ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN
Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel
Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:
- Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
- Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
- Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen
Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!
Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.
Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.
Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der „Initiative Verschickungskinder“ (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen
Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.: IBAN: DE704306 09671042049800 Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de
Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen
Schon am ersten Tag tat sich eine "Betreuerin" (deren Namen ich nicht vergessen werde) dadurch hervor, meine Bitte nach einem Nachschlag mit einem geknurrten "Du wirst schon sehen, was du bekommst" zu beantworten.
In den nächsten Tagen lernte ich diese Betreuerin nur zu gut kennen - selbst übergewichtig, machte sie sich dennoch einen Spaß daraus, insbesondere die übergewichtigen Kinder wie mich zu quälen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit herunterzumachen.
Zu ihrem speziellen Objekt wurde ich, als ich (ich denke, es war in der ersten Woche) einen Brief an meine Eltern schrieb und sie neben den üblichen Dingen vom Ort darum bat, mir ein paar Sachen nachzuschicken, die mir während des Kuraufenthalts fehlten. Ich war zutiefst erschrocken, als die "Betreuerin" unsere Gruppe nach dem Abendessen zusammenrief, meinen Brief vor der gesamten Gruppe verlas und mich dann nach allen Regeln der Kunst verbal eniedrigte. "Verwöhnt" und "undankbar", das waren ihre Kommentare an mich, und ob meine Eltern sich nicht für mich schämen täten.
Als sich dieser Schock gelegt und ich für eine Minute Zeit für mich hatte, mußte ich heulen und wollte nur noch nach Hause.
Zu spät...denn von nun an wurde ich selbst für Nichtigkeiten sofort bestraft, wobei diese Strafen in der Regel psychologischer Natur waren. Das reichte von den ständigen Verbalinjurien über eine Nacht im Betreuerzimmer (die ich mehrmals erleben durfte, wenngleich nicht immer mit dieser Person - trotzdem ein Horror) bis hin zu der Maßnahme, daß ich zukünftig meine Wäsche selbst zu waschen habe...warum auch immer, ich weiß es nicht mehr.
Dankenswerterweise blieben zumindest mir die drastischen physischen Maßnahmen wie Erbrochenens essen und Schläge erspart - möglicherweise war diese Person aber auch nur schlau genug, um keine sicht- und nachweisbaren Spuren zu hinterlassen.
Als ich nach 6 Wochen wieder zuhause ankam, fiel ich meinen Eltern weinend in die Arme. Aber als ich ihnen erzählte, was mir in dieser Zeit widerfahren ist, wollten sie es mir nicht glauben. Teilweise gaben sie mir sogar die Schuld daran...
In den 1990er Jahren hatte ich nach einer Serie von persönlichen Rückschlägen sogar zeitweise den Gedanken gefasst, diese Person aufzuspüren und umzubringen - nur um wenigstens einen Teil meiner negativen Gefühle und Gedanken loswerden zu können.
Dieser "Kuraufenthalt" hat einen wesentlichen Anteil dazu beiigetragen, daß ich zu dem wurde, was ich heute bin - schwer depressiv, schwer gestört und nur noch in eingeschränktem Maß empfindungsfähig.
Als ich am 10. September 2019 zufällig den Bericht im Report Mainz auf ARD gesehen habe, liefen mir sofort wieder die Tränen über meine Wangen. Die Seele hat nicht vergessen! Viele Erzählungen, treffen auch auf mich zu. Es war für mich auch die schlimmste Erfahrung in meinem Leben. Viele psychische Probleme führe ich zurück auf das Erlebte. Hier ein paar Dinge, an die ich mich heute noch erinnern kann.
Bei der Ankunft wurde eine große Schüssel rumgereicht. Hier mussten wir alle Süßigkeiten hineingeben. Unsere Koffer wurden nach dem ausräumen auf den Dachboden gebracht. Die Koffer wurden alle durchsucht. Wurden noch Süßigkeiten gefunden, sind sie verschwunden. Es gab keine Privatsphäre.
Jeden Morgen, vor dem Frühstück mussten wir einen langen Gang entlang in einen dunklen Keller gehen. Dort angekommen, standen wir splitternackt in einer Reihe und wurden dann einzeln mit einem kalten Wasserstrahl abgespritzt.Es war demütigend.
Das Essen: Zum Frühstück gab es immer einen Teller Milchsuppe und 4 halbe Brötchen. Das musste gegessen werden. Ich hasste Milchsuppe. Hatte aber auch davon gehört, dass Erbrochenes wieder gegessen werden musste. Aus Angst habe dann immer morgens die heiße Suppe ganz schnell gegessen, bevor sie anfing dick zu werden. Denn dann hätte ich mich bestimmt übergeben. Mein Nachbarin konnte gut essen. Ihr gab ich öfter einen Teil meiner Brötchen, da ich diese Menge nicht essen konnte. (Natürlich heimlich mit Zeichensprache). Außerdem erinnere ich mich, dass bei all den vielen Kindern ein Mädchen anwesend war, die abnehmen musste. Alle anderen Kinder wurden „gemästet“. Regelmäßig ging es auf die Waage. (Heute noch verfolgt mich dieser Wiege-Wahn und ein gestörtes Essverhalten sind sicher eine Folge dieses Aufenthaltes.)
Post: Die Briefe die ich geschrieben habe, sind nie zu Hause angekommen. Ich war krank vor Heimweh. War noch nie alleine von zu Hause weg. Ich weinte sehr, sehr viel. Briefe von Zuhause wurden zensiert. Telefonieren durfte man nur in Gegenwart einer „Tante“. Es wurde genau darauf geachtet, dass nichts Negatives erzählt wurde.
Nachts: Dieses Erlebnis hat ganz viel in mir zerstört. Eines Nachts musste ich zur Toilette. Ich schlich mich im Dunkeln in den Raum. Die Toilette war schon „voll“. Ich ekelte mich und wollte ziehen. Das Wasser war abgestellt. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Der Druck auf den Darm war aber so schlimm, dass ich ebenfalls darauf machte. Mein schlechtes Gewissen hat mich krank gemacht. Am nächsten Morgen schrie eine der „Tanten“ wer denn diese Schweinerei gemacht habe“. Ich habe mich nicht getraut etwas zu sagen. Hatte wahnsinnige Angst. Kann mich nicht mehr erinnern, wie es ausgegangen ist.
Auch ich bin froh, dass ich nicht alleine solch böse Erinnerungen habe und dass es jetzt an die Öffentlichkeit kommt. Vor einigen Jahren gab es über dieses Heim im Netz noch ein Forum, doch irgendwann war nichts mehr zu finden. Nur noch alte Postkarten erinnern daran. Sie zeigen genau meine Erinnerung.
Wo? ich kann mich nicht mehr erinnern...hatte es verdrängt ...bis gestern, als ich den Bericht gesehen habe....auch ziemlich erfolgreich.
Nun ist alles wieder zurück in der Erinnerung.
Die Erniedrigungen vielfältiger Art.
Auch ich musste Erbrochenes wieder und wieder essen, bis der Teller leer war.
Danach durfte ich meinen Mittagsschlaf im Stehen absolvieren. Ich sehe noch heute eine Postkarte meiner Mutter auf meinem Bett liegen, die vor meinen Augen zerrissen und weggeschmissen wurde, ohne dass ich sie lesen durfte.
Wir durften auch nur zu vorgegebenen Zeiten zur Toilette. Natürlich nur unter Aufsicht, d.h. alle sahen allen zu. Die "Tanten" machten sich über alles lustig, was mir höchstpeinlich war. Als ich einmal nicht anhalten konnte und meine Unterhose naß geworden war, wurde diese, unter lautem Gelächter und fiesen Beschimpfungen mir gegenüber, "weitergeworfen", von einer zur anderen "Tante" .
Gerade jetzt, wo ich dieses alles schreibe, wird mir übel und ich werde unendlich wütend und traurig über diese Quälereien, die irgendwo in mir tief eingegraben bis gestern geschlummert haben. Ich denke, es ist an der Zeit, endlich auch diese Themen aufzugreifen und öffentlich zu machen, damit Heilung in unseren Seelen stattfinden kann. Ich bin nicht alleine betroffen, sondern so viel mehr andere "Ehemalige". Das tröstet und macht Mut, endlich darüber zu sprechen.
Danke für diese Möglichkeit!
Soeben habe ich im „Report“ die Reportage über die Verschickungsheime gesehen. Ich war erschüttert und hatte gleichzeitig ein Dejavue!!!
Auch ich war in Kindertagen verschickt in einem Kinderheim in Wyk auf Föhr. Ich weis nicht mehr in welchem Jahr es war; ich kann mich nur noch erinnern, dass ich immer schreckliches Heimweh hatte und nachts viel weinte.
Einmal habe ich eine Postkarte nach Hause geschickt, in der ich schrieb, dass es hier sehr „widisch“ sei .... es mir aber gefalle und ich genug zu Essen bekäme. Diese Karte haben meine Eltern sehr lange aufbewahrt; leider gibt es die Karte heute nicht mehr.
Was ich schrieb war gelogen denn auch ich musste, weil ich beim Schwatzen erwischt wurde, mit einem großen Pflaster auf dem Mund stundenlang in einer Ecke stehen, ich glaube mich zu erinnern, dass dies mehrmals der Fall war.
Das schlimmste aber war, dass ich mein Essen immer aufessen musste - auch das Erbrochene - bis mein Teller leer war. Ich erinnere mich noch genau:wir saßen alle an einem großen langen Tisch .... es gab eine Suppe aus Kakao oder ähnliches, es schmeckte mir überhaupt nicht und ich wollte nicht aufessen; da ich meinem Teller leer essen sollte, erbrach ich und musste nun auch mein Erbrochenes essen, bis mein Teller aufgegessen war!!! Ich durfte nicht vorher aufstehen und habe dann später ganz alleine am Tisch gesessen. Ich habe aber nie am Tisch geweint!!!!
Es war schrecklich !!!
Das sind meine Erinnerungen an Wyk auf Föhr, das erzähle ich noch heute, wenn über Wyk auf Föhr gesprochen wird. Aber so richtig glaubt niemand was ich erzähle.
Nun habe ich Reportage im TV gesehen und weis, dass es auch Anderen genauso erging.
Wurde während des Aufenthalts zwölf Jahre (jung), und kann einige der im TV-Beitrag gemachten Schikanen nicht nur bestätigen, ich könnte sie auch einige mehr ergänzen ...
Ob es hier wohl "Leidensgenossen" aus besagter Zeit gibt ???
Liebe Grüße -carpe diem-
Ich war in den Sommerferien im Alter von 10 Jahren (3. Klasse) 1963 für 6 Wochen im Kinderheim in Wyk auf Föhr.
Meine Eltern hatte mich dort hin verschicken lassen, weil ich in ihren Augen ein schlechter Esser war. Ich sehr schlank.
Seit einiger zeit verfolge ich die Geschehnisse im Internet und habe mit Erschütterung gestern abend (10.09.2019) den 'Report aus Mainz' gesehen.
Meine einizige Erinnerungen sind, dass ein Kind Manschetten über die Ellenbogen bekam, dass es sich nicht kratzen konnte, es hatte Windpocken.
Mittags, nach dem Essen, mussten wir mucks mäuschen still, für ca. 2 Std. auf Liegen auf der großen Terrasse ausharren, damit das Essen ansetzen konnte..
Ich hatte nur unbändiges Heimweh und hatte meinen Eltern eine (Post/Ansichts) Karte geschickt (schicken wollen), mit der Bitte, mich ab zuholen. Natürlich ist diese Karte niiiiie angekommen. Später wusste ich dann warum. Möglicherweise wollte 'die' meine Eltern nicht beunruhigen.
Eine allgemeine Strenge herrschte schon.
Mit ca. 6 Jahren, vor der Einschulung, war in einem ähnlichen Kinderheim in Freudenstadt im Schwarzwald.
Hier ging es sehr streng zu:
Ich musste Abend's mal auf die Toilette, durfte ich aber nicht, so machte ich mein großes Geschäft in die Schlafanzughose und musste damit über die Gänge laufen.
