwester zur Kontrolle kam, habe ich schnell die Augen geschlossen, aber sie hat trotzdem bemerkt, dass ich noch wach war. Sie hat mir die Bettdecke über den Kopf gezogen, und mich solange geschüttelt, bis ich nichts mehr mitbekommen habe.
Wir mussten auch unsere Waschbecken putzen und wehe, es war nicht gut genug. Mich hat die Schwester regelmäßig angeschrien. Dabei wusste ich gar nicht was ich besser machen sollte.
Es war eine schreckliche Zeit dort, ich bin drei Jahre lang nicht mehr alleine verreist, womit ich vorher kein Problem hatte.
Als meine Mutter mich nach sechs Wochen in Kassel vom Zug abgeholt hat, bekam sie einen Schreck: sie hatte gedacht, sie holt den lebenden Tod ab. Aber trotzdem hat sie beim Gesundheitsamt keine Beschwerde eingelegt. Ich hätte denen die Hölle heiß gemacht, wenn es mein Kind gewesen wäre!!!
Keuchhusten. Was Anfang der 70er bedeutete, dass die Mutter ihr Kind im Krankenhaus auf der
Station abgeben musste und von da an es nur noch über eine Trennscheibe sehen
konnte.
Keine Berührung, keine Nähe nichts, wir Babys hatten nur Kontakt zu den Schwestern, was hieß, sie fütterten einen, wechselten die
Windeln, das war es. Wenn man schrie, dann schrie man eben, da kam niemand und mit der Zeit wurden die Babys immer er stiller
und stiller. Heute weiß man wie schädlich so eine Isolation sein kann für ein Baby.
Ich musste ganze 3 Monate dort bleiben, was ich erst vor ein paar Jahren
herausfand war die Tatsache, das ich durch diese Behandlung schon
frühkindliche Störungen erlitten haben, Diagnose "Hospitalismus".
Menschen mit dieser Störung fällt es schwer vertrauen aufzubauen zur Mutter, Vater, Familie, man kann schon als Baby, Kleinkind unter
Depressionen leiden. Mir wurde das Urvertrauen genommen, das da wer
ist wo einen beschützt, liebt, sich um einen kümmert.
Meine Mutter sagte mal etwas zu mir, was ich seither nicht mehr
vergessen kann.
"Als ich dich aus dem Krankenhaus damals aus dem Krankenhaus holte und dich im Arm hielt, sagte ich zu deinem Onkel, das ist nicht mein Kind, sie ist so ganz
anders!!!
Und so war es auch, ich schrie einfach nicht mehr wenn ich Hunger oder
die Windel voll hatte. Ich schlief nur, schlief immer und überall...
Meine Mutter musste mich immer immer aufwecken damit ich überhaupt aß und da
war noch etwas, sobald sie mich ins Bett legte, fing ich an meinem Kopf hin und her zu drehen, monoton bis ich einschlief.
Kein guter Start ins Leben oder?
Seit ich denken kann habe ich von kleinst auf schon immer das Gefühl
gehabt, dass ich nicht in diese Familie passe, gehöre, nicht mal auf diese Welt.
Das ist etwas, was ich heute noch in mir trage.
Mein Leben stand einfach unter keinem guten Stern.
Mit nur 2,5 Jahren also 1976/77 schickte meine Mutter ( die zu dieser Zeit alleinerziehend war) mein Bruder 2,5 Jahre älter als ich) und mich in
ein sog. Kindererholungsheim!
Eine Freundin von ihr, die auch 2 Kinder hatte schwärmte ihr vor wie toll das doch wäre für Kinder und das es über die Arbeiterwohlfahrt AWO
finanziert werden würde.
So kam es, dass sie eines morgens zu uns sagte, dass wir mit dem Zug in
Urlaub fahren würden.
Sie begleitete uns in den Schwarzwald nach Schonungen. Sie ging mit uns
in das große graue mehrstöckige Haus.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass dort viele Kinder mit ihren Müttern waren.
Seit ich in dem Krankenhaus war, als Baby, war ich eine Mama-Klette, niemand durfte mich hochheben, da
verfiel ich sofort in Panik, fing an mich völlig zu versteifen bis hin,
dass ich aufhörte zu atmen. Von daher wich ich meiner Mutter nicht von
der Seite. Alle Mütter und Kinder waren im großen Speisesaal, dort gab
es für alle warme Schokolade und ein Nutellabrot.
Dann sagte meine Mutter zu meinem Bruder er solle kurz auf mich aufpassen, sie käme gleich wieder...
Sie verließ den Saal und kam nicht mehr zurück.
Für mich brach eine Welt zusammen, warum ließ sie mich/uns schon wieder
alleine???
Zu allem Übel wurden Geschwister sofort getrennt. Mein Bruder musste mit
den anderen Jungs in den 2 Stock und mich brachte eine sog. Tante in den1 Stock.
Ich war so unter Schock, dass ich nicht mehr sprach an diesem Abend, Nacht und auch sonst nur selten was von mir gab.
Ich war mit ein paar ebenfalls sehr kleinen Mädchen die jüngsten dort,
doch für uns galten alle Regeln und Bestrafungen genauso wie für die
älteren Kinder dort.
Mein Bruder sah ich nur noch bei den Mahlzeiten im großen Speisesaal,
doch unterhalten, mit einander spielen, uns in den Arm nehmen war absolut verboten.
Die Tanten und Onkels so wie die Heimmutter und Vater waren ganz furchtbar streng, sie schrien ständig herum.
* Prügel , Schläge mit allem was sie in die Hände bekamen waren an der Tagesordnung, egal wie alt du warst.
* wer nicht tat was man ihm sagte, nicht schnell genug war bekam Schläge, mit dem wurde herum gebrüllt, musste Strafarbeiten erledigen.
Den sog. Erzieher/innen machte es regelrecht Spaß uns Kinder mit Worten zu erniedrigen, beschimpfen, dieses ständige angebrüllt werden war
einfach nur furchtbar.
* wer nicht essen wollte oder nicht aß was auf dem Teller war, auf den wartete eine besonders harte Strafe.
Dazu muss man sagen, dass das Essen dort furchtbar war, oft roch es schlecht, Brot gab es auch schon mal angeschimmelt
Teils roch es übelst, war zu hart, zu trocken, versalzen und ich glaube
auch oft überhaupt nicht mehr essbar denn viele von uns erbrochen sich
oft oder hatten ständig Durchfall und Magenkrämpfe.
