Zeugnis ablegen
ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN
Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung.
Wir bauen außerdem ein öffentlich zugängliches digitales Dokumentationszentrum auf, dort ist es möglich seinen Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild zu versehen und zusammen mit der Redaktion einen Beitrag zu erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einzustellen, der für zukünftige Ausstellungen und Dokumentationen benutzt werden kann. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel
Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr drei Möglichkeiten:
- Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei der Buko Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selber einer.
- Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
- Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen
Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!
Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.
Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.
Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der “Initiative Verschickungskinder” (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen
Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.: IBAN: DE704306 09671042049800 Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de
Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen
Niemand verallgemeinert hier, jeder beschreibt seine ganz persönliche Erfahrung. Niemand leugnet, dass es in der Zeit auch rühmliche Ausnahmen und gut geführte Heime gegeben haben mag; auch davon berichten hier Zeitzeugen, nur scheinen sie damals sehr selten gewesen zu sein.
Hier tauschen sich eben vorwiegend die aus, die nicht in "Bullerbü" waren und das sind scheinbar nicht wenige. Niemand leugnet hier Misshandlungen auf der Flucht, in der Schule, in den eigenen vier Wänden oder wiegt sie gegeneinander auf - auch das gehört aufgeklärt und aufgearbeitet. Es ändert aber nichts an meinen eigenen Erfahrungen und macht sie nicht besser.
Leute mit eher schlichtem Gemüt spielen das Erlebte halt gern herunter, sind abgestumpft oder machen jeden Abend "ein Fass auf" (und das nicht im übertragenen Sinn...). Aber auch dafür gibt es Therapieangebote Jürgen... :o)
Besonders in Erinnerung sind mir die "Inhalationsmaßnahmen" gelblieben. Gruppenweise kamen wir in gekachelte Räume (sie schienen die Bombenangriffe überstanden zu haben), so groß wie kleine Umkleidekabinen. Dort saßen wir dann auf Holzbänken in kurzen Lederhosen. Durch eine Rohröffnung wurde dann ein Solenebel eingeblasen, daß man die gegenüberliegende Wand nicht mehr sehen konnte. Beim ersten Mal, war eine der "Tanten" dabei, danach wurden wir dort alleine eingesperrt. Etliche Kinder fingen regelmäßig an zu weinen und wollten raus. Verfroren und an allen Gliedern schlotternd kamen wir danach aus diesem Raum dann immer raus. Heute würde man sowas wohl als "seelische Grausamkeit" bezeichnen - damals war das wohl noch normal.
Die Briefe, die wir nach Hause schreiben mußten (dafür gab es jede Woche einen festen Tag), wurden allesamt zensiert. Ich durfte meine immer mehrfach schreiben, bis sie "ordenskonform" waren. Meine Mutte hatte mir ein kleines Portemonait mitgegeben, mit etwas Taschengeld. Dieses bekamen wir nur zu "Ausgängen" ausgehändigt. Besagtes Portemonait hatte ein kleines, kaum sichtbares Seitenfach. Und dort hatte mir meine Mutter einige Briefmarken reingetan. Während sich die anderen Kinder bei einem dieser Ausflüge Eis oder Süßigkeiten kaufte, erstand ich eine Postkarte. Irgendwo hatte ich dann heimlich nach Hause geschrieben, was wirklich los war - und, daß ich sofort nach hause wollte.
Fazit: ich kam von dieser "Erholungstortour" krank und abgemagert wieder zurück. Bis zum heutigen Tag habe ich eine tiefe Abneigung gegen alle Ordenschwestern....
Ich selbst war im Januar 1966 mit 5 Jahren in Bad Reichenhall.
Herzliche Grüße
Hallo,
am 19.11. sah ich in der Sendung, "Hallo Niedersachsen", den Bericht über die schlechte Behandlung der Kurkinder.
Ich war 1963 9 Jahre alt und von Ende August bis Ende September im Oldenburger Kinderheim, in Bad Rothenfelde, im Teutoburger Wald. Meine Erinnerungen an diese Zeit sind schlecht.
Vor der Kur wurde der Koffer von meiner Mutter liebevoll gepackt. Hübsche Kleider und persönliche Sachen kamen hinein. Auch Proviant für die Fahrt war dabei. Sehr stolz war ich auf die 8X4 Seife zum Waschen.
Bei der Ankunft wurden wir Kinder auf die Terrasse des Hauses gebracht, und wir mußten unsere übrig gebliebenen Lebensmittel in Körbe legen. Auch die Seife mußte ich abgeben. Beim Kofferauspacken, was die "Tanten" machten, wurde mir gleich gesagt, daß ich die Kleider nicht anziehen dürfte, weil die anderen Mädchen sonst neidisch würden. Ich hatte in den 4 Wochen 2 Kleider an, die Tante Gudrun für geeignet hielt.
An die Abläufe beim Frühstück und Abendbrot kann ich mich nicht erinnern.
Aber die Mittagessen sind noch sehr präsent. Wir mußten drei Teller, die uns vom Personal gebracht wurden , leeressen. Wenn wir das geschafft hatten, durften wir uns den vierten Teller selber holen.
Bei der Linsensuppe, die es 4x in den Wochen gab, habe ich es tatsächlich geschafft, vor dem Essen zu erbrechen.
Meine Seife habe ich auf der Gemeinschaftstoilette wiedergefunden.
Das Briefeschreiben wurde kontrolliert und die, die ankamen, wurden geöffnet und vorab gelesen. Mir ist meine Post erst später ausgehändigt worden. Die Briefe, die von uns nach Hause geschickt wurden, duften nur Positives beinhalten.
Um 7 Uhr morgens sind wir geweckt worden. Aber die Augen mußten noch geschlossen sein.
Am 13.09. hatte ich Geburtstag und war etwas aufgeregt und öffnete die Augen früher. Ich bin angewiesen worden, die Augen wieder zu schließen, um 15 Minuten "nachzuschlafen".
Ich habe die ganze Zeit geweint und geschluchzt. Es war eine Strafe und das an meinem Tag.
Ein Mädchen näßte jede Nacht ein. Sie durfte nicht mit uns aufstehen. Jeden Morgen, wenn ich aufwachte, war ich schweißgebadet, weil ich Angst hatte, daß mir das auch passiert wäre.
Gott sei Dank blieb alles trocken.
Den Herbergsvater habe ich als schreienden und colerischen Mann in Erinnerung. Einmal brüllte er mich an, weil ich einen Blick auf die Seite der Jungen warf.
Mit freundlichen Gruß
Heidi
P.S. Ich war danach noch einige Male zur Kinderverschickung. Dort habe ich positive Erlebnisse
gehabt.
Gruß Doris
Die vermeintliche Harmonie durch die idyllische Lage der Häuser (Muggendorf liegt wunderschön am Wald) täuscht gewaltig. Das Essen war immer eine Katasthrophe. Ich wollte am liebsten unsichtbar sein, nicht auffallen. Aber nun hatte mich beim Mittagessen - es gab Zwetschendatschi! - eine Wespe oder Biene gestochen. Leise weinte ich vor mich hin, denn es tat weh. Da kam die Aufseherin, zog mich am Arm nach oben (ob ich eine Ohrfeige bekam, weiß ich nicht mehr) und schrie mich an, warum ich weine. Ich wolle bloß die Zwetschendatschi nicht essen, meinte sie. Ein Mädchen an meinem Tisch sagte, dass ich von einer Wespe/Biene gestochen wurde. Da zog sie mich in die Toilette, ich musste meinen Unterarm frei machen, denn der Stich war unter der Achselhöhle. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass es stimmte mit dem Stich, wurde sie etwas kleinlauter und brachte mich an den Tisch zurück. Ich musste weiter essen, keine Entschuldigung oder so.
Ein anderes Mädchen konnte keinen Fisch essen. Nachdem alle fertig waren mit Essen, musste sie vor uns allen den Teller leeressen - und kotzte über den ganzen Tisch! Eine kleine gehässige Genugtuung blieb uns da, denn sie wurde dann tatsächlich vom Tisch entlassen (musste, entgegen anderen Berichten von Verschickungsopfern, ihre Kotze wenigsten nicht ..... und auch nicht selber sauber machen).
Mittags mussten wir schlafen! Ich konnte aber oft nicht richtig schlafen, sondern phantasierte mit offenen Augen vor mich hin. Einmal wurde ich dabei erwischt (ich war aber nur eine von vielen!) und musste vor die Tür stehen, bis die anderen Mädchen mit Schlafen fertig waren und zum Spielen geschickt wurden. Ich musste dann nochmal eine Stunde hinliegen. Das war für mich eine der härtesten Strafen, denn ich konnte und kann auch heute tagsüber nicht schlafen.
Meine Lieblingstante schickte mir einmal ein Päckle mit vielen besonderen Süßigkeiten. Da wir eine große Familie waren (9 Kinder, Vater und Mutter), war ich es gewöhnt zu teilen. Ich hätte garantiert mit meiner Schwester und mit den anderen in meinem Schlafraum geteilt. Aber ich bekam außer dem Brief meiner Tante den gleichen Anteil wie alle anderen, und das war natürlich nicht viel. Es wäre eine für mich außergewöhnliche Situation gewesen, wenn ich mal für mich alleine etwas gehabt hätte. Aber das wurde mir von dem Betreuungspersonal nicht vergönnt.
Es gibt sicher noch einiges, das ich vergessen habe - aus dem Gedächtnis radiert habe. Wenn ich das Gruppenfoto anschaue mit den beiden BRK-Schwestern, sehe ich eine harmonisch lächelnde Freizeitgruppe, die freundlich von den Betreuerinnen umarmt werden. Wie der Schein trügt!
Danke an ALLE, die sich hier reinhängen! Das ist so wichtig!
ich war ca. 1974 gemeinsam mit meinem Bruder für 6 Wochen auf Borkum. Ich glaube, es war das Haus Concordia.
Vieles was ich hier lese ist uns und den anderen Kindern auch geschehen. Mein schlimmstes Erlebnis: Ein mit einer Zwangsjacke ans Bett gefesseltes Kind. In einem seperaten Raum. Warum, wie lange usw., daran kann ich mich nicht erinnern. ???
Ebenso zu behaupten, dass die Kinder aus Elternhäusern kamen, wo seelische und körperliche Misshandlungen an der Tagesordnung waren( wobei gerade diese Kinder ein Recht auf therapeutische Hilfe und liebevolle Unterstützung haben!).
Woher möchten Sie das bitte wissen?
Zu meiner Schulzeit gab es keine Rohrstockschläge mehr durch Lehrer- und auch diese Kinder,welche Gewalt durch Lehrer erleben mussten, haben das Recht der Aufarbeitung. Ebenso Kinder durch Mobbing, Misshandlungen, etc. dieses Recht haben.
Da kann man sich doch nicht hinstellen und behaupten- aber diese "Verschickungskinder" brauchen keine Aufarbeitung. Ich verstehe den Unterschied nicht? Seelische und körperliche Gewalt gegen Kinder( egal wo oder in welcher Hinsicht) Bedarf immer Aufarbeitungsbedarf.
Sind Sie lieber froh darüber, nicht solch ein Leid durchlebt zu haben.
Im "Erholungsheim" der Diakonie bekam ich im Schlafsaal ein vergittertes Kleinkinderbett zugewiesen, weil ich da noch reinpasste. Das war ich nicht gewohnt und das engte mich sehr ein. Oft lag ich nachts wach und konnte nicht einschlafen wegen der eingeschränkten Bewegungsfreiheit.
Zum Aufpäppeln musste ich - was mich total ekelte - heiße Schokolade zum Wurstbrot trinken. Nachts musste ich mich übergeben, weil ich diese Kombination nicht vertragen habe. Nur: ich kam nicht aus meinem vergitterten Bett raus und habe mich im Bett übergeben. Da musste ich dann liegen bleiben, damit nur ja die anderen im Schlafsaal nicht geweckt werden. Ich habe kein Auge zugemacht und auch danach wollte ich nur noch raus aus diesem Bett. Ging aber nicht. Ich lag an der Durchgangstür zum benachbarten Schlafsaal und hatte in einer Nacht mal leise flüsternd mit dem Kind im Nachbarraum gesprochen. Dazu stand ich im Gitterbett und habe mich weit rüber gelehnt, um ganz leise zu sein. Da kam plötzlich von hinten eine Hand und griff in meine Haar und zerrte mich ins Bett zurück. Ganz leise hatte sich die wachsame "Tante" von hinten angeschlichen und mir den Schrecken meines Lebens eingejagt!
Während der täglichen Gymnastikübungen habe ich Nasenbluten bekommen. Das war während der Wachstumsschüben bei mir normal. Nicht normal war, dass ich den Saal nicht verlassen durfte, um die Blutzung zu stillen. Ich konnte damals schon gut damit umgehen und wusste, was zu tun ist, aber ich durfte nicht. Zur "Strafe" musste ich den Rest der Woche mit dem blutverschmierten Pullover rumlaufen, obwohl genügend frische Wäsche für mich eingepackt worden war.
Üblich war, dass wir einmal in der Woche im Waschraum nackt Schlange stehen mussten und von den "Tanten" mal kurz abgeduscht wurden. Es war kalt und ring auch recht ruppig zu.
Es gab allerdings auch die "schöneren" Momente, wenn wir als Gute-Nacht-Geschichte "Die kleine Hexe" vorgelesen bekamen. Wir haben auch mit Klötzchen Figuren für den Dominoeffekt gelegt. Das hat dann mal Spaß gemacht und wir wurden immer kreativer.
Trotzdem überwog die permamente Einschüchterung, Zwangsmaßnahmen und Strafen für alles mögliche. Als ich wieder zu Hause war, wollte meine Familie nochmals mit mir dorthin fahren, damit ich ihnen alles zeige. Ich war total verstört. Bis heute ist Badenweiler für mich mit diesen Erinnerungen verbunden.