Weil ich ja immer noch ein schlechter Esser war, mussten die Teller immer leer gemacht werden, so auch der Teller mit Milchsuppe, die ich zum ..... nicht mochte. Zu allem Überfluss, machte ein älteres Kind den Dreck unter seinen Fingernägeln in meine Suppe. Als das 'gepetzt' habe, musste ich die Suppe trotz dem auf essen.
Es gab keine Gnade und kein Entrinnen.
Gruß Manni
Ich war zu dick und der Kinderarzt meinte, es sei eine gute Idee.
Für mich war es einfach nur ein Alptraum. Beim ersten Mal war ich 5 und meine Schwester durfte mit, allerdings konnte sie nach kurzer Zeit zu den Normalessern am Nebentisch und während wir z.b. Grahambrot mit Hüttenkäse oder zerkochte Tomaten mit Wasserreis (kein Salz, keine Kräuter oder Gewürze) bekamen, durften die anderen alles essen.
Ich esse noch heute keinesfalls puren Reis, gekochte Tomaten, etc.
Ich hatte damals so Heimweh, dass ich mit Bindehautentzündung auf die Krankenstation kam, jeden Morgen waren meine Augen dick verkrustet vom vielen Heulen.
Wir Abnehmkinder bunkerten sogar Bastelnudeln und weichten sie im kalten Wasser etwas ein, weil wir einfach zu wenig zum essen bekamen.
Meine Mutter war zu dieser Zeit extra auch in Bad Kissingen zur Kur, jedoch durfte ich sie nicht sehen, nicht mit ihr sprechen. Auch nicht, als wir sie zufällig trafen im Kurpark. Zerstörend, ich begriff gar nicht, was das sollte.
Viele Jahre später, das Schicksal spielt komische Spielchen, begegnete mir in meinem Heimatdorf in Friesland eine Erzieherin von damals. Ich erkannte sie sofort und vor Schock wechselte ich die Straßenseite.
Jedoch konnte ich der Begegnung nicht gänzlich ausweichen, sie wurde als Erzieherin am Kindergarten meiner Tochter eingestellt!? :-/ einfach schlimm für mich.
Gestern habe ich im „Report“ die Reportage über die Verschickungsheime gesehen. Ich war erschüttert und hatte gleichzeitig ein Dejavue!!!
Auch ich war in Kindertagen verschickt in einem Kinderheim in Wyk auf Föhr. Ich weis nicht mehr in welchem Jahr es war; ich kann mich nur noch erinnern, dass ich immer schreckliches Heimweh hatte und nachts viel weinte.
Einmal habe ich eine Postkarte nach Hause geschickt, in der ich schrieb, dass es hier sehr „widisch“ sei .... es mir aber gefalle und ich genug zu Essen bekäme. Diese Karte haben meine Eltern sehr lange aufbewahrt; leider gibt es die Karte heute nicht mehr.
Was ich schrieb war gelogen denn auch ich musste, weil ich beim Schwatzen erwischt wurde, mit einem großen Pflaster auf dem Mund stundenlang in einer Ecke stehen, ich glaube mich zu erinnern, dass dies mehrmals der Fall war.
Das schlimmste aber war, dass ich mein Essen immer aufessen musste - auch das Erbrochene - bis mein Teller leer war. Ich erinnere mich noch genau:wir saßen alle an einem großen langen Tisch .... es gab eine Suppe aus Kakao oder ähnliches, es schmeckte mir überhaupt nicht und ich wollte nicht aufessen; da ich meinem Teller leer essen sollte, erbrach ich und musste nun auch mein Erbrochenes essen, bis mein Teller aufgegessen war!!! Ich durfte nicht vorher aufstehen und habe dann später ganz alleine am Tisch gesessen. Ich habe aber nie am Tisch geweint!!!!
Es war schrecklich !!!
Das sind meine Erinnerungen an Wyk auf Föhr, das erzähle ich noch heute, wenn über Wyk auf Föhr gesprochen wird. Aber so richtig glaubt niemand was ich erzähle.
Nun habe ich Reportage im TV gesehen und weis, dass es auch Anderen genauso erging.
Soeben habe ich im „Report“ die Reportage über die Verschickungsheime gesehen. Ich war erschüttert und hatte gleichzeitig ein Dejavue!!!
Auch ich war in Kindertagen verschickt in einem Kinderheim in Wyk auf Föhr. Ich weis nicht mehr in welchem Jahr es war; ich kann mich nur noch erinnern, dass ich immer schreckliches Heimweh hatte und nachts viel weinte.
Einmal habe ich eine Postkarte nach Hause geschickt, in der ich schrieb, dass es hier sehr „widisch“ sei .... es mir aber gefalle und ich genug zu Essen bekäme. Diese Karte haben meine Eltern sehr lange aufbewahrt; leider gibt es die Karte heute nicht mehr.
Was ich schrieb war gelogen denn auch ich musste, weil ich beim Schwatzen erwischt wurde, mit einem großen Pflaster auf dem Mund stundenlang in einer Ecke stehen, ich glaube mich zu erinnern, dass dies mehrmals der Fall war.
Das schlimmste aber war, dass ich mein Essen immer aufessen musste - auch das Erbrochene - bis mein Teller leer war. Ich erinnere mich noch genau:wir saßen alle an einem großen langen Tisch .... es gab eine Suppe aus Kakao oder ähnliches, es schmeckte mir überhaupt nicht und ich wollte nicht aufessen; da ich meinem Teller leer essen sollte, erbrach ich und musste nun auch mein Erbrochenes essen, bis mein Teller aufgegessen war!!! Ich durfte nicht vorher aufstehen und habe dann später ganz alleine am Tisch gesessen. Ich habe aber nie am Tisch geweint!!!!
Es war schrecklich !!!
Das sind meine Erinnerungen an Wyk auf Föhr, das erzähle ich noch heute, wenn über Wyk auf Föhr gesprochen wird. Aber so richtig glaubt niemand was ich erzähle.
Nun habe ich Reportage im TV gesehen und weis, dass es auch Anderen genauso erging
wir hatten sogenannte Schwestern, nicht Tanten,die großen mussten die Kleinen waschen und anziehen,die Geschichten im Speisesaal stimmen,mussten unsere damals langen Haare mit kaltem Wasser waschen, so dass alle krank waren, alle mussten die gleiche Medizin schlucken, Briefe nach Hause wurden kontroliert, so dass wir sie rausgeschmuckelt haben, jeder, auch Übergewichtige mussten zunehmen, für jede 100Gramm gab es Süßigkeiten, habe aber keine bekommen, weil ich nicht zugenommen habe, aus heutiger Sicht undenkbar,aber hatte das Glück, einige nette Gleichaltrige zu finden, so dass die schlimmen Wochen zu überstehn waren. Mitgenommen in die heutige Zeit habe ich diese Erlebnisse nicht, und wünsche allen, dass sie es überwinden können!
Mich würde interessieren, ob es noch andere gibt, die im Auracher Wies waren.
mit Betroffenheit habe ich am 10.09.19 durch Zufall den Bericht in Report Mainz über die Verschickungsheime gesehen.
Vieles von dem Beitrag kam mir so bekannt vor......
Ich dachte immer, mein Erlebtes sei ein Einzelfall und war jetzt sehr schockiert, dass es vielen anderen Kindern ebenso ergangen ist.
Auch ich war in einem solchen Heim, ich war sechs Jahre alt und habe dort sechs Wochen lang nur geweint. Ich bin 1969 geboren. Ich weiß noch, dass das Heim in Hirsau war Und von Nonnen geführt wurde. Wie ich jetzt über das Internet herausgefunden habe, war es wohl das Caritas Kindererholungsheim Hirsau, Calw, Baden Württemberg, Wildbader Straße 20.
Meine Eltern haben mich immer gefragt möchtest du denn dahin? Und ich hab gesagt ja. Ich glaube, ich hatte keine Vorstellung, wie lang sechs Wochen sind alleine.
Ich war als Kind sehr dünn. Vielleicht war das eine Begründung, dass ich dahin sollte, ich weiß es nicht.
Meine Mutter war auch sehr krank (Rheuma) und wir waren vier Kinder, wahrscheinlich war das auch ein Grund, dass wir dann alleine zur Kur gefahren sind.
Als besonders traumatisch habe ich folgende Dinge erlebt:
Ich weiß noch als wir ankamen, alle Kinder waren in einem großen Raum und fast alle haben nur geweint vor Heimweh.
Es gab keinerlei Privatsphäre. Von allen Kindern wurden die Koffer in einer Reihe aufgestellt. Es wurde immer ein Koffer geöffnet und alle Kinder, die ungefähr die gleiche Größe hatten, haben dann aus diesem Koffer die Sachen angezogen bekommen. Bis alles getragen war aus diesem Koffer, dann wurde der nächste Koffer geöffnet . Ich erinnere mich noch genau, dass meine Mutter in jedes Kleidungsstück kleine Aufnäher mit meinen Initialen genäht hat, Das war Pflicht bei jedem Kind, so konnten sie die Sachen auseinanderhalten. Ich fand das ganz schrecklich, dass andere Kinder meine Sachen an hatten, und ich fremde Sachen anziehen musste.
Ich hieß Angelika Sch., und meine Mutter hat A. SCH. in jedes Kleidungsstück genäht. Darüber haben sich natürlich alle lustig gemacht..... Arsch..... Das war mein Spitzname fortan. Und niemand hat sich darum gekümmert.
Es gab sehr wenig zu trinken, wir hatten ständig Durst. Nach langen Wanderungen mussten wir uns in einer Schlange aufstellen und es gab pro Kind nur eine kleine Tasse zu trinken.
Auch beim Essen gab es nichts zu trinken. Weil wir alle noch Durst hatten, stürmten wir alle zur Toilette um aus dem Wasserhahn zu trinken.
Nach einiger Zeit standen aber auch da dann Aufpasser und verboten uns dieses.
Gebadet wurde einmal die Woche in einem Waschraum /Badezimmer. Wir mussten uns nackt in einer Reihe aufstellen und man wurde in eine Wanne gesetzt und mit einem Schlauch abgespritzt. Ich erinnere mich noch, dass wir alle sehr gefroren haben.
Nachts durften wir nicht zur Toilette, in der Mitte des Raumes stand ein Topf, auf dem man sein kleines Geschäft erledigen sollte.
Nur in Ausnahmefällen durfte man nachts zur Toilette um sein großes Geschäft zu erledigen. Dabei musste man die Tür auflassen und eine Aufpasserin stand direkt davor und hat einen beobachtet.
Wir haben alle gelernt, den Urin so lange wie möglich anzuhalten, damit wir nicht vor allen anderen auf dieses Töpfchen gehen mussten. denn wenn man auf diesem Topf war, haben sich alle lustig gemacht, es waren ich weiß nicht wie viele Kinder in dem Schlafraum. Wir waren Jungen und Mädchen gemischt, Alter von 2 – 15 Jahren.
Das mit dem Urin Anhalten ist meiner Mutter danach übrigens extrem aufgefallen.
In den Schlafräumen galt absolutes Redeverbot. Die kleinsten Kinder waren zwei Jahre alt und schliefen im Gitterbett. Ich erinnere mich noch, dass eines dieser kleinen Kinder unsauber war nachts, dieses Kind wurde dann bestraft. Vor allen anderen Kindern wurde das nasse Bettzeug gezeigt und es wurde sich darüber lustig gemacht. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, denn ich erinnere mich kaum noch, glaube aber sogar, dass dieses Kind geschlagen wurde. Oft musste man auch zur Strafe lange in einer Ecke stehen, dabei die Wand ansehen.
Einmal wurde ich verpetzt, weil ich Abends gesprochen hatte, am nächsten Morgen durfte ich nicht aufstehen und das Bett nicht verlassen, nicht mal, um zur Toilette zu gehen. Das war an meinem Geburtstag. Neben mir war noch ein weiteres Kind in seinem Bett, was ganz nötig zur Toilette musste. Groß. Auch dieses Kind durfte nicht zur Toilette. Aus lauter Not hat sich dieses Kind in einem Tempo erleichtert. Ich erinnere mich noch wie heute daran.
