Zeugnis ablegen

ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung.

Wir bauen außerdem ein öffentlich zugängliches digitales Dokumentationszentrum auf, dort ist es möglich seinen Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild zu versehen und zusammen mit der Redaktion einen Beitrag zu erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einzustellen, der für zukünftige Ausstellungen und Dokumentationen benutzt werden kann. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr drei Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei der Buko Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selber einer.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der “Initiative Verschickungskinder” (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2633 Einträge
Roland Mollet aus Völklingen (Ludweiler) schrieb am 25.03.2024
Sechs Wochen im Sommer 1961. Wer der Träger der Maßnahme war, weiß ich nicht (mehr). Ich war 9 Jahre alt. Habe wenig Erinnerungen. Habe noch vier Gruppen-Fotos. Kann mich aber an großes Heimweh erinnern und lag auch deswegen tagelang "krank" im Bett. Heimfahrt war nicht möglich, da meine Eltern noch nicht motorsiert waren. Wir hatten noch kein Telefon, daher auch keinen Kontakt, nur Briefe und Karten. Wen Päckchen von den Eltern kamen, musste die Süßigkeiten mit den andern Kindern geteilt werden.
Schlimm war für mich jedenfalls, dass diese "Kur" während der Schulzeit war und ich 6 Wochen Unterricht versäumte. Das musste ich dann irgendwie nachholen, indem ich mir von Klassenkameraden die Hefte geben ließ und den Stoff weitgehend mit Hilfe meiner Eltern und älteren Geschwister nacharbeiten konnte.
Es war keine schöne Zeit. An Misshandlungen oder übles Essen usw. habe ich keine Erinnerungen.
So schrecklich wie bei den Schilderungen der anderen Kinder kann es dann eigentlich nicht gewesen sein. Wahrscheinlich habe ich alle schlechten Dinge verdrängt.
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Ulrich Nilkes schrieb am 25.03.2024
Ich wurde im Januar/Februar 1966 als damals 6-jähriger noch vor der Einschulung verschickt. Die Einweisung erfolgte mutmaßlich wegen eines mangelhaften Ernährungszustandes.
Nachdem ich -zig Berichte anderer Verschickungskinder gelesen habe, denke ich, war das Lager "Bergfeude" noch eines der weniger inhumanen.
Ich wurde dort im Wesentlichen lediglich gedemütigt und erniedrigt, genötigt (durch Essenszwang und Toilettenverbot), angelogen und nach Strich und Faden verar...; mein als Kind gefasstes Vertrauen zu einer Bezugsperson wurde gebrochen und missbraucht, meine Geschäftsunfähigkeit als Kind zum Nachteil meiner Eltern ausgenutzt.
Ich wurde aber nicht verprügelt, nicht im Bunker isoliert, musste nicht Erbrochenes essen, wurde nicht Medikamentenversuchen und weiteren schweren Straftaten ausgesetzt und durfte sogar meine Kleidung behalten.
Ein ausführlicher Bericht, der, wie ich meine, viele Details und Tatsachen einschließlich Fotos sowie eines der gefälschten Schreiben der Lagerleiterin an die Eltern enthält, wird auf dieser Homepage unter in die Rubrik 'Selbstzeugnisse' eingestellt.
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Barbara Freier geb.Ochlich aus Schondorf am Ammersee schrieb am 24.03.2024
Wegen einer angeblichen Hillus TBC war ich 1952 für 6 Monate in der Lungenheilstätte Oy Mittenwald. Da ich erst 4 Jahre alt war, sind meine Erinnerungen nur sehr bruchstückhaft. Ich suche deshalb Austausch mit Menschen, die auch dort waren. Ich habe Fotos aus dieser Zeit. Es quält mich immer mehr, dass mir 6 Jahre meines Lebens fehlen. Bitte meldet euch bei mir.
Danke!
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Dr. Ulrich Ellinghaus aus Syke schrieb am 24.03.2024
Zusammen mit meinem Zwillingsbruder wurden wir im Grundschulalter auf dringende Empfehlung von der Ärztin meiner Eltern zur „Kinderkur“ für 6 Wochen nach Wyk auf Föhr geschickt, weil wir „schlechte Esser“ waren. Für mich war es die Hölle. Trennung von den Eltern, drastische Strafen, vor dem (kalten) Essen so lange sitzenbleiben bis es aufgegessen war, Mittagsschlaf obwohl ich nicht schlafen wollte & konnte, Redeverbote in bestimmten Situationen. Als ich zurückkam war meine erste Aussage zu meinen Eltern: „So was macht Ihr mit mir nie wieder!“
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Ingo Forster schrieb am 22.03.2024
Ich kam mit 8 Jahren nach Mönchwinkel, weil ich zu klein und dünn war.
Es war das pure Graunen, anders kann ich es nicht bezeichnen.
Die ganzen Dinge wie Essenszwang, Toilettenverbot, maßlose Strafen kann ich alles nur bestätigen.
Ich möchte nur kurz von meinem einschneidendsten Erlebnis berichten, dass mir noch heute sehr nahe geht. Das mich noch heute in Tränen ausbrechen lässt.

Wir saßen alle im Gemeinschaftsraum und bastelten Drachen (die wir aber später nie steigen lassen durften). Weil eine Holzleiste fehlte schickte mich die Tante zum Hausmeister um noch eine zu holen. Ich musste dazu durch mehrere Gänge und eine Treppe runter. Schon auf der Treppe hörte ich Gebrüll und Weinen. Im unteren Gang war die Tür des Schlafraumes offen. Eine Tante schubste ein kleines Mädchen (sie war höchstens 5) gegen die Wand. Sie fiel darauf zu Boden und blieb regungslos liegen. Sie gab keinen Laut von sich. Aus ihrer Nase lief Blut. Ich dachte sie wäre tot. Als die Tante mich sah sagte sie nur: "Was glotzt du so, ab Marsch!"
Ich war total schockiert und konnte die ganze Nacht an nichts anderes denken.
Einen Tag später nahm ich allen Mut zusammen und fragte eine andere Tante was mit dem Mädchen aus dem unteren Schlafsaal ist.
Und die sagte: "Die ist unter der Erde und die Würmer fressen sie."
Ich bekam einen regelrechten Heulkrampf. Ich wurde geschlagen und in den Schlafsaal gesperrt, aber keine Schläge und Bestrafungen konnten mich beruhigen. Ich schrie und schrie. Stundenlang, bis ich völlig heiser war. Dann kam eine Tante und zerrte mich aus dem Schlafssal. Ich schlug wild um mich, versuchte mich mit allen Mitteln zu wehren, ich dachte ernsthaft die will mich jetzt umbringen, aber sie sagte dann ich soll mich beruhigen und dem Mädchen geht es gut und sie will mir das zeigen. Ich glaubte ihr nicht, aber sie zog mich dann einfach wild strampelnd runter in den anderen Schlafsaal und da war das Mädchen tatsächlich. Sie war nicht tot. Aber die Bilder verfolgen mich bis heute, die bekomm ich nie mehr aus dem Kopf. Wie das Mädchen regungslos blutend auf dem Boden lag.
Ich war natürlich heilfroh das es dem Mädchen gut ging aber ich war hinterher dennoch so fertig, dass ich richtig krank wurde. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen. Ich konnte mich tagelang nicht mehr beruhigen. Ich lag auf der Krankenstation und alles war irgendwie egal. Ich glaube ich bekam dann auch Beruhigungsmittel, denn an die Tage im Bett auf der Station erinnere ich mich kaum.

Der kleine dünne Junge der zur Kur gefahren ist, kam noch dünner zurück.

Gern würde ich wissen was aus dem kleinen Mädchen geworden ist, ich glaube sie hieß Ulrike. Vielleicht erkennt sich jemand wieder.
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Manuela A. schrieb am 22.03.2024
Hallo, ich bin durch einen TV-Bericht auf diese Seite aufmerkssam geworden.
Ich wurde mit 10 Jahren nach Immenstadt zur Kur verschickt. Die ganzen 6 Wochen waren eine Aneinanderreihung von Folter, Schlägen und Misshandlungen.
Immer wieder versuchte ich aus diesem Albtraum aufzuwachen weil ich einfach nicht wahrhaben wollte, dass es sowas gibt. Immer wieder dachte ich das können die doch nicht machen, das dürfen die doch gar nicht. Man war den Nonnen völlig ausgeliefert. Es gab keine Kontaktmöglichkeiten zu den Eltern. In den Briefen MUSSTE man schreiben das es einem gut gehen würde. Man wurde von Nonnen zum Lügen gezwungen!
In den endlosen Nächten nahm ich mir fest vor, alles meinen Eltern zu erzählen, diese Lügen aufzudecken. Doch als ich wieder zuhause war, sagte ich kein Wort, im Gegenteil, ich log weiter, sagte das es schön gewesen wäre.
Obwohl es nicht meine Schuld war, war es mir schlichtweg zu peinlich meinen Eltern zu erzählen das ich mit 10 Jahren mein eigenes Erbrochenes gegessen habe, ständig in die Hose gemacht habe, geheult habe wie ein Baby.
Das ich damals nichts gesagt habe, bereue ich zutiefst. Erst als ich 30 war hatte ich mich mit meinen Vater darüber unterhalten, meine Mutter war da leider schon tot.
Mein Vater war fassungslos. Er sagte, hätte ich damals was gesagt hätte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um diese Teufelsweiber zur Rechenschaft zu ziehen.
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Sandra Herold schrieb am 21.03.2024
Ich war im Alter von 10 Jahren für sechs Wochen in Graal Müritz zur Kur. Und in erster Line verbinde ich den Kuraufenthalt mit Wind, Kälte und Regen.
- endloses Spazieren bei Regen
- Wattwanderungen im Oktober bei denen einem vor Kälte fast die Füße abgefroren sind
- Frühsport im Freien, nur mit Unterwäsche bekleidet
- Abspritzen mit eiskaltem Wasser

Es gab zwar auch eine Sauna, aber in der waren wir nur einmal. Positiv war, dass ich mir mit nur drei anderen Mädchen ein Zimmer teilte. Und zum Glück verstanden wir vier uns auf Anhieb und wurden ein eingeschworendes Team. Da wir nachts im Zimmer eingeschlossen wurden hatten wir unsere Ruhe und konnten ungestört stundelang quatschen. In der Nacht schaute nie jemand nach uns. Allerdings war auf Toilette gehen unmöglich. Wir versteckten eine alte Blechbüchse die wir in einem Mülleimer fanden hinter dem Heizkörper. Das Fenster ließ sich nicht öffnen, aber zum Glück kippen. Und so konnten wir die Büchse nach Benutzung aus dem Fenster entleeren. Man musste allerdings in zwei Teilen pinkeln, weil die Büchse nicht all zu groß war und man sie zwischenzeitlich leeren musste.
Ich kann mich noch haarklein an eine Situation erinnern, in der ich in die Büchse pinkelte und, ich weiß nicht wieso, einen Lachanfall bekam. Vermutlich weil die ganze Situation so absurd war und das Plätschern in der kleinen Mandarinenbüchse so komisch klang. Ich konnte vor Lachen gar nicht aufhören mit pinkeln und die Büchse lief über. Auch die anderen fingen dann heftig an zu lachen. Ich habe dann die Bescherung mit einem Schreibblock aufgesaugt, den ich auch durch das gekippte Fenster nach draußen warf.
Vormittags hatten wir immer zwei, manchmal drei Stunden Unterricht.
Im Großen und Ganzen war die Kur erträglich, wenn auch unsere Betreuerinnen ziemlich streng waren. Auch das Essen war OK. Was mir am meisten zu schaffen machte war, dass ich immer gefroren habe. Bei Wind und Wetter oder im Regen barfuss durch den kalten Sand zu laufen war ich einfach nicht gewöhnt.
Hinzufügen muss ich noch, dass ich wirklich enormes Glück hatte mit drei so wunderbaren Kindern in einem Zimmer zu sein. Das hat mir viel über das Heimweh hinweggeholfen. Ich will mir nicht ausmalen wie ich gelitten hätte, wenn ich nicht diesen Zusammenhalt unserer 4er-Clique gehabt hätte.
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Joachim schrieb am 21.03.2024
Meinen 7. Geburtstag hatte ich während meiner 6wöchigen Kur. Das war ein deprimierender Tag. Ein Anruf meiner Eltern war nicht erlaubt und ein Päckchen kam erst ein paar Tage später an. Ich bekam nur die Karte, alles andere wurde einbehalten.

Schon vom ersten Tag an zählte ich die Tage bis diese Kur endlich vorbei ist.
Vieles habe ich verdrängt. Manche Dinge habe ich allerdings noch gut in Erinnerung.
Lange dunkle Gänge, es roch immer nach Bohnerwachs.
Ich erinnere mich auch an die Räume im Keller. Dort fanden die Bürstenmassagen und das Wassertreten statt.
Dazu mussten wir eine ziemlich lange Treppe hinuntersteigen und uns dabei an den Händen halten. Ich weiß noch genau, das ich immer ein Mädchen an die Hand nehmen musste und ihre Hände waren immer klebrig. Das fand ich eklig und ich versuchte mich immer an einer anderen Stelle der Schlage einzureihen.
In den Kellerräumen war es immer furchtbar kalt und einmal bekam ich eine Ohrfeige weil ich vor Kälte meine Arme um meinen Körper schlang.
Nachts durften wir nicht aufs Klo und ich habe ins Bett gemacht. Als Strafe bekam ich am nächsten Tag nur ganz wenig zu trinken und weil ich so großen Durst hatte habe ich mir beim Spazieren Schnee in den Mund geschoben. Die Tante hatte es nicht gesehen aber ein anderes Kind hat mich verpetzt. Dafür bekam ich eine heftige Ohrfeige das mir die Mütze vom Kopf flog. Als wir wieder zurück im Heim waren durfte ich nicht am Mittagessen teilnehmen, ich musste mich auf einen Stuhl in den Flur setzen und durfte mich nicht rühren. Selbst während die anderen Kinder Mittagsschlaf hatten saß ich noch auf dem Stuhl.
An das Essen kann ich mich nur bruchstückhaft erinnern. Ob ich gezwungen wurde immer aufzuessen vermag ich nicht zu sagen. Ich weiß nur das immer vier Kinder an einem Tisch saßen und ich sehe die Schüsseln vom Nachtisch noch bildlich vor mir. Es waren kleine rechteckige Schalen aus Hartplaste, pastellblau. Und meistens gab es Apfelkompott.
Insgesamt habe ich die Zeit der Kur als sehr negativ in Erinnerung.
Selbst die Heimreise war eine Katastrophe. Eine Betreuer, den ich vorher noch nie gesehen hatte, begleitete mich auf der Bahnfahrt nach Hause.
Obwohl es im Zug eine Toilette gab, durfte ich die aus welchen Gründen auch immer, nicht benutzen!
Ich musste mich schließlich einkoten und meine Eltern durften dann am Bahnhof ein stinkendes Kind in Empfang nehmen.
Ich hab mich so geschämt!!
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Helga Bauer schrieb am 21.03.2024
Ich war mit 9 Jahren für 6 Wochen zur Kur.
Für mich war das eine sehr schlimme Zeit und ich leide teilweise noch heute unter den Folgen.
Es herrschte eine allgemeine Strenge und keine der Tanten hatten jemals ein freundliches Gesicht. Im Grunde genommen gab es niemals normal gesprochene Sätze. Immer alles nur im Kommandoton. "Los Betten machen!", "Los zum Frühstück!", "Schneller!"
Das Heimweh war mein ständiger Begleiter. Heimweh und Langeweile. Eine richtige Beschäftigung gab es gar nicht. Ganz oft saßen wir nur im "Spielzimmer", doch spielen war da gar nicht möglich. Es gab unvollständige Brettspiele, kaputte Spielsachen oder Malbücher für 5Jährige. Außerdem musste man selbst beim "spielen" leise sein. Unterhalten konnten wir uns nur im Flüsterton. Soweit ich mich erinnern kann waren wir nur 4 oder 5 mal draußen.
Das Essen war soweit ok, es war nicht besonders lecker, aber auch nicht eklig. Man musste aufessen, aber reingezwungen wurde es einem nicht. Allerdings bekam man die nächste Mahlzeit gestrichen wenn man nicht aufgegessen hatte.
Das beim Essen jemand kotzte kam nur selten vor.

Wir haben in der gesamten Zeit nur zweimal gebadet. Da war ein Raum im Keller in dem es ziemlich kalt war. Dort gab es eine Art Becken in das immer 4 Kinder reinpassten. Wir standen alle nackt und frierend in einer Schlange bis wir an der Reihe waren. Das Wasser war nur lauwarm und roch nach Seifenpulver. Zu allem Übel wurden wir hinterher mit einem Schlauch und eiskaltem Wasser abgespritzt.
Die Unterwäsche wurde nur einmal pro Woche gewechselt.
Besonders schlimm habe ich auch den Schlafsaal in Erinnerung. Dort war es viel zu warm und mein Bett stand genau am Fenster neben der Heizung, die auch nachts lief.
Die Betten quitschten bei jeder noch so kleinen Bewegung und dann kam eine Tante ins Zimmer gestürmt und hat uns angebrüllt oder manchmal auch aus den Betten gezerrt, dann musste man die Nacht auf einem Stuhl im Flur verbringen.

Das allerschlimmste für mich war, dass man nur 3 mal am Tag aufs Klo durfte und zwar immer nach dem Essen.
Früh war das besonders problematisch. Wenn man nicht bereits aus lauter Verzweiflung nachts ins Bett gemacht hatte, saß man früh mit zusammengekniffenen Beinen beim Frühstück und hoffte das man es bis zum erlaubten Toilettengang noch aushält. Und so war es die ganze Zeit, die ganzen Wochen. Immer wartete man mit drückender Blase daurauf, endlich aufs Klo gehen zu dürfen. Ich hatte schon große Mühe es immer von früh bis mittags auszuhalten, aber von mittags bis abends war für mich unmöglich zu schaffen. Meistens musste ich schon nach dem Mittagsschlaf (bei dem man auch nicht gehen durfte) so dringend, dass ich es nicht einen einzigen Tag bis abends nach dem Abendessen aushielt! Ich hatte jeden Tag eingepinkelt und bekam dafür Ohrfeigen oder musste stundelang in der Ecke stehen was zu weiterem Einnässen führte.
Wer ins Bett oder in die Hosen machte bekam eine rote Schleife ans Handgelenk gebunden, so das jeder im Heim sehen konnte, was für ein "Verbrecher" man war. Nach den 6 Wochen "Kur" war meine Blase so überreizt das ich zuhause ständig in die Hose machte. Schon der kleinste Blasendruck war für mich so unerträglich das es einfach lief. Nachts hatte ich für eine sehr lange Zeit gar keine Kontrolle mehr über meine Blase, was zu vielen Folgeproblemen führte. Übernachtungen bei Freundinnen oder Klassenfahrten konnte ich alles vergessen und ich wurde zur Außenseiterin. Meine Eltern kamen mit dem Ganzen überhaupt nicht klar. Ich brauchte mit 9 Jahren nachts plötzlich wieder Windeln und die größte Sorge meiner Eltern war, das es jemand mitbekommen könnte. Die Windeln, die damals noch gewaschen werden mussten, hängte meine Mutter nie in den Garten an die Wäscheleine, sondern die wurden immer in der Wohnung getrocknet, damit um GottesWillen die Nachbarn nichts von dieser "Schande" bemerken.
Die Reizblase die ich noch heute habe, ist eindeutig Folge der Kur.
Die eigentliche Ursache wurde von meinen Eltern nie ergründet. Klar, dass ich als Kind nie ein Wort von der Kur erzählt habe, aber gerade das hätte sie doch stutzig machen müssen! Vor allem weil ich vor der Kur nie derartige Probleme hatte. Als ich viele Jahre später meinen Eltern von der Kur erzählte, taten die es mit einem Satz ab: So schlimm wirds ja nicht gewesen sein. Schließlich hätte ich ja in den Briefen stets geschrieben das es mir gut ginge.
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Anja Schulz schrieb am 21.03.2024
Ich bin schockiert über die ganzen schlimmen Dinge die hier berichtet werden und die Betroffenen tun mir unendlich leid. Wie es scheint bin ich eine Ausnahme, denn ich habe das genaue Gegenteil erlebt.

Vielleicht liegt es auch daran, dass wir insgesamt nur 13 Kinder im Heim waren. Anfang der zweiten Klasse kam ich zur Kur nach Pausa im Vogtland. Natürlich hatte ich anfangs Heimweh aber das verflog rasch, denn der Umgang war wirklich liebevoll. Gleich nach der Ankunft versammelten wir uns im Speisesaal und uns wurden die Erzieher vorgestellt. Insgesamt gab es vier. Und dann wurden uns die "Regeln" verkündet. Ich kann mich noch gut daran erinnern.
Regel Nummer 1: Keiner läuft ohne Hausschuhe auf den kalten Fliesen
Regel Nummer 2: Erholen
Regel Nummer 3: Spaß haben

Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, tagsüber waren aber die Mädchengruppe und Jungsgruppe zusammen. Nur Mittwochs verbrachte die Jungsgruppe ein paar Stunden beim Hausmeister und wir Mädchen in der Küche. Die Küchenfrau war bei uns Kindern besonders beliebt. Sie war ziemlich dick, aber gemütlich und richtig gutmütig. Oft sind wir auch tagsüber zwischen den Mahlzeiten zu ihr geganen, sie hatte immer etwas, mal paar Bombons, oder einen Joghurt oder ein Kompott. Sie sagte dann immer "Ihr fresst mir noch die Haare vom Kopf". Sie lachte immer sehr viel. Wir haben sehr viel unternommen, wir waren auch ein paar mal im Freibad. Das war ein wunderschönes Bad leicht ausserhalb des Ortes. Der Weg war zwar weit und es dauerte fast eine Stunde ehe wir ankamen, aber der Betreuer erzählte uns meistens spannende Dinge. Er zeigte uns auch das Rathaus, auf dessen Dach ein rießiger gläsener Globus war der sich dreht. Einmal sang er auf dem Weg ins Freibad Weihnachtslieder, mitten im Sommer. Das fanden wir als Kinder natürlich unglaublich witzig. Zweimal in der Woche kam ein Arzt, wir wurden nacheinander gewogen und abgehört. Einmal ließ er mich selbst mit dem Stetoskop hören. Danach wollte ich unbedingt später Ärztin werden. Nach den Untersuchungen hielt er immer noch eine Art Vortrag. Dann saßen wir alle im Schneidersitz im Gruppenraum. Einmal brachte er ein Skelett mit und erklärte uns die ganzen Knochen, einmal erzählte er eine halbe Stunde lang übers Pupsen, wie das entsteht usw. Für uns Kinder war das natürlich extrem spannend und lustig. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals ein böses Wort gab. Die Erzieher waren alle nett und witzig. Es wurde sehr viel Spaß gemacht und die Zeit verflog im Nu.
Tränen gab es nur einmal und zwar am letzten Tag zum Abschied, denn ich hatte meine neuen Freunde echt liebgewonnen. Die Kur war für mich ein sehr schönes Erlebnis und sie hat mein Leben verändert. Ich bin aufgeblüht. Ich war vorher ziemlich schüchtern, war Bettnässerin und nach den 6 Wochen war ich viel selbstsicherer und das allerbeste: ich war trocken. Das hab ich einer der Erzieherinnen zu verdanken. Sie sagte mir abends ich solle an einen Wecker denken, mir immer einen Wecker vorstellen während ich einschlafe. Und sie gab mir Wollsocken die ich beim schlafen anziehen sollte, sie sagte mir das seien Zaubersocken. Ich weiß nicht warum und wieso, aber es funktionierte. Schon nach paar Tagen wachte ich nachts auf wenn ich mal musste. Wir konnten jederzeit auf die Toilette gehen, auch während der Mittagsruhe. Mittalsschlaf gab es nicht wirklich, Mittagsruhe bedeutete das wir uns ruhig verhalten sollten, aber man konnte auch ein Buch anschauen oder sich leise unterhalten.
Nachruhe war immer 20 Uhr, die Erzieherin kam ins Zimmer und sagte immer: Mädels Schlafenszeit. Nur am letzten Abend waren wir bis 22 Uhr auf, da gab es ein Lagerfeuer.