Die "Kur" hatte nicht den gewünschten Erfolg eingebracht: weder hatte ich zugenommen, noch war ich "aufgeweckter" - im Gegenteil: Ich hatte weiter abgenommen und war verschreckter und ängstlicher als zuvor. Zu Ostern, nach meiner Rückkehr hatte ich ein Paar Rollschuhe geschenkt bekommen. Als ich mir die Strumpfhose beim Spielen aufriss, habe ich mich fast nicht nach Hause getraut. Denn im Heim hätte das üble Folgen gehabt. Erst dann haben meine Eltern begriffen, dass die schönen Karten, die sie "von mir" bekommen hatten, nicht mit der erlebten Realität übereinstimmten - zu spät.
An den Aufenthalt kann ich mich kaum noch erinnern. Habe ich wohl verdrängt.
An zwei Dinge kann ich mich aber gut erinnern. Ich wurde über einen Zeitraum von zwei oder drei Stunden unter Schlägen in den Nacken und gegen den Kopf, gezwungen, meinen Teller mit Fisch und Kartoffelsalat zu leeren. Jedem Bissen folgte ein heftiges würgen. Ob ich mich auch erbrochen habe, weiß ich nicht mehr.
Nach diesem Tag wurde ich krank, bekam Fieber und kam nicht mehr aus dem Bett heraus. Meine Mutter musste mich vorzeitig aus dem Heim abholen. Ich weiß nicht mehr, ob ich meinen Eltern von diesem für mich schrecklichen Erlebnis erzählt habe. Fragen kann ich sie nicht mehr.
Ich wurde gezwungen trotz Panik und Atemnot die "angemessene " zeit in einer verriegelten Sauna zu verbringen trotz Weinens. Geblieben ist mir davon mit 67 J. heute eine Panik vor jeglicher Form von geschlossenen Räumen besonders im Sommer. Ich kann Sommer nur mit Klimaanlage verbringen und gehe bei Temperaturen ab 26 Grad nicht ins Freie. Meine therapeutische Aufarbeitung ergab, dass die Wurzeln hierfür in dem Heimaufenthalt im Möwenheim liegen. Es gäbe noch eine Menge von schlechten Erinnerungen zu schildern. Für heute reicht es.
Auch die Prügeleien unter den Kindern wurden nicht unterbunden. Die Heimfahrt in den Zügen war auch schlimm, weil ich
keine Kontrolle mehr über meine Blase hatte. Mein Bruder hat in dieser Zeit besonders gelitten, weil er insgesamt nicht so robust war wie ich. Mit Folgen für sein Leben bis heute.
so ca. mitte der 60er war ich im Erholungsheim Bad Sachsa da wo wohl die Kinder der AntifaschistInnen inhaftiert worden waren.
Es war für mich emotional furchtbar !!!
Kotze fraß ich vergefreiwilligt.
Ich war dort täglich seelisch verängstigt.
Einmal spürte das ein auch dort einsitzender Junge und sprang mich am Oberkörper an um mich niederzuringen wovon ich in der unteren Wirbelsäule geschwächt schmerzhaft zusammensackte und das als Schwächling zu verbergen übte.
Glaub, es war wie ein Banscheibenvorfall.
Ich hatte unten doch Morbus Scheuermann.
Dort sollte ich zu essen lernen wie ein Vieh.
Gruß Euch.
Vielmehr bin ich ziemlich pragmatisch in diesen Dingen und habe das auch teilweise an meine Kinder weitergegeben. Wenn ein Kind in diesem Alter diese Erlebnisse hat verliert es sein Urvertrauen und der Schaden ist nicht mehr zu reparieren. So habe ich durch diese Erfahrung schon früh gelernt mich zu behaupten und bin immer kampfbereit durchs Leben, dass aufgrund dieser frühkindlichen Erfahrung und noch anderer negativen Erfahrungen nicht immer leicht war. Ich habe jedoch durch meine Ehe und meine 3 Kinder die Sonnenseite des Lebens erlangt und habe die Devise,schau nach vorn und nicht zurück denn das bringt dir dann auch Glück.
Meine Eltern wollten nur das Beste für mich und daher mache ich Ihnen auch keine Vorwürfe.
Mindestens genauso aber erinnere ich mich wie die Ankunft zurück zuhause am Bahnhof war. Ich rannte meinen Eltern in die Arme, weinend und sagte "Gell Mama, jetzt muss ich nie wieder weg" - Meine Mutter hat meine Erzählung schon oft gehört und fühlt sich immer sehr schlecht dabei. "Das habe man damals halt so gemacht...das haben alle so gemacht."
Ich selbst war mit meinem damals 9-jährigen Sohn vor Jahren in der Mutter Kind Kur. Wir hatten so eine gute Zeit zusammen und kamen gestärkt und erholt zurück.
Meine Angst war so groß das ich den Kurantrag aus der Schreibklappe meines Vaters stahl und in einem Sitzkissen versteckte. Mit dem Ergebnis das meine Mutter Ärger von meinem Vater bekam, also lies ich die Unterlagen wieder “auftauchen“.
Ich war noch nie alleine von zuhause weg, der Zeitpunkt der Abreise kam immer näher bis dahin hatte ich bereits sehr viele Angst - Tränen vergossen. Ich werde die meisten Sachen hier nicht wiederholen, es bleibt ein Martyrium das wir erlebt haben.
Es ist alles wirklich geschehen, es sind nicht nur Erinnerungen !
Wie man Kinder dazu zwingen kann sich nachts im Bett nicht zu bewegen ( ich hatte die Erfahrung gemacht wenn ich es getan habe war eine Tante vor Ort, im dunkeln Zimmer, und es gab Ärger, dann erschreckst du dich so sehr das du dich Tod stellst, so liege ich heute noch oft im Halbschlaf nachts im Bett und frage mich immer wieder warum ich nicht einfach zu Klo gehe.) und den Gang zur Toilette zu verwehren. Wenn das Bett nass ist gibt es nachts bei der Kontrolle Ohrfeigen.
Und jeden Morgen mussten Wir Singen : “Danke für jeden Guten Morgen“. Für mich als Kind war das wirklich schrecklich – traurig, heute sage ich das war Folter !!!! - in der Kinderheilstätte - Stieg, der Caritas, in Unteralpfen - Albbruck im Sommer 1978.
Gruß
Thomas
Norderney – Vestisches Kinderheim – ca. 1953/4
Da ich als Kind recht dünn war, haben meine Eltern (wahrscheinlich über Zeche Rheinpreußen) einen 6-wöchigen Aufenthalt auf Norderney im Vestischen Kinderheim gebucht. Damals war ich ca. 8 oder 9 Jahre alt (Schätzung). Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter mit einem Wäscheschreiber in alle meine Kleidungstücke meinen Namen schrieb bzw. einnähte.
Die Fahrt begann in Duisburg – mit einer riesigen Dampflok. Unterwegs konnte man nicht so viel sehen, weil der Qualm der Lok fast immer die Sicht versperrte. In Norden wurden wir aufs Schiff gebracht – Frisia 4 oder 6.
Wir wurden im Vestischen Kinderheim untergebracht, das von Nonnen geleitet wurde.
Im Vestischen Kinderheim kann ich mich an folgendes erinnern: Es war ein weißes kastenförmiges Gebäude. Innen war eine große Treppe in die oberen Stockwerke.
In den ersten Tagen haben wir nichts zu trinken bekommen, weil die Tanten und Schwestern besorgt waren, dass wir bettnässten. Ich habe damals mit einem anderen Jungen zusammen in einer Toilette aus der hohlen Hand das Spülwasser getrunken.
Beim Essen im Esssaal kann ich mich an eine Situation erinnern: ein Junge hatte sich in den Gang erbrochen. Daraufhin kam eine Schwester – stellte sich neben ihn und zwang ihn, das Erbrochene vom Boden zu verzehren. Ich weiß noch, dass in den Fleischgerichten kleine Stücke wie Gummi waren (wahrscheinlich Darmstücke) – widerlich. Der Pudding hatte eine dicke feste Oberhaut, die ich nur widerwillig hinunterbekam. Auch wurden Kinder zum Essen gezwungen – ich hatte etwas Glück, weil einige Speisen, die ich nicht mochte, mein Nachbar heimlich (es war streng verboten) nahm.
Wir schliefen alle in einem großen (für Kinder bleibt alles groß in Erinnerung) Schlafsaal, in dem regelmäßig der Lichtstrahl des Leuchtturms fiel. An bestimmten Tagen durften/mussten die katholischen Kinder in die Kapelle, die am anderen Ende des Gangs zum Schlafsaal lag. Wir, die evangelischen mussten aber ins Bett – hörten Teile des Gottesdienstes und rochen den Weihrauch bis in den Schlafsaal. Am Eingang stand eine Nonne und wachte über uns. Wenn dann unter den Kindern Gespräche begannen (es war schließlich noch früh und fast hell), kam die sie mit einem Holzstück (Rand einer Schiefertafel) und ging von Bett zu Bett und verprügelte jeden, egal ob er schon schlief oder wach war.
An die Toilettengänge kann ich mich noch gut erinnern: Am Eingang zum Toilettenraum saß eine Schwester, die jedem Kind ca. 2 – 3 Blatt kleingeschnittenes Zeitungspapier als Toilettenpapier gab . Nachfragen nach weiteren Blätter wurden stets barsch abgelehnt. Dazu ist wohl nicht mehr zu sagen?!
Es gibt auch schöne Erinnerungen: Wanderungen am Strand (dies mit jungen und freundlichen 'Tanten') – Muschelsuchen. Besuch des Wellenbades. Dort hatte ich mir aber ein Ekzem am Fuß zugezogen. Die Zehen nässten, juckten und die Haut ging ab.
Daraufhin wurde ich zur Krankenschwester geschickt – Den Namen werde ich nicht vergessen: Schwester Aloysia. Sie kochte Wasser und schüttete es in eine kleine Wanne, verrührte dann Schmierseife darin. Dann drückte sie meine Füße in das wirklich heiße Bad. Mein Schreien hat man bis unten gehört, wie mir ein anderer Junge sagte.
Diese Behandlung wurde mehrfach vorgenommen. Nach einer dieser Behandlungen sagte Schwester Aloysia – es war wenige Tage vor der Abreise – dass die Behandlung jetzt abgeschlossen sei und ich nicht wiederzukommen brauche. Tatsächlich war es aber nicht besser geworden. Ich lief nur noch auf den Hacken, weil das normale Laufen so weh tat. Eine von den wenigen jungen Frauen, die uns beim Spielen etc. beaufsichtigten nahm sich meiner an. Als sie meine Füße sah, ging sie zur Schwester Aloysia und bat sie, doch eine weitere Behandlung vorzunehmen. Die Schwester aber sagte: Dieter ist gestern nicht zu Behandlung gekommen – ich behandele ihn nicht mehr! Ich verstand die Welt nicht mehr.
Dann kam die Abreise. Wieder Frisia und Dampflok. In Duisburg angekommen (im Abteil des Zugschaffners) und Ansage am Bahnhof: Kind Dieter Scheepers – aussteigen!
Am Bahnhof warteten meine Eltern (und ich glaube auch meine Schwestern). Als meine Mutter mich auf Hacken ankommen sah, war ihre erste Frage: was ist los?
Zuhause haben mich meine Eltern dann zu einen Arzt gebracht: rohes Fleisch an den Zehen!
Der Arzt schlug die Hände über dem Kopf zusammen und sagte (das weiß ich noch ganz genau): Da darf absolut kein Wasser dran, schon gar nicht heißes mit Schmierseife. Ich bekam Puder und Verbände und nach einiger Zeit waren die Füße dann auch verheilt.
Mir blieb eine besondere Erinnerung: Schwestern musst du meiden, die sind böse, bezichtigen dich der Lüge und sind nicht freundlich – fröhlich. Diese Einstellung konnte ich erst als junger Mann im Krankenhaus in Bremen korrigieren – dort war eine Nonne - immer fröhlich und hilfsbereit. Hat mir Briefmarken vom Professor besorgt und auch schon mal eine Flasche Bier rangeschmuggelt.
Das Heim wurde von "kirchlichen Schwestern" geleitet. Viele der in andren Berichten geschilderten Erlebnisse kann ich für dieses Heim auch bestätigen. Aus heutiger Erinnerung besonders bedrückend empfand ich die Hilflosigkeit gegenüber den Schwestern und auch gegenüber älteren Kindern. Es gab falsche Anschuldigungen und daraus folgende Bestrafungen. Gegen Quälereien (heute würde man Mobbing sagen) der Älteren gab es keine Unterstützung, im Gegenteil.
Habe beim Surfen heute Abend schon mehrere Berichte über dieses Heim gelesen. Es muss dort Methode gewesen sein und nicht die Fantasie eine kleinen Kindes.
Auch von meiner Seite Dank dafür, dass dieses Thema aufgegriffen wird.
Im Tagesraum wurde gegessen, häufig gab es Suppe (Schokoladensuppe). Mehrmals wurden wir gewogen. Nachmittags wurde manchmal etwas vorgelesen. Im 1. Stock lagen die Schlafsäle.
In meinem Schlafsaal befanden sich ca. 15 Betten. Es wurde täglich Mittagsschlaf gehalten.
