ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN
Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel
Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:
- Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
- Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
- Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen
Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!
Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.
Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.
Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der “Initiative Verschickungskinder” (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen
Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.: IBAN: DE704306 09671042049800 Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de
Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen
Viele Grüße Linde
Ich kann mich genau an die Stunden vor Milchsuppe mit Polenta zum Frühstück erinnern. Noch heute wird mir übel wenn ich nur an Milch denke...
Man durfte nicht alleine duschen und wurde viel zu kalt abgebraust.
Ich erinnere mich, dass ich Hunger hatte und dass wir heimlich Tempotaschentücher aßen.
Wenn jemand ein Päckchen von zu Hause bekam, machten die Betreuerinnen es auf und nahmen die Süßigkeiten heraus. Die durfte man nicht essen.
Ich erinnere mich an das Holzkreuz über der Tür des Schlafsaales.
Gmund hat mir eine lebenslange Abscheu für Reisbrei und Religion beschert.
PS: beei Bedarf gerne ausführlicher
21.02.1967 – 04.04.1967 Kindersanatorium Sommersberg, Bad Rippoldsau
24.04.1968 – 02.07.1968 Kindersanatorium Sommersberg, Bad Rippoldsau
03.03.1971 – 16.04.1971 Kinderheim Ludgeristift, Norderney
Meine Eltern hatten Wert darauf gelegt, dass ich wegen der Kuraufenthalte die Schule nicht verpasse. Daher fanden die ersten beiden Aufenthalte statt, bevor ich überhaupt in die Schule kam. Ich hatte mich sogar auf die Fahrt in den Schwarzwald gefreut, denn das hieß, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben Zug fahren durfte. Von Rheine oder Münster aus startete die aufregende Fahrt – damals noch mit einer Dampflok. Meine Eltern hatten mir am Bahnhof sogar noch ein Micky-Maus-Heft gekauft. So etwas gab es sonst nie! Man kann sich jedoch vorstellen, dass die lange Fahrt dann doch meine kindliche Geduld überstrapaziert hat.
Ich erinnere die medizinischen Behandlungen in Bad Rippoldsau. Kurz nach der Ankunft mussten alle Kinder zum Allergietest. Das ging auch damals schon mit dem Pricktest. Dazu wurden kleine Wunden in die Haut geritzt und mögliche Allergene darauf geträufelt. Bei einer allergischen Reaktion schwillt die entsprechende Stelle an. Wir Kinder mussten uns mit freiem Oberkörper in mehreren parallelen Reihen aufstellen. So konnte man genau beobachten, wie dem Kind am Anfang der Reihe zahlreiche kleinere Wunden in den Rücken geritzt wurden. Selbstverständlich flossen dabei Tränen. Und die Tränen flossen nicht nur bei den Kindern, die gerade behandelt wurden, sondern auch bei denen, die genau wussten, dass sie diese Prozedur in wenigen Minuten auch über sich selbst ergehen lassen müssen.
Regelmäßig wurde ein Gruppe von Kindern abkommandiert, um neue „Krätzerchen“ zu bekommen. Wozu diese Behandlung gut war, weiß ich bis heute nicht. Dazu wurde ein Instrument ähnlich einer Gabel benutzt. Aber anstelle der Zinken hatte dieses mehrere scharfe Zähne, ähnlich wie bei einer Säge. Damit wurde die Haut am Arm aufgeritzt, so dass man aus mehreren parallelen Streifen blutete. Anschließend wurde an gleicher Stelle quer dazu nochmals geritzt. Es entstand so ein blutendes Schachbrettmuster in einer Größe von etwa 1,5cm x 1,5cm. Darauf wurde dann eine bräunliche Flüssigkeit geträufelt, die sehr unangenehm roch. Wenn man später zum Mittagessen ging, versuchte man den Arm möglichst weit von sich weg zu halten. Allerdings beschwerte sich dann der Nachbar über den Geruch. War so ein „Krätzerchen“ halbwegs verheilt, so gab es ein neues.
Im Ludgeristift wurden keine medizinischen Behandlungen durchgeführt. Ich habe sowohl positive, wie auch negative Erinnerungen. Dort habe ich etwas über das Inselleben und über Landgewinnung gelernt. Auch hatte ein Junge aus meiner Gruppe total spannende Geschichten über ein Schloss bei ihm zu Hause in Höxter zu berichten. Angeblich gebe es dort unsichtbare Wände, die man in einer Richtung (unbemerkt) durchschreiten kann. Anschließend sei man dahinter eingesperrt und müsse elendig verhungern. Er hatte versprochen, mich nach dem Kuraufenthalt mit seinem Kettcar zu Hause abzuholen, um mir das Schloss einmal zu zeigen. Er ist natürlich nie gekommen.
Weit hinten im großen Schlafsaal lag ein Junge, der nachts ins Bett machte. Ich sehe ihn noch heute mit Tränen in den Augen an allen Kindern vorbeilaufen, um den verkoteten Schlafanzug hinauszutragen. Eine andere Szene in diesem Schlafsaal: Ich lag nachts wach. Im Bett neben mir schlief ein Junge, der seinen Arm aus dem Bett heraus hängen ließ. Ich begann den Arm anzustupsen, hatte aber die Nachtschwester nicht bemerkt, welche mir daraufhin kräftig eine scheuerte. Damals war es auch üblich, dass ein Teller leer gegessen werden musste. Ich hatte mir zum Mittagessen – trotz Vorwarnung - zu viel auf den Teller geben lassen. Der Speisesaal war längst leer und alle Stühle hochgestellt. Ich musste den Rest des Essens in mich hineinstopfen.
ich bin am Wochenende durch Zufall auf diese Seite gestoßen und war erst einmal sehr ergriffen. Ergriffen von den Berichten der Anderen, von der Tatsache, dass es tatsächlich so viele Kinder gab, welche verschickt wurden und solches Leid ertragen mussten. Ich bin nicht allein!!
Ich war dreimal zur Kur, immer 8 Wochen, weil ich Untergewicht hatte:
1882 mit knapp 6 Jahren - in Pausa
1984 mit 8 Jahren - im Postkinderheim Blankenburg "Hanno Günther" Harz
1985 mit 9 Jahren - im Kinderkurheim Marienthal Eckartsberg
Ich mache zur Zeit (mal wieder) eine Therapie und kam dabei auf die 3 Verschickungen zu sprechen und habe gemerkt, dass diese Zeiten mich sehr geprägt haben. Ich habe schon immer gespürt, dass es etwas geben muss, etwas passiert sein muss, warum ich so bin, wie ich bin.
Ich kann mich nur wage an die Zeiten der Verschickungen erinnern. Es kommen immer vereinzelt Situationen hoch. Jedoch kann ich nicht genau zu jeder Erinnerung sagen, zu welcher Einrichtung sie gehört.
Ich kann mich an die großen, kalten Schlafsäle erinnern. Die Waschräume mit den meterlangen Waschbeckenreihen und den Essenssaal. Ich kann mich aber nicht mehr an Gesichter der anderen Kinder oder der Erzieherinnen erinnern. Alles weg.
Ich weiß noch genau, dass ich nachts immer im Schlafsaal die Kinder leise weinen gehört habe. Ich bin dann irgendwann unter dem Weinen eingeschlafen. Am nächsten Morgen waren viele Betten nass gepullert. Jede Nacht die Kinder weinen hören, hat mich ganz schön traurig gemacht. Furchtbar. Es gab keinen Trost von den Erwachsenen, im Gegenteil.
Zum Mittag gab es fast täglich Milchnudeln. Ich habe noch immer, nach fast 40 Jahren die Szene und die Stimmen vor mir, als wir mal wieder Milchnudeln essen mussten. Viele Kinder konnten nicht mehr und mussten es trotzdem aufessen. Danach sind sie zur Toilette gerannt, weil sie sich übergeben mussten.
Einem Mädchen wurden die Nudeln mit Gewalt rein gestopft. Ich sehe es deutlich vor mir. Sie saß am Nachbartisch und ihr Gesicht wurde von der Erzieherin zwischen ihren Fingern fest gehalten, sodass der Mund aufgedrückt wurde und sie ihn nicht wieder schließen konnte. Die Erzieherin hatte die Milchnudeln in ihrem Mund gestopft und alles lief ihr über das Gesicht. Das Mädchen weinte und schluchzte. Dann sagte sie unter Tränen " ich habe die Nase voll..", weil das Essen nicht nur in den Mund gestopft wurde, sondern auch in den Nasenlöchern . Die Erzieherin hörte nicht auf zu füttern, sondern antwortete in einem wütenden Ton nur" ICH AUCH!! "
Ich war so erschrocken und sehe das Bild mit dem Mädchen noch heute vor mir. Auch die Kinder, wie sie nach dem Essen zur Toilette rannten.
Wir mussten uns täglich nackt unter die kalte dusche stellen und uns anschließend gegenseitig mit einer Bürste abstriegeln. Es gab keine Privatsphäre. Wir standen in einer Reihe und schrubbten uns den Rücken ab. Nach einer Weile mussten wir uns umdrehen und das gleiche Spiel beginnt von vorn, damit auch der Letzte in der Reihe seine Abreibung erhielt.
Alle zwei, drei Tage wurden wir gewogen. Dazu mussten alle Kinder im Flur in reih und glied stehen. eine lange Schlange von Kindern. Jedes Kind wurde nacheinander gewogen und das Gewicht laut vorgelesen, dass es Jede/r hören konnte. Es wurde uns Angst gemacht, dass, wenn man nicht zugenommen hat, nicht wieder nach Hause kommt. Schreklich. Wir hatten immer Panik vor dem Wiegen, " Komme ich wieder nach Hause??"
Waschen mussten wir uns täglich in einem großen Waschraum. Alle Kinder nebeneinander, nackt, mit einem Waschlappen und vor den prüfenden Augen der Erzieherinnen.
Die Post wurde immer kontrolliert, dürfte nichts nach draußen gehen. In Pausa war ich noch zu jung, um selbst zu schreiben. Da wurde die Post von den Erzieherinnen geschrieben.
Kontakt nach Hause zur Familie gab es nicht.
Als kleines, hilfloses Kind, 8 Wochen allein, ohne Liebe und Bezugsperson.
Ich weiß nun, warum ich diese Ängste und Panikatacken entwickelt habe, warum ich depressiv bin und sehr schwer Vertrauen zu anderen Menschen habe. Ich sehne mich immer nach Harmonie und einer liebevollen Familie.
Ich bin so froh, dass es diese Seite/ diesen Verein gibt. Sich für uns "Verschickungskinder" eingesetzt wird und ich endlich meine Vergangenheit aufarbeiten kann.
Sandra
An was ich mich selbst erinnern kann ist das wir als Strafe wenn wir nicht artig waren uns nackt an die Wand stellen mussten und mit kaltem Wasser abgespritzt worden bis man angefangen hat zu frieren oder der Rücken anfing zu bluten aufgrund des Waserrstrahls. Zudem wurde jeglicher Versuch sich anders als gewünscht zu Verhalten, sofort mit körperlicher Strafe unterbunden. Ich kann mich auch daran erinnern das es sowas wie steh Strafen gab, wenn man nachts Geredet hat musste man wenn man erwischt worden war den Rest der Nacht neben seinem Bett stehen.
Meine Mutter hat mir unter Tränen, nachdem sie durch eine Dokumentation erfahren hat was den Kindern auf solchen kuren wieder fahren ist, erzählt das ich seit ich dort war keine emotionale Bindung zugelassen habe. Sachen die mir vorher Spaß gemacht haben wurden unwichtig und direkt nach dem Aufenthalt habe ich mich wohl wie ein Zinn Soldat benommen, Kleidung abends akkurat hingelegt, genau wie die Bettwäsche. Dazu kam eine panische Angst vor Wasser, Baden war laut meiner Mutter okay, aber soweit das Wasser aus der Dusche kam oder es geregnet hatte war ich sehr panisch. Dies zu überwinden hat wohl fast 3 Jahre gedauert. Meine ersten worte zu meiner Mutter waren "Sie haben mich nicht gebrochen".
Im Endeffekt haben sie es wohl doch. Ich bin wegen ads in Therapie und dabei kam die Theorie auf, nach dem ich ihr das mit der verschickung erzählt habe, das die Probleme der emotionalen Bindung, Vertrauen und auch andere emotionale Ausdrücke wie Freude, Wut usw für mich nicht möglich sind weil ich wohl aufgrund der Erfahrung dort einfach aufgehört habe emotionales zu zulassen. Mit 33, aber auch schon früher, merke ich es an meinem Umfeld das dieses irgendwie anders tickt.
Nachdem ich hier einige Berichte gelesen habe, bin ich froh das dies anscheinend endlich aufgehört hat kleine Kinder alleine auf die Kur zu schicken.
Danke für eure tollen Beiträge, den diese habe mir geholfen dies hier zu schreiben.
Durch ein Bild, dass ich neulich zufällig auf dieser Internetseite gesehen habe ( Forsthaus) und einen Bericht über Quarzsammeln glaube ich den Ort wiedererkannt zu haben.
Bisher war das Thema Verschickung eher Verdrängung oder dem nicht zu viel Gewicht geben. Tatsächlich sind in meinem Leben einige Dinge immer wieder zum Vorschein gekommen oder tief verwurzelt. Darunter der nicht endende Mittagsschlaf, das Essen von Erbrochenem, sitzen bleiben bis spät abends am Tisch wenn noch nicht aufgegessen wurde. Aufgemachte Pakete, Kalte Duschen mitten in der Nacht, wenn man ins Bett gemacht hat, Heimweh, Ängste. Quarzsuchen, wobei die Fundstücke einbehalten wurden,Äpfel essen samt Kerngehäuse und Stiel und anderes. Geblieben ist die Angst.
Ich habe nicht viele Erinnerungen.
Erste Kur:
Ich weiß noch, dass ich von Giessen aus mit einem Sammeltransport nach Bad Reichenhall kam. Im Heim sehe ich noch den großen Schlafsaal und den Essraum mit blanken Holztischen und -Stühlen vor mir. Da ich von Haus aus durch entsprechende Erziehung ein besonders angepasstes Kind war, kann ich mich nicht an besondere Erziehungsmassnahmen erinnern, von denen andere berichten. Eine Situation bleibt aber mit Scham verbunden auf ewig in mir. Aufgrund ererbter Schwerhörigkeit konnte ich die Texte der morgendlich gesungenen Volkslieder nicht verstehen. Beim Versuch das zu vertuschen und nur Mundbewegungen zu machen, fiel ich auf. So musste ich vor den vollbesetzten Saal treten und sollte allein vorsingen. Da das nicht klappte, wurde ich heruntergeputzt und lächerlich gemacht. Das hat sich eingebrannt, denn ich konnte ja nichts dafür. Mir wurde aber auch nicht geholfen. Ich hab mich unendlich geschämt und bloßgestellt gefühlt. Noch heute bin ich ein Gerechtigkeitsfanatiker. Ansonsten erinnere ich einen Gottesdienstbesuch in einer Kath. Kirche, wo eine von uns ohnmächtig wurde wegen dem Geruch des Weihrauches. Eine gute Erinnerung habe ich an einen Ausflug nach Salzburg. Ich besitze ein kleines Album mit gesammelten Ansichtskarten aus Bad Reichenhall und Fotos von Salzburg.
Was auch schlimm war, wenn man zu den ärztlichen Untersuchungen in Reih und Glied nackt im Flur warten musste auf die Untersuchung. Die ein-und ausgehende Post wurde kontrolliert.
Wenn ich heute lese, dass viele Heime von ehemaligen Stasioffizieren geleitet wurden, wundert mich das alles nicht.