So erging es mir eines Nachmittags, das es Hähnchen gab, es roch seltsam
und es war mit Paprikapulver über und über bestreut, dass mir schier alles hoch kam.
Doch die Tante war gnadenlos, sie schrie mich die ganze Zeit an ich solle essen, drohte mir mit Prügel, versuchte mir das Essen mit Gewalt in den Mund zu schieben, packte mich grob an, bis ich mich irgendwann
über dem Teller übergeben musste.
Sie riss mich an den Haaren hoch und prügelte auf mich ein.
Mein Bruder schrie los und rannte zu mir herüber aber da waren die
Onkels schneller, hielten ihn fest, während sie mich aus dem Saal
schleiften in die Küche.
In die Küche wollte niemand kommen, jeder wusste was nun passieren würde.
Ich hörte mein Bruder schreien, wie er rief, sie sollen mich raus
lassen, dass sie das nicht tun dürften und er schlug und trat gegen die Tür, bis es auf einmal ganz ruhig wurde.
Ich saß auf der Eckbank, bekam mein Teller mit dem erbrochenem und dem
Hähnchen vor mich gestellt und den Befehl "iss"!!!
Ich war 2,5 Jahre alt, war völlig verstört, hatte Todesangst, ich bekam nichts runter.
Dann rief sie die Schäferhunde rein, einer nahm rechts, der andere links
von mir Platz und dann hieß es wieder " iss" oder die Hunde beißen dich.
Ich kann mich noch an die ersten Bisse erinnern, es waren schlimme
Schmerzen, ich stand so unter Schock, dass ich nicht mal mehr weinen konnte.
Irgendwann wachte ich auf, ich lag im Krankenzimmer meine Finger, Arme waren eingewickelt in Verbände und ich musste einige Tage dort bleiben.
* Ich kann jetzt nur für mich sprechen, ich wurde in dieser Zeit;
geschlagen, bestraft, auf mich wurde mit Gegenstände eingeschlagen von
Ästen, Ruten über Kochlöffel, Lineal, der Hand, mal auch die Faust...
* mir wurden Medikamente, Säfte gegeben wovon einem oft furchtbar übel
wurde, man Fieber bekam, bis hin zur völliger Müdigkeit.
Das man einschlief war gewollt, sobald man aufwachte war man in Kellerräume oder auf dem Dachboden, oft irgendwo angebunden und die
Onkels und Tanten so wie die Nonnen und Brüder, die ab und an da waren,
missbrauchten uns, mit Vorliebe besonders gerne uns ganz kleine Mädchen.
Ob Jungs das ebenfalls erleben mussten, weiß ich nicht, ich war ja immer nur mit
Mädchen zusammen.
Von Berührungen über Folter, Schläge, eindringen in einen, einzeln oder zu mehreren, sie waren brutal und je mehr man schrie oder weinte desto
mehr Freude zeigten sie, sie lachten.
Es war die Hölle auch wenn ich erst viel später verstand was mir da tatsächlich angetan wurde.
* Mein Bruder und ich mussten 8 Wochen dort bleiben, was mein Bruder
alles erlebt hat weiß ich nicht, er sprach eigentlich nie mehr über das Heim und heute haben wir keinen Kontakt mehr miteinander.
Ich weiß noch, dass ich am Anfang meiner Mutter versucht hatte zu
erklären, wie schrecklich es dort war, doch sie glaubte mir einfach nicht.
Niemand glaubte mir in der Familie.
Mein Bruder schwieg und ich machte es ihm nach.
Erst im Alter von 9-10 Jahren kamen die ersten Träume hoch, manchmal auch nur
Wortfetzen, einzelne Bilder...
Mein Pech war als ich 4 Jahre alt war brachte meine Mutter einen Mann mit in
die Familie, der mein Stiefvater wurde.
Er war wie zwei Personen in einer. Er war großzügig zu uns, war aber
andererseits ein furchtbarer Workerholiker, der total cholerisch,
unberechenbar war von seinen Wutausbrüchen her.
Eigentlich war es ein...vom Regen in die Traufe zu kommen für mich.
Die Schläge, Erniedrigungen, Bestrafungen, jeden Tag Streit, Wut, Zorn,
endlos Diskussionen nahmen ab da, nie mehr ein Ende in meiner Familie .
Da wo es im Heim aufgehört hatte ging es zu Hause gerade so weiter.
Was kommt dabei heraus?
Ein Kind, Mädchen, Teenager wo verschlossen, oft schwer depressiv war,
ein Kind das Schwierigkeiten im lesen und schreiben hatte, ich wurde von
meinem Stiefvater immer als dumm bezeichnet, nutzlos, ich wurde ein Kind
das mit 9 Jahren von einer Brücke gesprungen ist weil der Tod besser
war, wie die ewigen Beschimpfungen, Erniedrigungen tagtäglich ertragen
zu müssen und mit all diesen Alpträumen vom Heim und deren Bewohnern .
Ich hatte mit Autoritäten von je her meine Schwierigkeiten, auch heute teils noch.
Meine Familie verstand einfach nicht, dass ich psychologische Hilfe benötigt hätte.
Ich war in ihren Augen immer nur die Aufmüpfige, die wo sich nicht
anpassen wollte, ein Störenfried, zu nicht's nutze, die sich komisch
verhaltet und mein Bruder, der wurde immer bevorzugt, alles was er
machte war mega toll und erfolgreich, ich war der Dauer-Loser, das ewige
schwarze Schaf der Familie.
In der Teenagerzeit fing ich an mich zu ritzen, schluckte Tabletten, ich
war sehr oft schwerst depressiv, wollte nicht mehr leben, ich kam mir so unnütz und alleine auf der Welt vor.
Mit 18 Jahren ging ich freiwillig in eine psychosomatische Klinik, diese baute mich in soweit auf, dass ich nach Hause kam und verkündete, dass
ich von Zuhause ausziehen werde, was ich dann auch machte!
Zwar wurde ich nun nicht mehr jeden Tag beschimpft, geschlagen etc. doch
die tiefen Narben blieben, sie sind heute noch da!
Ich hatte mit vielen Dämonen zu kämpfen und es kamen immer neue dazu.
Mit 19 Jahren tat sich dann eine andere Hölle auf namens "Krebs".
Als ich von "Verschickungsheime/Kinder hörte, schrieb ich das Jugendamt
an und fragte nach meiner Akte. Doch ich erhielt nur ein "die wurde
schon vernichtet" von der zuständigen Dame.
