ZEUGNIS ABLEGEN – ERLEBNISBERICHTE SCHREIBEN

Hier haben sehr viele Menschen, seit August 2019, ÖFFENTLICH ihre Erfahrung mit der Verschickung eingetragen. Bitte geht vorsichtig mit diesen Geschichten um, denn es sind die Schicksale von Menschen, die lange überlegt haben, bevor sie sich ihre Erinnerungen von der Seele geschrieben haben. Lange haben sie gedacht, sie sind mit ihren Erinnerungen allein. Der Sinn dieser Belegsammlung ist, dass andere ohne viel Aufwand sehen können, wie viel Geschichte hier bisher zurückgehalten wurde. Wenn du deinen Teil dazu beitragen möchtest, kannst du es hier unten, in unserem Gästebuch tun, wir danken dir dafür! Eure Geschichten sind Teil unserer Selbsthilfe, denn die Erinnerungen anderer helfen uns, unsere eigenen Erlebnisse zu verarbeiten. Sie helfen außerdem, dass man uns unser Leid glaubt. Eure Geschichten dienen also der Dokumentation, als Belegsammlung. Sie sind damit Anfang und Teil eines öffentlich zugänglichen digitalen Dokumentationszentrums. Darüber hinaus können, Einzelne, die sehr viele Materialien haben, ihre Bericht öffentlich, mit allen Dokumenten, Briefen und dem Heimortbild versehen, zusammen mit der Redaktion als Beitrag erarbeiten und auf der Bundes-Webseite einstellen. Meldet euch unter: info@verschickungsheime.de, wenn ihr viele Dokumente habt und solch eine Seite hier bei uns erstellen wollt. Hier ein Beispiel

Wir schaffen nicht mehr, auf jeden von euch von uns aus zuzugehen, d.h. Ihr müsst euch Ansprechpartner auf unserer Seite suchen. ( KONTAKTE) Wenn Ihr mit anderen Betroffenen kommunizieren wollt, habt ihr weitere Möglichkeiten:

  1. Auf der Überblickskarte nachschauen, ob eurer Heim schon Ansprechpartner hat, wenn nicht, meldet euch bei Buko-orga-st@verschickungsheime.de, und werdet vielleicht selbst Ansprechpartner eures eigenen Heimes, so findet ihr am schnellsten andere aus eurem Heim.
  2. Mit der Bundeskoordination Kontakt aufnehmen, um gezielt einem anderen Betroffenen bei ZEUGNIS ABLEGEN einen Brief per Mail zu schicken, der nicht öffentlich sichtbar sein soll, unter: Buko-orga-st@verschickungsheime.de
  3. Ins Forum gehen, dort auch euren Bericht reinstellen und dort mit anderen selbst Kontakt aufnehmen

Beachtet auch diese PETITION. Wenn sie euch gefällt, leitet sie weiter, danke!

Hier ist der Platz für eure Erinnerungsberichte. Sie werden von sehr vielen sehr intensiv gelesen und wahrgenommen. Eure Erinnerungen sind wertvolle Zeitzeugnisse, sie helfen allen anderen bei der Recherche und dienen unser aller Glaubwürdigkeit. Bei der Fülle von Berichten, die wir hier bekommen, schaffen wir es nicht, euch hier zu antworten. Nehmt gern von euch aus mit uns Kontakt auf! Gern könnt ihr auch unseren Newsletter bestellen.

Für alle, die uns hier etwas aus ihrer Verschickungsgeschichte aufschreiben, fühlen wir uns verantwortlich, gleichzeitig sehen wir eure Erinnerungen als ein Geschenk an uns an, das uns verpflichtet, dafür zu kämpfen, dass das Unrecht, was uns als Kindern passiert ist, restlos aufgeklärt wird, den Hintergründen nachgegangen wird und Politik und Trägerlandschaft auch ihre Verantwortung erkennen.

Die auf dieser Seite öffentlich eingestellten Erinnerungs-Berichte wurden ausdrücklich der Webseite der „Initiative Verschickungskinder“ (www.verschickungsheime.de) als ZEUGNISSE freigeben und nur für diese Seiten autorisiert. Wer daraus ohne Quellenangabe und unsere Genehmigung zitiert, verstößt gegen das Urheberrecht. Namen dürfen, auch nach der Genehmigung, nur initialisiert genannt werden. Genehmigung unter: aekv@verschickungsheime.de erfragen

Spenden für die „Initiative Verschickungskinder“ über den wissenschaftlichen Begleitverein: Verein Aufarbeitung und Erforschung von Kinderverschickung / AEKV e.V.:     IBAN:   DE704306 09671042049800  Postanschrift: AEKV e.V. bei Röhl, Kiehlufer 43, 12059 Berlin: aekv@verschickungsheime.de

Journalisten wenden sich für Auskünfte oder Interviews mit Betroffenen hierhin oder an: presse@verschickungsheime.de, Kontakt zu Ansprechpartnern sehr gut über die Überblickskarte oder die jeweiligen Landeskoordinator:innen


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2774 Einträge
Haaf, Hannelore schrieb am 29.07.2020
Guten Tag Herr Gobbetto,
ich bin eine Mutter eines Verschickungskind. Mein Sohn geb. 1972 war zweimal in Norderney 1976/1978 im Kinderheim um seine Bronchitis auszukurieren. Das mein Sohn dort einiges erlebt haben muß, bemerkte ich schon immer, da ich aber als Kind auch mehrmals in Kindererholungsheim war, machte ich mir keine großen Gedanken. Diese wurden in den letzten Jahren immer größer und ein Bericht im Fernseh gab mir Recht, mich darüber zu informieren. Mein Sohn wohnt in NRW und ich in Baden Württemberg. Kann ich ihm eine Mailadresse oder Anlaufstelle mitteilen um sich vielleicht auszutauschen. Ich habe ihn schon ein paarmal darauf angesprochen, aber er winkt ab. Er hat uns aber mal in einer feuchtfröhlichen Runde erzählt, daß er auch schon mal in einer Badewanne mit kaltem Wasser geschlafen habe. Ich winkte entsetzt ab und er meinte nicht zu Hause sondern in Norderney. Diese Aussage lässt mich nicht mehr los.
Ich hoffe Sie können mir weiterhelfen. Meine Mailadress lautet: hahaaf@gmx.de
Vielen Dank und ihnen alles Gute
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Uta Zimmer schrieb am 29.07.2020
Ich war vom 04.04.70 bis 13.05.70, 5 1/2- jährig in BAD FRANKENHAUSEN (DDR) und ein reichliches Jahr später in BINZ (Ostsee) jeweils 6 Wochen zur "Kur". Vieles von dem, was sich hier lesen lässt, habe ich auch erlebt und sehe mich auch heute immer mal wieder damit konfrontiert. In Form von Ängsten, Unsicherheiten, Stimmungseinbrüchen. Eine Erinnerung aus Bad Frankenhausen 70 schmerzt mich ganz besonders und vielleicht finde ich auf diesem Weg das beteiligte Mädchen. Während des Mittagsschlafes, bei dem ich keinen Schlaf fand, ebenso, wie meine Bettnachbarin, legten wir stumm unsere Fußsohlen aneinander. So entstand eine Brücke zwischen unseren Betten (und unserem (meinem) Gefühl des Alleinseins. Die Erzieherin entdeckte uns und zur Strafe nahm sie uns unsere Kuscheltiere - mit der Drohung diese zu verbrennen - weg. Nun trug ich die Schuld für das, was diesem für mich lebendigem Wesen, meinen Begleiter widerfuhr. Bis zur Heimkunft, wo sich der Teddy am Koffer fand. Die Erinnerung macht mich sehr wütend.
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Norbert Werth schrieb am 29.07.2020
Ich war etwa 7 Jahre alt als ich nach Bad Salzdetfurth kam.
Ich hatte einen mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt, auf einer Isolierstation, hinter mich gebracht. Schon die Vorstellung wieder von meiner Familie getrennt zu sein bereitete mir mehr als Unbehagen.
Dort angekommen ging es scheinbar nur noch darum uns zu disziplinieren und ggf. zu brechen. Das was kleine Menschen ausmachte, Spiel, Spaß,Freude und Unbekümmertheit, war das letzte was man hier wollte. Sprechverbote, sitzen bis alle alles aufgegessen haben, die Entwendung von elterlichen Geschenken zu Geburtstagen, die Zensur, der an die Familie gerichteten Briefe, wir wurden unserer Liebe und unseres Urvertrauens beraubt.
Immer wenn ich auf unseren endlosen "Spaziergängen" ein Postauto sah, erkannte ich das -BP- auf dem Kennzeichen, für mich aus Berlin kommend war das Auto aus Berlin und da wollte ich unbedingt wieder hin. Ich weinte oft wenn ich ein Postauto sah.
Alles hier bereits geschilderte kann ich nur bestätigen.
Schläge, Isolierung und Demütigung war das Mittel der Wahl.
Ich erinnere mich, dass es eine Schwester gab (ich glaube sie hieß Cordula), die war anders als die Anderen, doch leider wurde sie kurz nach unserer Ankunft krank und es wurde uns wieder etwas genommen.
Diese Aufenthalte haben andere kleine Menschen aus uns gemacht.
 