Mein zweiter Kuraufenthalt in Nieblum auf Föhr, auch da erinnere ich mich an wenig. Aber ich habe keine so drastischen Bilder vor Augen wie von Bad Reichenhall. Es gab täglich Haferflocken mit Kakao, Zucker und Milch zum Frühstück. Einmal in der Woche musste es trocken gegessen werden, also ohne Milch. Wir haben viel Turnübungen gemacht, Bürstmassagen und waren wohl auch am Strand. Da es im Herbst war, erinnere ich mich an ein schweres Gewitter am Strand, wo man das Gefühl hatte, der Himmel bzw. die Wolken fallen ins Meer. Ich liebe heute noch die Nordsee und das ostfriesische Flair.
Ansonsten verstehe ich nicht, wieso ich keine anderen Erinnerungen habe, obwohl ich doch schon 13 Jahre alt war zur Zeit des Aufenthaltes.
Ein Mädchen aus einem Ort in der Nähe war zeitgleich mit mir dort. Wir haben uns jetzt mal ausgetauscht, da ich ihren Namen und Adresse wieder fand.
Was mir immer bewusst ist, ist meine früher schlechte Bindungsfähigkeit und Vertrauen in die Menschen.
Helga Hauschild
Der einzige Lichtblick war mein 6. Geburtstag. Ich fieberte hoffnungsvoll darauf hin. Ein anderes Kind hatte an seinem Geburtstag ein Geschenk bekommen. Als der Tag endlich kam, passierte einfach gar nichts. Keine Gratulation, kein Lied, kein Geschenk. Es war ein Tag wie alle anderen schrecklichen Tage auch. Diese, mit jedem Moment des Ausbleibens einer persönlichen Ansprache, wachsende Gewissheit, dass ich völlig bedeutungslos bin, war ein vernichtendes Gefühl und ich schämte mich sehr dafür, dass ich überhaupt etwas erwartet hatte. Es war mir unendlich peinlich. Bei einem Spaziergang blühte der Löwenzahn und dazwischen standen die Pusteblumen auf der grünen Wiese. Ich pustete eine Pusteblume in die Luft und freute mich, dass die kleinen Fallschirme durch die Luft segelten... bis eine Betreuerin auf mich zu kam und vehement schimpfte, sie müsse sich nun ihre schönen langen Haare abschneiden, weil die Samen in ihr Haar geflogen waren! Bis heute spüre ich die Schuldgefühle.
mit meinem Bruder in Bad Salzdetfurt.
Bei den Mahlzeiten wurde wir gezwungen auch das zu essen, was wir nicht mochten. Was übrig blieb bekam man im besten Fall später wieder vorgesetzt.
Wir haben mit Spaten stundenkang im Sand nach Grundwasser graben müssen. Außerdem sollten wir alles aufessen, weul man sonst unsere Hände mit der Gabel am Tisch befestigen würde. Habe mehrfach ins Vett genäßt, und wurde wochenlang unter Hausarrest gestellt. Hatt e einmal sehr hohes Fieber. Es gab eine Betreuerin die nett zu uns war. Wir nannten sie Tante Marianne.
Die erste Erinnerung ist die Zugfahrt vom Hamburger Hauptbahnhof ,wo meine Eltern mich hinbrachten und an die dort anwesenden Betreuungspersonen übergaben. Es war ein Sonderzug ausschließlich für Verschickungskinder . Aus heutiger Sicht fühlt es sich wie eine Deportation an.
Mir ist in Erinnerung geblieben, das ich ein fröhliches und aufgeschlossenes kleines Mädchen war. Obwohl ich
bis dahin nie Nägel gekaut habe, wurden mir einmal in der Woche die Nägel so kurz geschnitten, dass nichts weißes mehr an den Nägeln zu sehen war. Ich habe das nicht verstanden . Es tat sehr weh und die Nägel bluteten weil sie so kurz geschnitten wurden. Ich habe gefragt warum das gemacht werden muss, aber keine Antworten erhalten.
Täglich hat man mir abends einen eklig riechenden Nagellack auf die Nägel gestrichen damit man nicht an den Nägeln kaut. Ich habe aber bis dahin nie an denn Nägel gekaut. Einmal habe ich daran gerochen und den Finger in den Mund gesteckt und wurde erwischt und musste deshalb für viele Stunden in einen Isolierraum. Man sagte mir, dass ich dort wieder hinkommen werde, wenn ich nochmal die Finger in den Mund nehme.
Nach dem Mittagessen mussten wir täglich einen langen Mittagsschlaf in einem großen Schlafraum machen. Dort waren viele Etagenbetten aufgestellt. Man durfte nur mit dem Gesicht und Körper zur Wand liegen. Im Raum anwesend war eine " Schwester " , die uns beobachtete. Es war nicht erlaubt, sich umzudrehen und die Position zu wechseln. Als ich das einmal machte, wurde ich von der "Schwester" sofort aufgefordert, mich wieder zur Wand zu drehen. Sie fasste mich an und drehte mich grob wieder zur Wand. Ein anderes Mal musste ich dringend zur Toilette während des Mittagsschlafes und konnte deshalb nicht in Ruhe einschlafen. Es war mir nicht erlaubt auf die Toilette zu gehen, so dass ich ins Bett machen musste, was mir sehr unangenehm war. Jedenfalls hatte ich fürchterliche Bauchschmerzen weil ich Wasser lassen musste und nicht durfte bis es nicht anders ging und ich ins Bett machte. Ab dem Tag habe ich zum Mittagessen nichts mehr getrunken, damit ich die drei Stunden erzwungenen Mittagsschlaf durchhalte. Ich war ja auch gerade erst 5 Jahre alt und hatte noch nicht so eine Kontrolle über meinen Körper wie vielleicht ältere Kinder.
Ich erinnere mich daran, dass wir an einem Tag Bilder für unsere Eltern malen sollen. Ich habe mein gemaltes Bild noch visuell vor mir. Ich malte gelbe Küken und verzierte das Bild mit bunten Herzen, Sonnen, Monden und Sterne. Darunter schrieb ich in großen Druckbuchstaben meinen Namen. Ich war sehr stolz auf dieses Bild und fand, dass es mir gut gelungen war und freute mich , es meinen Eltern schicken zu können. Da ich noch nicht schreiben konnte mit gerade 5 Jahren, ich war gerade einen Monat zuvor 5 geworden, schrieb ich die Buchstaben B und G meines Vornamens unbeabsichtigt spiegelverkehrt. Die " Schwester" ging umher und sah sich die Bilder an. Zu mir sagte sie, ich müsste das Bild neu malen und meinen Namen richtig schreiben. Es gab so und so nie ein Lob und nie einen liebevollen oder anerkennenden Zuspruch. Die anderen Kinder durften rausgehen zum spielen. Ich musste bleiben und wusste nicht was ich verkehrt gemacht habe. Auch das zweite gemalte Bild sah genauso aus. Die " Schwester" wurde grob und ärgerlich und steckte mich in eine Besenkammer, in der ich das Bild nochmal malen sollte. Ich war völlig verzweifelt und musste dort mehrere Stunden isoliert von den anderen Kindern im Dunkeln verbringen. All diese " Behandlungen " haben dazu geführt, dass man sich als Kind nur noch möglichst unauffällig verhält um diese lange Zeit zu überstehen.
Die für mich allerdings schlimmsten Erlebnisse , die sich tief eingebrannt haben, waren das Baden gehen. Ich war im Sommer auf Sylt. Wir waren oft baden. Ich hatte gerade mein Seepferdchen kurz zuvor gemacht. Für die Verschickungskur hat meine Mutter mir einen neuen Bikini gekauft. Er war rot/weiß kariert und ich hatte ihn noch nie zuvor getragen . Auf meinen Wunsch nähte meine Mutter kurz vor der Kur noch das Seepferdchen-Abzeichen auf die Bikinihose. Ich durfte jedoch kein einziges Mal meinen Bikini am Strand und beim Baden anziehen. Wir kleinen Kinder mussten immer nackt sein ! Obwohl wir alle unser Badezeug dabei hatten. Obwohl ich mich selten getraut habe, Fragen zu stellen, habe ich am Strand gefragt, warum ich nicht wie die größeren Kinder mein Badezeug am Strand anziehen darf. Die Antwort war : Das musst du nicht, du bist noch klein. Alleine weil es mir verboten wurde, fühlte ich mich unwohl. Es fühlte sich nicht richtig an und es kam ein unnatürliches Schamgefühl in mir hoch. Ich war immer ein unbefangenes und natürliches Mädchen gewesen. Aber in diesem Falle wusste ich, dass das nicht richtig ist. Wir wurden von den Betreuern beguckt und auch vor den größeren Kinder war es kein schönes Gefühl am Strand und in Gegenwart der Betreuer und größeren Kinder nackt sein zu müssen.
Diese Verschickungskur nahm mir den natürlichen Umgang mit Nacktheit schon im Kindesalter. Außerdem kam ich als Nägelkauerin zurück nach Hamburg und habe das erst mit Anfang Zwanzig wieder ablegen können.
Jedoch sind mir meine Eigenarten und Probleme erst jetzt klar geworden, nachdem ich im Fernsehen den schockierenden Bericht über das Leid der Verschickungskinder gesehen habe. Die Erinnerung und Bedrückung war sofort zurück!
Es ist gut, dass wir Verschickungskinder durch unsere Berichte etwas zur Aufklärung beitragen können und ich möchte hiermit meinen Beitrag leisten.
ich hatte diese Verschickung jahrzehntelang nicht als Trauma im Blick. Lediglich mein Unfall dort (beim Fangenspielen aufs Gesicht gestürzt) der mich meine Schneidezähne gekostet hat, erinnert mich täglich daran, da ich die Kronen ständig spüre. Die Schwester (Herrmann Frieda?) hat mich vor allen Anwesenden ausgelacht, ob der fehlenden Zahnstücke...ich sehe ja nun aus, wie ihre Großmutter. Mein Körper hatte zudem viele Abschürfungen vom Sturz auf den sandbedeckten Betonboden.
Ich war 9 Jahre alt beim Aufenthalt im August und September 1977. Für 4 Wochen in 'St. Maria'. Erinnere mich an herzlose Schwestern und eine liebevolle Pflegerin, Frl. Helga. Durfte nicht mit auf eine Nachtwanderung, weil ich geweint hatte (Heimweh aufgrund eines Briefes meines großen Bruders). Ich kann mich darüber hinaus an so gut wie nichts erinnern, spüre aber, dass mich irgendetwas von damals bis heute - bin knapp 54 Jahre alt - blockiert. Ich irgendwie nicht in meine Lebenskraft komme. Ich lese die Berichte anderer Betroffener und spüre kaum, dass es auch mir ähnlich ergangen sein muss. Komplett verdrängt. Das erschreckt mich zutiefst.
Beim kürzlichen Aufräumen fand ich 2 Postkarten, die ich an meine Eltern schrieb. In recht fröhlichen Worten schildere ich, was wir so erleben. Z.B. Kinofilm geschaut (Onkel Toms Hütte). Wurden wir medikamentös ruhig gestellt?
Ich wäre sehr froh, wenn es Jemanden gibt der mit mir vll sogar zur gleichen Zeit da war und mir 'auf die Sprünge helfen' kann.
Liebe Grüße aus Hamburg.
ich hatte diese Verschickung jahrzehntelang nicht als Trauma im Blick. Lediglich mein Unfall dort (beim Fangenspielen aufs Gesicht gestürzt) der mich meine Schneidezähne gekostet hat, erinnert mich täglich daran, da ich die Kronen ständig spüre. Die Schwester (Herrmann Frieda?) hat mich vor allen Anwesenden ausgelacht, ob der fehlenden Zahnstücke...ich sehe ja nun aus, wie ihre Großmutter. Mein Körper hatte zudem viele Abschürfungen vom Sturz auf den sandbedeckten Betonboden.
Ich war 9 Jahre alt beim Aufenthalt im August und September 1977. Für 4 Wochen in 'St. Maria'. Erinnere mich an herzlose Schwestern und eine liebevolle Pflegerin, Frl. Helga. Durfte nicht mit auf eine Nachtwanderung, weil ich geweint hatte (Heimweh aufgrund eines Briefes meines großen Bruders). Ich kann mich darüber hinaus an so gut wie nichts erinnern, spüre aber, dass mich irgendetwas von damals bis heute - bin knapp 54 Jahre alt - blockiert. Ich irgendwie nicht in meine Lebenskraft komme. Ich lese die Berichte anderer Betroffener und spüre kaum, dass es auch mir ähnlich ergangen sein muss. Komplett verdrängt. Das erschreckt mich zutiefst.
Beim kürzlichen Aufräumen fand ich 2 Postkarten, die ich an meine Eltern schrieb. In recht fröhlichen Worten schildere ich, was wir so erleben. Z.B. Kinofilm geschaut (Onkel Toms Hütte). Wurden wir medikamentös ruhig gestellt?
Ich wäre sehr froh, wenn es Jemanden gibt der mit mir vll sogar zur gleichen Zeit da war und mir 'auf die Sprünge helfen' kann.
Liebe Grüße aus Hamburg.
Ich war 1973 mit 5 oder 6 Jahren auf Borkum.Ich habe fast keine Erinnerung doch meine Kindheit hatte wohl durch diese Ereignisse negative Auswirkungen.Kurzgefast ich war immer ein sehr ängstliches Kind hatte Angst vor Menschen mochte keine Kindergeburtstage weil man durch Spiele vorgeführt wurde habe mich vor Respektpersonen versteckt.....Später mit 14 begann ich dieses Problem mit Alkohol zu ertränken.Meine Mutter gab mir immer zu verstehen das ich unfähig bin mein eigenes Leben zu führen.Mit 18 bin ich ausgezogen "worden" versank ganz dem Alkohol....1986 lernte ich meinen Mann kennen gründete eine Familie aber die Ängste waren immer da vor allen Dingen Angst vor meiner Mutter.2016 der Zusammenbruch Psychosomatische Klinik Diagnose Postraumatische Belastungsstörung Ängste Panikattacken... durch Therapien fand ich dann heraus das dieser sechswöchige Kuraufenthalt auf Borkum wohl der Grund mitunter ist.Deshalb suche ich Gleichgesinnte die auch zur gleichen Zeit auf Borkum waren und noch Fotos haben auf denen ich mich vielleicht erkennen kann.Das alles ist mir sehr wichtig weil ich davon überzeugt bin das mein Leben anders verlaufen wäre.Meine Mutter weiß angeblich von nichts. LG Sabine aus Duisburg
Esszwang, Toilettenverbot und an kalte Flure, wo man nackt warten musste bis man an der Reihe war zur Untersuchung, duschen oder baden. Ich weiß es nicht mehr. Aber mir kommen jedesmal Tränen, wenn ich Berichte lese. Es ist soviel Zeit vergangen. Warum hat uns damals keiner geglaubt? Meine Eltern leben nicht mehr...ich hätte noch viele Fragen ?
Meine Erziehung bestand aus täglichem auspeitschen mit dem Rohrstock, einsperren ohne essen in der Gästetoilette im dunkeln (kein Fenster), einsperren bis zu drei Tagen im Keller, Kopf in die Toilette drücken und die Spülung betätigen, mental wurde ich nur als Idiot oder Missgeburt gerufen nicht beim Namen, ich bin nicht mal den Dreck unter den Fingernägeln wert und lande in der Gosse. Das alles war täglich. Ca. 30 Selbstmordversuche hat niemand aufgerüttelt, auch nicht mehrfaches weglaufen. Immer wieder wurde ich zurück geführt da ich minderjährig war. Immer habe ich gedacht das ich doch irgendwas gemacht haben müsste, aber mein Fehler war nur geboren worden zu sein.
Bis heute habe ich gedacht das sie mir doch etwas gutes tun wollten als sie mich unter dem Vorwand Gesundheit nach Borkum und Bad Tölz verschickt haben. Jetzt weiß ich aber das es Heime für Schwererziehbare waren. Also vom Regen in die Traufe. Bis heute habe ich null Selbstwertgefühl oder Vertrauen, ich weiß nicht wie trauern geht oder lieben oder überhaupt Gefühle. Ich möchte einfach nur mein Leben hinter mich bringen..