Auch die AWO will von Verschickungsheime nichts wissen!
Egal wo man sich hinwendet winken alle ab aber so viele ehemalige Kinder
können nicht lügen.
Ich wünsche mir etwas dazu beitragen zu können damit die
Verantwortlichen ENDLICH zur Rechenschaft gezogen werden! Das die
Menschen, Instituten von damals und heute zugeben was sie uns allen damals angetan haben!
Ich wünsche mir eine richtige Aufarbeitung, ich wünsche mir, dass die Länder,
Behörden, Ärzteschaft, Pharmaindustrie, Behörden dazu stehen was sie
Jahrzehnte lang gedeckt und mit- verschuldet haben.
Ich wünsche mir eine finanzielle Wiedergutmachung, denn so viele von uns
ehemaligen Kindern kämpfen heute noch mit schweren seelischen,
körperlichen, psychischen Erkrankungen herum. Sind heute so wie ich
schon frühverrentet, leben in Altersarmut etc..
Wir sollten zumindestens in soweit finanziell entschädigt werden, dass
wir den Rest unseres Lebens wenigstens einigermaßen sorgenfrei leben
können.
Von dem was ich dort an Medikamenten schlucken musste, Infusionen,
Spritzen, Bestrahlung bekam, wer weiß da schon, ob nicht mein Krebs,
meine Allergien, Unverträglichkeiten, schwerste Erkrankungen nicht von
den damaligen Medikamenten kommen?
Und es ist für mich heute mit 49 Jahren eine große finanzielle Belastung nur
mit einer Minirente klar kommen zu müssen.
Medikamente die nicht verschrieben werden, gesonderte Untersuchungen,
spezielle Cremes, Pflegemittel wo nicht bezahlt werden, ich würde mich
gerne vegan ernähren aber wovon soll man das denn alles bezahlen?
Mit Haftstrafen ist keinem geholfen, sind wir ehrlich Millionen Kinder
die ein Schicksal teilen, teilweise ihr Leben lang schwerst
traumatisiert wurden und es bis heute sind wovon sich wahrscheinlich
unzählige Kinder, Jugendliche, Erwachsene sich das Leben genommen haben weil
deren Dämonen einfach zu stark waren.
Was will man da "Gut" machen mit Haftstrafen?
Wo fängt man heute denn da an?
Wenn man genau weiß, dass ein ganzes Land mit Ihren ehemaligen
Politikern, Ärzten, Schwestern der Pharmaindustrie, die Kirchen,
Krankenkassen, Behörden, Erziehern, die oft ehemalige Narzis waren, alle
unter einer Decke steckten und sehr wohl von dem ganzen Leid wussten wo
Millionen Kindern seit 1944/45 angetan wurden ist und das über
unglaubliche 50 Jahre lang.
Ein Fass ohne Boden.
Im Januar/ Februar 1977 bin ich, im Alter von 9 Jahren, in Wiesbaden im Kinderkurheim Taunusfreude gewesen.
Ich hatte das Glück, dass wir nicht viele Kinder waren. Auch wurde es dort so gehalten, dass es ein Kurgang mit Mädchen und abwechselnd mit Jungen, also keine gemischten Kurgänge gab.
Wir hatten eine sehr junge Gruppenleitung, Christine Göllner, die mir immer noch positiv in Erinnerung ist.
Uns wurden am Abend, im Bett, Geschichten vorgelesen. Wir haben gesungen, gebastelt, gemalt und Fasching gefeiert.
Das was mir als negativ in Erinnerung geblieben ist, ist das wir zum Mittagessen Medikamente nehmen mussten, und dazu nichts trinken durften.
Zu der Zeit wurde es auch in den Elternhäusern praktiziert, beim Essen nichts zu trinken:"Dann ist der Bauch schon voll"
Mich haben diese schönen Erinnerungen an die 6 Wochen mein Leben lang begleitet.
Im Nachhinein empfinde ich es so, dass ich dort Strucktur und Freude erfahren habe. Ich hatte im Anschluss viele Jahre Brieffreundinen aus der Kur.
Ach heute habe ich immer noch Kontakt zu einer Kurfreundin.
Die Zeit hat mein Leben positiv geprägt.
Anscheinend hatte ich Glück!
Es ist mir wichtig, dass auch diese positiven Berichte in die Öffentlichkeit gelangen. Als Dank an die damaligen Mitarbeiter!
Ich war mit meiner Schwester in den 70er Jahren, so ca. 1974 und 1975, zweimal je in den Sommerferien zur Kinderverschickung in dem Heim in Bad Kreuznach, dem Viktoriastift .
Ich kann mich nur anschließen: hier gab es Gewalt, Zwangsernährung, Erniedrigung und Bedrohung.
Unsere Familie wohnte seinerzeit in Dormagen, mein Vater war bei den Bayer-Werken in Dormagen angestellt.
Ich war wohl laut Hausarzt auch zu dünn, sollte aufgepäppelt werden. Warum meine Schwester dorthin sollte, weiß ich nicht. Sie hat das auch nicht als so schlimm empfunden. Wir wurden bei Ankunft eh sofort getrennt, da unterschiedliche Geschlechter.
Es war für mich das reinste Martyrium, schlimmer als im Gefängnis. Es grenzte an Folter.
Das ekelhafte Essen musste nach Erbrechen gegessen werden. Auch wenn das Stunden dauerte. Die anderen Kinder machten „Freizeitprogramm“, ich musste weiter sitzen, bis ich aufgegessen hatte.
Auch ich habe nur lückenhafte Erinnerungen. Wahrscheinlich vieles wegen Traumatisierung verdrängt.
Körperliche Gewalt war Tagesordnung. Ein Junge mochte keinen Käse, wollte ein angebotenes Käsebrot nicht essen. Er wurde von zwei „Tanten“ rausgeführt. Als sie wieder mit ihm in den Raum kamen, hatte er ein rot verheultes Gesicht und würgte sich in Aufsicht der Tanten das Käsebrot rein.
Auch ich erbrach mich Abends im Bett ob des ekelhaften Essens.
Auch bei uns gab es eine eine gute Tante, die auch selten zugegen war. Die anderen waren sadistische Monster. Allen voran die rothaarige Tante Marlies, welche mich zu ihrem „Liebling“ erkoren hatte.
