Positive Erinnerungen an Kindererholungsheime, Kinderheilstätten und Kinderkurheime
Titelbild Elternratgeber: Mit Kindern an die See, 1987
Als wir begannen, uns dem Thema der traumatischen Erinnerungen von Verschickungskindern zu nähern, waren wir erstaunt über die zahllosen, überaus detaillierten Berichte von angsterfüllten Verschickungsaufenthalten und erlebter Gewalt. Kinder, meist unter 6 Jahren, wurden zu Hunderten allein, ohne ihre Eltern, über 6 Wochen, zwischen 1946 und 1990, in weit entfernt liegende Kindererholungsheimen und -Heilstätten aller Bundesländer verbracht.
Erlebnisschilderungen darüber wurden uns ungefragt zugesandt und sammeln sich seither öffentlich auf unserer Webseite in unserem Gästebuch, 2776 (am 27.5.25) und anonym in einem Fragebogen, wo es schon weit über 15.000 sind, die ihre Geschichte unserer selbstbestimmten Forschung zur Verfügung gestellt haben. Wir zensieren nicht, wir kürzen nicht, wir schalten nur frei und sammeln. Es sind Erinnerungs-Schilderungen von Demütigungen, körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt und starken Angsterlebens. Diese Berichte sind zumeist von Menschen, die zum ersten Mal mit unserer Initiative in Kontakt kommen und erfahren, dass sie mit ihren schmerzlichen Erfahrungen nicht allein sind, sondern Teil einer sehr großen Gemeinschaft von Betroffenen. Oft ist dann der erste Impuls, das selbst Erlebte aufzuschreiben, Zeugnis zu geben. Es ist seit dem Beginn unserer Initiative immer deutlicher geworden, dass die Kinderverschickung System hatte und dass in ihr eine „Subkultur der Gewalt“ (Hans Walter Schmuhl (2023): Kur oder Verschickung: Die Kinderkuren der DAK zwischen Anspruch und Wirklichkeit, Dölling und Galitz, München, S. 249) herrschte. Alle bisherigen wissenschaftlichen Studien bestätigen, dass es im Rahmen der Kinderkuren, systemische Gewaltbedingungen gab.
Natürlich waren die Kinderverschickungen nicht für alle Kinder und während der gesamten Zeit ihres Aufenthalts eine traumatische Erfahrung. Gerade ältere Kinder ab zehn Jahren haben auch positive Erinnerungen an die Aufenthalte. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war schon manchmal das reichliche Essen für unterernährte Kinder aus den zerbombten Städten ein Anlass für große Freude. Auch jüngere Kinder und Kinder in den 1950-er bis 1980-er Jahren erinnern sich oftmals positiv an Sommer und Strand, Wald und Berge, Festlichkeiten, Aufführungen oder gemeinschaftliche Aktivitäten wie Singen, Spielen und Wandern. Trotzdem gibt es auch bei positiven Erinnerungen oft zusätzliche an Angst- und Gewaltsituationen. Auch Menschen mit positiven Erinnerungen schreiben uns. Aber es sind viel viel weniger positive Erinnerungen, die sich öffentlich bemerkbar machen.
Wir wollen einen umfassenden Einblick in das Geschehen während der Verschickungen erhalten. Dafür sind auch positive Erinnerungen wichtig. Denn oft können sie zeigen, durch welche Zufälle Kinder widerstandsfähiger und resilienter gegen die negativen Erfahrungen wappnen konnten und dadurch manchmal weniger durch die traumatischen Erlebnisse Schaden nahmen. Manche von uns haben gemischte Erinnerungen, erinnern sich also an Schmerzliches, aber auch an Vieles, was sie als neutral, normal oder auch schön empfanden.
50 Jahre lang war der Diskurs zu Kindererholungsaufenthalten durchgehend positiv besetzt, Heimbetreiber, Mitarbeitende deren Institutionen feierten ihre eigenen positiven Erinnerungen. In Bädermuseen und Elternratgebern war man viele Jahrzehnte lang des Lobes voll, kritische Worte, wie etwa Eltern- oder Erzieherbeschwerden oder auch kinderärztliche Kritik wurden fünf Jahrzehnte von Heimbetreibern und Behörden nur wenig beachtet, sie wurden bagatellisiert und sogar bekämpft (Röhl, A. in Sozialgeschichte offline, 2022, Heft 31/2022, S.61-100: Kindererholungsheime als Forschungsgegenstand. Erwachsene Zeitzeugenschaft am Beispiel eines Beschwerdebriefes im Adolfinenheim auf Borkum)
Nun, wo sich das erste Mal, nach 50 Jahren, die Betroffenen selbst zu Wort melden, brechen oftmals lange verdrängte Erinnerungen an Beschimpfungen, Schmerzen, Scham, Angst und Gewalt auf. Manche Menschen beschreiben dabei detaillierte Szenen in Ess- und Schlafräumen und wissen noch, wo ihr Bett stand und wie an einem bestimmten Tag das Licht durch die Vorhänge fiel. Sie beschreiben gestochen scharfe Filmszenen ihrer traumatischen Erlebnisse und erleben dabei erneut tiefe Gefühle von Angst und Bedrohung. Andere haben schwere Körpersymptome und Alpträume, die sich durch bestimmte Fakten auf Verschickungserfahrungen zurückführen lassen. Sie alle brauchen Beratung, Vernetzung und streben dazu an, mehr über diese Einrichtungen herauszufinden.
Positive Berichte aus Verschickungsheimen sind gerade deshalb wichtig. Welche Faktoren haben Kinder so bestärkt, dass sie Verschickungen unbeschadet und positiv erlebten? Wo gab es Einrichtungen, in denen kindgerechter, professioneller Umgang die Regel und Essen ein Vergnügen war, Hygieneroutinen die Kinder nicht beschämten? – und welche Faktoren führten vielleicht dazu, dass es auch solche Kinderkuren gab? Das muss sehr selten gewesen sein, denn solche Berichte haben wir bisher nicht. Menschen mit positiven Erinnerungen dürfen jederzeit ihre Erlebnisse auch bei uns schildern – aber damit kann niemand die schmerzhaften Erinnerungen von Zehntausenden abwerten. Und damit kann auch nicht der klare Befund aus der Welt geschafft werden, dass das System der Kinderverschickungen vieltausendfache Gewaltausübung ermöglichte.
Anja Röhl, Christiane Dienel, für den AEKV e.V., dem wissenschaftlichen Begleitverein der Initiative Verschickungskinder e.V.
ja nun ist die Adventszeit und weihnachten steht auch vor der Türe und...
nach wie vor suche ich Kontakt zu möglichen Heimkindern in den Jahren 59/60 evtl. 61 die ebenfalls in dem Kinderheim-Verschickungsheim
Rechtis-Weitnau im Allgäu gewesen sind. Wohl habe ich den einen oder anderen Kontakt doch sie sind wesentlich jünger und ich bin nun 70. Wäre dennoch über Kontakte froh, ich habe hier immer wieder mal einen Beitrag geschrieben.
Ich wünsche euch allen eine gute und friedliche Adventszeit und für alle auch frohe Weihnachtstage.
Namasthe Mona
Glg
Hab gedacht, das war ein Scherz. Nein, ein paar Wochen später der Brief, ich fahre für 5 Wochen nach Oybin/Hain. Die Koffer mussten Vorgeschichte werden, wir wurden mit dem Bus hingefahren. Ich weiss noch, es war ein sehr kleines Kurheim, eher wie ein großes Fachwerkhaus. Wir waren dort insgesamt nur 28 Kinder, im Alter zwischen 7 und 14 Jahren. Es gab jeden Morgen Frühstück, das war das einzige, was ich gerne gegessen habe. Dann ging es raus zum Wandern. Egal wie das Wetter war. Danach gab es ein 2. Frühstück, das war entweder Obst oder Trinkjoghurt oder ähnliches. Ich weiss noch eines Tages gab es für jeden eine halbe Grapefruit. Ein Mädchen hat sie nicht gegessen, sie musste so lange am Tisch sitzen bleiben, bis sie sie aufgegessen hat. Das war dann schon abends. Es musste immer alles aufgegessen werden. Ich esse von klein an absolut keinen Käse. Und es gab jeden Abend Käse zum Abendbrot. Käse in Scheiben und auch jeweils ein Stück Camembert. Egal wie doll ich geweint habe, ich musste ihn essen. Auch wenn ich dabei schon gewürgt habe. Und zu trinken gab es erst, wenn man alles aufgegessen hatte. Die ersten Nächte waren schlimm, hatten ja fast alle Heimweh, da wurden wir noch getröstet. Am nächsten Abend wurde schon geschimpft, wir sollen uns nicht so anstellen. Dann jeden Morgen die Bürstenmassagen, Jungs und Mädchen alle zusammen in einem Raum. Einmal die Woche sind wir dann nach Oybin in die Sauna. War auch Zwang. Die Briefe, die wir nach Hause geschrieben haben, wurde natürlich kontrolliert und wenn etwas drin stand, was nicht so " gepasst" hat, musste der Brief neu geschrieben werden. Es waren sehr lange 5 Wochen, und ich bin mit 2 kg weniger nach Hause gefahren.
Hab jetzt Urlaub in Oybin gemacht, hab das Kurheim auch versucht zu finden. Aber ohne direkte Adresse schwierig. Aber eine Frau erzählte mir dann am letzten Tag von unserem Urlaub, dass sie glaubt, dass das Heim gar nicht mehr steht.
1965 als Kind verschickt, seelisch gefickt.
Mutter drückt mich abends, es geht los.
Rote Eisenräder der Dampflok im Nebel am Kleinstadt-Bahnhof. Erstmal nach Hamburg. Vater sagt mir dort
Auf Wiedersehen. Nachtzug.
Nächster Morgen im Schwarzwald, Eiseskälte. Schnee Ende Oktober. 6 Wochen lang.
Dann die Tanten, Nazi-Schlampen!
Aufessen!
Angst und Heimweh.
Schlafsaal der Tränen. Ruhe!
Manchmal Zucker von Männern im weißen Kittel, was schmeckt da so bitter?
Aufessen!
Dampfbad im Nebel. Bloß nix sagen, sie könnten schlagen.
Am 6. Dezember Nikolaus und Knecht Ruprecht wie aus der Geisterbahn, ich möchte heulen.
Scheiß blödes Weihnachtsgebäck.
Aufessen!
Einmal aufgemuckt, schon im Schrankraum übernachtet.
Allein.
Vollgepisste Hosen, selbst auswaschen.
Brei und Kotzen.
Aufessen!
Kindeswohl der 60er. Never ever.
Gruß Ulrich
ich war im Jahr 1951/52 im Kinderheim auf der Nordseeinsel Norderney zur Kur.Es war eine reine Misshandlung.
Beim Mittagsschlaf wurde ich an den Haaren aus dem Bett gerissen, von der Schwester die den Mittagsschlaf überwachte weil ich mit einem Bettnachbarn gekichert habe.
Einmal wurde ich einen ganzen Tag in einem Raum ca.5qm eingesperrt weil ich nicht aufgegessen habe.
Eine Woche bevor die Kur beendet sein sollte hatte ich eine Mittelohrentzündung zwei Tage vor Ende der Kur sagte man mir du musst hier bleiben weil du Krank bist.
Da habe ich vor Angst Blut und Wasser die ganze Nacht geschwitzt.
Diese sechs Wochen waren der reine Horror.
Meine Kinder würde ich nicht zu einer Kur schicken.
Mit freundlichen Grüßen
Eckhard Horn
Ich erinnere mich über diesen Aufenthalt auf Amrum für sechs lange Wochen. Die Fahrt von Tübingen mit dem Zug war schon schrecklich. Ich wurde einer unbekannten Tante übergeben und fühlte mich furchtbar!
Eine Erzieherin hieß Frauke. Andere Namen habe ich verdrängt. Wir wurden gezwungen zu essen. Eklige Suppen, Haferschleim, versalzenen Kartoffelbrei usw. Als ich erbrach, weil ich das viele Salz nicht vertrug, wurde ich geschlagen und ins Bett geschickt. Zu essen und trinken gab es an dem Tag nichts mehr für mich. Zu trinken gab es wenig, weil manche Kinder aus Angst ins Bett nässten. Wenn man nicht aufgegessen hatte, bekam man mit dem Löffel Schläge auf die Finger. Dauernd wurde man gewogen. Wehe, man hatte nicht zugenommen. Ein kleines Mädchen, dass neben mir saß, kam aus Berlin und war erst vier/fünf Jahre alt. Sie weinte die ganze Zeit vor lauter Heimweh.
Es ging ein Virus herum. Fiebrige Kinder wurden ins Bett gesteckt und alleine gelassen, auch ich! Es gab keinen Tee, kein Essen nichts. Auch wurde man nackt abgebraust mit kaltem Wasser. Die Erzieher fanden das lustig und lachten uns aus. Alle Kinder waren traurig, wir redeten auch nicht viel miteinander. Wir waren alle einsam. Hatten Heimweh und Angst. Es war schrecklich. Wieder zu Hause angekommen, war ich traumatisiert. Traute mir nicht, meiner Mutter alles zu erzählen. Sie drohte mir: Wenn du nicht aufißt, kommst du wieder nach Amrum.
Meine Kindheit habe ich in unserem Haus mit idyllischem Obstbaumgarten in Kassel – Wehlheiden erlebt. Eine absolut schöne Kindheit in Freiheit und im Einklang mit der Natur durfte ich meine ersten 9 Lebensjahre genießen. So könnt ich meine Kindheit der ersten 10 Lebensjahre beschreiben, wären da nicht die drei 6-wöchigen Aufenthalte in Kinderverschickungsheimen als schwarze Flecken auf meiner Kinderseele eingebrannt.
1966/1967 – Winter
Verschickung als 5-jährige nach Bad Tölz
Mein 1 Jahr älterer Bruder wurde gemeinsam mit unserer Cousine nach Sylt ins Klappholtal, Jugendseeheim des Landkreises Kassel verschickt. Meine Cousine durfte meinen Bruder nach Sylt begleiten, damit er nicht allein ist. So wurde es mir berichtet. Beide waren 6 Jahre und kurz vor der Einschulung. Mein Bruder hatte schweres Asthma und Neurodermitis. Da sollte die Nordseeluft zur Erholung, Stärkung und Genesung helfen. Unsere Mama hatte mit unserer kleinen Schwester (Baby) zu tun. Unser Hausarzt, mit Praxis und Wohnort direkt auf der anderen Straßenseite, hatte wohl diese Verschickungen zur Entlastung unserer Mutter empfohlen.
Ich wurde parallel zu gleicher Zeit erstmals mutterseelenallein mit zarten 5 Jahren - zur „Erholung“ nach Bad Tölz ins Prinz Regent Luitpold Kindergenesungsheim verschickt.
Meine Mama brachte mich mit gepacktem Koffer zum Hauptbahnhof Kassel. Ich war zuvor noch nie auf einem Bahnhof. Es war mir völlig fremd, so viele Kinder mit ihren Eltern an dem wartenden Sonderzug, in den wir Kinder einsteigen sollten, zu sehen. Auf dem Bahnhof rauchten auch noch Dampfloks. Was mich die nächsten 6 Wochen erwartet, wusste ich als kleines Kindergartenkind nicht. Die einzige Information, die ich von meiner Mama erinnern kann, ich sollte ab und zu an meinen Fingernägelchen kauen. Scheinbar der Diagnose-Grund für die Kinderverschickung. Auf dem Gleis vor dem Sonderzug wurde ich mit vielen Kindern an die sogenannten Tanten übergeben. Es musste sich anfühlen wie ein Schock, dass meine Mama mich überreichte und mich nicht begleitete. Wenn ich daran denke, überkommt mich eine alte Furcht vor dieser Ungewissheit, die ich nicht näher beschreiben kann. Wie konnte man zulassen, so kleine Kinder einfach in die Obhut fremder unbekannter Menschen in so weiter Ferne zu geben?
Angekommen in Bad Tölz in diesem herrschaftlichen Haus, fühlte ich als kleines Mädchen oft großes schmerzhaftes Heimweh bis mir übel wurde, eine tränenreiche Zeit. Wir wurden beim Arzt wie bei allen Verschickungen erst mal untersucht, auch ob wir Läuse mitbringen. Ich erinnere, dass wir Spinat, Hafersuppe usw. an einem dunklen schweren langen Holztisch aßen. Wir saßen auf Holzbänken. Ein etwas älteres Mädchen Namens Helga musste mich immer begleiten und auf mich aufpassen. Helga ist mir in sehr herzlicher Erinnerung, ich habe dieses liebevolle Kind nie vergessen, habe aber kein Bild mehr von ihr im Kopf. Es war Winter und es hatte geschneit. Helga fuhr mit mir gemeinsam hinter dem Haus am Hang Schlitten. Das hat Spaß gemacht.
Sonst habe ich an diese Kinderverschickung nach Bad Tölz keine weiteren Erinnerungen. Alles weg. Ich habe noch mal in einer Kur als Erwachsene versucht das Heim zu finden – vergeblich.
Durch einen Artikel in der HNA Kassel – die Geschichte von einem Verschickungskind aus Vellmar – wurde ich auf die Initiative der Verschickungskinder aufmerksam. Er war sogar im gleichen Kinderheim in Bad Tölz wie ich. Die Erinnerungen an das Prinz Regent Luitpold Kindergenesungsheim wurden wach. Überwiegend deckten sich seine Erinnerungen mit den meinen. Aber ich halte mich hier an meine eigenen Erinnerungen.
1971 Frühling – Ostern:
Verschickung nach St. Peter Ording (SPO), Strandweg 22, Kinderheim Ehlers
Meine zweite Verschickung gemeinsam mit meinem Bruder erfolgte ebenfalls per Sonderzug vom Hauptbahnhof Kassel nach St. Peter Ording. Diese Verschickung ist mir in unsäglich schrecklicher Erinnerung.
Viele Kinder wurden zur gleichen Zeit nach SPO verschickt, natürlich wieder mit einem Sonderzug. Angekommen in SPO wurden die Kinder in verschiedene Kinderheime gebracht und von den jeweiligen Tanten empfangen, die im Strandweg lagen. Ich erinnere mich, dass die Kinder in den Häusern vor uns sehr freundlich empfangen wurden. Unser Kinderheim im Strandweg 22 Haus Ehlers wirkte auf mich als 9-jährige dunkel und nicht sehr einladend.
Wir kamen zur Tür herein, mussten sofort unsere Schuhe ausziehen und rechts in einem kleinen Vorraum neben der Tür abstellen. Wir wurden von der einarmigen Tante – lt. Recherchen Ursula (Ulla) Baader – in Empfang genommen. Sie ist in meinen Erinnerungen die schlimmste Begegnung meines Lebens. Wir erfuhren 6 Wochen durch das Heimpersonal den blanken Horror, physische und psychische Gewalt, Züchtigung und Nötigung. Es fühlte sich an, als wäre ich als 9-jährige zur Erniedrigung ausgeliefert worden. Die Unmenschlichkeit, sollte mich wohl als Kind gefügig machen und meinen Willen brechen. Als wohlerzogene gehorsame Geschwister konnten wir uns gegen das Unrecht von den „Tanten“ nicht wehren. Wir waren für Wochen ausgeliefert.
Ich persönlich erinnere mich an:
- Heftiges unbeschreibliches Heimweh, ich durfte nicht weinen! Das wurde bestraft.
Z.B. mit nächtlicher Grausamkeit – Mit dem Rücken an der Wand stehen mit halb gebeugten Knien, gleichzeitig mussten meine Ärmchen hinter dem Kopf verschränkt werden.
- Schläge mit dem Holzlöffel auf die Handrücken bei ausgestrecktem Ärmchen
- Unsere neuen Kleidungsstücke wie z.B. die Gummi-Stiefelchen, haben wir nach Ankunft im Heim nie wieder gesehen. Unsere Eltern haben diese neuen Kleidungsstücke mit eingenähten Namen allesamt neu gekauft, damit wir Kinder dort „anständig“ aussehen. Wir haben irgendwelche abgetragenen Kleidungsstücke mit nach Hause gebracht.
- Ekelerregendes z.B. Hühnerfrikassee mit viel ekliger fetter Haut musste aufgegessen werden. Eher durfte nicht aufgestanden werden.
- Mein erbrochenes Hühnerfrikassee musste ich aufessen. Ich übergab mich immer wieder und ich durfte nicht aufstehen. Eine schreckliche Erinnerung! Das ging so lange, bis mein Bruder meinen Teller vom Tisch wischte.
- Sonst gab es viel Haferschleim- bzw. -suppe, ich hatte großen Ekel vor der Haut auf der Milch/Kakao, musste viel Hagebuttentee trinken. Ich erinnere mich an die großen Blechkannen.
- Wir wurden gezwungen, überteuerte Andenken in der Nachbarschaft zu kaufen. Seepferdchen, Seesterne oder sehr teure Muscheldöschen.
- Meinem Bruder wurde verboten auf der Wanderung auszutreten. Er musste natürlich in die Hose machen und wurde im Innenhof schwer dafür bestraft – Die demütigenden Schläge usw. vor den anderen Kindern, haben mich als kleine Schwester schmerzhaft berührt. Ich habe unglaublich mit ihm gelitten!
- Wir freuten uns über das Päckchen von unseren Eltern. Der Inhalt des Osterpäckchens wurde aber an alle Kinder verteilt. Wir bekamen fast nichts.
- Wir machten Wanderungen durch den auf der anderen Straßenseite liegenden Wald. Genau gegenüber dem Kinderheim lag auch der Spielplatz Ponderosa.
- Wir spielten am geteerten Deich am Ende des Strandwegs.
- Mit den Kindern in den angrenzenden Kinderheimen durften wir nicht in Kontakt treten, wir waren abgeschirmt.
- Im Wellenbad gingen wir auch mal zum Baden.
- Wir mussten positiv klingende Karten bzw. Briefe an unsere Eltern schreiben.
- Irgendwann, als ich es nicht mehr ausgehalten habe, schrieb ich mutig an unsere Eltern einen Brief mit der Wahrheit. Ich schmuggelte den Brief heimlich in den bereits zensierten frankierten Stapel – sie haben den Brief gefunden und gelesen. Daraufhin folgten schlimmste eindringlichste Worte, die mir ein Mensch jemals ins bereits verängstigte Kindergesicht gesagt hat. Diese furchterregende strenge einarmige Frau mit dunklen kurzen Haaren, schaute mich mit verhasstem Gesicht an, schüttelte mich und schrie mir das böse aus der Seele, dass ich angeblich tat. Ihre Worte, dass ich ein böses Mädchen usw. sei, waren so traumatisch, schmerzhaft und angstbesetzt, dass dieses traumatische Erlebnis irgendwann mit Ende 40 zurück in mein Bewusstsein drang. Das hat was mit mir neunjährigem ausgelieferten Mädchen gemacht. Eigentlich wollte ich mit meinem Bruder von meinen Eltern abgeholt und befreit werden. Die wussten ja nicht, wie es uns wirklich dort erging.
