ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der “Initiative Verschickungskinder” (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2741 Einträge
Cendy aus Salem schrieb am 18.04.2023
Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich Dinge essen musste, die ich nicht mochte sogenannter Essenszwang. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Wer war auch noch dort und etwas berichten?
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Christine aus Dormagen schrieb am 16.04.2023
Da ich schwere Neurodermitis und Asthma hatte ,kam ich 81/82 mit 6 Jahren nach Norderney ,Kaiserin Seehospiz.
Ich habe 6 Monate dort verbracht ....
Die Ordensschwestern haben und gedemütigt und gequält ... damit wir nicht kratzen wurden wir nachts ans Bett gebunden...Wer pipi musste hatte Pech gehabt und musste ins Bett machen.
Wenn man doch gekratzt hatte, dann musste man komplett nackt vor allen anderen Kindern und Schwestern stehen und wurde mit furchtbar brennender Tinktur " blau" gemacht... am Telefon und in Briefen mussten wir lügen , dass es uns ganz toll geht. Eingehende Post und Pakete wurden kontrolliert und einkassiert.
NNach6 Monaten sind meine Eltern gekommen, da sie gemerkt haben, dass was nicht stimmt ...vorgefunden haben sie eine 6 jährige, die am ganzen Körper vereitert war , kaum noch gesunde Haut am Körper.... Der Eiter lief aus meinen Ohren...es war schlimm... weitere 6 Monate hat man in Bremen um.mein Leben gekämpft ... und ich habe gewonnen ... nicht diese sadistischen Schwestern.... viele Jahrzehnte habe ich es verdrängt ... mich nur gewundert, warum ich Panik bekomme, wenn man mich an dek Händen festhält .... durch eine Therapie, die ich eigentlich wegen meinem.Exmann angefangen habe kamen diese Traumata vor ca 10 Jahren zum Vorschein ....
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Astrid schrieb am 16.04.2023
In Grömitz war mein Tag schon vor dem Frühstück gelaufen, weil ich eine Extrasuppe zum Zunehmen bekam und danach "gestopft" war. In Westerland das Übliche: erzwungener, erfolgloser Toilettengang nach dem Essen und dann weder im Mittagsschlaf noch Abends nach dem Zubettgehen erlaubt auf die Toilette zu gehen.....erst nach dem "Einschlafen" mit zusammengeklemmten Beinen. Briefzensur sowieso.
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Regina Gumtau aus Plön schrieb am 16.04.2023
Hallo in die Runde,

mein Bruder und ich waren 1976 für 6 Wochen in Plön im Seehof, dass von der Heilsarmee betrieben wurde. Mein Bruder war 6 und ich 5 Jahre alt. Diese 6 Wochen zählen absolut zu meinen allerschlimmsten in meinem Leben. Auch ich habe Albträume verbunden mit aufkeimenden, negativen Gefühle und Auswirkungen in Bezug auf diese traumatischen Erlebnisse. Ich erinnere, dass ich mich regelmäßig übergeben musste, da die Betreuerinnen dort uns das Essen reingestopft haben, schließlich sollten wir ja zunehmen. Eines nachts schaffte ich es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette und ich habe mich auf dem großen, riesen Holzfußboden übergeben. Die Betreuerin brachte mir einen Eimer und einen Feudel und ich die Sauerei entfernen. Hilflos habe ich mein Erbrochenes hin und her geschoben, da ich nicht so recht wusste, wie ich den Boden wieder sauber kriegen könnte. Die Betreuerin nahm mir den Feudel aus der Hand und hat ihn mir ins Gesicht geklatscht mit den Worten “du alte Sau sollst das wieder sauber machen!”
Meine Eltern haben uns dort besucht, da ich während der Zeit dort Geburtstag hatte. Das war eigentlich nicht erlaubt, aber meinen Vater hat das nicht interessiert. Es gibt einen kleinen Super 8 Film und dort ist auch diese Frau zusehen, die mir den Feudel durchs Gesicht gezogen hat. Ich habe mir immer geschworen, sie irgendwann aufzusuchen und sie zur Rede zu stellen. Das habe ich nie gemacht, aber ich würde sie schon gerne mal treffen. Es gibt sehr viele, schlimme Erinnerungen an diese Verschickung, aber diese mit dem Feudel spüre ich noch immer, als sei sie gestern gewesen, dabei ist sie nun 42 Jahre her.

Liebe Grüße,

Regina
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Julia aus Dresden schrieb am 16.04.2023
Hallo, ich wurde 1986 geboren und war ca. 4 oder 5 Jahre alt, als ich auf einmal für 4 oder 6 Wochen zur "Kunderkur" nach Wijk musste.

Ich habe nur noch 1 Erinnerung: ich teilte mir das Zimmer mit einem gleichaltrigen Jungen.
Dieser Junge hatte, soweit ich mich richtig erinnere, eine Mickey Mäuse Figur, deren Nase rot leuchten konnte.

Der Junge hatte nachts mal eingenässt und die Erzieher sind richtig böse geworden, haben das anderen öffentlich erzählt, dass dieser Junge eingenässt hat.

Es existiert noch 1 Gruppenfoto. Der Junge trug damals eine Brille.

Ich leide unter einer Sozialphobie und Atychiphobie. Wo die Ängste ihre Wurzeln haben, kann ich nur vermuten.

Mein Vati erzählte mir erst letztes Jahr, dass ich nach dieser Kur nicht mehr das Kind war, das ich noch vor der Kur war.
Ich werde ihn morgen fragen, ob er noch Daten zum Aufenthalt hat.

Ich weiß bis heute nicht, warum ich zu dieser Kur musste.

Danke für's lesen

Julia
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Kerstin Weiß schrieb am 15.04.2023
Hallo Thomas aus Fehrbellin (08.04.2023)
Du findest mich im Forum "Sachsen-Anhalt"
Gruß Kerstin
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Jutta Simowski aus Essen schrieb am 14.04.2023
1964 in den Schulferien war mein Vater im Krankenhaus und meine Mutter musste unser Geschäft führen. Da gab ihr jemandvon der Diakonie den Rat, mich auf Kur zu schicken. Es war gruselig. Das meiste habe ich verdrängt. Nur am Enmde der 6 Wochen bekam ich eine Mündfäule, niemand brachte mich zum Arzt. Eine Schwester gab mir etwas zum Gurgeln. Trotzdem wurde ich gezwungen, Brot zu essen. Zu Hause angekommen war unser Hausarzt entsetzt, der ganze Mund entzündet und voll Blasen, hohes Fieber. 2 Wochen nur flüssige Kost und Antibiotika. Meine Eltern waren nahe dran, das Heim zu verklagen. Auch ich wurde dort gezwungen positive Ansichtskarten zu schreiben. Seitdem habe ich eine Antipathie gegenüber religiösen Institutionen.
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Mona schrieb am 14.04.2023
Hallo ich möchte nochmal Aufrufen in Bezug
des Heimes Rechtis-Weitnau im Allgäu.
Ich würde mich sehr freuen wenn sich hier tatsächlich eine-einer noch erinnern würde dort gewesen zu sein, bezw. eben dort in dieser Zeit war um sich Auszutauschen.
Und dann gerne Kontakt über:
DetzelMona-@t-online.de
Allen hier wünsche ich ein gutes und glückliches Leben
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Roland Handschuh aus Littleton, Colorado (USA) schrieb am 13.04.2023
Roland Handschuh
12. April 2023 20:18
Hallo, und Gruss an all die damaligen “Verschickungskinder”.
(Allein das Wort Verschickung erzeugt bei mir Unbehagen.)
Ich wurde im August 1958 für vier Wochen nach Bad Sachsa in das Heim “Bergfrieden” geschickt. Bis heute hab ich noch viele Erinnerungen an einzelne Begebenheiten in diesem Heim (Die meisten davon nicht gerade erfreulich!). Nach 65 (!) Jahren hatte ich heute die Gelegenheit, nach Bad Sachsa zu fahren. Was ein wundervolles idyllisches Städtchen in dieser traumhaften Umgebung im Harz. Da meine Mutter die Postkarte, welche ich damals nach Hause geschrieben hatte, all die Jahre aufbewahrt hat, konnte ich das alte (leider heruntergekommene und überwucherte Heim) ohne Mühe wiederfinden. Welche Erinnerungen bei dem Anblick kamen heute wieder in’s Gedächtnis. Es war damals sicherlich nicht alles schön, aber ich hab heute keine Bitterheit, sondern eher Wehmut und nostalgische Gefühle empfunden. Jedenfalls bin ich dankbar, dass ich heute diese kleine Zeitreise unternehmen konnte.
Mich würden natürlich die Kommentare und Erinnerungen anderer “Verschickungsopfer” von damals – besonders derer, die zu der Zeit auch in Bad Sachsa waren, brennend interessieren. Meine E-mail Adresse: Roland.zuhause@hotmail.com.
Vielen Dank für Eure Antworten im voraus.
Roland Handschuh, USA
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Udo aus Frechen schrieb am 12.04.2023
Im Jahr 1957 wurde ich auf Rat des Hausarztes für 6 Wochen in Kur geschickt. Bad Säckingen im Schwarzwald sollte der Kurort sein. Ich bin Jahrgang 1953. Zur Zeit der Kur war ich also 4 Jahre alt. Auf dem Bahnsteig des Kölner Hauptbahnhofs hab ich mich gegen die Verschickung sehr lautstark gewehrt. Meine Mutter erzählte Jahre später, das ich mich an ihrem Mantel festhielt und unter Geschrei , bei der Gewaltsamen Trennung alle Knöpfe des Mantels Abriss. Ich erinnere mich noch, das wir abends mit dem Bus vor dem Kinderheim ankamen.
Das Schlimmste war das Abendessen. Es gab dicke Bohnen. Die mochte ich überhaupt nicht. Aber, die Tante hatte kein Erbarmen. Ich durfte nicht aufstehen, bevor alles aufgegessen war. Nachdem ich mich erbrochen hatte, wurde das Erbrochene wieder in den Teller geschaufelt und ich mußte alles nochmal essen. Zur Strafe bekam ich danach noch eine Portion dicke Bohnen extra. Es dauerte ewig.

Ich erinnere mich noch, das wir Kinder im Wald aus Stöckchen und Moos kleine Häuser für Zwerge oder Elfen gebaut haben. Das hat Spaß gemacht.
Bei einem anderen Spaziergang gingen wir über eine Holzbrücke die ein Dach hatte. Das fand ich total spannend.
Zurück aus der Kur hab ich von nichts erzählt.
Erst Jahre später hab ich das mit den dicken Bohnen mal erzählt. Aber, es interessierte niemanden, oder sie haben es nicht geglaubt. Bis etwa 20 Jahren war Essen für mich ein Horror. Wenn meine Schwesten nach einer halben Stunde mit Essen fertig waren, hab ich immer mindestens eine Stunde gebraucht. Die Eltern haben immer gelästert und gemeckert weil immer über eine Stunde gebraucht habe. Meine Mutter hat meine Portionen immer größer gemacht als ich wollte. Wenn ich stop sagte, hat sie noch was zusätzlich auf den Teller getan. Ich durfte erst aufstehen wenn der Teller leer war.
Essen war für mich immer ein Horror.
Heute muß ich aufpassen das ich nicht zu schwer werde. Vor etwa einem Jahr machte mich meine ältere Schwester auf den YouTube Film „ Die Leiden der Verschickungskinder“ aufmerksam.
Erst jetzt war ich mir sicher, das alles wirklich passiert ist. Es war kein Traum und auch keine Fantasie.
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Iris schrieb am 10.04.2023
Hallo
Ich war März/April 1985 im Mittenwald, Haus am Schmalensee.
Zu der Zeit war ich 13 Jahre
Ich glaube dass mir viele Einnerungen verloren gegangen sind.
Gerne würde ich auf Menschen treffen die damals mit mir dort waren.
Viele Grüße
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Thomas schrieb am 08.04.2023
Hallo Kerstin (03.04.) aus Neuruppin.
Ich bin Thomas aus Fehrbellin und war in meiner Kindheit (von ca.1974 bis ca. 1981) 5x auf „Reise“
Würde mich gerne hier, aber auch explizit (via PN) austauschen.

Viele (Oster-) Grüße Thomas
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Kathrin Brunner-Schwer schrieb am 07.04.2023
Ich wurde im Juli und August 1963 zum Mästen in ein Heim nach Wyck auf Föhr verschickt und verbrachte meinen 7. Geburtstag dort. Wir wurden täglich dazu gezwungen, Haferschleim zu essen, jeden zweiten Tag ging es auf die Waage. Ich erinnere mich noch heute voll und ganz an das entsetzlichste Heimweh, das man sich vorstellen kann. Es war so schlimm, dass ich mir ernsthaft überlegte, wie ich mich umbringen konnte.
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Silke Schwaberau aus Weida schrieb am 05.04.2023
Ich war als fünfjähriges Kind zur Erholungskur, wie so oft beschrieben, vom Arzt verordnet zu dünn. Die Anreise war in einem Reisebus. Ich hatte eine Papiertüte in der Hand, weil busfahren nicht mein Ding war und ich mich übergeben musste. Es lag viel Schnee. das Kurheim war für mehrere Gruppen eingerichtet. Es gab Essen was vorgeschrieben war. Ich konnte es nicht so essen. Es war ekelig. Es gab einen großen Schlafraum mit einer Person die Nachtwache hielt. Ein Junge war Bettnässer und musste fast jede Nacht neben dem Bett stehen. In der Mittagsruhe, wenn man die Augen auf hatte gab es auch mal eine Ohrfeige. Wenn man auf Toilette musste war das Papier abgezählt. Es gab auch schöne Momente in der Vorweihnachtszeit. Wir sind Schlitten fahren gewesen. Unsere Eltern haben von uns Postkarten erhalten, obwohl wir noch schreiben konnten. Mit guten Nachrichten. Ich habe damals nicht verstanden was los war und viel Heimweh gehabt.
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Cornelia Gielow aus Wangen Im Allgäu schrieb am 04.04.2023
Ich bin Jahrgang 1952 und leider auch eins dieser Kinder. Wurde wegen Untergewicht verschickt. Wenn ich nicht aufgegessen hatte, musste ich viele Stunden allein im riesigen Schlafsaal verbringen, während die anderen Kinder draußen spielen durften. Oder ich wurde barfuß auf den kalten Kellerfliesen nur im Nachthemd im dunklen Duschraum eingesperrt. So lange her und immer noch präsent !
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Kerstin schrieb am 03.04.2023
Hallo, ich heiße Kerstin und bin ein Verschickungskind. Der Aufenthalt im Kinderkurheim in Rottleberode muss November bis Dezember (kurz vor Weihnachten) 1976, ich war damals 9 Jahre alt. Die Kur dauerte unendlich lange 6 Wochen. Ich wurde auf Empfehlung des Kinderarztes verschickt, sie sollte gegen meine ständigen Atemwegserkrankungen helfen.
Meine Eltern brachten mich am Tag der Abreise zum Hauptbahnhof meiner Heimatstadt Neuruppin. Ich kann mich erinnern, dass noch ein weiteres Kind - ein Junge im ähnlichen Alter - mit uns dort wartete. Wir wurden mit einem Bus von dort abgeholt.
An die Busfahrt kann ich mich nicht wirklich erinnern. Ich weiß nur, dass unterwegs immer wieder Kinder zustiegen und ich irgendwann etwas von Halle gelesen oder gehört habe. Und Halle war damals so unsagbar weit von zu Hause weg.
Im Kurheim angekommen erinnere ich mich an so etwas wie eine Diele, von der eine dunkle Holztreppe ins obere Geschoss führte. An diese Diele schloss sich ein Flur an, links ging es in die Speisesäle, rechts ging es zu den Toiletten. Hinter den Toiletten weiter auf dem Flur auf der rechten Seite waren große Einbauschränke, in meiner Erinnerung alles aus dunklem Holz. Dahinter wiederum befand sich die Tür zum Zimmer der Heimleiterin.
In die Wandschränke kamen unsere Sachen. Nachdem die Koffer ausgepackt waren, wurden diese auf den Dachboden gebracht. Mein Kuscheltier - ein kleines schwar-weißes Teufelchen - durfte ich nicht mit in mein Bett nehmen, der landete in besagtem Koffer und verbrachte die ganzen 6 Wochen auf dem Dachboden. Das zerriss mir fast das Herz, das Einzige was ich von zu Hause mitgebracht hatte, an dem ich mich als Kind hätte festhalten können, was mir Trost hätte geben können allein in der Fremde, wurde mir genommen.
Die beiden Schlafsäle für die Mädchen waren durch einen breiten gebogenen Durchgang in der Wand verbunden. In dem linken Saal schliefen die "größeren" Mädchen, in dem rechten die kleinen und ganz kleinen. Ich gehörte zu den Großen. Es standen ca 10 oder 12 Betten in jedem der Räume, genau weiß ich es nicht mehr. Mir wurde das Bett hinten links an der Wand zugewiesen. Wir mussten unsere Betten morgens nach dem Aufstehen selbst machen. Da ich das Pech hatte, nicht um mein Bett herumlaufen zu können, um das Laken straff zu ziehen wurde mein Bett immer wieder eingerissen und ich musste erneut anfangen. Und es wurde dabei ja ständig geschimpft. Die Sachen kamen nach dem Auskleiden auf so einen rollbaren Garderobenwagen. Der wurde dann nachts rausgeschoben auf den Flur.
Nachts durfte man nicht zur Toilette gehen. Man durfte eigentlich sowieso nicht alleine zur Toilette, nur in der Gemeinschaft, wenn Toilettenzeit ran war, nach den Mahlzeiten, unter Aufsicht der Erzieherinnen. Einigen Kindern passierte es nachts, dass sie ins Bett machten, auch von den Großen. Diese Kinder wurden morgens nach dem Aufstehen vor allen anderen bloßgestellt. Sie kamen regelrecht an den Pranger und wurden beschimpft. Das Bettlaken wurde auf den Garderobenwagen zur Schau aufgehängt und es gab ein riesen Theater. Obwohl mir selbst das nicht passiert ist, fand ich diesen Zustand unerträglich.
Ich erinnere mich an unermessliches Heimweh. Niemand war da zum Trösten. Man wurde beschimpft, wenn man weinte. Die Briefe und Karten, die wir nach Hause schrieben wurden zensiert. Briefumschläge durften nicht verschlossen werden, sie gingen vor dem Versenden zur Heimleiterin und wurden dort gelesen. Wehe es stand etwas von Heimweh drinnen. Ich habe einmal das Kuvert zu geklebt, weil ich geschrieben hatte, dass ich abgeholt werden will. Der Brief wurde mir postwendend auf den Tisch geknallt, es gab ein riesen Theater und ich musste einen neuen Brief schreiben, natürlich nur mit angenehmen Äußerungen, die mir quasi diktiert wurden.
Meine Mutter kann sich noch an eine Zeile eines meiner Briefe erinnern:"Mein Teufelchen schläft im Koffer." Das zu lesen war für sie furchtbar, sie hat die 6 Wochen hier zu Hause genauso gelitten wie ich dort.
Der Speisesaal war in meinen Erinnerungen auch mit diesem dunklen Holz an den Wänden verkleidet. An das eigentliche Essen kann ich mich nicht erinnern. Ich weiß noch, dass im Speisesaal ein Eimer für Essensreste stand. Da durfte man aber keine Essensreste rein machen, man musste immer alles aufessen und wenn es einem nicht schmeckte, saß man halt so lange, bis man es sich reingequält hatte. Seither esse ich Käse, den ich vorher nicht gegessen habe und Milchsuppe mit Haferflocken.
Oben unter dem Dach befand sich ein kleiner Raum mit ganz alten Schulbänken, dort hatten wir glaube ich ein oder zwei Mal die Woche 2 Stunden Schulunterricht in Deutsch und Mathe. Ich saß dort unter einer Dachschräge.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass der eigentliche Waschraum im Keller war. Waschbecken an Waschbecken. Und das wir mit kaltem Wasser aus dem Schlauch abgespritzt wurden.
Nach dem Mittagessen hielten wir Mittagsruhe. Hinter dem Schlafsaal der kleinen Mädchen war noch ein Raum mit vielen Fenstern in einen ans Gebäude angebauten Turm. Dort mussten wir zugedeckt auf Liegen im Kreis liegen und Ruhe halten, die Fenster wurden geöffnet. Auch schloss sich an den Schlafsaal der Kleinen noch ein Krankenzimmer an. Ich glaube es standen 4 Betten drin. Auch ich wurde krank mit Fieber und musste/durfte dort einige Tage mit noch einem oder zwei anderen Mädchen verbringen. Das war im Gegensatz zu den "normalen " Tagen eine richtige Erholung. Man wurde dort ziemlich in Ruhe gelassen.
Ich kann mich an 2 Erzieherinnen erinnern, die nett waren. Eine junge Frau und eine ältere (damals wahrscheinlich nicht mal annähernd so alt wie ich heute). Die junge ging aber nach den ersten Wochen. In meiner Erinnerung hatte sie da geheiratet und Urlaub. Mit der älteren durften wir während der Mittagsruhe auch mal singen. Sie war auch mit uns spazieren, aber da sind die Erinnerungen ziemlich wage. Ich weiß auch, dass ich inhalieren musste, aber auch hier fehlen die Details.
Einmal bekam ich dort Besuch von einer jungen Frau aus dem Ort, die wir im Sommer desselben Jahres auf einem Zeltplatz in der Nähe unseres Wohnortes kennengelernt hatten. Sie hörte Gespräche über die bevorstehende Kur und sie versprach, mich zu besuchen. Und sie kam wirklich, eine wildfremde Frau. Und sie brachte mir eine Tafel Katzenzungen mit. Diese musste ich sofort abgeben. Ich hätte sie so gern mit den anderen Mädchen geteilt. Nun durfte ich jeden Abend nach dem Abendessen zur Heimleiterin. Diese hatte schon die Tafel aus dem großen dunklen Wandschrank aus meinem Fach geholt. Ich bekam eine Schokokatzenzunge und musste sie gleich dort essen. Danach wanderte die Schokolade wieder in den Wandschrank und wurde weggeschlossen. So passierte es auch mit der Süßigkeit, die mir meine Mutter in einem Paket schickte. Da ich sehr abgenommen hatte, bat ich in einem Brief um Hosenträger, die mir meine Mutter dann auch schickte. Und natürlich war dort auch eine Leckerei im Paket.
Die Heimleiterin war eine kleine hagere ältere Frau mit zu einem Knoten am Hinterkopf gebundenem grauen Haar. In ihrem Zimmer stand so ein Arztschrank aus Metall mit Glasscheiben. Ich kann mich an nichts weiter in diesem Raum erinnern. Aber in diesem Schrank lagen mehrere Spritzen in verschiedenen Größen. Welches Kind hat nicht Angst vor Spritzen. Mir erschienen sie damals überdimensional groß, wahrscheinlich wiederspiegelte das eher meine Angst, die ich jedes Mal hatte, wenn ich zu dieser unfreundlichen Frau musste.
Auch erinnere ich mich daran, dass ich in der Nähe immer Geräusche eines Zuges gehört habe. Wahrscheinlich verband ich mit dem Geräusch ein Stück Heimat, weil auch wir an einer Bahnlinie wohnten.
Kurz vor Weihnachten sollte es dann wieder Richtung Heimat gehen. Ich weiß noch, dass ich in dieser Diele mit meinem Koffer wartete, wie einige andere Kinder auch. Die ersten waren schon abgeholt worden. Dann kam ein Mann zur Tür herein, der Busfahrer, meine Rettung. Und ich werde es in meinem ganzen Leben nicht vergessen, was dann passierte. Er schaute mich an und fragte:"Na Mädchen, wo willst du denn hin? " ich antwortete: "Nach Neuruppin." Daraufhin sagte er: "Neuruppin, das steht gar nicht auf meinem Plan." Ich glaube jeder kann sich vorstellen, was da in mir vorging. Ich dachte, ich komme nie mehr nach Hause. Ich muss jetzt für immer in diesem Haus bleiben. Telefone gab es nicht, Briefe wurden ja kontrolliert. Wie sollten meine Eltern denn wissen wo ich bin. Der Typ hatte natürlich nur geflunkert und war sich der Wirkung seiner Worte in keinster Weise bewusst, hoffe ich. Aber für mich brach in diesem Moment eine Welt zusammen. Der letzte Strohhalm flog gerade davon und ich konnte ihn nicht festhalten. Ich durfte dann doch mit in den Bus steigen und wurde auch in meine Heimatstadt gebracht, wo ich schon sehnsüchtig erwartet wurde. Laut Aussage meiner Mutter habe ich auch ziemlich schnell angefangen zu erzählen, wie es uns Kindern dort ergangen ist.
Es ist schon komisch, woran man sich alles erinnern kann, genauso verwundert es mich aber, dass ich viele Sachen einfach auch nicht mehr weiß oder ich habe sie verdrängt.
Ich kann mich nicht mehr an den Ort selbst erinnern, nicht wo der Junge war, mit dem ich am Bahnhof in Neuruppin stand, ob er wieder mit zurück fuhr. Ich weiß auch nicht mehr, ob die Jungs in der Etage über uns ihre Schlafräume hatten, ob wir etwas mit den Jungs zusammen unternommen haben oder nicht, ob wir spielen durften. Keine Ahnung, das ist alles weg.
Nur an einen Namen glaube ich mich zu erinnern, das Mädchen neben mir im Schlafsaal hieß wohl Heike.
Ich lese nun schon seit längerer Zeit die Berichte im Forum. Es gibt hier so viele, die wesentlich schlimmere Erlebnisse hatten. Und trotzdem lässt mich das alles auch nach über 45 Jahren einfach nicht los. Ich hatte es einige Jahre verdrängt und nur selten daran gedacht, aber je älter ich wurde, um so mehr kam vieles wieder zum Vorschein. Und dann bin ich durch Zufall auf den Beitrag von Anja Röhl im Fernsehen gestoßen. Ich habe immer gedacht, dass ich das alles vielleicht alleine nur so empfunden habe und das Erlebte überbewerte. Man konnte ja mit niemandem seine Erfahrungen austauschen. Aber nun weiß ich, dass es vielen, sehr vielen ähnlich ging wie mir. Das hätte ich nicht für möglich gehalten.
Meine Eltern haben mich danach nie mehr alleine weggeschickt, wenn ich es nicht wollte. Ich war z.B. nie im Ferienlager.
Lange habe ich mir vorgenommen, den Ort wieder zu besuchen und mich der Vergangenheit zu stellen.
Am 04.03.2023 habe ich mich mit meiner 83jährigen Mutter und meinem Bruder auf den Weg nach Rottleberode gemacht. Vorab hatte ich mit der Touristeninformation der nächst größeren Stadt telefoniert. Dort bekam ich die Auskunft, dass das Gebäude noch existiert, es wurde zwischenzeitlich zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut.
Kurz vor der Ankunft dort hatte ich ganz schön weiche Knie.und als wir in die Straße bogen habe ich, obwohl einiges verändert wurde, das Haus sofort erkannt und die Emotionen stiegen sofort hoch. Ich begann zu zittern und zu weinen, als ich aus dem Auto stieg. Es war ein sehr emotionaler Moment. Leider hatte ich keine Möglichkeit in das Haus zu kommen. Es war viel kleiner, als ich es in Erinnerung hatte. Am Haus selbst ist eine Tagel angebracht, auf der das Kurhaus abgebildet ist, wie es ursprünglich mal aussah, mit der Inschrift "Dr. Andts Kinderkurheim seit 1925". Mit meinen Erinnerungen an die Eisenbahngeräusche lag ich nicht falsch. Hinter dem Haus ist noch immer der Bahnhof des Ortes. Parallel zur Straße vor dem Kurhaus zieht ein Flüsschen seine Bahnen. An den kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Obwohl wir sicher über die kleine Brücke gegangen sind, bei den Spaziergängen. Auch der Ort an sich war mir komplett fremd und unbekannt. Gut es wurde viel gebaut, der Ort hat sich sicher verändert. Aber ich habe so gar keine Erinnerungen, wo wir evtl. lang gewandert sind oder dergleichen.
Ich finde es schon krass, dass so viele Erinnerungen fehlen, da man ja mit 9 Jahren nicht mehr so klein war.
Vielleicht findet sich ja jemand, der auch in Rottleberode war. Ich würde gern in Erfahrungsaustausch gehen.
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Christoph Meyer-Weller aus München schrieb am 03.04.2023
War für ca. 4-6 Wochen als nicht mal 5 Jähriger in Bad Wörishofen "stationiert". Meine Erinnerungen decken sich weitgehend mit denen der meisten Verschickungskinder: Gefühlskälte der sog. Tanten, Essens/Schlaf- und Tabletteneinnahmezwang, Regelmäßiges, rektales Fiebermessen (überwiegend Nachts). Starkes Heimweh. Am schlimmsten empfand ich das Gefühl des Verlassenseins und die Frage nach dem Warum?.
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R. schrieb am 01.04.2023
Las gerade den Bericht von Thomas Nawroth, der 1969 nach Bad Orb geschickt wurde. Auch ich war in Bad Orb, zusammen damals mit meinem um ein Jahr jüngeren Bruder. Erinnere nicht mehr genau an das Jahr, es muss 1967 oder 1968 gewesen sein, ich war zu dieser Zeit sechs oder sieben Jahre alt.