Nun zur Demütigung: ein Junge hatte glatte lange blonde Haare und war von schlanker Statur und trug eine Brille. Er hieß Kai-Uwe. Wir sollten Hänsel und Gretel aufführen. Obwohl es genug blonde langhaarige Mädchen - inkl. Inklusive meiner Schwester - gab, Musste Kai-Uwe die Gretel im Kleidchen spielen. Gegen seinen Willen.
Dann gab es noch diese entwürdigende Solebäder und wenn man mittags zur allgemeinen Mittagsruhe auf den Pritschen nicht schlafen konnte und sich ganz leise unterhielt, wurden wir an den Ohren gezogen und mit den Köpfen zusammen geknallt mit dem Verweis auf absolute Stille.
Androhung vor Heimfahrt von bösen Briefen an die Eltern wegen vermeintlichen Fehlverhalten schürten die Angst.
Und prompt kam ein Brief kurz vor Weihnachten. Ich hatte Todesangst, als der Brief ankam. Er entpuppte sich letztendlich als heuchlerische Weihnachtskarte.
Da meine Kindheit eh schon alles andere als schön war, trugen diese „Kuren“ einen großen Teil dazu bei, dass ich mich als wertloser Mensch sah, es beeinträchtigt mich noch heute.
Den Eltern haben sich aus bekannten Gründen die wenigsten anvertraut, ich auch nicht.
Zum Glück können solche Grausamkeiten heute nicht mehr ungestraft zelebriert werden.
Also wer in dem Zeitraum auch dort war, kann sich gerne zwecks Aufarbeitung / Austausch bei mir melden: 01735185384
Viele Grüße
Andreas
ich war wegen meines Asthmas in dieser Kurklinik.
Gott sei Dank wurde ich gut behandelt und habe nur schreckliche Erinnerungen an die Trennung meiner Mutter. Auch das Heimweh war sehr schlimm. Ich war bestimmt drei Wochen auf der Krankenstation. Ich hatte eine Nierenbeckenentzündung. Auf dem Foto was von mir im Krankenbett gemacht wurde , sah ich sehr schlecht aus. Ansonsten kann ich mich an leckeres Müsli zum Frühstück erinnern. Ich war auch immer froh, wenn wir uns dick beschmierte Marmeladenbrote machen konnten. Die aß ich am liebsten.
Im Schlafraum standen 3 Doppelstockbetten und ein Doppelbett. Die Räume waren sehr hoch. Als das Licht ausgeschaltet wurde, war es stockfinster. Ich hatte immer große Angst vor der Dunkelheit und das ich die Toilette nicht finde. Es gab auch nette Erzieher die das Licht im Flur anließen.
Ich erinnere mich auch noch an Rotlichtsitzungen und kalte Stirngüsse. Das sollte bestimmt den festsitzenden Schleim lösen.
Es wurde auch mal ein Ausflug ich meine nach Eisenach gemacht.
Wir sind oft in das Gradierwerk gegangen. Dort trugen wir weiße Überhänge und sangen Lieder.
Was auch überhaupt nicht schön war, das man nur eine bestimmte Anzahl an Wäsche mitnehmen durfte. Das hieß drei Tage den gleichen Schlüpfer.
Ich habe noch meine Kurfibel. Deshalb weiß ich, das ich in Gruppe 4 war mit Grit Fabisch, Peggy Troitsch, Britta Zarling, Doreen Werner, Anja Köwing, Sandra Fulsche, Jeanette Marx, Diana Strauß, Reina Wagner, Jana Volbach, Alexandra Wilke, Sylke Schirmer, Sandra Tausch, Yvonne Friedrichs, Simone Wittig, Katja Heinrich, Anja Liebscher
Vielleicht meldet sich ja mal ein Mädel was mit mir in der Gruppe war.
ich war wegen Neurodermitis zur Kur.
Ich habe Gott sei Dank keine Erinnerungen daran, das wir schlecht behandelt wurden. Am schlimmsten war die Trennung von meiner Mutter. Wir sind mit dem Bus von Potsdam gefahren. Das war schrecklich das meine Mutter mich nicht wieder mit nach Hause genommen hat. Auch das Heimweh war furchtbar.
Ich habe noch meine Kurfibel. Deshalb weiß ich das ich in Gruppe 4 war.
Der Chefarzt hieß Dr. Rosenhahn. Die Schwestern hießen Elke, Petra, Gudi,Madeleine, Renate, Christine, Ute, Inge,Jutta und Gisela.
Die Erzieherinnen hießen Frau Schrade, Frau Kraul,Frau Felber, Frau Hengstler und Frl. Glatzer.
Wir waren 16 Mädchen in einer Gruppe.
Die Kinder hießen Katrin Birkholz, Nicole Busse, Andrea Gerlach, Brit und Silke Gochmann, Doreen Görg,Jacqueline Guleiof, Manuela Kind,Daniela Konrad, Sylvia Krüger, Katja Lohmann, Heike Matzkat, Simone Mohr, Doreen Palm, Ellen Ruß, Sylvia Schild
Ich war in den Sommerferien da und wir sind viel am Strand gewesen. Ich erinnere mich auch noch, das wir jeden morgen in den Keller gingen zum eincremen. Wir waren alle nackt. Die Schwestern haben aus großen Gläsern mit Holzspatel Salben auf unserem Körper verteilt. Verschmiert hat es dann jeder bei sich selbst. Auch an Molkebäder kann ich mich erinnern. Ich musste auch ein paar Tage auf die Krankenstation. Dort war ich ganz allein.
Wir waren zu viert in einem Zimmer.
Ich war 2010 noch einmal auf Usedom. Ich habe das Gebäude erst nicht gefunden. Es ist auf der Postkarte von hinten abgebildet. Ich erinnere mich auch noch an einen Spielplatz im Wald vor dem Strand. Wir haben im Wald immer heimlich Blaubeeren genascht.
Bin gespannt ob sich irgendwann mal Jemand aus meiner Gruppe meldet.
Ich würde mich gerne mit ehemaligen,,Kurkindern" austauschen. Leider finde ich nicht wirklich Fotos von diesem Heim.
Bad Dürrheim, Luisenheim
*knapp 6 Jahre alt
*Frühjahr 77
*habe 3 Fotos: Im Kurpark, mit Sommertagsstecken, Gruppenfoto im Park
Erzieherinnen darauf zu sehen
*In meiner Erinnerung meine ich, dass die Erzieherinnen "Lieblingskinder" hatten
*Diakonissen überwachten Mittagsschlaf
*Mittagsschlaf in Gruppenräumen mit Metall-Gitterbetten
*Habe mir mit Bettnachbarin durch die Gitter hindurch die Hände und Arme zugestreckt, haben uns Arme zerkratzt
*Teller/Essen musste leer gegessen werden
*Machte mir mal "beim Essen" in die Hose/
wurde aus dem Raum geführt, andere Kinder lachten
*Ich musste einmal Schwarzwurzelgemüse essen.