- Ich musste aus meinem Dachzimmer mit Holzbettchen hinunter in ein Zimmer – es hieß glaube ich Möwe – o.ä. im EG umziehen.
Ich weiß nicht, wie ich die restliche Zeit dort verbringen konnte. Ich kann sonst nichts mehr erinnern, habe Erinnerungslücken. Die gewaltsamen Grenzüberschreitungen haben mich durch mein Leben begleitet und tauchten in meinen Gedanken immer wieder auf. Ich dachte immer, dass nur ich und mein Bruder das erleben mussten.
Welche Nachteile die Erlebnisse für meine eigene Persönlichkeitsentwicklung und das Urvertrauen hatten, kann ich nur erahnen.
Aus dem lebensfrohen Mädchen wurde im Kinderheim Ehlers in SPO ein verzweifeltes Kind, dass nachhaltig das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl verlor und im Lauf des Lebens hart zurückerarbeiten musste.
Die Heimbediensteten haben sich und ihre Unmenschlichkeit herzlos an uns Kindern ausgelebt.
Viele Jahre habe ich meine Erinnerung an diese schlimmen Wochen unterdrückt.
Am grausamsten ist mir diese einarmige „Tante“ Namens Ursula (Ulla) Baade in Erinnerung. Diese böse Frau habe ich bis heute nicht vergessen können! Für die Gewalt des Personals gegenüber den kleinen Kindern gibt es keine Entschuldigung. Da können auch Berichte von Erzieher*innen vom sogenannten runden Tisch mit dem Schönreden und das auf die Elternhäuser schieben, nichts dran ändern.
Nach dieser Horrorkinderverschickung SPO – Haus Ehlers zurück kamen wir in unser Zuhause zurück. Diese Heimkehr in unser Zuhause, in den wunderschönen idyllischen kinderfreundlichen natürlichen heimischen Obstgarten ist und bleibt meine schönste Kindheitserinnerung:
Es hatte geregnet, der Himmel war noch dunkelgrau. Wir liefen durch unseren Vorgarten nach hinten in unser Garten-Idyll. Ich sah mit meinen Kinderaugen vor dem dunklen Himmel weiße Birnbaum- und Apfelblüten. Es duftete herrlich nach diesen Obstbaum-Blüten. Der Boden war übersät mit den kleinen runden weißen Blütenblättern. Die Vögel in den verregneten Bäumen sangen lebhaft und wunderschön. Sie freuten sich, dass es aufgehört hat zu regnen. Es war ein Fest für mein Kinderseelchen und ich fühlte – „Ich bin in Sicherheit - wieder zurück in meinem Zuhause!“ Ein Moment in meinem Leben, den ich niemals vergesse. Der Gedanke an diese Heimkehr und die Schönheit der Natur ergreift mich noch heute mit Mitte 60.
Irgendwann, Wochen oder Monate später erzählte ich mit meinem Bruder von unseren Gewalterfahrungen der Verschickung. Unsere Mama sagte nur abwinkend: „Da kann man jetzt nichts mehr machen.“
Nach dieser Verschickung wurde ich von einem lebhaften Kind über viele Jahre zu einem ein sehr scheuen, schüchternen, schnell errötenden, unsicheren und ziemlich stummem Mädchen und Teenager. Ich habe dennoch kraftvoll und engagiert meinen Weg ins Leben gefunden.
Selbst das Briefe schreiben habe ich nie aufgegeben. Es wurde meine Art mich auszudrücken.
1973 – November:
Verschickung nach Sylt ins Jugendseeheim im Klappholtal
1973 wurden mein Bruder und ich noch ein letztes Mal nach Sylt verschickt. Ich war bereits 12 Jahre – Bis auf mein „Heimweh“, die üblichen Haferbreie und Hagebuttentees usw. war es dort sehr schön! Diesen Ort kannte ich schon von meiner 2-wöchigen 1. Klassenfahrt nach Sylt, aber 6 Wochen von zu Hause weg sein, war mir eindeutig zu viel.
Vor über 15 Jahren traf ich mich nach Recherche über die offizielle SPO Seite (im Forum), dass es mehrere Kinder mit ähnlichen Erfahrungen gab. Ein Mann mit Forums-Nickname „Beusemer“ war ebenfalls im Kinderheim Ehlers. Wir trafen uns in SPO im Cafe KÖM im Strandweg 2 (das wurde 2023 abgerissen und weicht einem größeren Hotelkomplex). Wir tauschten uns lebhaft über unsere übereinstimmenden Erfahrungen aus. Er erzählte mir, dass die Heimleitung im Ehlers auch sein gewaltvolles Unwesen trieb. Nach diesem Treffen benötigte ich eine jahrelange Pause von diesem erfahrenen Leid als Kind. Danach habe ich diesen Kontakt zu meinem großen Bedauern verloren. Es passte alles was er sagte auch zu meinen Erinnerungen, die mich einfach nicht losließen.
Dass mein Bruder und ich mit unseren Erfahrungen nicht allein sind, habe ich erstmals über dieses Treffen mit „Beusemer“ und über die in den letzten Jahren erschienenen Artikel und Fernsehbeiträge bemerkt.
Es fällt mir schwer, meine lückenhaften Gewalterfahrungen so öffentlich zu machen. Da sind in meiner Seele noch unsägliche Wut, Schmerz und Hilflosigkeit, dass ich immer wieder mal Denkpausen brauche.
Immer wieder, bis zum heutigen Tag benötige ich Ruhepausen, um das Erlebte, dass immer mehr zum Vorschein kommt zu verarbeiten. Die Einfühlung in mein inneres Kind von damals fällt mir schwer, weil es mich unglaublich traurig stimmt. Ich stelle mir ab und zu die Frage, wie wäre mein Leben ohne diese Belastung durch die Kinderverschickungen verlaufen.
Mein Herz ist am rechten Fleck geblieben und so darf es bleiben.
Ich danke dem Engagement und dem Herzblut der Mitglieder von der Initiative Verschickungskinder, insbesondere danke ich herzlich Anja Röhl.
Ich erinnere mich daran, dass die Nonnen vor uns den Nachtisch aßen, den ich nicht bekommen hatte.
Dass ein Kind sein Erbrochenes essen musste.
Meiner Mutter konnte ich das alles nicht erzählen, sie hätte mir nicht geglaubt.
und ganz speziell an Thoralf,
Nein, du bist nicht allein und bildest dir deine Erinnerungen nicht ein.
Ich war auch 1975 zur Kur in Strausberg. Es war der Sommer vor meiner Einschulung. Ich war also auch ein Kindergartenkind.
Der Grund meiner „Erholungskur“ war mein Gewicht und mein Erscheinungsbild. Ich war ein kleines, blasses und dünnes Mädchen. Auch ich kann mich daran erinnern, mit einem Ikarusbus abgeholt worden zu sein. Ich saß ganz hinten und habe noch meinen Eltern zu gewunken.
Wie ich in Strausberg angekommen bin ist mir völlig entfallen.
Ich habe auch meine Mutti daraufhin angesprochen, sie kann sich daran erinnern, eine Karte bekommen zu haben auf der auch ganz kurz, wie bei vielen anderen stand; „Hallo Mutti und Vati mir geht’s gut“ und sie wusste, dass nicht ich diese geschrieben hatte.
Ich kann mich erinnern, dass meine Eltern mich besucht haben, ich denke nach der halben Zeit nach drei Wochen und zum Ende mich sogar abgeholt hatten.
Das erste Mal sprach ich über dieses Erlebte erst viele Jahre später. Ich glaube, ich war 14 oder sogar 16 Jahre alt.
Daraufhin sagten mir meine Eltern. Wenn wir das vorher gewusst hätten, hätten wir die Erzieherinnen angezeigt.
Das wäre Kindesmisshandlung gewesen.
Aber es war natürlich viel zu spät.
Meine Erinnerungen sind stellenweise noch sehr klar, doch vieles weiß ich auch nicht mehr.
Deine Erinnerung an unsere Erzieherin Frau Hempel ist korrekt. Das war eine der lieben Erzieherinnen. Nur leider hatte ich nicht lange etwas von ihr, denn sie ist entweder krank geworden oder in den Urlaub gegangen.
Danach bekamen wir eine sehr miese/ böse Erzieherin. An diesem Namen kann ich mich nicht mehr erinnern, um dir bei deinen Erinnerungen vielleicht etwas auf die Sprünge zu helfen. Ich kann mich auch an Gutes erinnern.
Es gab dort einen Märchenwald, so nannte ich ihn. Es war eine große Lichtung im Wald mit einem großen holen Baumstumpf & einem großen, toten Baum. Er stand nur noch das Gerüst da. Dort haben wir gerne gespielt und da war die Welt in Ordnung, für mich zumindest.
Es gab auch einen tollen schönen Spielplatz vorm Haus, mit so einer tollen großen Schaukel, dort konnten auf beiden Seiten jeweils zwei oder drei Kinder sitzen.
An andere schöne Dinge kann ich mich nicht erinnern.
Ich kann mich an einen großen Raum erinnern, in denen wir alle schliefen, auf einer Seite vier oder fünf Betten und gegenüber auch vier oder fünf Betten. Ich werde ein Bild in meinem Leben nicht mehr los.
Ein sehr kleiner Junge mir gegenüber liegend, wurde von dieser Erzieherin drangsaliert . Der kleine Junge konnte sein Abendessen nicht herunterbekommen. Ich sehe sie noch auf seinem Bett sitzen, mir gegenüber. Sie holte einen kleinen Holzquirl aus der Küche und rührte und quirlte in seinem Mund, bis er das Essen, jämmerlich weinend, endlich herunter geschluckt hatte.
Ich kann mich auch an einen großen Tisch/Tafel erinnern. An diesem Tisch saßen alle Kinder aus unserer Gruppe in einem großen Saal. Es gab Stulle mit Aufschnitt, Apfelspalten und Tee.
Ich erinnere mich daran, jedes Mal, wenn ich Leberkäse nur rieche. Ich war die Letzte am Tisch, durfte erst aufstehen, wenn ich alles aufgegessen hatte. Die Apfelspalten haben mir etwas geholfen, den Leberkäse herunter zu schlucken aber es war eine Tortur. Während des Essens habe ich die Erzieherin darüber informiert, dass mir schlecht ist und ich mich übergeben müsste. Da hat sie mich in die Ecke geschickt mit dem Gesicht an die Wand dann musste ich mich übergeben.
Mein erbrochenes habe ich selbst weggemacht und sie hat mich beschimpft, wenn das noch mal passiert schicken Sie mich ins Krankenhaus und meine Eltern würden nicht kommen.
Wenn ich jetzt noch Hunger hätte, hätte ich Pech gehabt.
Seitdem trinke ich nur noch Tee. Wenn ich krank bin, kann kein Leberkäse mehr riechen. Und Äpfel sind natürlich auch nicht mein Obst..
Viele Jahre dachte ich, nur ich hätte sowas erlebt.
Erst jetzt weiß ich, dass es so viele von mir gibt, die ähnliches erlebt haben.
ich war 1978 im Viktoriastift in Bad Kreuznach. Mein Name war damals Katja Zimmermann. Ich war zum Zeitpunkt der 100-Jahr-Feier dort und gehörte zu dem Chor, der auf der Eingangstreppe zum Jubiläum gesungen hat.
Ich erinnere mich leider nicht gern an diese
Zeit.
Ich würde mich freuen, mich mit euch auszutauschen.
Liebe Grüße
Katja
Ich war ca. 12 Jahre alt und musste Mittagsschlaf machen. Weil ich mich rumgewälzt habe, wurde ich angeschrien. An unserem Mittagstisch war ein Mädchen, welches nicht aufessen konnte. Sie musste sitzen bleiben, bis der Teller leer war. Wir haben ihr dann heimlich mitgeholfen.
Nur die Kinder des Schlafraumes, die besonders ruhig waren, durften samstags länger aufbleiben.
Als ich nach Hause kam, war ich so verändert, dass meine Eltern ganz erschrocken waren. Sie haben sich damals bei der Barmer Ersatzkasse beschwert.
Wenn ich davon erzähle, sage ich immer: Der tägliche
Brief meines Vaters hat mich gerettet.
Ich war gerade einmal 5 Jahre alt!!! Auf Grund meines Alters habe ich nur wenige
Erinnerungen. Was ich aber bewusst erlebt habe ist die Tatsache, das ich nachts im Flur stehen musste, weil ich vor Heimweh weinte. Auch wurde ich geschlagen/Ohrfeigen weil ich einmal unachtsam gegenüber einem Kind war.
Meine Mutter erzählte mir später, das ich in einem desolaten Zustand nach Hause kam. Ich hatte einen angebrochenen Daumen und ein gebrelltes Knie.
Bis heute mit 54 Jahren und schon in meiner Jugend habe ich psychische Probleme. Ich entwickelte Verlustängste, generalisierte Angststörung, Depressionen, Agoraphobie.
Ich weiß das es vielen von den Kindern ähnlich geht. Bleibt bitte stark!
Herzlichst Ina Jentzsch
Nächtlicher Toilettengang war verboten, manchmal schlichen wir uns leise raus.
Wir schliefen in einem Schlafsaal. Auch die Nachtwächterin drückte mal ein Auge zu. Ein Mädchen (dunkles Haar, dunkle Augen, Carola?) machte dadurch oft ins Bett. Der nächste Tag war für sie der Horror. Wir gingen am Strand lang, im Wasser waren wir nie, oder sammelten Heidelbeeren. Ansonsten spielten wir im Objekt. War ein großes Areal mit mehreren Häusern und Freigelände. Alles fand unter Aufsicht statt. Wuschen sich die größeren Kinder eine Etage tiefer zur gleichen Zeit, hatten wir kein Wasser. So mußten wir schmutzig ins Bett.
Einen Tag waren die Tanten nicht da, es wurde ein dickes rechthaberisches Mädchen zur Aufsicht bestimmt. Wir hätten ihr zu folgen. Mit einem Mädchen zusammen reinigen wir unseren Waschraum. Recht vergnügt, weil endlich allein und ohne Kontrolle. Danach zurück zu den anderen, wo das bestimmte Mädchen ihr Zepter schwang. Sie bestimmte über alles, ich verweigerte mich. Das brachte mir später eine Strafe der Tanten ein. Welche, ist vergessen.
Die Toiletten waren Holzkabinen in Reihe, wo alle anderen davor warteten. Ein Mädchen wollte ständig meine Tür ausreißen, also hielt ich fest zu. Konnte dadurch aber mein Geschäft nicht erledigen. Dann flog die Tür auf, eine wutentbrannte Tante Ilse davor. Wie ich es wagen konnte, zuzuhalten, wenn sie die Tür öffnen wollte. Sofort ab ins Bett ohne Widerrede. Toilette war gestrichen.
Habe mich später leise im Dunkeln rausgeschlichen.
Spaziergang auf den Dünen, ein Mann verteilte Prospekte. Ich, im kindlichen Übermut, wedelte damit über meinem Kopf und rief "Wer will?". Zack, Tante Ilse hatte es mir aus der Hand gerissen. Ich bat um Rückgabe, die strikt verneint wurde. Hätte es ja nicht gewollt. Mehrmaliges Bitten wurde ignoriert.
Beim Bücken am Stuhl im Speiseraum haute ich mir den Kopf an der Lehne ein.
Sofort wurde ich in die Krankenstube gebracht. Man war besorgt, freundlich, fast liebevoll. Die Falschheit dahinter war spürbar.
Wir, die schon schreiben konnten, mußten Karten nach Hause schicken. Heimweh durfte nicht vorkommen, letztendlich wurde diktiert.
Ich kam schmutzig und Mut einem Ekzem am Kinn zurück, was sich dann vergrößerte. Meine Mutter war entsetzt, lief Sturm, aber gegen Wände.
Ein Trauma ist nicht geblieben, vielleicht hat eine gesunde Verdrängung das verhindert.
Später besuchten mein Mann und ich Graal-Müritz, wollte unbedingt dorthin. Warum, keine Ahnung. "Unser Haus" Sofort erkannt. Auf die Reaktion war ich nicht vorbereitet. Haltloses Schluchzen. Warum? 6 Wochen verlorene Zeit, ein Stück Kindheit?
Ausgelöst durch den Film Schwarzwaldkrimi "Schneekind" kam alles wieder hoch.
Doch mir geht es gut.
Ich wurde im März/April 1973 (ich hatte dort meinen 9. Geburtstag) über die Osterferien für 6 Wochen nach Glücksburg St. Ansgar geschickt, weil ich zu dünn war. Vor der Fahrt wurden alle Kleidungsstücke etc. mit einem Namensschildchen versehen bzw. eingebügelt - das war spannend . Ich erinnere mich daran, dass ich große Angst vor der Reise hatte und mich in der Nacht vor der Fahrt erbrochen habe. Mein Vater gab mir Tee mit Kohle... Das war sicher furchtbar für mich. Ich erinnere mich dann wiederum nicht an die Fahrt nach Glücksburg mit dem Zug und auch nicht an das Ankommen. Aber der Aufenthalt an sich hat mir gut gefallen. Ich fand es toll mit vielen Kindern in einem Raum zu schlafen, zu spielen, zu essen. (Ich bin Einzelkind) Wir durften Schmuckstücke im Ofen brennen, die wir zuvor mit Emailpulver bestückt hatten (Geschenk für die Mutter) , haben Seeigel getrocknet und durften samstags Ilja Richters "Disco" anschauen. Ich erinnere mich daran, dass mir die Kartoffeln - ich glaube sie waren mehr gesalzen als zuhause und schön weich - gut geschmeckt haben und dass wir vor dem Essen einen Löffel "Vitamine" - so etwas wie Multisanostol - bekamen. Zuhause war ich kein guter Esser, mit all den Kindern am Tisch hat es mir gut geschmeckt. Wir hatten einen großen Waschraum, jeder hatte einen Platz für seine Dinge. Vor dem Schlafen gehen bekamen wir ein "Betthupferl", das manchmal noch lange im Mund verblieb ; ) . Ich hatte meinen Teddybären dabei, der mir beim Einschlafen und sicher auch sonst zur Seite stand. Ob ich Heimweh hatte, das weiß ich nicht mehr. Ich erinnere mich nicht an Heimweh. Ich schlief am Fenster am Ende des Raumes mit den vielen Betten.
In einer Nacht hatte ich Durchfall und in meine Schlafanzughose gemacht. Damit das nicht auffiel, habe ich mich im Waschraum umgezogen und die Hose irgendwo versteckt - ich weiß nicht, wer sie gefunden hat oder was damit passiert ist - auf jeden Fall bin ich dafür nicht bestraft worden.
Wir wurden von einem Arzt untersucht und mir wurden mit einer großen Spritze die Ohren ausgespült - auch das erinnere ich positiv - . Ich weiß doch, dass ich Respekt vor dem Arztbesuch hatte.
Leider erinnere ich mich an sehr wenig, weder an das Haus, noch die Umgebung, noch an Unternehmungen oder Spaziergänge - gar nichts - bis auf ein paar "Fetzen", die ich hier erzähle. Ich wollte gerne noch einmal zurück und habe meine Mutter in der Zeit danach immer mal gefragt, ob das nicht gehen würde. Aber ein zweites Mal war wohl nicht geplant. Der Aufenthalt war für mich positiv, ohne Wenn und Aber. Ich denke, dass ich trotzdem nach der Kur nicht mehr dieselbe war, sondern bereits ein ganzes Stück abgenabelt.
Ich erinnere mich nicht an die Rückfahrt nach hause.
Auch hatte ich eine Freundin gefunden, mit der ich noch einige Jahre Briefe ausgetauscht habe, die etwas älter war als ich und die mich später über Facebook wieder ausfindig gemacht hat : ) ... Ich meine, dass sie sich etwas um mich gekümmert hat - zumindest habe ich eine solche Ahnung.
Wir durften nach Haus schreiben, vielleicht wurden die Zeilen überprüft, ich habe das nicht so empfunden. Ich erhielt auch Post von zuhause - einmal sogar ein Päckchen von einer Oma.
Die negativen Geschichten über Verschickungskinder haben mich sehr betroffen gemacht und ich bin dankbar, dass mir nichts dergleichen widerfahren ist, sondern wir damals mit dem Personal dort offensichtlich großes Glück hatten. Ich erinnere mich nicht daran, dass Kinder bestraft wurden oder geweint haben.
Ich habe vor einiger Zeit recherchiert und herausgefunden, dass eine liebe Schwester die Leitung zu dieser Zeit innehatte - zumindest hieß es in einem Nachruf so - Leider habe ich diese Quelle nun nicht mehr gefunden - Schade . Das Kindererholungsheim besteht heute nicht mehr. Ich wäre heute gerne einmal dorthin gefahren, um zu sehen, ob ich mich an irgendetwas weiteres erinnern kann.
Beste Grüße
Christiane Finken, 61 Jahre alt
Ich schrieb gerade über WhatsApp mit meiner Freundin. Wir kamen auf das Kinderheim in Sankt Peter Ording zu sprechen, wo wir gemeinsam hingeschickt wurden. Erinnerungsmäßig war das nah am Meer gelegen.
Ja meine Mutter war immer froh, wenn ich weg war. Aber das Heim fand ich ganz schrecklich.
Aufessen war ein tägliches Thema. Manchmal stand es mir im Hals.
Mittagsruhe. Wehe man hat gehustet oder genießt. Damals waren dort auch Nonnen. Und die standen parat mit ner gefaltenen Zeitung hinter der Tür, die ein Spalt geöffnet war. Als wenn sie darauf gewartet hätten, das ein Geräusch aus dem Raum kam und sie zuschlagen konnten.
Das gleiche haben sie mit meiner Puppe Susi gemacht (ich hab sie immer noch. Meine Seelentrösterin) Sie hat dicke Pausbacken und sie haben ihr mit der Zeitung ins Gesicht geschlagen, weil sie nicht runterschluckt und deswegen die dicken Backen hat.
Ja man könnte darüber schmunzeln. Ich fand es damals ganz grausam.
Einzige schöne Erinnerung, das Blaubeersammeln.
Heute bin ich Rebornerin und färbe und roote Puppenbausätze.
Zu finden ist mein Profil bei Facebook unter
Ulrike Masuch
Rike's Rebornstube
mein Aufenthalt war 1976 (versehentlich steht 1876 drin).
