ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der „Initiative Verschickungskinder“ (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2773 Einträge
Holger Harms-Bartholdy aus 26655 Westerstede/Neuengland schrieb am 02.05.2023
Ich war im August 1968 als achtjähriger Junge für vier Wochen im Waldhaus Bad Salzdetfurth. Meine Erinnerung an die Zeit und das Haus ist gleich Null und ich frage mich, warum das so ist. Vielleicht finde ich durch Kontakte zu anderen Verschickten aus dem Waldhaus Zugang zu dem, was ich dort erlebt habe.
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Ulrike S schrieb am 01.05.2023
Ich bin im vergangenen Herbst per Zufall (im Zuge einer Google-Suche zu ,Kinderkurheim Pausa‘) auf diese Webseite gestoßen. Zu diesem Zeitpunkt war ich seit ein paar Monaten in Psychotherapie und gerade dabei, meinen Lebenslauf „aufzuarbeiten“. Ich war als 5-Jährige im Oktober 1979 in Pausa auf Kur, habe aber erst wieder an jene Zeit denken müssen, als das Thema früher Trennungsmomente zur Sprache kam. Dazu muss ich außerdem sagen, dass ich nicht in Deutschland wohne und daher die Medienberichte zum Thema Verschickung erst im Nachhinein entdeckt habe.
Ich war schwer erschüttert, als ich die hier vorliegenden Berichte zum Kinderkurheim in Pausa las. Es ist jedoch so, dass ich keine Erinnerungen an jene Zeit habe, was insofern erstaunlich ist, da ich durchaus Erinnerungen an einen Krankenhausaufenthalt im Jahr davor habe. Insofern habe ich mich nicht legitim gefühlt, hier Zeugnis abzulegen. Erst der Bericht von Peggy vom 26.04.2023 (Danke!), die eine ähnliche Situation beschreibt, hat mich nun ermuntert, dennoch ein paar Zeilen zu schreiben. Wie sie erinnere ich mich weder an andere Menschen oder Begebenheiten. Ich habe auch keine Erinnerungen an den Ort oder gar die Fahrt dorthin. In meinem Bewusstsein ist Pausa nur mit der Notwendigkeit des Essens und der Bürstenmassagen verbunden. Auch emotional kann ich zu der damaligen Zeit keine Beziehung herstellen. Allerdings benannte ich nach Aussagen meiner Eltern den Ort danach „Posau“, und es ist auf einmal dieser Name, der ja nun alles andere als schön ist (Po-Sau!), der mich aufhorchen ließ und der vielleicht auf ein bewusstes Verdrängen schließen lässt.
Man darf also spekulieren, dass Fälle wie die von Peggy und mir öfters auftreten, aber natürlich besonders schwer zu erfassen oder zu bewerten sind.
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Daniel Rothensee aus Breitenworbis schrieb am 01.05.2023
Ich war insgesamt 3x jeweils 6 Wochen in dieser Anstalt und 1x 6 Wochen auf Norderney. Insgesamt kam ich also 6 Monate in den Genuß von Kindererholungsheimen.
Wenn ich diese Geschichte in einem Buch verfassen müsste, dann würde ich ihm den Titel “Die Soziopathenfabrik, unschuldige Kinder rein, tickende Zeitbombe raus”, geben.
Entweder begehst du irgendwann in deinem Leben Suizid, oder aber du hast gelernt Schmerzen jeglicher Art zu verstoffwechseln. Du selbst, bleibst trotzdem gebrochen! Am einfachsten geht das, wenn man künftig sein Schmerzempfinden temporär abschaltet und agiert statt reagiert. Das heißt, anderen physische oder psychische Schmerzen zuzufügen, bevor sie es können. Parallel kann man Ängste abventilieren. Dabei aber objektiv und angemessen zu reagieren und die Kontrolle zu behalten ist fast unmöglich. Es gibt ja keinen Kurs oder eine Ausbildung, wie man unter diesen Voraussetzungen Sozialkompetenz behält. Grundlegende Voraussetzungen für soziales Verhalten existieren ja nicht mehr. Wie Vertrauen zu, oder in Menschen. Die Verhältnismäßigkeit ist der schmale Grad, der dich vom Soziopathen trennt!

Mit 4 Jahren, Anfang der 1980er, wurde ich das 1. Mal ins KKH Borntal verschleppt. Mir wurde schweres Asthma von meinem Kinderarzt, Dr. Appelmann aus Duderstadt, attestiert und eine Lungenkur dringend angeraten. Zur Info, ich bin jetzt 45 Jahre alt und ab meinem 16. Lebensjahr, habe ich die ersten verlässlichen Erinnerungen und ab dem Zeitpunkt bis heute, habe / hatte ich keine Asthmaanfälle! Ich habe sogar eine überaus derbe Konstitution. Kein Inhalator, keine Einschränkungen, oder Beeinträchtigungen, keine Allergien, keine regelmäßige Medikamente und ich kann sogar, ohne Sauerstoffzelt Berge hinaufklettern.
Die fragwürdige Diagnose ist der Beginn einer Kette fragwürdiger und mysteriöser Umstände der Kinderverschickung und dem systematischen Horror an sovielen Orten, mit sovielen Tätern! Zufall, oder geplant?

Ich habe letztes Jahr eine Doku über die “Kinder des 20. Juli” gesehen. Als die ersten Bilder von der Einrichtung im Borntal gezeigt wurden, habe ich wie ein Blitzeinschlag, ein so tiefes Gefühl von Panik, Hoffnungslosigkeit und Machtlosigkeit empfunden, daß ich mir nicht hätte vorstellen können. Mir kam es vor, als wenn ich im Vergleich zu diesem Gefühl zuvor niemals Angst gehabt hätte. So überwältigend und real war sie! Also der Begriff wurde neu definiert. Eine so fundamentale Angst, in dieser “Dreifaltigkeit” von Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit und vollkommen Ohnmacht! Ich hatte keine Idee warum und war komplett starr, schwitzte und frierte gleichzeitig. Mich beschlich die Befürchtung, das mein Verstand gerade dabei ist, sich zu verabschieden. Immer mehr Bilder wurden im TV gezeigt und genauso blitzartig wusste ich, daß ich diese Gebäude im Fernsehen kannte und schon wußte, wie das Umfeld oder Zimmer aussahen, noch bevor sie gezeigt wurden, was meinen Zustand nicht gerade stabilisierte. Fast gleichzeitig wußte ich auch, daß ich dieser puren Urangst nicht zum 1. Mal begegnet bin. Vielmehr ist sie ein alter, bekannter Weggefährte, aus einer Zeit, an die ich absolut keine Erinnerung hatte!

Ich habe fast 60 Stunden, ohne Schlaf, das abebben dieses Gefühls ausgesessen und krampfhaft versucht mich zu erinnern. Wäre nicht Wochenende gewesen, wäre ich arbeitsunfähig im buchstäblichen Sinn gewesen. Aber ich konnte in dieser Zeit das Internet befragen und immer mehr Filmszenen wurden sichtbar… Der Chefarzt Dr. Kahk (o. Kaak, o. Caak) die Emaillebadewanne im Keller, die “Stirnfliese” im Duschraum, geschmackloser, lauwarmer Haferschleim, der wie Rotz im Mund war (aber nicht der eigene) und den man erst erbrach, um ihn nochmal essen zu müssen, die “Tanten” in ihren blauen Schürzen, die Medikamente, die Untersuchungen, die Schläge, die drakonischen Strafen, die Schmerzen, die Erniedrigungen, die Kinder, die allgegenwärtige Angst. Der Mißbrauch, den man erfuhr, wenn man gezwungen wurde, an einem anderen Kind eine Strafe zu vollziehen, daß diese so verdient hatte, wie man selbst, nämlich nicht ansatzweise.
Einem Kind wurden die Hosen runtergezogen, vor allen anderen erniedrigt und lächerlich gemacht, dann mußte es sich bauchlinks über den Schoß der Tante liegen und alle anderen Kinder mußten ihm der Reihe nach, so fest wie möglich auf den blanken Po hauen, bis alle durch waren und das Opfer weinte. Weinte Es nicht, ging es von vorne los… Manche konnten gar nicht mehr weinen und manche brachten es nicht fertig zuzuschlagen, die mußten dann den Platz mit dem anderen tauschen und der Vorgänger musste zuschlagen, bis der Verweigerer weinte. Weigerte sich derjenige auch, ging es barfuß in den kalten Keller, in die Duschräume. Manchmal wurde man zuvor kalt geduscht, bevor man sich auf zwei bestimmte Fliesen stellen und sich mit der Stirn an eine ebenfalls bestimmte Fliese, an die Wand lehnen musste. So stand der eine auf der einen Seite der Wand und das andere Kind auf der gegenüber liegenden Wand. Eine gefühlte Ewigkeit… Als Kind eine Zeit abzuschätzen ist fast unmöglich, aber danach waren die Füße fast nicht mehr zu spüren und blauweiß und oft mußte man an der Stelle auch an sich herunterurinieren, weil man nicht mehr aufhalten konnte. Wenn auch nur einer gewagt hat, dem anderen zuzuflüstern, wurde derjenige erneut kalt geduscht und ihm wurde erklärt, daß er das seinem Kameraden zu verdanken hat, der sich mit dieser leisen Kontaktaufnahme seelisch etwas wärmen wollte.

Das ist nur ein kleiner Auszug, aus dem pädagogischen Standart-Heilstättenrepartior. Die Familien-Tiefentherapie, ist da schon eher die Kür… Warum die Eltern ihr Kind dahinschickten… weil sie es nicht mehr leiden können, da es daran Schuld ist das Eltern sich streiten und womöglich Mama oder Papa die Familie verlassen, weil ihr Ableger nur Sorgen bereitet und Nerven kostet. Deswegen rufen sie auch nicht an schicken keine Pakete (beides würde zurückbehalten und abgelehnt, um den Heilerfolg nicht zu gefährden). Das wurde so den Kindern eingeredet. Manchmal wurde ein Paket aber doch, jedoch massiv geplündert, weitergegeben, um es als Instrument gegen das Kind zu pervertieren. Druckmittel, oder um Fehlverhalten zu provozieren, oder nur damit man es im nächsten Moment zur Erpressung wieder wegnehmen kann. Vermeintliche Briefe der Eltern wurden vorgelesen, um die Freude über liebe Worte von Mama und Papa in der Einsamkeit zu vernichten, indem der Lügenbrief beschreibt, daß man ein fürchterliches Kind ist, das wenn es nicht tut, was die Tanten sagen, als nächstes und endgültig direkt ins Kinderheim kommt und gar nicht mehr nach Hause.

Die Kreativität in dieser Folter auf allen Ebenen und systematischer Vernichtung des Kindes im Kinde, ist unerfaßbar und ist in keinem Horrorfilm gefühlsecht darstellbar! Selbst mir ringt es noch eine gewisse Bewunderung ab und ich staune immernoch über diese Effektivität in allen Bereichen der “spurlosen” Folter und Zerstörung des unsichtbaren, aber wichtigste, dem Kindergeist- und Seele. Mentale Zerfleischung, untermalt mit einer Sonate spurlosen, physischen Schmerzes. Totaler Verlust von Vertrauen und jedem Sicherheitsgefühl spielen im Duett dazu. Für mich ist es aber seid letztem Jahr eine Kette von Einsichten und Offenbarungen auf die Frage warum ich bin, wie ich bin und wieso ich wurde was ich war. Ein augenscheinlich normaler Mensch, mit einem versteckten Knopf… Wenn man einen entsprechenden Code eingegeben hatte, konnte man per Knopfdruck einen Sardisten, einen Mr. Hide, einen Soziopathen, oder Rachsüchtigen hervorholen, mit selektiver Befreiung von Reue und Empathie und mit einer sehr hohen Schmerztoleranz. Jemand, der auf emotionaler Ebene, je nach Bedarf blinde Flecken erzeugen kann. Wehe dem, der ausversehen auf diesen Knopf kam. Absichtlich hat ihn jedenfalls keiner gedrückt. Von den wenigen, die mich etwas genauer kannten.
Seid über 10 Jahren habe ich meine Traumfrau an meiner Seite und die zwei besten Töchter, die man sich nur wünschen kann, aus erster Ehe. Meine Frau hat mich in diesen Jahren, in so vielen Bereichen therapiert, ohne wahrscheinlich eine Ahnung von dessen Umfang zu haben. Dadurch konnte ich in den letzten Jahren auch ohne meine zurückkehrenden Erinnerungen, zu einem erträglichen Menschen werden. Zwar besteht immer noch eine latente Explosionsgefahr, aber der Zünder wurde viel sicherer verwahrt und eine positive Nutzung der freiwerdenden Energie ist auch möglich. Hätte ich die Erinnerungen zurückbekommen bevor ich meine Frau traf und hätten noch Folterknechte oder Tanten von damals gelebt, hätte ich ihnen sicherlich den Erfolg ihres Tatwerkes in allen Facetten vorgeführt und es ihnen in vollen Zügen erlebbar gemacht, ohne jeglichen Zeitdruck und eventuell Generationsübergreifend. Diese Wut, den Zorn, die Maßlosigkeit der Rachlust und das Verständnis von Schmerz, hätte sie vielleicht beeindruckt. Meiner Traumfrau, meinen Kindern und Jesus Christus verdanke ich es, daß das was restlos zerstört und verloren schien, auferstehen konnte. Vertrauen, Zuneigung, Liebe, Sicherheit, Geborgenheit und ein Weg aus der Einsam- und Hoffnungslosigkeit!
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ilona nass aus Dortmund schrieb am 01.05.2023
Ich war 7 Jahre alt. Es war schrecklich. Ich habe erbrochen und musste es aufessen, stundenlang allein im Speisesaal. Ich hatte Windpocken und wurde allein in einem Raum eingesperrt. Es gab immer Strafen. Noch heute erinnere ich mich mit Grauen an die Zeit. Eine meiner "Erzieherinnen" hieß Fräulein Ohlsen
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Oliver Tollkamp aus Olfen schrieb am 01.05.2023
Ich war im Sommer 1976 für 6 Woche auf Juist im Heim Schwalbennest.Es waren 6 Wochen der Hölle.Ich wurde gezwungen Sachen zu ess die ich nicht mag.Habe ich mich geweigert wurde ich festgehalten und mir wurde das Essen und den Mund gestopft und wenn ich erbrochen habe musste ich das Essen.Weil ich bei der Gesangsrunde husten musste wurde ich den Keller gesperrt und dafür geschlagen.Auch wenn ich nicht essen wollte wurde ich öffentlich gedemütigt und geschlagen.Briefe und Telefonate wurden kontrolliert.Den Heinleiter haben wir Onkel Gert genannt.es war die absolute Hölle für mich .Als ich nach Hause kam war ich völligst traumatisiert ich haben Tage lang in der Ecke gesessen und litt unter Hospitalismus.Warum meine Eltern nichts unternommen haben weiß ich nicht.Ich bin so froh das dieses Thema endlich öffentlich wird .Momentan bin ich in Psychiatrischer Behandlung unter anderem wegen PTBS.
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ullpie aus HH schrieb am 30.04.2023
hm, war wie eine riesen Klassenfahrt. ich war mit einen Mitschüler aus der Grundschule dort, sechs Wochen über die Sommerferien .
das essen war Mist, ach was, das war es überall pfff.
Heimweh? klar, u10 , sechs Wochen weg von zu hause, wen wundert das.
übergrifflichkeiten ? klar, aber n i c h t vom personal!
schulhofstyle, große verkloppen kleine, jedoch nichts was den rahmen staatlichen Schulhöfe sprengen würde, eher andersrum, so what.
positiv war : kein bastel terror, dafür irgendwas mit Tieren, Pferde, Pfauen und Bauernhof kram halt, was schon damals für viele Städter überfällig war.
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Sibylle Braun aus Kenzingen schrieb am 30.04.2023
Ich war im Frühsommer 1971 mit meiner Schwester in Krauchenwies und erinnere mich an eine grausame Zeit. Wir wurden gedemütigt, gequält und für Dinge bestraft, für die man nichts konnte. ....Ich hatte vermutlich die Nase gebrochen, sollte laut Arzt zum Röntgen gebracht werden, das ist aber nie geschehen. Meine Schwester sollte ihr Erbrochenes wieder essen, ich stand daneben. Ich erinnere mich an Kälte, frieren, barfuß auf dem Flur stehen, kaltes Wasser über dem Körper, schreckliche Gerüche, Angst, Horror, Schmerzen, lange, kalte Flure, Fliesen, Speisesaal mit ganz langen Tischreihen, Schwester Richhild, nur nicht auffallen, Zweierreihen, Kasernendrill, laute Befehle, zischende Laute, Tee mit komischem Geschmack, Saft, Schlafsaal, Eisenbetten, Einsamkeit...und mehr. Die Zeit dort hat unsere Kinderseelen gebrochen, unsere Persönlichkeit gab es nicht mehr. Wir leiden bis heute darunter, obwohl wir uns an vieles nur bruchstückhaft erinnern können.
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Christine Heckmann aus Riegelsberg schrieb am 30.04.2023
Prolog : Kinderverschickung 1966 Nordsee!!
‌Irgendwie war eine Unruhe in unserem Haus. Immer Getuschel, aber nichts, was ich später hätte deuten können. Irgendwann ging meine Mutter, mal wieder mit mir zum Arzt, und danach ging das relativ schnell, das ich jetzt immer öfter Gesprächsfetzen mitbekam. "
‌Die kommt jetzt mal weg", oder " nein die muss weg". Ich bin 1960 geboren, sehr spät im Dezember. Ich wurde aber mit meinem Jahrgang 1960 eingeschult. Man nannte das,
‌"Kurzschuljahr". Das hieß in meinem Fall, ich wurde 5Jahre im Dezember 1965 und wurde im April 1966 eingeschult. Ich war mal gerade so 5Jahre und 4Monate alt. Ich ging noch nicht sehr lange zur Schule, konnte aber meinen Namen schon schreiben. Mein Unglück , das ich eine Linkshänderin war, hat mir dann auch in der Schule, jeden Morgen, Prügel beschert. Diese Lehrerin, eine Frau Fischer, hat sich jeden Morgen neben mich gestellt und mir mit dem langen Zeige Stock, auf meine kleinen Hände drauf geschlagen um mir immer wieder klar zu machen, das ich gefälligst mein schönes Händchen zu nehmen hätte . Ich war schon sehr verschüchtert und eher still, ich hatte nämlich auch eine sehr harte Mutter, immer Schläge für alles um dann auch noch in der Schule immer Angst haben zu müssen. Und jetzt hat es angefangen, das ich verstanden habe, das mit den Sätzen, " das die weg muss", ich gemeint war. Nur war mir das Ausmaß nicht genau klar. Ich hatte das Glück, das wunderbare Glück, das wir in einem 4 Generationen Haus gelebt haben, und ich der absolute Liebling von meinem Uropa war. Geliebt, verwöhnt und beschützt. Er hat sich, so gut er konnte, immer vor mich gestellt und mich vor meiner Mutter zu beschützen versucht.
Epilog:
‌Eines Morgens, sind wir alle, also, ich, meine Eltern und auch mein Uropa, mit einem Koffer nach Saarbrücken zum Hauptbahnhof gefahren. Und dort, sollte ich alleine in einen anderen Bus einsteigen. Das wollte ich aber nicht. Ich fing an zu weinen und da bekam ich dann die erste Erklärung was denn hier jetzt passieren sollte. Meine Mutter sagte mir, ich käme jetzt in ein Heim, ich solle dankbar sein, das wäre auf einer Insel. Ich wäre zu dünn und die würden mich gesund machen. Das Wort unterernährt viel ein paar mal, aber damit, konnte ich nichts anfangen. Dann ging das Drama erst los. Ich wurde gezwungen, in diesen Bus einzusteigen. Ich schrie, ich wehrte mich, ich trat um mich und mein Uropa, ist dann zu mir in den Bus gestiegen, um mich zu halten und zu beruhigen. Meine Mutter kam dazu, um ihn wegzureißen. Es war ein absolutes Chaos, mein Uropa rief immer wieder" lass das Kind in Ruhe, lasst sie bei mir". Meine Mutter schrie immer wieder, " nichts da, die kommt jetzt weg". Und jetzt kann ich mich erst wieder richtig erinnern als wir übergesetzt wurden und ich auf einem Schiff war. Mir war tot schlecht, ich hatte schreckliche Angst und war ohne meinen Uropa irgendwo allein auf einem Schiff. Die nächste Erinnerung ist, das wir in einem riesigen Speisesaal ganz viele Kinder waren und wir mussten alle still sitzen. Was genau um mich herum geschah, daran habe ich keine Erinnerung, außer, das uns morgens jemand an den Haaren riss um unseren Kopf nach hinten zu reißen. Dann wurde uns gesagt, das wir Lebertran essen müssen um gesund zu werden. Und diese Prozedur war jeden Morgen die gleiche brutale Art, uns diesen Löffel mit diesem widerlichen Lebertran, einzuflößen. Erinnerungen von Spaziergängen zum Strand und zu einem Leuchturm, von kaltem Wind und der einzigen schönen Erinnerung, ich durfte immer an die Hand, von einer dieser Betreuerinnen. Ich kann mich an Kälte, an Angst, an Verzweiflung erinnern. Ansonsten vom alltäglichen Leben ist nichts in meiner Erinnerung. Bis auf jenen Tag, der sich für immer in meine Seele geschrieben hat. Ich wurde an der Hand gezogen, man sagte zu mir, ich sei krank. Ich müsse für zwei Wochen hier weg. Warum ich mich daran erinnere weiß ich nicht, also zwei Wochen und auch dieses Wort "Quarantäne", war mir keine Begrifflichkeit, aber, das wurde mir bald klar. Ich war noch keine 6Jahre alt und man hat mich, für zwei Wochen, ganz alleine weggeschlossen. Unten an der Tür, war eine Klappe, da hat man mir mein Essen durch geschoben. Ich habe das die ersten Tage, nicht richtig verstanden, aber es wurde mit jedem Tag brutaler. Nichts war mehr wahr, ich war allein, man hat mich einfach weggeschlossen. Niemand hat mit mir geredet, niemanden habe ich gesehen, außer das Geräuch, wenn man mir das Essen durch diese Lucke geschoben hat. Ich weiß noch, das ich den ganzen Tag, neben der Tür auf dem Boden saß , weinte, klopfte, rief, bitte lasst mich hier raus, aber niemand hat darauf reagiert. Dann meine nächsten Erinnerungen, ich war wieder in dem Schlafraum, in dem ich vorher war. Jetzt konnte ich nicht mehr richtig schlafen. Ich habe meine große Zudecke benutzt, um aufrecht zu sitzen, in meinem Bett. Ich hatte Angst zu ersticken, ich konnte mich nicht mehr flach hinlegen. Mein Kopfkissen, habe ich benutzt um mich vor der Kälte zu beschützen. Und ab jetzt gab es jeden Morgen, aufs übelste Geschimpfe, weil ich ins Bett ,Pippi gemacht habe. Ab diesem Zeitpunkt, war ich eine Bettnässerin. Und das war ich danach, eine lange Zeit.
Schlusswort:
‌Jetzt wieder keine Erinnerung, außer das ich irgendwann, wieder Zuhause war. Und vorher, war meine Mutter schon immer bereit zu schlagen, aber jetzt hatte sie einen richtigen Grund. Jetzt habe ich für eine lange Zeit jeden Morgen Prügel und gemeine Worte bekommen, weil ich mich eingenässt hatte. Ich konnte bis fast in mein Erwachsenen Leben, nur sitzend schlafen.
‌Fazit: Kinderverschickung war mein Kindlicher Alptraum.
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Martina aus Niedersachsen schrieb am 30.04.2023
Mit 3 Jahren wurde ich für 10 Wochen zur Kur nach Norderney geschickt. Dort bin ich 4 Jahre alt geworden. Kann sich jemand an ein Heim erinnern, in dem abends gerufen wurde: "Ruhe im Karton und Köpfe zur Wand!"? So bin ich dort eingeschlafen und hatte furchtbare Angst vor der Nachtschwester. Ich glaube, sie wurde "Tante" genannt. Tagsüber habe ich mich vor den weiß bandagierten Kindern gegruselt, weil ich nicht wusste, was mit ihnen los war. Ich selbst war wegen meines Hustens dort. Es gab ein Mädchen, das immer "RRRR-Ripsband" gesagt hat. Sonst habe ich fast alles vergessen, weil ich so klein war oder weil es so furchtbar war, keinerlei Kontakt zu meinen Eltern haben zu dürfen. Bevor ich von der Verschickungskinder-Initiative erfuhr, habe ich in einem Anflug von Trauer und Frustration alle Karten weggeworfen, die mir von Verwandten an das Kinderheim geschrieben worden waren. Ich konnte sie damals alle nicht lesen und später war der Inhalt für mich der blanke Hohn. Jetzt wüsste ich gerne, wo ich war. Meine Mutter war 1978 noch einmal mit mir auf Norderney und wollte das Kinderkurheim besuchen. Ich soll gerufen haben: "Nein, nicht zu dem Haus mit dem grünen Zaun!". Das sind meine einzigen Hinweise. Meine Mutter sagt, sie habe ein ganz verändertes Kind nach Hause bekommen. Besonders auffällig ist meine für immer gebliebene, extreme Schreckhafitgkeit.
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Andreas schrieb am 30.04.2023
Ich war 1967 während der Sommerferien 6 Wochen lang im Kinderheim Warteberg in Bad Sachsa. Ich war 11 Jahre alt, und diese Zeit war die schlimmste meines Lebens.
Heimleiter war Herr Köbrich, ein brutaler und widerwärtiger Verbrecher. Schläge von ihm und den übrigen Erzieherinnen waren an der Tagesordnung, und das für Nichtigkeiten. Beispiel: In einem Brief erwähnte ich, dass es regnet, und kassierte dafür eine Ohrfeige. Unsere Briefe wurden zensiert, damit die Wahrheit nicht bekannt wurde.
Der Zwang zum übermäßigen Essen wurde schon in vielen Beiträgen geschildert. Wir wurden jede Woche gewogen. Wer nicht zugenommen hatte, bekam - natürlich - Prügel. Wir hatten einen Bettnässer in unserer Gruppe, der von Herrn Köbrich auf brutalste Weise misshandelt wurde.
Das regelmäßige Duschritual war eine Qual. Nach dem Waschen musste wir mindestens 10 Minuten unter der eiskalten Dusche stehen bleiben. Mehrfach wurden wir Jungen von Erzieherinnen nackt mit einem eiskalten Wasserschlauch abgespritzt. Auch auf dem Heimgelände gab es eine kalte Dusche, wo wir ebenfalls regelmäßig nackt duschen mussten. An einer Wassertretstelle im Wald mussten wir unbekleidet baden. Herr Köbrich fand offenbar Gefallen am Anblick unbekleideter Knaben.
Unheimlich war auch der Hausmeister. Er hieß "Herr Martsch" oder so ähnlich. Von ihm wurde ich einmal in eine Hütte gezerrt, betascht und geküsst.
Am Ende der "Erholungskur" wurde unsere Jungengruppe dann von einem Friseur heimgesucht, der seine Lehrmädchen im Schlepptau hatte. Diese durften dann an uns das Haareschneiden üben. Das katastrophale Erlebnis wurde dann mit den Worten kommentiert "Die Jungs müssen ja anständig aussehen, wenn sie nach Hause kommen".
Jahre später habe ich das Heim in Bad Sachsa erneut aufgesucht. Leider zu spät, es war inzwischen geschlossen. Ich hätte es ansonsten dem sauberen Herrn Köbrich heimgezahlt.
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Yvonne aus Friedrichsdorf schrieb am 29.04.2023
Ich habe in dem Kinderheim im Alter von 4 Jahren das Lachen verlernt.
Als ich wieder nach Hause kam, hatte ich alles kindliche verloren.
In dem Heim lief vieles schief, aber das Schlimmste war, dass ich jede Nacht von mehreren Jungen, die im gleichen Zimmer geschlafen haben, gequält wurde.
Tagsüber herrschte Drill, es durfte im Speisesaal nicht gesprochen oder gelacht werden.
Alles musste aufgegessen werden.
Ich habe mich vor der Haut auf der Milch geekelt, aber ich durfte sie nicht zur Seite legen.
Im Schwimmbad wurden alle ins Wasser geworfen, egal ob sie schwimmen konnten oder nicht.
Zweimal wurden wir innerhalb der 6 Wochen entlaust.
Dazu mussten wir alle gemeinsam in einen großen Waschraum. Die ganze ‚Zeremonie‘ war demütigend und würdelos.
Jedes Kind musste eine Tafel Schokolade mit ins Heim bringen, aber wir haben kein einziges Stück bekommen.
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MaEu schrieb am 28.04.2023
Ich war als 5 jährige in Bad Wörishofen mit meiner jüngeren Schwester und dann allein als sechs oder sechseinhalbjährige in Berchtesgaden beide Male sechs Wochen.
Auch mich verfolgen die schlimmen Erfahrungen in Form von Flashbacks und anderen Traumasymptomen noch immer. Weil auch ich vor lauter Kummer eingenässt habe und schwere Repressalien in Form von
Demütigungen und Abwertungen erfahren musste (Berchtesgaden)
Ich erinnere mich auch daran, dass ich lange Zeit auf dem dunklen Flur in der Ecke mit dem Gesicht zur Wand stehen musste, weil wir - ich und meine Schwester im Bett noch geredet haben. Ich habe auf dem zugigen Flur in dem dünnen Schlafanzug und mit den nackten Füßen fürchterlich gefroren und war irgendwann völlig übermüdet und erschöpft und durfte nicht ins Bett. Habe ich mich auf den Boden gehockt, weil ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, wurde ich bestraft, in dem ich richtig grob hoch gerissen wurde und wieder auf die Beine gestellt wurde. Das ging stundenlang so, bis es absolut gar nicht mehr ging. Was dann war, weiß ich nicht mehr (Filmriss). Wir mussten uns in der Reihe aufstellen und uns wurde sehr grob ein Teelöffel Honig gewaltsam bis in den Rachen geschoben.
Ich sehe noch heute das Bild vor mir, mit dem schreienden Mädchen, die mit 2 Frauen festhalten wurde und wie sie fürchterlich würgen musste. Sie schrie und schrie und schrie, während ihr Gewalt angetan wurde. Sie stand in meiner unmittelbaren Nähe und ich musste alles mit ansehen. Es war fürchterlich, weil so grausam! Ich
war derart eingeschüchtert und erstarrt, dass ich mich nicht gegen diese Gewalt gewehrt habe. Es wurden Befehle erteilt, denen ich mich nicht im geringsten getraut habe zu widersprechen oder etwas entgegen zu setzen!
Als einer der Folgen habe ich den sogenannten Bambi Reflex( Fawn Response) entwickelt den ich gerade mühsam versuche unter therapeutischer Aufarbeitung abzulegen. Ich habe emotional so fürchterlich gelitten und deshalb eine dissoziative Störung und ebenso eine bis heute anhaltende schwere Essstörung entwickelt, die zuhause auffällig war und nicht richtig eingeschätzt wurde. Ich esse noch heute zwanghaft zu viel und zu schnell und habe deshalb schwere Verdauungsprobleme und eine krasse sehr ausgeprägte Essstörung entwickelt, die bis heute andauert.
Je mehr ich mich angestrengt habe, lieb und gehorsam zu sein, desto schlimmer habeich dissoziiert, bis sich das alles verselbstständigt hat. Ich bin jetzt gerade dabei, das mühsam in einer traumaorientierten Psychotherapie aufzuarbeiten, weil das Gefühl falsch zu sein tief sitzt. Zuhause wurden mir diese Erfahrungen abgesprochen, mit dem Satz: " Das war ganz bestimmt nicht so, du schwätzt dummes Zeug." Seit dem habe ich Schwierigkeiten, meine Wahrnehmung zu vertrauen.