Während dieser Zeit und natürlich auch nachts musste man ganz still sein und durfte sich kaum bewegen. Die Strafe: lauten Kindern wurde ein Pflaster auf den Mund geklebt, unruhige Kinder wurden mit Bändern ans Bett gefesselt. Ob auch geschlagen wurde, weiß ich nicht. Die "Tante", die mich betreute hieß "Tante Ingke". Sie berichtete den Eltern schriftlich über das Verhalten und den Entwicklungsstand der Kinder. Meine Mutter war insofern der Meinung, dass es mir dort gut gefiele. Ich erhielt im Heim 2 Postkarten meiner Mutter, die vor der ganzen Gruppe laut vorgelesen wurden. Nur eine Karte erhielt ich bei der Abreise ausgehändigt. In Flensburg angekommen, mussten wir Kinder noch sehr lange im Wartesaal des Bahnhofes warten, weil die Eltern nicht über unsere Ankunftszeit informiert worden waren. Zuhause berichtete ich meiner Mutter über die Zustände im Heim, was zunächst ungläubig aufgenommen wurde. Als jedoch mein Koffer mit der teilweise stark verschmutzten Unterwäsche eintraf, waren meine Eltern doch etwas skeptisch geworden. Übrigens wurde bei der ärztlichen Nachuntersuchung festgestellt, dass ich weder zu- noch abgenommen hatte. - Die Tatsache, dass ich mich noch so genau an diesen Heimaufenthalt erinnere, zeigt doch, wie stark die Eindrücke waren, die die Kinder in dieser Zeit verarbeiten mussten.
Heute habe ich bei der Autofahrt vom Kongress an diesem Wochenende erfahren - ja mehr noch - davon dass es offensichtlich anderen so ging wie mir!
Ich habe hier eine Originaldokumentation über meine "ERFOLGE" von der AOK liegen - 0,7 Kilo Gewichtszunahme...von 1981. Ein Jahr vorher war ich aber auch dort, also 1980, jeweils für 6 Wochen, im Kinderkurheim Marienhof...
1. Aufenthalt 1980, ich 6 Jahre alt:
6 Bettzimmer, Jumgs und Mädels gemischt. Ein Junge, ein etwas dunkelhäutigerer Lockenkopf, hatte es irgendwie auf mich abgesehen. Das Spiel ging dann folgendermaßen:
Heiratest Du mich? Ich: nein! Daraufhin rollte er den über Tage getrockneten Kot, der nicht aus seinem Bett entfernt wurde, zwischen den Fingern und bewarf mich und mein Bett damit. Solange, bis mein Ekel mich rufen lies: Ja, ich heirate dich...Dummerweise musste ich das Ganze aufgrund meiner Ehrlichkeit kurze Zeit später wieder zurücknehmen, und wurde wieder mit Scheiße beworfen..Ich habe mich furchtbar geekelt, das Bett wurde tagelang nicht gesäubert, die Prozedur wiederholte sich Abend für Abend.
Traurig war das Abschlussfest, Mannschaften mussten gegeneinander antreten, ich war bei den Losern, die im Seilziehen etc. versagten. Während die Gewinner große Naschitüten bekamen gingen wir leer aus, zumindest erinnere ich das so, was auch zu meiner Erinnerung beim 2. Aufenthalt passt...
2. Aufenthalt
Jede Nacht falle ich aus dem Bett, es tut furchtbar weh, jedesmal der Solarpklexus, Es gibt am Bett keine seitliche Begrenzung dieses Mal, ich weiß nicht, ob ich damals um Hilfe bat...wohl eher nicht: Ich erinnere mich den Aufseherinnen gegenüber stumm, gehorsam und ängstlich.
Beim Essen im großen Saal komme ich endlich auf den Trick, mir die Nase dabei zuzuhalten, weil ich mich so geekelt habe. Ich war eine schwierige Esserin... umso glücklicher war ich nun, mit dem Nasezuhalten alles runterwürgen zu können, auch den penetranten, verhassten Nachschlag. Als die Aufsivht das sah, wurde ich vor den gefühlten 300 Kindern mittig in den großen Saal gesetzt. Sie nannten ihn den Katzentisch (ich weiß nicht, wie viele Kinder es waren, gefühlt waren es viele!)Dort durfte ich dann alleine hocken und meinen Teller leeren...
Zum Glück bekam ich Mumps. Auf der Krankenstation war ich diverser Drangsal nimmer ausgesetzt, und bekam zum Abschiedsfest ganz automatisch eine Naschitüte - ich weiß noch, wie ich mich gefreut habe, mich nicht wieder messen zu müssen, wieder leer ausgehen zu müssen.
Wahrscheinlich hasse ich seit dem jegliche Art von Wettstreit,
Ich habe mich im KKHMarienhof furchtbar einsam und verloren gefühlt, und habe viel geweint. Mit Erholung hatte das wohl nichts zu tun, und das im Jahre 1980 / 81....
auch ich gehöre zu den Verschickungskindern und war 1970 auf Wangerooge.
Ich erinnere mich daran, dass ich jeden Mittag im Solebad liegen mußte.
Ob es meiner Neurodermitis half, weswegen ich dort war,weiß ich nicht.
Aber das ich wahnsinniges Heimweh hatte, weiß ich sehr wohl!
Ich habe keine guten Erinnerungen und als Pädagogin weiß ich heute, dass sehr viel falsch gelaufen ist. Gut, dass dies heute vorbei ist!
Mit 9 Jahren war ich kein ganz kleines Kind mehr, dennoch erinnere ich mich an eine größtenteils schlimme Zeit. Furchtbares Heimweh. Oft ekelhaftes Essen, das aufgegessen werden musste (ich habe zum Glück immer geschafft es runterzuwürgen ohne zu kotzen, das gelang aber nicht jedem Kind). Bettnässer wurden vor allen blossgestellt. Ausgehende Briefe an Eltern wurden zensiert. Eine "Tante" (eine junge Frau von höchstens 20 Jahren) habe ich als besonders übergriffig in Erinnerung. Einmal schlug sie einem Jungen so heftig ins Gesicht, dass seine Wange aufplatzte. Mich knallte sie einmal mit dem Kopf gegen den Kopf eines anderen Jungen weil wir uns gezankt hatten. Es war so heftig. dass wir beide noch tagelang danach Kopfschmerzen hatten. Es gab aber auch nette und verständnisvolle Betreuerinnen.
Die 6 Wochen kamen mir damals wie eine Ewigkeit vor. Die zweite Hälfte der Zeit war etwas erträglicher. Man hatte sich mit anderen Kindern angefreundet, und es gab teilweise schöne Ausflüge an/auf den Königssee.
Ich bin mir sicher, wenn der Grund für Übergewicht keine Essstörung war, hatten sie die spätestens bei ihrer Entlassung.
Ich habe als Erwachsene erst die Diagnose Aspergerautismus bekommen, das heisst, ich war ziemlich wehrlos und verstand nicht so recht, was geschah. Die Welt war vorher schon bedrohlich gewedsen, im Kurheim wurde sie eine Hölle. Es dauete sehr lange, bis ich mich erholte, und ich glaube, ich wurde als Kind schon schwer depressiv.
Als ich nach Hause kam, habe ich nur geweint, doch meine Eltern haben nicht groß reagiert und auch nie Beschwerde eingelegt.
Als ich 6 Jahre später aber in ein anderes Kurheim kam , sind sie mitgefahren und haben mich hingebracht, daher glaube ich, dass sie mich doch ernst genommen haben.
Ich finde es sehr erfreulich, dass es Menschen gibt, die sich um die Aufarbeitung der missbräuchlichen Handlungen bemühen. Herzlichen Dank dafür !!!
Andrea
Es war Ende der 70er Jahre, als es hieß, das Kind muss sich mal richtig von allen familiären Strapazen (Scheidung der Eltern) erholen, allgemeine Roborierung heißt der Fachausdruck. Der Kontakt zum Heim kam über unsere Nachbarin, die beim Caritas Verband gearbeitet hat, ein anderes Mädchen aus unserem Haus durfte auch mit.
Wir waren um die 10 Jahre alt, als wir in den Zug gesetzt wurden. Im Heim angekommen kann ich mich an einen Käfig im Flur erinnern, in dem ein kleines Äffchen lebte. Es gab mehrere, kleine Schlafsääle mit alten, quietschenden Metallbetten. Beim Schlafen wurde uns befohlen, uns nicht zu bewegen, damit wir niemanden stören. Somit trauten wir uns alle nicht, fest einzuschlafen aus Angst, wir könnten das Bett zum Quietschen bringen.
Es gab eine Gruppe von Mädchen dort, eine ältere und eine jüngere Erzieherin und andere Angestellte. Die alte Erzieherin war schroff, streng und brutal, die jüngere etwas milder.
In der Gruppe waren alle Mädchen ziemlich dünn und sollten zunehmen, ich war (schon immer) etwas kompakter und sollte abnehmen. Beim Frühstück gab es für die dünnen Mädchen Brötchen mit Butter und Schokostreußeln mit Kakao, für mich Schwarzbrot mit Margarine (als hätte Margarine weniger Fett!!!) mit Marmelade und Tee.
Wenn die Eltern Naschpakete geschickt haben, wurden diese geöffnet und an alle, außer, Sie ahnen es schon, mich, verteilt.
Ab und zu ging es an den Strand zum Baden, und wenn die Zeit vorbei war, wurden die Kinder mit einem Megaphon aus dem Wasser befohlen: "Alle raus aus dem Wasser, nur Romana bleibt noch länger im Wasser, die muss abnehmen!" Danke, jetzt weiß der ganze Strand Bescheid.... . Es war mehr als nur peinlich!
Und ich kann mich noch einen Ausflug in die Dünen erinnern, eigentlich ganz lustig, doch wenn man ausserhalb der terminierten Pausenzeiten um etwas zu Trinken bat, wurde dieses barsch abgewiesen. Warte, bis alle trinken!
Mein Freundin und ich waren so unglücklich, wussten, dass wir von unseren Eltern keine Unterstützung erwarten konnten, und so haben wir den Plan geschmiedet, die Kasse zu stehlen, um uns dann Zugtickets nach Hause kaufen und abhauen zu können. Wir haben nur leider die Kasse nicht gefunden.
Mein einziger Lichtblick in dieser Zeit war die Tochter des Hausmeisters, die das Down-Syndrom hatte und einfach nur aufmerksam und liebevoll war.
Wenn es hier heißt, man möchte keine Entschuldigung, keine Entschädigung sondern nur Gewissheit, dass alles so stimmte, kann ich das teilweise gut nachvollziehen. Dennoch: Ich möchte eine Entschuldigung des Caritas Verbandes für so eine grausame Einrichtung unter dem Deckmantel der katolischen Kirche.
Klasse, dass es diesen Kongress gibt, ich hoffe auf viel Aufklärung auch seitens der Träger dieser sog. Kindererholungsheime! Ich bin dabei....
Im Jahr 1964 kam ich in die Lungenheilstätte Kutzenberg im Landkreis Lichtenfels.
Vieles habe ich im Laufe der Jahrzehnte vergessen oder verdrängt. Nachfolgendes werde ich aber nie vergessen können.
Die ersten 6 Wochen (oder war es noch länger?) durften mich weder Eltern oder Geschwister besuchen, um mir das „Eingewöhnen zu erleichtern“. Auch Briefe oder Päckchen wurden in dieser Zeit nicht ausgereicht.
Das Personal bestand aus Nonnen, deren Orden ich nicht mehr mit Bestimmtheit benennen kann.
Im Schlafsaal waren ca. 12 Kinder untergebracht. Wieviele solcher Säle es gab kann ich nicht mehr sagen.
Es gab streng geregelte Zeiten. So durfte man nach dem Zubettgehen nicht mehr aufstehen, auch nicht um zur Toilette zu gehen.
Eines Abends verspürte ich einen starken Harndrang. Da ich mich nicht einnässen wollte, habe ich Taschentücher als Windel benutzt und unter das Bett entsorgt. Dies blieb natürlich nicht unentdeckt. Zur Strafe hat man mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen und ich musste nackt, für eine Stunde, im kalten Badesaal, frierend über einem Bodenablauf stehen.
Zum Mittagessen bekamen wir jeweils einen Esslöffel mit Lebertran in den Mund verabreicht. Einmal konnte ich den Geschmack nicht mehr ertragen und habe mich erbrochen. Das Erbrochene musste ich dann aufessen.
Im Speisesaal durfte auch nicht gesprochen werden. Wurde das Schweigen gebrochen, wurde mit Züchtigungen reagiert. Bestraft wurde auch, wenn nicht aufgegessen wurde.
Briefe an die Eltern wurden zensiert. Wir mussten Passagen die nicht passend erschienen, nach Diktat abändern. Unsere Eltern dachten deshalb, uns geht es super und waren beruhigt.
Insgesamt war ich über 6 Monate in dieser Hölle.
Ich wünsche allen, die ähnliches erleben mussten, alles erdenklich Gute.
erst heute bin ich durch einen Artikel in unserer Zeitung auf diese Seite aufmerksam geworden. Ich kann kaum glauben, dass diese Vorfälle fast normal waren und jetzt ans Licht kommen. Als Kind traut man sich nicht, so etwas zu erzählen.
Mit etwa 5 Jahren war ich in einem Kinderheim im Schwarzwald, Königsfeld (wenn ich mich richtig erinnere. Das ist jetzt fast 60 Jahre her, aber bis heute kann ich den Geruch von gekochtem Valiiepudding nicht ertragen. Die Erlebnisse, dass Kinder verprügelt wurden, die beim Frühstück nicht schnell genug ihren Suppenteller voll von diesem schnittfesten Vanillepudding aufaßen, ebenso wie an Kinder, die ihr Erbrochenes wieder essen mussten, verfolgen mich bis heute.
Obwohl ich schon lesen und schreiben konnte, durfte ich weder die Post meiner Eltern selbst lesen und schon garnicht an sie schreiben.
Wer beim Mittagsschlaf kicherte (was bei kleinen Mädchen nun eben so ist), wurde an den Haaren oder den Ohren gezogen...
Kennt jemand diese Heim?
