Bericht vom ersten Tag des Kongresses 2024 in Bad Kreuznach
22.11.24, 19 Uhr:
So viele Menschen wie niemals zuvor besuchten unseren diesjährigen Bundeskongress in Bad Kreuznach: 148 feste Anmeldungen und noch einige weitere Gäste zeigen eindrucksvoll, was wir als Initiative und in der Erforschung der Verschickungen schon erreicht haben. Der Kongress begann mit ermutigenden Grußworten des Sozial-Staatssekretärs von Rheinland-Pfalz Dr. Denis Alt und des Oberbürgermeisters von Bad Kreuznach, Emanuel Letz. Beide zeigten sich beeindruckt von den Erfolgen unserer Initiative und betonten die Bedeutung einer transparenten Aufarbeitung. Dr. Gertrud Greif-Higer vom Landeskrankenhaus Bad Kreuznach, dem heutigen Träger des Viktoriastifts, stellte die historische Entwicklung dieses großen Verschickungsheims dar.
Anschließend gaben mehrere Forscherteams Einblick in laufende Arbeiten und Studien.
. Prof. Nicole Hoffmann von der Universität Koblenz und ihr Team stellten eine im Rahmen eines Studierendenprojekts entwickelte Handreichung für Betroffene vor, die sehr einfühlsam und gleichzeitig praxisnah einen Einstieg in die Beschäftigung mit den erlebten und erlittenen Kinderkuren gibt. Weiterhin wurde vorgestellt, wie durch das sehr aktuelle Medium der Graphic Novel (=Comic für Erwachsene) das ernste Thema in seinen vielen Facetten greifbar gemacht werden kann. Ein Höhepunkt des Bundeskongresses war die Vorstellung der jetzt fast abgeschlossenen Studie an der Humboldt Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaft, Lehrstuhl Wirtschafts- und Sozialgeschichte). Dr. Lena Rudeck, Dr. Martin Münzel und Dr. Nils Hauser erläuterten sehr ausführlich die Methodik und die vorläufigen Ergebnisse der Studie und standen für eine ausführliche Diskussion zur Verfügung.
Am Nachmittag boten mehrere Gruppen die Gelegenheit zu einem intensiven Austausch. In mehreren Heimort-Gruppen vernetzten sich ehemalige Verschickungskinder und tauschten Adressen und Interessen aus, um auch künftig zusammenzuarbeiten. Engagiert wurde auch über die Gestaltung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Forschungsteams, Trägern als Auftraggebern und den Betroffenen diskutiert. Es bestand Einigkeit, dass größtmögliche Transparenz zu den Forschungsergebnissen die Basis der Zusammenarbeit ist. Dies könnte auch durch eine Charta oder ein Leitbild für die Forschungszusammenarbeit mit der Initiative erleichtert werden. Am Ende des intensiven ersten Tages wurde die „Bad Kreuznacher Erklärung der Verschickungskinder“ einstimmig verabschiedet. Sie formuliert die Forderungen der Initiative gegenüber einer neu zu bildenden Bundesregierung. Helft alle mit, dass unsere Forderungen wirklich alle Abgeordneten der demokratischen Parteien erreichen und ihren Weg in das neue Regierungsprogramm finden!
Foto: Marina Friedt: Orgateam mit Gästen