LG Thomas
Viel ist mir nicht in Erinnerung geblieben von damals. Einzelne Begebenheiten sind gestochen scharf und so präsent, als wären sie gestern passiert. Vieles bleibt als vages Gefühl, sehr vieles ist verschwunden, vielleicht verdrängt?
Außer der Erinnerung bleiben vier gestellte Fotos und zwei von den „Tanten“ geschriebene Postkarten. Das, und ein lebenslanges Gefühl, dass ich irgendwie anders bin, ist das, was mir von diesen sechs Wochen im Februar und März 1972 im Kindererholungsheim Ponyhof in Schönau im Berchtesgadener Land geblieben ist. Mein einziger Kommentar zu den wenigen Fotos und Postkarten war fast 50 Jahre lang, dass es in dieser Kur ganz schrecklich war. Mehr habe ich nie erzählen wollen.
Aber der Reihe nach. Eine Ahnung ist noch da, dass ich aufgeregt und voller Vorfreude war, als meine Eltern mir die 6 Wochen auf dem Ponyhof ankündigten. Die Idee 6 Wochen ohne Eltern oder Geschwister zu sein, hat mir wahrscheinlich keine Sorge gemacht. Pferde und Ponys waren meine erklärten Lieblingstiere. So wie andere Kinder ihren Stoffteddy mit sich herumschleppen, hatte ich ein kleines und ziemlich abgewetztes Stoffpferdchen.
Die lange Reise von NRW bis nach Berchtesgaden, die Ankunft im Kinderheim, die anderen Kinder, die „Tanten“, die Schlaf- und Essenssäle, an all das habe ich keine Erinnerung mehr. Es fehlt auch jede Erinnerung an gemeinsames Spielen mit anderen Kindern. In der ersten Nacht hatte ich mich eingenässt und wurde am Morgen dafür laut von der „Tante“ beschimpft und vor allen Kindern bloßgestellt. Das passierte leider noch öfter und ich wurde immer wieder bloßgestellt und immer weiter ausgegrenzt.
Irgendwann bin ich wohl krank geworden, Mumps hieß es später. Tatsächlich hatte ich einige Jahre später nochmals Mumps und wäre damit eines der wenigen Kinder, die diese Krankheit zweimal bekamen. Das habe ich bis vor Kurzem auch nie angezweifelt, mir fehlt aber jede Erinnerung ans krank sein. In einer der Postkarten schrieb die „Tante“ allerdings, dass ich jetzt wieder gesund sei.
Die anderen Erinnerungen sind schnell erzählt. Ein Ausflug auf dem Königssee zum Watzmann ist mir in Erinnerung, ein Trompeter und das Echo seiner Trompete . Diese Momente habe ich genossen, still für mich und komplett alleine. Keine Erinnerung an ein anderes Kind, mit dem ich Gedanken darüber ausgetauscht hätte.
Dann erinnere ich mich an ein Paket von meinen Eltern und Geschwistern. Süßigkeiten waren darin und auch 10 DM Taschengeld. Beides wurde aber gleich von den „Tanten“ eingezogen. Ich erinnere mich an einen Spaziergang durch einen Ort, bei dem wir an einer Bäckerei vorbei kamen. Es ging auf Ostern zu und die Auslage im Schaufenster war voll mit Ostergebäck. Ein knallroter Osterhase ist mir in Erinnerung geblieben. Den hätte ich mir mit meinen 10 DM Taschengeld kaufen können und ich habe mich sehr geärgert, dass ich an dieses Geld nicht ran kam. Das Geld habe ich natürlich nie wieder gesehen, den Inhalt des Päckchens auch nicht. Auf einer der mir verbliebenen Postkarten bestätigt die „Tante“ trotzdem, dass ich das Paket und das Geld erhalten habe und mich sehr darüber gefreut habe. Kein Wort, wie diese Freude gleich zerstört wurde indem beides konfisziert wurde.
Sehr klar erinnere ich mich noch an die gestellten Fotos, die aus heutiger Sicht den Eltern zu Hause wohl vorspielen sollten, dass alles in Ordnung war. Es hieß, wir gehen zum Fotografieren, Farbfotos sogar, und jeder solle sich etwas Rotes anziehen, weil das besonders gut auf Farbfotos wirke. Zum Foto auf dem Schlitten habe ich dann meinen blauen Lieblingspullover mit rotem Muster angezogen. Beim Fotografieren wurde ich ausgeschimpft, weil es zu wenig rot sei und bekam kurzerhand die rote Pudelmütze eines anderen Kinds aufgesetzt. Dieses Kind war sicher nicht glücklich, dass der Ausgegrenzt seine Mütze auf hatte.
Für die drei Fotos mit dem/den Pony(s) habe ich dann einen eigenen knallroten Pullover getragen, den ich eigentlich nicht mochte. Alle Fotos wurden nach dem selben Schema fotografiert, außerhalb des Sichtbereiches eine lange Schlange Kinder, auf dem Foto dann nur ein Kind, das ein Pony hält, auf ihm sitzt, oder auf einer Kutsche fährt. Das waren in 6 Wochen die einzigen Kontakte mit einem Pony auf dem „Ponyhof“. Trotzdem erinnere ich mich an diese Momente, so nah bei meinem Lieblingstier war ich vorher noch nie und auch lange danach nicht mehr. Auf den Fotos wirke ich glücklich und war es in diesem einen kurzen Moment tatsächlich.
Rückblickend und in dem neuen Wissen, dass ich die Verschickung nicht alleine so erlebt habe, sehe ich heute, wie mich dieses Erlebnis meinen Eltern entfremdet hat und in mir dieses Gefühl verursacht hat, anders zu sein, nicht richtig zu funktionieren.
Das Leben ist halt kein Ponyhof, aber vielleicht war der Ponyhof eine Weichenstellung fürs Leben...
Das Telefon klingelt, …. Mama ist am anderen Ende, sie weint. Frägt ob ich den Bericht gestern
im BR gesehen habe.
Es ist ein herrlicher sonniger Herbsttag. Die helle Stimmung die mich durchflutet hat, stirbt abrupt ab. Seelenfensterläden die sich blitzschnell schliessen und mit festem Riegel sichern.
Nein, ihre Tränen werden dieses Schloss nicht öffnen, keinen Weg nach innen finden. Das ist zu spät, diese angebliche Reue wäre zu billig. Ich weiß genau von was sie spricht, antworte aber nicht.
Meine Mutter (82) merkt es nicht. „Ach, vielleicht ist es gut, dass du die Sendung nicht gesehen hast. Was diese Kinder mitgemacht haben. Davon hatte ja niemand eine Ahnung. Wir dachten euch geht es da gut.“ Ja, klar. Es müssen knapp 40 Jahre vergehen. Sie sieht eine Sendung über die Verschickungskinder, um tiefes Mitleid und Tränen für diese fremden Kinder zu vergiessen.
Da war nie Mitleid und Bedauern für mich. Nie. Das war und ist der größte Schmerz, die nachhaltigste Kränkung und Verletzung. Meinen Erzählungen haben sie nie geglaubt. Im Gegenteil. Papa hat immer hellauf gelacht. „Jaja, deine Kinderkur, die hat dich kuriert, hahahahahaha.“ Urkomisch.
Es ist noch alles da. Alle Unterlagen – Papa der Beamte hat alles aufgehoben. Papa war damals Sozialbetreuer bei der Post. Er hat die Kinderverschickungen organisiert. Oft begleitet.
Der Elternbrief, die Kinderverschickungsliste mit allen Namen der Kinder aus dem Bezirk , Kofferverzeichnis, Briefe, 2 Bilder, Kassenbuch-Abrechnungsliste usw. klebt in meinem Kinderalbum.
Alle meine Geschwister waren Jahre zuvor auf Kinderkur verschickt worden. Also mußte auch ich. Kamen ja alle so selten brav wieder davon zurück – klappte auch bei mir.
Interessanterweise wollte ich überhaupt nicht weg, egal in welch bunten Farben mir die Eltern davon vorschwärmten. Schon 1981 hätte ich die Reise antreten sollen, bekam einen fürchterlichen Ausschlag, konnte die Fahrt nicht antreten.
Aber ein Jahr später am 12.08.1982-09.09.1982 mit 11 Jahren war es dann so weit Zielort St.-Peter-Ording Haus Quisisana.
Als Begleitperson war mein Papa dienstlich auf der Zugfahrt mit dabei. An die aufregende Fahrt im Sonderzug mit all den vielen Kindern erinnere ich mich gerne. Die 14 Stunden Fahrt im Sonderzug kamen mir unglaublich lang vor.
Direkt am Bahnhof St. Peter Ording wurden wir von den Zugbegleitpersonen getrennt, in Kombies zur Unterkunft gebracht. Ich hatte keine Möglichkeit mich von meinem Vater zu verabschieden, dachte er käme in einem der nächsten Fahrzeuge zum Kurheim. Er sah sich das Heim nicht einmal an. Mit den anderen Betreuern war er in einem Hotel untergebracht. Keiner der Betreuer vergewisserte sich an welchem Ort wir untergebracht wurden. So weit reichte das Interesse an uns nicht.
Ich sah meinen Vater erst bei der Abreise im September wieder.
Am Kurheim angekommen mussten wir sofort mit einer Betreuerin in einer Gruppe loslaufen. Ohne etwas zu trinken, ohne zu essen – nach dieser langen Anfahrt. Es war ein warmer Tag – gefühlt der letzte Sonnentag von meinem Aufenthalt.
In meiner Erinnerung ist die Zeit dort nur regnerisch, grau in grau. Vielleicht war es so ein kalter verregneter Sommer?
An die Anlage und Häuser kann ich mich sehr gut erinnern. Am Eingang links stand das schöne Reetdachhäuschen. Das war im Katalog als Gasthaus abgebildet gewesen. Dort lebte die Leiterin Schwester Cilli Jeve. Ihr bin ich nur einmal begegnet.
Etwas hinter dem Reetdachhaus war ein Flachbau in dem ein großer Raum und im hinteren Teil der Speisesaal/Küche lagen. Vorn rechts war ein einstöckiger Bau. Und ein weiteres Haus im Innenhof.
Meine Unterbringung war in dem vorderen Haus zur Deichseite. Im Schlaftrackt im EG waren die Buben untergebracht. Oben die Mädchen. Es gab ein hübsches 2er Zimmer gleich vorn am Ende der Treppe. Dieses Zimmer hatte Irene P.mit einem anderen Mädchen zugeteilt bekommen. Ich war ganz hinten im großen Schlafsaal mit weiteren 10 Mädchen untergebracht. Ganz hinten gegenüber dem Stockbett. Ich hatte Glück - mein Bett war das letzte und stand an der Wand.
Die anderen Betten direkt neben mir waren Patrizia Sch. und Brigitte S. Im Stockbett war Tanja G. an das andere Mädchen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ganz vorne lag Tanja T. (sie hätte gar kein Bett gebraucht, sie saß die meisten Nächte weinend draußen auf dem kalten Flurboden) . In der Fünferbettenreihe kann ich mich nur noch an Cordula J. und Anja S. erinnern. Nur dass wir uns alle in den Schlaf weinten. In den Betten und auf dem Fußboden war immer überall Sand. Ich glaube im Keller waren die Waschräume und dort fand auch das wöchentliche wiegen statt. Der letzte Raum hinter uns war nur noch eine extrem stinkende 3er Kabinen Toilette.
An die anderen Zimmer vor uns habe ich keine Erinnerung mehr.
Nur an die kleinen Zimmer gegenüber. In denen waren viele, sehr kleine Kinder untergebracht. Die Kinder waren zwischen 3-5 Jahren. Früher haben mir alle widersprochen und gesagt es könne nicht sein, dass dort so kleine Kinder untergebracht waren. Das hätte ich mir eingebildet. Heute durch die Berichte weiß ich, dass ich mir die Qualen der Kinder nicht ausgedacht habe – wie auch. Noch heute kann ich mich an ihr weinen erinnern. Nächte in denen sie ohne Zudecke weinend und frierend auf dem kalten Gang sitzen mussten. Die Türen zum Flur waren ja immer geöffnet.
Jeden morgen standen die Kinder an die Wand gelehnt auf dem Flur. Wir halfen den kleinsten Kindern beim anziehen, kämmten ihre verfilzten Haare. Die Kinder waren dreckig im Gesicht und wir eckelten uns vor ihnen, weil wir Läuse in den Haaren vermuteten. Viele sprachen nicht. Weinten nur. Diese Bilder vergisst man nicht. Wo die Kinder untertags waren, weiß ich nicht. Ich vermute in dem Raum neben dem Speisesaal. Auch woher sie kamen weiß ich nicht. Damals sagte man uns aus dem Osten od. Berlin. Wir hatten alle selbst mit unserem eigenen Heimweh zu kämpfen, dass wir uns nicht weiter um diese Kinder kümmerten.
Die beiden Mädchen die mit mir im Abteil angereist waren hatten noch mehr Pech. Sie waren im Innenhofhaus untergebracht. Die Zimmerkolleginnen piesakten die Mädchen, beide wurden vor Heimweh sehr krank. Sie hingen furchtbar an mir. Ich wollte mich aber nicht immer um sie kümmern.
Eines Tages wurde ich abends von der gefürchteten Aufsicht Fr. Büssen abgeholt. Sie erklärte mir, dass am Telefon der besorgte Vater der Zechmädchen sei und was ich am Telefon zu sagen hätte. Ich wurde in das Reetdachhaus geführt. In einem unordentlichen Wohn-Arbeitszimmer saß eine ältere unsympatische Dame (Cilli Jeve) und gab mir den schweren Hörer. Hr. Z. war am Apparat und fragte mich was da vor Ort los sei. Hinter mir Fr. Büssen – ich konnte, traute mich nicht sagen was wirklich los war. Die einzige Chance vertan. Noch heute schäme ich mich den beiden Mädchen nicht geholfen zu haben.
Tagein tagaus liefen wir in 2er Reihe den Deich auf und ab. Einzige Abwechslung - ein entfernt gelegener alter Spielplatz mit einer Sitzbank.Ich bin die ganzen Wochen dem Meer kein einziges Mal näher als ein Blick aus der Ferne gekommen. Nicht ein einziges Mal wenigstens den Zeh in´s Wasser gehalten. Ich kann mich auch nur an einen einzigen Tag erinnern, an dem wir auf dem harten Strand den Strandseglern aus dern Nähe zusehen durften und dabei den Strand betraten.Wir liefen nur den ganzen Tag auf dem Deich entlang und sangen.
Ja, singen macht fröhlich hieß das Motto. Noch heute kann ich diese Lieder auswendig. „Der Globus quwietscht und eiert….., „Nehmt Abschied Brüder….“, .. .
Wenn ich Filme aus der NS Zeit mit der Hitlerjugend sehe muss ich umschalten, es erinnert mich an den Stil und die Art, wie wir behandelt wurden.
Wir begegneten oft Gruppen von Kindern aus anderen Kurhäusern, die fröhlich lachend aufgepackt mit Badesachen vom Strand kamen. Wir waren kein einziges Mal dort.
Auf der Kassenabrechnung wurden mir 3 Besuche im Wellenbad berechnet. Ich war nur 1x dort. Es war das erste Mal, dass ich in Salzwasser schwamm. Es wurde auch ein Zaubererbesuch abgerechnet und eine Fahrt nach Büsum. Daran habe ich keine Erinnerung ob das wirklich stattfand.