Meine Mutter ist kurz darauf gestorben, mein Vater auch. Ich habe immer Probleme mit Essen, kann nur kleine Portionen essen, beim Zahnarzt musste ich mich schon immer übergeben, wenn er zu tief in den Rachen kam.
Ich habe immer zuviel gearbeitet, habe aber drei fröhliche erwachsene Kinder mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und guter Ausbildung. Leider war ich trotzdem mein ganzes Leben als Alkoholiker (Pegeltrinker) unterwegs, als Pegeltrinker kann das alltägliche Leben gut funktionieren. Es merkt niemand. Jetzt bin ich seit 5 Jahren trocken, dafür sind die Depressionen gekommen, die ich vorher weggetrunken hatte.
Ich bin am liebsten alleine und nicht gerne mit Menschen zusammen.
Meine psychischen Probleme sind sicher auch durch den frühen Tod meiner Eltern hervorgerufen, aber ein Trauma war Bad Harzburg sicherlich. Ich habe ein Foto von kleinen Mädels vor dem Heim, mit "Tante Heidi" und ich bin ein kleines süßes Mädchen, das muss ich mir immer sagen. Ein kleines verletzliches Wesen. Meine Mutter hat auf die Rückseite alle Namen notiert, mit dem Zusatz: zur lieben Erinnerung an meinen Kuraufenthalt in Bad Harzburg, den 5.02.63. !!!
Den Namen des Hauses weiß ich leider nicht mehr.
Sabine Koopmann
ich war 1950 9 Jahre alt. Gerade war ein Brüderchen bei uns angekommen. Da verschickten mich meine Eltern in ein Kinderkurheim auf die Insel Spiekeroog. Das war schon schlimm, allein weil nun ein Baby in der Familie war, wurde ich weg geschickt....dachte ich. Auch dort musste das Erbrochene noch einmal gegessen werden. Was wir Kinder damals als völlig normal ansahen. Zuhause war sowas ja noch nicht passiert....also konnten wir doch das nicht als widerwärtig empfinden. Wir Kinder hielten das für normal.
Ich hatte Asthma und wenn ich stark hustete, dann wurde ich auf den Dachboden verfrachtet. Dort lag ich dann auf einem Heusack und konnte mich im Höchstfall mit einem nicht bezogenen dünnen Federbett zudecken. Im schlimmsten Fall hatte ich gar keine Zudecke.
Hat man sich mal eingenässt...aus Angst...dann wurde das Höschen als Trophäe an einem Pfeiler aufgehängt, damit das alle sehen konnten. Ein sauberes Höschen gabs nicht, dann liefen wir eben unten rum nackend durch die Gegend. Für uns Kinder war das alles völlig normal.
Ich habe dort nicht viel geweint, weil ich alles hinnahm, was geschah. Ich dachte doch immer, das alles völlig normal war. Zuhause erzählt, wurde mir später nicht geglaubt. Es konnte doch nicht sein, was nicht sein durfte.
Dieses Martyrium MUSSTE ich und auch die Anderen, 6 Wochen aushalten. Danach wurde mein Asthma immer schlimmer. Inzwischen ist aus dem Asthma COPD geworden.
Erst mit 50 habe ich das alles in einer Therapie aufarbeiten können. Auch als Erwachsene habe ich alles hingenommen, was andere als ungerecht oder unzumutbar empfanden, hielt ich für völlig normal. Auch später in meiner Ehe. Ich war eine stille Dulderin.
Ich bin nun 76 Jahre und seit über 20 Jahren frei von dem Gedanken, alles ertragen zu müssen. Ich habe in der Therapie gelernt mich zu wehren.
Du kannst dir schon mal die Schlafanzughose runterziehen. Du auch und du und alle die gesprochen hatten.Dann gab es Schläge mit einem Badelatschen auf den nackten Hintern.Dabei ist auch mal ein Latschen gerissen! Das verfolgt mich noch heute.
Liebe Grüße Heike Heine
ich bin Jahrgang 1951, aus dem Südwesten Deutschlands und mußte 1958/59 über Winter als evang.Kind wg.Tuberkulose in ein Lungensanatorium für Kinder in den kathol.Hotzenwald. Das Sanatorium in Stieg/ Oberalpfen bei Waldshut wurde geführt von Nonnen mit freien Erzieherinnen,Tanten genannt. Ich habe dort schöne Dinge erlebt und grausame, besonders die mit Pädagogik zu tun hatten. Um der Wahrheit willen hier erst die schönen Dinge.
Das Heim lag abseits vom nächsten Dorf, ein wunderschöner Wald ums Haus ( dort entstand meine Liebe zum Wald) Wir wurden von einem nahen Bauernhaus mit versch.Essen versorgt, das ich als gut u.abwechslungsreich in Erinnerung habe. Auch zum Hausmeister mit seinem Hund hatte ich eine gute, quasi ausgleichende Beziehung. Er war sehr verständnisvoll. Wir haben oft auch schöne Wanderungen im verschneiten Wald gemacht ( frische Luft) und hatten auf der offenen Veranda unsere "Liegekuren" bei denen uns Märchen vorgelesen wurden. Dieses große Märchenbuch aus einem österr.Verlag habe ich in den 90ern gesucht und dann per Zufall bei einer angeheirateten Verwandten gefunden und abgekauft. Es hat etliche unbekanntere Märchen in denen der auf zwei Seiten geschriebene Text umrahmt war mit wunderschönen Illustrationen.
Auch hatten wir dort Schulunterricht ( 2 Klassen zusammen) und als wißbegieriges Kind mußte ich so kein Schuljahr nachholen. Auch haben wir dort " freche" Lieder gelernt.
Jede Medaille hat zwei Seiten.
Nun zu den perfiden, grausamen, unchristlichen Geschichten, die geschahen, und für die ich hier NUR Zeugin sein will, keine Anklägerin mehr. Ich habe kein Traumata zurückbehalten, habe den Personen auch mittlerweile verziehen.
Ich will nur zur Glaubwürdigkeit beitragen, denn auch mir wurde von meiner geliebten Mutter zuerst nicht geglaubt. Das schreibe ich der Autoritätshörigkeit zu, zu der die Generation meiner Eltern erzogen wurden.
In kurzen Zügen die "schwarze Pädagogik" ( Buch Alice Miller Schweizer Kinderpsychologin) des von kathol.Nonnen geführten Haus:
- bei den Liegekuren auf der offenen Veranda im Winter wurden wir bis zum Hals, die Arme am Körper in eine Wolldecke eingewickelt und lagen auf wie Feldbetten aussehenden Liegen hingelegt und mussten still sein, ein Märchen wurde vorgelesen u.dann auf Kommando schlafen. Redete ein Kind mit dem Nachbarkind, wurde ihm das Kopfkissen entzogen und auf das Gesicht gelegt.
Was aber schlimmer war, war das, daß Kinder die Wasserlassen mußten gezwungen wurden in die Hose zu machen, man kann sich vorstellen was das nicht nur seel.sondern auch physisch bedeudete bei Kälte.
-jeden Montag war ein Brief an die Eltern zu schreiben, natürlich zensiert. Als Kind mit stark ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn, schrieb ich natürlich über die unsäglichen Vorkommnisse und mein Heimweh u.diese Briefe wurden solange zerrissen, bis sie den Tanten gefielen.Verlogenes Blablabla.
- Besuch war wochenlang verboten, als aber meine Mutter mit ihrer Freundin, die ein Auto hatte, mich besuchen kam vor der Zeit, hat man mich im Schlafsaal eingesperrt, die Fenster verriegelt und ich weinte und schrie nach ihnen hinter den verschlossenen Fenstern. Sie liesen mich nicht zu ihnen, wenigstens konnte ich noch winken, aber meine Mutter weinte und ihre Freundin gestikulierte empört gegen die Nonne.
-Da bei Tuberkulose Appetitlosigkeit u.Gewichtsverlust einhergeht, wurde natürlich immer auf Teller leer essen geachtet.
Hat ein Kind sich geweigert wurde es gezwungen allein weiter nach der gemeinsamen Mahlzeit am Tisch vor einem vollen Teller zu sitzen bis der leer war.
- was noch schlimmer war, wenn ein Kind erbrochen hatte, mußte es das Erbrochene wieder aufessen! Immer und immer wieder bis der Teller mit Erbrochenem überlief, dann holte man die Heimleiterin um das Kind noch mehr bloßzustellen.Aber die war wenigstens so human, den Teller ausleeren zu lassen und einen mit frisch gefülltem Essen hinzustellen.
-Einmal, ich vergesse es nie, kann seitdem auch kein Tafelspitz und Rote Beete mehr essen, erbrach sich ein Kind, das mir gegenüber saß so stark, daß es auch in meinen Teller fiel. Mir wurde ein frischer Teller gereicht dem erbrechenden Kind nicht.Ich reagierte empört und wurde dafür bestraft.
-Nur einmal erlebte ich eine wirklich christl.Nächstenliebe als ich selbst, nur wg. einer verschluckten Wursthaut erbrechen mußte...
Als einziges evang. Kind mußte ich nicht mit in die Messe ( so ca. 17 Uhr) und durfte im Speisesaal alleine abendessen. Es gab Schwarzwurst und an deren Haut verschluckte ich mich und erbrach. Das junge Küchenmädchen das mich beaufsichtigen mußte, hat sofort den Teller entsorgt u.mir auch kein neues Essen mehr aufgenötigt u.bat mich nur ängstlich, diesen Vorfall nicht der Nonne zu erzählen, klar das ich das auch nicht wollte. Ich danke Gott heute für diese menschl.fürsorgliche Küchenhilfe und erbitte Segen für sie wo immer sie heute auch ist.
In den 80ern wollte ich mit einem Teil meiner Familie nochmal dort hin einen Ausflug machen. Als wir dort waren, mittlerweile wurde aus dem Haus ein Aussiedlerheim, erzählte ich die Geschichte nochmal und plötzlich sagte der Freund meiner Schwester" Waaas, du auch?" Und diesmal hörte meine Mutter die Bestätigung meiner Geschichte die ich dort erlebte und glaubte sie. Sie nahm mich in den Arm und bat um Verzeihung und weinte. Ich vergab ich ihr gern.
Später wurde ich Krankenschwester besonders im Notfallbereich, Intensiv- u.Op und habe Patienten geholfen, wenn sie von Ärzten ungerecht behandelt wurden. Weil ich wußte, wie man sich als hilfloses Opfer fühlt.
Jesus in Matth.18,6+7!
Nicht nur Erwachsene haben Rechte, auch Kinder.
Aber Er sagte auch, vergebet euren Feinden und auch das weiß ich nun, wie das sich anfühlt, befreiend, neue Kraftressourcen hervorbringend.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und allen Betroffenen rechtlichen Erfolg aber auch Frieden für ihre Seelen.
Doris Stober
Meine Mutter musste sich einer OP unterziehen und die Kinder sollten gut untergebracht sein.
Meine jüngste Schwester war noch zu klein und kam zu einer Tante von uns.
Wir fuhren mit vielen anderen Kindern im Zug dorthin. Ich war 10 und meine Schwester 6 Jahre alt.
Als wir da waren mussten wir duschen. Das war das einzige Mal in 6 Wochen das wir duschen durften.
Unsere persöhnlichen Sachen, wie Zahnpasta, Toilettenartikel, Süßigkeiten, Bücher ...mussten wir abgeben.
Dann kamen wir auf unsere Zimmer. Ich war in einem sehr großen Mehrbettzimmer mit meiner Schwester.
Mir wurde aufgetragen dafür zu Sorgen, dass sich meine Schwester benimmt.
Wir mussten um 18:00 oder 19:00 Uhr ins Bett und durften weder reden noch uns bewegen.
Uns wurde eine bestimmte Schlafstellung gezeigt, die wir einzunehmen hatten.Dann gingen Erzeiherinnen oder noch schlimmer der Hausmeister rum um uns zu bewachen. Besonders vor dem Hausmeister hatte ich große Angst.
Wer redete/flüsterte oder sich zuviel bewegte musste mit nackten Füßen im Nachthemd auf der zugigen Treppe, unter Aufsicht des Hausmeisters stehen.
Das war so ein älterer Mann der für mich eine sehr böse Ausstrahlung hatte. Der hatte immer so einen Rohrstock dabei. Ob er ihne benutzt hat weiß ich nicht mehr. Ich wurde nicht geschlagen. Der war bestimmt ein alter Nazi.
Zahnpasta und manchmal Seife wurden uns zugeteilt.
Meine Schwester fing dann an einzunässen und einzukoten.
Die Bettlaken und Unterhosen wurden dann immer im Speisesaal , während des Essens, hochgehalten. Dann musste ich die Mahlzeit beenden und alles auswaschen.
Die Malzeiten waren auch schrecklich. Es gab immer sehr dicke, trockene Brotscheiben. Da meine Schwester die Kannten nicht essen konnte, schob sie sie mir unterm Tisch zu. Ich habe sie dann für sie gegessen oder verschwinden lassen. Eines Tages wurden wir jedoch erwischt und meine Schwester musste solange am Tisch sitzen bleiben bis sie sie gegessen hat.
Sie saß von Morgens bis Abends dort da sie die Kanten nicht essen konnte. Ich konnte ihr nicht helfen. Sie durfte auch nicht aufstehen um zur Toilette zu gehen und nässte natürlich wieder ein. Das Ergebnis wurde dann wieder allen Kindern beim Abendessen präsentiert.
Wir hatten keinerlei Spielsachen oder sonstige Beschäftigung. Wir waren einfach draußen. Ich versteckte mich dann oft mit meiner Schwester hinter einem alten Schuppen im Garten.
Es gab ein Schwimmbad im Garten. Im Vorfeld wurde unseren Eltern das auch angepriesen. Sehnsüchtig schauten wir immer aufs Wasser. Wir durften nicht ein einziges Mal hinein. Wen wir still in unseren Betten liegen mussten gingen die Tanten dort hinein.