Oktober - November 1976, 4 Wochen Aufenthalt
Ich war zwischen 1972 und 1976 am Ammersee für 6 Wochen in so einer Einrichtung mit Nonnen.Mein Klassenkamerad Ottmar Weinacker (leider finde ich Ihn hier nicht) war zur selben Zeit dort.
Im Bad die Arme nach oben angebunden und geschlagen haben Sie uns mit Stöcke auf den Körper.Wir hatten nur die Unterhosen an und mussten sehr lange jedesmal in der Stellung mit Armen nach oben festgebunden bleiben.Ich werde jetzt mehr recherchieren um das genaue Datum und den Namen der Klinik raus zu finden.Ich hoffe das es was bringt.Im Internet findet man nicht so viel und bei der Krankenkasse kann mir auch niemand helfen.
In meiner Erinnerung bestand der Aufenthalt größtenteils aus Essen und schlafen.
5 Mahlzeiten am Tag
3 Schlafenszeiten:
Nachts: von 19:00-7:00
Morgens: Uhrzeit weis ich nicht mehr genau, aber jedenfalls vor oder nach dem 2. Frühstück.
Nachmittags: nach dem Essen
Tagsüber wurde draußen auf Feldbetten geschlafen und wer nicht geschlafen hat kam in ein Gitterbett.
Da ich als Kind vieles nicht gegessen habe. u. a. Milch, wurde ich gezwungen diese zu trinken. Nachdem ich diese dann über den Tisch gekotzt habe, und am nächste Tag dann nochmal (war wohl eine andere Betreuerin anwesend) war das Thema für mich erledigt, und ich bekam dann Tee.
Einmal in der Woche gabs Abends Würstchen mit Brezeln- das war lecker.
Nachmittags sind wir in den Wald zum Heidelbeeren pflücken. Einmal wurde eine Schiffahrt auf der Donau unternommen und die Nonnen hatten Naschzeug dabei , was verteilt wurde.
Einmal in der Woche wurden wir untersucht: 3 Jungs quer übers Bett gelegt Hose runter und Fieberthemometer in den Hintern.
Die Schwestern habe immer wenn sie uns beaufsichtigt haben gestrickt- es wurden kleine Teddybären gestrickt, jeder hat am Ende einen bekommen. Ich hatte meinen bis ins Jugendalter im Bett liegen.
Schläge haben wir nicht bekommen.
Meine Erinnerung ist, bis auf die Milch, eine gute. Ich hab in den 6 Wochen 6 Pfund zugenommen.
Ich kann mich an meinen Kinderarzt erinnern, der mich für zu dünn hielt und ich meine auch gehört zu haben, wie er zu meiner Mutter darüber sprach. Die Bedeutung war mir nicht klar und auch nicht die Auswirkungen.
Meine Eltern erzählten, dass sie mich zum Bahnhof nach Torgau brachten und noch vor den Gleisen ohne Abschied mich übergaben . Kein Winken, keine letzte Umarmung. Das Gefühl ist in mir wieder erwacht, fühle diese Angst und versteh nicht was passiert. Die Reise ist für mich nur schwarz und auch die Ankunft im Heim, bzw den Bahnhof erinnere ich mich nicht. Ich war kürzlich in Schmalkalden und hab das Heim gefunden, der Bahnhof war sofort ein Erinnerungsstück und irgendwie vertraut.
Der Aufenthalt war schrecklich, ich erinnere mich an Essenszwang, Redeverbot, Lieblosigkeit, Einsamkeit und Gewalt. Der Ort war für mich wie ein grünes Gefängnis- in jede Richtung die ich blickte wusste ich, dass hier kein Entkommen ist.
Die riesige Tannen vor den Fenstern stehen heute nicht mehr. In einer Nacht brach der Winter ein, über mir brach das Fenster auf und es schneite und stürmte auf mein Bett. Ich rief um Hilfe, konnte durch die Milchglastür die Siluetten der Erzieherin erkennen, doch niemand kam. Aufstehen war verboten und von den anderen Mädchen im Schlafsaal reagierte keiner. (Bekamen wir Schlaftabletten?) Ich kroch bis ans Bettende um mich vor Schnee und Kälte zu schützen und schlief weinend ein. Am nächsten Morgen kamen die Erzieher und weckten uns- mein Fenster war geschlossen und mein Bett und ich klatsch nass. Ich hatte zudem eine beginnende Erkältung und bekam dafür, dass mein Bett nass war, schimpfe. Ein Mädchen strahlte und freute sich mit Worten „es hat geschneit“ und wurde sofort mit einer vollen Hand aus Schnee von den Tannen vor dem Fenster (2. Etage), beworfen. Hier hast Du Deinen Schnee.
Ich fragte mich, warum sie es nicht bemerkt hatten, den Sturm und den Schnee und kam zu einem mir logischen Entschluss- ich muss es wohl geträumt haben?
Der Gang nach unten zu den Waschräumen war gruselig und überall kalt. Wir durften nicht reden, ich suchte verzweifelt nach Anschluss.
Am Tisch sitzen bleiben, bis aufgegessen war, manchmal vom Mittagbrot bis zum späten Nachmittag. Von meinem Platz aus konnte ich die Kinder draußen spielen sehen und war so traurig, dass ich kein Teil davon sein konnte. Ich aß bis zum Erbrechen, ob ich mich erbrach weiß ich nicht. Heute kann ich mich selbst bei einer Magenverstimmung nicht entleeren, ich halt es mit Macht zurück.
Ich hab an diesem Ort mit 6Jahren aufgegeben zu leben, ich dachte, dass ich nie wieder nach Hause komme. Dass mich alle längst vergessen haben und keiner meiner Familie mehr an mich denkt. Bis ein Brief meiner Oma eintraf, ich weiß heute noch, was mir vorgelesen wurde.
Ich war wütend und noch trauriger, daheim ging das Leben einfach weiter und ich muss hier bleiben, fühlte mich noch einsamer. Da ich noch nicht schreiben konnte, taten das die Erzieherin, ich denke, dass mein Gesagtes nicht aufgeschrieben wurde. An die Heimfahrt erinnere ich mich nicht. Meine Mutter erzählt mir heute, dass ich Sie nicht erkannt habe. Dass Sie von meinem Anblick sehr erschrocken war, dass ich noch dünner war, als vor der Kur.
Daheim schlief ich nicht mehr allein und wenn nur mit Licht, hatte Angst vor dunklen Räumen, unseren Keller oder der Scheune. Ich aß auch daheim nicht, meine Mutter dachte, dass ich Sie abstrafe. Dabei erkannte Sie mein Trauma nicht und irgendwann hatte ich es tief in mir verdrängt. Mein Leben lang war ich entweder Magersüchtig oder Adipös. Kenne kein Maß und war weder in dem dünnen noch dicken Körper jemals ich. Angst vor allem blieb, mutig wurde ich erst nach der 1. Lehre, die ich auch weit entfernt von der Heimat absolvieren musste. Auch da quälten mich Heimweh bis ich Anschluss fand. Den Zusammenhang konnte ich nicht herstellen.
Als ich in Schmalkalden an dem Heim war, kam mir alles viel kleiner vor, doch die Gefühle fühlte ich dort erneut. Als säße meine kleine Kinderseele noch immer auf dem Bett und wartet abgeholt zu werden.
Ich hab nach Akten gesucht, nach Zeitzeugen oder Menschen, die auch dort waren. Eines ist wirklich seltsam- das Kinderheim Haindorf ist weitgehend unbekannt, selbst im Archiv Schmalkalden hörten sie von mir zum ersten Mal davon. Eine nette Dane erzählte, dass sie als Kinder nicht auf den Berg zu diesem Ort gehen durften- es war verboten.
Einen Erfahrungsbericht habe ich vor einigen Jahren bereits geschrieben. Und eine Dame war so nett, kurz zu schreiben. Danke nochmal! Da inzwischen mein PC durch ein Virus komplett zerstört wurde, weiß ich leider nicht einmal mehr den Namen der Kinderpflegerin, die wohl noch lebt.
Ich war im Sommer 1969 in Mambach (heute: Zell im Wiesental) u. wurde im Laufe des Aufenthaltes 6 Jahre alt. Altersbedingt weiß ich Vieles einfach nicht mehr. Die wenigen (negativen) Erinnerungen habe ich im Erfahrungsbericht geschildert.
Ich möchte gerne wissen: Wie hieß das Heim? Im Netz finde ich nur die `Bergklause` Maria Frieden, u. ich zweifle, daß es sich dabei um mein Heim handelt; es sieht einfach anders aus, als auf den Bildern, die ich noch habe (ich habe nicht die techn. Ausstattung, sie hochzuladen).
Hier meine Fragen:
Gab es in Mambach noch mehr Heime? Meines lag etwas außerhalb, etwas höher gelegen. Hinter dem Haus begann gleich der Wald.
Kann sich vielleicht jemand an mich erinnern? Ich war wie gesagt 5, wurde 6, war aber sehr klein, sehr dünn u. sehr eingeschüchtert. Ich hatte dunkles, kurzes Haar. Ich schlief in einem Dreibettzimmer.
Was wurde eigentlich tagsüber getan? Ich erinnere mich lediglich an kurze Malstunden.
Wurden wir liebevoll oder eher grob gewaschen u. an-/ausgezogen?
Welcher Grund könnte bestanden haben, mich allein an einen kleinen Einzeltisch zu setzen - kurz vor der Tür - , während die anderen Kinder alle an einem großen Tisch saßen? Noch dazu saß ich allein dort.
Warum nur mußte man Kinder mit so schrecklichem Essen quälen? Ich erinnere mich an Salat mit weißer Sauce u. irgendwelchen Brotstücken sowie Rosinen, an ekliger Schokoladensuppe sowie Fruchtsuppe. Vor dem Salat habe ich oft noch sehr lange gesessen. An Schläge kann ich mich nicht erinnern.
An das Frühstück habe ich null Erinnerung.
Warum hat man uns nicht einfach freundlich erklärt, daß wir nicht für immer dort bleiben müßten? Natürlich sind 6 Wochen kein Zeitbegriff für ein kleines Kind, aber für mich war erschreckend klar, daß ich - warum auch immer - nun immer dort leben müßte.
Gab es überhaupt Freundlichkeit?
Warum nur sollte man nachts nicht auf die Toilette gehen, aber wehe, man nässte ein?
Falls sich jemand an mich erinnert oder mir helfen könnte, den Namen des Heims zu erinnern, würde mich das sehr freuen. Übrigens, wenn aus den Fensters des Speise-/Gemeinschaftsraums schaute, sah man etwas entfernt auf einem kleinen Hügel eine Kapelle. Vielleicht hilft das.
Auch weitere Namen von lebendem Personal würden mir helfen.
Alles Gute an Sie alle!
Giuliana
Wenn ich die in einem Regal im Supermarkt sehe, wird mein Herz zu dem eines achtjährigen, zutiefst verletzten Kindes.
In meinen zweiten Sommerferien 1975, wurde ich in gutem Glauben, von meiner Mutter in den Schwarzwald zur Kinderkur verschickt. Sie dachte es tut mir und ihr gut.
Zurück ließ ich auch meine Schwester Susan, (deren Name in einem der in der Kinderkur wöchentlich zu schreibenden Briefe, übergriffig in Susanne geändert wurde). Mein, nach der Trennung meiner Eltern und dem cholerischen, prügelndem Vater, übrig gebliebenes zu Hause, Oma, Opa, Omi, Garten, Sicherheit.
Ein Ortswechsel, eine Scheidung, eine neue Schule, neue Freunde, oder eher weniger. Die Erinnerung ist schwer, oder besser - ganz tief versteckt.
… mit diesen Keksen beginnt die Mauer der Verbannung von Erinnerungen zu bröckeln. Ich sehe sie und mir fällt wieder einiges ein. … ich falle …
Omi Trudchen, meine geliebte Uromi, gab sie mir mit auf die Reise, die sehr lange dauern sollte. Im Zug, allein, über Stunden in den Schwarzwald unterwegs, konnte ich davon gar nicht naschen.
Alles was ich hatte, tragbar für eine Achtjährige, wurde mir abgenommen mit dem Versprechen das alles für Alle aufgeteilt wird. Mein Koffer kam vorerst nicht mit an. Auf einen Keks von Omi wartete ich wochenlang, täglich vergebens. NUR EIN BISSCHEN HALT, BITTE!
… der Koffer! Ich weiß nicht wieviele Tage ich nur im Schlüpfer, beschämt, Schlafen, über den kalten Flur zur Toilette gehen, an den Jungs vorbei, war.
Schuhe putzen im dunklem Hinterhof; warum nur hatte ich kein Schuhputzzeug und wurde dafür noch vor allen getadelt? Und warum weinst du!
… Erinnerungsbruchstücke!
Gewürfelte Karotten, lecker waren sie sicher nicht, denn dieses kleine Mädchen lebt von gutem Gemüse aus Oma`s Garten. Ich kann nicht sagen, wie lange ich allein in dem großen Esssaal sitzen musste. Vor dem Teller mit kalten Möhrenwürfeln; ich muss sie wohl zwangsläufig gegessen haben. Erinnerung an „sich übergeben“. Das kann ich bis heute nicht gut …
Und vieles mehr; … lass ich wohl lieber in der dunklen Keksverpackung.
Meine Mami sagte mal: „ich dachte ich tu meinem Kind was Gutes; zurück kam nicht mehr meine Sylvia.“
Wie Recht sie hat, weiß sie bis heute nicht!
Anschließend kam ich für ein paar Wochen in ein Erholungsheim im Raum Passau. Genauere Informationen dazu hab ich nicht.
An einem Tag bauten wir Kinder im Wald eine Holzhütte aus dem Holz, das da rumlag, also sehr einfach. Die Hütte fiel dann auch schnell einfach wieder ein. Ein anderes Kind machte mich als Schuldigen dafür aus und haute mir einen dieser Holzprügel über den Kopf, was mir eine recht stark blutende Wunde beibrachte. Die Betreuerinnen verbanden mir diese Wunde selbst ganz einfach. Beim Zubettgehen am Abend gab es eine Kissenschlacht unter den Kindern in meinem Zimmer, ich wollte schon auch mitmachen. Das Resultat war, daß meine Kopfwunde wiederum sehr stark blutete. Daraufhin banden mir die Betreuerinnen meinen völlig verbluteten Kopfkissenbezug zusätzlich um den Kopf ohne weitere Behandlung und schickten mich mit heftigsten Vorwüfen allein in eine kleine Kammer für diese Nacht, schon als Strafe gedacht und daß ich keinen weiteren Schaden mehr anrichten könne. Ich trug keine weiteren Schäden davon , pädagogisch war meiner Meinung nach das ganze schon sehr unprofessionell, medizinisch war das wohl auch ziemlich fahrläßig. Und ich war über die doch sehr harten Behandlungen schon recht geschockt Man könnte jetzt auch sagen, es wäre der Zeit geschuldet gewesen, ich weiß nicht! Meine Eltern meinten später dazu nur, daß es ja nun eh schon vorbei wäre. Heißt aber absolut nicht, daß ich Rabeneltern hatte, auch das kann sicher eine eher zeitgemäße Reaktion gewesen sein.
ich bin Peter und war als 5 jähriger im März 1974 für 6 Wochen zur "Kur" auf Norderney im 'Haus Warburg".
Obwohl ich mich heute an keine konkreten übergriffigen Situationen erinnere, war diese Kur für mich eine doch sehr traumatische Erfahrung, die mir in meiner heutigen Situation noch einige Probleme bereitet, an deren Aufarbeitung ich aktuell arbeite.
Ich erinnere mich wie ich seinerzeit früh morgens zu einer anderen Familie in den Zug gesetzt wurde, um alleine, losgelöst von meinen Eltern und meinen Geschwistern, nach Norderney zu fahren. In Erinnerung blieben mir auch, dass wir dort mit der dortigen Kindergruppe zusammen am Strand Muscheln sammelten und wohl mehrmals das dortige Meerwasser-Wellenbad besuchten. Was mir zeigt, dass die Zeit dort so traumatisch für mich geblieben ist, ist die Tatsache, dass ich mich erinnere, dass ich sowohl Zeiten dort, aber vor allem meine anschließende Ankunft zu Hause wie in Trance erlebte. Wie mir auch meine Geschwister erst noch vor kurzem beschrieben, kam ich zu Hause, entgegen der Erwartung meiner Familie, völlig apathisch wieder an und sprach lange Zeit kein Wort. Erst Stunden später, als mir am abendlichen Küchentisch ein Missgeschick widerfuhr, brach es dann aus mir heraus sodass ich weinend in einer Ecke der Küche zusammenbrach. Meine Eltern waren offensichtlich mit der Situation überfordert, da sie anstelle meine Verzweiflung zu erkennen und mich in die Arme zu schließen, mich nur über die Unbedeutenheit des Missgeschicks zu trösten versuchten.
22 Jahre später, als es mich mit meiner Lebensgefährtin bei einer Fahrradtour wieder nach Norderney zog, suchten wir auf gut Glück eine Unterkunft auf Norderney und fanden sie in einem Jugendgästehaus. Es war, wie sich später herausstellte, tatsächlich das damalige 'Haus Warburg'. Nachdem wir dort ein Zimmer bezogen und ich dann den Waschraum aufsuchte überkam es mich nach 22 Jahren erneut und ich brach, für mich als junger Mensch völlig unüblich und unvermittelt, heftig in Tränen aus. Zum Glück reagierte meine Lebensgefährtin sehr verständnisvoll, wenn auch überrascht. Am nächsten Tag zeigte uns die dortige Herbergsleiterin eine Sammlung von alten Kindergruppenfotos, die damals auf den Stufen vor dem Haus aufgenommen wurden, auf denen ich mich aber leider nicht wiedererkannte.
Jedoch fand ich später zu Hause bei meinen Eltern tatsächlich auch ein solches Gruppenfoto auf den Stufen vor dem gleichen Backsteinhaus auf dem ich mich zweifelsfrei erkannte.
Auf der Rückseite dieses Fotos hatte meine Mutter mit mir 1974 glücklicherweise den Namen des Hauses, den Monat des Aufenthalts, die Namen aller Gruppenmitglieder, an die ich mich noch erinnern konnte, und die Namen der beiden Gruppenleiterinnen notiert.
Die Gruppenleiterinnen nannten wir demnach "Tante Martina" und "Tante Therese". Die Vornamen der Kinder waren: Arno, Martin, Peter (2x), Bernd, Stefan (2x), Volker, Christian, Günther, Michaela, Alexandra (2x), Carsten, Christine (Schreibweisen können abweichen)
In den vergangen Tagen besuchte ich die Insel und das Haus erneut, um meine Erinnerungen und Emotionen aufzufrischen. Das Haus heißt jetzt "Gäste- und Jugendhaus Klipper" und wurde in den vergangen Jahren teilweise neu aufgebaut, sodass ich wenig wiedererkannte. Auch das Wellenbad ist jetzt nicht mehr an genau gleicher Stelle.
Da ich gerne mehr aus der Zeit dort in Erfahrung bringen möchte, wäre ich an Berichten aus dem Haus zu dieser Zeit sehr interessiert und teile auch gerne das Foto mit den damaligen Zeitgenossen. Bin erreichbar unter tw_04062010(at)t-online.de
Es wäre auch interessant zu erfahren, was aus all den anderen Gruppenfotos, die mir 1996 gezeigt wurden, geworden ist.
Von Schweinfurt nach Scheidegg wegen Unterernährung
Hatte Anfangs starkes Heimweh
Wurde aber mit der Zeit immer
besser war eigentlich ein guter Schüler habe beim Essen immer
Nachschlag geordert dadurch besonders beim Spinat konnte ich immer was auf Teller lassen
Nach 2 Wochen durften wir raus
hinter Klinik Fußball spielen.Haben
mal Ausflug zu Fuß zum Pfänder Bodensee gemacht.
Geschlagen und misshandelt wurden
wir nicht am 25 Juni ging es wieder nach Hause hatte 300gr. zugenommen. Muss bis heute an den
Aufenthalt denken war erstes mal
Von zuhause weg.
Birgit
Inzwischen ist das Kinderkurheim in die Liste der Verschickungsheim Baden-Württemberg aufgenommen worden.
Da es sich um ein Privat geführtes Heim handelt, ich mich aber erinnern kann von Nonnen betreut worden zu sein und ich das Haus anders in Erinnerung habe als das in Waldrennach vermutete ist mein Verdacht, dass ich woanders hingebracht wurde. Ich kann mich auch an eine an die Zugfahrt anschließende längere Busfahrt mit vielen Kindern erinnern. Ist sowas jemanden bekannt, dass die Kinder in andere Heime verbracht wurden? Gab es in der Nähe von Waldrennach/ Neuenbürg ein katholisch geführtes Kinderkurheim im Jahr 1978?
Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen, da ich dieses Thema gerne für mich aufklären würde.
Ich war 1952 bei meiner Geburt mit 59 cm und etwas über 3000 g Gewicht ein großes, aber für die Familie und die Ärzte ein zu leichtes Kind. Damit war der Grundstein für das Thema „Essen und Gewicht“ in meinem Leben gesetzt.
Nahrungsverweigerung im Alter von sieben Monaten mit folgender Klinikeinweisung und Sondenernährung trugen nicht dazu bei, dass sich die Bedeutsamkeit des Themas „Essen und Gewicht“ für meine Familie änderte. Daraus ergaben sich im Laufe meiner Kindheit drei ärztlich verordnete Aufenthalte in Kinderkureinrichtungen, über die ich hier berichten möchte.
1955, im Alter von drei Jahren wurde ich das erste mal verschickt. Es ging für 4 Wochen in eine private Kinderkureinrichtung nach Bad Sassendorf.
Mein Erinnerungsvermögen an diese Zeit ist stark begrenzt. Was ich erinnere ist lediglich ein kleines Zimmer, in dem unter anderem mein Bett stand. Es hatte keine Gitter sondern ein Netz. Dunkelheit und ein grelles Licht an der Decke wenn jemand ins Zimmer kam. Ich habe viel geweint. Als meine Mutter irgendwann kam und mich wieder abholte, fuhren wir mit der Bahn heim. Meine Mutter hatte mir einen Kasten mit einer kleinen Puppe mitgebracht, die ich nicht annehmen wollte. Wie sie aussah weiß ich noch genau. Ich weiß auch, dass ich mit meiner Mutter nicht gesprochen habe.
Noch heute kriege ich ungute Gefühle wenn ich daran denke , an den dunklen Raum und das Gefühl von Trauer und Verlassenheit.