Wer Mittags- oder am Abends als Gruppe als erstes zurückkam, half beim aufdecken der Tische und hatte evtl. die Chance etwas vom guten Essen od. Saft abzubekommen. z.B. Spaghetti mit Hackfleischsoße. Denn wenn die Hackfleischsoße aufgebraucht war, gab es stattdessen Apfelmus auf die Nudeln drauf. Ich bin/war nie heikel, doch das Essen war grauenhaft. Pures Pflaumenmus zum Frühstück. Für jedes Kind je nur ein Glas Saft und das aus Zinnbechern. So ein Glück, wenn man vom guten roten Saft etwas abbekam. Kein Wasser. In einem Brief an meine Eltern schreibe ich, dass mein Papa beim Abholen doch bitte etwas zu trinken mitbringt.
Wir beneideten sogar oft die Kinder am „Dicken Tisch“, die in der Mitte an einem extra Tisch saßen – und die abnehmen sollten. Sie bekamen abends meist Knäckebrot mit Streichwurst und frischen Gurken drauf. Wir beneideten sie so darum. Manchmal gaben sie uns etwas ab.
Einmal hatte ich großes Glück und blickte freudig auf den Teller mit Hackfleisch Spaghetti vor mir.
Es saß eines der kleinen 3-4 Jährigen Mädchen mit am Tisch. Es erbrach sich fürchterlich im hohen Bogen über den ganzen Tisch. Ich wurde sofort aufgefordert das Kind in sein Zimmer zu bringen und auf es aufzupassen. Damit war auch mein Essen gelaufen. Dann ging man halt ohne Abendessen ins Bett. Niemand hat sich um das kleine Mädchen gekümmert. Ich weiß noch es war tagelang krank.
In der Mittagsruhe und nach Rückkehr vom Waschsaal abends durfte man nicht mehr auf die Toilette. Einmal in der Mittagsruhe war es soweit – ich musste einfach. Ich schlich auf die Toilette. Hielt die Türe, die nach außen aufging, mit Fingerspitzen zu. Kaum drauf, riß es fest an der Türe und Fr. Büssen zog mich von der Schüssel. Ich weiß heute noch, dass ich panische Angst hatte, bekomme noch immer Herzklopfen, wenn ich zurückdenke. Sehe diese große starke blode Frau über mir und ich „Entschuldigung, Entschuldigung , Entschuldigung“ stammelnd.
Sie war gnädig an diesem Tag und zur Strafe musste ich vor allen Kindern im Speisesaal ein Lied singen. Sie wußte ja nicht, dass das für mich keine Strafe war. Ich sang gerne und hatte keine Scheu. Zudem kam es täglich mehrfach vor, dass ein Kind gestraft wurde, ein Gedicht aufsagen, in die Ecke stehen musste usw. – nach kurzer Zeit nahm eh kaum jemand mehr davon Notiz.
Vor dem einschlafen schmiedeten wir Pläne, wie wir die Bettlaken aneinander knoten und uns daran abseilen könnten. Wir überlegten ob wir den Weg zum Bahnhof finden würden. Aber ohne Geld wie eine Fahrkarte kaufen? Flucht war unser einziger Gedanke. In einem Brief an meine Eltern, schreibe ich auf der letzten Seite an meine Schwester, sie soll Geld von meinem Sparbuch abheben und mich bitte holen.
Schreibt das ein Kin, das eine glückliche Zeit erlebt?
An einem der letzten Tage, den Deich auf und ab spazierend, treffe ich plötzlich Freunde meiner Eltern, die zufällig Urlaub im Ort machen. Sie fragen ganz erstaunt was ich hier mache, wo doch meine Eltern mit meinem Bruder in Urlaub gefahren sind. Bis zu diesem Tag hatte ich nur den Wunsch irgendwie alles auszuhalten und die Zeit zu überstehen, nach Hause zu kommen.
An diesem Tag ist in mir etwas zerbrochen. Dieses bittere Gefühl, die Klarheit - meine Eltern wollten mich loswerden. Die innere Verletzung, das Abgeschoben werden, eine plötzliche kalte innere Versteinerung. Das verlorene Vertrauen in alle die mir am nächsten stehenden Menschen. Keinem Menschen zu vertrauen ist mir zum Selbstschutz seit dieser Zeit geblieben.
Ob es wirklich an dieser damals durchlebten Zeit liegt, dass ich generell äußerst Mißtrauisch bin, weinenden Menschen oft nicht das gegebene Mitgefühl entgegen bringen kann, ich weiß es nicht.
Noch heute ist ein mir entgegengebrachter Vertrauensbruch eher eine Bestätigung als eine Enttäuschung.
Auf der Kassenauflistung ist ein Kinobesuch abgerechnet. Der Besuch bestand darin, dass wir im Speisezimmer einen Film vorgespielt bekamen. „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“.
Keinem von uns gefiel dieser eigenartige Film und doch war es eine große Abwechslung.
Da ich keinen Pfennig Taschengeld dabei hatte, verdiente ich mir etwas dazu, in dem ich aus meinen mitgebrachten Perlen Armbänder knüpfte und an die anderen Mädchen verkaufte. So hatte ich die Möglichkeit mir auch mal ein Softeis od. eine Cola zu kaufen. Ich beneidete die Kinder die etwas Taschengeld mitbekommen hatten sehr. Ich kam mit allen Kindern gut aus und war noch jahrelang mit Brigitte aus Augsburg eng befreundet. Sie hatte in der Kur einen Waschzwang entwickelt, der sie jahrelang belastete.
Ich kenne seither kein Heimweh. Die von meiner Familie immer ins lächerliche gezogene, in St.-Peter-Ording erlebte Zeit, hat mich auch von meinen Eltern seelisch entfremdet. Ich fühlte mich bei der Rückkehr auch zu Hause nicht mehr wohl. Bin mit 16 Jahren ausgezogen.
Vielleicht spielt die Erinnerung mir einen Streich, es sind ja nur Bruchstücke aus dieser im Rückblick kurzen Zeit. Ich erinnere mich nur an schlechte beklemende Momente in der Kinderkur.
Auch heute, wenn ich meinen Vater auf diese Zeit anspreche, ist keinerlei Einsicht des Fehlverhaltens von seiner Seite als Betreuer erkennbar.
Zumindest hat mein Vater kein Kind mehr nach uns nach St.-Peter-Ording „verschickt“.
Man bekam zum Frühstück appetitanregende Tropfen, die man nehmen musste. Wir waren nur Mädchen und wurden ständig zum Essen genötigt.
Nach dem Mittagessen mussten wir auf einer überdachten Terrasse stundenlang unter einer Decke mucksmäuschenstill ruhen und stillhalten. Schläge gab es auch. Ich fiel einmal auf einen Nachttisch der zerbrach. Die wütende Nonne ergriff ein Holzbein und schlug auf mich ein. Ich schützte Kopf und Körper mit meinen Händen. Ein weiteres Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen kam verschmutzt und zerlumpt an. Sein Koffer wurde ausgeschüttet und der Inhalt vor unseren Augen kommentiert. Es war Bettnässer und wurde bei einem Malheur zwischen den Betbänken schreiend an den Haaren auf dem Boden aus der Kapelle gezogen, während wir beten mussten.
Die Briefe, die wir nach Hause schreiben mussten, wurden zensiert und bei Nichtgefallen einfach zerrissen. Alles musste fehlerfrei und schön beschrieben werden.
Ich habe viele schlimme Erinnerungen, und bin froh, dass es diese Aufklärungsaktion gibt.
Ich, ein Einzelkind, konnte mich gut anpassen, nahm zu und hatte dadurch wohl Nachsicht. Meinen Eltern habe ich nicht viel erzählt. Meine Mutter hatte sich in meiner Abwesenheit einer Gallenoperation unterziehen müssen und mich deshalb weggeschickt.
Ich besitze noch Postkarten und Photos, die die Nonnen machten, um zu zeigen, dass alles gut ist. So verlogen. Mit Erreichen des 14. Lebensjahres bin ich sofort aus der (evangelischen) Kirche ausgetreten.
Das Haus am Donnersberg wurde anscheinend abgerissen.
Danke für Deinen Eintrag zum Ponyhof. Ich war ebenfalls mit 5 Jahren in einem bayerischen Kinderkurheim, und habe dort erlebt, wie ein Junge - ähnlich wie Du - wegen Bettnässen ausgegrenzt und bestraft wurde. Damals wie heute bin ich völlig schockiert von dieser Brutalität der "Tanten" und Kinder. Meine Hochachtung an Dich, wie Du Dich durchgekämpft hast.
Der Aufenthalt fand im Winter statt, es lag Schnee und war kalt. Das Heim hatte Fensterläden aus Holz, was ich bis dahin noch nie gesehen hatte. Ich erinnere mich an Schlafräume mit vielen Betten und andere Kinder. An Gespräche, Spiele, Lachen oder Spaß kann ich mich allerdings nicht erinnern. Ich war zu dünn, sagte meine Mutter. Also sollte ich viel essen. Aber ich hatte einfach keinen Appetit. Grießbrei "ohne alles" brachte mich zum würgen und es war eine Tortur, den Teller leer zu essen. In einer Turnhalle mit Sprossenwand wurde geturnt und irgendwas war nicht richtig mit meinem Sportzeug (falsche Farbe oder so).
Besonders schlimm fand ich es, wenn wir ins Bett musste und uns nicht mehr bewegen durften. Die Betten hatten Sprungfedern, die schlimm quietschten, wenn man sich drehte. Das hörte das Fräulein nebenan und es gab Schimpfe, wenn sie jemanden erwischte. Ich weiß noch, dass ich nicht schlafen konnte, weil ich unbequem lag und Angst hatte, mich zu bewegen.
Angst und Heimweh sind die stärksten Gefühle, die aus dieser Zeit noch vorhanden sind.
Als ich nach 6 Wochen wieder nach Hause kam, waren mir die Eltern und Geschwister so fremd, aber ich habe die Kur weggesteckt und weitergemacht.
Viele Jahre habe ich nicht mehr an diese Erfahrungen gedacht. Jetzt tut mir das Kind von damals so leid. Ich war erst 5 Jahre! Was wurde uns damals zugemutet? Es ist gut, die anderen Lebensberichte zu lesen, von Menschen, die ähnliches erlebt haben. Es ist gut, dass wir nicht alleine sind.
habe heute einen Artikel in der ARD über die Heime gelesen und mir ist schlagartig
klar geworden das ich eines dieser Kinder war und das was ich erlebt habe keine
Halluzination oder verworrene Erinnerung war, sondern wahr. Wir wurden gequält.
In dem frühen 80ern (82 oder 83) hatte ich Keuchhusten und zu niedriges Gewicht und wurde
deshalb für sechs Wochen in eine Kur nach Samerberg/Bayern geschickt. An den genauen
Ort oder Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern, ich muss 5 oder 6 Jahre alt
gewesen sein. Erinnern kann ich mich noch daran wie meine Mutter nachts Namensschildchen
in die Klamotten eingenäht hat und das ich große Angst hatte. Am Tag der Abreise, es
ging mit dem Zug nach Bayern, habe ich viel geweint und kaum war ich in einem der Waggons packte mich eine alte Betreuerin und erklärte mir das ich böse war und deshalb in ein Heim kommen würde und meine Mutter niemals wiedersehen würde. Das werde ich niemals vergessen und ich habe meiner Mutter, die inzwischen verstorben ist, nie etwas davon erzählt. Das ich in diesen sechs Wochen im Glauben gelassen wurde nie wieder nach Hause zu kommen nehme ich der Betreuerin persönlich übel.
Von diesem Erlebnis am ersten Tag wurde es eigentlich noch schlimmer, ich war permanent verängstigt und die Betreuer haben immer wieder mit mir geschimpft, aber ich wusste nie was ich falsch gemacht hatte und bis heute Morgen, im Jahr 2021, dachte ich das ich einfach ein verhaltensauffälliges Kind war oder sowas.
An das Essen erinnere ich mich nicht, nur an die vielen "Schläfchen", wir wurden oft ins Bett gesteckt. Dann gab es die Wanderungen wo große Kanister mit Wasser aus einem Brunnen und ein Pulver zu einer violetten Flüssigkeit zusammengemischt wurden und ich sah das erste mal Berge mit Schnee
auf den Gipfeln.
Nachts bin ich manchmal aufgewacht, weil ich mit schmerzendem Gesicht auf dem Boden lag, ich bin wohl aus dem Hochbett gefallen und weil ich alleine nicht mehr ins Bett klettern konnte und so Angst vor den Betreuern hatte bin ich einfach auf dem kalten Boden liegen geblieben und habe mich nicht mehr bewegt. Irgendwann kam dann aber doch einer und hat wieder geschimpft.
An ein Ritual erinnere ich mich noch. Es wurde ein Schokoweihnachtsmann in kleine Stücke zerbröselt und jedes Kind kam nach vorne und durfte sich ein Stück nehmen. Die braven Kinder ein größeres, die bösen Kinder ein kleines.
Da waren auch noch andere Dinge aber meine Erinnerung ist zu ungenau, um es sicher zu beschreiben. Aber es war schlimm.
Ich weiß nicht inwiefern dieses Erlebnis in dem bayrischen Horrorcamp meine späteren Probleme
beeinflusst hat, aber ich weiß mit Sicherheit das man so nicht mit Kindern umgehen darf.
Außerdem habe ich beschlossen im Alter niemals so ein hasszerfressener Mensch zu werden wie die alte Betreuerin. Die Hippies hatten recht, trau keinem über 30.
Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei den Freiwilligen bedanken die für das Forum und die
Initiative Verschickungskinder arbeiten. Vielen Dank.
Angstzustände und chronische Schmerzen begleiteten mich mein ganzes Leben, diverse Therapien konnten nur gelegentlich Linderung bringen.
nach weiterer Recherche bin ich darauf gekommen dass ich mich in meinem früheren Beitrag bzgl. der Jahresangabe geirrt habe - ich war ein Jahr später als vormals angegeben, also tatsächlich im Jahr 1969 im Marienheim auf Norderney. Dass es aber um den Februar herum war, ist korrekt.
Über Zuschriften würde ich mich sehr freuen 🙂
Die lange Busfahrt.
Ein Raum wo wir begrüßt wurden und uns alle mitgebrachte Süßigkeiten abgenommen wurden.
Der Schlafsaal der großen Mädchen, wo ca. 20 Betten standen und ich als einziges kleines Mädchen schlafen musste. Den Tag musste ich jedoch mit den Kleinen verbringen, so dass kein Mädchen wirklich etwas mit mir anfangen konnte und ich in der Zeit keinen Anschluss fand.
Nachts war das Aufstehen verboten und wenn ich weinte wurde mir mein einziger Freund, mein Teddy , von den Schwestern weggenommen.
Kalte Duschen mit harten Bürsten abgeschrubbt, bis die Haut heiß und rot war.
Reingezwungenes Essen.
Die Karten die wir schrieben wurden kontrolliert, damit sich auch ja niemand zu Hause beschwerte. Ankommende Briefe wurden laut vorgelesen und mein Geburtstagspaket verschwand. Ich durfte davon sogar einen Bonbon essen.
Ich kann mich an Winterwanderungen erinnern, aber an keine Spiele und an keinen Schneemann.
Wenn wir brav waren, durften wir ab und an Sandmännchen sehen.
Am letzten Abend wurde uns unser mitgebrachtes Taschengeld gegeben und wir mussten es für irgendwelche Souvenirs ausgeben, die die Schwestern (Nonnen?) aufgebaut hatten. Wechselgeld gab es nicht.
Ich wurde am nächsten Tag von meinen Eltern mit dem Schlitten vom Bahnhof abgeholt. Ich saß hinter meinem Koffer und hab irgendwann zu meiner Mutter gesagt : "Schau mich nicht an, sonst muss ich weinen." Ich habe lange weder ihren Blick, noch ihre Nähe ertragen können.
Ich war danach ein anderer Mensch. Immer bemüht nicht aufzufallen, immer im Hintergrund, ohne Selbstbewusstsein und ohne Vertrauen.
Jetzt weiß ich warum.