Es gab eine sehr nette Erzieherin. Sie war jung und hieß Roswita. Sie wurde von den anderen Tanten als Zigeunerin beschimpft und schlecht gemacht. Sie war nach etwa 3 Wochen nicht mehr da.
Dann gab es noch eine Putzfrau die mich und meine Schwester ins Herz geschlossen hatte. Es war eine ältere, etwas dicke Frau die irgendwie aus dem Osten oder Ostpreussen kam. Sie hatte einen so netten Akzent.
Sie kam jeden Morgen etwas früher zur Arbeit um mir und meiner Schwester die Haare zu flechten.
Wir hatten beide sehr lange Haare und uns wurde immer damit gedroht , das sie abgeschnitten würden wenn wir sie offen trügen.
Davor hatte ich große Angst. Zum Glück hat die liebe Tante "Gell" (so nannten wir sie, weil sie immer Gell sagte) sie uns immer geflochten. Ich konnte es nicht selber und die Erzeiherinnen haben es nicht gemacht.
Jeden zweiten Tag mussten wir ins Gradierwerk und dort den salzigen Nebel einatmen. Dabei wurden Volkslieder gesungen.Meine Schwester bekam davon ganz wunde, rissige Haut und der salzige Nebel tat ihr dann weh. Sie musste trotzdem mit
Jeden Sontag mussten wir den Eltern schreiben. Die Briefe wurden zensiert. Ich versuchte heimlich einen unzensierten Brief an unsere Eltern zu schreiben und ihn auf dem Weg zum Gradierwerk einzuwerfen.
Leider misslang es.
Nachts lag ich wach und glaubte immer wieder das Auto meines Vaters zu hören. Ich hatte die Hoffnung das er uns da raus holt. Das ich ihn durch die Kraft meiner Gedanken wissen lassen könne wie schlecht es uns geht.
Am schlimmsten war aber die Ärztin.
Einmal in der Woche mussten wir antreten zur Untersuchung. Wir standen Stundenlang nur mit Unterwäsche bekleidet auf dem Flur vor ihrem Zimmer. Wenn man bei ihr war musste man die Hose runterziehne und sie rammte einem erstmal ein Fiebertermometer hinten rein. Ich empfand das als extrem unwürdig und übergriffig.
Meine arme Schwester wurde auch krank und musste zu dem Drachen auf die Krankenstation. Ich durfet meinen Eltern nichts davon schreiben. Sie sollten sich keine Sorgen machen. Ich machte mir aber Sorgen um meine Schwester. Durfte aber nicht zu Ihr. Sie war dort völlig isoliert.
Einmal bekamen wir ein Päckchen von zu Hause. Es wurde uns mitgeteilt aber wir haben es niemals zu Gesicht bekommen oder etwas vom Inhalt gesehen.
Einmal ist ein Junge abgehauen. Er war etwas jünger als ich. Er hat mithilfe eines Freundes beim Mittagessen einen riesen Tumult verursacht und das Durcheinander genutzt um durch das offene Fenster zu entfliehen.
Als es auffiel war er schon über alle Berge.
Die Erzieher haben 3 Tage nach ihm gesucht. Dann wurde er aufgegriffen. Ich weiß nicht mehr was mit ihm passiert ist.
Ich kann mich noch erinnern das es einmal GRiesbrei gab und ich hatte mir mehr genommen als ich essen konnet.
Ich musste aber alles aufessen. Da es zuviel war erbrach ich und der Teller war wieder voll.
Ich sollte das dann wieder essen, weigerte mich aber. Ich musste dann aufstehen und ins Bett gehen( es war Mittag) durfte mich an dem Tag nicht mehr blicken lassen und bekam an diesem und am nächsten Tag nichts zu essen. Zum Glück schmuggelte meine Schwester ihre Brotkanten, die sie nicht essen konne, raus und ich hatte etwas zu essen.
Als wir wieder zu Hause waren war meine Mutter entsetzt über unseren Zustand. Wir waren verdreckt und verlaust und abgemagert. Auch unseren Erzählungen wurde Glauben geschenkt. Meine Mutter hat sich wohl bei der AWO über die Zustände in dem Heim beschwerd aber sie wurde abgewimmelt.
Wir waren zum Glück nie wieder in Verschickung.
Ich dachte ich hätte das alles vergessen. Als ich den Bericht im Radio hörte überlief es mich jedoch eiskalt und alles kam wieder hoch. Meine jüngere Schwester möchte nicht mehr an die Ereignisse erinnert werden.
Ich hoffe ich konnte Dir helfen.
Liebe Grüße
Inka
Das furchtbarste Erlebnis war an meinen Geburstag, den ich dort verbringen "durfte" fernab von Geschwisatern und Eltern. Am Tag vor dem Geburtstag wurde in der Morgenrunde Post verteilt. Ein Paket für mich!!!! Die Freude war riesengroß. Doch dann wurde das Paket zurück gerissen. Ohne Begründung. Es war wohl einen Tag zu früh??? Da kommen mir auch heute noch die Tränen. Erinnern tue ich mich an völlige Verloenheit. Da waren ja die Tanten, aber ich kann mich an keine Zuwendung, an kein Gespräch erinnern. Meine Familie erhielt Karten, die aber von den Tanten geschrieben wurden, ich konnte ja noch nicht schreiben. Eine Karte gibt es noch. " Susanne hat sich gut eingelebt...." Nein, nein!! Das Schlimmste waren die Mahlzeiten. Wenn ich etwas nicht mochte, habe ich mich erbrochen und musste dieses dann essen.
Nach der Rückkehr nach Hause ahbe ich bis zum Alter von 12 Jahren am Daumen gelutscht und bin beim Einschlafen immer an einer grauen Wand abgerutscht.
Auc kann ich bis heute nur mit größter Überwindung reisen...Am liebsten bleibe ich Zuhause. Wie gut, dass endlich alles schreiben zu können. Danke für diese Möglichkeit. Tiefste Verbundenheit allen anderen Verschickkindern. Susanne Speck
Ein zweites ungemein entwürdigendes Erlebnis war, dass man nicht auf Toilette gehen durfte, wenn man musste, sondern zu festen Zeiten. Ich habe das nicht immer ausgehalten und einmal, als ich wieder eingenässt hatte, musste ich meine Unterhose zur Wäsche bringen und o h n e weiter herumlaufen - mich so auch in eine Stuhlreihe setzen, als irgendwelche "Offiziellen" kamen, denen die Kinder in Unterwäsche mit ihren Basteleien vorgeführt wurden. Jedes mal, wenn ich mein noch existierendes Bastkörbchen sehe, muss ich daran denken, wie verkrampft ich es auf meinen Schoß gepresst habe, damit die fremden Erwachsenen meinen nackten Unterleib nicht sehen, weil ich mich so geschämt habe! Die jungen Erzieherinnen haben selbst unter der rigiden Heimleitung gelitten, wir haben sie häufiger weinen gesehen. Die Leiterin muss eine Diakonisse oder Schwester gewesen sein, denn sie war immer mit Haube und Schürze.
Ich sollte wegen chron. Bronchitis Luftveränderung erhalten. Im Heim ging es aber nur um Essen und Zunehmen. Wir mussten Unmengen an Marmeladebroten zum Frühstück essen, viele Kinder haben unter dem Esszwang erbrochen und mussten dann das Erbrochene vom Tisch aufessen. Wir durften erst aufstehen, nachdem alles gegessen war.
Die Nächte waren ebenfalls grausam. Der Gang zur Toilette war verboten. Wer ins Bett machte wurde morgens von den Tanten bloßgestellt und von allen Kindern verlacht.
Kontakt zu den Eltern oder gar Besuche waren verboten. Einmal die Woche wurden Briefe von zuhause vor allen Kindern vorgelesen. Ich erinnere mich an die Blicke der Kinder, die keine Post bekommen haben.
Ich wollte mehrfach weglaufen, ich hatte aber keine Ahnung wo ich überhaupt war und wie ich wieder nach Hause kommen konnte. Nach ca. 3 Monaten durfte ich heim. Heute weiß ich, dass ich als Kind das Gefühl hatte, von den Eltern bestraft worden zu sein. Ich konnte von den schrecklichen Erlebnissen nichts erzählen und habe die Utopie aufrecht erhalten, dass es im Ponyheim ganz toll war. (Damals waren wohl die Ponyhof-Urlaube aus Sicht der Eltern das beste was man einem Kind bieten konnte. Ich erinnere mich aber, dass wir nur für Fotos auf ein Pony gesetzt worden sind.) Diese Zeit dort hat mein ganzes Leben beeinflusst und auch einen tiefen Bruch zu meinen Eltern verursacht. Diese wollten sicherlich nur das tun, was Ärzte und Krankenkasse empfohlen hatten.
schade, dass ich erst heute durch das Radio von dieser Aktion erfahre. Ich wäre gerne nach Sylt gekommen. Meine Zwillingsschwester und ich waren 1969 für sechs Wochen in einem Heim in Lüneburg. Wir waren fünf Jahre alt. Wir sollten zu nehmen. Ich habe gedacht, unsere Eltern wollen uns nicht mehr haben. Daher war ich ziemlich überrascht, als wir wieder nach Hause durften.
Dieses Heim wurde 1970 geschlossen wegen Kindesmisshandlung. Erst danach haben meine Eltern mal gefragt, was wir erlebt haben. Wir haben gar nicht gewagt davon zu erzählen. Wir durften nachts nicht auf Toilette gehen . Wer erwischt wurde, musste auf der Holzbank im kalten Badezimmer schlafen. Ohne Decke und Kissen, nur so. Sprechen war nach dem Abendessen verboten. Wäre eine Frage der Erzieher beantwortet hat, wurde bestraft, denn er hat ja gesprochen. Er musste z.b. die halbe Nacht stehend neben seinem Bett sein. Auch einen ganzen Tag ohne Essen im Bett bleiben war eine Strafe. Ich bin für zwei Wochen auf der Krankenstation gewesen, da ich krank geworden bin. Dort durfte ich mich im Bett nicht hinlegen wenn ich meinen Mittagessen gegessen habe und fertig war. Ich musste teilweise zwei Stunden sitzen bleiben was ich gar nicht konnte. Für jede Kleinigkeit wurde man bestraft. Die Strafen waren vielfältig. Immer so, dass sie keine Spuren am Körper hinterließen. Badetag bedeutete alle Kinder gingen durch eine kalte Badewanne und wurden kalt abgeduscht. Das Essen in den großen Sälen war von sehr schlechter Qualität. Wir wurden gezwungen alles aufzuessen. Wer sich übergeben musste, wurde gezwungen das Übergebene aufzuessen.
Ich habe zwar keine Albträume davon, wie geht es aber immer noch nahe davon zu berichten.
Post kam geöffnet. antworten mussten offen abgegeben werden. bei spaziergängen wurde vor brielkästen die Strassenseite gewechselt. betreut wurden wir von schwestern.
wecken morgens 5.00 dann solebad. dann wieder ins bett.
es gab viel griesbrei abends oft heringssalat. bei jeder mahlzeit hat sich mindestens 1 kind erbrochen.
ich bin heute durch eien SPIEGEL Online Artikel auch Euch aufmerksam geworden.
Ich bin Jg. 1963 und war im Herbst 1969 noch vor meiner Einschulung für 6 Wochen auf BORKUM (ich glaube im Concordia Heim). Es war eine Zeit die ich lange ganz tief begraben hatte. Ich weis noch dass während des Aufenthaltes ein Sturm über Borkum zog und dieser mir als positiv in Erinnerung blieb.
Die Erinnerung ist durch zwei Ereignisse in den letzten Jahren wieder hochgekommen, wenn auch nur bruchstückhaft. Ich leide seit Jahren an Depressionen und im Rahmen der Therapie habe ich das erste mal wieder an diese Zeit zurückdenken müssen. Dazu kommt, dass ich letztes Jahr das erste mal seit dieser Zeit wieder auf Borkum war; und dieser Aufenthalt hatte gesundheitliche Folgen.
Auf Borkum selbst und in den Tagen vor der Reise , war ich in einer "komischen" Verfassung, es bedrückte und beschäftigte mich etwas was ich nicht so ganz einordnen konnte. Am ersten Tag auf Borkum waren wir am alten Leutchturm und sind von da aus Richtung neuer Leuchtturm und Promenade gelaufen, als mir auf einmal schwindelig wurde und ich Gänsehaut bekam, as wir vior dem "Weißen Haus" vorbeiliefen. Ich sagte zu meiner Frau "Hier war es" und brach iin Tränen aus.
Zwei Tage später ereilte mich ein Hexenschuß, den ich so noch nicht erlebt habe; körperlich wurden dafür keine Ursachen gefunden und ich war die nächsten vier Wochen wieder mit der Diagnose Depressiver Schub arbeitsunfähig (Die Depression ist erstmals 2016 festgestellt worden).
In dieser Zeit kamen auch wieder Erinnerungen hoch die sich um den Aufenthalt in ´69 drehten; z.B. das miese Essen, ich mochte keinen Reis, musste diesen aber immer essen. Auch Pfefferminztee ist seitdem ein Getränk, dass ich weder gerne trinke noch für andere zubereite. Ob ich auch zu den Kindern gehörte, die ihr Erbrochenes essen mussten weis ich heute nicht mehr, aber bis heute ist der Anblick von Erbrochenem für mich fast unerträglich.
Zudem habe ich in dieser Zeit wieder bettgenässt und und auch eingekotet: ich erinnere mich bildlich an eine Situation in der ich einem großen Treppenhaus mit einer bogenförmigen (Granit- oder dunklen Marmor-) treppe stehe und versuche auf eine Toiliette zu kommen um meine Unterhose zu wechseln, die beschmutzt war. Ich weis aber nicht mehr wie es ausgegangen ist.