Wie meistens anscheinend fand der Aufenthalt auf Anraten des Hausarztes statt, da mein Bruder und ich beide (ich erinnere mich noch an den Ausdruck) etwas „schwächlich“ wirkten.

Meine Erinnerung bleibt bis auf einzelne Ereignisse schemenhaft, deckt sich im Wesentlichen aber mit vielem, was auch andere schreiben: Sogenannte „Tanten“ (in meinem Fall in weißem oder weißgrauem Schwesternhabit mit Häubchen), vor denen man sich durchweg fürchtete; militärisches Reglement und Betrafung, falls man aus der Reihe tanzte. Regelrechte Prügelstrafe, von der Thomas Nawroth betreffend Bad Orb schreibt, habe ich allerdings nicht erlebt.

Ein paar Situationen bleiben mir bis heute präsent:

Sämtliche Kinder wurden jeden Morgen in einen Bottich mit Wasser gestellt und auf ruppigste Weise von unten bis oben (inklusive Gesicht und Haare) abgeseift. Das Weinen von Kindern, die dabei Seife in die Augen bekamen, schien zum vorgeschriebenen Ritual zu gehören.

Andere Erinnerungen betreffen die Mahlzeiten: Es war uns verboten, auf dem Tisch den Ellbogen abzustützen. Als ich dies aus Versehen einmal tat, ergriff die betreuende Schwester im Vorbeigehen meinen Arm und hieb meinen Ellbogen äußerst schmerzhaft mit voller Wucht auf den Tisch. An einem Tag gab es zu Mittag irgendein Gericht, das bedeckt war mit Senfsauce. Ich hatte extreme Abneigung gegen die Sauce und wollte sie nicht essen. Man ließ mich den gesamten Nachmittag alleine vor dem Teller sitzen, während ich durchs offene Fenster hörte, wie die anderen Kinder draußen spielten. Wenn immer eine der Schwestern vorbei kam, fragte sie, ob ich nicht essen wolle, um hinaus zu den anderen Kindern zu gehen. Ich war mir bewusst, worum es in diesem Spiel ging, und sagte mir: Ihr könnt tun, was ihr wollt – ihr werdet meinen Willen nicht brechen! Ich saß den ganzen Nachmittag allein an dem riesigen Tisch und starrte auf meinen Teller. Zum Abendessen kamen die Kinder zurück. Es gab kein Essen für mich außer noch immer den Teller mit Senfsauce. Nach der Mahlzeit wurde auch dieser Teller mit abgeräunmt. Ich ging ins Bett, ohne an diesem Tag mehr als das Frühstück gegessen zu haben. In der Nacht weinte ich vor Hunger und Wut. Ich wurde daraufhin aus dem Schlafsaal in den Flur gerollt, wo ich alleine war und umso mehr weinte. Es gab eine Nachtschwester, die nicht zu dem Personal gehörte, das uns tagsüber betreute, und die ihren Dienst erst angetreten hatte, nachdem man mich aus dem Schlafsaal rollte. Sie hörte mich offenbar weinen, erschien an meinem Bett, reichte mir wortlos einen Pappbecher mit Pfefferminztee, lächelte mir zu, streichelte mir über den Kopf und entfernte sich wieder. Ich denke noch heute an sie, wenn ich Pfefferminztee schmecke. Dies war der einzige Moment, in dem ich in Bad Orb etwas wie Menschlichkeit erlebte.

Ich habe aus Bad Orb, wie ich denke, keine emotionalen Schäden davongetragen, aber auch für mich bleibt die Erinnerung alptraumartig. Meine Mutter erzählte in späteren Jahren öfters von dem Moment unserer Rückkehr: Als mein Bruder und ich aus dem Zug stiegen, sollen wir beide wie aus meinem Mund gleichzeitig gesagt haben „Da gehen wir nie mehr wieder hin!“. Zwar scheinen meine Mutter diese Worte irgendwie beeindruckt zu haben, aber es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie oder mein Vater die Zeit, die ihre Kinder dort verbrachten, je für sich genauer hinterfragt hätten – schließlich geht es bei einer Kur mit auch um Änderung sonstiger Lebensgewohnheiten (mehr frische Luft, körperliche Ertüchtigung undsoweiter) und wohl fanden es beide nur natürlich, dass uns das nicht immer nur Spaß gemacht hatte.
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Hinrich schrieb am 27.03.2023
Die Hölle von Klappholttal

Hallo Ihr Lieben, ich muss leider etwas ausholen und euch mit meiner Vorgeschichte belasten, sonst wird es, so glaube ich, schwierig es zu verstehen. Ich lege hiermit nach bestem Wissen und Gewissen Zeugnis ab.

Ich nenne mich hier mal Hinrich, was nicht mein bürgerlicher Name ist, ich bin 1968 in einer Kleinstadt in Hessen geboren und meine Kindheit war die Hölle. Ich war kein Wunschkind, vielmehr ein Unfall, den man noch zu beseitigen versuchte, der Termin beim Engelmacher wurde jedoch, nach aufkommenden Muttergefühlen, abgesagt. Meine Erzeuger, die durch meine Geburt zur Heirat gezwungen wurden, ließen sich 1973 dann auch wieder scheiden.

An meinen Erzeuger habe ich nur noch wenige Erinnerungen, er war ein gewalttätiger Mensch, er verprügelte meine Erzeugerin und auch mich bereits in frühem Kindesalter, sodass es bis Heute in meinem Kopf eingebrannt ist.

Jetzt würde ich gerne sagen, dass nach der Scheidung alles besser wurde, aber dem war nicht so. Ich wurde nach einem Sorgerechtsstreit meiner Erzeugerin zugesprochen. Die, wie sie mir 1977 nach dem Sommer auf Sylt, reinen Wein einschenkte.

Sie hatte wieder geheiratet und offenbarte mir in einem vier Augen Gespräch, dass sie für mich keine Liebe empfinden könne, dass ich gar nicht auf der Welt sein sollte und ihr Leben total versaut habe. Das sie durch meine Niederkunft ihre Lebensziele nicht mehr verfolgen konnte und das ich sie immer wieder an meinen Erzeuger erinnern würde. Sie habe ja jetzt wieder geheiratet und wolle sich ein neues Leben aufbauen wobei ich nur störe.

Durch meine Atemwegsprobleme, die sich später zu einem Asthma erweitern sollten, kam ich dann im Sommer 1977 nach Klappholttal auf Sylt.

Auf dem Bahnhof abgegeben, ich konnte ihre Erleichterung sehen, ging die Zugreise auch schon los. Gefühlt war der ganze Zug voll mit Kindern die wohl alle das selbe Ziel hatten. Eine der schönsten Inseln der Welt, Sylt! Ein ganzen Sommer am Strand, raus aus der Hölle, durchatmen!

Angekommen, ich erinnere mich an den wunderbaren Duft der Insel, wurden wir auf die Barracken verteilt. Ich glaube ich war mit sechs anderen Jungs in einem Raum untergebracht und weil oben in den Stockbetten kaum einer schlafen wollte, hatte ich mein eigenes Reich neben dem Fenster mit Blick auf die Dünen und immer ein waches Auge auf den Hauptraum, was sich noch als sehr nützlich erweisen sollte.

Ab hier verschwimmen die Erinnerungen und es sind nur wenige Erlebnisse an die ich mich erinnern kann oder will, ich glaube die Meisten habe ich gekonnt verdrängt, jedoch möchte auch ich, dass was noch hängen geblieben ist, mit euch teilen.

Wegen meinen Atemwegsproblemen musste ich täglich zum Inhalieren in einen kalten dunklen Raum in dem angeblich reines Meerwasser versprüht wurde, dadurch war ich Vormittags oft für mich, wenn die Anderen irgendetwas anderes machten, ich habe nie gefragt und aus meiner Barracke war ich der einzige.

Der Sohn des Chefs meiner Erzeugerin war mit von der Partie, wir waren nicht in der selben Gruppe, ich weiß nur noch, dass er rebellierte, dass er seinen Vater anrief und er ihn nach einer Woche abholte. Ich musste da bleiben. Wir hatten von dem Tag an nie wieder Kontakt zueinander.

An das Essen erinnere mich kaum, ich weiß nur noch, dass ich es verweigerte und ich es lieber heimlich wieder erbrach, woraus sich eine Essstörung, die bis heute andauert, entwickelte. Mir wurde gedroht, dass es zur Zwangsernährung kommt, wenn ich nicht esse, also spielte ich mit.

Mittagsruhe hieß absolut ruhig mit geschlossenen Augen zu liegen, bei Zuwiderhandlung wurde uns der Saft oder Tee für den restlichen Tag verweigert.

Einmal musste die ganze Barracke, Jungen und Mädchen, die auf der anderen Seite der Barracke wohnten, im Hauptraum Barfuss einen Schritt von der Wand entfernt in Reih und Glied stehen. Nach ca. einer Stunde kippten die ersten Bewusstlos um.

Die Betreuerinnen haben sich die ältesten als ihre Handlanger gehalten, wenn man also nicht spurte, bekam man es mit denen zu tun. Was natürlich zu vermeiden war. Sie prahlten damit, dass sie Sex mit einzelnen Betreuerinnen hatten und wenn man sah wie sie miteinander umgingen, konnte ich mir das wirklich vorstellen.

Der jüngste und schwächste in unserem Raum wurde immer wieder von den Handlangern gemoppt, geschlagen und gedemütigt. Es führte dazu, dass er sich Nachts einmachte und alles noch schlimmer wurde. Als er am Strand im Wasser auf einen Seeigel getreten war, wurde er schwer krank und erst mit hohem Fieber aufs Festland gebracht. Wir haben nie wieder etwas von Ihm gehört. Ich schäme mich heute noch, dass ich mich irgendwann nicht mehr vor ihn stellte.

Post nach Hause wurde zensiert, Pakete wurden eingezogen, ich erinnere mich jedoch, dass ich einen Teil zurück bekam und es wie einen Schatz behütete.

Nach zwei Wochen wurde ich schwer krank, hohes Fieber und ich konnte nichts bei mir behalten. Ich wurde damit mehr oder weniger alleine gelassen und wankte zwischen Bett und Toilette für ca. fünf Tage umher. Nach zwei Tagen kam der Arzt und ab da wurde ich zwangsmedikamentiert. Sprich, mir wurde gedroht, wenn ich die Medikamente nicht einnehme, gehe dies auch anders. Keine Ahnung was ich da alles einnehmen musste. Meine Wahrnehmung war von da an sehr eingeschränkt und ich schlief die meiste Zeit.

Ich erinnere mich, dass eine der Betreuerinnen mir schnippisch sagte, dass ich mal langsam wieder aus dem Bett kommen solle, wenn ich an der Reise nach Dänemark ins Legoland teilnehmen möchte. Die Medikation wurde abgesetzt, ich konnte nach ca. drei Wochen wieder das erste Mal zum Inhalieren und fuhr mit nach Dänemark.

Weiter erinnere ich mich, dass wir Kinder untereinander anfingen gegen Aufmüpfige vorzugehen, da wir immer gemeinsam bestraft wurden, also hielten wir uns selber an der Kandare um den Repressionen zu entgehen. Denn wir wollten ja Nachmittags an den Strand, mal nach Westerland, durch das Watt wandern und wenn wir schön brav waren und unter dem Radar blieben, war das auch möglich. Freunde habe ich dort nicht gefunden, vielmehr waren wir Leidensgenossen und ausser mir haben sich alle auf Zuhause gefreut. Ich nicht, denn ich wusste das die Mutter aller Höllen schon wieder auf mich wartete.

Ich habe seit dem Sommer auf Sylt gesundheitliche Probleme, physisch wie psychisch. Allergien, Asthma, Lebensmittel Unverträglichkeiten, Aufmerksamkeitsdefizite, Energielosigkeit, Depressionen, Angstzustände, Panik Attacken und allgemeine Schmerzen. In den Wochen danach setzte meine Pubertät ein, viel zu früh, mit neun Jahren. Meine erste sexuelle Erfahrung sollte jedoch noch zehn Jahre auf sich warten.

Ich weiß heute, dass ich ein Trauma seit meiner frühen Kindheit in mir trage. Der Sommer auf Sylt hat seinen Teil dazu beigetragen. Ich vertraue erst mal Niemandem, ich habe nie eine gesunde Beziehung erlebt, deshalb lebe ich seit vielen Jahren allein. Natürlich wünsche ich mir eine liebevolle Beziehung mit einer Frau die ich nicht erdrücke und die mich so sein lässt wie ich bin. Jedoch zieht sich das Erlebte wie ein roter Faden durch mein Leben. Dennoch gebe ich nicht auf, denn ich weiß, dass ich keine Schuld daran habe. Ich habe gelernt mich selber so zu nehmen wie ich bin, mich zu lieben, das Leben zu lieben, täglich zu lernen und daran zu wachsen.

Dennoch ist es so, dass ein Teil von mir auf Sylt geblieben ist, oft fühle ich mich wie der kleine neunjährige Junge.