Drei Jahre später, als ich 1958 zu meiner nächsten Kinderkur verschickt wurde, schrieb meine Mutter in einem Brief an die Betreuerin in Bad Rothenfelde Folgendes:
Sehr geehrtes Fräulein,
gestatten Sie mir, daß ich ein paar Zeilen schreibe. Ich wünsche für mein Kind und mich, daß es sich bald einlebt und nicht Heimweh hat. Monika ist nämlich zu Hause ein sehr lustiges und bewegliches Kind. Als sie drei Jahre alt war, schickte ich sie in ein Privatkinderheim nach Bad Sassendorf. Monika lag dort fast 14 Tage krank und hatte nach der 4-wöchigen Kur abgenommen; sie war seelisch tief erschüttert und hat es mir längere Zeit nachgetragen, daß ich sie fortgeschickt hatte. Nun ist sie ja verständiger und ich habe versucht, ihr diese Kur sehr farbenfroh zu schildern. Sie ist auch fortgefahren, ohne zu weinen, aber sie sprach kein Wort mehr mit mir und schaute mich vorwurfsvoll an. Ich will nur sagen, daß ich einige Sorgen habe, ob sie sich auch nicht grämt, denn sie braucht viel Liebe und Freundlichkeit ………
1958, ich war 6 Jahre und gerade in die Schule gekommen, wurde ich für 6 Wochen nach Bad Rothenfelde , Haus Sonnenblick, Waldstraße 6 verschickt.
An diese Kinderkur habe ich, außer Heimweh und Trennungsschmerz, keine schlechten Erinnerungen.
Ich erinnere mich an Spielen, Singen, Spazier- und Kirchgänge und Solebäder in großen Holzbottichen. In letztere wurden immer je zwei Kinder gesteckt, und wir mussten darin eine Zeitlang sitzen.
Da ich frisch eingeschult war, schickte meine Mutter mir regelmäßig Aufgaben, die meine Freundin daheim für mich abgegeben hatte. Die Betreuerinnen ließen mich Schreiben und Rechen üben während die großen Kinder Briefe nach daheim schrieben. Einmal schickte mir meine Mutter ein Paket mit einer Stoffkatze und Süßigkeiten. Die Katze durfte ich zum Spielen behalten. Die Süßigkeiten wurden an alle verteilt.
(Die Briefe, die meiner Mutter an die Betreuerinnen schickte und die vielen bunten Karten meiner Familie an mich, habe ich alle noch. Auf jeder zweiten Karte schrieben sie oder meine Großmutter, ich solle brav sein, tüchtig essen und schön dick werden.)
Ich habe keine Erinnerungen, ob andere Kinder zum Essen gezwungen wurden. Ebenso wenig erinnere ich mich an Demütigungen oder Bestrafungen in irgendeiner Art.
Ich habe als Kind kein Rind- oder Schweinefleisch gemocht. Wenn es Suppe mit Fleisch drin gab, hab ich die Fleischstücke ganz geschluckt, weil ich Angst hatte, gescholten zu werden, wenn ich rummäkele. Das kannte ich schon von daheim von meiner Großmutter.
1961, ich war 9 Jahre, wurde ich für 6 Wochen in das Kindererholungsheim Haus Sonnenschein, Nordseebad Wittdün auf Amrum, verschickt.
(Auch von diesem Aufenthalt habe ich Karten und den Briefwechsel mit meiner Familie.)
Ich erinnere mich an eine lange Reise per Bahn und Schiff mit vielen anderen Kindern und einigen Betreuerinnen. Eine von den Betreuerinnen war, glaube ich, auch später auf der Insel für meine Gruppe zuständig.
Im Haus Sonnenschein wurden wir auf unsere Zimmer verteilt. Mädchen und Jungen auf unterschiedlichen Etagen. Ich habe mit vier anderen Mädchen auf einem Zimmer gelegen.
Unsere Koffer wurden weggeschlossen und nur einmal in der Woche hervorgeholt, um die Wäsche zu wechseln.
Mein Bett war zu kurz. Ich habe das gemeldet, aber es hat keinen gekümmert. Ich konnte mich somit die ganze Zeit über nicht in meinem Bett ausstrecken und musste mit angezogenen Beinen schlafen.
Meinen Briefen nachhause entnehme ich, dass wir um 7:15 aufgestanden sind. Nach dem Waschen ging es zum Frühstück. Ich weiß nicht mehr genau, was es zu essen gab. Ich glaube es waren Milchsuppen, Brei oder Ähnliches. Ich mochte nichts von allem, habe aber aus Angst alles gegessen. Beim Frühstück wie bei allen anderen Mahlzeiten galt, es muss aufgegessen werden, am Besten mit Nachschlag. (Letzteres galt nicht für die übergewichtigen Kinder.)
Wer erbrach, musste dann trotzdem weiter essen. Solange das nicht erledigt war, musste das Kind an seinem Platz sitzen bleiben. Kinder, denen das passierte, weinten meist und wurden dann ausgeschimpft.
Nach dem Frühstück mussten einige Kinder wieder ins Bett, um dort bis kurz vor dem Mittagessen zu liegen. Ich hatte Glück und gehörte nicht dazu.
Die anderen Kinder, die nicht wieder ins Bett mussten, durften mit den Betreuerinnen Spaziergänge machen oder draußen spielen, wenn das Wetter gut war. Sonst wurde drinnen gespielt.
Der Sonntag war eine Ausnahme. Da mussten alle nach dem Frühstück ins Bett zurück. Dann aber war es uns erlaubt, zu lesen.
Nach dem Mittagessen mussten alle Kinder wieder ins Bett. Man musste ruhig liegen und durfte nicht sprechen.
Zum Nachmittag durften dann alle aufstehen und es gab Kommissbrot mit Vielfruchtmarmelade oder Gurkenscheiben. Dann war endlich auch für alle Kinder die Zeit gekommen, zu der sie aus dem Haus gehen und spielen durften.
Das Abendessen gestaltet sich wie das Frühstück. Die Regel, alles aufzuessen und nicht zu erbrechen, galt immer. Es kam auch vor, dass man beim Mittagessen Reste vom Abendbrei des Vortages mit auf dem Teller hatte.
Nach dem Abendbrot haben wir uns waschen müssen und um 7:00 Uhr mussten alle ins Bett. Ich habe in meinen Briefen geschrieben, dass uns noch etwas vorgelesen wurde.
Am Abend im Bett durfte man nicht aufstehen, nicht sprechen , nicht husten oder sich räuspern. Wer das dennoch tat, wurde aus dem Bett gezerrt und in die Ecke gestellt. Ich erinnere mich, dass ich einmal gehustet habe und dann in den Waschraum musste, weil die Ecken schon alle belegt waren. Ich musste dort lange auf dem kalten Boden stehen und habe gefroren.
Die Betreuerinnen (Tanten), die im Heim, beim Essen sowie nachts da waren, waren wohl die Heimangestellten. Sie haben in der Regel keine Gruppenbetreuung am Tag gemacht. Sie trugen auch eine Art Tracht. Sie waren hart und schlugen auch schnell mal zu. Den Kindern wurde die Hose runter gezogen und ihnen wurde das nackte Hinterteil verprügelt.
Die Tagesbetreuerinnen, die wir ebenfalls Tanten nannten, machten Spaziergänge, Ausflüge, Spiele etc. mit uns. Mit ihnen bin ich auch 2 mal am Strand ins Wasser gegangen. Alle Kinder fassten sich in einer langen Kette bei den Händen, gingen mit den Betreuerinnen ins Wasser, durften ein paarmal hüpfen und untertauchen und mussten dann wieder raus aus dem Wasser.
Ich erinnere mich, dass wir einen Ausflug zur Hallig Hooge gemacht haben.
Jede Woche mussten wir einen Brief nachhause schreiben, der vor dem Absenden von den Tanten gelesen und zensiert wurde. Ein Kind hat es wohl geschafft, eine Karte heimlich an dem Tag, als wir unser Taschengeld für einen Andenkenkauf nutzen durften, nachhause zu schicken und zu schreiben wie es wirklich war. Auch in dieser Kur bekam ich viel Post vom meiner Familie, aber immer mit dem Zusatz, gut zu essen und dick zu werden.
Wie oft der Arzt, der das Kinderheim betreute, da war, weiß ich nicht. Ich weiß nur dass wir alle nackt und frierend in der Reihe gestanden haben, bis wir dran waren.
Nach der Kur hatte ich oft Alpträume von großen Untersuchungsräumen.
Alle Kinder haben täglich mehrere Medikamente bekommen. Nicht alle die gleichen.
Ich wüsste heute gern, was man uns Kindern da an Medikamenten verabreicht hat.
Ich hatte die ganze Zeit Heimweh und wollte nach Hause. Nachts, wenn dann auch mal die Nachtbetreuung nicht auf dem Flur saß, bin ich aufgestanden und hab aus dem Fenster geschaut und geweint, weil mir klar war, dass ich nicht weg konnte von der Insel.
Es war für mich zum Glück die letzte Kur zu der ich verschickt wurde.
Wenn ich heute zurück blicke frage ich mich oft, warum mir meine Familie und die behandelnde Ärztin daheim das dreimal zu gemutet haben, vor allem schon im Alter von drei Jahren. Meine Mutter konnte ich darauf kaum ansprechen, weil sie dann immer beleidigt reagiert hat. Ich habe versucht, es mir mit Sorge um meine Gesundheit zu erklären, aber das hat irgendwie nicht so recht gereicht.
Viele andere Dinge wie Teller leer essen müssen, nicht aufmucken, Drohungen, Beschimpfungen und Prügel waren in der damaligen Zeit in den Familien, Kindergärten und Schulen oft noch an der Tagesordnung. Beklagten sich Kinder, wenn der Lehrer zugeschlagen hatte, hieß es meist nur lapidar: „Du wirst es wohl verdient haben.“
Ich würde mich gern mit jemandem austauschen, der ebenfalls eine Kur auf Amrum im Haus Sonnenschein verbracht hat.
Fürs Erste ist es gut, dass ich mir das alles von der Seele schreiben konnte.
Monika
ich will mich wieder in Erinnerung rufen und suche nach wie vor Kontakt zu möglichen Heimkindern in den Jahren 59/60 evtl. 61 die ebenfalls in dem Kinderheim-Verschickungsheim Rechtis-Weitnau Betreiber war wohl die AWO -im Allgäu gewesen sind. Wohl habe ich den einen oder anderen Kontakt doch sie sind wesentlich jünger inzwischen 70Jahre. Wäre ich dennoch über Kontakte froh, ich habe hier immer wieder mal einen Beitrag geschrieben.
Ich wünsche von Herzen allen ehemaligen Verschickungs-Heimkindern alles, alles gute. Hoffnung, Mut, Selbstbewusstsein, Zuversicht und vor allen Dingen Liebe. ☀️🌈
Namasthe
e-mail: DetzelMona-@t-online.de
Ich bin Silke, eine von vielen Millionen ehemaligen Verschickungskindern und erzähle meine
Geschichte:
Damals war ich 2 Jahre alt und ein völlig
unbeschwertes kleines Mädchen. Wenn da
nicht die Neurodermitis gewesen wäre. Meine
Eltern sind mit mir von Arzt zu Arzt gefahren
und leider hatten diese als letzte Lösung immer
nur Cortison im Angebot. Manche Eltern haben
in den Wartezimmern ihre Kinder von mir
weggerissen, weil sie Angst vor Ansteckung
hatten. Damals war Neurodermitis noch nicht
so bekannt wie heute.
Der Kinderarzt meinte dann, ich müsse mal zur
Kur nach Norderney und meine Eltern haben
aus lauter Verzweiflung zugestimmt. Auch den
strengen Richtlinien im Haus, dass man keinen
Kontakt aufnehmen oder mich besuchen darf,
stimmten sie zu.
Sie bestellten Namensschilder aus Stoff für jede
Socke und für jedes Kleidungsstück, was ich
mitnehmen sollte. Meine Oma und Mama
haben die halbe Nacht diese Schildchen
eingenäht, denn die „Einberufung“ für den
Kindertransport war da.
Eines Tages ging es zum Bahnhof nach
Münster, wo ich (noch) glücklich auf dem Arm
meiner Mutter war und lachte (es gibt einen
Super-8-Film meines Vaters). Plötzlich kam
eine Schwester mit Haube und fragte meine
Eltern nach meinem Namen und als sie ihn
bestätigten, rissen sie mich vom Arm meiner
Mutter und stiegen in den Zug. Ich heulte
lauthals, weil ich nicht wusste, was da mit mir
geschieht und diese „Tante“, wie wir sagen
durften zu allen Schwestern, weder je gesehen
hatte noch kannte.
Meine Eltern blieben zurück am Bahnhof, in der Hoffnung, dass sie nach 6 Wochen ein gesundes Kind
in ihre Arme schließen dürfen…
Aus diesen 6 Wochen wurden dann jedoch 17
Wochen, ich blieb über Weihnachten ohne
Kontakt zu meinen Eltern und meinen beiden
Schwestern. Als Mutter von zwei Kindern weiß ich,
wie schlimm es wohl auch für meine Eltern
gewesen sein muss. Diese Ungewissheit, wie es
mir geht und nur ab und zu einen getippten Brief
zu bekommen. Das Ende der Kur wurde immer
wieder durch Telegramme verschoben, weil ich
angeblich krank war. Nach diesen 17 Wochen, von
denen ich nichts mehr bewusst weiß, bin ich sehr
artig zurückgekommen und habe zu meiner
Mutter gesagt: „Tante auch mit in Tadt (Stadt)?“
Das hat ihr das Herz gebrochen; ich hatte sie in den
„Tanten-Modus“ degradiert und sie war nicht
mehr meine Mama für mich. Auch heute mit 82
Jahren erinnert sie sich schmerzhaft an diese Zeit.
Leider war meine Hautkrankheit nicht verschwunden und so durfte ich mit 4 Jahren noch einmal ins
Seehospiz, dieses Mal für 12 Wochen. Auch davon weiß ich bewusst nichts mehr.
Zu guter Letzt ging es dann mit 6 Jahren noch einmal für 12 Wochen nach Norderney. Von dieser Kur
habe ich noch einige Erinnerungen, die jedoch teilweise so schlimm sind, dass ich hier nicht alles
aufschreiben kann.
Durch meine Neurodermitis wurde ich täglich mit Bandagen verwickelt, gebadet und ich weiß noch,
wie ich gebettelt habe, dass sie Tante doch bitte den Daumen nicht mit einwickeln soll, damit ich besser
kratzen konnte. Leider ohne Erfolg, im Gegenteil, ich wurde sogar ans Bett gefesselt, damit ich mich
nicht wund kratze in der Nacht. Natürlich alles zu meinem Besten.
Wir mussten immer alle gleichzeitig auf die Toilette gehen, und nur dann, wenn die „Tanten“ es gesagt
haben. Auch nachts gingen die Neonröhren im Schlafsaal an und wir mussten sofort zur Toilette, ob
wir wollten oder nicht. Ansonsten wurde gewaltsam nachgeholfen.
Der Ton der Schwestern war militärisch und eiskalt! Kein Mitleid, wenn man Heimweh hatte und
weinte: „Hör auf zu heulen!“, höre ich noch die Schwester, als ich wieder einmal auf der Isolierstation
lag, alleine im Zimmer, ohne Kontakt zu den anderen Kindern. Man wurde versorgt mit Essen und
Trinken, aber ohne jegliche Wärme. Ich wusste nicht, ob meine Eltern mich jemals wieder nach Hause
holen, oder ob sie mich schon vergessen hatten.
Manchmal kamen allerdings Briefe von zu
Hause, die mir dann vorgelesen wurden oder zu
Weihnachten auch ein Päckchen. Auch ich
durfte Briefe nach Hause schreiben, bzw. die
„Tanten“ haben sie für mich verfasst: „Hier ist
es jetzt sehr schön, die Sonne scheint schon
richtig warm und wir gehen jetzt länger
spazieren als sonst.“
An Spaziergänge an die Nordsee kann ich mich
auch erinnern. Schön warm weiß ich allerdings
nicht...
Manchmal wurde gebastelt. Ich habe einen
Kalender mit nach Hause gebracht mit 12
gestalteten Seiten. Jede Woche eine Seite…
Das war mein ganzer Stolz.
Ich habe oft gefroren, vor allem, wenn wir in Unterwäsche und barfuß im Flur in einer langen Schlange
vor dem Arztzimmer stehen und warten mussten, bis wir zu ihm zur Behandlung durften. Es gab
regelmäßig Spritzen, ich weiß nicht, wofür oder wogegen sie waren. Danach mussten wir alle auf einer
Turnbank stehen, bekamen eine Schutzbrille aufgesetzt und wurden mit „Höhensonne“ von vorne und
von hinten bestrahlt. Vielleicht so ähnlich wie heutzutage die Balneo-Phototherapie, wo man erst in
die Badewanne mit Salzwasser oder Ölbädern steigt und danach mit UVA-Strahlung bestrahlt wird.
Auf dem Gelände gab es eine Wäscherei, wo die Wäsche gewaschen wurde. Dort rauchte oft der
Schornstein. Wir dachten jedoch immer, nun wird wieder ein unartiges Kind verbrannt. Wie bei Hänsel
und Gretel. Also bloß nicht auffallen, immer artig sein und möglichst wenig auffallen war die Devise.
Weil, wer möchte schon in den Ofen gesteckt werden? Da ich es auch in den Zeitzeugen-Berichten
anderer gelesen habe, gehe ich davon aus, dass die Schwestern uns diese Strafe angedroht haben.
Viele berichten ja von Horrorgeschichten beim Essen. Dass sie immer aufessen mussten und auch ihr
Erbrochenes essen mussten. Das Essen habe ich zum Glück nicht in so schlechter Erinnerung. Ich bin
und war aber schon immer ein unkomplizierter Esser und habe wahrscheinlich immer brav alles
aufgegessen.
Das Heimweh, die Kälte der Schwestern und die nächtlichen „Attacken“ sind mir bis heute in
schlimmster Erinnerung…
Wenn ich heute Abschiedsszenen im Fernsehen sehe oder unsere 4.-Klässler, die ihren letzten Tag in
der Grundschule feiern und Abschiedslieder singen, laufen mir die Tränen über die Wangen und ich
kann nicht sagen, warum mich das so mitnimmt, obwohl nicht einmal meine eigenen Kinder dabei
sind. Ist eben auch ein Abschied…
Als Erwachsene musste ich mein Referendariat
als Grundschullehrerin abbrechen,
weil ich jeden Sonntag bei Aufbruch von zu Hause
dachte, ich komme nie wieder nach Hause
zurück. Ich war eine gute Lehrerin, jedoch konnte
ich vor lauter Heimweh keinen klaren Gedanken
fassen. Meine Ausbildung habe ich später noch
beendet.
Ich bin ein Mensch, der es immer allen recht
machen möchte, harmoniebedürftig ist und
leider das Wort „Nein“ nicht im Vokabular hat.
Ich kümmere mich gerne um andere Menschen
und vergesse mich selbst meistens dabei.
Das Arztzimmer im Erker, der rote Backstein,
diese Ortgänge von Gebäude zu Gebäude, der
Spruch im Innenhof: „Und vergiss nie, was er dir
Gutes getan hat!“
Nein, vergesse ich bestimmt nicht…insgesamt
41 Wochen isoliert als kleines Kind mit
bösartigen Schwestern. Wie könnte ich das
vergessen?
Ich bin schon öfter nach Norderney mit einer
Freundin gefahren und jedes Mal zieht es mich
zum Seehospiz, bzw. zur Seeklinik, die von
außen noch genauso aussieht wie damals.
Heute ist es eine Mutter/Vater-Kind-
Einrichtung und man hört fröhliches
Kinderlachen, wenn man am Gartenzaun steht.
Ich stehe davor und mir laufen
die Tränen herunter, ich zittere und habe einen
Stein auf der Brust. Ich weiß nicht, warum ich
mir das antue. Vielleicht, weil ich endlich einen
Haken an dieses Trauma und die schrecklichen
Erinnerungen machen möchte!!!
Es ist mittlerweile 50 Jahre her und ich wünsche mir, dass wir ehemaligen Verschickungskinder erhört
werden, denn wir sind noch da und die dunklen Schatten der Vergangenheit haben unser Leben
geprägt bis heute. 12 Millionen Kinder! Und kaum jemand weiß etwas über diese Zeit…
Ich wünsche mir Aufarbeitung, eine Art Wiedergutmachung, eine Traumatherapie, und Träger, die sich nicht vor
ihrer Verantwortung drücken, sondern zu den Schandtaten der Vergangenheit stehen. Teilweise geschieht dies ja schon.
Danke für den tollen Einsatz der vielen Ehrenamtlichen des Vereins Verschickungskinder e.V.!
6 Wochen umsonst nach Borkum-Tüskendör zur Kur als 8/9 jähriger geschickt
worden.Das war damals so üblich.Ich habe bis Heute nur gute Erinnerungen.
Auch ich bin ein „Verschickungskind“. Habe das jahrzehntelang nicht ins Bewusstsein gelassen,
auf die Handlungsebene schon gar nicht. Anderes war immer wichtiger, drängender. Und sogar Älteres ist genauer, detailreicher im Gedächtnis.
Aber eine lange Narbe an meinem linken Arm gibt Zeugnis von jener Verschickung, die vor mehr
als siebzig Jahren meiner Erholung und Stärkung dienen sollte. Und immer, wenn ich etwas mit der linken Hand machen will oder muss – Klavierspielen oder irgend eine technische Sache, werde ich
daran erinnert. Auch wenn ich allzu scharf angesprochen werde oder aggressiven Menschen begegne. Jetzt, mit 85 ½ will ich endlich versuchen, vernünftig und objektiv zusammenzufassen, was im Gedächtnis von damals noch vorhanden ist :
Nicht sehr lange nach einem weiteren Trauma meiner früheren Jugend (als ich nach der zuerst angeblich bestandenen Aufnahmeprüfung doch nicht aufs Gymnasium durfte und den Kontakt mit den Freunden verlor; später wurde ich dann trotzdem noch Dr. und Prof.) schickte mich meine Mutter auf ärztliche Empfehlung in ein (wohl evangelisches, Diakonie ?) Kinderheim auf die unfassbar entfernte, fremde Nordsee-Insel Amrum.
Schon vor der Verschickung und dem „Ereignis“ war einiges nicht so gut gewesen: m Krieg bei einem Bombenangriff verschüttet und später meistens hilflos gegenüber dem kräftigeren jüngeren Bruder. Nun kam ich als Einzelgänger mit der Meute der lauten, frechen und trickreichen Normalkinder selten zurecht und sehnte mich schnell nach Hause, obgleich ich dort, in der Familie und der Schule, auch selten glücklich gewesen war:
Nachts wurde man auf den dunklen Gang hinaus geschoben (für mich nach der Verschüttung besonders schrecklich), wenn man zu unruhig oder sonst „unartig“ gewesen war. Militärartige und in Mäntel gehüllte „Spazier-Märsche“ am Strand – ohne Möglichkeit, einen nachhaltigen persönlichen Eindruck vom Meer zu gewinnen. Was auf den Teller kam. Musste gegessen werden, auch bei nach so viel Widerwillen und Ekel (Essenszwang) usw..