Ich habe hier viele Kommentare gesehen (noch nicht gelesen) und bin irgendwie erleichtert, dass ich nicht alleine bin. Ich wünsche allen anderen Betroffenen dass es Euch gelingt dieses Traume zu verarbeiten.
Börries
Die Zugfahrt von Stuttgart nach Westerland erlebte ich als spannendes Abenteuer- wir klappten die roten Bundesbahnsitze auseinander und hatten eine 'Liegewiese', teilten unser Vesper und spielten gefühlt stundenlang MauMau. In dem kleinen Heim mit nur 20 Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren gab es ein Zweierzimmer für die Ältesten, Vierer- und Sechserzimmer mit Mittagsruhe, während der wir Märchenschallplatten hörten. Soviele Lego und Bücher, sowie Brettspiele auf einem Haufen waren mir bis dahin nicht begegnet- am liebsten mochte ich aber das zum Strand gehen, je nach Wetter mit Gummistiefeln oder im Meer baden. Auch die Ausflüge zum Wellenbad nach Westerland und ins Legoland vergesse ich nie! Das Essen war sicher nichts Besonderes, aber wir asen um die Wette: manchmal acht! Scheiben Brot abends. Und - für mich eines der Highlights: wir mussten so gut wie nie Hausis machen, nur einzelne Arbeitsblätter, die ich von meiner Schule dabei hatte! Im Großen und Ganzen hat es mir dort sehr gut gefallen - die Hunde Pit und Zottel, sowie die Katze Tiger (der Hauseltern Wentz), die oft zu den Spaziergängen angeleint mitliefen, taten ein Übriges, dass es mir gefiel. Die jungen Erzieherinnen waren unterschiedlich sympathisch, kamen mir als Kind aber nicht irgendwie bösartig vor.
Es tut mir leid für diejenigen, die so schlimme Erfahrungen machten. Ich wollte aber nichtsdestotrotz meine positiven Erinnerungen teilen und freue mich von anderen zu hören, die auch im Kindererholungsheim Möwengrund waren, ob sie wohl ähnliche Erfahrungen machten? vG Tina
Vieles aus dem HAZ-Artikel was Sabine Schwemm berichtet und auch hier in den Blogs zu lesen ist (bzw. ich noch durchlesen werde - oder auch nicht, falls es mir selbst zuviel werden sollte), war meine eigene Erfahrung, daher brauche ich sicher nicht zu wiederholen, was hier schon dutzendfach steht: Demütigung, Einschüchterung durch die "Aufseher", direktes Kontaktverbot zu Eltern bzw. Briefkontrolle, Schläge (bei anderen sogar richtige Prügel), kalte Duschen, wegsperren, Wegnahme persönlicher Sachen .... und unter den "Insassen" die entsprechenden Reaktionen, die auch zu Aggressivität untereinander, Panikattacken, Bettnässen u.ä. führten - all das, was dem ein oder anderen Therapeuten heute nach vielen Jahrzehnten (immer noch...) Patienten beschert....
Vielleicht war ich diese Art Nazi-Regiment auch aus der Grundschule, Krankenhausaufenthalten, Musikunterricht.... gewohnt, besonders erschreckt hat es mich nämlich nicht - das kam erst einige Jahre später. Die damaligen "Pädagogen" und Erzieher, alles Mittfünfziger und älter, haben somit noch unter dem kleinen schnauzbärtigen Schreihals ihre "Kenntnisse" erworben. Sie konnten es halt nicht besser. In meinem Fall bekamen sie willfährige Unterstützung einer jugendlichen pubertären Kurinsassin, die auf Seite der Betreuer freudig mitschickanierte und mitprügelte. Wahrscheinlich wurde auch sie so konditioniert: mit Pickeln, Panzerbrille und Zahnlücke musste sie in ihrer Schule sicher ähnliches ertragen - nicht als Entschuldigung zu verstehen sondern als Erklärung.
Viel schlimmer fand ich, dass zumindest ab den 1970er-Jahren das Thema Kinderfürsorge auch auf Behördenseite deutlich an Stellenwert gewonnen hat (als Scheidungskind hatte ich in der Zeit öfter mit einer Tante vom Jugendamt zu tun, die sehr um mein Wohl bemüht war, uns mit Hausbesuchen malträtierte und mit unverfänglichsten Aussagen von mir meinen Eltern gleich schlimmste Vorwürfe machte). Bei der Alkoholikerfamilie zwei Häuser weiter kam sie nie rein, deshalb machte sie vielleicht immer Rast bei uns, wo es auch Kaffee und Kekse gab...
Hier wo wirklich eklatant und systematisch mißhandelt wurde unternahm man nichts - anscheinend bis zuletzt. Bei manchen, gerade kirchlichen Trägern bin ich auch nicht verwundert (auch wenn ich heute selbst in der Diakonie arbeite und pikanterweise selbst viel mit Kleinkindern zu tun habe, allerdings in Anwesenheit ihrer Eltern, die meine Arbeit sehr schätzen). Wir werden heutzutage so dermaßen von allen Seiten überwacht, dass selbst der kleinste, nichtigste Anlass einen Rattenschwanz an Untersuchungen und Stellungnahmen nach sich zieht. Von Facebook-Shitstorm (was es vor 50 Jahren ja noch nicht gab) mal ganz abgesehen. Wie blieb sowas so lange unbemerkt?
Als uns nach drei Wochen Bootcamp unsere Eltern wieder am Bahnhof in Empfang nahmen (auch denen man im Heim sagte, sie seien hier zur Adoption freigegeben...), waren natürlich alle von den Berichten ihrer Kinder erschüttert und tönten, dass sie Anzeige erstatten werden und die Presse und den Papst und wen nicht noch alles einschalten. Ich erinnere mich an keine Befragung durch Polizei/Justiz, Journalisten, Jugendschutz (gab es sowas schon?) oder Sozialverbände/Kostenträger dieser "Kuren". Selbst wenn es vereinzelt Anzeigen gegeben haben mag, führten sie wahrscheinlich ins Leere. Nicht einmal die Krankenkassen, die diese Folter mit vierstelligen Beträgen pro Kind bezahlten, haben mal hinterfragt oder überprüft, wofür sie eigentlich Geld ausgeben. Als Privatmensch darf man sich natürlich durch die Instanzen klagen, wenn man für dringende medizinische Behandlung Kostenübernahme haben will.
Leider habe ich diese Seite(n) erst entdeckt und bin leider auch jetzt erst auf die Tagung auf Sylt aufmerksam geworden. Ich stehe also erst am Anfang allen Lesens, des Mitleidens mit den Geschichten und auch des eigenen Aufarbeitens (ich merke, dass dieser Bericht und diese Webseite was mit mir macht - weniger aus meinen eigenen Erlebnissen, wo nur nach 40 Jahren noch Fragmente vorhanden sind - dann aber sehr konkret, vielmehr aus den Schilderungen der anderen, bis hin zu den Todesfällen von Kleinkindern), was mich - so wie die Nicht-Aufarbeitung dieser - völlig fassungslos macht, aber nicht überrascht. Das ist keinesfalls zynisch, sondern eine Folge dieses sadistischen Umgangs in vielen "Kinderkurheimen".
Allen, die hier gleiches, ähnliches oder schlimmeres erlebt haben, wünsche ich, das sie mit dem Erlebten abschließen können. Irgendwie scheint bei mir gerade ein Druckventil aufgegangen zu sein - sorry für das viele Geschwalle.... :o)
Ich bin Jahrgang 1960 und war als 5jähriger für eine "Kinderkur" in der oben genannten Einrichtung. Es war für ein kleines, unsicheres Kind wie mich eine verstörende und gewalttätige Erfahrung. Beim Lesen des Artikels kam alles wieder hoch. Und erstaunlich, wie viel Deckungsgleichheit es hier gibt.
Das Ludgeri-Stift (kirchlich-soziale Einrichtung, der reinste Hohn...) wurde von einem Hausdrachen und sadistischen, unreifen Erzieherinnen (Tanten) geführt. Das Taschengeld musste abgegeben werden, jeder Brief wurde zur Zensur der Heimleitung vorgelegt. An das Essen habe ich relativ wenig Erinnerung (nur dass es schlecht war), aber an die Kasernierung im Speiseraum unter absoluter Ruhe samt Strafen, wenn das Schweigen gebrochen wurde. Woran ich genaue Erinnerungen habe, war die willkürliche Gewalt. Ohrfeigen, barfuß Strafe stehen im dunklen Flur, Entwürdigungen. Ein Junge wurde besonders schikaniert, weil er sich wohl etwas sonderbar artikulierte und recht lebendig war. Die "Tante" sperrte ihn für eine halbe Stunde in eine engen Besenspind, in welchen sonst nur zwei Putzeimer und die Besen passten. Das unglaubliche Schreien und Weinen werde ich bis heute nicht vergessen, weil ihm gesagt wurde, dass er für immer dort eingesperrt bleiben würde. Ein anderes Mal musste er sich nackt ausziehen und an die Wand stellen, und dann befahl die nette Tante, dass JEDER von uns (Jungen und Mädchen) in einer Schlange an ihm vorbeigehen musste und ihn entweder einmal hauen oder treten sollte. Das war perfide gesteuerte, organisierte Massengewalttätigkeit mit unschuldigen Kindern...
Einmal in der Woche durften wir eine Stunde zu dritt in den kleinen Ort, um unsere Taschengeldration auszugeben. Wurde natürlich alles kontrolliert, manches musste auch wieder abgegeben werden. Da habe ich im Krämerladen einfach einen heimlich geschriebenen Brief an meine Eltern aufgegeben und damit die Zensur ausgetrickst. Und meine Mutter kam tatsächlich und hat mich vorzeitig abgeholt! Zu Hause gab es dann auch halbherzige Beschwerden und Gespräche mit dem Träger, das verlief aber schnell im Sande. Ja nicht auffallen und immer ducken, das war ihre Devise. Aber dass sie mich da herausgeholt hatte, vergaß ich nie...
Ein halbes Jahr später bin ich dann noch auf eine andere "Kinderfreizeit" geschickt worden. Wo das war, weiß ich allerdings nicht mehr. Herrische Tanten, Willkür, viel Heulen und Heimweh, fast das gleiche Spiel. Auf einmal wurde gesagt, ich hätte Besuch! Das war extrem selten, alles staunte, ich am meisten. Es war mein Vater, der nur mal kurz auf der Durchreise war und nach 10 Minuten wieder weg war. Da war das Heulen danach noch viel größer.
Meine Eltern haben sich übrigens kurz danach getrennt, als ich in die Schule kam. War schon eine tolle Kindheit, damals in den 60ern...
Insgesamt war der Umgang der Nonnen und ihrer Helferinnen mit den Kindern geprägt von Respektlosigkeit, Einforderung unbedingten Gehorsams und strengster Sanktionierung von kleinsten Regelverstössen, fanatischer Glaubenserziehung und schwarzer Pädagogik, d.h. Gefügig machen durch Angsteinfößung (Feuer, Hölle, ewige Qualen). Rückblickend kann ich sagen, dass der Umgang und die Erziehungsstrategien sicherlich - wie es auch schon in vielen Kommentaren und Beiträgen zu lesen war - ihre Wurzeln in der NS-Zeit hatten, gepaart aber auch mit masochistisch-sadistischen Tendenzen der Ordensschwestern, deren Persönlichkeiten
durch ihre Unterwerfung unter das katholische Regelwerk (Sünde, Buße, Qualen, Hingabe, absolute Autoritatshörigkeit) deformiert wurde.
Ganz besonders erschreckend war die Zeit in Mittelberg/Oy. Viele Demütigungen und Schrecken habe ich vergessen (das Gesamtbild ist aber heute noch so lebhaft wie damals), aber in mein
fotografisches Gedächtnis hat sich eingebrannt, wie mein 6-jähriger kleinere Bruder, für den ich mich als 7-jähriger doch verantwortlich fühlte - nachts wegen nicht eingehaltener Nachtruhe aus seinem Bett gerissen wurde und in den (Kohlen?)keller gesperrt wurde, wo er die ganze Nacht verbringen musste und ich seine Schreie hören konnte.
Die Essenzeiten waren fast fast jedes Mal Horrorveranstaltungen (Und hier wiederholt sich das, was viele berichten): Das Essen (Milchgrütze etc) war für uns fast ungenießbar, es wurde in uns reingestopft und fast jedes Mal musste ein Kind erbrechen. Nicht nur die Tatsache, dass dieses Kind sein Erbrochenes auslöffeln mußte, nein - und jetzt kommt eine Variante, die ich bislang in den Schilderungen noch nicht gelesen habe - das jeweilige Kinde wurde von zwei Schwestern fixiert und mußte einen Schlauch schlucken, um noch mehr zu erbrechen und anschließend noch mehr auflöffeln. Ich empfand dieses Ritual so schockierend (es war kein Einzelfall, es wiederholte sich immer wieder!), dass ich auch später mit meinen Eltern nicht darüber reden konnte. Die Essenszeiten waren ständig Angst besetzt, dass es mir auch so passieren könnte.
Ich habe aber auch bemerkt, dass diese extreme Behandlung zumeist immer wieder den gleichen Kindern widerfuhren und schon damals , mit meien 7 Jahren - meinte ich, es seien zumeist eine der vielen Waisenkinder, die überhaupt keinen familiären Rückhalt hatten und an denen die Nonnen seine sadistischen Trieben ausleben konnte.