Danke fürs lesen!
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Christina Strauß aus Forchtenberg schrieb am 27.03.2023
War in denSommerferien 6 Wochen dort. Hatte immer Durst, wir durften nur im Kollektiv nach den Mahlzeiten zur Toilette oder im Freien. Wer nicht gegessen hat musste ins Bett. Kann mich an viel Heimweh erinnern. Es herrschte ein Kasernenton.
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Anne aus Niederbergheim Warstein / Wanne-Eickel schrieb am 27.03.2023
Ich war mit 5 Jahren, vor meiner Einschulung wegen einer leichten Blutarmut und weil ich zu dünn war in diesem Verschickungsheim. 6 Wochen Horror. Ich musste wie alle Kinder essen bis zum Erbrechen. Wem schlecht wurde drohten Ohrfeigen oder Eckenstehen. Die Angst vor Bestrafungen war immer da. Demütigend war auch das abendliche Waschritual. Alle Mädchen müssten sich von oben bis unten waschen. Eine Aufseherin kontrollierte nicht nur die Zähne sondern zwang uns in eine Bückstellung um an uns zu berühren und in den Po zu schauen. Es war einfach ekelig. Manche Kinder mussten sich danach nochmal waschen. Im Schlafraum herrschte ja absolute Ruhe. Wer nicht ruhig war musste endlos in der Ecke stehen. Unsere Gruppe hatte zum Glück eine nette Gruppenleiterin die Waldspaziergänge und Spiele mit uns gemacht hat damit wir von diesem ganzen Elend abgelenkt wurden . Einmal in der Woche gab es dann eine ganz "fantastische" Veranstaltung. Strafgericht oder so ähnlich. In einem größeren Raum stand ein Schreibtisch an dem 2 oder 3 Frauen saßen. Über den Tisch war eine Decke gelegt die bis über den Fußboden reichte. Wir Kinder standen in Reihe und Glied und warteten ab was passiert. Uns würde dann gesagt dass Kinder die irgendwelche Regeln nicht beachtet haben aufgerufen werden. Ich war dabei obwohl ich bis heute nicht weiß weshalb. Auf Anweisung stellte ich mich auf den am Boden liegenden Deckenteil. Eine der Frauen las bösartig aus einem Heft meine Verfehlungen/Sünden vor beschimpfte mich und die anderen nickten dazu. Dann meinten sie das müsse bestraft werden dafür wäre das Gericht da. Ich hatte furchtbare Angst und wartete. Auf einmal fiel ich mit voller Kraft auf den Fußboden und tat mir völlig weh. Die Frauen hatten mir zu dritt die Decke unter den Füßen weggezogen sodass ich auf die Erde knallte. Das war meine Strafe und die anderen Kinder. Es war einfach nur grausam. 6 Wochen die ich nie vergessen habe und als meine Mama mich am Bahnhof abholte rannte ich schreiend auf sie zu. Nie wieder Erholung Mama,bitte nie wieder. Mehr habe ich meinen Eltern nie erzählen können. Ich habe Jahre gebraucht bis ich mit einer Jugendgruppe angstlos in den Urlaub fahren konnte.
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Petra aus Bad Münstereifel schrieb am 26.03.2023
Ich und meine Zwillingsschwester sind mit 5 Jahren für 6Wochen ohne Kontakt ( Briefe, Anrufe)von unseren Eltern 'verschickt "worden! Ich habe noch nach 50 Jahren einige Erinnerungen. Es waren nicht schöne Momente.Unsere Kinderärztin hat es damals verordnet. Meiner Mutter habe ich oft Vorwürfe gemacht!
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Marion Krause-Thiel aus Heide /Holstein schrieb am 24.03.2023
Ich war in den 70er Jahren mit meiner älteren und jüngeren Schwester in Hammelbach.
Es war im Winter zur Adventszeit ....Kinderkur vermittelt von keine Ahnung. Ich bin gebürtig aus Recklinghausen, Ruhrgebiet. Wir sind eine Bergarbeiter Familie gewesen mit 7 Kindern.
Ich hatte diese "Kur" irgendwie aus meinem Gedächtnis verdrängt, bis sich in den Medien die Verschickunfskinder Berichte häuften.
Ich erinnerte mich selbst an den Namen des Ortes nicht mehr, den nannte mir meine ältere Schwester mit der Bitte wenn ich was erfahren sollte ihr zu berichten, eigene Erinnerungen ihrerseits kamen aber nicht.
Ich erinnere mich an :
Einen eckeligen Brei mit grünen Stippen den wir essen sollten, ich wollte nicht, wurde gezwungen zu essen auch wenn es wieder hoch kam und nicht gehen zu dürfen bis aufgegessen war.
An ärztliche Untersuchungen zu denen man musste, nur mit Schlüppi in der Schlange stehen vor dem Untersuchungszimmer.
An einen Nikolaus (Schoki) den wir bekamen und ich meiner älteren Schwester sagte "schau mal , weisse Schokolade, die esse ich sooo gerne" Sie nahm in mir weg und sagte nicht essen , der ist schlecht und nicht aus weisser Schokolade.
Zudem erinnere ich mich an Nachtruhe mit absoluter Ruhe, weinen und Heimweh war unerwünscht.

Gibt es Betroffene hier die auch in Hammelbach waren ?
LG
Marion
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Marina aus Bonn schrieb am 24.03.2023
In welchem Jahr ich dort war oder wie alt ich gewesen bin kann ich garnicht sagen. Ich wurde mit meinem Stiefbruder "verschickt", aber wir wurden gleich nach Ankunft getrennt. Das war doppelt schmerzhaft, weil ich mich umso einsamer fühlte. Er ist einen Monat älter als ich und wir waren wie Zwillinge.

Ich erinnere mich an folgende Episoden:

Beim Essen. "Du isst das jetzt!! Nein?!? “ Schwupps kam ein Löffel Spinat dazu und erst wenn ALLES aufgegessen war, durfte ich aufstehen. Das konnte mitunter Stunden dauern.

Beim Nägelschneiden unter Zwang wurde ich mit Gewalt festgehalten und dann bekam ich die Finger-und Fussnägel geschnitten. Ab und zu floss Blut; und auch wenn nicht tat es immer weh.

Beim Mittagsschlaf durfte man nicht aufstehen, sich bewegen oder die Augen öffnen. Ich wurde mit offenen Augen erwischt als die Nonne zur Kontrolle in den Schlafraum kam und musste dann mit meiner Decke in den Flur umziehen. Dort sollte ich dann auf dem kalten, harten Boden meinen Mittagsschlaf fortsetzen.

Beim Briefeschreiben wurde mir diktiert was ich zu schreiben habe. Am liebsten hätte ich geschrieben "bitte, bitte holt mich hier raus", aber es musste ein "wir haben so viel Spaß hier" werden. Das wurde kontrolliert. Die Nonne saß immer daneben.

Obwohl man schnell lernte sich anzupassen war es ein wochenlanges Martyrium bei dem man jederzeit mit dem Schlimmsten rechnete. Mein Bruder hat seine eigenen Geschichten die zum Teil noch schlimmer sind. Scheinbar hatten die Jungs es noch schwerer als wir Mädchen.

Überbehalten habe ich einen tief sitzenden Hass auf die Institution Kirche und ihre "Angestellten". Wohl zu Recht wie sich langsam aber sicher herausstellt.

Ich danke Allen für Ihre Arbeit an dieser Seite und den Betroffenen für Ihre Erzählungen.
Es tut gut zu wissen "Ich bin nicht allein"

Liebe Grüße, Marina
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Sabine aus Hilden schrieb am 24.03.2023
Ich bin 1966 geboren und war noch nicht mal 5 Jahre alt als ich gemeinsam mit meinem 2 Jahre älteren Bruder 5 Wochen nach Borkum in die Kinderkur geschickt wurde. Es muss 1971 gewesen sein.
Ich kann von mir aus nicht mehr sagen wie das Heim hieß. Aber nachdem ich all die Berichte von anderen gelesen habe, kann es nur das Adolfinenheim gewesen sein. Da finde ich vieles wieder, was ich auch erlebt habe.
Sicherlich wollten meine Eltern nur das Beste, aber das war absolut nicht das Beste.
Da ich noch so jung war, habe ich nicht mehr sehr viele Details in Erinnerung, aber ich habe viele Fragmente in Erinnerung, die mich bis heute begleiten.
Ich weiß nur, dass es dort sehr sehr streng zuging. Das Haus wurde von Nonnen oder Schwestern geführt, eine davon war besonders schrecklich.
Meinen Bruder bekam ich eigentlich nie zu Gesicht, da Geschwister getrennt untergebracht wurden. Wir waren in einem Schlafsaal mit ca. 6 Mädchen. Wir alle hatten starkes Heimweh. Viele Mädchen weinten die ganze Nacht. Aber wenn aus den Zimmern zu viel Weinen nach außen drang, wurde die Türe aufgerissen und die Mädchen ausgeschimpft, bloßgestellt und erniedrigt. Ich habe einfach ständig meine Decke über den Kopf gezogen, damit ich nicht gehört und nicht gesehen werde. Viele Mädchen machten nachts ins Bett. Die Beschämungen die dann folgten waren schlimm. Auch diesbezüglich drückte ich mir alles weg was irgendwie ging. Eigentlich durfte man nachts nicht auf die Toilette. Aber da die schrecklichen Schwestern wohl keine Lust hatten ständig die Betten neu zu beziehen, wurden wir jede Nacht 1 x mitten im Tiefschlaf geweckt und wurden aufs Klo gescheucht, ob wir nun mussten oder nicht. Unser "Geschäft" wurde kontrolliert.
Angeblich war ich zu dünn und kränkelnd und wurde daher ständig zum Essen gezwungen. Das schreckliche Essen blieb mir oft genug im Hals stecken. Ich durfte erst aufstehen wenn ich aufgegessen hatte, während der Speisesaal bereits leer war. Ich konnte nur mit Mühe ein Erbrechen unterdrücken. Denn ich bekam mit, was anderen Kindern passierte, die sich erbrochen hatten.
Es ging mir sehr schlecht dort und ich hatte fürchterliches Heimweh. Einmal sollten wir Karten an unsere Eltern schreiben. Ich konnte noch nicht schreiben, aber die Schwestern haben mir die Worte in den Mund gelegt, die ich schreiben sollte. Sie haben das für mich gemacht, damit sich die Mama zuhause freut. Wenn ich heute daran denke bekomme ich wieder einfach nur einen dicken Kloß in den Hals. Ich hätte meiner Mutter gerne geschrieben, dass ich unbedingt nach Hause möchte und sie mich abholen sollen.
Meine Eltern schickten uns ein Päckchen mit Süßigkeiten. Dieses Päckchen wurde in einen Schrank verschlossen und nur mein Bruder durfte ab und zu wohl an das Päckchen. Ich war so fürchterlich traurig als ich mitbekommen habe, dass ein Päckchen existierte und ich es nicht bekommen konnte.
Ja und das schlimmste für mich war eigentlich noch, dass ich bei meiner Rückkehr keine Chance bekam meinen Eltern davon zu berichten. Sie haben mich nicht gehört und gesehen wie schlecht es mir ergangen war. Meine Mutter hatte sich nur gewundert, dass unsere Kleidung total schmutzig war. Letztlich ging es aber nur ums angebliche körperliche Wohl, nämlich ums Essen und ums Gewicht zunehmen, alles andere war egal.
Ich war noch so klein und stark traumatisiert. Ich war vorher schon sensibel und schüchtern. Nach dem Aufenthalt hatte ich große Angst. Ich habe daraus gelernt immer schön still sein zu müssen, schwierige Situationen aushalten zu müssen, bloß nicht auffallen. Decke über den Kopf ziehen, heimlich weinen. Und es interessiert sich sowieso niemand dafür wie es mir geht. Und ich hatte danach Angst vor jeder etwas dominanteren Frau. Und ich bekam immer Beklemmungen in Räumen die mich an die Kurklinik erinnerten.
Das ganze hat mein Leben bis heute geprägt und für viele psychosomatische Leiden gesorgt. Wenn es mir heute schlecht geht, bin ich wieder die kleine Bine, die sich im Kurheim die Decke über den Kopf zieht. Die Gefühle sind dann wieder präsent.
Danke für dieses Forum und danke dafür, dass dieses Thema endlich "Gehör" findet, auch wenn man die maßgeblichen Personen nicht mehr zur Rechenschaft ziehen kann. Mal sehen, ob ich mich irgendwann wieder traue nach Borkum zu fahren. Im Moment kann ich es mir noch nicht vorstellen.
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Sonja Goldbach aus Leverkusen schrieb am 24.03.2023
Textsuche:

0 Ergebnisse für: Mit ca. 9 Jahren wurden mein Bruder 7 und ich zur Kinderkur nach Borkum ins Haus Sonnenschein für 6 Wochen verschickt. Es war die Hölle und wir waren überglücklich, als wir wieder zuhause waren. Wir wurden zum Essen gezwungen. Morgens gab es Haferbrei, sonntags altes Wei�brot mit Marmelade. Mittags wurde uns z.B. eine sü�e, hei�e Obstsuppe vorgesetzt. Es gab grundsätzlich viel Eintopf. Die Teller mussten immer leer gegessen werden, wenn nicht, gab es heftige Sanktionen von Erzwingen des Essens über Stunden oder auch Schläge. Wer sich erbrach, musste das Essen mit dem Erbrochenen essen. Päckchen von zuhause wurden eingesackt von Sü�igkeiten sah man nur einen Bruchteil aus der elterlichen Post. Kleidungswechsel nur nach Genehmigung. Ebenso waschen oder duschen... Wir durften in Gru�karten nur schreiben, was uns gestattet war. Die Mittagsruhe wurde erzwungen, teil mit Schlägen. Das Meer und den Strand habe ich vlt. eine Handvoll Male gesehen. Es war die Hölle, wir hatten Heimweh und viel Angst. Ich verstehe bis heute nicht, warum meine Eltern nichts unternommen haben wenigstens im Nachhinein -. Diese Kur werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Sie fand ca. 1968/1969 statt. Heute bin ich 62 und die Erinnerung ist absolut präsent
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Kerstin aus Bochum schrieb am 23.03.2023
Liebe Stephanie,
ich war ebenfalls 1974 oder 1975 auf Borkum. Deine Beschreibungen, längliches Gebäude nahe am Strand, passen zum Kinderheim Kiebitzdelle. Ich erinnere mich ebenfalls an die Zimmer, dass wir in Bezug auf Geld, Kleidung und anderen Besitz enteignet wurden. Es war furchtbar. Ich würde gern Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen zwecks Erfahrungsaustausch.
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Stefanie Mertens schrieb am 23.03.2023
Hallo ich war 11 Jahre alt als ich zum Kinderkurheim nach Bad Sachsa fuhr. Die erste Enttäuschung war das dieses Haus nicht so aussah wie im Prospekt. Wir hatten vergitterte Fenster, wie im Gefängnis. So war auch die Stimmung. Psychische Folter war an der Tagesordnung. Es gab ein Jungenhaus und ein Mädchenhaus. Die Jungs mussten arbeiten im Garten,Ziegen hüten und wir Mädchen mussten Mittagsschlaf machen. Wer nicht spurte bekam die Wut und den Hass der Heimleiter zu spüren. Wir haben eine Hausdame gehabt wie Fräulein Rottenmeier(Heidi). Briefe wurden solange korrigiert bis der Brief keine Wahrheit mehr enthielt. Essen war grusselig, wir mussten mit den Zunehmen an einem Tisch sitzen. Abgenommen habe ich nichts. Sportliche Betätigung gleich null. Heute würde ich sogar sagen, die waren homophob, er fand das Mädchen mit kurzen Haaren nicht normal waren. Am schlimmsten fand ich das wir ohne Unterwäsche im Schlafanzug im Bett liegen mussten und morgens wurden wir in den Keller zu den Duschen geschickt und mussten uns ausziehen, wir wurden wie Vieh begutachtet von der Frau und mit einem Schlauch kalt ab gespritzt. Seine Ausraster waren schlimm, einmal sah ich wie er ein Mädchen mit dem Kopf gegen die Wand immer wieder haute. Auch kleinere Kinder waren da. Wir konnten nicht mehr vor Angst und sind bei Nacht und Nebel nur mit Nachthemd und ohne Schuhe in den Wald geflohen. Leider hatten wir es nicht zur Polizei geschafft wir wurde geschnappt. Wir durften die ganze Zeit unsere Eltern nicht anrufen. Geld und Papiere wurden uns am Anfang abgenommen. Irgendwann gab es nochmal ein Fluchtversuch. Danach wurde ein Ausflug gemacht angeblich um uns den Brocken zu zeigen. Wir fuhren zur Grenze der DDR. In Wahrheit wollten die uns über die Grenze schicken. Wir hatten Angst. Nur durch die junge Erzieherin,sie muss so 24 Jahre alt gewesen sein, erfuhren meine Eltern was davon. Meine ganze Kindheit verlief danach nicht mehr so wie vorher.
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Karsten Beckmann aus Leipzig schrieb am 22.03.2023
Ich bin mit 7 1/2 Jahren für 6 Wochen nach Bad Lippspringe gekommen, um mein Asthma zu kurieren. Das war danach auch weg. Die Kur war meine erste Erfahrung von Alleinsein und Trennung von allen mir bekannten Menschen. Auf Heimweh oder andere Gefühle wurde im Heim keine Rücksicht genommen, obwohl es christlich von Ordensschwestern in Tracht mit weißen Hauben geführt wurde. Wichtig war nur die Einhaltung der Regeln und alles mitzumachen, was verlangt wurde. Es war egal, ob jemand das Essen schmeckt, ob man beten mag oder keine Mittagsruhe wollte. Wer alles mitmachte wurde versorgt und betreut. Wer damit jedoch ein Problem hatte, musste mit Strafen rechnen.
Morgens gab es zum Frühstück erst einen Teller heißen Haferbrei und einen Löffel Lebertran. Wer diese Hürde genommen hat, konnte danach Brötchen essen bis er satt war. Wer daran scheiterte, blieb bis zum Mittagessen vor dem Teller sitzen.
Wenn die Schwestern bei einem Regelverstoss nicht den Schuldigen feststellen konnten, wurde willkürlich jemand bestraft. Das ist mir passiert, als in meinem Schlafsaal während der Nachtruhe andere Kinder noch herumalberten. Ich wurde im Schlafanzug in den kalten Duschraum gesperrt und durfte über eine Stunde auf den kalten Fliesen bei Neonlicht sitzen und frieren. Danach ging es in die Eingangshalle, wo ich unter Aufsicht der Nachtschwester eine gefühlte Ewigkeit in einem Sessel sitzen mußte. Irgendwann brachte sie mich wieder in den Schlafsaal zurück. Diese ungerechte sinnlose Willkür habe ich nie vergessen.
Von den 6 Wochen Aufenthalt ist mir nur ein positives Erlebnis in Erinnerung geblieben: Weil ich mit älteren Kinder zusammen in einem Zimmer war, durfte ich die Mondlandung von Apollo 12 abends im Fernsehen mit sehen.
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Heiko Herrmann aus Lohmar schrieb am 22.03.2023
Hallo, ich habe als 5 Jähriger 4 Wochen in Lindow/Strubensee verbracht und mein Päckchen von zuhause wurde geplündert und vom Personal verzehrt.An Falkensee kann ich mich besser erinnern und das war 1980 für Kinder der Horror:Ein Junge musste Fisch essen und erbrach sich und wir alle mussten warten bis er alles gegessen hatte. Ein Anderer hatte sich nachts eigenässt und das wurde vor allen Kindern thematisiert. Täglich mussten sich alle Kinder von5-14 nackt auf den Flur stellen und gegenseitig Bürstenmassage praktizieren, sowie einmal wöchentlich wieder alle nackt um eine Höhensonne im Kreis laufen. Das war damals normal aber mit dem Abstand von heute war es Psychoterror.
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Sylvia aus Aschersleben schrieb am 22.03.2023
Ich war das erste Mal zur Kinderkur mit 8 Jahren beim zweiten Mal mit 11. Ich kann nicht mehr genau sagen, welcher Aufenthalt schlimmer war. Aber die Erlebnisse waren ähnlich.
Am schlimmsten war der Essenszwang. Wir mussten immer alles aufessen, ich sollte zunehmen. Ich kann mich nicht erinnern, dass das Essen schlecht geschmeckt hat, aber es war zu viel für mich. Mir ist oft schlecht geworden. Dann musste ich draußen eine Runde spazieren gehen und dann weiter essen. Ich saß dann noch oft allein im Speisesaal. Am Ende hatte ich ganze 500g zugenommen, bei der zweiten kur wohl 800g. Manche Kinder haben ihr Essen in den Schlafsaal geschmuggelt und im Schrank versteckt. Natürlich haben die Erzieher das gefunden bei der täglichen Schrankkontrolle. Ich weiß nicht mehr, wie die Kinder bestraft wurden, kann mich nur noch erinnern, dass die Kinder dann immer geweint haben. Ich erinnere mich sowieso an viele verheulte Kindergesichter.
Ich musste meine Unterwäsche und Strümpfe immer mit der Hand waschen, weil ich zu wenig mit hatte.
Die Bürstenmassagen von denen hier schon einige berichtet haben, hab ich auch in schlechter in Erinnerung. Wir standen da alle im schlüpfer rum und mussten uns von oben nach unten abbürsten. Und Gymnastik machen, auch in Unterwäsche.
Ich erinnere mich auch noch daran, dass mal ein Mädchen eingenässt hat. Die wurde vor allen anderen Bloßgestellt.
Beim Briefe schreiben hat eine Erzieherin mich zur Schnecke gemacht, weil ich angeblich meinen eigenen Namen falsch geschrieben habe. Die hat mit mir gestritten, ich müsste meinen Namen mit i schreiben nicht mit y. War sowieso egal, weil die Briefe nie abgeschickt wurden.
Das einzig schöne waren die Ausflüge, die wir gemacht haben. Schloss Moritzburg z. B.
Ich habe aber bestimmt auch vieles verdrängt. Meine Mutter hat erzählt, dass ich nicht viel gesagt habe zu Hause. Ich war dann so in mich gekehrt.
Ich wußte bis jetzt auch nicht, dass es so vielen anderen Kindern in der DDR und in der BRD ähnlich ging und das viele noch schlimmere Erlebnisse hatten.
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Elisabeth Müller aus Köln schrieb am 22.03.2023
Mit 5 Jahren kam ich in ein Heim an der Sieg. Mein Vater war bei der Bundesbahn und über die Institution wurde ich verschickt. Meine Mutter brachte mich zu Hauptbahnhof in Köln und ich wurde einer fremden Frau übergeben. Viele Kinder stiegen ebenfalls in den Zug. Ich kann mich an einen riesigen Schlafsaal erinnern, und dass ich jede Nacht ins Bett gemacht hatte. Das war vorher nicht so. Ich wurde beschimpft und musste tagsüber auch im Bett bleiben. Was sie sonst noch mit mir gemacht haben, weiss ich nicht mehr. 6 Woch enlose Hölle.
Danach wurde ich noch 4 mal verschickt. Das war aber nicht mehr so schlimm. Mit 7 Jahren kam ich ins Kinder- und Jugendkurheim von Dr. Schütterle in Haslach Schwarzwald. Daran habe ich keine Erinnerungen mehr.
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Nadine Ewering aus Steinfurt schrieb am 21.03.2023
Ich bin mit 5 Jahren nach Berchtesgaden gekommen, eine Empfehlung vom Kinderarzt, da ich ständig krank war.
Viel weiß ich nicht mehr, aber eine Situation werde ich nie vergessen.
Ich hatte starkes Heimweh und in der Nacht ins Bett gemacht. Dafür hab ich eine dicke Backpfeife bekommen und zeitgleich hatte ich auch noch hohes Fieber und mir ging es ganz schlecht. Ich durfte mich nicht umziehen und musste den ganzen Tag alleine in dem großen Saal in meinem dreckigen Bett liegen und es hat sich keiner um mich gekümmert.
Und dann dieses schrecklich gestellte Foto mit dem Pony, welches ich festhalten musste. Das Foto wurde dann nach Hause geschickt, damit die Eltern dachten wir hätten eine tolle Zeit.
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Hannelore Harnisch aus Delbrück schrieb am 21.03.2023
Sehr geehrte Frau Röhl
Meine Schwester (8)und ich (7) wurden als Kinder auch verschickt 2mal,in die Hölle unseres Lebens.Eine Verschickung schlimmer als die andere.
Wir wurden zum Essen und schlafen gezwungen. Unsere Briefe zensiert oder kamen gar nicht an. Wenn man sprach musste man in der Ecke stehen. Beschimpft wurde man wenn man weinte man kann alles gar nicht wiedergeben was einem angetan wurde. Auch wenn man sein Leben lebt diese Erfahrungen haben tiefe Narben hinterlassen.
Mfg H. Harnisch
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Karin Schwarzenberg aus Paderborn schrieb am 21.03.2023
Sehr geehrte Frau Röhl,

