Vorwürfe von Gewalt und Vergewaltigungen im Keller

Nachdem schon 2019 eine Berliner Betroffene beschrieb, wie sie in einem Verschickungsheim in Bad Reichenhall aus dem Bett gezerrt, in einen Sack gesteckt und in den Keller gebracht und vor einen Ofen geführt wurde, mit der Drohung, man würde sie nun dort verbrennen, sind neue Erlebnisse ans Licht gekommen. In einem Bericht vom 24.1.24 im BR, von Gabriele Knetsch, geht es um Vergewaltigungen, Bestrafungen, unfassbare Gewalt. Aber auch um ehemalige Mitarbeiter mit gutem Gewissen und Forschende, die in Akten keine Belege dazu finden. Was für Belege will man über Gewalt finden, die Mitarbeitern in abgeschlossenen Kellern Kleinkindern antun? In welchen Akten soll so etwas stehen? Nur eine Anzeige habe man gefunden.
Es ist ein Schlag ins Gesicht von Betroffenen, die sich nach 50 Jahren erstmals trauen über ihr Leid zu sprechen, wenn sie in Forschungsstudien lesen, dass ihre individuellen Erlebnisse keinen Aktenniederschlag gefunden haben, und das so behandelt wird, als wäre es dann auch nicht geschehen.
In diesem Artikel bestreiten außerdem zehn ehemalige Betreuerinnen die Vorfälle und behaupten, sie hätten Kinder stets liebevoll betreut. Eine 87-jährige Anneliese Huber sagt: “Rund um die Uhr waren die Kinder bei uns beaufsichtigt. Das hätten wir doch merken müssen.” Und weiter behaupten sie: Im Heim habe es kein männliches Personal gegeben. Das können sie über dreißig Jahre hinweg garantieren? Es gab überall Hausmeister oder Gärtner und in den seltensten Fällen waren diese weiblich. Inzwischen hat man aber auch männliche Mitarbeitende entdeckt und eine Studie soll Ende des Jahres dazu herauskommen. Die Katholische Jugendfürsorge teilt auf BR-Anfrage allerdings dazu mit: “Eine Befragung von ehemaligen Kindern ist derzeit nicht vorgesehen“.

Wir meinen: Die Befragung ehemaliger Betroffener muss der Kern jeder Studie sein. Aber nicht nur das, die Fragebögen, die wir Betroffene in zahllosen Gruppen bereits gesammelt haben und deren Daten ja längst vorliegen, müssen wissenschaftlich ausgewertet, berücksichtigt und einbezogen werden. Andernfalls wird so eine Studie völlig unsinnig sein, denn Hunderte von Betroffenen werden ihr widersprechen.