Insgesamt war der Kuraufenthalt eine unvergesslich schöne Zeit, die mich positiv verändert hat. Ich lernte Kuchenbacken, Zöpfe flechten und viele andere nützliche Dinge die uns immer spielerisch "nebenbei" erklärt wurden. Übrigens gab mir die Erzieherin die Wollsocken mit nach hause und ich habe das noch mindestens zwei Jahre beibehalten, weil ich ernsthaft glaubte wenn ich die Socken weglasse würde das Bettnässen wieder zurückkehren. Irgendwann hatte ich sie auf einer Klassenfahrt zuhause vergessen, aber es geschah nichts. Seit dem hatte ich sie nachts nie mehr getragen, aber ich besitze sie noch heute. Ich habe sie als eine wertvolle Erinnerung aufgehoben.
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Dagmar Casten aus 14167 Berlin schrieb am 20.03.2024
Durch zahlreiche Beiträge/ Dokus kamen meine Erinnerungen wieder hoch.
Ich bin Jahrgang 1959 und wurde zweimal für endlos lange sechs Wochen verschickt.
Akribische Aufzeichnung meiner Mutter belegt die Zeiten
1 - 22.09. - 04.11.1964 - Wyk auf Föhr
2 -17.02. - 30.03.1966 St. Peter Ording - Haus Quisisana

Es sind dunkle Erinnerungen , die mich heute teilweise noch tangieren - ich fühlte mich als Kleinkind
völlig hilflos, verloren, unglücklich.
Quälereien durch ältere Kinder (heute würde man es als schweres Mobbing u. Körperverletzung benennen).
Dazu viele andere düsteren Begebenheiten, die auch ich bestätigen kann.
Meine Eltern hatten nie eine Ahnung, wie schrecklich diese Verschickungszeiten für mich waren und ein Leben lang belasten.
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Claudia M. schrieb am 20.03.2024
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, weil mich das Thema noch heute, nach so vielen Jahren enorm emotional aufwühlt.

Gleich vornweg: Ich wurde im Alter von 10 Jahren als gesundes Kind zur Kur geschickt und kam krank und schwer traumatisiert zurück. Das was uns angetan wurde, möchte ich nicht als Misshandlung bezeichnen, denn das würde nicht das Ausmaß zum Ausdruck bringen. Es war Folter! Meine damals urprünglich 6-wöchige Kur wurde aus fadenscheinigen Gründen um zwei Wochen verlängert. Heute bin ich fest davon überzeugt, dass man erst die blauen Flecken abklingen lassen wollte. Denn in den letzten zwei Wochen wurde ich zumindest nicht mehr verprügelt.
Vor der Kur war ich, wie schon erwähnt, völlig gesund, hatte Freunde und Spaß und war auch gut in der Schule. Ich verstand überhaupt nicht, wieso ich als gesundes Kind zur Kur muss. Nach der Kur litt ich unter Angststörungen, entwickelte einen Waschzwang und war jahrelang inkontinent. Ich sprach kaum noch ein Wort, schon gar nicht über die Zeit im Kurheim. Ich traf keine Freunde mehr, verkroch mich nur noch zuhause. Meine Noten in der Schule wurden so schlecht, dass ich nicht versetzt wurde.
Meine damals alleinerziehende Mutter war mit der Situation völlig überfordert. Erst nach der Wende hatte ich im Laufe der Jahre mehrere Therapien. Ich konnte den Waschzwang erfolgreich überwinden und auch die Inkontinenz verschwand allmählich als ich 17 wurde. Die Angststörungen sind bis heute geblieben. Ich ertrage bis heute keine geschlossenen Türen oder enge Räume. In meiner Wohnung sind stets alle Zimmertüren geöffnet. Ich kann in keinen Fahrstuhl gehen. Dabei fällt mir eine Situation ein, die zeigt wie groß meine Angst vor kleinen Räumen ist. Es war noch zu der Zeit in der Handys nicht verbreitet waren. Eine ältere Frau war auf der Straße gestürzt und zwei Passanten kümmerten sich um die Frau. Einer der beiden bat mich einen Arzt zu rufen, eine Telefonzelle war keine 50 Meter entfernt. Ich war nicht in der Lage in die Telefonzelle zu gehen. Ich bekam Schweißausbrüche und Atemnot. So sehr ich es auch wollte in die Zelle zu gehen, es ging nicht.
Immer wieder blitzen in solchen Situationen Flashbacks auf, das Einsperren in winzig kleine Besenkammern, kaum größer als ein Kleiderschrank.
Für jedes noch so kleine "Vergehen" wurde man verprügelt und stundenlang eingesperrt. Es reichte schon wenn man während der Mittagsruhe verbotenerweise seinen Bettnachbarn etwas zugeflüstert hat.
Auch kann ich bis heute bestimmte Speisen nicht mehr sehen, geschweige denn essen. Von Milch wird mir schlecht. Zu tief sitzt die Erinnerung an die oft saure Milch mit der ekligen Haut, die man trinken musste. Wir wurden bis zum Erbrechen gezwungen aufzuessen. Das Essen war durchweg schlecht, es gab nicht ein einziges Mal etwas was gut schmeckte.

Das tägliche gegenseitige Abschruppen der Haut mit harten Bürsten war eine Tortur. Auch das ewig lange im Kreis laufen im eiskalten Wasser war schrecklich. Viele von uns Kindern waren bereits nach einer Woche stark erkältet. Noch heute kann ich kein kaltes Wasser ertragen. Ein unbeheizter Pool ist ein NoGo. Das Schlimmste war die Hilflosigkeit. Es wurde keine Rücksicht genommen. Egal ob man krank war oder Schmerzen hatte. Ich hatte oft wahnsinnige Angst dass ich ernsthaft krank werde und die mir dann nicht helfen und mich einfach sterben lassen.

Besonders litt ich unter der Toilettensituation.
Während der Nacht und der Mittagsruhe durfte man nicht auf die Toilette und auch tagsüber musste man vorher um Erlaubnis fragen.
Und dann hing es immer von der jeweiligen Tante ab ob man gehen durfte oder nicht. Eine besonders schreckliche Tante, vor der wir alle Angst hatten, teilte die Kinder in "gute Kinder" und "schlechte Kinder" ein. Ich weiß ihren Namen nicht mehr, wir Kinder nannten sie heimlich Hexe. Ich gehörte mit ein paar anderen Kindern zu den "schlechten Kindern", weil wir es oft nachts nicht so lang einhalten konnten und ins Bett machten.
Und diese Hexe ließ uns "schlechte Kinder" dann tagsüber nicht zur Toilette. Extrem traumatisch war eine Situation von der ich noch heute ab und zu Albträume bekomme.
Obwohl ich sehr dringend groß musste, ließ mich die Hexe vor einen mehrstündigen Ausflug in ein Museum nicht zur Toilette. Als ich mir dann später meine Jacke um die Hüften band um meine volle Hose zu verbergen, wurde mir auch das verboten und ich musste die Jacke wieder anziehen.
Bis heute habe ich Panik wenn ich nicht weiß wo das nächste Klo ist.

Viele Jahre später, nach meinen Therapien, entwickelte ich einen unendlichen Hass auf die "Tanten", besonders auf die Hexe. Oft lag ich abends im Bett und stellte mir vor, wie sie vom Blitz getroffen wird. Erst nach und nach erkannte ich, dass diese Hexen nicht mal Hass verdient haben. Denn Hass ist ein Gefühl und Gefühle haben diese kranken Sadisten nicht verdient.
Ich bin fest davon überzeugt, dass man krank im Kopf sein muss, um Kinder so zu quälen.
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Anja Ehlers aus Bremen schrieb am 19.03.2024
Ich war 6 Wochen zur Kur und kann mich leider nicht an den ganzen Aufenthalt erinnern. Ein paar Vornamen von Mädchen und Jungen, die mit mir dort waren, weiß ich noch. Ich glaube ich hab auch den Namen einer Erzieherin noch. Bin mir aber nicht sicher.
Alle Mädchen haben in einem großen Saal in Metallbetten geschlafen.
Ich war dort, weil ich zu klein und zu dünn war und ich musste aufessen. Immer, egal was es gab. Das kannte ich von Zuhause nicht und es war für mich der Horror. Ich habe immer versucht, die Sachen die ich nicht mochte heimlich zu tauschen. Sonst hätte man so lange sitzen bleiben müssen, bis alles aufgegessen war.
Wir haben Wassertreten gemacht und Bürstenmassage und wir wurden kalt abgeduscht.
Die letzte Woche bin ich sehr krank geworden und wurde unterm Dach in einem kleinen Zimmer isoliert. Mir wurde Penicillin gespritzt und ich habe unter einem riesigen Federbett geschlafen.
Ich habe mit meiner Mama vor kurzem darüber gesprochen und sie gefragt, ob ich nach dem Aufenthalt darüber gesprochen habe. Sie meinte zu mir, dass ich sehr still und ruhig nach diesem Kuraufenthalt war und nichts darüber erzählen wollte, außer, dass ich immer aufessen musste.
Ich kann nicht direkt sagen, dass man mir schlimmes angetan hat, aber in mir drin ist ein komisches Gefühl, das ich nicht deuten kann...
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Sabine Wiegmann aus 27339 Riede-Felde schrieb am 18.03.2024
Ich war ungefähr 4 Jahre alt, als unser Hausarzt in Bremen, meine Schwester (5 1/2 Jahre) und mich für 6 Wochen verschickt hat.
Wir mussten alleine, nur in Begleitung einer fremden Tante mit dem Zug zum Kinderkurheim Wiesenttal nach Muggendorf fahren.
Dort angekommen wurden wir sofort voneinander getrennt. Das war schrecklich. Ich war noch nie zuvor alleine von Zuhause weg.
Aber das Grauen hatte gerade erst begonnen. Da ich viel geweint und schlimmes Heimweh hatte, würde ich ständig beschimpft oder bestraft.
Von nun an gab es keine netten Worte oder Zuneigungen mehr. Teddys und Puppen wurden uns weggenommen.
Die Tanten haben uns überall überwacht. Beim Essen gab es keine Gnade. Der Teller musste leer gegessen werden. Wer sich vor Ekel erbrach, musste auch das Erbrochene aufessen.
Während der Ruhezeiten war Redeverbot. Wir mussten ewig lange Mittagsschlaf halten. Man musste still im Bett liegen und durfte auch nicht mehr zur Toilette. Die Tür war verschlossen. Wer dann ins Bett gemacht hatte, wurde dafür mit einer eiskalten Dusche bestraft, wurde bloß gestellt und musste das Bett sauber machen.
Regelmäßig wurden wir von den Tanten in eine Wanne mit eiskaltem Wasser gestellt und zur Abhärtung mit einem, immer wieder eingetauchten Lappen über mehrere Minuten von Kopf bis Fuß abgerieben. Ich fühlte mich erniedrigt und ohnmächtig. Das war so schmerzhaft kalt. Wir haben geschrien und geweint. Dafür wurden wir wieder bestraft.
Wir mussten gehorchen und still sein.
Ich hatte den ganzen Tag Angst vor den Tanten. Ich wollte zu meiner Schwester und nach Hause.
Anstatt draußen im Garten zu spielen, mussten wir stramme Spaziergänge machen, sogar bei Regen.
Wer schon selbst schreiben konnte, durfte einen vorgegebenen Text auf die Postkarte schreiben. Für die kleineren Kindern schrieben die Tanten die Karte an die Eltern, daß es uns gut ginge, das Essen super und das Wetter schön ist.
An den überwiegenden Teil der 6 Wochen kann ich mich bisher nicht erinnern. Habe ich dort in Muggendorf noch mehr Schreckliches erlebt?
Auf jeden Fall haben meine Schwester und ich nach unserer Rückkehr Zuhause Nichts von der Tortur ausgeplaudert. Ich habe 54 Jahre geschwiegen.
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Britta Weber schrieb am 18.03.2024
Ich war 1977 im "Seehospiz Kaiserin Friedrich", Norderney. Die Kur begann kurz nach meinem 8. Geburtstag.
Schon auf der endlosen Anreise hatte mir das Heimweh fast das Herz zerissen.
Gegen Mittag kamen wir an. Ich weiß noch das es geregnet hatte.
Der erste Schock war gleich nach der Ankunft, man nahm uns unsere Taschen und Plüschtiere weg! Keiner bekam seine eigene Kleidung, eine Tante warf jeden etwas zu, dass sie wahllos aus verschiedenen Taschen und Koffern herauskramte. Ich bekam einen Pullover der mir viel zu groß war und eine Hose die eigentlich einem Jungen gehörte. Es war ein heilloses Geschrei und Geheule, bis eine andere Tante dazu kam und uns dermaßen anbrüllte, dass wir eingeschüchtert mucksmäuschenstill waren. Dann wurden wir in Gruppen aufgeteilt und in verschiedene Zimmer gebracht. In unserem Zimmer waren acht Betten, zwei waren leer.
Glücklicherweise gelang es mir wenigstens den viel zu großen Pullover gegen meinen eigenen einzutauschen, den die Tante einem Mädchen gegeben hatte das ebenfalls in meiner Gruppe war. Das wurde zum Glück nicht bemerkt. Mittagessen gab es an dem Tag nicht, wir sollten gleich Mittagsruhe machen. Alle aus meinem Zimmer mussten nach der langen Anreise auf die Toilette, das wurde uns aber nicht erlaubt. Erst nach den zwei Stunden Mittagsschlaf durften wir "ausnahmsweise" gehen. Die offiziellen Klozeiten waren vor dem Frühstück gegen halb 8, nach dem Mittagessen gegen 12:30 Uhr und nochmal 18:50 Uhr vor dem Schlafengehen, also insgesamt nur dreimal am Tag.

Mahlzeiten gab es viermal am Tag, das Frühstück bestand entweder aus irgend einem undefinierbaren Brei oder einer Scheibe Brot mit einer mindestens drei Zentimeter dicken Schicht Butter und zusätzlich Marmelade darauf. Ich hatte extreme Schwierigkeiten diese viele Butter zu essen, öfters als einmal habe ich mich auf den Tisch und Teller übgergeben. Mittags gab es ebenfalls einen Brei oder Milchnudeln, beides extrem eklig. Nach dem Mittagsschlaf gab es ab und zu ein Stück Kuchen, der genießbar war, oder eine viel zu große Schale mit Milch und Haferflocken. Abends gab es Brot, wieder mit extrem viel Butter und Käse oder Teewurst. Teewurst war noch das kleinere Übel, der Käse war wie Gummi und schmeckte so widerlich dass ich schon vom Anblick einen Würgereiz bekam.
Alle Mahlzeiten waren immer viel zu viel, aber man musste aufessen, egal wie satt man war. Zu Trinken gab es nur Tee, die ganzen Wochen. Immer nur lauwarmen Zitronentee, der mir schon nach paar Tagen zum Hals raushing.

Geschlagen wurde ich nie, aber von den Tanten oft an den Haaren gezogen und in den Arm gezwickt. Oft wurde ich auch unsanft am Arm gezogen und mir wurde öfters gedroht meine Zöpfe abzuschneiden. Da ich einmal gedankenversunken an meinen Nägeln kaute bekam ich einen ganzen Tag lang Handschuhe über die Hände gezogen, was es mir unmöglich machte meine Schnürsenkel zuzubinden. Dafür wurde ich bestraft und statt mit den anderen Kindern raus zu dürfen, musste ich drei Stunden in einer Ecke stehen.

Einmal musste ich nach dem Mittagsschlaf dringend groß. Da Toilettengänge aber nur dreimal pro Tag erlaubt waren, hat mich die Tante nicht aufs Klo gelassen.
Ich bekam heftige Bauchschmerzen und schaffte es auch nicht das Stück Kuchen zu essen. Ich saß bis zum Abendessen unter Aufsicht einer Tante im Speisesaal vor dem Kuchen und litt Höllenqualen. Währenddessen habe ich in die Hose eingekotet und mich furchtbar geschämt. Wenigstens musste ich den Kuchen nicht mehr essen und auch Abendessen bekam ich keins.

Ein anderes Mal warf mir ein Junge während eines Spazierganges einen Stein an den Kopf. Der traf mich über dem Auge und ich hab heftig geblutet. Doch nicht der Junge wurde bestraft, sondern ich. Ich musste mich, wieder angekommen im Heim, in die Ecke stellen. Erst am nächsten Tag schaute es sich der Doktor an und meinte, das hätte eigentlich genäht werden müssen.

Ein paar Tage vor Ende der Kur wurde ich krank. Mir war ständig kalt, ich hatte Magenkrämpfe und Durchfall. Die Tanten drohten immer damit, wer krank ist, darf nicht nach Hause. Weil ich so schlapp war, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte, kam ich auf die Krankenstation.
Zum Glück kam ab dem zweiten Tag noch ein anderes Mädchen auf die Krankenstation und so konnten wir uns heimlich, flüsternd unterhalten. Das war strengstens verboten, aber es hat keiner mitbekommen. In der Krankenstation durfte man das Bett nicht verlassen, man bekam Windeln ran was mir unendlich peinlich war.

Ich war froh als die Horrorkur endlich zu ende war. Ich hatte bis zur letzten Minute Angst, ich dürfe nicht heimfahren.

Meinen Eltern habe ich jahrelang nichts erzählt, erst als ich schon fast erwachsen war. Sie waren schockiert und tief betroffen.
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Anne aus Schweinfurt schrieb am 18.03.2024
Ich war gerade 5 Jahre alt, als ich das erste Mal nach Scheidegg geschickt wurde. Diagnose: Übergewicht. Meine erste Erinnerung ist, wie ich heulend im Zug saß, weil meine Mama am Bahnsteig zurückblieb. Ich, ein Kindergartenkind, fuhr alleine mit dem Zug ins Allgäu.
Jungen und Mädchen waren zum schlafen getrennt, aber zu den Aktivitäten und Mahlzeiten gemischt.
Ich erinnere mich sehr genau an die Schlafräume. Es war ein Zimmer mit 3 Stockbetten darin.
Eines Nachts wurde ich wach und sah, was ich als kleines Kind als sehr beängstigend empfand, zwei glühend rote Augen aus der Dunkelheit in das Zimmer schauen. Ich bekam einen schrecklichen Panikanfall, schrie, weinte, zitterte - ich konnte mich gar nicht beruhigen. Es stellte sich zwar heraus, dass diese "roten Augen" die Lichter eines Batterie-Ladegerätes waren, was in der Steckdose neben der Tür steckte, jedoch findet kein Kind in diesem Alter das rational. Es kam eine der Schwestern und schrie mich an, ich solle mich beruhigen - dies machte mich natürlich noch ängstlicher.
Letzten Endes nahm mich die Schwester mit, ich musste mich in einen kalten Abstellraum setzen, alleine, bis ich mich beruhigt hatte.

Ich erinnere mich daran, dass die Kleiderschränke, eher Einbauschränke, auf dem Flur waren. Es gab keine Einzelduschen oder Toiletten - alles am Ende des Flures für Gruppen ausgelegt. Das war mir sehr peinlich, denn mir wurde ja ohnehin schon dauernd eingetrichtert, dass mein Körper "falsch" ist.

Ich erinnere mich sehr gut an die Mahlzeiten: Die Abnehm-Kinder (wir waren zu dritt beim ersten Aufenthalt) und die Zunehm-Kinder teilten sich einen Tisch. Wir Abnehmer mussten ungesüßten Hagebuttentee trinken, es gab jeden Morgen eine Scheibe Knäckebrot mit einer Scheibe Magerkäse und ein Stück Obst.
Gleichzeitig standen auf dem Tisch Körbe mit frischen Brötchen, Marmelade, Nutella, Kakao, Wurst. Es war die reinste Folter.
Drei Tage in der Woche gab es den sogenannten "Reistag". Zu allen Mahlzeiten gab es an diesen Tagen ausschließlich Reis. Puren gekochten weißen Reis. Keine Gewürze, keine Proteine, nichts. Einmal gab es die Möglichkeit, ungewürzten Tomatensaft auf den Reis zu geben.

Da schießt mir direkt die nächste Erinnerung in den Kopf : Wiegen. Es wurde sich im Speiseraum gewogen - vor allen anderen Kindern. Die Gewichte wurden laut vorgelesen. Wir Abnehm-Kinder mussten unsere Kleidung ausziehen, damit wir ein besseres Ergebnis hatten. Eine enorme Demütigung.

Es wurden viele Spaziergänge gemacht. Immer in der Gruppe und immer im Grünen, hieran habe ich schöne Erinnerungen (einmal hat mich eine Kuh geleckt, das fand ich lustig). Allerdings wurde auch erwartet, dass wir uns bewegen, wann immer es ging.
Im Keller gab es einen Sportraum. Dort gab es ein Rudergerät - dieses sollte mein bester Freund werden. Wann immer wir gerade nichts zu tun hatten, sollten wir uns sportlich betätigen, also wurde ich mehrere Stunden am Tag in den Sportraum geschickt, ohne Aufsichtsperson versteht sich. Die älteren Kinder hatten Unterricht - ich aber noch nicht, daher war viel freie Zeit.
Meine Mutter schickte nahezu täglich eine Postkarte. Es war immer eine mit Mecki, dem Igel. Besuchen durften meine Eltern mich damals nicht, jedoch bei meinem zweiten Aufenthalt.
Bei meinem zweiten Aufenthalt in der gleichen Klinik, waren mehr Kinder in meinem Alter, daher konnte ich mich auch mit anderen Kindern ein wenig anfreunden. Dies machte es tatsächlich etwas erträglicher - aber wahrlich nicht schön!
In den 4-6 Jahren, die zwischen meinen Aufenthalten lagen, hatte sich nichts verändert.
Ich erinnere mich, als mein Vater mich besuchen kam. Er beantragte einen Tagesausflug mit mir machen zu dürfen und wir fuhren nach Konstanz. Ich durfte dort ein Stück Pizza und eine Kugel Eis haben. Mein Vater wollte nie, dass ich auf diese Kuren geschickt wurde, ihm tat es furchtbar leid, dass ich diese Qual durchmachen musste, aber er konnte sich nicht dagegen wehren.
Leider hatte ich nie die Gelegenheit, mit meinem Vater hierüber zu sprechen.
Mit meiner Mutter redete ich jedoch darüber - ich machte ihr Vorwürfe. Sie sagte, sie wollte nur mein Bestes.
Tja, mein Bestes ist heute ein extrem gestörtes Verhältnis zu Essen und Adipositas in einem Ausmaß, dem ohne Operation nicht mehr Herr zu werden ist.