Noch heute ist es für mich Horror, was ich als Kind erlebt habe. Anfang 72 verstarb unsere Mutter. 1972, 1973, 1974 wurden meine
Schwester und ich zum ersten Mal mit 7 u. 8 Jahren in den Sommerferien
verschickt. Einmal Bad Karlshafen, dort musste meine Schwester in
einem Gitterbett für Kleinkinder schlafen. Sie konnte nicht richtig
liegen und hat viel geweint. Ich habe versucht sie zu trösten, weil man aber nicht sprechen durfte, musste ich nachts auf dem kalten,
dunklen Flur allein in der Ecke stehen. Es gab Schläge oder man wurde
eingesperrt, die Strafe kein Essen zu bekommen, war für mich eher
Belohnung, denn das Essen war grauenvoll. Zum Essen wurde man gezwungen, man durfte erst aufstehen, wenn der Teller leer war. Sonst kam man in einen dunklen Raum. Am Tisch und während Spaziergängen
durfte nicht gesprochen werden. Dort wurden wir beide krank Masern und
mussten zu unserem Glück in der dritten Woche abgeholt werden. In Niendorf an der Ostsee war es noch schlimmer. Die Briefe, die ich geschrieben hatte, von Heimweh berichtete und dass wir Nachts in einem
Bett zusammen schlafen, weil wir solche Angst hatten, kamen nie zu Hause an. Dafür wurde meine Schwester sofort in einem anderen Zimmer untergebracht und wir wurden Nachts eingeschlossen. Beim Essen war es so schrecklich, Erbrochenes musste wieder gegessen werden. Selbst
ungenießbare Speisen wurden vorgesetzt. Ich habe tatsächlich mehrfach versucht aus dem Fenster zu springen, um wegzulaufen. Diese
Erinnerungen kann man nicht vergessen. Noch heute sind Dunkelheit, enge Räume und volle Teller für mich abschreckend.
Schade, dass ich erst durch den gestrigen Bericht in der Tageszeitung
aufmerksam wurde auf Ihren Aufruf. Die Petition habe ich sofort
unterschrieben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Herzliche Grüße
Karin
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Tackenberg, Sylvia aus 45879 Gelsenkirchen schrieb am 21.03.2023
Ich war ein dünnes Kind, wurde zur Erholung 6 Wochen nach Bad Rothenfelde geschickt um zuzunehmen. Ich hatte mich so darauf gefreut, war ganz stolz alleine zu verreisen. Es wurde die Hölle für mich.Mir wurden bei Ankunft alle Süßigkeiten weggenommen, auch mein Kuscheltier wurde weggenommen. Wir mussten uns mit kaltem Wasser waschen. Alles essen , auch wenn man sich davor ekelte. Ich mochte keine Tomaten (bis heute kann ich sie nicht essen), musste Brote mit Tomaten essen. Ein anderes Mädchen mochte keine Blutwurst, wir tauschten unsere Brote unter dem Tisch. Leider ist es aufgefallen. Das andere Mädchen kam irgendwo in einen Raum und musste das Blutwurst Brot essen, sie erbrach es und musste dann das Erbrochene essen. Vor Angst und Heimweh hab ich nachts geweint und musste daraufhin im kalten Flur auf einer Pritsche ohne Zudecke die Nacht verbringen.Ich habe meinen Eltern geschrieben wie schlimm ichcda behandelt werde, dax wurde von den Erzieherinnen geschwärzt, dass meine Eltern es nicht lesen konnten. Ich hatte während dieser Zeit Geburtstag, mein Päckchen von den Eltern wurde mir weggenommen . Es sind bestimmt noch schlimmere Sachen passiert. Ich werde dieses Jahr 60, aber ich werde diese Zeit nie vergessen.
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Monika Groth aus Reken schrieb am 21.03.2023
Verschickungsheim in Erpen Bad Rothenfelde
Mein Name ist Monika Groth. Ich war ein schwächliches Kind, und viel erkältet. Deshalb dachten meine Eltern, dass es gut für mich wäre, zur Erholung zu kommen.
Also wurde ich zusammen mit einer Frau von der Fürsorge in den Zug gesetzt. Im Kinderheim angekommen, mussten wir unser Proviant abgeben. Jedes Kind durfte sich dann etwas davon nehmen. Dumm wie ich war,nahm ich mir einen großen Apfel, den ich dann nicht schaffte aufzuessen. Also bekam ich am ersten Tag schon Ärger. Ich hatte wohl so was wie Milchunverträglichkeit. Es gab jeden Morgen Haferbrei. Mir wurde immer wieder schlecht davon. Weil man Schläge bekam, wenn man nicht aufgegessen hatte,bekam ich solche Angst.Als Ich mich dann übergeben hatte, hab ich einfach das Erbrochene weitergegessen. Bis mir jemand den Teller weggenommen hatte. Wenn man seinen Teller nicht leergegessen hatte, musste man mit seinem Teller in die Garderobe. Dort musste man sich vor der Bank hinknien und essen, bis der Teller leer war. Erst dann durfte man wieder zu den anderen. Ich hatte so schreckliches Heimweh. So kam es auch vor, dass ich wieder ins Bett machte. Natürlich gab es deshalb auch wieder Schläge. Wir gingen auch öfters ins Badehaus. Dort waren Wannen mit warmem Solewasser aufgestellt. Darin musste man liegen und sich ruhig verhalten. Ich hatte mir eine Wanne ausgesucht, mit sehr viel Wasser drin. Die Betreuerin stellte deshalb einen Schemel in die Wanne, auf den ich mich dann setzen sollte. Doch der Schemel rutschte mir weg, so dass ich fast ertrunken wäre. Das Ende vom Lied war, ich wurde beschimpft. Warum ich denn so dumm war und mir die Wanne mit dem vielen Wasser ausgesucht hatte. Es war Adventszeit. Im Heim gab es einen Adventskalender . Er bestand aus einer Schnur, an der Walnüsse geklebt waren. Jeden Tag durfte ein Kind eine Nuss abschneiden. Nur wenn es lieb war. Dann kam der Tag wo die Erzieherin sagte, Monika war heute lieb, sie darf heute die Nuss abschneiden. Nein doch nicht.Es kam ein anderes Kind dran. Die Enttäuschung spüre ich noch heute.Ich war damals noch keine 7 Jahre alt. Jetzt bin ich 70 Jahre. Ich kann die 6 Wochen im Heim nicht vergessen.
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Christa Wortmann aus Oberhausen schrieb am 12.03.2023
Meine Schwester sollte zur Untersuchung zwecks Einschulung.Ich wollte unbedingt dabei sein.Bei meiner Schwester war alles gut,als der Arzt mich sah meinte er zu meiner Mutter dass ich zu dünn sei und ich zur Kur muss.Im November 1965 wurde ich in einen Zug Richtung Schwarzwald gesetzt.Sechs Wochen ging meine Kur.Wir schliefen mit mehreren Kindern in einem großen Schlafsaal.Morgens gab es Haferschleim, entweder mit Kakao oder ohne.Ich musste sehr oft brechen und mir wurde das erbrochene wieder vorgesetzt was erneutes brechen verursachte.Zur Strafe musste ich ins Bett.Ich hatte furchtbare Angst in dem großen Saal, besonders wenn es dunkel war.Draussen war ein Wald und im Saal war eine große Glasscheibe.Meine Fantasie spielte mir übel mit.Die Briefe die ich an meine Eltern schrieb wurden kontrolliert und "verbessert".Einmal die Woche war Badetage.Erst durften die großen Mädchen baden und danach wir.Alle in dem gleichen Wasser.Mir würde der nasse Lappen über Mund und Nase ausgedrückt dass ich dachte ich ersticke.Bis heute kann ich sehr schlecht Wasser im Gesicht haben ohne Panik zu bekommen.Der Geruch von Haferschleim und Kakao bereitet mir Übelkeit.Wir mussten öfters zur Untersuchung und ich kann mich an Spritzen erinnern die ich bekommen habe.Mittags mussten wir draußen auf einer Liege einen Mittagsschlaf machen.Es durfte nicht geredet werden.Ich hatte großes Heimweh und war froh nach sechs Wochen wieder nach Hause zu fahren Obwohl das fast 60 Jahre her ist denke ich noch sehr oft an diese Zeit.
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Jan schrieb am 12.03.2023
Ich war 1989 mit 6 in Wiek und mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich daran zurückdenke.
Bereits die Abreise im Bus vom Leipziger Hauptbahnhof ist mir in trauriger Erinnerung. Ich hatte ein von meiner Mutter liebevoll gestaltetes Schild mit meinem Namen um den Hals, dann mussten wir uns verabschieden und führen mit Tränen in den Augen nach Wiek.
Dass wir immer aufessen mussten, uns nackt in einem Kreis aufstellen und dem Kind vor uns den Rücken mit einer fiesen Plastikbürste schrubben mussten etc. war bei uns auch so.
Am schlimmsten fand ich jedoch, wie ein Kind mit "Schlafzimmerblick" behandelt worden ist. Ständig schnauzten die Erzieherinnen es an, es solle die Augen gefälligst richtig aufmachen. Eines Tages, als das Kind wohl zusätzlich nicht aufgegessen hatte, musste unser gesamtes Haus abends antreten. Dann wurde das Kind vor aller Augen in Krepppapier eingewickelt, welches dann mit einer großen Schleife fixiert worden ist. Dann verkündeten die Erzieherinnen, dass Kind werde jetzt als Paket per Post verschickt - quasi als "Warnung" was mit unfolgsamen Kindern passiere. Als wir alle einen großen Schreck bekommen hatten, wurde das Kind wieder "ausgepackt". Wenn ich daran denke, möchte ich den heute wohl 40jährigen Mann am liebsten in den Arm nehmen und zusammen eine Runde heulen. Wie schlimm muss das für ihn erst gewesen sein, wenn mich das als hilfloser "Zuschauer" schon so mitgenommen hat.
An einen einzigen schönen Abend kann ich mich erinnern, als die Großen uns halfen uns rauszuschleichen und gemeinsam Elf 99 zu schauen.
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Andreas Ohmsen aus Hamburg schrieb am 12.03.2023
Ich bin durch den Hinweis einer ehemaligen Arbeitskollegin auf diese Initiative gestoßen und bin ganz überrascht, dass die damaligen Erholungs- oder Erziehungsinstitutionen nach so langer Zeit noch aufgearbeitet werden. Wir hatten bei einer privaten Unterhaltung festgestellt, dass wir uns in dem selben Verschickungs- bzw. Kinderheim zu allerdings unterschiedlichen Zeitpunkten aufgehalten haben. Unsere Erinnerungen und Eindrücke sind ähnlich. Die Aufenthaltsbedingungen haben sich in den Jahren danach wohl noch verschlimmert. Vielleicht habe ich mit meinen acht Jahren auch manches nicht mitbekommen. Meine Eltern hatten mich nach einer ausgeheilten Hepathitis-A Erkrankung aufgrund der Empfehlung eines Arztes dort hingeschickt. Ich habe noch viele insgesamt durchwachsene Erinnerungen an damals. Aus heutiger Sicht wurden wohl die autoritären Umgangsformen und Erziehungsrituale aus der Nazizeit hier fortgesetzt. 1962 war es noch zu früh für ein generelles Umdenken und Aufarbeitung wie sechs Jahre später. Das Personal in Berlebeck war altersmässig gemischt, die Leiterin erinnerte mich am ehesten an eine Klostervorsteherin. Die meist jüngeren Erzieherinnen waren teilweise recht nett und menschlich. Es gab aber auch physische Gewalt, die eine oder andere Ohrfeige oder eins hinten drauf. Eine Merkwürdigkeit waren die sogenannten "Liegekuren": Nach kleineren Vergehen musste man den ganzen Tag lang im Bett bleiben und durfte dann den "tollen" Ausflug zum Hermannsdenkmal nicht mitmachen. Die Altersstruktur der Kinder und Jugendlichen lag gefühlt so zwischen 5 und 18 Jahren. Als skandalös empfinde ich aus heutiger Sicht besonders die Mittagsruhe, man musste im Bett liegen und durfte 2 Stunden keine Toilette aufsuchen. Auch nachts war das nicht erlaubt. Ich konnte den Harndrang nicht immer unterdrücken und wurde einmal zur Heimleiterin zitiert: "Du machts mir ja die ganze Matratze kaputt!". Die Qualität der Speisen und Getränke empfand ich als weiteren Tiefpunkt bei dieser Anstalt. Morgens Milchsuppe bis zum Abwinken, bei Erbsensuppe und ähnlichen Eintopfgerichten musste ich mich übergeben. Als achtjähriger konnte ich mich damals noch nicht so artikulieren und ich wusste nichts von der Tradition der Kinderlandverschickung, Hitlerjugend etc. Die Erziehungskräfte von damals waren mit Sicherheit auch nach dem Krieg weiter im Dienst und nicht alle hatten das autoritäre Denken aufgegeben. Die Frage ist, ob es solche Zustände in bestimmten Regionen dieses Landes noch immer gibt...
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Silvia Arndt-Grund aus Berlin schrieb am 07.03.2023
Ich war mit ca. 15 Monaten an TBC erkrankt und lag 9 Monate lang im Krankenhaus. Tagsüber wurde ich an beiden Seiten des Bettchens festgebunden, was man noch auf Fotos gut erkennen kann. Meine Eltern durften beim Besuch nur vor einer Scheibe stehen - nach ca. 3 Monaten habe ich sie nicht mehr wahrgenommen.
1961 wurde ich dann zu einer „Liegekur“ nach Wyk auf Föhr geschickt. 4 Wochen sollten es sein, aber der Aufenthalt wurde von der Klinik immer wieder verlängert. Ich habe von dort noch meinen Entlassungsbericht, auf dem man die Namen der Verantwortlichen lesen kann.
Nach fast 5 Monaten holten mich meine Eltern auf „eigene Verantwortung“ nach Hause. In diesem Entlassungsbericht steht, dass mein Kurerfolg ungenügend sei, ich mich aber immerhin „gut eingefügt“ habe.
Ich hatte so viel Angst dort, weil alle so böse und streng waren.
Wir schliefen in einem riesigen Schlafsaal, in dem auf beiden Seiten ein Bett neben dem anderen stand. Niemand durfte auch nur einen Mucks von sich geben, sonst wurde man an den Ohren gezogen. Ich glaube, man hätte das Fallen einer Stecknadel hören können, so still war es in diesem großen Raum, mit so vielen Kindern.
Ich erlebte, wie ein Junge sein Erbrochenes essen musste. Er erbrach sich immer mehr. Dieses Erlebnis habe ich mein ganzes Leben immer wieder mal im Kopf.
Einmal saßen wir am Strand. Da bat ich eine Schwester etwas zu trinken zu dürfen. Sie sagte mir, es gäbe genug Wasser vor mir, und Muscheln um das Wasser damit trinken zu können lägen auch genügend rum. Das habe ich dann gemacht.
Zur Folge hatte ich schwere Verätzungen im Hals und musste gefühlt über sehr viele Tage und Nächte allein in einem dunklen Zimmer sein. Ich hatte fürchterliche Schmerzen und fühlte mich unendlich allein.
Ich leide heute unter einer Angstneurose, die mich in bestimmten Situationen immer wieder überkommt.
Und mir kommen die Tränen, wenn ich das ganze Leid von allen hier lese.
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Christine Müller schrieb am 04.03.2023
Meine Einschulung im April 1957 stand bevor. Da ich sehr untergewichtig war, schickten mich meine Eltern mit den besten Absichten zur Erholung in ein Kinderheim nach Westerland auf Sylt. Sie hofften, dass ich dort 6 Wochen gut versorgt würde und mit ein wenig mehr Gewicht nach Hause zurückkehren würde. Damals habe ich sehr stark an meinen Fingernägeln geknabbert. Als wir in dem Heim ankamen, wurden wir gleich darauf hingewiesen, dass Nägelknabbern nicht geduldet wird. Man zeigte uns auch gleich, was bei Verstößen geschehen würde. Kindern wurden Holzscheite mit Verbandszeug unter die Hände gebunden und tageweise nur zum Essen abgenommen.
Auch nachts blieben die Hände verbunden.
Essen mussten wir alles, was auf den Tisch kam. Zum Frühstück gab es immer u. a. ein Schälchen mit schrecklich klumpigem Grießbrei. Da ich diesen Brei nur sehr schwer herunterbekam, wurde ich jeden Tag 1/2 Stunde früher geweckt, um bis zum Ende des Frühstücks auch mit allem fertig zu sein.
Ein Mittagessen mit furchtbar angebranntem Backobst ist mir in besonders schrecklicher Erinnerung, denn wir mussten alle unsere Teller leer essen, auch die Kinder, die sich vor Ekel übergeben haben.
Einmal in der Woche wurden wir gebadet und anschließend wurden jedes Mal Finger- und Fußnägel geschnitten. Besonders die Fußnägel wurden so kurz gehalten, dass sich meine Eltern über die Entzündungen der Haut wunderten, als ich nach Hause kam. Wir wurden regelmäßig gewogen, um zu kontrollieren, ob wir Gewicht zugelegt hatten. Da ich zum Ende der 6 Wochen an einer Mandelentzündung erkrankt bin und etliche Tage im Bett verbringen musste, wo ich nach meiner Erinnerung nur mit furchtbar schmeckendem Lebertran behandelt wurde, hat es mit der Gewichtszunahme nicht geklappt.
Bis ich durch Zufall von der Initiative Verschickungskinder erfahren habe, war mir nicht bewusst, dass so viele Kinder über einen so langen Zeitraum in Kinderheimen die gleichen schrecklichen Erfahrungen machen mussten wie ich.
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Claudia aus Berlin schrieb am 03.03.2023
Ich war 1987 mit 7 Jahren für 3,5 Monate im Logopädischen Kindersanatorium in Thalheim.
Als Vorbereitung auf diese Kur sollte ich lernen zu schweigen (mehrere Stunden am Tag), meine Sachen selbst raus zu legen, mir selbst meine Brote zu machen, mein Zimmer selbst aufzuräumen. Über all das sollte ich Buch führen und jeden Tag abhaken. In den ersten 14 Tagen der Kur haben wir unter Medikamenteneinnahme geschlafen. Nur zum Essen sind wir aufgestanden. Dabei mussten wir schweigen. Somit habe ich 14 Tage kein Wort gesprochen. Alles war strengstens geregelt. Danach durften wir in der Gruppe nachsprechen. Danach einzeln nachsprechen usw. Briefe wurden kontrolliert. Die Briefe, die wir geschrieben haben, wurden vorgeschrieben. Die Körperhygiene war vorgeschriebene (wann welcher Lappen) und wurde überwacht. Es gab Listen und zur Belohnung Wimpel für gutes Verhalten und gutes Sprechen. Als ich meine Arme mal beim Einschlafen in der Luft bewegte, bekam ich einen Minuspunkt. Durch das Haus mussten wir mit Händen auf dem Rücken gehen alle in einer Reihe. Den vermeintlichen Fortschritt meines Sprechens musste ich jeden Tag in einem Heft reflektieren. Das wurde kontrolliert. Nichts durfte wild, laut oder spontan sein in diesem Haus. Es gab einen Tag, an dem alle Eltern gekommen sind. Dafür haben wir ein kleines Programm einstudiert. Danach durften wir zu unseren Eltern. Meine Eltern haben mich völlig verändert vorgefunden. Bis zum Schluss wurden uns Medikamente gegeben. Ich weiß nicht welche. An körperliche Gewalt kann ich mich nicht erinnern. Emotionale Begleitung gab es keine. Bis heute stottere ich. Ein toller Sprachtherapeut hat mir dann 1995 eine neue Sichtweise auf mein Stottern gegeben. Das hilft mir bis heute und hat vieles verbessert, so dass ich beruflich selbstbewusst Vorträge halte.
Die Erinnerungen an die Zeit, das alleine gelassen seins, das etwas weg soll und das Funktionieren müssen hat einige Spuren und Glaubenssätze hinterlassen.
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Bea schrieb am 03.03.2023
Hallo, ich war, wenn ich mich richtig erinnere, 1981 im Winter dort. Ich fand es sehr unangenehm. Ich erinnere mich an scheußliche, gelblich geflieste Duschräume im Keller, in die man nur zusammen reingelassen wurde. Ich erinnere mich an knarrendes Holzparkett und schwere Türen. Die strengste “Aufseherin” hieß Seifert. Es wurde einem viel verboten. Man durfte nie zur Toilette, wenn man musste. Nicht während der Mittagsruhe, auch nicht in der Nacht. Wenn Kinder ins Bett machten, wurden sie danach vor allen anderen gedemütigt. Im Bettenzimmer lagen etwa 10 oder mehr Kinder - aber da kann mich die Erinnerung auch täuschen. Es gab definitiv einen Zwang, Dinge zu essen. Pures Fett, Speck in Batzen, das sich nicht runterschlucken ließ und man konnte es nur heimlich in der Hand oder im Mund verstecken und dann auf der Toilette loswerden. Post wurde kontrolliert. Wenn man schrieb, dass man Heimweh hatte, wurde die Post konfisziert. Päckchen durfte man sich nicht schicken lassen. Es gab ein straffes Programm, zu dem auch Unterricht gehörte. Ich träume bis heute, dass ich meine Schulsachen vergessen habe, weil mir diese dort fehlten. Es gab auch eine Frau Weber, wenn ich den Namen richtig erinnere. Die war nett und beschützte die Kinder manchmal vor der Strenge der anderen Aufseherinnen. (In meiner Erinnerung nenne ich sie immer so ) Ich war immer müde und mir war immer kalt. Ich empfand ständig Scham, weil man keine persönliche Grenze haben durfte, was Nacktheit betraf. An die Bürstenmassagen erinnere ich mich auch. Kleine Plastikbürsten, die man über die Hand klemmte, dann sollte man sich von unten nach oben bürsten. Angeblich für die Durchblutung aber die Haut raute auf. Ich hatte immer Angst und wollte nach Hause. Es gab keinen Trost. Keine lieben Worte. Kein Aufgefangensein. Es fand ein Rodeltag statt Einen langen Weg durch den Wald hinab rodelten wir mit den Schlitten. Ich stürzte und hatte danach Schmerzen im Rücken, die nicht abgeklärt wurden. Es muss ein schöner Wald gewesen sein….aber dunkel. Das furchtbare Essen bis zum Erbrechen, die Duschkeller, die Kälte, straff durchorganisierter Tag, Toilettenverbote, Strenge – und noch andere diffuse, unangenehme Erinnerungen und Gerüche…. Lediglich am letzten Tag gab es eine Kinderdisco, die mir vorkam wie ein Freiheitsfest. Dort trugen Kinder barocke Kostüme und einige hatten einstudiert, Menuett zu tanzen. Nach Mozart, wenn ich mich nicht täusche. Als ich daheim aus dem Bus stieg, erschrak meine Mutter, als sie mich abholte. Ich hatte mehrere Kilo Gewicht verloren. Sie meinte später immer, ich hätte danach ausgesehen, als ob ich eine Kur nötgig gehabt hätte. Ich verbinde eigentlich nur ungute, traumatische Gefühle mit dieser Zeit. ich war 3 Wochen, andere Kinder 4.
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N. P. schrieb am 21.02.2023
Ich war im Jahre 1994 mit 14 Jahren 6 Wochen bei einer Kinderkur. An diese schreckliche Zeit habe ich sehr gute Erinnerungen:
Toilettengänge waren nachts verboten