Ich fühle mich nicht traumatisiert, wenngleich die Bilder immer wieder an der Oberfläche erscheinen. Es hat aus mir aber einen militanten Kirchengegner gemacht, der sich nicht damit abfinden will, das eine Institution, deren strukturellen Probleme so offen liegen, noch imnmer diesen großen Einfluss in unserer Gesellschaft hat und deren Lobbyismus immer noch bedeutend die Politik bestimmt.
Kinderkurheim Büsum Deichhausen DAK, Name war ?? Seeschlößchen??
Neben diversen Erlebnissen wie Bunker, Knüppelgasse und iZwangsaufenthalt in der Krankenstation wurden wir gezwungen ständig zu essen. Das übelste Bild, welches mir in Erinnerung geblieben ist, das mein gegenüber, 9 - 10 Jahre, als er das Essen verweigerte, an den Armen festgehalten wurde, die Nase zugedrückt und beim öffnen des Mundes wurde das Essen, reingestopft. Das war eine Abschreckung für uns anderen. Und natürlich mussten wir am Tisch sitzen bleiben, bis alles aufgegessen war.
Ich leide heute ich unter Adipositas, da ich keinen natürlichen Reflex mehr habe, wann ich satt bin. Eine weitere Frage hätte ich auch, ist es bekannt, das damals auch ruhig stellenden Mittel ins Essen kamen?
ich bin Jahrgang 1961. Mit 5 Jahren hatte ich einen „ Kuraufenthalt“ auf Norderney.
Eine Kur war wohl auch gerechtfertigt damals. Ich war ein kränkliches Kind und hatte u.a. Krupphusten. Die Seeluft hat mir geholfen.
An den Aufenthalt selber erinnere ich mich nicht so gerne, hatte es zum größten Teil auch verdrängt, bis ich den Artikel las.
Es gibt Erinnerungen von Erbrechen und das regelmäßig. Bloßstellen vor den Anderen. Und da waren sehr viele andere Kinder. Demütigungen. Androhung von Spritzen in den Hals, wenn ich nicht aufhöre zu erbrechen. Ich glaube es gab auch Isolation. Ich habe auch ins Bett gemacht. Die Erinnerungen sind sehr verschwommen, ich habe vieles verdrängt. Ich kann mich aber erinnern, daß ich danach als Kind sehr verängstigt war. Jetzt beim schreiben kommen Bruchstücke wieder zurück. Die Tanten waren groß und übermächtig. Mit Schürze und hochgestecktem Haar. Streng.
Ich kann mich an einen großen Speisesaal erinnern, mit Holztischen. Das Heim selbst war wohl ein sehr altes Gebäude. Es gab doppelte Fenster. Ein Fenster außen und eins innen. Sehr dicke Mauern. Ich hätte zwischen diese Fenster gepaßt.
Eine gute Erinnerung ist der Strand. Muschelsuchen und mit angespülten Quallen Fußball spielen.
Obwohl es sehr wenige und verschwommene Erinnerungen sind, macht sich jetzt beim schreiben ein schlechtes Gefühl breit. Eine innere Unruhe. Als wenn da noch mehr gewesen ist.
Ich glaube, da gibt es etwas, das ich aufarbeiten muß. Vielleicht gibt es noch Briefe. Es muß auch noch min. ein Bild geben.
Was mich aber mein Leben lang begleitet hat, ist die Drohung, eine Spritze in den Hals zu bekommen.
Danke.
Ich habe immer geglaubt, ich wäre der Einzige.
Über meine Erinnerungen ist der folgende Text entstanden:
Kindheit zu Anfang der 1950er bedeutete ein Leben in zerstörten Städten, in Not und Elend. Doch Hunger musste ich nie erleben. Hatten die Erwachsenen wenig zu essen, hielten meine Großeltern Haferflocken mit Kakao, Zucker und Milch für mich bereit. Als Kleinkind soll ich schwächlich gewirkt haben, auch wenn ich mich selbst nie so gefühlt habe. Mein ausgezehrter Gesundheitszustand war nichts Persönliches, es waren die Zeiten der Nachkriegsnot. Mehrfach schickte mich unser Hausarzt auch zur Höhensonne. Doch es reichte nicht. Deshalb verordnete er mir im Alter von sechs Jahren einen längeren Kuraufenthalt, bezahlt von der DAK, der Krankenkasse meiner Eltern.
Auf dem Hauptbahnhof bestieg ich mit Hundertfünfzig oder gar mehr weiteren Kindern einen Sonderzug, der uns, gezogen von einer Dampflokomotive, für sechs oder in ein Kinderheim nach Muggendorf in Franken verschickte, wie es damals hieß. Dort wurden wir von Schwestern des Roten Kreuzes mit gesunder Luft, viel Bewegung und reichlich Essen aufgepäppelt. Sicherlich war es von meinen Eltern gut gemeint, aber ich habe zwiespältige Erinnerungsbilder in meinem Kopf: große Schlafsäle, eine strenge und kalte Atmosphäre, viele ärztliche Untersuchungen.
Im November 2019 entdeckte ich im Internet einen Kongress zum Thema Das Elend der Verschickungskinder, zu denen ich mich rechne. Verschickungskinder, das war nach 1945 der Sammelbegriff für das Verbringen von Klein- und Schulkindern, wegen gesundheitlicher Probleme, in Kindererholungsheime und -stätten in den 50/60/70er bis in die 80/90er Jahre. Die Kleinkinder wurden allein, in Sammeltransporten, dorthin „verschickt“. Die Kinder erinnern diese Verschickungen traumatisch, verkünden die Veranstalter.
Aus der Presseankündigung zum Kongress: Nach grober erster Schätzung sind in den 50/60/70er und bis in die 80/90er Jahre hinein ca 8 Millionen Klein- und Schulkinder ab 2. Lebensjahr allein über 6-8 Wochen, oft verlängert auf viele Monate, ohne ihre Eltern „verschickt“ worden. Die Stätten waren Kinderkurheime und Kindererholungsstätten auf Nord- und ostfriesischen Inseln, in den Mittel- und Hochgebirgen. Die Kinder wurden in Sammeltransporten verschickt. Die Eltern hatten kein Besuchsrecht. Die Kinder waren der Institution und ihren Bedingungen hilflos und allein ausgeliefert. Während die Eltern sich Erholung und Gesundung ihres Kindes vorstellten, wird der Alltag in diesen Verschickungsheimen von vielen Betroffenen traumatisch erinnert. Es werden Essenszwang und gewalttätige Einfütterung bis zum Erbrechen, harte Behandlung, Erniedrigungen, Strafen, Verbote, u.w. erinnert.
Auch in dem Heim in Muggendorf, in das ich verschickt worden war, hat ein überaus strenges Regime geherrscht und ich erinnere noch, dass ich dort wenig glücklich war und kein Klima von Geborgenheit und Wärme herrschte, aber das hatte ich zuhause auch eher wenig. Ob sie mir dort auch Beruhigungsmittel und Spritzen gegeben haben? Oft mussten wir uns ausziehen und uns medizinisch untersuchen lassen. Was sie genau gemacht haben, kann ich nicht mehr sagen. Die Bilder von ärztlichen Behandlungen bleiben unscharf. Offenbar habe ich viel verdrängt, an weite Teile meiner Kindheit kann ich mich besser erinnern.
Sozialwissenschaftlich und historisch habe ich mich viel mit der in großen Bereichen unmenschlichen Behandlung von Kindern und Jugendlichen in der deutschen Heimerziehung der 1950 und 1960er beschäftigt, die zu Anfang des zweiten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert so intensiv diskutiert wurde. Die erste Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs ( Rundes Tisches für Missbrauch) ist mir persönlich bekannt. Daher ist mir schon seit langem ist bewusst, dass die pädagogischen Vorstellungen der dort Arbeitenden aus der Nazi-Ideologie über Erziehung stammten und dass viele der dort Tätigen ihre Berufsvorstellungen im Dritten Reich gewonnen hatten. Doch ich habe, bis zum Lesen der Texte dieses Kongresses von 2019, meine persönlichen Erlebnisse in Muggendorf nie in Verbindung damit gebracht. Manchmal schützen uns das Vergessen und ein blinder Fleck.
Wenn jemand ebenfalls in Muggendorf war, freue ich mich sehr auf seine oder ihre Eindrücke oder eine persönliche mail
Und alles, was hier schon beschrieben stand, kann ich bestätigen: Repressionen, Angst, Zwang zum Essen und auch das Essen des Erbrochenen, Einnässen mit Demütigungen, Zensur. Verschickt wurde ich vom Jugendamt / Gesundheitsamt Schweinfurt. Auch wenn ich erst rd. 8 Jahre alt war, ich werde diese Wochen nicht vergessen.
Wurde mittags das Essen erbrochen, so hatte man bis der Teller blank war am Katzentisch zu sitzen, das dauerte meist bis zum Nachmittagskaffee, vermutlich war mit Flüssigkeit, das Erbrochene leichter zu schlucken.
Eine soziale und eigentlich sehr freundliche Sozialeinrichtung der Bahn hatte mich als Halbwaisen dorthin geschickt. Dort wurde der Bericht meiner Mutter kommentiert, mit den Worten: es ist bekannt, dass Charlotte schlägt. An die Schläge erinnere ich mich nicht mehr. Aber ich weiss noch, dass ein eigentlich unauffälliger Knabe regelmässig Asthmaanfälle bekam, sobald er in den Dünen ankam. Vermutlich gab es da keinen Mediziner, der da Verantwortung trug.
Dass ich nicht mit meinem richtigen Vornamen angeredet oder gerufen wurde, hat nur vorübergehend für Aerger gesorgt, ganz schnell habe ich begriffen , dass ich von nun an nur noch der Hans war.
dieser text hat mich total erschöpft
Ich war eine sogenannte „Bettnässerin“. Grund waren von Geburt an falsch angewachsene Harnleiter und ständige Blasenentzündungen, die mit reichlich Antibiotika behandelt wurden. Mit 4, 6, 8 und 11 Jahren wurde ich operiert, in den 1970er und Anfang der 1980er Jahre. Zunächst wurden die Harnleiter umoperiert, erst links dann rechts, dann festgestellt, dass die übergelassenen Stümpfe weitere Entzündungen verursachten, wieder operiert und wieder…, das alles in wochenlangen Aufenthalten in Krankenhäusern in Wilhemshaven und Trier, weit entfernt von meiner Heimat in Emden. Die Eltern durften damals nicht mit im Krankenhaus schlafen und mich nur zu den Besuchszeiten vormittags und nachmittags besuchen. Ich war einsam. Bei der ersten OP erzählte mir der Arzt, ich müsse nur einen Luftballon aufblasen, dann würde ich schlafen und nichts mehr merken und aufwachen und alles wäre gut. Nichts davon trat ein. Der „Luftballon“ blies mich auf, nicht umgekehrt. Ich fühlte mich belogen und betrogen. Später wurde mir beim Gucken der „Schwarzwaldklinik“ immer bei dem "Beatmungs-Blasebalg" im OP-Saal so übel, dass ich mich fast übergeben musste.
Mit 9 Jahren, 1982, sollte mir eine Kur in Bayern Besserung bringen. Meine Eltern kämpften dafür, dass die Krankenkasse die Kosten übernimmt. 8 Wochen wurden genehmigt, auf 10 Wochen wurde später verlängert (das war die schlimmste von allen schlechten Nachrichten, die ich je bekommen habe!). Das Heim war für Harn- und Kot-inkontinente Kinder gedacht, und stand kurz vor der Schließung. Statt 30 waren max. 3-4 Kinder zur gleichen Zeit da. Wir waren alle nicht so dicke, weil wir ja alle wegen einem sehr peinlichen Thema da waren, über das niemand sprach. Es hieß dann nur, dass man „Erfolg hatte“, wenn man einen Tag nicht eingenässt hatte. Das war nicht so schwer, denn wir bekamen so gut wie nichts zu trinken. Das Zahnputzwasser wurde mit einer rosa Farbe versetzt und uns gesagt, dass diese giftig sei, damit wir das Wasser nicht heimlich tranken, denn wir hatten immer Durst! Hatte ich trotzdem eingenässt, musste ich zur Strafe den Mittagsschlaf auf der harten Speisesaal-Bank verbringen statt im Bett.
Die Leiterin, ein Helfer und eine Betreuerin waren (aus damaliger Perspektive) 75+ und entsprechend pädagogisch-altmodisch, die Köchin burschikos-unsensibel – ich weiß noch alle Namen. Nur die Nachtschwester hatte ein freundliches Wesen und ab und zu Verständnis für mein Heimweh, das sich in Tränen ausdrückte. Das Essen war genauso fremdartig für mich wie der bayrische Dialekt, den ich – wieder „daheim“ – noch einige Zeit behielt. Die Betreuer zwangen uns, das Essen aufzuessen, sie waren stolz, dass ich endlich zunahm, meine Eltern und Großeltern ebenfalls glücklich, da ich immer ein kleines dünnes Kind war - ich jedoch nicht. Dies war vermutlich der Beginn meiner Übergewichtskarriere, die mich bis heute stark beschäftigt, genau wie die Inkontinenz. Freundlichkeit und Empathie, Trost, nette Worte bekam ich während der ganze Zeit von niemandem! Von "meiner" Welt war ich abgeschnitten. Telefonieren durfte ich nur an meinem 10. Geburtstag, ganz kurz und unter Aufsicht der Leiterin.
Die Briefe wurden zensiert. Ich grübelte immer wieder darüber nach, wie ich meinen Eltern heimlich mitteilten konnte, wie schrecklich es hier war und dass sie mich abholen müssen. Ich wollte eine kurze Nachricht in die Innenseite des Briefumschlages schreiben, damit sie wissen, dass mein ständiges „Mir geht es gut!“ nicht wahr ist, habe mich das aber nie getraut. Stattdessen habe ich rote Herzen mit Liebespfeil als geheime Botschaft gemalt und gehofft, dass sie verstehen. Ich wusste nie, ob sie meine Botschaft nicht verstanden oder mir nicht helfen wollten! Erst Jahre später erzählte ich ihnen von meinen Erfahrungen.