Ich habe mir die aktuellen Fotos der Klinik angesehen und es erinnert nur noch sehr wenig daran, wie es früher war. In meinem Kopf leben die Ausschnitte aber wie ein Film-Trailer immer weiter.....
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Andrea Wedler aus Bielefeld schrieb am 18.03.2024
Ich war als 6-jährige zusammen mit meinem 5-jährigen Bruder auf Juist. Wir wurden sofort getrennt und haben uns erst nach 6 Wochen bei der Heimreise wiedersehen können.
Diese 6 Wochen waren die Hölle, die Kinder waren den Erwachsenen total ausgeliefert. Was ich bisher hier gelesen habe, kann ich nur bestätigen.
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Jeannette Graf aus Egelsee schrieb am 17.03.2024
Ich war im Alter von 5 Jahren für 6 Wochen in Mönchwinkel weil ich zu dünn war. (jetzt weiß ich, dass es normal für mich war, habe erst mit 48 mit Beginn der Wechseljahre zugenommen).
Zu den Mahlzeiten musste alles aufgegessen werden. Es gab sehr oft HAFERFLOCKENSUPPE oder so. Ich kann bis heute an Müsli nicht ran, wenn ich es rieche ekelt es mich. Am schlimmsten war ein Eintopf - ich musste unter Ekel ihn aufessen, doch ich übergab mich direkt auf den Teller. Irgendwann gab es wieder diesen Eintopf, ich musste unter Tränen ihn essen, der Teller war wieder voller wie davor.
Es gab eine Tante die nett war, ich durfte bei ihr nachts auf Toilette wenn ich mal musste. Als sie wohl frei hatte ging das Dilemma los: wir mussten alle gleichzeitig vor dem Schlafengehen auf die Toilette gehen. Ich musste aber nicht, man zwang mich sitzen zu bleiben bis ich wohl mich entleert hatte. War aber nicht so. Ich musste nun mal nicht. Ich durfte in den Schlafraum ins "Bett", aber wehe ich wöllte auf die Toilette! Das war dann wohl mehrmals so. Irgendwann nachts musste ich, ich versuchte es krampfhaft aufzuhalten, durfte natürlich nicht aufstehen. Irgendwann ging es nicht mehr und der Schlafanzug war voll! Ich musste liegenbleiben! Später durfte ich aufstehen und musste ins Bad, dort wusch man mich mit einem Schlauch ab. Ich musste das "Bad" putzen - mit 5!
Dann kam Fasching, alle durften sich ein Kostüm heraussuchen, mir sagte man direkt: du aber nicht - du bekommst einen Umhang mit Kackwürsten dran! Zum Schluss aber hatte ich wohl ein Kostüm, die andere Tante war auch wieder da...
Es gab auch noch andere Schikanen. Aber das war für mich am schlimmsten!!! Ich habe mich geschämt! mit 5 Jahren -
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Astrid Schneider aus 42109 Wuppertal schrieb am 17.03.2024
Ich wurde als Vierjährige, damals von Hagen/ Westfalen nach Freudenstadt geschickt. Name des Heimes ist mir nicht bekannt.
Ich habe nur Bruchstücke in meiner Erinnerung aber ich habe intensive Gefühls- und Körpererinnerungen.
Ich hatte keinerlei medizinische Gründe in „Kur“ zu gehen. Ich war weder untergewichtig noch „kränkelnd „, was immer das heißen mag.
Der elterliche Grund bei mir war, „ich müsse selbstständiger werden, da mein kleiner Bruder nun auf der Welt war.“
Ich erinnere mich an die Abreise auf dem Hagener Hauptbahnhof. Ich habe entsetzlich geschrien und mich mit all meinen Kräften gewehrt, mich in den Zug zu setzen aber es half nichts. Mein Weinen und Schreien reichten nicht, die Mutter zu erreichen. Sie unterstützte nur meinen Abtransport.
Ich erinnere mich, als der Zug los fuhr, verschwandt die Astrid die ich vorher war. Ich habe es richtig gespürt. Sie ging in mir weg und jemand anders kam.
Von dem 6wöchigen Aufenthalt weiß ich nur noch Fragmente.
Am ersten Abend durfte ich mit der Mutter telefonieren. Ich habe geweint und gebettelt, dass sie mich holen soll. Nein, war die Antwortet, ich werde dort selbstständiger werden…
Ich musste in Strumpfhose schlafen, da mein Koffer noch nicht angekommen war.
Die Jahreszeit war Winter. Ich erinnere mich an Schnee.
Ich musste immer 2 Teller essen. Einmal gab es Linsensuppe und danach Spinat mit Kartoffeln und Ei. Ich wollte aber nicht die Linsensuppe essen sondern nur den Spinat. Ich musste aber zuerst die Linsensuppe aufessen. Ich weiß nicht wie lange ich ganz allein an dem Tisch vor der Suppe saß, ich durfte nicht aufstehen. Der Stuhl war ganz eng an den Tisch geschoben so das ich mich nicht bewegen konnte.
Es gab Spüldienst. Ich half beim Abtrocknen. Danach gab es ein Baise Teilchen (süßer Eischnee gebacken). Dieses Teilchen wurde zu einem lebenslangen Trigger. Immer wenn ich das in einer Bäckerei sehe, bin ich im Kurheim. Ein Teil in mir ekelt sich davor.
Ich glaube es war im Keller, da waren die Duschen. Ich hatte schlimme Angst davor. Ich musste solange unter die Dusche bis ich aufhörte zu weinen. Ich hatte als Kind einfach Angst vor Wasser von oben.
Ich wurde dort krank. Ich weiß nicht mit was. Da musste ich zu einer Nonne ins Zimmer und dort bleiben.
An die Heimreise erinnere ich mich nicht. Ich erinnere aber, dass ich am nächsten Morgen direkt mein Bett gefaltet habe, so wie es im Heim gemacht wurde. Die Mutter war sehr stolz auf mich, dass ich das jetzt konnte. Das ist die bildliche Erinnerung von wieder zu Hause sein. Emotional waren wir aber nicht mehr zusammen. Nie wieder!
Denn die Astrid, die in den Zug gezwungen wurde, ist nicht zurückgekommen.
Das hat die Mutter nie begriffen. Bis heute.
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Holger Sobek aus Krefeld schrieb am 14.03.2024
1966, damals 6 Jahre alt
Holger Sobek, damals Duisburg-Hochfeld.
Wir wurden mit einen Kleinbus, roter Ford Transit, vom Bahnhof abgeholt und in einen Keller, dort stand ein Fernseher, gebracht. Die Tafel Schokolade, die ich von meiner Mutter erhalten hatte, wurde mir abgenommen. Ich erinnere mich noch an den ständigen Durst, da es ab Nachmittag nichts mehr zu trinken gab, der Durst war so groß, das ich die Waschlappen der Bettnachbarn aus Verzweiflung aussaugte, die waren an der Bettkante zum trocknen gelegt. Morgens gab es immer eine rote Pille aus einer silbernen, grossen Dose und wer ins Bett gemacht hatte, musste in den Keller, bekam eine Spritze in den Rücken, wer den Doktor ansah, das war verboten, bekam eine deftige Ohrfeige ins Gesicht.
Brutalietät war an der Tagesordnung.
Gut kann ich mich auch an einen Mitleidenden erinnern, der wurde wegen agressives Verhalten in die Kleiderkammer, wo die Koffer untergebracht waren, neben dem Schlafraum unter dem Dach, eingesperrt. Sein Name-Willy Fiegen-.
Die eigendliche Betreuerin, Schwester Edith, war wohl die menschliche Seite von Haus Bernward, unternahm auch mit den Opfern dieser Einrichtung Ausflüge. Die ekeligen Schmalzbrote wird wohl keiner vergessen haben, auch erbrochenes musste man unter Zwang essen.. Dort habe ich auch Windpocken bekommen, und musste mit Weiteren den ganzen Tag im verdunkelten Schlafraum verbringen, ohne betreut zu werden. Meine Eltern wollten mich besuchen, wurden aber am Tor unvermittelter Dinge abgewiesen, schätze aus vertuschungstaktischen Gründen.
Jetzt fragt man sich, warum kann man sich als 6jähriger noch so gut daran erinnern?
Zu Hause habe ich immer gedacht, Es, das zu Hause wäre ausgetauscht worden.
Noch Heute vermute ich, das meine Rückenoperationen eine Folge der Spritzen ist. Meine Lendenwirbelsäule musste 1993 versteift werden, beweisen kann man das ja niemals.
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Angela Franke aus 40789 Monheim schrieb am 14.03.2024
Ich war 1980 in Bad Kreuznach nach einer Lungenentzündung dort zur Kinderkur ich erinnere mich noch recht gut wie ich stundenlang allein im Essenssal vor meinem vollen Teller sass den ich leermacgen sollte aber nicht konnte.Als ich mal ein Päckchen von zuhause bekam wurde dieses einfach geöffnet und die Süssigkeiten wurden einfach genommen und ich sah sie dann am nächsten Tag bei anderen Kindern am Essenstisch ich weiss noch das es ein heisser Sommer war und wir einen geführten Spaziergang machten wir waren alle in langärmligen Oberteilen mit Unterhämden drunter bekleidet und immer wurden wir so am Freibad vorbeigeführt wo wir neidvoll due anderen Kinder dort im kühlen Wasser lachend sahen und hörten, wir durften Nachts nicht auf die Toilette ich erinnere mich auch sehr unangenehm an die Salzbäder auf die Briefe an meine Eltern wurden kontrolliert als ich eine negative Sache schreiben wollte sagte eine Schwester das ich das nicht schreiben solle meine Eltern sollten such doch keine Sorgen machen
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Karin Starke schrieb am 13.03.2024
Mit 9 Jahren wurde ich zur 6-wöchigen Kur nach Schöneck, (Bezirk Karl-Marx-Stadt) geschickt, weil ich angeblich zu klein und schmächtig war.
Obwohl ich auf keinen Fall so lang von zu Haus weg wollte, redete ich mir ein, dass es schön werden wird, zumindest wurde mir das im Vorfeld immer weißgemacht, was ich für ein Glück hätte auf Kur fahren zu dürfen. Doch schon die insgesamt 9-stündige Anreise war eine Qual. Noch halb in der Nacht wurde ich von meinen Eltern zur Bushaltestelle gebracht. Der Bus fuhr mehrere Orte an und es dauerte fast zwei Stunden ehe alle Kinder abgeholt waren und wir uns dann auf den Weg nach Schöneck machten. Eine "Tante" stellte sich kurz vor, ich glaube Kühnert oder Kuhnert hieß sie. Wir durften im Bus nicht sprechen, Getränke und Süßigkeiten sammelte sie ein.
Wir sollten die Augen schließen und schlafen, was bei dem Geschaukel unmöglich war. Weil ich eine der ersten war, die eingestiegen war und schon knapp wir Stunden im Bus saß, musste ich nötig auf die Toilette. Als es immer dringender wurde stand ich auf, ging zur "Tante" und sagte es ihr. Sie schrie mich an, was mir einfällt einfach aufzustehen und obendrein hätte ich gegen das Sprechverbot verstoßen. Ich wurde vorher noch nie so angebrüllt und war derart eingeschüchtert das ich weinte. Ich musste mich wieder hinsetzen und die Tante verkündete das in einer Stunde eine Pause sei. Diese Stunde war die Hölle. Mein Harndrang war so schlimm dass ich nicht aufhören konnte zu weinen. Mir tat alles weh und ich war heilfroh als der Bus endlich an einer Raststätte hielt. Doch meine Erleichterung währte nur kurz. Alle Kinder durften aussteigen, außer ich. "Du nicht!", sagte sie zu mir. Die hat mich ernsthaft nicht auf die Toilette gelassen und ich musste in die Hose machen, weil ich es keine Minute länger aushielt.
Ich kam also schon total verstört im "Kurheim" an und diese "Tante" hatte mich vom ersten Tag an auf dem Kicker. Unsere Taschen und Koffer wurden uns weggenommen und für die gesamte Zeit weggeschlossen. Auch Kuscheltiere und Puppen mussten wir abgeben.
Das Essen war eine Qual. Weil ich zu dünn und schmächtig war, bekam ich jeden Tag abwechselnd Milchreis und Grießbrei. Von dem Lebertran den ich jeden Tag früh und abends bekam, musste ich mich regelmäßig übergeben und musste es danach selbst aufwischen. Oft saß ich noch ein oder zwei Stunden am Tisch, bis ich den Milchreis hintergewürgt hatte, während alle anderen Kinder draußen waren.
Noch heute bekomm ich Würgereiz wenn ich nur an Milchreis denke. Erzählen war im Speiseraum strengstens verboten. Man durfte nicht mit dem Besteck klappern.
Mittwoch war Badetag, jeweils zwei Kinder gingen nacheinander für 5 Minuten in eine Wanne mit einer lauwarmen graubraunen Brühe.
Das Schlimmste war, das wir nur drei mal am Tag, jeweils nach den Mahlzeiten, auf die Toilette durften. Außerhalb dieser Zeiten waren die Toiletten abgeschlossen, auch nachts. Für mich war das doppelt schlimm, da ich eine schlechte Esserin war. Weil ich regelmäßig sitzen bleiben musste, war die "Toilettenzeit" meistens schon vorbei ehe ich alles aufgegessen hatte und aufstehen durfte. Dann waren die Toiletten bereits wieder abgeschlossen. Es kam auch einmal vor, dass eine Toilettenzeit für die gesamte Gruppe gestrichen wurde, weil zwei Kinder während des Mittagsessens laut gelacht hatten. Wie es nach dem Mittagsschlaf im Zimmer gestunken hat, kann sich jeder vorstellen.
Das ständige Einnässen und Einkoten hatte mich für viele Jahre traumatisiert. Dabei waren die Strafen und Ohrfeigen noch das geringere Übel gewesen, die Scham und das Bloßstellen waren schlimmer, obwohl ich nicht die einzige war. Viele Kinder haben in die Hose oder ins Bett gemacht.
Nach der "Kur" war ich ein Nervenbündel und habe mindestens ein halbes Jahr lang ins Bett gemacht.
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Kornelia jansen aus Heinsberg schrieb am 12.03.2024
Meine Name war damals Kornelia Weber, bin am 4.1.1963 in Heinsberg geboren. Ich glaube, ich war 6 oder 7, als ich zur Erholung nach Braunlage verschickt wurde!
Es war damals eine lange Zeit, meine Eltern haben aber ab und zu mich dort angerufen. Dadurch wurde das Heimweh natürlich größer, und ich hab dann geweint. Wurde dann aber liebevoll getröstet, dann ging es wieder. In großem und ganzem war es dort eine schöne Zeit. Tagsüber wurde immer viel unternommen. Im angrenzenden Wald war es immer abenteuerlich zu spielen. Kann mich natürlich nicht mehr an alles erinnern, dafür ist es zu lange her. Aber ich habe absolut nichts schlechtes zu berichten!!
Für diejenigen die schlechtes erfahren haben, tut es mir wirklich aufrichtig leid!!
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Werner Glasmacher aus 52224 Stolberg schrieb am 12.03.2024
Hallo,
meinen ersten Eintrag möchte ich noch ergänzen.
Nachdem ich am 20.12.1961 wieder nach Hause durfte bin ich wenige Wochen später an Gelbsucht erkrankt- aus der Gelbsucht folgte eine Hepatitis A mit hohem Leberwert, starken Gelenkschmerzen die bis heute andauern.
Ich bin überzeugt
ich hatte während der Erholung starkes Heimweh, habe viel geweint- das durfte nicht sein, musste abgestellt werden weil es die ganze Gruppe beeinträchtigt hätte- Heimweh abstellen ging nur mit Medikamenten- also muss ich Medikamente erhalten haben-- ich konnte schlecht schlafen, auch dies wurde oft mit Medikamenten abgestellt.
Ins Solebad mussten wir nackt, das hätte in der Pubertät Probleme geben können- also erhielten wir, davon gehe ich aus,. triebhemmende Mittel.
Ob diese Mittel nun zur Gelbsucht geführt haben kann ich nur vermuten.
Der Träger war damals und heute die kfj München Erzbistum München-Freising. Lt.kfj gebe es keine Akten mehr woraus eine Medikamentengabe ersichtlich werden könnte.
Ich habe der kfj nun mitgeteilt dass ich der Auffassung bin dass Medikamente damals meine Gesundheit auf Dauer geschädigt haben.
Ich hoffe auf die Hilfe der kjf bzw.des Erzbistums München-Freising.
Werner Glasmacher
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Peter Troska aus Königswinter schrieb am 11.03.2024
Auch heute fällt es mir schwer, über das für mich Tauma Furtwangen zu schreiben. Ich wurde damals für 6 Wochen in diese Hölle verschickt, obwohl ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habe. Was ich damals erlebt hatte, ist immer noch präsent und ein Albtraum.
Kinder haben sich vor Heimweh die Haare ausgerissen. Die wöchentliche Untersuchung, zu dem man sich ohne Geschlechtertrennung nackt in einem dunklen, kalten Flur aufstellen musste war das schlimmste, was ich bis dahin erlebt habe. In Haus würden die Jüngeren von den Älteren Kindern drangsaliert. Es gab Schlägereien und ich würde beinahe mit einem Kissen erstickt.
Aber endlich wird das alles aufgearbeitet. Ich denke, dass niemand von den Verantwortlichen mehr am Leben ist. Sollen Sie in der Hölle schmoren!
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Gaby Carstensen aus Berlin schrieb am 11.03.2024
Ich habe, für mich ein extremes Erlebnis in dem Kindererholungsheim, indem ich 6 Wochen war, am Chiemsee erlebt:

Wir Kinder, an der Zahl 4-5 um die 10 Jahre alt, mussten uns als Strafe, weil wir in der Nacht unruhig waren, bei offenen Fenster auf das Bett legen und 15 Min. oder länger ohne uns zu bewegen still liegen bleiben.
Das war wirklich Folter, denn es kamen Fliegen durchs offenen Fenster von der Alm und kitzelte uns auf der Haut. Natürlich konnten wir nicht ruhig liegen bleiben.
Für jede Bewegung bekamen wir 5 Min. länger liegen bleiben. Ich bin jetzt 62 Jahre alt und trage dies nicht gute Erfahrung schon ewig mit mir rum.
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Mona aus Münchner Umland schrieb am 09.03.2024
Hallo an Alle in diesem neuen Jahr-
Nachdem ich nun doch ein paar Kontakte bekommen habe. Will ich ganz gezielt nochmalig an meine Zeit anknüpfen in der ich in Rechtis-Weitnau gewesen bin. Die Kontakte die sich nun in dem vergangen Jahr mit mir in Verbindung gesetzt haben, sind alle Jünger gewesen.
Deshalb nochmalig mein Aufruf, wer war noch in dem Zeitrahmen von 1959 - 1961 für diese "Erholzeit" in Rechtis.
Allen anderen alles Gute weiterhin bei der Aufarbeitung.
meine email: DetzelMona-@t-online.de
Viele Grüße Mona
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Angelika Gottschling aus 63225 Langen schrieb am 06.03.2024
Ich bin Jahrgang 1948. 1954 in Leipzig in die Schule gekommen. 1955 sind meine Eltern aus der damaligen DDR geflohen. Mein Vater hat eine Stelle bei Buderus in Wetzlar bekommen. Die Kinder der Werksangehörigen durften in den Ferien 6 Wochen in einem Heim in Hirzenhain verbringen. Auch hier war der Druck alles aufzuessen groß. Kinder die auf ihren Teller erbrachen mussten sitzen bleiben, bis aufgegessen war. Anschließend zwei Stunden
Mittagsruhe. Wir durften nicht aufstehen um auf die Toilette zu gehen. Im Treppenhaus saß eine Betreuerin
und passte auf. Wir sind auf dem Bauch zur Toilette gerobbt und hofften nicht erwischt zu werden Meine
Bettnachbarin saß auf der Bettkante und wippte auf der Bettkante um den Drang zu unterdrücken. Für mich war das Verbot auf die Toilette zu gehen traumatisch. Ich hatte später immer Angst, ich darf nicht gehen wenn ich muss. Ich habe ein Gruppenfoto von diesem Aufenthalt und stelle es gerne zur Verfügung.
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Dr. Gudrun Güth aus Waltrop schrieb am 05.03.2024
Seit einem Jahr setze ich mich verstärkt mit meinen vergangenen negativen Erfahrungen der Kinderverschickungen auseinander. Ich war 2x im Druiden Heim in Cuxhaven-Duhnen. Trotz eines ärztlichen Attests einer Hühnerei Allergie musste ich Hühnerei essen. Es wurde mir trotz meiner Abwehr mit Gewalt in den Mund gestopft. Ich erbrach und musste mein Erbrochenes aufessen. Die Atmosphäre dort war kalt und herzlos. Ich litt extrem unter Heimweh. Weinen durfte man bei Strafe nicht. Jeden Abend bekamen wir schon im Bett liegend ein flüssiges Medikament. An die Nächte kann ich mich nicht erinnern. Da ist so eine große Erinnerungslücke. Beim 2. Mal war mein Bruder mit. Wir durften die ganzen sechs Wochen keinerlei Kontakt zueinander haben.
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Gerlinde Jansen aus 41564 Kaarst schrieb am 04.03.2024
Ich bin am 28.Juni 1947 geboren. Sehr dünn. Wie die meisten Kinder in diesen Jahren. Ich war nur kurz in der 1. Klasse, schlief oftmals im Unterricht ein. Ich hatte TB. Im Krankenhaus lag ich isoliert, meine Mutti und meine Schwester schauten mich durch ein kleines Fenster an. Ich musste immer weinen. danach kam ich in die Lungenheilstätte Aprath. Meine Mutti gab mich am Bahnhof, Oberhausen, an eine Frau ab. Ich war so traumatisiert, dass ich kaum Erinnerungen habe. Irgendwie war da ein langer Tisch, ich schätze der Esstisch. Die Butter darauf, falls es Butter war, war fingerdick auf der dicken Stulle, die ich essen musste. Daran kann ich mich gut erinnern, es war ekelhaft, es war widerlich. Ich musste es essen. Ich sollte ja wieder gesund werden. Medikamente habe ich ganz bestimmt einnehmen müssen. Ansonsten kann ich mich nicht an sehr viel erinnern, vielleicht waren es ja die Sedierungspillen? Meine Mutti hätte mir auch nicht erzählt, was mit mir durch Medikamenten geschehen war, die ich nehmen musste. wenn sie es überhaupt wusste.
Sehnsucht hatte ich und habe ich, dieses Gefühl habe ich heute noch nicht ablegen können und ich bin bereits 76 Jahre. Ich wurde dann ein Jahr später eingeschult, der 2. Versuch. Hat einigermaßen geklappt.
Ca. 1 Jahr nach Aprath, wurde ich dann in den Schwarzwald am Titisee verschickt. Sehnsucht hatte ich immer. Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung. Dort waren viele Kinder und ich habe keine negativen Erinnerungen. Ich war sogar in einem Theaterstück, zum Abschluss der Kur, ein kleiner Seppel.
Ein Kind war in den ersten Jahren nach dem Krieg, nicht so ein wertvolles Gut, wie ein Kind es heute ist. Unsere Eltern hatte viele Existenzängste.
Viele Grüße Gerlinde
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Inge schrieb am 03.03.2024
Als ich 1,5 Jahre alt war, kam ich aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung auf Anordnung des Gesundheitsamtes in die Klinik nach Aprath, wo ich 10 Monate war. Meine Eltern durften mich 3 Monate nicht besuchen und dann einmal im Monat an einem Sonntagnachmittag für 3 Stunden. In der Zeit hatten sie dann auch ein Gespräch mit dem Arzt. Wir Kinder lagen in großen Schlafsäalen, etwa 25 Kinder und zur Genesung mussten wir Liegekuren morgens und abends mehrere Stunden machen. Als Medikamente habe ich Streptomycin und Neoteben bekommen, wie es in der Postkarte stand, die Schwester Irmgard an meine Eltern geschrieben hat. Nachdem meine Eltern mich auf eigene Verantwortung nach Hause geholt haben, kannte ich sie nicht mehr als meine Eltern und musste im Sportwagen geschoben werden, weil ich körperlich sehr schwach war. Aber sie haben mich mit viel Liebe aufgepeppelt.
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Stephan Böcker aus Rüsselsheim schrieb am 29.02.2024
Durch Zufall habe ich nun von Schicksalen erfahren, wie sie auch mir wiederfanden sind. Ich war 8 oder 9 Jahre alt und zur Kur wegen starker Bronchitis.
Besonders in Erinnerung ist mir geblieben, das ich den Schokoladenpudding aufessen musste, bis zu 3 Std. durfte ich im Schwesternzimmer unter Aufsicht aufessen.
Während die anderen Kinder nach 6 Wochen heim durften musste ich dort weitere 6 verbringen.
Beim Besuch von Mami und Papi durfte ich nicht weinen, sonst würden sie nie wiederkommen um mich abzuholen. Geweint habe ich anschließend im Bett.
Ich habe Gott sei Dank keine weitere Erinnerungen an diese Zeit.
Das einzige positive, meine Bronchitis was geheilt und ist nie wieder aufgetreten.
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Ralf Burow aus Osterholz-Scharmbeck schrieb am 29.02.2024
[Hallo, ich bin 1959 in Bremen-Nord geboren und wurde ca. 1965 vor der Einschulung wegen Untergewicht nach Boffzen ins Weserbergland zur Kur verschickt. In Gesprächen mit meiner Frau habe ich des öfteren von meinen Erinnerungen an diese, fü mich sehr schlimme Zeit, erzählt.
Auslöser war immer das Thema, warum fühle ich mich so unwohl bei fremden Menschen und warum kann ich mich keinen Gruppen oder Vereinen anschließen. Musste ich es dann doch einmal, fühlte ich mich immer sehr unwohl, sogar mitunter ängstlich.Ich habe diese Gefühle aber gut überspielen können.
Meine Erinnerungen an damals:
Ich liege in einem großen Schlafraum. Wir sollten schlafen, wir machten aber Witze und llachten. Ich fühlte mich gut. Wie aus dem dunklen Nichts heraus bekam ich eine schallende Ohrfeige. Ich fühle diese noch heute wenn ich davon erzähle.
Meine Mutter erzählte mir, dass sie für mich ein großes Osterei mit etwas Süßem und 20,- DM für Ostern mitgibt. Ich bekam aber nur das Süße!
Ich sitze alleine an einem Eßtisch. Vor mir ein Teller Milchsuppe mit " grünen Punkten ", ich ekelte mich davor.
Eine Gruppe Kinder sprachen Drohungen gegen mich aus, sie wollten mich verprügeln. Ich hatte immer Angst!
Ein älterer Junge stand mir bei, er nannte mich Sportsfreund. Ich fühlte mich beschützt.
Damals habe ich niemandem von dem Erlebten erzählt. Schamgefühl!
In den 2000er Jahren bin ich mit meiner Frau dann nach Boffzen gefahren. Ich wollte sehen ob es dieses Haus noch gab. Ich erkannte in diesem Ort nichts mehr, zu vieles hatte sich verändert. Wir wollten nun heimfahren, da sah ich eine Turmspitze mit einer Wetterfahne. Das war es, das Gebäude. Wir fuhren dann dort hin. Mit einem ängstlichen Gefühl fuhr ich nun auf das Gelände. Nun wurde es als ein Altenpflegeheim geführt.
Ja, fast wie in meiner Erinnerung. Aussteigen, nein! Ich hatte ein ganz schlechtes Gefühl!
Danke, das es diese Initiative gibt.
Liebe Grüße
Ralf Burow
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Gisela Schwarz schrieb am 29.02.2024
Ich war mit meinen beiden Schwestern dort. Da ich panische Angst vor Spritzen hatte, haben meine Eltern darauf bestanden, dass wir zwar 3 Wochen quasi als "kranke" Kinder dorthin fahren, aber auf keinen Fall dort geimpft werden dürfen. Das Gesundheitsamt in Schramberg (Nordschwarzwald) hat das versprochen und die Reise genehmigt. Allerdings war allen Eltern verboten worden, uns Kinder in Österreich zu besuchen. Das hat meine Mutter skeptisch gemacht. Auf dem Weg nach Jugoslawien ist sie mit meinem Vater daher jzu uns in die Berge gefahren. Leider sind sie 15 Minuten zu spät eingetroffen. Da war ich gerade schreiend und in absoluter Panik meinerseits zwangsgeimpft worden. Immerhin konnten meine Eltern mich noch trösten.
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Inge Keller aus Unterhaching bei München schrieb am 28.02.2024
Ich Inge Keller wurde, damals wohnhaft in Stuttgart-Untertürkheim, mit 8 Jahren wegen Unterernährung an den Starnberger See verschickt. Im Moment versuche ich rauszubekommen wo das Kinderheim genau war und wie es hieß. Es war ein Alptraum mit dem Essen. Zum Frühstück gab es eine sogenannte Kakaosuppe mit den Resten des vorigen Tages. Ich musste so lange sitzen bis alles aufgegessen war. Wir mussten in den noch sehr kalten See rein, obwohl ich nicht schwimmen konnte. Alles war extrem streng. Widerspruch wurde nicht akzeptiert. Nachdem ich dann an einer Gastritis erkrankte hat mit der Heimarzt dann nach Hause entlassen.
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Heike Bauer aus 56218. Mülheim-Kärlich schrieb am 28.02.2024
Hallo ich bin die Heike.
Ich war wohl 6 oder 7als ich zum Ponyhof nach Schönau
verschickt wurde. Damals wurde ich bereits von meinem Cousin sexuell mißbraucht, was bis heute niemand meiner Familie weiß. Durch die seelischen Schäden habe ich nicht gegessen und war auch sonst auffällig.
Aus diesem Grund wurde ich verschickt. 6Wochen zum Ponyhof nach Schönau.
Bereits seelisch zerstört musste ich dann noch meine Familie für so eine lange Zeit verlassen. Eine wunderschöne Zeit wurde mir versprochen. Jeden Tag reiten und viel Zeit mit den Ponys verbringen.
Es war eine grauenhafte Zeit. Kind sein war in diesen Heimen wohl verboten. Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern aber was ich nicht vergessen werde ist, das verzweifelte Kinder in Lego Eimer pinkelten weil man nachts nicht zur Toilette durfte. Ich selbst habe auch einmal vor lauter Heimweh ins Bett gemacht. Ich habe versucht die Bettwäsche abzuziehen und im Bad zu reinigen weil ich so eine große Angst vor der Strafe hatte.
Ich musste dann den ganzen nächsten Tag im dunklen Zimmer im Bett verbringen. Kontakt zu den Eltern war verboten.
Ich habe erst jetzt durch einen Artikel in einer Frauenzeitschrift von den Verschickungsheimen erfahren. Mir war nicht bewusst das es so vielen Kindern auch so ergangen ist. So nach und nach kommen die Erinnerungen zurück.
Ich hatte lange Albträume war immer sehr auffällig und irgendwie hab ich in Erinnerung das ich mal Contergan bekommen habe.
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Elke Näffgen aus Lichtenau91586 schrieb am 28.02.2024
Ich war als 5 Jährige auch ein Verschickungskind im Schwarzwald in Sankt Blasien. Ich habe keine Ahnung wie die Einrichtung hieß. Heute weiss ich noch genau was mir dort alles Schlimmes geschehen ist.
Werde gerne meine Geschichte erzählen.
Ich bin gebürtig aus Essen, wurde von der Zeche verschickt. Mein Vater hatte damals offene TB und meine Mutter hatte sehr wenig Geld.
Meine Nachbarskinder wurden auch mit mir in den Zug gesetzt. Wir wurden sofort getrennt. Somit war ich ganz alleine.
Einmal wurde mir abends ein nasser Waschlappen in mein Bett gelegt. Ich erschrak und habe wohl ein Laut von mir gegeben. Sofort würde ich mit anderen Kindern , mit dem Gesicht zur Wand mit Bettdecke über mich, stundenlang in dem achteckigen Flur stehen.
Wenn ich keinen Hunger hatte, wurde ich in den Keller transportiert mit Gewalt und einer korpulenten Frau mit Pferdeschwanz auf den Schoss gesetzt. Sie hat mich festgehalten und das Essen in den Mund geschoben und den Mund zugehalten bis ich geschluckt habe. Das mehrmals.
Seitdem esse ich keine Tomatensuppe und gewürfelte Möhren mehr.
Beim spazieren gehen , kamen wir täglich an eine Brücke. Dort wurde uns gesagt....wer gelogen hat fällt gleich in die Tiefe. Wir hatten grosse Angst.
Meine Mutter hatte mir einen kleinen Tiger von Steif gekauft zum trösten. Auch Der wurde mir weggenommen....Ich habe Ihn nie mehr wieder bekommen.
Eine Nachbarin konnte schreiben. Sie hat für mich eine Karte an meine Eltern geschrieben. Die Karte wurde vor meinen Augen vernichtet und ich musste ständig in der Ecke im Flur stehen.
Ich weiss bis heute noch wie die Frau aussah...der Flur und das ekelige Essen.
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Pascal schrieb am 28.02.2024
Ich wurde in den 90ern wegen Untergewicht in eine Unterkunft geschickt. Das hat mein Leben nachhaltig verändert. Wir wurde gezwungen immer aufzuessen. Wenn nicht, würden wir so lange sitzen müssen, bis es leer ist. Bei Dingen die uns nicht schmeckten, wurde gesagt, wir würden es so lange wieder vorgesetzt bekommen, bis es leer ist. Ich hatte mich fast jeden Abend übergeben. Das war das schlimmste, was mir jemals passiert ist. Ich habe Essstörungen entwickelt und habe mein Leben lang Probleme damit bei anderen zu Essen.
Zudem habe ich danach eine immer stärker werdende Panikstörung entwickelt.
Leider lebt niemand mehr, der mir sagen kann, wo das war. Für mich als damals 5-6 Jähriges Kind war es ein purer Albtraum.
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Rolf Koschinat aus Frankfurt schrieb am 28.02.2024
Ich war im Alter von ca. 7 oder 8 Jahren mit meinem jüngeren Bruder ca. 1962/1963 ganze 6 Wochen lang "zur Erholung" in einem Kinderheim auf Borkum (großer, weißer Kasten). Es wurde von katholischen Nonnen (u. a. Schwester Benno oder Berno) geführt, ein kleiner Anteil ziviler Frauen war auch dort tätig. Egal welcher Konfession wir angehörten, mussten wir Sonntags ausnahmslos an katholischen Gottesdiensten teilnehmen und auch deren Gebete laut mit aufsagen ("Gebenedeit sei..."). In einem riesigen Schlafsaal, in dem alle 20 - 30 Kinder schliefen, ließ uns die Aufsicht, eine der Nonnen, erstmal im Pyjama stundenlang neben dem Bett stramm stehen. Einer nach dem anderen wurde dann oder wann namentlich aufgerufen und durfte sich ins Bett legen.
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Petra aus Friedberg schrieb am 27.02.2024
Ich hatte und habe so lange ich denken kann mit den Nieren Probleme. Aus diesem Grund wurde ich im Alter von 5 Jahren nach Donaueschingen verschickt. Diese ‚Kur‘ sollte meine Gesundheit stärken und durch die Solebäder sollten sich die Probleme mit meinen Nieren verbessern. Eine Frau begleitete mich im Zug und sprach die ganze Fahrt über kein Wort mit mir. Ich hatte unfassbar große Angst. In Donaueschingen angekommen war ich völlig von diesem schrecklichen Gebäude und der Kälte des Personals eingeschüchtert. Ich kann mich noch an einen Jungen erinnern. Er saß immer in der Wanne neben mir und hat durch das warme Wasser nicht an sich halten können. Er wurde angeschrien und aus der Wanne gezerrt. Im großen Schlafsaal lag ich direkt neben der Tür und wurde jedes Mal gerügt, wenn ich durch den Kontrollgang des Personals aufgewacht bin. Seit dieser Zeit schlafe ich ganz am Rand im Bett. Einmal kam ein Zauberer. Das ist das einzig Positive, an das ich mich erinnern kann. Alles andere war einfach nur Horror für Kinder. Es beschäftigt mich bis heute und wühlt mich noch immer auf. Diese Prägung hätte ich gerne ausgelassen und meinen Nieren hat es auch nicht geholfen. Im Gegenteil, mir geht durch diese Erfahrung bis heute sehr vieles an die Nieren.
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Lambart hubert aus 90469 nürnberg schrieb am 27.02.2024
Grausame zeit ...
Habe heute noch psychisch mit den erinnerungen zj kämpfen wenn ich an diese zeit denke..von physischen und psychischen terroraktionen wollte sich ein mitbewohner(auch aus nürnberg)sogar das leben nehmen,ich konnte ihn als freund dann aber davon abbringen..
Wenn ich heute jemand verantwortlichen ìn die finger bekommen würde könnte ich wahrscheinlich meinen hass gegen solche charakteren nicht mehr unter kontrolle bringen..
Schade dass niemand mehr greifbar ist...
Wollte diese einrichtung 2019 mal besuchen,habe aber von einem anwohner erfahren dass das gebäude abgerissen wurde....
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Corinna aus Nordhessen schrieb am 27.02.2024
Ich wurde als ca. 6-jähriges Kind für 6 Wochen nach Bad Soden-Allendorf verschickt und sollte dort zunehmen. Ich erinnere mich positiv an die Saline, an der wir täglich spazieren gehen mussten. Noch heute finde ich Gradierwerke faszinierend und sie erinnern mich immer an diese Zeit. Negative Erinnerungen bringen die täglichen Haferbrei - Sitzungen (...bis der Teller leer war) hervor. Außerdem wurden wir mit Kleiderbügeln geschlagen, wenn wir nicht "gespurt" haben. Das galt vor allem für die abendliche Bettruhe. Ich war ein sehr stilles, angepasstes Kind und hatte damit wenig Probleme. Während dieser Zeit bekamen wir einen Zahnbecher geschenkt, auf dem die Heimanschrift aufgedruckt war. Ich habe ihn geliebt und gehütet wie einen Schatz. Ich erinnere mich genau an mein Entsetzen, als meine Mutter diesen Becher in einem Wutanfall zertreten hat. Insgesamt glaube ich, dass mir diese Zeit mein Selbstvertrauen geraubt hat, ich habe mich nie etwas getraut, ich hatte ein sehr schlechtes Verhältnis zu meiner Mutter und ich wurde in der Schule sehr gemobbt. Ich freue mich, dass ich heute drei wunderbare Kinder habe, die selbstbewusst und frei aufwachsen konnten, dass ich diese Zeit überwunden habe und in meiner Familie einen guten Halt gefunden habe.
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Manfred Teubner aus Rehburg-Loccum schrieb am 27.02.2024
1956/57 lebte ich mit meinen Eltern, Großmutter, Bruder im Notaufnahme der Flüchtlinge aus der SBZ im Lager Loccum. Aufgrund vieler Erkrankungen, u.a. auch Ruhr, war ich stark unterernährt. Ich war etwa 4-5 Jahre alt und wurde vom Lagerarzt zum "Aufpäppeln" in ein katholisches Kinderheim, vermutlich Hildesheim, verbracht. Dort begann für mich ein unglaubliches Matyrium mit schrecklichen Erlebnissen. Wegen meiner Unterernährung bekam ich fettes, gewürfeltes Schweinefleisch ohne Magerfleischanteil vorgesetzt. Ich konnte das nicht essen. Darufhin gab es Prügel von den Nonnen. Als ich es trotzdem nicht gegessen hatte wurde ich Zwangsernährt. Eine Nonne nahm mich auf ihren Schoß und hielt mir die Arme fest. Eine zweite Nonne drückte mir auf die Wangen um meinen Mund zu öffnen. Die dritte Nonne fütterte mich bis ich mich erbrach. Nun sei es vorbei, dachte ich. Im Gegenteil, nun wurde mir mein Erbrochenes wieder in den Mund gestopft. Ich schrie wie am Spieß, worauf der Druck auf meinen ausgemergelten Körper immer stärker wurde. Irgendwann bin ich dann vermutlich kollabiert und fand mich dann im Schlafsaal an das Bett gefesselt wieder. Die Zwangsernährung wiederholte sich täglich. Ich weiß leider nicht mehr, was noch alles mit mir geschah. Es waren viele ältere Kinder im Heim, die mich wegen meiner Essstörung drangsalierten. Ich war zu schwach, um mich wehren zu können.
Die zweite schlimme Zeit erlebte ich bei meiner Rückkehr im Lager. Meine tief gläubige, katholische Familie glaubte meinen Schilderungen nicht und ich musste Hohn und Spott von ihnen ertragen. Besonders von meinen älteren Brüdern über Jahrzehnte. Auch daheim konnte ich bis in das Erwachsenenalter keinen Bissen Fleisch herunterbringen. Erst im Alter von etwa 18 Jahren gab es zaghafte Versuche Fleisch zu konsumieren. Ab etwa dem 10. Lebensjahr hatte ich mich an Wurst herangetraut. Von nun an hieß ich in der Familie "Würstchen Fred" was mir sehr weh tat. Noch schlimmer war für mich, dass mir niemand in der Familie geglaubt hat. ich leide auch heute noch darunter und es kommen die Erinerungen wieder hoch. Als die ersten Fälle von Kindesmissbrauch in den Medien erschienen war es leider zu spät. Meine Eltern und meine geliebte Großmutter leben seit Ende der 1970ger Jahre nicht mehr. Wenn ich heute die Fotos meiner Kindheit betrachte, kann ich kaum glauben, dass ich das einmal war. Spindeldürr, nur Haut und Knochen. Ich weiß leider nichts von Anmerkungen über meinen körperlichen Zustand von Kinder-, bzw., Schulärzten.
Als immer mehr Mißbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt wurden, trat ich aus der Kirche aus. Leider existiert keine Hölle, wie uns die katholische Kirche aus ihren Märchenbücher vorgelesen hat, sonst würde ich heute den damaligen Verantwortliche einen dauerhaften Aufenthalt dort gönnen.
Es wäre schön, wenn ich von anderen Mißbrauchsopfern, die vielleicht auch in der Zeit in Loccum lebten und vielleicht auch in diesem Heim untergebracht waren, mir berichten könnten.
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Gabriela Luck aus Berlin schrieb am 27.02.2024
Hallo,
Ich habe auch jetzt erst von der Möglichkeit erfahren, mal los zu werden, was mir alles angetan wurde.
Ich war mit 6 Jahren wegen Untergewicht über das Bezirksamt Spandau von Berlin verschickt worden.
Ich versuche hier mal aufzuzählen, was alles war:
Man durfte den Eltern nichts erzählen/ es wurde behauptet , dann müsste man bleiben.
Ich wurde mit Gewalt gezwungen ein großes Brot abends zu essen, sie pressten mir es rein und ich erbrach.
Nach 19.00 Uhr musste ich auf die Toulette und wurde dafür in einen dunklen Raum eingesperrt und sah dem Mond durch das Fenster.
Ich musste Zuckerrüben Sirup essen und Rosinen.
Es war Ekel. Deshalb kann ich es bis heute nicht essen.
Ich trinke keinen Kaffee und hasse Bitterstoffe, da ich dort gezwungen wurde Karo Kaffee zu trinken.
Ich hatte viele lange Jahre als Kind Alpträume.
Mittlerer Weile habe ich sie nicht mehr.
Die Älteren puschten abends in Taschentücher und schmissen sie aus Angst unters Bett
Postkarten etc wurden uns nicht gezeigt, wenn die Eltern welche schickten
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Inge Königshoven aus 40764 Langenfeld schrieb am 27.02.2024
Zeugnis ablegen ….
Durch die verstärkte TV-Präsens in den letzten Tagen zum Thema „Kinderverschickung“ sind auch bei mir wieder die alten Erinnerungen geweckt worden. Daher habe ich mich entschlossen auch meine Geschichte zu erzählen. Außer mit meinem Mann habe ich noch nie über meine schlimmen Erlebnisse gesprochen.

Mein Name ist Inge Königshoven geb. Gawrisch und bin Jahrgang 1946. In den 1950er Jahren habe ich wegen Unterernährung dreimal an diesen Kinderverschickungen teilgenommen.

Zuerst war ich im Kinderheim in Waldbröhl, danach in Schloss Herdringen im Sauerland, sowie in Bad Rippoldsau im Schwarzwald (durch notwendige Verlängerung insgesamt 12 Wochen).

Die von unterschiedlichen Personen geschilderten schlimme Dinge in der Rubrik „Zeugnis ablegen…“ habe auch ich erlebt und habe damals sehr darunter gelitten. Ich kann alles bestätigen, was in den vielen Veröffentlichungen geschrieben wurde.