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Christiane schrieb am 29.07.2020
Ich war Anfang 1979 im Alter von 6 Jahren aufgrund chronischer Bronchitis 5 Wochen zum Heilverfahren auf Langeoog. Ich habe zwei Bilder von dem Aufenthalt, aber keine Erinnerungen bzw. bin derzeit nicht bereit da genauer hinzusehen aus Befürchtung in ein tiefes schwarzes Loch zu fallen, da ich eh schon psychisch sehr instabil bin. Ich schließe nicht aus, dass die Wochen der Kinderverschickung ein Puzzleteil meine Erwerbsminderung sind.
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Werner Dütting schrieb am 28.07.2020
Ich bin mit 6 Jahren, 1961, in Bad Soden im Taunus für 6 Wochen in einem Kindererholungsheim gewesen, da ich oft krank und auch zu dünn war. Das was ich noch weiß ist folgendes. Wir sind sehr streng behandelt worden. Zu zweit mussten wir uns immer anfassen. Wenn es zu Bett ging in dem großen Schlafsaal habe ich viel geweint und oft ins Bett gemacht. Ich weiß, dass ich viel ausgeschimpft wurde. Sonstige Strafen weiß ich nicht mehr. Das Schlimmste war das Schneiden der Fußnägel alle 14 Tage. Es war immer eine blutige Angelegenheit. Als ich nach Hause kam, waren meine Eltern erschrocken. Ich sah kranker und blasser aus als vorher. Meine Eltern habe ich wochenlang mit Sie angesprochen. Das sagt dann wohl alles.
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Eva schrieb am 28.07.2020
Ich war um 1960 sechs Wochen zur Kur im Berghof bei Polling. Die Hoffnung meiner Eltern, dass ich dank der Kur zunehmen würde, hat sich nicht bewahrheitet. Ich hatte Heimweh, und ich habe mich, wie einige andere Kinder auch, mit einem Hautausschlag angesteckt. Von den Aufsichtspersonen bin ich aber jederzeit korrekt behandelt worden, und ich habe durchaus auch angenehme Erinnerungen an meinen Aufenthalt. Ich erinnere mich allerdings auch an einen kleinen Jungen im Vorschulalter, der seinen Kopf nicht halten konnte und gelegentlich Anfälle von Atemnot hatte; den hätte man aus heutiger Sicht sicher gezielter unterstützen und integrieren können.
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Silvia Wisbar schrieb am 28.07.2020
Mein Name ist Silvia und ich bin über die heutige Sendung von Report Mainz hier her gelangt.
Im Jahr 1966 kamen meine jüngere Schwester (4 J.) und ich (6 J.) als Verschickungskinder zur Kur ins DRK Kinderheim Bad Dürrheim im Schwarzwald. Unsere Betten standen in einem großen Schlafsaal, meines am Ende unter dem hohen Fenster. Von Beginn an wurde ich, besonders von einer Kinderschwester, misshandelt und gedemütigt.
Jeden Morgen musste ich die Nachttöpfe des gesamten Schlafsaals ausleeren. Als ich mich dabei übergeben musste, wurde ich dazu gezwungen, das Erbrochene aufzubessern und runter zu schlucken.
Einmal vergaß ich meinen Waschlappen in der Bäderabteilung. Da die Waschlappen an Haken überm Bett hingen, hatte ich große Angst, dass der fehlende Waschlappen beim Betten machen bemerkt würde. So blieb ich bis zum Schluss im Vorraum des Bads, wo die Waschbecken waren, und putzte wie verrückt meine Zähne.
Die besagte Kjnderschwester kam wütend an und verprügelte mich. Vor Angst liess ich unter mich gehen. Als ich auf dem Boden lag, schleifte sie mich in den Nebenraum mit der Badewanne. Dort liess sie kaltes Wasser in die Wanne, setzte mich samt Schlafanzug. dann hinein und drückte immer wieder meinen Kopf unter Wasser, so dass ich kaum noch Luft bekam. Morgens früh nahm sie mir regelmäßig die Häfte meines Brötchens weg und gab es meiner kleinen Schwester. War sie nachts da, holte sie mich aus dem Schlaf und ich musste mich barfuß im Schlafanzug gefühlte Stunden auf den dunklen Flur stellen, durfte mich dabei aber nicht an die Wand anlehnen.
Einmal waren wir Kinder draußen auf der Veranda und meine kleine Schwester zog sich durch Herumrutschen auf dem Boden einen Splitter in den Po und weinte. Hierfür wurde ich zur Rechenschaft gezogen und wieder vor den anderen Kindern verprügelt.
Unsere "Rettung" war, dass alle Kinder des Schlafsaals an Windpocken erkrankten und wir alle auf die Isolierstation kamen. Dort war man freundlich zu uns. Meine Mutter durfte uns nach einer Weile in Bad Dürrheim abholen. Ich habe kaum gesprochenund war sehr verängstigt. Auf der Rückfahrt im Zug sah sie dann auf der Toilette, dass ich überall am Körper grün und blau geschlagen war.
In Köln, wo wir wohnten, gingen meine Eltern mit mir zum Gesundheitsamt, wo ich examiniert wurde. Das war sehr schlimm für mich.
Später kam der Direktor des Kinderheims nach Köln und überreichte meinen Eltern für meine Schwester und mich je eine Schwarzwaldpuppe. Meine hatte eine grüne Schürze.
Es wurde niemals, auch nicht von Seiten meiner Eltern, ein Psychologe hinzu gezogen. Bis heute bekomme ich Panik, sobald mein Kopf unter Wasser gerät. Noch heute stehen all diese Bilder vor meinem inneren Auge und ich kann mich an all das erinnern. Es wird mich mein Leben lang begleiten, auch wenn ich jetzt schon 60 Jahre alt bin. Vieles hat sich durch diese Erlebnisse in mir festgesetzt - Angst vor dem Allein sein in der Dunkelheit, Minderwertigkeitsfefühle und vieles andere.
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Martina Grebe schrieb am 28.07.2020
Hallo. Ich bin Jahrgang 1957 und wurde noch vor der Einschulung aus dem Schwarzwald nach Sylt verschickt. Die Erinnerungen sind spärlich. Geblieben ist mir dass ich keinen Käse essen kann und keinen Salat. Ich erinnere mich an schreckliches Heimweh. Habe der Betreuerin einen Brief diktiert "ich will nachhause". Angekommen ist per Postkarte "es geht mir gut ". Aufessen und Mittagsschlaf waren Pflicht.
Ich bin jetzt erst durch einen Fernsehbeitrag darauf gekommen zu recherchieren. Da ich weder den genauen Zeitraum weiß noch den Namen des Heimes kenne, überlege ich bei der Krankenkasse meiner Eltern zu recherchieren. Macht das Sinn?
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Manfred Krüger schrieb am 28.07.2020
Mit 6 Jahren nach St.Peter Ording ins Weberhaus . Bei Wind und Sturm kurze Hosen und TShirt. Nach dem Baden in der Nordsee gab's keine Dusche sondern so ins Bett. Nachts Schreie anderer Kinder,Schläge und vieles mehr. Hatte man Durst bekam man nichts ich erinnere mich das ich aus der Toilettenschüssel getrunken habe und ich war nicht der einzige. Hatte Brot und Brõtchen gesammelt und wollte Abhauen. Ich war froh als dieses alles vorbei war. Zu Hause öffnete meine Mutter den Koffer und fand das gesammelte. Dann habe ich ihr alles Erzählt. Sie und mein Vater sind dann zum Gesundheitsamt unseres Kreises. Was damit erreicht wurde ,keine Ahnung.
Durch diese Kur hab ich wieder ins Bett gemacht dies hat mich lange begleitet.
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Kay Andraschko schrieb am 28.07.2020
Hallo, ich bin Jahrgang 1964 und wurde 1969 oder 1970 für 6 Wochen zur Kur nach Friedenweiler im Schwarzwald verschickt. Ich habe nicht vergessen, wie Bettnaesser vor allen anderen blossgestellt wurden, Briefe geöffnet bzw. zensiert wurden, Blickkontakte beim gemeinsamen Beten verboten waren, die Nonnen sehr streng und wenig menschlich waren, die endlose Tortur des Aufessens und vieles mehr. Mit einem anderen Jungen haben wir uns damals geschworen, an jenen Ort zurückzukommen und sie alle zu verhauen.
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Petra schrieb am 28.07.2020
War 1983 mit 16 Jahren in Wessobrunn zum Abnehmen. Es war (ist) ein Kloster und hatte gute Ergebnisse (über 10 Kg in 6 Wochen). Es war schlimm. Wir (16 und älter) waren zwar in einem extra Gebäude (Mayerhof) untergebracht (nur 3-4 Bett Zimmer) aber das war es auch schon. Sie hatten die, die abnehmen sollten mit denen die zunehmen sollten zusammengelegt. Sah so aus. Wir bekamen am Tag 500 Kalorien (viel zu wenig für jemanden in der Pubertät) also 1 Scheibe Knäckebrot mit 1 Scheibe Wurst oder Käse. Kein Fett. Mittags auch nur wenig. Die andern hatten den Tisch voll und es roch so gut. Wir hatten Sport morgens. Nach dem Essen Schwimmen. Wir mussten 70 Bahnen im 25 Meter Becken schwimmen. Die anderen durften spielen. Habe es einmal gemacht. Danach wurde ich krank. Wir hatten alle Probleme mit unserer Regel. Wer nicht genug abgenommen hat, durfte nicht ins Dorf. Wenn man unter 10Kg blieb (wie ich) bekam man kleine braune Pillen, mit denen man sogar etwas abnahm selbst wenn man gesündigt hatte (selber ausprobiert). Am schlimmsten war Schwester Amaranth. Man musste zum kath. Gottesdienst. Wollte man nicht mit, wurde man im Haus eingeschlossen. Ich habe zwar letztlich fast 13 Kg abgenommen aber es war echt schlimm. Wir hatten uns noch um ein jüngeres Mädchen gekümmert, das mit uns am Heimatbahnhof eingestiegen ist, weil es ganz schreckliches Heimweh hatte. Die jüngeren haben in riesigen Schlafsälen geschlafen.
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Petra schrieb am 28.07.2020
Als Kind war ich mit meinem Bruder (1,5 Jahre älter als ich) in Oberstdorf. Ich muss so zwischen 4-5 Jahre alt gewesen sein. Mein Bruder sollte zur Kur (er hatte als Baby Rachitis) ich sollte nur zur Begleitung mit. Ca 1971 im Herbst. Erinnere mich, dass wir getrennt werden sollten (Mädchen und Jungen getrennt). Ich habe so geschrien und geweint, dass ich bei ihm bleiben durfte. Ich hatte schreckliches Heimweh. Wir hatten beide Nachts Angst vor den Schatten am Fenster und waren deshalb nachts laut (wir haben uns leise unterhalten). Wer laut war, bekam am nächsten Tag keinen Nachtisch. Ich glaube wir hatten in der ganzen Zeit nur 1 mal Nachtisch. Wenn es Gewitter gab, war das für mich schlimm, weil es durch die Berge so laut war. Hat lange gedauert, bis ich nicht mehr soviel Angst vor Gewitter hatte. Am schlimmsten war, das es Windpocken gab und ich mich angesteckt hatte. Sie waren so schlimm, dass ich ins Krankenhaus gebracht wurde. Meinen Eltern erzählten sie, sie würden mich jeden Tag besuchen. Stimmte nicht. Sie kamen nicht und ich hatte Panik, dass mein Bruder ohne mich nach Hause fährt. Das Krankenhaus hat dann meine Eltern angerufen und ein anderes Elternpaar gebeten sich um mich zu kümmern. Außerdem kann ich mich an Filme mit Rieseameisen etc. erinnern. Mein Bruder kam erholt zurück, ich schlechter als vorher. Durfte dann nochmal in Kur mit 16 (1983) war ich zum Abnehmen in Wessobrunn. Das war auch schlimm.
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Brigitte schrieb am 28.07.2020
Ich war Anfang der 70er Jahre in einem Erholungsheim der Deutschen Bundespost auf Borkum. Ich habe nur schemenhafte Erinnerungen an diese 6 Wochen, zwei Erinnerungen sind mir prägend geblieben: ich musste im Essensraum/Saal Milchreis mit Zimt essen, auch wenn ich ihn nicht runterbekam. Dieses Gericht gab es 6 Wochen lang abends. Desweiteren sind mir die anderen Kinder sehr agressiv begegnet, wenn keine Aufseherin anwesend war. Im Waschraum ist mir ein Zahn ausgeschlagen worden, nach meiner Erinnerung von anderen Kindern.
Es erschien mir alles wie ein Gefängnis, ein Erziehungsheim/Waisenhaus im schlechtesten Sinne. Zuhause angekommen, war meine Mutter schockiert und hat sich bei dem Sozialdienst der Post beschwert, was erfolglos blieb.
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Claudia schrieb am 28.07.2020
Hallo,
auch ich war auf Langeoog, ca 1969.Das Heim wurde von Nonnen geführt, soweit ich mich erinnere. Man durfte nur zu bestimmten Zeiten auf die Toilette (ich war damals 5 Jahre alt) und wenn man nachts im großen Schlafsaal auf die zur Verfügung gestellten Pipitöpfchen ging und man „groß“ machte, wurde man bestraft. Die Post, die man diktierte, da ich noch nicht schreiben konnte, wurde anders nieder geschrieben. Das Essen war einfach nur widerlich und musste immer aufgegessen werden. Als ich vor Heimweh krank wurde, hat man mich isoliert und auf ein Einzelzimmer verfrachtet. Nach 6 Wochen „Kur“ kam ich wieder nach Hause und habe meine Mutter eine lange Zeit nur noch Tante genannt.
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katarina ganslandt schrieb am 27.07.2020
Ich bin Jahrgang '66, wohnte damals in Konstanz und wurde zwischen '72 - '74 irgendwann als 6- bzw 7-jährige von meiner Kinderärztin für sechs Wochen zur Kur nach Saig im Schwarzwald geschickt, weil ich angeblich zu dünn gewesen bin.
 
Ich war tatsächlich eine "schwierige" Esserin und ernährte mich – wie viele Kinder – hauptsächlich von Brot, Reis, Kartoffelbrei, Nudeln und Bananen. Als meine Eltern mich ins Heim brachten, gab es gerade so etwas wie einen Nachmittagssnack. Wir nahmen ihn in einem Extrazimmer neben dem Speisesaal ein. Weil mir von warmer Milch (mit Haut) schlecht wurde, fragten meine Eltern, ob man mir vielleicht immer ein bisschen Kakao in die Milch tun könnte. Die Tanten versprachen lächelnd, dass das natürlich möglich wäre. Am nächsten Tag war natürlich kein Kakao in der Milch und ich wurde ausgelacht, weil ich mir einbildete, ich könnte Extrawünsche anmelden. 
 
In meinem Schlafsaal war ein Mädchen mit Asthma untergebracht, das nachts oft keine Luft bekam, was uns große Angst machte, weil wir nicht wussten, wie wir helfen konnten. 
 
Morgens wurden wir geweckt, mussten uns im Schlafanzug im Flur vor dem Essenwagen aufstellen und bekamen einen großen Teller voll schleimiger Haferflockensuppe (sonntags mit Kakao), der ganz aufgegessen werden musste, sonst gab es Ärger.
Weil ich es mittags oft nicht schaffte, das Essen – in der Regel Kohl und zähes, fettes Fleisch – aufzuessen, musste ich zur Strafe stundenlang, teilweise gefühlt bis zum Abend, alleine im Speisesaal vor meinem Teller sitzen bleiben, bis ich mir das Essen doch irgendwie reingezwungen hatte oder es so spät war, dass ich befreit werden musste. 
 
Sämtliche Päckchen von Zuhause wurden konfisziert und der Inhalt in einer großen Schublade unten im Schrank in einer Art Schulzimmer (?) aufbewahrt. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass wir die Süßigkeiten jemals bekommen haben. Das Argument war natürlich, dass es sonst den anderen gegenüber ungerecht wäre, die nichts oder weniger bekamen.
 
Nach dem Mittagessen Liegekur an der frischen Luft draußen auf der Terrasse. Fest in eine Wolldecke eingewickelt, mussten wir mucksmäuschenstill sein und warten, bis die Zeit um war.
 
Die täglichen Spaziergänge zur Ertüchtigung waren okay, weil ich da das Gefühl hatte, halbwegs frei sein zu können, obwohl wir natürlich immer in der Gruppe bleiben und singend lange Strecken zurücklegen mussten. Als wir einmal durch den Wald hinter dem Haus zurückkamen, hatte ich mir wie ein chinesischer Kuli einen Stock über die Schultern gelegt und ließ die Hände darüber hängen. Ich bin gestolpert, hingefallen und auf eine Wurzel geknallt, weil ich mich nicht abfangen konnte. Die Kopfwunde blutete stark, aber ich kam nicht ins Krankenhaus oder zum Arzt und meine Eltern wurden auch nicht benachrichtigt. Ich nehme aber an, dass die Verletzung schon relativ schwer war, weil ich an der Stelle an der Stirn bis heute eine knochige Verhärtung habe.
 
Abends mussten wir uns in Unterhose in langer Reihe vor dem Untersuchungszimmer aufstellen, wo wir irgendwelche Tabletten bekamen und gewogen wurden. Ich erinnere mich an einen Jungen, der schluchzend auf der Liege saß und ein großes Glas Rahm austrinken musste. Keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte.
 
Ich war so kreuzunglücklich, dass die Heimleitung mich eines Tages ins Büro holte und sagte, man hätte meine Eltern angerufen, sie würden mich heute abholen. Ich sehe noch vor mir, wie ich vor dem Haus auf der Schaukel saß und auf sie wartete. Sie kamen nicht. Am Abend sagte man mir, sie hätten mich wohl vergessen. Danach blieb ich noch mehrere Wochen im Heim.
 
Einige Zeit war ich mit Röteln in einem kleinen Einzelzimmer unter dem Dach in Quarantäne untergebracht. Die Krankenschwester hatte eine Behinderung, die dazu führte, dass ihr Kopf stark zur Seite geneigt war und sie ihn nicht gerade halten konnte. Ich kann mir vorstellen, dass sie deswegen vielleicht gehänselt worden ist, jedenfalls hasste sie Kinder noch mehr als die anderen. Während ich oben auf der Krankenstation war, gab es einmal Sauerkraut, von dem ich mich übergeben musste. Diese Schwester zwang mich, das Hochgewürgte und den Rest auf dem Teller aufzuessen. Ansonsten war ich, glaube ich, froh, dort oben allein zu sein und meine Ruhe zu haben.
 
Was die Zeit im Kinderheim für mich zusätzlich traumatisch machte, war die Tatsache, dass meine Eltern mir, als ich endlich wieder zu Hause war, nicht glaubten, was passiert war, sondern mir unterstellten, ich würde mich wichtig machen wollen. Ich hatte den Drang, immer wieder davon zu erzählen, was für die Familie sicher auf Dauer nervig war. Die Reaktion war dann jedesmal Lachen und: »Ooooh nein, Kata und ihre Kinderheimgeschichten wieder!« 
Umso erleichternder ist es für mich, diese Seite gefunden zu haben und bestätigt zu bekommen, dass ich mir das alles nicht ausgedacht oder künstlich aufgebauscht habe, sondern dass es Tausende von Kindern gab, die alle dasselbe erleben mussten …
 
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Emma schrieb am 27.07.2020
Esszwang, auch für ekelhaftes Essen wie Leber, riesen Schlafsaal, bei dem das liebste Kind unter einem Wandbild von Sterntaler schlafen durfte, keine Schlafbegleitung, keine medizinische Hilfe bei Zeckenbissen, die sollte ich selbst entfernen mit 7 oder 8 Jahren, sehr kalter Schlafraum, Wassertreten in einem dunklen Kellerraum, gruselige Geschichten von Morden, die von den Erziehern erzählt wurden, keiner Kontakt zu den Eltern außer 2 Briefen, kleinere und größere Kinder waren getrennt, an eine Manja aus der großen Gruppe kann ich mich erinnern, die hat mir manchmal geholfen, wenn es mir sehr schlecht ging vor Heimweh. Ich sollte zum Zunehmen hin und habe viele Kilo statt dessen abgenommen, leide unter starken Verlustängsten, die sich erst jetzt langsam geben mit 40. Das ganze war 1987 oder 1988.
Kann sich jemand an das Sterntaler Bild erinnern oder den genauen Namen. Es war eine Burg (ich meine Rabenstein oder so ähnlich) und es wurde die Geschichte erzählt vom Burgherrn, der mit Fingerhut vergiftet wurde. Es hing ein Bild von ihm an der Wand, das einen angestarrt hat, egal, wo man sich im Raum befand. An viel mehr kann ich mich nicht erinnern
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Klaus-Dieter schrieb am 26.07.2020
Hallo, ich war auch auf Langeoog. Auch in einem Haus von der Inneren Mission über Ostern irgendwie zwischen 1966-1968. Auch ich "durfe" auf einer schmalen Bank im Flur zwischen den Schränken "schlafen". Es war grausam. Die Post wurde zensiert und uns wurden alle persönlichen Süssigkeiten abgenommen und dann an Ostern für ALLE Kinder versteckt. Ich fand dann ein Bonbon....!! Dann mussten wir "salzwasser" trinken. Angeblich war das gesund....ich musste würgen. Vor vielen Jahren habe ich mal auf der Indel das Haus versucht wiederzufinden....ist mir aber nicht gelungen.
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Anja schrieb am 25.07.2020
Hallo
Ich war Anfang der 70iger Jahre, weil ich zu dünn und blass war, irgendwo im Taunus? Ich bin mir da nicht so sicher. Jedenfalls hatte ich schon sehr früh mitbekommen, dass man sich "artig" zu verhalten hatte. In einem für mich vertrauensvollen Moment, als eine junge Frau mir nach dem Toilettengang die Hose zugeknöpft hat, weil ich dazu noch zu klein war, habe ich geweint und ihr erzählt, dass ich großes Heimweh habe. Sie ist sofort zur Direktorin gelaufen und hatte es ihr erzählt. Daraufhin wurde mir mein Koffer gepackt, die Tür weit aufgerissen, meine Jacke usw. angezogen (es war tiefster Winter) und mir gesagt, dann sollte ich doch gehen. Ich habe bitterlich geweint und habe darum gebeten, dass ich bleiben darf und ich wieder artig sein wollte. Es waren schlimme Zeiten. Vergessen habe ich auch nicht das weiße Dachzimmer mit den Stahlbetten. Unsere Süßigkeiten haben wir immer dahinter versteckt.
Kein Besuch der Eltern und das über Weihnachten!!!!!
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Andrea schrieb am 19.07.2020
Ich war in Mittenwald im Sommer 1970, Juni bis August, 6 Wochen. Das Haus hiess glaube ich Haus am Schmalsee oder Schmalensee. Sorry, ist schon so lange her. Ich war in einem Haus hoeher am Hang. Unsere Leiterin in diesem Haus war furchtbar. Sie war eine Jugoslawin mit gefaerbten rooten Haaren und viel Schminke. Auf mich hatte sie es besonders abgesehen. Sie kam nachts in unser Zimmer und drohte mir weil ich mich beschwert hatte dass sie mir Geld gestohlen hatte dass meine Eltern mir geschickt hatten. Diese Frau (oder Monster) hat uns Kinder unter die Dusche gestellt und wir mussten unter eiskaltem Wasser duschen. Wir haben geweint und geschrien. Ich bekam Keuchusten und wurde nicht aerztlich versorgt, habe die ganze Nacht gehustet. Ich dachte mir brechen die Rippen so schlimm habe ich gehustet. Es gab nicht viel zu essen, deshalb habe ich mir oft ein Broetchen mitgenommen aus dem grossen Speisesaal. Wir mussten viel wandern, morgens Gymnastik, wurden oft gewogen von einem Arzt.
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Beate schrieb am 15.07.2020
Hallo, ich habe sehr ähnliche Erfahrungen gemacht als 7-jährige während 6 Wochen im Mai-Juni 1970 in Bad Dürrheim, Schwarzwald. Welches Heim und welcher Heimträger das war, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass wir heiße moorbäder nehmen mussten und dass es zum Inhalieren in den Ort runterging. Es wurde immer von 2 häusern gesprochen : Wir waren im 'Wiesenhaus' und es wurde uns gedroht, wenn wir nicht gehorchen, kämen wir ins 'Waldhaus', wo die bösen Kinder untergebracht seien. Ich würde sehr gerne wissen, welches Heim das war.
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metoo schrieb am 12.07.2020
Hier noch eine- Ü60- die in so einem Heim grauselige Erfahrungen gemacht und erst nach zig Berichten zu demThema realisiert hat,WAS da eigentlich lief....
Erbrochenes essen, Schläge,ohne Decke auf der Bank schlafen, Demütigungen vor den anderen, Kontaktverbot zum Bruder, verschimmeltes Brot, Konfiszierung von Geld/Briefen/geschickten Dingen, nicht weinen dürfen usw...
 