Schlimm und schmerzhaft zu erkennen und zu fühlen wie sehr man der schwarzen Pädagogik durch die Nonnen, den alten Medizinern (Ärzt/Innen in den Kurheimen) schutzlos ausgeliefert war. Es geht mir nicht gut und ich kann die schmerzhaften Erinnerungen kaum aushalten.
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Sabine Boldt aus Berlin schrieb am 28.04.2023
Verschickung 1964

Als vor einigen Tagen die Studie der DAK zum Thema „Verschickungskinder“ in der Tagesschau vorgestellt wurde, war ich augenblicklich emotional sehr stark angesprochen.
Auch mir ist dies passiert und ich dachte die meiste Zeit meines Lebens, dass es ein Einzelfall war. Eine Recherche auf der Website „Verschickungskinder.de“ beweist jedoch das Gegenteil.
Auch wenn ich nun schon 65 Jahre alt bin, man meinen könnte, dass das Erlebte ja gut verarbeitet sein müsste, gerate ich bei diesem Thema immer noch „aus den Fugen“.
Es war traumatisierend und das durch und durch.

Hier ist meine Geschichte aus dem Jahr 1964.

Nach der Geburt meiner Schwester entschieden meine Eltern, dass sie einen Sommerurlaub in Dänemark machen wollten.
Aufgrund der Tatsache, dass sie wahrscheinlich nur wenig Platz im Fiat 600 hatten, wurde die Reise nur mit meiner halbjährigen Schwester, meinen Eltern und meiner Oma durchgeführt.
Ich war gerade sechs Jahre alt geworden und Ostern in die 1. Klasse eingeschult.

Aufgrund von Hautallergien befanden meiner Eltern, dass ich in meinem Alter auch schon alleine verreisen könnte. Hier wurden augenscheinlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Mir wurde erzählt, dass ich ja schon groß sei und mit vielen Kindern den ganzen Tag spielen könne. Sie meinten es tatsächlich bestimmt gut, aber ich war erst sechs Jahre alt und gerade große Schwester geworden.

Worüber die Reise organisiert wurde, weiß ich nicht genau. Ich vermute, dass mein Vater als Siemens-Mitarbeiter von dort aus Angebote nutzte.

Die Reise ging mit einem Bus nach St. Peter Ording und dauerte ganze SECHS Wochen.

An das Heim habe ich nur die Erinnerung, dass es ein altes hohes Haus war, irgendwo in der Nähe zur Nordsee.

Andere Dinge erinnere ich jedoch gut.

1. Das Essen musste IMMER aufgegessen werden, egal ob es mir schmeckte oder nicht.
Bis heute kann ich keinen Fisch essen und auch Haferschleimsuppe, die es jeden morgen gab, verabscheue ich noch immer zutiefst.
Die Erinnerung, dass ich zumindest an einem Tag aufgrund von Mehlklümpchen in dieser Suppe einen Brechreiz bekam, mich in den Teller erbrach, sitzt tief.
Ich musste dieses Erbrochene nämlich aufessen. Alle Kindern durften schon aufstehen und spielen gehen, ich musste allein so lange am Tisch bleiben, bis ich fertig war.

2. Ich hatte IMMER Heimweh und enorme Sehnsucht nach meiner Mutter. Sie zu erreichen war unmöglich. Ich wäre gerne abgholt worden, völlig ausgeschlossen. Meine Mutter erzählte mir später, dass sie immer dachte, dass ich glücklich war.

3. Irgendwann wurde ich krank. Ich wurde isoliert auf den Dachboden. Stunden- und wahrscheinlich auch tagelang war ich dort allein, einfach ganz allein. Nur eine junge Frau kam, um sich meiner anzunehmen, mich zu versorgen. Sie war nett und sie ist meine einzig gute Erinnerung.

Nach sechs Wochen war das Martyrium vorbei und ich glücklich wieder mit meiner Familie vereint.
Einige Wochen nach der Verschickung pellten sich mir die Handinnenflächen.
Dies erzählte mir meine Mutter später. Ein Kinderarzt diagnostizierte Scharlach, was mir im Nachhinein die Isolierung erklärte.
Hier kommt natürlich der Verdacht auf, dass ich isoliert werden musste, um eventuell eine Meldung ans örtliche Gesundheitsamt zu vermeiden. Es drohte eine Heimschließung oder ähnliches, wer weiß das schon?

Meine Mutter bereute die Verschickung zutiefst. Dies ist in vielen Gesprächen später deutlich geworden. Sie wurde nie über meine Erkrankung informiert. Sie wusste auch nichts von meiner Isolierung und es blieb ihr nur übrig ihrem Kind zu glauben.
Ich glaube, sie tat es. Sie beteuerte immer, dass sie selbst unter der Trennung von mir gelitten habe und mich sofort abgeholt hätte.

Die Wunden des Traumas heilten zwar im Laufe der Jahre, dennoch bleiben Ängste zurück, die selbst heute noch manche Situationen schwer beeinflussen.

Danke, dass ich meine Geschichte erzählen durfte.
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Michael schrieb am 28.04.2023
Im Sommer 1975 wurde ich zusammen mit meinem vier Jahre älteren Bruder als Neunjähriger nach Glücksburg ins Kinderheim St. Ansgar verschickt.
Wir wurden von Beginn an konsequent voneinander getrennt. Im Heim herrschte eine Atmosphäre der Angst und Gleichgültigkeit. Ich wurde von einem verhaltensgestörten Jungen regelmäßig gedemütigt und geschlagen - die Heimfräuleins hat es nicht interessiert. Ich habe mich völlig einsam und verlassen gefühlt, hatte schreckliches Heimweh. Die traumatischen Erlebnisse habe noch heute glasklar vor Augen. Die Betreuerinnen hießen Fräulein Gaul und Fräulein Többen. Wie ich recherchieren konnte hat das Heim noch 1987 existiert.
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Sven Kaulfuss aus Bad Homburg schrieb am 28.04.2023
Hallo mein Name ist Sven geboren 1970. Ich wurde im Zeitraum 1977-1979 6 Wochen nach Norderney verschickt. Zusammen mit meinen beiden Klassenkameraden dachte meine alleinerziehende Mutter wohl das es mir gut tun würde. Habe sehr wenige bis keine guten Erinnerungen an die Zeit. Alles beschriebene bzgl. Essen, Schlafen, Ruhezeiten, Beten, Maßregelungen und Züchtigung, etc kann ich teilen. In Erinnerung blieb mir ein Mittagessen bei dem mir eine Gräte im Hals stecken blieb. Leider hatte ich mein Glas bereits ausgetrunken und es gab kein zweites. Da ich nach Luft hechelte schnappte ich mir irgendeines und wurde dann gemaßregelt. Meine Mutter schickte ein Paket mit meinem Lieblingsstofftier und Süßigkeiten nach. Dieses wurde in großer Runde mit Gelächter ausgepackt. Stofftier an mich Rest an die Gemeinschaft. Ein Spaziergang zum Leuchtturm war sicher ein Highlight - leider mußten wir dies in voller Montur erledigen während andere Kinder mit Ihren Eltern am Strand spielten und badeten. Nach 6 Wochen kam ich mit Scheitel und bis oben zugeknöpft nach Hause und als Begrüßung gab es ein „Guten Tag Mutter“. Das erlebte dort oben war nie positiv und meine Mutter hatte immer Gewissensbisse aber wir haben versucht das beste aus der Situation zu machen. Es verwundert mich allerdings bis heute das ich so wenige Erinnerungen an die Zeit und meine Kindheit habe. Ich freue mich sehr über diese Art der Aufarbeitung und vielleicht gibt es ja Leser die ebenfalls in der genannten Zeit aus dem Hochtaunuskreis nach Norderney verschickt wurden - wäre schön ein wenig Licht ins dunkle zu brigen.
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Fanny schrieb am 27.04.2023
Bis ich heute einen Artikel in unserer Tageszeitung über die Verschickungskinder gelesen hatte, dachte ich, ich habe ein Einzelschicksal / Einzeltrauma…..
Nachdem ich aber hier einige Artikel gelesen habe, mich in vielen wieder gefunden habe, möchte ich auch meine Erinnerungen los werden und vlt. ein Stück Traumabewältigung machen.

Ich war im Dezember 1977 mit 5 Jahren aufgrund einer Stoffwechselstörung und geringem Gewicht zusammen mit meinem Freund im gleichen Alter auf Langeoog in Kur. Verschickt wurden wir alleine mit dem Zug. Versprochen war, dass wir zusammen in ein Zimmer kommen, aber bereits nach der Ankunft wurden wir getrennt. Für mich als extrem schüchternes Mädchen war dies schrecklich. Ich wurde im unteren Stock, er im oberen untergebracht In meinem 4er Zimmer gab es ein Zwillingspaar. Gemein fand ich, dass der Junge unten bei uns Mädchen sein durfte. Ich litt schrecklich unter Heimweh (interessierte niemand) und beim regelmäßigen Schreiben der Postkarten, schrieben die Betreuerinnen, dass es mir sehr gut gehe und es mir gefällt. Meine Mutter glaubte das natürlich.
Die schlimmsten Erinnerungen habe ich allerdings zu den täglichen Essenszeiten. Als schmächtiges untergewichtiges Kind, natürlich auch sehr wählerisch beim Essen, bekam ich immer einen großen Schöpfer auf meinen Teller und den musste ich aufessen, egal ob ich das Gericht möchte oder nicht. Es stand immer eine Betreuerin in meiner Nähe und passte auf. Ein vorzeitiges Beenden gab es nicht. Notgedrungen aß ich auf bzw. würgte das Essen hinunter ….. und danach erbrach ich mich quer über den Tisch, ich glaube täglich. Man schimpfte mit mir, schickte mich zum Waschen, Zähneputzen und zum Mittagsschlaf. Ich fühlte mich so gedemütigt und traurig.
Meinen Freund sah ich täglich im Speisesaal am anderen Ende sitzen, er winkte mir immer. Kontakt zu den Jungs gab es nicht, alles war nach Geschlechtern getrennt.
Wöchentlich kam der Arzt und wir mussten in den oberen Stock ins Behandlungszimmer zum Wiegen usw.
Ausflüge zum Strand gab es auch, aber für mich gab/gibt es keine einzigste Situation, die ich positiv in Erinnerung habe. Ich weiß nur, dass ich in der letzten Nacht mein ganzes Bett verbrochen habe und bei den anderen Kindern dann am Fußende lag.
Von meiner Mutter weiß ich, dass ich mit völlig verschmutzten Kleidern heim kam und so gut wie keine Kleider aus meinem fast unbenutzten Koffer gebraucht hatte. Ich war quasi völlig verwahrlost. Als Positives blieb für meine Mutter zurück, dass ich danach keine Stoffwechselstörungen mehr hatte. Abgesehen von dieser Kur hatte ich eine sehr glückliche Kindheit mit vielen schönen Erinnerungen.
Der Kuraufenthalt war nie ein großes Thema in meinem Leben.
Jedoch zieht es mich bis heute nicht an die Nordsee zu den ostfriesischen Inseln und wenn im Fernsehen ein Bericht über die Inseln kommt, laufen mir einfach die Tränen. Bis vor wenigen Jahren fiel es mir auch schwer darüber zu sprechen und auch heute noch bin ich beim darüber Reden/Schreiben emotional sehr ergriffen. Bei einem Besuch vor ein paar Jahren am gegenüberliegendem Festland hat mich ebenfalls die Vergangenheit eingeholt. Ich kann die Gefühle diesbezüglich bis heute nicht steuern.
Ansonsten leide aber nicht unter diesem Trauma, sofern ich nicht an die Nordsee „muss“
Zum Schluss danke fürs Lesen meines Artikels. Ich sehe ihn als einen weiteren Punkt im Thema Traumabewältigung und hoffe, dass ihr anderen auch Kraft schöpfen könnt, wenn ihr seht, dass ihr nicht alleine dieses Schicksal tragt.
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Peggy Kania aus Angermünde schrieb am 26.04.2023
Ich war den ganzen August 1976 in Pausa zur Kur. Dort sollten Kinder hin, die zu dünn oder schlechte Esser waren. Ich war niemals in meinem Leben dünn und laut meiner Mutter war ich dort, weil noch ein Platz frei war (sie war wohl in der betrieblichen Vergabekommission FDGB, Soziales).
Seit sehr vielen Jahren treibt mich um, dass dieser August 1976 in mir komplett vergraben ist. Als Erinnerungen kann ich sagen, dass ich eine alte Villa umgeben von großen Bäumen in einer parkähnlichen Anlage vor Augen habe. In einem düsteren und ungemütlichen Speisesaal gab's Essen. Ich erinnere mich einzig daran, dass ich viel Butter essen musste und diese über Jahrzehnte gemieden habe. In eben diesem Saal saßen auch alle Kinder und jedem Einzelnen wurden die Finger- und Zehennägel geschnitten.
Ich war 7 Jahre alt, wurde am 1. September eingeschult, kann mich an meine Kindergartenzeit erinnern, an meinen Geburtstag am 31. Juli (also die Kur war genau zwischen meinem 7. Geburtstag und meiner Einschulung), aber die Kurzeit ist komplett "weg". Das macht mir Angst! Während einer Therapie wurde mir gesagt, dass die Erinnerungen alle da sind, irgendwann auftauchen und eventuell zum Selbstschutz ausgeblendet werden.
Seit mehreren Jahren leide ich an Depressionen, bei sonst glücklich verlebter Kindheit. Glücklich allerdings machten Ferienlager mich nicht. Da wollte ich nicht hin und nicht sein und ich kann mich erinnern, dass ich so sehr geweint habe, dass meine Eltern kommen mussten. Meine beiden Schwestern waren ebenso mit im Ferienlager und beide hatten nie Probleme damit, nicht zu Hause zu sein. Ich war bis zur Pubertät quasi am liebsten an der Seite meiner Mutter. Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wurden mir, so denke ich heute, in Pausa genommen. Ich hoffe inständig, dass ich irgendwann an meine Erinnerungen gelange, um mein Ich verstehen zu können.
Wie gesagt, kann ich nichts zu all den anderen Räumen, Abläufen und Gegebenheiten erinnern. Ich habe auch kein Gesicht von Kindern oder Betreuern vor Augen, auch kann ich mich nicht an Post oder Spielzeug erinnern!
Geht es noch jemandem so?
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Anne aus Norderney schrieb am 26.04.2023
Ich war im Winter 1980/81 auf Norderney. Ich war in der 1 Klasse, Schulunterricht gab es nur Mittwochs meistens fiel er aber aus, Die Lehrerin war sehr nett und jung. Spazieren in Zweierreihen, viel Warten nackt auf dem Flur, nackt ums Haus Laufen im Schnee, Blutwurst, gültige Geschichten aus Was ist Was Bücher Dinosaurier wurden vorgelesen man musste dableiben und zuhören im Dunkeln, zugeteilte Kleidung, eincremen mit Melkfett und dann den Schlafanzug an, kein Besuch, keine Telefonate, Buttermilchsuppe, meine Bettnachbarin Cordula mit dicken blonden Haaren und Bussi Bär ein kleiner dünner immer kranker Junge der ach da war als ich kam und noch immer da war als ich drei Monate später ging, das sind die Dinge die ich erinner.Man wartete nackt auf dem Flur um in einer riesigen Wanne zu baden die Zeit wurde gestoppt das Wasser war für alle Kinder das gleiche. Man musste ständig Fieber messen, eigens Spielzeug wurde in Schränke gepackt auch die Kleidung da kamen wir gar nicht dran. Nachts haben viele Kinder geweint. Ich habe keine schönen Erinnerungen außer vielleicht an Cordula die mich getröstet hat und die nette Lehrerin die ich viel zu selten sah.
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BETTI aus Berlin schrieb am 26.04.2023
Ich besuchte Wennigstedt im Rahmen einer Kinderverschickung.
Ich war solch einen schädlichen Umgang nicht gewöhnt.
Ich kann mich noch an wenige Ding erinnern, zum einen wurde ich stets gezwungen mein Essen aufzuessen, unter Tränen saß ich da und musste achten, mich nicht zu übergeben. Gleichzeitig hatte ich Angst, dass eine Pflegerin füttert und das natürlich brutal mit Nase zuhalten. Eckelhaft. Da ich zuvor noch nie Margarine aß, nur Butter, wurde mir stets schlecht. Graubrot mit Margarine. Ich kann das bis heute nicht essen.
Ich habe ein Kinderbild, aufgenommen genau nach der Reise. Ich war stets ein schlankes Kind mit feinen Gesichtszügen, aber auf dem Bild erkenne ich mich kaum, geschwollenes Gesicht und eine fette Griebe an der Lippe. Einfach schrecklich.