Beim Essen musste alles aufgegessen werden und jeder Teller leer gemacht werden. Auch wenn man es nicht mochte. Wenn etwas auf den Boden gefallen war, konnte man sich melden und das schmutzige Essen vom Boden auf Essen. Dafür gab es extra Lob.
Einmal habe ich mich gemeldet und das gemacht, ich kann mich noch an diesen schrecklichen Geschmack wie heute erinnern. Die Äpfel musste man ganz aufessen, bis auf den Stiel, dieser durfte übrig bleiben. Ich erinnere mich noch, dass ich rote Beete gehasst habe, aber Gott sei Dank war ein Mädchen an meinem Tisch, welches sie gerne aß, wir haben dann heimlich getauscht und ich habe etwas gegessen, was sie nicht mochte.
Jeden Mittag mussten wir alle zusammen einen Mittagsschlaf halten. Es durfte wieder nicht gesprochen werden, 2 Stunden lang. Ich erinnere mich noch, dass wir auf Pritschen gelegen haben, mit grauen Decken, Jugendherbergsdecken waren das, ganz kratzig. Ich fand dieses Redeverbot mitten am Tag ganz furchtbar, und müde war ich auch nicht, ich war ja sechs Jahre alt.
Wenn meine Mutter von zu Hause angerufen hatte, stand eine Nonne neben mir und hat aufgepasst, dass ich nichts falsches sage. Wir wurden darauf getrimmt zu sagen, dass es uns gut gefällt. Da ich noch so klein war, konnte ich nicht schreiben. Wir hatten einen Spielraum, in dem auch eine Tante saß und die Karten schrieb. diese Frau war sehr nett, die einzige an die ich mich erinnere, die nett war.
Sie hat die Karten nach Hause geschrieben, aber sie schrieb immer: Alles ist toll, alles ist super.
Einmal war ich im Waschraum. Alleine. Da kamen ältere Kinder oder Aufpasser - ich weiß es nicht mehr, haben den Waschraum abgeschlossen und sie haben mir die Hose herunter gezogen und sich dann über mich lustig gemacht. Ich hatte furchtbare Angst. Die Betreuer und Aufpasser in dem Heim waren Nonnen (Tag und Nacht) und junge Mädchen, die nur tagsüber dort waren.
Ich hatte auch Geburtstag während dieser sechs Wochen. Meine Tante wollte mich besuchen, sie wurde aber nicht herein gelassen nur ihr Paket für mich durfte sie abgeben. Aus diesem ganzen Paket habe ich als Geschenk nur ein einziges Duplo bekommen. Der Rest wurde laut Nonnen unter allen Kindern aufgeteilt, was ich ja nicht mitbekam, da ich den ganzen Tag im Bett bleiben musste.
Ich weiß noch, dass ich schreckliches Heimweh hatte, und mich jede Nacht in den Schlaf geweint habe. Mein einziger Halt war mein Stofftier, eine Katze. Angst und fürchterliches Heimweh haben mich durch diese sechs Wochen begleitet. Mein Bett war direkt neben dem Eingang, es fiel ganz wenig Licht aus dem Flur ins Zimmer und ich fürchtete mich immer sehr in der Dunkelheit und habe meine Katze ganz eng an mich gekuschelt. Noch heute brauche ich nachts Stofftiere neben meinem Körper, um schlafen zu können. Ich habe übrigens danach noch sehr, sehr lange nachts unbewusst am Daumen gelutscht, ich glaube sogar bis zu meinem 13. Lebensjahr. (Als kleines Kind hielt ich mir dabei immer eine kleine Puppenwollmütze unter die Nase, an der ich geschnüffelt habe)
Wir kamen jeden Morgen an einem Kalender vorbei, und da ich noch so klein war, habe ich das Mädchen vor mir immer gefragt: wie lange noch? Und sie hat immer gesagt, wieviel Tage es noch sind, bis es nach Hause geht.
Was mir damals geholfen hat, dass ich zuhause viel über das Erlebte reden durfte und meine Eltern mir geglaubt haben.
Vielen Dank, dass ich das schreiben durfte, vielleicht konnte ich Ihnen etwas weiterhelfen.
Wenn hier jemand mitliest, er auch in besagtem Zeitraum (Juli /August 1976) in Hirsau war, würde ich mich über eine Kontaktaufnahme freuen.
MfG Angelika Witzorky
Mir ging es ähnlich wie von den anderen Betroffenen bereits im TV-Beitrag und in den Kommentaren geschildert. Man musste immer alles aufessen, auch wenn man erbrochen hatte. und man musste immer Mittagsschlaf in Rückenlage auf Pritschen in einem großen Saal halten. Dies wurde überwacht von einer Aufseherin, die in der Mitte des Saals erhöht saß, um alles zu überblicken. Wenn man sich nur bewegte oder die Augen aufmachte, wurde man angeschrien. Man durfte sich nur gehend in dem Erholungsheim fortbewegen. Ich bin einmal über einen Flur gesprungen und wurde dabei von der Heimleitung gesehen. Diese Frau zwang mich, den Weg nochmals zurückzugehen und diesen erneut gehend zurückzulegen. Wenn ein Kind nachts eingenässt hatte, wurde es morgens von den "Tanten" beschimpft und musste zur Strafe in der Ecke stehen.
Besonders grausam war "Tante Molly". Es handelte sich um mein schlimmstes Erlebnis in meiner Kindheit und ich weiß, dass darin der Ursprung von mich bis heute belastenden Ängsten liegt.
Es wäre interessant, wenn sich noch andere Betroffene melden würden, die einen Zwangsaufenthalt im Erholungsheim in Bad Rappenau hinter sich haben.
Da ich für mein Alter recht klein war, wurde ich der Gruppe der jüngeren Kinder zugeordnet und nicht derjenigen, die meinem Alter entsprochen hätte. Das kleinste Mädchen dort war zwei oder drei Jahre alt. Soweit ich mich erinnere, haben die Tanten, so nannten wir die Betreuerinnen, die Kleine gut behandelt. – Die anderen Kinder nicht.
Es war furchtbar. Wenn Kinder weinten, weil sie Heimweh hatten, drohte man ihnen. Herr Dr. B. (Chefarzt) hätte gesagt: „Wer weint, muss noch einmal 6 Wochen länger bleiben.“ Die Kur sollte ca. 6 Wochen dauern und 6 Wochen länger wären dann 12 gewesen, eine unvorstellbar lange Zeit für uns ...
Wir sollten alle zunehmen. Zum Essen wurden wir gezwungen. Eine Frau erzählte uns Horrorgeschichten von einem Schlauch in den Magen. Das müssten diejenigen erleiden, die nicht richtig äßen. – Ein Mädchen wurde über einen Stuhl oder Hocker gelegt und eine „Tante“ hatte einen Gong-Schläger in der Hand ... Danach bricht meine Erinnerung ab. Ich glaube, man hat ihr angedroht, sie zu schlagen, damit sie „besser“ isst ...
Bei den Mahlzeiten durfte nicht gesprochen oder gelacht werden. Einmal lächelte ich, ich weiß nicht mehr, warum. Darauf wurde ich des Raumes verwiesen und musste draußen vor der Tür sitzen. – Dort kam eine nette Frau vorbei, die Atemtherapeutin. Diese war eine Ausnahme, sie begegnete mir als Mensch. Sie fragte mich, was ich da draußen mache und wie es mir gehe. Ihr vertraute ich mich an: „Ich will nach Hause und zu meiner Schwester.“ – Die Atemtherapeutin war menschlich, ein Lichtblick in dem ganzen Elend.
Ich hatte ständig Angst, weinen zu müssen. Dies unterdrückte ich mit aller Macht, so lange, bis ich zum Mittagsschlaf oder in der Nacht im Bett lag, damit niemand das Weinen bemerkte. Einmal konnte ich es, als wir zusammen spielten, nicht zurückhalten. Als Entschuldigung gab ich Bauchschmerzen an, denn ich fürchtete die sechswöchige Kurverlängerung. Daraufhin erwiderte eine der Tanten lachend, dann würde ich wohl eine Spritze gegen die Bauchschmerzen kriegen.
Die Getränke, ich glaube, es war Malzkaffee, erhielten wir in weißen Bechern. Diese wurden, nachdem sie ausgetrunken waren, umgestülpt auf den Tisch gestellt. Eines Tages kam eine der Tanten (die, der ich das mit den Bauchschmerzen erzählt hatte) auf mich zu und fragte, ob ich meinen Becher ausgetrunken hätte. Eingeschüchtert und verwirrt antwortete ich: „Ich weiß es nicht.“ Da haute sie mir links und rechts Ohrfeigen. Sie hätte sich ihre weiße Schürze mit den Getränkeresten vollgegossen, weil nicht alles ausgetrunken gewesen wäre ...
Es gäbe noch mehr zu berichten. Aber ich will es dabei belassen. Insgesamt war die Atmosphäre geprägt von Empathielosigkeit und menschlicher Kälte. Es herrschte ein Klima der Angst.
Als ich wieder zu Hause war, schämte ich mich für das, was ich erlebt hatte. Ich traute mich nicht, mit irgendjemandem darüber zu sprechen.
Die Schlafsäle: locker 20 Feldbetten mit den grauen Decken. Es saß immer eine "Schwester"/Nonne auf einem Stuhl, ein Buch lesend und unter einer blendenden Lampe. Die Atmosphäre kalt. Auch bei uns waren vom Verhalten auffällige Sonderbehandlungen unterzogen. Bettnässer bekamen ab Nachmittags nichts mehr zu trinken, Daumenlutscher wurden die Hände ans Bett geschnallt.
Die Solaraerosol"Behandlungen" gab es bei uns ebenfalls. Diese schwarzen Brillen, die genau wie die heutigen Schwimmbrillen aussahen, dieser chemisch riechende Dampf von der Decke.
Ich zog mir dort eine Mittelohrentzündung zu und ohne mich darauf vorzubereiten kam ich zum dortigen Doktor, der mit einer übergroßen Spritze (zum Spülen) hämisch grinsend rumfuchtelte. Ich hatte Angst und wurde dann von drei Erwachsenen lachend und drohend fixiert auf den Behandlungstisch gedrückt, damit der dann die Spülung vornehmen konnte.
In Zweierreihen wandern, immer still und stumm. Gespräche waren nie erwünscht.
Zensierte Post - bzw. es wurde vorgelesen und danach weggeworfen.
Das bleiernde Gefühl von schuldig sein - für was auch immer.
Ungesüsster Haferschleim zum Frühstück. Nicht mit Milch.. mit Wasser. Jedoch aß ich von dem eher mehr, weil mir das Mittagessen immer graute.
Und noch einmal, vielen Dank Anja. Es ist befreiend, das hier schreiben zu dürfen und mich haut es echt um, wie vielen es genauso ging.
Wie lange habe ich sogar daran gezweifelt, das überhaupt erlebt zu haben.
Jetzt wird doch nochmal im Nachhinein klar, warum sich mein Leben so entwickelte, warum die rohe Gewalt in meinem Elternhaus mir nochmal extra zusetzte und weshalb ich mich als 9jähriger das erste Mal erhängen wollte, es dann doch nicht tat, weil das Seil so kratzte und ich es doch mit der Angst bekam.
Es ist so schlimm, wenn in einer so wichtigen Zeit Kinder in solche Horrorstreifen verwickelt werden, hochgradig traumatisiert im späteren Leben an Depressionen erkranken und solche Situationen die Ursache waren.
Ich als Betroffener bekomme das alles nicht mehr weg. Was passiert ist, ist passiert. Es ist nur so unglaublich unfair, sich dann auch noch gegen Stigmatisierung zur Wehr setzen zu müssen, weil der Rest der Welt das nicht zu verstehen scheint und mit einem "Naja, reiß Dich mal zusammen" salopp antwortet.