War irgendjemand Mitte der 60er auf Langeoog? Aufenthalt wurde damals über die BEK finanziert.
Ich finde/weiß den Namen des Heims nicht, wurde von der Inneren Mission geführt.
Entweder Haus Sonnenschein, oder Bethanien....
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Cornelia Sauer schrieb am 09.07.2020
Hallo, ich bin Cornelia und wurde 1962 für sechs Wochen mit einer Kindergartenfreundin ins Kinderheim nach Duhnen/Cuxhaven geschickt. Ich war 6 Jahre alt, Gabriele 5 Jahre – und deshalb wurden wir in verschiedene Gruppen gesteckt: Gabi in die Kleinkindergruppe, ich in die Gruppe der Mädchen bis 14 Jahre. Das Essen war ziemlich grauenvoll, wir mussten zum Beispiel fettes Fleisch runterwürgen. Ich habe mich oft geweigert, und mir wurde gesagt, dass man meine Eltern informieren würde. Man hat mich täglich gewogen und dann, weil ich abgenommen habe, beschimpft. Mittags sollten wir schlafen. Ich kannte das nicht und war hellwach. Sobald ich ein Auge aufmachte, schrie mich eine der "Tanten" an und drohte mit irgendetwas. Ich fühlte mich sehr allein gelassen, und die anderen Mädchen waren auch nicht nett zu mir als kleinstem Kind. Nach fünf Wochen hieß es dann, mein Vater sei da. Ich dachte, dass sie das nur sagen, um mich nun einzusperren, weil ich alles verkehrt mache. Aber er war wirklich da. Draußen in der Welt nahm die Kubakrise ihren Lauf, und er hatte Angst vor einem neuen Krieg. Die Gefühle, die ich damals hatte, werde ich nie vergessen. Und immer, wenn ich später etwas über die Nazis erfahren habe, dachte ich: "Das kenne ich schon irgendwo her".
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Kerstin Birk schrieb am 09.07.2020
Hallo, ich bin Kerstin(49) und war 1981( 10 ) als Verschickungskind nach Sylt. Ich bin der Meinung in List gewesen zu sein. Kann aber nichts mehr über dieses Kinderheim finden. Ich leide heute noch an Verlustängste. Mir wird jetzt erst klar, dass es von damals herrührt. Ich würde es gerne aufarbeiten.
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Sebastian Roth schrieb am 08.07.2020
Hallo,

auch ich habe an einen Aufenthalt im Schloss am Meer schreckliche Erinnerungen, Zeitraum ca. 1986 oder 1987.
Strenge herrschte auch zu der Zeit noch sehr, wenngleich auch wohl nicht mehr ganz so extrem wie wohl noch Ende der Siebziger. Dennoch habe ich keine schönen Erinnerungen an diese längsten 6 Wochen meines Lebens.
Leider ist vieles schon verblasst, aber da ist zum Einen VIEL Geschimpfe, das Beschlagnahmen von zugeschickten Süßigkeiten (abends wurde entweder jedem Kind oder nur jedem artigen Kind eine kleine Süßigkeit auf die schmale Holzleiste der Vertäfelung über den Betten gelegt) und dann noch das Strafpunktesystem mit einem "X" für schlechtes Benehmen und einem ○ für gutes Benehmen (z.B. leise sein während der Mittagsruhe). Ich meine auch, mich zu erinnern, dass man für drei ○ eine halbe Stunde fernsehen durfte. Was bei drei "X" passierte weiß ich nicht mehr. Auch an scheußliches Essen erinnere ich mich, besonders an einen ekelhaften Karottenkuchen (kann ich bis heute nicht essen), den ich gezwungen war ,aufzuessen. Die Zuteilung von etwa 2 DM Taschengeld für den Aufenthalt in der Fußgängerzone hab ich auch noch im Kopf. Und einen Sandburgenwettbewerb bei dem mein "Team" disqualifiziert wurde, weil ich ein kleines Stückchen Lehm aus dem Meer zur Zierde an die Seite der Burg gedrückt hatte. Eine gruselige Erinnerung ist noch, dass damals direkt neben dem Heim wohl eine Anstalt, respektive psychiatrische Klinik, lag (so sagt es jedenfalls mein Gedächtnis), ich war irgendwie beim Spielen im Garten an den Grundstückszaun gelaufen und auf einmal stand da ein Mann (Kindergedächtnis: ein Irrer ?) und starrte mich an. Brrrrr ! Ob die wöchentlichen Briefe und Karten damals noch zensiert wurden weiß ich leider nicht. Aber ich war heilfroh, diesen Ort endlich wieder zu verlassen.
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SaBiRa schrieb am 08.07.2020
Bad Oeyenhausen
1972 schickten mich meine Eltern (auf dringendes Anraten der Krankenkasse: „das ist das beste für ihr Kind!“) 6 Wochen lang (über meinen 6. Geburtstag) in einem „Kindererholungsheim“ nach Bad Oeyenhausen. Bei der Anreise wurde ich am Bahnhof an fremde Personen übergeben, alle Kinder bekamen ein gleiches Halstuch und ab ging die Post.
Im „Kinderkurheim“ hatte ich großes Heimweh, was durch diverse Zwänge und meistens sehr strengen, unfreundlichen Umgang der „Tanten“ noch verschlimmert wurde. Mit dem Essen sollten wir „aufgepäppelt“ werden, mussten dazu aber immer „aufessen“ und viele Dinge essen, gegen die ich bis heute noch Abscheu habe, z.B. Haferschleim. Waschen und Duschen fand in großen Gemeinschaftsbädern statt, die großen Kinder haben die kleinen oft geärgert, wogegen die Betreuerinnen nichts unternommen haben. Tägliches Wandern in Zweierreihen und immer wieder singen, vor allem „Ein Jäger aus Kurpfalz“ (das Lied finde ich bis heute schrecklich!)
Zwei Erlebnisse haben sich aber ganz besonders in meinen Erinnerungen eingebrannt: Vor lauter Heimweh hatte ich eines nachts eingenässt, auf mein (weinendes) Bitten hin wurde das Bett nicht frisch gemacht, ich musste die ganze Nacht frierend darin verbringen, damit das bloß nicht nochmal passiert.
Zu meinem 6. Geburtstag wollte mein Vater mich besuchen, er hatte meinen neuen, roten Schulranzen dabei, mit Süßigkeiten. Die Süßigkeiten wurden herausgenommen, zur Verteilung an alle Kinder, aber mein Vater wurde mit samt dem Ranzen wieder weggeschickt und wir durften uns nicht sehen. Wahrscheinlich hätte ich mich so stark an ihm festgeklammert, dass er mich hätte „befreien“ und mitnehmen müssen!
Meine Eltern haben mich danach nie mehr zur „Kindererholung“ geschickt.
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Kerstin schrieb am 06.07.2020
Hallo Gabriele,
 
es müsste ein Zufall sein, wenn Du die drei- bis vierjährige Gabriele aus meinem Schwarzwaldaufenthalt im Frühjahr 1966 sein solltest...ein blondes Mädchen mit einem auffallenden Haarwirbel vorne rechts. Ich habe einige Erinnerungen an die Zeit und auch ein Foto. Wenns passt...
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Tanja Nowak schrieb am 01.07.2020
Hallo Anne,
 
ich kenne das Kinderkurheim, ich war im Herbst 1980 dort und habe, wie Deine Schwester auch, meinen 6. Geburtstag dort gefeiert. Ich erinnere mich kaum noch, nur an einzelne Segmente. Meine Mutter kann mir nicht dazu sagen, alte Postkarten gibt es noch von "Tante Christel", die meiner Mutter eine Karte geschrieben hat und zwei Karten meiner Mutter an mich. Magst Du mir mehr darüber erzählen? Ich kämpfe seit meiner Kindheit mit Geistern aus der Vergangenheit, kenne aber den Grund nicht.
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Ernst schrieb am 01.07.2020
Hallo,
bin auf der Suche nach Leuten die auch 1958 oder 1959 im Kinderheim am Königssee (in unmittelbarer Nähe der Jenner-Bergbahn) waren. Ging damals von der BEK aus. (fcnforever@tutanota.com)
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Brigitte schrieb am 24.06.2020
Ich bin als fröhliches, lebhaftes Kind,1962, gerade sieben Jahre alt geworden, in den Schwarzwald gefahren und als verängstigstes, stilles Kind zurückgekommen. Leider kann ich mich nicht mehr an den Heimnamen oder an Namen überhaupt erinnern, aber ich habe einiges in euren Schilderungen wiedererkannt. Vieles deutet daraufhin, das ein System dahintersteckte. ( sie konnten wohl so kurz nach Hitlerdeutschland nicht anders ) Ich habe sehr viel geweint und mich alleine gefühlt. In der ersten Nacht hat mir eine "Tante" gesagt, das ich morgen wieder nach Hause dürfte. Problematisch war für mich das ich das einzige Mädchen aus Wuppertal war. Von den Jungen, die ich auf der Fahrt kennengelernt hatte, wurde ich direkt getrennt. Ich durfte kein Kuscheltier haben. Problematisch war auch, das ich schmutzige Kleidung nicht wechseln durfte und das man mir gesagt hat, das sich meine Mutter für meine schmutzigen Unterhosen schämen würde. Sehr schwierig war auch, das ich zwei Stunden Mittagsruhe halten sollte ohne mich zu bewegen oder reden zu dürfen. Traumatisch waren die Mahlzeiten. Vorher wurden im Speisesaal Nachrichten verkündet, z.B. wer wieder etwas angestellt hatte und was derjenige für eine Strafe zu erwarten hätte. (Öffentliche Demütigungen und Erniedrigungen) Eine Strafe war das Schuheputzen für eine ganze Gruppe. Dann wurden uns die Teller gefüllt (ich sollte doch zunehmen ) und wir mussten so lange sitzen bleiben bis die Teller leer waren. Ich mochte keine warme Milch mit Haut und habe mich mehrmals erbrochen. Das half nicht. Zum Schluss wurde ich für drei Tage ins Bett gesteckt und bekam Te und Zwieback. Das war die beste Zeit, die ich dort hatte. Ich habe mich lange damit beschäftigt, wie ich Post rausschmuggeln könnte, denn die Postkarten, die wir schreiben durften wurden uns diktiert und kontrolliert. Eine Junge aus Wuppertal hatte sich ein Bein gebrochen und wurde von seinen Eltern abgeholt. Ich habe mir so sehr gewünscht mitfahren zu dürfen. Als besonders schlimm habe ich auch das Gruppenduschen in einem dunklen kalten Kellergewölbe empfunden. Ein Erlebnis kann ich auch nicht vergessen. Als wir durch das Dorf spazierten, mussten wir, ob wir wollten oder nicht, das Schlachten von Tieren ansehen. In meinem ersten Schulzeugnis stand damals, das ich ruhiger werden müsste und als ich dann aus der Kur zurückkam, habe ich in der Schule nichts mehr gesagt. Aus dem lebhaften, fröhlichen Mädchen ( auf allen Fotos aus der Zeit gut zu sehen ) ist ein ruhiges, ängstliches Kind geworden. Ich habe mein Grundvertrauen in mich und in meine Eltern verloren. Mein Vater ist in der Zeit schwer erkrankt und meine Eltern waren zu sehr mit sich beschäftigt. Ich sollte " geschohnt " werden. Also wurde über nichts geredet, weder über die Krankheit noch über die Kur. Ich hatte viele psychische Probleme, Depressionen, Selbstzerstörung, andre Trauma haben sich darüber gelegt und erst seit einer psychosomatischen Kur 1995 geht es mir schrittweise besser. Nachdem ich vor einiger Zeit einen Bericht in den Nachrichten über uns "Verschickungskinder" gesehen hatte, war alles ( nach jahrzentelanger Verdrängung ), wieder da. Ich habe geweint, geweint und viele Nächte nicht geschlafen. Vielleicht kann mir jemand helfen das Heim herauszufinden : in der Nähe von Freudenstadt, auf dem Land. Ein altes, großes, verwinkeltes Haus an einer kleinen Strasse.
Euch allen viel Kraft. Wir sind nicht alleine!
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Stefan schrieb am 24.06.2020
Ich war im gleichen Jahr wie Sie in diesem Heim, habe die gleichen Erfahrungen gemacht. Ich konnte das recht unbeschadet hinter mir lassen, bin halt so. An die eine Wärterin, die etwas andere Erziehungsmethoden vertrat, mich mal tröstete, als ich weinend auf einer Treppe saß, kann ich mich noch gut erinnern. Insgesamt der reinste Horror war das, mit Stockschlägen auf den Hintern, wenn man nicht schlief, Putzlappen um die Ohren, Briefzensur, genau so wie sie das beschreiben. Mich würde mal interessierern, was das für Frauen waren, woher kamen die, sind die vielleicht zu Hause beste Ehefrauen gewesen, was wurde aus denen ? Das bleibt leider im Dunklen.
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inca schrieb am 22.06.2020
Liebe Heimkinder, Schwestern, Brüder,
wie schrecklich ist unsere Geschichte wirklich. Langsam und schnell zugleich erinnere ich mich auch, bin über 60 und weiß noch nicht genau, wo ich in der Verschickung war.
Danke für Eure offenen Worte. Ich bin schockiert über meine Erinnerungen und über diese Erfahrungen, das gehört sicher dazu.
Mindestens 74 000 betroffene Menschen gehören zu denjenigen, die das überlebt haben, manche waren sehr jung.
Viele schreiben dazu, wir sind nicht allein.
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Christian schrieb am 18.06.2020
Warst Du damals bei der Barmer EK versichert? Dann könnte es das Kinderheim Dr. Selter in Brilon, Möhneburg 3 gewesen sein. Das Haus lag ziemlich einsam am Hang, nicht groß - Platz für gut 30 Kinder. "Tante" Selter war eine verbitterte alte Hexe mit Haarknoten, ihr Mann war Arzt. In Betrieb war das Haus bereits vor 1958 bis mindestens 1980. Fotos findest Du mit der Adresse im Netz.
 