In den drei unterschiedlichen Heimen habe ich immer wieder das gleiche erlebt. Es waren durchweg Bestrafungen, Gewaltanwendungen und Zwang.

Hier einige Beispiele:

Essen, es musste alles aufgegessen werden, solange mussten wir am Tisch sitzen bleiben. Hat sich ein Kind erbrochen mussten sie das Erbrochene essen und alle Kinder mussten zuschauen.
Schlafenzeit, die Mittagsruhe und die Nachtruhe mussten streng eingehalten werden, alle Kinder mussten ruhig in Ihren Betten liegen. Toilettengang war verboten und wurde bestraft. Wenn wir dringend mussten, haben wir heimlich ins Waschbecken gemacht.
Lebertran, jedem Kind wurde zwangsweise der eklige und ölige Fisch Lebertran eingeflößt.
Morgendliches Waschen, wir mussten uns täglich und nackt vor die Waschrinne stellen und dann wurden wir mit dem Schlauch und eiskalten Wasser von unten abgespritzt (ich hatte von dem kalten Wasser teilweise blaue Lippen).
Post nach Hause, wurde zensiert und vorgesagt, nur schöne Worte. Es wurde mit Strafe gedroht, wenn man etwas anderes schreiben wollte.
Heimweh, ich hatte fürchterliches Heimweh. Am schlimmsten war es bei meinem letzten Heimaufenthalt. Alle Kinder fuhren nach 6 Wochen heim, nur ich nicht. Da ich während der 6 Wochen nur 30 Gramm zugenommen hatte, kontaktierte der Arzt meine Eltern für eine Zustimmung die Kur zu wiederholen. Keiner hat mit mir darüber gesprochen. Für mich brach eine Welt zusammen und habe gedacht meine Eltern wollten mich nicht mehr. Meine Augen waren vom vielen Weinen entzündet und voller Krusten.

Heute fehlen einem die Worte, wenn man darüber nachdenkt. Statt einer Erholung war nur das Gefühl des Zwanges und der Verlassenheit präsent. Man hat kleine Kinderseelen systematisch zerbrochen und das auch unter religiöser Leitung. Ich habe mir als junge Frau geschworen das ich mein Kind NIE an einer Kinderverschickung teilnehmen lasse!

Danke das Sie das Thema aufgegriffen und öffentlich gemacht haben und es auch weiter tun. Es ist wichtig lesen zu können was mit uns Kindern der Nachkriegszeit passiert ist und nicht vergessen wird!

Liebe Grüße
Inge Königshoven
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Lippe aus Bergkamen schrieb am 27.02.2024
Ich war im Sommer, in Altastenberg im Kinderkurheim Haus Sonnenschein. Nachdem wir zwei aufregende Tage verbracht hatten, stand eine unerwartete Wendung bevor. Wir wurde gezwungen, Karten nach Hause zu schreiben, eine Aktivität, die uns eine Mischung aus Aufregung und Unsicherheit bescherte.
Nachdem wir unsere Karten geschrieben hatten, wurden sie streng kontrolliert und korrigiert. Die Schwestern überprüften jede Zeile sorgfältig, und wir spürten die Anspannung in der Luft. Es stellte sich heraus, dass nicht die Schreibweise wichtig war, sondern der Inhalt.
Das nächste Ereignis war unerwartet und belastend, wir wurden gezwungen, alles aufzuessen, was auf unseren Tellern lag.
Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mit Abscheu auf meine Milchsuppe starrte. Ich mochte sie überhaupt nicht, aber es gab keine Gnade. Die Regeln waren klar: Niemand durfte den Raum verlassen, bis sein Teller leer war. Der Druck war enorm, und ich saß da, kämpfend gegen die widerliche Milchsuppe.
Die Situation nahm jedoch eine grausame Wendung, als der Junge neben mir plötzlich krank wurde. Er konnte die Milchsuppe nicht mehr halten, und sie landete auf seinem Teller und dem Boden. Die Schwestern waren unerbittlich, er wurde gezwungen, nicht nur sein eigenes Erbrochenes zu essen, sondern auch den Rest seiner Mahlzeit.
Mein Widerstand gegen die Milchsuppe wurde ignoriert, und ich musste sitzen bleiben, bis auch mein Teller leer war. Diese Erfahrung prägte sich tief in meine Erinnerungen ein und ließ mich nachdenklich zurück.
Die Tortur setzte sich fort, als wir zu einem Spaziergang aufgebrochen sind. Auf dem Weg entwickelte ich eine schmerzhafte Blase an meinem Fuß. Anstatt Mitgefühl zu zeigen, wurde ich isoliert. Man setzte mich alleine auf eine Bank und ließ mich dort für ungefähr zwei Stunden allein zurück. In diesem Moment fühlte ich mich verlassen und hilflos, nur sechs Jahre alt und mit einer schmerzenden Blase.
Dies ist nur ein teil, von dem was uns dort widerfahren ist.
Diese Erlebnisse haben mich geprägt und mir eine Perspektive aufgezeigt, die weit über die normalen Ferienerfahrungen hinausging. Sie haben mich gelehrt, wie wichtig Empathie und Mitgefühl sind und wie belastend autoritäre Regeln sein können, besonders für Kinder.
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Andres Manig aus Regensburg schrieb am 26.02.2024
"Kinderheilstätte", einen schöne Umschreibung. Ich denke, Kinderkonzentrationslager trifft die Zustände deutlich besser. 6 verlorene Wochen, die noch heute Brechreiz auslösen.
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Edwin aus Saarlouis schrieb am 26.02.2024
Ich war 5 Jahre alt ,als ich bei den Barmherzigen Brüder in der Mastkur war.Der Nicolaus und der Knecht Ruprecht waren im Haus.Alle Kinder wollten unbedingt zu der Veranstaltung ,ich auch ,aber ich durfte nicht ,weil ich meinen Teller nicht leer machen wollte .Also hat man noch zwei größere Kinder dazu verdonnert mich zu überwachen ,bis ich den Teller leer machte.ich ekelte mich und wollte nicht Essen .Die Kinder wollten zum Nicolaus und wurden böse.Sie schlugen mich auf den Kopf ,dann aß ich und musste mich erbrechen danach schlugen sie mich wieder und wieder und zwangen mich den Teller leer zu machen mit dem Erbrochenem.
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Maren Dorschner aus Babenhausen schrieb am 26.02.2024
Ich war im März / April 1980 für 4 Wochen mit meiner Schwester in dieses Heim verschickt. Ich war 8 Jahre alt, meine Schwester 9.
Geschwister wurden grundsätzlich getrennt untergebracht. Das Personal war sehr streng, ich kann mich an niemanden erinnern, bei dem ich mich wohl gefühlt habe.
Das Essen wurde einem aufgefüllt und musste aufgegessen werden. Wer das nicht schaffte, bekam das Mittagessen kalt zum Abend wieder serviert. Etwas anderes durfte nicht genommen werden, wenn es nicht gegessen wurde, gab es dieses zum Frühstück....
Mittags war 2 Stunden Mittagsschlaf, es durfte nicht geredet werden in dieser Zeit. Wer beim Reden erwischt wurde, musste nachts im Duschraum schlafen.
Die Briefe meiner Mutter wurden nur 1x pro Woche ausgehändigt und waren geöffnet. Zu Ostern schickte meine Mutter ein Päckchen mit Süßigkeiten. Auch dieses wurde geöffnet und der Inhalt an alle Kinder verteilt. Telefonieren durften wir nicht mit unseren Eltern. Wenn wir an die Eltern schreiben wollten, mussten wir die Briefe offen bei der Heimleitung abgeben.
Auf unser großes Heimweh ging niemand ein.
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Iris schrieb am 26.02.2024
Ich war 1978 in Brilon und 1980 in Wyk auf Föhr (Schloss am Meer) - als 5- bzw. 7-Jährige. Beide Male über die Barmer / BEK, jeweils 6 Wochen zur Erholung (von was auch immer, ein bisschen Urlaub auf Kassenkosten). Ich erinnere mich an Schnee und Lenkschlittenfahrten in Brilon und schöne Tage am Meer in Wyk. Schade, dass es den Berichten nach bei vielen Kindern negativ verlief.
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Bernd aus Butenhamburger schrieb am 26.02.2024
Ich habe überwiegend sehr positive Erinnerungen ans Kinderheim. Von den beiden Erzieherinnen fühlte ich mich immer ernst genommen. Mit dem Essen hatte ich keine Probleme. Das Freizeit- und Bäderprogramm fand ich gut bis lustig. Einzig der Umgang mit schwierigen Kameraden war für mich nicht akzeptabel – Erbrochenes aufzuessen fand ich furchtbar und habe das den Erzieherinnen auch gesagt und nach dem Grund gefragt. Sie haben das zugelassen (was damals durchaus nicht selbstverständlich war!) und gefragt, ob ich mich nicht etwas um den Kameraden kümmern könnte – für mich durchaus überfordernd (ich war 9!) Aber insgesamt: Anscheinend Glück gehabt! Ich war gut vorbereitet, hatte Lust zu reisen und kein Heimweh.
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Britta aus Weyhe schrieb am 26.02.2024
Ich war ca. 1972 oder 73 in Kreuzthal im Allgäu. Mehr weiß ich leider nicht. Nur das 3 Zwillingspärchen zusammen mit mir dort waren. Erinnern kann ich mich nur daran das wir Zitronentee trinken mussten und ich wieder zum Bettnässer wurde! Alles andere habe ich, glaube ich verdrängt. Es gab damals aber einen schweren Unfall mit einem Jungen Namens Matthias ca. 14 J. alt. (Meine dass das der Name war) was danach passiert ist.....keine Erinnerung mehr 🥺
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Friedrich Ziegenmeyer aus Bad Rothenfelde schrieb am 26.02.2024
Moin moin liebe Leute ich kann mich nur noch daran erinnern das ich eine Graupensuppe nicht mochte, die erbrochen habe und dann den Teller leer essen musste. Beim essen wurden mir unter Prügel Essmaniren beigebracht, gerade sitzen usw.
Friedrich ziegenmeyer
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Lilian Weimbs aus Bonn schrieb am 25.02.2024
Ich bin Anfang 1953 mit gerade einmal 4 Jahren zur Erholung in das Erholungsheim Kaldenkirchen gekommen, und zwar für 3 Monate. Ich erinnere mich, dass ich mich mit Händen und Füssen gewehrt habe, als meine Tante mich dort abgeliefert hat. Bis heute kan ich noch keine Milchspeisen (Porridge usw.) essen, weil es das dort täglich gab und man bis zum Mittagessen am Tisch sitzen musste, wenn ma es nicht aufgegessen hatte. Ich bin heute 75 Jahre alt und immer noch kommen mir die Tränen, wenn ich an diese Zeit zurückdenke. So etwas darf man keinem Kind antun.
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Nicole aus Krefeld schrieb am 25.02.2024
Ich wurde damals wegen Untergewicht und Atemweges Problemen Verschickt. Habe erst vor kurzem Erfahren das es so viele Kinder (heute Erwachsene ) gibt die diese Seelischen Grausamkeiten auch erleben mussten.
Ich erinnere mich daran das wir in der Gruppe ein Mädchen hatten das eine geistige Behinderung hatte und ganz alleine an einem Tisch sitzen musste 😠 und wenn sie auffällig war dann wurde sie vor unseren Augen geschlagen und misshandelt.
Das Essen war ekelhaft so das man es kaum runter bekommen hat. Habe oft bis abends vor meinem Teller gesessen. Jeden Tag mussten wir Meerwasser trinken das in riesigen Lenor Flaschen gelagert wurde.
Toilettengänge waren die reinste demütig, denn wir mussten rufen was es für ein Geschäft es war. Die Schwester kam dann und wischte sehr grob den po ab.
Jeden Abend mussten wir stramm vor unseren Betten stehen, wir wurden zu gedeckt und bestraft wenn wir uns zu oft bewegt haben.
Mein starkes Heimweh wurde ignoriert.
Uns wurde damit gedroht wenn wir zuhause was erzählen würden dann würden alle persönlich kommen und das aufklären.
Es war die schlimmste Erfahrung die ich in Menschen gemacht habe und tief in mir sitzt es noch sehr sehr fest.
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Marion Drill aus Münstermaifeld schrieb am 25.02.2024
Ich bin durch Zufall auf die Verschickungsheime gestoßen und kann mich erinnern das ich in den 70igern mit meinem Bruder im Josefsheim in Ruhpolding zur Erholung war. Meine Erinnerungen sind nur schwach. Das lief glaub ich über Caritas und auch kann ich mich erinnern das Briefe die nach Hause geschrieben wurden kontrolliert wurden. Ich schrieb meiner Mama damals das ich nach Hause möchte es mir nicht gefällt . Das musste ich ändern in hier ist es sehr schön mir geht es gut. Unfassbar so im Nachhinein.
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Udo Fiß aus Leverkusen schrieb am 25.02.2024
Ich war in den beiden Kinderheimen gewesen...aufgrund meiner Nierenerkrankung mit Steinen!
Es war einfach nur die Hölle...Angst...Schrecken..Pein..Schläge..Hänselei..Ecke stellen..Zwang zum.Essen..Bis zum übergeben..Mit einem Feuerwehrschlauch abgestritten nach dem Solebad..dass man an die Wand flog...usw.usw...wer hat ähnliche Erfahrungen dort gemacht..
Mfg Udo aus Leverkusen
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Sandra Buchloh aus Mülheim schrieb am 24.02.2024
Auch ich wurde in den Sommerferien 1979 für sechs Wochen in das Kinderkurheim Waldmühle in Braunlage geschickt. Ich wurde einfach in einen Zug gesetzt und fuhr mit anderen Kindern, aber es fühlte sich sehr einsam an, an einen fern entlegenen Ort in den Harz. Die Reise schien ewig zu dauern und ich kannte niemanden, mit dem ich während der Fahrt hätte spielen oder reden können. Im Grunde wusste ich noch nicht einmal was mich erwartete, auch wenn mir meine Mutter erzählte, dass ich Urlaub mache und Spaß haben werde. Ich hatte keine Ahnung, was diese Aussage für Erfahrungen beinhaltete. Ich war einfach nur weg von meinem Elternhaus, das mir Sicherheit gab.
.Irgendwann hatte der Zug, mit mir im Gepäck den Zielbahnhof erreicht. Mit dem Bus ging es weiter zum Heim. Dort wo das Haus stand sah es ganz wunderbar aus! Das Kurhaus schien aus zwei Haupthäusern zu bestehen, wo im linken Haus die Mädchen untergebracht waren und im rechten die Jungen.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie die älteren Mädchen vom Flurfenster aus den Jungen im gegenüberliegenden Haus, die ebenfalls an ihren Flurfenstern standen, zuwinkten oder Grimassen schnitten. Eine grosse Wiese hinter den Häusern lud zum spielen und rennen ein, umgeben von riesigen Tannen, wo man sicherlich gut hätte verstecken spielen können, doch dazu kam es in den 6 Wochen nur ein mal! Man durfte einfach nicht raus gehen. Ich hatte darum gebettelt an schönen und auch unschönen Sommertagen einfach nur über die Wiese zu rennen, doch es war nicht erlaubt! Ich fühlte mich wie eine Gefangene, darauf wartend endlich frei gelassen zu werden. Es war so traurig und es zerriss mir mein Herz diese wundervolle Natur nur mit den Augen vom Flurfenster betrachten zu dürfen. Manchmal durften andere Kinder, anderer Gruppen nach draußen gehen - und das zu sehen, verschlimmerte mein Herzgefühl um ein Vielfaches. Ich wäre am liebsten zu meiner Mutter gerannt und hätte ihr all diese Ungerechtigkeit berichtet, doch sie war für 6 Wochen einfach nicht für mich da. Anrufen war nicht erlaubt, Schreiben schon, doch wie, wenn man es noch gar nicht konnte?! Also durfte ich meinen Unmut einer Betreuerin erzählen, damit sie es auf eine Postkarte oder einen Brief schrieb. Da ihr der Inhalt aber nicht gefiel, blieb es nur bei „Liebe Grüße aus Braunlage.“
Da nun bekannt war, dass ich von dem ganzen Laden nichts hielt und ich alles nur doof fand, wurde ich dementsprechend auch mit viel Ignoranz behandelt. Wenn ich Heimweh hatte sollte ich mich nicht so anstellen, wenn ich Bauchweh hatte, sollte ich mich auf den Bauch legen (was ein Schwachsinn), man hatte einfach keine adäquate Hilfe oder Unterstützung in den Situation bekommen, mit denen man sich konfrontiert sah. Es war auch schwierig mit den anderen Kindern Kontakte zu knüpfen, denn sobald man Spaß hatte, spielte, lachte, wurde man von den Betreuern wieder auseinander getrieben, weil man zu laut war, dass scheinbar kranke Kinder unter diesen Umständen nicht genesen konnten. Man durfte in den Essensraum gehen und sich dort mit basteln und malen leise in der Gruppe beschäftigen, doch das war für mich viel zu langweilig!
Soweit ich mich daran erinnern kann, gab es an einem Tag ein „Straßenfest“ mit Wettkämpfen im Sackhüpfen, Eierlaufen, Dosenlaufen und Apfelfischen aus einer Wasserschüssel mit dem Mund. Der Tag war wirklich schön, mal nicht langweilig wie alle anderen.
An einem anderen Tag machten wir eine Bustour. Ich weiß nicht mehr wohin, doch am Ende konnte man sich einen überdimensionalen langen, dicken Bleistift als Souvenir kaufen. Wenn man es mochte auch diese hässlichen Porzelanfiguren, die je nach Wetterlage blau oder rosa glitzerten.
Der Busfahrer schien mir in dieser unendlich langen Zeit der netteste Mensch zu sein, denn während wir fuhren erklärte er uns die Welt, die wir da draußen sahen. Er bemühte sich um unsere Aufmerksamkeit und ich nahm es dankend an. Endlich jemand, der sich für uns zu interessieren schien.
In den Nächten wenn die Gedanken besonders laut wurden, wenn man nicht reden durfte und das Gefühl von Heimweh sich wie eine Decke um das Herz legte, machten die Betreuer netter Weise „Das kleine Nachtgespenst“ an und ließen die Geschichte über den Flur laufen. So schlief man leichter ein, mit der Hoffnung am nächsten Tag endlich wieder in den Zug gesetzt zu werden, Richtung Heimat, Richtung Freiheit!
Handgreiflich ist mir gegenüber niemand geworden, doch die emotionale Kälte, das Gefühl von Einsamkeit, ohne Freunde und Familie zu sein, das Gefühl gefangen zu sein, keine Entscheidungen treffen zu dürfen hat gereicht, dass ich seit dem für 2 weitere Jahre nach stressigen Situationen immer schön eingenässt hatte. Dieser Urlaub schien mir richtig gut getan zu haben 😕

Verrückt, wie present die Emotionen sind, wenn man sich mit diesem Teil der Vergangenheit bewusst beschäftigt und dachte, das ist vergangen und vergessen.
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Antje aus Tübingen schrieb am 22.02.2024
Betrifft: Ratzenried /Argenbrühl

Ich war 1969 von September bis Oktober 6 Wochen in diesem " Erholungsheim". Ich weiß es nur deswegen so genau, weil ich damals im Heim Geburtstag hatte und 6 Jahre alt geworden bin. Ich bin die mittlere von 5 Kindern und mein damals 1 Jahr älterer Bruder war auch dabei.
Wir wurden schon gleich beim Ankommen im Heim voneinander getrennt und sahen uns nur zufällig wenn wir beim Aufstellen in Zweierreihen zum Spazierengehen direkt im Haus oder vor dem Haus aneinander vorbeiliefen.
Sonst sah ich meinen Bruder erst wieder richtig zu Hause.
Ich komme aus dem Baden-Württemberg und uns wurde sofort untersagt "Schwäbisch" zu reden.
Als ich dann nach Hause kam, redete ich auf jeden Fall Hochdeutsch, was sich aber schnell wieder legte.
Wir mussten auch immer alles essen was auf den Tisch kam. Meistens gab es zum Nachtisch irgendwas mit Apfel. Wenn es Äpfel gab, stand ein Bottich auf dem Tisch, wie wir meinten für die Apfelbutzen. Das war dann wohl der Trick der Ordensschwestern für die erste Quälerei.
Alle warfen ihren Apfelrest in den Eimer. Als alle fertig waren, wurde mitgeteilt dass der Apfel bis auf den Stiel gegessen werden müsste. Also mit Haus und allem. Sodann wurden willkürlich alle Apfelreste ausgeteilt, egal wem sie gehörten und man musste den Apfelrest essen. Ich fand das wirklich widerlich.
Wenn es Apfelmus nach dem Essen gab wurde mir oft schlecht. Ich habe einmal am Tisch erbrechen müssen. Erstens musste ich alles selbst aufputzen und dann das restliche Apfelmus mit Erbrochenem Inhalt leer essen. Ich weiß nicht genau, wie lange ich gebraucht habe. Aber auf jeden Fall war es eine schreckliche Quälerei für mich.
Man fühlte sich ganz klein und allein auf der Welt wie noch nie.
Irgendwie konnte man in dieser Zeit keine Freundschaften schließen. Ich glaube das war auch nicht gewollt.
Wegen irgendwelchen Vergehen z.B. ungefragtes reden oder so musste ich stundenlang in einer Ecke stehen. Der Raum war sehr groß und alle hielten sich da auf.
Ich weiß von einem kleineren Mädchen, dem wurde immer der Keller angedroht. Ich weiß aber nicht, ob sie da auch hinein musste.
Zumindest war es eine Abschreckung für uns.
Zu meinem Geburtstag bekam ich einen Kuchen von meiner Mutter geschickt und einen Filzclown mit Glöckchen zum Basteln. Der Kuchen wurde an alle verteilt und ich bekam nur 1 Stück.
Der Filzclown wurde mir von einer der netteren Ordensschwestern zusammengestellt. Das war eigentlich was zum aufhängen, denke ich. Es war ein dünner Faden zwischen den Filzteilen. Natürlich habe ich damit gespielt. Da ist mir der Faden zwischen den Gliedern gerissen. Als alle einen Film anschauen durften, sollte ich ohne Nadel nur mit den Fingern im halbdunkeln den Clown reparieren. Ich glaube ich war noch nie so verzweifelt.
Irgendwann hatte eine von den Schwestern ein Einsehen. Sie nahmen mir den Clown weg und schickten mich ins Bett. Ich war völlig fertig.
Jeden Abend mussten wir um ein Fusswanne herumsitzen die im Bad im Boden eingelassen war.
Das Wasser war immens heiß, aber wir wurden gezwungen unsere Füße hinein zu strecken bis die Schwestern sagten, es sei genug.
Unsere Waschutensilien rochen nach einiger Zeit ganz süßlich. Wenn ich den Geruch heute wahrnehme bin ich gleich wieder in Ratzenried.
In der Nacht saß eine von den Schwestern vor der Toilette und hielt Wache. Denn obwohl viele noch Bettnässer waren, durfte man nicht zur Toilette. Dafür gab es mächtig Ärger falls das Bett nass war.
Einmal habe ich mich vor meinem Bett erbrechen müssen, Hausschuhe und Boden musste von mir selbst unter Beschimpfungen gereinigt werden und ich war mit der Situation mehr als überfordert.