Ich hoffe, es melden sich noch mehr.
Darüber hinaus habe ich nur sehr verschwommene Erinnerungen, die immer mit Angst verbunden sind.
Nach meiner Rückkehr nach Hause stellten meine Mutter und meine Großeltern fest, dass ich mich verändert hatte. Ich wollte mich nicht berühren lassen, lehnte körperliche Nähe ab. Einen weiteren Kuraufenthalt lehnten sie zu meinem Glück ab.
Bis heute nahm ich an, dass es niemanden gibt, der ähnliche Erinnerungen hat wie ich. Außerdem dachte ich an, dass ich meine kindlichen Eindrücke überzeichne und zu viel hinein interpretiere. Allerdings hat das Erlebnis mein Leben nicht unwesentlich geprägt, nicht nur wegen der lang anhaltenden Alpträume. Manchmal braucht es offenbar über 50 Jahre, um zu sehen, dass auch andere ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Mitte der 90er Jahre habe ich Bad Salzelmen besucht. Vieles erkannte ich wieder, Beängstigendes war in meiner Erinnerung viel größer als in der Realität, was vermutlich auch an meiner damals geringen Körpergröße lag.
Falls es jemanden gibt, der die Kinderkureinrichtung in Bad Salzelmen kennt und auch in den 60ern dort war, wäre es schön, hier von deren Eindrücken zu lesen.
Meine Erinnerungen sind lückenhaft, diese dann aber tiefsitzend und heute noch Teil meiner Traumatherapie. Zusammengefasst erlebte ich als kleiner Junge Erniedrigungen, Trostlosigkeit, Bestrafung für gezeigte Emotionen, Demütigungen, Ohnmacht und Hilflosigkeit
Durch das bisher Gelesene kamen meine Erinnerungen wieder als Bilder hervor. Erbrochenes aufessen zum Beispiel.
Es gab zum Mittag grundsätzlich Speisen, die bei Kindern unbeliebt waren. Kopfsülze, Leber, Nieren. Es musste grundsätzlich alles aufgegessen werden.
Wenn sich ein Kind erbrach, endete es in einem Steppenbrand, so dass sich dann die meisten ebenfalls übergaben. Jeder, der sein Erbrochenes nicht wieder aufaß, galt als Krank und musste im Bett liegen, mit Bettpfanne und UrinEnte. Diese mussten selbst gesäubert werden. Wer sich dabei ebenfalls wieder übergab, musste dann die Bettpfannen der anderen Kinder mit säubern.
Bei einer Verschickung hatte mir meine Großmutter ein Paket geschickt. Dieses wurde von den Nonnen vor den zusammen getrommelten Kindern aufgerissen, mir warf man den leeren Karton zu und meinte, "es ist doch toll, wenn man teilen kann".
Ich war zu dieser Zeit 5 oder 6.
Das Schlimmste war, dass das Erlebte derart heftig war, das mir das "zuhause" niemand glaubte.
Es trug sehr zu meiner negativen Entwicklung bei, die ich heute immer noch aufarbeite.
Vielen Dank Anja, für diese Plattform und Dein Engagement zu diesem Thema.
Man kann nur erahnen, wievielen Kindern es so erging. Es waren geburtenstarke Jahrgänge und die Züge mit Verschickungskindern waren immer voll!
Diese Menschen arbeiten heute noch diese Traumata auf oder sitzen unwissend auf einem Pulverfass.
Ich wurde mit 9 Jahren kurz vor dem Wechsel zur Realschule nach Borkum verschickt. Mein Lehrer meinte mir etwas Gutes zu tun und setzte sich sehr dafür ein, dass ich für sechs Wochen auf die Insel durfte. Es war Januar/Februar 1964 und meistens kalt und stürmisch. Geplant war, dass ich ins Haus Ruheck sollte. Dann sollte eine Klassenkameradin auch nach Borkum und wir wollten gern ins gleiche Heim. Bei mir war kein Platz mehr frei aber bei ihr im Haus Marienhof (von Nonnen geführt). Also wurde ich kurzerhand dorthin geschickt. Während des Aufenthalts auf Borkum habe ich das immer wieder bereut, denn immer wenn wir Ruheck-Kindern begegneten, waren sie sehr fröhlich, durften durcheinander laufen, Jungen und Mädchen...... während wir -nur Mädchen- artig in Zweierreihen marschieren mussten. Ich erinnere mich an Mädchen, die Läuse hatten und denen die Haare geschoren wurden, an ungenießbares Essen.... an ekligen verbrannten Grünkohl, vor dem ich stundenlang sitzen musste, bis er aufgegessen war (übergeben hab ich mich zwischendurch mehrmals auf der Toilette). Und daran, dass ich Durchfall bekam und die beschmutzte Unterhose vor Angst in der Toilette runtergespült habe, die dann verstopfte und ich sehr bald als Täterin bekannt wurde, da ja mein Name eingenäht war..... Das hab ich bisher kaum jemandem erzählt...... aber meine Klassenkameradin konnte es nach unserer Rückkehr nicht für sich behalten und ich hab mich lange dafür geschämt. Während des 2-stündigen Mittagsschlafs dürften wir nicht zur Toilette, davor saß eine der Schwestern und überwachte die Einhaltung dieser Regel. Kinder, die dann ins Bett gemacht haben, mussten auf dem Hof ihr Bettlaken mit dem verräterischen Kringel hochhalten. Briefe an die Eltern wurden zensiert und entweder zum großen Teil geschwärzt oder gar nicht versandt. Ich war in der Gruppe von Schwester Dagmar, die aber keine Nonne war und das große Glück für unsere Gruppe. Sie hat sich manchmal für uns den Regeln widersetzt, uns zum Beispiel Papier und Briefmarken besorgt, damit wir nach Hause schreiben konnten und den Spaziergang so gelegt, dass er am Briefkasten vorbei ging. Sie war der Lichtblick im Marienhof. Es fallen mir jetzt immer mehr Dinge ein..... von Missbrauch weiß ich nichts aber Prügel hat es wohl gegeben. So Schlimmes, wie es andere schildern, kann ich nicht berichten. Vielleicht ist meine Erinnerung auch selektiv und braucht noch etwas Zeit. Tatsächlich hab ich im April dieses Jahres ein paar Tage auf Borkum verbracht, um jemanden zu besuchen, der dort eine Reha machte. Ich hab mich auf die Suche gemacht und das Haus Marienhof gefunden. Ich hab es nach so langer Zeit sofort erkannt. Die Veranda, wo wir abwechselnd zeitlich begrenzt mit einer einzigen Puppe spielen durften. Es ist zum Glück kein Kinderheim mehr!
Es verwundert mich, dass das Haus mir keine Angst mehr gemacht hat und ich sogar auch schöne Erinnerungen daran habe.... Doch auch das Leid von damals spüre ich noch und bin dankbar, dass ich jetzt weiß, dass ich mit dieser Historie nicht alleine bin.
Auch ich kann eigene Erinnerungen hinzufügen und Einiges, was dort und in weiteren Kommentaren erwähnt wurde, bestätigen.
Ich war 1967 vor meiner Einschulung mit 6 Jahren für 6 Wochen in einem Heim der "Inneren Mission" auf Spiekeroog.
Anlaß waren nach meiner Erinnerung mein bei der Einschulungsuntersuchung festgestelltes Untergewicht sowie Asthma. Zurück kam ich noch magerer, völlig blass und mit einer Lungenentzündung...
Die Reise dorthin mit einer großen Gruppe mir völlig fremder Kinder und nur wenigen (ich glaube zwei) Betreuerinnen per Zug und dann Fähre aus dem Bergischen Land war auch für mich sehr angstbehafted. Vor dem Umsteigen auf die Fähre musste ich zur Toilette, durfte aber nicht. Mit dem Erfolg, dass ich dann beim Besteigen des Schiffes nicht mehr einhalten konnte und mir in die Hosen machte. Dafür wurde ich ausgeschimpft und ausgelacht und war von da ab als "Bettnässer" ettiketiert. So bekam ich im Schlafraum auch gleich einen Matratzenüberzug, was die anderen Kinder dann auch mit großem Gelächter begrüßten. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt und unglaublich alleingelassen gefühlt.
Zu trinken bekamen auch wir außerhalb der Mahlzeiten nichts (Bettnäßer schonmal gar nicht!), so daß viele von uns Wasser aus dem Hahn tranken und ständig Magen-Darmprobleme 'im Umlauf' waren. Ich erinnere Kommentare der Betreuerinnen, dass sie dann 'wenigstens nicht mit uns raus müßten', aber wehe wir würden in die Betten spucken...
In den ganzen 6 Wochen gab es keine Spaziergänge, wir waren eigentlich immer im Heim, oft auch im Schlafraum, durften dann aber nicht die Betten berühren. Mein einziger Ausflug bestand darin, dass ich mit zwei Betreuerinnen und zwei anderen Mädchen in einem Souvenirladen Souvenirs für alle aussuchen durfte, die dann anschließend an alle Kinder verteilt wurden.
Dies, nachdem meinen Eltern aufgefallen war, dass der Text auf einer Ansichtskarte kaum von mir sein konnte und sie darauf bestanden hatten, dass man mich ans Telefon holte.
Mir war eingeschärft worden, dass ich am Telefon nicht viel reden sollte und mir ja nicht einfallen lassen sollte, irgendwelchen Blödsinn zu reden. Ging auch gar nicht, denn ich bin erstmal in Tränen ausgebrochen...
Den Inhalt meiner Päckchen habe auch ich nicht erhalten, lediglich die Glanzbilder, sie lagen abends unter meinem Kopfkissen. Die angeblich an alle Kinder verteilten Plätzchen und Bonbons dürften wohl eher die Betreuerinnen verputzt haben, denn wir haben niemals welche bekommen.
Das Essen habe ich auch als sehr einseitig in Erinnerung, Nudeln mit Backobst, Puddingsuppe und Erbsensuppe und roten Tee. Auch wir durften nicht sprechen beim Essen und alle mussten sitzen bleiben, bis auch der letzte fertig war. Was lange dauern konnte, auch bei uns erbrachen Kinder in den Teller und mussten dies wieder essen.
Als ich wieder zuhause war, kam mir Alles ganz fremd vor, besonders die Türklinken. Warum genau die, weiß ich nicht wirklich, vermute aber, dass wir tagsüber oft in den Schlafräumen eingeschlossen wurden.
Ja, das ist nun soweit Alles, was ich erinnern kann. Ich habe bis heute eigentlich nicht daran gedacht, dass meine Erfahrungen traumatische Einflüsse gehabt haben könnten.
Doch vielleicht muss ich bestimmte Ängste und auch Instabilitäten, die mich schon mein Leben lang begleiten, noch einmal neu bewerten. Vielleicht lassen sie sich ja dann auch (endlich!) gezielt beenden?! Das wäre schön!
Ich Jahrgang 1950 und mit 9 Jahren auf Norderney
Mit neun Jahren kam ich also in ein Kinderheim, das wohl - so vermute ich - von der VW-Krankenkasse in Bad Sachsa im Harz betrieben wurde.
Ich hatte Angst. Bisher war ich als jüngstes Kind behütet und mit viel Fürsorge umgeben aufgewachsen; das erste Mal war ich nun allein, ohne meine Eltern und größeren Geschwister weg - für 6 Wochen.
Ich weinte. Drei Tage lang. Fast ununterbrochen. Ich wurde beschimpft, bedrängt, mit dem Gejammer und Geheule endlich aufzuhören, ich solle mich nicht so anstellen. Es gäbe bald keine Taschentücher mehr und dann würde ich schon sehen ...
Am dritten Tag bekamen wir eine Postkarte, auf der Vorderseite die Zeichnung eines fröhlichen, gesunden Kindes. Wir sollten schreiben, wie gut es uns ginge und dass wir uns wohlfühlen. Ich schrieb, dass ich Angst hätte und nach Hause möchte. Die "Tante" zerriss meine Karte und zwang mich, den richtigen Text auf die Karte zu schreiben. Ich weigerte mich. Sie zerriss auch die nächste Karte und ich verstand: ich muss tun, was von mir verlangt wird.