Toilettengänge am Tag mussten bei der Betreuerin angemeldet werden und waren bei einer Betreuerin zeitlich begrenzt. Hierfür wurde eine Eieruhr auf 5 Minuten eingestellt. Bei Ablauf der Zeit wurde man vom WC abgeholt.

Duschen 1x wöchentlich, bei Periode täglich. Hierfür musste man beweisen, dass man seine Periode hat.

Wöchentlich mussten aus einer Kiste mit schmutziger Wäsche aller Kinder die eigene Unterwäsche gesucht und vor allen gezählt werden. Ich hatte einmal einmal zu wenig verbraucht. Ursache Wäschewechsel zu Hause morgens, in der Klinik abends. Meine Versuche das zu erklären wurden abgebrochen und ich wurde als dreckig vor allen beschimpft.

Eltern durften nicht kontaktiert werden in der ersten Woche. Danach wurden Briefe nachmittags verteilt. Diese mussten wir vor allen vorlesen.
Briefe wurden kontrolliert bevor wir die versenden durften.

Tisch für zu dünne kinder: Sahnemilchgemisch musste ausgetrunken werden. Essen, welches nicht gegessen wurde, wurde immer wieder aufgetischt. In Wurstscheiben waren die Gruppennamen geritzt, auch bei Götterspeise (Orange). Die Wurstscheiben waren grau und wellten sich.

Läusekämmen, ich hatte Schuppen. Das haben die Betreuerinnen zunächst nicht erkannt, so musste ich im Schlafraum alleine warten, gefühlt eine Ewigkeit. Als ich zurück in den Gruppenraum durfte, haben mich alle wegen angeblicher Läuse gehänselt.

Ich hatte Geburtstag während der Zeit. Mein Paket von den Eltern musste ich vor allen öffnen. Die Süßigkeiten wurden mir sofort abgenommen und an alle verteilt. Der Karton roch nach zu Hause, ich wollte den deshalb unbedingt behalten. Aber der wurde mir aus der Hand genommen und weggeworfen.

Es musste täglich mehrfach gebetet werden, Gottesdienst mitgestaltet werden, unabhängig von Glauben, Glaubensrichtung.

Ein Junge aus einer Gruppe hatte sich verlaufen und fragte mich nach dem Weg. Ich kam gerade vom WC. Ich versuchte zu helfen, wurde erwischt und durfte als Strafe den restlichen Tag (nach dem Mittag bis nach dem Abendbrot) nicht mehr auf WC.
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Cora S. schrieb am 20.02.2023
Ich war in Sommerferien 1979 in dem Verschickungsheim, mein Bruder in den Osterferien. Unsere Erfahrungen waren ziemlich gleich. Unsere Heimleiterin damals hieß Evi, die Betreuer waren noch ziemlich jung, z. T. erst 18-21. Ich kann mich noch an eine Elke, Hilde und Martina erinnern, es gab auch einen männlichen Betreuer, der Luca hieß.

Morgens um halb neun gingen die Betreuerinnen durch die Flure und sangen Morgenlieder. Das war für uns das Zeichen, dass wir aufstehen und die Zimmer verlassen durften. Um 9:00 Uhr gab es Frühstück: Von großen Tabletts, die turmartig beladen waren mit Honig- und Marmeladenbroten mussten zwei gegessen werden, zu trinken gab es Sirupwasser oder ungesüßten Tee. Zwei Mal die Woche kam ein Trainer, um mit uns nach dem Frühstück durch den Ort zu joggen. Die übrigen Tage mussten wir in Zweierreihen singend mit zwei Betreuerinnen durch die Ortschaft ziehen. Mittagessen gab es um 12:00 Uhr, meist sandige Kartoffeln, sandiges Gemüse, oft mit "Einlage" und immer dieselbe Soße. Ab und zu auch mal ein Würstchen, Rührei oder Leberkäse. Egal wie es schmeckte, Aufessen war Pflicht. Danach mussten wir 2 Stunden Mittagsruhe halten und um 15:00 Uhr schon wieder Marmeladenbrot essen. Abendessen gab es um 18:00 Uhr. Tagsüber oder auch mal nach dem Abendessen wurden öfter kleine Ausflüge gemacht, in den Ort, zu einem Bach, ins Freibad oder einfach nur zum Spielen im Garten.

Ein Mal die Woche gab es einen Wochenbrief von den Eltern und es war erlaubt, samstags ein Telefongespräch von 15 Minuten zu führen, natürlich unter Aufsicht. Auch sämtliche Briefe kamen nur geöffnet und gelesen bei uns an.

Wenn jemand etwas falsch gemacht hatte - z. B. unhöflich war, nicht aufgegessen hatte oder auch andere Kleinigkeiten, dann gab es jedes Mal eine Gruppenstrafe. Ich kann mich noch an ein Mal erinnern, als wir Mädchen mit der Heimleiterin im Freibad waren und die Jungen aus unserer Gruppe im Heim geblieben war. Einer der Jungen hatte die Betreuerin beleidigt - mit der Folge, dass wir alle für den Rest der Woche direkt nach dem Abendessen ins Bett gehen mussten.
Freitags gab es eine Disco, aber nur für diejenigen, die sich nichts "geleistet" haben unter der Woche. Alles in allem lief es sehr streng ab im Tagesablauf. Jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt und beim Essen wurden wir streng überwacht. Nachts durften wir die Zimmer nicht verlassen, auch nicht, um zur Toilette zu gehen. Es gab aber einen Jungen, der nachts Asthma-Anfälle bekam und ins Arztzimmer gebracht werden musste. Diese Minuten haben wir meist ausgenutzt, um doch heimlich schnell zur Toilette zu kommen. Wären wir erwischt worden, hätte es eine Gruppenstrafe gegeben.

Da wir schon etwas älter waren, bekamen wir sonntags ein Taschengeld und durften in der Gruppe am Montag nach Fischen zum Einkaufen gehen. Am Sonntag gab es die Möglichkeit, in die Kirche zu gehen - und damit auch früher aufzustehen und Frühstück gab es anschließend beim Bäcker.

Das schlimmste dort waren die ständigen Kontrollen, das Missachten der Privatsphäre und vor allem das Heimweh. Zum Glück mussten wir nicht noch einmal in so ein Verschickungsheim.

Ich vermute mal, dass dies das selbe Heim gewesen ist, das Katharina aus Bremerhaven hier meinte. Auch ich habe danach gesucht. Wie es aussieht, wurden die Häuser in dieser Straße alle zu Ferienhäusern umgebaut, vielleicht auch das ehemalige Kinderheim?.

Auch unsere Gruppen kamen überwiegend aus Norddeutschland - Hamburg, Bremen, Lübeck, Heidekreis, usw. Die "Kur" wurde damals von unserer Krankenkasse befürwortet und regelrecht angepriesen und wurde vom Arzt genehmigt.

Eine ehemalige Klassenkameradin von mir war im selben Jahr in einem Verschickungsheim auf Amrum in Wittdün, das es heute auch nicht mehr gibt.
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Katharina aus Bremerhaven schrieb am 19.02.2023
Ich wurde 89 oder 90 zusammen mit meiner Schwester von Bremerhaven ins Allgäu geschickt. Ich erinnere mich nur in kleinen Bruchstücken. Damals war ich 5 oder 6 und meine Schwester ca. 12. Sie hat komischerweise kaum Erinnerung an diese 6 Wochen. Für mich eine schlimme Zeit. Mittags wenn man nicht schlafen konnte, musste man auf dem Flur stehen oder sitzen. Pakete und Briefe verschwanden. Ich wurde zum Essen gezwungen usw. Wie waren auch in einem freibad, wo ich fast ertrunken bin. Hatte dann Panik zu duschen und wurde dann auch gezwungen. Das Haus hatte vom Garten aus eine Treppe zur oberen Etage. Dort war ein Balkon wo wir kleineren gegessen haben. Ich war 2013 und 2019 dort, weil ich unbedingt das Haus finden und aufarbeiten wollte. Habe aber nichts rausbekommen. Das Gesundheitsamt in Bremerhaven wusste von nichts. Die Leute in fischen auch nicht. Es gibt einen Brief von mir an meinen Vater wo drinnen steht dass meine Betreuerin Frau Gutsmann hieß und wenn ich mich recht erinnere mit Vornamen Roswitha. Sie kam aus dem Schwarzwald. Wir sind im Laufe der Kur mal für 2 oder 3 Tage nach Österreich gefahren. Vielleicht erinnert sich jemand oder war im gleichen Haus. Ach und ich weiß noch dass wir Kinder aus bremerhaven und Hamburg kamen. Da waren Zwillingsschwester n im Rollstuhl. Eine davon hieß Antonia. Wir Bremerhavener mussten länger bleiben als die Hamburger und durften ab der Abreise der anderen auch nicht mehr auf unseren Zimmern schlafen. Würde mich wahnsinnig freuen wenn sich hier jemand findet der auch dort war.
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Goodwill Speck aus Mondorf-les-Bains schrieb am 18.02.2023
Ich war zwischen 6 bis 8 Jahre alt als ich in so einem Seehospiz gelandet bin wg Asthma für 6 Monate. Bin ich geheilt zurück gekommen? Nein. Herzrasen hohes Fieber nachts während langer Zeit waren normale Reaktionen. Ich bin nachts stundenlang um unseren grossen Küchentisch gerast und meine Eltern haben mich laufen lassen. Sie hatten Angst ich würde sonst in der Klapse landen aber aus der kam ich ja eigentlich. Mein Vater ist später mit mir zum BKA Düsseldorf gegangen und daraufhin gab es eine Untersuchung. Ärzte die zugegeben haben das sie sich nicht getraut haben bei diesen sogenannten Schwestern etwas zu sagen, sie durften nie die Unterhosen von den Kindern runterziehen (der Teil war jedesmal grün und blau geschlagen).
Briefe welche man nach Hause geschickt hat wurden vorher kontrolliert und je nachdem was drin stand gab es eine ins Gesicht. Haben die Eltern angerufen stand immer einer als Kontrolle daneben.
Es gab eine kleine Lichtung mit ein Bäumen, ich wollte immer dahin. Ich wurde angeschrien weil ich nicht mit zu dem Strand wollte.
Für mich war es die Fortsetzung von 1940 alte frustrierte Naziweiber welche alle ihre perversen Fantasien an den Kindern ausgelebt haben. Es hat sie ja auch keiner daran gehindert. Selbst wenn man es zu Hause nachher erzählt hat es wurde erst einmal nicht ernst genommen und später auch nicht. Meine Mutter hat mich Jahre danach einmal gefragt warum ich nicht zulasse das sie mir hilft. Das Vertrauen ist mit dem 6 monatigen Aufenthalt in Norderney zerstört worden und wurde auch nie wieder hergestellt. Selbst jetzt mit fast 60 wache ich manchmal nachts auf und das Herz rast und da ist nur eine große schwarze Wand. Ich mache extrem viel Sport und Yoga das hilft. Kinder und Tiere haben keine Stimme. Da ist wirklich was dran.
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Mathias aus Lüneburg schrieb am 16.02.2023
Ich war im Sommer zusammen mit meinem älteren Bruder auf Verschickung nach Sylt Vogelkoje. Schon kurz nach der Ankunft haben die Betreuer damit begonnen sich einen feinen Lenz zu machen und bestellten aus den Reihen der älteren Jungs "Ersatzbetreuer" welche ein hartes Regiment nach Faustrecht führten. Es gab dann täglich Prügel, ob man sich korrekt verhielt oder nicht. Später wurden wir vom Heimleiter abrekrutiert um in der gleißenden Sonne vom Heim aus Kabel verlegen durften. So mussten wir also tiefe Schächte dafür ausheben. Ein Junge aus unserer Nachbarschaft in Hamburg war ausgebrochen um zu Fuß über den Damm nach Hause zu laufen. Er wurde dann außerhalb des Heimes aufgegriffen. Habe erfahren dass dieser Junge sich mit 16 Jahren das Leben genommen hat. Mein Bruder ist heute starker Alkoholiker und bekam sein Leben nie wieder in den Griff. Ob Medikamente an uns getestet wurden ist mir nicht bekannt, würde mich aber interessieren. Über Nachrichten von Menschen die ähnliche Erfahrungen im Heim Vogelkoje gemacht haben würde ich mich freuen.
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Ulrich schrieb am 14.02.2023
Ich bin 1955 geboren und war als junges Kind, zusammen mit meiner ein Jahr jüngeren Schwester für 2 bis 3 Wochen im Haus Bernward. An zwei Erlebnisse erinnere ich mich besonders und sehe mich in jetzt noch bildlich in diesen Situationen:
Schon direkt am ersten oder zweiten Tag, musste ich mich an Milchsuppe erbrechen und das Erbrochene erneut aufessen. Das wurde dazu von einer Betreuerin im ganzen Esssaal angesagt. Was über den Tisch oder auf den Boden gegangen war, musste ich selbst säubern.
Dann gab es das Verbot, nächtens auf die Toilette zu gehen. Ich wurde dabei erwischt, als ich das dennoch tat um nicht einzunässen. Zur Strafe musste ich den Rest der Nacht stehend im Bett verbringen. Am nächsten Tag machten alle Kinder einen Ausflug zum Drachenfels. Ich durfte zur Strafe nicht teilnehmen.
Ich kann mich ansonsten wirklich an nichts anderes, als diese Geschehnisse aus dem Aufenthalt dort erinnern. Auch nicht an etwas Schönes. Ich erinnere aber noch, das ich, meine Schwester wohl auch, fürchterlich geweint haben, als wir unsere Eltern wieder gesehen haben.
Meine Schwester hat so etwas nicht erlebt, kann sich aber erinnern, die Situation, dass ich mein Erbrochenes essen musste, mit angesehen zu haben.
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Daniel Marx aus Steinfurt schrieb am 12.02.2023
Hallo,
ich bin durch Zufall auf diese Webseite gestoßen und sehr überrascht wie viele Menschen diese schlechten Erfahrungen machen mussten. Ich selber wurde mit 5 Jahren für 6 Wochen nach Borkum geschickt. Das Ganze wurde von der BEK organisiert. Ich bin zusammen mit einem anderen Kind von einer fremden Frau mit Bus und Bahn nach Emden gebracht. Dort wurden wir einer größeren Gruppe übergeben. Von der Kur selber weiß ich nicht mehr allzu viel. Nur noch das mir ständig langweilig war. Gefühlt haben wir kaum etwas gemacht. Eingebrannt haben sich bei mir lange schlaflose Nächte, in denen ich mir das Licht des Leutturms angesehen habe. Sehr viele Kimder haben ins Bett gemacht. Dazu weiß ich nur noch das es dann morgens Ärger gab und ich deswegen nachts die Matraze umgedreht habe. Hin und wieder gab es auch Ausflüge. Zum Kino, Wellenbad, an den Strand und einmal wurde ein Mega langer Spaziergang rund um die Insel gemacht. Dieser Spaziergang war viel zu lang und irgendwann konnte kein Kind mehr. Da das aber so schlecht organisiert war mussten wir den weg laufen.
Vielleicht gibt es ja noch jemanden der in diesen Zeitraum auf Borkum war.
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Maya aus Wiesbaden schrieb am 11.02.2023
Ich war 1959 wegen einer Lungenerkrankung für etwa 6 Monate in Königsfeld ( Frida Klimsch Stiftung ) Haus Waldfrieden hieß das und es leitete eine Tante Mechthild. Sie hatte eine auffällige Nase mit einer Narbe. Ich erinnere mich, daß ich abends Eusedon bekam, irgendeine grüne Flüssigkeit, die nicht gut schmeckte. Das Eusedon sollte mich wohl beruhigen, warum, weiß ich nicht. Wir haben dort Liegekuren gemacht und lagen den ganzen Tag in einer Art Freilufthalle in Liegestühlen. Mit zunehmender Gesundung durft ich dann später auch spazieren gehen. Dabei pflückten wir immer Heidelbeeren für die Schwester von Tante Mechthild. Insgesamt habe ich wenig schlechte Erinnerungen an die Zeit. Weiß aber, daß ich auch mal Nachts in irgendeinen Raum eingesperrt wurde. ( Toilette ? )
An körperliche Misshandlungen erinnere ich mich nicht. Ich weiß aber, daß wir ab und zu zu einer Untersuchung in ein anderes Haus mussten. Um dort hin zu kommen, führte der Weg durch den Wald. Bei einer Untersuchung muss mir wohl ein Arzt unter den Rock gegangen sein, jedenfalls habe ich im Unterleib einen Schmerz verspürt.
Entweder vor oder nach diesem langen Aufenthalt dort war ich auch noch 2 mal in Lenzkirch bei Schwester Anne. ( Anna Völkle ) Dort war Essenszwang an der Tagesordnung und Kinder mussten ihr Erbrochenes wieder aufessen. Gottsei Dank hat mich das nie betroffen, aber ich habe es miterlebt.
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Harald aus Berlin schrieb am 09.02.2023
Ich war 1966/67 jeweils einmal in dieser damaligen DDR Einrichtung.
Die Dauer war jeweils 6 Wochen. Ich war mit 7 Jahren an Hepatitis erkrankt und wurde nach dem Krankenhaus dorthin geschickt um mich zu erholen und zu kurieren. Ich kann mich noch genau an den liebevollen Umgang aller dortigen Betreuungskräfte gegenüber uns Kindern erinnern. Nach dem Frühstück wurde eine Liegekur mit Wärmflasche auf dem Bauch durchgeführt. Je nach Gesundheitszustand erhielten wir dann laufenden Schulunterricht aber nicht mehr als 2-3 Stunden am Tag. Nach dem Mittagessen wieder Ruhe.
Dann begann die schönste Zeit des Tages : ausgiebige Spaziergänge
in der Gruppe in die wunderschöne Landschaft mit weiten Feldern ...
Ich lernte dort alle Getreidesorten kennen und unterscheiden.
Während den Wanderungen sangen wir kindgerechte Lieder und waren
meistens sehr fröhlich. (außer dem Heimweh)
Einmal in der Woche kam nach dem Abendessen der "Kinomann" und führte einen Film vor.
Fazit: Die Fürsorge die ich dort als Kind erleben durfte wird mir immer
in Erinnerung bleiben !
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Lendis Kristin aus Eltville schrieb am 08.02.2023
Ich suche den blonden Michael und andere, die mit mir 1979 in Wessobrunn zur Kur waren.
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Martina aus Mülheim Ruhr schrieb am 06.02.2023
Martina
Hallo ! Ich wurde Oktober 1972 für 6 Wochen nach Karlshafen verschickt.Ich war damals 10Jahre alt. Heute Nacht habe ich wieder davon geträumt, Wie ich eine ganze Nacht im Waschraum verbringen musste .Darauf hin habe ich heute Karlshafen eingeben und bin auf diese Seite gestoßen. Durch Träume merkt man halt das es viel zuverarbeiten gibt.Ich würde mich über einen Austausch freuen.Ich habe wohl einiges verdrängt.