Ich habe es "holzig" in Erinnerung. Noch heute bekomme ich Würgereiz beim Gedanken daran.
*Meine Mutter erzählte, meine Eltern wollten mich besuchen, fuhren hin, durften mich aber nicht sehen.
*Bei uns zu Hause wurde Dialekt gesprochen. Als ich abgeholt wurde, muss ich in wohl in astreinem Hochdeutsch gesagt haben:" Wenn ich in die Ferne schaue, denke ich da ist meine Heimat."
Meine Gedanken heute dazu:
*Wie konnte man Kinder so früh, so lange alleine "wegschicken"?
*Schüchterne Kinder haben die unguten Gefühle, genau wie das unbekömmliche Essen runtergeschluckt!?
*Viele Diakonissen waren schon während der Nazizeit tätig. Die Tante meiner Mutter war Diakonisse. Diese berichtete in der Familie von ehemaligen "braunen" Diakonissen. Wer hat die eigentlich entnazifiziert?
*Ich hoffe aus meiner Verschickungszeit nichts verdrängt zu haben...!
*Ich habe diese wenigen Erinnerungen nicht als schön oder unbefangen abgespeichert.
Sankt Peter Ording/Heim kann ich leider nicht mehr erinnern
*8 oder 9 Jahre alt
*79 oder 80
*meine Mutter brachte mich mit dem Zug von Süddeutschland/Heidelberg hin
*sie sagt, sie musste mich an der Tür "abgeben"
Erinnerung:
*Straße vor Heim, auf der wir als Gruppe standen, bevor wir mit BetreuerInnen zu Aktivitäten aufbrachen
*Heim (Haus aus Backstein?)
*Strandspaziergänge
*Souvenirkaufen für zu Hause in einem Laden (Fischaschenbecher, Robbenschlüsselanhänger)
*Wir schauten mal in einem Gruppenraum zusammen Winnetou im Fernsehen.
*Meine Oma und eine Tante holten mich mit dem Zug wieder ab.
Meine Gedanken/Erinnerungen an S.P. Ording:
*Ich habe das Wetter dort grau abgespeichert.
*Meine Gefühlslosigkeit beim Bringen und Abholen (funktionieren als Kind)
In den 80er musste ich noch 2× oder 3× nach Davos. Das war zu meiner beginnenden Tenniezeit. Einige Erlebnisse dort sind mir lebhaft und positiv in Erinnerung geblieben. Trotzdem musste man dort wohl auch die Mahlzeiten essen. Ich weiß, dass ich Leberkäse in das Waschbecken in unserem 2er Zimmer erbrochen habe.
Allgemeine Erinnerungen zu den Aufenthalten: Packlisten, beschriftete Kleidung, weg von Zuhause: aus Alltag mit Freunden gerissen, zurück wieder Anschluss (im Schulstoff) bekommen, Klassenfoto auf dem ich fehle,
Sehnsucht nach Post, Angst vor Verlängerung
Fazit:
Ich hoffe aus der Verschickungszeit nichts "verdrängt" zu haben, da meine Erinnerungen nicht sehr reichhaltig sind.
Ich schreibe Euch über eine Erfahrung von Mike Bossard, welcher mir seine Geschichte nach dem Tod seines Adoptivvaters erzählt hat. Es hat mich sehr erschüttert. Nach mehr als 50 Jahren hat er die Ereignisse nie vergessen und über seine Religion schließlich Frieden "schließen können. Da er es nicht gewagt hat, seinem Adoptivvater zu erzählen, was er in den vielen Monaten im Kinderheim erlebt hatte, gehe ich aber davon aus, dass auch die Religion nicht über alles hinweg helfen kann. Er hat es nie dem Bistum Chur mitgeteilt, obwohl dort eine Anlaufstelle für sexueller Missbrauch geschaffen wurde. Was ich wiederum auch verstehen kann...
Ich stehe nun alleine mit dieser Erzählung, weil meine Mutter, die letzte Partnerin dieses Adoptivvaters, behauptet, jeder könne so eine Geschichte erzählen. Und Schläge hätten diese Kinder sicher nicht umsonst bekommen. Ich war ehrlich gesagt schockiert über diese ( immernoch) Haltung. Er selbst und sein Bruder wurden offenbar über Monate sexuell fast täglich missbraucht im Toilettenhäusschen außerhalb des Gebäudes, irgendwo im Park. Er und sein Bruder wurden auch psychisch misshandelt und nach langem Kampf ( mit Hilfe eines Anwalts) dann endlich wieder dem Adoptivvater übergeben. Diese beiden Söhne waren noch im Kindesalter und Kleinkindalter. Dem Adoptivvater wurden die Söhne aus der Stadt Zürich während einer bösen Scheidungsschlacht von der KESB entrissen und in ein Kinderheim auf Lenzerheide geschickt. Bei der Abholung der Adoptivsöhne am Schluss dieses Aufenthaltes wurden die beiden Kinder fast nackt übergeben. Schläge und andere Demütigungen waren an der Tagesordnung. Könnte rgendjemand von Euch diese Schilderungen bestätigen? Hat jemand von Euch das in Lenzerheide auch so erlebt? Es müssen Ordensleute gewesen sein, die das Kinderheim geführt haben. Leider wurden die Söhne dann von der 2. Ehefrau weiter geschlagen und das im Gesetz verankerte Wort " Züchtigung" dauerhaft umgesetzt. Es war ein langer Leidensweg. Ich danke Euch jetzt schon für Eure Antworten dazu. Lieben Dank.
Das erste Mal, 1973, mit sieben Jahren nach Langeoog ins Dünenheim. Es war eine lange Zeit für mich, aber ich habe trotzdem viele gute Erinnerungen an diesen Aufenthalt.