Sie war eine kalte, herrische, ungerechte Frau und ich hatte sechs Wochen lang Angst vor ihr.
Jeden Tag mussten wir nach draußen gehen und uns auf eine Wiese legen (es war Juni), damit wir braun und erholt aussehen, wenn wir nach Hause kommen. Das war die medizinische Intervention. In der Zeit entwickelte ich einen schweren Heuschnupfen und andere Allergien - auf die jedoch niemand reagierte, da man mich noch immer ausschimpfte, dass ich rumheulen würde und einfach nicht aufhörte. So war ich Tag für Tag den Allergenen auf der Wiese ausgesetzt, ohne dass ein Arzt erkannte, was wirklich mittlerweile mit meinen Augen und meiner Nase los war. Und natürlich fand das Sonnenbaden ohne angemessenen Sonnenschutz statt.
Etwa in der Mitte der Kurzeit hatte ich meinen zehnten Geburtstag. Als ich das Päckchen meiner Eltern bekam, war es aufgerissen und die Tanten waren so freundlich, mich darüber zu informieren, dass sie die Süßigkeiten herausgenommen hätten und verteilen würden. Denn Pullover und das Buch durfte ich behalten, den Brief, den meine Eltern mir geschrieben hatten, wurde - wie alle anderen Briefe, die ein- und ausgingen - erst gelesen. Nicht genehme Briefe wurden einbehalten bzw. ich wurde aufgefordert, einen neuen Brief zu schreiben.
Jeden Abend musste ich vier Scheiben Brot essen. Ich musste, egal, ob ich Hunger hatte, ob es schmeckte, ob ich es schaffte, essen. Ich musste so lange am Tisch sitzen bleiben, bis alles aufgegessen war. An einem Abend gab es etwas, was ich in meiner Erinnerung einfach nur ekelhaft war - ebenso ging es allen anderen Kindern. Niemand wollte das essen, alle mussten es essen und es war ein offensichtliches Kräftemessen, um uns Kinder zu erniedrigen und zu demütigen. Erbrochenes musste mitgegessen werden.
Die "Tante" stellte sich vor uns hin, zeigte auf einen großen Teller mit knusprigem Geflügelfleisch, den sie in der Hand hielt, es roch köstlich und sie sagte: "Das habt ihr nicht verdient, esst euren Fraß. Und jammert nicht, das hat sowieso keinen Zweck".
Nach sechs Wochen war der Horror vorbei.
So wie auf der Hinfahrt war die Übelkeit auch auf der Rückfahrt da - nur die Gründe waren andere. Niemals davor und niemals danach hatte ich diese Probleme.
Meine Eltern holten mich am "Sammelpunkt" ab. Ich weinte und brach zusammen. Mein Vater war fassungslos und außer sich und ich werde nie vergessen, dass er schrie: "Wenn ich das gewusst hätte, ich hätte dich sofort abgeholt"
Wie hätte er wissen können, wenn doch jede negative Information eliminiert wurde?
Soweit ich weiß, hat er sich bei der Krankenkasse beschwert. Aber: der Horror war ja bereits geschehen und mehr als ein Schulterzucken wird es nicht gegeben haben.
Es tut weh, auch nach 50 Jahren noch. Diese Erfahrungen haben in vielen Situationen ihre dunklen Schatten hinterlassen.
Gut, dass es diese Initiative gibt!
mein Name ist Vanessa ich bin 33 und war damals mit meinem 4./ 5. Lebensjahr von meinem Arzt in eine Kurklinik geschickt worden.
Das muss also 1991 gewesen sein.
Die Kur dauerte 6 Wochen und war für mich eine reine Qual.
Ich kann mich leider oder Gott sei dank nicht mehr an so viel erinnern aber das was immer in meinem Kopf bleibt sind Situationen die mich sehr geprägt haben.
Angefangen damit das ich dreimal täglich dort ins Medizin-Zimmer musste zum inhalieren und andere Dinge. Es wurden Tests gemacht und gefühlt täglich Blut abgenommen. Ob es so war weiß ich nicht aber ich hatte Angst vor dem Gang ins Medizin-Zimmer weil ich Angst vor Nadeln hatte. Da ich laut meiner Mutter die jüngste auf der Station war wurde ich auch von den anderen Mitpatienten gemobbt mit denen ich auf Zimmer lag und rundherum (Bettwäsche und Kuscheltiere aus dem Fenster werfen etc.). Der Kontakt zu meiner Mutter wurde mir verboten ich durfte 1-2 mal mit ihr telefonieren ausnahmsweise, aber als ich dann immer weinte hieß es "Keine Telefonate mehr" aus dem Grund das ich weinte. Meine Mama durfte mich weder besuchen noch anrufen. Sie durfte mir Briefe schreiben die ich aber noch nicht lesen konnte. Also lies mir die Schwester das immer vor und antwortete ihr wie gut es mir doch da gehen würde...
Ich durfte darunter immer ein kleines Bildchen malen für meine Mama.
Das schlimmste an dem ganzen Aufenthalt war aber nicht das mir mit 4-5 Jahren der Kontakt zu meiner Mutter verboten wurde sondern die Mahlzeiten.
Ich war ein Kind das so gut wie alles gegessen hatte es gab nur wenig Dinge die ich nicht mochte.
Körner oder so Saaten waren da eine Sache.
Ich weiß nur das es meist Müsli morgens gab und nur mit ganz viel Glück mal Cornflakes. Brötchen oder so waren meist auch voll mit Körnern weswegen ich selten morgens was essen konnte. Mittags hoffte ich darauf das es mal was leckeres gibt aber es gab fast immer das gleiche: Kartoffel mit Erbsen und Möhren. Ich bekam also meinen Teller vorgesetzt und sollte es essen, ich stocherte meist nur im Essen herum aber so richtig essen wollt ich es nicht. Ich bekam ständig zu hören "Du bleibst hier so lange sitzen bis der Teller leer ist" und dann saß ich da gefühlt eine Ewigkeit vor dem Teller Gemüse, welches eh schon ganz kalt war und war gezwungen das zu essen. Ich versuchte es aber es ging nicht es hat mir nicht geschmeckt.
Es endete meist damit das eine Schwester kam mit Löffel und es zwanghaft in mich reinkriegen wollte während sie mit mir schimpfte meist wurde dann noch eine 2. Schwester hinzugezogen die dafür sorgen sollte das ich meinen Mund aufmache und halte damit sie Ihren Löffel voller kalten Gemüse in mich rein schieben kann.
Als sie mich danach laufen ließen musst ich immer vor lauter Übelkeit aufs Klo und mich übergeben. Ich zog mich zurück und hoffte das ich das endlich alles überstehe.
Ein Lichtblick am Tag war das Abendessen da es oftmals da Graubrot gab ein Brot ohne Körner. Yeah. Eine Scheibe Graubrot, eine Scheibe Käse dazu und eine Tasse Tee täglich war etwas wovon ich mich 6 Wochen ernährt hab. Jeden Tag das gleiche Spiel bis ich nach 6 Wochen endlich in einen Zug gepackt wurde und nach Hause durfte.
Am Bahnhof angekommen rann ich auf meine Mutter zu, die mich erst gar nicht wieder erkannte weil ich eben sehr viel dort an Gewicht verloren habe und ich nicht mehr so aussah wie das Kind was sie dort hingeschickt hat.
Ich entwickelte durch dieses Trauma eine Essstörung.
Jeden Tag saß ich als Kind am Tisch bei meiner Mutter und Großeltern und erlebte Panikattacken. Ich hyperventilierte, schrie, weinte und würgte vor Angst. Bis meine Mutter und Großeltern schließlich nachgegeben haben und nur noch kochten was ich wollte.
Ich aß immer weniger Gemüse bis ich zum Schluss gar nichts mehr anpackte.
Ich bin nun 33 übergewichtig habe definitiv Probleme mich gesund zu ernähren da ich kein Gemüse mehr essen kann ohne mich zu übergeben und psychisch komplett zusammen zu brechen.
Ich wurde Ende der sechziger Jahre als 7 oder 8 jähriger Junge in ein "Erholungsheim" nach Seeg im Allgäu verschickt. Das Heim war offenbar mit zuwenig Personal ausgestattet. Daher übenahmen oft Jugendliche, sechzehn oder siebzehnjährige, die Aufsicht über die Kindergruppen. Diese Heranwachsenden haben das als tolle Gelegenheit angesehen, eigene Machtphantasien ausleben zu können. Ich (und andere Kinder) wurden regelmäßig geschlagen unter Androhung von weiteren Schlägen, wenn wir etwas davon weitergeben würden. Unser eigentlicher Gruppenleiter hatte englische Wurzeln. Er hieß Bob und genoss es, die vollständige Kontrolle über uns Kinder zu haben. In regelmäßigen Abstanden sollten wir Briefe an unsere Eltern schreiben. Diese Briefe wurden vorher gelesen, und wenn auch nur Ansatzweise was negatives geschrieben wurde, hat er den Brief zerrissen und wir mussten ihn neu schreiben. Ich erinnere mich sehr genau daran, das eines Tages ein Junge (unbekannt wer denn der "schuldige" war) mit Kot verschmiertes Toilettenpapier neben die Toilette auf den Boden geworfen hatte. Da sich der "Täter" nicht freiwillig meldete, musste jeder von uns zum Einzelgespräch zu Bob. So auch ich. Er beschuldigte mich sofort des "Verbrechens" und forderte mich auf, es doch endlich zuzugeben. Obwohl ich verneinte, bestimmte er mich zum "Täter". Als Konsequenz musste ich von da an die Toiletten putzen. Darüber hinaus durfte ich nicht mehr mit den anderen Kindern spielen, Sämtliche Spielgeräte wie Schaukel, Rutsche, Sandkasten etc. waren für mich tabu. Zusätzlich wurde ich vor der ganzen Gruppe als schuldiger präsentiert. Daraufhin wurde ich von allen ausgegrenzt und nur noch als der Kacka-Mann bezeichnet..... Ich weiss heute, das ich durch diese Erlebnisse ein Trauma erlitten habe, das dazu geführt hat, das ich Zeit meines Lebens nie in der Lage war, eine feste Beziehung mit einem anderen Menschen einzugehen, weil ich nicht fähig bin, einem anderen Menschen zu vertrauen. Daran gingen letzten Endes alle Beziehungen zugrunde. Ich lebe heute zurückgezogen als Single mit relativ wenig sozialen Kontakten und scheue mich davor, andere Menschen anzusprechen. Dies ist nach fünfzig Jahren das erste mal überhaupt, das ich über das erlebte spreche/schreibe. Mich packt jedesmal die kalte Wut, wenn Leute -selbst im Verwandtenkreis, Andeutungen machen, nur weil ich nie in einer festen Beziehung gelebt habe.
Daraufhin wollte ich damals, rund und gesund, ein Jahr später, auch in Kur fahren, was mir von der Krankenkasse genehmigt wurde. Ich fuhr von Hannover aus nach St. Goarshausen an den Rhein. Ich glaube nicht, dass ich psychische Folgen davongetragen habe, aber ich wollte danach nie wieder in Kinderkur fahren.
Zum Frühstück gab es den leckeren Haferschleim, den wir nur in Verbindung mit den ergatterten Marmeladenbroten herunterwürgen konnten. Die Wäsche wurde in abgeschlossenen Schränken aufbewahrt und durfte nur einmal pro Woche gewechselt. Ich war kurz vor der Pubertät und habe mich vor meiner stinkenden Wäsche geekelt. Im Alter von 12 oder 13 Jahren musste ich noch einen Mittagsschlaf halten. Während der Schlafzeiten durfte nicht geredet werden. Wer erwischt wurde, musste sich mit der Bettdecke vor die Tür stellen. Die Tanten schlichen sich leise heran. Als wir, mehrere Mädels, aus Jux oder Angeberei, abends in ein Jungenzimmer geschlichen sind und erwischt wurden, mussten wir vor die Klinikleitung zum Appell antreten. Unsere Eltern wurden benachrichtigt, weil wir nach Hause geschickt werden sollten. Natürlich gab es noch ein Donnerwetter von ihnen, als wir nach Ablauf der regulären Zeit nach Hause fuhren.