Was dann kam, war für mich ein absoluter Alptraum. Es ist immerhin nun schon 46 Jahre her, aber ich hab diese Demütigungen nie vergessen können. Ich wurde gezwungen, Rote Bete zu essen! Morgens mussten wir in einen grossen Waschraum mit Betonwaschbecken, und uns mit eiskaltem Wasser waschen. Mädchen und Jungs zusammen. Ich war damals schon ein bisschen schenant, und daher dauerte mein Waschen der Aufseherin zu lange .
...Wir mussten uns die Gesichter mit Creme einreiben, das Gesicht sollte nicht gewaschen werden, warum auch immer....Eine der Aufseherinnen nannte sich Schwester Margarete, die war besonders gemein....Ich erinnere mich, das es spätnachmittags vor den einzigen beiden Toiletten lange Warteschlangen gab. Als ich dann endlich an der Reihe war, hing kein Toilettenpapier mehr dort. Ich hatte Not, mich zu säubern und hab das an der Wand hängende Handtuch kurzerhand benutzt. Hab aber sofort Bescheid gesagt, es sei kein Klopapier mehr da.
Fräulein Margarete hat mir daraufhin kurzerhand das beschmutzte Handtuch im Beisein der anderen Kinder mehrmals um die Ohren geschlagen, das tat ganz schön weh! Ich dachte einfach nur, warum darf ich nicht nach Hause? Hatte furchtbares Heimweh. Zuhause hab ich alles erzählt, aber man hat mir nicht geglaubt. Ich hatte oft im Nachhinein Albträume und hab als Kind dann und wann auch ins Bett gemacht...und immer der Vorwurf meiner Mutter, ich sei an allem schuld...bis heute habe ich nicht das beste Verhältnis zu meiner Mutter, weil sie mir nicht geglaubt hat.
Warten auf die Fähre: 100e Kinder standen und saßen und warteten. Irgendwann wurde man aufgerufen und musste an Bord.
Ankunft im Kurhaus. Man stand in langen Reihen und wurde nacheinander aufgerufen. Wir waren kleine Kinder und das erste Mal allein unterwegs. Wir wussten nicht, wie wir uns verhalten sollten. So nervös bin ich nie wieder in meinem Leben gewesen.
Alle Kinder wurden von einem "Fräulein" abgeholt. Nur unsere Gruppe von ca 20 Kindern stand und stand dort auf der Wiese.
Bis dann mein Name aufgerufen wurde.
Ich wusste, ich muss nun nach vorne treten...meine Schwester fing an zu weinen. Da pfeift mich so ein Fräulein an: nimm gefälligst deine kleine Schwester mit!
Zum Glück kamen wir in eine Gruppe. Zum weiteren Glück noch ein Mädchen aus unserem Dorf. Wir 3 kamen sogar zusammen in den Schlafsaal. Insgesamt waren wir sicherlich 6 oder 7 Mädchen in dem Schlafsaal.
Es wurden viele Spaziergänge gemacht. Auch einzeln durfte man spielen. Das Haus lag irgendwie am "alten Flugplatz".
Morgens musste man ein Glas Salzwasser trinken (würg) wozu auch immer. Später dann kalt mit Salzwasser abreiben. Ich meine, sogar zweimal täglich.
Zwischendurch "musste" den Eltern geschrieben werden. Wir durften in den Briefen nicht jammern...da sonst die Eltern traurig wären.
Mittagsschlaf mit absoluter Ruhe. Ich meine von 12.00 bis 15.00 Uhr.
An ein einziges Mittagessen kann ich mich erinnern....ekelig! Irgendeine lila aussehende Suppe (Heidelbeeren/Fliederbeeren) die gegessen werden musste.
Mir war so schlecht. Ich konnte das nicht essen....ich musste aber! Bis nachmittags 17.00 Uhr war ich allein im Speisesaal und musste diese Suppe aufessen
Ich bin mit 26 kg Gewicht, ( 10 Jahre alt und ganz klein) in diese Kur gefahren und sollte zunehmen
Nach 6 Wochen 400 g zugenommen.
Aber seit dieser Zeit nur schnell und viel gegessen. Jahrelang! Irgendwann dann völlig übergewichtig....aber seit über 4 Jahren endlich Normalgewicht.
Aber Essen und Kontrolle darüber ist mir immer noch wichtig
Das " Fräulein" hieß übrigens Anneliese. Eigentlich war sie nett ....aber sie musste sich an die Vorgaben ihres Arbeitgebers halten.
Zu meinem Geburtstag erhielt ich ein Paket von meinen Eltern das mir auch gleich morgens an Bett gebracht wurde, es war voll mit Süßigkeiten die mir aber sofort mit den Worten das willst du doch nicht alleine essen weg nahm. Bis auf 2 Schokoriegel die man mir gab, verschwand der Rest im Schwesternzimmer. Wenn ich da nach fragte wurde ich an den Ohren in die Ecke gezogen wo ich dann lange stehen bleiben musste.
Aber das schlimmste was mir angetan wurde vergesse ich bis heute nicht! Zum Mittagessen gab es Rosenkohl, den ich noch nie mochte, diesen sollte ich aufessen, und wenn ich bis zur Heimfahrt am Tisch sitze den ist du auf. Nach ca. 2 Sud. habe ich diesen vom Tisch geschoben so das dieser auf den Boden viel. Da für bekam ich Schläge. Am Abend während die anderen Kinder Brot bekamen wurde mir der Rosenkohl wieder vorgesetzt. Dieses wiederholte sich drei Tage, Morgen, Mittags und Abends.. meine Rettung war der Kinderarzt der bemerkte das ich völlig neben mir stand vor lauter Angst.
Wenn ich heute noch Rosenkohl sehe bekomme ich noch ein mulmiges Gefühl.
ich war als 5-jährige für 6 Wochen im Kinderkurheim Gutermann in Oberstdorf. Ich habe leider keinerlei Erinnerungen an diesen Aufenthalt. Gibt es hier andere, die zu dieser Zeit dort waren und mir erzählen können, wie es dort zuging? Ich kämpfe mit diversen psychischen und physischen Schwierigkeiten und versuche dahinter zu kommen, ob dieser Aufenthalt vielleicht dazu beitragen konnte.
Viele Grüße
Susanne Sattler
Wie ich beim Aufenthalt erfuhr, kam meine Tante an einem Tag aus Ahe vorbei und brachte für mich ein Päckchen. Sie durfte mich aber nicht sehen und musste das Päckchen abgeben. Der Inhalt sollte an alle aufgeteilt werden. Aber nichts von den Sachen gab es für uns Kinder.
Nach meiner Rückkehr nach Hause beschwerte ich mich über den Aufenthalt in diesem Heim bei meiner Mutter (nie wieder wolle ich verschickt werden) und bei der Vorstellung / Nachsorge beim Arzt des Gesundheitsdienstes. Mein eindrücklichstes Erlebnis dort war halt der Umgang mit dem Mädchen nachts. Es tat mir so leid und ich konnte nicht helfen, war erst 6 Jahre alt.
Ich (JG 1940) war 4 x verschickt: Nach Bad Salzuflen, Bad Rothenfelde und 2x nach Langeoog, da ich an einer schweren, chronischen Bronchitis litt. Wir wohnten damals in Lingen/Ems, und es ging mir wirklich schlecht.
Auf Langeoog waren wir (meiner Erinnerung nach) in den Baracken des ehemaligen Flugplatzes untergebracht. Ich lernte, über den Bauch zu atmen. Da ich auf der Insel absolut beschwerdefrei war, zogen meine Eltern nach Wilhelmshaven um und der Kinderarzt meinte, wenn ich bis 18 Jahre keine Beschwerden mehr bekäme, könnte die Krankheit überwunden sein. Ich habe keine mehr bekommen, welch ein Segen.
Ich kann mich an keinerlei Zwang erinnern, nur auf den obligatorischen Mittagsschlaf hätte ich wohl verzichten können.
D. Bourwieg
Die Anfahrt nach Braunlage erfolgte mit dem Zug. An diese Fahrt kann ich mich nur noch schemenhaft erinnern.
Die 6 folgenden Wochen waren ein reiner Alptraum.
Die verbotenen Toilettenbesuche nach der Bettruhe, mästen mit Essen, Abduschen mit eiskaltem Wasser im Keller - man wurde währenddessen festgehalten - ,zur Strafe in der Ecke stehen wenn man etwas falsch gemacht hatte, nie ein liebes Wort.
Es waren auch größere Kinder in dem Heim, die die Kleineren und auch mich drangsalierten.
Ich glaube auch, dass ich dem Heimleiter Herrn F. immer abends einen Kuss auf die Wange geben musste, da sind meine Erinnerungen aber total verschwommen.
Die Betreuerinnen - eine davon hieß Ramona - nahmen auch mein Geld, welches ich heimlich in unserem Schlafsaal versteckt hatte an sich und haben es einfach behalten.
Die Ein- und Ausgangspost wurde vom Personal gelesen, so dass ich heimlich einen Brief bei einem Ausflug ins Dorf in den Briefkasten schmuggelte, der total zerknittert war und meine Mutter musste auch noch Nachporto bezahlen, da ich nicht mehr genug Geld für eine ausreichende Frankierung hatte.
Mein ganzes Denken drehte sich nur noch darum, wie ich es schaffen konnte abzuhauen um nach Hause zu kommen.
Als ich dann endlich wieder zu Hause war, wurde ich sehr krank. Ca. 2 Wochen lang habe ich fast alles was ich zu mir nahm, wieder erbrochen. Ich sollte schon ins Krankenhaus um künstlich ernährt zu werden. Dann konnte ich jedoch langsam wieder etwas schwarzen Tee und Haferflocken mit Wasser bei mir behalten.
Der Erfolg der Verschickung war also, dass ich viele Kilos weniger wog als vor der Kur und ein gestörtes Verhältnis zum Essen entwickelte.
Ich konnte nach dieser Verschickung auch nirgend wo anders mehr Übernachten und habe auch an keinen Klassenfahrten teilgenommen. Mein Zuhause zu verlassen, war für mich ganz schrecklich, das war auch noch Jahrzehnte später so. Länger als ein paar Tage konnte ich nie von Zuhause fort sein.
Einige Jahre später entwickelte ich eine Angststörung, die mein Leben bis heute prägt.
Meine traumatischen Erfahrungen habe ich auf meine Söhne vererbt. Beide haben in Ihrer Kindheit nicht bei Freunden oder Verwandten übernachtet, obwohl ich Ihnen nie von meinen negativen Erfahrungen erzählt habe.
Ich hoffe, dass diese Dinge heutzutage keinen Kindern mehr angetan werden. Da ich aber auch bei meinem jüngeren Sohn im Kindergarten ähnliches erlebt habe und auch Lehrer/innen in den Schulen ähnlich handeln. Deshalb können wir nur unsere Kinder nur dazu ermutigen, immer alles erzählen zu können, was Sie erlebt haben und Sie vor allem Ernst zu nehmen.
in Bad Soden Saalmünster.Es war dort sehr streng.
Beispiel: zum Frühstück gab es oft Haferschleim und
Heilquellwasser man durfte nicht eher aufstehen und spielen bis man alles gegessen und getrunken hat und wenn es lange gedauert hat.Das schlimmste für mich
war die Abreise.Wir mussten unsre Koffer selber packen
ich war damals 6 Jahre und mein Bruder 3 Jahre.
Ich bekam meinen Koffer nicht zu alle andern Kinder
waren schon beim Frühstück da bad ich eine Nonne mir
zu helfen die bekam ihn auch nicht zu.Ich sah dann das Kleidung rausragte und er dadurch nicht zu ging.
ich probierte sie darauf aufmerksam zu machen aber sie
reagierte überhaupt nicht sondern gab mir eine feste
Ohrfeige und lies mich alleine. Ich machte dann mein Koffer zu und ging viel verspätet zum Frühstück.
Von dieser Aktion hatte ich ein blaues Auge und wurde
1 Woche später mit einem blauen Auge eingeschult.
regelmäßig, zunächst alleine, später zusammen mit meinem 6 Jahre jüngeren Bruder für mehrere Wochen im Kinder Kurheim "Sonnenhof" abgeschoben. Es lag keine medizinische Indikation vor. Meine Eltern wollten uns wahrscheinlich temporär los sein obwohl ängstliche, brave und geknechtete Kinder. Mein Vater war ein elender Choleriker, meine Mutter immer auf oberflächliche Ruhe bedacht.
So wie man eben in den 60ern erzogen wurde.
Viel schlimmer war aber der Aufenthalt in diesem Heim:
-Schlafzwang auch mittags,absolutes Redeverbot!!! Toilettengang untersagt
-das gleiche zur Nacht. Hatte man. geredet oder getuschelt , müsste man aufstehen und im Stillgestanden vor der Zimmertür stehen
- ekelhaftes Essen, einmal die "Schweine"-Graupensuppe ausgekotzt gab's zur Belohnung einen fetten Nachschlag.
Das schlimmste aber waren Aussprüche wie: Ihr seid hier, weil Eure Eltern Euch nicht lieb habt(tat damals wie heute sehr weh, entsprach aber den Tatsachen)
oder :Ihr müsst immer hier bleiben.
Dieses Ausgeliefertsein und Hoffnungslosigkeit waren entsetzlich.
Ich habe mehrfach über Jahre versucht mit meinen Eltern dieses Geschehen aufzuarbeiten leider ohne Verständnis.
Sie waren der Meinung uns etwas gutes getan zu haben.
Ich habe für dieses Verhalten, das nur ein Teil unserer "Erziehung" war nur Verachtung über. Keine Einsicht, noch nicht mal im Angesicht seines Todes.
Der"Sonnenhof" war aber noch "Deluxe":
Das Kinderheim "Am Meer" war noch fieser.
Immerhin ich wohne mit meiner Frau und früher auch unserer mittlerweile erwachsenen Kinder in Cuxhaven.
Und beide Heime sind mittlerweile abgerissen. Eine kleine Genugtuung!!!
Ich habe auch nur noch eine einzige Erinnerung an diese Zeit. Es geht um das Essen. Es gab Sauerkraut - heute wie damals mein größter Alptraum. Ich habe nichts gegessen. Das war ein NoGo dort. Mir wurde gesagt, dass ich erst aufstehen dürfe, wenn der Teller leer ist. Mir war es nicht möglich, das Sauerkraut zu essen ohne mich zu übergeben. Das kalte Sauerkraut war noch ekliger als das warme.
Ich weiß nicht mehr genau, wie lange ich als einziges Kind in einem leeren Essensraum vor meinem Teller saß. Gefühlt war es damals für mich eine Ewigkeit. Ab und zu kam eine Erzieherin rein und animierte mich zum essen. Ich weiß nicht mehr, wie die ganze Geschichte an dem Tag endete - gegessen habe ich auf jedem Fall nichts.
Ich habe keine weiteren guten oder schlechten Erinnerungen an die Zeit meiner Verschickung. Ich gehe davon aus, dass bis auf diese Sauerkrautgeschichte - an die ich bis heute immer wieder denken muss - eine gute Zeit dort hatte.
Finde Deinen Beitrag leider nicht. War von Ende September. Du suchst mich, weil ich Dich suchte. schweinfurt.2021@web.de. Bitte kontaktiere mich bald. Ich freue mich, eine von den Mädchen gefunden zu haben, die damals mit mir in Wyk waren. Hier noch mal die anderen Namen: Gabriele und Brigitte Wittmann, Elke Gründer, Ellen Höfler, Eva-Maria Neumann, Sabine Stubner, Sabine Heindl.
Weitere Einzelheiten finden Sie in meinen früheren Beiträgen. Auch beim Stadtarchiv Bad Reichenhall Herrn Dr. Johannes Lang findet man weitere Anhaltspunkte zu der Zeit. Die Kath. Jugendfürsorge hat damals dieses Haus mit dem Chefarzt Dr. Franz Braun geführt. Ich kann mich an weiter Jungen, die mit mir das Zimmer teilten oder mit mir am Tisch im Speisesaal saßen, erinnern.