Nun aber zu dem „Ereignis“:
Eines Tages stand ich bei einem Strandgang auf einer Sanddüne, wohl ziemlich hoch. Ein anderer Junge schlich sich an und schubste mich mutwillig von der Düne. Nach dem Sturz tat der linke Unterarm, das linke Handgelenk gleich fürchterlich weh. Mit diesen Schmerzen musste ich noch einen ziemlich langen und anstrengenden Weg gehen. Das anwesende und erreichbare Kindergarten-Personal konnte mir wohl kaum helfen. Der Fußweg mit einer jüngeren Schwester zu irgendeinem Arzt dauerte damals sehr lang. Ich immer unter großen Schmerzen (ohne Schmerz- oder Beruhigungsmittel, meiner Erinnerung nach). Dort wurde, wieder mit großen Schmerzen, die Bruchstelle eingerenkt, hier oder einem Krankenhaus eingegipst (kann ich nicht mehr erinnern). In diesem stark eingeschränkten Zustand blieb ich noch bis zum Ende meines „Erholungsurlaubs“ auf der Insel – noch weniger integriert in den allgemeinen Therapie- und Spiel-Betrieb als zuvor, noch mehr Außenseiter .
Als ich nach der Beendigung der „Verschickung“ mit meiner Mutter in der nahegelegenen Klinik einen Chirurgen aufsuchte, stellte der – nach der Besichtigung meines inzwischen stark angeschwollenen Armes und Handgelenkes sinngemäß fest: „So ein Pfusch! Wie kann ein Arzt nur so etwas machen“. (Leider wollte er sein Urteil nicht wiederholen, als meine Mutter ihn später darum bat, um gegen die unsachgemäße Behandlung klagen zu können.).
Ich wurde operiert und musste nach ein ¾ Jahr lang einen damals noch sehr großes und schweres
Gipskorsett tragen, war drüber hinaus lange ziemlich unbeweglich, musste fortgesetzt viele medizinische und therapeutische Behandlungen erdulden, konnte jahrelang nicht mehr Fußball spielen und am Sportunterricht in der Schule teilnehmen, nicht am Schwimmunterricht usw.. Kurz und gut: Es kam zu einem langjährigen Entwicklungsstau, der sich bis heute noch auswirkt (siehe
oben!)
Ich habe nur schlechte Erinnerung an die Zeit da in dem Heim. Ein was gutes weiß ich noch, als ich von meinen Eltern am Bahnhof abgeholt wurde habe ich einen Plüschhasen bekommen, den habe ich heute noch.
Bisher dachte ich immer es wäre in Westerland gewesen aufgrund der Aussage meiner Mutter.
Habe das Kurheim nie gefunden auf google.
Nun bin ich schlauer.
Auf dieser Seite war noch kein Bericht über das Haus Deckers, später hieß es Am Kliff,ein privates Haus.
Habe es in die Suchmaske eingegeben.Keinen Bericht gefunden.
Es war höchstwahrscheinlich der Sommer 1982.
Es gibt viele gute Erinnerungen zum Beispiel :Spaziergänge am Strand.
Im grossen Speisesaal:malen. Schallplatten hören, von Rolf Zuckowski Die Vogelhochzeit,werde es nie vergessen,die Betreuerin Ute? hat gesagt, das könnt ihr euren Eltern vorsingen wenn ihr wieder zu Hause seid; Hallo Mama Hallo Papa, die Zeit ist um und ich bin daaaa.
Es gibt noch ein Foto, wo wir einen Geburtstag feiern, der Tisch war richtig festlich gedeckt,es gab Kakao und Kuchen, das war im Keller des Hauses
Von dem Eingangsbereich war ein großer Umkleiderraum, sowie im Kindergarten, wo man die Schuhe und die Jacke aufhängt, dann kam man rein im Flur hoch und rechts war ein Riesenspeisesaal,der voll verglast war wie ein Wintergarten.
Links ging die Treppe nach oben und da habe ich gewohnt,mit 4? anderen Mädels im letzten Zimmerl links.
Ich erinnere mich dass wir jeden Sonntag in der Kirche waren.
Einen Leuchtturm besucht haben . In Dänemark waren.
ot auf dem Spielplatz viele Spaziergänge im Wald .Ich erinnere mich dass wir jeden Sonntag Einmal auch baden am Strand und im Wellenbad.
ÄltereMädchen aus den anderen Gruppen haben sich manchmal die Haare geschnitten ,also die Spitzen schneiden, wenn wir draußen irgendwo am Spielplatz saßen
Es gab wohl Milch aus Milchkannen, also die gute vom Bauern, weil ich mal eine Milchkanne auf der Treppe stehen sehen habe.
Eine Zimmer Mitbewohnerin hat mal ins Bett gepinkelt aber sie hat keinen Ärger bekommen,also an Strafen diesbezüglich kann ich mich nicht erinnern Ich erinnere mich, dass alle Kinder außer ich die Blendie Zahnpasta und eine blaue Seife hatten war wohl damals im Angebot
Mein Taschengeld ging dafür drauf, dass ich angeblich immer die Zopfbänder der anderen Kinder verloren oder kaputt gemacht habe, musste ständig welche ersetzen
Als negative Erinnerung habe ich noch im Kopf dass ich mehrmals aus dem Zimmer geholt wurde, abends zur Nacht,weil ich angeblich Unsinn gemacht hätte und musste auf der kalten Fensterbank schlafen oder wurde in einem Raum eingesperrt wo Gesellschaftsspiele gelagert waren.
Der Betreuer Joachim,hat mich ständig eingesperrt.
Wir waren auch in irgendeiner Art Museum wo wir auf Schiffe herumgeklettert sind
Also alles in allem war es eine schöne Zeit.
Manchmal habe ich noch Flashbacks wobei ich denke ,woher kommt das? Also vielleicht hab ich auch noch was negatives verdrängt? ich denke schon,dass wir Nachts auf die Toilette durften kann mich auf jeden Fall erinnern dass ich Nachts auf die Toilette gegangen bin und nicht daran gehindert wurde. Ob es Medikamenten gab da gibt es keine Erinnerung also ich glaube nicht .
Manchmal medizinische Untersuchungen.
Kalte Duschräume.
Alles in allem glaube ich dass das gar nicht so schlecht in der Kur war.
Meine Mitbewohnerinnen in der Kurzeit ,ich kann mich an einzelne Namen erinnern ,hier ein paar Vornamen Ornella Diana Julia Stefanie Claudia Jutta Kerstin, es waren auch 3 Jungen in der Gruppe :Oliver?
Ein Foto ist auf Facebook zu finden, in der Gruppe Verschickungskinder Deutschland.
Vielleicht meldet sich ja jemand.
Ich war noch vor meiner Einschulung im Frühjahr 1967 oder 1968 dort. Ich wurde über die Barmer von Nürnberg aus dorthin mit dem Zug verschickt.
Eine meiner ältesten Erinnerungen sind Frühlingsspaziergänge entlang eines Baches mit viel Moos und blauen Blumen, an der Hand eines größeren Mädchens, das sich um mich gesorgt hat. Ich glaube, es wurde auch gesungen. Eine sehr schöne, harmonische Erinnerung.
Ich erinnere mich auch an 2 Esszimmer, links und rechts….Im Zimmer der Kleinen war ich wohl auch eine der Kleinsten, denn ich habe Erinnerungen an riesige Teller, hohe Stühle und ein Gefühl, winzig zu sein. Ich habe mich wohl mit einem etwas älteren Mädchen gut verstanden und sie hat mir geraten, den Mund voll Essen zu nehmen und es auf der Toilette auszuspucken….scheinbar hat das nicht geklappt….die nächste Erinnerung ist, dass ich im Zimmer bei den richtig großen Jungs am Tisch sitze und dort eine riesige Portion irgendetwas essen muss….ich glaube, da wurde ich sehr ausgelacht und ich habe mich sehr hilflos gefühlt. Ich glaube, einer der Großen hat mich immer wieder gezwickt und gekniffen. Ich glaube aber auch, mitleidige Blicke bekommen zu haben.
Eine Erinnerung habe ich schon mein ganzes Leben: Ich habe wohl nachts eingekotet und bin selbst darüber sehr erschrocken. Ich habe wohl versucht, diese „festen Kugeln“ heimlich unter der Matratze oder im Mülleimer zu verstecken…dies wurde entdeckt, ich wurde fürchterlich geschimpft…..ich glaube, dass ich ohne Hose gezwungen wurde, diese Fäkalien auf einem Kehrblech ins Badezimmer weit weit hinten zu tragen. Auf dem Weg durch den dunklen Flur waren noch andere Kinder, die nicht lachten, sondern still auf mich blickten. Ich kann mich auch erinnern, dass ich meine Hose dort selbst mit einem Stück Seife säubern musste….im Nachhinein war es eine gespenstische Situation, die mir in der Vergangenheit immer wieder im Kopf herumspukte.
Dann ist da noch die Erinnerung „Waschen“ oder „Gewaschenwerden“. Ich erinnere mich daran, dass jemand die Seife in einem alten Handschuh hatte und mich damit überall wusch, entsprechend musste ich mich auch mit gegrätschten Beinen hinstellen. Das war mir fremd und sehr unangenehm….
Essenstechnisch kann ich mich an den roten Früchtetee erinnern und ich meine, den Mund immer voller Vollkornbrot gehabt zu haben….gehoben hat es mich wohl regelmäßig und auch in den Jahren danach, kam mir oft das Essen hoch.
Mehr Erinnerungen habe ich nicht. Ich kann mich auch an kein Gesicht einer Erzieherin erinnern.
Ich weiß aber, dass ich, als ich nach 4 oder 6 Wochen zurückkam, meine Mutter und Großmutter nicht angeschaut habe, wohl eher apathisch war und lange Zeit (?) nicht sprach. Erzählt habe ich wohl nie etwas.
Ich sehe heute noch sehr deutlich den Namenszug in roter Schreibschrift, der in vielen meiner Sachen und auf mehreren Handtüchern eingenäht war.
Aber wie gesagt, viele wage Erinnerungen werden erst langsam und beim Lesen anderer Berichte etwas konkreter.
Ich würde mir Bilder von dort wünschen, vielleicht sogar Innenaufnahmen?
Irgendwann saß ich im Zug. Ich weiß noch, ich wollte nicht und erinnere mich an ein ganz ungutes Gefühl. Eine fremde unfreundliche Frau fuhr mit mir.
Angekommen würde ich, ganze 5 Jahre alt in einen großen Raum geführt, der Tisch war lang, vielleicht wie ein U, in der Mitte standen an der Wand die Küche frauen. Ich bekam Kakao, heiß mit Haut, ich wollte nicht, wurde gezwungen, die Frauen brüllte, ich musste mich übergeben.
Dann war ich irgendwann in einem Raum mit anderen Kindern und Angestellten die vielleicht 20 Jahre alt waren, die zusahen wie ich gehänselt gehauen gequält wurde. Ich lernte ein Mädchen kennen, vielleicht 3 Jahre sie wurde meine beste Freundin und wir versteckten uns. Wir hatten Angst.
Ich erinnere mich nicht an alles, nur daran das ich glücklich war mit diesem Mädchen zusammen zu sein und an einen großen Jungen, 11?kräftig der sich zu mir auf die wippe setzte und ich im hohen Bogen durch die Luft flog und auf die Erde fiel. Keiner kam, die kinder die mich schlugen und quälten waren plötzlich erschrocken da, ich blutete aus dem mund blaue Flecken im Gesicht. Mein Körper schmerzte. Kinder sagten, bzw logen die Aufseherin bzw direktorin an(ich war in einem großen Büro) ich hätte was schlimmes gemacht, Ich weiß noch die Aufseherin zog mich ans linke Ohr, solange bis es blutete. Deshalb höre ich nur 50 Prozent, leider hat man das erst zu spät festgestellt. Auch meine Rippen Brüche von damals machen mir heute Sorgen. Ich bekam Fieber, später Läuse, lag alleine in einem Krankenzimmer und bekam kein Essen. Das war ein Alptraum.
Vor einigen Jahren habe ich überlegt anzuzeigen, da war es meine ich verjährt. Vielleicht ist hier jemand aus Bad Tölz?
Ich wurde mit 6 Jahren nach Bonndorf geschickt im Sommer 1974. Gefahren bin ich mit der Bahn ab Mainz Hbf. Ich erinnere mich an den Speisesaal und wir mussten vor dem Essen die Arme hinter die Stuhllehne verschränken und durften nicht reden bis das Essen da war. An das Essen selbst habe ich keine schlimmen Erinnerungen, es gab aber nur Löffel und ich fand es merkwürdig, Salat mit dem Löffel zu essen.
Wenn man Päckchen von Zuhause bekam, wurden die Süßigkeiten beschlagnahmt und unter allen aufgeteilt. Ein Mädchen hatte Geburtstag, die persönlichen Geschenke durfte sie allerdings behalten. Vermutlich war die Führung dieses Heims schon etwas fortschrittlicher. Die Tanten waren auch eigentlich ganz nett, aber dennoch war das Heimweh das quälendste. Ich habe des öfteren eingenässt und nächtelang geweint, weswegen ich von einem anderen Mädchen ziemlich beschimpft wurde, weil sie deshalb nicht schlafen konnte. Ich erinnere mich noch gut an das wohlige Gefühl, wenn das Bett beim Einnässen ganz warm wurde und der Druck nachließ. Von den Tanten wurde man zwar nicht bestraft, aber ich habe noch ganz gut die Missbilligung im Kopf.
Der morgendliche Toilettengang zur Darmentleerung fand bei offener Tür statt und der Reihe nach, d. h. alle Kinder standen an und mussten warten, bis man sein Geschäft erledigt hatte.
Wir haben viel im Wald gespielt, da gab es eine Lichtung mit einer alten Baumwurzel, die wie ein Pferderücken aussah und sehr beliebt war. Es sind leider nur Bruchstücke an Erinnerungen und einzelne Bilder, die in meinem Kopf verblieben sind. Auch erinnere ich mich an die Höhensonne, wir waren eine Handvoll Kinder und wurden eingecremt, danach mussten wir im Ringelrein unter der Höhensonne unsere Kreise drehen.
Meine Mutter schilderte immer, wie entsetzt sie war, als ich nach Hause kam, ich war noch dünner und kränker als zuvor. Auf dem Bahnsteig bin ich vor Weinen fast zusammen gebrochen als ich meine Eltern gesehen habe. Das Einnässen ist mir noch länger erhalten geblieben und meine Eltern durften mich keine Sekunde mehr alleine lassen. Selbst in der Grundschule konnte ich nicht mal eben so bei einer Freundin übernachten. Auch wenn ich keine direkten Demütigungen oder Misshandlungen erfahren habe, hat es mich leider in meiner Entwicklung nachhaltig beeinflusst, ich konnte es schwer ertragen, alleine zu sein oder allein gelassen zu werden. Ich habe eine chronische Depression entwickelt (Dysthymie) und als junge Frau unter Essstörungen gelitten, was meinem geringen Selbstwert zuzuschreiben ist.
Vielleicht gibt es jemanden, der/die sich an ähnliche Dinge erinnert. Ich glaube, bei mir war es die Arbeiterwohlfahrt, mein Vater hat damals in einer Chemiefabrik gearbeitet und meine Textilien waren alle mit einem Patch bestückt worden mit der Aufschrift "KALLE".
durch Zufall stieß meine Lebensgefährtin auf diese Seite und empfahl mir mich mit meiner Vergangenheit und dem Erlebten auseinander zu setzen.
Für mich war der Aufenthalt, ein bis heute prägendes und traumatisierendes Erlebnis. Sehr oft konfrontiere ich noch heute meine Mutter damit, dass es heute unverantwortlich wäre sein Kind für mehrere Wochen allein zu lassen, geschweige denn weg zu schicken.
Es haben sich so viele Details bewahrt, die mir teilweise heute noch schwer fallen, wie z. B. das alleine sein in dunklen Räumen. Selbst der Name meiner Gruppenerzieherin hat sich über die Jahre erhalten. Frau Hampel oder Hempel hieß sie. Obwohl sie eine der gemäßigten Erzieherinnen war.
Um alles Erlebte hier zu dokumentieren, bräuchte ich eine lange Zeit. Mit Kindererholung hatte meine Kur nichts zu tun, wohl eher mit Einschüchterung und psychischen Traumatas.
Das Jahr meiner Kur kann ich nur erahnen. Ich gehe von 1975 aus, da ich zu diesem Zeitpunkt noch Kindergartenkind war.
Was mir schleierhaft war, ich war vor einigen Jahren in Strausberg um zu recherchieren. Erfolglos! Keiner der Befragten könne sich erinnern, hier jemals ein Kinderkurheim gekannt zu haben. Nach mehrmaliger Kontrolle des Navigationssystems, blieb kein Zweifel daran, am richtigen Ort zu sein.
Sehr gern möchte ich das Erlebte weiter aufarbeiten können. Bitte kontaktieren Sie mich.
Dann hörte ich von dem Leid der Verschickungskinder und musste schlucken, weil mir klar wurde, wieviel Glück ich gehabt hatte. Und beim genaueren Hinsehen merkte ich, dass es doch Dinge gegeben hat, die einem zu denken geben.
Die Post wurde gelesen und wir mussten 1 Mal die Woche an die Eltern Positives über den Aufenthalt schreiben. Päckchen durften wir keine bekommen. Die Schlafsäle waren ganz oben in dem Trakt, wo auch die Ordensschwestern wohnten, und uns wurde jedes Mal ganz furchtbar panisch eingebläut, ja kein Geräusch zu machen, wenn wir durch den Flur oben gingen. Wir hatten richtig Angst.
Das Schlimmmste für mich war aber die Begegnung mit der Oberschwester. Nachdem ich mich den Betreuerinnen über meine Familiensituation anvertraut hatte, sollte ich der Oberschwester das auch erzählen. Ich stand also vor ihr und habe noch nie ein so kaltes, abweisendes Gesicht gesehen. Sie unterbrach meine Erzählung andauernd, war absolut herablassend, faselte was von "das stimmt doch nicht", "übertrieben" und "typisch Pubertät" , so dass ich weinend zusammenbrach und tagelang verstört war. In großer Not von Missbrauch zu erzählen und einem wird nicht geglaubt ist allein ein Trauma für sich.
Ohne die Betreuerinnen hätte ich das nicht überwunden.
Ich möchte nicht wissen, wie es den Kindern gegangen ist, die diese Oberschwester als Betreuung erlebt haben und ich bin sehr dankbar, dass ich nicht noch mehr Kontakt zu ihr haben musste.
Diese zwei Betreuerinnen jedoch haben mein Leben verändert. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, wären sie nicht für mich da gewesen.
Danke❤️
1991 im Sommer für ganze
6 Wochen über mein Geburtstag hinweg in Bad Kreuznach in die Viktoria Stift Klinik.
Ich komme ursprünglich aus Fellbach und meine Eltern brachten mich zum Stuttgarter Hauptbahnhof, als ich im Zug war schaute ich aus dem Fenster des Zuges zu meiner Mutter die zu mir winkte als der Zug abfuhr.
Ich dachte warum kommen meine Eltern nicht mit und ich sehe sie bestimmt nie wieder.
In der Klinik fing dann der Horror an, ich kann mich noch ein ein paar Begebenheiten erinnern.
Es gab eine Brechbohnen Suppe und welches Kind mag den schon gerne Bohnen. Ich musste solange am Tisch sitzen bleiben bis ich die Bohnensuppe gegessen hatte, es waren bestimmt 2-3 Stunden wo ich am Tisch saß und nicht aufstehen durfte.
Alle anderen Kinder durften spielen gehen nur ich nicht.
Am anderen Tischende war ein Pfleger der ein Mädchen unter ihren Armen trug und hoch in die Luft gehalten hatte und mit ihr gespielt hatte und ich musste mir das anschauen und dürfte nicht weg.
Nachtisch gab es auch nicht immer und auch nicht für jeden. Es gab mal nach dem Mittagessen Eis, der Pfleger brachte das Eis in einem Karton und sagte es gebe endlich mal wieder Nachtisch aber nicht für jeden, der Pfleger nahm das Eis und so mussten uns danach strecken und darum kämpfen, manche Kinder bekamen ein Eis und manche gingen leer aus.
Meine Eltern hatten mir im originalen gelben Karton von DHL/ Deutsche Post was geschickt mit lauter Süßigkeiten und einem Stoffhasen von Steiff.
Den Karton hatten mir die Pfleger gezeigt und sagten schau mal was deine Eltern dir geschickt haben und gaben mir den Stoffhasen und meinten die Süßigkeiten würde ich von Zeit zu Zeit bekommen und haben den Karton ganz hoch auf einen Holzschrank gelegt wo man nicht ran kommt zumindest nicht als 4 jähriger ich habe kaum was von den Süßigkeiten gesehen haben bestimmt alles die Pfleger und Pflegerinnen gesessen.
Fieber wurden jeden Morgen im Po gemessen wir lagen im Bett auf dem Rücken und mussten unsere beiden Beine in die Luft strecken damit das Fieberthermometer in uns eingeführt werden konnte, es war sehr unangenehm.
Zäpfchen bekamen auch einige von uns und einige auch Windeln wurden gleich im Bett gewickelt.
Es waren alles Reihenbetten aus Holz. Die Betten Jungs und Mädchen waren strikt getrennt.
Die hatten auch ein Bettkäfig gehabt auf Rollen, es war ein Vollkäfig Bett mit weißen Gitterstäben und einer Matratze und Bettbezug, Bettdecke und Kopfkissen drin.
Der Bettkäfig war so beschaffen das man nicht selber raus gehen konnte er wurde von außen verriegelt und abgeschlossen.
Er war so hoch konstruiert damit man auch nicht selber einsteigen konnte eben ein Gefängnis auf Rädern
Nervende, laute, störende und sehr lebhafte Kinder kamen halt in diesen Bettkäfig rein unter anderem sehr oft auch ich.
Wir bekamen bevor es in den Bettkäfig ging meisten Windeln und wurden vor anderen gewickelt und danach wenn es aus dem Käfig ging saubergemacht.
Wir wurden dann meistens abgesondert vor allem Nachts von den anderen Kindern in diesen Käfig gebracht, der wurde zugeschlossen und wir wurden dann über Nacht in dem Bettkäfig raus auf den Flur in den gestellt.