Es gab aber doch ein traumatisches Erlebnis. Ich habe aus Versehen beim Essen mein Glas umgeworfen. Leider ist es auf den Boden gefallen und zerbrochen. Eine der Serviererinnen hat daraus ein wahres Drama gemacht. Sie hat mich heftig angeschrien, alles geheißen und gesagt, die Heimleiterin würde jetzt meine Mutter anrufen, ihr sagen wie ungezogen ich sei und sie hat mir damit gedroht, daß meine Mutter das Glas bezahlen muß. Ich wußte aber damals, daß das Geld in meiner Familie nach der Scheidung meiner Eltern knapp war und deshalb hat mich diese Bedrohung wie der Blitz getroffen. Ich konnte mich nicht mehr bewegen und nichts mehr essen. Ich hatte plötzlich schreckliche Angst, was da für Kosten, wegen mir, auf meine Mutter zukommen, Angst auch vor ihrer Schelte und daß Sie wegen mir Geld verliert. Meine Gruppenleiterin wurde gerufen, weil ich nichts mehr essen konnte. Sie hat versucht, mich mit Worten zum Lachen zu bringen, aber das hat nichts genützt. Schließlich ist Sie vor mir auf die Knie gegangen und hat mich auf lustige Weise gebeten, ich soll doch wieder lachen und essen. Mir kommen heute noch beim Gedanken an diese Szene die Tränen und ich bin dieser Frau sehr dankbar, denn dank ihr war der Aufenthalt für mich dort gerettet.
Das zweite Mal, 1975, mit neun Jahren, gings nach Sylt, entweder ins Haus Nordmark oder ins Kurt-Pohle Heim, ich weiß es nicht sicher. Ich weiß noch, dass das Kinderkurheim nicht so nah am Strand lag, wie es für das Kurt-Pohle Heim den Anschein hat, obwohl ich den Speisesaal (auf der davon existierenden Postkarte) dieses Heims zu erkennen glaube. Ich glaube aber auch mich an den Eingang des Hauses Nordmark zu erinnern. Wir kamen rein und dann war da so eine Art Gang mit unseren Jacken und Schuhen. Aber ich kann mich nicht an den Affen erinnern, den viele Verschickungskinder erwähnen.
Mein Aufenthalt dort hat schon, bevor ich dort ankam, schlecht begonnen. Auf dem Bahnsteig vor der Insel Sylt wurden wir von einer Betreuerin oder Erzieherin? abgeholt. Ich habe Sie angesprochen und wollte ihr einen Gruß von meinen Brüdern ausrichten, die im Vorjahr dort waren. Daß ich es gewagt habe sie anzusprechen, hat ihr aber gar nicht gefallen. Sie sagte mir ich sei frech, schlecht erzogen, und daß sie mir deswegen das Leben in den nächsten Wochen schwer machen würde, und so kams dann auch. Ich weiß noch wie geschockt ich war, denn ich habe nicht verstanden, was ich falsch gemacht habe. Mir war als Kind plötzlich klar, daß ich dieser aggressiven Frau hilflos ausgesetzt war und hatte große Angst, dabei war ich noch nicht einmal dort angekommen. Diese Hilflosigkeit und Angst, sowie auch das Gefühl der Ungerechtigkeit, Verlorenheit und des Ausgeliefertseins, verfolgen mich noch heute. Sie sagte uns später, sie möge keine Mädchen, sondern nur Jungs.
Ich erinnere mich daran, daß wir ständig von den Erzieherinnen angeschrien und zur Eile aufgerufen wurden. Alles ging nur mit Androhen von Strafen. Vor dem Essen mußten wir uns immer zum Tischgebet die Hände reichen. Der Junge, der neben mir saß, hat mir dabei ständig die Hand zerquetscht. Ich konnte aber nichts sagen, denn ich wurde von den katholischen Schwestern, die das Essen austeilten, sofort angeschrien und als Lügnerin bezeichnet. Ich erinnere mich auch an das schlechte Essen, an den Geruch der Kartoffeln, und vor allem an das Sauerkraut, das ich auch heute noch nicht essen kann und auch daran, daß ich immer riesigen Hunger hatte. Ich habe damals meine Mutter, bei einem der wenigen erlaubten Anrufe, angefleht mir ein Esspaket zu schicken. Ich konnte ihr am Telefon nicht erklären daß ich Hunger hatte, denn die Betreuerinnen waren hinter mir und haben zugehört. Ich erinnere mich noch daran, wie meine Mutter mich mehrmals danach gefragt hat, ob ich genug zum Essen bekomme. Ich habe sehnsüchtig auf das Paket gewartet. Es kam dann auch, aber ich durfte nur eine Keksschachtel (Eine Prinzenrolle) behalten, den Rest mußte ich abgeben.
Ich kann mich auch an die Gummibärchen erinnern, die vor dem Schlafengehen ausgeteilt wurden, ich weiß aber nicht mehr, ob ich selbst auch welche bekommen habe.
Ich erinnere mich auch noch besonders an meine Bettnachbarin, die immer hart fürs Bettnässen bestraft wurde und wie sehr ich mit ihr gelitten habe. Ich habe dort auch wieder ins Bett gemacht. Ich weiß noch, wie sehr mich das schockiert hat, denn ich verstand lange nicht wie sowas möglich war.
Als ich nach Haus kam, war ich total traurig und mußte ständig weinen. Ich konnte aber meiner Mutter nicht erklären was vorgefallen war. Ich konnte nur immer wieder sagen, daß die von meinen Brüdern geschätzte Erzieherin so schrecklich zu mir war. Meine Brüder haben mir dann gesagt, daß das sicher meine eigene Schuld sei, denn zu ihnen waren Sie ja nett.
Wenn man mir nicht glaubt, dann habe ich heute noch dieses Gefühl der Ohnmacht und ich werde wieder genauso traurig in meiner Seele wie damals. Sobald ich mich heute noch von jemandem schlecht behandelt fühle, kommt sofort dieses Gefühl der radikalen Hilflosigkeit wieder und auch die Angst und Verzweiflung, die damit verbunden sind. Ich habe heute ständig das Gefühl, daß egal was ich tue, es nie dafür ausreicht, daß der Andere mir glaubt, mich schätzt oder sogar liebt.
Ich habe ein Gruppenfoto von dieser schrecklichen Zeit.
ich bis Jg. 71 aus Leipzig, und war mit 5 1/2 Jahren, 6 Wochen, (ab März 1977) in Haindorf zur Kur zum zunehmen. Auch für mich war es eine traumatische Zeit.
Ich möchte mich gerne mit anderen austauschen, ich habe auch noch Fotos vom Fasching, das Kundi-Heft und andere Dokumente. Habt ihr auch noch Fotos oder anderes?