Alles Gute und liebe Grüße
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Daniel schrieb am 16.06.2020
Hallo,
ich war 1982 in Westerland in einem Verschickungsheim, für 4 Wochen, Grund Keuchhusten. Ich war damals 4 Jahre alt.
Meine Erinnerungen an diese Zeit sind auch sehr schlecht. Die Strenge, der tägliche Mittagsschlaf, Kontaktverbot zu den Eltern. Ich musste ständig weinen. Um mich ruhig zu stellen, wurde mir gesagt, daß meine Eltern mich abholen. So habe ich tagelang auf sie, alleine im Treppenhaus, gewartet. Ständig wurde gesagt sie kommen heute, ich soll halt warten.
An die Strandspaziergänge in zweier Reihe singend kann ich mich auch noch erinnern.
Mein ganzes Leben wurde durch diesen Aufenthalt geprägt. Ich war nach der Rückkehr ein anderes Kind. Seitdem habe ich bis heute Ängste und körperliche Beschwerden ohne klare Ursache und bin in Psychotherapie.
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Andrea schrieb am 15.06.2020
Hallo, ich - Jahrgang 1962 - war mit ca. 9 Jahren in Pelzerhaken zur Kinderkur. Es war eine Anlage mit mehreren Häusern - ganz nah am Strand mit einem Abenteuerspielplatz. Es gab auch einen sogenannten "Rundbau" - wo man sich zum Singen... etc. traf. Kann mich noch gut erinnern, dass von den damaligen Erzieherinnen die "Freunde" abends ins Haus heimlich reingelassen wurden. Auch Ausflüge fanden statt mit den Erzieherinnen (und ihren Freunden!!) - man wurde in überladene Autos gepfercht - ich kann mich erinnern, dass einige im Kofferraum verstaut wurden. Die Kur wurde abgebrochen - da eines Nachts eingebrochen wurde - Männer gaben sich als Ärzte aus - belästigten die Mädchen (auch mich) in ihren Zimmern!!! Die Eltern wurden informiert und man wurde abgeholt! Man wurde auch verhört! Kann mich an viele tobende Eltern erinnern. Das hätte doch auch in den Zeitungen stehen müssen. Habe schon geforscht - aber nie was gefunden. Mich interessiert sehr, ob es irgendwo Archiv-Berichte oder ähnliches gibt oder auch Personen, die das miterlebt haben. Zwei Erzieherinnen sehe ich noch vor mir und weiß sogar noch die Namen!
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M. Bergmann schrieb am 15.06.2020
Das frage ich mich auch.
Wenn man sich jedoch den Film "Elternschule" anschaut, sieht man auch heute noch Ausläufer schwarzer Pädagogik in der gezeigten Klinik in Gelsenkirchen. Und offensichtlich fehlt einem Teil der Bevölkerung hier immer noch das Problembewusstsein.
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Gerd schrieb am 15.06.2020
Hi Ulla,
 
das war wohl in SCHWARZERDEN, teilweise noch Holzbarracken
in Betrieb, Beheizung mit Holz und Briketts.
Ich war dort auch vor der Einschulung ca. Sommer 1966.
Es soll Kinderheime gegeben haben, wo man einfach die alten Formulare
weiter verwendet hat: Lagerkommandant durchgestrichen und Heimleitung
drunter geschrieben....
Meine Erziehung(siehe mein Kommentar oben) der martialisch geführte,
katholische Kindergarten, das Prügeln des Vaters hin zum GOTTESDIENST, usw.
Aber sie haben es Alle nicht geschafft, mich ganz zu zerbrechen,bin
heute von jeglichem Glauben befreit, auch von dem an die Menschheit !
und damit kann ich als Nicht- Herdentier ganz gut leben.
Grüße
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Gerd schrieb am 14.06.2020
Hallo,
ca. 1967 war ich (7) im Kinderheim Haus Goltermann in Nieblum auf Föhr,
es fuhr dorthin eine 01- Dampflok mit Ölfeuerung, mein damaliges Hobby.
Erinnerungen sind nur noch schemenhaft, morgens nackt mit Gartenschlauch eiskaltes Wasser, dadurch keine Luft mehr bekommen, straffe Führung, lange Märsche in der Sommerhitze, Heimweh, Ohrfeigen. O.K. manchmal war ich auch frech. Briefe an die Eltern durften nicht zugeklebt werden, meine sind aber komplett angekommen. Hab mich dort gelegentlich in einem Schuppen versteckt, gab Streß, und bei Abreise hab ich ein altes Buch von Louis Trenker mitgehen lassen, quasi als selbst gewählte Entschädigung...
Wenn man schon zu Hause streng erzogen wird, z.B. zur Strafe Knien vor dem heißen Heizkörper bei abgeschlossenem Zimmer mit Zwischzenkontrollen, ob man noch kniet !!! und Angst vor dem Vater hat, ist der Unterschied zur Qualität eines Kinderheims, für einen kleinen Jungen nicht so leicht zu beurteilen. Etwaig ist es eine Art Ergänzung zur Erziehung oder deren Fortsetzung gewesen.
Ca. 1974 wurde ich ins Kinderheim Köhlbrand (St.Peter-Ording) verschickt. Von einer gewissen "Zucht und Ordnung" o.k. kleiner Scherz,
abgesehen, war das dort sehr schön, sogar für die Fußballweltmeisterschaft wurde extra ein Fernseher beschafft.
Die haben sich dort wirklich viel Mühe gegeben, das muß auch erwähnt werden.
Ob ich im Goltermann bleibende Schäden erhalten habe kann ich nicht
beurteilen, das Leben entwickelt ein Gesamtbild aus dem einzelne Bausteine nur schwer zur Beurteilung herauslösbar sind.
Wünsche Allen, die viel Schlimmeres erlebt haben wirklich Alles Gute
und viel Gesundheit.
 
 
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Folko Müller schrieb am 14.06.2020
Ich suche Leute die 1974 in Neuenkirchen an der Ostsee in Kur waren ich kann mich noch sehr gut daran erinnern das es an einem Tag Grießschnitten zu essen gab auch ich mußte mich erbrechen weil der Geschmack ekelig war aber es mußte alles gegessen werden.Wir schliefen in Schlafsälen und wenn einer auf Toilette mußte durfte er nicht gehen eine Schwester saß im Flur und beaufsichtigte uns.
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iris schrieb am 14.06.2020
Ich war im selben Jahr dort und auch 5, weiß aber nicht, wie dieses Heim heißt und würde das gern erfahren. Ich habe mich auch beim Essen übergeben und wurde mit dieser Art Prügel bedroht. Ich hatte noch Glück und wurde nur ins Zimmer gesperrt und musste im Bett liegen. Ich habe danach alles Essen, was ich nicht vertragen habe, unter Todesangst unter dem Tisch an meine Freundin gegeben. Fetter Fisch und pure Butter wurden in uns hineingestopft.Seit dieser entsetzlichen Esskur bin ich übergewichtig. Freunden ging es noch erheblich schlechter dort. Sie haben diese Prügel auf den nackten Po häufig bekommen.Ich erinnere mich noch an morgendliche Waschprozeduren. Alle nackt in einer Reihe anstehen und wir wurden mit kaltem Wasser abgespritzt.
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Ulla schrieb am 13.06.2020
Der taz-Artikel vom 8.6.2020 ging mir sehr nah. 1960 (da war ich 5,5 und kurz vor der Einschulung) ging ich auf eine Reise ohne Ziel und Dauer. Ich wurde ohne Angabe von Gründen in den Zug gesetzt. Als ich keine Lust mehr hatte, im Zug zu sitzen und nach Hause wollte, wurde ich abgelenkt mit einem kleinen Kugelspiel.Die Reise ging ins Rhöngebirge, das "Erholungsheim" lag Nähe Wasserkuppe. An den Ort kann ich mich nicht erinnern. Dort sein zu müssen, hat ein tiefes Misstrauen in mir hinterlassen - bis heute.

Beispiele: Ich fand eine Freundin am Esstisch und setzte mich zu ihr. An den Haaren ziehend, wurde ich zurück an meinen Platz gesetzt. Die Bekanntschaft mit der Sauna war grausam, weil wir uns in eine lange Schlange stellen mussten zum Abduschen, es war so kalt! Jeden Abend hab ich mich vor Heimweh in den Schlaf geweint. Gingen wir wandern, mussten wir alle singen. "Im Frühtau zu Berge" - der Negativ-Anker bis heute schlechthin. Das Essen musste aufgegessen werden, Erbrochenes selbst aufgewischt werden, mindestens. Ich flehte Kinder an, die schreiben konnten, dass sie meinen Eltern eine Postkarte schreiben, Um mich da sofort rauszuholen. Das hat leider nicht funktioniert. Der Zeitgeist war auch leider so, dass Kinder nicht viel wert waren.

Dieses Gemisch hat mich sehr sensibel werden lassen, doch hab ich einen ebenso ausgeprägten Kampfgeist entwickelt und bin meinen Weg gegangen als selbstständige Frau und Gewerkschafterin. Ich begrüße es sehr, dass diese menschenfeindlichen Praktiken ans Tageslicht geholt werden! Danke.
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Caro schrieb am 13.06.2020
Ich wurde im Jahre 1964 imAlter von fünf Jahren zur "Erholung" nach Eckernförde verschickt, dort wurde ich zum Essen gezwungen, musste meine Erbrochenes essen. Jeden morgen wurde ich vonm Heimleiter persönlich auf den nackten Po geschlagen, weil ich vor Angst ins Bett gemacht hatte, ich wurde im Zimmer eingesperrt, von den " Tanten " verhöhnt und zum Beten gezwungen. Ich durfte keien Kontakt zu meinen Eltern aufnehmen. Das Heim war kirchlich und wurde von der inneren Mission betrieben. Nach dieser "Erholungsreise" litt ich Jahrzehnte lang unter Alpträumen, Angstattacken und Siuzidgedanken.
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Petra D. schrieb am 12.06.2020
Kinderkur 6 Wochen Norderney 1965. Ich war 4 einhalb Jahre alt. Auf meiner Bettdecke war ein Fleck von einem Karamellbonbon. Hatte ich nicht gemacht, ich hatte gar kein Bonbon bekommen. Aber die Strafe dafür bekam ich. Abends musste ich alleine sitzend auf einem Stuhl auf dem Dachboden verbringen die ganze Nacht hindurch. Und es war ein schweres Gewitter. Das werde ich nie vergessen. Ich kann bis heute nicht alleine auf Dachböden gehen. Ein ganz mulmiges Gefühl.
Das Gruppenbild am Anfang dieser Website mit den 2 Frauen und den Kindern, die Dame mit den schwarzen Haaren habe ich sofort wieder erkannt. Die muss 1965 noch da gewesen sein. Wir waren im Hallenbad und ich konnte nicht schwimmen. Bin wohl etwas ins tiefe Wasser geraten und dabei fast ertrunken. Sie hat es Gott sei Dank bemerkt und mich raus gefischt und mir quasi das Leben gerettet. Damals gab es keine Schwimmflügel. Weiß zufällig jemand, der auch in diesem Kinderkur heim auf Norderney war, wie diese Dame hieß? Ich wurde von Lünen/NRW aus verschickt. In Dortmund am Hauptbahnhof bekamen wir alle blaue Halstücher um.
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Astrid schrieb am 11.06.2020
Ich wurde als Kind in unterschiedlichen Kinderkurheimen gedemütigt, unangemessen bestraft und allein gelassen.
 
Genaue Angaben über Zeitraum und Heimort kann ich nur bedingt machen, weil ich mehrfach verschickt wurde Ende der 50ger/Anfang der 60ger Jahre. Eigene Recherchen brachten mich noch nicht wirklich weiter. Ich war mehrfach auf Föhr und im Raum Lübeck. Das „Schloss am Meer“ habe ich auf Fotos anderer Verschickungskinder wieder erkannt, auf einem bin ich mit abgebildet.
Es gab Blumenkohl, da waren schwarze Käferchen drin. „Stell dich nicht so an! Iss gefälligst!“
Ich habe es versucht, dann musste ich spucken. Eine sogenannte „Tante“ setzte sich neben mich und passte auf, dass ich das Erbrochene wieder aß.
Ich rutschte auf dem Po die Dünen runter. Die Kleidung wurde schmutzig.
Danach wurde ich zum Spaziergang nicht mehr mitgenommen, lag ganz allein in einem großen Zimmer mit Gitterbetten. Ich habe eingenässt – wurde geschimpft. Man hat mir die Hände am Gitter festgebunden, weil ich die Nägel abgekaut habe und mich weinend zurückgelassen.
Bei einem Heimaufenthalt wurde ich krank und über lange Zeit ganz allein in einem großen Raum gelassen. Wie lange das dauerte, weiß ich nicht. Meine Hände wurden „verbunden“, damit ich nicht Nägel kaue.
Es war ein anderes Heim, ich glaube, ich war älter. Als Kleinste in der Gruppe wollte ich den Mädchen dazu gehören: Trau dich doch!
Ich sehe den Schlafraum genau vor mir: Dort waren Holzbalken und  links neben meinem Bett war ein Loch im Boden neben dem Holzbalken. Ich konnte sehen, wie die „Betreuer/innen“ unten Karten spielten, irgendwas tranken und lachten. Ich habe einen  Papierknödel durchs Loch geschubst, mehr nicht.
Barfuß und nur im Nachthemd wurde ich in der Nacht in den Waschraum gestellt auf diese Holzgitter vor den Steinbecken. Ob der Waschraum im Keller war oder ebenerdig, weiß ich nicht mehr. Es fühlte sich an wie nasser, kalter Keller.
Mir wurde ein Kopfkissen über den Kopf gezogen. „Wag es nicht, dich zu rühren!“ Ich hatte furchtbare Angst, es war kalt und feucht, ich fühlte mich verlassen, es dauerte „eine Ewigkeit“.
Mit Sicherheit haben diese Erlebnisse Spuren hinterlassen.
Ein Danke an alle, die sich an der Aufarbeitung beteiligen.
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Andreas Schabert schrieb am 08.06.2020
Meine Kindheit (Jahrgang 60) war geprägt und traumatisiert von 6 Aufenthalten in sogenannten Erholungsheimen.
 