Im Moment bin ich noch total geschockt. Das erklärt vieles.
Ich bin 1952 geboren und wurde wohl mit ca. 8 Jahren nach Amrum in ein Heim geschickt. Die Eisenbahnfahrt war schon schrecklich weil sich niemand um uns kümmerte. Es war ein Mädchen aus Eningen/Achalm dabei, die mir lag und so fanden wir Trost aneinander. Sie war eine fröhliche Natur, dunkle Haare, das ist alles an was ich mich erinnere.
Bei Ankunft im Heim wurden wir sofort getrennt und ich wurde allein in ein Zimmer unter dem Dach gesperrt, Begründung: man sollte sich so besser einleben. Man brachte mir das Essen ins Zimmer, ich habe so viel geweint und meinen Eltern geschrieben, Briefe, die nie ankamen. Sie wurden durchgelesen, zensiert und nie verschickt. Auch meine Eltern schickten mir eine Sandschaufel und weitere Spielsachen, die ich nie bekam.
Das Essen war grausig, wir mussten so lange sitzen bleiben, bis alles aufgegessen war. ich ging immer wieder zur Toilette um die vollen Backen auszuspucken, damit ich endlich fertig wurde.
Geduscht wurde nur kalt und mit allen Mädchen zusammen. Ich weiss noch wie die Älteren sich schämten, nackig zu sein.
Was ich am meisten verdrängt hatte, war ein AUsflug in die Pinienwäldchen, auf jeden Fall Nadelbäume, die um das Heim lagen. Zu zweit mussten wir laufen, durften nicht reden und dann wurde ich abgesondert und in die Bäume geschleppt. Es war ein fetter junger Mann (bis heute reagiere ich bei fetten Männern), er hat mir die Gurgel zugedrückt und mich vergewaltigt, ich bekam keine Luft mehr, ich weiss nur noch, dass nachher alles blutverschmiert war.
Ab da habe ich keine Erinnerung mehr, nicht einmal mehr wie ich zurück kam. Ich weiß noch wie entsetzt meine Mutter war, als sie den Koffer öffnete, dreckige und blutverschmierte Wäsche fand, aber alles hinnahm, weil das damals so üblich war. Ich weiß auch noch, dass ich mich über eine lange Zeit immer hinter dem Rücken meiner Mutter versteckte, alle haben sich gewundert, dass ich mich so seltsam verhalte. Ich habe auch nicht viel geredet. Fast gar nicht, es fühlt sich heute an, wie wenn der Kerl mir die Kehle gut zugeschnürt hatte.
Meine Eltern haben nie etwas unternommen und ich habe über viele Jahre die Nesthäkchenbände gelesen, die es mir erleichterten, dieses Traume komplett zu verdrängen. Ich lebte nur als Nesthäkchen in einer völlig heilen Welt. Es gibt da auch einen Band über ein Heim auf Amrum, das ist so positiv geschilert, dass ich es mir zu eigen machte und selbst zu Nesthäkchen wurde. Jede Nacht las ich unter dem Kopfkissen mit einer Taschenlampe. Mein Körper wurde pummelig, da ich anfing, viel zu essen, vor allem Süßzeug, der Frust muss wohl auf diese Weise rausgekommen sein. Meine Familie war glücklich über meine Zunahme, vorher war ich sehr schmächtig gewesen und schob das gute Resultat der Heimbehandlung zu. Daraufhin wurde auch meine Schwester verschickt, die Gott sei Dank im Allgäu gut behandelt wurde. Sie hat nur positive Erinnerungen daran.
Es wurde ein Verbrechen begangen, der Täter würde, wenn er zur Rechenschaft gezogen werden könnte, ins Gefängnis kommen. Dieses TRauma steckt heute noch in meinem System, ich habe nie geheiratet, war lieber allein und fühle mich dabei sehr wohl, denn in jungen Jahren passierte genau das, was bei vielen passiert, die durch Vergewaltigung traumatisiert sind: ich ging in die Sexsucht und bot mich überall an. Weil ich mich nicht spürte und wohl auf der Suche war nach mir selbst. Dieses ereignis hat also mein Leben insgesamt geprägt.
Eine Reise nach Amrum sollte KLarheit verschaffen, aber ich fand nur noch die Wäldchen vor, an der Stelle wo das Heim ungefähr gestanden hatte, war kein Haus mehr zu sehen. Es ist wohl komplett abgerissen worden, wenn ich mich nicht täusche. Aber vielleicht haben Sie ja noch andere Berichte über dieses Heim, es würde mich interessieren, denn es steht mir noch klar vor Augen. Ein Holzbau, hellblau und weiß gestrichen. Direkt am Strand.
Ich bin damals auf Amrum zu einem Pfarrer gegangen, der mir vertrauenswürdig erschien und er hat mir die Last dieser Bürde durch einige Gespräche abgenommen. Aber natürlich hatte ich vorher schon ca. 10 Jahre lang 2-wöchentliche Therapiestunden hinter mir, denn dieses Geschehen hatte ich komplett ins Unterbewusstsein verdrängt. Es musste erst wieder mit viel Mühe gehoben werden. Seither ist mir leichter.Aber immer wieder nachts kommen diese Träume zurück und ein unendlicher Ekel überfällt mich.
Ich wusste nicht mehr, dass man das Verschickungsheime nennt und wir Verschickungskinder sind. Ich bete für all die verwundeten Seelen und danke Ihnen für Ihre Mühe. Es tut mir gut, zu wissen, dass ich keine Halluzinationen hatte und so viele viele betroffen sind.
Wohl vor allem Frauen?
Ich wurde seinerzeit zusammen mit meiner 2 1/2 Jahre älteren Schwester dorthin geschickt - sicherlich mit einer guten Absicht seitens der Eltern.
Der Tag begann mit der Aufstellung im Sanitärbereich und alle Kinder mussten ein Glas Salzwasser trinken. Wer sich erbrach, musste trotzdem ein ganzes Glas Salzwasser austrinken und so lange dort bleiben, bis das erledigt war. Sonst keine Frühstück.
Zum Frühstück gab es in der Regel Haferbrei , welcher auch eher eklig als geschmacklich war.
Wer sich erbrach musste trotzdem weiteressen.
Am Anfang der Woche wurden die Kleidungsstücke ausgewählt und diese mussten die ganze Woche getragen werden – egal wie warm oder kalt sich das Wetter im Laufe der Woche entwickelte.
So kam es dann dazu, dass bei strahlendem Sonnenschein ein dicker Pullover und lange Hose getragen werden musste, weil man es am Anfang der Woche bei etwas ruppigerem Wetter so ausgewählt hatte.
Ich war noch sehr klein (ca. 6) und wollte mit meiner Schwester zusammen in einem Zimmer schlafen, das wurde uns verwehrt. Das Heimweh war erdrückend und ich musste oft weinen.
Das wurde umgehend bestraft mit der Verbannung aus dem Schlafraum, raus auf den Flur auf einer Holzpritsche ohne Matratze. Dort war es kalt und einsam und für ein kleines Mädchen allein zudem gruselig – nach ein paar Tagen versiegten dann die Tränen...
Unsere Treffen mussten wir uns „erschleichen“ im Essraum oder draußen – wo immer möglich. Im Grunde stand dort aber das Verbot, sich zu treffen.
Das wurde auch streng überwacht und sanktioniert.
Wir haben schon recht kurz nach der Ankunft den Eltern diese Situation im Brief geschildert, allein die Post ist nie bei ihnen angekommen – sie wurde von den Betreuerinnen gelesen und aussortiert. Post wurde diktiert und an die Eltern gesendet.
Pakete von den Eltern wurden abgefangen und nicht an uns ausgehändigt. Ein Postgeheimnis existierte nicht.
Der Aufenthalt war für meine Schwester und mich traumatisch.
Gewicht haben wir natürlich auch nicht zugenommen - das Gegenteil ist der Fall gewesen. Dieser Aufenthalt auf Langeoog hat etwas in mir zerstört, das Trauma zu verarbeiten hat viel Zeit und Arbeit gebraucht.
Ich würde aus Nordhessen in den Sommerferien dahin verschickt und für mich war es nicht schön, für andere in meiner Gruppe aber noch schlimmer. Ich hoffe, dass diese Missstände aufgeklärt werden.
Ich war 1967 in Oberkassel - Haus Bernward
Wennman dort wärend der Mittagsruhe die Augen geöffnet hatte, gab es gleich ein paar mit dem Holzlatschen. Aufessen musste man immer!!!
Morgens beim Frühstück wurden immer einige Kinder von uns vor versammelter "Mannschaft" aufgerufen und bekamen eine Spritze. Bis heute weiß ich nicht, wofür diese Spritze überhaupt sein sollte.Anziehen durften wir nur das, was uns die Betreuerinnen raus legten.
Damals fand ein Trauerzug mit Militärschiffen auf dem Rhein anlässlich des Todes von Konrad Adenauer statt.
Wir Kinder sind mit den Betreuern an den Rhein, um uns diesen Zug anzusehen.Beinahe wäre eine Betreuern ins Wasser gefallen und wir Kinder lachten. Das gab natürlich eine Strafe.
Ein Mädchen hatte dort die Windpocken und musste natürlich im Bett bleiben. Mit ein paar Mädchen sind wir damals zu ihr ans Bett gegangen, haben ihre Pocken etwas aufgekratzt und die Flüüsigkeit daraus auf unsere Haut geschmiert. Wir wollten uns unbedingt anstecken, weil wir gemerkt hatten, dass es einem am besten geht, wenn man im Bett liegen musste.
In unseren Briefen an unsere Eltern durfte nichts von Heimweh oder krankheit stehen. Die wurden sofort zerrissen.Auf den Postkarten war ein dicker Stempel "Besuch nicht gestattet" angebracht.
Vier Jahre später sollte ich vom Gesundheitsamt aus nochmal zur Kur. Da habe ich mich geweigert, so gut ich konnte und musste dann auch nicht mehr zur Kur.
Mit Mitte zwanzig wollte mich mein Hausarzt zur Kur schicken, da habe ich sofort gesagt, dass ich nie wieder zu irgendeiner Kur möchte und habe aufgrund der schlechten Erfahrungen von damas darauf verzichtet. Positives von damas fällt mir heute nicht wirklich was ein.
Liebe Grüße und viel Erfolg bei den Recherchen.
Mit freundlichen Grüßen, Karl-Otto Kannapinn
mich würde es freuen, jemanden zu finden, der auf dem Ponyhof in Schönau, Berchtesgaden war. Am liebsten spät, erst 1979, und der optimalerweise noch Erinnerungen hat... im Gegensatz zu mir. Ich würde einfach gern verstehen.... wissen, warum manche Dinge sind, wie sie sind.
Ich erinnere mich nur noch an ältere Kinder, die mich nicht zu den Ponys gelassen haben, an nachts (?) im Bett sitzen mit Erbrochenem auf der Bettdecke und jemand kommt und ist nicht begeistert und daran, dass ich nach einigen Tagen gefragt habe, ob die 6 Wochen jetzt dann um sind (ich war vier jahre und 10 Monate).
Und dann würde mich noch echt interessieren, wie das bei Euch allen mit Autoimmun-Erkrankungen aussieht - ich habe jetzt schon 2 davon.
Danke, ich bin gespannt!
Als meine Eltern mich abholten, war ich total apathisch, aber froh, nach Hause zu kommen.
Alle Kinder waren in einer belastenden Drucksituation, aufessen zu müssen und auch sonst keine "Spirenzken" zu machen. Es gab täglich ungezuckerten Haferschleim und für mich anstrengende Wanderungen.