Liebe Grüße von Claudia
1958 war ich für 6 wochen zur kur (nierenbeckenentzündung). Ja, auch wir wurden gemästet, auch bei uns haben sich immer wieder kinder erbrochen, aber die meisten haben es bis zur toilette geschafft, die ständig verstopft war und deren boden häufig mit urin, kot und erbrochenem bedeckt war. Nur einmal hat sich ein mädchen auf ihren teller erbrochen, musste aber nur den teil aufessen, der frei von erbrochenem war.
Ein junge hat zu viel frühstückssuppe gegessen und sich erbrochen, das musste er dann aufessen. Von dieser schrecklichen milchsuppe mussten wir immer mindestens 2 teller essen, einmal war die milch sauer, da wurde uns 1 teller erlassen!
An strafen kann ich mich nicht erinnern, allerdings wurden manchmal kinder ins büro zitiert, ob da was passiert ist, weiß ich nicht.
Briefe wurden gelesen, „damit wir die eltern nicht unnötig beunruhigen“.
Was ich nachträglich am schlimmsten finde, war, dass mir als 12jähriger aufgefallen war, dass es drei klassen von kindern gab. Am besten ging es den kurkindern (wir waren 6, für die wurde wahrscheinlich besser bezahlt); dann kamen die DRK-Kinder, die für jeweils 3 wochen mit dem bus ankamen; am schlimmsten ging es den kindern (an 2 kann ich mich erinnern, ich glaube, es waren 3 bis 5), die anscheinend dauerhaft da lebten: Die mussten beim putzen helfen, der umgangston war sehr viel unfreundlicher als bei den kurkindern und sie wurden auch geschlagen. (Und für die erzieherinnen gab es fleisch zum mittagessen.)
Warum ich dort war:
Damals war ich 10 Jahre alt und als "zu dick" eingestuft. Davon gab es 1980 glaube ich nur wenige in der Gruppe. Die meisten anderen Kinder waren wegen Untergewicht dort.
Ganz kurz etwas zu meinem Hintergrund:
Meine Eltern hatten extreme Probleme in ihren Leben und ein Grund warum ich dorthin geschickt wurde war, weil im Jahr vorher mein Vater eine mehr-monatige Alkohol-Entzugs-Reha machen musste und meine Mutter meinte dass ich "wahrscheinlich das mit der Sucht von ihm erben werde" Sie meinte bei mir fing das mit dem Zu-viel-essen an und würde über kurz oder lang auch beim Alkoholismus enden. Ich sehe die Dinge heute anders, aber damals war das schon gruselig, also dieser Gedanke dass man “jetzt schon sehen kann wie es auch bei mir alles schief laufen wird.”
Erinnerungen an das Viktoriastift in Bad Kreuznach:
Zu den schlimmen Erinnerungen zählt das schreckliche Heimweh - vor allem nachts im Schlafsaal - das morgendliche Fiebermessen (Auf dem Bauch liegend, halb nackt, Thermometer in den Po gesteckt bekommen, echt jeden Morgen!) diese Sole-Bäder in den Holzbottichen im Keller, ganz dunkel an eine Untersuchung (Warum? Was musste untersucht warden? Ich weiss es nicht mehr) und auch das 6-wöchige Gefühl des komplett ausgeliefert sein.
Ich habe dort angefangen, an einer Stelle am Arm so heftig zu kratzen dass es blutete. Immer und immer wieder kratzte ich die Wunde auf. Das habe ich natürlich versucht zu verheimlichen, wollte dass es keine der Betreuerinnen sieht, hielt die andere Hand über die blutende Wunde. Das dauerte mehrere Tage lang bis es dann nicht mehr so offensichtlich war. Ich erinnere mich daran, dass der Schmerz irgendetwas beruhigendes in sich hatte. Ich hatte die Kontrolle über etwas was ich ganz akut spüren konnte. Heute verstehen ich selbstverletzendes Verhalten, habe es recherchiert, weiss dass es anderen ähnlich ging und geht:
Der innere Schmerz kann so gross warden dass er sich ein Ventil sucht. Ich musste diese Gefühle der Einsamkeit und des Sich-selbst-nicht-mögen-weil-man-zu-dick-ist unterdrücken, denn sie waren überwältigend. Aber die Gefühle und Schmerzen suchten sich ihren ganz eigenen Weg, einen heimlichen, von dem niemand etwas sehen konnte. Diesen Modus kenne ich bis heute. Ich halte sehr viel tief in mir versteckt. Von aussen sieht man NICHTS! Ich will oder kann keinen reinlassen. Ich will alles selber bewältigen. Eine tiefe Einsamkeit und ein Sich-selbst-nicht-mögen-weil-man-zu-dick-ist begleiten mich bis heute.
Ich versuche mich auch, um es objektiv zu halten, an andere neutrale oder sogar positive Momente zu erinnern: Ausflüge fand ich immer super. Also, da war einmal ein Spaziergang durchs Freiluftinhalatorium “Salinental” , eine Wanderung im Hunsrück, ein Spaziergang runter in die Stadtmitte, und ein einziges mal waren wir in dem grossen Spielraum. Also insgesamt nur 4 Erinnerungen an Momente ausserhalb des Gebäudes. Ganz fragmentiert auch die Erinnerungen an einige Freundschaften und vertraulichen Gespräche mit einigen anderen Mädchen. Da ging es darum warum sie hier sind, wie man wohl ausbrechen und wegrennen könnte (also an welchem Zeitpunkt: nachts wäre am besten oder? Aber es ist ja alles abgeschlossen, lassen wir’s wohl besser)
Jetzt, wo ich die Erinnerungen so lese, frage ich mich was ich an all den anderen Tagen gemacht habe? Keine Ahnung. Haben wir denn nie was gebastelt oder gemalt? Was haben wir in den 6 Wochen gemacht? Keine einzige weitere Erinnerung blieb.
Ich konnte Bad Kreuznach als Erwachsene nochmal besuchen. Auf eigene Faust war ich dort, wollte auch schaun wie das Viktoristift heute so aussieht und ob noch andere Erinnerungen wach werden. Ich glaube das war ein erste therapeutischer Schritt, dorthin zu fahren. Ich glaube das hat mir ein Stück weit geholfen.