Im Alter von 2 Jahren wurde bei mir Asthma diagnostiziert, daraufhin wurde ich für 3 Monate nach Scheidegg im Allgäu gebracht, ein Jahr später noch einmal, genausolang genau dorthin. Heimweh zu haben war dort verboten: weinen war verboten, das Wort „Mama“ war verboten. Meine Eltern durften mich einmal, nach 6 Wochen, besuchen: meine Mutter sprach ich dann mit Tante an, ebenso nachdem ich wieder daheim war.
Bis Abschluss der Grundschule kam ich noch 4 weitere Male in (andere) Heime, jeweils für 6 Wochen.
Heimweh im doppelten Sinn, war die ganze Kindheit und Jugend sehr stark ausgeprägt, Essenszwang und der ganze damals übliche Scheiss.
Ich war durch diese Erlebnisse ein ängstliches, schüchternes Kind ohne Selbstvertrauen, als Jugendlicher und junger Erwachsener dann extrem rebellisch. Die Erinnerungen waren natürlich verschüttet, verdrängt, und kamen erst im Erwachsenenalter in einer Therapie wieder an die Oberfläche.
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Gerd Rudolf Scholz schrieb am 07.06.2020
Ich wurde 1951 wegen latenten Untergewichts von der Bundesbahn-Kasse für 4 Wochen an das kath. "Erholungsheim" Santa-Maria auf Borkum geschickt. Der Aufenthalt war eine reine Katastrophe. Nur Versager: Die Nonnen, die Mitarbeiterinnen (etwa 15 Jahre alt), der Arzt und jegliches Personal.
Nach 4 Wochen wurde ich von den Nonnen in Emden-Außenhafen meinen
entsetzten Eltern übergeben. Ich hatte 41 Grad Fiber und brach etwa alle 15 Minuten zusammen. Die Nonnen hatten mich auf der Überfahrt durch viele Ohrfeigen wieder zum Bewusstsein erweckt.
Ich kam dann in Brake für 10 Wochen ins Krankenhaus wegen einer akuten Lungen-und Rippenfell-Entzündung. Bis zu meinem 21 Lebensjahr
musste ich jährlich zu einem Lungenfacharzt gehen, um mich röntgen zu lassen.
Als ich 1970 in den Schuldienst eintreten wollte, wurde ich wegen der Schatten auf der Lunge zunächst nicht zugelassen.
Mehr morgen.
Vg G. S.
 
 
 
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Gabriele Lachmuth schrieb am 06.06.2020
Ich war erst drei Jahre alt als ich von dem Arzt meiner Eltern verschickt worden bin. Der Grund war, dass ich für mein Alter zu klein und zu dünn war. Ich muss auch noch kurz vor der Einschlung mal irgendwohin versickt worden sein. Mir fehlen diesbezüglich die Erinnerungen. Ich wurde in den Schwarzwald verfrachtet und ich kann mich so gerade erinnern, dass ich immer viel Essen musste und wohl viel geweint habe, da ich großes Heimweh hatte. Ich war 6 Wochen von zu Hause weg und das war für so einen Knirps eine lange Zeit.
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Claudia Schipper schrieb am 05.06.2020
Moin,

immer wieder stolpere ich in die damalige grausige Zeit als gerade mal 4 Jährige 🙁 .

Mein Bruder(5) und ich alleine im Zug von Oldenburg nach Wangerooge...ein Gefühl,als schicke man uns ins Nirgendwo und Nimmerwiedersehen!

6 Wochen lang sah ich unter den hunderten Kindern meinen Bruder nicht wieder...Horror.

Folter,Härte,Lügen,Missbrauch und Demütigung ... und irgendwie die Kraft es zu durchstehen.

Nie wieder und nichts war(s) hinterher wie davor 🙁 .

Zum Glück hatte ich trotzdem soviel Sonne in meinem Herzen,dass mein Leben durch diese grässlichen 6 Wochen nicht dunkel wurde.

Claudia Schipper

*Danke Anja Röhl*
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Dagmar Greener schrieb am 05.06.2020
Ich wurde auch als Kind nach einer längeren Erkrankung(Mandeln) für 6 Wochen zur Kur an die Ostsee geschickt. Das Heimweh war unerträglich. Post nachhause wurde auch kontrolliert.Ich habe erst wieder heute in unserer Lokalzeitung von *Verschickungskindern*gehört. Leider ein Plus +"Artikel.
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Rainer Wrenger schrieb am 04.06.2020
Hallo Zusammen,
 
gut das es diese Seite gibt, liebe Frau Röhl ganz herzlichen Dank dafür.
 
War 1974 im Alter von 10 Jahren im Schwarzwald im Haus Sonnenberg in Bad Ripolsdsau. Habe gerade einen Artikel gelesen wo die Historie dieses Hauses gewürdigt wurde, mir ist fast schlecht geworden. War zwar kerngesund aber zu dünn. Wie bei allen anderen auch, lange Zugfahrt mit fremder Person. Als man ankam musste man sich in einem kalten Raum nackt ausziehen und vor den Augen einer Nonnen in einer eiskalten Badewanne waschen. 6 Wochen lang ellenlange Spaziergänge durch den Schwarzwald mit verodneter Mittagsruhe und Ohrfeigen wenn man während der Mittagsruhe gesprochen hat. Der Teller musste immer unter Androhung von körperlicher Gewalt leer gegessen werden. Am gleich Tisch saßen auch die zu dicken die nach stundenlangen Spaziergängen im Schwarzwald nur eine halbe Scheibe Brot zu essen bekamen. Teilweise haben wir uns ausgeholfen wenn niemand geschaut hat, es war aber immer mit einem Risiko verbunden. Bekomme heute teilweise bei Rübensirup noch Würgreize das Zeug gab es leider zum Frühstück. Der Essensraum war im Obergeschoss des Hauses. Habe mich damals sehr vor Leber geekelt, dachte mir immer wenn es Leber zum Essen gibt ist der einzige Ausweg das ich mich aus dem Fenster stürze, heute ist mir dieser Gedanke abwägig habe aber jeden Abend beim Abendessen überlegt wie ich am schnellsten zum Fenster komme. Es gab nie Leber, aber es hat mich jeden Abend beschäftigt da ich keinen anderen Ausweg sah. Teilweise habe ich die Nahrung mit Luftanhalten einfach runtergeschluckt wenn ich das Essen nicht mochte. Habe mich damals als Kind schon sehr vor Butter geekelt, einmal musste ich eine halbe Scheibe Brot essen die ca. 1cm, dick nur mit Butter bestrichen war. Habe selbst gesehen wie ein Kind das einen Apfel den es nach ein paar mal Abbeissen in einen verdeckten Mülleimer geworfen hatte, wieder herausnehmen musste und völlig verdreckt so aufessen musste. Das schlimmste war das Heimweh und die Nachrichtensperre, alle Briefe wurden zensiert, nur positive Nachrichten durften geschrieben werden. Einmal haben meine Eltern mich angerufen habe nur geweint und kein Wort rausgebracht. Meine Schilderungen nach der sogenannten Kur wurden nicht gehört. Als damals die Berichte von Misshandlungen in Einrichtungen der Katholischen Kirche hochkamen hatte ich schon überlegt noch rechtliche Schritte im Nachhinein gegen die Einrichtung zu unternehmen, habe es aber aus Zeitgründen verworfen.
 
Liebe Grüße an alle und gut das man das ganze mal loswerden konnte !
Rainer
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Marianne Moshage schrieb am 04.06.2020
Heute lese ich in der Lippischen Landeszeitung, dass das Kinderkurheim, Haus Detmold des Kreises Lippe auf Norderney nicht in Verruf geraten sei. Das kann ich mir nicht vorstellen, da ich im Jahr 1958 nach einer MandelOP mit 9 Jahren dort für 6 Wochen zur Kur weilte. Ich habe die selben schlimmen Erfahrungen gemacht wie all die anderen, die hier berichten. Meine Tischnachbarin hatte jede Mahlzeit ausgebrochen und musste dieses "Essen" wieder "aufessen"! Manchmal flog von diesem Erbrochenen etwas auf meinen Teller. Meiner Tischnachbarin wurden dann irgendwelche Medikamente verabreicht.
Mittags mussten wir für 2 Stunden zum Mittagsschlaf . In dieser Zeit durften wir nicht zur Toilette. Wenn sich jemand einnässte, wurde er draußen im Gang, wo auch die Garderobenhaken waren, hingestellt und wir alle sind nach dem Mittagsschlaf an ihm vorbeigegangen um den "Bettnässer" zu sehen! Da flossen ganz oft Tränen. Des weiteren durften wir nur Briefe an die Eltern mit Bleistift schreiben, damit hinterher korrigiert werden konnte. Und das Schlimme an der Sache ist, dass die Eltern, denen man nach der Kur davon berichtete, alles nicht glauben wollten. Ich habe eine 6 Jahre jüngere Schwester, die auch im Alter von 9 Jahren in diesem Haus zur Kur war. Sie hat mir auch 6 Jahre danach von genau denselben Grausamkeiten berichtet. Ich kann diese Zeit nicht vergessen.
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Klaus Bornewasser schrieb am 02.06.2020
Nach einer längeren Erkrankung in der zweiten Jahreshälfte 1959 oder 1960 wurde ich von der Barmer Ersatzkasse, der Krankenkasse meiner Eltern, im November 1959 oder 1960 für sechs Wochen in ein Kindererholungsheim nach Wyk auf Föhr geschickt. Vor Weihnachten 1959 (1960) wurde ich nach Hause entlassen. Ich meine, ich sei damals 9 Jahre alt gewesen, dann war es 1959.

Ich erinnere mich an einen langen Weg in Zweierreihen vom Hafen zu unserem Haus, ob es zwischendurch eine Busverbindung gab, weiß ich nicht mehr. In dem Haus wohnten wir in Mehrbettzimmern, Nacht- und Mittagsruhe mussten strikt eingehalten werden. Wer dies nicht befolgte, bekam eine Ohrfeige oder musste eine Zeit lang neben dem Bett stehen.

Es gab täglich einen geführten Ausgang in Zweierreihen – mal zum Meer, mal in den Ort, mal rund ums Haus – wer „aus der Reihe tanzte“ wurde recht unsanft zurückgestoßen und/oder angeschrien. Mir erging es auch einmal so, verbunden mit einem Sturz beim Zurückstoßen in die Reihe. Es geschah, als ich gedankenverloren und voller Staunen den zum Eingangstor umgewandelten Kiefer eines Wals vor einem Reetdachhaus irgendwo in Wyk betrachtete. Ich wurde sehr grob in die Reihe zurückgerissen, fiel dabei sehr schmerzhaft und wurde angeherrscht, ich solle mich nicht anstellen. Danach bin ich nie mehr aus der Reihe getanzt und hatte auch keinen Spaß mehr an den Ausgängen.

Besonders das tägliche Mittagessen war eine Tortur! Es gab Speisen zu essen, die ich in ihrer Art oder auch so schlecht gekocht von zu Hause her nicht kannte. Ich erinnere mich besonders an Labskaus, eine irgendwie klebrige, übel riechende Masse mit viel Roter Bete, anderen klein geschnitten Zutaten und klein geschnittenem Fisch (vielleicht auch Fischresten), die ich kaum essen konnte, weil sie schon fast wie Erbrochenes aussah, andere nicht gut riechende Fischgerichte und Möhreneintopf, der meistens schrecklich salzig war. So kam es mehrfach vor, dass ich mich beim Essen übergeben musste. Man bestand darauf, dass ich meinen Teller leer aß, auch mit Erbrochenem und oft weit über die Essenzeit hinaus. Man durfte erst aufstehen, wenn der Teller leer war. Das passierte täglich mehreren Kindern, auch mir immer wieder. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mindestens zwei oder dreimal so lange im Essraum sitzen bleiben musste, bis es draußen dunkel wurde.

Wenn wir Karten nach Hause schrieben, wurde dies in unserem Beisein kontrolliert. Wer etwas von schlechtem Essen o. Ä. schrieb, bekam eine neue Karte (die beschriebene Karte wurde zerrissen) mit dem lauten Hinweis, man solle nur Schönes schreiben, damit sich unsere armen Eltern keine Sorgen machen müssten. Außerdem dürften wir ja nicht lügen, es sei schließlich alles in Ordnung!

Der Name meiner damaligen Betreuerin war m. E. nach Ute S. (der vollständige Name ist der Initiative bekannt).

Bis heute kann ich weder Rote Bete oder damit Zubereitetes, Labskaus noch Möhreneintopf essen, obwohl Letzterer vorher eines meiner Lieblingsessen war. Auch Fisch, normalerweise sehr gesund, ist bis heute für mich nur mit Überwindung zu essen, wenn es gar nicht anders geht.

Ich sollte ein paar Jahre später (1963) noch einmal eine Kinderkur machen, habe mich damals aber mit Händen und Füßen dagegen gewehrt – letztendlich erfolgreich. Meine Mutter hat damals dann mit mir zusammen über die BEK eine Kneippkur gemacht.

(Klaus Bornewasser, Jahrg. 1950)
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Dine schrieb am 02.06.2020
Hallo zusammen.

Ich bin 1976 im Alter von 5 Jahren in ein Heim im Sauerland geschickt worden. Ich weiß nicht mehr viel darüber, werde mich aber ans Einwohnermeldeamt in Essen wenden, um mehr darüber zu erfahren, wo es genau war.

Meine Mutter konnte mir dazu nicht viel sagen. Nur dass sie den Tanten gesagt hat, sie sollen sie benachrichtigen, wenn es mir nicht gut geht und sie würde mich dann abholen. Ihr wurde versichert, dass man sich nach meiner Ankunft bei ihr melden würde, was nie gemacht wurde. Auch wenn sie anrief, durfte sie nie mit mir sprechen, es ginge mir gut, das wars an Info.

Ich weiß, dass ich oben in einem Bett geschlafen habe und furchtbares Heimweh hatte. Auch dass ich dort angefangen habe, einzunässen. Dass ich dann unter Aufsicht duschen und mich mit einem Stück Seife so lange einseifen musste, bis ich "weiß wie ein Schneemann" war. Dann wurde ich mit kaltem Wasser abgebraust.

Ans Essen kann ich mich nicht erinnern, auch nicht an andere Kinder. Im Bett habe ich mich in meinem Bettbezug versteckt, jede Nacht, und die Knöpfe abgetreten, wofür es Ärger gab. Wie genau der Ärger aussah, weiß ich nicht mehr. Ich habe viel vergessen, oder verdrängt?

An kurz nach dem Aufenthalt, wieder Zuhause, habe ich eine deutliche Erinnerung, dass ich ein Baby im Kinderwagen vor unserer Haustür auf den Po gehauen habe, weil es gewimmert hat. An die Wut in meinem Bauch in dem Moment habe ich auch noch lebhafte Erinnerungen. Meine Eltern haben mich nie geschlagen, bzw extrem selten, vllt einmal ein Klapps auf den Po...

Bis heute habe ich Angst im Dunkeln, leide an, zum Glück mittlerweile kurzen dissoziativen Zuständen und werde immer noch wütend, wenn Kinder weinen. Gott sei Dank für meine Kinder, habe ich diese Wut im Griff, aber oft fällt mir angemessen trösten schwer. Es ist dann so, als ob ich in diesen Momenten nicht ich bin, so verrückt sich das anhört. Besonders schwer fällt mir das bei kleinen Mädchen, ich habe eine kleine Pflegetochter, wegen der ich jetzt auch in therapeutischer Behandlung, weil sie wohl einiges triggert, und 3 eigene Jungs.