Desweiteren wurden Postkarten unter dem stengen Blick der Pflegerinnen gemalt. Obwohl ich schon etwas schreiben konnte, durfte ich nicht. Wenn ich Regen malen wollte, zwang man mich zur Sonne. Leider war mein Code, den ich mit meiner Mutter vereinbarte, aufgedeckt worden.
Pakete der Eltern wurden geöffnet, gezeigt und an alle verteilt, was mir nicht so sehr leid tat. Grund der Verschickung war, dass meine Mutter jung geschieden war, mein Vater viele Jahre erfolglos ums Sorgerecht kämpfte und das Jugendamt ab und zu auf der Matte stand und rat, dass ich unter Kinder müsste. Ich war von der Vorschule befreit, da ich bereits mit 4 Jahren lesen und rechnen konnte. Die Schulärztin sagte, das Kind würde sich in der Vorschule langweilen. Hat lange gedauert, bis das in den Kopf der Jugenamtdame ankam.
Die Postkarten an die Mutter, durfte ich nicht beschriften, das war den Damen zu viel. Wenn ich darüber nachdenke und oft nachdachte, möchte ich den Umgang mit den Kindern durch die Erzieherinnen mit einem Zuchhaus vergleichen. Wer weiß, wo diese Damen früher einmal als Aufseherinnen vor 1945 tätig waren. Ich möchte nichts unterstellen, aber die Umgang war schlimm.
Meine Familie hatte sich nach meiner Rückkehr schriftlich bei den zuständigen Behörden beschwert und mit RA gedroht. Auch den Vergleich gezogen, wo diese Damen wohl einzuordnen seien. Denn so geht man mit Kindern nicht um. Von da an hatte meine Mutter Ruhe, damals traute man einer jungen Frau ein erfolgreiches Leben als Geschiedene Mutter nicht zu.
Bemerken möchte ich, dass die Kinder auf mich fast alle apathisch wirkten, als hätte man ihnen den Willen gebrochen oder etwas ins Essen getan.
Ich habe auf jeden Fall nie mehr so viel erbrochen, wie auf dieser Fahrt.
Tägluch bat ich darum meine Mutter zu kontaktieren, da ich abreisen wollte. Meine Mutter sagte mir, wenn was ist, hole ich dich sofort ab. Daraus wurde nichts, ich durfte nicht einmal meine Mutter überhaupt anrufen. Da ich das aus meiner Familie kannte, habe ich schon in dem Alter mit dem Rechtsanwalt gedroht. Vielleicht hat man mich deshalb nicht so sehr gequält wie andere Kinder. Ich hoffe, dass kein Kind, solche ekelhaften Erfahrung machen musst. Bei mir ging es mehr ums Essen. Andere Kinder wurden bloßgestellt. Und was ich besonders bedrückend fand, dort herrschte eine düstere und Stille Grundstimmung. Ich komme aus einer sehr lebhaften Familie, in der man viel spricht und viel lacht. Das war ein regelrecht Zombiehaus.
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M.M.G. aus Bad Rothenfelde schrieb am 26.04.2023
Ich war immer ein gesundes, agiles Kind. Als ich 8 Jahre war, meinten die Mitarbeiter*innen der „Werksfürsorge“, dass ich doch mal zur Kur müsse und überredeten meine Eltern zu einer 4-wöchigen Kur über die Knappschaft in Bad Rothenfelde. Das Haus wurde von Nonnen geführt, deren Hauptanliegen es war, Macht über Kinder auszuüben.
Wir mussten in einem großen Saal schlafen, dessen Tür abgeschlossen wurde, so dass wir nicht zur Toilette gehen konnten. Dafür gab es einen Nachttopf. Im Laufe der Zeit machten wir alle ins Bett, weil wir alle Probleme damit hatten, vor allen anderen auf den Topf zu gehen. Damit war das Ziel erreicht, eine konnte Bestrafung erfolgen. Ab dann gab es abends nichts mehr zu trinken, nur noch jeden Abend Zitronensuppe, 4 Wochen lang… irgendwann habe ich diese am Tisch wieder ausgebrochen mit der Folge, dass ich mein Erbrochenes vor allen anderen aufessen musste und zusätzlich geschlagen wurde.
Ich verlor an Gewicht und bekam zusätzlichen Druck, die Suppe zu essen. Am Ende wog ich nach 4 Wochen weniger als zu Beginn.
Zähneputzen nackend in der Gruppe, Unterwäsche durfte nur gewechselt werden, wenn die Nonne es wollte (sowas kannte ich von zu Hause nicht), wer beim Schuhe zubinden nicht schnell genug war, bekam eine Ohrfeige etc.
Bekamen Kinder zum Geburtstag ein Päckchen, wurde dies vor aller Augen konfisziert und verschwand. Post die wir nach Hause schrieben, durfte nur positives enthalten, sonst gab’s Schläge. Post von Zuhause wurde ebenfalls kontrolliert und nicht immer ausgehändigt.
Wieder zu Hause angekommen, wurde mir zunächst nicht geglaubt. Nachdem einem anderen Kind auf Norderney ähnliches widerfahren war, glaubten mir meine Eltern. Ein weiteres Mail musst Ich nicht zur Kur.
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Bettina Lichtenauer aus Buxtehude schrieb am 26.04.2023
Ich war 1985 für 5 Wochen in Alexisbad. Meine Mutter hatte keine andere Wahl, da ich untergewichtig war. Kinder wurden dort misshandelt und gequält. Uns wurden proforma die Haare entlaust. Kinder schrien, da das Zeug in die Augen lief und brannte. Irgendwas muss ich da gemacht haben. Daher durfte ich nie Sandmännchen gucken und musste ins Bett. Zum Essen wurden abends die Namen der Kinder aufgerufen und es musste so lange Stullen gegessen werden, bis die Bleche alle waren. Ein Kind klemmte sich den Kopf im Stuhlrücken ein. Ihm wurde nicht geholfen. Das Kind hat geweint und musste so bleiben, wir haben zugeguckt. Nachts war ich bei einer Frau auf dem Schoss, die vor der Toilette saß. Ich hatte Todesangst, Heimweh und kein Zeitgefühl. Karten wurden vorgstempelt an die Eltern geschickt. Ein Bummi bedeutete lieb und ein Kasper böse. Wenn die Post der Eltern kam, weinte der ganze Saal mit Kindern. Als ich zu Hause in Rostock mit dem Bus ankam, stiegen einige Kinder aus. Der Bus musste dann nur ein Stück vorfahren. Ich habe gedacht, es geht wieder los. Ich hab um mein Leben geschrien. Ich weiß, dass viele Störungen sich danach entwickelt haben, die ich hier nicht öffentlich machen möchte. Bis heute, mit meinen 44 Jahren, trifft es mich und hat mich traumatisiert. Vielleicht bin ich genau deshalb Erzieherin mit Herz und Seele geworden. Ich verfluche Alexisbad.
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Peter Rudolf aus Ingelheim schrieb am 26.04.2023
1973 auf Borkum bei einer „Frau Schiller“. 6 Wochen der blanke Horror. Pakete von Zuhause wurden geöffnet, Inhalte verteilt. Briefe nach Hause komtrolliert, wg. Schreibfehler wirde ich vor allen Kindern lächerlich gemacht. Haferflocken mit Wasser, Jungs mussten in Eimer pinkeln, Mittagsschlaf von 13:00-15:00 Uhr … Harte Zeit.
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Verena Zellweger aus Langnau, Schweiz schrieb am 23.04.2023
Als ich noch keine 5 Jahre alt war, wurde meine Mutter als sie mit mir spazieren ging öfter angesprochen, dass ich ja ein süsses kleines Mädchen sei, aber so dünn und ob mir meine Mama nicht genug zu essen geben würde. Das triggerte sie natürlich als klassisches Kriegskind, welches selbst die Kinderlandverschickung erlebte. Zudem wollte man in den Nachkriegsjahren gern seinen neuen Wohlstand kundtun (und das war meinen Eltern aus gutem Mittelstand sehr wichtig). Da ging es natürlich gar nicht, dass das eigene Kind «unterernährt» aussah. Mein Kinderarzt in Erkrath (b. Düsseldorf) verordnete dann die «Kinder-Kur». Angeblich litt ich auch an azetonämische Erbrechen (Stoffwechselreaktion aufgrund von zu viel Säure und Unterzuckerung, die Appetitlosigkeit auslöst – klar wollte meine Mutter mir da helfen mit der «Kur»). Wenn ich mich recht erinnere, traten diese krampfhaften und heftigen Brechattacken (2x/Jahr) aber erst nach der «Kur» in Bad Orb auf und zogen sich hin bis sie sich mit 15 auswuchsen. Warum ich denke, dass diese Brechattacken erst nach der Kur kamen: erstens tritt diese Körperreaktion oft in Zusammenhang mit psychischen Belastungssituationen – was diese «Kur» definitiv war - auf oder aufgrund von Infekten, die ich als Kleinkind öfter hatte. Resultat war, dass ich bis zu meinem 13./14. Lebensjahr öfter allein im Spital am Tropf lag, damit ich nicht dehydrierte wegen der Kotzerei. Auch kein Spass.
Nun aber zu dieser «Kur» die gar keine war – jedenfalls nicht in dem Sinne, wie man sich eine Kur vorstellt.
Meine Eltern haben die Gelegenheit genutzt, gleich selber in Bad Orb – also in unmittelbarer Nähe zu meiner «Kur»-Stätte eine Badekur zu machen. An die Anreise kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube aber, dass es ein Bild gibt, wo ich mit Kindern zu sehen bin, die mir unbekannt sind. Gewundert habe ich mich später immer, warum mich meine Eltern nie besucht haben. Aufgrund der Infos, die ich nun habe ist klar, dass dies nicht zum «Kur»-Reglement gehörte. Sie haben mir aber geschrieben und Esspakete gesendet, von deren Inhalt ich nichts bekommen habe. Mein Zimmer – und das ist ungewöhnlich, wenn ich die anderen Berichte lese – war ein Einzelzimmer. An dieses kann ich mich sehr gut erinnern, da mein Bett mit Blick auf ein kleines Fenster an der rechten Seite eine Wand hatte und auf der Linken konnte ich in einen schlauchartigen kleinen fensterlosen Raum sehen, in dem sich öfter eine Aufseherin aufhielt. Sie bastelte Hampelmänner aus Filzscheiben, wovon mir einer versprochen wurde, wenn ich immer schön lieb und brav sei. Dieser Hampelmann war mein Lichtblick und natürlich wollte ich alles dafür tun, ihn zu bekommen. Das ist mir aber nicht gelungen – wie auch in einer solch lieblosen Atmosphäre ohne Trost und Zuspruch, ohne die geliebten Eltern in einem fremden Bett und als schüchternes Mädel unter sooo vielen fremden Gesichter. Ich habe (fast) jede Nacht ins Bett gemacht – und nicht nur «klein» sondern Durchfall. Zu Hause war ich bereits seit dem 3. Lebensjahr «sauber» - in der «Kur» überkam es mich in der Nacht als ich schlief und es nicht gemerkt habe. Es passierte einfach. Der essigscharfte Geruch meiner Exkremente ist mir bis heute präsent geblieben und immer, wenn ich etwas ähnlich toxisches rieche, bin ich wieder vor Ort und habe das Bild vor mir, wie ich allein im versifften Bett liege. Nun könnte man ja annehmen, dass sich die Aufseherinnen in Nonnentracht in christlicher Manie mit mir kleinem Würmchen erbarmen würden. Weit gefehlt: sie waren verärgert über so viel Boshaftigkeit von mir, ins Bett zu machen. Sie zerrten mich mit Gummischürze bekleidet aus dem Bett und ich musste so wie ich war nackt, verängstigt, verschmiert und stinkend über kalte Flure und Treppen gezerrt in einen Waschsaal laufen. Ich erinnere mich an eine lange Reihe Waschbecken links und einige Badewannen rechts. In einer wurde ich dann nicht sehr liebevoll und mit eher kaltem Wasser abgespritzt, während mich Kinder, die sich grad die Zähne putzten, naserümpfend auszählten. Es war Demütigung pur. Damit aber nicht genug.
Die ersten Tage wurde ich nach dem Wecken so behandelt. Keiner der Nonnen nahm sich die Zeit - geschweige denn das Herz – mal zu ergründen, warum mir das passierte. Im Gegenteil: sie meinten doch allen Ernstes, dass ich das mit Absicht mache und dafür bestraft werden müsste. Die Androhung lautete, dass ich bis Mittag in meinem Kot nackt liegenbleiben müsste, wenn das wieder vorkam. Natürlich kam es wieder vor – ganz entgegen meinem Wunsch – ich wollte doch den Hampelmann. Das wurde aber nicht so gedeutet und so lag ich fast jeden Tag der 6 Wochen im eingekoteten Bett. Ich lag dort, schaute auf das Fenster in den Himmel und erinnere mich, dass ich sterben wollte.
Später in der Schulzeit habe ich immer Sport oder Schwimmen blau gemacht, wenn wir danach hätten duschen sollen. Mein Schamgefühl war zu gross und ich verstand lange nicht, warum das so war. Erst als der Groschen bei meiner Ausbildung mit Eigenprozess fiel – ich war 40 – konnte ich dieses Trauma verabschieden.
An einigen Tagen hatte ich morgens beim Wecken ein sauberes Bett, was mir «na also, geht doch» belobigt wurde. Dies war aber nicht mein Verdienst, sondern der eines kleinen Engels, der das mit mir irgendwie mitbekommen hatte. Sie – leider weiss ich den Namen nicht aber sie war etwas älter als ich (8 glaube ich) – kam mich (sofen sie selber aufwachte) heimlich in der Nacht besuchen und fragte, ob ich schon ins Bett gemacht hätte. Ich schaute dann ängstlich unter die Bettdecke und meist war es noch sauber. Sie fragte mich weiter, ob ich denn «müsse» und ich wisse, wo das WC sei. Ich musste immer aber wusste nicht, wie ich zum WC finden sollte. Beide schlichen wir uns dann leise durch die kalten Gänge zu den WC’s (was in der Nacht wohl verboten war !?), wo ich mein dünnes Geschäft machen konnte, was auch immer höchste Zeit war. Diese Aktion wäre ja mal eher die Betreuungspflicht der Nonnen gewesen…
Bei diesem kleinen mutigen Engel würde ich mich so gerne bedanken. Sie hat sich selber in Gefahr gebracht, um mir zu helfen. Ich meine mich erinnern zu können, dass sie oder wir auch mal erwischt wruden und mir dann sagte, dass sie nicht mehr kommen dürfe und könne. Wenn sich dieser Engel auch hier auf diesen Seiten befindet, würde ich mich freuen, sie einmal in die Arme zu schliessen.
An Spielen, Spazierengehen oder sonstige Vergnügungen kann ich mich nicht erinnern. Auch nicht an Schläge oder an den Speisesaal. Ev. waren die Ess-Erlebnisse noch krasser als das hier berichtete. Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, dass ich zum zunehmen dort war. Als ich die Berichte der anderen über das Essen las, kam mir ein Bild von zu Hause nach der Kur. Anscheinend wurden die Eltern mit den hilfreichen und eher weniger schlimmen Methoden der «Kur» geimpft: ich erinnere mich, dass ich nach der «Kur» immer noch nicht viel gegessen habe. Ich sass vor dem halbleeren Teller und war einfach satt. Meine Mutter legte dann einen Kochlöffel neben den Teller und ich sass allein davor und sollte aufessen, sonst würde ich den Kochlöffel zu spüren bekommen. Ich ass nicht auf, sondern entsorgte das Essen entweder heimlich im Müll, oder durfte dann doch nach einer halben Stunde ohne Aufessen gehen. Den Kochlöffel bekam ich nie zu spüren. So lernt Kind lügen, vertuschen und fühlt sich noch schlechter, da es ja etwas Falsches tut. Anscheinend wurden auch die Eltern manipuliert, um uns nach der «Kur» wohlwollend weiter zu therapieren.
An das Abholen durch meine Eltern kann ich mich nicht erinnern; wohl aber an die Autofahrt nach Hause. Ich hatte eine schwere und schmerzhafte Blasenentzündung, die sich über viele Jahre 2–3-mal jährlich wiederholte. Heute weiss ich, dass es meine Wut war, so behandelt worden zu sein. Jeder Trigger löste eine Blasenentzündung aus.
Heute bin ich in der glücklichen Lage, dass ich vor 20 Jahren eine 4-jährige therapeutische Ausbildung mit sehr viel Eigenprozess gemacht habe und mein Trauma der «Kur» bearbeitet habe. Ich lernte, mein inneres Kind an die Hand zu nehmen und zu beschützen. Das hat mir sehr geholfen und ich kann es sehr empfehlen.
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Thomas W. schrieb am 23.04.2023
Hallo an alle,
ich hatte ja unlängst erwähnt, dass ich als Kind damals fünf mal auf „Reise“ musste.
Hier möchte ich zunächst erst einmal auflisten, wann ich wo war und hoffe, doch ein paar Mitstreiter (nicht unbedingt aus dem gleichen Zeitraum - das wäre ja zu perfekt), für einen Erfahrungsaustausch zu finden.
Gerne gehe ich dann später auf die einzelnen Einrichtungen im Detail ein, was meine Erinnerungen so hergeben.