LG Martina
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Birgit T. aus Bochum schrieb am 01.02.2023
Ich bin von meinem 4-9 Lebensjahr dreimal verschickt worden und habe übelste seelische Grausamkeit erfahren . Die letzte Reise nach Bad Rothenfelde führte dazu, dass meine Mutter, als sie ihre Vorwürfe beim Kostenträger vorgebracht hat, unverschämt abgewiesen worden war. Viele der bereits vorgebrachten Erlebnisse kann ich hier bestätigen.
Wir wurden zum Essen gezwungen, wer erbrach mußte es wieder aufessen, Post wurde kontrolliert und vorgeschrieben, Taschengeld veruntreut, im Bett verbleiben nach Einnässen, Kasernenhofdrill im Haus und auf Spaziergängen, Qurantäne in einem Isolierzimmerbei Krankheit ( ohne Gesellschaft über mehrere Tage). Sexuelle Belästigung in den Zwangsbädern im Kurhaus Bad Rothenfelde. Die Auswirkungen all dieser Maßnahmen kann ich nur vermuten. Ich habe sie bis zu diesem Aufruf vor einigen Jahren verdrängt. Ob ein Zusammenhang besteht zwischen meiner langjährigen Psychotherapie ( mit 25-30) und Beziehungsproblemen, läßt sich zwar vermuten, ist jedoch ob des Traumas und der Verdrängung nie zur Sprache gekommen. Ich hatte diese Kindesmißhandlungen in meinem Leben akzeptiert und immer geglaubt ich sei es nicht anders wert gewesen. Wahrscheinlich bin ich nicht zufällig eine gute Erzieherin geworden und arbeite heute, nach einer Umschulung, bei einem der Kostenträger für Rehabilitationsmaßnahmen.
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Dirk Rosenbaum aus Aachen schrieb am 25.01.2023
Liebe Leidensgenossinnen und Genossen

Bin zufällig hierhin geraten und überrascht, dass ich da gar nicht so allein bin.
Schon der erste Beitrag kam mir sehr bekannt vor.
Habe immernoch eine Depression und momentan auch noch Herzklabastern, muss deshalb jetzt ins Bett.
Ich denke sehr ungern an die eiskalten frommen Frauen, die mich damals seelisch fertig gemacht haben.
Aber ich melde mich nochmal.
Im Überlebensfalle. ?

Bis dahin Kopf hoch, sie sollen nicht gewinnen!
Dirk aus Aachen
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Helga aus Köln schrieb am 22.01.2023
Im Laufe meines Lebens bin ich in verschiedene "Kinderkuren" verschickt worden. Noch vor der Einschulung, weil zu dünn etc. nach Bad Sassendorf mit meiner Schwester, hieran hab ich nur ganz wenige Erinnerungen und die, die ich habe waren ganz furchtbar. Später ging es in den Schwarzwald, wieder mit meiner Schwester nach Freudenstadt im Alter von 11 Jahren, auch hier habe ich nicht wirklich gute Erinnerungen, meine Mutter war krank. Später wegen Asthma nach Bad Reichenhall im Alter von ca. 12 Jahren (3 Monate, ich bekam die gefürchtete Verlängerung, da ich nicht genug auf die Waage brachte, nach Bad Kreuznach( ebenfalls 3 Monate), später nach Scheidegg (wieder Verlängerung) und dann im Alter von 15 Jahren nach Wangen im Allgäu! ein 3/4 Jahr.

Zu Scheidegg möchte ich bemerken, dass ich mich fürchterlich vor der berüchtigten Puddingsuppe ekelte, die ich immer wieder als Zwischenmahlzeit aufgezwungen bekam ekelte. Ansonsten hatte ich kaum mit den Nonnen zu tun, da auch weltliche Krankenschwestern dort waren. Ich hatte "Glück im Unglück" als Ältere später im 4-Bettzimmer untergebracht zu sein und viel seelische und moralische Unterstützung durch Schwester Maria und Hanna zu bekommen, sowie ein paar Mädels die sehr zusammen hielten. Ansonsten wäre es wohl noch viel schlimmer gewesen. Insgesamt ist mein Faszit, dass ich später sehr große Schwierigkeiten hatte, ins normale Leben zurück zu finden und wohl auch sehr viel Ängste (auch unterbewusst) durch diese Maßnahmen wohl erst hatte und manchmal immer noch nachwirken.,,
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Jenny aus Berlin schrieb am 21.01.2023
ich war 10, 4 Wochen dort in diesem grauen Haus, Wetter grau wahr genommen, Einsamkeit, weil keine Post erhalten, Aufseher unfreundlich, schrie viel und laut, Angst , keine Post von zuhaus, während andere ihre Briefe öffneten, jeden Morgen irgend so eine Tablette, wofür, nicht gross bekannt, erinnere mich an Zwillinge ( Jungs) die auch dort waren. Ih malte viel, das Kurheim mehrere male mit Bleistift, über Weihnachten dort geblieben, alles merkwürdig , Kühle untereinander, Spaziergänge im kalten Matsch, positiv, erstes mal Lieblingsband INXS gehört in Disko , vom Kurheim organisiert, wer war noch dort ? war selbst dort wegen Unterernährung , zu dünn damals
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Ramona schrieb am 19.01.2023
Ich war 9 Jahre alt und schwer krank, angeblich eine Nierenbeckenentzündung. Deshalb musste ich zur Kur. Ich sollte dort zunehmen und einigermaßen wieder gesund werden. Dort im Heim wurde man gezwungen zu essen, ich habe mich meistens immer wieder beim Essen übergeben müssen. Das Essen vor allen Dingen das Mittagessen war nicht essbar, alles bestand aus puren Fett. Am schlimmsten war grobe Leberwurst, alles musste gegessen werden und war es einfach nur eklig. Selbst erbrochenes musste wieder aufgegessen werden. Wenn man auf die Toilette musste, musste man immer um Erlaubnis fragen. War man nicht gehorsam mussten entweder Mädchen zusammen mit den Jungs duschen oder Jungs mit den Mädchen zusammen duschen. Normalerweise duschten immer abends immer erst die Mädchen und dann erst die Jungs. Pakete die man von seiner Familie bekommen hatte, wurden vorher einfach geöffnet und kontrolliert und dann haben wir sie erst erhalten, genau so war es auch mit den Briefen. Wenn man abends nicht einschlafen konnte, wurde man mit dem Kopf gegen das Brett vom Bett massiv dagegen gestoßen. Seine eigene Anziehsachen gab es nur auf Zuteilung, die waren nämlich eingeschlossen. Für mich war dieser Kuraufenthalt das schlimmste was ich bis dahin erleben musste. Als ich endlich wieder zu Hause war, war ich völlig verstört, sagten meine Eltern, ich fragte sie auch zu Hause ob ich auf die Toilette ? durfte.
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Berg Birgit aus Frankreich schrieb am 14.01.2023
Bin 1990 im Oktober im Kinderkurheim gewesen, als 9 Jährige. Mitten in einer Umsturzzeit. Gemischte Altersgruppen, Wanderungen, Wassertreten, viel essen (was ich nicht mochte), und jeden Morgen im Gang aufreihen zum bürsten des nackten Oberkörpers… nachts waren viele traurig, einige froh, ihre Eltern nicht zu sehen. Meine Mutter konnte sich im Dorf ein Zimmer mieten und mich zu meinem Geburtstag besuchen kommen. Ich hatte keinen Kontakt zu den anderen Mädchen nach der “Kur”. Bitte melde Dich, wenn Du auch dort warst in dieser Periode. Ein Mädchen hiess Virginie, und wurde wegen ihrem Namen gehänselt.
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Ute Theil aus Bruchsal schrieb am 14.01.2023
Hallo
Da ich meine erste Geschichte schon geschrieben habe, mit meinem ersten Verschickungsheim in Waldshut Stieg Unteralpfen folgt hier mein zweite, viel erinnerungen daran habe ich nicht, ich möchte gerne einen Aufruf starten.
Damals in den 70 jahre, kam ich mit meinem Bruder Gottfried Barth nach St.Peter-Ording für 6 wochen, ich weiß nicht wie das Haus hieß wo wir waren ich weiß nur noch das es nicht weit vom strand war und wir jeden Tag in den Dünen waren und eine Watt wanderung gemacht haben, drum bitte ich wer sich daran erinnern kann an eine tägliche watt wanderung ihr könnt euch gerne bei mir melden Ute Theil
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Ute Theil aus Bruchsal schrieb am 13.01.2023
Hallo da ich schon so viel gelesen habe von Leute die ihre Geschichte geschrieben haben , mach ich das auch mal.
Mein Name ist Ute, damals in den 60 igern gab es das noch das, das Gesundheitsamt in die Schule kam, als mann eingeschult wurde.
Mann bekam eine Salbe auf die Brust mit einem Pflaster, eine Woche später wurde nachgeschaut, bei demjennigen wo mann nichts sah der war gesund, bei die jennigen wo sich leichte pickelchen gebildet hatten, die mussten nochmal zum röntgen ins Gesundheitsamt,bei mir war das so.
Als wir ins Gesundheitsamt gingen stellten sie fest das ich leichte TBC hatte, als kam ich in die Kinderheilstätte Stieg Unteralpfen nach Waldshut.
Es war die schlimmste zeit meiner Kindheit.
Zuerst einmal wurde mann 5 Tage issoliert und musste in einem leicht abgedunkelten Raum bleiben, die Eltern durften die ersten 6 wochen nicht kommen, damit mann sich eingewöhnen konnte hieß es.
Nach diesen 5 Tagen kam ich in ein 4 Bett Zimmer, und durfte auch mit den anderen im Speisesall essen.
Nicht weit weg von der Kinderheilstätte, gab es einen Bauernhof von da wurde das Essen geliefert, hauptsächlich nur Kartoffeln und Milch, es gab also fast jeden Tag Kartoffeln, der wo nicht essen wollte musste so lange sitzenbleiben bis der Teller leer war meistens war es so das mann den ganzen Tag vor dem Teller saß, musste mann sich übergeben, hielten sie Mund und Nase zu das mann es wieder schluckt, blieb noch was vom essen übrig, bekam mann es den nächsten Tag wieder, das war auch der Grund das ich ab dieser zeit als ich wieder zuhause war keine Kartoffeln mehr gegessen hatte über Jahre hinweg nichtmal Pommes, und auch kein Apfelmus, denn das bekam mann auch jeden Tag,
Morgens beim Aufstehen traf mann sich im Waschraum wo Mädchen und Jungs zusammen waren, wir mussten uns ausziehen und waschen, wer sich geweigert hat, dem wurde mit einem stock auf den nackten Po geschlagen während alle ausenrum standen und zu schauten,
Einmal im Monat mussten wir zur Untersuchung, den Schlauch schlucken wie wir immer gesagt hatten, wir mussten draussen vor der Tür Schlange stehn bis jeder an der Reihe war, das war so schrecklich, ich dachte immer ich ersticke und war froh wenn es vorbei war.
Ich war 2 Jahre dort, meine Eltern kammen alle 2 oder 3 Wochen zu Besuch da gingen wir immer durch den Hotzenwald spazieren, aber ich durfte vom Heim nichts erzählen, das wurde vorher verboten da hieß es wenn mann was sagt wird mann ein Tag in ein dunkles zimmer gespeert also sagten wir nichts.
Meine Mutter hat mir bevor ich ins Heim musste neue Unterwäsche, Strumpfhosen und Klamotten gekauft, eine ganze Nacht saß sie da und hatte überall meinen Namen rein genäht, aber irgendwie waren dann alle sachen weg und ich bekam vom Heim Unterwäsche und Strumpfhosen, aber alles 1 oder 2 nrn zu klein, die Unterhosen schnitten mir ins Fleisch der Gummizug war zu eng.
Mittags mussten wir Mittagschlaf machen, das war ein großer Saal mit Britschen auf jeder Britsche lag ein brauner kratziger Teppich, wir mussten uns gerade hinstellen Arme nach unten, dann wurden wir eingewickelt und auf die Britsche gelegt, ob mann schlafen konnte oder nicht die Augen mussten wir zumachen 2 stunden lang.
Ich bekomme nicht mehr alles hin was alles passiert ist, aber diese Sachen sind immer noch nach 50 jahren in meinem Kopf geblieben.
Ich weiss nicht ob jemand in dieser zeit auch dort war, wenn es aber so ist und du fast das gleiche erlebt hast wie ich würde ich mich freuen wenn du dich meldest ich bin in Facebook zu finden unter dem Namen........Ute Theil
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Nicole aus Rennetod schrieb am 12.01.2023
Ich war mit meiner Schwester in Den 80 Jahren auf Borkum, 6 Wochen.
Ich kann mich noch daran erinnern das man sich anstellen musste wenn man auf Toilette wollte.
In eine Reihe ..
Morgens gab es immer Salzwasser zu trinken.
Die eine Frau hatte Brille und war sehr streng. Ich habe keine Erinnerung mehr welches Haus das war.
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Böhme aus Neuendettelsau schrieb am 12.01.2023
Hallo, ich war zweimal je 6 Wochen zur Kur- in rottleberode (Harz) war es alles ok- in Bad Sülze waren die Erzieher sehr streng, man wurde nachts vor die Tür in den kalten Flur gestellt wenn man geredet hat oder musste alles aufessen, auch wenn man es nicht vertragen hat (habe öffters übergeben)....
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Silke aus Wyk auf Föhr (Barmer Krankenkasse) schrieb am 08.01.2023
1969 (oder 1970) war ich in Wyk auf Föhr 6 Wochen lang von der Barmer Krankenkasse finanziert im Kinderheim „Das Schloss am Meer“.
Ich erinnere mich, dass mich meine Mutter fragte, ob ich wegen meiner häufigen Bronchitis an die See verschickt werden möchte. Sie sagte, ich könne jeden Tag an den Strand gehen und mit anderen Kindern spielen und das wäre sehr schön. Sie sagte aber auch das unser Hausarzt Zweifel an den Heimen angesprochen hatte. Ich wollte natürlich mit 7 Jahren dort hin. Ich wurde mit vielen anderen Kindern und einem Schild um den Hals in einen Sonderzug gesetzt. Später gab es eine Überfahrt mit der Fähre auf der vielen Kindern schlecht wurde (mir nicht nur von dem Geruch).

Ich hatte sehr viel Heimweh und habe mich komplett abgekapselt. Ich habe mir überlegt, wie ich dort weglaufen könne, um nach Haus zu kommen. Ich wollte immer an den Gleisen entlang laufen, so konnte ich mich nicht verlaufen. Dann fiel mir ein, dass ich auch Boot fahren müsste und mir war klar, dass ich die 6 Wochen durchhalten musste.
Die Tage liefen alle gleich ab. Das Leben war dort für die Kinder streng, fast militärisch geregelt. Dadurch wurden auch die Kinder voneinander isoliert, so dass z.B. Unterhaltungen fast nicht möglich waren und freies Spielen gar nicht. Wecken, Zähne putzen, anziehen, in Zweierreihen zum Frühstück in einen gemeinsamen Essensraum. Es gab Müsli mit Apfelschalen drin. Das mochte ich gar nicht. Es sollte aber alles aufgegessen werden. Das hat mir meine Mutter nicht geglaubt. Dann sind wir z.B. in Zweierreihen durch Wyk gelaufen und an den Strand gegangen. Wir mussten uns ausziehen und in Badekleidung auf ein Trillerpfeifenkommando in das Wasser laufen. Erst bei zweimaligem Pfeifen durften wir wieder aus dem Wasser kommen. Auch dies hat mir meine Mutter nicht geglaubt. Ich konnte noch nicht schwimmen und hatte Angst. Auf einem der Wyk-Gänge wurden wir angehalten uns ein kleines Souvenir zu kaufen, um etwas mit nach Haus zu bringen. Wir haben auch gemeinsam Schuhe geputzt oder gemeinsam Briefe an unsere Eltern geschrieben. Ich konnte noch nicht gut schreiben. Mir wurde ein Text vorgegeben. Briefe der Eltern wurden abends am Bett vorgelesen. Dann wurde Mittag gegessen (abends gab es meist Reste des Essens von mittags). Anschließend sollten wir schlafen. Wir durften uns nicht unterhalten. Wenn festgestellt wurde, dass wir nicht schliefen mussten wir im Flur an der Wand stehen. Ich stand da mehrfach. Ich wurde auch einmal an das Bett gebunden und später wurde mir damit gedroht, wenn ich nicht ruhig wäre. Wir durften in der Mittagszeit nicht auf die Toilette gehen, was dazu führte, dass auch ich ins Bett gepinkelt habe und ich musste dann meine Hose waschen.
Ein Mageninfekt ging in der Zeit rum, der auch mich erwischt hat und ich musste mich erbrechen und wollte zur Toilette laufen, auf dem Flur standen aber die Pflegerinnen und ich habe mich nicht getraut an ihnen vorbei zu laufen und hatte bereits Erbrochenes im Mund bis mir eine von ihnen sagte „nun lauf schon“.
Vor dem Abendessen wurden Volkslieder gesungen. Der Teil des Tages gefiel mir am besten. Nach dem Abendessen mussten wir uns ausziehen und wurden zur Abhärtung vor einer Wand kalt abgeduscht.
Insgesamt war ich unter den vielen Kindern sehr einsam dort und habe enormes Heimweh gehabt. Interaktion mit anderen Kindern wurde unterbunden. Ich weiß, dass ich nach ein paar Tagen des Erbrechens (Infekt) im Bett lag und von einer älteren Pflegerin mit gesalzenem Haferschleim gefüttert wurde und dies als Zuwendung genossen habe. Es gab nie einen Körperkontakt. Außer abends, da wurde uns im Bett vor dem Einschlafen die Hand gegeben. Das waren für eine 7 jährige 6 sehr lange und sehr einsame Wochen. Ich wollte da nie wieder hin.
Silke
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Ulla Hochstrat schrieb am 27.12.2022
Ich war dort 2 Mal. Das erste Mal als 5 jährige. Ein Jahr später noch einmal. Ich hatte unglaublich starkes Heimweh, ein Gefühl das ich noch Heute extrem empfinde. Milchsuppen die es dort zum Frühstück gab esse ich bis heute noch nicht. Es gab dort den Schäferhund 'Senta' ich denke meine Liebe zu Hunden ist dort entstanden. Man machte uns Angst mit einem Riesen der im Schlosspark lebte. Ich denke weil man nicht wollte das wir den Bereich allein aufsuchten. Eine Wunschbrücke gab es auch, allerdings haben sich meine leider nie erfüllt. Mir fällt gerade viel ein, zuviel für ein Gästebucheintrag.
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Kontakt Wunsch: Keine Angaben
Thomas Nawroth aus 34302 Guxhagen schrieb am 22.12.2022
Ich erinnere mich noch sehr gut an die Situation, als ich zusammen mit meiner Mutter unseren
damaligen Hausarzt, Herrn Dr. Rellensmann konsultierte, der seine Praxis zu damaliger Zeit in
Herne, meiner Geburtsstadt in Nordrhein-Westfalen hatte. Bei der ärztlichen Kontrolle wurde bei
mir eine starke Annemie diagnostiziert, durch die ich an Appetitlosigkeit, dadurch an Untergewicht
und sehr starker Blässe litt.
Meine Eltern folgten dem Rat meines damaligen Hausarztes und schickten mich zu einem
sechswöchigen Kuraufenthalt in ein Kinderkurheim, das sich im hessischen Bad Orb befand. Zu
damaliger Zeit war ich gerade 6 Jahre alt. Was ich während dieses langen Aufenthaltes im
wahrsten Sinne durchleben musste, war die reinste Hölle und wirkt sich bis heute auf mein Leben
aus. Denke ich an diese Zeit zurück, tauchen auch heute noch die Bilder von damals in mir auf.
Ich wurde 1963 geboren und bin 59 Jahre alt konnte die traumatischen Erlebnisse aber erst mit
dem Abschluss meiner Psychotherapie verarbeiten, der ich mich bis Mitte diesen Jahres unterzog.

Es war das Jahr 1969, als ich mich eines Tages in Begleitung meiner Eltern befand, die mich zum
Bahnhof von Herne begleiteten, um mich einer älteren Dame zu übergeben. Es war ihre Aufgabe,
mich als Betreuerin nach Bad Orb, in das Kinderkurheim zu begleiten. Als sie sich von mir
verabschiedete, begann die Hölle auf Erden für mich.