Ich konnte mich nur wie ein Affe an den oberen Stäben dran hängen, festhalten und mehr war nicht. Ich wurde auch am ab und zu auch am Tage in diesen Bettkäfig eingesperrt und alle Mädchen und Jungs sowie die Pfleger versammelt sich schauten mich an und gingen dann los und wandern, spielen oder raus ich blieb allein in diesem Käfig zurück.
Ich war aber nicht der einzige der in diesem Käfig gesteckt wurden bin, ein anderer Junge ereilte das gleiche Schicksal wie ich und kam auch in diesen Bettkäfig er hatte geschrien wie am Spieß.
Ich weiß nicht mehr wie viele Kinder zu meiner Zeit in diesen Bettkäfig rein kamen.
Nachts als ich im Bettkäfig draußen auf dem langen Korridor war sind ein paar Pfleger mit Bettlaken als Geister verkleidet durch die Gänge gewandert ich hatte da Todesangst und konnte nicht weg.
Meine Eltern kamen zum Besuch aber Eltern durften die Klinik nicht besuchen als kam ich um Parkplatz in der wurde ich auch krank und war erkältet und meine Mutter meine zu meinem Vater das irgendetwas mit dem Jungen sei aber holten mich nicht aus der Klinik raus.
Es wurden auch Qual oder Todesmärsche gemacht, also Wandern bis zur Erschöpfung, einige von den Kindern konnten nicht mehr und haben sich mitten auf den Wegen und Asphalt gesetzt um sich zu erholen und wurden von den anderen Kindern motiviert weiter zu gehen.
Ich hatte mich mit einem Mädchen angefreundet und habe mich damals heimlich nachts zu den Mädchen geschlichen und war mit ihr nachts in der Klinik auf Wanderschaft, sie hatte eine Puppe gehabt wo man den Bauch gedrückt hatte, began der Kopf zu leuchten dies nutzten wir als Taschenlampe, sie musste dringen auf die Toilette gehen Pinkeln und hielt die Puppe fest und machte so Licht.
Eine Nachtschwester mit blonden Haaren die war sehr nett und sehr lieb, ich glaub ich die war auch die einzige da drin.
Das ist alles was ich noch weiß und worüber ich erzählen kann aus meiner Erinnerung über diesen Alptraum der mich noch teilweise bis heute verfolgt und begleitet.
Ich finde es aber auch sehr ausgleichend, dass es durchaus auch positive Berichte gibt. Es kann ja wirklich nicht sein, dass überall geprügelt, bestraft, gequält und gemobbt wurde.
Aber die Negativ-Beispiele und ihre Folgen beschäftigen mich ständig: dass dort erworbene Traumata das Erwachsenenleben bestimmen und einen Menschen sukzessive zerstören können. Natürlich sind viele Quellen in Deutschlands dunkler Zeit zu vermuten, … aber warum noch in den 70er, 80er und 90er Jahren? Wir kleinen Kinder der 50er Jahre trauten uns ja eh nicht, auch nur ungefragt den Mund aufzumachen, wenn Erwachsene dabei waren. Junge Menschen von heute können sich das damalige Klima nicht mal ansatzweise vorstellen! Aber Kinder der 70er bis 90er Jahre waren doch schon anders gepolt, hatten andere Eltern.
Zu der Zeit war ich schon Lehrerin und hätte doch nie ein Kind geprügelt.
Leider (oder zum Glück?) hat sich nie jemand weiteres auf meinen Bericht zum Caritas Haus Feldberg (1958) angemeldet. Vielleicht kommt noch jemand mit anderen Erinnerungen dazu! Vielleicht auch mit positiven…!?!?
ich war im Winter 1973 oder 1974 für drei Wochen in Hainrode im Kinderkurheim Wöbelsburg. Es gab dieses Heim also schon vor 1979. Da war ich in der dritten Klasse. Ein Klassenkamerad von mir sollte auch dort hin, der wollte aber nicht. Also fuhr er nicht. Ich habe nicht erlebt, dass Zwang ausgeübt wurde. Meine Eltern haben mir erklärt, dass ich zur Kur soll, weil ich so dünn war und Haltungsschäden hatte. Wir fuhren sehr lange mit einem Bus von der Ostsee nach Hainrode. Sofort nach der Ankunft und vor dem Essen wurden wir gewogen. Ich erinnere mich da aber nur an schlechtes Wetter und lange Weile. Der Kuraufenthalt war etwas öde, weil wir immer draußen bei grauem Wetter spazieren gingen, in der Nähe war die Hainleite. Wir haben auch mal eine Burg oder so besichtigt. Schulunterricht gab es auch, aber das war auch langweilig. Das Essen war mittelmäßig. Wir "großen" bekamen ein kleineres Kind zur Betreuung. Mein Patenkind hieß Claudia, war im Kindergartenalter und musste 6 Wochen bleiben. Sie war ganz lieb und hatte viel Heimweh. Ich musste immer sehen, dass sie sich ordentlich wäscht und die Zähne putzt und ordentlich schläft und so. Weil sie so Heimweh hatte, habe ich ihr meinen Teddy gegeben. Wir haben Post empfangen können. Ich habe z.B einen ganzen Stapel liebe Briefe aus meiner Klasse erhalten. Schreiben konnten wir auch, an Briefzensur erinnere ich mich nicht. Es wurde gebastelt, denn die Tage waren im Winter kurz. Der Aufenthalt war einfach öde, obwohl das Personal sich Mühe gegeben hat. Es war Winter und graues Wetter. Am Abreisetag gab es Eierkuchen und Schokoladensuppe. Danach wurden wir gewogen und ich hatte zwei Kilo zugenommen. Meine Mutter hat zu Hause darüber nur gelacht und war einfach froh, dass ich wieder da war.
Auf einer Website habe ich Fotos von dem Kinderkurheim gesehen. Die Orte habe ich erkannt. Ein großer Essensaal, mehrere kleinere Räume für Unterricht, Schlafräume mit mehreren Betten, Waschräume mit langen Reihen Waschbecken. Es war nicht traumatisch, aber ich war froh, als ich wieder zu Hause war.
Beate
Für mich waren diese 6 Wochen ein Horror. Ich war 7 Jahre alt.
Ich war in einen 5 Bett Zimmer mit noch 4 Mädels untergebracht. Alle zirka in meinem Alter.
Gesprochen wurde nicht viel, aber abends viel geweint. Die Betreuerinnen hatten wenig Verständnis für uns.
Wenn wir was Falsches gesagt oder getan hatten, wurde gleich geschrien oder man bekam eine heftige Ohrfeige. Man hörte oft den Satz: „Wenn das nicht klappt, dann bleibst du länger hier.“
Früh mussten wir uns in Unterwäsche im Keis aufstellen und uns mit einem Tuch trocken abschrubben. Dann Zähne putzen und anziehen.
Frühstück gab es meist eine Art Brei. Den mussten wir immer aufessen. Eher durfte man nicht aufstehen. Egal wie lange man saß. Ich erinnere mich noch, dass ein Mädchen ihr Erbrochenes essen musste.
Morgens bekamen wir immer Tropfen auf einem Löffel. Für was diese waren, keine Ahnung.
Zum ersten Abendbrot wusste ich nicht, dass man Stulle zu seinem Brot sagte. Ich musste mich als Strafe in die Ecke stellen und bekam auch an diesem Tag kein Abendbrot.
Geduscht wurde nach meiner Erinnerung nicht oft. Auch hier kann ich mich nur an kaltes Wasser erinnern.
Ein Mädchen in unserem Zimmer hatte schreckliches Heimweh und weinte jede Nacht. Ein paar Mal hatte sie ins Bett gemacht, weil wir nachts nicht auf Toilette durften.
Jede Nacht ging die Tür auf und sie wurde aus dem Schlaf gerissen. Hatte sie ins Bett gemacht, wurde sie verprügelt und aus dem Zimmer gezerrt.
Die Schreie höre ich heute noch. Das war echt schlimm.
Es wurde Mathe und Deutsch unterrichtet. Ich glaube, das war das ganz in Ordnung. Ob es Behandlungen zu meiner Skoliose gab, weiß ich leider nicht mehr.
Viele Dinge sind wie gelöscht aus meinem Gedächtnis, ob wohl ich mich an fast alles aus meiner Kindheit erinnern kann.
Am Nachmittag wir durften Karten nach Hause schreiben. Ich schrieb, dass ich gerne wieder nach Hause möchte.
Aber für diese Karte gab es nach der Prüfung keine Briefmarke. Die Karte wurde zerrissen und ich musste diese nochmal schreiben. Eine Vorlage, was
zu schreiben war, gab es auch. „Liebe Mama lieber Papa, wie geht es euch. Mir geht es gut.“
Manchmal ging es in den angrenzenden Wald. Dort mussten wir bis zu einem gewissen Punkt rennen und wieder zurück. Das war dann alles.
Von meinen Eltern bekam ein Päckchen. Das wurde auf mein Bett geknallt, darin befanden sich ein paar rote Halbschuhe.
Später erfuhr ich von meinen Eltern, dass hier noch weitere Sachen für mich darin waren. Diese habe ich nie erhalten.
Als ich wieder zu Hause war, erkannten mich meine Eltern gar nicht mehr wieder. Abgemagert und verstört. Verstanden haben sie das damals nicht.
Erst viele Jahre später erzählte ich von den Vorfällen, nachdem wir beim Ausmisten die geschriebene Karte von mir fanden.
Hier kochte alles auf einmal hoch. Meine Mutter war sprachlos und macht sich heute noch Vorwürfe, weil sie mich dort hinschickte. „Kind, warum hast du das nicht eher gesagt.
"Laut deiner Karten, war doch alles in Ordnung.“
Ich hoffe, dass solche Dinge heute niemand mehr angetan werden.
Ich bin erst mal wieder nach einem Bericht im Fernsehen darauf aufmerksam geworden, dass es so viele Schicksale gibt. Das ist einfach eine Schande.
Ein Bild habe auch noch. Das wurde gleich am Anfang der Kur gemacht. Bei Bedarf kann man mir ja schreiben. Vielleicht erkannt sich jemand wieder.
Auch habe ich mit jemandem eine Postkarte geschrieben, in den Spielzimmer/Aufenthaltsraum ich konnte ja noch nicht schreiben, aber wie oder was, weiß ich nicht mehr.
Auf der Kur habe ich keine Gewalterfahrung erlebt. Ich war aber auch ein kleines stilles und sehr braves Kind. Ich kann mich an ein Einzelzimmer/ Krankenhauszimmer alles in weiß, keine Bilder, keine Kinderbücher, isoliert von den anderen Kindern erinnern. Wie lange ich isoliert war, kann ich nicht sagen, habe aber seid dem Probleme mit geschlossenen Türen. Wir bekamen Zuckerei an der Küchetür und Lichttherapie zum Wachsen in Unterwäsche im Kreis aufgestellt um eine große UV-Lampe herum
Mein Gynäkologe hat die Tabletten später abgesetzt und mir Androcur und Diane verschrieben um meinen Hormonstatus ins Lot zu bringen wie er sagte (Testosteron erhöht). Daher gehe ich davon aus, dass es sich bei den Herzchentabletten um Wachstumshormone gehandelt hat. Berichte ließen sich weder bei dem Kinderarzt noch anderswo anfordern...weil, wen wundert es, 10Jahre Aufbewahrungsfrist für Medizinische Unterlagen.
Mich würde interessieren, wer ebenfalls in diesem Zeitraum Medikamente nehmen musste und wenn ja welche. Sie waren klein braun und hatten die Form eines Herzens.
Sie packte mit mir zusammen den Koffer, mit meinem Teddy, damit ich kein Heimweh bekäme.
Wir gingen zu einem Bus, es warteten bereits andere Kinder, und meine Mutter früh einen älteren Jungen, ob er auf mich aufpassen könne, damit ich nicht so allein wäre. Der junge nahm die ganze Fahrt meine Hand.
Angekommen, wurden wir auseinander gerissen, junge und Mädchen getrennt, und ich schrie und schrie, jetzt ganz alleine, kenne niemanden.
Sofort kamen wir in ein grosses Bad mit vielen Wannen. Zuerst suchte man nach Läusen, dann in die riesengroße Badewanne, ich verstand nicht, war doch von meiner Mutter bereits gebadet worden.
Anschließend in ein grosse Halle mit Eisenbetten, eine Trennglasscheibe.
Ich soll die Aufsicht machen. Ich hatte ein rotes Kleid an und beige Strumpfhosen.
Ich lief leise durch die Gänge der Betten.
Ein Kind meldete sich, es müsse mal.
Ich suchte dann die Schwester. Es gab eine Glastür, klopfte, es meldete sich niemand, also hämmerte ich an die Tür, keine Reaktion. Ich öffnete nun die Tür und wurde barsch von Sr. Ursel angewiesen, sofort zu gehen. (Sie tranken Kaffee und Kuchen) Darauf schrie ich: "das Kind muss Pipi"!! Man schickte mich weg. Ich weiss noch, dass ich so wütend war. Und weiss bis heute nicht, was aus dem Kind wurde.
Ich erinnere mich an das Solezimmer, mit Kapuze, Dampf und singen.
Ich erinnere mich an schweigende Mahlzeiten. Dass man den ganzen apiaufessen musste und ich mich weigerte.
Ich erinnere mich, dass es kein spielen oder vorlesen oder ähnliches gab.
Ich erinnere mich an kein einziges Kind, dass mit mir 6 Wochen verbrachte, obwohl ich das Abschlussbild so oft anschaue.
Ich erinnere mich, dass ich mit einer Decke auf einem Liegestuhl auf dem Balkon ging, und dachte, ich komme da nie wieder raus, und wenn sind meine Eltern gestorben.
Ich erinnere mich an tägliche Tablettengabe, eine Kinderschlange, still, vor einer Tür wartend. Wenn man eintrat, nur einzeln, bekam ich Tabletten, ich glaube, eine weiße, eine rosa. Es gab einen Arzt und eine Schwester. Dann ging man aus einer anderen Tür rechts wieder raus. Da wartete dann noch eine Schwester.
Etwas 1x Woche würde ich geröntgt, gemessen und gewogen. In Unterhose. Und ich erinnere mich an das kalte Röntgengerät.
Ich erinnere mich an ständiges warten.
Ich erinnere mich, dass ich nachts in einem leeren Flur stehen musste, nicht anlehnen, nicht auf den Boden legen, dunkel, und die Schwester kontrollierte. Angst. Und Wut.
Ich erinnere mich an tunken in der überdimensionierten Badewanne, Angst zu sterben.
Ich erinnere mich an einen Speisesaal, ein Podest, auf dem die Erwachsenen saßen.
Ich erinnere mich, dass ich dort 5 Jahre alt wurde, und Sr.Ursel meinte, meine Eltern schenken mir nichts, sie hätten geschrieben, weil ich so ein ungezogenes, boeses Kind sei, wollen sie mich nicht zurück. Wieder Wut, da meine Eltern doch gar nicht wissen, wie es hier ist, wie wollen sie so etwas sagen.
Am letzten Tag das Foto. Endlich.
Mit dem Zug nach Hause, Abholung durch meine Mutter. Ich habe einen Bogen um sie gemacht, sie durfte mich ab da nie wieder anfassen. Ich vertraute ihr nie wieder. Wir hatten ein Leben lang ein schlechtes Verhältnis.
Allerdings fragt sie mich nach ihren Briefen und Geburtstag Geschenke, worauf ich zu ihr sagte, ihr wolltet mich ja nicht mehr, deshalb bekam ich doch nichts!
Ich erinnere mich, dass ich mit 5 Jahren zu einer Kindertherapie ging, nehme an, als Folge dieser Aussage.
Ich musste nie mehr weg.
Nachdem ich heim kam, begannen Allergien, meine Mutter veränderte das Essen und änderte das Waschpulver, nutze nichts, und mit 18 bekam ich Asthma. Niemand im Verwandtenkreis hatte sowas.
Geblieben ist Einsamkeit, gestörtes Vertrauen in andere, Hospitalisation, Probleme mit Gruppen. Angst weg zu fahren. Das Zuhause zu einem gemütlichen Laufstall ausbauen. Probleme Freundschaften zu schließen.
Essensprobleme, d.h. schlecht und zu wenig essen. Überverantwortung für mich und andere. Übergerechtigkeit. Meine Wut ist geblieben, wenn ich merke, etwas stimmt nicht, mische ich mich ein, streite, wütend.
Seit 4 Jahren gehe ich in Therapie, sehr fruchtbar.
In diesem Jahr in eine psychotherapeutische Reha, bin nach 4 Tagen gegangen, in einem erbärmlichen, schlimmen Zustand, da ich da eine Reitraumarisierung bekam, zittern, schluchzen und Angstzustände.
Die Klinik reagierte unverschämt.
Heute keine Beziehung zu meinen Kindern, da sie mit meinen Depressionen und 2x Suizidversuche nicht klar kommen.
Mein gesamtes Leben unterdrückte was da alles geschah, und später; und als es vor 4 Jahren dann nicht mehr ging, holte ich mir Hilfe. Seitdem heilen diese ganzen schlimmen Dinge. Nach 40 Jahren.
Soetwas darf nie wieder passieren!!!!
Nun ist der Blick frei und ich kann zum Grund blicken, zum Anfang. Noch immer bin ich in Behandlung und es wird noch dauern das alles zu verstehen und zu verarbeiten. Auch künstlerisch kann ich mich der Kur 1985 nicht nähern und brach oftmals mit schreiben, zeichnen und malen ab. Es ist schwierig die Gefühle, Sequenzen und Bilder darstellen.
Ein Versuch: meine Mutter heiratete neu und die belastete erste Ehe war der Grund, dass ich mich aus den "zerrütteten" Verhältnissen erholen sollte. Die Sozialistische Erziehung ließ zu wünschen übrig. Spätere Repressalien.
Wie lange ich dort war, weiß ich nicht und auch erst mit der Traumaarbeit zu andren Themen, habe ich verstanden wo diese Bilder hingehören. Ich fand im Nachlass meiner Mutter ein Briefcouvert und konnte nun endlich einordnen, was ich mit 5 Jahre erlebte.
1985 Kindererholungsheim Gernrode. Der Briefumschlag war leer. In dieser Kurzeit zog meine Mutter mit meinem 6 Jahre älteren Bruder von Erfurt nach Schwerin, zum 1. Stiefvater, der dann auch ein Täter sein würde.
An Esssituationen kann ich mich nur erinnern, dass anderen Kindern Gewalt angetan wurde und sie am Tisch sitzen mussten und alles aufzuessen hatten. Ich begann zu der Zeit und später zu essen, um zu kompensieren.
Ich wurde an den Ohren gezogen, dass es mehrmals knackte und einriss, weh tat und brannte. Ich bekam auch Ohrfeigen und wurde einmal so heftig am Arm gezogen, dass es auch dort knackte. Das Armzucken ist im Therapieprozess aufeinmal wieder aufgetreten. Wie in meiner Kindheit, als ich stotterte und andere Auffälligkeiten hatte.
In der Kur kann ich mich an drei Dinge erinnern die sich wie Ohren, Wange und Arm in mich einbrannten.
Ich musste abends/nachts auf Toilette und durfte immer wieder nicht...Ich versuchte mich hinauszuschleichen, denn ich musste wirklich dringend. Die Erzieherin schimpfte mich aus und bedrohte mich, zerrte und befahl mir im Bett zu bleiben. Ich war voller Angst und ich kann mich nicht mehr erinnern wieviele Kinder mit im Zimmer waren und wie es aussah.
Aber ich kotette und machte ins Bett und weinte im Dunkeln und alles war voll, ich war voll, alles stank und ich hatte solche Angst. Ich schämte mich sehr und dieses Thema wiederholte sich später. Auch ganz anders. Sie kam wieder und beschimpft mich als Schwein und pfui, als pervers und der letzte Dreck. Sie zerrte mich in die Dusche und dann weiß ich nichts mehr...
Immer wieder herumzerren und Ohrfeigen, an den Ohren ziehen und ausschimpfen. Ich habe immernoch Angst vor Kritik und Autoritäten, wenn ich meine Gefühle zulasse.
Ich stand dann in dem dunklen "langen" (?) Flur und zitterte und weinte und hatte Todesängste. Die ganze Nacht und ich löste mich auf, phantasierte... dort in der dunklen Ecke, im gruseligen Flur...alleine.
Ich erinnere mich, mit anderen Kinder nackt, in einem dunklen Raum im Kreis zu laufen. Höhensonne/ Bestrahlung und wir sollten Brillen aufsetzen. Ich hatte furchtbare Angst und wurde fürs weinen ausgeschimpft. Erniedrigt und entwertet. Ich kann mich an das Gefühl erinnern ein nicht und wertlos zu sein. Man behandelte mich wie eine Puppe, Körpertaubheit und mich aus der Ferne sehen.
Dieses Gefühl begleitet mich mein ganzes Leben schon, und ich hatte zu schweigen.. immer. Keine Wiederworte, keine Klagen und Wünsche. Wenn Erwachsene reden, schweigt das Kind... in der Familie musste ich auch schweigen.
In der Kur wurde ich gebrochen und meine Persönlichkeit zerstückelt und kaputt gemacht. Ein Gefühl begleitet mich seitdem und dass ist ein zugeschnürtes Herz und beklemmendes Atmen: Krämpfe und die Angst vor Untersuchungen, Ärzten und Räumen/Betten/ festgemacht zu werden und Zwangsmedikamentiert.
Soetwas sagte dann später auch mein 1. Stiefvater, weil ich so anders war und komisch. Meine Mutter überlebte die Gewalt in ihrem Leben nicht.
Im Zuge meiner jahrelangen Therapien ambulant und stationär, ist mein Herz befreit worden und ich kann frei atmen, Angstschweiß und Panik minderten sich. Ich habe viel gelernt und begann mich zu trauen wieder "mich" zu fühlen und nicht nur für andere herzlich, hilfsbereit zu sein und mit Leistung zu funktionieren. Die Ängste Stück für Stück zu überwinden.
Dennoch bleibt vieles noch zu bewältigen.
Es wird noch lange dauern und weiteres kann ich zur Kur noch nicht zulassen.
Ich bin stolz auf mich es hier nun einmal öffentlich aufgeschrieben zu haben.
Also falls ihr dort wart und mehr wisst Kontaktiert mich.
Ich habe meinen ehemaligen Kurort Bad Sassendorf besucht.
Den Bildern nach müsste ich im Haus Hamburg gewesen sein. Mein Vater war damals in der DAK, das würde passen.
Ich bin im Okt 1985 am Wuppertaler Hauptbahnhof in den Zug gestiegen, begleitet wurde ich von einer Frau, ich glaube es waren noch 1-2 Kinder mit dabei.
Geschlafen habe ich mit mehreren Kindern in einem Raum, es war alles mit Betten zugestellt.