Klar, ich hatte starkes Untergewicht, weil ich zuhause starkem Stress (Alkoholmissbrauch der Eltern) ausgesetzt war. Die Ursachen dafür waren offenbar vollkomen egal. Für die war das Problem mein Untergewicht, welches behandelt werden musste. Die "Kur" hat mein Problem im Grunde nur verschärft. Bis zum 30. Lebensjahr habe ich auch harte Drogen konsumiert. Ich hatte Untergewicht, bis ich dann mit 35 Jahren aufhörte zu rauchen und diverse Therapien hinter mir hatte.
Vielleicht gibt es weitere Betroffene aus der Zeit und dem Heim? Dann wäre ich an einem Treffen in oder um Bremen interessiert.
In der 4. oder 5. Klasse (ca. 1974) begleitete ich meine 2 jahre jüngere Schwester in das Kinderkurheim in Ruhpolding, Bayern. Der Schularzt schickte uns wegen Untergewicht hin. Das Heim wurde von einer katholischen Ordensschwester geleitet. Die "Erzieherinnen" waren weltlich.
Meine Schwester und ich wurden von den Erzieherinnen schikaniert. In meinem Zimmer waren wir zwei die drangsaliert wurden. Wir beide waren nicht katholisch. Eine Erzieherin drohte mir mit dem Tod, falls ich den Eltern etwas erzählen würde. Weshalb ich weder beim Besuch der Eltern noch später von dieser Zeit erzählt hatte. Bei "Ruhpolding" schnürte sich danach immer mein Hals zu.
Ich wurde 1957 mit 7 Jahren ohne große Vorankündigung plötzlich verschickt. Der Grund ist für mich heute noch rätselhaft.
Morgens um 096.30 Uhr hat es mein toller Vater wenigstens noch geschafft mich zum Bahnhof zu fahren, wo schon eine streng dreinblickende Sozialtante mit einem Dutt auf uns gewartet hat.
Wir brauchten ein ganzes Abteil und die Dame war äußerst streng.
Es ging für 6 Wochen nach Segeten hoch oben auf einem Berg im Schwarzwald.
Der Ton war von Anfang an extrem streng. Die Erzieherinnen, zum Teil sogar noch recht jung, waren ziemlich robust und gut genährt, während das Essen für uns Kinder so scheußlich war, daß ich wie viele andere Kotzen musste.
Unter Salven von Ohrfeigen und Kopfnüssen musste man das Gekotzte aus dem Teller aufessen.
Widerspruch oder Unaufmerksamkeit wurde sofort bestraft.
Gröbere Verstöße wurden vor versammelter Mannschaft mit dem Rohrstock nicht zu knapp vollzogen.
Einmal in der Woche durften wir unter peinlich genauen Aufsicht der Erzieherinnen duschen.
Wer sich angeblich nicht gründlich geduscht hat, dem haben sie angedroht, ihn mit der Wurzelbürste zu saubern, was auch öfter geschah.
Angeblich schlechte Essmanieren wurden damit bestraft, dass man wie ein Hund unter denTisch kriechen musste und dort seinen Teller leer essen musste.
Ein Jahr später hatte ich das "Glück" nach Hirsau zu kommen. Das von Nonnen betriebene Heim war noch um einiges schlimmer.
Jeden Tag unzählige Male in die Kirche und hundert Mal beten.
Als ich mich darüber laut geärgert habe, bekam ich von den Nonnen die schlimmste Abreibung meines Lebens mit dem Rohrstock auf den nackten Hintern vor allen anderen Kindern.
Mehrere Nonnen haben mich im wahrsten Sinne grün und blau geprügelt und zur weitere Strafe musste ich beim Essen grundsätzlich knien.
Der Fraß war noch schlimmer als in Segeten und die Gemeinheit der Nonnen kannte keine Grenzen.
Auch hier musste man das Gekotzte wieder aufessen.
Zusätzliche Strafen bestanden darin, daß man die Schuhe der Nonnen und der Mädchen putzen musste.
Briefe oder Päckchen habe ich in dieser Zeit von zu Hause nie bekommen.
In den Nächten hörte man in den Schlafsälen das Schluchzen der anderen und man hat sich gefragt, warum man so etwas verdient hat.
Wir waren damals Kinder ohne irgendwelche Schuld aber man hat uns behandelt wie den letzten Dreck.
Ich wusste übrigens gar nicht, daß so viele Kinder das gleiche Schicksal erlitten haben.
Ganz nebenbei frage ich mich warum sich meine Eltern nicht dafür geschämt haben, daß ich als einziger aus meiner Klasse verschickt worden bin.
Sicherlich waren noch weitere "Delinquenten" in dieser Asthma-Kinderheilstätte Mitte der sechziger Jahre "interniert". Wäre gut, wenn sich noch Weitere an diese düstere Zeit und an ihr Martyrium erinnern würden und dies hier protokollieren...
Übrigens: Bei einem Besuch in Bad Reichenhall im Jahre 2018 mit meiner Frau hatte ich die Örtlichkeit wieder aufgesucht.
Doch anstelle der Anstalt und des Gartens mit den alten Bäumen ist heute ein großer Pkw-Parkplatz. Anwohner sagten mir, dass diese Gebäude Anfang der 1980-er Jahre geschlossen und bald darauf abgebrochen wurden.
Daten darüber leider sind nirgends zu finden. Lediglich unter alten Ansichtskarten existiert ein Foto aus den späten 1950-er Jahren.
Also wurden meine wenigen Kleidungsstücke mit Namensschildern versehen, in einen kleinen braunen Koffer verpackt und ich Ende August 1965 an einem warmen Samstagmorgen per Pkw durch AOK-Mitarbeiter abgeholt und nach Bad Reichenhall in die Asthma-Kinderheilstätte Kurfürstenstr. 26 verfrachtet.
Die nächsten 6 Wochen waren eine Katastrophe! Das ganze Umfeld war von militärischem Drill geprägt. Wir mussten in Reih und Glied antreten und in Zweierreihen durch die Stadt zum Solebad marschieren. Wenn dabei einer "Aus dem Tritt" kam, war dessen Prügelstrafe am Abend gewiss. Im Solebad, dem alten Kurhaus, mussten wir uns in einem per Dampfheizkörper auf über 42°C Raumtemperatur aufgeheizten Raum nackt ausziehen und wurden darauf in das Solebad gescheucht. Bei einer Wassertiefe von 1,50m war das für die meisten der blanke Horror, da diese Buben deutlich kleiner waren und noch nicht schwimmen konnten.
Ältere Buben, welche zur Aufsicht über uns abkommandiert waren, hatten dabei ihren größten Spass. Diese zogen die panisch um ihr Leben Strampelnden dann kurz vor dem Absaufen heraus und warfen die schreienden Buben wieder ins Becken zurück. So ging das 2 x die Woche über jeweils 45 Minuten. Anschließend durften wir zur Abhärtung durch ein Stufenbecken mit Süßwasser mit 8°C, dann wieder zum Abtrocknen in den Umkleideraum und zurück zur Kurfürstenstraße.
Die Schlafsäle mussten immer nach dem „Mittagsfraß“ zur Ruhe für 2 Stunden aufgesucht werden…Das Essen, Abfallfleisch aus der Freibank, Lungenhaschee, 3 x die Woche Innereinen, Kuttelsuppe, abartig stinkende Kohlsuppe, usw. Und jeden Abend Malventee aus irdenen dunkel rot-braunen Henkelbechern, in welchen der Grund nur mehr zu erahnen war, so schwarz waren die geworden. Lediglich Freitags konnte ich mich richtig sattessen, denn da gab es Milchreis mit Kompott, dieser war durchaus genießbar.
Ich kann bis heute keinen Malventee und keine roten Rüben mehr ausstehen – sobald ich diesen Geruch in die Nase bekomme, kommt mir das K…en. Wer sein Essen erbrochen hatte, dem wurde selbiges unter Zwang solange hineingestopft, bis es irgendwann drinnen blieb und wenn das den ganzen Abend gedauert hatte.
Wir schliefen in dem großen 4-stockigen Funktionsgebäude an der Kurfürstenstraße. Im ersten OG die jüngeren Buben bis etwa 7 Jahre. Die 8-10 Jährigen im zweiten OG und die älteren bis ca. 14 Jahren im dritten OG. Im EG waren Büro und medizinische Untersuchungsräume. Im UG die Lagerräume und der Schuhkeller, wo die Renitenten regelmäßig zum Stiefelschmieren verknackt wurden, sowie der mit Koks befeuerte Kessel zur Dampfversorgung der Anstalt.
Die Essensausgabe und der anschließende Küchentrakt hin gegen waren ostseitig davon in einem alten Garten dahinter angeordnet. Diese Gebäude aus der Zeit des 3. Reiches waren in einem desolaten Allgemeinzustand und in ihrem Inneren teilweise wie eine Baracke aufgebaut. Es hat dort permanent nach ranzigem Fett gestunken – das war grauslich. In den UG-Räumen liefen Kühlmaschinen, welche über eine betonierte Außentreppe für das Wartungspersonal zugänglich waren.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich einmal pro Woche für die abendliche Nachtwache das „Wache-Essen mit Sprudel“ (war, soweit ich noch weiß, Rührei mit Schnittlauch) bei dem stets übelgelaunten Kantinier bestellen musste.
Zweimal die Woche durften wir in Reichenhall zu einer alten Villa oberhalb der Kurfürstenstraße marschieren, bekamen dort von einer finsteren älteren Frau (Krankenschwester??) weiße Umhänge und Schutzbrillen auf, um eine Stunde lang in einem per UV-Brenner bläulich düster beleuchteten Raum Soleaerosol zu inhalieren, welches von einem Rotationszerstäuber unter der Decke versprüht wurde.
Natürlich gab es auch angenehme Seiten, wie zum Beispiel Sonntagsnachmittag Spaziergänge zum Müllnerberg, einen Omnibusausflug ins Salzbergwerk Berchtesgaden, zur Festung Hohen Salzburg und ein Mal ins Kino in Reichenhall.
An eine Sache jedoch kann ich mich noch gut entsinnen:
Ein blondgelockter Bub mit Sommersprossen aus dem Raum München war mehrmals unangenehm aufgefallen, so dass die „Tante Mechthild“, eine resolute bayrische Aufsichtsperson mit vielleicht 40 Jahren beschied, dass dieser Lausbub eine Sonderbehandlung bekommt. So haben sie den schreienden Buben zu Dritt oder Viert gepackt und mitgenommen. Anderntags ist der nur noch da gesessen und hat still vor sich hingeweint. Schwarz im Gesicht und an den Händen war er wieder aufgetaucht - den hatten sie die Nacht über ohne Licht im heißen Aschebunker unterhalb des Kokskessels im 2. UG der Anstalt eingesperrt – das Kind war schwerst traumatisiert!
Ich habe später meine Eltern oft gefragt, wie sie mir so etwas im Alter von 9 Jahren antun konnten…doch da hat es nur geheißen, das hätte der Doktor von der AOK angeordnet – das war GESETZ.
Und ein Doktor der AOK war für diese einfachen Leute anno 1965 ein Herrgott…
Besonders negative Erinnerungen habe ich an einen Aufenthalt im "Haus Sonne",im Bergischen (Oberdüssel?) gelegen. 1965-ich muss etwa fünf Jahre alt gewesen sein. Es muss von Diakonissen geleitet worden sein.In meinen Erinnerungen sehe ich Frauen mit weißen Hauben,sog.Rüschenhauben (darunter das streng zurück gekämmte Haar zu einem „Dutt“ zusammen gebunden) und schwarzen langen Gewändern.Ich sehe mich nachts verängstigt in einem Zimmer mit Doppelstockbetten in einer Ecke stehen.Ich hatte „eingenässt“ und musste dort „zur Strafe“stehen.Die Diakonissen führten ein „hartes Regiment“.An die allmorgendliche Haferschleimsuppe erinnere ich mich auch noch gut... Auch ein anderer Aufenthalt ist mir bruchstückhaft in Erinnerung:Germersheim?/Schwarzwald...
So muss ich wohl,aus welchen Gründen auch immer,diese drei Mal "verschickt" worden sein.