1. 1975 war ich von Anfang Oktober bis Mitte November in Schmalzgrube, 6 Wo (Westerzgebirge)

2. 1976 war ich von Anfang November bis Mitte Dezember in Bad Gottleuba, 6 Wo (Osterzgebirge)

3. 1978 war ich von Mitte März bis Ende April in Kölpinsee, 6 Wo (Usedom)

4. 1979 war ich von Anfang Februar bis Anfang März in Lindow, 4 Wo (heutiges Brandenburg)

5. 1980 war ich von Anfang März bis Anfang April in Klosterheide, 4 Wo ( heutiges Brandenburg)

Bin sehr gespannt, ob sich jemand meldet.
Das wäre schön.
Wünsche euch eine schöne Zeit.
Bleibt alle gesund und viele Grüße Thomas
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Bettina aus Köln schrieb am 23.04.2023
1966 wurde ich mit knapp 6 Jahren zum 2. Mal "in Kur" geschickt nach Adenau. Die Nonnen nahmen mir sofort bei Ankunft mein Kuscheltier ab. Mittags mussten wir in einer Turnhallte auf Pritschen in eine Filzdecke gehüllt 2 Stunden ruhig liegen, Sprechen war nicht erlaubt. Wenn ich zu lange auf der Toilette saß, wurde ich heruntergerissen, auch wenn noch ein Stück Kot klemmte und später die Hose verschmierte. Diese wurde dann den anderen Kindern hämisch präsentiert. Ich ekelte mich vor roten Beeten und wurde gezwungen, diese zu essen. Als ich mich auf den Teller erbrach, musste ich das Erbrochene essen. Meine Eltern kamen 1x zu Besuch, wurden aber nicht zu mir gelassen und ich erfuhr nichts von ihrem Besuch.
Ein Telefon war mir nicht zugänglich. Eine sehr bösartige Ordensschwester ließ sich auf der Rückfahrt des Busses zurück in Köln in einer Kurve auf den Boden fallen unmittelbar vor der Ankunft, um uns zum Lachen zu bringen
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Bettina aus Köln schrieb am 23.04.2023
Ich wurde 1963 mit knapp 3 Jahren zum 1. Mal für 4 bis 6 Wochen nach Berchtesgaden "in Kur" geschickt.
Erinnerlich ist mir das Gefühl des Alleinseins und fehlende Geborgenheit. Eine 8-bis 10 Jährige hat sich manchmal "mütterlich" um mich gekümmert. Bei meiner Rückkehr habe ich meine Eltern nicht mehr erkannt/gekannt.
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Fanny aus Schwäbisch Gmünd schrieb am 21.04.2023
Ich war als 5 jährige 4 Wochen alleine in Alexisbad. Die Frau, die mich am Bahnhof für die lange Busfahrt in Empfang nahm, fragte ich, ob ich mit ihr kommen möchte. Ich sagte "nein".
Ich erinnere mich an den einprägensten Satz in den 4 Wochen: "wenn ihr nicht dick werdet, dann dürft ihr nicht nach Hause". Ich erinnere mich an das Mädchen mit der Brille und den kurzen schwarzen Haaren, dass wegen Heinweh im Speisesaal weinte. Man stellte sie zur Strafe auf die Terasse und sagte ihr: "du kannst ja heim laufen, wenn du so weinst." Ich erinnere mich, dass es einen "Dickentisch" für die Kinder gab, die abnehmen sollten und einen "Dünnentisch" für die, die zunehmend sollten. Ich erinnere mich, dass ich mich vor den dick mit Butter gestrichenen Zuckerbroten ekelte und diese in den Übertopf der Zimmerpflanze verschwinden ließ, die neben meinem Platz stand, denn man durfte erst aufstehen, wenn alles aufgegessen war. Ich erinnere mich daran, dass es Zensuren für das Aufräumen des Kleiderfachs in der Garderobe gab. Ich hatte nur eine drei bekommen. Ich erinnere mich daran, dass ich meistens schlecht einschlafen konnte weil ich Angst und Heimweh hatte. Ich erinnere mich an einen Rotlichtraum, den wir mit Lichtschutzbrillen betreten haben. Ich erinnere mich an einen Rodelberg und roten Plastikschlitten, von denen ich selten einen abbekam. Ich erinnere mich an ein Papiernest zu Ostern mit grünen Bonbons drin. Ich fand vor ein paar Jahren bei meiner Mum eine alte Postkarte von Alexisbad. Darin stand: "Fanny geht es gut. Das Essen schmeckt ihr"
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Marcel Schreiber aus Schallstadt schrieb am 20.04.2023
Hallo zusamme, ich hoffe, dass das hier einige Lesen. Erstmal bin ich total begeistert wie sich das Thema immer mehr aufgearbeitet und erforscht wird. Dass das Thema auch immer mehr Raum gewinnt. Ich bin auch der Meinung, dass diese Epoche mehr in die Öffentlichkeit getragen werrden sollte und aus diesem Grund habe ich mich entschieden eine Facharbeit mit der Frage, wie sich die Erlebnisse heute auf Betroffene in ihrem Alltag auswirken, für meine Fachhochschulreife zu schreiben. Kurz zu mir ich heiße Marcel und bin 25 Jahre alt und komme aus Baden-Württemberg. Ich vermute schon seit einiger Zeit, dass meine Mutter(Jahrgang 1976) auch in einem dieser Heime war. Ich vermute, dass sie schwer durch diese Zeit geprägt wurde, da sie nie viel und genau darüber erzählt hatte, nur sich von ihren Eltern abgeschoben gefühlt hatte und ihnen das bis heute vorwirft. Da ihr psychischer Zustand meinen Zustand in der Kindheit unter anderem durch Vernachlässigung schwer schädigte, habe ich schweren Herzens dazu entschlossen mit ihr den Kontakt abzubrechen um meine Gesundheit nicht weiter zu gefährden und den richtigen Weg für mein Leben zu finden. Nun also ich schreibe eben zurzeit diese Facharbeit und würde gerne ein Interview durchführen um ein genaueres Bild davon zu bekommen. Am liebsten telefonisch oder auch über E-mail oder Whatsapp. Bevor ihr euch bei mir meldet geht doch nochmal in euch und überlegt ob ihr wirklich bereit seid euch dazu so zu öffnen und wie hoch die Triggergefahr ist. Übrigens muss ja auch nicht jede Frage beantwortet werden. Also wenn ihr euch bereit fühlt und Lust habt mit mir dieses Interview zu führen, würde ich mich riesig freuen, wenn sich jemand bei mir melden würde. Hier meine E-mail: schreibermarcel@gmx.net Liebe Grüße Marcel
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Jessica aus Fürstenwalde schrieb am 20.04.2023
Hallo, ich habe lange überlegt, ob ich ein paar Zeilen meiner Erlebnisse teile.
Auf Anraten meiner Therapeutin habe ich mich durchgerungen alle Erinnerungen, auch wenn es nur Fetzen sind aufzuschreiben.

Vorab: Ende 2022 war ich zur Reha. Im Rahmen der Einzeltherapie habe ich einen Zeitstrahl aufgezeichnet indem es um traumatische Erlebnisse in meinem Leben ging. Erst dort habe ich von der Therapeutin vom Begriff „Verschickungskinder“ erfahren. Seitdem beschäftige ich mich sehr intensiv mit dieser Thematik und bin vor kurzem hier eingetreten.

Ich wurde 1982 geboren und wurde kurz nach meinem 5.Geburtstag/ 1987 auf Anraten vom Kinderarzt und dem Gesundheitsamt nach Heiligenstadt (Thüringen) verschickt. Da ich ein Frühchen war und sehr viel krank und schwach war, sollte ich dort vor der Einschulung „aufgepäppelt“ werden.
Ich sollte zunehmen. So wurde es meinen Eltern erklärt.
Meine Mama hat in all meinen persönlichen Sachen (Bekleidung etc.) kleine rosa Herzchen genäht, so dass ich meine Sachen wieder erkenne. Ich kann mich an die Busfahrt erinnern und wie einsam und verlassen ich mich gefühlt habe.
Von dort habe ich Erinnerung, wovon zwei sehr prägend waren:

•ich erinnere mich an einen kalten Schlafraum und an ein Gitterbett indem ich geschlafen habe-mein Bett stand links und die Schränke standen rechts an der Wand entlang

•Bekleidung musste ordnungsgemäß zusammengelegt werden, in der Nacht waren Toilettengänge verboten, wer ins Bett gemacht hatte, der wurde vor allen Anderen bloß gestellt und ausgelacht/verspottet

•ich hab mich oft in den Schlaf gewimmert, man durfte nicht weinen, zur Strafe wurde von der Frau das Kuscheltier entzogen (ich hatte so Angst) oder man wurde aus dem Bett gerissen/gepackt und musste zur Strafe eine Ewigkeit auf kalten Fliesen stehen

•wir mussten ständig Rote Bete essen, ich wurde von einer Frau festgehalten/fixiert und die Andere stopfte mir die Rote Bete rein…bis zum Erbrechen und selbst das Erbrochene musste ich aufessen

•ich erinnere mich wie wir in die Sauna gesperrt wurden…als ich hinaus wollte, war die Tür verschlossen…danach wurden wir kalt abgespritzt

•dann gab es ein Wasserbecken indem wir kniehoch wie „Storche“ watscheln sollten, es gab auch Strafrunden

•wir haben blaue Pillen bekommen, ich nehme an es waren „nur“ Fluorid-Tabletten (Kariesschutz)

•ich erinnere mich, dass wir Kinder über längere Zeit in der Ecke stehen mussten

Bis heute sind Rote Bete und Sauna für mich ein „Rotes Tuch“. Es war eine Qual, in meiner Seele hat es Risse hinterlassen. Mein Aufenthalt dort war geprägt von Emotionaler Kälte, Drill, Angst, Erniedrigung, Essenszwang, harter/schroffer Ton und Umgang, körperliche und seelische Entblößung.
Wir haben in frühester Kindheit traumatische Erlebnisse erfahren und wurden damit allein gelassen. 😔
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Nicole aus Karlsruhe schrieb am 19.04.2023
Ich bin mit knapp 4 Jahren nach Donaueschingen für 6 Wochen zum Zunehmen verschickt worden.
Ich erinnere mich daran, dass es immer eine Art Schokopudding mit Brötchen gab. Ich wurde zum Essen gezwungen und musste sitzen bleiben, während alle anderen Kinder schon spielen durften. Die Schlafsäle sind mir noch sehr präsent. Viele weiße Eisenbetten in einem Raum. Sogar an die Bettwäsche kann ich mich noch erinnern. Nachts hatte ich manchmal Alpträume und sprang zu einem andern Mädchen in`s Bett. Die Nachtwache kam mit einer Taschenlampe und ertappte mich dabei. Statt weiterschlafen zu dürfen, musste ich bei ihr stehen. Noch heute verfolgen mich Nachtwachenträume.
Als ich auf dem frisch geputzten Boden ausrutschte, bekam ich eine Gehirnerschütterung und wurde in ein Einzelzimmer unter dem Dach isoliert. Gefühlt lag ich dort Ewigkeiten. Keine Ahnung. Nachdem ich lange Zeit weinte, erbarmte sich irgendwann mal eine Putzfrau. Weil ich mich wegen der Gehirnerschütterung ständig erbrach, wurde ich angemeckert.
Im Keller gab es Räume mit lauter grünen oder blauen Badewannen. Ich hatte fürcherliche Angst vor dem Wasser und den Solebädern. An Namen und Gesichter von Erziehern oder Schwestern kann ich mich nicht erinnern. Es hat sich für mich so angefühlt, als hätten sich vielmehr die KInder umeinander gekümmert .
Postkarten wurden an die Eltern geschickt. Ich glaube, meine Mutter ließ mich früher abholen. Sie war getrennt von mir in Kur. Das war, gottseidank, die einzige Verschickung. Ein anderes Mal bin ich mit meiner Mutter in Mutter- Kindkur gegangen.
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Marysol aus Zürich schrieb am 19.04.2023
Ich bin 53 Jahre alt und erinnere mich düster an die Verschickungen. Ich habe dies immer als eine Alptraumerfahrung in meinem Leben beschrieben und kannte leider nie jemanden, der auch verschickt wurde. Ich erinnere mich an die Zeiträume von 6 Wochen. Ich war ca.4-6 Jahre alt.
Ich kann mich kaum an längere Phasen erinnern, weil es glaube ich nicht erinnerungswert war, sondern nur schrecklich.
Ich erinnere mich, dass ich in einem Bus im Schwarzwald angekommen bin und direkt in einen riesigen alptraumartigen Raum, wie eine Halle, eine Viehhalle, musste, mich nackt ausziehen und in eine der vielen Badewannen mit Wasser gefüllt reinsetzen musste. Vor entsetzen und Angst hatte ich die Wanne voll geschissen und weinte verzweifelt und wurde mutterseelenallein alleine dort sitzen gelassen gelassen. Ich musste wie ein Sträfling anerkennen, dass ich selber schuld bin dort mit meiner Misere drin sitzen bleiben zu müssen. Weiter erinnere ich mich, dass ich dickflüssige, dunkelrote Flüssigkeiten zu mir nehmen musste, die wiederum roten Kot verursachte. Das fand ich gruselig.Ich habe nie verstanden, wofür das alles war. Ich weiss nur noch, dass ich gezwungen wurde dies und das zu trinken. Weiter wurde ich in Dampfräume mit weissen Kitteln geschickt. Ich habe mir später immer so Gefangenenlager vorgestellt mit Wärterinnen, die einen lieblos abfertigten. Ich erinnere mich daran, dass alles gespenstisch und angsteinflössend war. Die Atmosphäre war von Einsamkeit und Lieblosigkeit geprägt. Weiter erinnere ich mich daran, dass es Gesangsbücher gab, die bis zum Ende keine Eselsohren haben durften. Das muss in Süddeutschland gewesen sein. Es wurde ganz klar gesagt, dass nur diejenigen ein Geschenk bekommen werden, bei denen das Buch am Ende noch so aussieht, wie am Anfang. Meines hat es nicht geschafft. Und wir wahren dann die schlechten Kinder. Postkarten musste ich auch schreiben.
Meine Geschwister, die jünger als ich sind, wahren in einem anderen Haus untergebracht. Ich glaube es war in Plön. Ich erinnere mich nur noch daran, wie sie zusammenbleiben wollten (Zwillinge) aus Angst in der verachtenden, fremden Umgebung auseinander gerissen zu werden. Davon habe ich später gehört. Es gab Zimmer, die Namen hatten wie Esel, etc..Wir hatten während des Aufenthaltes keinen Kontakt. Ich hatte sie dort verloren. Ich fühle mich sehr traurig bei diesen Gedanken an diese abscheuliche Zeit in diesen grauenvollen Heimen mit TäterInnen wie auch Eltern, die dieses System aus Eigennutz gutgeheissen und für sich genutzt haben. Dies wurde ja finanziell gefördert und belohnt. Ich habe eine Mutter, die ebenfalls gewalttätig war. Und ich denke, dass ihre Vergangenheit schwer mit den Kriegsverbrechen an Kindern verknüpft ist. Pervers. So fühlt es sich an. Herzlichen Dank für die Initiative. Es tut gut diese Erinnerungen zu teilen. Ich habe gestaunt, dass es das gibt.
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Monika aus 57234 Wilnsdorf schrieb am 18.04.2023
Ich war 10 J. alt. Als ich unerlaubt Wasser beim Blumengiessen trank, mußte ich den ganzen Tag im Bett bleiben. Kleinkindern wurde Erbrochenes wieder eingelöffelt. Mein Beschwerdebrief an meine Eltern wurde zerrissen, ein erfundener Brief diktiert.
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Cendy aus Salem schrieb am 18.04.2023
Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich Dinge essen musste, die ich nicht mochte sogenannter Essenszwang. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Wer war auch noch dort und etwas berichten?
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Christine aus Dormagen schrieb am 16.04.2023
Da ich schwere Neurodermitis und Asthma hatte ,kam ich 81/82 mit 6 Jahren nach Norderney ,Kaiserin Seehospiz.
Ich habe 6 Monate dort verbracht ....
Die Ordensschwestern haben und gedemütigt und gequält ... damit wir nicht kratzen wurden wir nachts ans Bett gebunden...Wer pipi musste hatte Pech gehabt und musste ins Bett machen.
Wenn man doch gekratzt hatte, dann musste man komplett nackt vor allen anderen Kindern und Schwestern stehen und wurde mit furchtbar brennender Tinktur " blau" gemacht... am Telefon und in Briefen mussten wir lügen , dass es uns ganz toll geht. Eingehende Post und Pakete wurden kontrolliert und einkassiert.
NNach6 Monaten sind meine Eltern gekommen, da sie gemerkt haben, dass was nicht stimmt ...vorgefunden haben sie eine 6 jährige, die am ganzen Körper vereitert war , kaum noch gesunde Haut am Körper.... Der Eiter lief aus meinen Ohren...es war schlimm... weitere 6 Monate hat man in Bremen um.mein Leben gekämpft ... und ich habe gewonnen ... nicht diese sadistischen Schwestern.... viele Jahrzehnte habe ich es verdrängt ... mich nur gewundert, warum ich Panik bekomme, wenn man mich an dek Händen festhält .... durch eine Therapie, die ich eigentlich wegen meinem.Exmann angefangen habe kamen diese Traumata vor ca 10 Jahren zum Vorschein ....
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Astrid schrieb am 16.04.2023
In Grömitz war mein Tag schon vor dem Frühstück gelaufen, weil ich eine Extrasuppe zum Zunehmen bekam und danach "gestopft" war. In Westerland das Übliche: erzwungener, erfolgloser Toilettengang nach dem Essen und dann weder im Mittagsschlaf noch Abends nach dem Zubettgehen erlaubt auf die Toilette zu gehen.....erst nach dem "Einschlafen" mit zusammengeklemmten Beinen. Briefzensur sowieso.
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Regina Gumtau aus Plön schrieb am 16.04.2023
Hallo in die Runde,

mein Bruder und ich waren 1976 für 6 Wochen in Plön im Seehof, dass von der Heilsarmee betrieben wurde. Mein Bruder war 6 und ich 5 Jahre alt. Diese 6 Wochen zählen absolut zu meinen allerschlimmsten in meinem Leben. Auch ich habe Albträume verbunden mit aufkeimenden, negativen Gefühle und Auswirkungen in Bezug auf diese traumatischen Erlebnisse. Ich erinnere, dass ich mich regelmäßig übergeben musste, da die Betreuerinnen dort uns das Essen reingestopft haben, schließlich sollten wir ja zunehmen. Eines nachts schaffte ich es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette und ich habe mich auf dem großen, riesen Holzfußboden übergeben. Die Betreuerin brachte mir einen Eimer und einen Feudel und ich die Sauerei entfernen. Hilflos habe ich mein Erbrochenes hin und her geschoben, da ich nicht so recht wusste, wie ich den Boden wieder sauber kriegen könnte. Die Betreuerin nahm mir den Feudel aus der Hand und hat ihn mir ins Gesicht geklatscht mit den Worten “du alte Sau sollst das wieder sauber machen!”
Meine Eltern haben uns dort besucht, da ich während der Zeit dort Geburtstag hatte. Das war eigentlich nicht erlaubt, aber meinen Vater hat das nicht interessiert. Es gibt einen kleinen Super 8 Film und dort ist auch diese Frau zusehen, die mir den Feudel durchs Gesicht gezogen hat. Ich habe mir immer geschworen, sie irgendwann aufzusuchen und sie zur Rede zu stellen. Das habe ich nie gemacht, aber ich würde sie schon gerne mal treffen. Es gibt sehr viele, schlimme Erinnerungen an diese Verschickung, aber diese mit dem Feudel spüre ich noch immer, als sei sie gestern gewesen, dabei ist sie nun 42 Jahre her.

Liebe Grüße,

Regina
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Julia aus Dresden schrieb am 16.04.2023
Hallo, ich wurde 1986 geboren und war ca. 4 oder 5 Jahre alt, als ich auf einmal für 4 oder 6 Wochen zur "Kunderkur" nach Wijk musste.

Ich habe nur noch 1 Erinnerung: ich teilte mir das Zimmer mit einem gleichaltrigen Jungen.
Dieser Junge hatte, soweit ich mich richtig erinnere, eine Mickey Mäuse Figur, deren Nase rot leuchten konnte.

Der Junge hatte nachts mal eingenässt und die Erzieher sind richtig böse geworden, haben das anderen öffentlich erzählt, dass dieser Junge eingenässt hat.

Es existiert noch 1 Gruppenfoto. Der Junge trug damals eine Brille.

Ich leide unter einer Sozialphobie und Atychiphobie. Wo die Ängste ihre Wurzeln haben, kann ich nur vermuten.

Mein Vati erzählte mir erst letztes Jahr, dass ich nach dieser Kur nicht mehr das Kind war, das ich noch vor der Kur war.
Ich werde ihn morgen fragen, ob er noch Daten zum Aufenthalt hat.

Ich weiß bis heute nicht, warum ich zu dieser Kur musste.

Danke für's lesen

Julia
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Kerstin Weiß schrieb am 15.04.2023
Hallo Thomas aus Fehrbellin (08.04.2023)
Du findest mich im Forum "Sachsen-Anhalt"
Gruß Kerstin
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Jutta Simowski aus Essen schrieb am 14.04.2023
1964 in den Schulferien war mein Vater im Krankenhaus und meine Mutter musste unser Geschäft führen. Da gab ihr jemandvon der Diakonie den Rat, mich auf Kur zu schicken. Es war gruselig. Das meiste habe ich verdrängt. Nur am Enmde der 6 Wochen bekam ich eine Mündfäule, niemand brachte mich zum Arzt. Eine Schwester gab mir etwas zum Gurgeln. Trotzdem wurde ich gezwungen, Brot zu essen. Zu Hause angekommen war unser Hausarzt entsetzt, der ganze Mund entzündet und voll Blasen, hohes Fieber. 2 Wochen nur flüssige Kost und Antibiotika. Meine Eltern waren nahe dran, das Heim zu verklagen. Auch ich wurde dort gezwungen positive Ansichtskarten zu schreiben. Seitdem habe ich eine Antipathie gegenüber religiösen Institutionen.
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Mona schrieb am 14.04.2023
Hallo ich möchte nochmal Aufrufen in Bezug
des Heimes Rechtis-Weitnau im Allgäu.
Ich würde mich sehr freuen wenn sich hier tatsächlich eine-einer noch erinnern würde dort gewesen zu sein, bezw. eben dort in dieser Zeit war um sich Auszutauschen.
Und dann gerne Kontakt über:
DetzelMona-@t-online.de
Allen hier wünsche ich ein gutes und glückliches Leben
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Roland Handschuh aus Littleton, Colorado (USA) schrieb am 13.04.2023
Roland Handschuh
12. April 2023 20:18
Hallo, und Gruss an all die damaligen “Verschickungskinder”.
(Allein das Wort Verschickung erzeugt bei mir Unbehagen.)
Ich wurde im August 1958 für vier Wochen nach Bad Sachsa in das Heim “Bergfrieden” geschickt. Bis heute hab ich noch viele Erinnerungen an einzelne Begebenheiten in diesem Heim (Die meisten davon nicht gerade erfreulich!). Nach 65 (!) Jahren hatte ich heute die Gelegenheit, nach Bad Sachsa zu fahren. Was ein wundervolles idyllisches Städtchen in dieser traumhaften Umgebung im Harz. Da meine Mutter die Postkarte, welche ich damals nach Hause geschrieben hatte, all die Jahre aufbewahrt hat, konnte ich das alte (leider heruntergekommene und überwucherte Heim) ohne Mühe wiederfinden. Welche Erinnerungen bei dem Anblick kamen heute wieder in’s Gedächtnis. Es war damals sicherlich nicht alles schön, aber ich hab heute keine Bitterheit, sondern eher Wehmut und nostalgische Gefühle empfunden. Jedenfalls bin ich dankbar, dass ich heute diese kleine Zeitreise unternehmen konnte.
Mich würden natürlich die Kommentare und Erinnerungen anderer “Verschickungsopfer” von damals – besonders derer, die zu der Zeit auch in Bad Sachsa waren, brennend interessieren. Meine E-mail Adresse: Roland.zuhause@hotmail.com.
Vielen Dank für Eure Antworten im voraus.
Roland Handschuh, USA
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Udo aus Frechen schrieb am 12.04.2023
Im Jahr 1957 wurde ich auf Rat des Hausarztes für 6 Wochen in Kur geschickt. Bad Säckingen im Schwarzwald sollte der Kurort sein. Ich bin Jahrgang 1953. Zur Zeit der Kur war ich also 4 Jahre alt. Auf dem Bahnsteig des Kölner Hauptbahnhofs hab ich mich gegen die Verschickung sehr lautstark gewehrt. Meine Mutter erzählte Jahre später, das ich mich an ihrem Mantel festhielt und unter Geschrei , bei der Gewaltsamen Trennung alle Knöpfe des Mantels Abriss. Ich erinnere mich noch, das wir abends mit dem Bus vor dem Kinderheim ankamen.
Das Schlimmste war das Abendessen. Es gab dicke Bohnen. Die mochte ich überhaupt nicht. Aber, die Tante hatte kein Erbarmen. Ich durfte nicht aufstehen, bevor alles aufgegessen war. Nachdem ich mich erbrochen hatte, wurde das Erbrochene wieder in den Teller geschaufelt und ich mußte alles nochmal essen. Zur Strafe bekam ich danach noch eine Portion dicke Bohnen extra. Es dauerte ewig.