Angefangen von aufessen müssen egal was es gibt, über Schläge, wenn die Mitagsruhe nicht eingehalten wurde, oder einen Zwangs"Spaziergang" über eine gaaaanz lange Straße als Strafe für Fehlverhalten bis hin zur Zensur von ausgehender Post, die ich im Alter von 5 Jahren natürlich nur diktieren konnte und Aufteilen des gesamten Inhaltes eines erhaltenes Pakets. Ich kann mich noch an mein stilles unterdrücktes Weinen im Schlafsaal erinnern wenn irgendetwas mit einer Nonne? vorgefallen war
Die ehemaligen Beschäftigten werden auch zu Wort kommen können.
Die Aussage: Es habe männliche Bedienstete gegeben, haben mittlerweile 6 Personen - ehemalige Verschickungskinder - geäußert und damit die Aussagen der Opfer bekräftigt.
Wir hoffen auf weiter Zeitzeugen zum Austauschen.
Viele Grüße Michael
grausamen 6 Wochen. Ich war ein kleines Kind und konnte weder lesen noch schreiben. An die Zugfahrt dorthin habe ich keinerlei Erinnerung. Wohl aber trotz meines kleinen Alters an das Heim und die Gegebenheiten dort. Es war wie in einer Kaserne. Die Schwestern waren hart und herzlos. Besonders eine, Edith, war eine schlimme Person. Ich gehörte ja zu den Kleinsten dort. Ich erinnere mich, daß wir wenn wir im Bett waren, nicht mehr auf die Toilette durften. Folglich habe ich ins Bett gemacht, was ich zuhause nie tat. Ich wurde laut vor allen Kindern ausgeschimpft. Komischerweise erinnere ich mich nicht, daß ich jemals geweint hätte.......Jeden Morgen und Abend gab es Milchsuppe und die musste gegessen werden. Diesen Geschmack schmecke ich noch heute. Ich trinke bis heute keine Milch und esse keinen Käse.
Ich musste essen bis der Teller leer, auch wenn ich es nicht wollte. Daß ich gebrochen habe, erinnere ich mich jedoch nicht. Meine Eltern haben mir zu Nikolaus kein Paket geschickt. Sie sagten immer, daß man es im Heim nicht wollte. Andere Kinder bekamen ein Paket. Als der Nikolaus kam, sassen wir im Stuhlkreis und als ich an der Reihe war, hielt im meine Händchen auf. Ich bekam ein paar Walnüsse und einen kleinen Nikolaus. Später zwangen mich die Schwestern den Nikolaus in der Milchsuppe aufzulösen. Grausam, vergesse ich nie.
Wir waren mal im Schnee spazieren, da haben mich die älteren Kinder eingeseift. Meine Mütze war nass, genau wie mein Schal und die Handschuhe. Ob ich geweint habe, weiß ich wieder nicht. Wohl aber, daß Edith mich ausgelacht hat.
Wir mussten singen, unter anderem "Es ist für uns eine Zeit angekommen" Höre ich dieses Lied heute, kommt sofort wieder alles bei mir hoch.
Daß ich dort Freunde oder Kontakt mit anderen Kindern hatte, weiß ich komischerweise nicht.
Wohl aber, daß der Griesbrei in hellbaluen Plastikschüsseln auf den Tisch kam. Ich musste ihn essen, fand ihn ekelhaft und essse heute noch keinen Grießbrei........
Manchmal gab es etwas ganz Hartes mit Apfelkompott, auch das musste gegessen werden.Ebenso wie das Brot mit dem Schmierkäse.
Ich meine, daß es eine Schwester gab, welche sich um mich bisschen gekümmert hat. Aber leider weiß ich da keinen Namen. Schade.......
Da ich weder Lesen noch Schreiben konnte, hatte ich keinerlei Zeitgefühl und wusste nicht wie lange ich noch bleiben musste und wo überhaupt meine Eltern sind. Ich frage mich heute, wie man das einem Kind antun kann. Meine damalige Kinderärztin aus unserem Nachbarort hat mich wegen ständigen Erkältungen dorthin geschickt.
DER JUNGE MUSS ABGEHÄRTET WERDEN, sagte sie gerne. Jeder kann sich selbst Gedanken machen, welche Ideologie hinter diesem Satz stecken mag.
Vor Jahren gab mir meine Mutter Postkarten von dort, welche irgendeine Schwester geschrieben hat, immer der gleiche Wortlaut: Wie gut es mir geht und wie schön alles ist.......
Ich habe das alles vernichtet, war vielleicht ein Fehler.
Ich gehe davon aus, daß meine Eltern es gut gemeint haben, aber das war es nicht. Es war die Hölle und bestimmt mein Leben zum Teil bis heute.
Ängste VOR ALLEM NEUEN - VOR FEHLERN -
VOR LEHRER (Früher) UND ICH BIN AM LIEBSTEN DAHEIM UND FAHRE NICHT GERN WEG
Vor vielen Jahren war ich nochmals im Kinderheim Marianne. Ich mache den heutigen Betreibern keinen Vorwurf, sie können nichts dafür. Es ist heute ein Mutter/Vater-Kurheim.
Mich jedoch werden diese grausamen 6 Woche bis zum Lebensende begleiten und zum Teil prägen.
Deshalb finde ich, bei all den negativen Berichten, sollte man auch erwähnen, dass es durchaus auch Heime gab, in denen die Kinder Spaß hatten und wirklich gut betreut wurden.
P.S. Ich habe die Briefe, die mir damals nach Sandizell geschickt wurden, von der Familie und meinen Klassenkameradinnen, noch einmal gelesen. Ich hatte alle aufgehoben. Aus den Briefen geht auch hervor, dass es uns in Sandizell gut gefallen hat.
Ich kann mich an die Reihe der Kinder erinnern, bei der die Jungen einen Diener, die Mädchen einen Knicks vor den Tanten Irmgard und Herzland machen mussten. Statt Säften gab es Zuckerwasser zu trinken. Ich habe ins Bett gemacht, musste im Badezimmer die Laken auswaschen, wurde ausgeschimpft und auf den Po gehauen. Das Heimweh dauerte ewig und ließ mich resignieren, weil ich mit vier einfach nicht wusste, wann diese Zeit zu Ende gehen würde. Ich habe bis heute ein problematisches Verhältnis zum Alleinsein und mit Selbstfürsorge.
Anfang zwanzig habe ich Psychotherapie gemacht und dann versucht, mit meinen Eltern den seltsamen Umstand zu besprechen, dass ein vierjähriges Kind vier Wochen allein in ein Kinderheim geschickt wird, sie konnten es sich auch nicht mehr so richtig erklären, nur das es das beste und teuerste Heim in Wyk gewesen sei.