Der Empfang durch eine ältere Dame, an die ich mich noch recht gut erinnern kann, war alles
andere als warmherzig und freundlich. Mit schroffen Worten befahl sie mir ihr zu folgen und führte
mich in ein großes Zimmer, in dem mehrere einfache Betten mit weiß lackiertem Eisengestell in
regelmäßigen Abständen zueinander aufgestellt waren. Völlig allein musste ich so lange in
diesem nicht beheizten und beleuchteten Zimmer warten, bis alle andere Kinder, (bis zu 10
Kindern), eingetroffen waren. Die Begrüßung wurde wieder von der älteren Dame mit einer
absoluten Gefühllosigkeit durchgeführt. Bei meiner genaueren Betrachtung dieser älteren sehr
schlanken Dame stellte ich mir wirklich vor, eine Hexe vor mir zu sehen.

Sie trug eine Nickelbrille, hatte ihr Haar sehr streng zu einem Dutt frisiert, trug eine weiße
Kittelschürze und wirkte alles andere als freundlich. Es sollte sich in den nachfolgenden Tagen
und Wochen heraus stellen, dass sie sich tatsächlich wie eine Hexe uns Kindern gegenüber zu
benehmen verstand. Nach einer mehr als sehr frostigen lieblosen Begrüßung, mussten wir Kinder
uns in Zweierreihen auf dem Flur, vor dem Zimmer aufstellen, wo bereits mehrere sogenannte
“Kindertanten” wie sie sich selbst zu betiteln verstanden, warteten. Sie standen in Reih und Glied,
ebenfalls in weißen Kittelschürzen auf der anderen Seite des Flures und beobachteten jedes
einzelne Kind sehr streng mit argwöhnischen Blicken.
Einige Kinder waren in ihrer Natürlichkeit etwas lebhafter als ich und begannen miteinander zu
sprechen. Wie erschrocken wir Kinder waren, als die ältere Aufseherin, (ich kann sie nicht anders
bezeichnen) laut schreiend uns Kindern verbot miteinander zu sprechen, kann man sich wohl
lebhaft vorstellen. Während des Gangs in den Speiseraum wagte sich seit diesem Zeitpunkt kein
Kind mehr mit einem anderen Kind zu unterhalten. Für die Einnahme der Mahlzeiten blieb uns
Kinder nur eine halbe Stunde. Die Kinder, die während dieser Zeit ihre Mahlzeit nicht vollständig
einnehmen konnten, mussten mit dem Essen aufhören, um sich mit der gesamten Gruppe in den
zugewiesenen Schlafsaal zu begeben.
Während des Rückmarsches zum Schlafsaal und besonders während der zwangsweise
verordneten einstündigen Ruhephase, war es uns Kindern ebenfalls verboten, auch nur ein Wort
zu sprechen. Sobald ein Kind es sich dennoch wagte, dieser unnatürlichen Maßregelung zu
widersetzen, erhielt harte Prügel und musste danach das eigene Bett in den Flur schieben, um
getrennt von allen anderen Kindern zu ruhen.
Nach der zwangsweisen Ruhephase hieß es sich in aller Eile anzuziehen, um sich auf dem Flur
vor dem Schlafsaal, erneut in Reih und Glied aufzustellen. Ein zweistündiger Spaziergang war
der nächste Tagesablaufpunkt. Für das Ankleiden blieb uns Kinder nicht mehr als eine viertel
Stunde. Sobald es ein Kind nicht schaffte, sich in dieser kurzen Zeit anzukleiden, erhielt es erneut
harte Prügel von Seiten einer der sogenannten “Kindertanten”.

Es ist kaum zu glauben, dass es uns Kindern sogar während des gemeinsamen Spaziergangs
nicht gestattet war, zu spielen oder uns zu unterhalten. Sobald das geschah, drohten erneut harte
Prügelstrafen. Wie ich es später bei der Bundeswehr erlebte, hatten sich alle Kinder in Reih und
Glied in Zweierreihen vorwärts zu bewegen. Begleitet wurden wir dabei von zwei “Kindertanten”,
(eine vor der Gruppe, eine hinter der Gruppe), die uns erneut während der ganzen Zeit wie
Strafgefangene argwöhnisch beobachteten.
Besonders kann ich mich an eine sehr skurrile Szene erinnern. Eine junge Betreuerin war
charakterlich nicht wie alle anderen Betreuerinnen geprägt, sondern eher von der lockeren,
lustigen Art. In einem Moment, in der sie sich unbeobachtet fühlte, wagte sie es, sich mit einigen
Kindern zu unterhalten und sogar mit ihnen einige Hüpfspiele durchzuführen. Was dann geschah,
habe ich bis heute nicht vergessen. Sie wurde nach dem alltäglichen Spaziergang der älteren
Aufseherin regelrecht vorgeführt. Vor der ganzen Gruppe aller Kinder wurde sie plötzlich von der
älteren Aufseherin laut und sehr harsch angebrüllt, was sie sich denn erlauben würde, den
Anweisungen der alten Aufseherin zu widersetzen. Seit dieser Zeit veränderte sich auch diese
freundliche “Kindertante” sehr zu unserem Nachteil.

Unser militärische Tagesablauf wurde immer wieder von sogenannten medizinisch notwendigen
Anwendungen unterbrochen, an die ich mich ebenfalls bis heute sehr gut erinnern kann. So
unglaublich es für manche Leser*innen auch erscheinen mag, kann ich mich sehr gut daran
erinnern, dass jedes einzelne Kind sich völlig entblößen musste, um von einer weiteren
Kindertante mit Hilfe eines normalen Gartenschlauchs mit eiskaltem Wasser geduscht zu werden.
Eine weitere Anwendung war die wöchentliche Gymnastikstunde in einer etwas weiter entfernten
Turnhalle, zu der wir erneut zu Fuß marschieren mussten, wie gewohnt, mit absolutem
Stillschweigen. Endlich, so glaubte ich konnte ich mich einmal völlig frei bewegen und fiel dem
Gymnastiklehrer dadurch auf, dass ich als Bester alle gymnastischen Übungen ausüben konnte.
Doch was dann geschah, verstehe ich bis heute nicht.

Eine der “Kindertanten” hatte uns zu dieser Gymnastikstunde begleitet. Von Anfang an fiel mir
diese “Kindertante” dadurch auf, dass sie äußerst gehässig und über alle Maßen missgünstig
war. Nachdem unsere Gruppe das Kinderkurheim wieder erreicht hatte, mussten wir uns wie
gewohnt, vor dem Schlafsaal in Reih und Glied auf dem Flur aufstellen. Plötzlich trat diese
gehässige “Kindertante” vor mich, um an meinen Haaren sehr kräftig und für mich äußerst
schmerzvoll zu ziehen. Dabei äußerte sie sehr hämisch die Worte, dass ich doch mal springen
solle, so wie ich es zuvor bei der Gymnastikstunde getan hätte. Ich habe das boshafte laute
Lachen aller Kinder die in meiner Reihe standen, heute noch in den Ohren. Doch damit nicht
genug.

Einfach unfassbar, dass diese gehässige, unfreundliche Aufseherin mir obendrein noch zu
verstehen gab, dass ich wegen meines unerlaubten fröhlichen Auffallens keinen Nachtisch, nach
der Einnahme meiner Abendmahlzeit erhalten würde. Seit diesem Zeitpunkt wurde ich täglich von
dieser unfreundlichen Person gehänselt, beleidigt, verhöhnt und verspottet. Doch ich war nicht
der Einzige, dem so zugesetzt wurde.
Einige Mädchen hielten es nach einigen Tagen nicht mehr aus und fielen in einen Weinkrampf.
Ungeachtet dieser Notsituation der damaligen Kinder, betrat die alte Aufseherin den Schlafsaal,
um diesen weinenden Mädchen mit lautem Gebrüll, dass sie sich zusammen zu reißen hätten,
mehrere harte Ohrfeigen. Weil diese armen Mädchen verständlicherweise sich in keiner Weise
getröstet fühlen konnten, wurden sie in ein anderes Zimmer verlegt und durften fortan nicht mehr
mit den anderen Kindern in Kontakt kommen. Einige Tage später schienen sich die Mädchen
beruhigt zu haben, so glaubten wir Kinder damals. Heute weiß ich, dass sie in ihrer Persönlichkeit
gebrochen waren. Ich erinnere mich noch sehr gut daran beobachtet zu haben, dass sich diese
Mädchen wie Marionetten hinfort bewegten, darüber hinaus ihre Mimik wie erstarrt schien und es
den Anschein hatte, als hätten sie keinerlei Emotionen mehr.

Es war an der Tagesordnung, dass es für die kleinsten Vergehen, sehr harte Prügel gab. Der
Entzug von Essen oder das Separieren einzelner Kinder von der gesamten Gruppe wurden für
alle anderen Kinder so selbstverständlich, dass die gesamte Gruppe nach über drei Wochen es
als vollkommen selbstverständlich hinnahm. Außerdem, welche Möglichkeit hatten wir Kinder
denn schon, um gegen diese ungerechten Behandlungen vorgehen zu können, vor allen Dingen
so weit entfernt von unseren Eltern.
Wie es in der Reportage zur Sprache kam, war es unseren Eltern tatsächlich untersagt worden,
ihren Kindern Karten oder Briefe schreiben zu dürfen. Besonders schlimm war es zumindest für
mich, nichts von meinen Eltern erhalten zu haben, obwohl ich während meines Aufenthaltes in
diesem Kinderkurheim Geburtstag hatte. Mit fortlaufender Zeit bemerkte ich eine Zunahme einer
Traurigkeit, wie ich sie vor der Verschickung nicht gehabt hatte.

Es verging keine Woche, in der wir nicht den Kinderarzt aufzusuchen hatten. Wie es bereits in
der Reportage dokumentiert wurde, erhielt auch ich immer wieder Medikamente in Form von
Tabletten und einigen Spritzen. Was mir noch in Erinnerung geblieben ist, dass ich nach einem
dieser zwangsweise verordneten Besuche, eine gewisse Lethargie verspürte. Egal, was um mich
herum geschah, ich nahm es nur noch beiläufig wahr, ohne dass es mich wirklich berührte.
Was mir ebenfalls nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, dass ein Junge mit einem anderen sich
des Nachts sehr leise zu unterhalten verstand. Jede Nacht saß eine “Kindertante” auf einem
Stuhl vor der geöffneten Tür des Schlafsaals. Kurz nachdem beide Jungen es gewagt hatten, sich
miteinander sehr leise unterhalten, entfernte sich die Wache vor dem Schlafsaal. Wenige Minuten
später erschien die alte Aufseherin im Schlafsaal mit einem nassen Handtuch in der Hand, um
auf beide Jungen wie wild so hart einzuprügeln, dass sich beide vor Schmerzen in ihren Betten
krümmten. Wenige Augenblicke später wurden die Betten dieser beiden Jungen in denen sie
noch wimmernd vor Schmerzen lagen, auf den Flur gezerrt. Alle Kinder konnten das Herz
zerrreißende Schluchzen dieser beiden Jungen vernehmen. Ungeachtet dieser mehr als
bedenklich zu bezeichnenden Situation, erschien die alte Aufseherin mehrmals, um weiterhin auf
beide Jungen so lange zu schlagen, bis diese vor Angst zitternd, keinen Ton mehr von sich gaben.

Endlich, nach 6 Wochen war meine Tortur zu Ende. Abermals wurde ich von der älteren Dame
am Eingang des Kinderkurheims abgeholt und nach Hause begleitet, letztendlich meinen Eltern
zugeführt. Bis heute ist es mir in Erinnerung geblieben, dass es auch meinen Eltern aufgefallen
war, dass ich gegen all ihrer Erwartungen, ihnen absolut still und in mich gekehrt erschien. Wieder
zu Hause in der elterlichen Wohnung angekommen, war es mir plötzlich unmöglich, mich ohne
Anstoßen an den Türrahmen, von einem in ein anderes Zimmer zu begeben. Mehrmals verlor ich
die Kontrolle über meinen Körper und fiel zu Boden, da mich unerwartet, immer wieder ein
Schwindelgefühl erfasste. Im Gegensatz zu anderen Kindern, später als Jugendlicher fühlte ich
in mir eine Traurigkeit und vor allen Dingen ein Gefühl des Misstrauens, wie es nicht als normal
zu bezeichnen ist.
Durch die Reportage über die damals durchgeführte Kinderverschickung,
auf die ich durch meine Frau hingewiesen wurde, kamen alle alten Bilder über die eigenen
Erlebnisse wieder hoch. Heute sehe ich mich in die Lage versetzt, darüber in aller Neutralität
berichten zu können. Vor wenigen Monaten oder gar Jahren wäre das nicht möglich gewesen, da
ich mich aufgrund des Missbrauchs in meiner eigenen Familie, dieses über mehrere Jahrzehnte
hinweg, nicht in der Lage sah, dies zu erzählen. Über den Missbrauch in der eigenen Familie,
über einen so langen Zeitraum hinweg, habe ich ein Buch geschrieben, dass durch einen
christlichen Verlag veröffentlicht wurde. Der Titel dieses Buches lautet:
Der Weg eines Erzdruiden und gewinnt eine immer größere interessierte Leserschaft. Wie es
bereits in der Reportage zur Sprache kam ist, so glaube ich, nun die Zeit angebrochen, dass
manche Vergehen seitens sogenannter Erziehungsberechtigten den Kindern und Jugendlichen
gegenüber in den 60er- 70er- bis in die 80er Jahre hinein, nun endlich ans Tageslicht kommen.
Dass diese Vergehen nicht mehr rückgängig gemacht werden können und absolut
unentschuldbar sind, steht außer Zweifel. Was aber wichtiger denn je ist, besonders für die
nachfolgenden Generationen in einer neuen Ära der Menschheitsgeschichte, dass viel mehr
Menschen von derlei Vergehen erfahren müssen, um hierdurch gewappnet zu sein, gegen eine
Wiederholung gleichwertiger Vergehen. Und je mehr Menschen sensibilisiert werden, bezüglich
einer Misshandlung oder einer Vergewaltigung von Kindern und / oder Jugendlichen, umso
größer die Möglichkeit, präventiv gegen derlei Unmöglichkeiten vorgehen zu können.
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Carola aus Dresden schrieb am 21.12.2022
Ich war 1970 im Kinderkurheim (den Namen weiß ich nicht mehr) in Ruhla bei Eisenach. Die Diagnose lautete, ich wäre zu dünn. Ich habe Fleisch oft verschmäht und das hat meine Mutter geärgert. So ging ich zur "Fresskur", um zuzunehmen. Da ich psychisch ohnehin labil war, habe ich schon zu Hause manchmal ins Bett gemacht. So einmal auch im Heim, da man nachts nicht auf die Toilette durfte. Ich musste dann den darauf folgenden ganzen Tag im Waschraum auf dem Fliesenboden in einer Schüssel mein Laken mit der Hand "auswaschen" und durfte nicht an dem Gruppenausflug auf die Wartburg in Eisenach teilnehmen. Erst als alle zurückkamen am Nachmittag, durfte ich mit dem "Waschen" aufhören. Das waren ca. 6-7 Stunden.
Außerdem bestand Essenszwang. Ich kann mich noch gut an die irgendwie nach Medizin riechende Marmelade zum Frühstück erinnern, die aus einem Pappeimer auf den Tisch kam.
Ansonsten habe ich die restliche Zeit wahrscheinlich gut "verdrängt", denn ich kann mich an weitere Einzelheiten überhaupt nicht erinnern. Ich kann auch nicht mehr sagen, wie lange ich dort war.
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Bettina Krauß aus Wiesbaden schrieb am 18.12.2022
Ich war im Winter 1972 mit 10 Jahren in Bayrisch Gmain zu einer Kur für sechs Wochen. Ich war schon immer dünn, obwohl ich viel gegessen habe. Heute weiß ich, dass ich der "leptosome Typ" bin d.h. ich nehme nicht zu. Meine Eltern meinten es gut, aber es war als Kinder Horror. Da ich das dünnste Kind war, durfte ich immer das, was übrig blieb, leer essen. Ich musste so lange sitzen bleiben, bis ich definitiv nicht mehr konnte. Seit dem kann ich keinen Kaiserschmarrn mehr essen, da dieser mich immer zum Brechen brachte. Gebadet wurden wir einmal pro Woche und durften uns sonst nur am Becken waschen, wo es kalt und auch nicht gerade sauber war - ich bin schon immer Nierenkrank und Kälte war für mich gar nicht gut. Da ich mit 10 Jahren die Älteste im Zimmer war, wurde ich immer mit bestraft, wenn andere etwas angestellt hatten, obwohl ich nichts dafür konnte oder gar nicht dabei war. Die Briefe, die ich nach Hause geschrieben hatte, wurden eingesammelt und nicht verschickt. Meist hatte ich geweint und wollte weg. Wenn meine Eltern mir ein Päckchen geschickt hatten, wurde dies geöffnet und die darin enthaltenen Dinge verteilt oder mir gar nicht gegeben. Ich hatte nie die Möglichkeit, meinen Eltern mitzuteilen, was dort passiert. Es war wie im Gefängnis und ich dachte, ich müsste für immer bleiben. Bis heute darf ich nicht das Gefühl haben eingeengt zu sein oder irgendwo nicht raus zu können. Dann bekomme ich Panikattacken. Als ich dann endlich nach Hause kam, waren meine Eltern sehr entsetzt, was passiert war und sie haben mich nie mehr weggeschickt. Es war eine prägende und wirklich schlimme Zeit. Meine Eltern meinten es nur gut mit mir.
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Alfred aus Isny schrieb am 12.12.2022
Ich war im Oktober 1972 für mindestens 6 Wochen auf Sylt. Kam ganz aus dem Süden, entsprechend mein Heimweh ?
Viele Erinnerungen hab ich leider nicht mehr.
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Erik aus Mülheim an der Ruhr schrieb am 08.12.2022
Vor einigen Jahren habe ich die Bilder und Briefe von meiner „Kur“ in St. Peter Ording auf dem Dachboden meiner verstorbenen Eltern entdeckt. Dies habe ich zum Anlass genommen, um zu hinterfragen, warum ich damals in Kur geschickt wurde und warum man mir nicht geglaubt hat als ich nach meiner Rückkehr von den traumatisierenden Erlebnissen erzählt habe?
Die Antwort meiner Mutter war für mich sehr erschütternd, Sie meinte nur zur ersten Frage, „Das war damals IN!“ Mehr hat meine Mutter dazu nicht gesagt.
Das schlimmste allerdings war, dass mir jahrzehntelang eingeredet wurde, ich hätte das nur geträumt oder erfunden.
Meine damalige Erzieherin, ich war ja zu dem Zeitpunkt noch im Kindergarten, hat mir mal erzählt, dass Sie sehr erschrocken war als Sie mich nach der Kur wieder gesehen hat.
War ich vorher ein fröhliches, aufgewecktes Kind, so war ich danach still und verschlossen.
Auch das „Einnässen“, welches vor der „Kur“ aufgehört hatte, war nun wieder da!
Kurz vor Ihrem Tod hat meine Mutter sich bei mir entschuldigt!

Nun zur „Kur“:
Im Alter von 6 Jahren wurde ich im April 1978 für 6 Wochen in ein Kinderheim in St. Peter Ording in „Kur“ geschickt….
Wir waren zu 8 Jungs auf einem Zimmer, alle in meinem Alter.

- Essenszwang
Es gab jeden Tag entweder Milchreis oder Grießbrei und dieser mußte aufgegessen werden, selbst wenn man sich zwischendurch erbrechen mußte. Das hat dazu geführt hat, dass ich bis zum heutigen Tage weder Milchreis noch Grießbrei essen kann. Meine Frau und meine Kinder lieben beides und ich könnte weglaufen, wenn ich das nur rieche.

-Verbot auf die Toilette zu gehen
Wenn man nachts aufs Klo musste, dann hatte man ein Problem. Es war „STRENGSTENS VERBOTEN“ des Nachts aufs Klo zu gehen. Es gab eine Nachtwache und sollte man erwischt werden, so mußte man die ganze Nacht bei Ihr auf dem Zimmer bleiben und es gab den ganzen nächsten Tag nichts zu essen und durfte auch nicht mit den anderen Kindern spielen. Übrigens auch nicht allein. Es gab einen Stuhl, auf dem man den ganzen Tag sitzen und aus dem Fenster auf den Spielplatz schauen mußte.
Die Alternative war ins Bett zu machen, und das war noch schlimmer. Es gab dann auch nichts zu essen und außerdem mußte man das eigene Bett machen, das Zimmer komplett durchwischen und durfte auch nicht mit den anderen Kindern spielen.

- Schlafzwang
jeden Mittag ca.2 Stunden Mittagschlaf, ob man wollte oder nicht. Außer man ist in der Nacht zuvor erwischt worden auf dem Klo oder dem weg dorthin, dann saß man ja am Fenster. Ansonsten lag Ich oft einfach regungslos da, weil ich Angst vor Bestrafung hatte.
Ich habe viel geweint und unsägliches Heimweh gehabt.
Es wurde vorgeschrieben welche Sachen man anzuziehen hatte, einmal habe ich mich erdreistet und eine andere Jacke aus meinem Kleiderschrank angezogen…. Das Resultat war wieder der Stuhl am Fenster.

- Post wurde geöffnet o.ä.
Meine Freunde und auch meine Familie haben mir diverse Briefe und Pakete geschickt. Leider ist nur ein Brief angekommen und von den Paketen habe ich erst nach meiner Rückkehr erfahren.