Mir fehlen viele Puzzleteile in meiner Erinnerung, das beschäftigt mich sehr und ich glaube, dass viel von dem Aufenthalt im Heim damals herrührt...
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Rudolf Borcherding schrieb am 29.05.2020
Ich bin 1963 mit 9 Jahren für 30 Tage auf die Insel Langeoog verschickt worden. Die Verschickung wurde vom Gesundheitsamt Minden/Westf. durchgeführt. Ich wurde verschickt
weil ich permanente Probleme mit den Mandeln hatte.
Leider weiß ich nicht mehr welchen Namen das Heim hatte.
Wo ich mich noch dran erinnern kann, ist dass wir jeden Mittag schlafen mussten, was ich von zu Hause nicht gewöhnt war. Wer nicht geschlafen hat, musste sich in eine Ecke stellen. Die Fenster in unseren Zimmern wurden mittags mit Decken zugehängt.
Wenn wir aus dem Haus gingen, mussten wir zu zweit Hand in Hand gehen.
Das Essen war nicht das beste, es gab viel Haferschleim. Bei einem Spaziergang mit der Gruppe, Hand in Hand, habe ich eine Kornähre ausgezupft, eine Dame hat das gesehen und ich bekam abends keine Essen.
Die Damen die für uns zuständig waren sehr streng.
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Michaela Linsner schrieb am 29.05.2020
Ich kann Jochen Pfeifer nur beipflichten: War auf Norderney, Haus Nordstrand, Dezember 1968 bis Januar 1969, sechs lange Wochen, ich war acht Jahre alt. Schon die Bahnfahrt dahin war ein Marthyrium. Eine Aufsichtsperson, eine ältere Frau, verteilte als Proviant Honigkuchen, den mochte ich nicht, und schon gab es die erste Schelle, und nachfolgend für den Rest der Reise nichts zu essen. Die Überfahrt mit der Fähre von Wilhelmshafen - glaube ich jedenfalls zu erinnern - war eine Katastrophe: Beinahe alle Kinder waren seekrank, und keinen hat es interessiert... Angekommen auf Norderney ging es ins "Erholungsheim" Haus Nordstrand. Ich war ein sportliches, mageres Kins, angeblich hatte ich Haltungsschäden und war zu leicht. Meinen Eltern kam es recht, denn mein Papa arbeitete bei der Stadt, und die zahlte den Aufenthalt soweit ich weis. Meinen Eltern kann man keinen Vorwurf machen, die dachten ja, es wäre zu meinem Besten. Wir wurden in die Zimmer aufgeteilt, dabei handelte es sich um Schlafräume für jeweils 5 bis 6 Kinder, es gab aber auch noch größere Räume. In meinem Schlafraum war ein Mädchen mit Übergewicht eingeteilt, sie hatte schlimmes Heimweh schon vom ersten Tag an, vermisste ihre Oma sehr, denn die war wohl ihre einzige Bezugsperson. Wenn sie nachts weinte kam eine der sogenannten "Tanten" rein und schrie sie an, und befahl ihr, wenn sie schon rumheulen müsste, solle sie sich das Kissen auf den Kopf legen, damit sie nicht das ganze Haus zusammen plärrt. In den ersten Nächten konnte ich überhaupt nicht schlafen vor lauter Angst. Das Essen war widerlich, und wenn man es nicht aufaß, bekam man es zum Abendessen, zum Frühstück, zum Mittag... immer wieder vorgesetzt, bis es aufgegessen war. Besonders gemein war, dass die Kinder, die abnehmen sollten, mit denjenigen, die zunehmen sollten an einem Tisch saßen. Kamen "Care-Pakete" von zuhause wurden die konfisziert, und man bekam das nie zu gesicht. Angeblich wurde das in einem Schrank aufbewahrt, um es dann an alle Kinder gleichmäßig zu verteilen. Nach meiner Rückkehr fragten mich meine Eltern nach einem Päckchen, das sie mir zu Weihnachten geschickt hatten, das war bei mir nie angekommen. Wenn wir Postkarten oder Briefe schrieben, wurde die gelesen, und manchmal musste man eine neue Karte schreiben, wenn man den Eltern mitteilen wollte, dass man nach Hause wollte etc. Danach gab es Repressalien. Draußen am Strand waren wir in den sechs Wochen vielleicht drei oder vier Mal. Ganz schlimm war es auch, als eine Sturmflut war, und wir alle auf dem Dachboden eingepfercht wurden - zu unserer Sicherheit - wir alle hatte solche Angst. Die "Tanten" waren streng bis bösartig, bestraften scheinbar gerne, irgendwann ergriff auch mich das Heimweh, und ich musste weinen, und schwupps das Kissen auf den Kopf, natürlich nach einer gehörigen Standpauke. Abends mussten wir singen, wer nicht mitmachte wurde bestraft. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich gar nicht, dass ich überhaupt singen kann, da kann man sehen, dass man in der Angst über sich selbst hinaus wächst, mit dem Erfolg, dass ich dann die Solostimme singen musste, das war so fürchterlich, diesem Zwang untergeordnet zu sein, dass ich seit dem gar nicht mehr singe.Eine einzige "Tante" war lieb, das war die Tante Kling. Sie war eine junge Frau mit langen dunklen Haaren, und sie hat uns immer getröstet, wenn wir Angst hatten, Heimweh oder traurig waren. Tante Kling war dann plötzlich nicht mehr da. Ich habe mich Zeit meines Lebens bemüht, die Erlebnisse zu begraben, die Demütigungen, die Angst, der Ekel... Ich habe aus Angst damals meinen Eltern nichts erzählt, ich wusste ja nicht, dass sie mit den Geschehnissen auf Norderney nichts zu tun hatten, ja nicht einmal ahnten, was da passierte. Sie haben ja immer nur Postkarten bekommen: "Liebe Mama, lieber Papa, liebe Sabine, hier ist es schön und mir geht es gut."
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Jochen Pfeifer schrieb am 28.05.2020
Kinderkurheim der Stadt Wuppertal auf Norderney 1965: meine Eltern haben mich in den Zug gesetzt mit Tasche Koffer und Reiseproviant. Die Notwendigkeit der Verschickung wurde mir erklärt mit meiner schwächlichen Gesundheit. Ich sollte mich erholen, Gewicht zunehmen; Zeit am Meer verbringen. Ich war 6 Jahre alt und ohnehin schon sehr ängstlich und scheu. Den Bahnhof und die Abfahrt des Zuges kann ich noch klar erinnern. Danach gibt es über die gesamte Zeit von 6 Wochen nur einige wenige Erinnerungsfetzen. Aus den vielen Berichten hier auf dieser Seite kriecht mich nur die Atmosphäre blanken Entsetzens an, die ich ein Leben lang empfunden habe beim Gedanken an Norderney.
Einige der Berichte lösen vage Bilder aus: Postzensur; konfiszierte Pakete; regulierte Toilettengänge mit Schlange stehen vor den Toilettenkabinen ohne Türen. Schlafräume ohne Privatspäre. Viel erschreckender als die wenigen Momente die ich erinnern kann, ist die Tatsache dass ich mich an fast nichts erinnern kann aus 6 Wochen Aufenthalt am Meer. Am Meer bin ich mit Sicherheit nicht einmal gewesen. An einige Spaziergänge im Park an einem Teich erinnere mich sonst waren wir immer nur im Haus. Für einen Kuraufenthalt in einem Klima-Kurort etwas dürftig. Gruseliges Essen in Form von Brei oder Suppe (wahrscheinlich hauptsächlich billig).
6 lange Wochen Isolationsfolter mit permanenter Demütigung und ständiger Strafandrohung. Das ist der emotionale Inhalt der mir aus diesem Erlebnis verblieben ist. Die Inhalte hab ich fast vollständig aus meinem Gedächtnis getilgt. Das ist die eigentliche Last die ich bis heute ertrage wenn ich nur den Namen Norderney höre: ein kleines schwarzes Loch in meinem Kopf. Wie frühkindliche Demenz - da war war mal etwas aber ich weiß es nicht mehr. Die Gefühle die daraus entstanden sind pures Entsetzen; Einsamkeit, Wut und Empörung.
Kleine Kinder werden wie Gepäckstücke in Züge gestaut und durch das Land verschickt. Empathie-freie Elternteile machen kritiklos was der Arzt oder der Pastor sagt. ( Froh die Bälger mal los zu sein; oder: hat uns ja auch nicht geschadet; oder auch in echter Sorge um kränkliche untergewichtige KInder, aber ohne weiter nachzudenken wo das Kind eigentlich hin geschickt wird und wie das Kind damit fertig wird.
Für die Heime und Einrichtungen ein prima sicheres Geschäft (das erklärt die von fast allen Betroffenen berichtete Postzensur / die Einnahmequelle darf nicht durch Kindergejammer gefährdet werden) Die "Erzieher" können straffrei ihre in Nazi-Zeit erworben eigenen Traumata an hilflosen neuen Opfern abarbeiten. Die theoretischen Grundlagen der schwarzen Pädagogik wurden noch in den 90er Jahren an Hochschulen unterrichtet und wurden als Fachbücher herausgegeben.
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Ulrike Bahri schrieb am 28.05.2020
Mein Mädchenname war Ulrike Brülls aus Aachen. Von November bis Weihnachten 1963 verbrachte ich 6 Wochen im Schloss am Meer in Wyk auf Föhr. Die Barmer Ersatzkasse bezahlte den Aufenthalt, unser Hausarzt schickte mich dorthin, weil ich zu dünn war.

Alle eure Erinnerungen teile ich, die Zensur der Postkarten, den Grießbrei, in den man sich erbrach und dann wieder essen mußte, den Milchreis etc. Ich will nicht alles wiederholen. Mein Glück war wohl, dass ich schon 9 Jahre alt war und in der Gruppe der älteren Mädchen. Aber auch wir mussten in der Veranda Mittagsschlaf halten. Ich erinnere mich, dass wir oft im Wald Völkerball spielten und auf dem Rückweg singen mussten: Hejo holt den Wagen ein... und wenn die bunten Fahnen wehen... Lieder, die ich dort lernte und vorher nicht kannte. Eines Tages, wir bastelten, sagte uns Tante Gudrun, dass Kennedy erschossen wurde und es wohl Krieg geben würde. Mir war durch Unterhaltungen meiner Eltern der Begriff „Kubakrise“ bekannt. Ich hatte große Angst. Das vergesse ich nie.

Ich habe noch einige Fotos von damals auf denen auch Personen aus meiner Gruppe sind. Ich stelle sie gerne zur Verfügung, vielleicht erkennt sich jemand.
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Roland schrieb am 28.05.2020
Ich bin 1958 geboren und mit 5 Jahren, kurz vor der Einschulung, für 6 Wochen nach Berchtesgaden geschickt worden, weil ich angeblich zu dünn war. Diese 6 Wochen haben mich so sehr traumatisiert, dass ich mein halbes Leben damit verbracht habe, alles aufzuarbeiten und zu verarbeiten. Dies hat mich so viel Energie und Zeit und Geld und Lebeńsfreude gekostet, dass ich jetzt, wo das Thema sogar in der Tagesschau war, eine Rente fordere. (Die Details habe ich auf unzähligen Seiten niedergeschrieben in den Zeiten meiner Aufarbeitung als Erwachsener). Genau wie andere Folteropfer, die z.B. in DDR Gefängnissen misshandelt wurden, sie auch bekommen. Diese Zustände müssen, egal wo, gestoppt und beendet werden. Und für alle Geschädigten muss eine Wiedergutmachung gezahlt werden vom Staat, der diese Heime ja schließlich erlaubt und gefördert hat. Dabei helfe ich gerne, mit den bescheidenen Mitteln die mir zur Verfügung stehen, mit.
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Gänseblümchen schrieb am 28.05.2020
Meine Schwester und ich waren 1951/52 (im Alter von 6 und 7 Jahren) im Helenen Kinderheim in Bad Pyrmont. Geschlafen wurde in einem 10 Bettenzimmer, mit 2 Waschbecken.
Der Frühstücksraum war sehr groß - wir saßen an langen Bänken. Die Butterbrote waren geschmiert und lagen für jeden auf einem Teller.
Ich war ein schlechter Esser - ich mochte sehr wenige Sachen.
So passierte es immer wieder, dass es grobe Leberwurst (mit dicken Fettstücken) gab.
Bevor ich die gegessen hätte, hätte ich mich "totschlagen" lassen. Wir mußten den Teller
aber leer essen. Meine Schwester (1Jahr älter als ich) half mir dabei - wenn es möglich war, damit es nicht wieder Schläge gab. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich einmal
so eine Ohrfeige bekommen habe, dass das Butterbrot aus meiner Hand - durch den Ess-
raum flog.
Das Mittagessen gestaltete sich ähnlich. Erinnere mich noch sehr gut an eine Tomatensuppe - auch nicht mein Ding - so versuchte meine Schwester mir wieder zu helfen - aber sie konnte auch nicht alles bewältigen. Irgendwann habe ich es dann geschafft "aussortiert" zu werden und musste mit einigen anderen "bösen" Kindern an den Spezialtisch. Für mich als 6-jährige war das eine schlimme Bestrafung - dort ohne meine Schwester zu sitzen.
Erinnere mich noch gut daran, dass ein Mädchen eine Karte an ihre Eltern geschrieben hatte, um die dortigen Zustände mitzuteilen und nach Hause geholt zu werden. Sie hatte diese Karte allerdings - wegen der fehlenden Briefmarke - bei den Tanten abgegeben und um eine Briefmarke gebeten. Diese Karte wurde dann beim Mittagessen den Kindern vorgelesen. Dieses Mädchen kam auch an den "bösen" Tisch.
Zur Toilette ging es nur zu bestimmten Zeiten, die Toiletten waren draußen und hatten keine Türen. Wir waren ja als Geschwister "privilegiert" und einer konnte sich immer vor die Türe stellen, wenn der andere sein Geschäft verrichtete.
Mittags musste geschlafen werden und da durfte auch keiner aufstehen, um evtl. zur Toilette zu gehen. Neben mir schlief ein ungefähr gleichaltriges Mädchen, die jeden Mittag ins Bett machte.
Spaziergänge wurde auch gemacht, aber immer nur zum Schloss, weil die Tante dort ihren "Schatz" besuchte
Es war für uns Kinder eine ganz schlimme Zeit, wir konnten unseren Eltern erst davon berichten, als wir wieder nach Hause kamen.
Das Heim ist nach unserer Kur geschlossen worden. Welch ein Segen!!!!
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Nicole schrieb am 28.05.2020
Hallo, mein Name ist Nicole und ich weiß seit gestern wieder, dass ich ein Verschickungskind war. Gestern Mittag sah ich einen Bericht im ARD Mittagsbufett über Verschickungskinder. Bis zu diesem Report kannte ich diese Bezeichnung nicht und bis zu diesem Report habe ich diesen Teil meines Lebens wohl verdrängt. Nun saß ich vor diesem Report und brach in Tränen aus. Plötzlich erlebte ich alles noch einmal. Ich möchte Zeugnis ablegen und möchte mich befreien. Bis gestern war ich allein und heute sind wir viele. Ich weiß nicht ob dieses Trauma der Auslöser für weitere Traumata und Depressionen war oder ist, aber seit gestern weiß ich erst wieder davon und werde versuchen es zu bearbeiten und verarbeiten.
Ich war 9 Jahre alt und war in Haffkrug im Haus Marion. Ich kann mich an die Zugfahrt erinnern. An viele andere Verschickungskinder und meine Angst. Es gab kein Begleitpersonal. Nur ein Schaffner schaute gelegentlich nach uns. Dann erinnre ich mich erst wieder an das Haus. An die Treppe die zu den Schlafsälen führte. An den Waschraum und an den Speisesaal. Ich erinnere mich an das Zimmer in dem meine Läuse ausgiebig behandelt wurden. Ich erinnere mich an eine Flasche Essig die damals genauso aussah wie heute. Heute weiß ich, dass es Essig-Essenz war. Ich musste im Schlüpfer dort Sitzen und bekam den Inhalt der Flasche auf den Kopf. Es lief an meinem Körper herunter und es fing an zu brennen. Ich weinte und wurde angeschrienen. Mit einem Läusekamm wurden meine etwa längeren Haare den Rücken runter gekämmt. Diese Tante kämmte so fest das es schmerzte und der Essig in den Wunden brannte. Diese Traktur hatte ich mehrfach. Wegen der Läuse durfte ich nur auf Müllsäcken schlafen. Im Speisesaal musste ich eine Duschhaube tragen. Ich durfte nicht einmal ein Handtuch darüber wickeln.