Bitte melden Sie sich, dann könnten wir uns gemeinsam über die Heimortvernetzung austauschen .
Herzlichste Grüße
Martin
Meine Eltern haben mich Anfang 1966 oder 1967 für 6 Wochen zur Kur nach Bad Nauheim geschickt weil ich kein Fleisch essen wollte. Ich kann mich nicht mehr an sehr viel erinnern. Die Zug fahrt, das ankommen, die grossen Schlafzimmer und der grosse Raum wo wir gegessen haben. Da gab es auch eine "Kranken Station" mit "Einzel Zimmern" wo ich auch eine Nacht verbracht hatte kann mich aber nicht erinnern warum. Ich kann mich daran erinnern, dass wir jeden Abend Medikamente bekommen. Wir habe da aufgereit in einer langen Schlange gestanden und dann die Medikamente bekommen haben. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mir meine Eltern ein Paket geschickt haben mit einem Karnevals Kostüm (Ich war über die Karnevals Zeit in Bad Nauheim).
Vor rund 15 Jahren (2005 oder 2006) hat mein Doktor hier in den USA immer "Anxiety" (grob übersetzt bedeutet es Angst) in meine Akte unter Diagnose geschrieben. Ich habe damals nie viel darüber nach gedacht bis ich dann ende 2015 einen längeren Bericht über "Anxiety" (auch die neben form "social anxiety") gelesen habe. Ich habe mich (und mein verhalten) in dem Bericht 100% wiedergefunden. Ich habe dann auf mein Leben zurück geblickt und es ist mir klar geworden, dass ich mein ganzes Leben unter "Anxiety" und "Social Anxiety gelitten habe. Ich habe jetzt damit angefangen darüber nach zudenken ob meine "Anxiety" von der Kur in Bad Nauheim stammt.
Ich wünschte, ich hätte die Möglichkeit gehabt all das vor 30 oder 40 Jahren zu lernen. War aber leider nicht so. Jetzt hoffe ich, endlich mein Leben auf zu arbeiten und antworten zu finden.
Zuerst ist es wichtig, zu erwähnen, dass ich aus meiner Sicht komischerweise innerhalb Schleswig-Holsteins verschickt wurde. Ich wurde zu meinem Leidwesen an der Westküste geboren und "sozialisiert". Der Landstrich war eine der frühen Nazi-Hochburgen. Dieses ganz besonders wegen der Idealisierung des Bauernvolks als Arier reinsten Kalibers und der dazu passenden Blut und Boden-Ideologie. In der Nachkriegszeit lebten hier überdurchschnittlich viele Flüchtlinge aus den östlichen Regionen des ehemaligen Deutschen Reiches wie z.B. Pommern oder Ostpreußen. Viele dieser Menschen hatten auf der Flucht Traumatisierungen erlebt, waren so manches mal Täter und Opfer in "Personalunion" und wurden in den "asylgewährenden" Regionen alles andere als freundlich empfangen, wie es hierzulande bei Refugees ja schon Normalität ist. Traumatisierte Flüchtlinge wurden auch keineswegs damals therapeutisch oder psychiatrisch behandelt , was wohl sicherlich auch kaum möglich gewesen wäre sondern ihrem Schicksal überlassen. Die Strukturen in diesen Landstrichen (ich verweise hier auf den Begriff "Rattenlinie Nord- bitte nachschlagen) waren gegenüber der Nazizeit fast unverändert und das Gedankengut sowie die Erziehungsmethoden waren dem angemessen. Leider: denn in dieses "Ambiente" wurde ich 1955 hineingeboren. Meine Schwester war 5 Jahre älter als ich und wir erlebten in dieser Region (Nähe Heide/Holstein) eine klassische (post)faschistische Erziehung. In der Volksschule des 600-Seelendorfes wurden die Kids noch mit herkömmlichen Methoden traktiert :Stockschläge mit 6 Jahren vom Lehrer , Backpfeifen vom Zahnarzt, diffuses und nicht berechenbares Verhalten der Eltern und anderer Dorfbewohner. Mutter mit spät erkannter aber nur mit Valium (hohes Abhängigkeitspotential) medikamentierter Borderlinepersönlichkeits- sowie Zwangsstörung sowie Vater mit Kriegsverletzungen aus britischer Gefangenschaft heimgekehrt spielten Kleinfamilie, was aus meiner Sicht gründlich misslang.
Als Kind hatten wir trotz durchaus vorhandener emotionaler Zuwendungen aber auch hoher Ambivalenz sowie weiter wirkender versuchter Nazifizierung durch das Umfeld keinerlei klare Leitlinien für unsere Primärsozialisation und auch keine Skills für das Leben mitbekommen.
Wik auf Föhr war meine erste Verschickungsstation ; danach bin ich jährlich mit Jugendgruppen unterwegs gewesen, was ich ab 1967 gar nicht so schlecht fand.
Obwohl ich schon 11 Jahre alt war, fühlte ich mich eher wie 8, war ziemlich mangelernährt und unruhig. Mir fiel später auf, dass ich wohl auch früh vom Links- zum Rechtshänder "umgeschult" wurde; bedeutet, dass hier eine weitere Entwicklungsverzögerung wahrscheinlich war. Auch hier fehlt mir die klare Erinnerung, aber ich konnte feststellen, dass im Sport weiterhin z.B. beim Werfen und beim Fußball (wie auch im Leben) links orientiert war.
Diesen Prolog habe ich angeführt, um erschreckenderweise zu dokumentieren, dass mir die extrem rigide "Pädagogik" im Heim gar nicht so normabweichend vorkam;, sondern die Unberechenbarkeit in den Handlungen des Personals mir durch meine Herkunftsumgebung vertraut war.
Heute weiß ich durch meinen Beruf als Pädagoge in der sozialen Psychiatrie ja wesentlich mehr über die multiplen und transgenerationalen Traumata- ein sehr ernstes Thema. Nicht umsonst kamen traurige Momente mit diffusen Suizidgedanken . Weinen half: Aber ich entwickelte auch eigene Methoden zur Überwindung solcher Situationen.
Ich erinnere, dass ich ein Foto meiner Mutter unter dem Kopfkissen versteckt hatte und einen Stoffhund. Gedanken an meine Eltern waren trotz alledem positiv.
Dazu hatte ich ja noch John Lennon als Seelentröster (früher Fan populärer Musik, bis zum heutigen Tage) sowie die legendäre WM in England (remember Wembley). Wer spurte ,durfte abends länger aufbleiben, der Rest: ab in die Koje- Augen zu und Schlaf befohlen. Jawoll!
Ich kann mich nicht an Schläge erinnern, auch nicht an Zwangsernährung und-medikation.
Hier bleiben Fragen offen (das Fotomaterial, das ich habe , sagt da nicht viel aus): Wurden wir zwangsmedikamentiert und wenn ja, womit?
Wie war die personelle Struktur des Heimes, wer Kostenträger usw.
Nach besagten Sommerferien kam ich direkt auf das Gymnasium in Heide (heute Heisenberggymnasium- alter Parteigenosse) und ich litt stärker als je zuvor unter starken Konzentrationsstörungen und schnellem Leistungsabfall trotz verbriefter hoher kognitiver Fähigkeiten.
1974 absolvierte ich ein über 4-monatiges Vorpraktikum (später Studium an der FH Kiel sowie der evangelischen
Fachhochschule Berlin-Schöneberg) im Kinderheim Seeschloß in St-Peter-Ording. Hell on earth! wie ich heute weiß. Damals aber auch die erste Zeit außerhalb des Elternhauses (für immer) und insofern Praktikum und Partysommer zugleich.
Die Strukturen und Essensrituale waren wohl ähnlich wie in den anderen Berichten beschrieben; allerdings fiel mir die"spezielle Essenskultut" auf, die ich schon in dem Heim auf Föhr erlebt hatte: Adipositas und Anorexie in einem Raum- das war absurd und ultrafies , Die Qualität der Nahrung auch nach damaligen Standards ziemlich schlecht (ich erinnere das nicht so genau). Bei Erwähnungen der Probleme wurde auf die räumlichen Bedingungen verwiesen.
Das Heim selbst wurde von einem Mitglied der Leibstandarte Adolf Hitler und seiner Frau , einer BDM-Lehrerin geleitet (bitte Wikipedia unter Hugo und Sünne Kraas- das ist realer Horror)In der Nähe wohnte übrigens der letzte Lagerkommandant von Auschwitz; es ist abartig aber es war die Norm oder zumindest die Spitze des Eisberges.
Da ich der Zeit ultralange Haare hatte und insofern nicht besonders SS- kompatibel wirkte (heute gibts auch langhaarige Rechte)`musste ich von vorn herein draußen in einem Zelt kampieren (ich bin nicht sicher, aber es war die überwiegende Zeit (Praktikum Mai bis September).
Da ich mit Sicherheit mit dem Personal und mit Kraas über meine Einstellung sprach, wurde ich in anderen brisanten Bereichen , in denen es ja laut der Beschreibungen von vielen Verschickungskindern zu Zwang und Gewalt kam, gar nicht eingesetzt. Ich war häufig bei Außenaktivitäten, Spielen und bei Mahlzeiten anwesend. Ob ich Nachtbereitschaft machen musste, kann ich nicht erinnern.
Mit Sicherheit war ich aber wegen des Zeltaufenthaltes und eines monatlich ausgezahlten Taschengeldes eine billige Hilfe. das Praktikum endete mit der Zulassung zum Studium in Kiel im Nachrückverfahren.
Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis, wundere mich deshalb aber sehr, wie bruchstückhaft(vielleicht unbewußt selektiv meine Wahrnehmung war und ist)
und wie viele dunkle Flecken auf der ganzen Phase meiner kindlichen und schulischen Sozialisation liegen und wie mich die Beschäftigung damit in echte Ängste stürzt (auch jetzt), wenn ich zugleich die große Sturmflut, die uns in Lebensgefahr brachte und die Übertragungen meiner Eltern z.B. während der Kubakrise(ich erlebte während der Krimbesetzung einen Retraumatisierungseffekt) denke, läuft es mir den Rücken runter.
Für alle Heimkinder war der Aufenthalt bittere Kosequenz einer nie vollzogenen Entnazifizierung. Hilflos den alten Peinigern ausgeliefert. das war`s Puh!
Verschickungsheim Bad Dürrheim
Zeitraum Oktober bis Dezember 1963
Mit 3 ½ Jahren wurde ich wegen Asthma bronchiale auf ärztliches Anraten über die Caritas nach Bad Dürrheim verschickt.
Ich erinnere mich, wie wir vorher extra ein Kuscheltier für die Kur kauften, das ich aussuchen durfte. Ein kleines Kätzchen namens Schnuckiputzi , welches meine Mutter samt Kleidungsstücken mit Namensetiketten versah. Ich begriff, dass ich wegen des Asthmas irgendwo hinfahren müsste und bis das Christkind käme wieder zu Hause sein würde. Ich erinnere mich an das Einsteigen in den Zug und die freudige Aufregung- war es doch meine erste Zugreise. Ein weiterer Junge aus meinem Wohnort und eine Frau von der Caritas saßen mit mir im Abteil. Merkwürdigerweise habe ich an die restliche Fahrt und die Ankunft, das Haus, die Umgebung keinerlei Erinnerungen. Wie mir meine Mutter später sagte – sie lebt noch – hatte ich während der Kur den Mumps, ebenso mein Bruder zur selben Zeit zu Hause. Wahrscheinlich befand ich mich zumindest zeitweise auf der Isolierstation.
Folgende Momente sind mir in Erinnerung:
Ich liege am Tag ganz allein in einem abgedunkelten Schlafsaal mit vielen Gitterbetten.
Ein andere Szene: Wir wurden gebadet. In einem Baderaum standen mehrere emaillierte und eine Badewanne aus Holz, in welcher ich mit einem weiteren Kind saß. Es passierte mir, dass ich Pippi ins Wasser machte. Das war mir schrecklich peinlich und ich schrie fürchterlich. Es kamen mindestens zwei „Tanten“ und fragten was ich hätte. Ich gestand schluchzend, was mir passiert war und dass das andere Kind jetzt in meinem Pippi sitzen müsste. Ich hatte große Angst und war sehr überrascht, dass die „Tanten“ das rührend fanden und erinnere mich an keine Strafe.
Ein weiteres Erinnerungsblitzlicht war eine gemeinsame Brotmahlzeit in einem Flur. Wir saßen auf Holzbänken, die entlang der Wände standen und hatten Brot mit Ei in der Hand.
Dann erinnere ich erst wieder die letzte Phase der Heimfahrt im überhitzten Zug und draußen war es schon dunkel. Mein Vater und mein Bruder holten mich ab. Alle erinnern sich, dass ich unbeschreiblich glücklich war, wieder zu Hause zu sein, ein dickes Lippenherpes hatte, plötzlich Hochdeutsch sprach und mein erster Satz war: „das hat aber sehr lange gedauert, bis das Christkind kommt!“ Ich konnte ein lateinisches Lied singen:“ Santa, santa Maria virgo…“
Soweit die Erinnerungen, doch schon lange vermute ich, dass es psychsomatische Zusammenhänge und Folgen dieser so frühkindlichen Trennung und „Behandlungen“ gibt, die nicht unerheblich sind und sich bis jetzt auswirken. Ich bin in einem sehr behüteten Elternhaus aufgewachsen.
Z. B. ging ich als Kind viele Jahre nur 2xtägl. zum Wasserlassen auf die Toilette, hatte bis vor wenigen Jahren auf Reisen schlimme Verstopfung. Autoimmunerkrankung, Erschöpfungssyndom, Schlafstörungen, kaum belastbar, so dass ich seit 10 Jahren meinen geliebten Beruf nur noch minimal ausüben kann.
Als ich Anfang dieses Jahres (2021)durch einen Bericht in der Presse und durch Videos auf ihre Internetseite und Initiative stieß, schienen sich Puzzlesteine zu finden und Ahnungen wurden zu aufwühlenden Emotionen. Dass solche Einrichtungen besonders bei so kleinen völlig schutzlosen Kindern mit Beruhigungs-, Schlaf- und Schmerzmitteln arbeiten mussten liegt auf der Hand. Es graust mir bei diesem Gedanken und all den Berichten.
Vielen herzlichen Dank für Ihr großes Engagement dies alles ans Licht zu bringen!
Mir liegt sehr an Aufarbeitung und vor allem an Erkenntnissen zu den psychosomatischen Folgen und Spätfolgen, die man sicher im Bereich der posttraumatischen Belastung ansiedeln kann, wie Depressionen, Ängste, Fatigue, Erschöpfungszustände, hormon. Dysbalancen, Autoimmunerkrankungen, Nebennierenschwäche etc. Hier ist uns meines Erachtens der Staat schuldig, Verantwortung zu übernehmen, bei unabhängigen Studien unterstützend mitzuwirken, damit wir mit den offensichtlich weitreichenden Folgeschäden ernstgenommen werden und angemessene Hilfestellung erhalten.
Unsere Eltern, die damaligen Tanten, Ärzte und Betreuer waren ebenso wie wir Kinder und Opfer ihrer schrecklichen Zeit und Verirrungen. Auch in den Schulen, Krankenhäusern, Entbindungsstationen, Kinderheimen, waren die Auswirkungen der Ideologie des dritten Reiches z.T. noch bis in die 80er Jahre wirksam.
Hoffen wir, dass wir die Gefahren der Ideologien unserer gegenwärtigen Zeit einzuschätzen lernen und nicht wieder finanzielle, wirtschaftliche, technische und ideologische Zwänge die physische und psychische Gesundheit unserer Kinder nachhaltig gefährden. Ich beobachte u.a. den rasanten Druck, die frühkindliche Fremdbetreuung immer mehr auszubauen, mit großer Sorge.
Ich glaube die Wahrheit wird letztlich ans Licht kommen.