Ich erinnere mich noch, das wir Kinder im Wald aus Stöckchen und Moos kleine Häuser für Zwerge oder Elfen gebaut haben. Das hat Spaß gemacht.
Bei einem anderen Spaziergang gingen wir über eine Holzbrücke die ein Dach hatte. Das fand ich total spannend.
Zurück aus der Kur hab ich von nichts erzählt.
Erst Jahre später hab ich das mit den dicken Bohnen mal erzählt. Aber, es interessierte niemanden, oder sie haben es nicht geglaubt. Bis etwa 20 Jahren war Essen für mich ein Horror. Wenn meine Schwesten nach einer halben Stunde mit Essen fertig waren, hab ich immer mindestens eine Stunde gebraucht. Die Eltern haben immer gelästert und gemeckert weil immer über eine Stunde gebraucht habe. Meine Mutter hat meine Portionen immer größer gemacht als ich wollte. Wenn ich stop sagte, hat sie noch was zusätzlich auf den Teller getan. Ich durfte erst aufstehen wenn der Teller leer war.
Essen war für mich immer ein Horror.
Heute muß ich aufpassen das ich nicht zu schwer werde. Vor etwa einem Jahr machte mich meine ältere Schwester auf den YouTube Film „ Die Leiden der Verschickungskinder“ aufmerksam.
Erst jetzt war ich mir sicher, das alles wirklich passiert ist. Es war kein Traum und auch keine Fantasie.
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Iris schrieb am 10.04.2023
Hallo
Ich war März/April 1985 im Mittenwald, Haus am Schmalensee.
Zu der Zeit war ich 13 Jahre
Ich glaube dass mir viele Einnerungen verloren gegangen sind.
Gerne würde ich auf Menschen treffen die damals mit mir dort waren.
Viele Grüße
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Thomas schrieb am 08.04.2023
Hallo Kerstin (03.04.) aus Neuruppin.
Ich bin Thomas aus Fehrbellin und war in meiner Kindheit (von ca.1974 bis ca. 1981) 5x auf „Reise“
Würde mich gerne hier, aber auch explizit (via PN) austauschen.

Viele (Oster-) Grüße Thomas
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Kathrin Brunner-Schwer schrieb am 07.04.2023
Ich wurde im Juli und August 1963 zum Mästen in ein Heim nach Wyck auf Föhr verschickt und verbrachte meinen 7. Geburtstag dort. Wir wurden täglich dazu gezwungen, Haferschleim zu essen, jeden zweiten Tag ging es auf die Waage. Ich erinnere mich noch heute voll und ganz an das entsetzlichste Heimweh, das man sich vorstellen kann. Es war so schlimm, dass ich mir ernsthaft überlegte, wie ich mich umbringen konnte.
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Silke Schwaberau aus Weida schrieb am 05.04.2023
Ich war als fünfjähriges Kind zur Erholungskur, wie so oft beschrieben, vom Arzt verordnet zu dünn. Die Anreise war in einem Reisebus. Ich hatte eine Papiertüte in der Hand, weil busfahren nicht mein Ding war und ich mich übergeben musste. Es lag viel Schnee. das Kurheim war für mehrere Gruppen eingerichtet. Es gab Essen was vorgeschrieben war. Ich konnte es nicht so essen. Es war ekelig. Es gab einen großen Schlafraum mit einer Person die Nachtwache hielt. Ein Junge war Bettnässer und musste fast jede Nacht neben dem Bett stehen. In der Mittagsruhe, wenn man die Augen auf hatte gab es auch mal eine Ohrfeige. Wenn man auf Toilette musste war das Papier abgezählt. Es gab auch schöne Momente in der Vorweihnachtszeit. Wir sind Schlitten fahren gewesen. Unsere Eltern haben von uns Postkarten erhalten, obwohl wir noch schreiben konnten. Mit guten Nachrichten. Ich habe damals nicht verstanden was los war und viel Heimweh gehabt.
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Cornelia Gielow aus Wangen Im Allgäu schrieb am 04.04.2023
Ich bin Jahrgang 1952 und leider auch eins dieser Kinder. Wurde wegen Untergewicht verschickt. Wenn ich nicht aufgegessen hatte, musste ich viele Stunden allein im riesigen Schlafsaal verbringen, während die anderen Kinder draußen spielen durften. Oder ich wurde barfuß auf den kalten Kellerfliesen nur im Nachthemd im dunklen Duschraum eingesperrt. So lange her und immer noch präsent !
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Kerstin schrieb am 03.04.2023
Hallo, ich heiße Kerstin und bin ein Verschickungskind. Der Aufenthalt im Kinderkurheim in Rottleberode muss November bis Dezember (kurz vor Weihnachten) 1976, ich war damals 9 Jahre alt. Die Kur dauerte unendlich lange 6 Wochen. Ich wurde auf Empfehlung des Kinderarztes verschickt, sie sollte gegen meine ständigen Atemwegserkrankungen helfen.
Meine Eltern brachten mich am Tag der Abreise zum Hauptbahnhof meiner Heimatstadt Neuruppin. Ich kann mich erinnern, dass noch ein weiteres Kind - ein Junge im ähnlichen Alter - mit uns dort wartete. Wir wurden mit einem Bus von dort abgeholt.
An die Busfahrt kann ich mich nicht wirklich erinnern. Ich weiß nur, dass unterwegs immer wieder Kinder zustiegen und ich irgendwann etwas von Halle gelesen oder gehört habe. Und Halle war damals so unsagbar weit von zu Hause weg.
Im Kurheim angekommen erinnere ich mich an so etwas wie eine Diele, von der eine dunkle Holztreppe ins obere Geschoss führte. An diese Diele schloss sich ein Flur an, links ging es in die Speisesäle, rechts ging es zu den Toiletten. Hinter den Toiletten weiter auf dem Flur auf der rechten Seite waren große Einbauschränke, in meiner Erinnerung alles aus dunklem Holz. Dahinter wiederum befand sich die Tür zum Zimmer der Heimleiterin.
In die Wandschränke kamen unsere Sachen. Nachdem die Koffer ausgepackt waren, wurden diese auf den Dachboden gebracht. Mein Kuscheltier - ein kleines schwar-weißes Teufelchen - durfte ich nicht mit in mein Bett nehmen, der landete in besagtem Koffer und verbrachte die ganzen 6 Wochen auf dem Dachboden. Das zerriss mir fast das Herz, das Einzige was ich von zu Hause mitgebracht hatte, an dem ich mich als Kind hätte festhalten können, was mir Trost hätte geben können allein in der Fremde, wurde mir genommen.
Die beiden Schlafsäle für die Mädchen waren durch einen breiten gebogenen Durchgang in der Wand verbunden. In dem linken Saal schliefen die "größeren" Mädchen, in dem rechten die kleinen und ganz kleinen. Ich gehörte zu den Großen. Es standen ca 10 oder 12 Betten in jedem der Räume, genau weiß ich es nicht mehr. Mir wurde das Bett hinten links an der Wand zugewiesen. Wir mussten unsere Betten morgens nach dem Aufstehen selbst machen. Da ich das Pech hatte, nicht um mein Bett herumlaufen zu können, um das Laken straff zu ziehen wurde mein Bett immer wieder eingerissen und ich musste erneut anfangen. Und es wurde dabei ja ständig geschimpft. Die Sachen kamen nach dem Auskleiden auf so einen rollbaren Garderobenwagen. Der wurde dann nachts rausgeschoben auf den Flur.
Nachts durfte man nicht zur Toilette gehen. Man durfte eigentlich sowieso nicht alleine zur Toilette, nur in der Gemeinschaft, wenn Toilettenzeit ran war, nach den Mahlzeiten, unter Aufsicht der Erzieherinnen. Einigen Kindern passierte es nachts, dass sie ins Bett machten, auch von den Großen. Diese Kinder wurden morgens nach dem Aufstehen vor allen anderen bloßgestellt. Sie kamen regelrecht an den Pranger und wurden beschimpft. Das Bettlaken wurde auf den Garderobenwagen zur Schau aufgehängt und es gab ein riesen Theater. Obwohl mir selbst das nicht passiert ist, fand ich diesen Zustand unerträglich.
Ich erinnere mich an unermessliches Heimweh. Niemand war da zum Trösten. Man wurde beschimpft, wenn man weinte. Die Briefe und Karten, die wir nach Hause schrieben wurden zensiert. Briefumschläge durften nicht verschlossen werden, sie gingen vor dem Versenden zur Heimleiterin und wurden dort gelesen. Wehe es stand etwas von Heimweh drinnen. Ich habe einmal das Kuvert zu geklebt, weil ich geschrieben hatte, dass ich abgeholt werden will. Der Brief wurde mir postwendend auf den Tisch geknallt, es gab ein riesen Theater und ich musste einen neuen Brief schreiben, natürlich nur mit angenehmen Äußerungen, die mir quasi diktiert wurden.
Meine Mutter kann sich noch an eine Zeile eines meiner Briefe erinnern:"Mein Teufelchen schläft im Koffer." Das zu lesen war für sie furchtbar, sie hat die 6 Wochen hier zu Hause genauso gelitten wie ich dort.
Der Speisesaal war in meinen Erinnerungen auch mit diesem dunklen Holz an den Wänden verkleidet. An das eigentliche Essen kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß noch, dass im Speisesaal ein Eimer für Essensreste stand. Da durfte man aber keine Essensreste rein machen, man musste immer alles aufessen und wenn es einem nicht schmeckte, saß man halt so lange, bis man es sich reingequält hatte. Seither esse ich Käse, den ich vorher nicht gegessen habe und Milchsuppe mit Haferflocken.
Oben unter dem Dach befand sich ein kleiner Raum mit ganz alten Schulbänken, dort hatten wir glaube ich ein oder zwei Mal die Woche 2 Stunden Schulunterricht in Deutsch und Mathe. Ich saß dort unter einer Dachschräge.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass der eigentliche Waschraum im Keller war. Waschbecken an Waschbecken. Und das wir mit kaltem Wasser aus dem Schlauch abgespritzt wurden.
Nach dem Mittagessen hielten wir Mittagsruhe. Hinter dem Schlafsaal der kleinen Mädchen war noch ein Raum mit vielen Fenstern in einen ans Gebäude angebauten Turm. Dort mussten wir zugedeckt auf Liegen im Kreis liegen und Ruhe halten, die Fenster wurden geöffnet. Auch schloss sich an den Schlafsaal der Kleinen noch ein Krankenzimmer an. Ich glaube es standen 4 Betten drin. Auch ich wurde krank mit Fieber und musste/durfte dort einige Tage mit noch einem oder zwei anderen Mädchen verbringen. Das war im Gegensatz zu den "normalen " Tagen eine richtige Erholung. Man wurde dort ziemlich in Ruhe gelassen.
Ich kann mich an 2 Erzieherinnen erinnern, die nett waren. Eine junge Frau und eine ältere (damals wahrscheinlich nicht mal annähernd so alt wie ich heute). Die junge ging aber nach den ersten Wochen. In meiner Erinnerung hatte sie da geheiratet und Urlaub. Mit der älteren durften wir während der Mittagsruhe auch mal singen. Sie war auch mit uns spazieren, aber da sind die Erinnerungen ziemlich wage. Ich weiß auch, dass ich inhalieren musste, aber auch hier fehlen die Details.
Einmal bekam ich dort Besuch von einer jungen Frau aus dem Ort, die wir im Sommer desselben Jahres auf einem Zeltplatz in der Nähe unseres Wohnortes kennengelernt hatten. Sie hörte Gespräche über die bevorstehende Kur und sie versprach, mich zu besuchen. Und sie kam wirklich, eine wildfremde Frau. Und sie brachte mir eine Tafel Katzenzungen mit. Diese musste ich sofort abgeben. Ich hätte sie so gern mit den anderen Mädchen geteilt. Nun durfte ich jeden Abend nach dem Abendessen zur Heimleiterin. Diese hatte schon die Tafel aus dem großen dunklen Wandschrank aus meinem Fach geholt. Ich bekam eine Schokokatzenzunge und musste sie gleich dort essen. Danach wanderte die Schokolade wieder in den Wandschrank und wurde weggeschlossen. So passierte es auch mit der Süßigkeit, die mir meine Mutter in einem Paket schickte. Da ich sehr abgenommen hatte, bat ich in einem Brief um Hosenträger, die mir meine Mutter dann auch schickte. Und natürlich war dort auch eine Leckerei im Paket.
Die Heimleiterin war eine kleine hagere ältere Frau mit zu einem Knoten am Hinterkopf gebundenem grauen Haar. In ihrem Zimmer stand so ein Arztschrank aus Metall mit Glasscheiben. Ich kann mich an nichts weiter in diesem Raum erinnern. Aber in diesem Schrank lagen mehrere Spritzen in verschiedenen Größen. Welches Kind hat nicht Angst vor Spritzen. Mir erschienen sie damals überdimensional groß, wahrscheinlich wiederspiegelte das eher meine Angst, die ich jedes Mal hatte, wenn ich zu dieser unfreundlichen Frau musste.
Auch erinnere ich mich daran, dass ich in der Nähe immer Geräusche eines Zuges gehört habe. Wahrscheinlich verband ich mit dem Geräusch ein Stück Heimat, weil auch wir an einer Bahnlinie wohnten.
Kurz vor Weihnachten sollte es dann wieder Richtung Heimat gehen. Ich weiß noch, dass ich in dieser Diele mit meinem Koffer wartete, wie einige andere Kinder auch. Die ersten waren schon abgeholt worden. Dann kam ein Mann zur Tür herein, der Busfahrer, meine Rettung. Und ich werde es in meinem ganzen Leben nicht vergessen, was dann passierte. Er schaute mich an und fragte:"Na Mädchen, wo willst du denn hin? " ich antwortete: "Nach Neuruppin." Daraufhin sagte er: "Neuruppin, das steht gar nicht auf meinem Plan." Ich glaube jeder kann sich vorstellen, was da in mir vorging. Ich dachte, ich komme nie mehr nach Hause. Ich muss jetzt für immer in diesem Haus bleiben. Telefone gab es nicht, Briefe wurden ja kontrolliert. Wie sollten meine Eltern denn wissen wo ich bin. Der Typ hatte natürlich nur geflunkert und war sich der Wirkung seiner Worte in keinster Weise bewusst, hoffe ich. Aber für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Der letzte Strohhalm flog gerade davon und ich konnte ihn nicht festhalten. Ich durfte dann doch mit in den Bus steigen und wurde auch in meine Heimatstadt gebracht, wo ich schon sehnsüchtig erwartet wurde. Laut Aussage meiner Mutter habe ich auch ziemlich schnell angefangen zu erzählen, wie es uns Kindern dort ergangen ist.
Es ist schon komisch, woran man sich alles erinnern kann, genauso verwundert es mich aber, dass ich viele Sachen einfach auch nicht mehr weiß oder ich habe sie verdrängt.
Ich kann mich nicht mehr an den Ort selbst erinnern, nicht wo der Junge war, mit dem ich am Bahnhof in Neuruppin stand, ob er wieder mit zurück fuhr. Ich weiß auch nicht mehr, ob die Jungs in der Etage über uns ihre Schlafräume hatten, ob wir etwas mit den Jungs zusammen unternommen haben oder nicht, ob wir spielen durften. Keine Ahnung, das ist alles weg.
Nur an einen Namen glaube ich mich zu erinnern, das Mädchen neben mir im Schlafsaal hieß wohl Heike.
Ich lese nun schon seit längerer Zeit die Berichte im Forum. Es gibt hier so viele, die wesentlich schlimmere Erlebnisse hatten. Und trotzdem lässt mich das alles auch nach über 45 Jahren einfach nicht los. Ich hatte es einige Jahre verdrängt und nur selten daran gedacht, aber je älter ich wurde, um so mehr kam vieles wieder zum Vorschein. Und dann bin ich durch Zufall auf den Beitrag von Anja Röhl im Fernsehen gestoßen. Ich habe immer gedacht, dass ich das alles vielleicht alleine nur so empfunden habe und das Erlebte überbewerte. Man konnte ja mit niemandem seine Erfahrungen austauschen. Aber nun weiß ich, dass es vielen, sehr vielen ähnlich ging wie mir. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.
Meine Eltern haben mich danach nie mehr alleine weggeschickt, wenn ich es nicht wollte. Ich war z.B. nie im Ferienlager.
Lange habe ich mir vorgenommen, den Ort wieder zu besuchen und mich der Vergangenheit zu stellen.
Am 04.03.2023 habe ich mich mit meiner 83jährigen Mutter und meinem Bruder auf den Weg nach Rottleberode gemacht. Vorab hatte ich mit der Touristeninformation der nächst größeren Stadt telefoniert. Dort bekam ich die Auskunft, dass das Gebäude noch existiert, es wurde zwischenzeitlich zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut.
Kurz vor der Ankunft dort hatte ich ganz schön weiche Knie.und als wir in die Straße bogen habe ich, obwohl einiges verändert wurde, das Haus sofort erkannt und die Emotionen stiegen sofort hoch. Ich begann zu zittern und zu weinen, als ich aus dem Auto stieg. Es war ein sehr emotionaler Moment. Leider hatte ich keine Möglichkeit in das Haus zu kommen. Es war viel kleiner, als ich es in Erinnerung hatte. Am Haus selbst ist eine Tagel angebracht, auf der das Kurhaus abgebildet ist, wie es ursprünglich mal aussah, mit der Inschrift "Dr. Andts Kinderkurheim seit 1925". Mit meinen Erinnerungen an die Eisenbahngeräusche lag ich nicht falsch. Hinter dem Haus ist noch immer der Bahnhof des Ortes. Parallel zur Straße vor dem Kurhaus zieht ein Flüsschen seine Bahnen. An den kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Obwohl wir sicher über die kleine Brücke gegangen sind, bei den Spaziergängen. Auch der Ort an sich war mir komplett fremd und unbekannt. Gut es wurde viel gebaut, der Ort hat sich sicher verändert. Aber ich habe so gar keine Erinnerungen, wo wir evtl. lang gewandert sind oder dergleichen.
Ich finde es schon krass, dass so viele Erinnerungen fehlen, da man ja mit 9 Jahren nicht mehr so klein war.
Vielleicht findet sich ja jemand, der auch in Rottleberode war. Ich würde gern in Erfahrungsaustausch gehen.
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Christoph Meyer-Weller aus München schrieb am 03.04.2023
War für ca. 4-6 Wochen als nicht mal 5 Jähriger in Bad Wörishofen "stationiert". Meine Erinnerungen decken sich weitgehend mit denen der meisten Verschickungskinder: Gefühlskälte der sog. Tanten, Essens/Schlaf- und Tabletteneinnahmezwang, Regelmäßiges, rektales Fiebermessen (überwiegend Nachts). Starkes Heimweh. Am schlimmsten empfand ich das Gefühl des Verlassenseins und die Frage nach dem Warum?.
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R. schrieb am 01.04.2023
Las gerade den Bericht von Thomas Nawroth, der 1969 nach Bad Orb geschickt wurde. Auch ich war in Bad Orb, zusammen damals mit meinem um ein Jahr jüngeren Bruder. Erinnere nicht mehr genau an das Jahr, es muss 1967 oder 1968 gewesen sein, ich war zu dieser Zeit sechs oder sieben Jahre alt.

Wie meistens anscheinend fand der Aufenthalt auf Anraten des Hausarztes statt, da mein Bruder und ich beide (ich erinnere mich noch an den Ausdruck) etwas „schwächlich“ wirkten.

Meine Erinnerung bleibt bis auf einzelne Ereignisse schemenhaft, deckt sich im Wesentlichen aber mit vielem, was auch andere schreiben: Sogenannte „Tanten“ (in meinem Fall in weißem oder weißgrauem Schwesternhabit mit Häubchen), vor denen man sich durchweg fürchtete; militärisches Reglement und Betrafung, falls man aus der Reihe tanzte. Regelrechte Prügelstrafe, von der Thomas Nawroth betreffend Bad Orb schreibt, habe ich allerdings nicht erlebt.

Ein paar Situationen bleiben mir bis heute präsent:

Sämtliche Kinder wurden jeden Morgen in einen Bottich mit Wasser gestellt und auf ruppigste Weise von unten bis oben (inklusive Gesicht und Haare) abgeseift. Das Weinen von Kindern, die dabei Seife in die Augen bekamen, schien zum vorgeschriebenen Ritual zu gehören.

Andere Erinnerungen betreffen die Mahlzeiten: Es war uns verboten, auf dem Tisch den Ellbogen abzustützen. Als ich dies aus Versehen einmal tat, ergriff die betreuende Schwester im Vorbeigehen meinen Arm und hieb meinen Ellbogen äußerst schmerzhaft mit voller Wucht auf den Tisch. An einem Tag gab es zu Mittag irgendein Gericht, das bedeckt war mit Senfsauce. Ich hatte extreme Abneigung gegen die Sauce und wollte sie nicht essen. Man ließ mich den gesamten Nachmittag alleine vor dem Teller sitzen, während ich durchs offene Fenster hörte, wie die anderen Kinder draußen spielten. Wenn immer eine der Schwestern vorbei kam, fragte sie, ob ich nicht essen wolle, um hinaus zu den anderen Kindern zu gehen. Ich war mir bewusst, worum es in diesem Spiel ging, und sagte mir: Ihr könnt tun, was ihr wollt – ihr werdet meinen Willen nicht brechen! Ich saß den ganzen Nachmittag allein an dem riesigen Tisch und starrte auf meinen Teller. Zum Abendessen kamen die Kinder zurück. Es gab kein Essen für mich außer noch immer den Teller mit Senfsauce. Nach der Mahlzeit wurde auch dieser Teller mit abgeräunmt. Ich ging ins Bett, ohne an diesem Tag mehr als das Frühstück gegessen zu haben. In der Nacht weinte ich vor Hunger und Wut. Ich wurde daraufhin aus dem Schlafsaal in den Flur gerollt, wo ich alleine war und umso mehr weinte. Es gab eine Nachtschwester, die nicht zu dem Personal gehörte, das uns tagsüber betreute, und die ihren Dienst erst angetreten hatte, nachdem man mich aus dem Schlafsaal rollte. Sie hörte mich offenbar weinen, erschien an meinem Bett, reichte mir wortlos einen Pappbecher mit Pfefferminztee, lächelte mir zu, streichelte mir über den Kopf und entfernte sich wieder. Ich denke noch heute an sie, wenn ich Pfefferminztee schmecke. Dies war der einzige Moment, in dem ich in Bad Orb etwas wie Menschlichkeit erlebte.