Wir mussten viele Briefe und Postkarten schreiben.Alles wurde zensiert und wenn es nicht gut geschrieben war, musste man nochmal anfangen.

Bei den Jungs bekamen wir mit, dass einmal ein Spielzeugauto fehlte. Alle Buben bekamen Schläge, bis der Schuldige gefunden wurde.

Einmal durften die Eltern zu Besuch kommen. Natürlich wurden wir vorher gebrieft. Im Garten wurden ganz viele Spielsachen wie Hüpfbälle, Bälle, Federball und vieles andere ausgeteilt. Wir durften fröhlich sein. Obwohl unseren Eltern wohl klar sein musste, dass wir total verändert waren.
Als die Eltern fort waren, wurde sofort alles an Spielsachen wieder weggeräumt.

Auf jeden Fall war es eine schreckliche Zeit. Noch heute, wenn ich vom Düngen der Felder Landwirtschaftlichen Geruch wahrnehme, bekomme ich sofort Kopfschmerzen und bin in eine andere Zeit versetzt. Wir mussten dort viel Spazierengehen.

Als mein Bruder und ich heim kamen und jeder so seine Geschichten erzählte wurde uns nicht geglaubt. Nicht einmal später als wir bei unseren Geschichten blieben
Das war auch so ein Ding, dass einem nicht geglaubt wird.
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Bettina aus Göttingen schrieb am 19.02.2024
Ich wurde 1978 als Zehnjährige in das Kinderheim Frisia nach St. Peter Ording geschickt. Als Privatinitiative meiner Eltern, da ich häufiger krank war und vor dem Gymnasium "fit gemacht" werden sollte. Der 6-wöchige Aufenthalt war der Anfang von tiefen Depressionen und chronischer schwerer Krankheit, die sich bis heute - 2024 - durch mein gesamtes Leben ziehen. Dabei habe ich alles glasklar vor Augen. Ich wollte dort nicht hin, habe mich noch am Tag vor der Abreise zuhause gewehrt, es half nichts. Das Elternhaus war streng, unter Anleitung meiner Großmutter mußte ich die Namensschilder nachmittags nach der Schule in meine Kleidung nähen. Der Aufnahmetag im Haus Frisia nach 4 Stunden Autofahrt begann extrem traumatisch. Mir wurde gesagt, ich solle mit einer Kindergruppe mitgehen, zum Spaziergang. Meine Eltern würden auf mich warten. Als wir zurückkamen, sah ich unser Auto links auf dem kleinen Parkplatz vor dem Haus stehen und war beruhigt. Alles gut, sie sind da! Im Speisesaal während des Abendessens sah ich meine Eltern aus dem Haus zum Auto gehen und einsteigen. Ohne sich mit einem Wort oder einer Umarmung von mir zu verabschieden! Ich sprang vom Tisch auf, rannte zum Fenster, hämmerte dagegen, schrie und weinte, rief so laut ich konnte "Mami, Mami" - und wurde von einer der "Tanten" weggezogen und festgehalten. Ich mußte zusehen wie der silberfarbene Audi meiner Eltern vom Grundstück fuhr, auf der Hutablage noch mein Comic-Heft, dass ich mir als Besonderheit hatte aussuchen dürfen, ein Ponybuch, und eine Tüte Erdnußflips. Besondere Extras, um mir das Kinderheim schön zu machen. Alles nahmen meine Eltern wieder mit und ließen mich einfach zurück, ohne sich umzudrehen. Ich wurde in ein volles Dreierzimmer in ein Zustellbett gepackt, dem "Sportplatz". Wurde ab der ersten Minute gehänselt. Die Mädchen nahmen mir sofort meine wenigen Kleinigkeiten weg, die ich als Erinnerung an Zuhause eingepackt hatte. Ein kleiner Notizblock mit einem silbrigen Deckel. Mein Taschengeld, auf das ich ganz stolz war, weil meine Mutter mir versprochen hatte, ich könnte in St. Peter Ording allein einkaufen gehen. Ich habe meine Sachen, mein Geld nie wieder gesehen. Beschwerde zwecklos. Nachts weinte ich viel. Ein Mal kam eine der Nachtwachen am frühen Morgen und nahm mich zu sich mit ins Bett, weil ich so viel geweint und gehustet hatte - dort habe ich mich kurz geborgen gefühlt. Nach wenigen Tagen wurde ich in ein anderes Zimmer verlegt und weigerte mich morgens aufzustehen. Decke über den Kopf, das Schimpfen ließ ich an mir abprallen. Konnte nicht, ich wollte nicht, es war mir alles egal. Ich hatte das Gefühl ich gebe auf. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass ich schwer depressiv war. Alles war sehr streng geregelt: zum Mittagschlaf mußten wir uns komplett ausziehen und die Schlafanzüge an. Nach dem Wecken hatten wir 2 Minuten Zeit, um angezogen in Reih und Glied im Waschraum zu stehen. Die Klotüren im Waschraum konnte man nicht abschließen, es gab immer wieder Kinder die versucht haben sie zu öffnen, wenn ich dort saß. Verstopfung vorprogrammiert, ich versuchte also außerhalb der Waschraumzeiten aufs Klo zu gehen, mußte mich dafür immer melden und um Erlaubnis fragen. Die Körperpflege bestand nur aus Katzenwäsche (Gesicht, Hände, Zähneputzen, mehr nicht!), was mir mit 10 Jahren unangenehm war, da ich anfing leichten Körpergeruch zu entwickeln. Was mir bewußt war. Die Haut in den Achselhöhlen und am Po fing irgendwann an zu jucken. Die Kopfhaut ebenso. Jeden Sonntag gab es frische Kleidung, die Unterwäsche wurde zusätzlich am Mittwoch gewechselt. Alle 2-3 Wochen durften wir zu Dritt kurz unter die Dusche. Alle gleichzeitig unter eine Brause. Abduschen, Haare waschen, fertig. Mir war das fettige Haar sehr unangehm. Zuhause wurde es auch nur ein Mal in der Woche gewaschen, aber dann war es auch nötig. Und hier nur alle 2-3. Wir hatten mehrere Bettnässer, von ganz klein (4 Jahre) bis groß (12 Jahre). Die wurden vor der ganzen Gruppe von den Tanten verhöhnt, beschimpft - und die großen Bettnässer mußten vor unser Augen unter diesen Beschimpfungen die nasse Bettwäsche in der einzigen Badewanne im Waschraum auswaschen. Grausam. Als Kollektivstrafe für das Bettnässen gab es ab dem frühen Nachmittag 14.30 Uhr für alle Kinder nichts mehr zu trinken. Der Tee zum Abendbrot wurde gestrichen. Uns wurde erzählt, dass das Leitungswasser vergiftet wäre, wir dürften das auf keinen Fall trinken!! Es wurde streng kontrolliert, ob wir nicht doch beim Zähneputzen einen Schluck nahmen. Ich hatte so furchtbaren Durst, dass ich es doch irgendwann mal heimlich getrunken habe, nach einem extra erbettelten Klogang (ich mußte nicht, ich wollte einfach nur trinken). Und nichts passierte. Keine fürchterlichen Bauchschmerzen, wie von den Tanten prophezeit... - Einmal wöchentlich mußten wir einen Brief nach Hause schreiben. Habe ich die Wahrheit erzählt, wurde ich zur Tante gerufen und beschimpft, dass ich Lügen erzählen würde. Ich mußte meinen Brief neu verfassen und dabei "schön schreiben", also alles positiv erzählen. Später fand ich einmal so einen Brief bei meinen Eltern, in dem ich versucht hatte trotzdem meine Situation zu schildern. Einige Passagen waren herausgeschnitten. Darunter stand von den Tanten geschrieben, dass ich eine blühende Phantasie hätte und mir das alles nur ausdenken würde. - Ich versuchte schließlich wegzulaufen. Wir waren in einem Waldstück, spielten irgendein Versteckspiel. Ich hatte einem Jungen, der mich gehänselt hatte, mit aller Wut die ich in mir hatte zwischen die Beine getreten und war entsprechend von der Erzieherin vor allen ausgeschimpft worden. Ich bin einfach so weit ich konnte immer weiter und weiter in den Wald hineingelaufen. Und hatte nur einen Gedanken: zum Bahnhof, irgendwie. In einen Zug, irgendwie. Nach Hause. Ich hörte alle nach mir rufen - und bin einfach weitergelaufen. Bis ich im immer tieferen Dickicht Angst bekam und mich in einem trockenen Bachbett niedergekauert habe. So wurde ich gefunden. Ab da an bekam ich einen Saft, der mich für wenige Stunden ruhigstellte. Sobald ich ihn geschluckt hatte, schien alles wieder gut, ich fühlte mich total ruhig und hatte kein Heimweh mehr. Nach einer gewissen Zeit brach alles Heimweh wieder über mich hinein. Ich nehme an es war Valium, oder ähnliches. Ich versuchte ein 2. Mal wegzulaufen, nachdem ich es schon nachts ganz leise versucht hatte (in allen Zimmern war eine Art Babyfon) und merkte, dass die Haustür abgeschlossen und der Schlüssel abgezogen war. Also bin ich tagsüber, während wir auf der Wiese hinter dem Haus spielten, einfach und ruhig um das Haus herumgegangen und auf die Straße Richtung Ort, ohne mich umzudrehen. Ich wollte nur zum Bahnhof und hatte gehofft dass mich niemand bemerkt, wenn ich ganz ruhig gehe. Doch Kinder hatten mein Fortgehen gemerkt und mich verpetzt. Ich wurde zurückgeholt, bekam den Beruhigungs-Saft und wurde gefragt, ob ich wisse warum ich in Frisia sei. Ja, weil ich häufig krank gewesen sei. Nein, lautete die Antwort. Weil ich zu sehr an meiner Mutter hängen würde. Sie hätte mich nicht mehr zuhause haben wollen, darum wäre ich nach Frisia gebracht worden! In mir zerbrach das allerletzte bischen - und ich habe keinen weiteren Versuch mehr unternommen wegzulaufen. Wenn meine Eltern mich nicht mehr haben wollen, schicken sie mich doch sofort wieder zurück ... dachte ich. Ich wurde später ins Storchennest verlegt, gemeinsam mit zwei gleichaltrigen Mädchen. Die anderen Betten blieben leer. Das war nach 3 Wochen. Ab da an habe ich mich etwas eingelebt, da ich zum ersten Mal Freundinnen dort hatte. Bekam ich ein Päckchen von Zuhause, eine sehr große Besonderheit für mich, als 4. Kind in einer sparsamen Familie, habe ich es nicht erhalten. Sondern es wurde vor meinen Augen aufgeteilt, an alle Kinder. Selbst ein Riegel Mars mußte geteilt werden. Als ich mich beschwerte, dass es doch mein eigenes Päckchen von meiner Mami sei, wurde ich streng zurechtgewiesen. Ich müsse lernen zu teilen! (was ich wie gesagt zuhause mit 3 Geschwistern sowieso immer getan hatte) Aß ich bei den Mahlzeiten nicht auf, weil ich z. B. keinen Fisch essen konnte (sofortiges Würgen) oder einfach das Gericht nicht mochte (Obstsuppe, jeden Morgen! abgewechselt von Vanille-oder Schokoladensuppe mit Haut, eklig) mußte ich solange alleine im Speisesaal sitzen bleiben, bis ich aufgegessen hatte. Und wenn es Stunden dauerte. Ein Mal habe ich bis zur nächsten Mahlzeit sitzen müssen. Fischfrikadellen führten dazu, dass ich mich übergeben habe. Was neue Strenge nach sich zog.... Ich könnte immer weiter schreiben. Meine seelische Erkrankung begann im Haus Frisia, dort wurde mir meine Seele gebrochen. In unmittelbar zeitlicher Folge wurde ich schwerst darmkrank, Colitis ulcerosa, therapieresistent. Eine Autoimmunerkrankung, die stark psychosomatischen Einflüssen unterliegt. Typisches Thema dabei ist Verlust, Trennungserfahrung, Trauer. Stimmt. Erst viele Jahre später habe ich erfahren, dass meine Cousins ebenfalls einige Jahre davor auch im Kinderheim Frisia waren - und es genauso schrecklich, genauso traumatisch fanden. Aber als Zwillinge waren sie zumindest nicht alleine. Mit dem Aufenthalt im Kinderheim Frisia endete meine Kindheit - und mein Leben als chronisch Kranke begann. Meine Eltern wollten nie wissen, was sie mir damit angetan haben. Sie haben mir meine Erzählungen nie geglaubt.
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Birgit aus Menden schrieb am 17.02.2024
Ich bin im April 1972 kurz vor meinem 6. Geburtstag mit meiner kleinen Schwester zur Kur ins Fichtelgebirge gekommen. Gerne würde ich wissen, wie das Heim im Fichtelgebirge wohl hieß. Ich kann mich an manches erinnern und an vieles leider nicht mehr. Es war für mich die schrecklichen Wochen meines Lebens. Ich leide nach 50 Jahren noch immer an Angstzuständen, teilweise stottere ich und bin lieber alleine. Zur Zeit gehen mir viele Gedanken durch den Kopf, das ich mich zum Teil an einige schreckliche Erlebnisse mich erinnern kann und warum ich anderes ausblende und ich mich einfach nicht erinnere. Ich wurde damals zur Kur geschickt, weil ich zu dünn war. Grausam was den Kindern dort angetan wurde😢
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Alexander Bieseke aus Bad Driburg schrieb am 17.02.2024
Ich wurde 1974/75? als 6/7 jähriger in ein Kurheim mit dem Namen Haus Warburg verschickt. Meiner Erinnerung nach über mehrere Wochen. Ich erinnere mich, an eine damalige Zeitungsmeldung, wonach die ehemalige Heimleiterin ermordet worden war. Ich erinnere mich leider sehr negativ anbdie Aufenthalte. Ich wurde Sonntags von fremden Männern (Amtsträger Neuapostolische Kirche) in eine Kirche abgeholt, da meine Eltern darauf bestanden hatten.
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Brunhild Stephan aus Usedom schrieb am 14.02.2024
Ich wurde 1959,1960 nach Wieck auf Rügen verschickt, zusammen mit meinem kleinen Bruder. Ich muß 5 Jahre gewesen sein und mein Bruder 4 Jahre, es war keine gute Zeit für uns. Wir wurden auseinander gerissen und ich durfte meinen Bruder nicht sehen. Ich habe viel geweint und wurde dort auch gedemütigt. An den großen Schlafsal kann ich mich erinnern und an die weißen Eisenbetten. Bei Tisch durften wir nicht auf die Toilette gehen und wenn Kinder in die Hosen machten wurden sie bestraft. Wir mussten Mittags aufessen, es durfte nichts auf dem Teller bleiben, es war grausam. Auch an die kalten Duschen in Steinwaschbottigen kann ich mich erinnern . Ist hier jemand mit dem ich mich austauschen könnte?
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Ulrike Leuten aus Kempen schrieb am 13.02.2024
Ich bin von 1961 und war somit mit 5,6 Jahren in diesem grausamen Heim. Ins detail möchte ich nicht gehen, aber ich erinner mich so deutlich an ein blondes Zwillingspaar, 2 Jungens, die beim Essen mir gegenüber saßen. Es gab wieder diesen widerlichen Kakao. Einer von den Zwillingen hatte den Mut, ihr leergetrunkenes Kakaoglas mit meinem vollen Glas zu tauschen, so dass ich es nicht trinken mußte.
Bis heute fühle ich die Erleichterung über diese Heldentat. Vll liest einer von euch ja diesen Beitrag, wenn ja, dann nochmal danke 😊
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Mandy Eidtner aus Blankenfelde-Mahlow schrieb am 11.02.2024
Hallo zusammen,

ich habe durch Zufall eine Dokumentation auf Youtube zum Thema "Verschickungskinder" gesehen und würde mich gern mit anderen Betroffenen austauschen.
Ich bin Jahrgang 1985 und wurde als 5-jährige zu einer Bronchitskur ins Volkssolbad 4732 Bad Frankenhausen Kindersanatorium "Helmut Just" geschickt (Kurbeginn: 29.03.1990, Kurende:08.05.1990).
Auch wenn ich aus dieser Zeit nur noch wenige Erinnerungen habe

- ohne Eltern zur Kur geschickt
- meine Eltern wussten zunächst nicht, wo ich war, bis Post aus dem Sanatorium kam
- keine Besuchserlaubnis; Telefon hatten wir damals nicht
- überwiegender Aufenthalt auf Krankenstation
wünsche ich mir für alle Betroffenen eine Aufarbeitung und Anerkennung seitens der Regierung, so wie es durch den Fonds Heimerziehung von 2012 bis 2018 für ehemalige Heimkinder in der BRD und DDR geschah.
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Marga aus Hessen - Büdingen schrieb am 11.02.2024
@ Sabine Elender, ich war ebenfalls im Sommer 1965 in einem dieser sog. Kindererholungsheime in St. Peter-Ording und bitte um Kontaktaufnahme. Danke.
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Rolf Kiemes aus Köln schrieb am 10.02.2024
Ich beziehe mich auf folgenden Eintrag:
[Ulrich Breitbach schrieb am 02.02.2022
Verschickungsheim: Bad Kreuznach, Knabenheilstätte „St. Marienwörth“
Zeitraum (Jahr): 1961 oder 1962
Ich suche Kontakt zu Personen, die wie ich Anfang der 60er Jahre ins Heim "Knabenheilstätte St. Marienwörth“ verschickt worden sind.

Ich denke ich war im Mai-Juni 1961 in diesem Heim, bin aber nicht sicher.
Das Heim wurde von Mönchen (ich denke Franziskaner) betreut. Ich war insgesamt sehr unglücklich in dieser Zeit, obwohl wir auch schöne Ausflüge gemacht haben und die Betreuung nicht so schlimm war.
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Volker aus Baden Würrtemberg schrieb am 10.02.2024
Ich war 1972 in Bad Salzuflen im Heim Roseneck (Name des Heims habe hab ich hier heute
erfahren).

Ich wurde hingeschickt weil ich anscheinend so "zappelig" war. Der Hausarzt hatte das empfohlen.
Ich war erst 5 1/4 Jahre alt und komplett überfordert.

Ich kann mich an folgendes erinnern:

Ich fuhr mit einer "TANTE" von Stuttgart HBF nach
Bad Salzuflen. Am Bahnhof hat mir meine Mama damals noch einen Teddy Bären gekauft. (Den gibt es noch😉)

An was ich mich erinnere:

* Moorbäder mit Wecker an der Badewanne.
* Abends wurde im Schlafsaal "Das kleine Gespenst" vorgelesen. Die junge Frau war nett.
*Wir waren in einem Zoo mit dem Bus und ein grosses Tier hat zum Fenster hereingespukt. (Giraffe ?) ...
Keine Ahnung ob es in Bad Salzuflen einen Zoo gibt bei dem man mit dem Bus durchfahren kann.

Ich war dann irgendwie krank.. Vermute Erkältung.
Wollte immer nach Hause....
Mehr weiss ich leider nicht (mehr)....

Die 6 Wochen waren wohl einschneidend.
Bis zum 16ten Lebensjahr konnte ich nicht alleine sein.
Wollte nicht auf Schullandheime fahren und wenn doch ging es mir sehr schlecht und ich wollte wieder nach Hause...
Hatte Angst alleine zuhause zu sein....
wollte nirgends alleine wegfahren....

Fazit und Gedanken:

Was für eine psychologische Ausbildung hatten die damals, Kinder mit 5 Jahren 6 Wochen von zuhause wegzuschicken ? 😤
Geld wurde sicher auch mit den ganzen Kindern verdient......
Die Eltern hatten es sicher gut gemeint und wussten es wohl nicht besser.

Meine eigenen Kinder mussten nirgends hin. Auch wenn es im Kindergarten eine Nacht war und es ging nicht, dann wurden die Kinder wieder abgeholt. Da gab es keine Diskussion...
Heute sind meine beiden Kinder junge selbstständige Erwachsene, die gerne verreisen und selbstständig leben und entscheiden können.
Niemand muss als Kindergartenkind wochenlang irgendwohin. Niemand........
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Dagmar schrieb am 10.02.2024
Hallo
Ich war ende 1979 in Bad Soden Allendorf. Erzieherinnen waren Nonnen. Zucht und Ordnung, Bestrafung ganz normal dort. Ich war dort wegen Inkontinenz, was nach der Kur noch schlimmer wurde.
Ich habe daran keine einzige gute Erinnerung. Ich war 9 Jahre alt.
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Eckart Meese aus 31632 Husum schrieb am 09.02.2024
Zeitzeugenbericht zum Eisenbahn-Kindererholungsheim 1960 in Bad Pyrmont Parkstraße:


Im Jahre 1960 wurde ich (Eckart) als viereinhalbjähriger Junge zusammen mit meinem 21 Monate älteren Bruder per Bahn ins Kindererholungsheim der Eisenbahn nach Bad Pyrmont verschickt.
Dort wurden wir einige Wochen lang gedrillt und gequält.
Es war größtenteils grauenhaft und angstbesetzt.
Unser Speisesaal befand sich in einem historischen Wintergartenanbau einer großen Stadtvilla aus der Gründerzeit. Die Kinder saßen zum Essen an einem langen Tisch, der von einer "Aufseherin" mit Stock zur Züchtigung ständig umrundet wurde, die darauf achtete, dass jeder seinen Teller leerte.
Wer das übermäßige / Ekel erregende Fett nicht essen wollte und sich auf den Teller erbrochen hatte, der wurde mit Stockhieben auf den Nacken gezwungen, das Erbrochene aufzuessen. Verweigerte man trotzdem, musste man am folgenden Tag insgesamt im Bett bleiben.
So erging es nicht nur mir.

Die Strafen, die Lieblosigkeit, die Angst und das Heimweh haben uns gebrochen.
Der Schlafsaal war ein mit Betten vollgestellter Raum, in dem man sich kaum bewegen konnte (teilweise Bett an Bett).
Das Verlassen des Bettes während der Nacht war bei Strafe untersagt. Wurde man mit offenen Augen im Bett liegend erwischt, gab es eine Ermahnung - "Augen zu - jetzt wird geschlafen".
Während der "Erholungszeit" kam einmal ein ambulanter Zahnarzt vorbei, der mir einen lockeren Milchzahn ohne Betäubung gezogen hatte. Ich verlor fast das Bewusstsein.