Ich war klein und dünn und da hieß es zwei Portionen essen. Die Übergewichtigen Kinder saßen mit den Untergewichtigen Kindern zusammen. Man kann sich vorstellen wie schlimm das war. Mir wurde das essen rein gezwängt und die Kräftigen litten unter Hunger. Mehrfach habe ich das Essen erbrochen. Meist saß ich bis zum Abendessen. Während zur Kaffeezeit Kuchen serviert wurde saß ich noch vor kalter Leber mit Spinat. Auch diese habe ich erbrochen.

Ziemlich am Anfang musste ich nachts auf die Toilette. Als ich nicht mehr einhalten konnte schlich ich mich zur Toilette. Natürlich wurde ich erwischt. Die Strafe war schlimm. Am nächsten Tag wurde im Speisesaal vor allen Kindern gesagt, dass ich ein Baby sei und noch ein Töpfchen brauche. Mir wurde dann feierlich ein Nachttopf überreicht. Ich habe mich einfach nur geschämt. Den ganzen Aufenthalt fühlte ich mich beobachtet. Ich dachte alle lachen über mich. Das Läusemädchen mit dem Nachttöpfchen.

Ich hatte schon damals das Gefühl, dass es nicht rechtens ist, was mir dort angetan wurde. Ich wäre am liebsten gestorben, abgehauen oder zur Polizei gegangen. Ich wollte mein Taschengeld den Tanten geben damit Sie mich in Ruhe lassen. Die eine meinte nur das sei zu wenig. Ich habe meiner Oma geschrieben, sie solle mir mehr Geld schicken. Aber auch für 75 DM wollten die nicht nett zu mir sein. Sie lachten mich aus.

Ich kann heute nicht mehr genau sagen, ob sie nur zu mir so waren oder auch zu den anderen Kindern. Damals hatte ich das Gefühl, dass es wegen meinen Läusen war. Ich glaube diese 6 Wochen begleiten mich noch immer. In diesen 6 Wochen ist so viel in mir zerbrochen. Selbstverständlich kann ich nicht behaupten, dass mein Zwangsstörungen und Angststörungen darauf zurück zu führen sind aber vielleicht finde ich hier endlich einen Ansatzpunkt.

Diese plötzliche Erinnerung ist so verdammt schmerzhaft aber auch so befreiend. Da war etwas in deiner Kindheit das plötzlich wieder da ist. Meine Therapeutin hat in zig Sitzungen immer gesagt da muss etwas in der Kindheit gewesen sein. Das glaubt mir sicher keiner, aber das fiel mir nicht ein. Das war wie ausgelöscht und jetzt ist es da.

Viele meiner Briefe aus der Kinderkur kamen nie zuhause an. Wir wurden ja auch angehalten, unseren Eltern nur schöne Dinge zu schreiben. Ich habe nichts Schönes erlebt. Carl Carsten war damals dort und hat den Kindern Autogramme gegeben. Ich durfte nicht hin ich hatte ja Läuse. Ich hatte gefühlt 6 Wochen lang Läuse. Ich durfte höchstens mal mit Mütze und Duschhaube mit in den kleinen Supermarkt ein Stück die Straße runter.

Ich habe gestern gleich den Fragebogen auf dieser Seite ausgefüllt. Bei dem Punkt was am schlimmste war, konnte man nur 3 Punkte auswählen. Ich habe lange überlegt und konnte mich nicht entscheiden. Ich fand einfach alles schlimm und habe wirklich lange bei diesem Punkt nachgedacht. Ich strich z.B. die Trennung von meinen Eltern. Ich glaube wenn es dort schön gewesen wäre hatte mir die Trennung nichts ausgemacht. Zwischen Esszwang und Toilettenverbot konnte ich mich auch nicht entscheiden. Auch die Demütigungen waren gleichwertig. Die Körperliche Misshandlung mit dem Essig und dem spitzen Kamm war ebenso schlimm. Ich hatte das volle Programm.

Wer von Euch war auch in Haffkrug oder wer von euch möchte sich mit mir austauschen???

Ich habe heute selbst zwei Kinder. Keiner darf meinen Kindern so etwas antun. Ich kann auch nicht verstehen, was mit diesen Frauen dort los war. Wurden Sie so schlecht bezahlt? waren es Sadisten?

Wie kann man so etwas einem Kind antun?????
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Petra schrieb am 28.05.2020
Ich war 1968 6 Wochen in den Sommerferien im Kinderheim Dr. Roß in Westerland. Das war wohl veranlasst vom Land Berlin als preiswerte Ferienerholung für dünne Kinder armer Leute. Genaues weiß ich nicht, kann auch niemand mehr fragen. Die Altersgruppe dort war von 6-12 Jahren, allerdings waren fast alle Kinder eher am oberen Ende dieser Skala. Ich bin während des Aufenthaltes 7 Jahre alt geworden und deutlich die jüngste. Meine Erinnerungen sind nun nicht so krass wie vieles, was ich hier lese, vieles ist auch verschwommen oder vergessen, allerdings habe ich interessanterweise keinerlei positive Erinnerungen an diese Zeit, auch nicht an Freundschaften mit anderen Kindern, und doch etliches Unangenehmes mein Leben lang deutlich vor mir. Das Essen war wohl gar nicht so schlecht, allerdings mit viel Druck verbunden. Zum Frühstück z.B. gab es Schwarzbrot mit Marmelade. Das musste gegessen werden, obwohl ich keine Marmelade mochte. Wenn ich nicht alles aufaß, wurde das Brot auf die Ausflüge mitgenommen und mir den Tag über immer wieder vorgesetzt bis es alle war, auch wenn die anderen Kinder etwas anderes bekamen. Zum Abendbrot gab es im Wechsel einen halben Apfel oder eine halbe Zwiebel (!) als Zugabe zum Brot. Vormittags gab es ein strammes Ausflugsprogramm. So erinnere ich mich an eine über 20 km lange Wanderung am Strand entlang, also im Sand. Mittagsschlaf war Pflicht und danach gab es Spiele im Garten. Obwohl ich zu Hause viel turnte, waren die ruppigen Ballspiele mit allen als kleinste und dabei sehbehinderte für mich ein ziemlicher Alptraum. Mitmachen war aber Pflicht. Ich erinnere mich vor allem an die Drangsalierungen der großen Jungs. Z.B. am Strand warfen sie mit Feuerquallen, im Haus zur Schlafenszeit stürmten sie den Mädchenflur und versuchten die Schlafanzughosen runterzuziehen. Die Erzieherinnen nahmen das nicht zur Kenntnis. Jeden Sonntag wurden Briefe nach Hause geschrieben. Diese wurden kontrolliert. Den Inhalt meines Geburtstagspaketes musste ich auf Verlangen der Erzieherinnen mit den anderen teilen, für mich blieb nichts. Zwei Tage vor Abfahrt wurde ich krank mit Bindehautentzündung und hohem Fieber. Die Erzieherinnen kommentierten das nur lächelnd, dass ich ja so nicht nach Hause fahren könne…. Zum Glück sank das Fieber wieder etwas und ich konnte die Heimreise antreten. Ich bekam die Augen zugepflastert und meine Mutter bekam den Schreck ihres Lebens, als sie mich ohne Vorwarnung so am Bahnhof in Empfang nehmen sollte.
1970 bin ich mit meiner Familie im Urlaub aus Neugier dort vorbeigefahren; da schien das Gebäude nicht mehr als Kinderheim genutzt zu werden.
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Gerda Schmidt schrieb am 27.05.2020
Im März 1961 fuhr ich für 4 Wochen zur Kinderkur auf die Insel Langeoog, ins Flinthörn-Haus. Das Haus gehörte wohl zur Inneren Mission, einer christlichen Vereinigung. Ich war eine schlechte Esserin und sehr dünn. Die Initiative kam von unserem Dorfpastor .Es sollte um die gute Wirkung von Luftveränderung gehen. Das erinnere ich noch. Ich war damals
7 Jahre alt und Erstklässlerin. Meine Schwester verbrachte im Jahr davor als 13 Jährige dort einen Kuraufenthalt und war mit guten Erinnerungen und einigen Pfunden mehr nach Hause zurück gekommen. Im Flinthörnhaus sah ich Dinge, die mich verstörten, weil ich
so etwas selbst in meinem sehr strengen Elternhaus nie erlebt hatte: Ich erinnere mich an ein Mädchen eben mir, das ihr Mittagessen, ich glaube es war Grünkohl, nicht essen wollte. Sie wurde dann zum Essen gezwungen und erbrach sich auf den Teller. 30 oder 50 Kinder im Esssaal schrien auf. Das Mädchen weinte und wurde dann gezwungen, das Erbrochene aufzuessen. Das Mädchen tat mir so leid, aber was sollte ich tun? Ich hatte Mitleid und große Wut auf die Tanten. Ein anderes Mädchen aus meiner Gruppe (wir waren alle zwischen 6 und 8 Jahre alt) nässte nachts ein. Viele Nächte musste sie in dem nassen Bett schlafen. Eines Abends kehrte sie nicht in unseren Schlafsaal zurück, denn ab dann musste sie in der harten Badewanne schlafen. Wir Kinder wurden gezwungen uns das "Bett" im Badesaal anzuschauen. Ich hatte oft Heimweh und habe abends im Bett geweint, wie viele andere Mädchen im Saal auch. Ich kann mich nicht erinnern, dass mich eine erwachsene Person getröstet hätte.
Nach dem Mittagessen mussten wir Mittagschlaf machen. Wer seine Augen nicht zu gemacht oder gesprochen hat, der wurde geschlagen.
Dass unsere Post nach Hause zensiert wurde, ist dagegen harmlos. Ich war eine der wenigen Kinder, die schon gut schreiben konnten. Ich musste das, was ich meinen Eltern schreiben wollte, den Tanten auf einen Zettel schreiben. Schlechte Nachrichten wurden durchgestrichen. Nach den 4 Wochen hatte ich 1 Kilo zugenommen. Meine Mutter war schockiert über meinen Bericht und machte sich Vorwürfe, dass sie mich zur Kur geschickt hatte. Diese wunderschöne Insel war 30 Jahre in meiner Erinnerung eine Ort des Bösen, in einem Haus, das der evangelischen Kirche unterstand. Später wurde mir klar, dass dort die Pädagogik aus der Nazizeit zur Anwendung kamen und nicht nur deren Lieder gesungen wurden.
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Sieglinde Igel schrieb am 27.05.2020
Auch ich war ein Verschickungskind. Ich wurde 1965 zur Kur in den Harz geschickt. Der Ort hieß Rottleben und ich war damals 9 Jahre alt.
Wie schon von jemandem hier geschrieben, herrschte auch zur meiner Zeit dort der Essenszwang. Es war ein furchtbares Erlebnis und davon gab es weitere schlechte Erfahrungen.
Ich wurde gezwungen rote Beete zu essen. Die Erzieherin drohte mir, falls ich die nicht esse, dann werde ich damit gefüttert. Aus Angst zwang ich mich selbst diese zu essen. Jedoch habe ich alles wieder ausgebrochen und wurde dafür bestraft. Es war ein traumatische Erlebnis. Bis heute esse ich keine rote Beete und wenn ich welche sehe, dann kommen alle Erinnerungen daran wieder.
Wir durften auch nachts nicht einfach auf die Toilette gehen. Wir mussten vor dem Schlafen gehen, auf die Toilette. Danach durften wir nicht mehr.
Für mich war das kein Erholungsheim, sondern eher ein Erziehungsheim mit bösen Erziehern.
Es waren 6 Wochen in diesem angeblichen Erholungsheim und für mich eher eine schlimme Zeit.
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Regina Scholl schrieb am 27.05.2020
Im Alter von fünf Jahren wurde ich 1967 für 6 Wochen zur Kindererholung nach Altastenberg ins Sauerland zum Aufpäppeln geschickt, denn ich hatte 2 OPs hinter mir. So kam ich ins Haus "Sonnenschein".
Die Toiletten waren nur eine halbe Stunde vor und nach dem Essen geöffnet und wer sich in die Hose machte wurde geschlagen. Bettnässer hatten regelmäßig das "Vergnügen". Ich hatte fürchterliches Heimweh. Beim Mittagsschlaf war ich still, hatte aber die Augen geöffnet und hab sehnsüchtig auf die Ansichtskarte meiner Eltern geschaut. Das hatte zur Folge, dass ich an den Haaren aus dem Bett gezogen wurde und nach Schlägen barfuß im Flur auf dem kalten Boden stehen musste. Bei der anschließenden Erkältung wurde mir das Husten verboten.
Nach den langen Wochen hatte ich Angst meine Eltern nicht mehr zu erkennen. Oft dachte ich: Was habe ich nur verbrochen, dass man mich dorthin geschickt hat?. Lange habe ich daheim nichts erzählt. Erst später und da tat es meiner Mutter sehr leid, denn eigentlich wollten sie mir nur Gutes tun.
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Susanne Winkler schrieb am 27.05.2020
Hallo, Susanne hier - um und bei 1960 wurde ich mit ca.. 10 Jahren in das Kinderkurhaus Kölpinsee auf Usedom für 4 Wochen verschickt. Diagnose war Kopfschmerzen, Schuppenflechte und essen essen essen. Wie auch immer, Mittagsschlaf war Doktrin, Ich war das nicht gewohnt. Großer Saal mit Aufseherin und wehe dem, man hat sich gerührt. Also habe ich mich über die 11/2 Stunden damit gerettet, unter der Decke jeweils den kleinen Zeh unabhängig von allen anderen abzuspreizen. Ich war so froh, dass meine Eltern mich vorzeitig erlösten und in den Urlaub mit meinen Geschwistern in Heringsdorf nahmen. Ich kann bis heute nicht zu Mittag schlafen und die kleinen Zehe immer noch abspreizen. Versucht es mal, ist gar nicht so einfach. Tagelanges Training bringt es. LG Susanne
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Martin schrieb am 27.05.2020
Bad Wörishofen - Kneippsche Kinderheilstätte:

Ich war ca. 1976/77 dort. Der absolute Horror! Alles was schon beschrieben wurde, fand auch dort statt. Folter pur ... und das 24/7. Man wurde von einer Quälerei in die nächste weiter gereicht. Wir hatten alle schreckliche Angst!

Es muss den Nonnen/Erziehern?/Angestellten klar gewesen sein, was sie taten. Die Kinder haben so lange geweint, bis sie gebrochen waren und nur noch innerlich geheult haben und hofften, dass es irgendwann zu Ende geht.

Das Foltern und das Vertuschen hatte System! Und wir haben es strafrechtlich mit Tätern zu tun!