Ich hoffe dass aufrichtige Bekenntnisse, Vergebung und Heilung stattfinden können!
Auch ich war einst für 6 Wochen im Marienheim, und zwar von Mitte Januar bis Ende Februar 1968. Damals war ich 9 Jahre alt.
Daheim wurden zuerst noch Namensetiketten in all meine Kleider genäht, dann wurde ich gemeinsam mit einem Mädchen aus unserem Nachbardorf (Zufall!) in den Zug gesetzt, der die 7 Stunden bis Norddeich-Mole durchfuhr. Dort ging es auf die Fähre, und auf Norderney direkt ins Marienheim. Mein Bett in dem großen Schlafsaal stand mittendrin. An den Waschraum mit den nebeneinander liegenden Waschbecken habe ich zwar Erinnerung, nicht aber an die Toiletten, Badewannen oder Duschen.
Die dicke Oberin hat mir immer sehr große Angst bereitet. Sie überwachte alle Mahlzeiten im Speisesaal und achtete darauf, dass die Teller leergegessen wurden. Wer tatsächlich einmal eine zweite Portion wollte, musste mit seinem Teller vor sie hintreten und um Nachschlag bitten. Dies ist bei mir nur ein einziges Mal vorgekommen: ich hatte aber solche Angst, dass ich die von ihr aufgefüllte Suppe prompt über ihre Ordenstracht geschüttet habe. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr.
Richtig eklig war für mich die immer nur lauwarme Milch mit der dicken Hautschicht obendrauf. Manchmal gab es aber auch Tee, der war okay, irgendwie halt Wasser mit Geschmack.
Ansonsten war es so, wie es auch die Anderen beschreiben: mittags 2 Stunden Zwangsruhe im Bett, davon die erste Stunde schlafen (oder sich schlafend stellen), nur dann durfte man in der 2. Stunde lesen. Alles natürlich völlig mucksmäuschenstill und mit Bewachung. Wer sich in der 1. Stunde bemerkbar gemacht hatte, durfte nicht lesen und musste "weiterschlafen". Auch eine Nachtwache gab es, die saß immer auf einem Stuhl neben der Saaltür.
Wegen der eisigen Jahreszeit waren wir kaum draußen, aber der Kirchgang am Sonntag war obligatorisch, und einige wenige Besuche im Wellenbad wurden auch gemacht. Nur einmal waren wir am Strand - daran erinnere ich mich gut, weil die Landschaft aus Schnee und verwehtem Sand so aussah wie Milchreis mit Zimt und mich fasziniert hat. Die jungen "Tanten" waren zwar recht nett, aber wenig ideenreich, auch was die Beschäftigung der Mädchen anging. Meist haben wir uns deshalb selbst was ausgedacht, vor allem habe ich sehr viel gezeichnet.
Ausgehende Post wurde von der Oberin diktiert bzw. zensiert, eingehende Post und Päckchen geöffnet. Mein Heimweh war grässlich und musste von mir stets geheim gehalten werden. Aber viele liebevolle Briefe meines Vaters haben mich durch die Zeit gerettet...
Es muss 1949 gewesen sein.
Ich war so 4 ¾ Jahre alt, als ich zur Kur in Bad Sachsa im Harz war.
Mein Vater, zweifach in Hannover's Innenstadt ausgebombt, war im Nachbarort, in Bad Lauterberg zur Kur geschickt worden.
Von den zwei Läden, die meine Eltern vor dem Kriege hatten, war jetzt nur ein Blech-Kiosk geworden, wo sie nun verkauften.
In der Zeit, wo wir beide zur Kur waren, hielt meine Mutter alles mit dem Geschäft am Laufen.
Mir war gesagt worden, ich könnte dort im Harz mit Kindern schön spielen und Papa wäre gleich nebenan, um gesund zu werden.
Ich war sehr, sehr dünn und schüchtern, als mich mein Vater am Glaseberg 3 bei Camilla Böttcher-Ramdohr ab gab.
Und nun begann das, was von so vielen beschrieben wird.
Viele schlimme Bilder habe ich, wie kurze Blitze, vor Augen.
Kaltes Wasser aus einem dicken Schlauch auf meinen Körper, falle um, Ohrfeige.
Böse knappe Ansagen.
Durst ohne Ende.
Lange in der Ecke stehen, mit dem Kopf zur Wand, schwindelig.
Nicht auf die Toilette dürfen.
Fieses klebriges Essen.
…........
Ich sehnte mich nach einem Briefkasten und dachte, ich würde so von meinem Vater geholt werden, wenn ich mein gemaltes Bild einwerfe.
Ich war Nachzügler,hatte zwei große Brüder, die 20 und 14 Jahre älter waren.
Die hatten mir etwas Schreiben beigebracht.
Einmal waren wir nun vom Heim zu einem Bäcker eingeladen, wo es eine so leckere Rosinenschnecke gab.
Und da sah ich einen Briefkasten!
Aber ich wurde entdeckt und mein zusammen geknicktes Bild musste in meiner Jackentasche bleiben.
Es wurde für mich im Heim immer schlimmer und mein Vater kam, weil er nicht durfte,überhaupt nicht zu Besuch.
Viele Kinder haben nach ihren Eltern geweint.
Irgendwann bin ich dann weggelaufen.
Den Namen Bad Lauterberg konnte ich ja lesen.
Das muss schief gegangen sein.
Ich sehe mich dann in einem Gitterbett im Büro von der „Tante“ Camilla, böse Stimmung, mein Vater ruft plötzlich an.
Sie sagen, es ginge mir sehr gut, ich wäre fröhlich und spielte schön im Garten.
Ich wollte schreien, bekam aber nichts heraus.
Fort an sehe ich mich alleine beim Essen, irgendwas ist mit meiner Hand, habe einen Verband um....
Gebrochenes muss ich nochmal essen.
Bin am Stuhl festgebunden.
Will zu meinem Papa.
Habe Angst nie wieder nach Hause zu kommen.
Habe Zuhause dann gesagt, ich will nie wieder weg.
Brauchte ich dann auch nie wieder.
Seit dem Horror habe ich, mein ganzes Leben, diese Zeit nicht vergessen können.
Bin vor allem Neuen erst mal sehr vorsichtig und ängstlich.
Habe mit 18 Jahren geheiratet und bin 1963 mit meinem Wolfgang und meinen Eltern noch einmal nach Bad Sachsa gefahren.
Mein Mann wollte denen wohl mal sagen, wie man mit Kindern umgeht.
War aber keiner mehr da....,soll 1951 ein Ende gehabt haben.
Wir sind seit 58 Jahren verheiratet, haben Kinder, aber diese nie in eine Kinderkur schicken wollen.
Warum wohl?
Eine schöne Erinnerung habe ich doch noch:
Mittagszeit, wir Kinder liegen im Garten und ein junges Mädchen liest uns vor.
Eine warme Stimme und nicht so ein Geschrei wie von den „Tanten“.
P.S.: Habe mich einmal mit einem Nachbarn unterhalten.
Er war auch ein „Verschickungskind“ und musste eine halbe Nacht über seinem Fischbrot sitzen, was er nicht herunter bekam.
Er hat es gegen Mitternacht hinter dem dort stehenden Schrank geklebt.
Ein schöner Gedanke, finde ich....
An diesen Geburtstag habe ich keine Erinnerung.
Ich erinnere mich an folgendes:
Meine Mutter brachte mich zur Kur, wir saßen bei der Chefin im Arbeitszimmer vor ihrem großen Schreibtisch. Meine Mutter erklärte, dass ich ab und zu noch ein wenig in die Hose pinkelte. (War also doch nicht so trocken: siehe mein Bericht über Bad Sachsa)
Ich hatte sechs Wochen lang das schrecklichste Heimweh.
Wenn es nachts im Schlafsaal nicht sofort still war, dann mussten die "Ruhestörer" raus.
Man saß dann allein im Schlafanzug in einem der dunklen Aufenthaltsräume. Ein Stuhl wurde vom Tisch herunter genommen. Darauf saß man im Dunkel bis im Schlafsaal alle schliefen. Eine Ewigkeit später öffnete sich die Tür und man durfte frierend in sein Bett.
Gemeinsame Toilettengänge nach den Mahlzeiten. Immer bei offener Tür. Ich habe mich geschämt. Irgendwann der genervte Ton der Aufpasserin: habt ihr endlich ausgeschissen?
Entwürdigendes gemeinsames Duschen. Alle Kinder standen in zweier Reihe, nackt nebeneinander. Es gab zwei frei stehende Duschtassen. An jeder eine der Frauen. Wenn man an der Reihe war, trat man vor in die Duschtasse und wurde von einer Frau gewaschen. Die Frauen feixten miteinander über die Köpfe der Kinder hinweg. Machten sich lustig über Körper, "wackelten" an den Kinderpopos.
Schlimme Momente im Esssaal. Brötchen mit Margarine. Ich ekel mich stark vor Margarine.
Immer sitzen und kauen. Kauen, kauen, kauen. Angst vorm Schlucken.
Regelmäßige Besuche beim Arzt. Blutentnahme. Dabei gab es wohl ein Bonbon. Erinnere mich daran, dass wir das Bonbonpapier zum Drücken auf die Einpiksstelle benutzten.
Ein Junge der Gruppe war so renitent und schrie viel, das er nach Hause geschickt wurde. Ich habe ihn so schrecklich beneidet. War selbst aber immer höchst angepasst.
Der Junge schrie unter anderem immer, dass er auf den Spielplatz wolle, den man vom unserem Flur aus sehen konnte.
An dem Tag als er fort war, gingen wir zum ersten Mal auf diesen Spielplatz.
Ich wusste damals schon und weiß es bis heute, was für eine Gemeinheit das war.
Bei einem Spaziergang verletzten ein Junge und ich uns ein wenig an einer unfallenden Sitzbank. Zum "Trost" durften wir diese Chefin in ihrem Arbeitszimmer besuchen und sie tat sehr nett mit uns.
Nach Abschluss der Kur fuhr ich mit Zettel um den Hals mit der Bahn wieder zurück nach Hause.
Ich konnte meinen Eltern meine insgesamt vier Kuren nicht wirklich verzeihen. Habe nie verstanden warum ich eigentlich weg musste. Es hieß ich sei krank gewesen, aber ich erinnere mich nicht daran. Ich glaube die Praxis dieser Verschickungen hat weit mehr damit zu tun, dass unsere Eltern in dieser Zeit, selbst durch Krieg und Nazis traumatisiert waren. Am Mythos Wiederaufbau wurde gearbeitet und die Eltern hatten genug mit sich selbst zu tun.
Dass immer so getan wurde, dass es ja an mir lag, dass ich weg musste und mich niemand beschützt hat, tut mir bis heute weh.
("...und wir hoffen, daß du ganz gesund einmal nach Hause zurück kommen kannst zu deinem lieben Vati und zu deiner lieben Mutti" Zitat aus einem Brief meines Vaters an mich als dreijährige in der Kur.) Zur Erinnerung, ich hatte Husten. Aber darf man nur ganz gesund bei Mutti und Vati sein?
Nicht ich war krank, sondern die Idee kleine Kinder von den Eltern zu trennen ist krank.
Britta
I
Ich erinnere mich selbst an keine der drei Kuren. Dafür war ich zu jung. Erst meine letzte Kur im Hunsrück (siehe anderer Bericht) ist mir in schlimmer Erinnerung.
Beim ersten Mal in Bad Sachsa war ich etwa 1 einhalb Jahre alt und trug noch eine Windel.
Wie meine Mutter immer stolz erzählte, kam ich trocken und ohne Schnuller aus der ersten Kur zurück. Nach den drei Monaten holten mich meine Eltern und mein älterer Bruder in Bad Sachsa ab. Ich erkannte meine Eltern nicht und wollte mit diesem Paar nicht mitgehen. Nur zu meinem Bruder fasste ich Vertrauen und ging schlussendlich ohne Weinen mit.
Es existieren ein paar Fotos aus diesen Aufenthalten, welche die Diakonissen meinen Eltern schickten, sowie zwei Briefe.
Ich habe meinen Eltern das unbekümmerte Erzählen über meine Angst vor ihnen beim Wiedersehen immer übel genommen. Ich kann bis heute nicht verstehen wie es allgemeiner Brauch sein konnte, sein Baby vollkommen fremden Menschen an einem Bahnhof in die Hand zu drücken.
Ich habe Bad Sachsa vor drei Jahren besucht und mich an den mittlerweile leerstehenden und teilweise abgerissenen Häusern aufgehalten. Diese deutsche 'Märchenwald-Architektur' löst immer vertrauten Kummer in mir aus.
Wie himmelschreiend traurig, dass so viele Kinder dieses deutsche Elend ertragen mussten (gab es diese Verschickungstradition eigentlich auch in anderen Ländern?).
Auch in meinem Elternhaus herrschte diese Vorstellung von Erziehung: kleine Kinder sind irgendwie noch wie Tiere. Man weiß nicht was in deren Köpfen vorgeht. Müssen erst erzogen werden um ein richtiger Mensch sein zu können.
Britta
danke für all die Informationen!
Ich würde auch gern Kontakt aufnehmen
zu "Ehemaligen", fürchte aber, dass es ist zu spät ist.
Ich war 1943/44 in Katzenelnbogen im Tbc
Kindererholungsheim und erinnere mich an
die "Braunen Schwestern".
Ein Ort des Grauens.
Vor vielen Jahren bin ich nach K. gefahren und habe
das Haus gesucht, leider nicht gefunden.
Ich habe an das Haus nur wenige Erinnerungen,
aber dafür um so mehr erinnere ich,
was da Schlimmes täglich passiert ist.
Gern bleibe ich im Kontakt mit Ihnen.
Herzliche Grüße
Ursula Lechtenberg
Es sind nur Bruchstücke an die ich mich erinnere. Wir schliefen mit 4 Mädchen in einem Zimmer, wenn man sich nach der Nachtruhe unterhielt wurde man ausquartiert und musste mit seiner Matratze auf dem Flur schlafen.
Einmal hab ich mir Nachts in die Hose gemacht, weil ich Angst hatte bei Nachtruhe zur Toilette zu gehen. Auch danach wurde ich ausquartiert. Päckchen die von Zuhause kamen und Süßigkeiten enthielten, mussten geteilt werden. Es durfte nur Montags telefoniert werden, da konnten die Eltern für 5 Minuten anrufen. Auch wenn man Heimweh hatte, gab es keine Ausnahmen. Wenn es was zu Essen oder zu trinken gab was man nicht mochte musste man so lange sitzen bis es aufgegessen war, ansonsten dürfte man an Veranstaltungen, wie Ausflüge, nicht teilnehmen.
An körperliche Sachen erinnere ich mich nicht, nur an psychische.
bitte melde Dich bei mir (Heimortkoordinatorin Tegernsee-Region) unter verschickungsheime-tegernsee@gmx.de. Es gibt noch weitere ehemalige Verschickungskinder aus diesem Heim.
Herzliche Grüße,
Manuela
Natürlich auch viele Geschichten aus dem nahegelegenen KZ Buchenwald erzählt bekommen, wobei es dabei politisch motiviert natürlich immer nur um Kommunisten, Antifaschisten und Ernst Thälmann ging. Judenverfolgung wurde nie auch nur ansatzweise erwähnt.
Die Erzieherinnen waren DDR-typisch streng, aber nicht ungerecht. Ich war einer von den Flegeln, der Soohn einer Kollegin meiner Mutter war ein Jahr nach mir dort und die Erzieherinnen konnten sich noch an mich erinnern "der war ein lauter Rabauke"
Die einzige Strafe: Ich und ein paar andere Rabauken durften nicht mit zum Besuch ins KZ Buchenwald, was uns mit unserer mangelhaften Disziplin begründet wurde. Das kann ich auch heute noch sehr gut nachvollziehen. Eine KZ Gedenkstätte ist kein Ort an dem man 8-10 jährige Kinder rumtoben lassen möchte die nicht hören können.