1969 in Berchtesgaden, Königssee. Ich erinnere mich an Heimweh und ein Einzelzimmer mit rotweiss karierter Bettwäsche???
1971 gemeinsam mit meiner 2 Jahre jüngeren Schwester im "Adolphinenheim" auf Borkum. Meine Schwester hat sichtbar noch mehr gelitten als ich.
Besonders schlimm war hier das "Klappturnen" unter Anleitung einer alten Frau.
1973 dann noch einmal mit meiner Schwester im Schwarzwald, ganz abgelegen in Allerheiligen. Hier gab es einen Pater, der uns katholisch indoktriniert hat und ich fürchtete anschließend Strafe für all die schlimmen "Sünden" einer 13 Jährigen.
Aus alles Kuren gibt es Fotos.
Mit ca. 7 Jahren auf Juist und mit ca.9 Jahren mit meinem Bruder auf Norderney. Ich mußte nach jeder Mahlzeit eine viertel Stunde im Bett liegen, damit ich zu nahm. Meinen Bruder durfte ich auf Norderney nicht sprechen, nur im Schwimmbad konnten wir uns sehen. Das Essen war schrecklich, jeden abend Hering in Gelee und Tee. Ich habe nach den Mahlzeiten meistens alles ausgebrochen. Zu Ostern bekam ich ein Päckchen, das ich mit allen Mädels teilen mußte. Die Zimmertür unseres Schlafsaals blieb nachts auf und wir hatten eine Nachtwache.Die Post wurde diktiert.Ich hatte mir daraufhin geschworen, das meine Kinder nie zur Kur kommen sollten. Auf Grund ihrer Allergien bin ich mit ihnen jahrelang auf eine Nordseeinsel gefahren. Minen Eltern habe ich nichts erzählt, sie hatten es Ja nur gut mit uns gemeint. Ich bin Jahrgang 1950 und habe schon oft im kleinen Kreis davon erzählt. Ich glaube das man mir diese Schilderungen nicht unbedingt geglaubt hat und finde es richtig , das auch darüber jetzt öffentlich gesprochen wird. Ich kann ganz schlecht alleine sein und habe Verlustängste, was auf Grund dieser Erlebnisse sicher entstandenist.
Gesehen haben wir uns dann in all den Wochen genau 2x und auch das nur im Vorbeigehen, da wir in streng voneinander getrennten Gruppen waren. Diese zwei Male fanden in Form eines schnellen Zuraunens statt – wer jetzt Bilder von Filmen über Gefängnisausbrecher im Kopf hat liegt nicht falsch, denn so fühlte ich mich.
Leider kann ich die meisten negativen Schilderungen anderer Verschickter wie lieb- bis herzlose Behandlung, fiese Strafen für Lächerlichkeiten wie z.B. Nichtschlafen undsoweiter bestätigen.
Beispiele: 1. Beim Wachliegen und quatschen mit dem Bettnachbarn erwischt zu werden, führte zu einer kalten und unbequemen Nacht barfuß im Schlafanzug auf einem Lattenrost in der Waschküche. Die unfreundliche Behandlung durch die Tagschicht nach dieser schlimmen Nacht war da nur noch das Sahnehäubchen auf dem schlechten Kuchen.
2. Das Zensieren der Post, die wir in die Heimat schickten, war Standard; zusätzlich zur Zensur gab es noch öffentliche Häme durch die Aufseherin, wenn man (als Erstklässler) noch nicht alle Buchstaben beherrschte. Ich spreche von Aufseherinnen; offizieller Jargon war „Tanten“, was aber aufgrund des Grundtons der dort herrschte ein Witz war (wie die wenigen männlichen Aufseher genannt wurden, weiß ich nicht mehr).
3. Wer im Speisesaal keinen Nachschlag nahm, wurde öffentlich geschmäht und musste sich während alle Anderen eilfertig ihre zweite Portion in sich reindrückten neben die Ausgabeklappe stellen und singen. Ich vergesse nie den elenden Anblick eines kleinen Mädchens, welches weinend dort stand und versuchte zu singen, weil man sie dazu zwang.
In diesen endlos scheinenden Wochen lernte ich zu schweigen, das Geforderte zu tun und niemandem vertrauen zu können, um nicht wieder wegen Irgendetwas bloßgestellt und bestraft zu werden.
Überblickend würde ich sagen, die Kinder“kur“ war mehr wie ein Straflager, nur dass ich leider nicht wusste, wofür ich verurteilt worden war.
Ich dachte lange Zeit, ich wäre mit meinen Empfindungen der Einzige un/oder ich sei als Kind vielleicht empfindlicher als Andere gewesen.
Heute weiß ich, dass das Unsinn ist und stattdessen bestimmte lebenslange Empfindlichkeiten damit zu tun haben, was man mit uns damals angestellt hat.
Ich wurde zweimal im Alter von 5 und 7 Jahren nach Bondorf /Schwarzwald verschickt. Ich war "zu dünn" und sollte in der guten Schwarzwald Luft vor allem zunehmen. Ich fand mich ohne jegliche Vorbereitung plötzlich am Bahnhof mit einem Schild um den Hals, allein gelassen begleitet von meinem Vater in Gesellschaft meiner Schwester und später meines Bruders; meine Schwester beherzt und tüchtig wie immer, mein Bruder verstört wie ich selbst. An die Zugfahrt und die Ankunft erinnere ich mich nicht. Wohl aber an das strenge Regiment der "Tanten". Der Alltag im Erholungsheim war hart, Befehlston, Anherrschen, Gewalt gegen Widerspenstige Kinder und ihre Gefühle. Es fiel mir schwer, die Ordnung zu erkennen, an die ich mich anzupassen hatte, ich dachte wohl, dass etwas mit mir falsch war, ein Gefühl das ich zu Hause allerdings auch hatte. Ich wußte, ich soll zunehmen, ich soll brav sein, ich soll nicht weinen, ich soll bloss nichts falsch machen. Es gab strenge Regeln beim Essen, es musste aufgegessen werden, wehe wenn nicht! Ich musste sitzen bleiben bis ich aufgegessen hatte. ich habe stundenlang vor meinem kalten Essen gesessen und meinen Ekel niedergerungen. Ich lernte, mir so viel wie möglich auf einmal in den Munds stopfen, um aufstehen zu dürfen. Heute gehe ich davon aus dass ich ohnehin Essstörungen hatte. Mein Bruder schrie und weinte sehr viel, sie fragten mich zwar wieso er so schrie, liessen mich aber nicht zu ihm, diese Hilflosigkeit, ihn nicht trösten zu dürfen, das Gefühl, es sei falsch ihn trösten zu wollen, schliesslich schreit ein Junge nicht so....Schlimm die wöchentliche Duschen mit so vielen anderen Kindern zusammen, Schuld und Scham wegen der Nacktheit, der rüde Umgang, das ruppige Schneiden der Fingernägel, möglichst kurz, damit das nicht so oft wiederholt werden musste. Es schmerzte die ganze Zeit. Furchtbar der erzwungene Mittagsschlaf mit den Kontrollgängen der Tanten, Immer Gewaltandrohung, wenn wir beim nichtschlauen "erwischt" wurden. Wir seie die schlimmste Gruppe die jemals in die Heim war, wurde uns gesagt. Zur Strafe (für was auch immer) wurden Schweigemärsche durch Bondorf veranstaltet. Wir durften zwar Briefe nach Hause schreiben, diese mussten aber den Tanten vorlegt werden. Auch hatte ich ja keine Sehnsucht nach zu Hause, sie hatten mich ja weggeschickt, ich war dort eh zu viel, meine Mutter überlastet, also sollte ich wenigsten dicker wiederkommen als ich gefahren war.
Als ich selbst Mutter wurde, war ich mit Gewaltphantasien gegenüber meinem kleinen Sohn konfrontiert, die mich sehr erschreckten und derentwillen ich therapeutische Hilfe gesucht habe. Quälend auch die Vorstellung, dass ich ihn wegschicken muss, dass es für ihn besser sein würde, wenn er nicht bei mir wäre, sich nicht so an mich binden würde. Große Probleme mit Orientierung und Vertrauen im Verlauf meines Lebens. Es ist der erste Schritt, den eigenen Schmerz anzuerkennen und zu bewältigen, es gilt ebenso, die Auswirkungen auf das Beziehungsverhalten als Erwachsene betrachten und die Verantwortung zu übernehmen für das, was wir vor unserem Erfahrungshintergrund für unsere Kinder verursachen.
bin 52 Jahre alt ,und bin sehr froh endlich eine Seite gefunden zu haben. Es quält mich schon lange mit den wissen ein versickungskind zu sein ! Meine Erinnerung sind auch lückenhaft ,aber mit vier Jahren ging es das erstmal von zuhause weg ohne Kontakt mit zuhause für 3-4 Wochen wo das war weiß ich nicht mehr aber ich besitze noch Fotos davon . ich leide heute noch unter Verlust Ängste.Und so ging ein Jahrzehnt los stäntige Aufenthalte in So genannte Kurheime oft 2mal im Jahr wegen Gewichtszunahme 6Wochen ohne Mutter und Erzeuger viel musste ich erleben Essen zwang Schlafentzug .ich kann das alles gar nicht alles aufschreiben .Viellleicht finden sich ja Menschen die das Kurheim Am Meer : in Cuxhafen Duhnen kennen ,so in den Zeitraum 1974 bis 1982:
Ich würde gerne wissen, ob es noch weitere Personen auf diesem Forum gibt, die auch in diesem Kinderheim waren. Bitte melden! Danke und Tschüss...
anschließen:
Hallo zusammen, ich (m, 54) hatte im Juli 1971 das zweifelhafte 'Vergnügen', im Rahmen einer 'Erholungskur' vor der Einschulung 6 Wochen im Kinderheim St. Antonius in Ratzenried/Kreis Argenbühl gewesen zu sein.
https://oldthing.de/Ratzenried-Kinderheim-St-Antonius-Kat-Argenbuehl-0023655755
https://oldthing.de/AK-Ratzenried-Kinderheim-StAntonius-mit-Teich-0015909608
Meine Erinnerungen an den Aufenthalt dort sind sehr lückenhaft und rudimentär, aber Angst und Schrecken angesichts der 'Erziehungsmethoden', die dort vorherrschten, habe ich nur sehr schlecht verkraftet. Die schrecklichen Erinnerungen wabern quasi im Untergrund vor sich hin und sind für mich nicht wirklich greifbar, aber dennoch emotional stets präsent wie eine Art Lähmung.
Ich habe die vielen Kommentare hier gelesen und kann generell sagen, daß ich mich an die sadistischen Quälereien wie Essenszwang, Ruhezwang nach dem Essen, nicht-Pinkeln-dürfen und/oder nur unter Kontrolle pinkeln dürfen (Nonne als Wachposten vor der Tür) und drakonische Strafen bei 'abweichendem' Verhalten erinnern kann, natürlich auch an die große Einsamkeit und Ohnmacht angesichts der Hilflosigkeit gegenüber all diesen Zumutungen. Trotzdem habe ich stets das Gefühl, daß da noch mehr gewesen ist, das ganz tief verschüttet irgendwo im Unterbewußtsein schlummert, vielleicht weil die Erinnerung daran zu traumatisch ist.
Ich würde an dem Punkt gerne weiterkommen und erfahren wollen, was dort wirklich geschah. Gibt es jemanden unter euch, der auch dort untergebracht war, evtl. auch länger? Ihr könnt mich gerne unter der u.g. Mailadresse kontaktieren.
Vielen Dank für eure Rückmeldung! Viele Grüsse, TiBi
KontaktMail: TiBi.1964@posteo.de
P.S. Bei eBay kann man unter 'Sammeln und Seltenes - Ansichtskarten' einige alte Bilder von den bekloppten Heimen sehen, das hilft u.U. bei der Erinnerung. Ich habe vom Kinderheim Ratzenried selbst eine alte Postkarte, die ich damals an meine Eltern nachhause schickte, die kann ich Interessierten gerne einscannen und zusenden.