Gut, dass die Sache an`s Licht kommt. Ich wusste immer, dass das nicht OK war. Jetzt ist es raus. Mir geht es heute noch sehr nahe ...
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Pia Freiwald schrieb am 27.05.2020
Als Fünfjährige wurde ich 1963 nach Bondorf im Schwarzwald "verschickt". Die Erlebnisse in diesen 6 Wochen sind heute noch ein Alptraum für mich. Niemand in diesem Heim war freundlich, es herrschte ein militärischer Umgangston. Um gute Erfolge bei Gewichtzunahme der Kinder zu erzielen, wurde man regelrecht gemästet. Musste sich ein Kind erbrechen, musste es das Erbrochene aufessen.
Nach 2 Wochen fing ich an ins Bett zu machen. Daraufhin musste ich ganze Tage auf der blanken Matraze liegen oder wurde für Stunden in eine Besenkammer gesperrt. Schläge und Drangsalierungen waren an der Tagesordnung, für mich merkwürdige Kontakte von älteren Kindern und Erziehen sind mir im Gedächtnis geblieben. Nach 6 Wochen wurde ich allein in den Zug gesetzt(5 Jahre alt!) und nur meiner aufmerksamen Oma ist es zu verdanken, dass ich am richtigen Bahnhof aus dem Zug geholt wurde.
Lange konnte ich meinen Eltern nicht verzeihen, dass man mich dorthin geschickt hat. Bis heute kann ich nicht eine Kur oder Reha wahrnehmen, zu schlimm ist die Erinnerung. Meine Eltern haben mir zeitlebens nicht geglaubt, was ich erlebt habe.
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klaus-dieter kronier schrieb am 27.05.2020
ich war 1966 in st.peter ording ich glaube das heim hies westerland und 1967 im schwarzwald im haus kohlwald wenn ich mich richtig erinnere,ich war damals 6bzw.7 alt dort wurden wir auch gezwungen ebrochenes zu essen und geschlagen.falls jemand infos zu diesen einrichtungen hat wäre es schön noch infos zu bekommen,das gleiche geschah auch awo kindergarten in wiesbaden riederbergstrasse,ich bin mit 3 jahren dort hingekommen auch dort musste ich mein erbrochenes essen wenn ich das essen nicht mochte,falls da jemand eine info hat würde ich mich freuen,liebe grüsse k-d kronier
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Torsten schrieb am 25.05.2020
"Schloss am Meer", Wyk auf Föhr
Ich, Torsten, bin Jahrgang 1967 und wurde 1975 nach Wyk auf Föhr verschickt (das Jahr habe ich in meinem Grundschulzeugnisheft ermittelt, meine Verschickung ist dort sogar vermerkt).
Allein die Bahnfahrt war schon traurig, ich kannte natürlich niemanden. Immerhin hat ein ebenfalls verschickter Junge im Zugabteil Gitarre gespielt, das blieb der einzige Lichtblick für 6 Wochen. Alle hatten diese grünen Barmer Ersatzkassen Rucksäcke. (Ich bin natürlich nicht mehr bei der Drecks Barmer!)
Ich war in einem Dreierzimmer mit einem Jungen aus Gelsenkirchen und einem aus Bochum, das weiß ich noch genau. Was ich nie vergessen werde: nach einer der Zwangsmittagspausen mussten alle an einer der ständig rauchenden "Tanten" vorbei, und wir wurden genötigt, einen Zug an ihrer Zigarette zu ziehen. Es war eine schlimme Zeit mit viel Heimweh und Gefängnisatmosphäre. Ich kann mich an nichts Schönes erinnern.
Gestern habe ich hier eine Menge Kommentare gelesen, das hat mich sehr aufgewühlt, ich hatte das Kapitel irgendwie verdrängt. Und ich hätte nie geglaubt, dass das bis in die 90er Jahre ging. Meiner jetzt 12-jährigen Tochter würde ich so eine Verschickung niemals antun. Wie kam man damals auf die Idee, dass das für irgendetwas gut sein soll??? Wer ist verantwortlich? Wer hat dieses System ausgedacht mit den Strafen und seelischer Folter? Sitzen die Verantwortlichen im Knast oder schmoren die schon in der Hölle? Das "Schloss am Meer" bleibt in meiner Erinnerung wie ein Sanatorium aus einem Horrorfilm.
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Birgit Stern schrieb am 18.05.2020
Ich war 1965 in so einer "Anstalt" in Donaueschingen im Schwarzwald, ich habe diese Einrichtung auf keiner Liste gefunden. Weiss auch keinen Namen oder Strasse, ich war 7?, aber es war Donaueschingen.
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Ralf schrieb am 14.05.2020
Ich erinnere mich noch genau an meine Zeit in der Kinderkur im Adolfinenheim auf Borkum 1976. Es war nach dem Tod meines Vaters das zweitschlimmste traumatisierende Erlebnis meiner Kindheit. Wie auch aus anderen Heimen berichtet wurde, mussten Kinder die das ungenießbare Essen erbrochen hatten auch hier ihr Erbrochenes wieder essen. Ich selbst habe dies zwar nicht gemusst, kann es aber aus meiner Erinnerung bestätigen. Auch dass uns das Taschengeld von den Erzieherinnen gestohlen wurde kann ich bestätigen. Ich hatte damals von den Eltern und Großeltern bestimmt um die 100 DM bekommen. Diese hatte sich meine Erzieherin Frau Wesseling schnell eingesteckt, nein wir wollen die richtige Bezeichnung nennen, gestohlen. An ein Erlebnis kann ich mich besonders gut erinnern weil es mich bis heute nicht loslässt. Ich hatte mit dem Essen gespielt und wurde von einer Erzieherin unsanft am Oberarm gepackt und auf den Flur geschleift. Ich dachte zuerst hier muss ich jetzt warten bis die anderen Kinder gegessen haben und freute mich schon heimlich den Drecksfraß nicht mehr essen zu müssen. Doch das sollte nicht alles sein. Plötzlich kam die Erzieherin (Namen weiß ich leider nicht mehr) mit einem Rohrstock zurück. Nahm meine Hand am Handgelenk und schlug mir mehrmals mit diesem Rohrstock auf die Handfläche. Zuerst war ich so erschrocken und überrasch, dass ich den Schmerz nicht sofort gespürt hab, denn von zu Hause kannte ich keine Schläge. Doch schnell war ich in der Realität angekommen und merkte den stechenden Schmerz der sich durch den ganzen Arm zog. Es waren nicht ein paar Schläge, nein aus meiner Erinnerung meine ich, dass es minutenlang so ging. Ich dachte sie hört gar nicht mehr auf und meine Hand fällt ab. Als die Erzieherin endlich aufgehörte und ich schon ganz schön verheult war, tippte sie mir mit dem Finger auf die Nase, wuschelte meine Haare und sagte; ich werde es nie vergessen: „Na junger Mann, das Lustige ist, dass zu zwei Händchen hast“. Danach nahm sie meine andere Hand die nun auch mit dem Rohrstock malträtiert wurde. „Oh ja, schrei schön laut damit alle wissen was mit Kindern passiert die mit dem Essen spielen“, sagte sie. Meine Handflächen waren danach richtig rot und geschwollen und die Striemen waren noch am nächsten Tag gut zu sehen.
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Anne Debski schrieb am 07.05.2020
Hallo und guten Tag
Ich bin Jahrgang 1965 und war 1975 im Allgäu, in Obermayselstein.... Kinderkurheim Marianne
zusammen mit meiner jüngeren Schwester, sie hatte sogar in der Kurzeit Geb und wurde 6 Jahre alt.
Das waren die schlimmsten 6 Wochen die wir je erlebt haben, am 20.12.1975 sind wir wieder nach Hause gefahren....

Ich habe noch HEUTE mit gewissen Ängsten zu kämpfen

Meine Bezeichnung für die Zeit ist... 6 Wochen Kinderknast....

Ich wünsche allen noch einen schönen Tag.....


Kennt jemand das Heim.... heute ist es ein Mutter-Kind-Haus
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Juliane schrieb am 06.05.2020
Hallo, tut mir leid, wenn ich die Seite nicht richtig nutze. Ich bin auf der Suche nach Informationen über das Kurheim in Strausberg bei Berlin. Dort war ich Anfang der 90er Jahre. Über das Landesarchiv komme ich nicht weiter und ich versuche gerade, das alles zusammen zu puzzeln.
Kann mir vielleicht jemand helfen? Danke!
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Heike Kozel schrieb am 03.05.2020
Ich war drei Montate auf Norderney,1961 war ich fast vier Jahre alt. Es war die Hölle ... wir wurden gedemütigt, ich musste mein Erbrochenes essen. Täglich wurde mir Blut abgenommen. Nachts wurde ich im Bett festgebunden, damit ich mich nicht kratze. Die täglichen Bäder haben mir Angst gemacht, es war eine riesige Badewanne mit einer blauen Flüssigkeit, die total gebrannt hat. Wenn ich geweint habe,wurde ich getaucht ... die Tante sagte dann,jetzt hast du einen Grund zu weinen. Ich bin immer noch traumatisiert. Ich leide unter einer Angstörung. Norderney hat mich gebrochen.
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Gaby schrieb am 02.05.2020
Hallo, ich war im April/Mai 1969 in Bad Dürrheim im Luisenheim, weil ich angeblich zu dünn war.
Ich wurde in Freiburg von meinen Eltern in den Zug gesetzt. Ein anderer Junge aus meinem Kindergarten, der auch zu dünn , war ging auch mit. Dessen Mutter brachte uns nach Bad Dürrheim.
Wir schliefen alle in einem großen Raum . Und der Speisesaal war auch riesig. Es gab jeden tag Grießbrei, den wir essen mussten. Irgrndwann bekam die Windpoken und musste tagelang isoliert von allem in einem kleinen Raum liegen. Ich glaube, es war eine Wäschekammer. Ich musste Wollhandschuhe tragen und nachts Plastikmanschetten, die vom Unterarm bis zum Oberarm gingen, damit ich nicht kratzen konnte. Die Schwestern dort waren kalt und lieblos.
Leider weiß ich sonst nichts mehr.
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Silke schrieb am 01.05.2020
Hallo Wolfgang
Wann warst du genau in St.Peter Ording? Weißt du noch wie das Heim hieß ?
Ich war 1974 im Wetzelhof
Silke
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Ingrid schrieb am 27.04.2020
Hallo Monique Eckardt-Begall, kann es eventuell der Berghof bei Polling (Peißenberg) gewesen sein? Wenn Sie mir eine Mail an verschickung-Berghof senden, schicke ich ein Foto. Allein das Haferschleim-Problem kommt mir sehr bekannt vor! Liebe Grüsse Ingrid
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Anne schrieb am 24.04.2020
Hallo, das Verschickungsheim war das Kindersansatorium Luisenruhe, Königsfeld im Schwarzwald Gemeinde in Baden-Würtemberg. Geboren bin ich 1961, mit 5 Jahren und mit 9 Jahren war ich jeweils 6 Wochen über das Gesundheitsamt wegen Spastischer Bronchitis dort. Schon mit 9 Jahren konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, was ich mit 5 Jahren dort erlebt hatte. Eins wußte ich aber, ich wollte da nie wieder hin und habe tagelang vor der Abreise geweint. Als verändertes Kind bin ich mit 9 Jahren heim gekommen. Auch heute kann ich nicht mehr sagen, was in dem Heim mit mir mit 5 Jahren und 9 Jahren genau passiert ist. In Erinnerung sind mir einige Szenen wie Reise mit der Bahn, kleine Zimmer mit ziemlich vielen Betten ohne Privatsphäre, mehrmaliges tägliches Fiebermessen im After, Wurmbefall und immer wieder Afterschau bei allen Kindern, tagelange Isolation im Bett im Dachstuhl, Essen im Keller im Saal auf Bänken und immer und immer wieder Milchsuppe, Therapie zu der man Anstaltskleidung anziehen musste, Gewichtszunahme von 5 kg, Briefe Schreiben mit Zensur, Basteln gegen Geld, Wegnehmen von Päckcheninhalten (Süßigkeiten), Waschaktion unter Aufsicht von mehreren Frauen einmal in der Woche mit mehreren Kindern gleichzeitig, Unterricht bei dem es um still sitzen ging, Vorlesen, Räume ohne Spielsachen und immer und immer die eisige Kälte der Schwestern, ausgegrenzt werden. Ich hatte unendliches Heimweh.
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Wolfgang schrieb am 24.04.2020
In den 70er-Jahren war ich wegen meines Asthmas zwei mal für jeweils 6 Wochen in einem "Kindererholungsheim". Zuerst auf Borkum (im Alter von 5 oder 6 Jahren) und dann in Sankt Peter Ording (wohl mit 7 oder 8). Leider erinnere ich mich nur noch bruchstückhaft an viele schlimme Erlebnisse. In welchen Heimen ich konkret war, weiß ich leider nicht.

Schon die Zugfahrten waren furchtbar. Man wurde einfach zu wildfremden Leuten ins Abteil gesetzt, die dann gefragt wurden, ob sie ein wenig aufpassen könnten. Zu trinken gab's nichts. Nur eine Tüte Gummibären "gegen den Durst". Das in den Heimen Essen war mies, ich hatte entsetzliches Heimweh und wurde behandelt, als wäre ich ein Möbelstück. Die Betreuerinnen auf Borkum mussten wir "Tanten" nennen. Dabei hatten sie uns nur Kaltherzigkeit und Erniedrigung zu geben. Die Betreuerinnen in Sankt Peter Ording waren auch nicht besser. Ich erinnere mich nur an tiefe Traurigkeit, viel Heimweh, das Gefühl des Ausgeliefertseins und des Alleinseins. Briefe nach Hause wurden zensiert. Und mir ist es bis heute ein Rätsel, warum meine Mutter mich ein zweites Mal in Kur schickte, obwohl doch die erste Kur schon grauenhaft war und das Heim auf Borkum wegen der unhaltbaren Zustände wohl zwischenzeitlich geschlossen worden war.

Wenn ich in den Berichten der anderen von Missbrauch und Misshandlung lese, scheine ich es allerdings noch recht gut getroffen zu haben. Was mich allerdings sehr ärgert ist die Ignoranz, mit der dem Thema begegnet wird. Offenbar möchte man es nicht so genau wissen (so wie damals anscheinend auch meine Mutter). Niemand scheint ernsthaft gegen die Zustände vorgegangen zu sein. Auch heute wird versucht, abzublocken. Die Stadt Sankt Peter Ording lässt sich bspw. auf einer Webpage u.a. über die Geschichte der "Kindererholungsheime" aus und bedauert, dass sie heute nicht mehr existieren, wo doch über 44.000 Kinder Gesundheitsprophylaxe und Erholung gefunden hätten. Niemand will Verzeichnisse besitzen oder noch lebende Verantwortliche kennen.
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Christiane schrieb am 23.04.2020
Ich war 1965 kurz vor meiner Einschulung 6 Wochen in einem "Kindererholungsheim". An den Namen des Heims oder des Ortes kann ich mich nicht mehr erinnern.
In dem Heim sollte ich dicker werden. Mein Vater nahm mich zum Abschied in die Arme. Ich klammerte mich an ihn und versuchte, vor den anderen Kindern nicht zu weinen. Eine Erzieherin zeigte uns den Schlafraum. Abends gingen wir in den Speisesaal. Wir saßen auf Holzbänke, die vor langen Tischen standen. Es gab Schokoladensuppe und Brötchen, die mit einer dicken Schicht Butter bestrichen worden waren. Das gab es in den sechs Wochen jeden Abend.
Wir waren ca. 10 Mädchen im Zimmer. In der ersten Nacht hat sich vor Angst mein Darm entleert. Die Erzieherin ließ mich am nächsten Morgen vor allen anderen Kindern mein Laken im Waschraum an einem kleinen Wachbecken mit einem Stück Seife waschen, was mir natürlich nicht richtig gelungen ist.
Beim Sport in der Turnhalle wurde ein Junge bestraft. Er musste die Arme nach hinten halten und die Turnlehrerin steckte ihm einen Gymnastikstab hinter dem Rücken in die Ellenbeugen, so dass er die Arme nicht mehr bewegen konnte. Er musste im Schneidersitz bis zum Ende der Stunde auf dem Boden in dieser Haltung still sitzen bleiben.
Ich versuchte sechs Wochen nicht aufzufallen und alles mitzumachen. Von Morgens bis Abends war ich achtsam, um nichts falsch zu machen.
Wir durften nachmittags draußen auf einer Wiese spielen. Der Spielplatz war von einer Hecke umgeben. Auf der Wiese standen Klettergerüste. Ich spielte lieber ein Stück entfernt von den anderen und flüchtete mich in eine Phantasiewelt. Die anderen Kinder machten mir Angst, ich freundete mich mit niemandem an.
Ich habe in den sechs Wochen in diesem "Kindererholungsheim" kein Gramm zugenommen.
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