Ich habe drei Psychotherapien hinter mir, die letzte war eine EMDR-Trauma-Therapie. Diese hat mich in der Tat von meinem über 40jährigen OP-Trauma befreit, so daß ich danach eine nötige Operation absolvieren konnte. Wie tief die schrecklichen Erfahrungen der Kur noch in mir sitzen, merke ich nun wieder. Dass es scheinbar noch so viel mehr Kinder gab, die ähnliches Leid erfahren mussten, tut mir weh, erleichtert mich aber auf der anderen Seite, da ich somit irgendwie Teil einer Gemeinschaft und nicht allein bin.
In der Mittagstunde und in der Nacht durften wir nicht auf die Toilette, dadurch bin ich zum Bettnässer geworden. Zur Strafe musste ich dann ohne Bettdecke auf einer Holztruhe mit rundem Deckel schlafen oder ich wurde in die Toiletten gesperrt mit den Worten: "Hier hast du ja dein Klo". Dort musste ich dann auf dem kalten Boden schlafen, nur im Pyjama.
Briefe nach Hause durften nur positiv sein, ansonsten wurde man bestraft.
An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern, vielleicht auch weil es zu Hause und in der Schule ähnliche " Erziehungsmassnahmen" gab.
Viele Grüße
Jürgen
Lange Zeit dachte ich, ich sei der Einzige der solche "Kuren" als extrem traumatisierend in Erinnerung hat. Nach der Lektüre eines Spiegel-Artikels darüber heute und einiger Kommentare auf der Internet-Seite hier, weiß ich es besser. Insgesamt fünf Mal wurde ich im Zeitraum von 1969 bis 1974 Jahr für Jahr zu unterschiedlichsten Jahreszeiten in ein Kinderkurheim geschickt. Die Aufenthalte variierten jeweils zwischen 6 und 9 Wochen. Die schlimmsten Erinnerungen habe ich an ein mutmaßlich konfessionell geführtes Kinderkurheim in St. Peter-Ording, an dessen Namen ich mich aber nicht erinnere.
Untergewichtig und mit der Diagnose Asthma und damit einhergehender Neurodermitis wurde ich 1969 gleich in den Sommerferien meines 1. Schuljahres wegen der "guten Seeluft" dorthin geschickt. "Damit du wieder rote Bäckchen kriegst!", hieß die Devise. Die Freude darüber, endlich mal das Meer zu sehen und über die damit verbundene, erste längere Zugfahrt meines Lebens, wich großem Entsetzen, als mir kurz vor der Abfahrt des Zuges im Bahnhof Münster erst richtig klar wurde, dass meine Eltern nicht mitfahren würden.
Die panische Angst, nun für eine gefühlte Ewigkeit von ganzen 7 Wochen in der Fremde auf mich allein gestellt zu sein, kann ich kaum in Worte fassen. Die tränenreich absolvierte Zugfahrt umgeben von zwei völlig überforderten älteren Damen von der Bahnhofsmission und vielen anderen ebenso verstörten Kindern, denen man auch eine Identifikationskarte aus blauer Pappe um den Hals gehängt hatte, werde ich mein Lebtag nicht vergessen.
Was dann vorort darauf Tag für Tag folgte, kann ich aus meiner Erinnerung heraus heute nur als Kindesmisshandlung durch Gewalt und eine widerwärtige, seelische Grausamkeit bezeichnen.
In einer Gruppe von etwa 20/30 gleichaltrigen Kindern wurde mir gleich am ersten Abend klar gemacht, was mich erwartete. Schimpfe und Schläge bei jedem Fehlverhalten. Was da waren: Unpünktlichkeit, vermeintlicher Ungehorsam durch Widerspruch, Reden beim Essen, den Teller nicht leer zu essen, das Aus-der-Reihetanzen- beim marschähnlich vollzogenen Spaziergang in Zweierreihen zum Strand, Nichteinhalten der verbindlichen Zeiten für den Toilettengang, die Augen offenzuhalten bei der erzwungenen Mittagsschlafzeit, sich trotz juckender Dermatitis zu kratzen, sich während einer durch Asthma bedingten, schweren Atemnot im Bett aufzurichten oder gar auf den Bettrand zu setzen, die Nachtwache des Schlafsaals aus dem gleichen Grund "unnötigerweise" um Hilfe und Medikamente zu bitten und vieles, vieles mehr. Die Strafen folgten als Schläge ins Gesicht oder auf den Nacken oder noch perfider, als ich etwa in der zweiten Nacht im Schlaf unfreiwillig mein Bett eingenässt hatte: durch das nackt im Dunklen für eine halbe Stunde unter einer kalten Dusche stehen zu müssen, bis das Bett neu gemacht war. Die damit einhergehenden, verbalen Aggressionen und Demütigungen muss man sich noch dazu vorstellen.
Das Personal bestand zu einem kleinen Teil aus hauptsächlich für die Verpflegung zuständigen Ordensfrauen in einem Habit, der dem heutigen der Diakonissen ähnelte und zahlreichen "zivilen" meist älteren Erzieherinnen, insbesondere verantwortlich für die Tages- und Nachtbetreuung.
Aus Erzählungen meiner Mutter zu ihren Lebzeiten weiß ich, dass sie mich nach der "Kur" am Bahnsteig im Bahnhof Münster als ein vollkommen verstummtes und blasses, kleines Häufchen Elend wieder in Empfang genommen hatte, um mich dann wochenlang wieder auf das gleiche Gewicht wie vor der Kur hochzupäppeln. Trotzdem haben meine Eltern mich, im Vertrauen auf die Aussagen eines Kinderarztes und im festen Glauben, mir damit etwas Gutes zu tun, auch in den vier Folgejahren gegen meinen erklärten Willen in ein Kinderkurheim geschickt.
Die drei weiteren Aufenthalte, in einem Rot-Kreuz-Kinderheim auf der Insel Langeoog danach, habe ich nach den Erfahrungen des ersten Mals als weitaus weniger schrecklich in Erinnerung. Die dort tätigen (wesentlich jüngeren) Erzieherinnen führten zwar auch ein strenges Regiment, jedoch ohne körperliche Züchtigung. Trotzdem habe ich diese Kuraufenthalte dort stets als Bestrafung und nicht als feriengleiche Zeit des Vergnügens empfunden und meine Eltern geradezu dafür gehasst, dass sie mich immer wieder fortschickten. Zumal ich aus keiner dieser Kuren gesünder zurück kam als zuvor. Im Gegenteil.
Erst nach meinem fünften Kuraufenthalt im Alter von nunmehr 11/12-Jahren, in einem Kinderkurheim in Bad Lippspringe, war auch für meine Eltern das Maß voll.
Das Kurheim war an eine Art allergologische und dermatologische Klinik angeschlossen. Die schweren Fälle von Kindern mit Asthma und Neurodermatitis, zu denen ich auch gehörte, wurden dort jede Nacht und auch häufig tagsüber nicht im naheliegenden Kurheim, sondern in Krankenbetten einer Klinik-Station untergebracht und betreut. Der Aufenthalt dort bestand darin, mit unterschiedlichsten Therapien und Anwendungen behandelt zu werden, die mit strikter Bettruhe und engmaschigen Kontrollen der Blutwerte und Herz-/Kreislauffunktionen durch Klinikpersonal einhergingen.
Nahezu jeden zweiten Tag wurden mir über zwei/drei Wochen sogeannte Tests gemacht und dazu subkutan oder intravenös Substanzen verabreicht sowie hinterher die Immunraktion des Körpers darauf beobachtet. Von Nesselfieberschüben, die ich nie zuvor in meinem Leben hatte, bis hin zu Erbrechen und hohem Fieber war da alles dabei. Hinzu kamen häufige UV-Licht-Therapien der erkranken Hautpartien, die für mich äußerst schmerzhaft waren und eine für mich heute noch unbegreiflich hohe Anzahl von Röntgenuntersuchungen des Thorax in nur wenigen Wochen.
Erst viele Jahre später wurde mir klar, das das Ganze mitnichten einen kurativen Sinn hatte. An uns Kindern wurden in der Klinik ganz offensichtlich empirische Untersuchungen zu allergologischen Studien mit unterschiedlichen Allergenen, Therapien und Antihistaminika vorgenommen. Wo sonst, als in einem auf Asthma, Allergien und Neurodermitis spezialisierten Kinderkurheim bekommt man soviele Vergleichsprobanden auf eine Schlag für eine solche Studie zusammen? Möglicherweise haben meine Eltern dem im Vorhinein unwissentlich sogar zugestimmt.
Sechs Wochen später kam ich mit deutlich verschlechterten Krankheitssymptomen und einem erheblichen Gewichtsverlust wieder nach Hause. Meine Eltern waren darüber entsetzt und versprachen mir danach endgültig, mich nie wieder zu einer Kur zu schicken. Meine Eltern haben sich in den Jahrzehnten danach bis zu ihrem Tod immer wieder bei mir für diese Zwangskuren entschuldigt. Dass diese traumatischen Kur-Erlebnisse bei mir selbst schwerwiegende psychische Folgen hinterlassen haben, das glaube ich ehr nicht. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Vergleichbares bei vielen, psychisch ohnehin schon labilen Menschen, schwerwiegende Folgen hinterlassen kann und auch hat. Umso wichtiger finde ich die historische Aufarbeitung der Geschehnisse in solchen Kurheimen und auch die Unterstützung für dieses Projekt.
Vielen Dank dafür, Frau Röhl!
Ekliges Essen in Blumentöpfen verschwinden lassen, hungrigen Dicken die
Leberwurstschnitten zuwerfen, wenn keiner guckte, nachts auf abenteuerliche Weise zur Toilette robben, den Kleinen eine schöne Muschel
heimlich in die kleine Faust drücken und sich mit AlibiPutzlappen in der Hand auf zu den tagelang isolierten Kindern auf die Krankenstation schleichen.
Und die Tante böse fixieren, wenn sie einem mit den Fingerknöcheln strafend gegen die Stirn pockerte.
Die Kreativität wurde dort schon sehr gefördert......
Speziell die Kleinen waren aber einfach nur hilflos ausgeliefert.
Und die Tanten hatten ein Händchen dafür, Freundschaften untereinander
und das Beschützen Schwächerer zu unterbinden.
Eigentlich müsste man sich fragen, in welcher Gefühlskargheit diese Tanten
ihr eigenes Leben verbracht haben, Freude am Kinderquälen ist ja nun nicht
wirkliche Lebensfreude - was für eine seelische Verarmung und das auf einer
schönen Insel wie Sylt. Wir konnten ja wieder raus aus dem Gruselhaus.
Die Tanten waren in ihrer selbst geschaffenen Hölle gefangen.
Kälte Asche lange vor der Urne.
Ich war das erste Mal allein von zuhause fort. Bei der Ankunft untersuchte uns der Kurarzt, ein, so schien es mir zumindest damals, alter Mann mit stoppeligem Bart. Woher ich das weiß?:
Wir mussten uns mit nacktem Oberkörper der Reihe nach aufstellen. Mir war das zutiefst peinlich, weil ich, im Unterschied zu den anderen, in etwa gleichaltrigen, Kindern, bereits einen Busenansatz hatte. Der Arzt horchte alle mit dem Stethoskop ab. Als ich an der Reihe war, nahm er das Stethoskop aus dem Ohr und legte sein Ohr an meine Brust.
Wir durften keine Briefe nach Hause schreiben, nur Karten. Diese wurden vor dem Abschicken gelesen und vor unseren Augen zerrissen, wenn etwas Kritisches darin stand.
Das Essen war schrecklich. An der Tür standen 2 Erzieherinnen mit Kochlöffeln in der Hand und schlugen die Kinder, wenn sie den Raum verlassen wollten, bevor sie aufgegessen hatten. Überhaupt wurde viel geschlagen.
Beim Ausflug nach Westerland kauften sich die Erzieherinnen vor unseren Augen Leckereien und aßen sie. Wir hatten kein Geld und keine Erlaubnis, schauten zu.
Jeden Abend war Spindkontrolle. Andenken vom Strand etc. wurden weggeworfen, gesammelte Blaubeeren ins Klo gespült.
Am schlimmsten war, dass ich fast gestorben wäre.
Ich hatte erst wenige Wochen zuvor Schwimmen gelernt. Als wir das erste Mal ins Meer durften, war ich begeistert und übte mit Blick zum Horizont meine neu gelernten Schwimmbewegungen. Weil die kleinen Wellen immer auf mich zukamen, unterlag ich, die noch nie am Meer gewesen war, der optischen Täuschung, mich nicht von der Stelle zu bewegen. Als ich mich schließlich umdrehte, sah ich das Ufer in weiter Ferne. Erschrocken, versuchte ich mich hinzustellen, was natürlich nicht gelang, da ich schon viel zu weit draußen war. Ich tauchte unter, versuchte zu schreien und zu winken, schluckte noch mehr Wasser, bemerkte, dass niemand schaute und kam mit einer Art Hundepaddeln panisch zurück an den Strand. ich war etwas abgetrieben und als ich mich berappelt hatte, ging ich zu den anderen Kindern zurück.
Keiner hatte meine Abwesenheit bemerkt und ich sagte nichts.
Heute arbeite ich als Psychotherapeutin, unter anderem mit traumatisierten Patienten.
Ich freue mich über ihre Initiative.
Mit freundlichem Gruß,
Diplom-Psychologin Kerstin Thormann-Hofmann
Geprägt hat mich diese Erfahrung mein Leben lang, negativ natürlich.
Mit freundlichem Gruß Doris Tonn
Ederi