Ich habe aus Bad Orb, wie ich denke, keine emotionalen Schäden davongetragen, aber auch für mich bleibt die Erinnerung alptraumartig. Meine Mutter erzählte in späteren Jahren öfters von dem Moment unserer Rückkehr: Als mein Bruder und ich aus dem Zug stiegen, sollen wir beide wie aus meinem Mund gleichzeitig gesagt haben „Da gehen wir nie mehr wieder hin!“. Zwar scheinen meine Mutter diese Worte irgendwie beeindruckt zu haben, aber es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie oder mein Vater die Zeit, die ihre Kinder dort verbrachten, je für sich genauer hinterfragt hätten – schließlich geht es bei einer Kur mit auch um Änderung sonstiger Lebensgewohnheiten (mehr frische Luft, körperliche Ertüchtigung undsoweiter) und wohl fanden es beide nur natürlich, dass uns das nicht immer nur Spaß gemacht hatte.
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Hinrich schrieb am 27.03.2023
Die Hölle von Klappholttal

Hallo Ihr Lieben, ich muss leider etwas ausholen und euch mit meiner Vorgeschichte belasten, sonst wird es, so glaube ich, schwierig es zu verstehen. Ich lege hiermit nach bestem Wissen und Gewissen Zeugnis ab.

Ich nenne mich hier mal Hinrich, was nicht mein bürgerlicher Name ist, ich bin 1968 in einer Kleinstadt in Hessen geboren und meine Kindheit war die Hölle. Ich war kein Wunschkind, vielmehr ein Unfall, den man noch zu beseitigen versuchte, der Termin beim Engelmacher wurde jedoch, nach aufkommenden Muttergefühlen, abgesagt. Meine Erzeuger, die durch meine Geburt zur Heirat gezwungen wurden, ließen sich 1973 dann auch wieder scheiden.

An meinen Erzeuger habe ich nur noch wenige Erinnerungen, er war ein gewalttätiger Mensch, er verprügelte meine Erzeugerin und auch mich bereits in frühem Kindesalter, sodass es bis Heute in meinem Kopf eingebrannt ist.

Jetzt würde ich gerne sagen, dass nach der Scheidung alles besser wurde, aber dem war nicht so. Ich wurde nach einem Sorgerechtsstreit meiner Erzeugerin zugesprochen. Die, wie sie mir 1977 nach dem Sommer auf Sylt, reinen Wein einschenkte.

Sie hatte wieder geheiratet und offenbarte mir in einem vier Augen Gespräch, dass sie für mich keine Liebe empfinden könne, dass ich gar nicht auf der Welt sein sollte und ihr Leben total versaut habe. Das sie durch meine Niederkunft ihre Lebensziele nicht mehr verfolgen konnte und das ich sie immer wieder an meinen Erzeuger erinnern würde. Sie habe ja jetzt wieder geheiratet und wolle sich ein neues Leben aufbauen wobei ich nur störe.

Durch meine Atemwegsprobleme, die sich später zu einem Asthma erweitern sollten, kam ich dann im Sommer 1977 nach Klappholttal auf Sylt.

Auf dem Bahnhof abgegeben, ich konnte ihre Erleichterung sehen, ging die Zugreise auch schon los. Gefühlt war der ganze Zug voll mit Kindern die wohl alle das selbe Ziel hatten. Eine der schönsten Inseln der Welt, Sylt! Ein ganzen Sommer am Strand, raus aus der Hölle, durchatmen!

Angekommen, ich erinnere mich an den wunderbaren Duft der Insel, wurden wir auf die Barracken verteilt. Ich glaube ich war mit sechs anderen Jungs in einem Raum untergebracht und weil oben in den Stockbetten kaum einer schlafen wollte, hatte ich mein eigenes Reich neben dem Fenster mit Blick auf die Dünen und immer ein waches Auge auf den Hauptraum, was sich noch als sehr nützlich erweisen sollte.

Ab hier verschwimmen die Erinnerungen und es sind nur wenige Erlebnisse an die ich mich erinnern kann oder will, ich glaube die Meisten habe ich gekonnt verdrängt, jedoch möchte auch ich, dass was noch hängen geblieben ist, mit euch teilen.

Wegen meinen Atemwegsproblemen musste ich täglich zum Inhalieren in einen kalten dunklen Raum in dem angeblich reines Meerwasser versprüht wurde, dadurch war ich Vormittags oft für mich, wenn die Anderen irgendetwas anderes machten, ich habe nie gefragt und aus meiner Barracke war ich der einzige.

Der Sohn des Chefs meiner Erzeugerin war mit von der Partie, wir waren nicht in der selben Gruppe, ich weiß nur noch, dass er rebellierte, dass er seinen Vater anrief und er ihn nach einer Woche abholte. Ich musste da bleiben. Wir hatten von dem Tag an nie wieder Kontakt zueinander.

An das Essen erinnere mich kaum, ich weiß nur noch, dass ich es verweigerte und ich es lieber heimlich wieder erbrach, woraus sich eine Essstörung, die bis heute andauert, entwickelte. Mir wurde gedroht, dass es zur Zwangsernährung kommt, wenn ich nicht esse, also spielte ich mit.

Mittagsruhe hieß absolut ruhig mit geschlossenen Augen zu liegen, bei Zuwiderhandlung wurde uns der Saft oder Tee für den restlichen Tag verweigert.

Einmal musste die ganze Barracke, Jungen und Mädchen, die auf der anderen Seite der Barracke wohnten, im Hauptraum Barfuss einen Schritt von der Wand entfernt in Reih und Glied stehen. Nach ca. einer Stunde kippten die ersten Bewusstlos um.

Die Betreuerinnen haben sich die ältesten als ihre Handlanger gehalten, wenn man also nicht spurte, bekam man es mit denen zu tun. Was natürlich zu vermeiden war. Sie prahlten damit, dass sie Sex mit einzelnen Betreuerinnen hatten und wenn man sah wie sie miteinander umgingen, konnte ich mir das wirklich vorstellen.

Der jüngste und schwächste in unserem Raum wurde immer wieder von den Handlangern gemoppt, geschlagen und gedemütigt. Es führte dazu, dass er sich Nachts einmachte und alles noch schlimmer wurde. Als er am Strand im Wasser auf einen Seeigel getreten war, wurde er schwer krank und erst mit hohem Fieber aufs Festland gebracht. Wir haben nie wieder etwas von Ihm gehört. Ich schäme mich heute noch, dass ich mich irgendwann nicht mehr vor ihn stellte.

Post nach Hause wurde zensiert, Pakete wurden eingezogen, ich erinnere mich jedoch, dass ich einen Teil zurück bekam und es wie einen Schatz behütete.

Nach zwei Wochen wurde ich schwer krank, hohes Fieber und ich konnte nichts bei mir behalten. Ich wurde damit mehr oder weniger alleine gelassen und wankte zwischen Bett und Toilette für ca. fünf Tage umher. Nach zwei Tagen kam der Arzt und ab da wurde ich zwangsmedikamentiert. Sprich, mir wurde gedroht, wenn ich die Medikamente nicht einnehme, gehe dies auch anders. Keine Ahnung was ich da alles einnehmen musste. Meine Wahrnehmung war von da an sehr eingeschränkt und ich schlief die meiste Zeit.

Ich erinnere mich, dass eine der Betreuerinnen mir schnippisch sagte, dass ich mal langsam wieder aus dem Bett kommen solle, wenn ich an der Reise nach Dänemark ins Legoland teilnehmen möchte. Die Medikation wurde abgesetzt, ich konnte nach ca. drei Wochen wieder das erste Mal zum Inhalieren und fuhr mit nach Dänemark.

Weiter erinnere ich mich, dass wir Kinder untereinander anfingen gegen Aufmüpfige vorzugehen, da wir immer gemeinsam bestraft wurden, also hielten wir uns selber an der Kandare um den Repressionen zu entgehen. Denn wir wollten ja Nachmittags an den Strand, mal nach Westerland, durch das Watt wandern und wenn wir schön brav waren und unter dem Radar blieben, war das auch möglich. Freunde habe ich dort nicht gefunden, vielmehr waren wir Leidensgenossen und ausser mir haben sich alle auf Zuhause gefreut. Ich nicht, denn ich wusste das die Mutter aller Höllen schon wieder auf mich wartete.

Ich habe seit dem Sommer auf Sylt gesundheitliche Probleme, physisch wie psychisch. Allergien, Asthma, Lebensmittel Unverträglichkeiten, Aufmerksamkeitsdefizite, Energielosigkeit, Depressionen, Angstzustände, Panik Attacken und allgemeine Schmerzen. In den Wochen danach setzte meine Pubertät ein, viel zu früh, mit neun Jahren. Meine erste sexuelle Erfahrung sollte jedoch noch zehn Jahre auf sich warten.

Ich weiß heute, dass ich ein Trauma seit meiner frühen Kindheit in mir trage. Der Sommer auf Sylt hat seinen Teil dazu beigetragen. Ich vertraue erst mal Niemandem, ich habe nie eine gesunde Beziehung erlebt, deshalb lebe ich seit vielen Jahren allein. Natürlich wünsche ich mir eine liebevolle Beziehung mit einer Frau die ich nicht erdrücke und die mich so sein lässt wie ich bin. Jedoch zieht sich das Erlebte wie ein roter Faden durch mein Leben. Dennoch gebe ich nicht auf, denn ich weiß, dass ich keine Schuld daran habe. Ich habe gelernt mich selber so zu nehmen wie ich bin, mich zu lieben, das Leben zu lieben, täglich zu lernen und daran zu wachsen.

Dennoch ist es so, dass ein Teil von mir auf Sylt geblieben ist, oft fühle ich mich wie der kleine neunjährige Junge.

Danke fürs lesen!
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Christina Strauß aus Forchtenberg schrieb am 27.03.2023
War in denSommerferien 6 Wochen dort. Hatte immer Durst, wir durften nur im Kollektiv nach den Mahlzeiten zur Toilette oder im Freien. Wer nicht gegessen hat musste ins Bett. Kann mich an viel Heimweh erinnern. Es herrschte ein Kasernenton.
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Anne aus Niederbergheim Warstein / Wanne-Eickel schrieb am 27.03.2023
Ich war mit 5 Jahren, vor meiner Einschulung wegen einer leichten Blutarmut und weil ich zu dünn war in diesem Verschickungsheim. 6 Wochen Horror. Ich musste wie alle Kinder essen bis zum Erbrechen. Wem schlecht wurde drohten Ohrfeigen oder Eckenstehen. Die Angst vor Bestrafungen war immer da. Demütigend war auch das abendliche Waschritual. Alle Mädchen müssten sich von oben bis unten waschen. Eine Aufseherin kontrollierte nicht nur die Zähne sondern zwang uns in eine Bückstellung um an uns zu berühren und in den Po zu schauen. Es war einfach ekelig. Manche Kinder mussten sich danach nochmal waschen. Im Schlafraum herrschte ja absolute Ruhe. Wer nicht ruhig war musste endlos in der Ecke stehen. Unsere Gruppe hatte zum Glück eine nette Gruppenleiterin die Waldspaziergänge und Spiele mit uns gemacht hat damit wir von diesem ganzen Elend abgelenkt wurden . Einmal in der Woche gab es dann eine ganz "fantastische" Veranstaltung. Strafgericht oder so ähnlich. In einem größeren Raum stand ein Schreibtisch an dem 2 oder 3 Frauen saßen. Über den Tisch war eine Decke gelegt die bis über den Fußboden reichte. Wir Kinder standen in Reihe und Glied und warteten ab was passiert. Uns würde dann gesagt dass Kinder die irgendwelche Regeln nicht beachtet haben aufgerufen werden. Ich war dabei obwohl ich bis heute nicht weiß weshalb. Auf Anweisung stellte ich mich auf den am Boden liegenden Deckenteil. Eine der Frauen las bösartig aus einem Heft meine Verfehlungen/Sünden vor beschimpfte mich und die anderen nickten dazu. Dann meinten sie das müsse bestraft werden dafür wäre das Gericht da. Ich hatte furchtbare Angst und wartete. Auf einmal fiel ich mit voller Kraft auf den Fußboden und tat mir völlig weh. Die Frauen hatten mir zu dritt die Decke unter den Füßen weggezogen sodass ich auf die Erde knallte. Das war meine Strafe und die anderen Kinder. Es war einfach nur grausam. 6 Wochen die ich nie vergessen habe und als meine Mama mich am Bahnhof abholte rannte ich schreiend auf sie zu. Nie wieder Erholung Mama,bitte nie wieder. Mehr habe ich meinen Eltern nie erzählen können. Ich habe Jahre gebraucht bis ich mit einer Jugendgruppe angstlos in den Urlaub fahren konnte.
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Petra aus Bad Münstereifel schrieb am 26.03.2023
Ich und meine Zwillingsschwester sind mit 5 Jahren für 6Wochen ohne Kontakt ( Briefe, Anrufe)von unseren Eltern 'verschickt "worden! Ich habe noch nach 50 Jahren einige Erinnerungen. Es waren nicht schöne Momente.Unsere Kinderärztin hat es damals verordnet. Meiner Mutter habe ich oft Vorwürfe gemacht!
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Marion Krause-Thiel aus Heide /Holstein schrieb am 24.03.2023
Ich war in den 70er Jahren mit meiner älteren und jüngeren Schwester in Hammelbach.
Es war im Winter zur Adventszeit ....Kinderkur vermittelt von keine Ahnung. Ich bin gebürtig aus Recklinghausen, Ruhrgebiet. Wir sind eine Bergarbeiter Familie gewesen mit 7 Kindern.
Ich hatte diese "Kur" irgendwie aus meinem Gedächtnis verdrängt, bis sich in den Medien die Verschickunfskinder Berichte häuften.
Ich erinnerte mich selbst an den Namen des Ortes nicht mehr, den nannte mir meine ältere Schwester mit der Bitte wenn ich was erfahren sollte ihr zu berichten, eigene Erinnerungen ihrerseits kamen aber nicht.
Ich erinnere mich an :
Einen eckeligen Brei mit grünen Stippen den wir essen sollten, ich wollte nicht, wurde gezwungen zu essen auch wenn es wieder hoch kam und nicht gehen zu dürfen bis aufgegessen war.
An ärztliche Untersuchungen zu denen man musste, nur mit Schlüppi in der Schlange stehen vor dem Untersuchungszimmer.
An einen Nikolaus (Schoki) den wir bekamen und ich meiner älteren Schwester sagte "schau mal , weisse Schokolade, die esse ich sooo gerne" Sie nahm in mir weg und sagte nicht essen , der ist schlecht und nicht aus weisser Schokolade.
Zudem erinnere ich mich an Nachtruhe mit absoluter Ruhe, weinen und Heimweh war unerwünscht.

Gibt es Betroffene hier die auch in Hammelbach waren ?
LG
Marion
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Marina aus Bonn schrieb am 24.03.2023
In welchem Jahr ich dort war oder wie alt ich gewesen bin kann ich garnicht sagen. Ich wurde mit meinem Stiefbruder "verschickt", aber wir wurden gleich nach Ankunft getrennt. Das war doppelt schmerzhaft, weil ich mich umso einsamer fühlte. Er ist einen Monat älter als ich und wir waren wie Zwillinge.

Ich erinnere mich an folgende Episoden:

Beim Essen. "Du isst das jetzt!! Nein?!? “ Schwupps kam ein Löffel Spinat dazu und erst wenn ALLES aufgegessen war, durfte ich aufstehen. Das konnte mitunter Stunden dauern.

Beim Nägelschneiden unter Zwang wurde ich mit Gewalt festgehalten und dann bekam ich die Finger-und Fussnägel geschnitten. Ab und zu floss Blut; und auch wenn nicht tat es immer weh.

Beim Mittagsschlaf durfte man nicht aufstehen, sich bewegen oder die Augen öffnen. Ich wurde mit offenen Augen erwischt als die Nonne zur Kontrolle in den Schlafraum kam und musste dann mit meiner Decke in den Flur umziehen. Dort sollte ich dann auf dem kalten, harten Boden meinen Mittagsschlaf fortsetzen.

Beim Briefeschreiben wurde mir diktiert was ich zu schreiben habe. Am liebsten hätte ich geschrieben "bitte, bitte holt mich hier raus", aber es musste ein "wir haben so viel Spaß hier" werden. Das wurde kontrolliert. Die Nonne saß immer daneben.

Obwohl man schnell lernte sich anzupassen war es ein wochenlanges Martyrium bei dem man jederzeit mit dem Schlimmsten rechnete. Mein Bruder hat seine eigenen Geschichten die zum Teil noch schlimmer sind. Scheinbar hatten die Jungs es noch schwerer als wir Mädchen.

Überbehalten habe ich einen tief sitzenden Hass auf die Institution Kirche und ihre "Angestellten". Wohl zu Recht wie sich langsam aber sicher herausstellt.

Ich danke Allen für Ihre Arbeit an dieser Seite und den Betroffenen für Ihre Erzählungen.
Es tut gut zu wissen "Ich bin nicht allein"

Liebe Grüße, Marina
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Sabine aus Hilden schrieb am 24.03.2023
Ich bin 1966 geboren und war noch nicht mal 5 Jahre alt als ich gemeinsam mit meinem 2 Jahre älteren Bruder 5 Wochen nach Borkum in die Kinderkur geschickt wurde. Es muss 1971 gewesen sein.
Ich kann von mir aus nicht mehr sagen wie das Heim hieß. Aber nachdem ich all die Berichte von anderen gelesen habe, kann es nur das Adolfinenheim gewesen sein. Da finde ich vieles wieder, was ich auch erlebt habe.
Sicherlich wollten meine Eltern nur das Beste, aber das war absolut nicht das Beste.
Da ich noch so jung war, habe ich nicht mehr sehr viele Details in Erinnerung, aber ich habe viele Fragmente in Erinnerung, die mich bis heute begleiten.
Ich weiß nur, dass es dort sehr sehr streng zuging. Das Haus wurde von Nonnen oder Schwestern geführt, eine davon war besonders schrecklich.
Meinen Bruder bekam ich eigentlich nie zu Gesicht, da Geschwister getrennt untergebracht wurden. Wir waren in einem Schlafsaal mit ca. 6 Mädchen. Wir alle hatten starkes Heimweh. Viele Mädchen weinten die ganze Nacht. Aber wenn aus den Zimmern zu viel Weinen nach außen drang, wurde die Türe aufgerissen und die Mädchen ausgeschimpft, bloßgestellt und erniedrigt. Ich habe einfach ständig meine Decke über den Kopf gezogen, damit ich nicht gehört und nicht gesehen werde. Viele Mädchen machten nachts ins Bett. Die Beschämungen die dann folgten waren schlimm. Auch diesbezüglich drückte ich mir alles weg was irgendwie ging. Eigentlich durfte man nachts nicht auf die Toilette. Aber da die schrecklichen Schwestern wohl keine Lust hatten ständig die Betten neu zu beziehen, wurden wir jede Nacht 1 x mitten im Tiefschlaf geweckt und wurden aufs Klo gescheucht, ob wir nun mussten oder nicht. Unser "Geschäft" wurde kontrolliert.
Angeblich war ich zu dünn und kränkelnd und wurde daher ständig zum Essen gezwungen. Das schreckliche Essen blieb mir oft genug im Hals stecken. Ich durfte erst aufstehen wenn ich aufgegessen hatte, während der Speisesaal bereits leer war. Ich konnte nur mit Mühe ein Erbrechen unterdrücken. Denn ich bekam mit, was anderen Kindern passierte, die sich erbrochen hatten.
Es ging mir sehr schlecht dort und ich hatte fürchterliches Heimweh. Einmal sollten wir Karten an unsere Eltern schreiben. Ich konnte noch nicht schreiben, aber die Schwestern haben mir die Worte in den Mund gelegt, die ich schreiben sollte. Sie haben das für mich gemacht, damit sich die Mama zuhause freut. Wenn ich heute daran denke bekomme ich wieder einfach nur einen dicken Kloß in den Hals. Ich hätte meiner Mutter gerne geschrieben, dass ich unbedingt nach Hause möchte und sie mich abholen sollen.
Meine Eltern schickten uns ein Päckchen mit Süßigkeiten. Dieses Päckchen wurde in einen Schrank verschlossen und nur mein Bruder durfte ab und zu wohl an das Päckchen. Ich war so fürchterlich traurig als ich mitbekommen habe, dass ein Päckchen existierte und ich es nicht bekommen konnte.
Ja und das schlimmste für mich war eigentlich noch, dass ich bei meiner Rückkehr keine Chance bekam meinen Eltern davon zu berichten. Sie haben mich nicht gehört und gesehen wie schlecht es mir ergangen war. Meine Mutter hatte sich nur gewundert, dass unsere Kleidung total schmutzig war. Letztlich ging es aber nur ums angebliche körperliche Wohl, nämlich ums Essen und ums Gewicht zunehmen, alles andere war egal.
Ich war noch so klein und stark traumatisiert. Ich war vorher schon sensibel und schüchtern. Nach dem Aufenthalt hatte ich große Angst. Ich habe daraus gelernt immer schön still sein zu müssen, schwierige Situationen aushalten zu müssen, bloß nicht auffallen. Decke über den Kopf ziehen, heimlich weinen. Und es interessiert sich sowieso niemand dafür wie es mir geht. Und ich hatte danach Angst vor jeder etwas dominanteren Frau. Und ich bekam immer Beklemmungen in Räumen die mich an die Kurklinik erinnerten.
Das ganze hat mein Leben bis heute geprägt und für viele psychosomatische Leiden gesorgt. Wenn es mir heute schlecht geht, bin ich wieder die kleine Bine, die sich im Kurheim die Decke über den Kopf zieht. Die Gefühle sind dann wieder präsent.
Danke für dieses Forum und danke dafür, dass dieses Thema endlich "Gehör" findet, auch wenn man die maßgeblichen Personen nicht mehr zur Rechenschaft ziehen kann. Mal sehen, ob ich mich irgendwann wieder traue nach Borkum zu fahren. Im Moment kann ich es mir noch nicht vorstellen.
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Sonja Goldbach aus Leverkusen schrieb am 24.03.2023
Textsuche:

0 Ergebnisse für: Mit ca. 9 Jahren wurden mein Bruder 7 und ich zur Kinderkur nach Borkum ins Haus Sonnenschein für 6 Wochen verschickt. Es war die Hölle und wir waren überglücklich, als wir wieder zuhause waren. Wir wurden zum Essen gezwungen. Morgens gab es Haferbrei, sonntags altes Wei�brot mit Marmelade. Mittags wurde uns z.B. eine sü�e, hei�e Obstsuppe vorgesetzt. Es gab grundsätzlich viel Eintopf. Die Teller mussten immer leer gegessen werden, wenn nicht, gab es heftige Sanktionen von Erzwingen des Essens über Stunden oder auch Schläge. Wer sich erbrach, musste das Essen mit dem Erbrochenen essen. Päckchen von zuhause wurden eingesackt von Sü�igkeiten sah man nur einen Bruchteil aus der elterlichen Post. Kleidungswechsel nur nach Genehmigung. Ebenso waschen oder duschen... Wir durften in Gru�karten nur schreiben, was uns gestattet war. Die Mittagsruhe wurde erzwungen, teil mit Schlägen. Das Meer und den Strand habe ich vlt. eine Handvoll Male gesehen. Es war die Hölle, wir hatten Heimweh und viel Angst. Ich verstehe bis heute nicht, warum meine Eltern nichts unternommen haben wenigstens im Nachhinein -. Diese Kur werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Sie fand ca. 1968/1969 statt. Heute bin ich 62 und die Erinnerung ist absolut präsent
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Kerstin aus Bochum schrieb am 23.03.2023
Liebe Stephanie,
ich war ebenfalls 1974 oder 1975 auf Borkum. Deine Beschreibungen, längliches Gebäude nahe am Strand, passen zum Kinderheim Kiebitzdelle. Ich erinnere mich ebenfalls an die Zimmer, dass wir in Bezug auf Geld, Kleidung und anderen Besitz enteignet wurden. Es war furchtbar. Ich würde gern Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen zwecks Erfahrungsaustausch.
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Stefanie Mertens schrieb am 23.03.2023
Hallo ich war 11 Jahre alt als ich zum Kinderkurheim nach Bad Sachsa fuhr. Die erste Enttäuschung war das dieses Haus nicht so aussah wie im Prospekt. Wir hatten vergitterte Fenster, wie im Gefängnis. So war auch die Stimmung. Psychische Folter war an der Tagesordnung. Es gab ein Jungenhaus und ein Mädchenhaus. Die Jungs mussten arbeiten im Garten,Ziegen hüten und wir Mädchen mussten Mittagsschlaf machen. Wer nicht spurte bekam die Wut und den Hass der Heimleiter zu spüren. Wir haben eine Hausdame gehabt wie Fräulein Rottenmeier(Heidi). Briefe wurden solange korrigiert bis der Brief keine Wahrheit mehr enthielt. Essen war grusselig, wir mussten mit den Zunehmen an einem Tisch sitzen. Abgenommen habe ich nichts. Sportliche Betätigung gleich null. Heute würde ich sogar sagen, die waren homophob, er fand das Mädchen mit kurzen Haaren nicht normal waren. Am schlimmsten fand ich das wir ohne Unterwäsche im Schlafanzug im Bett liegen mussten und morgens wurden wir in den Keller zu den Duschen geschickt und mussten uns ausziehen, wir wurden wie Vieh begutachtet von der Frau und mit einem Schlauch kalt ab gespritzt. Seine Ausraster waren schlimm, einmal sah ich wie er ein Mädchen mit dem Kopf gegen die Wand immer wieder haute. Auch kleinere Kinder waren da. Wir konnten nicht mehr vor Angst und sind bei Nacht und Nebel nur mit Nachthemd und ohne Schuhe in den Wald geflohen. Leider hatten wir es nicht zur Polizei geschafft wir wurde geschnappt. Wir durften die ganze Zeit unsere Eltern nicht anrufen. Geld und Papiere wurden uns am Anfang abgenommen. Irgendwann gab es nochmal ein Fluchtversuch. Danach wurde ein Ausflug gemacht angeblich um uns den Brocken zu zeigen. Wir fuhren zur Grenze der DDR. In Wahrheit wollten die uns über die Grenze schicken. Wir hatten Angst. Nur durch die junge Erzieherin,sie muss so 24 Jahre alt gewesen sein, erfuhren meine Eltern was davon. Meine ganze Kindheit verlief danach nicht mehr so wie vorher.
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Karsten Beckmann aus Leipzig schrieb am 22.03.2023
Ich bin mit 7 1/2 Jahren für 6 Wochen nach Bad Lippspringe gekommen, um mein Asthma zu kurieren. Das war danach auch weg. Die Kur war meine erste Erfahrung von Alleinsein und Trennung von allen mir bekannten Menschen. Auf Heimweh oder andere Gefühle wurde im Heim keine Rücksicht genommen, obwohl es christlich von Ordensschwestern in Tracht mit weißen Hauben geführt wurde. Wichtig war nur die Einhaltung der Regeln und alles mitzumachen, was verlangt wurde. Es war egal, ob jemand das Essen schmeckt, ob man beten mag oder keine Mittagsruhe wollte. Wer alles mitmachte wurde versorgt und betreut. Wer damit jedoch ein Problem hatte, musste mit Strafen rechnen.
Morgens gab es zum Frühstück erst einen Teller heißen Haferbrei und einen Löffel Lebertran. Wer diese Hürde genommen hat, konnte danach Brötchen essen bis er satt war. Wer daran scheiterte, blieb bis zum Mittagessen vor dem Teller sitzen.
Wenn die Schwestern bei einem Regelverstoss nicht den Schuldigen feststellen konnten, wurde willkürlich jemand bestraft. Das ist mir passiert, als in meinem Schlafsaal während der Nachtruhe andere Kinder noch herumalberten. Ich wurde im Schlafanzug in den kalten Duschraum gesperrt und durfte über eine Stunde auf den kalten Fliesen bei Neonlicht sitzen und frieren. Danach ging es in die Eingangshalle, wo ich unter Aufsicht der Nachtschwester eine gefühlte Ewigkeit in einem Sessel sitzen mußte. Irgendwann brachte sie mich wieder in den Schlafsaal zurück. Diese ungerechte sinnlose Willkür habe ich nie vergessen.
Von den 6 Wochen Aufenthalt ist mir nur ein positives Erlebnis in Erinnerung geblieben: Weil ich mit älteren Kinder zusammen in einem Zimmer war, durfte ich die Mondlandung von Apollo 12 abends im Fernsehen mit sehen.
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Heiko Herrmann aus Lohmar schrieb am 22.03.2023
Hallo, ich habe als 5 Jähriger 4 Wochen in Lindow/Strubensee verbracht und mein Päckchen von zuhause wurde geplündert und vom Personal verzehrt.An Falkensee kann ich mich besser erinnern und das war 1980 für Kinder der Horror:Ein Junge musste Fisch essen und erbrach sich und wir alle mussten warten bis er alles gegessen hatte. Ein Anderer hatte sich nachts eigenässt und das wurde vor allen Kindern thematisiert. Täglich mussten sich alle Kinder von5-14 nackt auf den Flur stellen und gegenseitig Bürstenmassage praktizieren, sowie einmal wöchentlich wieder alle nackt um eine Höhensonne im Kreis laufen. Das war damals normal aber mit dem Abstand von heute war es Psychoterror.
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Sylvia aus Aschersleben schrieb am 22.03.2023
Ich war das erste Mal zur Kinderkur mit 8 Jahren beim zweiten Mal mit 11. Ich kann nicht mehr genau sagen, welcher Aufenthalt schlimmer war. Aber die Erlebnisse waren ähnlich.
Am schlimmsten war der Essenszwang. Wir mussten immer alles aufessen, ich sollte zunehmen. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Essen schlecht geschmeckt hat, aber es war zu viel für mich. Mir ist oft schlecht geworden. Dann musste ich draußen eine Runde spazieren gehen und dann weiter essen. Ich saß dann noch oft allein im Speisesaal. Am Ende hatte ich ganze 500g zugenommen, bei der zweiten kur wohl 800g. Manche Kinder haben ihr Essen in den Schlafsaal geschmuggelt und im Schrank versteckt. Natürlich haben die Erzieher das gefunden bei der täglichen Schrankkontrolle. Ich weiß nicht mehr, wie die Kinder bestraft wurden, kann mich nur noch erinnern, dass die Kinder dann immer geweint haben. Ich erinnere mich sowieso an viele verheulte Kindergesichter.
Ich musste meine Unterwäsche und Strümpfe immer mit der Hand waschen, weil ich zu wenig mit hatte.
Die Bürstenmassagen von denen hier schon einige berichtet haben, hab ich auch in schlechter in Erinnerung. Wir standen da alle im schlüpfer rum und mussten uns von oben nach unten abbürsten. Und Gymnastik machen, auch in Unterwäsche.
Ich erinnere mich auch noch daran, dass mal ein Mädchen eingenässt hat. Die wurde vor allen anderen Bloßgestellt.
Beim Briefe schreiben hat eine Erzieherin mich zur Schnecke gemacht, weil ich angeblich meinen eigenen Namen falsch geschrieben habe. Die hat mit mir gestritten, ich müsste meinen Namen mit i schreiben nicht mit y. War sowieso egal, weil die Briefe nie abgeschickt wurden.
Das einzig schöne waren die Ausflüge, die wir gemacht haben. Schloss Moritzburg z. B.
Ich habe aber bestimmt auch vieles verdrängt. Meine Mutter hat erzählt, dass ich nicht viel gesagt habe zu Hause. Ich war dann so in mich gekehrt.
Ich wußte bis jetzt auch nicht, dass es so vielen anderen Kindern in der DDR und in der BRD ähnlich ging und das viele noch schlimmere Erlebnisse hatten.
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Elisabeth Müller aus Köln schrieb am 22.03.2023
Mit 5 Jahren kam ich in ein Heim an der Sieg. Mein Vater war bei der Bundesbahn und über die Institution wurde ich verschickt. Meine Mutter brachte mich zu Hauptbahnhof in Köln und ich wurde einer fremden Frau übergeben. Viele Kinder stiegen ebenfalls in den Zug. Ich kann mich an einen riesigen Schlafsaal erinnern, und dass ich jede Nacht ins Bett gemacht hatte. Das war vorher nicht so. Ich wurde beschimpft und musste tagsüber auch im Bett bleiben. Was sie sonst noch mit mir gemacht haben, weiss ich nicht mehr. 6 Woch enlose Hölle.
Danach wurde ich noch 4 mal verschickt. Das war aber nicht mehr so schlimm. Mit 7 Jahren kam ich ins Kinder- und Jugendkurheim von Dr. Schütterle in Haslach Schwarzwald. Daran habe ich keine Erinnerungen mehr.
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Nadine Ewering aus Steinfurt schrieb am 21.03.2023
Ich bin mit 5 Jahren nach Berchtesgaden gekommen, eine Empfehlung vom Kinderarzt, da ich ständig krank war.
Viel weiß ich nicht mehr, aber eine Situation werde ich nie vergessen.
Ich hatte starkes Heimweh und in der Nacht ins Bett gemacht. Dafür hab ich eine dicke Backpfeife bekommen und zeitgleich hatte ich auch noch hohes Fieber und mir ging es ganz schlecht. Ich durfte mich nicht umziehen und musste den ganzen Tag alleine in dem großen Saal in meinem dreckigen Bett liegen und es hat sich keiner um mich gekümmert.
Und dann dieses schrecklich gestellte Foto mit dem Pony, welches ich festhalten musste. Das Foto wurde dann nach Hause geschickt, damit die Eltern dachten wir hätten eine tolle Zeit.
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Hannelore Harnisch aus Delbrück schrieb am 21.03.2023
Sehr geehrte Frau Röhl
Meine Schwester (8)und ich (7) wurden als Kinder auch verschickt 2mal,in die Hölle unseres Lebens.Eine Verschickung schlimmer als die andere.
Wir wurden zum Essen und schlafen gezwungen. Unsere Briefe zensiert oder kamen gar nicht an. Wenn man sprach musste man in der Ecke stehen. Beschimpft wurde man wenn man weinte man kann alles gar nicht wiedergeben was einem angetan wurde. Auch wenn man sein Leben lebt diese Erfahrungen haben tiefe Narben hinterlassen.
Mfg H. Harnisch
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Karin Schwarzenberg aus Paderborn schrieb am 21.03.2023
Sehr geehrte Frau Röhl,