Hinterm Haus standen einige Bäume, ich glaube da konnten wir zum Spielen raus.
Es war alles streng getaktet….
Jeden Tag ein „Event“.
Solebäder, Inhalieren, Spaziergang.
Nach dem Solebad mussten wir uns alle hinstellen und frieren, bis die Damen einmal durch waren und man seinen riesigen Messbecher eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet bekommen hat.
Zum abhärten.
Beim inhalieren in der Kammer mussten wir uns auf die Holzbänke setzten und den Kopf hinten anlehnen und tief ein und ausatmen.
Ich fande es schrecklich und ich meine mir ist davon schlecht geworden.
Jeden Tag gab es den Mittagsschlaf.
In diesem Schlafsaal mit den großen Fenstern , wie ein Wintergarten,viele Betten . Man musste still sein und ich glaube uns wurde der Räuber Hotzenplotz vorgelesen. Einmal wurde ein Junge zur Strafe mit nackten Füßen ,vor den Fenstern ,durch den Schnee gejagt, alle haben zu gesehen.
Ich habe mich immer schlafend gestellt und kaum getraut , die Augen zu öffnen.
Zu meinem 6. Geburtstag bekam ich ein Päckchen von meinen Eltern.
Ich meine es war schon auf als ich es bekam. Ich kann mich an ein Kuscheltier erinnern und an Süßigkeiten. Wenn ich etwas nahm, musste ich allen Kindern etwas abgeben. Alle saßen um mich rum und streckten ihre Hände aus, weil sie auch etwas wollten.
Es gab Kinder die ich garnicht mochte, denen habe ich zum Schluss etwas gegeben.
Ich kann mich an keine einzige Freundschaft erinnern.
Ich glaube ich war immer „alleine“.
Einmal in der Woche war Telefontag. Da waren gefühlt alle in einem langen Gang und haben gehofft aufgerufen zu werden, damit man mit den Eltern telefonieren konnte. Es hat Ewigkeiten gedauert. In den 6 Wochen sind meine Eltern einmal durchgekommen.
Ich habe mich gefreut. Das Ganze war von Zeitdruck geprägt und einer Sanduhr, die rumgedreht wurde. Vielleicht war es 1 Minute… jedenfalls sehr kurz ,um wirklich zu sprechen.
Wenn man nicht aufgelegt hat, wenn die Sanduhr durch war, wurde auf die Gabel gedrückt. Ein Telefonat und eine große Enttäuschung, nicht wirklich Zeit um zu sprechen.
Gegessen wurde im Speisesaal.
Und was auf den Tisch kam , wurde aufgegessen. Es war keine Spargelzeit, es gab ihn trotzdem und ich musste solange sitzen bleiben, bis ich aufgegessen hatte ebenso bei Sülze. Auch ich war angeblich zu dünn und kam zum „Aufpäppeln“.
Ich war alleine, einsam und habe nur funktioniert, ein Gefühl von ausgeliefert sein, Ohnmacht.
Einfach nur durchhalten.
Zurück bin ich wieder mit dem Zug nach Wuppertal und es lag Schnee.
Ich habe nur negative Erinnerungen, ein schlechtes Gefühl.
Heute denke ich, das mich dies alles sehr geprägt hat.
Wenn ich die ganzen Berichte lese,
hatte ich ja noch „Glück“ im „Unglück“.
An viel kann ich mich nicht erinnern,
was noch war kann ich nicht sagen.
Ich finde es einfach nur schrecklich, was so vielen Kindern angetan wurde . Und auch wie lange bis in die 90er….
Ich versuche das Beste zu machen, für meine Familie und meine beiden Kindern.
Insgesamt bin ich eher ein trauriger, zurückgezogener Mensch, obwohl ich alles habe. Dafür bin ich sehr dankbar. Trotzdem kann ich nicht richtig glücklich sein.
Nachdem ich auf all das gestoßen bin, habe ich meine Mutter gefragt, wie das alles sein kann?
Wie man ein 5 jähriges Kind , 6 Wochen wegschickt, zu Fremden?
Die Berichte aus den Medien, das hat sie sehr schockiert und fertig gemacht. Ich glaube sie hat jetzt erst realisiert, was das alles war.
Und erst jetzt wurde ich ernst genommen.
Sie sagte, das der Kindergartenarzt die Kur empfohlen hat, daraufhin war sie bei der Kinderärztin Fr Dr Leopold/ Wittener Str.. und dann wurde das gemacht. Es wurde nichts hinterfragt, das was Ärzte gesagt haben wurde gemacht.
Ich glaube sie hat auch viel verdrängt. Ich habe das Gefühl, das sie heute versucht viel wieder gut zu machen, weil ihr klar ist, das früher doch einiges nicht in Ordnung war.
Insgesamt hatte ich auch keine liebevolle, behütete Kindheit.
Ich vermute auch, das mein Vater Jahrgang 1949 auch ein Verschickungskind war. Zu ihm habe ich kein Kontakt mehr. Das würde auch einiges erklären, aber nicht rechtfertigen.
Ich bin heute Mutter 2er toller Kinder, habe kein Selbstwert, kein Selbstbewusstsein.
Ich hoffe sehr, das ich eine gute Mutter bin und meinen Kindern nicht meinen Schaden weiter gebe.
Falls hier jemand ist, der zur gleichen Zeit in Bad Sassendorf war, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme freuen.
Danke an diese Initiative!
Leider kann ich mich nicht mehr an den Namen der Einrichtung erinnern.
Ich weiss nur noch, dass die "Heimleiterin" in einem Reetdachhaus auf dem Grundstück des Heimes wohne.
Ich war in einer Gruppe, die von einem "Onkel Detlef" betreut wurde.
Es war kein schönes Erlebnis! Mir persönlich wurde nichts "angetan" aber die Strafen waren teil's brutal.
Wenn man z.B. beim erzwungenen Mittagsschlaf nicht schlafen konnte, wurde man in den Waschraum verwiesen und musste da die Zeit absitzen.
Auch das Essen war immer ein Drama, Kinder die sich übergaben mussten ihr eigenes Erbrochenes aufessen.....
Wenn Eltern z.B. mal einen Kuchen geschickt haben, wurde dieser dem Kind weggenommen.
Mit mir war auch ein älterer Junge, der aus dem gleichen Dorf wie ich kam in dieser 6-wöchigen Kur.
Er war natürlich nicht in meiner Gruppe, aber ich durfte nicht einmal Kontakt zu ihm haben..... Wir sahen uns nur zu den Mahlzeiten kurz, durften aber nicht zusammen sitzen bzw. essen.
Am Ende der Kur wurden wir dann noch für irgendwelchen Andenken-Kitsch um unser Taschengeld betrogen.
Keine schöne Zeit!
Ich möchte unbedingt mehr erfahren ob dieser Aufenthalt vielleicht auch was mit mir gemacht hat.
Es gibt einige Verhaltensweisen die ich nicht zuordnen kann.
Es war 1977, ich sollte nächstes Jahr zur Schule, aber ich wog nicht genug. Es war Winter, wir sind mit einem weinroten Bus hingefahren. wir standen vor einer riesen-flügeltür, es ging stufen hinauf, drinnen wieder. dann kam eine graue dreiteilige tür, die führte in ein treppenhaus. wir gingen nach oben. hier waren speisesaal, spielzimmer und eine groß küche. es gab drei gruppen, erstmal die spatzen, das waren wir jüngsten, dann die finken und die adler. ich konnte mich nie eingewöhnen, weil ich so verschlossen war, freunde hatte ich dort nie, (wie sonst auch nicht in den "pionierlagern", mein heimatdorf hatte eins, und jede sommerferien musste ich zwei wochen dort verbringen, während meine freunde vor dem tor standen - ich musste den tag über dableiben. meine verschlossenheit überwand dieses dennoch nicht!) in pausa wurde ich oft von meinen mitkindern verlacht, weil ich so schüchtern war. einmal brauchten wir wasser für irgendwas, und ich wurde in die küche geschickt, die unserem spielzimmer gegenüber war. eine betreuerin war drin, ich guck sie an und sagte, ich möchte bitte wasser (ob ich bitte sagte weiß ich nicht mehr). ehe sie in mich dringen konnte, ging die tür auf und die ganze bande kam rausgestürmt und brachte einen eimer mit: wasser holen ohne eimer, du dummerjahn (oder so ähnlich).
zu den schlafräumen gings die treppe runter - nanu, dachte ich, schlafzimmer sind doch immer oben - ich schlief schlecht, kriegte bald fieber, mir war hundeelend, ich glaub sogar, ich hab ins bett gekotzt. die betreuerinnen waren nicht unfreundlich, aber sie waren gestresst, glaub ich.
morgens gings los mit duschen und bürstenmassage. die sanitärräume lagen noch unter den schlafzimmern. wenn wir hinaus spazierengingen (es lag viel schnee), benutzten wir IMMER eine ausgangstür von den sanitärräumen aus, niemals die haupteingangstür, durch die wir am anreisetag ins haus gekommen waren.
apropos tür: hier sah ich zum ersten mal eine "ziehharmonikatür". geschlossen sah die aus wie eine wand, offen war plötzlich die wand weg und der raum viel größer! in diesem raum haben wir abends immer den sandmann gesehen, ich erinnere mich noch an die folge, wo er mit dem schneeräumer kommt und hab gerade kürzlich die folge via net aufgerufen.
tür anders: wenn wir nach oben oder unten gingen, kamen wir immer an dieser grauen tür vorbei. ich wusste, dass da der ausgang war, aber man konnte nicht durchsehen, denn die scheiben waren milchglas. eine klinke hatte sie auch nicht sondern einen schwarzen runden türknauf. oft stand ich davor, musste oft gerufen oder geholt werden.
wenn ich vor dieser tür stand, dachte ich immer: wenn die jetzt aufgeht, biste zu hause!
schlimm wars eigentlich nicht in pausa, besonders streng auch nicht, jedenfalls nicht strenger als woanders. und immerhin bin ich mit sollgewicht nach hause gekommen ...
ABER SCHLIMM - SCHLIMM - SCHLIMM WAR DAS HEIMWEH!
Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, aber das was ich weiß bzw auch vor mir sehe, ist wohl mit verantwortlich für meinen psychischen Zustand, Angststörung.
Ich sehe den Schlafraum, mit mehreren Doppelstockbetten längst an den Wänden, an beiden langen Seiten entlang, und in der Mitte unzählige Einzelbetten.
Von dem Schlafraum aus ging es in einen langen dunklen Flur an dessen Ende das "Bad" war. Wir waren unten untergebracht, glaube es waren Kellerräume.
In diesem Flur stand ich einige Male nachts an der Wand, weil ich im Bett weinte. Ich glaube ich habe auch mal ins Bett gemacht. Ein Junge war mit im Schlafraum, mit demich zusammen im Kindergarten war, wir flüsterten auch öfter, wieder Strafe.
Zu meinem Geburtstag kamen meine Eltern und schenkten mir eine Puppe. Diese wurde mir nach der Abfahrt der Eltern abgenommen, ich bekomme sie wieder wenn ich lieb bin, oder so ähnlich. Bekommen hab ich sie bei der Abreise.
Ich musste mehrmals im Speisesaal stundenlang vor dem Teller sitzen, mit 2 oder 3 Kartoffeln und einem riesigen Stück fettiges Fleisch, eigentlich nur Fett. Ich bekam es nicht runter. Alle durften spielen gehen, ich nicht, erst wenn der Teller leer ist. Ich habe geweint, gewürgt, geweint, gewürgt...stundenlang. Ich schneide noch heute jedes Milligramm Fett vom Fleisch bei der Zubereitung.
Ich erinner mich an die Außenanlage, da war so ein ziemlich großer Pavillon aus Holz glaube ich, da saß ich manchmal.
Ich glaube ich war 6 Wochen dort.
Wenn man den Eltern was erzählt hat, wurde man als Lügner abgestempelt, ich bilde mir das nur ein. Später habe ich noch mal nachgefragt, als ich in der psychosomatischen Klinik war, ob es Bilder oder ähnliches gibt, Postkarten wurden auch verschickt, aber ich bekam keine Antworten mehr, dieses Thema wurde tot geschwiegen.
unsere Fam. (8 Pers.) notdürftig in einer Jungendherverge untergebracht. Wir Kinder wurden nach und nach aufgeteilt und wegegeschickt. Als wir in St. Peter ankamen ging es sofort los. Aggressives Verhalten der „Aufpasser“ uns gegenüber zog sich durch die ganze Zeit des Aufenthalts. Es waren furchtbare Wochen. Wir waren traumatisiert von der Sturmflut und wurden an die Nordsee geschickt. Nächtliche Alpträume und Weinen waren in den Augen der Aufpasserinnen etwas das es nicht geben durfte. Nach dem zu Bett gehen durfte nicht mehr aufgestanden werden. Auch nicht zum Toilettengang. Als Folge davon und aus Angst wurde ins Bett gemacht. Grausam was dann am Morgen geschah. Bloßstellung vor allen anderen, anschreien und Bestrafung in Form von heute bleibst du hier alleine im „Zimmer“. Beim Essen der Zwang alles aufessen zu müssen. Auch wenn man von mittags bis zum späten Nachmittag daran saß. Die Behandlung durch die Erwachsenen war nicht nur streng sondern auch abwertend. Mit uns waren viele Kinder aus Berlin im Heim. Diese Kinder waren offenbar bemitleidenswert weil sie aus Berlin kamen und wurden komplett anders behandelt. Briefe die wir von zu Hause bekamen wurden geöffnet und vor allen laut vorgelesen. Päckchen wurden geöffnet und der Inhalt an die armen bedauernswerten Kinder aus Berlin verteilt. Ich kann mich erinnern das meine Schwester und ich unsere Sachen gepackt hatten und nachts verschwinden wollten. Leider hat man uns erwischt. Ich habe immer das Problem gehabt das ich nicht damit
umgehen konnte wenn Mitmenschen einfach nur nett zu mir
waren und sind. Ich fühlte mich wertlos. Das man darunter leidet und schlechte Erinnerungen verdrängt ist wohl klar. Lange habe ich überlegt ob ich die Erinnerungsfetzen die noch da sind einmal niederschreibe. Jetzt, mit 72, mach ich das. Ich hatte das Problem das ich linkshändig bin und schon deshalb als zu dumm für alles hingestellt wurde.
Wie verroht muss man sein um so mit Kindern umzugehen?!
Bis heute hab ich ein Problem damit wenn man geraten hat oder rät eine Reha zu machen. Irgendwann war mir klar das es einen Zusammenhang geben muss mit dem Aufenthalt im Kinderkurheim. Ich ertrage es nicht wenn andere bestimmen was ich wann zu machen habe.
ich würde gerne mal das Heim besuchen, um endlich abschließen zu können. Allerdings traue ich mich nicht alleine. Wer fährt mit mir dort hin und wir arbeiten gemeinsam auf?
Ich wurde am 2. Juli 1974 während der Schulzeit von der BEK für 6 Wochen zu dem Kinderheim Kiebitzdelle auf Borkum verschickt.
Weder an die Zufahrt vom Rheinland nach Emden noch an die Überfahrt nach Borkum habe ich irgendeine Erinnerung. Dies ist erstaunlich, da für mich die Reise sehr spannend und interessant gewesen sein muss.
Das Heimgebäude lag nach meiner Erinnerung abgelegen am Stadtrand ohne direkte Nachbarbebauung. Das Haus war ein eingeschossiges, langgestrecktes Gebäude an dem Geune Stee Weg 31 an dem sich ein Dünen- und Waldgebiet und dann der Strand anschloss.
In einer Postkarte schreibe ich von 5 Jungenzimmern mit je 4 Betten, einem Speiseraum und einer gegenüber liegenden Mädchenabteilung. Das Zimmer war eng und dunkel, der Speiseraum kalt und ungemütlich. An den Waschraum und die Toilette habe ich keinerlei Erinnerung.
Obwohl ich von zuhause weiss Gott nicht verwöhnt war, empfand ich das Mittags- und Abendessen fürchterlich. Ich kann bis heute keine Hülsenfruchteintöpfe und Fleischwurstaufschnitt mit Paprika essen, beides gab es in Erinnerung ständig. An ein Frühstück habe ich keine Erinnerung. Am Mittagstisch musste man solange sitzen bis alles aufgegessen war. Die Erbsensuppe habe ich erst versucht zu verweigern, mangels Erfolg dann teilweise gegessen und erbrochen. Zur Strafe durfte ich dann alles essen.
Mittags müssten wir uns 1 bis 2 Stunden schlafen legen, was mir als 9 jährigem sehr schwer gefallen ist zumal wir in dieser Zeit nicht reden oder zur Toilette durften. Die Nachtruhe begann früh und mann musste wieder ruhig sein und durfte nicht zu Toilette.
Schöne Erinnerungen habe ich an stundenlange Wanderungen am Strand, in den Dünen, im Wald und in der Stadt.
In meinen wöchentlichen Pflichtpostkarten schreibe ich von mehrmaligem Baden im Meer sowie im Wellenbad und von einem Ausflug mit einem Fischkutter. Hieran habe ich keinerlei Erinnerungen. Die Postkarteninhalte sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da deren Inhalt kontrolliert und mindestens teilweise vorgegeben wurde. Ich habe eine Erinnerung, das eine meiner Postkarten zerrissen wurde und ich sie gemäß Vorgaben neu schreiben musste. Die Post meiner Eltern wurde ebenfalls zensiert und mir erst am Ende der Kur und z.T. auch gar nicht gegeben. Dies ergibt sich aus lückenhaften Briefen meiner Eltern, in denen sie sich darüber beschweren warum ich nur so wenig und belangloses schreibe und nicht auf Fragen in diesem oder jenem Brief eingehe.
Insgesamt ist mir die Kurzeit als unendlich lange Abfolge von Tagen mit ständig gleichem Ablauf in einem dunklen, kalten Gebäude, bei ständig kaltem nassen und windigen Wetter im Gedächtnis geblieben. An körperliche oder sexuelle Misshandlungen habe ich keine Erinnerungen. Deutliche jedoch an einen rauhen Ton, häufigem Gebrüll, dem fortwährendem Zwang auf Ge- und Verbote zu achten um Strafen zu vermeiden.
Nach Angaben meiner Eltern und meines Bruders bin ich als völlig anderer Mensch aus der Kur zurückgekommen. Aus einem lebensfrohen, aufgeschlossen und unternehmungslustigen Kind war ein ruhiges, verschlossenes und ängstliches Kind geworden. Nach der Kur wurden eine Legasthenie und feinmotorische Störungen bei mir festgestellt, die mich die nächsten Jahre bei meiner schulischen Entwicklung stark behindert haben.
Ich habe Jahre gebraucht um wieder halbwegs selbstsicher und offener zu werden. Geschafft habe ich dieses wie ich heute weiß, indem ich Alkohol als Hilfsmittel eingesetzt und mich als zynischer Spaßvogel vor meinen Mitmenschen geschützt habe. Im Ergebnis bin ich über die Jahre zum Alkoholiker geworden, seit 3 Jahren trocken, um dafür jedoch infolge Depressionen und ein paar körplichen Folgeschäden der Sucht arbeitsunfähig zu sein.
Nach der Kinderverschickung habe ich eine starke Abneigung gegenüber Gruppen und Vereinen jeglicher Art und vermeide Hallenbäder, Saunen, öffentliche Duschen. Enger Körperkontakt - wie bei Massagen, Physiotherapie, Umarmungen, etc. - ist mir sehr unangenehm. Fremden gegenüber kann ich mich nur sehr schwer öffnen, Vertrauen in meine Mitmenschen habe ich nur wenig. Bis heute stört mich aufgrund meiner Erinnerungslücken das unangenehme Gefühl, das in meiner
Kurzeit noch andere für meine spätere Entwicklung relevante negative Dinge vorgefallen sein könnten.
Ob diese Auffälligkeiten und Störungen mit meiner Kinderverschickung in Zusammenhang stehen weiß ich nicht, vermute es aber zumindest in Teilen.
Da ich die letzten 50 Jahre erfolgreich vieles von meiner Verschickung verdrängen konnte, bin ich mir nicht sicher ob ich diesen Zustand so spät noch ändern und die Lücken füllen sollte.
Ich war in Weimar und erlebte auch sehr viele schlimme Dinge.
-Kaltes Abduschen im Keller inklusive Auslachen von einem Mann und mehreren Erzieherinnen
-Ans Bett gefesselt nachts um nicht zu stören, auf Toilette gehen unmöglich
-"Aufessenzwang" inklusive Wiederaufnahme des Essen in Form von Erbrochenen
-Stundenlange Märsche im Schnee zur Abhärtung
usw usw usw ...
Vieles hat der Körper verdrängt, in Form von Trauma gespeichert.
Ich wünsche allen ehemaligen Kindern ein schönes weiteres Leben.
Ihr seid Stark!
A.M.
Bevor ich nach Reinhardshausen kam, hatte ich bereits zwei Aufenthalte bei Verwandten hinter mir, die eher positiv waren. Dort, und auch zuhause hatte ich eine weitgehende Freiheit, konnte überall mit dem Fahrrad hinfahren. In Reinhardshausen war es eher restriktiv, wenn wir irgendwo hingingen, mussten wir uns zu zweit an den Händen halten. Als ich aus der Reihe tanzte, kassierte ich eine Ohrfeige. (War aber für mich die einzige). Nun gut, mein Vater und ganz besonders meine Mutter verprügelten mich regelmäßig mit einem Kochlöffel oder auch mit dem Teppichklopfer, so war das jetzt nichts Besonderes für mich. Das hat erst wirklich aufgehört, als ich für meinen Vater zu stark wurde, und ihn mit 15 einfach hochgehoben habe, als er mich übers Knie legen wollte. Ich hatte in Reinhardshausen unglaubliches Heimweh, ich habe am Anfang gar nicht mehr aufgehört zu heulen, ich wusste ja, dass es auch ganz anders ging. Ich war nicht gewohnt, so eingesperrt zu sein.