Im Jahre 2018 habe ich im Rahmen eines Kururlaubs auch Bad Pyrmont in der Parkstraße aufgesucht, um mich nach 58 Jahren an das noch immer nicht vergessene Grauen zu erinnern. Mein Bruder, der damals nur wenige Monate kurz vor seiner Einschulung stand, hat das Erlebte wohl besser verarbeiten, bzw. wegstecken - um nicht zu sagen - verdrängen können.
Bis heute erlebe ich bei fettigen Speisen einen Ekel.
Das Kinder-Erholungsheim der Eisenbahn steht dort nicht mehr.
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Franz aus Saarland schrieb am 08.02.2024
Ich war im September 1979 zusammen mit meiner kleinen Schwester aus dem Saarland im KKH Marienhof in Wyk auf Föhr. Ich habe noch eine original handgeschriebene Einladung der Mädchengruppe 4 für uns Jungs zu einer Discoveranstaltung 19.10.79.Unterschrieben haben damals " Regina Adam, Angelika Kohnke, Anja Rausch, Maren Kalkowski, Meike Franzen, Bettina Nissen, Nicole Portz, Simone Zim. ?,Sabine Stegermann, Susanne Sch. Gabi Höll, Ute Pormann, Petra Berger, Susanne Bolling. Vielleicht erkennen sich einige wieder und haben Lust mir zu schreiben um sich auszutauschen über die damaligen Verhältnisse. Ich bin entsetzt über die vielen Misshandlugen, von denen hier berichtet wird. Bei uns ging es einigermaßen moderat zu. Allerdings hat man als Kind auch nicht alles mitbekommen. Unsere Betreuerinnen waren soweit okay, manchmal sehr streng und manchmal auch genervt von uns. Allerdings waren wir Jungs auch richtige Rabauken und haben uns natürlich im kindlichen Sinne ausgetobt. An Misshandlungen oder Schläge kann ich mich nicht erinnern. Ich habe noch ein Original Gruppenfoto mit unserer Betreuerin Rosi. Ich selbst bin teilweise im Kinderheim und in einer Pflegefamilie aufgewachsen. Misshandlungen aller Art waren damals an der Tagesordnung. Von daher wundert es mich nicht, was hier viele schreiben. Vielleicht haben wir damals einfach nur Glück gehabt, vielleicht habe ich als Kind aber auch nicht alles mitbekommen. Von daher wäre es schön, wenn sich Ehemalige zum Austausch melden würden > September 1979. Die Kinderdisco wurde damals brutal von den Betreuerinnen abgebrochen, weil wir Kidds alle schüchtern waren und keine richtige Stimmung aufkam. Der Betreuerin Rosi habe ich damals erzählt, das ich im Heim war und in einer Pflegefamilie lebte. Ich erinnere mich, das sie tagelang nachbohrte um mehr zu erfahren. Ich erinnere mich, das sie danach anders war zu mir > seltsam, abweisend und strenger. Insgesamt muss ich aber sagen, hatten wir wohl viel Glück gehabt, nachdem was ich hier so gelesen habe.
Ich grüße alle ganz herzlich, Lg. Franz
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Nicole aus Wittenberg schrieb am 08.02.2024
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich es überaus wichtig und großartig finde, dass durch diese Aufklärungsarbeit, dieses „ans Licht bringen“, den geschundenen, misshandelten Kindern von damals eine Stimme verliehen wird. Das sie so die Möglichkeit bekommen, endlich gehört zu werden... und somit evtl. anfangen können, all diese schrecklichen Geschehnisse zumindest ein Stück weit zu verarbeiten. Es bewegt mich zutiefst, wenn ich diese furchtbaren Berichte hier lese und dabei an die hilflosen Kinder denke, die sie einst waren. Ich wünsche jedem einzelnen von ihnen alles erdenklich Gute...
Nun zu mir. Ich weiß nicht inwieweit meine eigenen „Kuraufenthalte“ / bzw. Verschickungen hier relevant sind, da sie in der damaligen DDR stattgefunden haben und wohl vieles etwas anders ablief. Ich kann dennoch sagen, dass auch an mir nicht alles spurlos vorübergegangen ist. Allein die Verschickung an sich... die Trennung von der Familie, von allem was einem vertraut ist... ohne einordnen zu können, wohin man gebracht wurde, wie weit weg von zuhause und ob bzw. wie man wieder zurückkommt. 6 Wochen sind lang und als Kind kommt man da auf die merkwürdigsten Gedanken. Dazu fremde Menschen, die prinzipiell jede nur erdenkliche Macht über einen haben. Weiterhin medizinische Anwendungen, die nie kindgerecht kommuniziert wurden... stattdessen wurde alles einfach mit einem gemacht. Egal ob es für das Kind beängstigend war oder nicht. Das interessierte niemanden. Diese Praxis war damals generell üblich. Auch bei Krankenhausaufenthalten habe ich dadurch schlimme Erfahrungen gemacht, z.B. als mir unter Anwendung von Gewalt der Magen ausgepumpt wurde. Ich war 8 Jahre alt und hatte die ganze Zeit das Gefühl zu ersticken. Die ganze Prozedur ohne Beisein eines Elternteils. Doch das ist eine andere Geschichte... Fakt ist, man fühlte sich in diesen sogenannten „Kuren“ irgendwie ausgeliefert, hilflos... man passt sich so weit es geht an, lässt alles über sich ergehen, fügt sich und schluckt die Ängste zusammen mit dem enormen Heimweh herunter.
Als ich das erste Mal verschickt wurde, war ich 4 oder 5 Jahre alt. Es war Ende der 70er Jahre und es ging nach Bad Frankenhausen in das Heim „Helmut Just“. Ich kann mich an fast nichts mehr davon erinnern.. Außer an einen großen Schlafsaal mit diesen typischen weißen Metallbetten (Lazarett-Betten, wie ich sie nenne) und daran, dass es gefühlt jeden Morgen Brote mit Erdbeermarmelade zu essen gab (die ich aber durchaus recht lecker fand). Auch weiß ich noch, dass mir oft Karten von meiner Oma vorgelesen wurden. Sie fand es schrecklich für mich, als Kind solange von zuhause weg sein zu müssen und wollte mir auf diese Weise Halt und Unterstützung zukommen lassen. Ich bin ihr dafür bis heute sehr dankbar... Zur Anreise erzählte mir meine Mutter (auf Nachfrage), dass sie mich zum Hauptbahnhof in Halle/Saale bringen mussten. Dort war so eine Art Sammelplatz, wo (laut ihrer Aussage) schon viele andere weinende Kinder warteten. Von dort ging es dann, ohne Eltern, mit dem Bus weiter. Ich habe keinerlei Erinnerung mehr daran. Meine Therapeutin meint, dass ich mich normalerweise daran erinnern müsste, da dies in diesem Alter prinzipiell möglich ist und die Verschickung ein intensives Erlebnis, abseits des Alltags war. Meine Kindergartenerlebnisse aus der selben Zeit sind merkwürdigerweise nach wie vor erinnerungstechnisch präsent. Sie denkt, dass damals eine Art Selbstschutz meiner Psyche einiges praktisch „ausgeblendet“ hat.
Auch von meiner zweiten „Kur“ (1983, in Graal Müritz, wahrscheinlich Heim „Richard Aßmann“) fehlen mir große Teile meiner Erinnerung, obwohl ich da bereits 9 Jahre alt war. Ich sehe das Zimmer vor mir, wo ich mit vier anderen Mädchen untergebracht worden bin. An einigen Tagen gab es in einem Nebengebäude etwas Schulunterricht, in kleinen Gruppen. Zu dem gab es Strandläufe und Wasserwaten am Meer, wo wir im Anschluss daran noch ein wenig Zeit bekamen, um Muscheln zu sammeln. Ein- oder zweimal wurde ein Waldspaziergang gemacht. Früh morgens Atemübungen (im Zimmer) vor dem offenen Fenster, mit freiem Oberkörper (es ging wohl hierbei auch um Abhärtung, denn es war mitunter recht frisch). Des Weiteren wurden in einem großen Gemeinschaftswaschraum kalte Güsse zelebriert. Auch an Bürstenmassagen kann ich mich erinnern. Unsere Betten mussten wir jeden Morgen selbst machen, auf eine uns vorgeschriebene Weise. Decke und Kissen hatten so zu liegen, wie es uns vorher gezeigt worden war, und das Bettlaken durfte keine Falten mehr zeigen. Zu Zeiten ohne Spannbettlaken keine einfache Aufgabe für ein Kind, eine schwere Matratze anzuheben und die Ecken des Lakens entsprechend der Vorgaben so zu falten, dass es am Ende komplett glatt aufliegt. Alles wurde anschließend vom Personal kontrolliert. Gab es Beanstandungen (welche durchaus in schroffem Ton geäußert wurden), musste man es noch einmal machen. Ich weiß noch, dass ich sogar später zuhause darauf achtete, dass mein Bettlaken faltenfrei war.
Vage kann ich mich an ein Mädchen erinnern, das einmal auf dem Flur stand, was wohl als Strafe gedacht war. Wofür, weiß ich nicht mehr.
Meine schlimmste Erinnerung aus dieser Zeit sind jedoch die Saunagänge. Ich konnte bis zu diesem Zeitpunkt mit dem Begriff „Sauna“ gar nichts anfangen. Ich kannte so etwas schlichtweg nicht. Man brachte uns in einen kleinen sehr dunklen Raum (In meiner Erinnerung sind die Wände fast schwarz, z.T. wie verkohlt. Dies kann sich aber auch mit Albträumen vermischen, welche ich danach selbst nach Jahren immer wieder hatte). Die Hitze darin, schien mir unmenschlich und es roch merkwürdig. Dann wurde abgeschlossen. Ich hatte das Gefühl, in eine Art Backofen gesteckt worden zu sein und wusste ich kann nicht raus. Es war eine sehr beängstigende Situation. Ab und an schaute eine Schwester durch das kleine Sichtfenster oben in der Tür. Ich hoffte jedes Mal, dass sie uns rauslässt. Doch dann ging sie wieder. Irgendwann hörte ich das erlösende Geräusch des Schlüssels im Schloss. Danach wurden wir in einen anderen Raum gebracht. Dort mussten wir uns auf Pritschen legen und wurden mit angelegten Armen straff in Wolldecken gewickelt, damit die Hitze in unserem Körper nachwirken konnte. Es war beklemmend. Man kam von selbst nicht wieder aus dieser Decke heraus, man schwitzte und die Wolldecke kratzte auf der Haut. Doch fürs Erste war ich froh, aus der Sauna herausgekommen zu sein. Natürlich wiederholte sich das Ganze noch so einige Male in den sechs Wochen. Für mich hieß es jedes Mal: „nur irgendwie duchstehen“. Ich habe in meinem Leben nie wieder eine Sauna aufgesucht. 17 Jahre später hat mein Körper einmal mit einer starken Panikattacke auf einen Geruch reagiert (mir war plötzlich heiß und kalt geworden, ich fing an zu zittern, hatte Kreislaufprobleme und wollte nur noch dort weg) > später erfuhr ich, dass der Geruch, welchen ich kurz zuvor wahrgenommen hatte, aus einer Sauna kam, die sich unmittelbar in der Nähe befand. Es hat mich sehr überrascht, dass die besagte frühere Erfahrung aus der „Kur“ selbst nach so langer Zeit noch immer nachwirkte. Nicht auszurechnen, wie es denen ergehen muss, die während ihrer Verschickungen massivste Gewalt erlebt haben und diese als Erinnerung mit sich tragen. In einer der beiden „Kuren“ gab es einen Raum, in dem wir Soledampf einatmen/inhalieren mussten. Da ich aber Inhalationen in anderer Form aus der Praxis meines behandelnden Kinderarztes kannte, war dies für mich nicht schlimm. Ich konnte es als harmlos einordnen und somit war das okay. An weitere Dinge wie z.B. weitere Freizeitbeschäftigungen, Behandlungen, jegliche Mahlzeiten, weitere Räumlichkeiten, genaueres zum Personal etc., sowie An-und Abreise kann ich mich nicht erinnern. Auch frage ich mich immer wieder, wo unsere Sachen eigentlich verstaut waren. Das ist mir bei allen drei Verschickungen ein Rätsel.
2 Jahre später (1985-86), ich war 11 und wurde während der „Kur“ 12 Jahre alt, ging es in die dritte Verschickung. Es geschah jedes Mal auf Veranlassung durch meinen Kinderarzt , wegen angeblich chronischer Bronchitis. Dieses Mal schickte man mich sogar ins Ausland, in die damalige CSSR, nach Strbské Pleso (Hohe Tatra), ins Sanatorium „Helios“. Ich wollte keineswegs so weit von zu Hause weg und schon gar nicht wieder zu so einer „Kur“. Was würde mich dort nun wieder erwarten? Ich hatte Angst und doch keine Wahl. Am Flughafen Berlin-Schönefeld wurden wir „eingesammelt“. Mir liefen die Tränen und mein Vater sagte nur vorwurfsvoll: „Reiß dich mal zusammen! Wie alt bist du denn?!“ Es wurde meine erste Flugerfahrung und abgesehen vom späteren Rückflug auch meine letzte. Die alte Interflugmaschine war nicht gerade Vertrauen erweckend. Diesmal sind einige Erinnerungen an die Reise vorhanden. Es ging nach der Landung mit dem Bus weiter... eine sehr lange Fahrt. Ich wusste, dass ich nun definitiv so weit weg von zuhause war, wie noch nie zuvor. Ich befand mich in einem fremden Land, wusste nicht was mir dort bevorstand... allein das war schon beängstigend, selbst in diesem Alter noch.
Das Sanatorium war riesig. Es gab Mehrbettzimmer, wo wir ca. zu viert untergebracht waren. Die Altersstruktur ging etwas weiter auseinander, als ich es bisher kannte. Ich war eine der jüngsten in unserer Gruppe. Es war Hochwinter dort im Gebirge. Unsere Sachen, unser Schuhwerk (typisch für durchschnittliche Stadtkinder in der damaligen DDR) waren den stark winterlichen Verhältnissen nicht gewachsen. Alles wurde immer wieder innerhalb kurzer Zeit durchnässt und es war ziemlich kalt. Das Essen war soweit in Ordnung, wenn auch mitunter etwas fremd anmutend. In der Freizeit wurde viel draußen unternommen, meist Spaziergänge und Wanderungen, 1 oder 2mal ging es zum Rodeln am Hang hinter dem Sanatorium. In der Stadt durften wir manchmal von unserem Taschengeld einige Süßigkeiten kaufen, das war ein Highlight. Es gab auch 1 oder 2mal einen Kinonachmittag (das Kino befand sich in einer der unteren Etagen im Sanatorium, soweit ich weiß). Leider waren die Filme eher etwas für kleinere Kinder und ausschließlich in der Landessprache, aber Zeichentrickfilme versteht man ja dennoch irgendwie. Auch durften wir öfter nachmittags in einer Art Gemeinschaftsraum Karten spielen, Zeichnen etc. und dabei mit einem Plattenspieler Musik hören.
Früh wurde regelmäßig die Körper-Temperatur gemessen (unter dem Arm oder im Mund) und es wurde hin und wieder mit Salzwasser gegurgelt. Geduscht wurde gemeinsam, nach Gechlecht aber nicht nach Alter getrennt … manchmal etwas eigenartig vom Gefühl her. Das Personal war sehr nett. Bis auf eine Schwester, die sehr rigoros war. Sie sah es nicht gern, wenn wir zur Schlafenszeit zur Toilette gingen, also taten wir es irgendwie heimlich, wenn sie Aufsicht hatte. Alle anderen Schwestern waren freundlich und fürsorglich. Ich kann mich sogar noch an ihre Namen erinnern, sowie auch an einige der anderen Kinder bzw. Jugendlichen. Insgesamt habe ich an diese Verschickung die meisten Erinnerungen und durchaus einige gute. Dennoch war ich auch dort von beständigem Heimweh geplagt, zumal ich den Jahreswechsel und meinen Geburtstag dort verbrachte. Wie es sich mit den Weihnachtstagen verhielt weiß ich nicht mehr. Sechs Wochen sind jedenfalls lang, dazu die große Entfernung von der Heimat, in einem fremden Land. Man ist darauf angewiesen, dass Menschen, die man nicht kennt, einen wieder nach Hause bringen. Da man selbst nicht in der Lage dazu ist. Das ist und bleibt beängstigend.
Ich weiß noch wie erleichtert ich war, als das Flugzeug bei meiner Rückreise endlich wieder in Berlin-Schönefeld landete.
1987 sollte ich noch einmal ins Ausland verschickt werden (wahlweise nach Zypern oder Jugoslawien). Dagegen habe ich mich jedoch erfolgreich gewehrt. Meine Eltern haben mir das jahrelang immer wieder vorgehalten, wie „dumm“ ich doch war, so etwas tolles abzulehnen.
Noch lange nach meiner Verweigerung habe ich befürchtet, man würde mich irgendwann (praktisch über meinen Kopf hinweg) doch noch wieder wegschicken. Das passierte aber, Gott sei Dank, nicht. Gesprochen habe ich über all meine Ängste und Belastungen nie. Man hatte sich anzupassen und zu funktionieren, wie es von einem erwartet wurde.
Bis zur heutigen Zeit, bin ich ein Mensch, der zutiefst verunsichert ist und für den Reisen purer Stress sind. Weswegen sie soweit als irgendwie möglich vermieden werden. Ich brauche meine gewohnte Umgebung, meine alltägliche Routine und vertraute Menschen und Abläufe, um mich wohlzufühlen. Es muss quasi alles irgendwie kontrollierbar für mich sein. Ich muss die Gegebenheiten um mich herum einordnen können. Alles darüber hinaus bedeutet für mich Stress in höchstem Maße.
Vor einigen Jahren sollte ich zu einer medizinischen Rehamaßnahme, angedacht von einer größeren Behörde. Es kam mir vor, als hätte ich keine Wahl... ich fing an zu zittern, brachte kaum noch ein Wort heraus, hatte Panik. Die Sachbearbeiterin war sehr erschrocken über meine Reaktion und so nahm man letztendlich davon Abstand, was für mich eine große Erleichterung war.
Bei mir ist einiges in meiner Kindheit und Jugend, aber auch später, nicht so gelaufen wie es besser hätte sein sollen. Derzeit bin ich erwerbsunfähig verrentet. Nach diversen Diagnosen (wie Angststörung, Agoraphobie, Bindungsstörung u.s.w.) ergab sich im Laufe jahrelanger Therapie, dass ich unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung leide. Die Verschickungen haben ihren Teil dazu beigetragen, selbst wenn ich nicht so massive Gewalterfahrungen machen musste, wie so viele andere hier.
In meiner Familie wird dieses Thema eher abgetan, nach dem Motto: „Das war halt damals so.“ Ich sollte es doch endlich ruhen lassen.
Für mich sind es einige der Erfahrungen meines Lebens, die mir schon früh das Empfinden von Sicherheit genommen haben. Was blieb war ein permanentes Gefühl von Unsicherheit, Ausgeliefertsein, Machtlosigkeit und latenter Bedrohung... bis heute.
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Ursula Geißelmeier aus Fürth schrieb am 08.02.2024
Liebe ehemalige Verschickungskinder,
auch ich wurde mit 3 1/4 oder 3 1/2 Jahren 1962 vom Gesundheitsamt nach Tutzing geschickt, um die Nachwirkungen einer Lungenentzündung auszukurieren. Eines Tages wurde ich von der jüngeren Schwester meiner Mutter, die damals schwanger war, zum Bahnhof gebracht. Dort waren viele Kinder und einige Betreuer. Wir wurden in einen Zug gesetzt. Als Reisebegleiter hatte mir meine Mutter einen Teddybären gekauft. Ich war völlig ahnungslos, was vor sich ging und begann sehr schnell nach meiner Mutter zu fragen. Als Antwort bekam ich zu hören, dass sie beim nächsten Bahnhof auf mich warten würde. Als der Zug stoppte, hielt ich natürlich Ausschau nach meiner Mutter, aber sie war nirgends zu sehen und der Zug setzte sich rasch wieder in Bewegung. So ging es immer weiter, meine Frage nach meiner Mutter und die gleiche Antwort. Schließlich hieß es, dass wir zu einem großen Haus fahren würden, wo meine Mutter mich erwartete. Natürlich Pustekuchen. Ich kann mich noch an das Haus erinnern, aber viel weiß ich nicht mehr. So gab es wohl zum Frühstück Marmeladenbrote und mittags Grießbrei. An das Abendessen kann ich mich nicht erinnern. Es wurde aber Wert darauf gelegt, dass aufgegessen wurde. Die Kinder wurden alle regelmäßig gewogen, wobei ich im Arztzimmer immer Angst verspürte. An Grausamkeiten kann ich mich nicht erinnern. Gut im Gedächtnis sind mir noch der große Schlafraum, das Bad und der Sandkasten im Garten geblieben. Der Speiseraum wurde auch als Spielzimmer genutzt und es gibt auch Fotos mit mir darin. Aus den geplanten 4 Wochen wurden 6, da ich an Masern erkrankte. Man verlegte mich in das Krankenzimmer, ein kleiner Raum, in dem noch 2 oder 3 weitere Kinder waren. Dort ging es uns ganz gut. Es gab im Heim auch eine Betreuerin, wohl im Alter meiner Mutter, die mich öfter hinter der Tür versteckte, wenn die anderen Kinder raus gingen. Sie nahm mich dann auf Besorgungen in die Stadt mit. Ich glaube, dass sie Mitleid mit mir hatte, weil ich damals die Jüngste war. Sie schrieb auch Briefe an meine Mutter. Am Ende der Kur bekam ich zum Abschied ein kleines Geschenk. Zuhause musste ich nach 3 Tagen in die Klinik wegen des Verdachts auf Blinddarmentzündung. Die starken Bauchschmerzen kamen aber wohl durch die Umstellung auf das Essen meiner Mutter. Durch den Aufenthalt und das ganze Drumherum habe ich jedoch ein Trauma behalten. Jahrelang litt ich unter starken Trennungsängsten, so hatte ich riesige Angst, dass meine Eltern sterben würden und ich sie nie mehr wiedersehen könnte. Ein Versuch, mich in den Kindergarten zu bringen, scheiterte kläglich. Am Beginn der 1. Klasse musste ich zur Schule gebracht werden, wobei ich mich auf dem Schulweg an mehreren Hausecken übergab. Später waren Klassenfahrten für mich auch nicht einfach. Ich litt einfach immer unter der Angst, dass ich meine Eltern nie mehr wiedersehen würde, wenn ich fortging. Mein Auszug von zu Hause wegen der Aufnahme meines Studiums in einer weiter entfernten Stadt belastete mich anfangs auch sehr. Meiner Mutter habe ich nie verzeihen können, dass sie mich so ahnungslos weggeben hat. Ich habe als Erwachsene mehrfach versucht mit ihr darüber zu reden, aber sie blockte immer mit den Worten ab, dass das sein musste, weil ich mich damals ja erholen musste. Das letzte Mal versuchte ich es 2009, aber sie wiederholte ihre Begründung. Danach bekam sie einen schweren Schlaganfall und wurde zum Pflegefall. Ich habe mir immer gewünscht, dass sie wenigstens ein einziges Mal zu mir sagen würde, dass es ihr leid tut und sie das niemals wieder machen würde. Dann hätte ich mit der Geschichte vielleicht abschließen können. Das Schlimmste für mich war das erlittene Heimweh und ich habe bei meinen 3 Kindern alles vermieden, dass sie dieses Gefühl kennen lernen.
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Göldner Claudia aus 92715 Püchersreuth schrieb am 08.02.2024
Ich bin erst heute von meiner Ergotherapeutin auf die Verschickungskinder aufmerksam gemacht worden. Bis dahin konnte ich mich an kaum etwas aus dieser Zeit erinnern, außer an ein paar fürchterliche, prägende Erlebnisse und dass es auf Sylt war. Was ich noch wie heute weiß, ist wie schlimm es für mich war. Viele Erlebnisse habe ich wahrscheinlich verdrängt. Auch ich kann mich an eine Situation erinnern, in der ich nicht auf die Toilette konnte, in meiner Verzweiflung bin ich damals in eine der Duschen gegangen, um mich zu Erleichtern. Nicole, als ich deinen Bericht gelesen habe, kam dies alles auf einmal in mir hoch. Leider sind meine Eltern schon verstorben und ich kann sie nicht mehr fragen, wann und wo es genau war. Endlich erklären sich mir auch viele Probleme, die ich seit dieser Zeit habe und seit ein paar Jahren versuche aufzuarbeiten.
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Barbara Knechtel schrieb am 08.02.2024
[Gabi hat einen Eintrag über dieses Heim geschrieben,dem ich voll zustimmen kann
Ich würde gerne Kontakt mit Ihr aufnehmen oder auch anderen Kindern
die BEK war auch unsere Krankenkasse,ich wurde krank und bekam Medikamente,Tabletten.die so groß waren,dass ich sie nicht schlucken konnte
Deshalb habe ich heimlich Brot mitgenommen in mein Bett,die Tabletten darin eingewickelt und das Päckchen unter meiner Bettmatratze versteckt
Ich hatte fuerchterliche Angst erwischt zu
werden und die Hoffnung,dass meine Eltern mich abholen,wenn sie erfahren,dass ich krank bin
Sie haben es nie erfahren,Gottseidank waren meine Selbstheilungskraefte so gut,dass ich auch so gesund wurde und auch ich wie
wurde (wie Gabi) nach diesem Aufenthalt
als aufmüpfig empfunden,welch ein Missbrauch an uns Kindern in seelischer und körperlicher Hinsicht,die uns unser Leben sicher erschwert haben
Mich würde interessieren,ob Dr.Ewald an Medikamentenversuchen beteiligt war
Es gibt noch sehr viel mehr zu berichten,aber für jetzt hoffe ich,auf einen Kontakt zu Gabi
Barbara
Ich habe übrigens vor ca 4 Jahren Wuestensachsen besucht, zu meiner persönlichen Recherche,habe zufällig mit einem Mann gesprochen,dessen Frau damals in der Heimkueche gearbeitet hat,er sagte mir,dass seine Frau gekündigt hat,weil sie die Zustände dort nicht mehr Mitertragen und-ansehen konnte.Auch bei Anfrage in der Gemeinde keine Hilfe,genauso wenig wie bei der BEK.