Noch heute ist es für mich Horror, was ich als Kind erlebt habe. Anfang 72 verstarb unsere Mutter. 1972, 1973, 1974 wurden meine
Schwester und ich zum ersten Mal mit 7 u. 8 Jahren in den Sommerferien
verschickt. Einmal Bad Karlshafen, dort musste meine Schwester in
einem Gitterbett für Kleinkinder schlafen. Sie konnte nicht richtig
liegen und hat viel geweint. Ich habe versucht sie zu trösten, weil man aber nicht sprechen durfte, musste ich nachts auf dem kalten,
dunklen Flur allein in der Ecke stehen. Es gab Schläge oder man wurde
eingesperrt, die Strafe kein Essen zu bekommen, war für mich eher
Belohnung, denn das Essen war grauenvoll. Zum Essen wurde man gezwungen, man durfte erst aufstehen, wenn der Teller leer war. Sonst kam man in einen dunklen Raum. Am Tisch und während Spaziergängen
durfte nicht gesprochen werden. Dort wurden wir beide krank Masern und
mussten zu unserem Glück in der dritten Woche abgeholt werden. In Niendorf an der Ostsee war es noch schlimmer. Die Briefe, die ich geschrieben hatte, von Heimweh berichtete und dass wir Nachts in einem
Bett zusammen schlafen, weil wir solche Angst hatten, kamen nie zu Hause an. Dafür wurde meine Schwester sofort in einem anderen Zimmer untergebracht und wir wurden Nachts eingeschlossen. Beim Essen war es so schrecklich, Erbrochenes musste wieder gegessen werden. Selbst
ungenießbare Speisen wurden vorgesetzt. Ich habe tatsächlich mehrfach versucht aus dem Fenster zu springen, um wegzulaufen. Diese
Erinnerungen kann man nicht vergessen. Noch heute sind Dunkelheit, enge Räume und volle Teller für mich abschreckend.
Schade, dass ich erst durch den gestrigen Bericht in der Tageszeitung
aufmerksam wurde auf Ihren Aufruf. Die Petition habe ich sofort
unterschrieben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Herzliche Grüße
Karin
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Tackenberg, Sylvia aus 45879 Gelsenkirchen schrieb am 21.03.2023
Ich war ein dünnes Kind, wurde zur Erholung 6 Wochen nach Bad Rothenfelde geschickt um zuzunehmen. Ich hatte mich so darauf gefreut, war ganz stolz alleine zu verreisen. Es wurde die Hölle für mich.Mir wurden bei Ankunft alle Süßigkeiten weggenommen, auch mein Kuscheltier wurde weggenommen. Wir mussten uns mit kaltem Wasser waschen. Alles essen , auch wenn man sich davor ekelte. Ich mochte keine Tomaten (bis heute kann ich sie nicht essen), musste Brote mit Tomaten essen. Ein anderes Mädchen mochte keine Blutwurst, wir tauschten unsere Brote unter dem Tisch. Leider ist es aufgefallen. Das andere Mädchen kam irgendwo in einen Raum und musste das Blutwurst Brot essen, sie erbrach es und musste dann das Erbrochene essen. Vor Angst und Heimweh hab ich nachts geweint und musste daraufhin im kalten Flur auf einer Pritsche ohne Zudecke die Nacht verbringen.Ich habe meinen Eltern geschrieben wie schlimm ichcda behandelt werde, dax wurde von den Erzieherinnen geschwärzt, dass meine Eltern es nicht lesen konnten. Ich hatte während dieser Zeit Geburtstag, mein Päckchen von den Eltern wurde mir weggenommen . Es sind bestimmt noch schlimmere Sachen passiert. Ich werde dieses Jahr 60, aber ich werde diese Zeit nie vergessen.
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Monika Groth aus Reken schrieb am 21.03.2023
Verschickungsheim in Erpen Bad Rothenfelde
Mein Name ist Monika Groth. Ich war ein schwächliches Kind, und viel erkältet. Deshalb dachten meine Eltern, dass es gut für mich wäre, zur Erholung zu kommen.
Also wurde ich zusammen mit einer Frau von der Fürsorge in den Zug gesetzt. Im Kinderheim angekommen, mussten wir unser Proviant abgeben. Jedes Kind durfte sich dann etwas davon nehmen. Dumm wie ich war,nahm ich mir einen großen Apfel, den ich dann nicht schaffte aufzuessen. Also bekam ich am ersten Tag schon Ärger. Ich hatte wohl so was wie Milchunverträglichkeit. Es gab jeden Morgen Haferbrei. Mir wurde immer wieder schlecht davon. Weil man Schläge bekam, wenn man nicht aufgegessen hatte,bekam ich solche Angst.Als Ich mich dann übergeben hatte, hab ich einfach das Erbrochene weitergegessen. Bis mir jemand den Teller weggenommen hatte. Wenn man seinen Teller nicht leergegessen hatte, musste man mit seinem Teller in die Garderobe. Dort musste man sich vor der Bank hinknien und essen, bis der Teller leer war. Erst dann durfte man wieder zu den anderen. Ich hatte so schreckliches Heimweh. So kam es auch vor, dass ich wieder ins Bett machte. Natürlich gab es deshalb auch wieder Schläge. Wir gingen auch öfters ins Badehaus. Dort waren Wannen mit warmem Solewasser aufgestellt. Darin musste man liegen und sich ruhig verhalten. Ich hatte mir eine Wanne ausgesucht, mit sehr viel Wasser drin. Die Betreuerin stellte deshalb einen Schemel in die Wanne, auf den ich mich dann setzen sollte. Doch der Schemel rutschte mir weg, so dass ich fast ertrunken wäre. Das Ende vom Lied war, ich wurde beschimpft. Warum ich denn so dumm war und mir die Wanne mit dem vielen Wasser ausgesucht hatte. Es war Adventszeit. Im Heim gab es einen Adventskalender . Er bestand aus einer Schnur, an der Walnüsse geklebt waren. Jeden Tag durfte ein Kind eine Nuss abschneiden. Nur wenn es lieb war. Dann kam der Tag wo die Erzieherin sagte, Monika war heute lieb, sie darf heute die Nuss abschneiden. Nein doch nicht.Es kam ein anderes Kind dran. Die Enttäuschung spüre ich noch heute.Ich war damals noch keine 7 Jahre alt. Jetzt bin ich 70 Jahre. Ich kann die 6 Wochen im Heim nicht vergessen.
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Christa Wortmann aus Oberhausen schrieb am 12.03.2023
Meine Schwester sollte zur Untersuchung zwecks Einschulung.Ich wollte unbedingt dabei sein.Bei meiner Schwester war alles gut,als der Arzt mich sah meinte er zu meiner Mutter dass ich zu dünn sei und ich zur Kur muss.Im November 1965 wurde ich in einen Zug Richtung Schwarzwald gesetzt.Sechs Wochen ging meine Kur.Wir schliefen mit mehreren Kindern in einem großen Schlafsaal.Morgens gab es Haferschleim, entweder mit Kakao oder ohne.Ich musste sehr oft brechen und mir wurde das erbrochene wieder vorgesetzt was erneutes brechen verursachte.Zur Strafe musste ich ins Bett.Ich hatte furchtbare Angst in dem großen Saal, besonders wenn es dunkel war.Draussen war ein Wald und im Saal war eine große Glasscheibe.Meine Fantasie spielte mir übel mit.Die Briefe die ich an meine Eltern schrieb wurden kontrolliert und "verbessert".Einmal die Woche war Badetage.Erst durften die großen Mädchen baden und danach wir.Alle in dem gleichen Wasser.Mir würde der nasse Lappen über Mund und Nase ausgedrückt dass ich dachte ich ersticke.Bis heute kann ich sehr schlecht Wasser im Gesicht haben ohne Panik zu bekommen.Der Geruch von Haferschleim und Kakao bereitet mir Übelkeit.Wir mussten öfters zur Untersuchung und ich kann mich an Spritzen erinnern die ich bekommen habe.Mittags mussten wir draußen auf einer Liege einen Mittagsschlaf machen.Es durfte nicht geredet werden.Ich hatte großes Heimweh und war froh nach sechs Wochen wieder nach Hause zu fahren Obwohl das fast 60 Jahre her ist denke ich noch sehr oft an diese Zeit.
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Jan schrieb am 12.03.2023
Ich war 1989 mit 6 in Wiek und mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich daran zurückdenke.
Bereits die Abreise im Bus vom Leipziger Hauptbahnhof ist mir in trauriger Erinnerung. Ich hatte ein von meiner Mutter liebevoll gestaltetes Schild mit meinem Namen um den Hals, dann mussten wir uns verabschieden und führen mit Tränen in den Augen nach Wiek.
Dass wir immer aufessen mussten, uns nackt in einem Kreis aufstellen und dem Kind vor uns den Rücken mit einer fiesen Plastikbürste schrubben mussten etc. war bei uns auch so.
Am schlimmsten fand ich jedoch, wie ein Kind mit "Schlafzimmerblick" behandelt worden ist. Ständig schnauzten die Erzieherinnen es an, es solle die Augen gefälligst richtig aufmachen. Eines Tages, als das Kind wohl zusätzlich nicht aufgegessen hatte, musste unser gesamtes Haus abends antreten. Dann wurde das Kind vor aller Augen in Krepppapier eingewickelt, welches dann mit einer großen Schleife fixiert worden ist. Dann verkündeten die Erzieherinnen, dass Kind werde jetzt als Paket per Post verschickt - quasi als "Warnung" was mit unfolgsamen Kindern passiere. Als wir alle einen großen Schreck bekommen hatten, wurde das Kind wieder "ausgepackt". Wenn ich daran denke, möchte ich den heute wohl 40jährigen Mann am liebsten in den Arm nehmen und zusammen eine Runde heulen. Wie schlimm muss das für ihn erst gewesen sein, wenn mich das als hilfloser "Zuschauer" schon so mitgenommen hat.
An einen einzigen schönen Abend kann ich mich erinnern, als die Großen uns halfen uns rauszuschleichen und gemeinsam Elf 99 zu schauen.
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Andreas Ohmsen aus Hamburg schrieb am 12.03.2023
Ich bin durch den Hinweis einer ehemaligen Arbeitskollegin auf diese Initiative gestoßen und bin ganz überrascht, dass die damaligen Erholungs- oder Erziehungsinstitutionen nach so langer Zeit noch aufgearbeitet werden. Wir hatten bei einer privaten Unterhaltung festgestellt, dass wir uns in dem selben Verschickungs- bzw. Kinderheim zu allerdings unterschiedlichen Zeitpunkten aufgehalten haben. Unsere Erinnerungen und Eindrücke sind ähnlich. Die Aufenthaltsbedingungen haben sich in den Jahren danach wohl noch verschlimmert. Vielleicht habe ich mit meinen acht Jahren auch manches nicht mitbekommen. Meine Eltern hatten mich nach einer ausgeheilten Hepathitis-A Erkrankung aufgrund der Empfehlung eines Arztes dort hingeschickt. Ich habe noch viele insgesamt durchwachsene Erinnerungen an damals. Aus heutiger Sicht wurden wohl die autoritären Umgangsformen und Erziehungsrituale aus der Nazizeit hier fortgesetzt. 1962 war es noch zu früh für ein generelles Umdenken und Aufarbeitung wie sechs Jahre später. Das Personal in Berlebeck war altersmässig gemischt, die Leiterin erinnerte mich am ehesten an eine Klostervorsteherin. Die meist jüngeren Erzieherinnen waren teilweise recht nett und menschlich. Es gab aber auch physische Gewalt, die eine oder andere Ohrfeige oder eins hinten drauf. Eine Merkwürdigkeit waren die sogenannten "Liegekuren": Nach kleineren Vergehen musste man den ganzen Tag lang im Bett bleiben und durfte dann den "tollen" Ausflug zum Hermannsdenkmal nicht mitmachen. Die Altersstruktur der Kinder und Jugendlichen lag gefühlt so zwischen 5 und 18 Jahren. Als skandalös empfinde ich aus heutiger Sicht besonders die Mittagsruhe, man musste im Bett liegen und durfte 2 Stunden keine Toilette aufsuchen. Auch nachts war das nicht erlaubt. Ich konnte den Harndrang nicht immer unterdrücken und wurde einmal zur Heimleiterin zitiert: "Du machts mir ja die ganze Matratze kaputt!". Die Qualität der Speisen und Getränke empfand ich als weiteren Tiefpunkt bei dieser Anstalt. Morgens Milchsuppe bis zum Abwinken, bei Erbsensuppe und ähnlichen Eintopfgerichten musste ich mich übergeben. Als achtjähriger konnte ich mich damals noch nicht so artikulieren und ich wusste nichts von der Tradition der Kinderlandverschickung, Hitlerjugend etc. Die Erziehungskräfte von damals waren mit Sicherheit auch nach dem Krieg weiter im Dienst und nicht alle hatten das autoritäre Denken aufgegeben. Die Frage ist, ob es solche Zustände in bestimmten Regionen dieses Landes noch immer gibt...
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Silvia Arndt-Grund aus Berlin schrieb am 07.03.2023
Ich war mit ca. 15 Monaten an TBC erkrankt und lag 9 Monate lang im Krankenhaus. Tagsüber wurde ich an beiden Seiten des Bettchens festgebunden, was man noch auf Fotos gut erkennen kann. Meine Eltern durften beim Besuch nur vor einer Scheibe stehen - nach ca. 3 Monaten habe ich sie nicht mehr wahrgenommen.
1961 wurde ich dann zu einer „Liegekur“ nach Wyk auf Föhr geschickt. 4 Wochen sollten es sein, aber der Aufenthalt wurde von der Klinik immer wieder verlängert. Ich habe von dort noch meinen Entlassungsbericht, auf dem man die Namen der Verantwortlichen lesen kann.
Nach fast 5 Monaten holten mich meine Eltern auf „eigene Verantwortung“ nach Hause. In diesem Entlassungsbericht steht, dass mein Kurerfolg ungenügend sei, ich mich aber immerhin „gut eingefügt“ habe.
Ich hatte so viel Angst dort, weil alle so böse und streng waren.
Wir schliefen in einem riesigen Schlafsaal, in dem auf beiden Seiten ein Bett neben dem anderen stand. Niemand durfte auch nur einen Mucks von sich geben, sonst wurde man an den Ohren gezogen. Ich glaube, man hätte das Fallen einer Stecknadel hören können, so still war es in diesem großen Raum, mit so vielen Kindern.
Ich erlebte, wie ein Junge sein Erbrochenes essen musste. Er erbrach sich immer mehr. Dieses Erlebnis habe ich mein ganzes Leben immer wieder mal im Kopf.
Einmal saßen wir am Strand. Da bat ich eine Schwester etwas zu trinken zu dürfen. Sie sagte mir, es gäbe genug Wasser vor mir, und Muscheln um das Wasser damit trinken zu können lägen auch genügend rum. Das habe ich dann gemacht.
Zur Folge hatte ich schwere Verätzungen im Hals und musste gefühlt über sehr viele Tage und Nächte allein in einem dunklen Zimmer sein. Ich hatte fürchterliche Schmerzen und fühlte mich unendlich allein.
Ich leide heute unter einer Angstneurose, die mich in bestimmten Situationen immer wieder überkommt.
Und mir kommen die Tränen, wenn ich das ganze Leid von allen hier lese.
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Christine Müller schrieb am 04.03.2023
Meine Einschulung im April 1957 stand bevor. Da ich sehr untergewichtig war, schickten mich meine Eltern mit den besten Absichten zur Erholung in ein Kinderheim nach Westerland auf Sylt. Sie hofften, dass ich dort 6 Wochen gut versorgt würde und mit ein wenig mehr Gewicht nach Hause zurückkehren würde. Damals habe ich sehr stark an meinen Fingernägeln geknabbert. Als wir in dem Heim ankamen, wurden wir gleich darauf hingewiesen, dass Nägelknabbern nicht geduldet wird. Man zeigte uns auch gleich, was bei Verstößen geschehen würde. Kindern wurden Holzscheite mit Verbandszeug unter die Hände gebunden und tageweise nur zum Essen abgenommen.
Auch nachts blieben die Hände verbunden.
Essen mussten wir alles, was auf den Tisch kam. Zum Frühstück gab es immer u. a. ein Schälchen mit schrecklich klumpigem Grießbrei. Da ich diesen Brei nur sehr schwer herunterbekam, wurde ich jeden Tag 1/2 Stunde früher geweckt, um bis zum Ende des Frühstücks auch mit allem fertig zu sein.
Ein Mittagessen mit furchtbar angebranntem Backobst ist mir in besonders schrecklicher Erinnerung, denn wir mussten alle unsere Teller leer essen, auch die Kinder, die sich vor Ekel übergeben haben.
Einmal in der Woche wurden wir gebadet und anschließend wurden jedes Mal Finger- und Fußnägel geschnitten. Besonders die Fußnägel wurden so kurz gehalten, dass sich meine Eltern über die Entzündungen der Haut wunderten, als ich nach Hause kam. Wir wurden regelmäßig gewogen, um zu kontrollieren, ob wir Gewicht zugelegt hatten. Da ich zum Ende der 6 Wochen an einer Mandelentzündung erkrankt bin und etliche Tage im Bett verbringen musste, wo ich nach meiner Erinnerung nur mit furchtbar schmeckendem Lebertran behandelt wurde, hat es mit der Gewichtszunahme nicht geklappt.
Bis ich durch Zufall von der Initiative Verschickungskinder erfahren habe, war mir nicht bewusst, dass so viele Kinder über einen so langen Zeitraum in Kinderheimen die gleichen schrecklichen Erfahrungen machen mussten wie ich.
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Claudia aus Berlin schrieb am 03.03.2023
Ich war 1987 mit 7 Jahren für 3,5 Monate im Logopädischen Kindersanatorium in Thalheim.
Als Vorbereitung auf diese Kur sollte ich lernen zu schweigen (mehrere Stunden am Tag), meine Sachen selbst raus zu legen, mir selbst meine Brote zu machen, mein Zimmer selbst aufzuräumen. Über all das sollte ich Buch führen und jeden Tag abhaken. In den ersten 14 Tagen der Kur haben wir unter Medikamenteneinnahme geschlafen. Nur zum Essen sind wir aufgestanden. Dabei mussten wir schweigen. Somit habe ich 14 Tage kein Wort gesprochen. Alles war strengstens geregelt. Danach durften wir in der Gruppe nachsprechen. Danach einzeln nachsprechen usw. Briefe wurden kontrolliert. Die Briefe, die wir geschrieben haben, wurden vorgeschrieben. Die Körperhygiene war vorgeschriebene (wann welcher Lappen) und wurde überwacht. Es gab Listen und zur Belohnung Wimpel für gutes Verhalten und gutes Sprechen. Als ich meine Arme mal beim Einschlafen in der Luft bewegte, bekam ich einen Minuspunkt. Durch das Haus mussten wir mit Händen auf dem Rücken gehen alle in einer Reihe. Den vermeintlichen Fortschritt meines Sprechens musste ich jeden Tag in einem Heft reflektieren. Das wurde kontrolliert. Nichts durfte wild, laut oder spontan sein in diesem Haus. Es gab einen Tag, an dem alle Eltern gekommen sind. Dafür haben wir ein kleines Programm einstudiert. Danach durften wir zu unseren Eltern. Meine Eltern haben mich völlig verändert vorgefunden. Bis zum Schluss wurden uns Medikamente gegeben. Ich weiß nicht welche. An körperliche Gewalt kann ich mich nicht erinnern. Emotionale Begleitung gab es keine. Bis heute stottere ich. Ein toller Sprachtherapeut hat mir dann 1995 eine neue Sichtweise auf mein Stottern gegeben. Das hilft mir bis heute und hat vieles verbessert, so dass ich beruflich selbstbewusst Vorträge halte.
Die Erinnerungen an die Zeit, das alleine gelassen seins, das etwas weg soll und das Funktionieren müssen hat einige Spuren und Glaubenssätze hinterlassen.
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Bea schrieb am 03.03.2023
Hallo, ich war, wenn ich mich richtig erinnere, 1981 im Winter dort. Ich fand es sehr unangenehm. Ich erinnere mich an scheußliche, gelblich geflieste Duschräume im Keller, in die man nur zusammen reingelassen wurde. Ich erinnere mich an knarrendes Holzparkett und schwere Türen. Die strengste “Aufseherin” hieß Seifert. Es wurde einem viel verboten. Man durfte nie zur Toilette, wenn man musste. Nicht während der Mittagsruhe, auch nicht in der Nacht. Wenn Kinder ins Bett machten, wurden sie danach vor allen anderen gedemütigt. Im Bettenzimmer lagen etwa 10 oder mehr Kinder - aber da kann mich die Erinnerung auch täuschen. Es gab definitiv einen Zwang, Dinge zu essen. Pures Fett, Speck in Batzen, das sich nicht runterschlucken ließ und man konnte es nur heimlich in der Hand oder im Mund verstecken und dann auf der Toilette loswerden. Post wurde kontrolliert. Wenn man schrieb, dass man Heimweh hatte, wurde die Post konfisziert. Päckchen durfte man sich nicht schicken lassen. Es gab ein straffes Programm, zu dem auch Unterricht gehörte. Ich träume bis heute, dass ich meine Schulsachen vergessen habe, weil mir diese dort fehlten. Es gab auch eine Frau Weber, wenn ich den Namen richtig erinnere. Die war nett und beschützte die Kinder manchmal vor der Strenge der anderen Aufseherinnen. (In meiner Erinnerung nenne ich sie immer so ) Ich war immer müde und mir war immer kalt. Ich empfand ständig Scham, weil man keine persönliche Grenze haben durfte, was Nacktheit betraf. An die Bürstenmassagen erinnere ich mich auch. Kleine Plastikbürsten, die man über die Hand klemmte, dann sollte man sich von unten nach oben bürsten. Angeblich für die Durchblutung aber die Haut raute auf. Ich hatte immer Angst und wollte nach Hause. Es gab keinen Trost. Keine lieben Worte. Kein Aufgefangensein. Es fand ein Rodeltag statt Einen langen Weg durch den Wald hinab rodelten wir mit den Schlitten. Ich stürzte und hatte danach Schmerzen im Rücken, die nicht abgeklärt wurden. Es muss ein schöner Wald gewesen sein….aber dunkel. Das furchtbare Essen bis zum Erbrechen, die Duschkeller, die Kälte, straff durchorganisierter Tag, Toilettenverbote, Strenge – und noch andere diffuse, unangenehme Erinnerungen und Gerüche…. Lediglich am letzten Tag gab es eine Kinderdisco, die mir vorkam wie ein Freiheitsfest. Dort trugen Kinder barocke Kostüme und einige hatten einstudiert, Menuett zu tanzen. Nach Mozart, wenn ich mich nicht täusche. Als ich daheim aus dem Bus stieg, erschrak meine Mutter, als sie mich abholte. Ich hatte mehrere Kilo Gewicht verloren. Sie meinte später immer, ich hätte danach ausgesehen, als ob ich eine Kur nötgig gehabt hätte. Ich verbinde eigentlich nur ungute, traumatische Gefühle mit dieser Zeit. ich war 3 Wochen, andere Kinder 4.
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N. P. schrieb am 21.02.2023
Ich war im Jahre 1994 mit 14 Jahren 6 Wochen bei einer Kinderkur. An diese schreckliche Zeit habe ich sehr gute Erinnerungen:
Toilettengänge waren nachts verboten

Toilettengänge am Tag mussten bei der Betreuerin angemeldet werden und waren bei einer Betreuerin zeitlich begrenzt. Hierfür wurde eine Eieruhr auf 5 Minuten eingestellt. Bei Ablauf der Zeit wurde man vom WC abgeholt.

Duschen 1x wöchentlich, bei Periode täglich. Hierfür musste man beweisen, dass man seine Periode hat.

Wöchentlich mussten aus einer Kiste mit schmutziger Wäsche aller Kinder die eigene Unterwäsche gesucht und vor allen gezählt werden. Ich hatte einmal einmal zu wenig verbraucht. Ursache Wäschewechsel zu Hause morgens, in der Klinik abends. Meine Versuche das zu erklären wurden abgebrochen und ich wurde als dreckig vor allen beschimpft.

Eltern durften nicht kontaktiert werden in der ersten Woche. Danach wurden Briefe nachmittags verteilt. Diese mussten wir vor allen vorlesen.
Briefe wurden kontrolliert bevor wir die versenden durften.

Tisch für zu dünne kinder: Sahnemilchgemisch musste ausgetrunken werden. Essen, welches nicht gegessen wurde, wurde immer wieder aufgetischt. In Wurstscheiben waren die Gruppennamen geritzt, auch bei Götterspeise (Orange). Die Wurstscheiben waren grau und wellten sich.

Läusekämmen, ich hatte Schuppen. Das haben die Betreuerinnen zunächst nicht erkannt, so musste ich im Schlafraum alleine warten, gefühlt eine Ewigkeit. Als ich zurück in den Gruppenraum durfte, haben mich alle wegen angeblicher Läuse gehänselt.

Ich hatte Geburtstag während der Zeit. Mein Paket von den Eltern musste ich vor allen öffnen. Die Süßigkeiten wurden mir sofort abgenommen und an alle verteilt. Der Karton roch nach zu Hause, ich wollte den deshalb unbedingt behalten. Aber der wurde mir aus der Hand genommen und weggeworfen.

Es musste täglich mehrfach gebetet werden, Gottesdienst mitgestaltet werden, unabhängig von Glauben, Glaubensrichtung.

Ein Junge aus einer Gruppe hatte sich verlaufen und fragte mich nach dem Weg. Ich kam gerade vom WC. Ich versuchte zu helfen, wurde erwischt und durfte als Strafe den restlichen Tag (nach dem Mittag bis nach dem Abendbrot) nicht mehr auf WC.
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Cora S. schrieb am 20.02.2023
Ich war in Sommerferien 1979 in dem Verschickungsheim, mein Bruder in den Osterferien. Unsere Erfahrungen waren ziemlich gleich. Unsere Heimleiterin damals hieß Evi, die Betreuer waren noch ziemlich jung, z. T. erst 18-21. Ich kann mich noch an eine Elke, Hilde und Martina erinnern, es gab auch einen männlichen Betreuer, der Luca hieß.

Morgens um halb neun gingen die Betreuerinnen durch die Flure und sangen Morgenlieder. Das war für uns das Zeichen, dass wir aufstehen und die Zimmer verlassen durften. Um 9:00 Uhr gab es Frühstück: Von großen Tabletts, die turmartig beladen waren mit Honig- und Marmeladenbroten mussten zwei gegessen werden, zu trinken gab es Sirupwasser oder ungesüßten Tee. Zwei Mal die Woche kam ein Trainer, um mit uns nach dem Frühstück durch den Ort zu joggen. Die übrigen Tage mussten wir in Zweierreihen singend mit zwei Betreuerinnen durch die Ortschaft ziehen. Mittagessen gab es um 12:00 Uhr, meist sandige Kartoffeln, sandiges Gemüse, oft mit "Einlage" und immer dieselbe Soße. Ab und zu auch mal ein Würstchen, Rührei oder Leberkäse. Egal wie es schmeckte, Aufessen war Pflicht. Danach mussten wir 2 Stunden Mittagsruhe halten und um 15:00 Uhr schon wieder Marmeladenbrot essen. Abendessen gab es um 18:00 Uhr. Tagsüber oder auch mal nach dem Abendessen wurden öfter kleine Ausflüge gemacht, in den Ort, zu einem Bach, ins Freibad oder einfach nur zum Spielen im Garten.

Ein Mal die Woche gab es einen Wochenbrief von den Eltern und es war erlaubt, samstags ein Telefongespräch von 15 Minuten zu führen, natürlich unter Aufsicht. Auch sämtliche Briefe kamen nur geöffnet und gelesen bei uns an.

Wenn jemand etwas falsch gemacht hatte - z. B. unhöflich war, nicht aufgegessen hatte oder auch andere Kleinigkeiten, dann gab es jedes Mal eine Gruppenstrafe. Ich kann mich noch an ein Mal erinnern, als wir Mädchen mit der Heimleiterin im Freibad waren und die Jungen aus unserer Gruppe im Heim geblieben war. Einer der Jungen hatte die Betreuerin beleidigt - mit der Folge, dass wir alle für den Rest der Woche direkt nach dem Abendessen ins Bett gehen mussten.
Freitags gab es eine Disco, aber nur für diejenigen, die sich nichts "geleistet" haben unter der Woche. Alles in allem lief es sehr streng ab im Tagesablauf. Jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt und beim Essen wurden wir streng überwacht. Nachts durften wir die Zimmer nicht verlassen, auch nicht, um zur Toilette zu gehen. Es gab aber einen Jungen, der nachts Asthma-Anfälle bekam und ins Arztzimmer gebracht werden musste. Diese Minuten haben wir meist ausgenutzt, um doch heimlich schnell zur Toilette zu kommen. Wären wir erwischt worden, hätte es eine Gruppenstrafe gegeben.

Da wir schon etwas älter waren, bekamen wir sonntags ein Taschengeld und durften in der Gruppe am Montag nach Fischen zum Einkaufen gehen. Am Sonntag gab es die Möglichkeit, in die Kirche zu gehen - und damit auch früher aufzustehen und Frühstück gab es anschließend beim Bäcker.

Das schlimmste dort waren die ständigen Kontrollen, das Missachten der Privatsphäre und vor allem das Heimweh. Zum Glück mussten wir nicht noch einmal in so ein Verschickungsheim.

Ich vermute mal, dass dies das selbe Heim gewesen ist, das Katharina aus Bremerhaven hier meinte. Auch ich habe danach gesucht. Wie es aussieht, wurden die Häuser in dieser Straße alle zu Ferienhäusern umgebaut, vielleicht auch das ehemalige Kinderheim?.

Auch unsere Gruppen kamen überwiegend aus Norddeutschland - Hamburg, Bremen, Lübeck, Heidekreis, usw. Die "Kur" wurde damals von unserer Krankenkasse befürwortet und regelrecht angepriesen und wurde vom Arzt genehmigt.

Eine ehemalige Klassenkameradin von mir war im selben Jahr in einem Verschickungsheim auf Amrum in Wittdün, das es heute auch nicht mehr gibt.
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Katharina aus Bremerhaven schrieb am 19.02.2023
Ich wurde 89 oder 90 zusammen mit meiner Schwester von Bremerhaven ins Allgäu geschickt. Ich erinnere mich nur in kleinen Bruchstücken. Damals war ich 5 oder 6 und meine Schwester ca. 12. Sie hat komischerweise kaum Erinnerung an diese 6 Wochen. Für mich eine schlimme Zeit. Mittags wenn man nicht schlafen konnte, musste man auf dem Flur stehen oder sitzen. Pakete und Briefe verschwanden. Ich wurde zum Essen gezwungen usw. Wie waren auch in einem freibad, wo ich fast ertrunken bin. Hatte dann Panik zu duschen und wurde dann auch gezwungen. Das Haus hatte vom Garten aus eine Treppe zur oberen Etage. Dort war ein Balkon wo wir kleineren gegessen haben. Ich war 2013 und 2019 dort, weil ich unbedingt das Haus finden und aufarbeiten wollte. Habe aber nichts rausbekommen. Das Gesundheitsamt in Bremerhaven wusste von nichts. Die Leute in fischen auch nicht. Es gibt einen Brief von mir an meinen Vater wo drinnen steht dass meine Betreuerin Frau Gutsmann hieß und wenn ich mich recht erinnere mit Vornamen Roswitha. Sie kam aus dem Schwarzwald. Wir sind im Laufe der Kur mal für 2 oder 3 Tage nach Österreich gefahren. Vielleicht erinnert sich jemand oder war im gleichen Haus. Ach und ich weiß noch dass wir Kinder aus bremerhaven und Hamburg kamen. Da waren Zwillingsschwester n im Rollstuhl. Eine davon hieß Antonia. Wir Bremerhavener mussten länger bleiben als die Hamburger und durften ab der Abreise der anderen auch nicht mehr auf unseren Zimmern schlafen. Würde mich wahnsinnig freuen wenn sich hier jemand findet der auch dort war.
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Goodwill Speck aus Mondorf-les-Bains schrieb am 18.02.2023
Ich war zwischen 6 bis 8 Jahre alt als ich in so einem Seehospiz gelandet bin wg Asthma für 6 Monate. Bin ich geheilt zurück gekommen? Nein. Herzrasen hohes Fieber nachts während langer Zeit waren normale Reaktionen. Ich bin nachts stundenlang um unseren grossen Küchentisch gerast und meine Eltern haben mich laufen lassen. Sie hatten Angst ich würde sonst in der Klapse landen aber aus der kam ich ja eigentlich. Mein Vater ist später mit mir zum BKA Düsseldorf gegangen und daraufhin gab es eine Untersuchung. Ärzte die zugegeben haben das sie sich nicht getraut haben bei diesen sogenannten Schwestern etwas zu sagen, sie durften nie die Unterhosen von den Kindern runterziehen (der Teil war jedesmal grün und blau geschlagen).
Briefe welche man nach Hause geschickt hat wurden vorher kontrolliert und je nachdem was drin stand gab es eine ins Gesicht. Haben die Eltern angerufen stand immer einer als Kontrolle daneben.
Es gab eine kleine Lichtung mit ein Bäumen, ich wollte immer dahin. Ich wurde angeschrien weil ich nicht mit zu dem Strand wollte.
Für mich war es die Fortsetzung von 1940 alte frustrierte Naziweiber welche alle ihre perversen Fantasien an den Kindern ausgelebt haben. Es hat sie ja auch keiner daran gehindert. Selbst wenn man es zu Hause nachher erzählt hat es wurde erst einmal nicht ernst genommen und später auch nicht. Meine Mutter hat mich Jahre danach einmal gefragt warum ich nicht zulasse das sie mir hilft. Das Vertrauen ist mit dem 6 monatigen Aufenthalt in Norderney zerstört worden und wurde auch nie wieder hergestellt. Selbst jetzt mit fast 60 wache ich manchmal nachts auf und das Herz rast und da ist nur eine große schwarze Wand. Ich mache extrem viel Sport und Yoga das hilft. Kinder und Tiere haben keine Stimme. Da ist wirklich was dran.
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