- Koffer
Mein Koffer wurde von den Schwestern gepackt und leider wurde die Hälfte der Sachen nicht eingepackt. Das viel auch erst zuhause auf und mir wurde auch hier nicht geglaubt das ich den Koffer nicht gepackt habe…
Es fällt mir nicht leicht das hier alles schreiben, da ich vor lauter Tränen nichts mehr sehe.
Ich würde das ganze gerne vergessen, bin aber auch dankbar dafür, dass ich hier meine Geschichte erzählen kann, da ich ja Jahrelang geglaubt habe, ich hätte das tatsächlich nur geträumt.
Aber die Geschichten der anderen hier sagen mir, das ist wirklich alles so passiert!
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Eric aus Dresden schrieb am 07.12.2022
Ich war mit 5 Jahren in Mönchwinkel. Meine Eltern meinten es gut. Da ich sehr schlecht gegessen habe, sollte ich dort ein bisschen zunehmen. In der Einrichtung habe ich vom ersten Tag an häufig beobachtet wie andere Kinder welche nicht aufessen konnten dennoch dazu gezwungen worden sind und unter Tränen sich das Essen reingezwungen haben. Ich selber hatte so eine Angst, dass ich von selber immer alles aufgegessen hatte. Das waren aber nicht meine negativsten Erlebnisse.

Im Schlafraum hatte ich einen Bettnachbarn, der mir immer die Postkarten weggenommen hat (Nachts, heimlich) welche mir meine Eltern gesendet hatten. Ich konnte noch nicht lesen deshalb waren auf den Postkarten Modelleisenbahnen zu sehen ( hatte eine Eisenbahnplatte) die er offensichtlich auch interessant fand. Als ich die Karten verteidigte Leuchtete mir die Nachtwache mit einer Taschenlampe ins Gesicht und ich durfte die ganze Nacht wach in der Ecke stehen. Am nächsten Morgen musste ich dann mit wandern oder ich sollte mich am aufräumen beteiligen. Ich durfte nicht auf Toilette und sollte mich sofort mit auf den Weg machen. Ich hab dann natürlich alles in der Hose gehabt. Es war so peinlich. Das ist meine Erinnerung, wenn ich an dort denke. Ich war 5 Wochen dort. Habe erst viele Jahre später mit meinen Eltern darüber gesprochen.
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Astrid aus Heide schrieb am 07.12.2022
Ich war ca. 4 oder 5 Jahre alt und kann mich trotzdem sehr gut daran erinnern. Ich war Kind eines Postbeamten und war zu dünn und immer viel krank. Also ab nach SPO. Die Zugfahrt ins Grauen begann. Mein Koffer wurde geöffnet und meine Süßigkeiten wurden mir sofort weggenommen, laut der Tante für die Kinder die nichts hatten. Untergebracht wurden wir in großen Räumen wo gefühlt 30 Betten standen. Ich erinnere mich an diese Wannen aus Zink in den Duschräumen und an kalte harte Wasserstrahlen, damit wir abhärten. Wenn ein Kind in sein Bett gemacht hatte, wurde es vor allen bloß gestellt. Heimweh durfte man auch nicht haben, ich hatte es und musste als Strafe ins Bett. Mir wurde Prügel angedroht, wenn ich weiter weine. Spaziergänge waren am Deich. Ich mochte es nicht. Woran ich mich auch erinnere war das Essen am Abend. Es ging ein Würfel rum und jeder der eine 6 würfelte, bekam ein Schwarzbrot mit Schmalz. Ich hatte nie das Glück. Dann wurde ich krank und bekam Ausschlag. Wurde sofort ins Bett geschickt und durfte keinen Kontakt zu den anderen haben. Ein Erzieher der Jungs, die oben im Haus untergebracht waren, kam heimlich zu mir um mich zu trösten, der erste, der sehr nett war. Zum Glück musste ich die Kur wegen dem Ausschlag abbrechen und meine Eltern sollten mich abholen. Ich bekam mit, wie zwei Tanten panisch wurden und eine losgeschickt wurde, etwas für mich zu kaufen. Tatsächlich bekam ich einen kleinen Leuchtturm und noch etwas. Sie baten mich nichts zu erzählen, sonst bekäme ich kein Geschenk. Ich war so froh, wie meine Eltern da waren und endlich nach Hause kam. Ich war einfach zu jung, es glaubte mir keiner. Jetzt im Nachhinein fällt mir noch einiges ein, aber das haben andere auch schon geschrieben.
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Christine aus Nähe Würzburg schrieb am 02.12.2022
Hallo

dies ist mein 2. Versuch, der 1 erste hat nicht geklappt

ich war im März 1982 über meinem 6. Geburtstag im Haus Hamburg in Bad Sassendorf und habe nur sehr wenig bis gar keine Erinnerungen

Ich kann mich dunkel an die Zugfahrt von Würzburg nach Bad Sassendorf erinnern
wir waren ein Abteil mit Kindern (6-8 ?) und eine Aufpasserin
Ich sollte zunehmen auf der Kur (bis heute habe ich mit Übergewicht zu kämpfen)
am ersten Abend wurden wir in die Bottiche mit Salzwasser gesteckt, und ich hatte ein Pflaster auf der Wange, dies wurder runtergerupft und wurde ins Salzwasser getaucht.
ich kann mich noch an bestimmte Telefonzeiten erinnern, einmal ist meine mutter erst danach durchgekommen und ich wurde vom Abendessen? geholt und durfte mit Ihr telefonieren das ist das einzige Telefonat an das ich mich erinnern kann

ich kann mich daran erinnern wie ich im Speisesaal mein Geburtstagspäckchen ausgepackt habe, was darin war habe ich vergessen.
Ich kann sehr viele Sachen bis heute nicht essen, ekel mich davor
Auch kann ich keine Tabletten schlucken.
Jeden Tag mussten wir MIttagsschlaf halten
Ich kann mich noch an die Zimmer erinnern und weiß noch das ich am Fenster geschlafen habe.
Es waren lange Gänge und jedes Kind hatte einen Schrank.
Unterwäsche gewechselt wurde 1 x die woche, als ich dies meiner Mutter erzählt habe, glaubte sie mir nicht.
Laut meine mutter hätte es mir so gut gefallen das ich jedes Jahr auf kur wollt (kann ich mir nicht vorstellen)
Da sowohl meine Mutter und auch meine Tante in den50er bzw 60ern mehrfach auf Kur waren, und es angeblich schön war, glauben Sie mir beide nicht., bzw heißt es war halt damals so.
Viellecht finde ich auf diesen Wege jemanden der zur selben Zeit da war,
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Cordula Neidhardt aus Salzgitter schrieb am 29.11.2022
Ich bin erschüttert von Euren Erlebnissen, finde keine Worte. Ich war 3x im selben Kurheim, im Grunde war es bei mir eher umgekehrt, nachdem ich mich vom Heimweh erholt hatte, wollte ich lieber dort bleiben, als wieder nach Haus. Zu Haus war es schrecklich. Aber dort...die Erziehrinnen waren immer sehr nett und die Nachtwachen auch. Man durfte auch zur Toilette gehen. Einmal machte ich ins Bett, ich sagte es der Nachtwache und sie meinte nur, es sei doch nicht schlimm und wechselte meine Bettwäsche. Zwangsessen gab es auch nicht, die Kinder, die als unterernährt galten, bekamen 2x Nachtisch, wenn sie den aber nicht schafften, bekam ich ihn. Mir taten allerdings die Übergewichtigen Kids sehr leid, sie saßen an einem etra Tisch und bekamen viel Salat und Obst, und fettarmes Essen....sah nicht immer sehr lecker aus. Aber wir machten Strandausflüge, es gab einen Wandertag mit Goulaschkanone und einen Tagesausflug ins Hansaland, mit großem Carepaket. Und am Wochenende Disco im Rundbau. Es waren immer sehr schöne Ferien. Inzwischen ist es ein Mutter-Kind-Kurheim und 2014 war ich mit meinen Kids dort um ihnen das alles mal zu zeigen.
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Johannes Hädrich aus 79252 Stegen schrieb am 26.11.2022
Der kürzliche Anblick einer Postkarte des "Goldenen Schlüssels" auf https://verschickungskind.de erstmals nach 55 Jahren löste in mir spontan ein Gemisch äußerst unguter Gefühle aus, die mich ins Jahr 1967 zurückversetzen. Damals musste ich als 9-jähriger und über die Osterfeiertage mehrere Wochen im Kurheim „Goldene Schlüssel“ verbringen. Zwei Wochen davon lag ich mit Mumps auf der Krankenstation.
Wir waren Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 10 Jahren. Ich erinnere mich, dass es zum Frühstück häufig mit Grieß angedickte Milchsuppe gab, von der ich vor lauter Hunger bis zu vier große Teller gegessen habe. Am Tisch hatte Disziplin zu herrschen, der Tischälteste war dafür jeweils verantwortlich. Insgesamt war das Essen mäßig. Es wurde uns ganz offen mitgeteilt, das Heim müsse eben günstig Sonderangebote einkaufen, um Geld zu sparen.
Während der Ruhezeiten am Nachmittag waren das Sprechen und zur-Toilette-gehen ebenso verboten wie nach dem Lichtausschalten am Abend. Wir fürchteten die Nachtwache, meist eine unempathisch wirkende Ordensschwester (alle mit „Tante“ anzusprechen), die im Flur hinter einem Tisch saß und aufpasste.
Welche Freude, als ein Osterpäckchen von meinen Eltern eintraf! Das nahm man mir gleich weg und deponierte es auf einem Kleiderschrank im Schlafraum. So, dass ich es jeden Tag sehen, es aber nicht ohne weiteres erreichen konnte. Eines Nachts gegen 23:00 Uhr, ich glaube am Karfreitag, kletterte ich schließlich auf einen Stuhl, um das Päckchen herunterzuholen und wenigstens einmal hineinzusehen. Dabei wurde ich von der Nachtschwester erwischt und musste zur Strafe 1 Stunde lang barfuß mit dem Gesicht zur Wand frierend auf dem kalten Fliesenboden im Flur stehen. Der Inhalt meines Osterpäckchens wurde verteilt, ich glaube, ich erhielt zur Strafe gar nichts davon.
Die Meerwasser-Inhalationsanlage befand sich im düsteren Keller, wo wir uns während der Prozedur selbst überlassen blieben. Wattspaziergänge waren eine Abwechslung, doch auf dem Weg am Strand entlang ließ uns unsere Aufsichtsperson jeweils lange Zeit warten, während sie eine am Strand wohnende Bekannte aufsuchte, um mit ihr ausgiebig Kaffee zu trinken.
Briefe nach Hause wurden zensiert bzw. diktiert. Die ganze Atmosphäre war von Befehl und Gehorsam geprägt, und schien auch Erziehungsmethoden der Nazis abzubilden. Noch heute spüre ich dieses Gefühl vollkommenen Ausgeliefertseins nach, mit dem traumatischen Empfinden des Abgetrenntseins von der vertrauten Familie. Im Alter von 9 Jahren waren 6 Wochen ein schier nicht überschaubarer Zeitraum. Die Eltern weit entfernt im Schwarzwald, die auch noch glaubten, ihrem sensiblen Kind etwas Gutes zu tun. Es war die pure Erlösung, als ich erfuhr, dass in wenigen Tagen mein Vater kommen würde, um mich nach Hause zu holen. Ich habe die Stunden gezählt, bis es endlich soweit war.
Meinem Erzählen wollten meine Eltern allerdings gar nicht recht zuhören und sie schenkten mir auch keinen Glauben, so dass ich schwieg. Mein Vertrauen in meine Eltern hat damals enormen Schaden genommen.
Ängste vor Fehlverhalten oder Versagen habe ich aus St. Peter-Ording mitgenommen, diffus begleiten sie mich noch heute. Anstatt zu heilen, wurde im "Goldene Schlüssel" das Gegenteil erreicht. Gesundheitliche Beschwerden, die zur Verschreibung des Nordsee-Aufenthalts durch meine Kinderärztin führten (asthmoide Bronchitis), manifestierten sich wenige Jahre später auf andere Weise, aber ungleich massiver erneut.
Auch angesichts der Berichte anderer Betroffener, von denen ich gerade erst erfahren habe, empfinde ich die Eigenwerbung auf der Webseite der heutigen DRK-Nordsee-Reha-Klinik “Goldene Schlüssel” als Täuschung, wenn dort gesagt wird: “In der über 100-jährigen Geschichte des Hauses liegt unser Erfahrungsschatz in der ganzheitlichen Medizin begründet. 1913 errichtete ein visionäres Arztehepaar das damalige “Ärztliche Erholungshaus für Erwachsene und Kinder” ... Seit jeher verbinden sich medizinische Therapien und Naturheilverfahren zum größtmöglichen Nutzen für unsere Patient*innen. …” Zumindest in meinem Fall kann ich nicht von Nutzen, sondern nur von einem enormen Schaden sprechen, der dort angerichtet wurde.
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Franziska aus Berlin schrieb am 26.11.2022
Danke für die Aufklärung. Ich war im Alter von 8 Jahren zur Wendezeit in Meura. Ich sollte zunehmen. Wir wurden zum Essen gezwungen und durften nachts nicht auf die Toilette. Nachts sah ich auch wie der kleinste Junge aller Kinder geschlagen wurde, weil er geweint hatte, vermutlich aus Heimweh. Unsere Post wurde kontrolliert, aber trotzdem konnte ich meinen Eltern einmal schreiben, dass wir nachts nicht auf Toilette dürfen und dass ich abgeholt werden möchte. Meine Eltern riefen dann im Heim an und ich wurde von einer Erzieherin aus dem Essenssaal beim Abendessen zum Telefon wegzitiert. Vor allen anderen mit den Worten: Du hast Deinen Eltern geschrieben, dass Du nicht auf Toilette darfst? Das stimmt doch nicht! Als ich meine Mutter am Telefon hatte, konnte ich nicht frei sprechen, weil die Erzieherin direkt neben mir Wache hielt. Einmal wurde ich nachts auf der Toilette erwischt, die Tür wurde mit den Worten aha aufgerissen. Dann sollte ich unter Beobachtung pinkeln. Ging natürlich nicht und ich musste unverrichteter Dinge ins Bett zurück. Wochenlang wartete ich vergebens auf meine Eltern, im Bett abends zählte ich im Geiste alle mir Nahestehenden auf und sagte ihnen Gute Nacht. Ich fühlte mich im Stich gelassen, ausgeliefert und verraten. Meine Eltern machen sich heute Vorwürfe, weil sie dachten, ich übertreibe und alles sei schon gut. Ich leide noch heute darunter.
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Kirsten aus München schrieb am 18.11.2022
Ich war zwei Mal in einem Kinderheim. Wir Geschwister haben es dann später immer "Kinderknast" genannt.
Das erste Mal mit ca. 4 Jahren mit meinen 3 älteren Geschwistern in Neustift/Passau.

Ich erinnere mich, dass wir da alle nicht hin wollten und man uns sagte, wir blieben in jedem Fall zusammen. Das war eine Lüge. Meine 2 ältesten Geschwister kamen in eine andere Abteilung, die war hinter einer immer verschlossenen Milchglas-Türe (mit einem Briefschlitz, durch den wir uns ganz selten unterhielten) und meine eine Jahr ältere Schwester und ich haben sie während unseres gesamten, vierwöchigen Aufenthaltes nicht gesehen. Das war schon mal ein schrecklicher Start.
Weiter erinnere ich einen Schlafsaal, mit Glastüren, so dass man immer von außen reinsehen konnte. Und es gab eine Art langen Balkon mit einer ausfahrbaren Sonnenjalousie, wo wir manchmal draußen unseren Mittagsschlaf machen mussten. Ich konnte nie schlafen und es war einen Tortur für mich, bis diese 2 Stunden herum waren, man durfte sich ja nicht bewegen.
Ich erinnere mich, dass wir ein Paket mit GUmmibärchen und anderen Süßigkeiten von unseren Eltern geschickt bekommen hatten und es wurde uns weg genommen und wir bekamen abends EIN Gummibärchen, dass ich ganz langsam lutschte, damit ich möglichst lang etwas davon hatte.
Die Nonnen waren grob und gemein, sie schimpften uns für die kleinsten Versehen.
Was andere schrieben von Schlägen erinnere ich nicht, aber vielleicht ist es auch verdrängt. Es war so schrecklich für mich, von meinen Eltern, besonders von meiner Mutter getrennt zu sein und auch von meinen großen Geschwistern. Ich fühlte mich sehr verlassen. Es waren Gitterbettchen, erinnere ich mich, da konnte man alleine nicht raus. Ich habe vieles vergessen, aber ich erinnere mich noch genau, dass ich am letzten ABend, wo ich wusste, morgen geht es nach Hause, das ganze ABendessen über den Tisch erbrochen habe. Ich erinnere mich nicht, ob ich es aufessen musste, wie andere Betroffene hier schreiben. Aber wie geschrieben, vielleicht habe ich auch alles vergessen bzw. verdrängt.

Mein 2.Aufenthalt in einem Kinderheim war in der 3. Klasse, es ging nach Mittelberg / Oy ins Allgäu, ich war also ca. 8 Jahre alt. ich fuhr nur mit meiner ein Jahr älteren Schwester. Die großen Geschwister und mein kleiner Bruder (5) mussten nicht mit, ich fand es schrecklich und war froh, dass es nur 2 oder 3 Wochen sein sollten, also kürzer als beim letzten Mal. Ich wollte da auf keinen Fall hin aber meine Eltern überredeten mich, dass es ganz anders sein würde wie in Passau.
Meine Schwester wurde von mir getrennt, zumindest schliefen wir nicht in einem Zimmer, soweit ich mich erinnere. Ich fühlte mich sehr allein. Es gab keine Vertrauensperson, die Nonnen waren kaltherzig und hart.
Ich erinnere mich, dass wir 4er Zimmer hatten und ich in der Nacht immer mich selbst in den Schlaf gewiegt habe und leise dazu gesungen habe. Das hat meine Mitbewohnerinnen genervt, ich war immer in dem Dilemma, es so leise zu machen dass es sie nicht störte und andererseits, dass es mich in den Schlaf brachte. Dieses In den Schlaf wiegen habe ich mit meinem ersten langjährigen Freund, den ich erst mit 33 Jahren hatte, nicht mehr gebraucht. Ich war lange Single mit kurzen Affairen bevor ich meinen heutigen Mann kennengelernt habe. Ich bin leider kinderlos geblieben - ich habe nie verhütet aber wurde nie schwanger. Als ich in einer festen Beziehung war, habe ich aufgehört mit diesem Einschlaf-Ritual.
In Mittelberg Oy gingen wir viel wandern, ich erinnere mich dass es mal auf dem Weg ein (für mich) fürchterliches Gewitter gab und die Nonnen sinngemäß sagten, man solle sich nicht so anstellen. Man wurde jede Woche öffentlich gewogen und gemessen, alle hörten die Zahlen und da ich übergewichtig war, habe ich mich immer geschämt, wenn sie mein Gewicht laut gesagt haben und irgendetwas in der Art, ich hätte immer noch zu viel Gewicht (ich haben heute noch ein riesen Thema mit meinem Gewicht!). Ich hatte eine Freundin dort gefunden, sie hiess Kathleen und kam aus Neuss. Sie war meine Rettung weil ich so froh war, nicht mehr allein zu sein. Ich habe sie leider nach ein paar Briefwechseln aus den Augen verloren. Ich hatte durch meinen vorherigen Aufenthalt in Passau Neustift schon "Erfahrung" und wusste, was auf mich zu kam. Ich verhielt mich dementsprechend und kann mich nicht an Bestrafungen bei mir erinnern. Aber vielleicht ist das auch alles verschüttet und verdrängt. Es gibt eine Postkarte von meinem Vater ins Heim, in dem er mir schrieb, was sie alles zuhause in meiner Abwesenheit gemacht haben: ich bekam z.B. den neu lackierten Schreibtisch von meinem großen Bruder. Heute liest es sich so, als ob meine Eltern ein sehr schlechtes Gewissen hatten, dass sie uns ein 2. Mal ins Kinderheim geschickt hatten. Nach diesem Aufenthalt rang ich meinen Eltern das Versprechen ab, dass ich nie wieder in eine Kinderheim musste. Um Nonnen auf der Straße machte ich immer einen großen Bogen. Und im Allgäu und in Passau war ich bis vor einigen Jahren nie.
Danke, dass Sie diese Seite gestartet haben. Mir fällt sicher noch mehr ein, wenn ich noch mehr darüber nachdenke oder mit meinen Geschwistern spreche.
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Ingrid Neubarth aus Southport schrieb am 17.11.2022
Ich war 1963 als 10Jaehrige im Kinderheim Schwalbennest in Bonndorf im Schwarzwald. Es war nicht mein erstes Kinderheim, aber das erste aus dem ich weggelaufen bin. Es war im Hochsommer, wir bekamen nichts zu trinken und durften nach 19h nicht mehr auf die Toilette. Wurde man erwischt, musste man stundenlang auf dem Holzfussboden im Hausflur knien. Zur Mittagsruhe mussten wir uns ins Bett legen und mit dicken Bettdecken zudecken. Ich wurde einmal beim Sprechen waehrend der Mittagsruhe erwischt und als Strafe von der 'Tante' so eng in die Bettdecke gewickelt, dass ich ohnmaechtig wurde. Das wurde von der Heimleitung auf meinen niedrigen Blutdruck geschoben. Frische Waesche einschl. Unterwaesche gab es 1x pro Woche, 1x pro Woche wurden wir auch mit dem Wasserschlauch eiskalt abgespritzt. Kurz vor Ende meines Aufenthaltes kamen unangemeldet Eltern zu Besuch, sahen die Verhaeltnisse und schrieben an die zustehende Krankenkasse. Die Heimleitung wurde abgeloest. Ich denke oft daran, was diese Behandlung den juengeren veraengstigten Kindern angetan hat, die juengsten waren damals 2 Jahre alt und zu jung, ihre Erlebnisse zu artikulieren.
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