Mich würde n
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Thomas aus Garbsen schrieb am 08.02.2024
Auch ich war damals von Essen aus nach Oberstdorf zur Kur. Kann mich an zurückgehaltene Briefe, erzwungene Korrekturen in diesen Briefen, Kaltwasserduschen, Gartenarbeiten u.a.m. erinnern. Lange ist es her, positive Erinnerungen gab es aber auch. Wanderungen und Sommer in den Bergen sind unvergessen.
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Gerd Eyssele aus Stuttgart schrieb am 08.02.2024
Ich war etwa 7 Jahre alt, als ich wegen Untergewicht nach Storzeln verschickt wurde. (20 Jahre später Operation wegen Hyperthyreose) Eigentlich habe ich keine schlechten Erinnerungen daran. Ich erinnere mich an eine sehr nette Betreuerin, die mit uns gesungen hat, mit mir Klavier spielte und mir half, meinen Eltern zu schreiben. Mein Bett war in einem großen Schlafsaal hinten, rechts an der Wand. Auch erinnere ich mich an einen Ausflug auf den Hohentwiel, an Ausflüge in den nahe gelegenen Wald und an ein Abspritzen mit dem Wasserschlauch, wo wir allerdings freiwillig in den Wasserstrahl treten konnten; ich habe mich 2x hinein gewagt. Auch erinnere ich mich an die Hinfahrt mit dem Zug, die ich als aufregende Erwartung empfand. Bestrafungen und Medikamente sind mir nicht in Erinnerung.
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Stefan schrieb am 08.02.2024
Hallo,
obwohl ich heute viel geweint habe, nach der Wut, vielen Dank an diese Seite und alle Berichte. Ich werde recherchieren und hoffentlich das Jahr und das Heim raus finden. Dann werde ich auch Zeugnis ablegen.
Mir hat nie jemand geglaubt, es ist so gut und wichtig darüber zu reden!
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Ulrike Hampel aus 71394 Kernen schrieb am 07.02.2024
Im November/Dezember 1957 wurde ich als 6-Jährige, sechs Wochen lang, vom Gesundheitsamt Kassel in das Kinderheim in Karlshafen zur "Kur" geschickt. Es wurden die schlimmsten 6 Wochen in meinem Leben und ich hasse diese Stadt, die ich bis heute nie wieder betreten habe.

Wir Kinder wurden in Kassel alleine in den Zug gesetzt und nach Karlshafen gebracht. Im Zug habe ich mich mit einem gleichaltrigen Jungen befreundet und wir haben uns geschworen, die ganze Heimzeit zusammen zu bleiben.
Der erste Schock kam, als wir am Heim ankamen: Schon vor der Tür, wurden Jungen und Mädchen getrennt! Ich habe ihn nie wieder gesehen.

Jeden Mittag, wir bekamen das Essen in einer tiefen Schale, die wie ein Hundenapf aussah, habe ich mich in diese Schale übergeben, weil wir nicht aufstehen durften. Ich war eh ein "Spuckkind" und es war daher nicht verwunderlich.
Ich musste das Übergebene 3x aufessen, ehe ich mir einen neuen Schlag holen durfte. Den habe ich auch 3x übergeben, bis ich schließlich das Erbrochene wegbringen durfte. Sechs Wochen lang, jeden Mittag das gleich Prozedere...
Mir wird heute noch übel, wenn ich an die Konsistenz der "bearbeiteten Mahlzeit" denke.
Alle Kinder, die gespuckt hatten, durften bei den Spaziergängen keinen Schnee anfassen und auch beim Kaspertheater nicht zuschauen.

Jeden Mittag mussten wir Mittagsschlaf machen. Ich war schon immer ein sehr temperamentvolles Kind, das sehr sehr wenig Schlaf brauchte. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es dort geschafft habe soviel zu schlafen.
Aber einmal konnte ich mittags nicht einschlafen und als die Schwester zur Kontrolle kam, habe ich schnell die Augen geschlossen, aber sie hat trotzdem bemerkt, dass ich noch wach war. Sie hat mir die Bettdecke über den Kopf gezogen, und mich solange geschüttelt, bis ich nichts mehr mitbekommen habe.

Wir mussten auch unsere Waschbecken putzen und wehe, es war nicht gut genug. Mich hat die Schwester regelmäßig angeschrien. Dabei wusste ich gar nicht was ich besser machen sollte.

Es war eine schreckliche Zeit dort, ich bin drei Jahre lang nicht mehr alleine verreist, womit ich vorher kein Problem hatte.

Als meine Mutter mich nach sechs Wochen in Kassel vom Zug abgeholt hat, bekam sie einen Schreck: sie hatte gedacht, sie holt den lebenden Tod ab. Aber trotzdem hat sie beim Gesundheitsamt keine Beschwerde eingelegt. Ich hätte denen die Hölle heiß gemacht, wenn es mein Kind gewesen wäre!!!
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Jasmin Rosenberger aus Lingenfeld schrieb am 07.02.2024
Ich wurde 1974 geboren, leider erkrankte ich mit nur 3 Monaten an
Keuchhusten. Was Anfang der 70er bedeutete, dass die Mutter ihr Kind im Krankenhaus auf der
Station abgeben musste und von da an es nur noch über eine Trennscheibe sehen
konnte.
Keine Berührung, keine Nähe nichts, wir Babys hatten nur Kontakt zu den Schwestern, was hieß, sie fütterten einen, wechselten die
Windeln, das war es. Wenn man schrie, dann schrie man eben, da kam niemand und mit der Zeit wurden die Babys immer er stiller
und stiller. Heute weiß man wie schädlich so eine Isolation sein kann für ein Baby.
Ich musste ganze 3 Monate dort bleiben, was ich erst vor ein paar Jahren
herausfand war die Tatsache, das ich durch diese Behandlung schon
frühkindliche Störungen erlitten haben, Diagnose "Hospitalismus".
Menschen mit dieser Störung fällt es schwer vertrauen aufzubauen zur Mutter, Vater, Familie, man kann schon als Baby, Kleinkind unter
Depressionen leiden. Mir wurde das Urvertrauen genommen, das da wer
ist wo einen beschützt, liebt, sich um einen kümmert.

Meine Mutter sagte mal etwas zu mir, was ich seither nicht mehr
vergessen kann.
"Als ich dich aus dem Krankenhaus damals aus dem Krankenhaus holte und dich im Arm hielt, sagte ich zu deinem Onkel, das ist nicht mein Kind, sie ist so ganz
anders!!!
Und so war es auch, ich schrie einfach nicht mehr wenn ich Hunger oder
die Windel voll hatte. Ich schlief nur, schlief immer und überall...
Meine Mutter musste mich immer immer aufwecken damit ich überhaupt aß und da
war noch etwas, sobald sie mich ins Bett legte, fing ich an meinem Kopf hin und her zu drehen, monoton bis ich einschlief.
Kein guter Start ins Leben oder?

Seit ich denken kann habe ich von kleinst auf schon immer das Gefühl
gehabt, dass ich nicht in diese Familie passe, gehöre, nicht mal auf diese Welt.
Das ist etwas, was ich heute noch in mir trage.
Mein Leben stand einfach unter keinem guten Stern.

Mit nur 2,5 Jahren also 1976/77 schickte meine Mutter ( die zu dieser Zeit alleinerziehend war) mein Bruder 2,5 Jahre älter als ich) und mich in
ein sog. Kindererholungsheim!

Eine Freundin von ihr, die auch 2 Kinder hatte schwärmte ihr vor wie toll das doch wäre für Kinder und das es über die Arbeiterwohlfahrt AWO
finanziert werden würde.

So kam es, dass sie eines morgens zu uns sagte, dass wir mit dem Zug in
Urlaub fahren würden.
Sie begleitete uns in den Schwarzwald nach Schonungen. Sie ging mit uns
in das große graue mehrstöckige Haus.
Ich erinnere mich noch gut daran, dass dort viele Kinder mit ihren Müttern waren.
Seit ich in dem Krankenhaus war, als Baby, war ich eine Mama-Klette, niemand durfte mich hochheben, da
verfiel ich sofort in Panik, fing an mich völlig zu versteifen bis hin,
dass ich aufhörte zu atmen. Von daher wich ich meiner Mutter nicht von
der Seite. Alle Mütter und Kinder waren im großen Speisesaal, dort gab
es für alle warme Schokolade und ein Nutellabrot.

Dann sagte meine Mutter zu meinem Bruder er solle kurz auf mich aufpassen, sie käme gleich wieder...
Sie verließ den Saal und kam nicht mehr zurück.
Für mich brach eine Welt zusammen, warum ließ sie mich/uns schon wieder
alleine???
Zu allem Übel wurden Geschwister sofort getrennt. Mein Bruder musste mit
den anderen Jungs in den 2 Stock und mich brachte eine sog. Tante in den1 Stock.
Ich war so unter Schock, dass ich nicht mehr sprach an diesem Abend, Nacht und auch sonst nur selten was von mir gab.

Ich war mit ein paar ebenfalls sehr kleinen Mädchen die jüngsten dort,
doch für uns galten alle Regeln und Bestrafungen genauso wie für die
älteren Kinder dort.
Mein Bruder sah ich nur noch bei den Mahlzeiten im großen Speisesaal,
doch unterhalten, mit einander spielen, uns in den Arm nehmen war absolut verboten.

Die Tanten und Onkels so wie die Heimmutter und Vater waren ganz furchtbar streng, sie schrien ständig herum.

* Prügel , Schläge mit allem was sie in die Hände bekamen waren an der Tagesordnung, egal wie alt du warst.

* wer nicht tat was man ihm sagte, nicht schnell genug war bekam Schläge, mit dem wurde herum gebrüllt, musste Strafarbeiten erledigen.
Den sog. Erzieher/innen machte es regelrecht Spaß uns Kinder mit Worten zu erniedrigen, beschimpfen, dieses ständige angebrüllt werden war
einfach nur furchtbar.

* wer nicht essen wollte oder nicht aß was auf dem Teller war, auf den wartete eine besonders harte Strafe.
Dazu muss man sagen, dass das Essen dort furchtbar war, oft roch es schlecht, Brot gab es auch schon mal angeschimmelt
Teils roch es übelst, war zu hart, zu trocken, versalzen und ich glaube
auch oft überhaupt nicht mehr essbar denn viele von uns erbrochen sich
oft oder hatten ständig Durchfall und Magenkrämpfe.

So erging es mir eines Nachmittags, das es Hähnchen gab, es roch seltsam
und es war mit Paprikapulver über und über bestreut, dass mir schier alles hoch kam.
Doch die Tante war gnadenlos, sie schrie mich die ganze Zeit an ich solle essen, drohte mir mit Prügel, versuchte mir das Essen mit Gewalt in den Mund zu schieben, packte mich grob an, bis ich mich irgendwann
über dem Teller übergeben musste.
Sie riss mich an den Haaren hoch und prügelte auf mich ein.
Mein Bruder schrie los und rannte zu mir herüber aber da waren die
Onkels schneller, hielten ihn fest, während sie mich aus dem Saal
schleiften in die Küche.

In die Küche wollte niemand kommen, jeder wusste was nun passieren würde.
Ich hörte mein Bruder schreien, wie er rief, sie sollen mich raus
lassen, dass sie das nicht tun dürften und er schlug und trat gegen die Tür, bis es auf einmal ganz ruhig wurde.
Ich saß auf der Eckbank, bekam mein Teller mit dem erbrochenem und dem
Hähnchen vor mich gestellt und den Befehl "iss"!!!
Ich war 2,5 Jahre alt, war völlig verstört, hatte Todesangst, ich bekam nichts runter.
Dann rief sie die Schäferhunde rein, einer nahm rechts, der andere links
von mir Platz und dann hieß es wieder " iss" oder die Hunde beißen dich.
Ich kann mich noch an die ersten Bisse erinnern, es waren schlimme
Schmerzen, ich stand so unter Schock, dass ich nicht mal mehr weinen konnte.
Irgendwann wachte ich auf, ich lag im Krankenzimmer meine Finger, Arme waren eingewickelt in Verbände und ich musste einige Tage dort bleiben.

* Ich kann jetzt nur für mich sprechen, ich wurde in dieser Zeit;
geschlagen, bestraft, auf mich wurde mit Gegenstände eingeschlagen von
Ästen, Ruten über Kochlöffel, Lineal, der Hand, mal auch die Faust...
* mir wurden Medikamente, Säfte gegeben wovon einem oft furchtbar übel
wurde, man Fieber bekam, bis hin zur völliger Müdigkeit.
Das man einschlief war gewollt, sobald man aufwachte war man in Kellerräume oder auf dem Dachboden, oft irgendwo angebunden und die
Onkels und Tanten so wie die Nonnen und Brüder, die ab und an da waren,
missbrauchten uns, mit Vorliebe besonders gerne uns ganz kleine Mädchen.
Ob Jungs das ebenfalls erleben mussten, weiß ich nicht, ich war ja immer nur mit
Mädchen zusammen.
Von Berührungen über Folter, Schläge, eindringen in einen, einzeln oder zu mehreren, sie waren brutal und je mehr man schrie oder weinte desto
mehr Freude zeigten sie, sie lachten.
Es war die Hölle auch wenn ich erst viel später verstand was mir da tatsächlich angetan wurde.

* Mein Bruder und ich mussten 8 Wochen dort bleiben, was mein Bruder
alles erlebt hat weiß ich nicht, er sprach eigentlich nie mehr über das Heim und heute haben wir keinen Kontakt mehr miteinander.
Ich weiß noch, dass ich am Anfang meiner Mutter versucht hatte zu
erklären, wie schrecklich es dort war, doch sie glaubte mir einfach nicht.
Niemand glaubte mir in der Familie.
Mein Bruder schwieg und ich machte es ihm nach.

Erst im Alter von 9-10 Jahren kamen die ersten Träume hoch, manchmal auch nur
Wortfetzen, einzelne Bilder...
Mein Pech war als ich 4 Jahre alt war brachte meine Mutter einen Mann mit in
die Familie, der mein Stiefvater wurde.

Er war wie zwei Personen in einer. Er war großzügig zu uns, war aber
andererseits ein furchtbarer Workerholiker, der total cholerisch,
unberechenbar war von seinen Wutausbrüchen her.
Eigentlich war es ein...vom Regen in die Traufe zu kommen für mich.
Die Schläge, Erniedrigungen, Bestrafungen, jeden Tag Streit, Wut, Zorn,
endlos Diskussionen nahmen ab da, nie mehr ein Ende in meiner Familie .
Da wo es im Heim aufgehört hatte ging es zu Hause gerade so weiter.

Was kommt dabei heraus?

Ein Kind, Mädchen, Teenager wo verschlossen, oft schwer depressiv war,
ein Kind das Schwierigkeiten im lesen und schreiben hatte, ich wurde von
meinem Stiefvater immer als dumm bezeichnet, nutzlos, ich wurde ein Kind
das mit 9 Jahren von einer Brücke gesprungen ist weil der Tod besser
war, wie die ewigen Beschimpfungen, Erniedrigungen tagtäglich ertragen
zu müssen und mit all diesen Alpträumen vom Heim und deren Bewohnern .
Ich hatte mit Autoritäten von je her meine Schwierigkeiten, auch heute teils noch.
Meine Familie verstand einfach nicht, dass ich psychologische Hilfe benötigt hätte.

Ich war in ihren Augen immer nur die Aufmüpfige, die wo sich nicht
anpassen wollte, ein Störenfried, zu nicht's nutze, die sich komisch
verhaltet und mein Bruder, der wurde immer bevorzugt, alles was er
machte war mega toll und erfolgreich, ich war der Dauer-Loser, das ewige
schwarze Schaf der Familie.

In der Teenagerzeit fing ich an mich zu ritzen, schluckte Tabletten, ich
war sehr oft schwerst depressiv, wollte nicht mehr leben, ich kam mir so unnütz und alleine auf der Welt vor.

Mit 18 Jahren ging ich freiwillig in eine psychosomatische Klinik, diese baute mich in soweit auf, dass ich nach Hause kam und verkündete, dass
ich von Zuhause ausziehen werde, was ich dann auch machte!
Zwar wurde ich nun nicht mehr jeden Tag beschimpft, geschlagen etc. doch
die tiefen Narben blieben, sie sind heute noch da!
Ich hatte mit vielen Dämonen zu kämpfen und es kamen immer neue dazu.
Mit 19 Jahren tat sich dann eine andere Hölle auf namens "Krebs".

Als ich von "Verschickungsheime/Kinder hörte, schrieb ich das Jugendamt
an und fragte nach meiner Akte. Doch ich erhielt nur ein "die wurde
schon vernichtet" von der zuständigen Dame.
Auch die AWO will von Verschickungsheime nichts wissen!
Egal wo man sich hinwendet winken alle ab aber so viele ehemalige Kinder
können nicht lügen.

Ich wünsche mir etwas dazu beitragen zu können damit die
Verantwortlichen ENDLICH zur Rechenschaft gezogen werden! Das die
Menschen, Instituten von damals und heute zugeben was sie uns allen damals angetan haben!

Ich wünsche mir eine richtige Aufarbeitung, ich wünsche mir, dass die Länder,
Behörden, Ärzteschaft, Pharmaindustrie, Behörden dazu stehen was sie
Jahrzehnte lang gedeckt und mit- verschuldet haben.

Ich wünsche mir eine finanzielle Wiedergutmachung, denn so viele von uns
ehemaligen Kindern kämpfen heute noch mit schweren seelischen,
körperlichen, psychischen Erkrankungen herum. Sind heute so wie ich
schon frühverrentet, leben in Altersarmut etc..

Wir sollten zumindestens in soweit finanziell entschädigt werden, dass
wir den Rest unseres Lebens wenigstens einigermaßen sorgenfrei leben
können.

Von dem was ich dort an Medikamenten schlucken musste, Infusionen,
Spritzen, Bestrahlung bekam, wer weiß da schon, ob nicht mein Krebs,
meine Allergien, Unverträglichkeiten, schwerste Erkrankungen nicht von
den damaligen Medikamenten kommen?
Und es ist für mich heute mit 49 Jahren eine große finanzielle Belastung nur
mit einer Minirente klar kommen zu müssen.

Medikamente die nicht verschrieben werden, gesonderte Untersuchungen,
spezielle Cremes, Pflegemittel wo nicht bezahlt werden, ich würde mich
gerne vegan ernähren aber wovon soll man das denn alles bezahlen?

Mit Haftstrafen ist keinem geholfen, sind wir ehrlich Millionen Kinder
die ein Schicksal teilen, teilweise ihr Leben lang schwerst
traumatisiert wurden und es bis heute sind wovon sich wahrscheinlich
unzählige Kinder, Jugendliche, Erwachsene sich das Leben genommen haben weil
deren Dämonen einfach zu stark waren.

Was will man da "Gut" machen mit Haftstrafen?

Wo fängt man heute denn da an?

Wenn man genau weiß, dass ein ganzes Land mit Ihren ehemaligen
Politikern, Ärzten, Schwestern der Pharmaindustrie, die Kirchen,
Krankenkassen, Behörden, Erziehern, die oft ehemalige Narzis waren, alle
unter einer Decke steckten und sehr wohl von dem ganzen Leid wussten wo
Millionen Kindern seit 1944/45 angetan wurden ist und das über
unglaubliche 50 Jahre lang.

Ein Fass ohne Boden.
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