In meiner Erinnerung war es eine schöne Zeit, wir haben dort viel Blödsinn gemacht. Alle Kinder und auch die Erzieherinnen sind fair mit uns umgegangen.
vorerst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie die Initiative
für uns Verschickungskinder übernommen haben und ein Forum bieten,
das Schweigen zu durchbrechen.
Auch ich war nach diesem sechswöchigen Kuraufenthalt für Jahre verstummt.
Mein ganzes Leben lang habe ich versucht möglichst den Aufenthalt im
Krankenhäusern oder Institutionen zu vermeiden.
Als mir meine Ärztin mir mit 46 Jahren einen Kuraufenthalt ans Herz
legte, veranlasste ich alles Notwendige.
Zwei Tage vor der Abreise überkam mich Panik und ich thematisierte mit
meiner Ärztin die Erfahrungen , die ich als Fünfjährige in Bad Buchau
gemacht hatte.
Sie reagierte wunderbar und sagte, dass ich nun eine erwachsene Frau
sei, die sich zu wehren wüsste, und ich konnte erleichtert die Kur
annehmen und geniessen.
Meine Eltern hatten mich 1970 in Kur geschickt, da ich sehr schmächtig
war und regelmässig ins Bett machte.
Meine Mutter war sehr fürsorglich und liebevoll, mein Vater jedoch
sehr autoritär.
Also eine ständige Anspannung in einer Familie mit fünf Kindern.
Alle Kinder wurden von der DAK in Kur geschickt.
Wir alle haben unter der Trennung von unserer Mutter sehr gelitten.
Meine Erinnerung:
In Oktober 1970 wurde ich von Köln aus für sechs Wochen in die
Kinderkur geschickt. Meine Schwester und meine Mutter brachten mich an den
Bahnhof nach Deutz. Ein langer Zug mit Kindern die winkten ist mir
in Erinnerung geblieben,mein kleiner karrierter Kulturbeutel, und der
Mittagsschlaf im Zug auf ausgezogenen Samtpolstern.
Das Kurheim befand sich in einem Schloss mit vielen Gängen.
Vorerst war ich mit grösseren Kindern in einem Schlafraum untergebracht.
Es war immer recht kalt und nachts rasselte die Nachtschwester mit
ihrem grossen Schlüsselbund.
Zum Essen wurde ich gezwungen, die Erbsen habe ich einmal auf der
Toilette ausgekotzt(sorry).
Einmal habe ich mich in der Toilette eingesperrt und kam nicht alleine
raus. Ein älteres Mädchen kletterte über die Toilettenwand und
befreite mich.
Dann kam ich zu den kleineren Kindern im Souterain, dort waren weniger Kinder.
Die Holzstühlchen hatten eine Herzform und sahen aus wie im Märchen.
Zu Beginn der Kur waren uns die Süssigkeiten abgenommen worden, jedoch lag jeden Sonntag ein Katjeskätzchen auf dem Tellerrand. Wir haben im Park gespielt, Kastanien gesammelt und ich habe meine erste Laterne gebastelt.
Es gab einen Laternenumzug im Park.
Wir habe auch den Wackelwald besucht( Moor).
Ich bekam Tabletten und Lebertran.
Von dem Paket meiner Mutter durfte ich die Postkarte und das Papier
( Schuhreklame von Ara ) behalten.
Gymnastikstunden fanden in einem grossen Raum unter dem Dach statt.
Zum Ende hin wurden wir durch viele Gänge und Treppen zu Badezimmern
geführt. Dort badete ich das erste und einzigemal in sechs Wochen.
Meine Mutter liess mich nie alleine im Badezimmer- hier war ich
alleine!
Als ich wieder in Köln am Bahnhof ankam holten mich meine Schwester und meine Mutter wieder ab. Meine Schwester
erzählte, dass meine Mutter bei meinen Anblick sehr weinte! Ich sagte
zu ihr:" Mutti, du musst nicht weinen, der Koffer ist im Gepäckwagen...!"
Das ganze ist nun 51 Jahre her.
Die Worte meiner Ärztin haben mir geholfen diese Leere, Hilflosigkeit,
Lähmung und Angst zu überwinden.
Heute kann ich NEIN sagen!
ich wusste bis heute nicht, dass es eine Initiative Verschickungskinder gibt.
Durch Zufall habe ich den Hinweis im Programmheft gelesen und mir die
TV Sendung im NDR angeschaut.
Ich bin 1952 geboren und wurde im Oktober 1955, also mit 3 Jahren, für 6 Wochen in den Schwarzwald geschickt.
Es war für mich ein einziger Horrortrip. !
Schläge, Zwangsessen, Schlafen im Waschraum auf dem blanken Fußboden ohne Bettzeug.... war normale Tagesordnung.
Ich glaube es war ein Heim "am Tittisee". Unterlagen darüber habe ich keine. Meine Eltern haben mir darüber nie Auskunft gegeben. Erst mit ca 30 Jahren kam ich mit meinen Eltern eines Abends auf dieses Thema zu sprechen. Sie sagten mir nur: "... stell dich nicht so an, du warst ja nicht alleine in Kur"
Ich habe dort gelernt, "die Klappe zu halten und nur das zu machen was verlangt wurde" - dann war alles gut.
Die Bilder dieser "Kur" haben mich mein ganzes Leben lang verfolgt. Bis heute.
Ich hatte immer das Gefühl, ... ich bin nichts... ich kann nichts... die Großen können alles besser als ich.... ich brauch nicht selbst zu denken....
Diese Gefühle konnte ich teilweise mit Freunden besprechen und eine selbstbewusstere Haltung entwickeln.
Aber es blieb immer ein Rest übrig, den ich mir nicht erklären konnte. Es war alles sehr anstrengend und die Erinnerungen klebten wie Blei an mir.
Durch die TV Sendung, waren die "Bilder vom Schwarzwald" in meinem Kopf direkt wieder aktiv und erzeugten ein unangenehmes Kribbeln am ganzen Körper.
Viele Grüße Rudolf Petzinger
Am ersten Tag habe ich ein Blatt Papier von einer Frau in die Hand gedrückt bekommen mit der Aufforderung ich soll zum Arzt gehen. Dann verschwand sie wieder. Sie hat mir nicht gesagt wohin ich gehen soll und hat mich nicht begleitet. Ich war total verloren und hatte Angst. Ich habe dann meinen Mut zusammengefasst und eine weitere Person gefragt. Diese erklärte mir kurz den Weg. Irgendwann habe ich den Behandlungsraum gefunden, kann mich aber an die Untersuchung nicht erinnern.
Wenn ich mich versuche zurück zu erinnern, dann fällt mir der Speiseraum als negative Erinnerung ein. Ich weiß, dass ich morgens nur eine Wahl zwischen Brot mit Käse oder Brot mit Schinken hatte. Das Essen hatte mir nicht geschmeckt und getrunken habe ich auch nicht viel, da mir nur Tee in Erinnerung geblieben ist.
Meine Eltern haben mich persönlich hingefahren und mir Süßigkeiten da gelassen. Die wurden aber von den Betreuern weggenommen. Ich konnte aber ein paar Süßigkeiten in meinem Bett verstecken und habe meiner Bettnachbarin ein paar geschenkt. Das verschickte Paket von meinen Eltern mit den vielen Süßigkeiten und Geschenken hat die Betreuung auch einbehalten und mich erst gar nicht darüber informiert.
Im Waschsaal hatte ein Junge Seife auf dem Boden verteilt und mich geschubst. Ich bin ausgerutscht und mit den Kopf gegen das Waschbecken gestoßen und hatte dadurch eine Beule erlitten. Die Betreuer haben meine Eltern nicht informiert.
Ich habe fast täglich Abends ins Bett gemacht. Ich verstehe nicht, wieso ich das gemacht habe. Es muss was passiert sein, dass ich nicht auf die Toilette konnte/durfte.
Was ich am schlimmsten fand, war halbnackt im Badeanzug früh morgens in der Kälte eine Runde laufen.
Ich hatte telefonischen Kontakt zu meinen Eltern. Allerdings nur unter Aufsicht der Betreuer. Ich muss wohl am Telefon viel geweint haben und habe die negativen Geschehnisse auch erzählt. Ich musste auch ständig den Betreuern den Hörer geben, weil meine Mutter nachfragte, ob das alles tatsächlich passiert ist.
Als die Betreuerin meinte, dass meine Beule ja nicht so schlimm ist und sie deswegen meine Eltern nicht angerufen hat, ist meine Mutter ausgeflippt und hatte gesagt, dass sie mich am nächsten Tag holen kommt. Ich hatte das Glück und wurde von meinen Eltern eine Woche nach Anreise wieder abgeholt. Die Zustände waren katastrophal. Ich wurde mit meinen ganzen Sachen am Eingang abgeladen und sollte dort auf meine Eltern warten. Als sie ankamen, haben sie ein verwahrlostes Kind aufgefunden. Ich war dreckig und habe gestunken. Von dem Aufenthalt Satteldüne habe ich mit 7 Jahren eine Blasenentzündung bekommen. Meine Eltern hatten danach einen Beschwerdebrief an die AOK geschickt. Es kam ein böser und uneinsichtiger Brief zurück. Den Brief sucht meine Mutter noch.
Wir waren in einem alten grossen Haus, Schloss ähnlich, mit grossem Speisesaal oberhalb oder in der Nähe der Loreley. Vielleicht war es das Jagdhaus Dr. Staeckel in Weisel, bin mir aber nicht sicher. Bilder davon kann man ja im Internet ansehen. Als Kind hat man eine andere Wahrnehmung. Es muss 1965 gewesen sein, ich war da 6 Jahre alt und sollte bald in Bad Salzuflen eingeschult werden. Ich weiss nicht mehr wie lange ich dort war, aber es müssen 4-6 Wochen im Frühjahr gewesen sein. Wir waren ca. 50-60 Kinder. Es ging vor allem darum uns das Essen hinein zu würgen oder hinein gewürgt zu bekommen. Und das Essen war schlecht und wurde auf billigen Plastiktellern serviert. Wer das Essen nicht essen wollte, morgens gab es Haferschleim, wurde vor der versammelten Mannschaft runter geputzt und als „Krank im Kopf“ bezeichnet und man musst sich wieder ins Bett legen. Man war ja „krank“ weil man nichts essen wollte, da musste man im Bett bleiben. Die anderen machten bei schönem Wetter Ausflüge und Wanderungen. Das passierte mir mehrmals. Später kamen dann drei Frauen zu mir in den Schlafsaal, zwei hielten mich rechts und links fest und die Dritte stopfte mir den Haferschleim in den Mund. Das was ich ausspuckte, weil ich gar nicht so schnell essen konnte, landete wieder auf dem Teller, den ich leer essen musste. Wenn was auf die Decke fiel, wurde der Teller noch einmal voll gemacht, weil, ich sollte ja die richtige Menge essen. Erbrach ich mich, wurde das auch wieder auf den Teller geklatscht. Den Rest des Tages musst ich wieder im Schlafsaal verbringen. Ich hatte am nächsten Tag blaue Flecken an Armen und dem Körper vom Festhalten der drei Frauen. Ich fühle mich heute noch vergewaltigt. Wie kann man einem kleinen Jungen so etwas antun? Dazu muss man wissen, dass ich gekappte, entzündete Mandeln hatte, die bei leichtester Berührung einen Brechreiz auslösten. Aber das haben weder die Ärzte damals noch die Aufsicht bemerkt und auch niemanden interessiert.
Abends dann wurde ich wieder den anderen vorgeführt. Nach dem Motto, hier kommt der Abtrünnige, er darf jetzt mit uns Abendesse, aber dann wieder ins Bett, er ist ja krank. Anderen ging es auch so, aber die wurden von mir getrennt gequält. Nachts durften wir nicht auf die Toilette. Ich konnte das aushalten, aber andere nicht. Die machten dann ins Bett. Die Bettwäsche wurde nur einmal die Woche oder so gewechselt, also lagen sie mehrere Tage im dreckigen Bett. Generell war der Ton der Frauen, Männer habe ich keine wahrgenommen, sehr brutal bis militärisch. Mittleid, Zuneigung, Herzlichkeit, Freundlichkeit all das gab es nicht. Ich hatte das Gefühl von meinem Zuhause in eine Hölle gekommen zu sein und verlor da wohl das erste mal das Vertrauen zu Erwachsenen und anderen Menschen. Ich habe heute noch und die letzten zwanzig Jahre mit psychischen Problemen zu kämpfen, die mich mein ganze Leben am Erfolg, einem erfüllten und einem freien Leben gehindert haben. Ich wünsche den Verantwortlichen von Damals alles erdenklich Schlechte! Ich hoffe ihnen sind ihre Taten auf dem Sterbebett durch den Kopf und das Herz gegangen. Meinen Eltern mache ich keinen Vorwurf, denn die wurden ja in dem Glauben gelassen, dass sie mir was Gutes getan hätten. Tiere behandeln ihre Jungen besser.
Einmal bekam ich einen Brief von meinen Eltern, da wurde mir die gesamte Tragweite erst richtig bewusst. Mein Heimweh und meine Situation wurde dadurch noch schlimmer und ich heulte den ganzen Tag. Viele andere heulten auch regelmässig, das interessiert keinen von den Aufseherinnen im Gegenteil, die wurden dann erst richtig grob. Stell Dich nicht so an, etc. Ich kam nach der Heimkehr zu meinen Eltern garnicht auf die Idee etwas darüber zu erzählen, da ich glaubte, so müsse die Welt eben sein. Erst viel später habe ich meinen Eltern von den Erlebnissen erzählt, die dann masslos erschüttert waren. Am schlimmsten war eigentlich, dass man den Erwachsenen dort hilflos ausgeliefert war. Man kam sich hilflos, klein, minderwertig und unnütz vor. Im Nachhinein habe ich meine ganze restliche Jugend in solch einem Licht betrachtet gesehen. Wir sollten gebrochen und klein gemacht werden. Mir tun alle die das mitmachen mussten schrecklich leid und freue mich auf Kontakt zu ihnen.
habe am 27.10,21 die NDR 3-TV-Sendung zum Thema Kinderverschickung mit dem Titel "Was ist damals passiert" gesehen. Dabei kamen bittere Erinnerungen an meinem Aufenthalt von Juni bis ca. Ende August 1960 im Kinderheim "Haus Hapke" in mir hoch. Ich weiss nicht, ob sie bei mir tramatische Langzeifolgen wie Entwicklungsstörungen oder soziale Defizite ausgelöst haben. Ich bekam damals aber zu spüren, welche inhumanen bis zerstörerischen Auswirkungen dieses jahrzentelang lukrative Geschäftsmodell der Gesundheitsindustrie names"Kinderverschickung" auf dessen wehrlose Opfer (geschätze 10 Millionen) hatte, die diesen Horror igendwie durchstehen mussten.
Meine Erfahrungen decken sich in velen Punkten mit denen anderer Betroffener, die sich hier dazu schon geäußert haben: In Erinnerung bleiben ekliger Haferbrei, der unter Androhung von Gewalt restlos verzehrt werden musste, der Zwang, verschmutzte Unterhosen und Bettwäsche selbst mit kaltem Wasser zu reinigen, die total repessiven Disziplinierungsmehoden, der menschenverachtende Nazi-Kasernenhofton, die systematische Unterdrückung persönlicher Bedürfnisse und Gefühlsregungen zu Gunsten des Profits.
Was ist mit Verantwortung und Wedergutmachung?
Zurück zu Hause musste meine Mutter mit mir Enlisch pauken, weil das neue Schuljahr (5. Klasse) schon längst ohne mich begonnen hatte und ich erst wieder Anschluss finden musste, was dann aber ganz gut gelang und gefühlt ohne Dauerschäden gelang.
Ich erntete damals im Familienkreis übrigens viel Beifall für meine Parodien über Frau Hapke . . .