Bei uns bestand die Bloßstellung daraus, das nach dem Waschen die Unterhosen vor versammelter Mannschaft kontrolliert wurden, ob sich darin Spuren von einem feuchten Pupser befanden. Das war uns allen schon sehr peinlich. Die Badeausflüge habe ich als eher positiv empfunden. Es gab auch die Ausflüge in die Blaubeerfelder. Was bei mir persönlich noch dazu kam, war, daß ich meinen Eltern das Versprechen abgenommen hatte, daß sie mich wieder nach Hause holten, wenn das Heim schrecklich war, was sie dann natürlich nicht taten, heute würde man sagen: LOL. Daß jemand sein Erbrochenes essen mußte, weiß ich nicht mehr, kann sein. Ich war nicht betroffen, und könnte das auch verdrängt haben. Im Vergleich zu anderen Traumata, war das in Reinhardshausen eher mittelgradig, denn ich kann mich noch relativ gut daran erinnern, während ich andere Dinge über Jahrzehnte völlig verdrängt hatte, und, selbst, als ich konkret darauf angesprochen wurde, absolut nichts mehr davon wusste. Die Hälfte meines Traumas in Reinhardshausen war die Enttäuschung über meine Eltern, die mich offensichtlich abschieben wollten. Später, mit 15, habe ich zum ersten Mal in den Sommerferien in der Fabrik gearbeitet, und war völlig erstaunt, wie hochzufrieden meine Mutter damit war. Ich konnte dadurch ja nicht im Garten helfen, über den sie immer jammerte. Es gab offensichtlich etwas noch besseres, nämlich mich einfach los zu sein. Ich habe danach jede Sommerferien am Fließband gearbeitet.
in den Schulferien 30. Juli (Do) bis 03. September 1953 (Do)
Im April 1953 wurde ich in Altenbeken eingeschult. Vier Monate später, direkt zu Ferienbeginn schickten mich meine Eltern wegen meines Asthma`s zur Kur nach Norderney.
Wie ich heute weiß, es war das “Haus Warburg”.
Meine Erinnerung geht zurück auf die Zugabfahrt mit vielen anderen Kindern im Bahnhof Altenbeken (Kreis Paderborn).
Ich weiß auch noch, dass wir irgendwann mit dem Schiff gefahren sind.
An die Fahrt kann ich mich nicht näher erinnern.
Meine Mutter hatte mir für die Reise Butterbrote und Äpfel mitgegeben.
Den größten und schönsten Apfel habe ich mir verwahrt.
Wie ich mich genau erinnere ist, dass nach der Ankunft im Heim die Schwestern alles Essbare von den Kindern eingesammelt haben.
Auch meinen schönen und großen Apfel.
Am anderen Morgen wurden die eingesammelten Früchte wieder verteilt, aber ich bekam leider nicht meinen Apfel, sondern nur einen kleinen, schrumpeligen Apfel zurück.
Negative Erinnerungen an den Aufenthalt habe ich nicht, außer das bei den Toilettengängen, -eine Kabine reihte sich an die andere-, schon nach kurzer Zeit von den Schwestern heftig an die Türen geklopft wurde, sich zu beeilen.
Ich erinnere mich aber auch an die schönen Wanderungen durch die Dünen zum Strand, wo wir Kinder dann im Sand buddeln und bauen durften.
Und ich erinnere mich an ein nahe gelegenes Kiefernwäldchen, durch das wir oft gingen.
Der Kiefernwald neben dem ehem. Haus Warburg existiert noch.
Das einschneidenste Erlebnis für mich war, dass nach vier Wochen
bei mir Scharlach festgestellt wurde.
Ich wurde sofort isoliert und war drei Wochen “sozusagen” in Einzelhaft.
Meine Mahlzeiten wurden mir durch eine Klappe gereicht. Aber sonstige Erinnerungen habe ich nicht.
Nach drei Wochen durfte ich den Raum verlassen und wieder nach draußen gehen, war aber durch einen Zaun zu den anderen Kindern getrennt.
Allerdings waren die Kinder, die mit mir angekommen waren, nicht mehr da.
An meine Heimreise kann ich mich leider überhaupt nicht mehr erinnern.
Auch nicht, ob ich begleitet wurde und wenn ja, von wem.
Positiv für mich ist, dass es außer den geschilderten Erinnerungen vor allem keine negativen Missstände oder Übergriffe gab.
Als Trauma ist mir geblieben, dass man mich nach der Kur nirgendwo mehr hinschicken konnte, auch z. B. nicht in Zeltlager.
Das hat sich aber gelegt, spätestens als ich allein als 16-jähriger 1963 mit der Bahn in eine DAG-Jugendhaus nach Schliersee gefahren bin.
Insgesamt ist es so. dass ich gerne mehr
Erinnerungen an meinen Kur-Aufenthalt hätte.
Aber auch im Mai 1971 (unsere Hochzeitsreise) habe ich vor Ort keine Anhaltspunkte finden können, zumal ich auch damals überhaupt keine
Idee hatte, wo das Haus hätte sein können.
"Heute weiß ich nach langen Recherchen, dass das „Haus Warburg“ von Rote-Kreuz-Schwestern geleitet wurde und zu der Zeit wohl der Landschaftsverband Westfalen-Lippe neben dem Kreis Höxter die
Träger des Hauses waren".
in den Schulferien 30. Juli (Do) bis 03. September 1953 (Do)
Im April 1953 wurde ich in Altenbeken eingeschult. Vier Monate später, direkt zu Ferienbeginn schickten mich meine Eltern wegen meines Asthma`s zur Kur nach Norderney.
Ich weiß heute, es war das “Haus Warburg”.
Meine Erinnerung geht zurück auf die Zugabfahrt mit vielen anderen Kindern im Bahnhof Altenbeken (Kreis Paderborn).
Ich weiß auch noch, dass wir irgendwann mit dem Schiff gefahren sind.
An die Fahrt kann ich mich nicht näher erinnern.
Meine Mutter hatte mir für die Reise Butterbrote und Äpfel mitgegeben.
Den größten und schönsten Apfel habe ich mir verwahrt.
Wie ich mich genau erinnere ist, dass nach der Ankunft im Heim die Schwestern alles Essbare von den Kindern eingesammelt haben.
Auch meinen schönen und großen Apfel.
Am anderen Morgen wurden die eingesammelten Früchte wieder verteilt, aber ich bekam leider nicht meinen Apfel, sondern nur einen kleinen, schrumpeligen Apfel zurück.
Negative Erinnerungen an den Aufenthalt habe ich nicht, außer das bei den Toilettengängen, -eine Kabine reihte sich an die andere-, schon nach kurzer Zeit von den Schwestern heftig an die Türen geklopft wurde, sich zu beeilen.
Ich erinnere mich aber auch an die schönen Wanderungen durch die Dünen zum Strand, wo wir Kinder dann im Sand buddeln und bauen durften.
Und ich erinnere mich an ein nahe gelegenes Kiefernwäldchen, durch das wir oft gingen.
Der Kiefernwald neben dem ehem.Haus Warburg existiert noch.
Das einschneidenste Erlebnis für mich war, dass nach vier Wochen
bei mir Scharlach festgestellt wurde.
Ich wurde sofort isoliert und war drei Wochen “sozusagen” in Einzelhaft.
Meine Mahlzeiten wurden mir durch eine Klappe gereicht. Aber sonstige Erinnerungen habe ich nicht.
Nach drei Wochen durfte ich den Raum verlassen und wieder nach draußen gehen, war aber durch einen Zaun zu den anderen Kindern getrennt.
Allerdings waren die Kinder, die mit mir angekommen waren, nicht mehr da.
An meine Heimreise kann ich mich leider überhaupt nicht mehr erinnern.
Auch nicht, ob ich begleitet wurde und wenn ja, von wem.
Positiv für mich ist, das es außer den geschilderten Erinnerungen vor allem keine negativen Missstände oder Übergriffe gab.
Als Trauma ist mir geblieben, das man mich nach der Kur nirgendwo mehr hinschicken konnte, auch z. B. nicht in Zeltlager.
Das hat sich aber gelegt, spätestens als ich allein als 16-jähriger 1963 mit der Bahn in eine DAG-Jugendhaus nach Schliersee gefahren bin.
Insgesamt ist es so. dass ich gerne mehr
Erinnerungen an meinen Kur-Aufenthalt hätte.
Aber auch im Mai 1971 (unsere Hochzeitsreise nach Norderney) habe ich vor Ort keine Anhaltspunkte finden können, zumal ich auch damals überhaupt keine Idee hatte, wo das Haus hätte sein können.
"Heute weiß ich nach langen Recherchen, dass das „Haus Warburg“ von Rote-Kreuz-Schwestern geleitet wurde und zu der Zeit wohl der Landschaftsverband Westfalen-Lippe neben dem Kreis Höxter die
Träger des Hauses waren".
in den Schulferien 30. Juli (Do) bis 03. September 1953 (Do)
Ich wurde direkt zu Ferienbeginn wegen meines Astma`s zur Kur nach Norderney geschickt.
Wie ich heute weiß, ins Haus Warburg.
Meine Erinnerung geht zurück auf die Zugabfahrt mit vielen anderen Kindern im Bahnhof Altenbeken (Kreis Paderborn).
Ich weiss auch noch, da? Wir irgendwann mit dem Schiff gefahren sind.
An die Fahrt kann ich mich nicht näher erinnern. Meine Mutter hatte mit wohl Butterbrote und Äpfel mitgegeben. Den größten und schönsten Apfel habe ich mir verwahrt.
Wo ich mich genau dran erinnere ist, dass nach der Ankunft im Heim die Schwestern alles Essbare von den Kindern eingesammelt haben. Auch meinen schönen und großen Apfel.
Am anderen Morgen wurden die eingesammelten Früchte wieder verteilt, aber ich bekam leider nicht meinen Apfel, sondern nur einen kleinen, schrumpeligen Apfel zurück.
Negative Erinnerungen an den Aufenthalt hatte ich nicht, außer das bei den Toilettengängen, -eine Kabine reihte sich an die andere-, schon nach kurzer Zeit von den Schwestern heftig an die Türen geklopft wurde, sich zu beeilen.
Ich erinnere mich aber auch an die schönen Wanderungen durch die Dünen zum Strand, wo wir Kinder dann im Sand buddeln und bauen durften.
Und ich erinnere mich an ein nahegelegene Kiefernwäldchen, durch das wir oft gingen.
Der Kiefernwald neben dem ehem.Haus Warburg existiert noch.
Das einschneidenste Erlebnis für mich war, daas nach vier Wochen bei mir Scharlach festgestellt wurde.
Ich wurde sofort isloliert und war drei Wochen sozusagen in Einzelhaft.
Meine Mahlzeiten wurden mir durch eine Klappe gereicht. Aber sonstige Erinnerungen habe ich nicht.
Nach drei Wochen durfte ich den Raum verlassen und nach draußen, war aber getrennt durch einen Zaun zu den anderen Kindern.
Allerdings waren die Kinder, die mit mir angekommen waren, nicht mehr da.
An meine Heimreise kann ich mich leider überhaut nicht mehr erinnern.
Ob ich begleitet wurde und wenn ja, von wem.
Positiv für mich ist, das es außer den geschilderten Erinnerungen vor allem keine negativen Missstände oder Übergriffe gab.
Als Trauma ist mir geblieben, das man mich nach der Kur nirgendwo mehr hinschicken konnte, auch z. B. nicht in Zeltlager.
Das hat sich aber gelegt, spätestens als ich alleine als 16-jähriger 1963 mit der Bahn in eine DAG-Jugendhaus nach Schliersee gefahren bin.
Insgesamt ist es so. dass ich gerne mehr Erinnerungen
an meinen Aufenthalt hätte.
Aber auch im Mai 1971 (unsere Hochzeitsreise) habe ich vor Ort keine Anhaltspunkte finden können, zumal ich auch damals überhaupt keine Idee hatte, wo das Haus hätte sein können.
"Heute weiß ich nach langen Recherchen, dass das Haus Warburg von Rote Kreuz-Schwestern geleitet wurde und zu der Zeit wohl der Landschaftverband Westfalen-Lippe neben dem Kreis Höxter Träger des Hauses waren".
So sieht das Haus heute aus:
Haus Klipper (Jann-Berghaus-Straße 40
Die Begleitung im Zug Richtung Tannenhöhe schimpfte mit mir, weil ich weinte und nicht mitfahren wollte.
Als wir dort ankamen, weiß ich noch, wie wir auf dieses riesige Haus zugingen. Ich hatte furchtbare Angst und wollte nur nachhause. Wir wurden 1 mal die Woche im Keller gewogen und waren fast nackig und wurden von einem Mann (Arzt) begutachtet.
Es wurde notiert, ob man zu oder abgenommen hat. Im Erdgeschoss war das Esszimmer. Im ersten Geschoss die Schlafzimmer und im Dachgeschoss gab es einen Ruheraum mit vielen Matten. Es gab jeden Tag eine Zwangsruhestunde. Jedes Kind lag auf einer Matte und musste schlafen. Wir wurden die ganze Zeit bewacht und durften nur ganz ruhig liegen bleiben. Ich hatte damit sehr große Schwierigkeiten und konnte nie schlafen. Ich kann mich erinnern, dass ich mehr essen musste. Es gab noch einen riesigen Nachtisch und ich musste Alles aufessen. Ich bin krank geworden und habe mich in der Nacht übergeben und Fieber bekommen. Ich bin einfach ins Badezimmer gegangen, obwohl wir dass nicht durften und dann ist mir Schwarz vor Augen geworden. Ich musste dann in einem Metallbett bei der Heimleiterin im Büro an der Wand liegen und hatte fürchterliche Angst. Es wurde 1 Anruf mit meiner Mutter erlaubt, der genau überwacht wurde mit strengen Blicken. Die Heimleiterin sagte zu mir, ich solle diesen Anruf zu schätzen wissen und es ist nur eine Ausnahme weil ich krank bin. Das Gespräch mit meiner Mutter ist sehr kurz gewesen und ich konnte kaum reden. Ich lag jede Nacht in meinem Bett und habe mir vorgestellt, dass ich weglaufe, in den Zug steige und wieder nach Hause fahre. Ich habe zu der Zeit angefangen ins Bett zu machen. Die Nachtaufsicht hat es mitbekommen und zur Strafe hätte ich eigentlich für den Rest der Nacht im Flur sitzen müssen. Sie drückte aber ein Auge zu und ich durfte im Bett liegen bleiben. In dem Zimmer waren 4 - 6 Mädchen, ich weiß es nicht mehr genau. Ich musste 4 Wochen dort bleiben, an vieles kann ich mich nicht mehr erinnern.
Es gibt eine Situation, die ein anderes Mädchen betraf, darüber möchte ich hier nicht schreiben. Ich habe später eine Angsterkrankung entwickelt und auch heute habe ich noch Ängste.
Im Alter von 13 Jahren nach klappholltal auf sylt im November
Vom Gesundheitsamt in Bad schwalbach
Ich wurde alleine in einem Auto mit einer " fürsorgerin" dorthin gefahren.
Auf der Fahrt wurde mir schlecht. Man ließ mich kurz aussteigen
Keine wärmenden Worte.
Vom 1. Aufenthalt erinnere ich mich an eine Tante rosi, die sehr nett zu mir war.
Der 2. Aufenthalt war sehr schlimm.
Da gab es eine Tante, sie hieß glaube ich Monika, nicht sicher.
Sie hat fast nur geschrien und war schon heiser.
Sie schien überfordert zu sein
Ich hatte ganz schlimmes Heimweh und weinte jeden Tag im Bett.
Ich kann mich an kein liebes Wort erinnern.
Niemand sprach mit mir.
Die Mädchen waren fast alle bettnässer und es roch jeden Morgen nach Urin.
Es war deshalb immer eine Panikstimmung am Morgen.
Beim Frühstück musste jedes Mädchen vor allen sagen ob es ins Bett gemacht hat oder nicht.
Dies wurde dann eingetragen.
Ich war froh, nie ins Bett gemacht zu haben und die Mädchen Taten mir leid.
Ein zierliches Mädchen sollte sein erbrochenes am Tisch noch mal aufessen.
Eine dicke küchenfrau stellte sich wie ein dragoner hinter ihren Stuhl, und befahl ihr aufzuessen. Ich sehe noch heute, den flehenden Blick dieses Mädchens ,zu mir. Ich litt darunter ihr nicht helfen zu können.
Ich weiß nicht mehr , wie es ausgegangen ist.
Mittwochs wurden wir zu den wannenbädern geschickt nach bad Wildungen
Ein freundlicher Mann fuhr uns immer und ich beneidet ihn. Er lebte für mich in der Freiheit, und ich hätte ihm am liebsten von meiner Not berichtet und was in diesem Heim passiert.
Wir spielten in einer fichtenmomokultur immer mit viel Leidenschaft " Familie " . Es war für kurze Zeit wie ein kleiner Trost.
Vor kurzem war ich mal wieder in reinhardshausen, und stellte fest, daß mir Bad Wildungen völlig unbekannt war. Wir scheinen nie dort oben rausbekommen zu sein?
Die Nebengebäude des Heimes sind alle abgerissen worden.
Es steht bestens renoviert das Schwarzwaldhaus, von weitem gut sichtbar.
Weiter unten sah ich dann eine kleine alleenstraße, und ich wusste plötzlich wieder, daß diese Straße der Weg zurück in die Freiheit war.
Ich wurde wieder als einzige in diesem Auto abgeholt.
Ich saß alleine in einem gelb gestrichenen hohen Vorraum, ich denke es war in diesem Schwarzwaldhaus.
Ich war erleichtert endlich wegzukommen, aber sie kamen nicht pünktlich. Da verlor ich fast im letzten Moment meine Fassung.
Ich dachte, die kommen nicht !!!!
Zu Hause hatte meine Mutter einige Überraschungen für mich vorbereitet, und schaute mich gespannt an. Aber ich konnte keine Freude empfinden. Ich glaube ich ging einfach stumm weg.
Mehr weiß ich nicht mehr.
Vor 2 Monaten erst, bekam ich eine sehr wichtige Information von meiner besten Kinder und schulfreundin A. B. Sie sagte, ich hätte nicht mehr gesprochen. Sie kannte mich davor immer sprudelt und lebendig.
Sie habe mich gefragt, vera warum redest du nichts mehr.? Da soll ich gesagt habe, ich hatte so schlimmes Heimweh.
Ich kann mich an dieses Gespräch nicht mehr erinnern!!!
Ich kann mich nicht erinnern, das meine Eltern mich etwas diesbezüglichen gefragt haben.
Mein Bruder Thomas kann sich an mein verändertes verhalten auch nicht mehr erinnern
Er riet aber meinen Eltern von dieser Kur ab, im Vorfeld.
Denn, er war 4 mal verschickt....
Hat nichts genützt.
Mein Bruder ist 6 Jahre älter als ich.
Nun erst begreife ich, woher meine atembeklemmungen mit 10 Jahren kamen......!
Mir hat es wohl für einige Zeit die Sprache verschlagen....
Ich habe sie wiedergefunden!
Klappholltal auf sylt war eine gute Zeit. Wir hatten warmherzig uns wahrnehmende Betreuer dort.
Sie haben uns nach unserem befinden gefragt.... das war neu.
Wir hatten so viel Spaß und wollten nicht mehr nach Hause.
Ich denke , daß war eine Heilung für mich.
Allerdings las ich nun hier, daß jemand ganz schlimmes dort erlebt hat.
Das hat mich doch sehr traurig gemacht. Ich dachte, klappholltal sei von dieser schlimmen Vergangenheit nicht betroffen. Auch aufgrund seiner speziellen historischen Vergangenheit...!
Heute ist klappholltal eine Akademie am Meer . Ich machte dort meine beruflichen Fortbildungen . Eutonie nach Gerda Alexander.
Möge diese Aufarbeitung viel Heilung für alle bringen.
Mein Dank gilt allen, die sich so dafür einsetzen.
Besonderen Dank an Anja Röhl. Die dies initiiert hat.
Vera Z.
Ergänzung: ich kam mal auf die krankenstation. Dort musste ich unmengen von Wasser trinken. Es wurde ein test gemacht. Nur ganz langsam konnte ich mich wieder von diesem Wasser befreien.
Ich lag alleine in einem Bett, für einen Tag.
Die Schwester war hektisch, unterkühlt.
Niemand sprach mit mir oder erklärte etwas.
Ich war ja dort, wegen blasenprobleme.
Aber auch das hatte ganz andere Ursachen, die in diesem Heim gar nicht erfasst wurden, die Kur hat nichts gebracht.
Resultat der Kur : 3 Kg Gewichtszunahme, mein Gesundheitszustand besserte
sich kontinuierlich, ich fing mit Sport an und wurde Leistungsturner. Bestand vorher noch die Gefahr, dass ich von der Realschule zur Hauptschule zurück musste, so wurde ich in der Schule immer besser und habe später die Uni besucht. All das führe ich auf die Verschickung zurück. Ein damaliger Kur-freund sagte mir später, die Kur sei die beste Zeit seines Lebens gewesen. Für mich war es eindeutig der Auslöser für bessere Zeiten.

Liebe Evelyn, ich verstehe dich, aber wir, die wir in der Öffentlichkeit stehen, müssen belegen, dass es die vielen Betroffenen gibt. Dafür gibt es ja das Portal: ZEUGNIS ABLEGEN, da kann man ja sehen, dass es um viele Menschen geht, die dieselbe Erfahrung gemacht haben. Dafür gibt es unsere Fragebögen. Wir versuchen viel und kämpfen mit Argumenten. Und ein Denkmal ist ein Denkanstoß für viele Unbeteiligte und besser als in den Museen weiterhin nur Positives zu den Verschickungen zu lesen. Grüße, Anja
Ich bin sehr entrüstet darüber dass es Menschen gibt die diese vielen Tatsachenberichte betroffener Kinder/ Menschen überhaupt anzweifeln oder versuchen ins lächerliche zu ziehen indem sie gegenteiliges behaupten oder diese Verbrechen abzumildern. Ich benutze absichtlich den Begriff ,,Verbrechen „, denn nichts anderes sind diese Taten und Missbräuche an Kindern bzw. in
diesem Fall sogar schutzbefohlener Minderjähriger!!!
Ich bin selbst betroffen und ich habe nun schon mein ganzes Leben mit den Folgen zu kämpfen. Ich bin seitdem einfach noch kränker geworden.
Ich kann gar nicht nach Borkum fahren und mir Denkmäler begucken. Ich müsste mich übergeben wenn ich an den Ort zurückkehren müsste an dem die Weichen meines Lebens so verderblich gestellt worden sind.
Hier wurden systematisch Kinderseelen zerstört mit negativen Auswirkungen
für den Rest des gesamten Lebens.
Was ??? frage ich jeden Einzelnen…was soll das wieder gut machen???
Ich bewundere diejenigen die ihre Geschichte und die Geschehnisse
in die Öffentlichkeit getragen haben und ans Tageslicht gebracht haben…
Ich habe das Trauma mein ganzes Leben bis Heute nicht überwinden oder aufarbeiten können, trotz Therapien.
Und…ich verachte diese Menschen die daher kommen und meinen sie könnten diese fürchterlichen Tatsachen, Verbrechen und Leid, einfach verharmlosen oder anzweifeln.
Weiterhin bin ich der Meinung dass dieses ganze Land und dessen Regierung für diese Schande geradezustehen hat.
Nicht wir die Betroffenen müssen um Anerkennung betteln!!!